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Knochenarbeit<br />
Text und Interview: Maximilian Marti<br />
MaX ist 150 Millionen Jahre, vierzehn Tage<br />
und sechs Stunden alt. Ich kenne sein Alter<br />
deshalb so exakt, weil 150 Mio Jahre angegeben<br />
sind auf dem Schild bei seinen Überresten,<br />
vor denen ich vor genau vierzehn<br />
Tagen und sechs Stunden staunend stand<br />
und mir gänsehäutig vorstellte, von ihm verfolgt<br />
zu werden. Das X in seinem Namen<br />
wird bewusst gross geschrieben, um auf<br />
seine imposante Grösse von fast 20 Metern<br />
hinzuweisen. Zu seinen Lebzeiten war MaX<br />
im heutigen Nordamerika unterwegs als<br />
Dinosaurier, demnach wäre er eigentlich<br />
Amerikaner. Jetzt steht er im Sauriermuseum<br />
Aathal.<br />
Dort ist er der Star unter zahllosen anderen<br />
Exponaten, allesamt Zeugen einer Zeit,<br />
über die wir nur Einsicht erhalten dank Leuten<br />
wie dem Gründer und Direktor dieses<br />
grossartigen Museums für Paläontologie,<br />
Hans-Jakob Siber. Der leidenschaftliche<br />
Forscher ist Ehrendoktor der Mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />
Fakultät der<br />
Universität Zürich und eine international<br />
angesehene Koryphäe, was das prähistorische<br />
Reich der Saurier und die sich damit<br />
befassenden Wissenschaften betrifft.<br />
Der 150 Millionen Jahre alte Langhalsdinosaurier<br />
wurde 1995 vom Siber-Team auf der<br />
Howe Ranch in Wyoming gefunden. Nach<br />
rund 5000 Arbeitsstunden steht MaX nun<br />
fertig präpariert als zehnter Originaldinosaurier<br />
im Museum und damit den Forschern<br />
aus aller Welt zur Verfügung. Das<br />
Museum entstand in Eigeninitiative und<br />
zeigt europaweit die grösste und vollständigste<br />
Präsentation ihrer Art. Hier fi nden<br />
Besucher aus aller Welt auf über 450 m²<br />
Antworten auf das Rätsel, woher unsere<br />
Fauna kommt und stellen sich die ultimative<br />
Frage, wie die ferne Zukunft der Erdbewohner<br />
wohl aussehen wird.<br />
Auf meinem Rundgang begegnete ich dem<br />
Gründer persönlich und fragte ihn:<br />
Herr Siber, wie schnell hätte MaX rennen<br />
können, hätte er mich verspeisen wollen?<br />
Wahrscheinlich nicht so schnell wie der<br />
Tyrannosaurus Rex im Film «Jurassic Park»,<br />
da hat Hollywood haltlos zugelegt. Gegen<br />
den hätten Sie wohl keine Chance gehabt,<br />
schneller und ausdauernder als ein Mensch<br />
war er auf jeden Fall, auch wenn er an die<br />
10 Tonnen auf die Waage brachte. Die<br />
Frage ist sowieso akademisch. MaX war ein<br />
reiner Pfl anzenfresser und die Saurier sind<br />
vor 66 Millionen Jahren ausgestorben, also<br />
lange bevor unsere Spezies auftauchte.<br />
Deshalb ist es so faszinierend, dass wir<br />
heute anhand von Knochenfunden, Trittsiegeln<br />
und seltenen Hautabdrücken diese<br />
Lebensformen wieder rekonstruieren können.<br />
Jedes Jahr kommen neue Arten dazu,<br />
die wir noch nicht kannten. Ich darf sagen,<br />
einige davon entdeckt zu haben. Einer ist<br />
sogar nach mir benannt, für einen Forscher<br />
ist das eine schöne Anerkennung.<br />
Warum graben Sie vorwiegend in heissen,<br />
unwirtlichen Wüstenzonen?<br />
Wüstenartige Gegenden sind für uns ideal,<br />
weil man von weitem sieht, wie die Erdschichten<br />
laufen, weil man das Gelände<br />
besser lesen kann. Mit unserer Erfahrung<br />
wissen wir anhand der Oberfl äche bald, ob<br />
dort Fossilien zu fi nden sind. Allgemein gilt<br />
die Regel: wo ein Fossil gefunden wird ist<br />
noch mehr verborgen. Dann heisst es tüchtig<br />
graben, aber mit der nötigen Umsicht,<br />
bis die Strapazen mit dem unglaublichen<br />
Glücksgefühl belohnt werden, das jeden<br />
Forscher übermannt, der auf so etwas<br />
stösst wie unseren MaX hier.<br />
Wer besucht Ihr Museum?<br />
Weil wir rund ums Jahr geöffnet haben und<br />
es für jede Altersgruppe Faszinierendes zu<br />
sehen und zu erleben gibt, ist unser Sauriermuseum<br />
ein optimales Ausfl ugsziel für<br />
Schulklassen, Familien mit Kindern und,<br />
mit stark steigender Tendenz, Touristen aus<br />
aller Welt. Oft empfangen wir Forscher und<br />
ganze Teams. Diese schätzen vor allem<br />
Umfang, Qualität und Authentizität unserer<br />
Exponate. Das «Grund-Erlebnis Museum»<br />
wird ständig erweitert und bereichert mit<br />
Spezialausstellungen. Dazu kommen spektakuläre<br />
Multimedia Schaus, speziell auf<br />
Kinder jeden Alters zugeschnittene, interaktive<br />
Lernzonen und ein Themen-Spielareal.<br />
Man kann Präparatoren bei der Arbeit<br />
zuschauen, an Führungen teilnehmen, unser<br />
Restaurant besuchen und sogar hier<br />
übernachten.<br />
Das ultimative Erlebnis ist also eine Nacht<br />
im Museum?<br />
Nicht nur. Die Übernachtung im musealen<br />
Ambiente ist natürlich besonders für Kinder<br />
ein Schlüsselerlebnis, aber auch für Gruppen<br />
wie Schulklassen, Firmen etc. unvergesslich.<br />
Unsere Führungen in verschiedenen<br />
Sprachen, das kulinarische Angebot in<br />
Stella’s Dinoland Cafeteria und der integrierte<br />
Shop mit seinem Themen Sortiment<br />
runden das MaXimale Erlebnis Sauriermuseum<br />
Aathal stilvoll ab.<br />
www.sauriermuseum.ch<br />
www.facebook.com/sauriermuseum<br />
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