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Martin Luther: Vom unfreien Willen

Luthers berühmte Widerlegung der Lehre von der freien Willensentscheidung, Paperback, 341 Seiten, Betanien Verlag -- Luthers Schrift Vom unfreien Willen behandelt die zentralen Anliegen der Reformation. Ausgangspunkt ist die alte Frage, ob der Mensch von Natur aus Entscheidungsfreiheit habe, oder ob sein Wille an eine höhere Macht gebunden ist. In seiner Argumentation dringt Luther zu den Kernthemen des Evangeliums vor. Mit großer Geisteskraft und biblischer Kompetenz widerlegt Luther hier die katholisch-philosophische Fehleinschätzung des Humanisten Erasmus, dass der Mensch einen freien Willen habe. Dabei entfaltet er die reformatorischen Lehren von der Rechtfertigung aus Glauben und von der Vorherbestimmung Gottes. Nirgends kommt man Luthers grundlegendem Denken – das er vor allem von Paulus aus dem Römer- und Galaterbrief aufgesogen hat – und den Kerngedanken der Reformation näher als in Vom unfreien Willen.

Luthers berühmte Widerlegung der Lehre von der freien Willensentscheidung, Paperback, 341 Seiten, Betanien Verlag
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Luthers Schrift Vom unfreien Willen behandelt die zentralen Anliegen der Reformation. Ausgangspunkt ist die alte Frage, ob der Mensch von Natur aus Entscheidungsfreiheit habe, oder ob sein Wille an eine höhere Macht gebunden ist. In seiner Argumentation dringt Luther zu den Kernthemen des Evangeliums vor.

Mit großer Geisteskraft und biblischer Kompetenz widerlegt Luther hier die katholisch-philosophische Fehleinschätzung des Humanisten Erasmus, dass der Mensch einen freien Willen habe. Dabei entfaltet er die reformatorischen Lehren von der Rechtfertigung aus Glauben und von der Vorherbestimmung Gottes.

Nirgends kommt man Luthers grundlegendem Denken – das er vor allem von Paulus aus dem Römer- und Galaterbrief aufgesogen hat – und den Kerngedanken der Reformation näher als in Vom unfreien Willen.

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<strong>Vom</strong> <strong>unfreien</strong> <strong>Willen</strong> · Kapitel 3<br />

gen Petrus stützen und behaupten: »Alles, was der heilige Petrus<br />

jemals gesagt hat, ist richtig« – sodass er uns überreden wollte,<br />

auch das sei richtig, was Petrus aus der Schwachheit seines Fleisches<br />

Christus riet: er solle ja nicht leiden (Mt 16,22). Oder das,<br />

wo er zu Christus sagt, er solle aus dem Boot von ihm weggehen<br />

(Lk 5,8), und vieles andere, wofür Christus selbst ihn tadelt.<br />

Ähnlich handeln jene, die um des Lacherfolges willen schwatzen,<br />

nicht alles sei wahr, was im Evangelium steht. Sie greifen<br />

jene Stelle aus Johannes 8,48 heraus, wo die Juden zu Christus<br />

sprechen: »Sagen wir nicht mit Recht, dass du ein Samariter bist<br />

und einen bösen Geist hast?« Oder die Stelle: »Er ist des Todes<br />

schuldig« (Mt 26,66). Oder dies: »Wir haben festgestellt, dass<br />

dieser Mensch unser Volk aufwiegelt und es davon abhalten will,<br />

dem Kaiser Steuern zu entrichten« (Lk 23,2). Ebenso handeln die,<br />

die fest behaupten, dass es einen freien <strong>Willen</strong> gibt; freilich in anderer<br />

Absicht und nicht willentlich wie jene, sondern aus Blindheit<br />

und Unwissen. Aus den Vätern greifen sie das heraus, was<br />

dieselben aus der Schwachheit des Fleisches zugunsten des freien<br />

<strong>Willen</strong>s gesagt haben – und zwar derart, dass sie es sogar dem<br />

entgegenstellen, was dieselben Väter anderswo in der Kraft des<br />

Geistes gegen den freien <strong>Willen</strong> sagten. Dann prügeln sie alsbald<br />

so sehr darauf ein, dass das Bessere dem Schlechteren weichen<br />

muss. So kommt es, dass sie den schlechteren Aussprüchen Autorität<br />

beimessen, weil sie ihrer fleischlichen Gesinnung entgegenkommen,<br />

und den besseren Aussprüchen dieselbe Autorität<br />

nehmen, weil sie ihrer fleischlichen Gesinnung entgegenstehen.<br />

Warum erwählen wir nicht vielmehr die besseren Aussprüche?<br />

Davon gibt es nämlich viele bei den Vätern. Um nur ein<br />

Beispiel dafür zu geben: Was ist fleischlicher, ja, was kann man<br />

gottloser, verruchter und lästerlicher nennen als das, was Hieronymus<br />

zu sagen pflegt: »Der Jungfrauenstand füllt den Himmel,<br />

der Ehestand die Erde«? 79 Als ob den Patriarchen, den Aposteln<br />

und den verheirateten Christen nur die Erde gebühre, nicht aber<br />

79 Hieronymus, Epistulae 22,19.<br />

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