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Die wilden Jungen<br />
Text und Interview: Maximilian Marti<br />
Jede Generation zeichnet auf fast allen Gebieten<br />
verantwortlich für neue Trends, neue<br />
Erkenntnisse, für Auf- und Umbrüche verstaubter,<br />
althergebrachter Systeme, Entdeckung<br />
von schöpferischem und gestalterischem<br />
Neuland. Deutlich kommt das dort<br />
zum Ausdruck, wo sich die Suche der<br />
Schaffenden nach Neuem vereint mit ihrer<br />
Bereitschaft zum Risiko, für Ihre kühnen<br />
Visionen verkannt und verlacht zu werden.<br />
Egal ob es sich um Literatur und Musik handelt,<br />
um Theater, Kino oder um bildende<br />
Künste wie Malerei, Bildhauerei, Architektur<br />
oder Mode, meistens wird hart und gnadenlos<br />
geurteilt, wenn ‹die wilden Jungen›<br />
ihre Ideen dem Mainstream entgegenstellen.<br />
Ganz besonders dann, wenn es um<br />
Mode geht und die Elite der jungen Designer<br />
ihre Arbeit dem Establishment vorstellt.<br />
MODE SUISSE ist eine Branchenplattform,<br />
die Schweizer Designerinnen und Designern<br />
jährlich zweimal Gelegenheit bietet, in<br />
Zürich und Genf sowie punktuell im Ausland<br />
ihre Kollektionen und Ideen in professioneller<br />
Umgebung dem geladenen Fachpublikum<br />
vorzustellen. Die Editionen fi nden<br />
jeweils an anderen Austragungsorten statt,<br />
diese achte Saison in der bestens geeigneten<br />
Halle 9 in Zürich-Oerlikon. Im nüchternen<br />
Industrie-Ambiente fanden die Kreationen,<br />
von bekannten Models zu treibender<br />
Musik vom Briten Greg Haines vorgeführt,<br />
ein cooles Echo. Als Nicht-Trendsetter<br />
werde ich mich davor hüten, Prognosen zu<br />
stellen, was getragen wird und was nicht.<br />
Aber ich würde mich schon wundern, wenn<br />
ich auf der Bahnhofstrasse oder im Supermarkt<br />
Jungs begegnen würde, die starren<br />
Blicks daherkommen, gekleidet in einen<br />
Tarnanzug für Gartenfreunde, auf dem Kopf<br />
eine Antenne mit einem Kleeblatt. Oder Damen,<br />
die beim Anziehen offenbar ein wichtiges<br />
Kleidungsstück vergessen haben,<br />
dafür jetzt zwei Höschen übereinander und<br />
Socken über Stützstrümpfen tragen.<br />
Im Mode Suisse Showroom fragte ich Yannick<br />
Aellen um seine Meinung. Der gebürtige<br />
Steffi sburger zog mit 20 nach Paris und<br />
arbeitete für eine Modelagentur als Booker.<br />
Nachdem er später für die ‹Gwand› in Luzern<br />
tätig war, etablierte er sich 2003 als selb-<br />
Model Raphael Hatt in Julian Zigerli an der Mode Suisse Edition 8 in Zürich. Bild: Bon Wongwannawat.<br />
ständiger Casting Director und Showproduzent.<br />
Gleichzeitig studierte er Musik in Liver-<br />
ZSIG und Pro Helvetia immer mehr, gezielter<br />
wie Engagement Migros, Swiss Textiles,<br />
pool. Ausserdem ist er Modelscout für Heidi und stärker fördern und pushen können.<br />
Klum’s «Germany’s next Topmodel», Branchenkenner<br />
mit Internationalem Netzwerk Potential klarer erkannt, und dementspre-<br />
Wichtig ist auch, dass das wirtschaftliche<br />
und seit 2011 Gründer und Direktor von chend effektiver lobbyiert wird, um analog<br />
MODE SUISSE. Von ihm wollte ich wissen: Schweden oder Dänemark mehr Aufmerksamkeit<br />
für die Branche zu generieren.<br />
Yannick Aellen, warum zeigen Designerinnen<br />
und Designer nicht alltagstaugliche Sie glauben, dass Zürich und Genf<br />
Kreationen?<br />
Mode-Metropolen werden können wie<br />
Das ist etwas klischiert. Ist Alltagstauglichkeit<br />
nicht Ansichtssache? Gerade die Lawerpen<br />
oder Tokio?<br />
New York, London, Berlin, Paris, Antbels<br />
an der Mode Suisse zeigen sehr viel Prinzipiell spricht nichts dagegen. In erster<br />
Tragbares. Die Designer versuchen in einer Linie muss sich eine reelle, starke Szene<br />
ganzen Kollektion eine Geschichte zu erzählen,<br />
eine Richtung anzugeben. Das nende Designer mit ihrer Arbeit über meh-<br />
etablieren, deren ausgezeichnete, span-<br />
heisst ja nicht, dass sich der Endkunde von rere Jahre weit über die regionalen Grenzen<br />
Kopf bis Fuss genau so anziehen muss. Der hinauswirken. Wichtig ist, dass die gesamte<br />
smarte Kunde ist auch mal mutiger, weiss Modeszene Schweiz versucht, wo immer<br />
gut zu mixen und dadurch nicht verkleidet möglich am gleichen Strick zu ziehen und<br />
daher zu kommen.<br />
zusammen stark zu sein, um in der Wirtschaft<br />
Rückhand zu erlangen. Nur wenn alle<br />
Warum haben Sie MODE SUISSE ins Beteiligten dasselbe Ziel anstreben, kann<br />
Leben gerufen?<br />
etwas wirklich Starkes entstehen: ein Beitrag<br />
zum neuen Schweizer Image, eine neue<br />
Weil eine solche Plattform, die sich in erster<br />
Linie mit spannenden Labels auseinandersetzt,<br />
in unserem Land fehlte. Designer wie braucht es auch neue Wege, Konzepte und<br />
Schweizer Tradition mit Renommee. Dazu<br />
Julian Zigerli, enSoie, Sandro Marzo, huber Ideen. Die Mode befi ndet sich im Umbruch,<br />
egloff, Lyn Lingerie und einige andere können der Status Quo für junge Designer ist nicht<br />
durchaus auf dem internationalen Parkett gerade rosig. Aber das Ziel ist erkannt und<br />
mithalten. Zuerst musste man allerdings in die Zukunft dürfte sehr spannend werden.<br />
der Schweiz etwas aufräumen und der Szene<br />
ein Gesicht geben. Deshalb ist gut, dass wir www.yannickaellen.com<br />
mit der Unterstützung von starken Partnern www.modesuisse.com<br />
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