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8 COVERSTORY Technikerinnen auf dem Vormarsch Trotz der alljährlichen Lobreden und Vorsätze am Welt- frauentag ergreifen die meisten Mädchen noch immer traditionelle Berufe. Der weibliche Techniknachwuchs dage- gen ist auf dem Vormarsch. Innovative Projekte in der Stei- ermark und Kärnten haben einen nachhaltigen Bewusst- seinswandel ausgelöst. Von Markus Kirchsteiger WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 4/2011 Die Technik war lange eine reine Männerdomäne. Doch dank der Initiative engagierter Unternehmen begeistern sich immer mehr Mädchen für technische Berufe. Foto: Jupiterimages
Gut die Hälfte der weiblichen Jugendlichen in der Steiermark und Kärnten interessiert sich seit Jahrzehnten nur für drei Berufe: Einzelhandels-, Bürokauffrau und Friseurin. Damit wählen Mädchen automatisch auch ein niedrigeres Gehalt. Denn die beliebtesten männlichen Lehrberufe, KFZ-, Elektro- und Maschinenbautechniker, werden wesentlich besser bezahlt. Die Technik war lange eine reine Männerdomäne. Doch dank der Initiative engagierter Unternehmen begeistern sich immer mehr Mädchen für technische Berufe. Der Grund für die Initiativen der Unternehmen ist pragmatisch: Vor dem aktuellen demografischen Hintergrund machen sich Engpässe am Arbeitsmarkt bemerkbar. Technisch ausgebildete Frauen sind ein wichtiger Faktor für einen Wirtschaftsstandort. Nach dem Ende der Kurzarbeit in der Metall- und Elektronikbranche wächst der Bedarf an neuen Arbeitskräften in der Industrie. Hier gelte es anzusetzen, betont Manfred Juricek, Leiter des AMS Mürzzuschlag: „Das Thema der Zukunft lautet, Frauen stärker für technische Berufe zu interessieren, vor allem für Lehrberufe, um dem Bedarf in der Region gerecht zu werden.“ Beim Summercamp des steirischen Autoclusters bekommen Mädchen im Alter von zehn bis 14 Jahren einen spielerischen Einblick in die Automobilbranche. Foto: ACstyria Anerzogene Scheu überwinden Auch Sabine Sattler von „Faszination Technik“, einer Initiative der Wirtschaftskammer Steiermark, hebt den Arbeitsmarktfaktor hervor: „Es ist auf alle Fälle notwendig, dass Mädchen vermehrt technische Berufe erlernen“, so Sattler. Die wichtigsten Fördermaßnahmen dafür seien Information, Sensibilisierung und die Möglichkeit, technische Berufe kennen zu lernen. Die WK Steiermark unterstützt daher den Girls Day, an dem Mädchen steiermarkweit die Möglichkeit haben, in technische Berufe zu schnuppern. Durch praktische Übungen an Werkstücken soll die „anerzogene Scheu“ vor diesen Berufen genommen werden. Weitere Initiativen sind der Töchtertag und die Initiative „Frauen in die Technik“. Um Mädchen als Lehrlinge zu gewinnen, engagieren sich aber vor allem die Unternehmen selbst immer stärker. „Die Motivation dieser Betriebe ist der Mangel an genügend geeigneten Lehrlingen“, sagt Beate Staudacher von der Wirtschaftskammer Kärnten. „Jedes Jahr wird die Suche nach notwendigen Lehrlingen schwieriger, und man möchte die große Gruppe der jungen Frauen nicht außer Acht lassen – vor allem auch, weil man mit den wenigen Mädchen, die bereits TRADITIONELLE BERUFSWAHL Die beliebtesten Lehrberufe 2010 (männlich) – n Steiermark / n Kärnten KFZ-Techniker: 1165 530 Elektrotechniker: 1063 486 Maschinenbautechniker: 908 456 Die beliebtesten Lehrberufe 2010 (weiblich) – n Steiermark / n Kärnten Einzelhandelskauffrau: 1601 930 Bürokauffrau: 740 335 Friseurin/Stylistin: 657 367 FRAUEN STÜRMEN UNIS COVERSTORY Frauenanteil an den Absolventen nach ausgewählten Studiengängen an österreichischen Universitäten im Studienjahr 2008/09 (in Prozent): Landschaftsplanung und -pflege: 70 Lebensmittel- und Biotechnologie: 55 Raumplanung und Raumordnung: 46 Chemie: 48 Technische Chemie: 44 Physik: 23 Informatik: 16 Mechatronik: 5 ausgebildet werden, sehr gute Erfahrungen macht.“ Es gehe um Lehrberufe wie Kunststofftechnikerin, Mechatronikerin, Maschinenfertigungs- und IT-Technikerin. Spitzenreiter bei den nichttraditionellen Lehrberufen in Kärnten sind derzeit Malerin (62 Mädchen), Maschinenbautechnikerin (51 Mädchen) sowie Elektrobetriebs- und Metallbearbeitungstechnikerin (jeweils 17 Mädchen). Lust auf technische Berufe machen „Das Ziel der Projekte ist es, Mädchen in den Schulen der Umgebung mit ganz speziellen Programmen, Informationsveranstaltungen und Workshops für die jeweiligen Lehrberufe zu interessieren“, erläutert Staudacher. Die Initiative ergriffen hat die Kärntner Firma Flextronics, die ihren Mädchenanteil von derzeit 22,5 Prozent heben will. Weibliche Lehrlinge des Treibacher Unternehmens sind in den Haupt- und polytechnischen Schulen des Bezirks unterwegs, um in Gesprächen und Vorträgen rund 400 Schülerinnen der 7. bis 9. Schulstufen Lust auf technische Berufe machen. Dieser Zugang hat sich bei anderen Projekten schon oft als sehr erfolgreich herausgestellt. Denn gegenüber Jugendlichen haben die Schülerinnen wesentlich weniger Hemmungen und trauen sich nachzufragen. Außerdem erfahren sie aus erster Hand, was in der Realität auf sie zukommt, wie ihr Arbeitsalltag aussieht. Unterstützt werden die Lehrlinge von Flextronics von Pädagoginnen des Mädchenzen- WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 4/2011 9
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