Kongressjournal Allgemeinmedizin Ausgabe 26. November 2016
Das Kongressjournal ist eine Live-Berichterstattung für Kongressteilnehmer des Allgemeinmedizinkongresses der stafam in Graz. Da viele Themen auch für Interessierte oder Betroffene wichtig sind, wurde eine eigene Publikumsausgabe hier in digitaler Form zusammengestellt. Hinweis: Aus rechtlichen Gründen wurden sämtliche Werbeeinschaltungen, die nicht für die Allgemeinheit erlaubt sind, herausgenommen.
Das Kongressjournal ist eine Live-Berichterstattung für Kongressteilnehmer des Allgemeinmedizinkongresses der stafam in Graz. Da viele Themen auch für Interessierte oder Betroffene wichtig sind, wurde eine eigene Publikumsausgabe hier in digitaler Form zusammengestellt. Hinweis: Aus rechtlichen Gründen wurden sämtliche Werbeeinschaltungen, die nicht für die Allgemeinheit erlaubt sind, herausgenommen.
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KONGRESS<br />
JOURNAL<br />
Gicht: Nephrologische und kardiologische Aspekte<br />
Auf Begleiterkrankung achten<br />
Gicht ist durch die Kristalli sation<br />
von Harnsäure in den Gelenken<br />
gekennzeichnet und mit einer<br />
Hyperurikämie als zugrunde<br />
liegende Ursache assoziiert. Eine<br />
Hyperurikämie ist definiert als<br />
eine Serumharnsäurekonzentration<br />
≥ 6 mg/dl , in Bezug auf<br />
Gichtanfälle bleibt sie oft asymptomatisch.<br />
Eine erhöhte Harnsäurebelastung<br />
hat auf verschiedene<br />
Organsysteme negative Auswirkungen<br />
und geht sogar mit einer<br />
erhöhten Mortalität einher.<br />
Prim. Priv-Doz Dr. Mag. Thomas Berger und Prim. Univ.-Prof. Dr. Sabine Horn<br />
„Eine asymptomatische Hyperurikämie<br />
ist sehr häufig. Das Problem<br />
ist dabei eine verminderte Harnsäureausscheidung“,<br />
erklärte Prim.<br />
Univ.-Prof. Dr. Sabine Horn, LKH Villach,<br />
beim Seminar der Fa. Menarini<br />
„Gicht in neuem Licht“ am Donnerstag<br />
in Graz. Die verstärkte Bildung<br />
von Harnsäure kommt dann dazu:<br />
durch Adipositas, Alkoholkonsum<br />
oder Fructose. „Bereits ein Fructosehaltiges<br />
Süßgetränk pro Tag kann<br />
bei einem gesunden Menschen das<br />
Gicht-Risiko um 45 Prozent erhöhen,<br />
bei zwei Getränken sogar um 85<br />
Prozent“, warnte die Expertin.<br />
Das Problem: Ab einem Wert von<br />
6 mg/dl ist auch eine asymptomatische<br />
Hyperurikämie mit einem erhöhten<br />
Risiko für andere Krankheiten<br />
verbunden. Dazu zählen vor allem<br />
die Entwicklung einer essentiellen<br />
Hypertonie, die raschere Progression<br />
einer chronischen Nieren insuffizienz<br />
(CKD), die Entwicklung einer Mikroalbuminurie<br />
und CKD sowie auch die<br />
Entwicklung eines Diabetes mellitus.<br />
Schon ab 5 mg/dl Harnsäure<br />
steigt das Risiko, einen Diabetes zu<br />
entwickeln: pro 1 mg/dl Anstieg um<br />
sechs Prozent. Dem stimmt auch<br />
Prim. Priv.-Doz. Dr. Mag. Thomas<br />
Berger, SKA-RZ Saalfelden, zu: „Die<br />
Hyperurikämie ist häufig assoziiert<br />
mit Übergewicht, Typ-2-Diabetes<br />
und dem metabolischen Syndrom.“<br />
Sowohl die Insulinresistenz als auch<br />
die Hyperinsulinämie können zu einer<br />
verminderten Harnsäureexkretion<br />
und somit zu einem Anstieg der<br />
Serumharnsäure führen.<br />
Erhöhung der kardiovaskulären<br />
Mortalität und der Gesamtmortalität<br />
Den Zusammenhang zwischen<br />
erhöhten Harnsäurewerten und<br />
einer arteriellen Hypertonie erkannte<br />
man schon in den 1990er-<br />
Jahren. Eine rezente Meta-Analyse<br />
mit Daten aus 18 prospektiven<br />
Stu dien mit mehr als 55.000 Patienten<br />
konnte diesen Zusammenhang<br />
nachweisen. Doz. Berger:<br />
„Darüber hinaus wurde auch ein<br />
direkter Zusammenhang zwischen<br />
erhöhten Harnsäurespiegeln und<br />
einer Erhöhung der kardiovaskulären<br />
Mortalität als auch der Gesamtmortalität<br />
gezeigt.“<br />
Interessant ist auch die positive<br />
Korrelation zwischen dem Neuauftreten<br />
einer Herzinsuffizienz<br />
und erhöhten Harnsäurespiegeln.<br />
Dazu Doz. Berger: „So zeigte eine<br />
Registerstudie mit 5.400 Patienten<br />
ein um rund 30 Prozent erhöhtes<br />
relatives Risiko hinsichtlich des<br />
Neuauftretens einer Herzinsuffizienz<br />
bei deutlich erhöhtem Harnsäurespiegel.“<br />
Auch in der Nephrologie ist die Harnsäure<br />
wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit<br />
gerückt. Eine aktuelle<br />
Meta-Analyse zeigte, dass erhöhte<br />
Harnsäurewerte mit der Entwicklung<br />
einer chronischen Nieren insuffizienz<br />
einhergehen. Abschließend riet der<br />
Experte, bei Hochrisikopatienten<br />
(Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz<br />
oder Dia betes) auf das Vorliegen<br />
einer asymptomatischen Hyperurikämie<br />
zu achten und gegebenenfalls<br />
eine Harnsäure senkende Therapie<br />
einzuleiten.<br />
14 KONGRESSJOURNALGraz/<strong>26.</strong> <strong>November</strong> <strong>2016</strong>