Wolf/laif
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FILMLADEN | SA. 19.11. | 19:30<br />
BALI | SA. 19.11. | 20:00<br />
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Epomenos Stathmos: Outopia<br />
Next Stop: Utopia<br />
Ego-Dokumente<br />
Ego-Documents<br />
SCREENING<br />
SCREENING<br />
Epomenos Stathmos: Outopia<br />
Next Stop: Utopia<br />
Thessaloniki, Griechenland. In 2011 erklärt das<br />
Unternehmen Filkeram-Johnson Insolvenz. Die<br />
Tochtergesellschaft VioMe, die Baumaterialien<br />
herstellt, leidet auch darunter und das Werk in<br />
Pilea, im Osten von Thessaloniki, wird geschlossen.<br />
Die Produktionsarbeiter/innen werden<br />
über Nacht entlassen, Sozial- und Krankenversicherungsbeiträge<br />
sowie Abfindungen werden<br />
nicht ausgezahlt. Durch die Insolvenz hat das<br />
Werk offiziell keinen Besitzer mehr.<br />
25 Arbeiter haben sich nicht der Untätigkeit und<br />
der Hilfslosigkeit ergeben. Sie entschieden sich<br />
dafür, das Werk zu besetzen, ihr eigenes Schicksal<br />
in die Hände zu nehmen und die Produktion<br />
fortzusetzen. Da es wegen der krisenbezogenen<br />
mangelnden Nachfrage unrentabel wäre, weiter<br />
Baumaterialien herzustellen, haben sie auf die<br />
Produktion von Reinigungsmittel für den Haushalt<br />
umgestellt. Sie gründen 2013 eine Sozialkooperative<br />
und treffen seitdem alle Entscheidungen<br />
kollektiv unter aktiver Beteiligung aller<br />
Mitwirkenden. Sie bezeichnen das, was im<br />
Werkgelände von VioMe passiert, als direktdemokratisches,<br />
„selbstverwaltetes Experiment“,<br />
für einige ist dieses Experiment der selbstbestimmten<br />
Arbeit einer Utopie gleich, die jedoch<br />
langsam zum Topos wird.<br />
Diese Wendung wird jedoch nicht von allen<br />
willkommen geheißen. Für manche ist das ein<br />
Präzedenzfall, der die Mittelverteilung und die<br />
Art und Weise, wie man die betriebliche Normalität<br />
versteht, in Frage stellt und deswegen hart<br />
bekämpft werden muss. Für manche Mitstreiter<br />
der ersten Stunde bedeutet diese Wende eine Bedrohung<br />
für die juristisch angestrebten Auszahlungen<br />
der geschuldeten Versicherungsbeiträge<br />
und Abfindungen; es entstehen Anfeindungen<br />
zwischen ehemaligen Freunden und Mitstreitern.<br />
Und für manche ist das eine prima Gelegenheit,<br />
daraus politisches Kapital zu schlagen.<br />
Selbst die Arbeiter, die an diese Utopie fest glauben,<br />
müssen sich mit neuen Aufgaben und Herausforderungen<br />
auseinandersetzen und ganz<br />
neue Kompetenzen entwickeln, um das Unterfangen<br />
überlebensfähig zu machen und Krisen<br />
zu bewältigen. Werden Sie es schaffen, die Utopie<br />
allen Widrigkeiten zum Trotz weiter zu leben<br />
und das sogar als Nachahmungsbeispiel für das<br />
ganze krisengeplagte Land zu verbreiten?<br />
Apostolos Karakasis begleitet mit seismographischer<br />
Präzision und Feinfühligkeit für Nuancen<br />
den heute noch bestehenden, turbulenten<br />
Kampf der Arbeiter für ein würdevolles und<br />
selbstbestimmtes Arbeitsleben und gegen die<br />
Windmühlen und den Zynismus der Realität.<br />
// Thessaloniki, Greece. In the year 2011 the company<br />
Fikeram-Johnson declared bankruptcy. Overnight,<br />
production workers of the subsidiary company VioMe<br />
are made redundant; the factory doesn’t have an owner<br />
any more. 25 workers can’t reconcile themselves to their<br />
layoff and decide to take destiny into their own hands<br />
by occupying the factory. In 2013 they form a social<br />
cooperative and collectively continue their work. In a<br />
direct-democratic “self-governing experiment” of selfdetermined<br />
work, the limits of their created utopia are<br />
tested.<br />
Griechenland 2015 / 91:00 Min. / griechisch / englische UT<br />
Regie / Kamera: Apostolos Karakasis<br />
Produzent: Marco Gastine<br />
Schnitt: Apostolos Karakasis, Chronis Theocharis<br />
Musik: Stavros Gasparatos<br />
Ton: Persefoni Miliou<br />
Die drei Filme verbindet ein Gedanke: Erinnern<br />
ist nicht nur das Zurückschauen und die Zusammenfassung<br />
eines Lebens/einer Lebenssituation,<br />
sondern ein ständiges Erzählen in der<br />
Gegenwart, bei dem Bilder des Vergangenen, des<br />
Gegenwärtigen und Zukünftigen zu einer biografischen<br />
Konstruktion zusammengefügt werden.<br />
Diese Konstruktion hat einerseits etwas<br />
individuell Fiktives und somit Geheimnisvolles,<br />
andererseits stellen sich Fragen von gesellschaftlicher,<br />
politischer Bedeutung. Wer erzählt,<br />
wer wird gehört, wer will hören, wer muss<br />
zuhören?<br />
// The three films are connected by one thought: remembering<br />
is not only the looking back on a life/lifesituation,<br />
it is also a continual narration in the present,<br />
in which pictures of the past, the present and the future<br />
are joined to make a biographical construction. This<br />
construction has, on the one hand, something individually<br />
fictive, and consequently something secretive, but<br />
on the other hand, questions of social, political mea ning<br />
arise. Who is telling, who is listening, who wants to listen,<br />
who has to listen?<br />
Zakerat Abad El-Shams<br />
A Stroll Down Sunflower Lane<br />
NOMINIERUNG: JUNGES DOKFEST:<br />
A38-PRODUKTIONS-STIPENDIUM KASSEL-HALLE<br />
Mayye Zayed verwendet einen Medienmix veralteter<br />
Heimkinoformate (von Super8 bis VHS),<br />
um verblassende Erinnerungen an ihren Großvater<br />
zu rekonstruieren und festzuhalten. Ihr<br />
Film strukturiert sich entlang von Aufzeichnungs-Akten<br />
und der Bedeutung, die diese für<br />
den alten Mann haben. Ein Film über den Versuch,<br />
flüchtige Bilder einzufangen, über die Bedeutung<br />
von Erinnerungen und die technologische<br />
Determination des Erinnerns.<br />
Ägypten 2016 / 14:00 Min. / arabisch / englische UT<br />
Regie: Mayye Zayed<br />
Ayan va badkonak-e sefid<br />
Ayan and the White Balloon<br />
NOMINIERUNG: GOLDENER SCHLÜSSEL<br />
Nach fünf Jahren des Exils in Europa kehrt die<br />
Regisseurin in den Iran zurück, um einen Film<br />
zu drehen. Sie bittet ihre Freund/innen, in spontanen<br />
Momenten vor der Kamera, Bestechungsszenen<br />
zu inszenieren. Zu ihrer Überraschung<br />
hinterfragen diese ihre Rolle und fangen an mit<br />
ihr zu diskutieren, sie werfen ihr vor, europäische<br />
Stereotype und Klischees zu reproduzieren.<br />
Die Filmemacherin gerät in einen Konflikt mit<br />
ihrer Freundin Ayhan und der weiße Ballon wird<br />
zum Erzähler.<br />
Iran, Belgien 2015 / 25:55 Min. / persisch / englische UT<br />
Regie: Vida Dena<br />
elle pis son char<br />
A Woman and Her Car<br />
NOMINIERUNG: GOLDENER SCHLÜSSEL<br />
Am 31. Dezember beschließt Lucie Tremblay einen<br />
Brief an den Mann, der sie missbraucht hat<br />
als sie zwischen acht und zwölf Jahren alt war,<br />
zu schreiben. Sie ist fest entschlossen den Brief<br />
persönlich zu überbringen. Sie filmt ihre Reise<br />
um dieses Trauma, das sie ihr ganzen Leben verfolgt<br />
hat, abzuschließen. Als ihr Sohn dieses<br />
Filmmaterial mehr als ein Jahrzehnt später findet,<br />
entschließt er sich dazu es zu einem Film zu<br />
verarbeiten. Eine intime Hommage an den Mut<br />
einer außergewöhnlichen Frau, die sich dazu<br />
durchringt, sich für sich selbst einzusetzen.<br />
Kanada 2015 / 28:22 Min. / französisch / englische UT<br />
Regie: Loïc Darses<br />
Preisverleihung Award Ceremony<br />
WEINKIRCHE | 21:00 > Seite page 20