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Kongressjournal Allgemeinmedizin Ausgabe 26. November 2016

Das Kongressjournal ist eine Live-Berichterstattung für Kongressteilnehmer des Allgemeinmedizinkongresses der stafam in Graz. Da viele Themen auch für Interessierte oder Betroffene wichtig sind, wurde eine eigene Publikumsausgabe hier in digitaler Form zusammengestellt. Hinweis: Aus rechtlichen Gründen wurden sämtliche Werbeeinschaltungen, die nicht für die Allgemeinheit erlaubt sind, herausgenommen.

Das Kongressjournal ist eine Live-Berichterstattung für Kongressteilnehmer des Allgemeinmedizinkongresses der stafam in Graz. Da viele Themen auch für Interessierte oder Betroffene wichtig sind, wurde eine eigene Publikumsausgabe hier in digitaler Form zusammengestellt. Hinweis: Aus rechtlichen Gründen wurden sämtliche Werbeeinschaltungen, die nicht für die Allgemeinheit erlaubt sind, herausgenommen.

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KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

scheiterte“, konterte der Präsident der<br />

Ärztekammer, selbst seit 35 Jahren<br />

<strong>Allgemeinmedizin</strong>er.<br />

Die Zukunft der <strong>Allgemeinmedizin</strong><br />

hänge seiner Meinung nach ab von der<br />

Akzeptanz, den Rahmenbedingungen,<br />

dem Leistungsauftrag, der Leistungserbringung<br />

und der Stellung in<br />

der Primärversorgung. „Oder sind wir<br />

nur Gate-Keeper, Administrator, Systembürokraten<br />

oder Experten für Banalerkrankungen?“,<br />

fragte Dr. Wechselberger.<br />

„Wenn man will, dass die<br />

<strong>Allgemeinmedizin</strong> ihr Fach voll ausspielt,<br />

dann braucht sie systemische<br />

Unterstützung, zugeteilte Ressourcen,<br />

medizinisch-wissenschaftlicher,<br />

ökonomischer und organisatorischer<br />

Art.“ Davon hängt der Nachwuchs<br />

ab, die Anzahl, die Qualifikation, die<br />

Motivation und letztlich davon abgeleitet<br />

das Image. Wir brauchen die<br />

Vereinbarung von Beruf, Freizeit und<br />

Familie, denn die <strong>Allgemeinmedizin</strong><br />

ist schon zu deutlich über 60 Prozent<br />

ein Fachgebiet, in dem Kolleginnen<br />

tätig sind und in Zukunft vermehrt<br />

sein werden. Die Ärzte, die Dr. Auer<br />

angesprochen hat, sind zu 70 Prozent<br />

Männer und werden aber von Frauen<br />

ersetzt werden müssen.“<br />

Schwierige gemeinsame Lösungen<br />

Als nächste Vortragende kam Gen.-<br />

Dir. HR Mag. Andrea Hirschenberger<br />

zu Wort. Auch sie beteuerte zu wissen,<br />

wie viel <strong>Allgemeinmedizin</strong>er leisten<br />

und es in ihrem Sinn ist, zu einer<br />

gemeinsamen Lösung zu kommen.<br />

„Jedoch sind viele große Institutionen<br />

beteiligt – wichtig ist daher, Lösungen<br />

anzustreben, nicht den kleinsten gemeinsamen<br />

Nenner. Es geht darum,<br />

gemeinsam Zielsetzungen vorzunehmen<br />

und eine gemeinsame Richtung<br />

zu beschreiten. Als wichtiges Thema<br />

nannte sie Lehrpraxen und freut sich<br />

über die Errungenschaft: „Ab 2017<br />

wird es eine Finanzierung von Lehrpraxen<br />

durch Bund, Länder, Sozialversicherung<br />

und Ärzteschaft geben.“<br />

Als derzeit noch in Verhandlung befindliche<br />

Maßnahme, nannte sie das<br />

Thema Jobsharing, bei dem sich zwei<br />

Vertragsärzte auf eine Planstelle aufteilen<br />

können. Auch ländliche Praxen<br />

in unattraktiven Gegenden sollen in<br />

Zukunft besser als bisher gefördert<br />

werden, das jetzige Modell sei nicht<br />

mehr zeitgemäß. Generell ist Gen.-Dir.<br />

Hirschenberger überzeugt, dass nicht<br />

die Einsparung, sondern die Umverteilung<br />

der Gelder neue Möglichkeiten<br />

schafft. „Wir sind aufgefordert, Leistungen<br />

in einer optimalen Versorgung<br />

zu finanzieren, nicht in einer maximalen“,<br />

so Gen.-Dir. Hirschenberger.<br />

„Es gibt viele Add-on-Leistungen, die<br />

keinen medizinischen Mehrwert haben<br />

– sei es Überversorgungen oder<br />

Doppelgleisigkeiten. Da müssen wir<br />

nicht einsparen, sondern gut einsetzen<br />

– im Sinne von mehr Gesundheit<br />

für den Patienten.“<br />

Neustart des Systems<br />

Zur anschließenden Diskussion meldeten<br />

sich auch etliche Stimmen aus<br />

dem Publikum zu Wort. Der Ruf nach<br />

einer „marktgerechten Bezahlung“,<br />

Imageaufwertung des Berufes, mehr<br />

Vertrauen in die Ärzte seitens der Sozialversicherungsträger<br />

und einfachere<br />

Verrechnungsmodalitäten wurde<br />

hier laut gefordert und zuletzt sogar<br />

der Wunsch nach einem kompletten<br />

Neustart des ganzen Systems.<br />

Trotz aller Probleme und Uneinigkeiten<br />

sind sich alle <strong>Allgemeinmedizin</strong>er<br />

einig, dass der Beruf des <strong>Allgemeinmedizin</strong>ers<br />

ein schöner Beruf mit<br />

einer immensen Bandbreite ist, der<br />

nahe am Menschen dran ist – von der<br />

Geburt bis zum Tod.<br />

Graz/<strong>26.</strong> <strong>November</strong> <strong>2016</strong> KONGRESSJOURNAL 17

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