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Die Münze – Gewicht und Feingehalt - money trend

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<strong>Die</strong> <strong>Münze</strong> <strong>–</strong> <strong>Gewicht</strong> <strong>und</strong> <strong>Feingehalt</strong><br />

sien der Mitkal malaya aus 100 Korn <strong>und</strong> der ägyptische Mitkal<br />

aus 96 Korn gebildet. Einen besonders schweren Mitkal benutzten<br />

die Händler am persischen Golf, den Mitkal von Bushir,<br />

der offensichtlich eine Zusammenfassung von 100 Korn zu<br />

48,4 mg darstellte.<br />

Im Verlauf des 8. bis 15. Jahrh<strong>und</strong>erts erfuhr der Mitkal eine<br />

Reihe von Veränderungen. In vielen Gebieten wurden letztendlich<br />

nur noch 72 Korn zu 44,3 mg zu einer größeren Einheit<br />

zusammengefaßt, die Dirhem oder Dram (abgeleitet von<br />

Drachme) genannt wurde. <strong>Die</strong>se bildete vor allem im späteren<br />

Osmanischen Reich die Gr<strong>und</strong>lage der Handelsgewichte. Ähnlich<br />

wie in Europa wurden auch im arabisch/islamischen<br />

Machtbereich, der ja zeitweilig Gebiete von Spanien bis<br />

einschließlich Indien umfaßte, verschiedene lokale Handelsgewichtspf<strong>und</strong>e<br />

auf 12 oder auch 16 Unzen-Teilung gebildet. Das<br />

Prinzip ist das gleiche wie in Europa:<br />

Basisgewicht: Getreidekorn ( 44,3 - 48,4 mg) - Gran<br />

Zahlensystem: Mischsystem<br />

72 Grän = 1 Dirhem (ca. 3,2 g) auch Dram<br />

oder Drem genannt<br />

88, 96 oder 100 Grän = 1 Mitkal (3,9 g - 4,84 g)<br />

6 Mitkal = 1 Uckia (Unze)<br />

100 bis 140 Dirhem = 1 Rottel<br />

12 oder 16 Uckia = 1 Rottel (Pf<strong>und</strong>)<br />

4 Rottel = 1 Oka<br />

36, 40 oder 44 Oka = 1 Kantar (Zentner)<br />

Über die Herausbildung einer Mark <strong>und</strong> der Definition des<br />

<strong>Feingehalt</strong>es auf Basis der Mark liegen keine verläßlichen Informationen<br />

vor. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde ein System,<br />

ähnlich dem späteren russischen System der Probe zu 96<br />

Teilen benutzt, welches Rußland von Byzanz übernahm. Vieles<br />

deutet darauf hin, daß es die die Araber selbst waren, die dieses<br />

erste universelle System der <strong>Feingehalt</strong>sdefinition entwickelten.<br />

(s. auch spezieller Teil)<br />

4. Zusammenfassung:<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung der <strong>Gewicht</strong>e steht in einem engen Zusammenhang<br />

zur Entwicklung der menschlichen Gesellschaft.<br />

<strong>Die</strong> Landwirtschaft als Ernährungsgr<strong>und</strong>lage, der Handel zum<br />

Austausch der erzeugten Produkte <strong>und</strong> auch die Mathematik<br />

mit ihren Zahlensystemen spielen eine bestimmende Rolle bei<br />

der Herausbildung <strong>und</strong> Veränderung der <strong>Gewicht</strong>e. Bis ins 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert spielen die beiden wichtigsten Getreidearten für<br />

die menschliche Ernährung (Gerste <strong>und</strong> Weizen) die gr<strong>und</strong>legende<br />

Rolle bei den Basisgewichten.<br />

Ihre Domestikation begann etwa 6000 Jahre v. u. Z. in den<br />

Randgebieten des Mittelmeeres, in Transkaukasien sowie<br />

Kleinasien (Anatolien), in einem geografischen Bereich, in<br />

dem auch die Wiege der Münzprägung liegt. Gemäß ihrer<br />

überragenden Bedeutung wird zunächst die Gerste (Hordeum-<br />

Arten) in Form der Gerstenkörner als Basisgewicht für die Bildung<br />

größerer <strong>Gewicht</strong>seinheiten benutzt. Interessant ist, daß<br />

in einem Zeitraum von 2000 v. u. Z. bis 700 v. u. Z. keine merkliche<br />

Veränderung im Durchschnittsgewicht der Gerstenkörner<br />

(um 44,5 mg) auftrat. Anscheinend wurde von allen Kulturen<br />

die gleiche Gerstenart angebaut <strong>und</strong> verwendet (Hordeum<br />

vulgare). Mit der zunehmend wichtiger werdenden Rolle des<br />

Weizens als Brotgetreide fanden nun aber ab dem 7. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

v. u. Z. überwiegend Weizenkörner als Basisgewichte Verwendung.<br />

Der Anbau unterschiedlicher Weizenarten in den<br />

einzelnen Kulturen <strong>und</strong> die züchterische Weiterentwicklung<br />

der Weizenarten für einen höheren Ertrag spiegeln sich nun in<br />

den Durchschnittsgewichten der Weizenkörner wieder, wobei<br />

allgemein eine Erhöhung des Durchschnittsgewichtes von etwa<br />

45 mg um 700 v. u. Z. bis auf etwa 50 mg im 15. Jh. festzustellen<br />

ist. <strong>Die</strong> züchterische Bearbeitung der urprünglichen Weizenar-<br />

ten Einkorn (Triticum monococcum) <strong>und</strong> Emmer (Triticum dicoccon)<br />

zum Saatweizen (Triticum aestivum) bis hin zum heutigen<br />

Weizen (Triticum vulgare) sowie die unterschiedlichen<br />

klimatischen Bedingungen in den einzelnen Gebieten machen<br />

es allerdings unmöglich, die aus den praktisch verwendeten<br />

<strong>Gewicht</strong>en ermittelten Durchschnittsgewichte konkreten Weizenarten<br />

in bestimmten Zeitabschnitten zuzuordnen.<br />

Übersicht Körnergewichte:<br />

Hordeum-Arten (Gerstenkörner- 2, 4 oder 6 zeilige Gerste)<br />

ab 2000 v. u. Z. Mesopotamien, Babylon<br />

Durchschnittsgewicht ca. 44,5 mg<br />

ab 1700 v. u. Z. Kleinasien, Hethiter<br />

Durchschnittsgewicht ca. 44,5 mg<br />

ab 700 v. u. Z. Kleinasien, Lydien<br />

Durchschnittsgewicht ca. 44,5 mg<br />

Triticum-Arten (Weizenkörner- Einkorn, Emmer, Hartweizen,<br />

Saatweizen)<br />

ab 561 v. u. Z Kleinasien/Lydien<br />

Durchschnittsgewicht ca. 45 mg<br />

ab 600 v. u. Z. Griechenland, Athen<br />

Durchschnittsgewicht ca. 45,5 mg<br />

ab 546 v. u. Z. Kleinasien/ Persien<br />

Durchschnittsgewicht ca. 46,7 mg<br />

ab 560 v. u. Z. Aigina<br />

Durchschnittsgewicht ca. 47,0 mg<br />

ab 5.-2.Jh v.u.Z. Italien, Rom<br />

Durchschnittsgweicht ca. 47,4 mg<br />

vor 1200 Frankreich<br />

Durchschnittsgewicht ca. 47,8 mg<br />

nach 1266 Frankreich<br />

Durchschnittsgewicht ca. 47,8 mg<br />

1297- 1878 Persien<br />

Durchschnittsgewicht ca. 48,0 mg<br />

ab 12. Jh. Deutschland, Köln<br />

Durchschnittsgewicht ca. 48,0 mg<br />

ab 13.-15. Jh Spanien/Portugal<br />

Durchschnittsgewicht ca. 50,0 mg<br />

Spätestens im 15. Jahrh<strong>und</strong>ert sowie in Verbindung mit der<br />

Einführung der Mark verschwinden allerdings die im Individualgewicht<br />

differierenden gegenständliche Weizenkörner als<br />

Basisgewichte <strong>und</strong> werden durch kleine Messinggewichte mit<br />

konstantem, genau definiertem <strong>Gewicht</strong> ersetzt. Ebenso entstehen<br />

kleinste theoretische Basisgewichte für verschiedene<br />

Marken <strong>und</strong> Pf<strong>und</strong>e.<br />

Genauso wichtig wie die botanischen Fakten sind auch die<br />

aus der Entwicklung der Mathematik herrührenden Einflüsse<br />

auf die Definition <strong>und</strong> den Umgang mit <strong>Gewicht</strong>en sowie die<br />

Stückelung der Münznominale. Aus historischen Forschungen<br />

von Völkerk<strong>und</strong>lern <strong>und</strong> Archäologen wissen wir, daß erste<br />

Zahlensysteme bereits etwa 2000 v. u. Z. sowohl im alten China<br />

<strong>und</strong> Indien als auch in Ägypten vorhanden waren <strong>und</strong> nachweislich<br />

dezimal aufgebaut waren (Gr<strong>und</strong>lage: Zehn Finger,<br />

die die Menschen zum Zählen benutzten). Ebenso gab es bereits<br />

Zahlzeichen (Ziffern), mit denen bestimmte Mengen dargestellt<br />

werden konnten. In China waren es die Bambus- oder<br />

Stäbchenziffern, in Indien die Kharostischen Ziffern <strong>und</strong> in<br />

Ägypten sogenannte Individualzeichen für Zehnerpotenzen,<br />

die durch Reihung Zahlen darstellen konnten.<br />

Das für die <strong>Gewicht</strong>sdefinition <strong>und</strong> die Münzprägung bedeutsame<br />

babylonische Zahlensystem war ein Positionssystem<br />

ähnlich dem altindischen Dezimalsystem, allerdings nicht mit<br />

der Basis 10 sondern mit der Basis 60 (Sexagesimalsystem).<br />

Zur Fixierung der Zahlen benutze man seit dem 3. Jahrtausend<br />

v. u. Z. Keilschrifttafeln, wobei durch Reihung dreier verschiedener<br />

Zeichen (Keil, Winkelhaken <strong>und</strong> Nullzeichen) die Zah-<br />

138 mt 10/2003

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