19.12.2016 Aufrufe

Kongressjournal Allgemeinmedizin Ausgabe 26. November 2016

Das Kongressjournal ist eine Live-Berichterstattung für Kongressteilnehmer des Allgemeinmedizinkongresses der stafam in Graz. Da viele Themen auch für Interessierte oder Betroffene wichtig sind, wurde eine eigene Publikumsausgabe hier in digitaler Form zusammengestellt. Hinweis: Aus rechtlichen Gründen wurden sämtliche Werbeeinschaltungen, die nicht für die Allgemeinheit erlaubt sind, herausgenommen.

Das Kongressjournal ist eine Live-Berichterstattung für Kongressteilnehmer des Allgemeinmedizinkongresses der stafam in Graz. Da viele Themen auch für Interessierte oder Betroffene wichtig sind, wurde eine eigene Publikumsausgabe hier in digitaler Form zusammengestellt. Hinweis: Aus rechtlichen Gründen wurden sämtliche Werbeeinschaltungen, die nicht für die Allgemeinheit erlaubt sind, herausgenommen.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Gicht: Nephrologische und kardiologische Aspekte<br />

Auf Begleiterkrankung achten<br />

Gicht ist durch die Kristalli sation<br />

von Harnsäure in den Gelenken<br />

gekennzeichnet und mit einer<br />

Hyperurikämie als zugrunde<br />

liegende Ursache assoziiert. Eine<br />

Hyperurikämie ist definiert als<br />

eine Serumharnsäurekonzentration<br />

≥ 6 mg/dl , in Bezug auf<br />

Gichtanfälle bleibt sie oft asymptomatisch.<br />

Eine erhöhte Harnsäurebelastung<br />

hat auf verschiedene<br />

Organsysteme negative Auswirkungen<br />

und geht sogar mit einer<br />

erhöhten Mortalität einher.<br />

Prim. Priv-Doz Dr. Mag. Thomas Berger und Prim. Univ.-Prof. Dr. Sabine Horn<br />

„Eine asymptomatische Hyperurikämie<br />

ist sehr häufig. Das Problem<br />

ist dabei eine verminderte Harnsäureausscheidung“,<br />

erklärte Prim.<br />

Univ.-Prof. Dr. Sabine Horn, LKH Villach,<br />

beim Seminar der Fa. Menarini<br />

„Gicht in neuem Licht“ am Donnerstag<br />

in Graz. Die verstärkte Bildung<br />

von Harnsäure kommt dann dazu:<br />

durch Adipositas, Alkoholkonsum<br />

oder Fructose. „Bereits ein Fructosehaltiges<br />

Süßgetränk pro Tag kann<br />

bei einem gesunden Menschen das<br />

Gicht-Risiko um 45 Prozent erhöhen,<br />

bei zwei Getränken sogar um 85<br />

Prozent“, warnte die Expertin.<br />

Das Problem: Ab einem Wert von<br />

6 mg/dl ist auch eine asymptomatische<br />

Hyperurikämie mit einem erhöhten<br />

Risiko für andere Krankheiten<br />

verbunden. Dazu zählen vor allem<br />

die Entwicklung einer essentiellen<br />

Hypertonie, die raschere Progression<br />

einer chronischen Nieren insuffizienz<br />

(CKD), die Entwicklung einer Mikroalbuminurie<br />

und CKD sowie auch die<br />

Entwicklung eines Diabetes mellitus.<br />

Schon ab 5 mg/dl Harnsäure<br />

steigt das Risiko, einen Diabetes zu<br />

entwickeln: pro 1 mg/dl Anstieg um<br />

sechs Prozent. Dem stimmt auch<br />

Prim. Priv.-Doz. Dr. Mag. Thomas<br />

Berger, SKA-RZ Saalfelden, zu: „Die<br />

Hyperurikämie ist häufig assoziiert<br />

mit Übergewicht, Typ-2-Diabetes<br />

und dem metabolischen Syndrom.“<br />

Sowohl die Insulinresistenz als auch<br />

die Hyperinsulinämie können zu einer<br />

verminderten Harnsäureexkretion<br />

und somit zu einem Anstieg der<br />

Serumharnsäure führen.<br />

Erhöhung der kardiovaskulären<br />

Mortalität und der Gesamtmortalität<br />

Den Zusammenhang zwischen<br />

erhöhten Harnsäurewerten und<br />

einer arteriellen Hypertonie erkannte<br />

man schon in den 1990er-<br />

Jahren. Eine rezente Meta-Analyse<br />

mit Daten aus 18 prospektiven<br />

Stu dien mit mehr als 55.000 Patienten<br />

konnte diesen Zusammenhang<br />

nachweisen. Doz. Berger:<br />

„Darüber hinaus wurde auch ein<br />

direkter Zusammenhang zwischen<br />

erhöhten Harnsäurespiegeln und<br />

einer Erhöhung der kardiovaskulären<br />

Mortalität als auch der Gesamtmortalität<br />

gezeigt.“<br />

Interessant ist auch die positive<br />

Korrelation zwischen dem Neuauftreten<br />

einer Herzinsuffizienz<br />

und erhöhten Harnsäurespiegeln.<br />

Dazu Doz. Berger: „So zeigte eine<br />

Registerstudie mit 5.400 Patienten<br />

ein um rund 30 Prozent erhöhtes<br />

relatives Risiko hinsichtlich des<br />

Neuauftretens einer Herzinsuffizienz<br />

bei deutlich erhöhtem Harnsäurespiegel.“<br />

Auch in der Nephrologie ist die Harnsäure<br />

wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit<br />

gerückt. Eine aktuelle<br />

Meta-Analyse zeigte, dass erhöhte<br />

Harnsäurewerte mit der Entwicklung<br />

einer chronischen Nieren insuffizienz<br />

einhergehen. Abschließend riet der<br />

Experte, bei Hochrisikopatienten<br />

(Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz<br />

oder Dia betes) auf das Vorliegen<br />

einer asymptomatischen Hyperurikämie<br />

zu achten und gegebenenfalls<br />

eine Harnsäure senkende Therapie<br />

einzuleiten.<br />

14 KONGRESSJOURNALGraz/<strong>26.</strong> <strong>November</strong> <strong>2016</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!