O+P Fluidtechnik 4/2016
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ANTRIEBE<br />
Verglichen mit Gleichung 1 zeigt sich, dass die Eleganz dieser<br />
Lösung darin besteht, den Triebwerksdruck (dp) bei gleichzeitig<br />
hohem Bremsdruck zu reduzieren.<br />
Bild 03 verdeutlicht die Funktionsweise des ISLs in einem Fahrzeug,<br />
hier im Mähdrescher mit einem Leergewicht von 24 t, einer<br />
Antriebsleistung von 330 kW und einer maximalen Fahrgeschwindigkeit<br />
von 40 km/h während einer Bremsung am Hang. Der dargestellte<br />
Messschrieb zeigt einen kurzen Fahrzyklus, bestehend<br />
aus einer Beschleunigung auf maximale Fahrgeschwindigkeit in<br />
den ersten 8 s, darauf folgend der Eintritt in eine Bergabfahrt mit<br />
nachfolgendem Abbremsen bis zum Stillstand ab ca. 25 s.<br />
Verdeutlicht wird dies durch die beiden Systemdrücke p A<br />
und p B<br />
,<br />
wobei A die Druckseite für Vorwärtsfahrt, B für Rückwärtsfahrt<br />
bzw. Vorwärts-Bremsdruck ist. Zusätzlich ist der triebwerksinterne<br />
Druck p Kit<br />
gezeigt, der nach dem ISL-Ventil auf die Rotationsgruppe<br />
wirkt. Sobald das ISL aktiv wird, unterscheiden sich p Kit<br />
und p B<br />
.<br />
Weiterhin sind die Drehzahl des Hydraulikmotors und die Dieseldrehzahl<br />
gezeigt.<br />
Die Funktionsweise des ISL wird an diesem Beispiel recht deutlich,<br />
besonders bei 25 s, wenn die Bremsung initiiert wird. Die<br />
Pumpe wird auf neutral kommandiert, durch die kinetische Energie<br />
des Fahrzeugs wird der Bremsdruck, hier bis zu 500 bar aufgebaut.<br />
Der sogenannte Nullhub hält die Pumpe aufgrund des hohen<br />
Drucks auf größerem Schwenkwinkel. Parallel dazu reduziert das<br />
ISL den Druck im Triebwerk p Kit<br />
, dass der Dieselmotor nicht überdreht<br />
wird. Wird der Mähdrescher nun langsamer, d. h. der Volumenstrom,<br />
der vom Motor geliefert wird, wird kleiner, so kann<br />
der Nullhub die Pumpe auf kleineren Winkel bewegen, um den<br />
Bremsdruck aufrecht zu halten. Zusätzlich wird bei kleinerem<br />
Volumenstrom der Einfluss der Blende größer, sodass p Kit<br />
ansteigt,<br />
bis das Fahrzeug zum Stillstand gekommen ist.<br />
Bild 03 macht deutlich, dass Simulation und Messung sehr gut<br />
übereinstimmen. Es finden sich nur kleinere Abweichungen in den<br />
Systemdrücken während der Beschleunigung und dem Eintritt in<br />
die Hangstrecke, was darauf hindeutet, dass die Topologie nicht<br />
perfekt modelliert wurde. Da dies aber nicht kritisch für die Genauigkeit<br />
der Simulation ist, zeigt sich hier ein hohes Vertrauen in diese<br />
Simulationsergebnisse, aber auch in den folgenden Simulationen,<br />
da das gleiche Basismodell verwendet wurde.<br />
Die Vorteile eines solchen Systems bestehen in einer hohen<br />
Betriebssicherheit, Stabilität, kurzen Reaktionszeiten und Bremswegen<br />
sowie einer einfachen Systeminstallation. In der Regel werden<br />
die Einstellparameter mit einer vorgeschalteten Simulation<br />
ermittelt. Kein zerstörter Dieselmotor, keine aufwändige Softwareanpassung<br />
und -parametrierung wurden bisher verzeichnet, und es<br />
ist auch keine Anpassung an Herstelltoleranzen während der Serienproduktion<br />
nötig.<br />
Ein Konzeptnachteil ist allerdings, dass das Ventilsystem nur in<br />
einem Anschluss der Pumpe integriert ist. Für die Majorität der<br />
Fahrzeuge ist das kein Problem, allerdings für Fahrzeuge, die gleich<br />
schnell in beide Richtungen fahren, Fahrzeuge wie Walzen oder Züge<br />
beispielsweise. Hier wären dann Adaptionen nötig, in der Art, dass<br />
das Ventilsystem in einen externen Block integriert wird und somit<br />
auch bidirektional wird.<br />
SOFTWAREBASIERENDES BREMSSYSTEM<br />
Das weitere, hier diskutierte Bremssystem ist im Prinzip ein spezieller<br />
Software-Algorithmus. Um die kinetische Energie abzudrosseln,<br />
werden die systemeigenen Hochdruckventile verwendet. Um<br />
den Dieselmotor nicht zu überdrehen, wird die Pumpe auf kleineren<br />
Winkel geschwenkt, der sich aus einer Modifikation von Gleichung 1<br />
ergibt:<br />
V<br />
Pump<br />
P<br />
=<br />
Eng brake<br />
,<br />
Gl.2<br />
dp ⋅ n<br />
Pump<br />
Zur Volumenstromkompensation wird in der initialen Bremssituation<br />
der Motor ebenfalls zu kleineren Schwenkwinkeln geschwenkt.<br />
Dieses verhindert auch unangenehme Stöße. Wird der Motor nun<br />
zu größeren Winkeln geschwenkt, wird Bremsdruck aufgebaut und<br />
der Großteil des Volumenstroms wird über die Hochdruckventile<br />
entspannt. Dieses System erscheint, da vordergründig keine weiteren<br />
Komponenten benötigt werden, sehr einfach und günstig.<br />
Nachteilig ist aber, dass das Schwenkverhalten der Hydrostaten<br />
wichtig ist. Passen die Schwenkwinkel von Pumpe und Motor nicht<br />
zusammen, können Rücke/Stöße, verminderte Verzögerung oder<br />
auch ein zerstören des Dieselmotors bei zu großem Pumpenwinkel<br />
auftreten. Dies bedingt daher eine intensive Entwicklungs- und<br />
Testphase der Software einhergehend mit intensiven Fahrzeugtests<br />
und Parameterabstimmung auf das Schwenkverhalten der Hydrostaten<br />
– letzterer Punkt kann auch während der Serienproduktion<br />
notwendig sein, um Herstelltoleranzen abzudecken.<br />
Weiterhin ist zu bemerken, dass bei dieser Lösung der Volumenstrom<br />
nicht im Kreis verbleibt, sondern an den Hochdruckventilen<br />
in die Galerie der Pumpe umgeleitet wird, um an der anderen Seite<br />
04 Simulation eines Bremsmanövers mit softwarebasiertem Bremsen in Bergabfahrt<br />
<strong>O+P</strong> – Ölhydraulik und Pneumatik 4/<strong>2016</strong> 77