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Die Münze – Gewicht und Feingehalt - money trend

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<strong>Feingehalt</strong> (ca. 960/1000) fein. Bereits aber unter König Kroisos<br />

von Lydien (nach 561 v. u. Z.) werden die seit den Zeiten<br />

des ägyptischen Pharaos Ramses II. um 1286 v. u. Z. bekannten<br />

Methoden der Scheidung von Gold <strong>und</strong> Silber (Zementation<br />

durch Glühen mit Kochsalz <strong>und</strong> anschließendes Feinbrennen<br />

unter Bleizusatz) <strong>und</strong> die ebenfalls von ägyptischen Goldschmieden<br />

entwickelten Methoden der sogenannten Feuerprobe<br />

zur Prüfung der Edelmetalle auf unedle Beimengungen angewandt.<br />

<strong>Die</strong>s führt letztendlich dazu, daß bis in die römische<br />

Zeit hinein die Gold- <strong>und</strong> Silbermünzen aus möglichst reinem<br />

Edelmetall geprägt werden, so rein, wie es technologisch eben<br />

möglich ist. Eine spezielle Definition des <strong>Feingehalt</strong>es, die auf<br />

Gr<strong>und</strong>lage der verwendeten <strong>Gewicht</strong>ssysteme ohne weiters<br />

möglich gewesen wäre, ist bisher in den überlieferten Quellen<br />

noch nicht entdeckt oder publiziert worden. Allerdings scheinen<br />

die Griechen hier bereits erste Methoden entwickelt zu haben,<br />

wie zielgerichtete Kupferzusätze zu Silbermünzen zur Erhöhung<br />

der Festigkeit oder künstlich hergestellte mindere<br />

Gold/Silber Legierungen zur Prägung von Elektronmünzen<br />

zeigen. Aber erst in der römischen <strong>und</strong> byzantinischen Münzprägung<br />

wird umfangreich bewußt <strong>und</strong> zielgerichtet im Zuge<br />

der Münzverschlechterung aus fiskalischen Gründen das möglichst<br />

reine Silber mit unedlen Kupferzusätzen gestreckt. Das<br />

römische <strong>Gewicht</strong>ssystem mit dem Pf<strong>und</strong> zu 12 Unzen mit jeweils<br />

24 Skripula zu je 24 Grän aber auch das griechische <strong>Gewicht</strong>ssystem<br />

mit der Drachme zu 96 Grän boten einfache<br />

Möglichkeiten den <strong>Feingehalt</strong> einer Edelmetallegierung zu definieren<br />

<strong>und</strong> zu bestimmen.<br />

Praktisch könnte dies wie folgt ausgesehen haben:<br />

Um den Silbergehalt griechischer <strong>Münze</strong>n zu bestimmen<br />

untersucht man <strong>Münze</strong>n im genauen <strong>Gewicht</strong> einer attischen<br />

Drachme (Probiergewicht) mittels der Feuerprobe, d.h. das<br />

Münzsilber wird unter Bleizusatz geschmolzen, anschließend<br />

wird durch Auflasen von Luft das Blei oxydiert <strong>und</strong> nimmt dabei<br />

die Verunreinigungen auf. Nach Beendigung des Prozesses<br />

<strong>und</strong> Abkühlung wird das übrigbleibende Silberklümpchen erneut<br />

gewogen <strong>und</strong> der <strong>Gewicht</strong>sverlust durch erneutes Wiegen<br />

festgestellt. Dabei bedeutet jedes Grän <strong>Gewicht</strong>sverlust einen<br />

entsprechenden Anteil unedler Beimengungen bzw. kein feststellbarer<br />

<strong>Gewicht</strong>sverlust, daß es sich um reines Silber handelt.<br />

Es liegt die Vermutung nahe, daß bereits im alten Griechenland<br />

ein <strong>Feingehalt</strong>ssystem auf 96/96 Teile Basis bestanden<br />

haben könnte, so wie es nachweislich in Byzanz, im arabisch/islamischen<br />

Kalifat <strong>und</strong> auch im alten Rußland später<br />

verwendet wurde.<br />

Bei den Römern bietet sich eine ähnliche Erklärung an,<br />

wenn man von einem Probiergewicht von 4 Skripula mit ebenfalls<br />

insgesamt 96 Grän ausgeht.<br />

Interessant ist die Tatsache, daß in der römischen Kaiserzeit<br />

angefangen bei Kaiser Nero bis zur Münzreform des Kaisers<br />

Diocletian auch der Goldanteil im Münzgold für die Aureusprägungen<br />

zeitweilig zielgerichtet verringert wurde. Da ein<br />

Kupferzusatz relativ leicht <strong>und</strong> schnell mittels der Feuerprobe<br />

nachzuweisen war, wurde teilweise der Goldanteil durch Silberzusatz<br />

verringert. Dadurch mußten die zu untersuchenden<br />

<strong>Münze</strong>n zunächst eingeschmolzen werden, die Schmelze in<br />

Wasser gegossen werden, um möglichst kleine Körnchen zu erhalten,<br />

<strong>und</strong> anschließend diese Körnchen unter Zusatz von<br />

Kochsalz einem mehrstündigem Glühen unterhalb des<br />

Schmelzpunktes unterzogen werden, um das Silber vom Gold<br />

zu trennen (Zementation). Um diese aufwendige Prozedur zu<br />

umgehen, benutzten die Kaufleute <strong>und</strong> Geldwechsler die bereits<br />

seit dem alten Ägypten bekannte <strong>und</strong> seit 300 v. u. Z auch<br />

aus dem alten Griechenland schriftlich überlieferte Strichprobe<br />

auf einem schwarzen Probierstein (Lydit- Kieselschiefer).<br />

Durch den Vergleich der Strichfarbe des Probestückes <strong>und</strong> der<br />

Strichfarbe reinen Goldes konnten somit zumindest <strong>Münze</strong>n<br />

aus reinem <strong>und</strong> solche aus minderwertigerem Gold unterschieden<br />

werden.<br />

2. Mittelalter bis Neuzeit<br />

<strong>money</strong> <strong>trend</strong> SPEZIAL II<br />

Der Zusammenbruch des weströmischen Reiches <strong>und</strong> die<br />

Ereignisse der Völkerwanderung brachten für die Münzprägung<br />

<strong>und</strong> den Geldverkehr in Europa gravierende Einschnitte.<br />

Obwohl römische <strong>und</strong> auch byzantinische <strong>Münze</strong>n noch jahrh<strong>und</strong>ertelang<br />

weiterbenutzt wurden, nahm die Prägung rapide<br />

ab. Teilweise kam es sogar zu einem reinen Naruralaustausch.<br />

Einige Völker prägten Nachahmungen römischer <strong>und</strong> byzantinischer<br />

<strong>Münze</strong>n, insbesondere die Nachprägungen der goldenen<br />

1/3 Solidus Stücke, Triens genannt, hatten zeitweise eine<br />

gewisse Bedeutung als Zahlungsmittel. Vielfach wurden auch<br />

wieder Silberbarren für größere Zahlungen benutzt. Für große<br />

Teile Europas bedeutete jedoch die Zeit der Völkerwanderung<br />

eine münzlose Periode.<br />

Von den vielen zeitweiligen Staats- <strong>und</strong> Reichsgründungen<br />

erwies sich letztendlich jedoch nur das Frankenreich als lebensfähig<br />

<strong>und</strong> bildete den Ausgangspunkt für die europäische<br />

Münzprägung des Mittelalters. Auch im Mittelalter bilden<br />

Gersten- <strong>und</strong> vorwiegend Weizenkörner die Basisgewichte für<br />

die Bildung größerer <strong>Gewicht</strong>seinheiten. <strong>Die</strong> im Altertum<br />

doch recht großen Abweichungen größerer <strong>Gewicht</strong>szusammenfassungen,<br />

z.B. der Mine ergaben sich aus der unterschiedlichen<br />

Zahl der Basisgewichte, die zu höheren <strong>Gewicht</strong>seinheiten<br />

zusammengefaßt wurden. Das römische Pf<strong>und</strong> mit<br />

327 g verglichen mit der attischen Mine zu 436 g stellt genau<br />

3/4 der Mine dar. Hier setzt nun die nach dem Zusammenbruch<br />

des weströmischen Reiches festzustellende Herausbildung<br />

differierender <strong>Gewicht</strong>seinheiten im europäischen<br />

Raum an. Im wesentlichen bilden sich 3 verschiedene <strong>Gewicht</strong>ssysteme<br />

heraus, schwere Pf<strong>und</strong>e in 16 Unzen-Teilung,<br />

leichte Pf<strong>und</strong>e in 12 Unzen-Teilung sowie die Mark in 8 Unzen-<br />

Teilung. Historisches Vorbild der schweren Pf<strong>und</strong>e<br />

scheint die attische Mine zu sein, das der leichten Pf<strong>und</strong>e das<br />

röm. Pf<strong>und</strong>. <strong>Die</strong> Mark als ursprünglich nordgermanisches <strong>Gewicht</strong><br />

könnte ihren Ursprung ebenfalls in der attischen Mine<br />

haben, die geographische Entfernung <strong>und</strong> die Zeitspanne zwischen<br />

der Ablösung der Mine durch das röm Pf<strong>und</strong> (3. Jh.)<br />

<strong>und</strong> dem urk<strong>und</strong>lichen Erwähnen der Mark (9. Jh.) lassen daran<br />

aber viele Zweifel aufkommen. Wahrscheinlicher ist schon<br />

die Ableitung aus dem schweren karolingischen Pf<strong>und</strong> des 8.<br />

Jh. als dessen Hälfte, mit größter Wahrscheinlichkeit stellt die<br />

Mark aber wohl 8 Unzen des Römerpf<strong>und</strong>es zu 12 Unzen dar<br />

(die Nordische Mark entspricht exakt 2/3 des Römerpf<strong>und</strong>es).<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich bildeten die schweren Pf<strong>und</strong>e vielfach die<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Handelsgewichte, leichte Pf<strong>und</strong>e <strong>und</strong> auch<br />

Marken wurden überwiegend für den Handel mit hochwertigen<br />

Gütern, Edelmetallen oder als Münzgr<strong>und</strong>gewichte für<br />

die Münzprägung verwendet.<br />

Eines der ersten urk<strong>und</strong>lich erwähnten schweren Pf<strong>und</strong>e<br />

war das Karlspf<strong>und</strong>, welches nach 780 im Frankenreich Gr<strong>und</strong>lage<br />

der Silbermünzenprägung war. Leider sagen die überlieferten<br />

Urk<strong>und</strong>en wenig zu seinem Gebrauch als Handelsgewicht<br />

<strong>und</strong> seinem tatsächlichen <strong>Gewicht</strong> sowie zu seinem Basisgewichtes<br />

aus, nur die Tatsache, daß 16 Unzen ein Pf<strong>und</strong> bilden<br />

<strong>und</strong> daraus 240 Silberpfennige geprägt wurden ist belegt.<br />

Somit sind alle weiteren Aussagen spekulativ, auch wenn sie<br />

sich auf historisch vergleichbare Vorgänge beziehen. Theoretisch<br />

wäre folgende Einteilung des Karlspf<strong>und</strong>es denkbar:<br />

Europa- Frankenreich- Karolinger ab 781<br />

<strong>Gewicht</strong>spf<strong>und</strong> (Handelsgewicht)<br />

Basisgewicht: Weizenkorn ( wahrscheinlich ca. 47,8 mg ) Gran<br />

Zahlensystem: Mischsystem (5,10,12-er System)<br />

40 Grän = 1 Pfenniggewicht (um 1,91 g)<br />

-1,79 g bis 2,03 g bei F<strong>und</strong>münzen !<br />

15 Pfenniggewichte = 1 Unze (um 28,7 g)<br />

16 Unzen = 1 Karlspf<strong>und</strong> (um 460 g)<br />

= 240 Pfenniggewichte<br />

mt 10/2003 131

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