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Die Münze – Gewicht und Feingehalt - money trend

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vernachlässigbar machte. Zunächst spielte die Gerste eine<br />

wichtigere Rolle als Weizen, so daß Gerstenkörner die ersten<br />

Basisgewichte der sich herausbildenden <strong>Gewicht</strong>ssysteme bildeten.<br />

<strong>Die</strong> überragende Rolle des Weizens als Brotgetreide<br />

führte aber dazu, daß auch Weizenkörner zunächst gemeinsam<br />

mit Gerste oder allein zum Basisgewicht wurden. Eines der ersten<br />

uns heute bekannten <strong>Gewicht</strong>ssysteme entwickelte sich<br />

bereits vor mehr als 4500 Jahren im Siedlungsgebiet der Sumer<br />

zwischen Euphrat <strong>und</strong> Tigris, in Mesopotamien. Ebenso sind<br />

hier die Anfänge der Benutzung von Edelmetallen als Wertmesser<br />

<strong>und</strong> Zahlungsmittel <strong>und</strong> damit vormünzlichen Geldformen<br />

zu suchen. Silber in Form von Barren, Ringen, Drähten<br />

<strong>und</strong> Blechen, die zur Anhäufung bestimmter <strong>Gewicht</strong>e bequem<br />

zerhackt werden konnten bildeten ein erstes allgemeines<br />

Tauschmittel (Hacksilber). Im Gegensatz zu den in Ägypten,<br />

Indien <strong>und</strong> China herausgebildeten Zahlensystemen, welche<br />

sogenannte Zehnersysteme darstellten, hatten die Sumer in<br />

Mesopotamien eine Methode derausgef<strong>und</strong>en, wie man mit<br />

den zehn Fingern beider Hände nicht nur bis Zehn, sondern bis<br />

60 zählen konnte. Bereits 2 Personen konnten ohne schriftliches<br />

Aufzeichnen problemlos bis 3600 nur mit ihren Fingern<br />

zählen, im Zehnersystem wären sogar 3 Personen bei 1000 am<br />

Ende ihrer Möglichkeiten gewesen. Das Sexagesimalsystem<br />

(mathematisch ein Positionssystem zur Basis 60) wurde natürlich<br />

nicht nur zum Zählen von Gegenständen sondern auch als<br />

Zahlensystem für die Bildung der kleinen, mittleren <strong>und</strong><br />

großen <strong>Gewicht</strong>seinheiten benutzt, wobei als kleinstes unteilbares<br />

Basisgewicht ein Gerstenkorn benutzt wurde.<br />

Mesopotamien - Sumer, Babylon, seit 2000 v. u. Z.<br />

Basisgewicht: Gerstenkorn (ca. 44,5 mg) - Gran<br />

Zahlensystem: reines Sexagesimalsystem<br />

180 Grän = 1 Schekel (ca.8 g)<br />

60 Schekel = 1 Mine (ca. 480 g)<br />

60 Minen = 1 sumerisches Talent (ca. 28,8 kg)<br />

Hethiter in Kleinasien seit 17. Jh. v. u. Z.<br />

Basisgewicht: Gerstenkorn (ca. 44,5 mg) - Gran<br />

Zahlensystem: Sexagesimalsytem mit Abweichungen<br />

180 Grän = 1 Schekel (ca. 8 g)<br />

40 Schekel = 1 Mine (ca 320 g)<br />

60 Minen = 1 hethitisches Talent (ca.19,2 kg)<br />

Mesopotamien - Chaldäer, Babylon 9.-7. Jh v. u. Z.<br />

Basisgewicht: Weizenkorn (ca. 46,7 mg) - Gran<br />

Zahlensystem: Sexagesimalsystem<br />

180 Grän = 1 leichter Schekel (ca. 8,4 g)<br />

360 Grän = 1 schwerer Schekel (ca. 16,8 g)<br />

60 leichte Schekel = 1 leichte Mine (ca. 504 g)<br />

60 schwere Schekel = 1 schwere Mine (ca. 1008 g)<br />

60 leichte Minen = 1 kleines Talent (ca. 30,3 kg)<br />

60 schwere Minen = 1 großes Talent (ca. 60,6 kg)<br />

<strong>Die</strong> semitischen Chaldäer benutzten anscheinend als Basisgewicht<br />

anstelle der Gerstenkörner bereits die schwereren<br />

Weizenkörner.<br />

<strong>Die</strong> ersten in der Geschichte der Menschheit geprägten <strong>Münze</strong>n<br />

sind die kleinasiatischen Elektronprägungen. <strong>Die</strong>se <strong>Münze</strong>n<br />

wurden aus einer in den Flußseifen kleinasiatischer Flüsse vorkommenden<br />

natürlichen Gold-Silber Legierung geprägt. <strong>Die</strong><br />

wohl allerersten Stücke stammen wahrscheinlich aus Lydien aus<br />

der Zeit vor der Herrschaft von König Alyattes, also etwa um<br />

625 v. u. Z. Nahezu gleichzeitig prägten aber auch andere , vorwiegend<br />

griechische Städte Kleinasiens erste Elektronmünzen,<br />

denen bald auch Silberprägungen <strong>und</strong> ab der Herrschaft des lydischen<br />

Königs Kroisos (561-546 v. u. Z.) auch Prägungen aus<br />

reinem Gold folgten. Somit dürften die für die sich entwickelnde<br />

Münzprägung ausschaggebenden <strong>Gewicht</strong>ssysteme sowohl das<br />

lydische als auch das griechische <strong>Gewicht</strong>ssystem sein.<br />

<strong>Die</strong> Lyder ihrerseits übernahmen ihre ersten Münzprägungen<br />

aus Elektron, Gold <strong>und</strong> Silber das babylonische <strong>Gewicht</strong>s-<br />

<strong>money</strong> <strong>trend</strong> SPEZIAL II<br />

system. Lydien verwendete für seine ursprüngliche Elektron<strong>und</strong><br />

Silberprägung zunächst noch das Gerstenkorn als Basisgewicht.<br />

Erst nach 561 v. u. Z. treten neben den Gerstenkörnern<br />

auch etwas schwerere Weizenkörner als Basisgewichte für die<br />

Goldprägung in Erscheinung. Somit unterscheiden sich auch<br />

die auf dieser unterschiedlichen Gr<strong>und</strong>lage gebildeten größeren<br />

<strong>Gewicht</strong>seinheiten geringfügig.<br />

Lydien - Kleinasien seit 7. Jh v. u. Z.<br />

Basisgewicht: Gerstenkorn (ca. 44,5 mg) oder Weizenkorn<br />

(ca. 45 mg) - Gran<br />

Zahlensystem: Sexagesimalsystem, ergänzt<br />

180 Grän (45 mg) = 1 Stater (ca. 8,1 g)<br />

für Goldprägungen<br />

240 Grän (44,5 mg) = 1 Stater (ca. 10,68 g) für Silberprägungen,<br />

Gold sehr selten !<br />

360 Grän (44,5 mg) = 1 Stater (ca. 16 g)<br />

für Elektronprägungen<br />

30 Elekronstater oder<br />

45 Silberstater oder<br />

60 Goldstater = 1 Mine (ca. 481 - 486 g)<br />

60 Minen = 1 lydisches Talent (ca. 29 kg)<br />

<strong>Die</strong> Perser übernahmen nach der Eroberung Lydiens<br />

zunächst das lydische <strong>Gewicht</strong>ssystem für ihre Münzprägung.<br />

König Dareios I. führte ab 521 v. u. Z. dann einheitliche <strong>Gewicht</strong>e<br />

für das gesamte Persische Reich ein <strong>und</strong> nahm dazu als<br />

Gr<strong>und</strong>lage das babylonisch/chaldäische System mit dem<br />

schwereren Weizenkorn als Basisgewichte.<br />

Persien- Kleinasien (altes Persisches Reich) seit 521 v. u. Z.<br />

Basisgewicht: Weizenkorn (ca. 46,7 mg) - Gran<br />

Zahlensystem: Sexagesimalsystem , ergänzt<br />

120 Grän = 1 Siglos (ca. 5,6 g) für Silber<br />

180 Grän = 1 Stater (ca. 8,4 g) für Gold, später<br />

Dareike genannt<br />

60 Stater (Dareiken) = 1 Mine (ca. 504 g)<br />

60 Minen = 1 persisches Talent (ca. 30 kg)<br />

Für die anfängliche Münzprägung griechischer Städte aus<br />

Elektron wurde zunächst noch das lydische <strong>Gewicht</strong>ssystem<br />

benutzt, welches auf dem babylonischen System aufbaute. Für<br />

die überwiegende Silbermünzenprägung wurden zumeist eigenständige<br />

griechische <strong>Gewicht</strong>ssysteme benutzt, die im Gegensatz<br />

zu den babylonischen, lydischen <strong>und</strong> persischen <strong>Gewicht</strong>ssystemen<br />

nicht mehr das Sexagesimalsystem als mathematische<br />

Gr<strong>und</strong>lage besaßen. <strong>Die</strong> griechischen Zahlensysteme<br />

waren Zehnersysteme, zum Teil noch mit einem überlagertem<br />

Fünfersystem (Athen). Für die <strong>Gewicht</strong>sdefinition wurde nun<br />

ein Mischsystem aus Sexagesimal-, Dezimal- <strong>und</strong> Fünfersystem,<br />

welches mathematisch gesehen den Vorläufer des späteren<br />

römischen Duodezimalsystems darstellte. Außerdem entsprachen<br />

die <strong>Gewicht</strong>seinheiten genau den Geldeinheiten.<br />

Mit dem attischen <strong>Gewicht</strong>ssystem (eingeführt 600 v. u. Z.<br />

durch den Gesetzgeber Solon) wird die Abkehr vom Sexagesimalsystem<br />

deutlich. Nicht mehr ein ganzzahliges Vielfaches<br />

der Basis 60 (2, 3, 4 oder 6 mal 60 Grän) sondern ein Vielfaches<br />

der neuen Basis 12 (8 mal 12 = 96 Grän) ergibt das neue Hauptnominal<br />

1 Drachme.<br />

Griechenland -Athen seit 600 v. u. Z.<br />

Basisgewicht: Getreidekorn (ca. 45,4 mg) - Gran<br />

Zahlensystem: Mischsystem aus Sexagesimal-, Dezimal- <strong>und</strong><br />

Fünfersystem<br />

16 Grän = 1 Obolos (ca. 0,73 g)<br />

6 Oboloi = 1 Drachme (ca. 4,36 g) = 96 Grän<br />

4 Drachmen = 1 Tetradrachme (ca. 17,5 g)<br />

25 Tetradrachmen = 1 Mine (ca. 436 g) = 100 Drachmen<br />

60 Minen = 1 attisches Talent (ca. 26,2) kg)<br />

mt 10/2003 129

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