W+M_2017_01_WEB_PDF
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BRANDENBURG | 29<br />
Seit 1980 schützt das Karthane-Schöpfwerk bei Wittenberge die<br />
Karthane-Niederung bis hin nach Bad Wilsnack vor Hochwasser.<br />
Foto: M. Großmann/pixelio.de<br />
wasserschutz ausgegeben, mit über 450<br />
Millionen Euro floss der größte Teil in die<br />
Deichsanierung. Deren Schwerpunkte bildeten<br />
die Regionen an Oder (277 Millionen<br />
Euro) und Elbe (135 Millionen Euro). Auch<br />
an kleineren Flüssen wie etwa der Schwarzen<br />
Elster wurden mehr als 40 Millionen<br />
Euro investiert.<br />
Anfang August stellte Brandenburgs Umweltminister<br />
Jörg Vogelsänger (SPD) in<br />
Potsdam die Hochwasserschutzprojekte<br />
des Landes in der Förderperiode 2<strong>01</strong>6 bis<br />
2021 vor. In diesem Zeitraum werden dafür<br />
aus Mitteln der EU, des Bundes und<br />
des Landes weitere insgesamt 424 Millionen<br />
Euro bereitgestellt. Schwerpunkte<br />
seien weitere Deichsanierungen an Oder<br />
und Elbe, so der Minister. Im Schnitt sind<br />
das pro Jahr 30 Millionen Euro für Hochwasserschutz,<br />
Deicherneuerung oder Sanierung<br />
für den Hochwasserschutz bedeutender<br />
Bauwerke (zum Beispiel das Wehr<br />
Hartmannsdorf oder die Schleuse Neubrück),<br />
20 Millionen Euro für Gewässersanierung<br />
und Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie<br />
(Fischaufstiegsanlagen oder<br />
Gewässerrenaturierung), 17 Millionen Euro<br />
für die Stabilisierung des Landschaftswasserhaushaltes<br />
(darunter Schöpfwerke und<br />
Wehre), drei Millionen Euro zur Förderung<br />
der Siedlungswasserwirtschaft (für Kläranlagen<br />
oder die Trinkwasserversorgung).<br />
Zudem beteiligt sich Brandenburg am 2<strong>01</strong>3<br />
von den Umweltministern der Länder beschlossenen<br />
Nationalen Hochwasserschutzprogramm.<br />
Es definiert für die kommenden<br />
zehn Jahre präventive Schutzmaßnahmen<br />
im Gesamtumfang von fünf<br />
Milliarden Euro. Vorrangiges Ziel ist es,<br />
den Flüssen durch Schaffung neuer Polderflächen<br />
mehr Platz zu geben.<br />
In der Uckermark wird 2<strong>01</strong>8 die Deichsanierung<br />
im Unteren Odertal und bei<br />
Schwedt vollendet. Bei Stützkow wird für<br />
4,7 Millionen Euro das Einlaufwerk an der<br />
Oder saniert. In der Innenstadt von Frankfurt<br />
(Oder) sollen ab 2<strong>01</strong>9 mit Mitteln aus<br />
dem EU-geförderten Stadt-Umland-Wettbewerb<br />
Hochwasserschutzmaßnahmen<br />
umgesetzt werden. Weiter südlich, in der<br />
Neuzeller Niederung, wird bis 2<strong>01</strong>9 für<br />
10,6 Millionen Euro die Deichrückverlegung<br />
abgeschlossen.<br />
Hohe Priorität genießt der Hochwasserschutz<br />
an der Elbe, wo bei Mühlberg (Elbe-Elster-Kreis)<br />
der Hauptdeich auf 16,5<br />
Kilometern Länge saniert werden soll. Im<br />
Nordwesten, in der Prignitz, sind Abschnitte<br />
des Elbehauptdeiches bei Sandkrug zu<br />
erneuern – Kosten: 4,3 Millionen Euro.<br />
Durch die Sanierung des Schöpfwerkes<br />
Cumlosen für 4,1 Millionen Euro kann ab<br />
Juli 2<strong>01</strong>8 die Stadt Wittenberge im Hochwasserfall<br />
entlastet werden.<br />
In Wittenberge selbst steht bis <strong>2<strong>01</strong>7</strong> die<br />
Sicherung des Instandhaltungswerkes<br />
der Deutschen Bahn sowie des Industriegebietes<br />
Süd auf dem Plan. Die Kosten<br />
von 2,5 Millionen Euro trägt komplett<br />
der Landeshaushalt. Als Beispiel dafür,<br />
wie auch mittelständische Unternehmen<br />
von diesen Investitionen profitieren, führt<br />
das Brandenburger Agrarministerium die<br />
Firma Becker Umweltdienste im Industriegebiet<br />
Süd an, die durch eine spezielle<br />
Hochwasserschutzwand gesichert wurde.<br />
Für Planung, Vorbereitung und Umsetzung<br />
derartiger Maßnahmen würden<br />
häufig regionale Firmen eingesetzt. „Diese<br />
müssen sich zwar im Vergabewettbewerb<br />
durchsetzen, doch kommen häufig regional<br />
ansässige Firmen zum Zuge“, teilte ein<br />
Sprecher auf Anfrage mit. „Darüber hinaus<br />
werden durch die Hauptauftragnehmer der<br />
Baumaßnahmen, wenn es keine regional<br />
ansässige Firma ist, Nachauftragnehmer<br />
gebunden, die aus der Region stammen.“<br />
Die Arbeiten werden vorrangig an erfahrene<br />
Spezialfirmen vergeben. Doch auch<br />
sie stoßen immer wieder auf unerwartete<br />
Hindernisse. So haben im Sommer<br />
Wildschweine im Nationalpark „Unteres<br />
Odertal“ die Deiche zerwühlt, auch die unter<br />
Schutz stehenden Biber „sabotieren“<br />
den Hochwasserschutz an Elbe und Oder<br />
immer wieder. In der Uckermark musste<br />
Ende Oktober der Beginn der Deichsanierung<br />
am Oderpolder 5/6 zwischen Friedrichsthal<br />
und Gartz gestoppt werden.<br />
Grund ist die starke Belastung der betroffenen<br />
Flächen mit Munition aus dem Zweiten<br />
Weltkrieg. Nach dem Fund von Blindgängern<br />
veranlasste der Kampfmittelbeseitigungsdienst<br />
eine Umplanung. Für den<br />
gesamten Abschnitt wird mit Kosten von<br />
21 Millionen Euro – finanziert mit EU-, Bundes-<br />
und Landesmitteln – gerechnet. Baubeginn<br />
ist nun Ende <strong>2<strong>01</strong>7</strong>. <strong>W+M</strong><br />
www.WundM.info WIRTSCHAFT+MARKT | 1/<strong>2<strong>01</strong>7</strong>