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Kongressjournal Allgemeinmedizin Ausgabe 26. November 2016

Das Kongressjournal ist eine Live-Berichterstattung für Kongressteilnehmer des Allgemeinmedizinkongresses der stafam in Graz. Da viele Themen auch für Interessierte oder Betroffene wichtig sind, wurde eine eigene Publikumsausgabe hier in digitaler Form zusammengestellt. Hinweis: Aus rechtlichen Gründen wurden sämtliche Werbeeinschaltungen, die nicht für die Allgemeinheit erlaubt sind, herausgenommen.

Das Kongressjournal ist eine Live-Berichterstattung für Kongressteilnehmer des Allgemeinmedizinkongresses der stafam in Graz. Da viele Themen auch für Interessierte oder Betroffene wichtig sind, wurde eine eigene Publikumsausgabe hier in digitaler Form zusammengestellt. Hinweis: Aus rechtlichen Gründen wurden sämtliche Werbeeinschaltungen, die nicht für die Allgemeinheit erlaubt sind, herausgenommen.

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KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Interpretation von Tumormarkern<br />

Laborbefunde richtig erkennen<br />

Tumormarker sind im Blut<br />

zirkulierende Moleküle, deren<br />

Anwesenheit oder Konzentration<br />

mit dem Wachstum von Tumoren<br />

in Zusammenhang steht.<br />

Sie kommen auch bei gesunden<br />

Personen vor. Die Konzentration<br />

kann Aufschluss über Tumormasse,<br />

Syntheserate, Tumortyp<br />

oder das Ansprechen auf eine<br />

Therapie geben. Im Seminar gibt<br />

Dr. Thomas Petek einen Überblick<br />

über Tumormarker.<br />

„Die einfache Verfügbarkeit von<br />

Markern verleitet zur unkritischen<br />

Anwendung. Aber ein Vorhandensein<br />

oder Fehlen der Marker kann zu<br />

Fehlinterpretationen führen“, warnt<br />

Dr. Thomas Petek. Die meisten Tumormarker<br />

sind wegen fehlender<br />

Organ- und Tumorspezifität nicht<br />

als „Suchparameter“ zur Früherkennung<br />

geeignet. Denn ein Tumormarker<br />

innerhalb des Referenzbereiches<br />

schließt einen Tumor nicht aus. Es<br />

besteht die Gefahr, dass gesunde<br />

Personen fälschlich als krank eingestuft<br />

werden und kranke als gesund.<br />

Daher sind Screeninguntersuchungen<br />

kaum empfohlen – außer beim<br />

Prostatakarzinom.<br />

Werte knapp über dem Referenzbereich<br />

können auch ohne Tumorerkrankung<br />

vorliegen. Erst sehr hohe<br />

Konzentrationen geben einen Hinweis<br />

auf einen Tumor. Zudem werden<br />

die Referenzbereiche anhand eines<br />

Cut-off-Wertes aus einer Gruppe von<br />

gesunden Personen erstellt. Wichtiger<br />

ist der individuelle Grenzwert der jeweiligen<br />

Person. Bei gesicherten malignen<br />

Tumoren wird daher bei Diagnosestellung<br />

ein Ausgangswert bestimmt,<br />

ein individueller Basiswert.<br />

Vorgehen bei Risikogruppen<br />

Bei Vorliegen einer Krebserkrankung<br />

ohne bekannten Primärtumor wird<br />

nach internationalen Guidelines folgendes<br />

Vorgehen empfohlen: Frauen<br />

mit Mediastinal-Tumor: HCG (Chorionkarzinom),<br />

AFP (Keimzelltumor<br />

des Ovars) und bei Patientinnen mit<br />

inguinalen Lymphknoten oder peritonealer<br />

Erkrankung CA 125 (Ovarialkarzinom);<br />

Männer: AFP und HCG<br />

(Keimzelltumor der Hoden) sowie<br />

PSA (Prostatakarzinom).<br />

Tumormarker vor Primärtherapie<br />

Vor Therapiebeginn sollte anhand<br />

von ausgewählten Markern die Konzentration<br />

des freigesetzten Markers<br />

im Blut bestimmt werden. Der zum<br />

Diagnosezeitpunkt am stärksten exprimierte<br />

Marker ist meist auch der<br />

relevante Marker in der Nachsorge.<br />

Eine gewisse prognostische Aussage<br />

wird möglich, hohe Werte geben<br />

Hinweise auf Fernmetastasierung.<br />

Die Bestimmung von HCG, AFP und<br />

LDH ist bei Keimzelltumoren für das<br />

Staging erforderlich. Das Verhalten<br />

von Tumormarkern nach einer Therapie<br />

kann Hinweise auf das Ansprechen<br />

und den Verlauf geben. Dabei<br />

sollten Kontrollen frühestens nach einem<br />

Monat – das entspricht etwa vier<br />

Halbwertszeiten des jeweiligen Markers<br />

–, danach alle drei Monate, später<br />

alle sechs Monate durchgeführt werden.<br />

Dr. Petek: „Kontinuierliches Abfallen<br />

weist auf eine effektive Therapie<br />

hin, konstante Werte sprechen für<br />

ein stabiles Krankheitsbild." Ansteigende<br />

Werte sind ein Zeichen für ein<br />

fehlendes Ansprechen, können aber<br />

auch nach Interventionen am Tumor<br />

durch einen Zerfall des Tumors verursacht<br />

sein. „Ziel einer Behandlung ist<br />

ein Abfall des Markers auf den individuellen<br />

Basiswert. Dieser sollte dann<br />

auch innerhalb des Referenzbereiches<br />

liegen", erklärt Dr. Petek. Bleiben<br />

die Werte über dem Referenzbereich<br />

und steigen kontinuierlich an, spricht<br />

dies für einen Resttumor mit progredientem<br />

Wachstum. Kontinuierlicher<br />

Anstieg ist ein Zeichen für eine Progredienz.<br />

Ein einmaliger Anstieg ohne<br />

klinische Zeichen sollte ohne therapeutische<br />

Konsequenzen sein.<br />

SEMINAR FÜR ÄRZTE:<br />

Interpretation von Tumormarkern<br />

Samstag, <strong>26.</strong>11., 9.00 – 12.00 Uhr<br />

Graz/<strong>26.</strong> <strong>November</strong> <strong>2016</strong> KONGRESSJOURNAL 21

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