Kursbuch Agrarwende 2050
20170105_studie_agrarwende2050_lf
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gesellschaftliche Forderungen (z. B. beim Tierschutz oder bei für Umwelt oder/und Mensch<br />
schädlichen Substanzen); es bestehen aber Vollzugsdefizite und Verstöße werden nicht<br />
ausreichend sanktioniert (z.B. Natura 2000-Verschlechterungsgebot, WRRL etc.). Die<br />
Marktliberalisierung wird weltweit und innerhalb der EU weiter zunehmen (WTO, GAP, bilaterale<br />
Abkommen etc.). Anstöße für Veränderungen kommen verstärkt aus Lebensmittelhandel und -<br />
verarbeitung.<br />
In dem BAU-Modell wird die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe weiter abnehmen und die<br />
Größe der verbleibenden Betriebe steigen. Während die Familienbetriebe zurückgehen, nimmt<br />
der Anteil an Personengesellschaften und juristischen Personen (GmbHs, Aktiengesellschaften,<br />
Kapitalgesellschaften etc.) zu. Der Grad der Spezialisierung auf einzelne Produktionsbereiche<br />
wird weiter steigen und die Konzentration von Produktionsschwerpunkten (z. B. Veredlung,<br />
Milchviehhaltung) in Deutschland verstärkt sich.<br />
Die landwirtschaftliche Nutzfläche wird <strong>2050</strong> zu mindestens 70 Prozent von konventionellen und<br />
zu maximal 30 Prozent von ökologischen Betrieben (gemäß EU-VO) bewirtschaftet.<br />
Für die konventionellen Betriebe, insbesondere solche mit einem hohen Pachtanteil, besteht<br />
wenig Anreiz zum Bodenschutz, da die negativen Auswirkungen der Degradation nur sehr<br />
langsam fortschreiten. Ertragsdepressionen können kurz- bis mittelfristig durch den<br />
technologischen Fortschritt, Düngung, Pflanzenschutz, Beregnung/Wassermanagement,<br />
Züchtung u.a.m. ausgeglichen werden. Die Risiken für Böden durch Bodenerosion, den Verlust<br />
von Humus und die Verdichtung durch Landmaschinen nehmen weiter zu. Die Fruchtfolge wird<br />
im Schnitt 2- bis 4-gliedrig und damit eng bleiben; das Ertragsmaximum im konventionellen<br />
Anbau wird in den kommenden Jahren überwiegend erreicht.<br />
Der Ausstoß der Treibhausgase aus der Landwirtschaft bleibt bei steigender Intensivierung und<br />
gleichzeitig erhöhter Ressourceneffizienz auf hohem Niveau. Im Verhältnis zu den anderen<br />
Klimagas-Emittenten (Energie, Verkehr), deren Emissionen abnehmen werden, steigt damit der<br />
prozentuale Anteil aus der Landwirtschaft. Die Klimaziele der Bundesregierung drohen dadurch<br />
verfehlt zu werden.<br />
Angesichts begrenzter gesetzlicher Vorgaben und mangelnder Kontrolle der Umsetzung<br />
werden bei der extensiven Grünlandnutzung auf sensiblen Standorten (Mooren, Auen etc.) und<br />
bei der Einrichtung von natürlichen Retentionsflächen kaum Fortschritte erzielt.<br />
Zur Anbau- und Ernteoptimierung wird die Schlaggröße zunehmen, zusätzliche<br />
Landschaftsstrukturen (Hecken, Ackerrandstreifen etc.) werden nur angelegt, wenn sie<br />
gesetzlich gefordert und kontrolliert werden. Bereits bestehende Landschaftselemente<br />
verschwinden schleichend und der Anteil an extensiv genutzten und artenreichen<br />
Landwirtschaftsflächen geht weiter zurück. Durch das Verschwinden von Lebensräumen und<br />
Nahrungsquellen sowie den Eintrag von Pflanzenschutzmitteln und Stickstoff setzt sich der<br />
Verlust der Biologischen Vielfalt in den Agrarökosystemen fort.<br />
Der Einsatz von Stickstoffdünger und chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln wird durch<br />
zielgenauere Ausbringung (z. B. Precision Farming) optimiert. Die engen, intensiven<br />
Fruchtfolgen mit hohem Pestizideinsatz führen aber zu immer neuen Schadensereignissen und<br />
Resistenzen. Durch den Klimawandel wandern neue Schaderreger ein und bisher unbekannte<br />
Befallssituationen entstehen, so dass prophylaktische Behandlungen zunehmen. Zudem<br />
werden weniger neue Wirkstoffe entwickelt und aktive Substanzen aufgrund neuer Erkenntnisse<br />
hinsichtlich ihrer humantoxischen oder umweltgefährlichen Eigenschaften zunehmend verboten<br />
bzw. nicht wieder zugelassen<br />
<strong>Kursbuch</strong> <strong>Agrarwende</strong> <strong>2050</strong> – ökologisierte Landwirtschaft in Deutschland“ Seite 31