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30<br />

SCREENING<br />

BALI | MI. 16.11. | 13:00<br />

Vorgestellt von presented by Franka Sachse<br />

Madagaskar begegnen 3<br />

Encountering Madagascar 3<br />

Die Reihe MADAGASKAR BEGEGNEN entsprang<br />

der Zusammenarbeit des Kasseler Dokumentarfilm-<br />

und Videofests, des „Afrikamera<br />

Filmfestivals Berlin“, des einzigen madagassischen<br />

Filmfestivals „Rencontres du Films<br />

Courts de Madagascar“ (RFC) und der Kunsthochschule<br />

Kassel, an der unter der Leitung von<br />

Franka Sachse 2014 mehrere madagassische<br />

Filmemacher gemeinsam mit Studierenden einen<br />

animierten Kurzfilm erarbeiteten. Parallel<br />

dazu präsentierten die madagassischen Filmemacher<br />

ihre Produktionen auf dem Kasseler<br />

Dokfest. Seit 2014 zeigt das Kasseler Dokfest<br />

jedes Jahr aktuelle madagassische Produktionen<br />

– ausgewählt unter den prämierten Filmen<br />

des RFC.<br />

// The Series ENCOUNTERING MADAGSCAR originates<br />

from a collaboration of the Kassel Documentary<br />

Film and Video Festival, “Afrikamera Film Festival<br />

Berlin”, the only Malagasy film festival „Rencontres du<br />

Films Courts de Madagascar“ (RFC) and the School of<br />

Art and Design Kassel, where in 2014 Malagasy filmmakers<br />

and students worked together on a collaborative<br />

short film under the supervision of Franka Sachse.<br />

At the same time the Malagasy filmmakers presented<br />

their work at Kassel Dokfest.<br />

Since 2014 the festival presents current productions<br />

from Madagascar on a regular basis – selected from the<br />

compilation of films awarded at RFC.<br />

Heilung<br />

„Sarimihetsika“ ist das madagassische Wort für<br />

Kino. Wörtlich übersetzt bedeutet es „bewegtes<br />

Bild“. Diese Übersetzung ist heutzutage umstritten,<br />

da sie das tatsächliche Konzept nur<br />

teilweise erfasst. Für einige ist diese Umschreibung<br />

allzu simpel, für andere ist sie zu unspezifisch.<br />

Im Grunde kann man sagen, dass es das<br />

madagassische Kino noch zu definieren gilt.<br />

Die früheste filmische Produktion, die komplett<br />

in Madagaskar von einem Madagassen hergestellt<br />

wurde, ist ein 22-minütiger Schwarz-<br />

Weiß-Film mit dem Titel „Rasalama Martiora“<br />

(Rasalama, der Märtyrer). Der Film entstand im<br />

Jahr 1937 anlässlich des 100. Todestages des<br />

protestantischen Märtyrers Rasalama unter der<br />

Regie von Diakon Philippe Raberoja. Der Regisseur<br />

war Präsident einer Vereinigung französischer<br />

Bürger madagassischer Abstammung,<br />

durch die er Zugang zu einer Kamera erlangte.<br />

So war er in der Lage seinen Film zu realisieren.<br />

Leider ist die vollständige Version des Films verloren<br />

gegangen.<br />

In den Jahren darauf folgten unruhige Zeiten<br />

geprägt von mehreren Regierungsumstürzen.<br />

1960 erlangte Madagaskar seine Unabhängigkeit<br />

zurück, konnte sich politisch jedoch nie<br />

ganz stabilisieren. Diese schwierige post-koloniale<br />

Phase führte dazu, dass Ende der 1980er<br />

Jahre die Lichtspielhäuser des Landes geschlossen,<br />

oder in Kirchen umgewandelt wurden. Die<br />

gesamte Filmindustrie wurde dem Erdboden<br />

gleich gemacht. Bis heute gibt es kein öffentliches<br />

Kino im ganzen Land.<br />

Aus diesem Missstand resultiert die Gründung<br />

des einzigen madagassischen Filmfestivals. Als<br />

der Filmemacher Laza Anfang 2000 nach seinem<br />

Studium in Paris in seine Heimat zurückgekehrt<br />

war, fand er sich in einer Brachlandschaft<br />

wieder. Weder gab es eine Infrastruktur, um<br />

Filme zu produzieren, noch hätte man Filme<br />

angemessen präsentieren oder erleben können.<br />

Um eine Plattform für den madagassischen Film<br />

zu schaffen, entschloss er sich, das „Rencontres<br />

du Film Court de Madagascar“ (RFC) ins Leben<br />

zu rufen, ohne zu wissen, ob es überhaupt Material<br />

für einen, geschweige denn mehrere Filmabende<br />

geben würde. Überraschenderweise wurden<br />

schon für die erste Ausgabe des Festivals 35<br />

Kurzfilme eingereicht. Eine Zahl, die sich in den<br />

folgenden Jahren stetig erhöhte.<br />

Bis heute erhält kaum eine madagassische Filmproduktion<br />

finanzielle Unterstützung. Dennoch<br />

entstehen jährlich etwa 60 Kurz- und sogar ein<br />

bis zwei Langfilme. Es hat sich ein Netzwerk<br />

entwickelt, dessen Mitglieder/innen sich gegenseitig<br />

unterstützen. In der gegenwärtigen politischen<br />

und kulturellen Situation Madagaskars<br />

sind die Filmemacher/innen allein gelassen und<br />

es ist unabdingbar, dass man sich gegenseitig<br />

hilft. Am Ende ist jeder/jede Filmemacher/in in<br />

gewissem Maß an den Produktionen der anderen<br />

beteiligt.<br />

78 Jahre nach der Geburtsstunde des madagassischen<br />

Films kann man also festhalten, dass<br />

die Geschichte des madagassischen Kinos von<br />

zwei Phasen geprägt ist. Die erste endete Ende<br />

der 1980er Jahre und die zweite Phase begann<br />

mit der ersten Ausgabe des RFC in den 2000er<br />

Jahren.<br />

Ausgehend von diesem Prozess der „Heilung“ der<br />

madagassischen Filmindustrie, ist Teil 3 der Reihe<br />

Madagaskar begegnen mit diesem Titel überschrieben.<br />

Lazas Dokumentarfilm ODYAINA<br />

wird eingeleitet von drei (nicht nur) durch die<br />

RFC Jury preisgekrönten Kurzfilmen. Alle vier<br />

Filme sinnen auf unterschiedlichste Weise über<br />

Aspekte dieser Thematik nach, reflektieren in<br />

sehr persönlicher Weise und erzählen uns vom<br />

Leben in Madagaskar.<br />

Recovery<br />

In the Malagasy language, the word “cinema” is translated<br />

“Sarimihetsika” which literally means “moving<br />

image”. This translation is controversial nowadays<br />

given the fact that it does not reflect the real concept:<br />

too simplistic for some people and not enough singular<br />

for others. That is to say that Malagasy cinema is yet<br />

to be defined.<br />

The oldest cinematographic production entirely produced<br />

in Madagascar by a Malagasy is a 22 minutes<br />

black and white movie entitled “Rasalama Martiora”<br />

(Rasalama, the Martyr). Directed in 1937 by the<br />

deacon Philippe Raberojo, it marked the centenary of<br />

the death of the protestant martyr. Philippe Raberojo<br />

was the president of an association of French citizens<br />

of Malagasy origin, where he had access to a camera.<br />

Thus he was able to realise his film. Unfortunately the<br />

complete version is nowadays lost.<br />

In the following years, Madagascar was crisis-shaken<br />

by several political overthrows. In 1960 Madagascar<br />

gained back its independence, but still suffers from<br />

political instability.<br />

This complicated post-colonial period not only leaded<br />

to the close down or transformation of the countries<br />

cinemas into churches. Also the whole film industry was<br />

razed to the ground. Till today there is still no public<br />

cinema in Madagascar.<br />

Madagascar’s only film festival was initiated in that<br />

context. When the filmmaker Laza came back home<br />

after his studies in Paris he found a waste land.<br />

There was neither an infrastructure to produce film<br />

nor existed a space to show or enjoy film. To create a<br />

platform he decided to found the “Rencontres du Film<br />

Court de Madagascar” (RFC). Even without knowing<br />

if there would exist material to fill one or even more<br />

screenings. Surprisingly, even for the first edition of<br />

the festival 35 short films were submitted. And this<br />

number constantly increased over the following years.<br />

Till today most of the Malagasy productions don’t get<br />

public funding; however around 60 short films and one<br />

or zwo feature films are made each year. A genuine professional<br />

network has emerged whose members help<br />

each other to make films. Given the political situation<br />

of Madagascar and of its cinema, the filmmakers are<br />

left on their own and need to work together. Finally,<br />

everyone gives a little help for everyone’s film production.<br />

78 years after the official birth of the Malagasy cinema,<br />

we can say that its history has two outstanding periods:<br />

the first lasted until the end of the eighties and the second<br />

started with the RFC (Rencontres du Film Court de<br />

Madagascar) in 2000.<br />

With this in mind, part 3 of the series Encountering<br />

Madagascar was captioned with the subheading<br />

„ Recovery“, Laza’s documentary film ODYAINA will<br />

be accompanied by three short films (not only) awarded<br />

by the RFC jury. All four films contemplate different<br />

aspects of the topic, reflect it in a personal way and<br />

telling us about life in Madagascar.<br />

L’argent rend aveugle<br />

Geld macht nicht glücklich. Aber warum? Und<br />

wie wird man es wieder los?<br />

Madagaskar 2014 / 04:03 / französisch / deutsche UT<br />

Regie: Liva Razaka<br />

Europapremiere<br />

Da tsisy da<br />

pas de pas<br />

Alleingelassen in einer bedrohlichen Welt macht<br />

sich ein kleiner Junge auf die Suche nach einer<br />

besonderen Person, die ihn beschützen soll.<br />

Madagaskar 2016 / 03:34 / keine Dialoge<br />

Regie: Tojoniaina Rajaofera<br />

Europapremiere<br />

ROD ZEGWI DAN PIKAN<br />

Ein aufgefächertes Detail aus Mélissas Erinnerungen.<br />

Mauritius 2016 / 04:06 / kreolisch / englische UT<br />

Regie: Azim Moollan<br />

Deutschlandpremiere<br />

Odayaina<br />

Pieces of Lives<br />

Der Dokumentarfilm ODYAINA beobachtet<br />

Rajery bei seiner Arbeit als Musiktherapeut in<br />

Madagaskars einziger psychiatrischer Klinik.<br />

Am Rande dessen erhaschen wir flüchtige Einblicke<br />

in die täglichen Abläufe in der Klinik. Die<br />

Grenzen zwischen Patienten und „normalen“<br />

Menschen verschwimmen zunehmend und bald<br />

kommt die Frage auf, wie sich geistige Gesundheit<br />

überhaupt definieren lässt.<br />

Madagaskar 2012 / 80:06 / Malagasy / deutsche UT<br />

Regie: Laza<br />

FILMLADEN | MI. 16.11. | 14:30<br />

Maputo – Ethnography<br />

of a Divided City<br />

Maputo – Ethnography<br />

of a Divided City<br />

Immer neue Gebäude sprießen aus dem Boden.<br />

Die Straßen sind von immer mehr Menschen<br />

überfüllt. Schmutzige Gassen werden vom<br />

Regenwasser überflutet. Verrottende Müllberge<br />

türmen sich in den Vierteln auf. Auf der anderen<br />

Seite der Stadt ragen Hochhäuser gen Himmel,<br />

locken mit ihren voll möblierten Luxus-Apartments<br />

die Reichen und Mächtigen an.<br />

Die rasante Urbanisierung ist eine der dramatischsten<br />

Entwicklungen auf dem afrikanischen<br />

Kontinent. Große Unternehmen siedeln sich an,<br />

verheißen Fortschritt und Wohlstand, prägen<br />

die Architektur, das Selbstverständnis und die<br />

Hoffnungen einer neuen Generation von Städter/innen.<br />

Die städtischen Gebiete machen einen<br />

zunehmenden Teil der positiven makroökonomischen<br />

Entwicklung des afrikanischen Kontinents<br />

aus. Beschäftigung, Bildung, Gesundheitsversorgung<br />

und Freizeitangebote tragen zum<br />

Wohlbefinden der städtischen Bevölkerung bei.<br />

Gleichzeitig breiten sich Elendsviertel und Slums<br />

weiter aus. Denn das rapide städtische Wachstum<br />

verschärft die Ausprägungen von Ungleichheit<br />

und Armut, die als Resultate politischer Instabilität<br />

zu Unruhen sowie einem anhaltend hohen<br />

Niveau der Kriminalität und Gewalt führen.<br />

Dicht an dicht leben die Menschen in Mosambiks<br />

Hauptstadt Maputo nebeneinander her und<br />

driften dabei zunehmend auseinander. Maputo<br />

ist eine junge afrikanische Stadt, die sich getrieben<br />

durch den frenetischen Rhythmus des globalen<br />

Finanzbedarfs entwickelt. Dieser Wandel<br />

ist nicht für jedermann gedacht.<br />

Fábio Ribeiro und João Graça betrachten die<br />

Stadt in der sie leben entlang der Grenzen von<br />

Sprache und Hautfarbe, Infrastruktur, Architektur<br />

und Geschlecht. Menschen unterschiedlicher<br />

Herkunft laden uns in ihre Nachbarschaft<br />

ein, und verhelfen uns so, das wirkliche Maputo<br />

durch ihre Augen zu sehen. MAPUTO – ETHNO-<br />

GRAPHY OF A DIVIDED CITY ist eine poetische<br />

und visuell einladende Reise durch die Landschaft<br />

der Stadt. Die Kamera führt uns von<br />

Slums zu Wolkenkratzern. Vom portugiesischen<br />

Unternehmer und dem indischen Ladenbesitzer<br />

bis hin zu rappenden Straßenhändlern. Das Portrait<br />

einer vielschichtigen Gemeinschaft.<br />

// The buildings are sprouting from the ground, the<br />

roads are feeding themselves from the neighborhood<br />

lots, the alleys of dirt become flooded with rainwater,<br />

people grow further apart, all in the name of progress.<br />

Maputo is a young African capital city emerging at the<br />

frenetic rhythm of the global financial demand. Some<br />

say it’s not meant for everyone.<br />

People from different backgrounds welcome us to their<br />

neighborhoods and help us see through their eyes the real<br />

Maputo. This film is about the city. An ethnographic<br />

but poetic portrait that seeks to visualize one of Africa’s<br />

divided cities.<br />

Mosambik 2015 / 74:09 Min. / portugisisch, bantu / englische UT<br />

Regie / Kamera / Schnitt: Fábio Ribeiro, João Graça<br />

Produzent: Pablo Ribeiro, Nelson Mabuie<br />

Musik: Tiago Correia-Paulo<br />

Ton: Renato Quaresma<br />

Deutschlandpremiere<br />

Translations<br />

Due to space limitations only brief English<br />

summaries of the various films and program<br />

sections are offered in the catalog. More detailed<br />

English information concerning the festival<br />

and program can be found on our website:<br />

www.kasselerdokfest.de<br />

31<br />

SCREENING

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