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Die Münze – Gewicht und Feingehalt - money trend

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len im Positionssystem zur Basis 60 dargestellt werden konnten.<br />

Im alten Griechenland wurden das attische (nach der Stadt<br />

Athen benannt) <strong>und</strong> das milesische (nach der Stadt Milet benannt)<br />

Zahlensystem benutzt. <strong>Die</strong>se Systeme waren an das altägyptische<br />

<strong>und</strong> altindische Zehnersystem angelehnte Dezimalsysteme,<br />

denen allerdings noch ein Fünfersystem überlagert<br />

war.<br />

<strong>Die</strong> Darstellung der Zahlen wurde durch Individualzeichen<br />

(griechische Buchstaben) <strong>und</strong> deren Reihung vorgenommen.<br />

Für die <strong>Gewicht</strong>sdefinition sowie die Nominalstückelung wurde<br />

allerdings ein Mischsystem aus griechischem Zehner/Fünfersystem<br />

<strong>und</strong> dem babylonischen Sexagesimalsystem verwendet,<br />

welches in der Konsequenz eigentlich dann ein Positionssystem<br />

mit der Basis 12, das sogenannte Duodezimalsystem<br />

darstellte. Als reines Duodezimalsystem wurde es dann von<br />

den Römern, Byzantinern <strong>und</strong> nachfolgend fast allen andern<br />

münzprägenden Nationen verwendet. Zur Darstellung der<br />

Zahlen wurden neben den griechischen Buchstaben vielfach<br />

die umständlichen römischen Zahlzeichen bis ins 16. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

benutzt.<br />

Seit dem 6. Jahrh<strong>und</strong>ert entwickelte sich das altindische<br />

Dezimalsystem zu dem heutigen, allseits verwendeten dezimalen<br />

Positionssystem mit den uns bekannten Ziffern, die eigentlich<br />

indischen Ursprungs sind. Den Arabern aus Damaskus<br />

<strong>und</strong> Bagdad, dem Zentrum des Kalifats verdanken wir eigentlich<br />

unsere heutigen Zahlen <strong>und</strong> Rechenmethoden, die über<br />

das von den Arabern eroberte Spanien zwischen dem 10. <strong>und</strong><br />

12. Jh. nach Europa gelangten. Für die Einteilung der <strong>Gewicht</strong>e<br />

sowie für die Münzprägung wurde das Dezimalsystem jedoch<br />

erst im 18. <strong>und</strong> 19. Jh. übernommen. <strong>Die</strong> meisten Staaten<br />

Europas definierten ihre <strong>Gewicht</strong>e erst gegen Ende des 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts auf der Basis des Kilogramms, seit Mitte des 19.<br />

Jh aber vielfach bereits auf Basis des metrischen Pf<strong>und</strong>es zu<br />

500 g. Als letzter europäischer Staat wechselte 1971 Großbritannien<br />

in seinem Münzsystem von der altkarolingischen Einteilung<br />

des Pf<strong>und</strong>es zum Dezimalsystem.<br />

Betrachtet man abschließend die Entwicklung der <strong>Gewicht</strong>e<br />

unter evolutionstheoretischen <strong>und</strong> dialektischen Aspekten<br />

im Zusammenhang mit den wichtigsten Epochen <strong>und</strong> Zeitabschnitten<br />

der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft auf<br />

sozialökonomischen Gebiet, so korrelieren auffällig viele wichtige<br />

Veränderungen bei den <strong>Gewicht</strong>en mit bedeutenden sozialökonomischen<br />

Umwälzungen.<br />

<strong>Die</strong> Ablösung der Urgesellschaft durch die erste Form der<br />

Klassengesellschaft ist verb<strong>und</strong>en mit dem Aufkommen des<br />

Naturalaustauschs (Handel) <strong>und</strong> vormünzlichen Geldformen<br />

(Hacksilber). Gleichzeitig entwickelt sich ein erster Basisstandard<br />

bei den <strong>Gewicht</strong>en im alten Mesopotamien (Sumer, Babylonier):<br />

Korn- 3 x 60 = 1 Schekel x 60 = 1 Mine x 60 = 1 Talent<br />

<strong>Die</strong> Hethiter in Kleinasien variieren nun diesen Basisstandard<br />

zu ersten Mal:<br />

Korn- 3 x 60 = 1 Schekel x 40 = 1 Mine x 60 = 1 Talent<br />

<strong>Die</strong> semitischen Chaldäer in Mesopotamien <strong>und</strong> Babylon variieren<br />

den Basisstandard nun weiter:<br />

Korn- 3 x 60 = 1 leichter Schekel x 60 = 1 leichte Mine<br />

x 60 = 1 kleines Talent<br />

6 x 60 = 1 schwerer Schekel x 60 = 1 schwere Mine<br />

x 60 = 1 großes Talent<br />

Mit dem Einsetzen erster Münzprägungen in Kleinasien (Lydien,<br />

Ionien) erfolgt eine noch weitgehendere Differenzierung:<br />

Korn- 3 x 60 = 1 Goldstater x 60 = 1 leichte Mine<br />

x 60 = 1 kleines Talent<br />

4 x 60 = 1 Silberstater x 60 = 1 mittlere Mine<br />

x 60 = 1 mittleres Talent<br />

6 x 60 = 1 Elektronstater x 60 = 1 schwere Mine<br />

x 60 = 1 großes Talent<br />

Von den Lydern ist allerdings im Gegensatz zu den semitischen<br />

Völkern (Chaldäer) keine urk<strong>und</strong>lich überlieferte Unterscheidung<br />

in große <strong>und</strong> kleine <strong>Gewicht</strong>e bekannt. Somit wäre<br />

die wahrscheinlichere Variante ein variiertes <strong>und</strong> kombiniertes<br />

System:<br />

Korn- 3 x 60 = 1 Goldstater x 60 = 1 Mine x 60 = 1 Talent<br />

4 x 60 = 1 Silberstater x 45 = 1 Mine x 60 = 1 Talent<br />

6 x 60 = 1 Elektronstater x 30 = 1 Mine x 60 = 1 Talent<br />

Bei den lydischen Goldprägungen scheint sich nun auch der<br />

Wechsel vom ursprünglich verwendeten Gerstenkorngewicht<br />

zum etwas schwereren Weizenkorngewicht zu vollziehen.<br />

Das altpersische Reich benutzte einen variierten <strong>und</strong> kombinierten<br />

eigenen <strong>Gewicht</strong>sstandard:<br />

Korn- 2 x 60 = 1 Siglos (Silber) x 90 = 1 Mine x 60 = 1 Talent<br />

3 x 60 = 1 Stater (Gold) x 60 = 1 Mine x 60 = 1 Talent<br />

<strong>Die</strong> großartigen kulturellen Leistungen der alten Griechen<br />

zeigen sich nun auch bei der Einführung eines qualitativ wesentlich<br />

besseren <strong>und</strong> einfacheren <strong>Gewicht</strong>ssystems, welches<br />

die nahezu perfekte <strong>und</strong> hochentwickelte Nominalstückelung<br />

des lydischen bimetallischen Münzsystems mit der vereinfachten<br />

Bildung der <strong>Gewicht</strong>seinheiten kombiniert. Bsp. Athen- attisch-euböischer<br />

Fuß<br />

Korn- x 16 = 1 Obol x 6 = 1 Drachme x 100 = 1 Mine x 60 = 1<br />

Talent<br />

Andere griechische Stadtstaaten benutzten in der Anfangsphase<br />

teilweise noch auf babylonischem, lydischem oder persischem<br />

Fuß aufgebaute <strong>Gewicht</strong>ssysteme, gingen aber im 5. Jh.<br />

v. u. Z. vielfach zum attischen System über. <strong>Die</strong> Abweichungen<br />

im <strong>Gewicht</strong> der Nominale erklärt sich aus der Tatsache, daß<br />

nicht immer wie in Athen 96 Korn zur <strong>Gewicht</strong>sdefinition des<br />

Hauptnominals Drachme verwendet wurden. (s. Anhang Nominaltabelle)<br />

Der herausragende Beitrag Roms ist die Schaffung eines<br />

qualitativ völlig neuen <strong>und</strong> besseren <strong>Gewicht</strong>ssystems auf der<br />

mathematischen Basis des Duodezimalsystems:<br />

Korn- 2 x 12 = 1 Scripulum<br />

2 x 12 = 1 Uncia x 12 = 1 Libra (Pf<strong>und</strong>)<br />

<strong>money</strong> <strong>trend</strong> SPEZIAL II<br />

Das römische Pf<strong>und</strong> zu 12 Unzen ist nun der Ausgangspunkt<br />

für die weitgehende Differenzierung der mittelalterlichen<br />

<strong>Gewicht</strong>e durch Kombination unterschiedlichster Teilungen.<br />

Im wesentlichen erfolgt eine Differenzierung wie früher in<br />

Mesopotamien bei den Chaldäern <strong>und</strong> in Kleinasien bei den<br />

Lydern. Dem antiken großen, mittleren <strong>und</strong> kleinen Talent<br />

entsprechend werden nun schwere 16- Unzen Handelsgewichtspf<strong>und</strong>e,<br />

mittlere 12- Unzen Handelsgewichts- <strong>und</strong> Apothekerpf<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> die leichte 8- Unzen Mark Edelmetall <strong>und</strong><br />

Münzgewicht gebildet.<br />

Das Basissystem bildet hierbei das römische Pf<strong>und</strong> zu 12<br />

Unzen:<br />

schwere 16 Unzen Handelsgewichtspf<strong>und</strong>e:<br />

Korn- x 96 = 1 Solotnik x 3 = 1 Lot x 32 = 1 Pf<strong>und</strong> (Rußland-<br />

2 Lot = 1 Unze)<br />

x 96 = 1 Miskal x 6 = 1 Unze x 16 = 1 Rottel (Arabien-<br />

Handelspf<strong>und</strong>)<br />

mt 10/2003 139

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