Die Münze – Gewicht und Feingehalt - money trend
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Da ähnlich wie beim Pf<strong>und</strong> auch bei der Mark Zählmark<br />
<strong>und</strong> <strong>Gewicht</strong>smark bald auseinanderliefen, wurde das Münzwesen<br />
bald unüberschaubar. Verschärft wurde die ganze Sache<br />
noch, wenn beispielsweise um 1266 in Frankreich schwere<br />
Pfennige auf <strong>Gewicht</strong>sbasis Livre de parisi zu 16 Unzen <strong>und</strong><br />
leichte Pfennige auf <strong>Gewicht</strong>sbasis Livre tournoise zu 12 Unzen<br />
geprägt wurden, die münzrechtlichen Vorschriften aber auf<br />
die Marc de Troyes ausgerichtet wurden. Zu diesen beiden<br />
französischen Pfennigsorten liefen auch noch englische Sterlings<br />
auf Basis des Towerpf<strong>und</strong>es zu 12 Unzen um, die nun in<br />
ein entsprechendes Wertverhältnis zu den französischen Pfennigen<br />
gebracht werden mußten. So galten also 30 englische<br />
Sterlings = 120 Deniers tournoise = 96 Deniers parisi deren einzelne<br />
münzrechtlichen Vorschriften wie folgt aussahen:<br />
- engl. Sterlings: 243 Stück aus dem Towerpf<strong>und</strong> (349,91 g)<br />
11 Ounces 2 Pennyweights (925/1000) fein<br />
- Denier parisi: 212 Stück aus der Pariser Troymark (244,75<br />
g) 4 Deniers 12 Grains (359/1000) fein<br />
- Denier tournoise: 220 Stück aus der Pariser Troymark (244,75<br />
g) 3 Deniers 18 Grains (299/1000) fein<br />
Als letztes kam noch das Problem hinzu, daß das englische<br />
Münzsilber bezogen auf Feinsilber eingeteilt wurde, 11 Oz. 2<br />
dwt. bedeutet hier 232/240 fein (925/1000). <strong>Die</strong> französischen<br />
<strong>Feingehalt</strong>sangaben bezogen sich jedoch auf handelsübliches<br />
Königssilber, das sogenannte Argent le- roy, welches selbst nur<br />
23/24 (958/1000) fein war. Das heißt für die Wertbestimmung<br />
der französischen Pfennige, daß der Denier tournoise aus 3<br />
Den. 18 Grs. feinem Argent le- roy 90/288 von 23/24 Feinsilber<br />
enthielt ! Praktisch waren die r<strong>und</strong> 1,44 g ; 1,15 g sowie 1,11 g<br />
schweren Pfennige von der unk<strong>und</strong>igen einfachen Bevölkerung<br />
ohne Waage kaum auseinanderzuhalten, nur an Hand des<br />
Münzbildes war eine Zuordnung möglich. Da sich der Wert<br />
aber auf 4: 1,25; 1 belief, wird wohl so mancher dabei recht übel<br />
übers Ohr gehauen worden sein.<br />
Um 1200 kam nun, angetrieben durch die Kaufleute, die<br />
sich zunehmend in Handelsverbänden zusammenschlossen, ein<br />
Prozeß in Gang, die Münzprägung auf einheitliche Münzgr<strong>und</strong>gewichte<br />
zu beziehen <strong>und</strong> ein verläßliches System der<br />
Charakterisierung des <strong>Feingehalt</strong>es der <strong>Münze</strong>n zu schaffen,<br />
um der Münzverschlechterung <strong>und</strong> dem Münzwirrwarr ein Ende<br />
zu setzen. Gegen erhebliche Widerstände der regierenden<br />
Herrscher (einige waren regelrechte Initiatoren einer betrügerischen<br />
Münzverschlechterung z.B. König Philipp IV. von<br />
Frankreich- genannt der Münzfälscher) zog sich dieser Prozeß<br />
bis ins 16. Jahrh<strong>und</strong>ert hin. Eine europaweite Vereinheitlichung<br />
der <strong>Gewicht</strong>e war unter den herrschenden feudalabsolutistischen<br />
Verhältnissen natürlich nicht zu erreichen, jeder<br />
Herrscher bestand eigennützig auf seinem Münzregal zum<br />
Zwecke der Bereicherung. Das Aufkommen größerer Silberprägungen<br />
(Groschen, Taler) sowie die wiedereinsetzende<br />
Goldprägung (Gulden, Dukaten) führten dann allerdings wenigstens<br />
zu einer Vereinheitlichung der Münzgr<strong>und</strong>gewichte<br />
im nationalen Rahmen, wobei einige dieser Münzgr<strong>und</strong>gewichte<br />
dann fast europaweit auch von anderen Ländern benutzt<br />
wurden (Kölner Mark für fast die gesamte europäische<br />
Dukatenprägung).<br />
Dem Prozeß der Münzverschlechterung konnte allerdings<br />
auch damit nicht Einhalt geboten werden, einzig <strong>und</strong> allein der<br />
Dukaten blieb davon verschont. Münzgr<strong>und</strong>gewicht wurde in<br />
den meisten Ländern die Mark, welche weiterhin als Teil zu 8<br />
Unzen der regionalen Handelsgewichtspf<strong>und</strong>e zu 12 oder 16<br />
Unzen betrachtet wurde. Allerdings wurde nun eine völlig andere<br />
Einteilung der Mark vorgenommen, bei der die Unze als<br />
Teil der Mark überhaupt nicht mehr vorkam.<br />
<strong>Die</strong> romanischen Länder Italien, Frankreich <strong>und</strong> Spanien<br />
teilten die Mark:<br />
1 Mark = 12 Deniers zu je 24 Grän = 288 Grän<br />
<strong>Die</strong> Begriffe Denier <strong>und</strong> Grän haben bei dieser Einteilung<br />
überhaupt nichts mehr mit dem Pfennig oder dem Weizenkorn<br />
<strong>money</strong> <strong>trend</strong> SPEZIAL II<br />
als kleinstes <strong>Gewicht</strong> zu tun, sie sind reine abstrakte Begriffskategorien<br />
<strong>und</strong> Mengenbezeichnungen.<br />
<strong>Die</strong> meisten anderen europäischen Länder wie Deutschland,<br />
Niederlande, Polen, Ungarn, die skandinavischen Länder,<br />
vor allem aber viele Gebiete der Habsburger Monarchie<br />
teilten die Mark:<br />
1 Mark = 16 Lot zu je 18 Grän = 288 Grän<br />
Da Silber das einzige verwendete Münzmetall war, bezogen<br />
sich diese Vorschriften natürlich auf Silbermünzen.<br />
Mit dem erneuten Einsetzen der Goldprägung nach jahrh<strong>und</strong>ertelanger<br />
Pause wurde nun auch eine Übertragung auf<br />
die Goldmünzen notwendig, allerdings geschah das europaweit<br />
einheitlich:<br />
anfänglich in Anlehnung <strong>und</strong> nach arabischem <strong>und</strong> byzantinischem<br />
Vorbild<br />
1 Mark = 24 Karat zu je 4 Grän = 96 Grän bis zum Anfang<br />
des 16. Jahrh<strong>und</strong>ert dann aber allgemein<br />
1 Mark = 24 Karat zu je 12 Grän = 288 Grän<br />
Da allerdings kein eigenes Basisgewicht wie bei den Handelsgewichtspf<strong>und</strong>en<br />
gewählt wurde, sondern eben 8 Unzen<br />
Handelsgewicht gleich dem <strong>Gewicht</strong> der Mark waren, waren<br />
die einzelnen Marken regional im <strong>Gewicht</strong> genauso verschieden<br />
wie die zugr<strong>und</strong>eliegenden Handelsgewichtspf<strong>und</strong>e.<br />
Das <strong>Gewicht</strong> der wichtigsten Marken hatte folgende Beträge:<br />
Kölner Mark: 233,865 g<br />
Kastilische/Spanische Mark: 230,348 g<br />
Pariser Troymark: 244,753 g<br />
Londoner Towermark: 233,275 g<br />
Prager Mark: 250,601 g<br />
Wiener Mark: 280,644 g<br />
<strong>Die</strong>se neue <strong>und</strong> von den gegenständlichen Pfennigen <strong>und</strong><br />
Weizenkörnern als Basisgewichte völlig getrennte, mathematisch<br />
abstrakte Einteilung lieferte gleichzeitig die Möglichkeit<br />
der <strong>Feingehalt</strong>sdefinition auf Basis der Mark zu 288 Grän, indem<br />
nun 288 von maximal möglichen 288 Grän als theoretisch<br />
völlig reines Gold<br />
(Feingold) oder theoretisch völlig reines Silber (Feinsilber)<br />
betrachtet werden. Jede beliebige Zusammensetzung der<br />
Münzmetallegierung kann somit in Schritten von 1/288 beschrieben<br />
werden, nichts anderes tun wir heute mit der <strong>Feingehalt</strong>sbeschreibung<br />
in 1/1000 Schritten bei Promille oder in<br />
1/100 Schritten bei der Prozentangabe im Dezimalsystem.<br />
Das vordezimale System ist das Duodezimalsystemmit der<br />
Gr<strong>und</strong>zahl 12:<br />
Gold:<br />
fortlaufende ganzzahlige Grän 1,2,3,...,12,...24,...36,...288<br />
die der Gr<strong>und</strong>zahl 12 entsprechende Menge Grän ergibt<br />
zusammengefaßt 1 Karat<br />
24 von 24 Karat gelten als Feingold<br />
Silber - romanische Länder:<br />
fortlaufende ganzzahlige Grän 1,2,3,...,12,...24,...,36,...288<br />
die der verdoppelten Gr<strong>und</strong>zahl 2x12=24 entsprechende Menge<br />
Grän ergibt 1 Denier<br />
12 von 12 Deniers gelten als Feinsilber<br />
Silber - andere Länder:<br />
fortlaufende ganzzahlige Grän 1,2,3,...,12,...24,...,36,...288<br />
die der Gr<strong>und</strong>zahl 12 vermehrt um deren Hälfte 12+6=18 entsprechende<br />
Menge Grän ergibt 1 Lot<br />
16 von 16 Lot gelten als Feinsilber<br />
Da England nicht zur abstrakten Mark überging, sondern<br />
bis 1526 das Towerpf<strong>und</strong> <strong>und</strong> danach das englische Troypf<strong>und</strong><br />
benutzte wurde die <strong>Feingehalt</strong>sdefinition auf Pf<strong>und</strong>basis vorgenommen.<br />
mt 10/2003 135