Wolf/laif
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GLORIA | FR. 18.11. | 22:15<br />
BALI | FR. 18.11. | 22:15<br />
75<br />
Kingston Crossroads<br />
Bildschirmgemeinschaften<br />
Screen Communities<br />
SCREENING<br />
SCREENING<br />
Kingston Crossroads<br />
„Alles hier ist ein Kampf für eine bestimmte<br />
Klasse von Menschen.“ Die Einleitung von Taxifahrer<br />
Leroy bringt das Leben für die „unskilled<br />
people“ in Kingston Town auf den Punkt, Jamaikas<br />
so vielfältiger und widersprüchlicher Hauptstadt.<br />
In einem Land, in dem es so gut wie keine<br />
Industrie gibt, herrscht Arbeitslosigkeit, Armut.<br />
Einzige Beschäftigung sind kleine Jobs, bei denen<br />
der Staat aber für jede noch so kleine Summe<br />
seinen Tribut fordert. Oder der Weg in die Kriminalität.<br />
Und natürlich eine wichtige (wenn<br />
nicht gar die wichtigste) Art von Protest: die<br />
Musik.<br />
In der Tradition von Bob Marley und Co. versucht<br />
eine Szene durch und mit Musik ihren<br />
Platz zu behaupten und schreit der Ungerechtigkeit<br />
ins Gesicht, gegen „Ausraubung, Ausbeutung<br />
und Versklavung“, plädiert für die<br />
Rückführung (Repatriierung) zum afrikanischen<br />
Vaterland und die Loslösung vom britischen<br />
Patriarchat. Waffen und Gewalt sind<br />
nicht die Mittel der Wahl, sondern ansteckend<br />
rhythmischer Protest mit Trommeln und kritischen<br />
Texten.<br />
KINGSTON CROSSROADS folgt einigen der traditionellen<br />
und zugleich modernen Kämpfer,<br />
darunter Matthias, der in Portugal, Indonesien<br />
und Deutschland aufgewachsen ist, bis er mit 16<br />
Jahren Reggae für sich entdeckt hat und seitdem<br />
immer wieder zu seiner Ersatzfamilie nach Jamaika<br />
zurückkehrt. Leroy hat sich nach den gewalttätigen<br />
Wahlen Anfang der 1980er Jahre,<br />
bei denen mehr als 1.000 Menschen umkamen,<br />
ein Geschäft in den USA aufgebaut. Als ein Weißer<br />
erschossen wird, gerät er in Verdacht, wird<br />
zu lebenslänglicher Haft verurteilt und sitzt<br />
schließlich 22 Jahre im Gefängnis. Seine Freilassung<br />
ist für ihn ein Neubeginn.<br />
Jam-Sessions und Vinyl-Aufnahmen im improvisierten<br />
Wellblechstudio, Parties am Strand<br />
und Gespräche über die Situation in ihrem Land<br />
strukturieren den Alltag im Mekka des Reggaes.<br />
Die Musik und Songtexte sind hier nicht nur<br />
nettes „Feel-Good“-Beiwerk. Und eines ist klar:<br />
Rastafari ist keine Modeerscheinung, sondern<br />
eine Lebensphilosophie. Und Protest zu tanzen<br />
und zu singen, hilft gegen dumpfe Verbitterung<br />
und Stagnation. Doch eine Frage hängt in der<br />
Luft: Wird sich jemals etwas ändern? „In a sense,<br />
I’m happy!“, sagt Leroy am Schluss. Und das gilt<br />
wohl auch für die anderen Protagonisten – zumindest<br />
wünscht man es ihnen.<br />
// “For a certain class of people, everything here is a battle”,<br />
says Leroy right at the beginning of this film. This<br />
is how he describes life in Jamaica’s capital, Kingston,<br />
one of the world’s most multifaceted and controversial<br />
cities We follow Leroy and the globetrotting Matthias,<br />
as well as other musicians and artists, as they fight<br />
injustice and oppression on a quest for a better life. A<br />
snapshot of Jamaican society in a globalised world. The<br />
essence: let there be more protest and singing; it helps<br />
combat embitterment and stagnation.<br />
Deutschland 2016 / 72:00 Min. / englisch / englische UT<br />
Regie / Produzent / Schnitt: Jonas Schaul, Oliver Becker<br />
Kamera: Jonas Schaul<br />
Musik: Matthias Reulecke, Kabaka Pyramid, Luciano<br />
Ton: David Osbourne, Robert Klemm<br />
Deutschlandpremiere<br />
Die Protagonist/innen der drei Filme sind<br />
gleichzeitig Regisseur/innen ihrer eigenen Erzählung.<br />
Von Handkamera oder Smartphone<br />
begleitet, gelingt in den Filmen aus dem Iran<br />
und der Türkei eine jeweils ungewöhnliche perspektivische<br />
Dichte. Die Zuschauenden können<br />
sich dem nicht entziehen, werden zu unmittelbaren<br />
Zeugen/innen der Ereignisse, zum/zur<br />
Begleiter/in der von Zensur und Lebensgefahr<br />
bedrohten Protagonist/innen. Im Film über den<br />
spanischen König entlarvt allein die Montage<br />
jahrelanger, immer gleicher Sprechblasen aus<br />
Weihnachtsansprachen deren Lächerlichkeit.<br />
// The protagonists of the three films are also directors<br />
of their own stories. Accompanied by hand cameras or<br />
smartphones, the films from Iran and Turkey each succeed<br />
in creating an unusual perspectival concentration.<br />
The viewer can’t escape it, he becomes a direct witness,<br />
a companion to the protagonist, threatened by censorship<br />
and danger. In the film about the Spanish king ,<br />
alone the installation of year-long, never changing<br />
speech bubbles from Christmas speeches exposes their<br />
absurdity.<br />
Télécommande<br />
Remote Control<br />
Teheran, Juni 2013. Die Iraner/innen bereiten<br />
sich auf die Präsidentschaftswahl der Islamischen<br />
Republik vor. Zusammengekommen vor<br />
ihren Fernsehern, kommentieren sie die Präsidentschaftskampagne,<br />
die in den nationalen<br />
Sendern ausgestrahlt wird: die Scherze, die die<br />
Parade der Kandidaten begleiten, verraten die<br />
Enttäuschung der Zuschauer/innen. Glauben<br />
die Iraner/innen noch an die Politik nach den<br />
Unruhen von 2009? In der Privatheit ihres Zuhauses,<br />
konfrontiert mit den übertragenen Bildern,<br />
Staatspropaganda, Bilder des Westens,<br />
Ägyptens oder Syriens, sprechen Frauen und<br />
Männer frei über ihre Hoffnungen, ihre Wut und<br />
ihre Ängste.<br />
Frankreich 2015 / 47:11 Min. / iranische Sprachen / englische UT<br />
Regie: Anonymous<br />
Deutschlandpremiere<br />
Ojalá<br />
I Wish<br />
Am Weihnachtsabend bemerkt der König von<br />
Spanien wie lang sein Leben war. Plötzlich erscheint<br />
alles den letzten Jahren so nah. Ein politischer<br />
Essay über die Monarchie und deren<br />
Zukunft. Von Spanien bis überall hin.<br />
Spanien 2016 / 06:34 Min. / spanisch / englische UT<br />
Regie: Antonio Antón<br />
Europapremiere<br />
Eylül – Ekim 2015, Cizre<br />
Sept. – Oct. 2015, Cizre<br />
NOMINIERUNG: JUNGES DOKFEST:<br />
A38-PRODUKTIONS-STIPENDIUM KASSEL-HALLE<br />
Bruchstückhafte Aufnahmen einer häuslichen<br />
Umgebung in dem Kriegsgebiet in Cizre. Über<br />
Fernseh- und Mobiltelefonbilder, durch die<br />
Fenster und die Kamera selbst dringt der Krieg<br />
in das Zuhause ein. Das tägliche Leben geht weiter,<br />
die Geschichte jedoch nicht. Der Alltag<br />
bleibt stehen und die Bewohner/innen leben mit<br />
vergangenen Anschlägen und einer Zukunft die<br />
ungewiss ist, in der jeden Tag ein weiterer Anschlag<br />
passieren kann.<br />
Niederlande, Türkei 2015 / 14:50 Min. / türkisch / englische UT<br />
Regie: belit sağ<br />
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