Die Münze – Gewicht und Feingehalt - money trend
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zum Beispiel:<br />
Kölner Mark - 233,81 g<br />
Probiermark - 1/64 <strong>Gewicht</strong>smark = 3,653 g<br />
Probiermark zu 16 Probierlot zu 18 Probiergrän = 288 Probiergrän;<br />
1 Probiergrän = 12,685 mg<br />
oder<br />
Kastilische Mark - 230,348 g<br />
Probiermark- 1/64 <strong>Gewicht</strong>smark = 3,599 g<br />
Probiermark zu 12 Deniers zu 24 Grän = 288 Probiergrän; 1<br />
Probiergrän = 12,5 mg<br />
Auf diese Art <strong>und</strong> Weise konnte aus der nach der Bearbeitung<br />
der Probe zurückbleibenden Menge des reinen Edelmetall<br />
unmittelbar auf die Zusammensetzung der Probe geschlossen<br />
werden.<br />
Am Beispiel einer spanischen Münzstätte sei dies abschließend<br />
einmal etwas genauer erläutert:<br />
Von den zu untersuchenden <strong>Münze</strong>n wurde eine Probiermark<br />
im <strong>Gewicht</strong> von 1/64 Mark abgewogen <strong>und</strong> unter Zusatz<br />
von etwas Blei <strong>und</strong> Flußmittel in einer Kupelle, einem kleinen<br />
flachen Tiegelchen aus porösem Ton geschmolzen, durch ständiges<br />
Aufblasen von Luft wurden die unedlen Beimengungen<br />
<strong>und</strong> Verunreinigungen verflüchtigt <strong>und</strong> oxidiert <strong>und</strong> reicherten<br />
sich in der Schlacke an, welche von der Oberfläche abgekratzt<br />
wurde. Weiteres Aufblasen von Luft oxidierte dann auch das<br />
restliche Blei zu Bleiglätte, welches von der Tiegelwand weitgehend<br />
aufgesogen wurde.<br />
Übrig blieb nahezu reines Silber (über 99%), welches nach<br />
dem Abschrecken mit Wasser nun ausgewogen wurde. Dazu<br />
wurde das Probeklümpchen gewogen <strong>und</strong> der <strong>Gewicht</strong>sverlust<br />
gegenüber dem urprünglichen Probegewicht festgestellt.<br />
Jeder <strong>Gewicht</strong>sverlust von 1 Probiergrän bedeutete nun<br />
1/288 weniger reines Silber in der Probe. Stellte man nach der<br />
Bearbeitung fest, daß der Proberückstand beispielsweise 28<br />
Probiergrän leichter als die ursprüngliche Probe ist ergibt sich<br />
der <strong>Feingehalt</strong> nach folgender Überlegung:<br />
1 Probiermark 12 Deniers feines Silber würde 288 Probiergrän<br />
Silber enthalten, wenn 28 Probiergrän aus der Probiermark<br />
entfernt wurden, bleiben 260 Probiergrän übrig, das<br />
überprüfte Silber enthielt also 260 Probiergrän Silber <strong>und</strong> 28<br />
Probiergrän unedle Zusätze was unmittelbar umgerechnet(260<br />
= 10x24 +20) eine Feinheit von 10 Deniers 20 Grän für das<br />
überprüfte Münzsilber ergibt (ca. 903/1000 fein).<br />
<strong>Die</strong>s entspricht in heutigen Maßeinheiten: - Probiermark -<br />
ca. 3,6g; - <strong>Gewicht</strong>sverlust 350 mg<br />
<strong>Die</strong> Genauigkeit der Bestimmung der Zusammensetzung<br />
der Silberlegierung hing also im wesentlichen von der Sorgfalt<br />
der Tiegelprobe <strong>und</strong> der Genauigkeit der Waage ab, <strong>und</strong> es ist<br />
so nicht verw<strong>und</strong>erlich, daß es zu erheblichen Abweichungen<br />
kam.<br />
Für die Interpretation <strong>und</strong> die Zuordnung der Angaben alter<br />
urk<strong>und</strong>licher Überlieferungen ist es unbedingt notwendig<br />
zu ermitteln, was konkret mit den Bezeichnungen, Pf<strong>und</strong>,<br />
Mark, Unze, Lot, Denier, Karat <strong>und</strong> Gran gemeint ist, begrifflich<br />
wurde damals z.B. das Gran als Weizenkorn, das Gran als<br />
theoretisches Korn, das Gran als Handelsgewicht , das Gran als<br />
Münzgewicht, das Gran als Probiergran oder das Gran als 288er<br />
Teil der Mark für die Definition des <strong>Feingehalt</strong>es nicht extra<br />
unterschieden, wir lesen nur Gran !<br />
<strong>Die</strong> Umstellung der nichtmetrischen nationalen <strong>Gewicht</strong>ssystem<br />
auf metrische Einheiten nach dem Vorbild des nach der<br />
französischen Revolution eingeführten Kilogramm zu 1000<br />
Gramm, oft über den Zwischenschritt des sogenannten metrischen<br />
Pf<strong>und</strong>es zu 500g, führte dann auch zur Übernahme des<br />
metrischen Pf<strong>und</strong>es oder des Kilogramms als Münzgr<strong>und</strong>gewicht.<br />
<strong>Die</strong> Feinheit des Münzmetalls wurde von nun an ebenfalls<br />
auf Basis Kilogramm = 1000 Gramm definiert: <strong>Die</strong> Angabe<br />
900/1000 feines Gold besagt doch nichts weiter, als daß in<br />
theoretisch einem Kilogramm dieser Legierung 900 Gramm<br />
Gold <strong>und</strong> 100 Gramm Zusätze enthalten sind.<br />
<strong>money</strong> <strong>trend</strong> SPEZIAL II<br />
Allerdings hielten sich im internationalen Edelmetallhandel<br />
die mittelalterlichen <strong>Gewicht</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Feingehalt</strong>seinheiten<br />
bis in die heutige Zeit.<br />
3. Andere, außereuropäische <strong>Gewicht</strong>e<br />
Alle bisherigen Ausführungen beziehen sich auf den europäischen<br />
<strong>und</strong> kleinasiatischen Raum von den Anfängen der<br />
Benutzung von Edelmetallen als Geld <strong>und</strong> Zahlungsmittel bis<br />
zur heutigen Zeit. China, Japan, Indien <strong>und</strong> auch die arabischislamischen<br />
Herrschaftsbereiche blieben bislang ausgeklammert.<br />
<strong>Die</strong>s hat mehrere Gründe:<br />
Japan <strong>und</strong> China prägten bis in die Neuzeit so gut wie keine<br />
<strong>Münze</strong>n, die <strong>Münze</strong>n wurden meist aus Messing gegossen, die<br />
neuzeitlichen Prägungen haben den amerikanischen Dollar<br />
<strong>und</strong> dessen <strong>Gewicht</strong>sgr<strong>und</strong>lage zum Vorbild. <strong>Die</strong> altindischen<br />
<strong>Münze</strong>n basieren auf griechischen, römischen <strong>und</strong> einheimischen<br />
<strong>Gewicht</strong>sgr<strong>und</strong>lagen, deren konkrete Zusammenhänge<br />
noch nicht bis ins Detail erforscht sind. Ähnlich wie bei den<br />
europäisch/kleinasiatischen <strong>Gewicht</strong>en scheinen auch hier bestimmte<br />
Samen (Molukkabohne, Gunjapflanze, Johannisbrotbaum)<br />
die Gr<strong>und</strong>lage zu bilden.<br />
<strong>Die</strong> islamischen Araber hatten als ursprüngliche Nomaden<br />
<strong>und</strong> nicht seßhafte Viehzüchter kein Basisgewicht in Form des<br />
Getreidekorns. Sie übernahmen bereits lokal herausgebildete<br />
Basisgewichtseinheiten seßhafter Ackerbauernkulturen in den<br />
von ihnen eroberten Gebieten, die ihrerseit griechische, römische<br />
<strong>und</strong> byzantinische <strong>Gewicht</strong>e zur Gr<strong>und</strong>lage hatten. Das<br />
von den Arabern am häufigsten benutzte <strong>Gewicht</strong> Mitkal, auch<br />
Miskal genannt, war sowohl babylonisch, griechisch, römisch/byzantinisch<br />
<strong>und</strong> ptolemäisch/ägyptisch abgeleitet <strong>und</strong><br />
varierte in den einzelnen Gebieten erheblich :<br />
Kleinasien/ Syrien - 1 Mitkal malaya = 1/6 ägyptischrömischer<br />
Unze = 4,72 g<br />
Ägypten - 1 Mitkal = 1 Solidus = 4,54 g<br />
= 4 röm./byz. Scripula<br />
Arabien - 1 Mitkal = 4,25 g<br />
Nordafrika/ Tunis - 1 leichter Mitkal = 3,932 g<br />
Stadt Buschir/<br />
Pers. Golf - 1 schwerer Mitkal = 4,84 g<br />
Persien (1297-1878) - 1 Miskal = 4,61 g = 24 Nokhod<br />
Aus der um 700 beginnenden Münzprägung des arabisch -<br />
islamischen Kalifats läßt sich kein differenziertes eigenständiges<br />
<strong>Gewicht</strong>ssystem herleiten, auch hier waren Münzsysteme<br />
der eroberten Gebiete Vorbild: Silberprägungen nach sassanidischem<br />
Vorbild- <strong>Gewicht</strong>sgr<strong>und</strong>lage griechische Drachme,<br />
reduziert<br />
Goldprägungen nach byzantinischem Vorbild- <strong>Gewicht</strong>sgr<strong>und</strong>lage<br />
Solidus , reduziert<br />
Als sicher gilt, daß die Araber in Münzgewichte <strong>und</strong> Handelsgewichte<br />
unterschieden <strong>und</strong> das in Indien verbreitete Dezimalsystem<br />
sowie die indischen Ziffern (Zahlzeichen) zu den<br />
uns heute bekannten arabischen Zahlen des Zehnersystems<br />
weiterentwickelten.<br />
<strong>Die</strong> arabisch/islamischen <strong>Gewicht</strong>ssysteme entwickelten<br />
<strong>und</strong> differenzierten sich genauso wie die europäischen Systeme.<br />
Dazu kommt noch, daß die Gr<strong>und</strong>einheit Mitkal, auch<br />
Miskal genannt, aus verschiedenen früheren <strong>Gewicht</strong>ssystemen<br />
mit unterschiedlichen Basisgewichten gebildet wurde. Der<br />
auf griechischer Basis gebildete leichte Mitkal (griech. Korn zu<br />
44,3mg) war zudem nur eine Zusammenfassung von nur 88<br />
Korn, <strong>und</strong> nicht wie sonst üblich 96 Korn. Der normale arabische<br />
Mitkal mit griech. Korn (44,3 mg - 96 Korn pro Mitkal)<br />
war Gr<strong>und</strong>lage der Goldprägung , der arabisch/islamischen Dinare<br />
<strong>und</strong> wurde später sogar von Byzanz <strong>und</strong> Rußland als <strong>Gewicht</strong>sgr<strong>und</strong>lage<br />
für die Münzprägung übernommen. Auf der<br />
Basis des römischen Korns (47,3 mg) wurden in Syrien/Kleina-<br />
mt 10/2003 137