Nationales Expertensektormodell - Impetus - Universität zu Köln
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IMPETUS<br />
Westafrika<br />
Integratives Management-Projekt<br />
für einen Effizienten und Tragfähigen Umgang mit Süßwasser in<br />
Westafrika:<br />
Fallstudien für ausgewählte Flussein<strong>zu</strong>gsgebiete<br />
in unterschiedlichen Klimazonen<br />
2. Fortset<strong>zu</strong>ngsantrag Band I<br />
Zeitraum: 1.5.2006 - 30.4.2009<br />
Ein interdisziplinäres Projekt der <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong> und der <strong>Universität</strong> Bonn<br />
31. Oktober 2005
<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong><br />
Institut für Geophysik und Meteorologie<br />
Prof. Dr. P. Speth (Sprecher)<br />
Kerpener Str. 13<br />
D-50923 <strong>Köln</strong><br />
Tel.: 0221-470 3679 / Fax: 0221-470 5161<br />
E-Mail: speth@meteo.uni-koeln.de<br />
Koordinierende Institutionen<br />
Kontaktadresse:<br />
Az:<br />
IMPETUS_Antrag_2005.doc<br />
<strong>Universität</strong> Bonn<br />
Geographisches Institut<br />
Prof. Dr. B. Diekkrüger (Stellv. Sprecher)<br />
Meckenheimer Allee 166<br />
D-53115 Bonn<br />
<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong><br />
Institut für Geophysik und Meteorologie<br />
Dr. M. Christoph (Geschäftsführer)<br />
Kerpener Straße 13<br />
D – 50923 <strong>Köln</strong><br />
Telephon: (0221) 470 3690<br />
Fax: (0221) 470 5161<br />
E-Mail: christoph@meteo.uni-koeln.de<br />
Tel.: 0228-73 2107 / Fax: 0228-73 5393<br />
E-Mail: b.diekkrueger@uni-bonn.de
IMPETUS<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Band 1<br />
Seite<br />
Zusammenfassung 1<br />
I. Einleitung<br />
I.1 Motivation<br />
I.2 Wahl der Flussein<strong>zu</strong>gsgebiete<br />
I.3 Vergangene und gegenwärtige Situation<br />
I.4 Datenlage und logistische Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />
I.5 Einbindung in nationale und internationale Forschungsnetze<br />
I.6 Erfolgsaussichten<br />
II. Methodik der Szenarienentwicklung<br />
II.1 Meteorologische Modellkette<br />
II.2 Szenarienentwicklung<br />
II.2.1 Hintergrund: Relevanz von Szenarien für IMPETUS<br />
II.2.2 Szenarienentwicklung in IMPETUS<br />
II.2.3 Skalen der Szenarien<br />
II.2.4 Einbeziehung der „Stakeholder“ in die Entwicklung der Szenarien<br />
II.2.5 Weitere Arbeitsschritte<br />
II.3 Prinzip der Problemkomplexe<br />
II.4 Capacity Building<br />
III. Decision Support Systeme 71<br />
IV. Darstellung der Problemkomplexe<br />
IV.1 Benin und seine Themenbereiche<br />
IV.1.1 Ernährungssicherung<br />
IV.1.2 Hydrologie<br />
IV.1.3 Landnut<strong>zu</strong>ng<br />
IV.1.4 Gesellschaft und Gesundheit<br />
IV.2 Marokko und seine Themenbereiche<br />
IV.2.1 Existenzsicherung<br />
IV.2.2 Hydrologie<br />
IV.2.3 Landnut<strong>zu</strong>ng<br />
IV.2.4 Gesellschaft<br />
V. Darstellung der Teilprojekte 331<br />
Projektbereich A:<br />
Der hydrologische Kreislauf des Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes und sozioökonomische<br />
Implikationen<br />
AB1: Externe Klima-Antriebsszenarien auf der globalen und kontinentalen<br />
Skala<br />
A1: Szenarien der raum-zeitlichen Variabilität von Niederschlag und Verdunstung<br />
auf der regionalen und lokalen Skala<br />
A2: Bodenwasserdynamik, Oberflächenabfluss, Grundwasserneubildung und Bodendegradation<br />
auf der lokalen und regionalen Skala<br />
A3: Funktionale Beziehungen zwischen raum-zeitlicher Vegetationsdynamik und<br />
Wasserkreislauf<br />
3<br />
3<br />
4<br />
6<br />
8<br />
26<br />
36<br />
39<br />
40<br />
44<br />
44<br />
46<br />
49<br />
50<br />
51<br />
53<br />
58<br />
83<br />
86<br />
86<br />
136<br />
159<br />
196<br />
226<br />
226<br />
252<br />
293<br />
316<br />
333<br />
335<br />
357<br />
379<br />
401
IMPETUS<br />
A4: Modellierung von Landbewirtschaftungssystemen aus agrarökologischer und<br />
ökonomischer Sicht<br />
A5: Verfügbarkeit, Qualität und Management von natürlichen Ressourcen: Sozialwissenschaftliche<br />
und medizinische Perspektiven<br />
Projektbereich B:<br />
481<br />
Die Wasserbilanz des Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes und sozioökonomische<br />
Implikationen<br />
AB1: Externe Klima-Antriebsszenarien auf der globalen und kontinentalen 483<br />
Skala<br />
B1: Regionale und lokale Szenarien der raum-zeitlichen Variabilität von Nieder- 487<br />
schlag und Verdunstung in Marokko<br />
B2: Wasserverfügbarkeit und Bodendegradation 507<br />
B3: Steuerfunktionen der Vegetation für den Gebietswasserhaushalt des Drâa-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebietes<br />
B4: Ökonomische Aspekte der Wassernut<strong>zu</strong>ng in Landwirtschaft, Haushalten und<br />
Gewerbe<br />
B5: Soziokultureller Wandel und Wassernut<strong>zu</strong>ng im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Drâa 569<br />
Projektbereich C:<br />
Integration, Organisation und Datenmanagement<br />
C1: Koordination und Organisation<br />
Geschäftsstelle<br />
Comité de Pilotage<br />
C2: Integration und Datenmanagement 599<br />
VI. Planungshilfen 619<br />
VI.1 Zusammenstellung der Problemkomplexe 619<br />
VI.2 Zuordnung der beantragten Stellen nach Teilprojekten und Problemkomplexen<br />
622<br />
Anhang<br />
Allgemeine Szenarien (Charakteristika und Storylines)<br />
Benin<br />
Marokko<br />
Klimaszenarien (Charakteristika und Storylines)<br />
Benin<br />
Marokko<br />
VII. Beantragte Mittel<br />
Band 2<br />
431<br />
449<br />
533<br />
561<br />
589<br />
591<br />
591<br />
596<br />
622<br />
624<br />
624<br />
636<br />
651<br />
651<br />
654
Zusammenfassung IMPETUS 1<br />
Zusammenfassung<br />
Bei dem vorliegenden Projekt handelt es sich um die dritte Phase eines interdisziplinären und<br />
anwendungsbezogenen Forschungsvorhabens, in dem die Entwicklung von „Decision Support<br />
Systems“ (DSS) für ein nachhaltiges Management der knappen Ressource „Wasser“ im Vordergrund<br />
steht. Die Arbeiten werden auf der Basis eines Kompetenznetzwerkes in zwei Flussein<strong>zu</strong>gsgebieten<br />
Westafrikas durchgeführt. Diese Wahl ist motiviert durch die Wechselwirkungen,<br />
die zwischen den Klimaten Westafrikas und Europas über atmosphärische Telekonnektionsprozesse<br />
bestehen, sowie durch einen wahrscheinlichen Zusammenhang zwischen den seit den 70er<br />
Jahren anhaltenden Dürreperioden sowohl südlich als auch nördlich der Sahara. Aus diesem<br />
Grund werden im vorliegenden Projekt in einem gemeinsamen Ansatz sowohl Gebiete nördlich<br />
als auch südlich der Sahara untersucht. Dies erfolgt durch Betrachtungen im Sinne eines Transektes<br />
zwischen dem Hohen Atlas und dem Golf von Guinea, der zwei Flussein<strong>zu</strong>gsgebiete enthält.<br />
Es handelt sich dabei um den Ouémé in Benin sowie um den Drâa im Südosten Marokkos.<br />
Es wird davon ausgegangen, dass die ausgewählten Flussein<strong>zu</strong>gsgebiete typisch für die jeweiligen<br />
Klimazonen sind und die dort erzielten Ergebnisse auf andere ähnliche Flussein<strong>zu</strong>gsgebiete<br />
übertragen werden können.<br />
Ausgangspunkt der Untersuchungen ist das Süßwasserdargebot, das durch den hydrologischen<br />
Kreislauf bestimmt ist. Eine effektive und anwendungsorientierte Betrachtung des hydrologischen<br />
Zyklus bedeutet nicht nur, dass unterschiedliche Disziplinen der Naturwissenschaften sehr<br />
eng <strong>zu</strong>sammenarbeiten müssen, sondern heißt auch, dass sozio-ökonomische und medizinische<br />
Fragestellungen <strong>zu</strong> berücksichtigen sind. Die übergeordnete Zielset<strong>zu</strong>ng des auf insgesamt neun<br />
Jahre angelegten Projektes besteht in dem Aufzeigen konkreter Wege <strong>zu</strong>r Umset<strong>zu</strong>ng wissenschaftlicher<br />
Resultate in wissenschaftlich fundierte und belastbare, <strong>zu</strong>gleich aber auch umsetzbare<br />
Lösungsstrategien vor dem Hintergrund einer sich ändernden natürlichen Umgebung.<br />
Hierdurch soll eine verlässliche Basis für politische Maßnahmen und internationale Vereinbarungen,<br />
aber auch für Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Verwaltung, bereitgestellt werden.<br />
Während sich in der ersten dreijährigen Phase des Projektes überwiegend auf die Erfassung<br />
und Diagnose wesentlicher Aspekte des Wasserhaushaltes und des Verhaltens der Menschen<br />
konzentriert wurde, stand in der zweiten Phase die Analyse der <strong>zu</strong>künftigen Entwicklung<br />
im Vordergrund der Betrachtungen. Aufgrund der mit der Modellierung verbundenen großen<br />
Unsicherheiten kann die <strong>zu</strong>künftige Entwicklung dabei aber nicht direkt prognostiziert werden.<br />
Vielmehr muss mittels Szenarienanalysen versucht werden, mögliche Entwicklungen gegeneinander<br />
ab<strong>zu</strong>wägen und <strong>zu</strong> bewerten, damit die Akteure Handlungsoptionen aus den Ergebnissen<br />
ableiten können.
2<br />
IMPETUS Zusammenfassung<br />
Es hat sich bei den bisherigen Untersuchungen als sinnvoll erwiesen, die vielfältigen Probleme<br />
<strong>zu</strong>m Thema Wasser in den Untersuchungsregionen mit Hilfe so genannter „Problemkomplexe“<br />
<strong>zu</strong> charakterisieren und <strong>zu</strong> strukturieren. Jeder Problemkomplex setzt sich dabei aus einzelnen<br />
Themenkomplexen (Prozesse) <strong>zu</strong>sammen, in denen sich die disziplinären Ansätze widerspiegeln.<br />
Die Lösungen von Problemkomplexen können deshalb nur multidisziplinär erfolgen. Dies soll in<br />
der beantragten dritten Phase umgesetzt werden. Die Problemkomplexe sind so angelegt, dass<br />
am Ende ihrer Bearbeitung unterschiedliche Lösungen in Form von Handlungsoptionen stehen,<br />
die Grundlagen für die Bereitstellung von „Decision Support Systems“ (DSS) im Laufe der drit-<br />
ten Phase darstellen.<br />
Ein Kernstück der dritten Phase ist zwar die Bearbeitung der Problemkomplexe, jedoch weisen<br />
wir darauf hin, dass aus Gründen der Praktikabilität die in den ersten beiden Phasen bewährte<br />
Struktur der Teilprojekte weiterhin erhalten bleibt. Die Teilprojekte dienen dabei gewissermaßen<br />
als reale Kompetenzknoten für verwandte Disziplinen und deren Mitarbeiter innerhalb eines virtuellen<br />
Netzwerkes.<br />
Die Forschungsinitiative IMPETUS ist eingebettet in die lokale Forschungslandschaft der Staaten,<br />
in denen die Forschungsaktivitäten konzentriert werden, also überwiegend in Benin und<br />
Marokko. Es wird Wert darauf gelegt, die dortigen staatlichen, traditionellen und privaten Institutionen<br />
durch eine intensive Zusammenarbeit <strong>zu</strong> stärken und den Aufbau wissenschaftlichen<br />
„Know-hows“ durch verstärkte „Capacity Building“-Maßnahmen <strong>zu</strong> fördern. Hinsichtlich der<br />
Schnittstellen zwischen den erwarteten Ergebnissen des Projektes und den künftigen Konsequenzen<br />
für Ressourcenmanagement und praktischer Technologieentwicklung wird mit Partnern aus<br />
der Praxis bzw. Industrie kooperiert.
Einleitung IMPETUS 3<br />
I Einleitung<br />
Die Verknappung der Süßwasserreserven wird das bedeutendste wasserwirtschaftliche Problem<br />
des 21. Jahrhunderts sein, das in Zusammenhang mit Problemen der Wasserqualität alle Anstrengungen<br />
<strong>zu</strong>r Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung gefährden kann. In einigen Regionen<br />
sind soziale und politische Konflikte um die Ressource Wasser <strong>zu</strong> erwarten. Bereits jetzt hat die<br />
Wasserverknappung in vielen Regionen kritische Ausmaße angenommen. Für Afrika gehen einige<br />
Schät<strong>zu</strong>ngen davon aus, dass heute die <strong>zu</strong>r Verfügung stehende Menge an Süßwasser pro Person<br />
nur noch ein Viertel derjenigen von 1950 beträgt (Obasi 1999). Für Nordwest- und Westafrika<br />
kommt erschwerend hin<strong>zu</strong>, dass diese Regionen von einer seit mehr als 30 Jahren anhaltenden<br />
Trockenperiode betroffen sind. Die steuernden Mechanismen für die Veränderlichkeit der<br />
Klimate in diesen Regionen sind bisher nur un<strong>zu</strong>reichend verstanden. Die Möglichkeit eines<br />
vom Menschen verursachten globalen Klimawandels fügt der bereits jetzt in vielen Teilen der<br />
Erde bestehenden Herausforderung an die Sicherstellung der <strong>zu</strong>künftigen Wasserverfügbarkeit<br />
einen weiteren Risikofaktor hin<strong>zu</strong>.<br />
I.1 Motivation<br />
Die Lösung derzeitiger und <strong>zu</strong>künftiger Probleme im Hinblick auf die Wasserversorgung ist nur<br />
mit einem interdisziplinären holistischen Ansatz Erfolg versprechend, der in dem vorliegenden<br />
Vorhaben von den <strong>Universität</strong>en <strong>Köln</strong> und Bonn gemeinsam getragen wird. Die natürliche Verfügbarkeit<br />
von Süßwasser wird vom hydrologischen Zyklus kontrolliert. Für den hydrologischen<br />
Zyklus spielen die Atmosphäre, die kontinentale Hydrosphäre und die Biosphäre eine wesentliche<br />
Rolle. Hin<strong>zu</strong> kommen die Wechselwirkungen mit der Anthroposphäre durch den agierenden<br />
Menschen. Eine effektive und anwendungsorientierte Betrachtung des hydrologischen Zyklus<br />
bedeutet nicht nur, dass unterschiedliche Disziplinen der Naturwissenschaften (z.B. Hydrologie,<br />
Meteorologie, Botanik, Landwirtschaft, Geologie, Fernerkundung) sehr eng <strong>zu</strong>sammenarbeiten<br />
müssen, sondern heißt auch, dass sozio-ökonomische und medizinische Fragestellungen <strong>zu</strong> berücksichtigen<br />
sind, wobei eine der wesentlichen Herausforderungen in der Koordination der<br />
komplexen Wechselbeziehungen der beteiligten Disziplinen liegt. Ein solcher Ansatz wird im<br />
vorliegenden Projekt für Westafrika verfolgt. Die übergeordnete Zielset<strong>zu</strong>ng des auf insgesamt<br />
neun Jahre angelegten Projektes besteht in dem Aufzeigen konkreter Wege <strong>zu</strong>r Umset<strong>zu</strong>ng wissenschaftlicher<br />
Resultate in wissenschaftlich fundierte und belastbare, <strong>zu</strong>gleich aber auch umsetzbare<br />
Lösungsstrategien vor dem Hintergrund einer sich ändernden natürlichen Umgebung.
4<br />
IMPETUS Einleitung<br />
Hierdurch soll eine verlässliche Basis für politische Maßnahmen und internationale Vereinba-<br />
rungen, aber auch für Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Verwaltung, bereitgestellt werden.<br />
In der ersten dreijährigen Projektphase standen überwiegend Diagnosen verschiedener Aspekte<br />
des Wasserhaushaltes und deren Wechselbeziehung im Vordergrund der Untersuchungen. Darauf<br />
aufbauend wurden in der zweiten dreijährigen Phase Szenarienanalysen durchgeführt, um<br />
mögliche Veränderungen in den kommenden Jahrzehnten abschätzen <strong>zu</strong> können. Die im Laufe<br />
des Projektes gesammelten Erkenntnisse werden in der hier beantragten abschließenden dreijährigen<br />
Phase Eingang finden in die Entwicklung und Bereitstellung von operationellen Werkzeugen<br />
für Entscheidungsträger, denen damit eine umfassende Abschät<strong>zu</strong>ng von Risiken und Auswirkungen<br />
auf lokaler und regionaler Ebene ermöglicht werden soll.<br />
I.2 Auswahl der Flussein<strong>zu</strong>gsgebiete<br />
Das vorliegende Projekt befasst sich mit dem in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts <strong>zu</strong>r Verfügung<br />
stehenden Süßwasser in zwei Regionen südlich und nördlich der Sahara. Westafrika wurde<br />
als Region ausgewählt, weil dort (1) weltweit die stärkste interdekadische Klimavariabilität<br />
des 20. Jh. verzeichnet wurde, (2) Wechselwirkungen mit dem Klima Europas über komplexe<br />
Wechselwirkungen zwischen ozeanischen und atmosphärischen Prozessen im gesamten Bereich<br />
des tropischen/subtropischen Nordatlantiks vermutet werden und (3) Hinweise für einen Zusammenhang<br />
hinsichtlich der beobachteten Trends <strong>zu</strong> unternormalen Niederschlägen nördlich<br />
und südlich der Sahara seit den 70er Jahren existieren. Erste Ergebnisse zeigen deutliche Hinweise<br />
für die Existenz eines solchen Zusammenhangs mittels atmosphärischer Feuchtetransporte<br />
aus dem Bereich der ITCZ über dem westlichen Sahel nach Norden über die Sahara bis an die<br />
Atlaskette.<br />
Seit den 70er Jahren beobachtet man für das subtropische Nordwest-Afrika und das tropische<br />
Westafrika einen allgemeinen Rückgang des Niederschlags, der in Zusammenhang <strong>zu</strong> stehen<br />
scheint. Aus diesem Grund werden im vorliegenden Projekt in einem gemeinsamen Ansatz sowohl<br />
Gebiete nördlich als auch südlich der Sahara untersucht. Die beiden transektartig zwischen<br />
dem Atlas Gebirge und dem Golf von Guinea angeordneten Ein<strong>zu</strong>gsgebiete (Abb. I.2-1) wurden<br />
nach folgenden Kriterien ausgewählt: Handhabbarkeit (< 100.000 km 2 ), bereits existierende Datengrundlage,<br />
politische Stabilität, Bedeutsamkeit sowie Repräsentativität im folgenden Sinn:<br />
Das Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Drâa in Marokko ist ein typisches Beispiel für ein Flusssystem im Gebirgsvorland<br />
humider bis arider Subtropen (vgl. Kap. V: Projektbereich B). Bei den südlichen
Einleitung IMPETUS 5<br />
Flussein<strong>zu</strong>gsgebieten handelt es sich um das CATCH 1 -Gebiet, welches sich zwischen 1°W und<br />
5°E und von 6°N bis 15°N erstreckt. Es deckt das gesamte Spektrum westafrikanischer Tropenklimate<br />
(Sahel-, Sudan-, und Guineaküstenklima) ab und schließt das Staatsgebiet von Benin<br />
sowie Teile von Niger, Nigeria, Togo und Burkina Faso ein.<br />
Abb. I.2-1: Die zwei betrachteten Flussein<strong>zu</strong>gsgebiete. Das Flussein<strong>zu</strong>gsgebiet des DRÂA in Marokko und das<br />
Flussein<strong>zu</strong>gsgebiet des OUÉMÉ in Benin sind durch rote Linien kenntlich gemacht. Im Ursprungsgebiet<br />
des OUÉMÉ mit einer Größe von ca. 100 x 100 km westlich von Parakou (oberes Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet: „Haute Vallée de l’Ouémé“) erfolgen konzentrierte Untersuchungen.<br />
1 Das Projekt CATCH (“Couplage de l’Atmosphère Tropicale et du Cycle Hydrologique“) wurde von unseren französischen<br />
Kooperationspartnern von IRD („Institut de Recherche pour le Développement“) ins Leben gerufen.
6<br />
IMPETUS Einleitung<br />
Innerhalb dieses regionalen CATCH-Fensters wurde der Fluss Ouémé in Benin als typisches<br />
Flussein<strong>zu</strong>gsgebiet wechselfeuchter subhumider Randtropen (‚Guinea-Sudanklima’), das in einem<br />
Transekt zwischen dem semi-ariden Sahel- und dem humiden Guineaküstenklima eingebettet<br />
ist, ausgewählt (vgl. Kap. V: Projektbereich A). Für das Flussein<strong>zu</strong>gsgebiet des Ouémé findet<br />
in Nordbenin das ca. 100x100 km große Ursprungsgebiet westlich von Parakou besondere Beachtung,<br />
in dem Untersuchungen konzentriert erfolgen. Es wird davon ausgegangen, dass die<br />
ausgewählten Flussein<strong>zu</strong>gsgebiete typisch für die jeweiligen Klimazonen sind und die dort erzielten<br />
Ergebnisse auf andere ähnliche Flussein<strong>zu</strong>gsgebiete übertragen werden können.<br />
I.3 Vergangene und gegenwärtige Situation<br />
Seit den frühen 70er Jahren leidet Westafrika unter lang anhaltenden Dürreperioden, die ihren<br />
ersten Höhepunkt in der ersten Hälfte der 80er Jahre erreichten (s. Abb. I.3-1). Das mittlere Niederschlagsdefizit<br />
im Zeitraum 1971 - 1990 beträgt im Vergleich <strong>zu</strong> 1951 - 1970 ungefähr<br />
180 mm/Jahr. Davon betroffen waren alle Klimazonen zwischen der semi-ariden Sahel- und der<br />
subhumiden Sudan-Zone bis herunter <strong>zu</strong>r humiden Guineaküsten-Zone. Die lang anhaltende<br />
westafrikanische Dürre hat bereits jetzt <strong>zu</strong> tief greifenden Verschlechterungen in der ökonomischen<br />
und sozialen Entwicklung vieler westafrikanischer Länder geführt. So hat sich <strong>zu</strong>m Beispiel<br />
die Wasserführung der Flüsse in den jüngeren Dekaden um 40 - 60% vermindert, was <strong>zu</strong><br />
einer Knappheit des für die Haushalte und die Landwirtschaft benötigten Wassers geführt hat.<br />
Als Konsequenz davon konnten in der Vergangenheit umfangreiche Migrationsbewegungen der<br />
Bevölkerung beobachtet werden. Während der regenreichen 50er Jahre wurden im Bereich der<br />
Guineaküste Wasserkraftwerke erbaut, die einen maßgeblichen Beitrag <strong>zu</strong>r Energieversorgung<br />
der Westafrikanischen Staaten leisten. Geringe Wasserführung der betreffenden Flüsse ist die<br />
Hauptursache für die vermehrt aufgetretene Energieknappheit der jüngeren Vergangenheit. Der<br />
Niederschlag in Marokko in der Region südlich des Hohen Atlas wird im Winterhalbjahr stark<br />
durch die groß-skalige atmosphärische Zirkulation über dem subtropischen und außertropischen<br />
Nordatlantik beeinflusst. Die Existenz von Höhentrögen vor der nordwestafrikanischen Küste<br />
erscheint hierbei von besonderer Wichtigkeit. Im Sommerhalbjahr ist die sog. „tropischextratropische<br />
Wechselwirkung“ hauptverantwortlich für die Niederschläge in der Untersuchungsregion,<br />
deren Feuchtequellen jenseits der Sahara im tropischen Westafrika <strong>zu</strong> finden sind<br />
(Knippertz et al. 2003). Seit den 60er Jahren findet man in Südostmarokko ein vermehrtes Auftreten<br />
von sehr trockenen Jahren (s. Abb. I.3-2), nur durchbrochen von einer Periode feuchterer<br />
Jahre von Mitte der 80er bis etwa Mitte der 90er Jahre. Die Gründe hierfür sind bisher weitge-
Einleitung IMPETUS 7<br />
hend unverstanden. Vor diesem Hintergrund stellt die Entwicklung eines nachhaltigen Wassermanagements<br />
eine besondere Notwendigkeit dar.<br />
Standardized Deviations<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
-0,5<br />
- 1<br />
-1,5<br />
1950<br />
1960<br />
1970<br />
Central Sahel<br />
West Sahel<br />
1980<br />
1990<br />
2000<br />
Standardized Deviations<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
-0,5<br />
-1<br />
-1,5<br />
1950<br />
1960<br />
1970<br />
1980<br />
Guinea Coast<br />
Abb. I.3-1: Niederschlagsvariabilität in Westafrika im Zeitraum Juni – September 1950-2001.<br />
Das im Projekt betrachtete Wadi Drâa wird von zwei Nebenflüssen gespeist, die den südöstlichen<br />
und südwestlichen Teil des Hohen Atlas entwässern und die nahe der Stadt Ouarzazate <strong>zu</strong>sammenfließen.<br />
An dieser Stelle wurde der im Jahre 1968 fertig gestellte Mansour Eddahbi<br />
Staudamm errichtet. Infolge starker Sedimentierung beträgt die Kapazität des Stausees heute nur<br />
noch 440 Mio. m 3 von ursprünglich 560 Mio. m 3 . Über ein System aus fünf stromabwärts gelegenen<br />
kleinen Dämmen und einem komplexen Netzwerk von Kanälen werden in normalen Jahren<br />
etwa 250 Mio. m 3 auf eine <strong>zu</strong> bewässernde Gesamtfläche von 26.500 ha geleitet. Da die<br />
Schneeschmelze im Frühjahr <strong>zu</strong> einem erheblichen Teil <strong>zu</strong>r Auffüllung des Stausees beiträgt, ist<br />
auch eine Diagnose der räumlichen Schneeverteilung in den höher gelegenen Teilen des Flussein<strong>zu</strong>gsgebietes<br />
von besonderer Bedeutung und wird im Projekt durchgeführt. Ein effektives und<br />
nachhaltiges Wassermanagement im Tal des Drâa ist insbesondere deshalb sehr wichtig, um den<br />
konkurrierenden Verbrauchern (Energieerzeugung durch Wasserkraft, Bewässerung, Verbrauch<br />
durch Haushalte) angemessene Ressourcen <strong>zu</strong>r Verfügung stellen <strong>zu</strong> können.<br />
1990<br />
2000
8<br />
IMPETUS Einleitung<br />
Abgesehen von einem stetig abnehmenden Dargebot an Frischwasser pro Kopf in Benin und<br />
Marokko ist die gegenwärtige Situation nördlich und südlich der Sahara gekennzeichnet durch<br />
ein hohes Bevölkerungswachstum (mehr als 3% im Jahr), eine <strong>zu</strong>nehmende Degradation der na-<br />
türlichen Vegetation durch Überweidung (in Marokko), Bedarf an Brennholz und durch Wander-<br />
feldbau (in Benin). Als Folge davon werden z.B. eine starke Erosion der Böden in Marokko (in<br />
geringerem Maße in Benin) und ein Anstieg der Salzkonzentration durch intensive Bewässerung<br />
beobachtet. Die Kombination der <strong>zu</strong>vor genannten Faktoren leistet einem beschleunigten Degra-<br />
dationsprozess und der Ausdehnung von Wüsten in den kommenden Jahren weiter Vorschub.<br />
Precipitation Index<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
-0,5<br />
-1<br />
-1,5<br />
-2<br />
-2,5<br />
Region südl. des Atlas<br />
1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000<br />
Abb. I.3-2: Zeitreihe der jährlichen (Sep. - Aug.) Niederschlagsindexanomalien südlichen des Hohen Atlas.<br />
I.4 Datenlage und logistische Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />
Datenlage<br />
Zum methodischen Konzept von IMPETUS gehört, dass eigene Messungen nur dann durchgeführt<br />
werden, wenn sie <strong>zu</strong>r Realisierung der einzelnen Vorhaben innerhalb des Projektes benötigt<br />
werden und keine anderen Daten <strong>zu</strong>r Verfügung stehen. Während der ersten dreijährigen Projektphase<br />
wurden von den Mitarbeitern der einzelnen Teilprojekte umfangreiche Mengen von<br />
Daten der verschiedenen, im IMPETUS-Projekt vertretenden Disziplinen erhoben und ausgewertet.<br />
Zum einen stammen die Daten aus sich <strong>zu</strong>m Teil über Monate erstreckenden Feldmesskampagnen<br />
und <strong>zu</strong>m anderen von fest installierten Messstationen. So wurden u.a. 16 komplette Klimastationen<br />
in Benin und Marokko aufgebaut. Jede dieser Messstationen liefert bis <strong>zu</strong> 15 verschiedene<br />
Parameter mit einer zeitlichen Auflösung von 10 Minuten. Die Erhebung der für die<br />
Bearbeitung der Problemkomplexe notwendigen Daten ist weitestgehend abgeschlossen. Welche<br />
Daten auch während der <strong>zu</strong> beantragenden 3. Phase erhoben werden, nicht <strong>zu</strong>letzt <strong>zu</strong>m Zwecke
Einleitung IMPETUS 9<br />
der Übergabe der aufgebauten Messnetze an lokale Kooperationspartner und für die <strong>zu</strong>künftige<br />
Modellvalidierung, wird in diesem Kapitel beschrieben werden.<br />
Benin<br />
Für das Flussein<strong>zu</strong>gsgebiet des Ouémé findet in Zentral-Benin das ca. 15.000 km 2 große Ursprungsgebiet<br />
westlich von Parakou besondere Beachtung, in dem Untersuchungen konzentriert<br />
erfolgen (Abb. I.4-1: „Haute Vallée de l'Ouémé“, HVO). Innerhalb des HVO lenken wir besonderes<br />
Augenmerk auf das am südlichen Rand gelegene Teilein<strong>zu</strong>gsgebiet des Térou, innerhalb<br />
dessen wiederum im ca. 30 km 2 Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Aguima, die sogenannte „Aguima-Super-<br />
Testsite“, errichtet wurde (siehe Abb. I.4-2). Dort unterhält IMPETUS ein hochaufgelöstes hydrologisches<br />
Messnetz <strong>zu</strong>r Untersuchung des Bodenwasserhaushaltes. Neben drei Klimastationen<br />
sind dort <strong>zu</strong>sätzlich 5 Abflusspegel und 2 Bodenwasserstationen installiert. Am westlichen Rand,<br />
jedoch außerhalb der eigentlichen Super-Testsite, befindet sich seit Juli 2004 eine MBR-Flux-<br />
Station. Eine Zusammenstellung aller in Benin installierten Messstationen und der erhobenen<br />
Messgrößen findet sich in Tab. I.4.1.<br />
Abb. I.4-1: Hydro-meteorologisches Beobachtungs-Netzwerk im oberen Ouémé-Tal (Zentral-Benin).
10<br />
IMPETUS Einleitung<br />
Neben den direkt von IMPETUS betriebenen Messstationen werden noch zahlreiche weitere<br />
Messdaten anderer Organisationen regelmäßig ausgewertet. So umfasst z.B. das gesamte dem<br />
Projekt <strong>zu</strong>r Verfügung stehende hydro-meteorologische Netzwerk des oberen Ouémé-Tals in<br />
Zentral-Benin nahe<strong>zu</strong> 100 Messstationen (Abb. I.4-1). Die Messungen werden von der Direction<br />
« Météorologique Nationale » (DMN, Bénin), « Direction Générale de l´Hydraulique » (DGH,<br />
Bénin) und dem « Institut de Recherche pour le Développement » (IRD, France) betrieben.<br />
Abb. I.4-2: Installierte Messinstrumente im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Aguima
Einleitung IMPETUS 11<br />
Tab. I.4.1: Zusammenstellung der installierten Messstationen des Projektbereiches A in Benin.<br />
Betreiber<br />
Dogué<br />
1.92339<br />
9.09278<br />
15.01.02<br />
Adjimon<br />
2.02944<br />
9.13092<br />
16.01.02<br />
Kpawa<br />
2.05497<br />
9.15517<br />
16.01.02<br />
Bassila<br />
1.67142<br />
9.00778<br />
17.01.02<br />
9 Regenmesser Regenintensität, Regenmenge<br />
Wari-Maro<br />
2.16389<br />
9.16658<br />
10.02.04<br />
Ouberou<br />
2.05242<br />
9.02903<br />
08.02.04<br />
Manigri<br />
1.71925<br />
8.97581<br />
13.02.04<br />
Igbère<br />
1.96167<br />
8.99258<br />
08.02.04 A. Fink<br />
Igbomakoro-Appi<br />
1.82190<br />
9.04869<br />
06.03.05<br />
3-D Wind (USA), Temperatur, Feuchtthermometer (2 Höhen), Nettostrahlung,<br />
MBR Flux station<br />
Dogué, Feld de Gaulle 1.94379 9.10447 25.07.04<br />
Bodenwärmefluss, Bodenmatrixpotential, Regen<br />
kurzwellige Globalstrahlung, reflektierte kurzwellige Strahlung, langwellige Parakou<br />
2.61228<br />
9.35672<br />
03.10.01<br />
Strahlung<br />
Strahlung<br />
Cotonou<br />
2.383<br />
6.35<br />
28.06.01<br />
Gaya (Niger)<br />
11.8833<br />
3.45<br />
19.01.02<br />
2 Windmesser Windgeschwindigkeit, Windrichtung<br />
Parakou<br />
2.61<br />
9.35<br />
24.07.02<br />
Aguima-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Klimastation 1<br />
Lufttemperatur, Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Niederschlag,<br />
1.91017 9.12783 19.06 01 S. Giertz<br />
Luftdruck (nur Station 1), kurzwellige Globalstrahlung, Strahlungsbilanz, Boden-<br />
Savanne<br />
Klimastation 2<br />
temperaturen, Bodenwärmestrom<br />
Aguima-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
1.90397 9.13178 19.06.01 S. Giertz<br />
Mont de Gaulle<br />
1.92807<br />
9.09622<br />
1.94402<br />
9.10534<br />
01.04.02-<br />
4 Erosions-Messparzellen Bodenerosion Umgebung von Dogué<br />
B.Junge<br />
1.94052<br />
9.10268<br />
18.10.02<br />
1.97177<br />
9.10431<br />
21 TDR-Rohrsonden Bodenfeuchte Aguima-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet Verschiedene Standorte 20.04.01 T.Faß)<br />
15 TDR-Rohrsonden Bodenfeuchte Aguima-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet Verschiedene Standorte<br />
T.Faß<br />
01.10.01<br />
Bodenwasserstation 1: TDR-<br />
S. Giertz<br />
Sonden,<br />
Aguima-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Bodenfeuchte, Bodensaugspannung<br />
1.90740 9.12534 21.06.01 S. Giertz<br />
Tensiometer,<br />
Savanne<br />
T.Faß<br />
Saugkerzen<br />
Bodenwasserstation 2: TDR-<br />
Sonden,<br />
Aguima-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Bodenfeuchte, Bodensaugspannung<br />
1.94321 9.10380<br />
Tensiometer,<br />
Dogué, Feld de Gaulle<br />
Saugkerzen<br />
16.06.01-<br />
S. Giertz<br />
S. Giertz<br />
15.11.03<br />
T.Faß<br />
Aguima-Oberlauf<br />
1.91240<br />
9.13090<br />
Aguima-Mittellauf<br />
1.92480<br />
9.13482<br />
18.06.01 S. Giertz<br />
4 Abflusspegel Wasserstand, Abflussmenge<br />
Aguima-Unterlauf<br />
1.95962<br />
9.12775<br />
Niaou-Oberlauf<br />
1.94816<br />
9.10600<br />
Niaou-Unterlauf 1.96201 9.12781<br />
1 Abflusspegel Wasserstand, Abflussmenge<br />
09.04.02-<br />
S.Giertz<br />
31.03.04<br />
Tchatchou<br />
2.55391<br />
9.14370<br />
Beterou<br />
2.28960<br />
9.20165<br />
Fo-Boure<br />
2.44072<br />
10.09604<br />
Tamarou (Warigbe)<br />
2.69107<br />
9.72589<br />
Komiguea<br />
2.62854<br />
9.45969<br />
Bori<br />
2.43209<br />
9.75020<br />
Belefungo<br />
1.72566<br />
9.81556<br />
12 Piezometer Grundwasserstand<br />
Barienou<br />
1.77448<br />
9.71532<br />
01.05.04 T. El-Fahem<br />
Djougou<br />
1.64043<br />
9.70096<br />
Tchetou<br />
1.58975<br />
9.14571<br />
Kolokonde<br />
1.79812<br />
9.90277<br />
Dogué, Feld de Gaulle 1.94320<br />
9.10391<br />
Parakou<br />
2.63445<br />
9.36689<br />
Djougou<br />
1.72844<br />
9.73561<br />
Dogué, Dorf<br />
1.93613<br />
9.10327<br />
Aguima-Unterlauf<br />
1.95962<br />
9.12775<br />
Donga-Pont<br />
1.94358<br />
9.71075<br />
3 Multiparameter-sonden Trübung (Schwebstoffgehalt), elektrische Leitfähigkeit<br />
01.06.04 C.Hiepe<br />
Térou-Igbomakoro<br />
1.90014<br />
9.06789<br />
Aguima-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Klimastation 3 Wie Klimastation 1 und 2, <strong>zu</strong>sätzlich langwellige Ein-und Ausstrahlung, PAR<br />
1.94336 9.10381 13.04.01 C.Stadler<br />
Dogué, Feld de Gaulle<br />
Aguima-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Saftflussmessgerät Wasserverbrauch einer Pflanze oder von Teilen einer Pflanze<br />
1.94336 9.10381<br />
Dogué, Feld de Gaulle<br />
20.04.01-<br />
J. Burkhardt<br />
30.09.02<br />
Messung<br />
seit - bis<br />
Geogr. Breite<br />
°N<br />
Messgrößen Standort Geogr. Länge<br />
°E<br />
Messgerät / Art der<br />
Messung<br />
Teilprojekt<br />
A1<br />
A2<br />
A3
12<br />
Marokko<br />
IMPETUS Einleitung<br />
Die Abb. I.4-3 gibt einen Überblick über die Ausrichtung des Groß-Transekts und die Lage der<br />
13 Testsites im Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet. Das ausgewählte Transekt umfasst einen repräsentativen<br />
Höhengradienten (3.900 m – 445 m), den Übergang der mediterranen Waldgesellschaften <strong>zu</strong> den<br />
saharischen Halbwüstenlandschaften sowie die wichtigsten naturräumlichen Einheiten (Hoher<br />
Atlas, Beckenlandschaften des Atlasvorlands, präkambrisches Grundgebirge des Jebel Sarho,<br />
paläozoische Gebirgszüge südlich der Antiatlasschwelle, randsaharische Beckenlandschaften).<br />
Jede Testsite ist mit einer Klimastation ausgestattet, mit der Temperatur, Wind, Strahlung, Niederschlag<br />
etc. zeitlich hochaufgelöst erfasst werden. Drei der hochgelegenen Klimastationen<br />
sind im Gegensatz <strong>zu</strong> den anderen voll ausgestattete Energiebilanzstationen, d.h. die Messungen<br />
werden in zwei verschiedenen Niveaus vorgenommen und der Bodenwärmestrom wird <strong>zu</strong>sätzlich<br />
erfasst. Eine Zusammenstellung aller in Marokko installierten Messstationen und der erhobenen<br />
Messgrößen findet sich in Tab. I.4.2.<br />
Abb. I.4-3: Positionen der einzelnen IMPETUS-Testsites im oberen und mittleren Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet.
Einleitung IMPETUS 13<br />
Tab. I.4.2: Zusammenstellung der installierten Messstationen des Projektbereiches B in Marokko.<br />
Messung<br />
seit Betreiber<br />
April 02<br />
Nov. 03<br />
Okt. 02 C. de Jong<br />
11.01.01<br />
11.01.01<br />
18.10.01<br />
09.04.01<br />
16.11.00<br />
09.04.01<br />
23.10.01<br />
09.04.01 O.Schulz<br />
21.10.01<br />
04.04.01<br />
03.04.01<br />
08.10.01<br />
18.10.01<br />
18.09.01<br />
10.04.05<br />
A. Roth<br />
Höhe<br />
ü. NN<br />
2752<br />
2428<br />
2195<br />
1420<br />
792<br />
445<br />
725<br />
792<br />
1020<br />
1420<br />
1383<br />
1900<br />
2245<br />
3165<br />
3900<br />
2960<br />
732<br />
2310<br />
Geogr.<br />
Breite °N<br />
31.51440<br />
31.51335<br />
31.50667<br />
30.95167<br />
30.36367<br />
29.97308<br />
29.93670<br />
30.36367<br />
30.65000<br />
30.95167<br />
31.17100<br />
31.38994<br />
31.50145<br />
31.53744<br />
31.50225<br />
31.56927<br />
30.35706<br />
31.51335<br />
Geogr.<br />
Länge °E<br />
-6.36805<br />
-6.31640<br />
-6.29009<br />
-6.33983<br />
-5.62900<br />
-6.34903<br />
-5.62867<br />
-5.62900<br />
-6.31670<br />
-6.33983<br />
-6.57850<br />
-6.32203<br />
-6.24755<br />
-6.30287<br />
-6.45102<br />
-6.29695<br />
-5.83622<br />
-6.31640<br />
Messgerät / Art der<br />
Messung Messgrößen Standort<br />
Taria / Ameskartal<br />
Tichki / Ameskartal<br />
Pegelmesser Wasserstand, Abflussmenge<br />
Cascade / Ameskartal<br />
Bou Skour<br />
El Miyit<br />
Klimastation 1 Lufttemperatur, Luftfeuchte, Taupunkt, Lac Iriki<br />
Klimastation 2 Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Jebel Hssain<br />
Klimastation 3 Niederschlag, Luftdruck (Stationen 3, 9), El Miyit<br />
Klimastation 4 kurzwellige Globalstrahlung, reflektierte Arguioûn<br />
Klimastation 5 Strahlung (1, 3-7, 10), Strahlungsbilanz, Bou Skour<br />
Klimastation 6 Erdbodentemperaturen, Bodenfeuchte (1, 3- Trab Labied<br />
Klimastation 7 7), Bodenwärmestrom (1, 4, 5, 8-10), Taoujgalt<br />
Klimastation 8 Schneehöhe (8-11), Schneetemperatur ( 9- Imeskar<br />
Klimastation 9 11), Erd- bzw.<br />
Tichki<br />
Klimastation 10 Schneeoberflächentemperatur (9-11), M' Goun<br />
Klimastation 11 Schneewasseräquivalent (9, 11)<br />
Tizi-n-Tounza<br />
Klimastation 12 Lufttemperatur, Luftfeuchte,<br />
Asrir<br />
Klimastation 13 Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Ait Tfah Tichki<br />
Niederschlag, Nettostrahlung, PAR,<br />
Globalstrahlung, Luftdruck<br />
Individuenzahl pro Art, X-/Y-Koordinaten Lac Iriki<br />
jedes Individuums, Vitalität pro Individuum Jebel Hssain<br />
(Etablierungs- und Absterbeereignisse), El Miyit<br />
Altersklasse, Strukturmaße für Bäume, Arguioûn<br />
Dauerbeobachtungs- perenne Sträucher und Horstgräser (LBH), Bou Skour<br />
flächen Vegetation Reaktion auf Beweidung / Weideausschluss Trab Labied<br />
Taoujgalt<br />
Imeskar<br />
Tichki<br />
Tizi-n Toundsa<br />
Teilprojekt<br />
B2<br />
17.04.01<br />
24.04.01<br />
25.04.01<br />
28.04.01<br />
10.04.01<br />
07.04.01<br />
25.10.01<br />
12.05.01<br />
10.05.01<br />
01.11.01<br />
445<br />
725<br />
792<br />
1020<br />
1420<br />
1383<br />
1900<br />
2245<br />
3165<br />
2960<br />
29.97308<br />
29.93670<br />
30.36367<br />
30.65000<br />
30.95167<br />
31.17100<br />
31.38994<br />
31.50145<br />
31.53744<br />
31.56927<br />
-6.34903<br />
-5.62867<br />
-5.62900<br />
-6.31670<br />
-6.33983<br />
-6.57850<br />
-6.32203<br />
-6.24755<br />
-6.30287<br />
-6.29695<br />
B3<br />
M. Finckh
14<br />
IMPETUS Einleitung<br />
Aus hydrologischer Sicht sind zwei Gruppen von Testsites <strong>zu</strong> unterscheiden: (i) Testsites mit<br />
einem abgeschlossenen Ein<strong>zu</strong>gsgebiet (Bou Skour, Jebel Hssain, Bou Irhrem, El Miyit und ge-<br />
gebenenfalls Imesker) und (ii) Testsites ohne abgeschlossenes Ein<strong>zu</strong>gsgebiet (Taoujgalt, Lac Iri-<br />
ki, Skoura, Tichki, M’Goun und Tizi-n-Tounza). Alle Testsites dienen da<strong>zu</strong>, die hydrologischen<br />
Prozesse <strong>zu</strong> charakterisieren und die wesentlichen bodenhydrologischen Eigenschaften <strong>zu</strong> be-<br />
schreiben. Dabei ist die erste Gruppe der Testsites für die Entwicklung und Überprüfung eines<br />
hydrologischen Modells von hoher Bedeutung, da hier die Abflussbildung aufgrund der klein-<br />
räumigen Variabilität der Bodeneigenschaften eine große Rolle spielt. Mittels der errichteten<br />
Abflussmessstellen kann die Wasserbilanz quantifiziert werden. Die wenig reliefierten Testflä-<br />
chen der zweiten Gruppe weisen kein abgrenzbares Ein<strong>zu</strong>gsgebiet auf. Da auf diesen Flächen<br />
jedoch der vertikale Wassertransport dominiert, stellen diese Gebiete Orte potenzieller Grund-<br />
wasserneubildung dar. Anhand der kontinuierlichen Messung der Wassergehalte in verschiede-<br />
nen Tiefen wird daher an diesen Flächen versucht werden, die Grundwasserneubildung ab<strong>zu</strong>-<br />
schätzen.<br />
Logistische Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />
In der zweiten Phase wurden die logistischen Vorausset<strong>zu</strong>ngen gezielt verbessert: Die in der ersten<br />
Phase begonnen Baumaßnahmen in Benin wurden abgeschlossen und die neuen Büroräume<br />
in Cotonou bezogen. In Marokko wurde ein besser geeignetes Projekthaus in Ouarzazate angemietet.<br />
In beiden Ländern kommt dem Projekt eine verbesserte Telekom-Infrastruktur <strong>zu</strong>gute.<br />
Benin<br />
IMPETUS verfügt in Benin über zwei Projektstandorte. Der Sitz der Koordination befindet sich<br />
in Cotonou aufgrund der hier ansässigen Ministerien, der Verwaltung und der nationalen und<br />
internationalen Kooperationspartner. Der internationale Flughafen von Benin liegt in Cotonou,<br />
alle Mitarbeiter reisen über diesen Flughafen ein und aus. Die Ein- und Ausfuhr von Messgeräten<br />
und benötigten Forschungsmaterialien wird über diesen Flughafen oder den Hafen von Cotonou<br />
abgewickelt.<br />
Das Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des oberen Ouémé, das die Forschungsregion bildet, befindet sich dagegen<br />
ca. 400 km nördlich von Cotonou zwischen Parakou, Djougou und Bassila. In Parakou wurde ein<br />
Projektstandort für Labor- und Büroarbeiten eingerichtet. In Dogué, dem Zentrum der Feldforschung,<br />
wurde für Feldarbeiten ein Projektstandort eingerichtet.<br />
Cotonou und Parakou werden durch eine teilweise stark beschädigte Asphaltstraße verbunden.<br />
Von Parakou führt eine 90 km lange Straße ins Forschungsgebiet. Hier sind die ersten 45 km as-
Einleitung IMPETUS 15<br />
phaltiert, danach geht die Straße in eine stark degradierte Piste über. Die Auffahrtrampen <strong>zu</strong><br />
zwei Brücken sind stark erodiert und insbesondere im September und Oktober aufgrund des<br />
starken saisonalen Abflusses teilweise nicht mehr <strong>zu</strong> befahren. Dann muss ein 160 km langer<br />
Umweg über Djougou genommen werden. Ab Dogué gibt es nur noch von Holzfällern geschlagene<br />
Schneisen sowie durch Viehherden genutzte Trampelpfade ins Gelände.<br />
Basis in Cotonou<br />
In Cotonou befindet sich das Büro der Koordination. Mitarbeiter, die an- oder abreisen oder<br />
zeitweilig in Cotonou arbeiten, können meist in Gästehäusern verschiedener Organisationen, wie<br />
des Deutschen Entwicklungsdienstes, untergebracht werden.<br />
Koordinationsbüro<br />
An der nationalen Wasserbehörde (DGH) des Ministeriums für Bodenschätze, Energie und Wasser<br />
2 ist nach Unterzeichnung des Kooperationsabkommens zwischen der DGH und IMPETUS<br />
am 25. Juli 2001 der Bau eines Bürogebäudes in Zusammenarbeit mit dem französischen Partnerprojekt<br />
CATCH im Oktober 2001 in Angriff genommen worden. Dieser Bau beruht auf einem<br />
vertraglich geregelten Übereinkommen zwischen den drei beteiligten Institutionen DGH,<br />
IMPETUS und CATCH. Er wurde durch die beiden europäischen Projekte jeweils <strong>zu</strong>r Hälfte<br />
finanziert, die DGH stellte das notwendige Baugelände <strong>zu</strong>r Verfügung. Die DGH tritt als Bauherr<br />
auf, während IMPETUS und CATCH als finanzierende Instanzen die Bauausführung und<br />
Bauüberwachung in Zusammenarbeit mit einem Architekturbüro ausübten.<br />
Die neuen Büroräume wurden im Oktober 2003 bezogen. Im Februar 2004 wurde bei einer Begehung<br />
festgestellt, dass die Holztäfelung der Decke von Holzwürmern befallen war. Dadurch<br />
wurde der komplette Austausch der Täfelung im Juni 2004 notwendig. Im Juli 2004 wurden die<br />
Bauarbeiten abgeschlossen.<br />
Seither stehen IMPETUS vier Büroräume <strong>zu</strong>r Verfügung: ein Raum für den Koordinator, ein<br />
Großraumbüro für die Projektsekretärin sowie kurzfristig anwesende Wissenschaftler sowie zwei<br />
Büros für längerfristig in Cotonou arbeitende Wissenschaftler. Außerdem wird der <strong>zu</strong>m Neubau<br />
gehörende Konferenzsaal für Besprechungen, Sit<strong>zu</strong>ngen des „Comité de Pilotage“ und für Fortbildungen<br />
genutzt, die IMPETUS für die Mitarbeiter von Partnerorganisationen vor Ort durchführt.<br />
2 Direction Générale de l’Hydraulique du Ministère des Mines, de l’Energie et de l’Hydraulique
16<br />
IMPETUS Einleitung<br />
Mit dem Beziehen der neuen Räumlichkeiten konnte eine zweite Telefon- und Faxleitung für das<br />
Sekretariat gelegt werden. Die Telekom-Infrastruktur hat sich in Benin so weit gebessert, dass<br />
das Telefonnetz für Internet-Verbindungen notwendige Datendurchsatzraten bietet.<br />
Darauf wird nur im Ausnahmefall <strong>zu</strong>rückgegriffen, weil im Rahmen der Kooperation mit<br />
CATCH eine gemeinsame Satellitenstandleitung eingerichtet wurde. Da sich diese Technologie<br />
als anfällig für Witterungseinflüsse und wartungsintensiv erweist, ist geplant, die Büroräume<br />
mittels WiMax-Technologie über das vor dem Kontinent verlegte Glasfaserkabel an das Internet<br />
an<strong>zu</strong>schließen. Damit würde auch die bisweilen noch un<strong>zu</strong>reichende Bandbreite erhöht. Alterna-<br />
tiv werden die Kosten für einen ADSL-Anschluss geprüft.<br />
Basis in Parakou<br />
Parakou dient als Ausgangsort für die Feldforschung. Hier wurden in Zusammenarbeit mit der<br />
DGH Labore und Büroräume eingerichtet, außerdem wurde für die Meteorologie auf dem Gelände<br />
des lokalen meteorologischen Dienstes eine Halle für die Radiosondenkampagne gebaut.<br />
Zur Unterbringung der Mitarbeiter aus IMPETUS wurde in einem Wohnviertel ein Gästehaus<br />
angemietet.<br />
Laborbau für Naturwissenschaften<br />
Auf dem Gelände der lokalen Wasserbehörde des Departements Borgou (SRH Borgou) 3 in Parakou<br />
wurde ein Neubau errichtet für die Unterbringung des naturwissenschaftlich ausgerichteten<br />
Labors, des da<strong>zu</strong>gehörigen Probenaufbereitungsraumes für Pflanzen- und Bodenproben, eines<br />
geschlossenen und eines für alle Mitarbeiter <strong>zu</strong>gänglichen Lagerraumes, u.a. für die Unterbringung<br />
des dieselbetriebenen Notstromaggregats. Dieser Neubau wird vornehmlich durch die Hydrologen,<br />
Hydro-Geologen, Botaniker und Agronomen genutzt. Das Gebäude untersteht vertraglich<br />
abgesichert IMPETUS über die gesamte Projektlaufzeit hinweg, danach fällt es an den SRH<br />
Borgou.<br />
Umbau eines bestehenden Gebäudes in Büroräume, medizinisches Labor und Lagerräume<br />
Das ehemalige Verwaltungsgebäude der SRH Borgou wurde vertraglich abgesichert IMPETUS<br />
über die Projektlaufzeit hinweg <strong>zu</strong>r Teilnut<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt. Dieses Gebäude wurde<br />
größtenteils aus IMPETUS-Mitteln renoviert und umgebaut (vgl. Abb. I.4-4). In ihm befinden<br />
sich nun zwei Büroräume und drei Medizinlabore für IMPETUS sowie zwei Lagerräume und<br />
3 Service Régional de l’Hydraulique
Einleitung IMPETUS 17<br />
zwei einfache Gästezimmer, die in Absprache mit dem SRH Borgou, dem französischen Kooperationspartner<br />
CATCH und IMPETUS gemeinsam genutzt werden. In dem Gebäude sind die<br />
medizinisch ausgerichteten Projekte, die von Parakou aus arbeitenden Ethnologen und Sozioökonomen<br />
von IMPETUS sowie die Labormanagerin untergebracht. Das Gebäude verfügt über<br />
einen eigenen Telefon-, Fax- und Internetanschluss.<br />
Halle für Radiosondenaufstiege<br />
Auf dem Gelände des lokalen Meteorologischen Dienstes des Départements Borgou wurde eine<br />
Halle für Radiosondenaufstiege erstellt. Diese Halle verfügt über die notwendigen Schutzvorrichtungen<br />
sowie Einrichtungen, um den für Radiosondenaufstiege benötigten Wasserstoff her<strong>zu</strong>stellen.<br />
Die eigene Herstellung von Wasserstoff war Vorausset<strong>zu</strong>ng für die Radiosondenaufstiege,<br />
da in Parakou weder Helium noch Wasserstoff erhältlich sind.<br />
Abb. I.4-4: Basis Parakou (Büroräume, medizinisches Labor und Lagerräume)<br />
Anmietung eines Gästehauses<br />
In Parakou wurde ab Oktober 2000 ein Gästehaus für Mitarbeiter von IMPETUS angemietet.<br />
Dieses Gästehaus umfasst vier Doppelzimmer mit jeweils eigener Nasszelle sowie eine Küche<br />
und einen großen Salon, der sowohl Wohn- als auch Arbeitszwecken dient. Das Gästehaus verfügt<br />
über einen Telefon-, Fax- und Emailanschluss sowie einen zentralen Computer, der von al-
18<br />
IMPETUS Einleitung<br />
len Mitarbeitern genutzt werden kann. Auf dem Gelände des Gästehauses befinden sich außer-<br />
dem noch ein Lagerraum und eine Garage, beide abschließbar. Um für die IMPETUS-Fahrzeuge<br />
genügend bewachten Parkplatz <strong>zu</strong> schaffen, wurde das freie Nachbargrundstück <strong>zu</strong>sätzlich an-<br />
gemietet, mit einer Mauer umschlossen und vom Gästehaus aus <strong>zu</strong>gänglich gemacht.<br />
Basis in Dogué<br />
Das Dorf Dogué stellte IMPETUS für die Projektlaufzeit ein Grundstück von 30 auf 30 m im<br />
Herbst 2000 <strong>zu</strong>r Verfügung. Auf diesem Grundstück kann IMPETUS den Projektbedürfnissen<br />
entsprechend bauen, die Gebäude werden nach Beendigung des Projektes an das Dorf übergehen<br />
<strong>zu</strong>r gemeinschaftlichen Nut<strong>zu</strong>ng. Dieses Übereinkommen wurde vertraglich zwischen den Verantwortlichen<br />
von Dogué und der <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong> abgesichert, anschließend wurde der Vertrag<br />
auf Landkreisebene registriert und beglaubigt, um einem möglichen einseitigen Außerkraftsetzen<br />
des Vertrages durch das Dorf <strong>zu</strong>vor<strong>zu</strong>kommen. Das Grundstück wurde mit einer 50 cm<br />
hohen Mauer umgeben, um zwar eine sichtbare Abgren<strong>zu</strong>ng, aber keine Abschottung <strong>zu</strong> schaffen<br />
(vgl. Abb. I.4-5).<br />
Abb. I.4-5: Basis Dogué
Einleitung IMPETUS 19<br />
Gästehaus<br />
Als Unterkunft für die IMPETUS-Mitarbeiter wurde in Dogué ein einfaches Gästehaus errichtet.<br />
Das Gästehaus verfügt über zwei Schlafräume, zwei Nasszellen sowie einen großen Aufenthaltsraum<br />
mit einer Küchenzeile und zwei überdachten Terrassen <strong>zu</strong>r Beschattung der Wände und als<br />
Arbeitsfläche. Die Wasserversorgung erfolgt über einen dorfeigenen Brunnen, aus dem Wasser<br />
mit Eimern ins Haus transportiert wird. Als Energiequelle für die im Gelände genutzten Messinstrumente<br />
und Notebooks wurde eine Solaranlage installiert, das Haus selbst verfügt über keinen<br />
Stromkreislauf. Das Haus ist auf einfachem Niveau möbliert und ausgestattet, es bietet Platz für<br />
bis <strong>zu</strong> acht Personen.<br />
Paillote<br />
Als überdachter Arbeits- und Aufenthaltsraum wurde eine 6 m auf 6 m große Paillote auf demselben<br />
Grundstück errichtet. Hier finden Arbeitsbesprechungen mit den lokalen Mitarbeitern sowie<br />
das Aufarbeiten von Feldmaterial statt.<br />
Schuppen<br />
Zur Unterbringung der vielfältigen Arbeitsmaterialien (Mopeds, Messgeräte, Boden- und Pflanzenproben<br />
etc.) wurde ein Schuppen errichtet. Er ist bislang mit zwei Wandregalen ausgestattet.<br />
Fahrzeuge<br />
Der Fuhrpark von IMPETUS setzt sich aus drei in der ersten Projektphase, einem in der zweiten<br />
Phase angeschafften Neufahrzeugen sowie drei gebrauchten Fahrzeugen <strong>zu</strong>sammen. Außerdem<br />
umfasst der Fuhrpark sieben gebrauchte und ein neues Moped. Alle Fahrzeuge, ausgenommen<br />
das Fahrzeug für den Koordinator, werden möglichst nur im Bereich zwischen Parakou und dem<br />
Forschungsgelände eingesetzt. Der Transport der Mitarbeiter und des Forschungsmaterials zwischen<br />
Cotonou und Parakou erfolgt größtenteils mit einer lokalen Busverbindung oder mit einem<br />
gemieteten Überlandtaxi. Die Fahrzeugnut<strong>zu</strong>ng wird dem Aufenthalts- und Arbeitsplan der Mitarbeiter<br />
entsprechend geregelt, um eine möglichst gleichmäßige Auslastung aller Fahrzeuge <strong>zu</strong><br />
erreichen. In Spitzenzeiten besteht die Möglichkeit, ein Fahrzeug von einem lokalen Anbieter<br />
an<strong>zu</strong>mieten.
20<br />
Neufahrzeuge<br />
IMPETUS Einleitung<br />
Die drei Neufahrzeuge aus der ersten Phase der Marke Toyota bestehen aus einem Prado und<br />
zwei Hilux, Baujahr 2000. Die Fahrzeuge sind seit Oktober 2001 im Einsatz, da sie erst nach<br />
Abschluss des Rahmenabkommens nach Benin eingeführt werden konnten. Alle drei Fahrzeuge<br />
sind mit einer GPS-Antenne, einem Reservetank und einem Dachgepäckträger ausgestattet.<br />
In der zweiten Phase wurde ein weiterer Toyota Prado angeschafft und im Januar 2005 in Betrieb<br />
genommen. Dieser ersetzt den gebrauchten Nissan Patrol, der in der ersten Phase vorrangig<br />
für den Koordinator angeschafft worden war. Der Nissan Patrol musste mit einem Motorschaden<br />
abgestoßen werden, da ein Ersatzmotor <strong>zu</strong> einem akzeptablen Preis nicht <strong>zu</strong> beschaffen war und<br />
die Wartungskosten für das in die Jahre gekommene Fahrzeug ohnehin beständig <strong>zu</strong>nahmen.<br />
Für die Instandhaltung und Pflege der Neufahrzeuge wurde mit einer von der Toyota-Vertretung<br />
in Cotonou anerkannten Autoreparaturwerkstatt in Parakou ein Übereinkommen getroffen. Die<br />
Fahrzeuge werden nach jeweils 5.000 km Fahrtleistung überholt, gegebenenfalls mit Originalersatzteilen<br />
repariert. Beim Ankauf der Fahrzeuge waren häufig benötigte Verbrauchs- und Ersatzteile<br />
wie Öl- und Luftfilter mitgekauft worden.<br />
Der neue Toyota Prado hatte bis Ende September 2005 eine Fahrleistung von 22.000 km, der<br />
Toyota Prado aus der ersten Phase bis Ende September 2005 eine Fahrleistung von insgesamt<br />
130.000 km. Er wird hauptsächlich für Transporte von Mitarbeitern zwischen Parakou und Dogué<br />
verwandt sowie für Fahrten in der weiteren Umgebung des Flussein<strong>zu</strong>gsgebietes.<br />
Die beiden Hilux hatten bis Ende September 2005 eine Fahrleistung von 92.000 bzw. 108.000<br />
km. Beide Fahrzeuge sind mit einem abschließbaren Heckaufbau versehen, um den gesicherten<br />
Transport von Geräten und Material <strong>zu</strong> gewährleisten. Sie werden vornehmlich für Geländearbeiten<br />
und <strong>zu</strong>m Transport zwischen Parakou und Dogué verwendet.<br />
Bei den in der ersten Phase angeschafften Neufahrzeugen nehmen die Wartungs- und Instandhaltungskosten<br />
ständig <strong>zu</strong>. Witterungsbedingungen und Straßenverhältnisse bedingen einen hohen<br />
Verschleiß.<br />
Gebrauchtfahrzeuge<br />
Vorrangig für die ethnologischen Arbeiten, für die ein langfristiger Aufenthalt von zwei Mitarbeitern<br />
in verschiedenen Dörfern vorgesehen war, wurden im März und Mai 2001 zwei gebrauchte<br />
Peugeots 505 vor Ort gekauft, um eine hohe Mobilität, insbesondere in Notfällen, <strong>zu</strong><br />
gewährleisten. Die Wahl fiel aus verschiedenen Gründen auf Peugeot. Diese Fahrzeugmarke ist<br />
die bislang am meisten genutzte Marke in ländlichen Gegenden in Benin, ein Peugeot 505 kann<br />
auch mit einfachen Mitteln durch einen Dorfmechaniker repariert werden. Außerdem weist ein
Einleitung IMPETUS 21<br />
Peugeot aufgrund seiner relativ hohen Bodenfreiheit und Federung eine gewisse Geländetauglichkeit<br />
auf. Darüber hinaus stellt ein gebrauchter Peugeot 505 bei der Integration der Ethnologen<br />
in die Dorfgemeinschaft ein geringeres Problem dar als ein neuer Geländewagen, da sich in<br />
den Dörfern meist auch Besitzer von Peugeots befinden.<br />
Beide Peugeot 505 sind noch einsatzfähig, jedoch durch die intensive Nut<strong>zu</strong>ng in sehr schwierigem<br />
Gelände stark abgenutzt.<br />
Für die mikrobiologischen und virologischen Arbeiten <strong>zu</strong>r Wasserqualität wurde in <strong>Köln</strong> ein<br />
fahrbares Labor auf einem von der Bundeswehr ausgemusterten Unimog, Baujahr 1965, eingerichtet.<br />
Damit können verschiedene Analysen sofort nach der Probenentnahme aus Wasserstellen<br />
in den Dörfern durchgeführt werden. Die Laborgeräte werden über Solarpaneele betrieben. Aufgrund<br />
seines Alters sind die Wartungs- und Instandset<strong>zu</strong>ngskosten für den Unimog sehr hoch.<br />
Ersatzteile sind in Benin nicht <strong>zu</strong> beschaffen.<br />
Die Peugeots und der Unimog sollten in der dritten Phase ausgemustert und durch einen gebrauchten<br />
Geländewagen ersetzt werden, da die ethnologische Forschungsarbeit im Feld weitestgehend<br />
abgeschlossen ist und z.B. für die Beprobung von Dorfbrunnen ein weiteres geländegängiges<br />
Fahrzeug dringend notwendig ist.<br />
Für die Feldarbeiten in der Umgebung von Dogué, insbesondere für die regelmäßige Überwachung<br />
von Messgeräten oder die Durchführung von systematischen Messungen, haben sich Mopeds<br />
als sehr geeignet erwiesen. Mit ihnen ist der Zugang <strong>zu</strong> den Feldern und Messstellen über<br />
die vorhandenen Trampelpfade nicht nur oftmals wesentlich einfacher als mit den Geländefahrzeugen,<br />
sondern auch kostengünstiger. Außerdem finden sich auch in entlegenen Gebieten Mechaniker,<br />
die in Lage sind, die Mopeds <strong>zu</strong> reparieren.<br />
Zusätzlich <strong>zu</strong> den vier in der ersten Phase angeschafften Mopeds wurden in der zweiten Phase<br />
im Sommer 2005 drei weitere gebrauchte sowie ein neues Moped angeschafft, die nach deutschem<br />
Recht ohne Führerschein gefahren werden dürfen. Die Mopeds aus der ersten Phase sind<br />
<strong>zu</strong>m Teil in einem sehr schlechten Zustand und werden lediglich <strong>zu</strong> Stoßzeiten und im engeren<br />
Umkreis um Dogué benutzt. Sie müssen in der dritten Phase unbedingt ersetzt werden.<br />
Telekommunikation<br />
Die Telekom-Infrastruktur in Benin wurde in den vergangenen drei Jahren ausgebaut. Der staatliche<br />
Betreiber ist immer noch Monopolist im Festnetzbereich, der Markt für Mobilfunk und für<br />
Internet-Anschlüsse wurde hingegen liberalisiert. In beiden Bereichen ist eine deutliche Verbesserung<br />
spürbar.
22<br />
IMPETUS Einleitung<br />
Da im September 2005 außerdem landesweit die alten sechsstelligen Rufnummern durch acht-<br />
stellige ersetzt wurden, ist damit <strong>zu</strong> rechen, dass die Wartezeiten für einen Anschluss sinken<br />
werden. Von der Verfügbarkeit neuer Nummern dürften insbesondere die Mobilfunkanbieter<br />
profitieren, die ihre Netze kontinuierlich ausgebaut haben. Nach wie vor sind ländliche Gegenden<br />
aber nicht erreichbar, während immer mehr Städte abgedeckt sind und die Verbindungsqualität<br />
steigt.<br />
Seit Anfang 2005 bieten neben der staatlichen Telekommunikationsgesellschaft zwei weitere<br />
Betreiber ADSL-Zugänge ins Internet an. Bislang ist diese Technologie lediglich in Cotonou<br />
verfügbar. Außerdem haben die Betreiber Schwierigkeiten, beim Ausbau ihrer Netze mit der<br />
immensen Nachfrage Schritt <strong>zu</strong> halten, so dass die durchschnittliche Übertragungsgeschwindigkeit<br />
– <strong>zu</strong>mindest vorübergehend – wieder sinkt.<br />
In Parakou wird seit kurzem von einem regionalen Anbieter eine Satellitenstandleitung angeboten.<br />
Angesichts des hohen Kommunikationsbedarfs der Forscher aus Deutschland während ihres<br />
Beninaufenthalts und der Notwendigkeit der regelmäßigen Koordination der Arbeiten ihrer beninischen<br />
Mitarbeiter, wenn sie in Deutschland sind, erscheint der Wechsel <strong>zu</strong>r Satellitentechnologie<br />
sinnvoll.<br />
Die Verbindungsgebühren sowohl für Festanschlüsse als auch für Mobiltelefone sind in den letzten<br />
drei Jahren gesunken, im internationalen Vergleich aber nach wie vor hoch. Eine Gesprächsverbindung<br />
Benin – Deutschland kostet pro Minute 2,05 €, eine Gesprächsverbindung von Cotonou<br />
nach Parakou kostet 1,00 € pro Minute.<br />
IMPETUS verfügt neben den oben aufgeführten Festanschlüssen über mehrere Mobiltelefone.<br />
Die Erreichbarkeit der Mitarbeiter ist stark gestiegen, da diese sich auch privat SIM-Karten <strong>zu</strong>legen.<br />
Für die Arbeiten vor Ort wurden drei Satellitentelefone mit einem deutschen Anschluss<br />
beschafft, sie werden je nach Bedarf von den Mitarbeitern nach Dogué oder in andere Dörfer<br />
mitgenommen.<br />
Bedingt durch die starke Beanspruchung elektronischer Geräte durch die hohe Luftfeuchtigkeit,<br />
muss in der dritten Phase eine Reihe von Rechnern, Telefonen, Handys etc. ausgetauscht werden.<br />
Außerdem nehmen elektronische Geräte wegen der im beninischen Netz regelmäßig auftretenden<br />
Spannungsschwankungen und Stromunterbrechungen Schaden.<br />
Marokko<br />
Der Aufbau der logistischen Vorausset<strong>zu</strong>ngen für die Projektdurchführung war trotz <strong>zu</strong>nächst<br />
fehlender Forschungsgenehmigungen bereits im August 2000 möglich, da die marokkanischen<br />
Kooperationspartner bei Behörden etc. sehr hilfreich waren. IMPETUS verfügt aufgrund der
Einleitung IMPETUS 23<br />
Größe des betrachteten Ein<strong>zu</strong>gsgebietes über zwei Projektstandorte: Ouarzazate im Norden für<br />
Arbeiten überwiegend im Gebirge und Zagora für Arbeiten am nördlichen Rand der Sahara.<br />
Basis in Ouarzazate<br />
Der Standort Ouarzazate bietet als Provinzhauptstadt gute Vorausset<strong>zu</strong>ngen als Projektsitz: Neben<br />
wichtigen Kooperationspartnern, wie der Landwirtschaftsbehörde, dem Wasserwirtschaftsamt<br />
und verschiedenen Nichtregierungsorganisationen, befinden sich auch Werkstätten<br />
und Krankenhäuser in der Stadt. Ouarzazate ist ein Verkehrsknotenpunkt mit großem Busbahnhof<br />
und Direktverbindungen in alle großen Städte des Landes. Der internationale Flughafen vereinfacht<br />
nicht nur die Anreise aus Deutschland, sondern hat außerdem <strong>zu</strong>r Folge, dass ein eigenständiges<br />
Zollamt vor Ort ist. Wissenschaftliches Gerät kann so unkompliziert importiert und<br />
Proben ausgeführt werden.<br />
Das alte Projekthaus erwies sich im Laufe der Zeit als ungenügend. Die Lage auf der Flussseite<br />
jenseits des Zentrums hatte <strong>zu</strong>r Folge, dass die Projektmitarbeiter täglich mehrmals eine schmale<br />
und viel befahrene Brücke passieren mussten. Darüber hinaus war das alte Gebäude un<strong>zu</strong>reichend<br />
isoliert, was für hohe Heizkosten im Winter und unerträglicher Hitze im Sommer sorgte.<br />
Die un<strong>zu</strong>reichenden sanitären Anlagen sorgten in Stoßzeiten für un<strong>zu</strong>mutbare Zustände.<br />
Deshalb wurde im Oktober 2003 ein gut isolierter Neubau auf der anderen Flussseite bezogen,<br />
der über ein Büro für den Koordinator sowie ein Großraumbüro für die Projektmitarbeiter vor<br />
Ort verfügt.<br />
Daneben bietet das Gebäude vier Schlafräume mit eigenem Schreibtisch, vier Nasszellen, einen<br />
Aufenthaltsraum, eine Küche und eine große Dachterrasse. Das Haus dient den IMPETUS-<br />
Mitarbeitern <strong>zu</strong>m einen als Büroniederlassung, <strong>zu</strong>m anderen als zentrale Basisstation für die Ankunft<br />
in Marokko sowie die Anfahrt <strong>zu</strong> sämtlichen im Norden des Drâa-Gebietes gelegenen<br />
Testsites. (vgl. Abb. I.4-6)<br />
Im Büroteil stehen den IMPETUS-Teilnehmern vor Ort Arbeitsplätze für ihre Forschungsarbeiten<br />
<strong>zu</strong>r Verfügung. Über einen ADSL-Anschluss besteht die Möglichkeit, mit den Notebooks der<br />
Forscher eine Verbindung ins Internet her<strong>zu</strong>stellen. Mittels des Routers besteht ein kleines lokales<br />
Netzwerk, das dem Datenaustausch dient und den Zugriff auf den Laser- und Tintenstrahldrucker<br />
ermöglicht.<br />
Zwei Telefonanschlüsse und ein Faxgerät gewährleisten eine effektive Kommunikation zwischen<br />
den Mitarbeitern in Marokko und Deutschland. Des Weiteren befindet sich im Büro ein<br />
brandsicherer Tresor <strong>zu</strong>r Aufbewahrung wichtiger Dokumente.
24<br />
IMPETUS Einleitung<br />
Zwei kleinere Labors dienen der Untersuchung und Aufbereitung geohydrologischer bzw. pflan-<br />
zenphysiologischer und bodenkundlicher Proben.<br />
Abb. I.4-6: Basis Ouarzazate<br />
Im Werkstattbereich können kleinere Reparaturen und mechanische Arbeiten direkt selbst ausgeführt<br />
werden. In der unmittelbaren Nachbarschaft wurde eine Garage als Stauraum für wissenschaftliche<br />
Materialien und Geräte angemietet.<br />
Für die Projektfahrzeuge (s.u.) steht vor der Projektbasis eine größere freie Fläche <strong>zu</strong>r Verfügung,<br />
die bewacht wird.<br />
Basis in Zagora<br />
Die zweite Projektbasis bei Zagora wurde im Laufe der zweiten Phase aufgegeben. Sie wurde<br />
überwiegend von den Ethnologen als Wohnraum, als Lagerraum für wissenschaftliche Instrumente<br />
und für kleinere botanische Versuche verwendet. Mit der Verlagerung des Forschungsschwerpunktes<br />
hin <strong>zu</strong>r Modellierung war die Basis in Zagora nicht mehr ausgelastet.
Einleitung IMPETUS 25<br />
Forscher, die in der Region arbeiten, werden seither im Hotel untergebracht. Da hier die kommunikationsmäßige<br />
Infrastruktur un<strong>zu</strong>reichend ist und die Übernachtungen gleichwohl teuer<br />
sind, wird geprüft, ob stattdessen in der dritten Phase eine kleine Wohnung angemietet werden<br />
kann, in der auch Gerät gelagert werden kann.<br />
Fahrzeuge<br />
Den Projektteilnehmern stehen sechs Fahrzeuge <strong>zu</strong>r Durchführung ihrer Forschungsvorhaben <strong>zu</strong>r<br />
Verfügung. Es handelt sich um vier geländegängige Fahrzeuge sowie zwei Autos für asphaltierte<br />
Straßen und bessere Schotterwege.<br />
Drei der Geländewagen wurden während der ersten Projektphase angeschafft: ein Toyota Prado,<br />
der außer auf Pisten auch auf längeren Strecken <strong>zu</strong>m Einsatz kommt. Dieser Wagen hatte Anfang<br />
Oktober 2005 eine Laufleistung von rund 102.000 km.<br />
Weiter wurden zwei Toyota Hilux gekauft, die überwiegend für den Transport von Mensch und<br />
Material <strong>zu</strong> den schwer <strong>zu</strong>gänglichen Testsites im Hohen Atlas und in der Wüste verwendet werden.<br />
Sie hatten im Anfang Oktober 2005 eine Laufleistung von rund 100.000 bzw. 108.000 km<br />
erbracht.<br />
Außerdem wurde in der ersten Projektphase ein gebrauchter VW-Transporter Syncro angeschafft,<br />
der bedingt geländetauglich ist und beim Transport vieler Menschen, sperrigen Geräts<br />
und Probenmaterials in der Stadt und weniger schwierigem Gelände Einsatz findet. Dieses Fahrzeug<br />
hat bis Anfang Oktober 2005 eine Fahrleistung von 182.000 km erbracht.<br />
Zwei gebrauchte Renault R4 werden vorwiegend auf asphaltierten Straßen und in der Umgebung<br />
von Ouarzazate und Zagora von Ethnologen eingesetzt.<br />
Für kürzere Entfernungen steht des Weiteren in Ouarzazate ein Moped <strong>zu</strong>r Verfügung.<br />
Während auf Grund der trockenen Luft für den Fuhrpark keine Gefahr durch Durchrosten besteht,<br />
ist die Beanspruchung des Materials durch die steinigen Pisten in der Wüste und im Gebirge<br />
noch höher als in Benin. Es entstehen hohe laufende Kosten insbesondere durch den häufigen<br />
Austausch von Reifen und Stoßdämpfern.<br />
Darüber hinaus steigen die Wartungs- und Instandhaltungskosten auch wegen der hohen Laufleistung<br />
und des Alters des Fuhrparks. Für die dritte Phase ist das Ersetzen von einem Fahrzeug<br />
dringend notwendig und auch wirtschaftlich geboten.
26<br />
Telekommunikation<br />
IMPETUS Einleitung<br />
Bereits vor einigen Jahren wurde der Mobilfunksektor in Marokko liberalisiert. Die Konkurrenz<br />
zwischen dem staatlichen Anbieter Maroc Telecom und der privaten Méditel sorgte für sinkende<br />
Preise und einen zügigen Ausbau der Mobilfunknetze. Selbst in entlegenen Gebieten hat man<br />
mancherorts noch eine, wenngleich schwache, Abdeckung.<br />
Die in der ersten Phase angeschafften drei Satellitentelefone werden aus Sicherheitsgründen bei<br />
Fahrten ins Wüstengebiet an der algerischen Grenz mitgeführt.<br />
In diesem Jahr wurde auch das Festnetz liberalisiert. Preissenkungen und Qualitätssteigerungen<br />
stehen <strong>zu</strong> erwarten.<br />
In Ouarzazate besteht ein <strong>zu</strong>verlässiger ADSL-Anschluss. Da bislang allein Maroc Telecom als<br />
Anbieter auftrat, sind nunmehr auch in diesem Sektor ein größeres Angebot und sinkende Preise<br />
<strong>zu</strong> erwarten.<br />
Bedingt durch die hohe Beanspruchung elektronischer Geräte durch Aerosole, muss in der dritten<br />
Phase eine Reihe von Rechnern, Telefonen, Handys etc. ausgetauscht werden.<br />
I.5 Einbindung in nationale und internationale Forschungsnetze<br />
Das Projekt IMPETUS ist in nationale Forschungsnetze in Benin und Marokko über Kooperationspartner,<br />
die innerhalb der behandelten Problemkomplexe explizit genannt werden (vgl. Kapitel<br />
IV), eingebettet. Dies wird unterstützt durch einige abgeschlossene formale Kooperationsabkommen,<br />
die in den Tabellen I.5.1 bis I.5.3 aufgelistet sind.<br />
IMPETUS ist auch in eine Anzahl von internationalen Forschungsnetzen eingebunden, die in<br />
den jeweiligen Teilprojekten (vgl. Kapitel V) genannt werden. Darüber hinaus existiert eine Kooperation<br />
mit:<br />
AMMA African Monsoon Multidisciplinary Analysis<br />
BIOTA-West Biodiversity Monitoring Transect Analysis<br />
GLOWA-Volta<br />
HELP Hydrology for the Environment, Life and Policy<br />
RIVERTWIN A Regional Model for Integrated Water Management in Twinned<br />
River Basins
Einleitung IMPETUS 27<br />
AMMA<br />
AMMA („African Monsoon – Multidisciplinary Analyses“, http://www.amma-international.org/)<br />
ist eine vom „World Climate Research Programme“ (WCRP) der „Weltmeteorologischen Organisation“<br />
(WMO) anerkannte internationale Forschungsinitiative. Sie sind in die WCRP Programme<br />
CLIVAR (“Climate Variability and Prediction”) und GEWEX (“Global Energy and<br />
Water Cycle Experiment”) eingebettet. Sie wird ebenfalls durch zwei IGPB Programme („International<br />
Geosphere-Biosphere Programme“) offiziell gut geheißen: IGAC („International Global<br />
Atmospheric Chemistry“) and ILEAPS („Integrated Land Ecosystem – Atmosphere Processes<br />
Study“).<br />
Derzeit sind Wissenschaftler aus 20 Nationen beteiligt, die an mehr als 40 nationalen und internationalen<br />
Institutionen an der Initiative beteiligt. Eine intensive Zusammenarbeit besteht mit<br />
einem Netzwerk afrikanischer Kollegen (AMMANET). Es existieren umfangreichere und mehrjährige<br />
(bis 2010) nationale Förderprogramme in Frankreich und im Vereinigten Königreich. Die<br />
Vereinigten Staaten beteiligen sich aktiv an der für 2006 geplanten AMMA-Intensivmessphase<br />
in Westafrika. Auf deutscher Seite sind Gruppen in München, Garmisch, Karlsruhe, Bremen und<br />
die Meteorologie in <strong>Köln</strong> (Arbeitsgruppe Fink) und Bonn (Arbeitsgruppe Simmer) an dem von<br />
2005-2009 laufenden integrativen EU-Projekt AMMA beteiligt. Beide Arbeitsgruppen sind auch<br />
Teilnehmer an IMPETUS. Herr Fink sitzt im internationalen Steuerungskomitee von AMMA an<br />
federführender Stelle dieser Forschungsinitiative. Er koordiniert mit einem französischen Kollegen<br />
auch die Vertikalsondierungen der Atmosphäre während des AMMA-Feldexperimentes in<br />
2006. Teile dieser Stationen sollen im Sinne eines nachhaltigen Umwelt-Monitorings in Westafrika<br />
über 2008 hinaus betrieben werden. In Vorbereitung dieser Kampagne wurde ein Support<br />
Team 2 (ST2) gebildet, welches Maßnahmen <strong>zu</strong>r „Capacity Building“ im Vorfeld des Experimentes<br />
koordinieren soll. Hier arbeitet der Geschäftsführer von IMPETUS, Herr Dr. Christoph,<br />
mit.<br />
Für die dritte Förderphase von IMPETUS dürften drei Aspekte der Zusammenarbeit von besonderer<br />
Bedeutung sein. Dabei spielt die Reihenfolge ihre Bedeutung wider:<br />
(a) die Mitarbeit in der AMMA-Working Group 4 (WG4) „Prediction of Climate Impacts“<br />
(b) der Datenaustausch zwischen der IMPETUS und AMMA-Datenbank<br />
(c) die Nut<strong>zu</strong>ng der AMMA-Kampagnen-Daten vom Sommer 2006<br />
In der AMMA WG4 geht es um die praktische Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse der<br />
Monsunforschung besonders in den Sektoren Wasser- und Landwirtschaft sowie Gesundheit.<br />
Der Geschäftsführer von IMPETUS, Herr Dr. Christoph, ist Mitglied der WG4 Kerngruppe. Der<br />
Vorteil auf Seiten der AMMA-Initiative besteht darin, dass IMPETUS auf diesem Sektor in Benin<br />
eine Vorreiterrolle übernommen hat und AMMA von den Erfahrungen profitieren wird. Auf
28<br />
IMPETUS Einleitung<br />
der anderen Seite wird IMPETUS auf kurzem Wege über alternative Ansätze und ergänzende<br />
Erfahrungen in anderen Ländern Westafrikas unterrichtet und kann die eigenen Ansätze ggf. ü-<br />
berprüfen. In diesem Sinne wird die gerade begonnen Arbeit in der WG 4 in der dritten Förder-<br />
phase intensiviert.<br />
Durch die Zusammenarbeit mit den Datenmanagern der sich im Aufbau befindlichen AMMA-<br />
Datenbank können die IMPETUS-Felddaten nach ihrer Freigabe auf internationalem Niveau und<br />
nachhaltig Forschergruppen weltweit verfügbar gemacht werden. Auf die Existenz jüngere Datensätze,<br />
die von den Teilnehmern aus IMPETUS wissenschaftlich noch nicht ausgewertet wurden,<br />
sollen in der AMMA-Datenbank in Form von Metainformationen hingewiesen werden.<br />
Umgekehrt haben IMPETUS-Wissenschaftler Zugriff auf die AMMA-Datenbank.<br />
Nicht nur die in der AMMA-Initiative explizit involvierten IMPETUS-Forscher können von der<br />
ungewöhnlichen Fülle hydro-meteorologischer Daten sowie Daten des Zustandes der Landoberfläche<br />
im AMMA-Kampagnenjahr 2006 profitieren. Dies gilt für alle Teilnehmer von<br />
IMPETUS-Teilnehmer, <strong>zu</strong>mal die Datenerhebung in der dritten Förderphase nicht mehr im Vordergrund<br />
der Arbeiten steht.<br />
Insgesamt ist sichergestellt, dass IMPETUS in einer wesentlichen, breite Forschungsziele dieses<br />
nationalen Projektes aufnehmenden, internationalen Forschungsinitiative exponiert vertreten ist.<br />
Abkür<strong>zu</strong>ng Erklärung<br />
AMMA African Monsoon – Multidisciplinary Analyses<br />
CLIVAR Climate Variability and Predictability<br />
GEWEX Global Energy and Water Cycle Experiment<br />
IGAC International Global Atmospheric Chemistry<br />
IGBP International Geosphere-Biosphere Programme<br />
ILEAPS Integrated Land Ecosystem – Atmosphere Processes Study<br />
WCRP World Climate Research Programme<br />
WMO World Meteorological Organisation<br />
BIOTA-West<br />
Bei der Kooperation von BIOTA-West und IMPETUS auf dem Gebiet der Vegetationsdynamik<br />
standen die synergetische Nut<strong>zu</strong>ng der jeweiligen Expertise, sowie der Austausch von erhobenen<br />
Daten und die Überprüfung der Ergebnisse auf Konsistenz im Vordergrund.
Einleitung IMPETUS 29<br />
Zum Beispiel wurde vom BIOTA-West-Projekt für das Gebiet von Pehonco, nördlich des<br />
IMPETUS Untersuchungsgebietes, eine Vegetationsklassifizierung erstellt. Hierbei gab es eine<br />
Zusammenarbeit vom IMPETUS mit dem hierfür verantwortlichen BIOTA-West-Mitarbeiter<br />
Konstantin König, der Teile seiner Arbeit in der Arbeitsgruppe Fernerkundung durchführte. Die<br />
Vegetationsklassifizierungen von IMPETUS und BIOTA-West werden nun harmonisiert, so dass<br />
sie an den Rändern und den überlappenden Gebieten konsistent sind. Des Weiteren wurden jeweils<br />
die zahlreichen „-“ Daten übergeben und einer gemeinsamen Datenbank <strong>zu</strong>sammengefasst.<br />
Es ist geplant über diese Arbeiten eine gemeinsame Publikation <strong>zu</strong> erstellen.<br />
In Fragen der Pflanzenansprache und den jeweiligen Standortansprüchen gab es einen regen<br />
Austausch zwischen der BIOTA-West Gruppe in Frankfurt und den IMPETUS-Botanikern.<br />
In einer intensiven Kooperation zwischen IMPETUS und BIOTA-West wurden im Pendjari-<br />
Nationalpark mit der IMPETUS-Drohne hoch aufgelöste Luftbilder aufgenommen. Diese stellten<br />
für die BIOTA-West-Mitarbeiter eine wichtige Grundlage für ihre Untersuchung und Modellierung<br />
der Hydrologie der ökologisch bedeutenden Mare dar. Ein interessantes Ergebnis war der<br />
Zusammenhang zwischen der Dauer der Überstauung und der Vegetations<strong>zu</strong>sammenset<strong>zu</strong>ng.<br />
Durch Analyse der hoch auflösenden Drohnen-Luftbilder konnten nun die Verbindungen zwischen<br />
des Flusses und der Mare gefunden werden. Dies sind wichtige Informationen für das<br />
Parkmanagement. Diese Zusammenarbeit wird auch in einer gemeinsamen Publikation dargestellt<br />
werden.<br />
In der 3. Projektphase wird es in Hinblick auf die Auswertungen von zeitlich hoch auflösenden<br />
Fernerkundungsdaten <strong>zu</strong> einer intensiven Zusammenarbeit von IMPETUS mit BIOTA-West-<br />
Mitarbeitern der Fernerkundungsgruppe in Würzburg kommen. IMPETUS wird auf deren Expertise<br />
in Be<strong>zu</strong>g auf Auswertung von MODIS Daten <strong>zu</strong>rückgreifen und dafür die hervorragenden<br />
IMPETUS-Klassifikationsergebnisse und die umfangreichen „Ground Truth“-Informationen <strong>zu</strong>r<br />
Verfügung stellen. Des Weiteren ist geplant, dass BIOTA-West-Mitarbeiter auf die Ergebnisse<br />
der Landbedeckungs-/Landnut<strong>zu</strong>ngsmodellierung von IMPETUS <strong>zu</strong>rückgreifen können. Eventuell<br />
wird die im Rahmen von IMPETUS entwickelte XULU („Extendable Universal Land Use-<br />
/Land Cover Modelling Plattform“) für BIOTA-West-Fragestellungen eingesetzt werden.<br />
GLOWA-Volta<br />
Klimadiagnose und Klimamodellierung<br />
In der zweiten Förderphase der GLOWA-Projekte erfolgte ein Austausch in den Themenbereichen<br />
„Klimadiagnose“ und „Klimamodellierung“. Bei den klimadiagnostischen Arbeiten standen<br />
vergleichende Studien <strong>zu</strong> den langjährigen Schwankungen des Niederschlages und der Temperatur<br />
sowie des Monsunbeginnes im Vordergrund. Aufgrund der Kooperationen mit den nationalen
30<br />
IMPETUS Einleitung<br />
Diensten (Wetterdienst, Ämter für Hydrologie) in Benin, Burkina Faso und Ghana liegen den<br />
GLOWA-Projekten für die Region ungewöhnlich umfangreiche Beobachtungsdatensätze <strong>zu</strong>r Be-<br />
rechnung der Klimatrends <strong>zu</strong>r Verfügung. In einem gemeinsamen Vortrag auf der Statuskonfe-<br />
renz im Mai 2005 in <strong>Köln</strong> wurde in diesem Zusammenhang auf den sowohl in Südbenin als auch<br />
in Südostghana beobachteten, signifikanten Trend <strong>zu</strong> einem um bis <strong>zu</strong> zwei Wochen verspäteten<br />
Einsetzen des Südwestmonsuns hingewiesen. Auch im Hinblick auf die Interpretation von Zirku-<br />
lationsmusteranalysen, welche in GLOWA-Volta durchgeführt wurden, erfolgte eine Diskussion<br />
auf der Basis der in IMPETUS durchgeführten Studien <strong>zu</strong>r Statistik und Dynamik niederschlags-<br />
bringender Systeme in Westafrika. Schließlich wurde Simulationen mit den Regionalmodellen<br />
MM5 und REMO für das <strong>zu</strong>künftige Klima verglichen. Für die Zusammenarbeit in der dritten<br />
Phase sind zwei Entwicklungen von hoher Bedeutung: Das Aufsetzen von IPCC SRES A1b und<br />
B1 Konsortial-Szenarienrechnungen mit REMO am DKRZ in Hamburg und die Teilnahme der<br />
<strong>Köln</strong>er und Bonner Meteorologen (IMPETUS) und der Garmischer Kollegen am von der EU geförderten<br />
integrierten Forschungsprojekt AMMA.<br />
Mit den durch veränderte Treibhausgaskonzentrationen und Landnut<strong>zu</strong>ngen angetriebenen, jeweils<br />
drei IPCC A1b und B1 Ensemblesimulationen über den Zeitraum von 1960 bis 2050 stehen<br />
in der 3. Projektphase allen Nutzern in GLOWA-Volta und IMPETUS eine beispiellose und<br />
möglichst realistische Datenbasis für die Beschreibung des <strong>zu</strong>künftigen Klima<strong>zu</strong>standes im tropischen<br />
und nördlichen Afrika <strong>zu</strong>r Verfügung. Dieser aufwendige Modellieransatz wurde durch<br />
<strong>zu</strong>sätzliche Rechenzeitkontingente des BMBF ermöglicht. Es wird <strong>zu</strong> Beginn der 3. Phase avisiert,<br />
die Modelldaten aus den Konsortialläufen vergleichend klimatologisch aus<strong>zu</strong>werten und<br />
Erfahrungen in der Umformung dieser Daten gemäß der Schnittstellen mit den hydrologischen,<br />
medizinischen und agrarökonomischen Folgemodellen in den Projekten aus<strong>zu</strong>tauschen. Es erscheint<br />
angebracht, bei Bedarf die neuen Erkenntnisse <strong>zu</strong>r Klimaentwicklung in Westafrika, wie<br />
sie sich aus dem <strong>zu</strong> Beginn der dritten Phase <strong>zu</strong>r Verfügungen stehenden globalen ECHAM5-<br />
Lauf mit einem interaktiven Vegetationsmodul bzw. aus den darauf aufsetzenden REMO-<br />
Zeitscheibenexperimenten ergeben, mit den Kollegen aus GLOWA-Volta <strong>zu</strong> diskutieren. Eine<br />
weitere Zusammenarbeit ergibt sich durch die Mitgliedschaft der Arbeitsgruppen Fink/Simmer<br />
(IMPETUS) und Kunstmann (VOLTA) im internationalen AMMA-Konsortium, in welchem<br />
42 europäische Forschergruppen <strong>zu</strong>sammen geschlossen sind. Es ist sinnvoll, die im Rahmen<br />
von GLOWA national geförderte Spitzenforschung auf dem Gebiete der rezenten und <strong>zu</strong>künftigen<br />
Wasserverfügbarkeit in Westafrika in der AMMA-Initiative gemeinsam <strong>zu</strong> exponieren.
Einleitung IMPETUS 31<br />
Abkür<strong>zu</strong>ng Erklärung<br />
AMMA African Monsoon Multidisciplinary Analysis<br />
ECHAM European Center Hamburg Modell<br />
IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change<br />
REMO Regional Modell<br />
SRES benannt nach dem zweiten IPCC-Report: Second Report on Emission Szenarios<br />
MM5 Mesoscale Model, Version 5<br />
Sozialwissenschaften<br />
Die zweite Förderphase war von einer vitalen Kooperation und <strong>zu</strong>nehmenden Vernet<strong>zu</strong>ng der<br />
sozialwissenschaftlich und medizinisch orientierten Arbeitsbereiche aus IMPETUS und<br />
GLOWA-Volta geprägt. Es wurden mehrere Workshops, u.a. <strong>zu</strong> den Themen „Institutional settings<br />
des Wassersektors“, „Local governance“ und „Interdisziplinäre Zusammenarbeit“, abgehalten.<br />
Während dieser Veranstaltungen wurden inhaltliche und methodische Parallelen identifiziert,<br />
um die <strong>zu</strong>künftige Zusammenarbeit zwischen den beiden Projekten stärker im Hinblick<br />
auf den Kompetenztransfer der anstehenden dritten Förderphase <strong>zu</strong> institutionalisieren.<br />
Der inhaltliche Austausch war vor allem von dem Interesse geleitet, interdisziplinär eingebettete,<br />
sozialwissenschaftliche und medizinische Themenbereiche einer länder- und gesellschaftsvergleichenden<br />
Analyse <strong>zu</strong> unterziehen. Hervor<strong>zu</strong>heben sind hierbei Aspekte der Dezentralisierung<br />
im Wassersektor, Wasserverbrauchsanalysen, die Wahrnehmung der Wasserqualität durch die<br />
Bevölkerung, die virologische und bakteriologische Kontamination von Wasserstellen, Bodenrecht<br />
und Ressourcenkonflikte, sowie Bevölkerungsprojektionen im Ouémé- und Volta-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet.<br />
Trotz der unterschiedlichen Größe der untersuchten Flussein<strong>zu</strong>gsgebiete bildete die Skalenproblematik,<br />
also die Vermittlung von Forschungsergebnissen auf verschiedenen Raum- und Zeitskalen<br />
eine gemeinsame methodische Herausforderung, vor allem unter dem Aspekt der Szenarienanalyse.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt des methodischen Austauschs war die Diskussion um die<br />
problemadäquate und interdisziplinäre Einbindung der sozialwissenschaftlichen und medizinischen<br />
Ergebnisse in die übergeordneten Ziele der beiden Forschungsprojekte.<br />
Höhepunkte der inhaltlichen und methodischen Kooperation wurden auf der GLOWA-<br />
Statuskonferenz mit der Ausstellung eines gemeinsamen Posters <strong>zu</strong>m institutionellen und politischen<br />
Kontext des Wassermanagements in Ghana und Benin dokumentiert. Auch die Leitlinien<br />
der <strong>zu</strong>künftigen Kooperation sind dort hinsichtlich des Kompetenztransfers als dem Hauptziel
32<br />
IMPETUS Einleitung<br />
beider Projekte in der dritten Förderphase dargestellt. Beide Projekte gehen von der Möglichkeit<br />
des wissenschaftlich gestützten „Capacity Building“ auf allen Verwaltungsebenen und in ver-<br />
schiedensten Institutionen aus. Angesichts der politischen Dezentralisierungsprozesse in beiden<br />
Ländern werden besonders hohe Erwartungen jedoch in die mittleren Verwaltungsebenen bei der<br />
Umset<strong>zu</strong>ng von Forschungsergebnissen gesetzt. Als länderübergreifendes Beispiel sei die Ein-<br />
richtung und wissenschaftliche Begleitung von Wassergremien auf der Gemeinde- und Verbrau-<br />
cherebene genannt.<br />
Letztlich wird auch die Formulierung von realistischen Handlungsoptionen und die Anwendersensibilität<br />
der <strong>zu</strong> entwickelnden „Decision Support Systems“ (DSS) über die Verwendung wissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse in Verwaltungs- und Planungs<strong>zu</strong>sammenhängen entscheiden. Diesbezüglich<br />
ist neben den oben bereits genannten Austauschforen und Kooperationsformen für die<br />
dritte Förderphase die ländervergleichende Identifikation von „Best Practices“ des Kompetenztransfers<br />
geplant. Sie soll in der Formulierung eines Handlungskatalogs <strong>zu</strong>m Kompetenztransfer<br />
für andere Themenbereiche aus dem Kontext der beiden GlOWA-Projekte münden.<br />
HELP<br />
Die IMPETUS-Untersuchungsgebiete, der Drâa in Marokko und der Ouémé in Benin, sind in<br />
das HELP-Netzwerk aufgenommen worden. Sie sind somit Teil der HELP-Initiative und wurden<br />
als operationelle Ein<strong>zu</strong>gsgebiete klassifiziert. HELP (“Hydrology for the Enironment, Life, and<br />
Policy”) ist ein gemeinsame Initiative der UNESCO (“United Nations Educational Scientific<br />
Organization”) und der WMO (“World Meteorological Organization”) und wird vom IHP (“International<br />
Hydrological Programme”) geleitet. Ziel von IMPETUS und auch von HELP ist das<br />
integrative, nachhaltige Ein<strong>zu</strong>gsgebietsmanagement, das neben der naturwissenschaftlichen<br />
Sichtweise insbesondere die lokalen Experten und „Stakeholder“ einbezieht. Die in diesem Zusammenhang<br />
von HELP geforderten Berechnungen von Zukunftsszenarien waren Schwerpunkt<br />
der 2. Phase des IMPETUS-Projektes. Der von HELP angemahnte Transfer des von den Wissenschaftlern<br />
erworbenen Wissens <strong>zu</strong> den Entscheidungsträgern wird in IMPETUS über die geplante<br />
Entwicklung der Entscheidungsunterstüt<strong>zu</strong>ngssysteme realisiert. Die in IMPETUS verfolgten<br />
Ansätze können daher Pilotcharakter für die HELP-Initiative haben.<br />
RIVERTWIN<br />
RIVERTWIN ist ein EU-Projekt, das die Implementierung eines Modells <strong>zu</strong>m Management von<br />
Wasserressourcen in verschiedenen Ein<strong>zu</strong>gsgebieten <strong>zu</strong>m Ziel hat. Das dreijährige Projekt bearbeitet<br />
drei Ein<strong>zu</strong>gsgebiete: das Neckar-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet in Deutschland, das Chichik-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet
Einleitung IMPETUS 33<br />
in Usbekistan und das Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet in Benin. Dabei sollen die im ersten Jahr im Neckar-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
erarbeiten Konzepte auf die anderen Gebiete übertragen werden.<br />
Da es einige inhaltliche und methodische Ähnlichkeiten zwischen IMPETUS-Benin und<br />
RIVERTWIN-Ouémé gibt, ist eine Kooperation der beiden Projekte bei den Arbeiten im Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet sinnvoll.<br />
Bei einem Treffen von RIVERTWIN- und IMPETUS-Repräsentanten im Oktober 2004 wurden<br />
die Grundlagen für eine Kooperation der beiden Projekte besprochen. Im Fokus der Kooperation<br />
steht der Datenaustausch, aber auch eine Zusammenarbeit bei Verwendung gleicher Modellansätze<br />
ist vorgesehen. Da RIVERTWIN aufgrund seiner kurzen Projektdauer nur sehr wenig eigene<br />
Erhebungen durchführen kann, ist die sehr gute Datengrundlage, die IMPETUS in Benin<br />
erarbeitet hat, für RIVERTWIN von Interesse. Aber auch RIVERTWIN kann im Bereich Bodenkunde<br />
und Wasserverbrauch durch eigene Studien <strong>zu</strong>sätzliche Daten für IMPETUS, für das<br />
untere Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet, liefern.<br />
Eine erste konkrete Zusammenarbeit fand bei der Abgren<strong>zu</strong>ng der hydrologischen Teilein<strong>zu</strong>gsgebiete<br />
des Ouémé auf der Basis der Abflusspegel statt. Hier wurden gemeinsame Ein<strong>zu</strong>gsgebietsgrenzen<br />
festgelegt.<br />
Des Weiteren wurde die Methodik der in IMPETUS durchgeführten Wasserverbrauchsstudie an<br />
RIVERTWIN weitergegeben.<br />
Bezüglich gemeinsam verwendeter Modellansätze ist eine enge Kooperation im Bereich der<br />
Grundwassermodellierung geplant. Es ist vorgesehen, dass IMPETUS die Modellierung im Bereich<br />
des oberen Ouémé durchführt, wo bereits in den vorangegangenen Projektphasen eine gute<br />
Datengrundlage geschaffen wurde. RIVERTWIN bearbeitet das südliche Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Ouémé.<br />
Da jeweils das Modell MODFLOW eingesetzt wird, profitieren beide Projekte von der Zusammenarbeit.<br />
Details wurden in einem Kooperationsvertrag konkretisiert.<br />
Weitere Kooperationen im methodischen Bereich sind auch bei der Pflanzenproduktionsmodellierung<br />
geplant. Hier verwenden beide Projekte das EPIC-Modell.
34<br />
Tab. 1.5.1: Partner vor Ort in Benin<br />
IMPETUS Einleitung<br />
Teilprojekt Institution und Repräsentanten<br />
A<br />
A1<br />
Niederschlagsvariabilität<br />
A2<br />
kontinentale<br />
Hydrosphäre<br />
A3<br />
Biosphäre<br />
A4<br />
Soziodemographie<br />
A5<br />
Ethnologie und<br />
Medizin<br />
Rahmenabkommen zwischen dem Ministère des Affaires Etrangères et<br />
de l’Intégration Africaine: K.A. Idji (Minister)<br />
und der<br />
Deutschen Botschaft, Cotonou, Benin: H.-B. Sauerteig (Botschafter)<br />
Kooperationsabkommen mit dem Projekt CATCH, Institut Français de<br />
Recherche pour le Développement (IRD), Frankreich: T. Lebel (Koordinator)<br />
Direction de la Météorologie Nationale (DMN): F. Didé (Direktor)<br />
Université de Abomey-Calavi (UAC; vormals UNB – Université Nationale<br />
du Bénin): M. Boko, A. Afouda<br />
Direction Générale de l’Hydraulique (DGH): M. Ahokpossi(Direktor),<br />
Nachfolger von A. Toupé<br />
Université de Abomey-Calavi (UAC; vormals UNB – Université Nationale<br />
du Bénin): E. Agbossou, A. Afouda, H. Onibon, M. Boukari<br />
Centre National de Télédétection et de Surveillance du Couvert Forestier<br />
(CENATEL): V. J. Mama (Direktor)<br />
Université de Abomey-Calavi (UAC; vormals UNB – Université Nationale<br />
du Bénin): N. Sokpon, B. Sinsin, A. Floquet<br />
Institut National de Recherche Agronomique du Bénin (INRAB):<br />
J. Detongnon (Direktor)<br />
Université d’Abomay-Calavi (UAC; vormals UNB – Université Nationale<br />
du Bénin): R. Tossa, S. Vadouche, R. Moggbo<br />
Direction Générale de l’Hydraulique (DGH): M. Ahokpossi (Direktor),<br />
Nachfolger von A. Toupé<br />
Abkommen mit dem Dorf Dogué: König von Dogué, A. Olossoumare<br />
(Präfektur Bassila)<br />
Université de Abomey-Calavi (UAC; vormals UNB – Université Nationale<br />
du Bénin): H. Soclo, Z. Tossa
Einleitung IMPETUS 35<br />
Tab. 1.5.2: Partner vor Ort in Marokko<br />
Teilprojekt Institution und Repräsentanten<br />
Accord de Siège zwischen dem Projekt IMPETUS<br />
B<br />
und der<br />
Regierung des Königtums Marokko: A. El M’hamdi (Botschafter / Direktor<br />
für Justiz und Verträge)<br />
B1 Direction de la Météorologie Nationale (DMN): A. Diouri (Direktor)<br />
Niederschlagsvariabilität<br />
B2 Office Régional de Mise en Valeur Agricole Ouarzazate (ORMVAO) :<br />
Kontinentale<br />
M. Gharbaoui(Direktor)<br />
Hydrosphäre<br />
B3<br />
Institut Agronomique et Vétérinaire (Rabat): F. Gessous (Direktor)<br />
Biosphäre<br />
Office Régional de Mise en Valeur Agricole Ouarzazate (ORMVAO):<br />
M. Gharbaoui(Direktor)<br />
UFR Développement et Aménagement Régional, Faculté des Lettres,<br />
B4 Université Mohammed V, Rabat: Prof. Dr. S. B. Alaoui (Dekan)<br />
Soziodemographie Association de Développement de la vallée du Drâa (ADEDRA):<br />
und Rechte Y. Bahnini (Vizepräsident)<br />
Université Iben Zoher, Agadir: H. Benhalima (Dekan)<br />
Tab. 1.5.3: Sonstige Verträge mit Partnern vor Ort (Auswahl)<br />
Vertrag Institution und Repräsentanten<br />
BENIN<br />
Bauabkommen über ein Gebäude Direction Générale de l’Hydraulique: M. Ahokpossi (Di-<br />
am Sitz der DH<br />
rektor), Nachfolger von A. Toupé<br />
Bauabkommen über die Instandset- Direction Générale de l’Hydraulique: M. Ahokpossi (Di<strong>zu</strong>ng<br />
und den Neubau eines Gebäurektor), Nachfolger von A. Toupé<br />
des auf dem Gelände des Service<br />
Régional de l’Hydraulique, Parakou<br />
Bauabkommen über eine Schutzhüt- Direction de la Météorologie Nationale (DMN): F. Didé<br />
te für die Radiosondenstation auf (Direktor)<br />
dem Gelände des Service Météorologique<br />
National, Parakou<br />
Mietvertrag (IMPETUS-Projekthaus B. Dadou (Besitzer)<br />
in Parakou)<br />
Bauabkommen über ein Gebäude in Abkommen mit dem Dorf Dogué: Délégué von Dogué<br />
Doguè<br />
MAROKKO<br />
Mietvertrag (Projektbasis in Ouarzazate)<br />
M. L. Tlemsani (Besitzer)
36<br />
I.6 Erfolgsaussichten<br />
IMPETUS Einleitung<br />
Insbesondere aus folgenden Gründen sehen die Antragssteller die Erfolgsaussichten – auch unter<br />
Berücksichtigung des Verwertungsplanes – für die Fortführung des Projektes als sehr gut an:<br />
• Die bisher erzielten Ergebnisse mit den dabei angewandten Methoden der Vernet<strong>zu</strong>ng<br />
zwischen den unterschiedlichen Disziplinen.<br />
• Einbettung in die lokalen Forschungslandschaften in Benin und Marokko auf der Basis<br />
von zahlreichen Kooperationsabkommen.<br />
• Einbeziehung der lokalen Anwender („Stakeholder“) über Steuerungsgremien („Comités<br />
de Pilotage“).<br />
• Eine sehr günstige Datenlage.<br />
• Die aufgebaute sehr gut funktionierende Infrastruktur.<br />
• Überführung von IMPETUS-Kompetenzen in ein mögliches gemeinsames Forschungsund<br />
Lehrzentrum „African Studies – Man and Environment“ der <strong>Universität</strong>en <strong>Köln</strong> und<br />
Bonn.<br />
Erfolgsaussichten<br />
Die Arbeiten werden von Wissenschaftlern der <strong>Universität</strong>en <strong>Köln</strong> und Bonn ausgeführt, die sich<br />
in einem gemeinsamen Kompetenznetzwerk organisiert haben. Weitere benachbarte wissenschaftliche<br />
Institutionen werden mit einbezogen, wie z.B. das Zentrum für Entwicklungsforschung<br />
(ZEF) in Bonn. Die Forschungsinitiative IMPETUS ist eingebettet in die lokale Forschungslandschaft<br />
der Staaten – unter Einbeziehung von Anwendern („Stakeholdern“) –, wo die<br />
Forschungsaktivitäten konzentriert werden, also überwiegend in Benin und Marokko. Es wird<br />
Wert darauf gelegt, die dortigen staatlichen, traditionellen und privaten Institutionen durch eine<br />
intensive Zusammenarbeit <strong>zu</strong> stärken und den Aufbau wissenschaftlichen „Know-hows“ <strong>zu</strong> fördern<br />
(„Capacity Building“). Nachwuchsforscher aus den genannten Ländern erhalten durch Aufenthalte<br />
als Gastwissenschaftler in <strong>Köln</strong> und Bonn die Gelegenheit, von den Ergebnissen des<br />
Projekts zeitnah <strong>zu</strong> profitieren.<br />
Aufgrund der bisher erzielten Ergebnisse und wegen der folgenden Fakten beurteilen die Antragsteller<br />
die Erfolgsaussichten der beantragten Fortführung des Projektes als sehr gut:<br />
• Auf der Basis einer Forschungsgenehmigung durch das Außenministerium des Königreichs<br />
Marokko und eines Rahmenabkommens zwischen der Republik Benin und der Bundesrepublik<br />
Deutschland wurden mehrere Kooperationsabkommen mit Institutionen in Marokko und<br />
Benin abgeschlossen (siehe Tabellen in Kapitel I.5). Durch diese Maßnahmen konnte sicher-
Einleitung IMPETUS 37<br />
gestellt werden, dass die eigenen Arbeiten in die lokalen Forschungslandschaften der beiden<br />
genannten Staaten eingebettet wurden und das Projekt bislang wie geplant durchgeführt werden<br />
konnte.<br />
• Die <strong>zu</strong>r Durchführung der Arbeiten notwendigen logistischen Maßnahmen (vgl. Kapitel I.4:<br />
z.B. Anschaffung von Fahrzeugen, Verschiffung von Geräten, Zollfreiheitsbescheinigungen,<br />
Bau oder Anmietung von Häusern als Basis etc.) wurden schon in der ersten Phase so weit<br />
abgeschlossen, dass auch von dieser Seite her dem Verlauf der Arbeiten nichts im Wege<br />
stand und die beabsichtigen weiteren Arbeiten durchgeführt werden können.<br />
• Besonderen Wert wurde auf die Installation und Betrieb der eigenen Messstationen gelegt<br />
(vgl. Kapitel I.4).<br />
• Insgesamt ist die Datenlage als sehr günstig an<strong>zu</strong>sehen.<br />
• Im Vorhaben nimmt die Vernet<strong>zu</strong>ng zwischen den beteiligten Disziplinen auf der Basis von<br />
Problemkomplexen einen besonderen Stellenwert ein. Die bisherige Vorgehensweise hierbei<br />
wird auch für die Fortführung des Projektes als optimal angesehen.<br />
• Die bisher durchgeführten Maßnahmen <strong>zu</strong>m „Capacity Building“ wurden positiv angenommen.<br />
Verwertungsplan<br />
Die übergeordnete Zielstellung des auf insgesamt neun Jahre angelegten Projektes besteht in<br />
dem Aufzeigen konkreter Wege <strong>zu</strong>r Umset<strong>zu</strong>ng wissenschaftlicher Resultate in wissenschaftlich<br />
fundierte und belastbare, <strong>zu</strong>gleich aber auch umsetzbare Lösungsstrategien vor dem Hintergrund<br />
einer sich ändernden natürlichen Umgebung. IMPETUS ist also ein anwendungsbezogenes Forschungsprojekt.<br />
In den ersten beiden jeweils dreijährigen Phasen des Vorhabens standen die Bestimmung<br />
des Ist-Zustandes und die Entwicklung von potenziellen Zukunftsszenarien im Vordergrund.<br />
Es hat sich dabei als sinnvoll erwiesen, die vielfältigen Probleme <strong>zu</strong>m Thema Wasser<br />
in den Untersuchungsregionen mit Hilfe so genannter „Problemkomplexe“ <strong>zu</strong> charakterisieren<br />
und <strong>zu</strong> strukturieren. Die Problemkomplexe sind so angelegt, dass am Ende ihrer Bearbeitung<br />
unterschiedliche Lösungen in Form von Handlungsoptionen stehen, die Grundlagen für die Bereitstellung<br />
von „Decision Support Systems“ (DSS) im Laufe der dritten Phase darstellen. Diese<br />
können nach Abschluss des Vorhabens von den Entscheidungsträgern eigenständig und nachhaltig<br />
weiter betrieben werden.
38<br />
IMPETUS Einleitung<br />
Forschungs- und Lehrzentrum „African Studies – Man and Environment“<br />
Zur Überführung der über Jahre von IMPETUS entwickelten Verfahren und erworbenen Kompetenzen<br />
wird angestrebt, diese in ein gemeinsames Forschungszentrum „Vulnerability and Resilience<br />
in African Societies and Ecosystems“ (Arbeitstitel) der <strong>Universität</strong>en <strong>Köln</strong> und Bonn ein<strong>zu</strong>bringen.<br />
Dies erfolgt <strong>zu</strong>sammen mit entsprechenden Überlegungen bei dem SFB 389<br />
(ACACIA – „Arid Climate and Cultural Innovation in Africa“) an der <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong>.<br />
Die Beratungen hier<strong>zu</strong> sind an beiden <strong>Universität</strong>en unter Beteiligung von IMPETUS-<br />
Angehörigen (M. Bollig, P. Speth, G. Menz, B. Diekkrüger) im Gange und haben unter anderem<br />
Eingang in die folgenden Strukturpapiere gefunden:<br />
• <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong>:<br />
„Institutional strategy to promote top-level research: From fundamental sciences to the<br />
practical needs of societies. Concept – Excellence initiative by the federal and state governments<br />
to promote science and research at German universities“<br />
• <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong>:<br />
„Graduate School: Geo-ecological dynamics, demographic transformations and cultural<br />
processes under conditions of global change“<br />
• <strong>Universität</strong> Bonn:<br />
„Zentrum für Fernerkundung der Landoberfläche“ – ZFL<br />
Die Aktivitäten eines solchen möglichen Forschungszentrums werden unterstützt durch die folgenden<br />
Studienangebote, die in die Überlegungen einbezogen werden:<br />
- <strong>Universität</strong> Bonn:<br />
„International Master Program: ARTS – Agricultural Science and Resource Management in<br />
the Tropics and Subtropics“ (einschließlich ARTS–Africa–Programm in Kenia)<br />
- <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong>:<br />
Master of Science Course: „International Master of Environmental Sciences“ – IMES<br />
- <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong> (geplant – in der Beantragungsphase):<br />
MA in „Culture and Environment in Africa“
Methodik IMPETUS<br />
II Methodik<br />
Aufgrund der Bedeutung des hydrologischen Zyklus für die Verfügbarkeit von Süßwasser wurden<br />
im Laufe der ersten dreijährigen Projektphase die wesentlichen Aspekte des Wasserhaushalts<br />
und des menschlichen Handelns in den beiden Untersuchungsregionen diagnostiziert und quantifiziert.<br />
In einem integrativen Ansatz wurden die bestehenden Zusammenhänge und Abhängigkeiten<br />
innerhalb des hydrologischen Kreislaufs mit Hilfe existierender numerischer und konzeptioneller<br />
Modelle der einzelnen beteiligten Disziplinen erfasst und die Modelle für die jeweilige<br />
Region und Fragestellung angepasst und verifiziert. Grundlagenforschung wurde nur in den<br />
Fällen betrieben, wo nicht auf bestehendes Wissen in der Literatur und Erfahrung <strong>zu</strong>rückgegriffen<br />
werden konnte. Herzstück der naturwissenschaftlichen Modellierung in IMPETUS ist die für<br />
diese Region einmalige Erstellung einer hierarchischen Kette ineinander genesteter Atmosphärenmodelle,<br />
die ein dynamisches bzw. statistisch-dynamisches Herunterskalieren klimarelevanter<br />
Parameter für Afrika (insbesondere Niederschlag und Temperatur) von der globalen bis <strong>zu</strong>r<br />
lokalen Ebene (~3 km Auflösung) gestatten (siehe Kap. II.1).<br />
Zu Beginn des Vorhabens hat sich gezeigt, dass die vorhandene Datengrundlage in manchen<br />
Disziplinen un<strong>zu</strong>reichend war. In diesen Fällen wurden eigene umfangreiche Datenerhebungen<br />
vor allem im Bereich der Sozioökonomie, der Ethnologie und Medizin durchgeführt. Insbesondere<br />
für die Anpassung und Verifikation der naturwissenschaftlichen Modelle wurden die vorhandenen<br />
lokalen Datennetze durch die Installation eigener Instrumente entlang eines Höhengradienten<br />
(in Marokko) oder auf Intensivmessflächen (in Benin) verdichtet.<br />
In der zweiten Phase stand die Analyse der <strong>zu</strong>künftigen Entwicklung im Vordergrund. Dies geschah<br />
im Wesentlichen auf der Grundlage einer Kopplung geeigneter Modelle. Da die Konstruktion<br />
eines einzigen gekoppelten Systems nicht möglich erschien, wurden je nach Fragestellung<br />
unterschiedliche Systemkomponenten (= disziplinäre Modelle) gekoppelt. Aufgrund der mit der<br />
Modellierung verbundenen großen Unsicherheiten kann die <strong>zu</strong>künftige Entwicklung nicht exakt<br />
prognostiziert werden. Vielmehr wurde mittels Szenarienanalysen versucht, die Bandbreite<br />
wahrscheinlicher Entwicklungen ab<strong>zu</strong>schätzen, damit die Akteure geeignete Handlungsempfehlungen<br />
aus den Ergebnissen ableiten können. Hier<strong>zu</strong> wurden <strong>zu</strong>nächst, orientiert an den allgemeinen<br />
Entwicklungen für die untersuchten Länder und in Abstimmung mit den lokalen „Stakeholdern“,<br />
Referenzszenarien entwickelt, die anschließend regionalisiert und für die jeweilige<br />
Fragestellung verfeinert wurden (siehe Kap. II.2). Betrachtet wurden neben dem Klimawandel<br />
der kulturelle und soziale Wandel, der institutionelle Wandel, die Bevölkerungsdynamik, die<br />
wirtschaftliche Entwicklung und technologische Innovationen. Eingebettet in die skalenabhängige,<br />
raum-zeitliche Betrachtung und Bewertung der <strong>zu</strong>künftigen Entwicklung sind eine Reihe ü-<br />
39
40<br />
IMPETUS Methodik<br />
bergeordnete Problembereiche – sogenannte „Problemkomplexe“, die in enger Zusammenarbeit<br />
mit „Stakeholdern“ identifiziert und multidisziplinär bearbeitet und bewertet werden. Dies ist<br />
die unverzichtbare Grundlage für die Entwicklung und Implementierung der benötigten Mana-<br />
gementwerkzeuge für Entscheidungsträger im Laufe der <strong>zu</strong> beantragenden dritten Phase. Die<br />
Durchführung eines geeigneten „Capacity Buildings“ ist eine grundlegende Vorausset<strong>zu</strong>ng für<br />
den Erfolg von IMPETUS. Hierbei soll u.a. das bereits begonnene Training im Umgang mit den<br />
entwickelten Werkzeugen vermittelt werden, um deren nachhaltigen Einsatz <strong>zu</strong> gewährleisten<br />
(siehe Kap II.4).<br />
II.1 Meteorologische Modellkette<br />
Prozesse im Klimasystem laufen auf den unterschiedlichsten Raum- und Zeitskalen ab. Die Skaleninteraktivität<br />
ist in den niederen Breiten besonders stark ausgeprägt, da hier großräumige Prozesse<br />
wie die atmosphärische Zirkulation, die Position der innertropischen Konvergenzzone und<br />
global umspannende Telekonnektionen in hohem Maße mit den lokalen Strukturen (z.B. Landoberflächencharakteristika)<br />
interagieren. Ein eindrucksvolles Beispiel hierfür sind die interannuellen<br />
bis interdekadischen Niederschlagsschwankungen im subsaharischen Westafrika, die<br />
primär von den großräumigen Anomalien der tropischen Meeresoberflächentemperaturen angeregt<br />
und sekundär durch Wechselwirkungen mit der Vegetationsbedeckung und Bodenfeuchte<br />
verstärkt werden (Wang et al., 2004; Paeth 2004; Sogalla et al., 2005). Auch in zeitlicher Hinsicht<br />
müssen viele Prozesse von den auf Stundenbasis ablaufenden Gewitterlinien („Squall-<br />
Lines“) bis hin <strong>zu</strong> den interdekadischen, möglicherweise anthropogen verursachten Klimavariationen<br />
bzw. -änderungen berücksichtigt werden.<br />
Die Skaleninteraktivität in den Tropen erschwert nicht nur das physikalische Verständnis des<br />
Klimasystems, sondern setzt auch hohe Ansprüche an die Klimamodellierung. Denn eine umfassende<br />
Beurteilung der Schlüsselfaktoren einer Klimaänderung sowie die realistische Abschät<strong>zu</strong>ng<br />
von <strong>zu</strong>künftigen Klimaentwicklungen in Afrika erfordern einen skalenübergreifenden Modellieransatz.<br />
Auf den ersten Blick würde ein globales hochauflösendes Modell, dass alle klimarelevanten<br />
Prozessen bis auf die lokale Skala hinab erfasst, als optimaler Lösungsweg erscheinen.<br />
Dies ist jedoch aufgrund des damit verbundenen Datenvolumens höchst unpraktikabel. Darüber<br />
hinaus ist der Rechenaufwand für ein globales Klimamodell mit unter 5 km horizontaler<br />
Auflösung bislang nicht realisierbar. Es muss stattdessen ein Kompromiss zwischen räumlicher<br />
Auflösung, Länge der Simulation und Anzahl der Modelläufe gefunden werden. In IMPETUS<br />
wird deshalb ein alternativer Weg beschritten. Basierend auf existierenden Atmosphärenmodellen<br />
wurde bereits im Verlauf der ersten Projektphase eine sogenannte meteorologische Modell-
Methodik IMPETUS<br />
kette etabliert, in der globale, regionale und lokale Modelle der Atmosphäre so ineinander verschachtelt<br />
werden, dass die relevanten Prozesse im afrikanischen Klima lückenlos simuliert werden<br />
können (s. Abb. II.1-1). Dabei steht jede Modellkategorie für bestimmte Raum- und Zeitskalen<br />
sowie für die damit verbundenen Prozesse, welche im nächsten Abschnitt kurz beschrieben<br />
werden. Durch ein sukzessives Nesting vom großskaligen <strong>zu</strong>m kleinskaligen Modell und der<br />
Zuhilfenahme statistisch-dynamischer Ansätze lassen sich Klimaszenarien und Klimaänderungssignale<br />
über alle Raum- und Zeitskalen transportieren. Ferner stellt die meteorologische Modellkette<br />
Eingabedatensätze für die zahlreichen Folgemodellierungen in IMPETUS bereit, die sehr<br />
unterschiedliche Ansprüche an die raumzeitliche Auflösung sowie die geographische und zeitliche<br />
Abdeckung der meteorologischen Felder stellen.<br />
Abb. II.1-1: Schema der meteorologischen Modellkette in IMPETUS.<br />
Globale Klimamodelle erfassen langzeitliche und räumlich global übergreifende Komponenten<br />
der Klimavariabilität. Mit diesen Werkzeugen lassen sich Simulationszeiträume von mehreren<br />
hundert Jahren realisieren. Somit sind die Globalmodelle vor allem dafür prädestiniert, verschiedene<br />
Effekte (z.B. einen anthropogen verursachten Anstieg von Aerosolen und Treibhausgasen)<br />
auf das Klimasystem <strong>zu</strong> beschreiben. Das lange Zeitfenster geht jedoch <strong>zu</strong> Lasten der räumlichen<br />
Auflösung, die bei den operationellen Modellversionen typischerweise zwischen 200 und 300<br />
km rangiert. In IMPETUS kommen die Globalmodelle ECHAM4 (Roeckner et al., 1996) und<br />
ECHAM5 (Roeckner et al., 2005) <strong>zu</strong>m Einsatz. Insgesamt wurden drei verschiedene experimentelle<br />
Ansätze betrachtet: (1) Die Atmosphärenmodelle werden an ein Ozeanmodell gekoppelt<br />
und mit steigenden Treibhausgaskonzentrationen bis <strong>zu</strong>m Jahre 2100 angetrieben. Sie geben<br />
Einblick in die langsamen menschlich verursachten Klimaänderungen. (2) Die aktuelle Version<br />
des Atmosphärenmodells wird mit beobachteten Meeresoberflächentemperaturen angetrieben,<br />
41
42<br />
IMPETUS Methodik<br />
um die ozeanisch induzierten Klimaphänomene während des 20. Jahrhunderts <strong>zu</strong> beschreiben.<br />
(3) Das gleiche Atmosphärenmodell wird nicht interaktiv an die Meeresoberflächentemperatur<br />
der bestehenden IPCC 4AR – Läufe („Intergovernmental Panel on Climate Change“, „Fourth<br />
Assessement Report“) gekoppelt, weiterhin um ein dynamisches Vegetationsmodell erweitert,<br />
damit die Wechselwirkung zwischen Atmosphäre und Landbedeckung erfasst werden kann<br />
(Schnitzler et al., 2001), und schließlich werden im Antrieb dreidimensionale, globale Aerosolverteilungen<br />
(Boucher et al., 2002) für ein möglichst vollständiges Abbild der Atmosphäre mit<br />
berücksichtigt. Ergebnisse dieser Modellieransätze werden im Teilprojekt AB1 beschrieben.<br />
Die geringe Auflösung der Globalmodelle impliziert, dass in den Untersuchungsgebieten in Benin<br />
und Marokko häufig keine räumlich differenzierten Einblicke gewonnen werden können.<br />
Zudem werden wichtige Prozesse der Atmosphärendynamik wie die afrikanischen Wellenstörungen<br />
(„African Easterly Waves“) noch nicht ausreichend gut reproduziert. Deshalb wird mit<br />
dem regionalen Klimamodell REMO (Jacob, 2001) ein erster „Downscaling“-Schritt unternommen.<br />
Dieses hydrostatische Regionalklimamodell wird in IMPETUS in einer 0,5°-Auflösung betrieben<br />
und deckt den gesamten afrikanischen Kontinent nördlich von 15°S sowie die Mittelmeerregion<br />
ab. Die Simulationszeiträume erstrecken sich über mehrere Jahrzehnte. Die seitlichen<br />
und unteren Randbedingungen stammen für vergangene Zeiträume aus globalen Reanalysen<br />
und für Klimaszenarien und da<strong>zu</strong>gehörenden Kontrollläufen aus den ECHAM-<br />
Globalmodelldaten. Das REMO reproduziert das beobachtete afrikanische Klima in realistischer<br />
Weise und erfasst die wichtigsten synoptischen Prozesse wie die troposphärischen Wellen und<br />
Strahlströme (Paeth et al., 2005). Es liegen neben einigen Klimaprognosen auch zahlreiche Sensivititätsstudien<br />
bezüglich des Einflusses der Landdegradation und steigender Treibhausgaskonzentrationen<br />
vor (Paeth und Hense, 2005). Auf die wichtigsten Resultate wird beim Teilprojekt<br />
AB1 eingegangen.<br />
Die horizontale Auflösung von REMO genügt den Anforderungen einiger Anwendungen und<br />
Folgemodellierungen in IMPETUS noch nicht. Deshalb wird der nächste „Downscaling“-Schritt<br />
mit dem nichthydrostatischen Klimamodell LM durchgeführt (Doms und Schättler, 1999). Dieses<br />
Regionalmodell deckt Teilräume des westafrikanischen Subkontinents ab und erzeugt im<br />
Rahmen von IMPETUS Gitterdaten zwischen 7 km und 25 km Auflösung. Da keine langjährigen<br />
Zeiträume simuliert werden können, werden aus Reanalysedaten oder REMO-Simulationen bestimmte<br />
Episoden mit interessanten synoptischen Situationen oder saisonalen Anomalien ausgewählt<br />
und mit dem LM nachgerechnet. Für Klimaänderungsszenarien werden jeweils Simulationen<br />
für ein ganzes Jahr erstellt. Bislang existieren bereits mehrere komplette Jahreszeiträume,<br />
die anthropogene Eingriffe wie verstärkte Treibhausbedingungen und Landdegradation beinhalten.<br />
Auf der lokalen Skala wird das nichthydrostatische Modell FOOT3DK (Sogalla et al., 2005; Hübener<br />
et al., 2004) eingesetzt. Es deckt jeweils Teilbereiche der Flussein<strong>zu</strong>gsgebiete in Benin<br />
und Marokko ab und stellt mit einer Auflösung zwischen 3 und 9 km die zentrale Schnittstelle <strong>zu</strong>
Methodik IMPETUS<br />
vielen Forschungsarbeiten im Gelände sowie <strong>zu</strong> kleinskaligen Modellanwendungen anderer Disziplinen<br />
in IMPETUS dar. Allerdings erlaubt die Komplexität dieses Modells keine mehrmonatigen<br />
Simulationszeiträume. Um <strong>zu</strong>r Erfassung regionaler und lokaler Klimaänderungen dennoch<br />
ganze Regenzeiten simulieren <strong>zu</strong> können, wird ein kombinierter, numerisch statistischdynamischer<br />
Ansatz angewendet, bei dem auf Basis der FOOT3DK-Simulationen statistische<br />
Transferfunktionen zwischen der großräumigen synoptischen Situation und den lokalen atmosphärischen<br />
Prozessen entwickelt werden. Dabei fließen auch diverse Klimaänderungs- und Interventionsszenarien<br />
ein, <strong>zu</strong>m Beispiel bezüglich der Landnut<strong>zu</strong>ng. Resultate dieser Sensitivitätsstudien<br />
mit den mesoskaligen Atmosphärenmodellen LM und FOOT3DK werden in den<br />
Teilprojekten A1 und B1 dargestellt.<br />
Das Nesting der einzelnen Modelle innerhalb der Modellkette ist über alle Ebenen hinweg technisch<br />
umgesetzt worden. Viele der in Kapitel V geschilderten Einzelergebnisse basieren auf diesem<br />
multiplen „Downscaling“-Ansatz. Es ist <strong>zu</strong> konstatieren, dass die meteorologische Modellkette<br />
im Allgemeinen nicht jeden Datenanspruch über ein dynamisches „Downscaling“ erfüllen<br />
kann. So können beispielsweise über diesen Weg nicht für beliebig lange Zeitfenster Klimadaten<br />
bis hinab <strong>zu</strong>r lokalen Skala bereitgestellt werden. Daher wird auf einen sogar günstigeren statistisch-dynamischen<br />
Ansatz <strong>zu</strong>rückgegriffen, der diesem Anspruch gerecht wird. Es muss hervorgehoben<br />
werden, dass sich dieser in IMPETUS gewählte Ansatz bislang bei vielen interdisziplinären<br />
Fragestellungen bewährt hat.<br />
Im Text zitierte Literatur<br />
Boucher O., M. Pham, and C. Venkataraman: Simulation of the atmospheric sulfur cycle in the Laboratoire de Météorologie<br />
Dynamique General Circulation Model. Model description, model evaluation, and global and European budgets. Note<br />
scientifique de l’IPSL, 2002 (http://www.ipsl.jussieu.fr/poles/Modelisation/NotesScience/note23.html).<br />
Doms G, Schättler U (1999): The nonhydrostatic limited-area model LM (Lokal-Modell) of DWD. Part I: Scientific documentation.<br />
Offenbach: Deutscher Wetterdienst (DWD), Geschäftsbereich Forschung und Entwicklung, 172 pp<br />
Hübener, H., M. Schmidt, M. Sogalla and M. Kerschgens, 2004: Simulating evapotranspiration in a semi-arid environment.<br />
Theor. Appl. Climatol. (published online first).<br />
Jacob, D., 2001: A note to the simulation of the annual and interannual variability of the water budget over the Baltic Sea drainage<br />
basin. Meteorol. Atmos. Phys. 77, 61-74.<br />
Paeth, H., 2004: Key factors in African climate change evaluated by a regional climate model. Erdkunde 58, 290-315.<br />
Paeth, H., K. Born, R. Pod<strong>zu</strong>n and D. Jacob, 2005a: Regional dynamical downscaling over West Africa: Model evaluation and<br />
comparison of wet and dry years. Meteorologische Zeitschrift 14, 349-367.<br />
Paeth, H. and A. Hense, 2005a: Mean versus extreme climate in the Mediterranean region and its sensitivity to future global<br />
warming conditions. Meteorologische Zeitschrift 14, 329-347.<br />
Roeckner, E., K. Arpe, L. Bengtsson, M. Christoph, M. Claussen, L. Dümenil, M. Esch, M. Giorgetta, U. Schlese and U.<br />
Schulzweida, 1996: The atmospheric general circulation model ECHAM-4: Model description and simulation of presentday<br />
climate. Max-Planck-Inst. f. Meteor., Report No. 218. Hamburg.<br />
Roeckner, E., G. Bäuml, L. Bonaventura, R. Brokopf, M. Esch, M. Giorgetta, S. Hagemann, I. Kirchner, L. Kornblueh, E.<br />
Manzini, A. Rhodin, U. Schlese, U. Schultzweida and A. Tompkins, 2003: The atmospheric general circulation model<br />
ECHAM5. Part I: Model description. Max-Planck-Inst. F. Meteor., Report No. 349. Hamburg<br />
Schnitzler, K.-G., W. Knorr, M. Latif, J. Bader and N. Zeng, 2001: Vegetation feedback on Sahelian rainfall variability in a coupled<br />
climate land-vegetation model. Max-Planck-Inst. f. Meteor., Report No. 329.<br />
Sogalla, M., A. Krüger and M. Kerschgens, 2005: Mesoscale modelling of interactions between rainfall and the land surface in<br />
West Africa. Meteorol. and Atmos. Phys., DOI 10.1007/s00703-005-0109-z.<br />
Wang, G., E.A.B. Eltahir, J.A. Foley, D. Follard and S. Levis, 2004: Decadal variability of rainfall in the Sahel: results from the<br />
coupled GENESIS-IBIS atmosphere-biosphere model. Climate Dyn. 22, 625-637.<br />
43
44<br />
II.2 Szenarienentwicklung<br />
IMPETUS Methodik<br />
II.2.1 Hintergrund: Relevanz von Szenarien für IMPETUS<br />
Viele gegenwärtige Entscheidungen haben weit reichende Auswirkungen in der Zukunft. Zukünftige<br />
Generationen haben aber ein Recht, <strong>zu</strong>mindest die gleichen Grundbedingungen und<br />
Möglichkeiten für ein gutes Leben vor<strong>zu</strong>finden wie gegenwärtige Generationen. In besonderem<br />
Maße gilt dies auch für die Verfügbarkeit von Süßwasser, die eine maßgebliche Einflussgröße<br />
der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und umweltbezogenen Entwicklung in Benin und Marokko<br />
ist. Von daher sind Analysen notwendig, wie Entscheidungen heute die Zukunft mittel- bis<br />
langfristig beeinflussen können. Eine Standardmethode hierfür ist die Szenarienanalyse.<br />
Szenarien helfen uns, mögliche potenzielle Probleme <strong>zu</strong> beschreiben, Alternativen angesichts<br />
von Unsicherheit <strong>zu</strong> entwickeln, das gemeinsame Verständnis von Problemen und Problemlösungsstrategien<br />
<strong>zu</strong> erhöhen, Annahmen auf<strong>zu</strong>decken und <strong>zu</strong> testen und insgesamt mögliche Lösungsansätze<br />
<strong>zu</strong> identifizieren und <strong>zu</strong> bewerten. Mit Szenarien ist es möglich, die Analyse der<br />
Entwicklungen des Zustands der Umwelt (hier mit Fokus auf den Wasserhaushalt) mit der Analyse<br />
der längerfristigen Auswirkungen politischer Maßnahmen <strong>zu</strong> verbinden. Sie helfen gleichzeitig,<br />
die Wechselwirkungen zwischen nationaler, regionaler und lokaler Ebene besser <strong>zu</strong> verstehen.<br />
Szenarien sind widerspruchsfreie Bilder möglicher Zukünfte. Ein aussagekräftiges Szenario<br />
zeigt verschiedene gesellschaftliche, naturräumliche und technologische Aspekte des betrachteten<br />
Sys-tems. Szenarien sind keine Prognosen, ermöglichen aber die Überprüfung und Abwägung<br />
alternativer Entwicklungspfade komplexer Systeme. Somit erweitern Szenarien die Informationsgrundlage<br />
für Entscheidungsfindungsprozesse in Benin und Marokko, und zwar durch:<br />
• Identifizierung der wichtigsten treibenden Kräfte auf nationaler und regionaler Ebene<br />
• Identifizierung von subnationalen Entwicklungen bzw. Ereignissen, die von nationaler<br />
Bedeutung sind<br />
• Identifizierung der wichtigsten Querverbindungen von nationaler und regionaler Entwicklung<br />
• Identifizierung der wichtigsten Wissenslücken und nicht beantworteten Fragen, die einen<br />
weiteren Handlungsbedarf nahe legen<br />
Mit der Szenarioanalyse kann die relative Bedeutung und die relative Unsicherheit möglicher<br />
Entwicklungen besser eingestuft werden. Die Beurteilung der Eignung und der Auswirkungen<br />
von Maßnahmen der Regionalentwicklung erhalten somit einen robusten und plausiblen Ori-
Methodik IMPETUS<br />
entierungsrahmen. Die Analyse <strong>zu</strong>künftiger Entwicklungen in Benin und Marokko erfolgt in<br />
IMPETUS im Wesentlichen auf der Grundlage geeigneter Modelle. Aufgrund der mit der Modellierung<br />
und der Bestimmung der antreibenden Kräfte verbundenen großen Unsicherheiten<br />
kann die <strong>zu</strong>künftige Entwicklung nicht exakt prognostiziert werden. Vielmehr wird mittels der<br />
Szenarienanalysen versucht, die Bandbreite wahrscheinlicher Entwicklungen ab<strong>zu</strong>schätzen, damit<br />
die Akteure geeignete Handlungsempfehlungen aus den Ergebnissen ableiten können.<br />
Anforderungen an die Szenarien<br />
Szenarien können sowohl qualitativ als auch quantitativ verfasst werden. „State-of-the-Art“ ist<br />
allerdings, dass die qualitative und die quantitative Analyse miteinander verknüpft werden. Beispielhaft<br />
findet sich dieses Vorgehen in den Szenarien, die vom „Intergovernmental Panel on<br />
Climate Change“ erarbeitet worden sind (IPCC 2001) oder in den Szenarien, die im „Millenium<br />
Ecosystem Assessment“ von UNEP verwendet werden (UNEP 2005). Für Szenarien können die<br />
folgenden Kriterien als maßgeblich gelten:<br />
• Qualitative „Storylines“ werden verfasst, welche die grundlegenden Charakteristika des<br />
Szenarios und die hauptsächlichen treibenden Kräfte sowie den Grad ihrer wechselseitigen<br />
Beeinflussung beschreiben.<br />
• Auf der Grundlage der „Storylines“ werden dann die treibenden Kräfte quantifiziert, die<br />
dann wiederum <strong>zu</strong>r Simulation von Impacts verwendet werden.<br />
• Die Erstellung von „Storylines“ und Definition der Indikatoren erfolgt in Kooperation<br />
mit politischen Entscheidungsträgern und „Stakeholdern“.<br />
• Es werden Referenz- (oder Basis-) szenarien erstellt, die mögliche grundlegende Entwicklungen<br />
des betrachteten Systems beschreiben sowie Interventions- (oder Politik-)<br />
szenarien, die den Einfluss bestimmter externer Ereignisse (z.B. Krieg, wirtschaftliche<br />
Krisen) oder von Politiken und Programmen aber auch von einzelnen Maßnahmen auf<br />
das System in der Zukunft analysieren.<br />
Definitionen<br />
Mit dem Begriff Treibende Kräfte (engl.: „driving forces“) werden solche Aktivitäten oder<br />
Strukturen bezeichnet, die auf ein System einwirken, aber vom System nicht beeinflusst werden.<br />
Beispiele für treibende Kräfte sind die Verkehrsentwicklung in einem Land, seine Industriestruktur,<br />
aber auch die Bevölkerungsentwicklung oder der Grad an politischer Stabilität. Diese treibenden<br />
Kräfte schlagen sich in spezifischen Umweltbelastungen nieder, die über Zustandsindikatoren<br />
erfasst werden („pressures“) und führen <strong>zu</strong> bestimmten Zuständen von Umwelt, die über<br />
45
46<br />
IMPETUS Methodik<br />
Zustandsindikatoren erfasst werden („states“) sowie Reaktionen in Gesellschaft und Wirtschaft<br />
(„impacts“). Responseindikatoren (engl.: „response indicators“) beschreiben dann die gesell-<br />
schaftliche Reaktionen auf Umweltprobleme oder auch andere gesellschaftliche Probleme. Dies<br />
betrifft die Auswirkungen wie die Effektivität von Programmen und Maßnahmen gleichermaßen.<br />
Ein Beispiel für einen Responseindikator im Bereich des Klimaschutzes ist die Höhe der Ausgaben<br />
für Forschungsprojekte <strong>zu</strong>r Energieeffizienz (Coehnen 2000).<br />
Die Verknüpfung der <strong>zu</strong>vor definierten Aspekte ist mittlerweile weitgehend akzeptiert und wird<br />
auch in den Indikatorenmodellen der OECD oder der Europäischen Umweltagentur verwendet<br />
(Driving-Forces/Pressure/State/Impact/Response-(DPSIR)Modelle, EEA 2005, OECD 1993).<br />
II.2.2 Szenarienentwicklung in IMPETUS<br />
Zu Beginn der 2. Phase wurden die methodischen Grundlagen für die Szenarienerstellung erarbeitet,<br />
d.h. die Einteilung der Untersuchungsregion in Szenarienregionen und deren Skalierung<br />
sowie die Erstellung eines Verfahrensschemas <strong>zu</strong>r Szenarienerstellung (vgl. Abb. II.2.2-1). Dabei<br />
wurde maßgeblich auf bestehende Ansätze in der Literatur <strong>zu</strong>rückgegriffen.<br />
Auf die umfassende Problemanalyse erfolgten dann die Basisdefinition der Szenarien sowie die<br />
Entwicklung der Storylines. Ferner wurden Indikatoren und treibende Kräfte bestimmt. Diese<br />
wurden <strong>zu</strong>nächst qualitativ in einer „Qualitativen Trendmatrix“ (Beispiel siehe Tab. II.2.2.1)<br />
definiert und dann innerhalb der Problemkomplexe quantifiziert.<br />
In den folgenden Abschnitten wird der erzielte Arbeitsstand <strong>zu</strong>nächst <strong>zu</strong>sammenfassend genauer<br />
dargestellt, bevor auf den ausstehenden Arbeitsbedarf in der möglichen dritten Phase des Projektes<br />
eingegangen wird, der insbesondere in der Bewertung von Lösungsvorschlägen und der Überprüfung<br />
der Auswirkungen von Maßnahmen in Interventionsszenarien besteht.
Methodik IMPETUS<br />
1 Problemanalyse<br />
2 Basisdefinition der Szenarien<br />
(Charakteristika, Skalen)<br />
3 Bestimmung von Indikatoren<br />
und treibenden Kräften<br />
Qualitative Analyse<br />
4 Qualitative Entwicklung der 4 Entwicklung der Storylines<br />
Indikatoren und treibenden Kräfte<br />
Quantitative Analyse<br />
5 Quantifizierung<br />
Problema)<br />
der treibenden Kräften<br />
komplexe<br />
Stakeholderpartizipation<br />
b) der Indikatoren mit Modellen<br />
6 Interventionsszenarien<br />
7 Bewertung<br />
(ökonomisch, ökologisch)<br />
Abb. II.2.2-1: Ablaufschema der Szenarienentwicklung.<br />
Tab. II.2.2.1: Aus<strong>zu</strong>g aus der „Qualitativen Trendmatrix“ für Marokko. Angegeben werden die qualitativen Entwicklungen<br />
von insgesamt 80 Variablen für drei Szenarien (M1, M2, M3) und drei Regionen (vgl.<br />
Kap. II.2.3). Ein ’+’ bedeutet, die entsprechende Variable wird größer, ’-’ sie wird kleiner. Die Anzahl<br />
der Zeichen gibt die Stärke der Veränderung wieder.<br />
Szenario M1 M2 M3<br />
Treibende Kräfte und<br />
Indikatoren<br />
Atlas<br />
Becken<br />
von<br />
OZZ<br />
Oasen Atlas<br />
Becken<br />
von<br />
OZZ<br />
Oasen Atlas<br />
Becken<br />
von<br />
OZZ<br />
Bevölkerungsdynamik<br />
Bevölkerungszahl (absolut)<br />
natürliches Bevölkerungs-<br />
0 + 0 + ++ + + ++ +<br />
wachstum (ohne Migration,<br />
absolut)<br />
+ + + + + + ++ ++ ++<br />
Emigration ++ ++ +++ 0 0 0 + + ++<br />
Immigration 0 + 0 0 + 0 0 + 0<br />
Urbane Bevölkerung n.a. +++ ++ n.a. +++ ++ n.a. ++ +<br />
Kindersterblichkeit<br />
Institutioneller Wandel<br />
++ 0 ++ – – – – – + 0 +<br />
Traditionelles Wassermanagement<br />
(Bedeutung)<br />
0 – – – – + + + 0 – – –<br />
Staatliches Wassermanagement<br />
(Bedeutung)<br />
n.a. – – + ++ ++ n.a. 0 0<br />
Oasen<br />
47
48<br />
Inhalt der Szenarien<br />
Die Szenarien berücksichtigen die folgenden Hauptthemenfelder:<br />
• Gesamtwirtschaftliche Entwicklung<br />
• Entwicklung im Agrarsektor<br />
• Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen<br />
• Demographische Entwicklung / Lebensqualität<br />
• Umwelt und Ressourcen<br />
IMPETUS Methodik<br />
Grundsätzlich werden drei Referenzszenarien betrachtet, die unterschiedlichen Entwick-<br />
lungslinien folgen. Ziel der Szenarienerstellung war es, die gesamte Bandbreite möglicher Ent-<br />
wicklungen ab<strong>zu</strong>decken. Darum wurden jeweils zwei Szenarien verfasst, die eher extreme, aber<br />
dennoch realistische Entwicklungspfade beschreiben sowie jeweils ein „Business-as-usual“-<br />
Szenario. Die da<strong>zu</strong>gehörigen „Charakteristika“ der Szenarien und die <strong>zu</strong>gehörigen Storylines<br />
sind im Anhang nach<strong>zu</strong>lesen.<br />
Das Themenfeld Klima wird in den im Folgenden beschriebenen „allgemeinen“ Szenarien be-<br />
wusst nicht berücksichtigt. Stattdessen wurden separat jeweils 3 Klima-Referenzszenarien für<br />
Benin bzw. Marokko definiert, die neben den IPCC-Szenarien <strong>zu</strong>m Treibhausgasanstieg auch<br />
Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen beinhalten und in verschiedene Unterregionen der Untersuchungslän-<br />
der gegliedert sind (Details hier<strong>zu</strong> s. Anhang). Diese Klima-Referenzszenarien dienen als exter-<br />
ner Antrieb für die allgemeinen Referenzszenarien und ermöglichen durch flexible Kombination<br />
der beiden eine breitere Auswahl an geeigneten Szenarien für verschiedene Problemkomplexe.<br />
Der Inhalt der allgemeinen Szenarien soll an dieser Stelle nur <strong>zu</strong>sammenfassend wiedergegeben<br />
werden:<br />
• Für Benin beschreibt das Szenario B1 „on pousse“ ein Szenario des „ökonomischen<br />
Wachstums und der Verankerung der Dezentralisierung“. Das Land festigt seinen wirtschaftlichen<br />
Wachstumskurs und seine politische Stabilität; die Lebensbedingungen<br />
verbessern sich.<br />
• Das Szenario B2 „on se débrouille“ skizziert einen Entwicklungspfad der „ökonomischen<br />
Stagnation und der institutionellen Unsicherheit“. Benin erlebt eine sich selbst verstärkende<br />
Abwärtsspirale wirtschaftlicher Probleme, sozialer Konflikte und politischer<br />
Destabilisierung.<br />
• Das dritte Szenario B3 „on fait avec“ geht von einer Fortschreibung bisheriger Trends<br />
aus („Business-as-usual“). Es kommt <strong>zu</strong> graduellen Verbesserungen der wirtschaftlichen<br />
Situation und der allgemeinen Lebensbedingungen, nicht aber <strong>zu</strong> strukturellen Durchbrüchen.
Methodik IMPETUS<br />
• Für Marokko beschreibt das Szenario M1 „Marginalisierung - Die Drâa-Region als<br />
nicht geförderter peripherer Raum“ eine Entwicklung, bei der sich staatliche und internationale<br />
Förderinstitutionen aus dem Untersuchungsgebiet <strong>zu</strong>rückziehen. Dadurch<br />
kommt es <strong>zu</strong> einer weiteren Marginalisierung der Region und <strong>zu</strong> einer <strong>zu</strong>nehmenden<br />
Verarmung der dort lebenden Bevölkerung.<br />
• Im Szenario M2 „Ländliche Entwicklung der Drâa-Region durch regionale Förderung“<br />
kommt es vor dem Hintergrund politischer Stabilität und unterstützt durch staatliche Förder-<br />
und Investitionsprogramme <strong>zu</strong> einem ökonomischen Aufschwung, infolge dessen<br />
auch in unterentwickelten Regionen wie der Drâa-Region die allgemeinen Lebensbedingungen<br />
und die Grundlagen wirtschaftlicher Entwicklung steigen. Die Emigration aus<br />
dem Untersuchungsgebiet sinkt und die Bevölkerung nimmt <strong>zu</strong>.<br />
• Das dritte Szenario M3 „Business as usual" geht von einer Fortschreibung bisheriger<br />
Trends aus. Die Region bleibt marginal, es kommt <strong>zu</strong> graduellen Verbesserungen der<br />
wirtschaftlichen Situation und der allgemeinen Lebensbedingungen, nicht aber <strong>zu</strong> strukturellen<br />
Durchbrüchen.<br />
II.2.3 Skalen der Szenarien<br />
Die Untersuchungsregion wurde in drei homogene Sub-Regionen unterteilt, die sich hinsichtlich<br />
der Entwicklung der treibenden Kräfte unterscheiden. Die Einteilung der Sub-Regionen berücksichtigt<br />
administrative Grenzen, demographische, ökonomische und naturräumliche Rahmenbedin-gungen.<br />
Im Untersuchungsgebiet in Benin, dem gesamten Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Ouémé, werden die folgenden<br />
drei Szenarioregionen unterschieden (vgl. Abb. II.2.3-2):<br />
• Hoch-Ouémé, eine ländlich geprägte Region mit einer geringen Bevölkerungsdichte, einer<br />
schlechten Infrastruktur und einer unimodalen Niederschlagsverteilung.<br />
• Mittel-Ouémé, eine ebenfalls ländlich geprägte Region.<br />
• Nieder-Ouémé, eine Region mit einer hohen Bevölkerungsdichte, einer hohen Urbanisierungsrate<br />
und einer wesentlich besser ausgebauten Infrastruktur. In diesem Gebiet treten<br />
zwei Regenzeiten auf.<br />
Im Untersuchungsgebiet in Marokko, dem Drâa-Tal bis <strong>zu</strong>m Endsee Lac Iriki, werden die folgenden<br />
drei Szenarioregionen unterschieden:<br />
• Hoher Atlas, eine marginale Bergregion mit schlecht ausgebauter Infrastruktur und einer<br />
relativ guten Wasserverfügbarkeit.<br />
49
50<br />
IMPETUS Methodik<br />
• Becken von Ouarzazate mit Dadès Tal, eine Region mit großen Abflüssen des Atlas-<br />
Gebirges (Dadès etc.), einer relativ gut entwickelten Infrastruktur und wichtigen urbanen<br />
Zentren.<br />
• Das Drâa-Tal südlich des Mansour Eddahbi Damms, eine Region, in der Wasser ein<br />
stark limitierender Faktor für die gesamte wirtschaftliche Entwicklung ist und in der die<br />
Bewässerungslandwirtschaft in den Oasen vom Management des Mansour Eddahbi<br />
Damms bei Ouarzazate abhängt.<br />
Die zeitliche Auflösung der Szenarien beträgt für beide Länder 5 Jahre, die kleinste gemeinsame<br />
räumliche Ebene sind die oben beschriebenen Szenarienregionen. Da in Benin bereits Entwicklungspläne<br />
für den Zeitraum bis <strong>zu</strong>m Jahr 2025 vorliegen, wurde die zeitliche Ausdehnung der<br />
IMPETUS-Szenarien für Benin entsprechend auf 25 Jahre (2001-2025) angelegt. Um den für<br />
Marokko bestehenden Entwicklungsplan Strategie 2020 einbinden <strong>zu</strong> können, wurden die Szenarien<br />
für Marokko auf einen Zeitraum von 20 Jahren angelegt (2001-2020).<br />
a) b)<br />
Abb. II.2.3-2: Szenarioregionen: a) Benin; b) Marokko<br />
II.2.4 Einbeziehung der „Stakeholder“ in die Entwicklung der Szenarien<br />
Die Beteiligung wichtiger gesellschaftlicher Akteure spielt, wie bereits dargelegt, eine sehr<br />
wich-tige Rolle bei der Szenarienerstellung. Hierdurch soll eine hohe Aktualität der Szenarien<br />
erreicht werden und gleichzeitig vermieden werden, dass Fehler aufgrund falscher oder un<strong>zu</strong>rei-
Methodik IMPETUS<br />
chender Informationen oder einer un<strong>zu</strong>reichenden Einschät<strong>zu</strong>ng durch den Forscher in die Szenarien<br />
einfließen, welche die Plausibilität der gesamten Analyse in Frage stellen können.<br />
Die Szenarien wurden in enger Abstimmung mit relevanten „Stakeholdern“ in der Untersuchungsregion<br />
erarbeitet. Der Austausch erfolgte sowohl <strong>zu</strong>r Überprüfung der Richtigkeit der<br />
grundlegenden Szenarienannahmen als auch <strong>zu</strong>r Verifizierung der weitergehenden Berechnung<br />
einzelner Szenarienergebnisse, und zwar in den jeweiligen Sit<strong>zu</strong>ngen mit den für Benin und Marokko<br />
gegründeten „Comités de Pilotage“ (vgl. Kap V, Teilprojekt C1). Auch für den weiteren<br />
Verlauf der Projektbearbeitung ist die Beteiligung dieser „Stakeholder“ sicher<strong>zu</strong>stellen, um eine<br />
Richtungssicherheit bei dem Design der Interventionsszenarien <strong>zu</strong> gewährleisten, um interessante<br />
und wichtige Politiken prüfen <strong>zu</strong> können und Fehler und Ungenauigkeiten <strong>zu</strong> vermeiden sowie<br />
eine gute Diffusion der letztendlichen Ergebnisse in politische Planungs- und Entscheidungsprozesse<br />
<strong>zu</strong> erreichen.<br />
II.2.5 Weitere Arbeitsschritte<br />
In der zweiten Phase des Projektes ist es gelungen, fundierte, plausible Szenarien <strong>zu</strong> erarbeiten,<br />
die eine geeignete Grundlage <strong>zu</strong>r Abschät<strong>zu</strong>ng der ganzen Bandbreite möglicher politischer, gesellschaftlicher,<br />
ökonomischer und ökosystemarer Entwicklungen in Benin und Marokko darstellen.<br />
Für jeden Problemkomplex (siehe Kap. II.3) ist ein klar definiertes Konzept <strong>zu</strong>r Einbindung der<br />
Szenarien vorhanden. Die Quantifizierung der Szenarien innerhalb der einzelnen Problemkomplexe<br />
ist teilweise bereits fertig gestellt, teilweise hat die Quantifizierung begonnen und wird<br />
kurzfristig fertig gestellt sein. Die weitere Umset<strong>zu</strong>ng der Szenarienanalyse in den einzelnen<br />
Problemkomplexen wird ausführlich in Kap. IV dargestellt.<br />
Die 3. Phase des Projektes soll insbesondere da<strong>zu</strong> genutzt werden, die Auswirkungen spezifischer<br />
Programme bzw. Maßnahmen unter verschiedenen Rahmenbedingungen mit Hilfe von Interventionsszenarien<br />
<strong>zu</strong> überprüfen. Interventionsszenarien sind der nächste, wichtige Schritt in<br />
der Abfolge der Szenarienerstellung. Sie sind notwendigerweise durch<strong>zu</strong>führen, da sie die Brücke<br />
von der konzeptionellen Szenarienentwicklung und ihrer analytischen Auswertung <strong>zu</strong>r Ableitung<br />
von praktischen, politikrelevanten Empfehlungen schlagen. Sie geben Auskunft darüber,<br />
welche Auswirkungen bestimmter Programme unter bestimmten Rahmenbedingungen möglich<br />
sein können und reduzieren dadurch maßgeblich die Erwartungsunsicherheit politischer Entscheidungsprozesse.<br />
Sie sind wichtige Bausteine der angedachten „Decision Support Systeme“<br />
(siehe Kap. III).<br />
51
52<br />
IMPETUS Methodik<br />
Interventionsszenarien werden in allen Problemkomplexen durchgeführt. Dabei ist allerdings <strong>zu</strong><br />
unterscheiden zwischen solchen Interventionsszenarien, die sich auf alle Problemkomplexe auswirken<br />
werden und solchen Interventionsszenarien, die lediglich spezifische Politiken, Programme<br />
oder Maßnahmen betreffen und damit nur für einzelne Problemkomplexe von Relevanz sind.<br />
In die erste Kategorie fallen allgemeine Interventionen wie etwa ein Bürgerkrieg in einem Nachbarland,<br />
der z.B. <strong>zu</strong> größeren Flüchtlingsströmen nach Benin führt. Wie die Referenzszenarien<br />
werden diese allgemeinen Interventionsszenarien für alle Problemkomplexe definiert. In die<br />
zweite Kategorie fallen spezifische Interventionen wie etwa die Einführung neuer salztoleranter<br />
Pflanzensorten in den Drâa Oasen. Diese Szenarien werden nur für die Problemkomplexe definiert,<br />
für die sie von Relevanz sind. Weitere Beispiele für Interventionsszenarien sind in den einzelnen<br />
Beschreibungen der Problemkomplexe <strong>zu</strong> finden.<br />
Durch diesen Untersuchungsschritt wird eine breite Datengrundlage für die letztendliche ökonomische<br />
und ökologische Bewertung möglicher Maßnahmenbündel in der Untersuchungsregion<br />
in Benin und Marokko generiert. Es ist vorgesehen, die Ergebnisse der jeweiligen Interventionssze-narien<br />
mit den relevanten politischen Entscheidungsträgern und gesellschaftlichen Akteuren<br />
ab<strong>zu</strong>stimmen und letztendlich <strong>zu</strong>r Verfügung <strong>zu</strong> stellen. Die Ergebnisse werden aber auch<br />
in das angedachte „Decision Support System“ einfließen und sollen so insgesamt <strong>zu</strong>m Aufbau<br />
<strong>zu</strong>sätzlicher Handlungskapazität („Capacity Building“) in der Untersuchungsregion führen. Dies<br />
betrifft auch die weitere Verbreitung der Methodik der Szenarienanalyse, die in weiteren Entscheidungsprozessen<br />
verwendet werden kann.<br />
Es ist aber auch <strong>zu</strong> prüfen, ob die Ergebnisse der Szenarien von Relevanz für andere Prozesse<br />
der Szenarienerstellung für Afrika von Interesse sein können. Hier ist insbesondere der GEO-4-<br />
Prozess des UNEP <strong>zu</strong> nennen, der eine regionale Verfeinerung der bestehenden GEO-Szenarien<br />
für Afrika vorsieht. Die Ergebnisse von IMPETUS können hier einerseits einen eventuellen Input<br />
<strong>zu</strong>r regionalen Differenzierung leisten, andererseits aber auch die Daten und Annahmen der<br />
GEO-Szenarien <strong>zu</strong> übergreifenden Entwicklungen in Afrika <strong>zu</strong>r Überprüfung der Annahmen für<br />
die Interventionsszenarien von IMPETUS nutzen.<br />
Im Text zitierte Literatur<br />
Coehnen, Reinhard (2000): Konzeptionelle Aspekte von Nachhaltigkeitsindikatorensystemen, TA-Datenbank-Nachrichten, 2 (9):<br />
47-53.<br />
OECD (1993): OECD Core Set of Indicators for Environmental Performance Reviews. A Synthesis Report by the Group on the<br />
State of the Environment. OECD, Paris.<br />
EEA – Europäische Umweltagentur (2005): EEA Core-Set Indicators – Guide. Technical Report No. 1/2005. Copenhagen: EEA.
Methodik IMPETUS<br />
II.3 Prinzip der Problemkomplexe<br />
Unter „Problemkomplexen“ sind übergeordnete Problembereiche <strong>zu</strong> verstehen, die nur multidisziplinär<br />
<strong>zu</strong> analysieren und vorher<strong>zu</strong>sagen sind. Für diese Problembereiche sind in der Zukunft<br />
Lösungen <strong>zu</strong> suchen und um<strong>zu</strong>setzen. Im IMPETUS-Projekt setzt sich jeder Problemkomplex<br />
aus einer Vielzahl von einzelnen Bereichen <strong>zu</strong>sammen, in denen sich die disziplinären Ansätze<br />
der Teilprojekte widerspiegeln.<br />
Die Analyse <strong>zu</strong>künftiger Entwicklungen in Benin und Marokko erfolgt in IMPETUS im Wesentlichen<br />
auf der Grundlage geeigneter Modelle. Dabei wurde weitgehend auf die Entwicklung neuer<br />
Modelle verzichtet. Hingegen wurden bestehende Modelle genutzt und deren Anwendbarkeit<br />
analysiert. Diese wurden für das jeweilige Untersuchungsgebiet parametrisiert und an die lokalen<br />
Gegebenheiten angepasst. Somit entstand eine Sammlung zahlreicher Modelle, auf die die<br />
einzelnen Problemkomplexe <strong>zu</strong>rückgreifen können, um spezifische Fragestellungen <strong>zu</strong> beleuchten.<br />
Das IMPETUS-Konzept sieht die Entwicklung eines einzigen gekoppelten Systems nicht<br />
vor, so dass je nach Fragestellung unterschiedliche Systemkomponenten (= disziplinäre Modelle)<br />
verknüpft werden. Numerische Modelle bzw. Expertenmodelle stehen im Zentrum jedes Problemkomplexes.<br />
Ergebnisse anderer Modelle bzw. Problemkomplexe gehen als Input ein (vgl.<br />
Abb.II.3-1).<br />
Um die Problemkomplexe einer Bewertung <strong>zu</strong>gänglich <strong>zu</strong> machen, wurden Responseindikatoren,<br />
Maßzahlen, die das Systemverhalten integriert darstellen, definiert. Als ein Beispiel sei hier<br />
die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln (Einheit z.B. kJ/d) genannt, da hierbei<br />
sowohl Aspekte der Nahrungsmittelproduktion als auch der Bevölkerungsdynamik von Bedeutung<br />
sind. Eine Bewertung von Szenarien kann sowohl qualitativ (Indikator wird steigen bzw.<br />
sinken) als auch quantitativ (sinkt z.B. um 20% bei Änderung des Niederschlags um z.B. 10%)<br />
erfolgen. Für die Responseindikatoren werden im Einzelnen kritische Größen definiert (z.B.<br />
Richtwert der Ernährung nach WHO mindestens 10.000 kJ/d/Kopf der Bevölkerung), um die<br />
Wirksamkeit einzelner Maßnahmen bewerten <strong>zu</strong> können.<br />
Bei der Analyse der Problemkomplexe war ferner fest<strong>zu</strong>legen, welche Bereiche <strong>zu</strong> untersuchen,<br />
d.h. welche Prozesse bzw. Prozessketten <strong>zu</strong> betrachten waren. Es war <strong>zu</strong> fragen, von welchen<br />
Prozessen die Responseindikatoren direkt oder indirekt beeinflusst werden. Der Zustand des analysierten<br />
Systems wird über Statusindikatoren („state indicators“) charakterisiert. Diese können<br />
z.B. entweder direkt messbar und somit quantifizierbar (z.B. Größe der Ackerfläche) bzw. nur<br />
qualitativ erfassbar sein (z.B. Hierarchie in einem Dorf).<br />
53
54<br />
IMPETUS Methodik<br />
Insgesamt sind in IMPETUS 20 Problemkomplexe für die Untersuchungsregion in Benin und 13<br />
Problemkomplexe für die Untersuchungsregion in Marokko konzipiert worden (vgl. Kap. IV).<br />
Die Problemkomplexe decken ein weites Spektrum sozio-ökonomischer und umweltsystemarer<br />
Problemstellungen und Wechselwirkungen ab. Die Szenarien fließen dabei über die Randbedingungen<br />
in die Problemkomplexe ein. Die Definition der Problemkomplexe als auch die Entwicklung<br />
von Lösungsvorschlägen erfolgt in IMPETUS in Kooperation mit lokalen Organisationen.<br />
Szenarien<br />
Treibende Kräfte<br />
mindestens ein Modell steht im<br />
Mittelpunkt jedes PKs<br />
Kopplung der Modelle durch<br />
Datenaustausch<br />
Responseindikatoren<br />
Abb. II.3-1: In IMPETUS gibt es eine Sammlung von Modellen. Ein Modell steht im Mittelpunkt jedes<br />
Problemkompexes, die Ergebnisse der anderen Modelle fließen als Input ein.<br />
Im Folgenden soll anhand des Problemkomplexes PK Be-H.1 „Wasserverfügbarkeit und Wasserverbrauch<br />
im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet“ die Vorgehensweise bei der Problemanalyse beispielhaft<br />
verdeutlicht werden. Die Arbeit an diesem Problemkomplex ist <strong>zu</strong>m Zeitpunkt der Antragstellung<br />
noch nicht abgeschlossen.<br />
Ziel dieses Problemkomplexes ist es, das verfügbare Oberflächen- und Grundwasser <strong>zu</strong> berechnen<br />
sowie Änderungen des Wasserverbrauchs im oberen Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Ouémé (ca. 15.000
Methodik IMPETUS<br />
km 2 ) für verschiedene Szenarien ab<strong>zu</strong>schätzen. In der dritten Phase ist die Ausweitung des Problemkomplexes<br />
auf das gesamte Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet geplant.<br />
Die hydrologischen Prozesse und der Prozess der Grundwasserneubildung werden stark von<br />
Umweltfaktoren (Boden, Landnut<strong>zu</strong>ng, Klima) beeinflusst. Die <strong>zu</strong> beobachtenden Umweltveränderungen<br />
(Klimaänderung, Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung, Bodendegradation) haben somit weit reichende<br />
Auswirkungen auf diese Prozesse und auf die <strong>zu</strong>künftige Verfügbarkeit von Grund- und<br />
Oberflächenwasser im Untersuchungsgebiet. Des Weiteren ist von einer Zunahme des Wasserverbrauchs<br />
aus<strong>zu</strong>gehen, der v.a. durch die Zunahme der Bevölkerung hervorgerufen wird.<br />
Abb. II.3-2: Modellierung des verfügbaren Wassers im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet, Benin<br />
Im Mittelpunkt des PK Be-H.1 stehen die Modelle <strong>zu</strong>r Berechnung der Wasserverfügbarkeit und<br />
der Grundwasserbildung. Die relevanten Einflussgrößen, die bei der Modellierung berücksichtigt<br />
werden müssen, sind Klima, Wasserverbrauch und Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen (vgl. Abb. II.3-2).<br />
55
56<br />
IMPETUS Methodik<br />
Die natürliche Wasserverfügbarkeit wird mit den numerischen Simulationsmodellen UHP-HRU<br />
und FE-FLOW ermittelt. Das UHP-HRU ist ein konzeptionelles hydrologisches Modell, das mit<br />
den Faktoren Evapotranspiration, Infiltration, Oberflächenabfluss, Interflow und Grundwasser-<br />
neubildung alle hydrologischen Prozesse berücksichtigt. Das Modell FE-FLOW ist ein dynami-<br />
sches Grundwasserströmungsmodell. Es beruht auf dem sogenannten Finite-Elemente-Konzept.<br />
Die Kopplung der beiden Modelle erfolgt über die Grundwasserneubildung, die <strong>zu</strong>nächst von<br />
UHP-HRU berechnet und dann durch Datenkopplung an FE-FLOW weitergegeben wird.<br />
An dieser Stelle werden erste Berechnungen der Wasserverfügbarkeit im „Business-as-Usual“-<br />
Szenario vorgestellt. Hierfür sind <strong>zu</strong>nächst die modellierten Ergebnisse <strong>zu</strong>r Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung<br />
aus dem PK Be-L.1 (vgl. Kap. IV) erforderlich. Diese werden mit dem Landnut<strong>zu</strong>ngsmodell<br />
CLUE-S (s. Kap. V, Teilprojekt A3) berechnet. Die Modellergebnisse ergeben für das Szenario<br />
eine Zunahme der landwirtschaftlichen Ackerflächen, die vornehmlich <strong>zu</strong> Lasten der Savannenflächen<br />
geht. Hier<strong>zu</strong> trägt auch der Anstieg der Bevölkerung bei, der vornehmlich auf gestiegene<br />
Raten der Zuwanderung sowie die natürliche Bevölkerungsentwicklung <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen<br />
ist. Weiterhin werden die vom Atmosphärenmodell REMO für das IPCC-Szenario B2 simulierten<br />
Klimadaten für das Jahr 2025 als Eingangsgrößen für das hydrologische Modell verwendet.<br />
Da die Modellparametrisierung des Grundwassermodells FE-FLOW noch nicht abgeschlosssen<br />
ist, wurde bisher nur die Verfügbarkeit an Oberflächenwasser berechnet.<br />
2000 2025<br />
Bodi<br />
Djougou<br />
Bassila<br />
Beterou<br />
Bori<br />
Water availability [l/m²]<br />
80 - 100<br />
100 - 110<br />
110 - 120<br />
120 - 130<br />
130 - 140<br />
140 - 150<br />
Parakou<br />
Ndali<br />
150 - 160<br />
160 - 170<br />
170 - 180<br />
Bodi<br />
Djougou<br />
Bassila<br />
180 - 190<br />
190 - 200<br />
200 - 230<br />
0 10 20 40 60 80 100<br />
Kilometers<br />
120<br />
Abb. II.3-3: Modellergebnisse <strong>zu</strong>r Wasserverfügbarkeit im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet, Benin in den<br />
Jahren 2000 und 2025 mit den Randbedingungen des Szenarios „Business as usual".<br />
villages<br />
rivers<br />
Beterou<br />
Bori<br />
Parakou<br />
Ndali
Methodik IMPETUS<br />
Im Endergebnis zeigt sich ein Rückgang der Menge verfügbaren Wassers, der vor allem auf den<br />
Einfluss klimatischer Änderungen <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen ist (vgl. Abb. II.3-3).<br />
In der Problemanalyse sind der ermittelten Menge des verfügbaren Wassers die Änderungen in<br />
der Nut<strong>zu</strong>ng des Wassers im Untersuchungsgebiet gegenüber<strong>zu</strong>stellen.<br />
Da im oberen Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Ouémé keine Industrie vorhanden ist, setzt sich der Wasserverbrauch<br />
aus häuslichem und landwirtschaftlichem Wasserverbrauch <strong>zu</strong>sammen. Der Anstieg<br />
der Bevölkerung führt hier <strong>zu</strong> Änderungen in der Wassernut<strong>zu</strong>ng für den privaten Haushaltsverbrauch.<br />
Bewässerungslandwirtschaft spielt derzeit im Untersuchungsgebiet keine Rolle, allerdings<br />
ist eine Zunahme des Verbrauchs von Wasser für Tierhaltung aufgrund der steigenden<br />
Anzahl gehaltener Tiere und eines Anstiegs der Temperatur fest<strong>zu</strong>stellen.<br />
water consumption [1000 m³]<br />
0<br />
200<br />
400<br />
600<br />
800<br />
1000<br />
1200<br />
1400<br />
Jan Feb Mar Apr May Jun Jul Aug Sep Oct Nov Dec<br />
water consumption<br />
water availability<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
Abb. III.3-4: Monatlicher Wasserverbrauch sowie das verfügbare Wasser im oberen<br />
Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet, Benin; Durchschnittswerte für die Jahre 2000-<br />
2025.<br />
Der Rückgang der Wasserverfügbarkeit (s. Abb. III.3-3) bei gleichzeitigem Anstieg der Wassernachfrage<br />
erscheint <strong>zu</strong>nächst weniger problematisch, da absolut immer noch wesentlich mehr<br />
Wasser verfügbar ist als benötigt wird (vgl. Abb. III.3-4).<br />
Allerdings ist das verfügbare Wasser teilweise von schlechter Qualität. Die Menge des nutzbaren<br />
verfügbaren Wassers reduziert sich dadurch. Außerdem zeigt Abb. III.3-4 die Menge des verfüg-baren<br />
Wassers als Durchschnittswert für das gesamte Untersuchungsgebiet. Eine räumlich<br />
diffe-renzierte Betrachtung der Ergebnisse zeigt, dass es in einzelnen Teilgebieten <strong>zu</strong> Engpässen<br />
in der Wasserverfügbarkeit kommt.<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
water availability [Mio. m³]_<br />
57
58<br />
II.4 Capacity Building<br />
IMPETUS Methodik<br />
Um die von IMPETUS entwickelten Managementtools nachhaltig in Benin <strong>zu</strong> implementieren,<br />
ist ein intensives „Capacity Building“ von großer Bedeutung. Diesem kommt in der dritten Phase<br />
des Projekts eine zentrale Bedeutung <strong>zu</strong>. Um für dieses komplexe Vorhaben auf eine gemeinsame<br />
Verständnisgrundlage aufbauen <strong>zu</strong> können, sollten: (1) innerhalb des Projektes Begrifflichkeit<br />
und damit verbundene praktische Überlegungen uniform angelegt sein und (2) soll in Abgren<strong>zu</strong>ng<br />
von echten EZ Maßnahmen eine Zielbestimmung für das „Capacity Building“ eines im<br />
Kern wissenschaftlichen, wenn auch anwendungsnahen Projekt geliefert werden.<br />
Die Eingabe des Begriffs in eine Internet-Suchmaschine, verdeutlicht seine Vielschichtigkeit,<br />
<strong>zu</strong>mal er in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen von der Finanzwelt bis <strong>zu</strong>r Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit<br />
verwendet wird. Je nach institutionellem Kontext, nach Anwendungsbereich<br />
und auch nach individuell verschiedenen Sichtweisen, wird der Begriff ganz unterschiedlich definiert.<br />
So versteht die EU-Kommission unter „Capacity Building“ im Rahmen von Unterstüt<strong>zu</strong>ngsmaßnahmen<br />
für Kleinstunternehmen die<br />
„Förderung der Wissensgrundlagen des nachhaltigen Managements und seiner Verwirklichung“. <br />
http://europa.eu.int/comm/employment_social/equal/policy-briefs/etg2-microfinance_de.cfm<br />
und konzentriert sich damit auf die Generierung und Anwendung von Wissen in einem bestimmten<br />
Kontext. Die UN-Teilorganisation ISDR („International Strategy for Disaster Reduction“)<br />
hingegen beschreibt den Begriff –fachbezogen auf Risikoreduzierung- folgendermaßen:<br />
„Efforts aimed to develop human skills or societal infrastructures within a community or<br />
organization needed to reduce the level of risk.”<br />
www.unisdr.org/eng/about_isdr/isdr-mission-objectives-eng.htm<br />
Eine Zielvorgabe („reduce level of risk“) spielt in dieser Definition eine ebenso große Rolle wie<br />
die Aufgabe der Wissensgenerierung, des Wissenstransfers und der institutionellen Fundierung<br />
dieser Prozesse. Eine besonders starke Verbreitung hat der Begriff im Rahmen der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit,<br />
mit deren Arbeitsumfeld IMPETUS inhaltlich immer wieder stark in Berührung<br />
kommt und auf deren Maßgaben in puncto „Capacity Building“ sich IMPETUS einrichten<br />
muss. Häufig beziehen sich Autoren des EZ Bereiches auf die Nationalstaaten, die als Empfänger<br />
von „Capacity Building“ in ihrer Leistungsfähigkeit gestärkt werden sollen. Die UNEP
Methodik IMPETUS<br />
(United Nations Environment Programm) definiert „Capacity Building“ in diesem Rahmen folgendermaßen:<br />
„Although many countries seek to achieve strong economic growth along a path of sustainable<br />
development, required levels of human and institutional capacities needed to do<br />
so vary considerably from one country to another. By raising or ‘building’ these capacities,<br />
countries are able to achieve higher levels of progress towards sustainable development.<br />
„Capacity Building” programmes – provided by bilateral, multilateral and nongovernmental<br />
organisations – comprise a set of activities that aims to assist requesting countries<br />
in developing national capacity“.<br />
www.unep.ch/etu/etp/events/Capacity_Building/ CBdoc_trends_directions.PDF. S. 10.<br />
Andere Akteure der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit sprechen auch von „Capacity Development“<br />
anstatt von „Capacity Building“, wobei die Begriffe nahe<strong>zu</strong> synonym verwendet werden. Dabei<br />
sind nicht ausschließlich Nationalstaaten beteiligt, sondern ganz verschiedene Akteure. Die<br />
Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) beschreibt die Ziele von „Capacity<br />
Development“ (bzw. „Capacity Building“) so:<br />
Im Mittelpunkt von „Capacity Development“ stehen Menschen, Organisationen und Gesellschaften,<br />
die im Rahmen eines Veränderungsprozesses Fähigkeiten („Capacities“)<br />
entwickeln, um eigene Ziele nachhaltig und wirksam <strong>zu</strong> erreichen. Investitionen in „Capacity<br />
Development“ erhöhen die Leistungsfähigkeit von Menschen, Organisationen und<br />
Gesellschaften, indem sie Ressourcen, Strukturen und Spielregeln bei der Aufgabenbewältigung<br />
verändern.“….<br />
(http://www.gtz.de/de/publikationen/begriffsweltgtz/de/include.asp?lang=Dundfile=2_10.inc)<br />
Definitionen des Konzeptes „Capacity Building“ sind also in großer Zahl verfügbar und unterscheiden<br />
sich im Wesentlichen durch unterschiedliche Kontexte, in denen sie entstanden sind<br />
und denen sie sich anpassen. Gemeinsam sind ihnen meist folgende Aspekte und Annahmen:<br />
• Ausgangssitution: Es gibt Unterschiede in Leistungsfähigkeit, Kompetenz bzw. Wissen<br />
zwischen verschiedenen Gruppen. Die Gruppe A trägt auf Wunsch von Gruppe B über<br />
einen Leistungs-, Kompetenz- bzw. Wissenstransfer da<strong>zu</strong> bei, die Defizite von Gruppe B<br />
<strong>zu</strong> minimieren. Dadurch wird diese Gruppe in die Lage versetzt, selbst über das Wissen<br />
<strong>zu</strong> verfügen, bessere Leistungen <strong>zu</strong> erbringen bzw. Kompetenzen aus<strong>zu</strong>üben.<br />
• Zielvorgabe: Gemeinsam formulieren Gruppe A und Gruppe B eine Zielvorgabe für das<br />
„Capacity Building“ (z.B. verringerte Vulnerabilität, nachhaltiges Süßwassermanagment).<br />
59
60<br />
IMPETUS Methodik<br />
• Transferprodukt: Im „Capacity Building“ verwandte Transferprodukte – meist geht es<br />
um Wissen in der ein oder anderen Form – muss generiert werden.<br />
• Zielgruppe des Transfers: Das Produkt wird für eine bestimmte Zielgruppe bearbeitet.<br />
Die Zielgruppe kann durch eine Institution konstituiert sein, kann aber auch aus einem<br />
locker gefügten Netz von Multiplikatoren bestehen.<br />
• Transfermodus: Die Art und Weise, wie Transferprodukte vermittelt werden sollen,<br />
muss auf den Bedarf der Zielgruppe angepasst festgelegt werden.<br />
Für die Klärung der „Capacity Building“ Kompetenzen des IMPETUS-Programms sind diese<br />
Grundannahmen besonders wichtig. In den bisherigen zwei Projektphasen sind von Grundlagenforschung<br />
bis <strong>zu</strong>r komplexen Modellentwicklung, in enger Kooperation mit Partnern in Benin<br />
und Marokko, Kompetenzen entwickelt und Fachwissen aufgebaut worden. Dieses interdisziplinäre<br />
„Know-how“ bezüglich des integrativen und tragfähigen Umgangs mit Süßwasser wurde<br />
nicht nur im Rahmen des akademischen Forschungsbedarfs, sondern vor allem auch im Hinblick<br />
auf konkrete Problemsituationen sowie Wissensdefizite und –interessen bei den Partnern in Marokko<br />
und Benin entwickelt. Im Unterschied <strong>zu</strong> vielen Projekten der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit<br />
hat IMPETUS als interdisziplinäres Forschungsprojekt dabei mit einer großen Bandbreite<br />
lokaler Partner <strong>zu</strong>sammengearbeitet und konnte multiperspektivisch Ansätze verfolgen. In diesem<br />
Rahmen sind Transferprodukte für verschiedene Zielgruppen entstanden, die dieses „Knowhow“<br />
bedarfs- und anwendungsspezifisch bündeln.<br />
Wie bei der bisherigen, eher grundlagenforschungsorientierten Kooperation, wird auch beim<br />
„Capacity Building“ die partnerschaftliche Zusammenarbeit im Fokus stehen. Es geht IMPETUS<br />
darum, auf die Bedürfnisse der Partner <strong>zu</strong><strong>zu</strong>gehen, ihnen dasjenige Wissen und diejenigen Kompetenzen<br />
<strong>zu</strong> vermitteln, die von diesen Partnern nachgefragt werden und über die alle Partner<br />
anschließend selbst verfügen können, um sie nach eigenen Vorstellungen an<strong>zu</strong>wenden oder weiter<strong>zu</strong>entwickeln.<br />
IMPETUS möchte keine einseitigen Empfehlungen abgeben, sondern Handlungsoptionen<br />
aufzeigen.<br />
� IMPETUS versteht „Capacity Building“ als Prozess, durch den nachgefragte Transferprodukte<br />
Kooperationspartnern auf verschiedenen Ebenen vermittelt werden können:<br />
Dies bedeutet, dass die Partner während dieses Prozesses jene Fähigkeiten entwickeln,<br />
die ihnen die Nut<strong>zu</strong>ng und Anwendung der Transferprodukte nach ihren Bedürfnissen<br />
ermöglichen.
Methodik IMPETUS<br />
Capacity Building in Benin und Marokko<br />
Im Folgenden wird beispielhaft dargestellt, wie IMPETUS in der dritten Phase „Capacity Building“<br />
implementieren möchte. Die einzelnen inhaltlichen Maßnahmen sind den jeweiligen Problemkomplexen<br />
<strong>zu</strong> entnehmen.<br />
Benin<br />
Das „Capacity Building“ in Benin betrifft eine Reihe ganz unterschiedlicher Kooperationspartner.<br />
Diese kommen aus Verwaltung und Politik, aus Forschungseinrichtungen, aus der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit<br />
und aus der Zivilgesellschaft. Gliedert man die Maßnahmen nach den Kooperationspartnern,<br />
so ergibt sich grob folgendes Bild:<br />
• Verwaltung und Politik<br />
o Nationale Ebene (v.a. Ministerien) und die dezentralisierten Behörden des<br />
Staates (z.B. Präfekturen etc.)<br />
o Die Wasserbehörden als dezentralisierte staatliche Behörden, die hier aufgrund<br />
ihrer sektoriellen Verantwortung gesondert betrachtet werden<br />
o Die Ebene der dezentralisierten Gebietskörperschaften (Gemeinden) und deren<br />
abhängige Ebenen (Arrondissements und Dörfer)<br />
• Forschungseinrichtungen und <strong>Universität</strong>en<br />
• Lokale Partner aus der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit und aus anderen internationalen<br />
Kooperationen<br />
• Vertreter der Zivilgesellschaft<br />
Im Rahmen der bisherigen wissenschaftlichen Zusammenarbeit konnte IMPETUS bereits mit<br />
Partnern auf allen Ebenen <strong>zu</strong>sammenarbeiten. So wurden in der ersten und zweiten Phase verschiedene<br />
Maßnahmen des „Capacity Building“ auf den verschiedenen Ebenen durchgeführt.<br />
Auf der nationalen Ebene sind hier v.a. Schulungen und Workshops im Bereich der in IMPETUS<br />
verwendeten Methoden (GIS, Fernerkundung, Modellierung) und im Bereich Messgeräte <strong>zu</strong> nennen.<br />
So wurde im Herbst 2003 ein Workshop <strong>zu</strong>m Modellsystem BenIMPACT mit „Stakeholdern“<br />
des Agrarministeriums in Cotonou durchgeführt. Beim CENATEL wurden in der ersten<br />
Phase verschiedene Kurse <strong>zu</strong> den Themen Landnut<strong>zu</strong>ngsklassifikation, GIS und GPS-Nut<strong>zu</strong>ng<br />
durchgeführt. Als weitere Maßnahme ist die Schulung <strong>zu</strong> Geoinformationssystemen und ihrer<br />
Anwendung in der Hydrologie <strong>zu</strong> nennen, die im Frühjahr 2005 an der „Diréction Générale de<br />
l’Hydraulique“ durchgeführt wurde. Weitere Schulungen sind v.a. im Bereich der meteorologischen<br />
Messgeräte im Frühjahr 2002 und im Herbst 2002 am ASECNA durchgeführt worden.<br />
61
62<br />
IMPETUS Methodik<br />
Ein wichtiger Aspekt des „Capacity Buildings“ stellt auch die Ausbildung von Doktoranden und<br />
DESS („Diplôme d'études supérieures spécialisées“)–Studenten in Benin dar. Die Maßnahmen<br />
wurden z.T. finanziell vom DAAD unterstützt. In Tabelle II.4.1 sind die abgeschlossenen und<br />
noch laufenden Arbeiten beninischer Doktoranden und DESS-Studenten aufgelistet.<br />
Tab. II.4.1: DESS- und Doktorarbeiten beninischer Mitarbeiter in der ersten und zweiten Projektphase von<br />
IMPETUS (* finanzielle Unterstüt<strong>zu</strong>ng des DAADs)<br />
Teilprojekt Organisation Ausbildung Name<br />
A2 Université<br />
Calavi<br />
d’Abomey-<br />
A2/A3 Université<br />
Calavi<br />
d’Abomey-<br />
A3 Université<br />
Calavi<br />
d’Abomey-<br />
A3 Université<br />
Calavi<br />
d’Abomey-<br />
A3 Université d’Abomey-<br />
Calavi<br />
Dissertation<br />
(abgeschlossen)*<br />
Luc Sintondji<br />
DESS Claude Kanninkpo<br />
Dissertation* Vincent Orekan<br />
DESS<br />
(abgeschlossen)<br />
Jules Woto<br />
Dissertation Ismael Toko<br />
A4 INRAB Dissertation<br />
(abgeschlossen)<br />
Gustave Dagbenonbakin<br />
A5 Université<br />
Calavi<br />
d’Abomey- DESS Farouk Manzou<br />
Alle der oben aufgeführten Personen werden nach ihrer Weiterbildungsmaßnahme in Benin z.B.<br />
an der <strong>Universität</strong> oder am INRAB weiterarbeiten, so dass das erworbene Wissen für Arbeiten in<br />
Benin angewendet oder an Studenten weitergeben werden kann.<br />
Auf universitärer Ebene wurden in der ersten und zweiten Phase auch kleinere Schulungsmaßnahmen<br />
in Form von Kursen an der „Université d’Abomey-Calavi“ durchgeführt. Hier sind z.B.<br />
der GIS-Kurs im Frühjahr 2005 an der FSA und ein dreitägiger Kurs im Studiengang „Land Resources<br />
Management“ <strong>zu</strong>m Einsatz von GIS und Fernerkundung im „Land Resources Management“<br />
<strong>zu</strong> nennen.<br />
Mit Partnern aus der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit (z.B. GTZ, HELVETAS) wurde bereits in<br />
der ersten und zweiten Phase intensiv kooperiert. Neben Fachdiskussionen wurden auch kleinere<br />
Schulungen durchgeführt, wie z.B. im Bereich Fernerkundung und GIS bei der GTZ.<br />
Auch <strong>zu</strong> Vertretern der Zivilgesellschaften (v.a. NGOs) wurde in den vergangenen Projektjahren<br />
ein guter Kontakt aufgebaut. So wurde z.B. im September 2005 im Rahmen des Umweltbildungsprogramms<br />
„Boussole Vertes des Avenirs Roses“ der NGO „Alpha & Omega Environ-
Methodik IMPETUS<br />
ment“ eine Veranstaltung <strong>zu</strong>r Wasserqualität verschiedener Wasserquellen sowie Möglichkeiten<br />
der Qualitätsbewertung durchgeführt.<br />
Für die dritte Phase wird IMPETUS die „Capacity Building“ Maßnahmen intensivieren und<br />
ausweiten. Es ist vorgesehen, weiterhin „Capacity Building“ auf allen oben aufgeführten Ebenen<br />
durch<strong>zu</strong>führen, um eine erfolgreiche und nachhaltige Umset<strong>zu</strong>ng der im Rahmen von IMPETUS<br />
erarbeiteten Managementoptionen <strong>zu</strong> gewährleisten. Auf welchen Ebenen „Capacity Building“<br />
Maßnahmen durchgeführt werden, hängt von der Fragestellung ab und ist somit je nach Problemkomplex<br />
unterschiedlich. Eine ausführliche Darstellung der geplanten Maßnahmen des „Capacity<br />
Buildings“ erfolgt daher in der Beschreibung der Problemkomplexe. An dieser Stelle wird<br />
nur exemplarisch auf einige geplante Maßnahmen eingegangen.<br />
Ein Fokus des „Capacity Buildings“ der dritten Phase stellen die Gemeinden dar, da sie durch<br />
die Dezentralisierung einen erheblichen Kompetenz<strong>zu</strong>wachs – gerade im Wasserbereich und der<br />
Landnut<strong>zu</strong>ngsplanung - erhalten haben und nun ihre Fähigkeiten <strong>zu</strong>r Ausübung dieser Kompetenzen<br />
verbessern möchten. Häufig fehlt es ihnen jedoch noch an entsprechenden Daten und an<br />
Erfahrung. Daher ist die Zusammenarbeit von IMPETUS mit den Gemeinden des Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebietes <strong>zu</strong>r Verankerung der Managementtools und <strong>zu</strong>r Bereitstellung von Grundlagendaten<br />
sinnvoll. Zur ersten Ermittlung der Möglichkeiten und Modalitäten des „Capacity Buildings“<br />
auf Gemeindeebene wurden die zwei Pilotgemeinden im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
(Bassila und Tschaurou) im Frühjahr dieses Jahres kontaktiert. Neben starkem Interesse an den<br />
von IMPETUS erhobenen Daten (z.B. Landnut<strong>zu</strong>ngskarten, Brunnendaten, Bevölkerungsdaten,<br />
Niederschlagsdaten) wurden auch Schulungsmaßnahmen und Unterstüt<strong>zu</strong>ng im EDV-Bereich<br />
(z.B. Datenbanken, Gemeindeatlas) nachgefragt, um eine Verwendbarkeit von IMPETUS-<br />
Datenbanken und der DSS <strong>zu</strong> gewährleisten. So wird z.B. noch in der zweiten Phase in Kooperation<br />
der Problemkomplexe PK Be-G.1, PK Be-G.2 und PK Be-G.3 eine erste Schulungsmaßnahme<br />
auf Gemeindeebene durchgeführt. Dabei werden u.a. Gemeindevertreter darin geschult,<br />
die von IMPETUS im Rahmen des großen sozialwissenschaftlichen Surveys entwickelte Datenbank<br />
<strong>zu</strong> bedienen. Dafür werden bewusst inhaltliche Synergien der beteiligten Problemkomplexe<br />
genutzt und an eine Gruppe der neu geschaffenen Gebietskörperschaften weitergegeben.<br />
Die Ausweitung der Kooperation auf die weiteren Gemeinden des oberen Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebietes ist geplant. Wenn Interesse seitens der Gemeinden besteht, wird IMPETUS die<br />
Gründung eines Gemeindeverbundes unterstützen. Dies ist in enger Abstimmung mit dem „Projet<br />
d’appui au Développement Communal et aux Initiatives Locales dans le Borgou“ (ADECOI)<br />
vorgesehen, das im Auftrag der UN die beninischen Gemeinden bei der Umset<strong>zu</strong>ng der Dezentralisierung<br />
unterstützt und die einzelnen Maßnahmen koordiniert. Durch eine solche Abstimmung<br />
kann der Bedarf der Gemeinde spezifiziert und eingegrenzt werden, um unrealistische und<br />
nicht nachhaltige Vorhaben aus<strong>zu</strong>schließen. Mit dem ehemaligen beninischen IMPETUS-<br />
Mitarbeiter Dr. K. Issaka steht dafür ein kompetenter Ansprechpartner bei der ADECOI <strong>zu</strong>r Verfügung.<br />
63
64<br />
IMPETUS Methodik<br />
Neben der Zusammenarbeit mit den Gemeinden ist auch das „Capacity Building“ der anderen<br />
oben aufgeführten Partner bedeutend.<br />
Im Bereich des „Capacity Buildings“ in Verwaltung und Politik auf nationaler Ebene spielen die<br />
verschiedenen Ministerien und ihre nachgeordneten Behörden („Direction Générale de<br />
l’Hydraulique“, „Direction de la Météorologie Nationale“) eine entscheidende Rolle. Wie Tabelle<br />
II.4.2 zeigt, sind hier von zahlreichen Problemkomplexen Maßnahmen vorgesehen. So sind<br />
z.B im Rahmen des PK Be-E.3 für die Implementierung des saisonalen Niederschlagsvorhersagesystems<br />
zahlreiche Schulungen geplant. Den Vertretern der „Direction de la Météorologie Nationale“<br />
und der „Université Abomey-Calavi“ sollen dabei die technischen Grundkenntnisse hinsichtlich<br />
der dekadischen Vorhersage des regionalen Klimas und des daraus resultierenden landwirtschaftlichen<br />
Potenzials vermittelt werden.<br />
Auf universitärer Ebene ist vorgesehen, in der dritten Phase verstärkt beninische Doktoranden<br />
und DESS-Studenten in das Projekt <strong>zu</strong> integrieren. Dies gewährleistet ein nachhaltiges „Capacity<br />
Building“, da die ausgebildeten Studenten und Doktoranden in Zukunft Schlüsselpositionen<br />
auf nationaler oder universitärer Ebene einnehmen und somit einen wichtigen Beitrag <strong>zu</strong>r Entwicklung<br />
des Landes leisten können.<br />
Das Weitern ist an der <strong>Universität</strong> die Durchführung von Kursen <strong>zu</strong> verschiedenen Themen geplant,<br />
wie z.B. im Bereich Landnut<strong>zu</strong>ngsmodellierung (PK Be-L.1), Hydrologische Modellierung<br />
und GIS (PK Be-H.1).<br />
Im Bereich der Zivilgesellschaft sind neben intensiver Kooperation mit NGOs auch Maßnahmen<br />
auf Dorfebene vorgesehen, wie z.B. Aufklärungskampagnen <strong>zu</strong>r Wasserhygiene im Rahmen des<br />
PK Be-G.5. Auf der Basis der Ergebnisse des Regionalsurveys wird im Rahmen des PK Be-G.3<br />
in ausgewählten Dörfern „Capacity Building“ <strong>zu</strong>r Entwicklung und Umset<strong>zu</strong>ng von nachhaltigen<br />
Strategien der Existenzsicherung mit Fokusgruppen durchgeführt.<br />
Bei der Durchführung des „Capacity Buildings“ ist v.a. die Koordination zwischen den einzelnen<br />
Maßnahmen von großer Bedeutung. Es soll verhindert werden, dass – mit gutem Willen aber<br />
unkoordiniert- einzelne Partner mehrfach und doppelt in <strong>zu</strong> viele einzelne „Capacity Building“<br />
Maßnahmen einbezogen werden. Angestrebt wird eine Bündelung von verschiedenen „Capacity<br />
Building“ Maßnahmen. Diese Bündelung wird einerseits anhand von inhaltlich-thematischen<br />
Aspekten, bezogen auf die jeweiligen Transferprodukte, geleistet werden, vor allem durch die<br />
Einbindung der Transferprodukte in „Decision Support Systeme“. Andererseits wird diese Bündelung<br />
auch über die Auswahl der jeweiligen Partner erfolgen, die als Nachfrager des „Capacity<br />
Buildings“ an den jeweiligen Veranstaltungen teilnehmen. Je nach Partner werden Überlegungen<br />
nach geeignetem didaktischem Vorgehen angestellt; ggf. sollen Experten für die Vermittlung<br />
von „Know-how“ aus dem EZ Bereich als Trainer hin<strong>zu</strong>gezogen werden.
Methodik IMPETUS<br />
Tab. II.4.2: Die Problemkomplexe in Benin und ihre angestrebten Partnerschaften für das „Capacity Building“<br />
Be-E.1 x x x x x x x x x x<br />
Be-E.2 x x x x<br />
Be-E.3 x x x x x x x x x<br />
Be-E.4 x x x x x x x<br />
Be-E.5 x x x x x x x x x x<br />
Be-E.6 x x x x x x x x<br />
Be-E.7 x x x x x (x)<br />
Be-H.1 x x x x x<br />
Be-H.2 x x x x x x x x x x x x<br />
Be-H.3 x x x x x (x) (x) x<br />
Be-L.1 x x x x x x x<br />
Be-L.2 x x x x<br />
Be-L.3 x x x x<br />
Be-L.4 x x x x x x<br />
Be-L.5 x x x x<br />
Be-G.1 (x) x x<br />
Be-G.2 x x x<br />
Be-G.3 (x) x x x x x x<br />
Be-G.4 (x) x (x) x (x)<br />
Be-G.5 x x x x x x x x x x<br />
Nationale Ebene: Ministerien unklar und<br />
sonstiges<br />
Ministre d’Etat, chargé de la Planification<br />
et du Développement (MECPD)<br />
Ministre de l’Agriculture, de l’Elevage et de<br />
la Pêche (MAEP<br />
Ministre des Travaux publics et des<br />
Transports (MTPT)<br />
Ministre des Finances et de l’Economie<br />
(MFE)<br />
Ministre de la Santé publique (MSP)<br />
Ministre de l’Environnement, de l’Habitat et<br />
de l’Urbanisme (MEHU)<br />
Ministre de l’Intérieur, de la Sécurité et de<br />
la Décentralisation (MISD)<br />
Regionale Vertretung des Staates:<br />
Präfektur<br />
Regionale und lokale<br />
Gesundheitsbehörden<br />
Direction de la Météorologie Nationale,<br />
Benin<br />
Gemeindeverwaltung<br />
Arrondissements<br />
Dorfebene<br />
Wasserbehörden DGH, SRH<br />
Société Nationale de l’Eau du Benin,<br />
SONEB<br />
CENATEL (Nationale Fernerkundungs-<br />
Eiunrichtung)<br />
CIPMA (Chaire Internationale en Physique<br />
et Mathématique et Application)<br />
Centre National d'Agro-Pédologie (CENAP)<br />
Institut national de recherche agricole du<br />
Bénin (INRAB)<br />
Uni Abomey-Calavi<br />
Forschungseinrichtungen<br />
Geber, Entwicklungs-<strong>zu</strong>sammenarbeit<br />
und Internationales<br />
Wasserprogramm - PADEAR<br />
Inland Valley Consortium, IVC<br />
NGOs<br />
PK<br />
Nutzergruppen, Nutzer, Produzenten<br />
Wirtschaftsvertreter<br />
Nationale Ebene<br />
Ebene der Gebietskörperschaften<br />
Wasserbehörden<br />
Forschungseinrichtungen und<br />
<strong>Universität</strong>en<br />
Geber, Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit<br />
und<br />
Internationales<br />
Zivilgesellschaft<br />
Verwaltung<br />
65
66<br />
IMPETUS Methodik<br />
Eine kontinuierliche Bewertung des „Capacity Buildings“ durch das interdisziplinäre IMPETUS-<br />
Team und das „Comité de Pilotage“ ist gewährleistet, sodass dank des „Feedbacks“ weitere Ak-<br />
tivitäten besser organisiert, angepasst und durchgeführt werden können.<br />
Marokko<br />
Für Marokko kann man die Zusammenarbeit im „Capacity Building“ ähnlich gliedern. Es gibt<br />
die verschiedenen Verwaltungsebenen, Forschungseinrichtungen, lokale Partner aus der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit<br />
und zivilgesellschaftliche Partner. Im Einzelnen sind hier <strong>zu</strong> unterscheiden:<br />
⇒ Fachbehörden auf<br />
o nationaler Ebene (z.B. Ministère des Eaux et Forêts, Ministère d'Agriculture und<br />
Direction de la Météorologie Nationale)<br />
o regionaler Ebene (z.B. „Office Régional de Mise en Valeur Agricole de Ouarzazate“<br />
(ORMAVAO) und „Direction Régionale de l'Hydraulique de Souss Massa<br />
et Drâa“ (DRH))<br />
⇒ <strong>Universität</strong>en (v.a. <strong>Universität</strong> Agadir und <strong>Universität</strong> Rabat)<br />
⇒ Regionalregierungen<br />
⇒ lokale Akteure in den Pilotgemeinden wie die „Centres de Mise en Valeur Agricole“<br />
(CMVs) oder die lokalen Wassernutzerverbände („Associations d'Utilisation d'Eeau Agricole“<br />
- AUEA)<br />
Mitarbeiter der Fachbehörden und Wissenschaftler der <strong>Universität</strong>en werden in der Nut<strong>zu</strong>ng<br />
der entwickelten DSS Tools oder Modelle geschult. Ziel ist es, den <strong>zu</strong>künftigen Anwendern die<br />
Handhabung der Instrumente <strong>zu</strong> erläutern, gleichzeitig aber auch die Bandbreite und Grenzen<br />
der Anwendungsmöglichkeiten <strong>zu</strong> vermitteln und über diesen Austausch eine Rückkopplung <strong>zu</strong><br />
Anwendungsschwierigkeiten, Akzeptanz und weiterem Entwicklungsbedarf <strong>zu</strong> erhalten. Den<br />
marokkanischen Wissenschaftlern soll insbesondere das „Know-how“ vermittelt werden, die<br />
„Decision Support Systeme“ und Modelle daten- und modelltechnisch <strong>zu</strong> nutzen und gegebenenfalls<br />
weiter<strong>zu</strong>entwickeln und an abweichende regionale oder institutionelle Ansprüche an<strong>zu</strong>passen.<br />
Hierfür werden gemeinsame Workshops in Zusammenarbeit aller Problemkomplexe organisiert.<br />
Als Vorbild dient ein <strong>zu</strong>sammen mit der ORMVAO im November 2005 in Ouarzazate durchgeführter<br />
Workshop „Modellierung und GIS". Hier wurden <strong>zu</strong>nächst Grundlagen wie die Nut<strong>zu</strong>ng<br />
von ArcGIS vermittelt und anschließend die in IMPETUS verwendeten Modelle einem breiten<br />
Interessentenkreis vorgestellt.
Methodik IMPETUS<br />
In einem weiteren Schritt werden innerhalb der Problemkomplexe die Modelle bzw. DSS und<br />
deren Handhabung genauer erläutert und ihre Anwendbarkeit bzw. Modifikationsbedarf mit den<br />
marokkanischen Partnern diskutiert. Dafür ist geplant, verstärkt marokkanische „Counterparts“<br />
und „Stakeholder“ in die DSS- und Modellentwicklung auch in Deutschland ein<strong>zu</strong>binden. Bisher<br />
wurden da<strong>zu</strong> bereits Forschungsaufenthalte von Kooperationspartnern in <strong>Köln</strong> und Bonn genutzt<br />
(wie z.B. Abdellaoui, 2005; El Moudden, 2005). Diese sollen in der dritten Phase noch verstärkt<br />
werden. Darüber hinaus wird die Zusammenarbeit mit marokkanischen Nachwuchswissenschaftlern<br />
intensiviert. Die Ausbildung von Doktoranden und Diplomanden in der Handhabung der<br />
Werkzeuge ist eine wichtige Vorausset<strong>zu</strong>ng für den erfolgreichen Wissenstransfer und eine gute<br />
Möglichkeit, die Anwendung der DSS in den Fachbehörden und <strong>Universität</strong>en sicher <strong>zu</strong> stellen.<br />
Auf der Ebene der Regionalbehörden werden Entscheidungsträger für das Anwendungspotenzial<br />
von „Decision Support Systemen“ und szenarienbasierter räumlicher Ressourcenplanung<br />
sensibilisiert. In Seminaren sollen die Szenarien, Untersuchungsergebnisse und Tools den politischen<br />
Entscheidungsträgern auf regionaler und kommunaler Ebene vorgestellt und mit ihnen diskutiert<br />
werden. Hierbei eigenen sich z.B. die Ergebnisse der fachlich an bestimmten Ressourcen<br />
orientierten Problemkomplexe <strong>zu</strong>r Vorstellung bei den politischen Entscheidungsträgern der entsprechenden<br />
Fachbehörden (z.B. PK Ma-H.1 beim „Service Hydraulique“ (SH), „Direction<br />
Régionale de l'Hydraulique“ (DRH) und ORMVAO) und die Produkte räumlich integrativer<br />
Problemkomplexe (z.B. PK Ma-L.1) <strong>zu</strong>r Präsentation vor regionalen und lokalen Mandatsträgern.<br />
Weiterhin ist begleitende Zuarbeit bei laufenden Planungsvorhaben vorgesehen, um die<br />
Nut<strong>zu</strong>ng der IMPETUS-Forschungsergebnisse <strong>zu</strong> initiieren. Vorrausset<strong>zu</strong>ng hierfür ist die Orientierung<br />
der <strong>zu</strong> analysierenden Interventionsszenarien an konkreten Entscheidungserfordernissen<br />
sowie die intensive Einbindung von marokkanischen Wissenschaftlern bei der Analyse.<br />
Auf lokaler Ebene sollte „Capacity Building“ bei zwei Zielgruppen gleichermaßen ansetzen,<br />
um erfolgreich die von IMPETUS entworfenen Handlungsempfehlungen umsetzen <strong>zu</strong> können.<br />
Exemplarisch soll dieses Konzept mit den marokkanischen Counterparts in den Pilotgemeinden<br />
umgesetzt werden. Es umfasst folgende Komponenten:<br />
1. Die Ausbildung von Moderatoren für Ressourcenplanungsprozesse, die als Multiplikatoren<br />
und Mittler bei Planungsprozessen eingesetzt werden. Die Schulungen erfolgen in<br />
Zusammenarbeit mit GTZ, KfW, und lokal tätigen NGOs. Ein von der GTZ finanziertes<br />
Projekt <strong>zu</strong>r lokalen Ressourcenplanung (GTZ-PAN) hat im Souss bereits Erfahrungen<br />
mit der Moderatorenausbildung gesammelt, auf die hierbei aufgebaut werden kann. Von<br />
IMPETUS-Seite soll den Moderatoren vor allem vermittelt werden, wie die Nut<strong>zu</strong>ng von<br />
natürlichen Ressourcen mit Hilfe der von IMPETUS entwickelten Werkzeuge durch gezielte<br />
raumbezogene Nut<strong>zu</strong>ngsplanung auf kommunaler und dörflicher Ebene optimiert<br />
werden kann. Zielgruppe dieser Maßnahmen sind mehr zweisprachige Schulabsolventen<br />
67
68<br />
IMPETUS Methodik<br />
aus der Region, die die ländliche Realität hinreichend kennen, um den interkulturellen<br />
und interdisziplinären Transfer von Fachinformationen <strong>zu</strong> dörflichen Planungsprozessen<br />
<strong>zu</strong> bewerkstelligen.<br />
2. Auf lokaler Ebene sollen kommunalpolitische Akteure in den Pilotgemeinden, sowohl<br />
aus den Gemeinderäten, wie aus lokal tätigen Assoziationen, Unternehmen oder NGOs<br />
angesprochen werden. Sie sollen insbesondere über die aus der „Charte Communale“<br />
hervorgehenden kommunalen Kompetenzen im Bereich der Ressourcenplanung informiert<br />
und im Handling der Planungsschritte und –instrumente geschult werden. Hier<strong>zu</strong><br />
gibt es bereits Konzepte der GTZ aus dem Souss, auf die aufgebaut werden kann und die<br />
IMPETUS mit ressourcenfachlichem „Know-how“ und <strong>zu</strong>sätzlichen Informationsebenen<br />
erweitern will.<br />
Für die "Vor-Ort-Betreuung" der Messnetze (Klimastationen, Dauerbeobachtungsflächen, Pegel<br />
etc.) sollen „Paratechnicians“ ausgebildet werden, um nach der Übergabe der Messnetze an<br />
marokkanische Partnerinstitutionen eine kostengünstige kontinuierliche örtliche Betreuung und<br />
damit langfristige Nachhaltigkeit der aufgebauten Forschungsinfrastruktur <strong>zu</strong> gewährleisten. Die<br />
Ausbildung soll hier (unter Einbeziehung von Fachleuten der Partnerinstitutionen) in kleinen<br />
technischen Workshops an zentral gelegenen IMPETUS-Testsites stattfinden, wo vor Ort Handhabung<br />
und Probleme der Installationen geschult, Auslesetechniken und einfachere Reparaturen<br />
geübt sowie Datenprotokollierung und –sicherung geschult werden können. So soll beispielsweise<br />
das Vegetationsmessnetz an das „Institut Agronomique et Vétérinaire“ weitergegeben und von<br />
diesem fortgeführt werden, evtl. unter fachlicher Begleitung durch die marokkanische Roselt<br />
Koordination oder anderer afrikanischer Monitoringnetzwerke.<br />
Die angestrebten Partnerschaften werden in Tabelle II.4.3 verdeutlicht:
Methodik IMPETUS<br />
Tab. II.4.3: Die Problemkomplexe in Marokko und ihre angestrebten Partnerschaften für das „Capacity Building“<br />
PARTNER /<br />
INSTITUTION<br />
Regionalregierung<br />
Fachbehörden auf<br />
nationaler und regionaler<br />
Ebene<br />
PK<br />
Ma-<br />
E.1<br />
Ma-<br />
E.2<br />
Ma-<br />
E.3<br />
Ma-<br />
H.1<br />
Regionalregierung Ouarzazate / Zagora<br />
x x x x<br />
Ministère des Eaux et Forêts x x x x x<br />
Ministère d'Agriculture x<br />
Office Régional de Mise en Valeur<br />
Agricole de Ouarzazate (ORMAVAO) x x x x x x x<br />
ORMAVAO, Service Elevage x x x<br />
Ministère de l''Éducation x<br />
Ministère de la Santé x<br />
Ministère de l'Aménagement du térritoire<br />
de l'Eau et de l'environment,<br />
Secréteriat d'Etat Chargé de l'Eau x<br />
Haut Commissariat du Plan, Direction<br />
de la Statistique x<br />
Direction de la Météorologie Nationale x x x<br />
Wasserbehörden Office National d'eau Potable (ONEP) x x x x x<br />
Fachbehörden auf<br />
provinzialer Ebene<br />
Direction Régionale de l'Hydraulique<br />
de Souss Massa et Drâa (DRH)<br />
Délegation Ouarzazate/Zagora du<br />
x x x x x x<br />
Tourisme<br />
Délegation Ouarzazate/Zagora de<br />
x<br />
l''Éducation x<br />
Délegation Ouarzazate/Zagora de la<br />
Santé x<br />
Wasserbehörden Service Hydraulique (SH) x x x x x<br />
Forschungseinrichtungen<br />
und<br />
<strong>Universität</strong> Rabat x x x x x x<br />
<strong>Universität</strong> Agadir x x x x x x<br />
<strong>Universität</strong> Cadi Ayadd x<br />
<strong>Universität</strong>en Uni Oudja (Centre d'Études sur les<br />
Mouvements Migratoires) x<br />
Centres de Mise en Valeur Agricole x x<br />
Association des Femmes pour le<br />
développement et la solidarité<br />
Lokale Behörden,<br />
Mandatsträger und<br />
Akteure der Zivilgesellschaft,<br />
örtliche<br />
NGO's<br />
Partnerinstitutionen<br />
mit denen IMPETUS<br />
beim<br />
„Capacity Building“<br />
intensiv <strong>zu</strong>sammenarbeitet<br />
(AFDES) Bni Zoli x<br />
Associations d'Utilisation d'Eeau<br />
Agricole (AUEA) x x<br />
Associations de développement, z.B.<br />
ADEDRAA x x x x<br />
Organisationsbüro der staatlichen<br />
lokalen Büros <strong>zu</strong>r Frauenförderung (el<br />
Nadi) Zagora x<br />
Lokale Mandatsträger<br />
GTZ-Plan d'action Nationale de la lutte<br />
x x x<br />
contre la désertification (PAN)<br />
PNUD-CBTHA: Conservation de la<br />
biodiversité par la transhumance dans<br />
x x x<br />
le versant Sud du Haut Atlas x x<br />
Hellen Keller International, Agdz<br />
Réseau d'Observatoires de Surveillance<br />
Ecologique à Long Terme<br />
x<br />
(ROSELT-OSS) x x x<br />
Abschließend ist <strong>zu</strong> betonen, dass IMPETUS seine bisherige Kompetenz im „Capacity Building“<br />
in der dritten Phase entsprechend der in diesem Abschnitt genannten Aspekte ausbauen und fortentwickeln<br />
wird. Eine erfolgreiche Implementierung von „Capacity Building“-Maßnahmen sind<br />
als Schlüssel für den Gesamterfolg des Projektes <strong>zu</strong> sehen.<br />
Ma-<br />
H.2<br />
Ma-<br />
H.3<br />
Ma-<br />
H.4<br />
Ma-<br />
H.5<br />
Ma-<br />
L1<br />
Ma-<br />
L.2<br />
Ma-<br />
L.3<br />
Ma-<br />
G.1<br />
69<br />
Ma-<br />
G.2
Decision Support Systeme IMPETUS<br />
III Decision Support Systeme<br />
Nach der Erfassung und Diagnose der wesentlichen Aspekte des Wasserhaushalts und des Verhaltens<br />
der Menschen stand in der zweiten Phase die Abschät<strong>zu</strong>ng der <strong>zu</strong>künftigen Entwicklung<br />
im Vordergrund. Hierfür wurden Szenarien definiert, die als Basis für die Entwicklung verschiedener<br />
Handlungsoptionen dienen. In der 3. Phase steht die Integration der bislang entwickelten<br />
bzw. angepassten Modelle und der erhobenen Daten in „Decision Support Systeme“ (DSS) im<br />
Mittelpunkt. Grundsätzlich ist es nicht möglich, alle Fragestellungen bzw. Handlungsoptionen<br />
mit einem einzigen DSS <strong>zu</strong> analysieren. Deshalb wird eine DSS-Toolbox entwickelt, mit der<br />
problemspezifisch verschiedene Modelle in ein DSS integriert werden können, um damit Analysen<br />
durch<strong>zu</strong>führen. Die Bewertung der verschiedenen Handlungsoptionen müssen vom Anwender<br />
vorgenommen werden, indem er die mit Modellen berechneten Responseindikatoren gewichtet<br />
und somit eine für seine Fragestellung und seinen Bewertungsmaßstab angemessene Entscheidung<br />
treffen kann.<br />
Definitionen und Grundlagen<br />
„Decision Support Systeme“ (DSS), die im deutschsprachigen Raum auch als Entscheidungsunterstüt<strong>zu</strong>ngssysteme<br />
bezeichnet werden, wenden sich an Entscheidungsträger, um diese mit den<br />
benötigten Informationen und Werkzeugen bei der konkreten Lösung von Problemen <strong>zu</strong> helfen.<br />
Im Wesentlichen unterscheidet man hierbei „Daten-orientierte DSS“, die sich mit der Darstellung<br />
und der Analyse von Daten befassen, und „Modell-orientierte DSS“, die für die Entscheidungsfindung<br />
Modelle einsetzen, deren Ergebnisse evaluieren und daher eine Optimierung verschiedener<br />
Managementstrategien ermöglichen. Im Folgenden wird nur auf die Modellorientierten<br />
DSS eingegangen.<br />
Auch wenn es keine einheitliche Definition von DSS gibt (Singh, 2004), ist ein DSS im Wesentlichen<br />
wie folgt charakterisiert: „Ein DSS ist ein computergestütztes System, das Entscheidungsträgern<br />
hilft, halbstrukturierte Probleme <strong>zu</strong> lösen, indem es ihnen den Zugang und die Nut<strong>zu</strong>ng<br />
von Daten und analytischen Modellen erlaubt“ (El-Najdawi und Stylianou, 1993). Bereits<br />
in dieser relativ alten Definition werden einige wesentliche Aspekte klar. Zunächst wird deutlich,<br />
dass das Problem oft nicht sauber bzw. nur un<strong>zu</strong>reichend definiert ist und es somit keine<br />
einfachen Lösungen gibt. Komplexe Lösungen sind in der Regel interdisziplinäre Lösungen und<br />
DSS haben daher die Aufgabe, verschiedene Lösungsansätze, Konzepte und Methoden bereit<strong>zu</strong>stellen.<br />
Der Zugang <strong>zu</strong> Daten ist ein zweiter Aspekt in der obigen Definition. Ein DSS muss daher auch<br />
immer die Darstellung, Interpretation und Bewertung ausgewählter Datensätze enthalten. Da für<br />
71
72<br />
IMPETUS Decision Support Systeme<br />
ein Flussein<strong>zu</strong>gsgebietsmanagement räumlich verteilte Daten vorliegen, müssen GIS-<br />
Funktionalitäten implementiert werden, die es dem Benutzer ermöglichen, räumlich differenzier-<br />
te Entscheidungen <strong>zu</strong> fällen. Diese Systeme werden oft als „spatial-DSS“ bezeichnet (Manoli et<br />
al., 2001).<br />
Weiterhin wird von den Autoren auf den Einsatz von Simulationsmodellen hingewiesen. Es ist<br />
klar, dass komplexe Entscheidungen nicht allein über monodisziplinäre und somit sektorale Modellansätze<br />
gefällt werden können. DSS müssen somit die Möglichkeit bieten, verschiedene Modellsysteme<br />
in eine Analyse ein<strong>zu</strong>beziehen, die Modellergebnisse dar<strong>zu</strong>stellen, <strong>zu</strong> bewerten und<br />
<strong>zu</strong>sammen mit anderen Informationen Managementstrategien entwickeln <strong>zu</strong> können. Hinsichtlich<br />
der Modellkonzepte muss eine gewisse Freiheit möglich sein, d.h. numerische Modelle müssen<br />
ebenso verwendet werden können wie statistische Modelle und Expertenmodelle (regelbasierte<br />
Modelle).<br />
Wesentlich für den Erfolg eines DSS ist, dass die potenziellen Anwender und ihre Kenntnisse<br />
sowie Bedürfnisse berücksichtigt werden. Dieses ist bei einzelnen Auftraggebern und konkreten<br />
Projekten relativ einfach <strong>zu</strong> realisieren. Im IMPETUS-Projekt gibt es jedoch eine Vielzahl von<br />
einzelnen Projekten (hier Problemkomplexe genannt), die sich mit einer großen Zahl von potenziellen<br />
Entscheidungsträgern auf verschiedenen Ebenen auseinander setzen. Oft sind Entscheidungsträger<br />
Spezialisten, die wenig Erfahrung im Umgang mit Computertechnologie und Softwareprodukten<br />
besitzen. Andererseits muss ein DSS aber auch für Anwender nutzbar sein, die<br />
sich detailliert mit Computermodellen und GIS auskennen und in der Lage sind, mehr Details bei<br />
der Entscheidungsfindung ein<strong>zu</strong>beziehen. Neben der Anwendung in den beiden betrachteten<br />
Ländern Benin und Marokko stellt ein DSS aber auch ein Werkzeug <strong>zu</strong>r projektinternen Kommunikation,<br />
Organisation und Systementwicklung dar. Diese skizzierten Aufgaben erfordern eine<br />
flexible Struktur des DSS, auf die im Folgenden eingegangen wird.<br />
Ein DSS sollte dem DPSIR („Driver-Pressure-State-Impact-Response“)-Ansatz folgen, um Ursachen,<br />
Handlungen und Auswirkungen in einem System betrachten <strong>zu</strong> können. In Anlehnung an<br />
Giupponi et al. (2004) und Ruhr-<strong>Universität</strong> Bochum (2002) gelten folgende Definitionen (siehe<br />
auch EEA, 2001) (siehe Abb. III-1):<br />
Driving forces antreibende Kräfte<br />
Pressures die Variablen, die direkt Umweltprobleme verursachen<br />
State der aktuelle Zustand der Umwelt<br />
Impact Auswirkung der Umweltveränderung bezogen auf den Zustand<br />
Response Entscheidungsoption = Ansatz <strong>zu</strong>r Lösung der durch die Umweltveränderung<br />
verursachten Probleme
Decision Support Systeme IMPETUS<br />
Dieser Ansatz entspricht der IMPETUS-Vorgehensweise bei der Entwicklung und Quantifizierung<br />
der Szenarien (siehe Kap. II.2). Die driving forces und die daraus resultierenden pressures<br />
werden aus der Analyse der Szenarien und insbesondere der Interventionsszenarien gewählt.<br />
Mittels der Modelle werden daraus der Zustand („state“) der Umwelt und insbesondere die<br />
Auswirkungen auf das ökologische, ökonomische und das soziale System („impact“) berechnet.<br />
Eine Bewertung verschiedener Handlungsoptionen („responses“) wird über Responseindikatoren<br />
möglich, die das Systemverhalten integriert darstellen.<br />
Abb. III-1: DPSIR-Ansatz <strong>zu</strong>r Analyse und Bewertung von Ursache-Wirkungsketten<br />
Die generelle Struktur eines DSS ist in Abb. III-2 dargestellt. Die „data base“ besteht im Wesent-lichen<br />
aus räumlichen Daten („layers, coverages, grids“) und Datenbanken. Die räumlichen<br />
Daten müssen in den üblichen GIS Formaten vorliegen bzw. dahin konvertiert werden können.<br />
Aufgrund der großen Verbreitung sind dies insbesondere Formate, die von den Arc-Produkten<br />
der Firma ESRI genutzt werden, da die Formate anderer Firmen, wie z.B. die Formate des in Benin<br />
oft verwendeten MapInfo, problemlos in diese <strong>zu</strong> konvertieren sind. Bei der Datenhaltung<br />
sollte auf die üblichen Konzepte der relationalen Datenbanken <strong>zu</strong>rückgegriffen werden, da diese<br />
die größte Verbreitung haben. Obwohl SQL-basierte Datenbanken viele Vorteile besitzen, müssen<br />
einfache Dateistrukturen wie z.B. DBase-Dateiformate verwendet werden können, da sie<br />
auch von vielen anderen, international üblichen Programmen wie z.B. Excel genutzt werden.<br />
Abb. III-2: Grundlegende Funktionalitäten eines DSS (Hahn et al., 2001)<br />
73
74<br />
IMPETUS Decision Support Systeme<br />
Das <strong>zu</strong> erstellende DSS muss einige grundlegende GIS-Funktionen enthalten, kann jedoch kein<br />
vollständiger Ersatz für ein kommerzielles GIS sein. Wesentlich ist, dass die für die Entschei-<br />
dungsfindung notwendigen GIS-Operationen integriert und über die Schnittstellen <strong>zu</strong> anderen<br />
GIS Daten importiert und exportiert werden können.<br />
Die „model base“ besteht aus einer Vielzahl von einzelnen Modellen, die unterschiedlich komplex<br />
sein und auf unterschiedlichen Modellkonzepten basieren können. Die grundlegenden Konzepte<br />
<strong>zu</strong>r Integration von Modellen in ein DSS wurden von Hahn et al. (2001) ausführlich diskutiert<br />
und in Abb. III-3 dargestellt.<br />
Abb. III-3: Möglichkeiten <strong>zu</strong>r Integration von Modellen in DSS (Hahn et al., 2001).<br />
Lose gekoppelte Modelle (loosely coupled models)<br />
Diese Form der Integration von Simulationsmodellen hat eine Vielzahl von Vor- und Nachteilen.<br />
Der wesentliche Vorteil ist, dass die Modelle in ihrer ursprünglichen Programmierung erhalten<br />
bleiben. Dieses macht eine Ad-hoc-Integration von Modellen möglich und bietet eine hohe Flexibilität<br />
für die Weiterentwicklung sowohl der einzelnen Modelle als auch des gesamten Sys-
Decision Support Systeme IMPETUS<br />
tems. Diese Form der Kopplung von Modellen an z.B. GIS ist bereits seit vielen Jahren weit verbreitet<br />
und schnell <strong>zu</strong> realisieren. Durch die verteilte Architektur sind die Modellentwickler bzw.<br />
Modellanwender in der Lage, das System <strong>zu</strong> pflegen und aktuell <strong>zu</strong> halten. Wenn die technischen<br />
Vorausset<strong>zu</strong>ngen es erlauben, können Modellrechnungen bei diesem Typ der Modellintegration<br />
auch auf verteilten Systemen, eventuell sogar über das Internet, betrieben werden. Dieser<br />
Ansatz kann immer dann gewählt werden, wenn die Rückkopplung zwischen den verschiedenen<br />
Modellen vernachlässigt werden kann und es somit nicht notwendig ist, dass z.B. täglich berechnete<br />
Informationen ausgetauscht werden. Wenn dieses gegeben ist, dann ist diese Form der Modellintegration<br />
die schnellste, flexibelste und preiswerteste Möglichkeit. Die Benutzerfreundlichkeit<br />
des Gesamtsystems ist hierbei im Wesentlichen von der Qualität des Benutzerinterface<br />
abhängig. Ein Beispiel für diese Art der Modellkopplung an ein GIS ist bei Lücke et al. (1995),<br />
eine weitergehende Diskussion der Kopplung von Modellen an GIS ist bei Stuart und Stock<br />
(1993) <strong>zu</strong> finden.<br />
Integration in ein Modellsystem (coupled models in a single system)<br />
Wenn die Rückkopplung zwischen einzelnen Modellkomponenten nicht vernachlässigbar ist, ist<br />
eine lose Modellkopplung ungeeignet. In diesem Fall sind die einzelnen Modellkomponenten<br />
über Schnittstellen so in das System <strong>zu</strong> integrieren, dass der Datenaustausch in gewählten Zeitschritten<br />
(z.B. täglich) erfolgt. Eine sehr frühe Realisation dieses Ansatzes stellt das „Modulare<br />
Modeling System“ (MMS) dar, das als eine Art Modellbaukasten angesehen werden kann (Leavesly<br />
et al., 1993). Im Projekt GLOWA-Danube wird ein ähnlicher Ansatz verfolgt, in dem mit<br />
der „unified modelling language“ (UML) einzelne Modellkomponenten <strong>zu</strong> einem Gesamtmodell<br />
verknüpft werden (Ludwig et al., 2003). Ein Modellgenerator für die Entwicklung von DSS ist<br />
das Produkt GEONAMICA der Firma RIKS, NL, welches als DSS-Baukasten entwickelt wurde<br />
(Oxley et al., 2004). Es bietet Basis-GIS-Funktionalitäten sowie den Zugang <strong>zu</strong> Datenbanken<br />
und Modellen. Nachteil dieser Modellkopplung ist jedoch der hohe Programmieraufwand; jedes<br />
Modell bzw. Teilmodell muss <strong>zu</strong>mindest hinsichtlich der Schnittstellen neu programmiert werden.<br />
Weiterhin ist die Pflege solch eines Systems nicht einfach, da die Integration in ein DSS nur<br />
von Computer-Fachleuten realisiert werden kann.<br />
Neuprogrammierung eines Modellsystems („reformulation of existing models into 1 system<br />
model“)<br />
Eine weitergehende Integration von Modellen stellt die Neuprogrammierung dar. Der Vorteil<br />
besteht in der Leistung, denn verteilte Systeme sind üblicherweise problematisch hinsichtlich des<br />
Zeitbedarfs für den Austausch der Informationen. Diese Vorgehensweise wird immer dann verwendet,<br />
wenn eine Disziplin ein Modell entwickelt (z.B. ein Wasserhaushaltsmodell bestehend<br />
75
76<br />
IMPETUS Decision Support Systeme<br />
aus Bodenhydrologie + Grundwasser + Evapotranspiration + Schnee). Bei interdisziplinären und<br />
integrativen Ansätzen ist diese Art der Modellkopplung allerdings aufwändig <strong>zu</strong> realisieren. Aus<br />
Sicht eines potenziellen Benutzers ist dieses Konzept eine sehr gute Lösung, bietet aber kaum<br />
Flexibilität für dezentrale Weiter- bzw. Neuentwicklungen. Daher wird es selten eingesetzt.<br />
Modellsystem mit Zugang <strong>zu</strong> komplexen Modellen („system models with access to detailed<br />
sub-models“)<br />
Oft werden für die Bewertung verschiedener Entscheidungsmöglichkeiten komplexe und aufwändige<br />
Simulationen benötigt. Wenn der Rechenzeitbedarf Stunden, Tage oder sogar Wochen<br />
umfasst, dann können solche Modelle nicht in DSS integriert werden. Vielmehr muss auf vorproduzierte<br />
Ergebnisse <strong>zu</strong>rückgegriffen werden (z.B. können berechnete Szenarien in „lookup<br />
tables“ gespeichert werden), die hinsichtlich einzelner Fragestellungen bewertet werden. Die<br />
größte Flexibilität ist gegeben, wenn der Anwender <strong>zu</strong>sätzlich <strong>zu</strong> den vorproduzierten Ergebnissen<br />
auch auf die dahinter stehenden Modelle <strong>zu</strong>greifen und sich für nicht vorausbedachte Situationen<br />
neue „lookup tables“ generieren kann. Dieses bietet die größte Flexibilität bzgl. des Einsatzes<br />
eines DSS, erfordert aber den mit Abstand größten Programmieraufwand für die Realisation.<br />
Die für die Analysen benötigte „tool base“ umfasst verschiedene Aspekte. Als Basistools müssen<br />
Ein- und Ausgabetools, Konvertierungstools und die Basis-GIS-Funktionalitäten (Verschneidung,<br />
Klassifikation etc.) vorhanden sein. Daneben sind Bewertungstools bereit<strong>zu</strong>stellen.<br />
Diese umfassen die Gruppierung, räumliche und zeitliche Aggregierung von Daten sowie deren<br />
Bewertung. Als ein Beispiel für ein DSS, welches für die Bewertung und die Abwägung verschiedener<br />
Handlungsoptionen besonders geeignet erscheint, sei auf MULINO (Giupponi et al.,<br />
2004) hingewiesen. Hier werden der <strong>zu</strong>vor genannte DPSIR-Ansatz genutzt, um verschiedene<br />
Handlungsoptionen gegeneinander ab<strong>zu</strong>wägen und <strong>zu</strong> bewerten. Die Responseindikatoren verschiedener<br />
Handlungsoptionen werden in einer Analysenmatrix <strong>zu</strong>sammengefasst. Eine Abwägung<br />
und Bewertung ist nur möglich, wenn die Responseindikatoren gewichtet werden. Diese<br />
Gewichtung ist von fundamentaler Bedeutung, denn sie spiegelt die verschiedenen Interessen der<br />
beteiligten Entscheidungsträger wider. Sie kann daher sinnvoll nur von den Anwendern selbst<br />
erstellt werden. Mittels einer Multikriterienanalyse („multi-criteria analysis“) kann dann eine<br />
Handlungsoption identifiziert werden, die auf die größte Akzeptanz bei allen beteiligten Entscheidungsträgern<br />
stößt.
Decision Support Systeme IMPETUS<br />
Gewähltes Konzept<br />
Hinsichtlich der Anwendung eines DSS in den Untersuchungsgebieten Marokko und Benin und<br />
unter Berücksichtigung der gesamten IMPETUS-Philosophie sind folgende Anforderungen an<br />
ein DSS <strong>zu</strong> stellen:<br />
Flexibilität hinsichtlich der ein<strong>zu</strong>setzenden Modelle<br />
Entsprechend der IMPETUS-Philosophie (siehe Erstantrag 1999 und Folgeantrag 2002) wurde<br />
weitgehend auf die Entwicklung neuer Modelle verzichtet. Vielmehr wurden bestehende Modelle<br />
genutzt und deren Anwendbarkeit analysiert. Nur bei Bedarf wurden Modellanpassungen vorgenommen,<br />
weitgehend wurden Modelle nur für die Situation in den Ländern parametrisiert. Für<br />
eine Vielzahl von Modellen sind daher die für eine enge Modellkopplung benötigten programmtechnischen<br />
Vorausset<strong>zu</strong>ngen nicht erfüllt. Weiterhin wurden die einzelnen in IMPETUS eingesetzten<br />
Modelle so gewählt, dass die Rückkopplung zwischen den verschiedenen Modellen klein<br />
ist und daher für praktische Fragestellungen vernachlässigt werden kann. Aus diesem Grund ist<br />
die <strong>zu</strong>vor dargestellte lose Kopplung der Modelle ausreichend. Da neben den numerischen Modellen<br />
auch Expertenmodelle („rule based models“) für viele Fragestellungen unverzichtbar<br />
sind, müssen somit auch verschiedene Modelltypen integrierbar sein.<br />
Flexibilität bei der Entwicklung verschiedener DSS-Ausprägungen<br />
Aufgrund der großen Vielfalt von <strong>zu</strong> beschreibenden und <strong>zu</strong> analysierenden Aufgaben ist die<br />
Entwicklung eines einzigen DSS nicht möglich. Vielmehr müssen verschiedene DSS entwickelt<br />
werden, die auf die Fragestellungen und Bedürfnisse der Entscheidungsträger <strong>zu</strong>geschnitten sind<br />
(Auflistung siehe unten). Dieses bedeutet, dass eine DSS-Toolbox benötigt wird, die die Grundlagen<br />
für die Entwicklung einzelner DSS darstellt.<br />
Einsetzbarkeit in den Partnerländern<br />
Auch wenn sich die Situation in den Ländern Benin und Marokko laufend verbessert, bestehen<br />
einige grundlegende Unterschiede <strong>zu</strong> einer DSS Entwicklung für eine Institution beispielsweise<br />
in Deutschland. Zunächst kann nicht davon ausgegangen werden, dass die teilweise sehr teuren<br />
GIS-Produkte (z.B. ArcGIS) verfügbar sind. Außerdem sind diese Produkte oft <strong>zu</strong> komplex, als<br />
dass man sie innerhalb kurzer Zeit erlernen kann. Es ist daher ein DSS <strong>zu</strong> entwickeln, dass die<br />
Schnittstellen <strong>zu</strong> Standardprodukten beinhaltet, aber, entsprechend der Qualifikation der Nutzer,<br />
unterschiedliche Ausbaustufen besitzen kann. Während ein Entscheidungsträger ohne detaillierte<br />
Modellkenntnis vielleicht nur einzelne Aspekte z.B. des Dünge- oder Bewässerungsmanage-<br />
77
78<br />
IMPETUS Decision Support Systeme<br />
ments analysieren will, sind Modellierer durchaus in der Lage, weitergehende Analysen durch-<br />
<strong>zu</strong>führen. Für beide Anwendergruppen muss ein DSS prinzipiell geeignet sein.<br />
Wartung des Systems<br />
Ein wesentlicher Aspekt bei der Entwicklung eines DSS innerhalb eines Forschungsprojektes ist<br />
die Wartung des Gesamtsystems. Wenn das DSS am Ende der Projektlaufzeit in den Ländern<br />
eingesetzt wird, muss es für die Entscheidungsträger möglich sein, das System weiter<strong>zu</strong>entwickeln<br />
bzw. neuere Entwicklungen z.B. bei den Modellen nutzen <strong>zu</strong> können. Bei einer losen<br />
Kopplung der Modelle ist die Schnittstelle einfach, klar definiert und bei Modellerweiterungen<br />
bzw. Modellverbesserungen schnell an<strong>zu</strong>passen.<br />
Bei einer Analyse der auf dem Markt befindlichen DSS für ein integriertes Ein<strong>zu</strong>gsgebietsmanagement<br />
wurde deutlich, dass kein System allen Anforderungen entspricht. Entweder sind<br />
sie hinsichtlich der GIS-Funktionalitäten, der Modelleinbindung oder der Analysetools nicht in<br />
allen Aspekten für die Anwendung in IMPETUS geeignet. Prinzipiell geeignete Systeme (z.B.<br />
GEONAMICA) sind nicht frei verfügbar und unterliegen weit reichenden Restriktionen bei der<br />
Anwendung und der weiteren Nut<strong>zu</strong>ng.<br />
IMPETUS verfolgt daher unter Berücksichtigung der in der Literatur dokumentieren Ansätze<br />
(Bode et al., 2002; Morley et al., 2004; ProGea, 2004; Verbeek et al., 2001) folgende Strategie<br />
bei der Entwicklung der DSS:<br />
• Entsprechend der Entwicklung der Digitalen Atlanten für Benin und Marokko werden die<br />
entstehenden DSS je nach Ansatz aus „open source“ GIS Produkten aufgebaut, die bereits<br />
jetzt international eine große Akzeptanz besitzen oder aus ArcObjects, mit denen<br />
man ebenfalls Produkte erzeugen kann, die keiner Einschränkung hinsichtlich der<br />
Verbreitung unterliegen. Die entstehenden DSS sind daher frei verfügbar und können in<br />
den Partnerländern auch nach Ende des Projektes genutzt und gewartet werden.<br />
• Die Modelle werden lose an das DSS gekoppelt, wobei verschiedene Nutzergruppen differenziert<br />
werden. Entscheidungsträger, Modellanwender und Entwickler haben jeweils<br />
unterschiedliche Möglichkeiten, Modellparameter und Modellrandbedingungen <strong>zu</strong> ändern<br />
und damit das Gesamtsystem <strong>zu</strong> betreiben.<br />
• Das DSS wird Basis-GIS-Funktionalitäten besitzen, die einfache GIS-Analysen möglich<br />
macht. Durch eine Schnittstelle <strong>zu</strong> Datenbanken ist die Analyse, Darstellung und Modifikation<br />
von Daten gegeben.
Decision Support Systeme IMPETUS<br />
• Das DSS wird die Ergebnisse automatisch aufbereiten und darstellen können. Die Simulationsergebnisse<br />
sind räumlich und zeitlich <strong>zu</strong> aggregieren und in Responseindikatoren<br />
<strong>zu</strong> überführen. Diese sind automatisiert in Reporte <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>fassen.<br />
Zu entwickelnde DSS<br />
In den Beschreibungen der einzelnen Problemkomplexe wird auf die Verwendung von DSS hingewiesen.<br />
Folgende DSS sind <strong>zu</strong> realisieren (Details siehe Kap. IV):<br />
Benin<br />
PK Be-E.2 DSS <strong>zu</strong>r Analyse von Agrarmanagementstrategien auf Ertrag und Bodendegradation<br />
PK Be-E.4 DSS <strong>zu</strong>r Analyse der Eignung von Standorten für den Bau von Kleinstauseen im<br />
lokalen Maßstab<br />
PK Be-E.7 DSS <strong>zu</strong>r Analyse der Nutzbarkeit von „Inland-Valleys“ („bas fonds“) im lokalen<br />
Maßstab<br />
PK Be-H.1 DSS <strong>zu</strong>r Analyse der Auswirkung von Strukturmaßnahmen auf die Wasserverfügbarkeit<br />
und Wasserverbrauch im regionalen Maßstab<br />
PK Be-L.1 DSS <strong>zu</strong>r Analyse der Auswirkung von Strukturmaßnahmen auf die Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung<br />
im regionalen Maßstab<br />
PK Be-L.5 DSS für ein nachhaltiges Feuermanagement<br />
Marokko<br />
PK Ma-E.2 DSS <strong>zu</strong>r Entwicklung und Bewertung von Landnut<strong>zu</strong>ngsstrategien in den Oasen<br />
PK Ma-H.1 DSS <strong>zu</strong>r Entwicklung und Bewertung von regionalen Wassermanagementstrategien<br />
aus Wasserdargebot und Wasserbedarf<br />
PK Ma-H.2 DSS <strong>zu</strong>r Entwicklung und Bewertung von lokalen Wassermanagementstrategien<br />
in Oasen unter Berücksichtigung des Versal<strong>zu</strong>ngsrisikos<br />
PK Ma-L.2 DSS <strong>zu</strong>r Analyse von Strategien <strong>zu</strong>m Weidemanagement und <strong>zu</strong>r nachhaltigen<br />
Nut<strong>zu</strong>ng der Vegetation<br />
PK Ma-L.3 DSS <strong>zu</strong>r Entwicklung und Bewertung von Strategien <strong>zu</strong>r Minderung des mit dem<br />
Globalen Wandel einhergehenden Degradationsrisikos<br />
79
80<br />
Beispiel DSS für den Problemkomplex PK Be-E.4<br />
IMPETUS Decision Support Systeme<br />
Im Folgenden soll die Vorgehensweise bei der Entwicklung eines spezifischen DSS skizziert<br />
werden:<br />
Das Ziel des PK Be-E.4 ist es, Aussagen über geeignete Standorte für Kleinstauseen <strong>zu</strong> machen<br />
und Managementsysteme für eine nachhaltige Nut<strong>zu</strong>ng der Stauseen <strong>zu</strong> entwickeln. Hierbei sind<br />
unterschiedliche Arbeitsschritte nötig, die in dem DSS in unterschiedlichen Modulen realisiert<br />
werden. Zuerst erfolgt eine Analyse der naturräumlichen Eignung. Neben der Analyse des Geländes<br />
(klassische Reliefanalyse mittels GIS-Funktionen) werden klimatologische, hydrologische<br />
und hydrogeologische Komponenten <strong>zu</strong>r Bestimmung der Dynamik der gespeicherten Wassermengen<br />
aus Zufluss aus dem Ein<strong>zu</strong>gsgebiet, Verdunstung und Versickerungsverlusten benötigt.<br />
Dies ermöglicht die Abschät<strong>zu</strong>ng der verfügbaren Wassermenge in Abhängigkeit von der<br />
Stauhöhe und der Lage der <strong>zu</strong> bewässernden Felder. Über die Berechnung des Pflanzenwachstums<br />
auf den bewässerten Flächen wird einerseits die benötigte Wassermenge and andererseits<br />
der Ertrag bestimmt. Aus den Erträgen kann die Rentabilität des Systems berechnet werden. Erfahrungen<br />
mit Kleinstauseeprojekten in der Vergangenheit zeigen klar, dass ein nachhaltiger Erfolg<br />
des Stausees nur erreicht werden kann, wenn vor dem Bau mit den unterschiedlichen Interessensgruppen<br />
ein Nut<strong>zu</strong>ngskonzept erstellt wird, das allgemein akzeptiert wird. Hierfür muss in<br />
einem strukturierten Planungsprozess, der auf einem partizipativen Ansatz beruht, ein Ausgleich<br />
der unterschiedlichen Interessensgruppen erarbeitet werden unter Berücksichtigung der traditionellen<br />
Mechanismen <strong>zu</strong>r Konsensfindung. Dadurch können mögliche Konflikte aufgrund ungleich<br />
verteilter Ressourcen etc. minimiert werden und eine nachhaltiges Nut<strong>zu</strong>ng sichergestellt<br />
werden. Dieses ist in Abb. III-4 schematisch dargestellt.<br />
Benötigt werden hierfür in dem DSS folgende Werkzeuge:<br />
• GIS-Tools <strong>zu</strong>r topographischen Analyse. Ergebnis: => geeignete Standorte für die Anlage<br />
von Kleinwasserstauseen, mögliche Wasserfläche in Abhängigkeit der gewünschten<br />
Stauhöhe, Lage der <strong>zu</strong> bewässernden Flächen<br />
• Klimadaten (Messungen (Vergangenheit) bzw. Simulationen (Szenarien)) => Verfügbare<br />
Wassermenge<br />
• hydrologisches Modell <strong>zu</strong>r Berechnung der Dynamik der hydrologischen Prozesse =><br />
Einfluss der Kleinstauseen auf Hydrograph und Grundwasserspiegel<br />
• Pflanzenwachstumsmodell => Produktionssteigerung durch Stausee<br />
• Rentabilitätsmodell => Mehrertrag durch Stausee<br />
• Modul sozio-ökonomischer Nutzen: Identifikation der Nutzer und Betroffenen, Aufstellung<br />
von nachhaltigen Landnut<strong>zu</strong>ngskonzepten und Interessensausgleich der verschiedenen<br />
Nutzergruppen in einem strukturierten partizipativen Prozess
Decision Support Systeme IMPETUS<br />
Nach der Analyse der potenziellen Nutzer werden die benötigten Daten für die einzelnen Module<br />
bestimmt und Responseindikatoren festgelegt. Nachfolgend wird ein Ablaufschema erstellt, in<br />
dem die Reihenfolge der Berechnung festgelegt wird. Während bei einer Erstanalyse alle Komponenten<br />
berechnet werden müssen, können in nachfolgenden Analysen auch einzelne Komponenten<br />
betrachtet werden. Bei der Analyse der potenziellen Nutzer des DSS wird auch festgelegt,<br />
wer welche Daten verändern darf. Während z.B. ein erfahrener Modellierer in der Lage ist, einzelne<br />
Parameter des Pflanzenwachstumsmodells <strong>zu</strong> ändern und <strong>zu</strong> bewerten, sollte ein in diesen<br />
Dingen unerfahrener Anwender z.B. nur die Pflanzenart wählen dürfen. Es wird auch festgelegt,<br />
welche Informationen in dem automatisch <strong>zu</strong> erzeugenden Report erscheinen sollen.<br />
Abb. III-4: Schematische Darstellung der Komponenten des DSS-SYMBA (Details siehe PK Be-E.4,<br />
Kap. IV)<br />
Die Analyse des Problems, die Zusammenstellung der Daten und Modelle und deren Verknüpfung<br />
wird zwar zentral in IMPETUS gesteuert und begleitet, muss aber von den Fachdisziplinen<br />
selber vorgenommen werden. In Zusammenarbeit der Fachdisziplinen mit der DSS-<br />
81
82<br />
IMPETUS Decision Support Systeme<br />
Entwicklungsgruppe wird dann festgelegt, welche Funktionalitäten das DSS besitzen muss. Die<br />
eigentliche Entwicklung des maßgeschneiderten DSS erfolgt zentral, da nicht davon ausgegan-<br />
gen werden kann, dass jeder Fachwissenschaftler die benötigten Programmierkenntnisse mit-<br />
bringt.<br />
Der Prototyp des DSS wird ausführlich getestet und nachfolgend mit ausgewählten Kooperationspartnern<br />
diskutiert. Nachdem die Anmerkungen berücksichtigt wurden, wird das DSS in<br />
Benin installiert und die Nutzer werden geschult. Dabei ist darauf <strong>zu</strong> achten, dass sowohl Anwender<br />
geschult werden, als auch Institutionen in Benin gefunden werden, die in der Lage sind,<br />
das DSS <strong>zu</strong> modifizieren und auch nach Ende von IMPETUS weiter<strong>zu</strong>entwickeln.<br />
Im Text zitierte Literatur<br />
Bode, T., Radetzki, U., Shumilov, S. and Cremers, A. B. (2002): COBIDS: A component-based framework for the integration of<br />
geo-applications in a distributed spatial data infrastructure. Annual Conference of the International Association for<br />
Mathematical Geology - Creation, Management, Distribution, Access and Exploitation of Digital Spatial Data, Berlin,<br />
Germany, September.<br />
EEA (European Environmental Agency)(2001): Sustainable use of Europe´s water. States, prospects and issues. Environment<br />
Assessment Series.<br />
El-Najdawi, M.K., und A.C. Stylianou (1993): Expert support systems: integrating AI Technologies: In Communications of the<br />
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Manoli, E. Arampatzis, G, Pissias, E. Xenos, D. und D. Assimacopoulos. Water demand and supply analysis using a spatial decision<br />
support system. Global NEST: The International Journal, Vol. 3 (3), 2001, pp. 199-209.<br />
Leavesly, G.H., Restrepo, P.J., Stannard., L.G., Frankoski, L.A und A.M. Santins (1993) The Modular Modeling System MMS.<br />
Proceedings, Second International Conference / Workshop on Integrating Geographic Information Systems and Environmental<br />
Modeling Breckenridge, September 1993.<br />
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Making in Mesoscale Catchments - the Integrative Perspective of GLOWA-Danube. Physics and Chemistry of the<br />
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Lücke, A., Günther, P., Diekkrüger, B., Pestemer, W. und O. Richter (1995): Implementation of a herbicide simulation model in<br />
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Morley, M.S., Makropoulos, C.K., Savic, D.A. und Butler, D. 2004. Decision-Support System Workbench for Sustainable Water<br />
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Oxley, T., McIntosh, B.S., Winder, N., Mulligan, M. und G. Engelen (2004): Integrated modelling and decision-support tools: a<br />
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Water Management Strategies. Deliverable 21.4. 187 S. Available at: http://environ.chemeng.ntua.gr/wsm<br />
Ruhr-<strong>Universität</strong> Bochum (2002): The WaterStrategyMan DSS – Methodology report on the quantitative analysis of water systems.<br />
Deliverable 7. 123 S. Available at: http://environ.chemeng.ntua.gr/wsm<br />
Singh, A. (2004): Towards decision support models for an ungauged catchment in India, the case of Anas catchment. Dissertation<br />
an der <strong>Universität</strong> Karlsruhe, Fak. f. Bauingenieur-, Geo- und Umweltwissenschaften.<br />
Stuart, N. und C. Stocks (1993): Hydrological modelling within GIS: an integrated approach. In: Kovar, K. und H.P. Nachtnebel<br />
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Verbeek, M., van Delden, H., Wind, H.G. und J.L. de Kok (2001): Machbarkeitsstudie <strong>zu</strong>m Aufbau eines Decision System Systems<br />
(DSS). Projektgruppe Elbe-Ökologie. BfG Mitteilungen 8. Report 1: Problem definition phase, 66 S.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
IV Darstellung der Problemkomplexe<br />
IMPETUS ist ein anwendungsbezogenes Forschungsprojekt. In den ersten beiden jeweils dreijährigen<br />
Phasen des Vorhabens standen die Bestimmung des Ist-Zustandes und die Entwicklung<br />
von potenziellen Zukunftsszenarien im Vordergrund. Es hat sich dabei als sinnvoll erwiesen, die<br />
vielfältigen Probleme <strong>zu</strong>m Thema Wasser in den Untersuchungsregionen mit Hilfe so genannter<br />
„Problemkomplexe“ <strong>zu</strong> charakterisieren und <strong>zu</strong> strukturieren. Jeder Problemkomplex setzt sich<br />
dabei aus einzelnen Themenkomplexen (Prozesse) <strong>zu</strong>sammen, in denen sich die disziplinären Ansätze<br />
widerspiegeln. Die Lösungen von Problemkomplexen können deshalb nur multidisziplinär<br />
erfolgen. Der methodische Ansatz hier<strong>zu</strong> ist detailliert in Kapitel II.3 beschrieben. Die Problemkomplexe<br />
sind so angelegt, dass am Ende ihrer Bearbeitung unterschiedliche Lösungen in Form<br />
von Handlungsoptionen stehen, die Grundlagen für die Bereitstellung von „Decision Support<br />
Systems“ (DSS) im Laufe der dritten Phase beschrieben. Die Vorgehensweise hier<strong>zu</strong> ist in Kapitel<br />
III näher erläutert.<br />
In der zweiten Phase wurden auf Basis der in IMPETUS vorhandenen Fachkompetenz und der<br />
inzwischen langjährigen Erfahrung in den betreffenden Ländern für Benin 20 solcher Problemkomplexe<br />
und für Marokko 13 definiert. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurden diese in die<br />
folgenden vier „Themenbereiche“ gruppiert:<br />
• Ernährungssicherung (in Benin) bzw. Existenzsicherung (in Marokko)<br />
• Hydrologie (Wasserdargebot, Wasserverbrauch, Wasserqualität)<br />
• Landnut<strong>zu</strong>ng<br />
• Gesellschaft und Gesundheit (in Benin) bzw. Gesellschaft (in Marokko)<br />
Kernstück der dritten Phase ist zweifelsfrei die Bearbeitung der Problemkomplexe in dem im<br />
Folgenden ausführlich dargestellten Sinne. Wir weisen darauf hin, dass aus Gründen der Praktikabilität<br />
jedoch die in den ersten beiden Phasen bewährte Struktur der Teilprojekte weiterhin<br />
erhalten bleibt. Die Teilprojekte dienen dabei gewissermaßen als reale Kompetenzknoten für<br />
verwandte Disziplinen und deren Mitarbeiter innerhalb eines virtuellen Netzwerkes. Während im<br />
vorliegenden Kapitel IV eine umfangreiche Charakterisierung der Problemkomplexe nach einheitlichen<br />
Kriterien erfolgt, werden die <strong>zu</strong>r Durchführung notwendigen Schritte – wie „Stand<br />
der Wissenschaft“, detaillierte Arbeits- und Zeitpläne sowie Stellenbegründungen für Mitarbeiter<br />
– in den Teilprojekten (Kapitel V) dargestellt. Dabei wird auch auf die Beteiligung der jeweiligen<br />
Teilprojekte an unterschiedlichen Problemkomplexen hingewiesen.<br />
83
84<br />
IV.1 Benin und seine Themenbereiche<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Inhaltsverzeichnis Kapitel IV<br />
IV.1.1 Ernährungssicherung<br />
PK Be-E.1 Landnut<strong>zu</strong>ng und Versorgungssicherung bei Ressourcenknappheit<br />
und Niederschlagsvariabilität in Benin<br />
PK Be-E.2 Auswirkungen von Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen, Klimaveränderungen<br />
und Pflanzenmanagement auf Bodendegradation und Ernteertrag<br />
im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
PK Be-E.3 Saisonale und langfristige Niederschlagsvorhersage in Benin und<br />
Einsatzmöglichkeiten in der Landwirtschaft<br />
PK Be-E.4 Ausweisung von geeigneten Standorten und nachhaltiges Management<br />
von Kleinstauseen für die Landwirtschaft<br />
PK Be-E.5 Land- und Wasserbedarf der Nutztierhaltung in Benin<br />
PK Be-E.6 Erhaltung der natürlichen Produktionsgrundlagen unter Berücksichtigung<br />
des globalen Wandels<br />
PK Be-E.7 Nut<strong>zu</strong>ngspotenzial von Inland-Valleys im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
IV.1.2 Hydrologie<br />
PK Be-H.1 Wasserverfügbarkeit und Wasserverbrauch im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
PK Be-H.2 Wassernachfrage der Sektoren (Haushalt, Industrie und Landwirtschaft)<br />
unter Berücksichtigung möglicher Wasserkonflikte<br />
PK Be-H.3 Satelliten-basiertes Niederschlags-Monitoring System <strong>zu</strong>r Anwendung<br />
in der Landwirtschaft und der Abflussvorhersage<br />
IV.1.3 Landnut<strong>zu</strong>ng<br />
PK Be-L.1 Landnut<strong>zu</strong>ng und Landbedeckungsänderungen im Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet: Erfassung, Ursachen, Prognosen, Maßnahmen<br />
PK Be-L.2 Ökosystemare Dynamik und ökonomisches Potenzial der Ressource<br />
Wald<br />
PK Be-L.3 Einfluss der Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung in den drei Untersuchungsregionen<br />
auf das <strong>zu</strong>künftige Niederschlagsverhalten<br />
PK Be-L.4 Ökovolumendynamik und Anpassung des Anbausystems an die<br />
Klimaänderung im Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
PK Be-L.5 Nachhaltiges Feuermanagement für Ressourcenschutz mit Fernerkundung<br />
und GIS<br />
IV.1.4 Gesellschaft und Gesundheit<br />
PK Be-G.1 Demographische Projektionen für das Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
PK Be-G.2 Wassermanagement und institutioneller Wandel<br />
PK Be-G.3 Wasser und Existenzsicherung<br />
PK Be-G.4 Risikoabschät<strong>zu</strong>ng bezüglich des Auftretens von Malaria- und<br />
Meningitis-Erkrankungen unter dem Einfluss des heutigen und eines<br />
modifizierten <strong>zu</strong>künftigen Klimas<br />
PK Be-G.5 Bakteriologische und virologische Belastung von Trinkwasserquellen<br />
im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Seite<br />
86<br />
86<br />
89<br />
96<br />
104<br />
111<br />
118<br />
124<br />
130<br />
136<br />
138<br />
145<br />
152<br />
159<br />
161<br />
168<br />
174<br />
184<br />
190<br />
196<br />
197<br />
201<br />
207<br />
213<br />
219
Problemkomplexe IMPETUS<br />
IV.2 Marokko und seine Themenbereiche<br />
IV.2.1 Existenzsicherung<br />
PK Ma-E.1 Ökonomische Aspekte des Wassermanagements im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
des Drâa<br />
PK Ma-E.2 Agronomische Anbaustrategien im Drâa-Tal bei Wasserknappheit<br />
PK Ma-E.3 Tourismus: Integration eines neuen Wirtschaftsbereichs bei knappen<br />
Ressourcen in den touristischen Schwerpunktregionen Ouarzazate,<br />
Dadestal und Zagora-M’Hamid<br />
IV.2.2 Hydrologie<br />
PK Ma-H.1 Natürliche und anthropogene Einflüsse auf die Dynamik von Wasserressourcen<br />
im Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
PK Ma-H.2 Wechselwirkungen zwischen Wassernut<strong>zu</strong>ngsstrategien und den<br />
Grundwasser- und Bodenverhältnissen im mittleren Drâa-Tal<br />
PK Ma-H.3 Saisonale Abflussprognosen aus der Schneeschmelze für das Bewässerungsmanagement<br />
PK Ma-H.4 Interannuelle Niederschlagsvariabilität und Wassermanagement<br />
PK Ma-H.5 Auswirkung von Klimawandel und veränderter Wassernut<strong>zu</strong>ng auf<br />
den Niederschlag und die Verdunstung<br />
IV.2.3 Landnut<strong>zu</strong>ng<br />
PK Ma-L.1 Strategien der Landnut<strong>zu</strong>ng unter limitierten Wasserressourcen im<br />
zentralen Hohen Atlas<br />
PK Ma-L.2 Auswirkungen von Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Klimawandel auf die Resilienz<br />
und Regenerationsfähigkeit der Vegetation in Südmarokko<br />
PK Ma-L.3 Risiken und Gefahren durch extreme Niederschläge: Überflutungen<br />
und Bodenerosion im Drâa-Tal<br />
IV.2.4 Gesellschaft<br />
PK Ma-G.1 Bevölkerungsdynamik im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Drâa<br />
PK Ma-G.2 Wasser- und Weidenut<strong>zu</strong>ng im Spannungsfeld zwischen traditionellen<br />
Entscheidungsprozessen und staatlichen Institutionen<br />
85<br />
Seite<br />
226<br />
226<br />
228<br />
235<br />
244<br />
252<br />
254<br />
262<br />
272<br />
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285<br />
293<br />
294<br />
300<br />
310<br />
316<br />
317<br />
324
86<br />
IV.1 Benin und seine Themenbereiche<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
IV.1.1 Themenbereich: Ernährungssicherung in Benin<br />
Eine verbesserte landwirtschaftliche Produktion ist eine wesentliche Vorausset<strong>zu</strong>ng für die ökonomische<br />
Entwicklung eines Landes und somit häufig die Grundlage weiterer technologischer<br />
und ökonomischer Entwicklungen. Die landwirtschaftliche Produktivität ist jedoch in erheblichem<br />
Umfang von den naturräumlichen Vorausset<strong>zu</strong>ngen abhängig. Außerdem muss jede Entwicklung<br />
auf eine langfristige Stabilisierung der Produktionsvorausset<strong>zu</strong>ngen abzielen, d.h. die<br />
Produktionsgrundlagen Boden und Wasser nutzen, ohne sie nachteilig <strong>zu</strong> verändern oder <strong>zu</strong> zerstören.<br />
Die Landnut<strong>zu</strong>ng beeinflusst den Gebietswasserhaushalt wesentlich über Dauer und Art der Vegetationsbedeckung,<br />
und damit u.a. Albedo, Transpiration, Abfluss, Infiltration und Versickerung.<br />
Art, Umfang und Effizienz der Landnut<strong>zu</strong>ng werden neben den naturräumlichen Gegebenheiten<br />
aber auch stark von Bewirtschaftungsform und Management beeinflusst.<br />
In der Projektregion vorherrschend ist Brachewechselwirtschaft <strong>zu</strong>r Subsistenz sowie Baumwolle<br />
und <strong>zu</strong>nehmend Cashew als vorwiegende „cash crops“. Die Dauer der Brachezeiten nimmt<br />
derzeit stark ab, einhergehend mit Holzeinschlag, Entwaldung und vermehrter Inanspruchnahme<br />
von Flächen durch Ackerbau. Grund ist neben dem Wachstum der ansässigen Bevölkerung ein<br />
<strong>zu</strong>sätzlicher Nut<strong>zu</strong>ngsdruck durch den Zu<strong>zu</strong>g in das Gebiet des Hoch-Ouémé aus dem Norden<br />
von nomadischen Stämmen (Peul) und aus dem Süden von Ackerbauern, die auf Grund nachlassender<br />
Bodenfruchtbarkeit in ihrer angestammten Region neue Siedlungsgebiete suchen. Die erhöhte<br />
Inanspruchnahme der Böden mit kürzeren Brachezeiten führt <strong>zu</strong> einer weiteren Degradation<br />
der natürlichen Ressourcen. Die Abnahme der Gehalte an organischer Substanz sowie Erosion<br />
verringern wiederum die Wasserhaltefähigkeit der Böden.<br />
Eine Verbesserung der Produktionsbedingungen und ein Schutz der natürlichen Ressourcen beinhaltet<br />
aber, dass gleichzeitig die Nahrungsmittelproduktion für eine wachsende Bevölkerung<br />
sichergestellt werden muss, und dies soweit irgend möglich einhergehend mit einer deutlich gesteigerten<br />
Produktivität <strong>zu</strong>r Verringerung des Flächenverbrauchs. Andererseits soll die Ressource<br />
„Wasser“ möglichst effizient <strong>zu</strong>r Nahrungsmittelproduktion eingesetzt werden, ohne durch<br />
Dünge- und Pflanzenschutzmittel kontaminiert <strong>zu</strong> werden.<br />
Die im Themenbereich „Ernährungssicherung“ <strong>zu</strong>sammengefassten Problemkomplexe befassen<br />
sich daher schwerpunktmäßig mit den ökonomischen und ökologischen Vorausset<strong>zu</strong>ngen der<br />
Nahrungsmittelproduktion. Berücksichtigung finden dabei sowohl die Veränderung der klimatischen<br />
Vorausset<strong>zu</strong>ngen (v.a. Menge und Verteilung der Niederschläge) als auch Veränderungen<br />
entsprechend der verschiedenen IMPETUS-Szenarien (vgl. Kapitel II).
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Die einzelnen Problemkomplexe stehen dabei in engem Zusammenhang innerhalb des Bereichs<br />
wie in Abb. IV.1.1-1 dargestellt, die Verknüpfungen mit weiteren Themenbereichen werden in<br />
den ausführlichen Darstellungen der Problemkomplexe beschrieben.<br />
Grundlage für die Niederschlagsmodellierung und damit die wesentliche externe Bestimmungsgrößen<br />
für Pflanzenwachstum und Ertrag ist das Modell REMO, welches für die Berechnung<br />
der verschiedenen Szenarien innerhalb des Themenbereiches die entsprechenden Niederschlags-<br />
und Klimadaten liefert (vgl. PK Be-E.3). Dieses Prognosemodell soll <strong>zu</strong>dem in Benin<br />
für die (v.a. landwirtschaftliche) Beratung, für Entscheidungen über Bewirtschaftungsmaßnahmen<br />
und <strong>zu</strong>r Steuerung der agrarischen Produktion eingesetzt werden.<br />
Themenbereich Ernährung<br />
PK Be-E.3 Niederschlagsverteilung Klimamodell REMO<br />
PK Be-E.2<br />
Wachstum<br />
Ertrag<br />
Bodenerosion<br />
PK Be-E.6 Agrarische Marginalität<br />
PK Be-E.4 Einrichten<br />
von Kleinstauseen<br />
PK Be-E.7 Nut<strong>zu</strong>ng von<br />
Inland-Valleys (bas fonds):<br />
Reis, Gemüse<br />
PK Be-E.5<br />
Tierproduktion<br />
PK Be-E.1 Agrarsektormodellierung:<br />
ökonomische Antriebsfaktoren<br />
Abb. IV.1.1-1: Zusammenhang der Problemkomplexe (PK) und Informationsfluss im Themenbereich Ernährungssicherung<br />
Benin<br />
Die Ertragsbildung von Nutzpflanzen sowie die Auswirkungen der landwirtschaftlichen Nut<strong>zu</strong>ng<br />
sind Thema des PK Be-E.2, der <strong>zu</strong>m einen die Entwicklung der Erträge unter verschiedenen<br />
Szenarien abbildet und die Degradation des Bodens unter besonderer Berücksichtigung<br />
der Wasserosion prognostizieren soll. Während in PK Be-E.2 die Grundlagen der Primärproduktion<br />
allgemein für das Gebiet behandelt werden, behandelt PK Be-E.7 die Ausweitung der<br />
Produktion auf geeignete Inland-Valleys („bas fonds“). Die hier vorherrschenden fruchtbareren<br />
alluvialen Böden und die längere Verfügbarkeit von Wasser erlauben, das vorhandene Ertragspo-<br />
87
88<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
tenzial weitgehend aus<strong>zu</strong>schöpfen. Eine Nut<strong>zu</strong>ng der „bas fonds“ kann durch 2 bis 3 Kulturen<br />
pro Jahr erfolgen, in den Phasen zeitweiliger Überstauung am besten mit Reis, anschließend<br />
werden ein oder zwei Gemüsekulturen angebaut.<br />
Zwar wird eine Bewässerung ackerbaulicher Kulturen derzeit noch nicht durchgeführt, die Anlage<br />
von Kleinstauseen stellt aber eine Möglichkeit dar, die je nach weiterer Klimaentwicklung<br />
länger dauernden Trockenzeiten <strong>zu</strong> überbrücken und stationären Ackerbau <strong>zu</strong> ermöglichen (vgl.<br />
PK Be-E.4).<br />
Da Kleinstauseen und die Nut<strong>zu</strong>ng von „bas fonds“ z.T. konkurrierende Systeme darstellen,<br />
muss die Entscheidung (Stausee oder Nut<strong>zu</strong>ng) anhand von Kriterien wie Bodenart, hydraulische<br />
Verhältnisse etc. abgewogen werden. Hier zeigt sich die enge Verknüpfung der Problemkomplexe<br />
innerhalb des Themenbereichs.<br />
Die Landnut<strong>zu</strong>ng wird wesentlich von den ökonomischen Rahmenbedingungen angetrieben. Im<br />
Rahmen von PK Be-E.1 werden die wirtschaftlichen Prozesse analysiert, die <strong>zu</strong>r <strong>zu</strong>nehmenden<br />
Übernut<strong>zu</strong>ng der natürlichen Ressourcen führen. Dies geschieht unter Verwendung des Agrarsektormodells<br />
BenIMPACT, ein regionales Simulationsmodell über Angebot und Nachfrage für<br />
Agrarprodukte in Benin, das Simulationen über den Zeitraum bis 2025 durchführt. Durch Datenaustausch<br />
mit anderen Problemkomplexen kann das Modell besser an die lokalen Gegebenheiten<br />
angepasst und als DSS für die nationale Agrar- und Ernährungspolitik ausgebaut werden.<br />
Derzeit bildet BenIMPACT nur die Seite der Pflanzenproduktion ab, weswegen in PK Be-E.5<br />
ein Modul Tierproduktion entwickelt wird, welches in der dritten Phase in BenIMPACT integriert<br />
werden soll. Da die beninische Tierhaltung stark von der Ressource Wasser für die Tränke<br />
und von natürlicher Vegetation als Hauptfutterkomponente abhängt, werden im PK Be-E.5 die<br />
Verfügbarkeit von Biomasse und die Konkurrenz um Weideland abgeschätzt, die in das Modell<br />
BenImpact eingehen. Somit kann ausgehend von Niederschlag und Landnut<strong>zu</strong>ng der Beitrag der<br />
Tierhaltung <strong>zu</strong>r Ernährungssituation beurteilt werden.<br />
Eine Übersicht über das Landnut<strong>zu</strong>ngspotenzial (Marginalitätsindex) soll flächenbezogen unter<br />
Einbeziehung von überwiegend ökologischen und teilweise sozio-ökonomischen Daten dargestellt<br />
werden und als Planungs- und Entscheidungshilfe für Behörden, NGOs und Projekte der<br />
Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit <strong>zu</strong>r Verfügung stehen (vgl. PK Be-E.6).<br />
Das Hauptziel des Themenbereiches ist es somit, Alternativen für eine Optimierung der landwirtschaftlichen<br />
Nut<strong>zu</strong>ng unter gleichzeitig größtmöglicher Schonung der natürlichen Ressourcen<br />
<strong>zu</strong> erarbeiten, an Entscheidungsträger <strong>zu</strong> vermitteln, und den Partnern entsprechende Werkzeuge<br />
für ein verbessertes Management an die Hand <strong>zu</strong> geben.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
PK Be-E.1 Landnut<strong>zu</strong>ng und Versorgungssicherung bei Ressourcenknappheit<br />
und Niederschlagsvariabilität in Benin<br />
Problemstellung<br />
Abb.: Marktverkauf von Obst und Gemüse in Cotonou<br />
Die agrarische Landnut<strong>zu</strong>ng ist ein in <strong>zu</strong>nehmendem Maße wichtiger Bestandteil der Gesamtlandnut<strong>zu</strong>ng<br />
in Benin, und darüber hinaus die Basis für die Versorgung der Bevölkerung mit<br />
Nahrungsmitteln. Kennzeichnend für die beninische Landwirtschaft ist nach wie vor der Wanderfeldbau,<br />
in welchem sich Feldfrüchte mit Bracheperioden abwechseln. Bewässerungslandwirtschaft<br />
wird bislang nur in sehr geringem Ausmaß betrieben. Damit bestehen zwischen Art<br />
und Umfang der landwirtschaftlichen Nut<strong>zu</strong>ng und dem Wasserkreislauf in erster Linie folgende<br />
Zusammenhänge:<br />
1. Zum einen sorgt der Klimawandel für eine Änderung des Ertragspotenzials der wichtigsten<br />
Nutzpflanzen, während der Nahrungsbedarf der <strong>zu</strong>nehmenden Bevölkerung bei geringem<br />
Betriebsmitteleinsatz nur durch die Kultivierung bisher ungenutzter Flächen sowie<br />
die Verkür<strong>zu</strong>ng der Bracheperioden bewerkstelligt werden kann. Folgen sind eine<br />
<strong>zu</strong>nehmende Entwaldung des Landes und Bodendegradation.<br />
89
90<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
2. Die fortlaufende Ausdehnung der agrarisch genutzten Landfläche bewirkt eine Veränderung<br />
der vegetativen Biomasse hinsichtlich Umfang und Zusammenset<strong>zu</strong>ng. Daher ist die<br />
Integration der <strong>zu</strong>grunde liegenden ökonomischen Prozesse in ein DSS unabdingbar.<br />
Der geringe Entwicklungsstand des Landes hat <strong>zu</strong> Folge, dass der Landbevölkerung derzeit<br />
kaum Alternativen <strong>zu</strong>r existenz-sichernden Subsistenzwirtschaft <strong>zu</strong>r Verfügung stehen. Die hohen<br />
Kosten für die Vermarktung von Produkten und den Kauf von Dünge- und anderen Betriebsmitteln<br />
sowie der weitgehend fehlende Zugang <strong>zu</strong> Kleinkrediten sorgen dafür, dass Produktivitätssteigerungen<br />
und Spezialisierung in den Farmhaushalten unterbleiben. Die noch frei <strong>zu</strong>gänglichen<br />
Landreserven sowie die angesichts der verbreiteten Unterbeschäftigung im Überfluss<br />
vorhandene Arbeitskraft in den Dörfern sind somit die Ressourcen, mit denen tatsächlich gearbeitet<br />
wird. Erst bei einer Erschöpfung der Landreserven, wie sie im Süden <strong>zu</strong> beobachten ist,<br />
beginnt etwa der Einsatz von Dünger für die Bauern wirtschaftlich interessant <strong>zu</strong> werden.<br />
Im Rahmen von IMPETUS bietet sich die Möglichkeit, die Ursachen dieses Dilemmas sowie<br />
seine Folgen für Landnut<strong>zu</strong>ng und Regionalklima durch interdisziplinäre Forschungs- und Modellierungsansätze<br />
genauer <strong>zu</strong> analysieren und die Wirkung möglicher Lösungsansätze <strong>zu</strong> vergleichen.<br />
Mitarbeiter<br />
Kuhn, Jansson, Gruber, Stadler, Jaeger<br />
Notwendige Daten aus den Biowissenschaften werden durch PK Be-L.2 bereitgestellt.<br />
Kooperationspartner<br />
INRAB, GTZ, <strong>Universität</strong> Abomey-Calavi<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Ziel des Problemkomplexes ist <strong>zu</strong>m einen die Weiterentwicklung von ökonomisch fundierten<br />
Szenarien hinsichtlich der Landnut<strong>zu</strong>ng, agrarischem Wasserbedarf und Lebensmittelversorgung<br />
in Benin für das Jahr 2025. Im Zentrum der Analyse steht die interdisziplinäre Simulation des<br />
Wanderfeldbaus im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Ouémé, aber auch die Landnut<strong>zu</strong>ng in anderen repräsentativen<br />
Gebieten Benins wie dem Baumwollgebiet und dem Küstengebiet.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Modellierung<br />
Zur numerischen Analyse wird auf der Basis des oben beschriebenen methodischen Ansatzes das<br />
im Rahmen der bisherigen Arbeit von IMPETUS entwickelte Agrarsektormodell BenIMPACT<br />
verwendet. BenIMPACT ist ein regionales Simulationsmodell für Angebot und Nachfrage von<br />
Agrarprodukten in Benin (Partialmodell). Derzeit umfasst das Modell die zehn wichtigsten Anbaukulturen<br />
auf der Ebene der 77 kommunalen Verwaltungseinheiten. Die regionale Aggregation<br />
der Communes außerhalb des Ein<strong>zu</strong>gsgebietes ist in flexibler Weise möglich, um den Rechenaufwand<br />
des Modells gegebenenfalls <strong>zu</strong> vermindern. Bislang werden Punktsimulationen für<br />
die Jahre 2000 („Basisjahr“) und 2025 („Simulationsjahr“) berechnet. In der dritten Phase wird<br />
BenIMPACT um dynamische Eigenschaften erweitert werden, um Entwicklungspfade aufzeigen<br />
<strong>zu</strong> können. Des Weiteren sind vorgesehen, die besonderen Charakteristika der Subsistenzlandwirtschaft<br />
besser als in der derzeitigen Version dar<strong>zu</strong>stellen. Dies betrifft die Integration der dynamischen<br />
Beziehungen zwischen Brachezyklus und Bodendegradation, aber auch die Besonderheiten<br />
von ländlicher Arbeitswirtschaft und der Vermarktung von Produkten. Außerdem ist es<br />
notwendig, BenIMPACT in der dritten Phase mit anderen Modellen <strong>zu</strong> koppeln, und hierbei in<br />
erster Linie mit Pflanzenertragsmodellen (PK Be-E.2, siehe unten).<br />
Climate Change<br />
Crop growth<br />
Abb.: Modellkopplung für PK Be-E.1<br />
Population Growth<br />
Change of<br />
crop yields Results<br />
Land Use<br />
Spectrum<br />
DemProj<br />
BenMAP<br />
91
92<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Andere Modelle werden indirekt (z.B. Klimamodelle, über Ertragsmodellierung) oder direkt Er-<br />
gebnisse an BenIMPACT liefern (z.B. DemProject, PK Be-G.1). Ein wechselseitiger Austausch<br />
ist mit den Landnut<strong>zu</strong>ngsmodellen der CLUE-S Klasse vorgesehen (PK Be-L.1), um Ergebnisse<br />
für das Ein<strong>zu</strong>gsgebiet ab<strong>zu</strong>gleichen. Die Ergebnisse von BenIMPACT werden mittels BenMAP<br />
visualisiert und können direkt via Internet abgerufen werden.<br />
Die Datengrundlage von BenIMPACT basiert auf der Regionalstatistik Benins. Die Produktion<br />
von landwirtschaftlichen Produkten, abgeleitet aus Flächen und Hektarerträgen, stellt eine wichtige<br />
Komponente dar. Des Weiteren wurden im Verlauf des Projekts Produktionskosten für einzelne<br />
Kulturen erhoben. Der Input von anderen Disziplinen in IMPETUS umfasst regionale Klimaentwicklung,<br />
Niederschläge, Ertragspotenziale, Ertragsreaktionen von Feldfrüchten unter<br />
Wasserstress, sowie demographische Entwicklungen.<br />
Climate Climate<br />
change change<br />
research research<br />
Current and<br />
future rainfall,<br />
wind etc.<br />
Farm economics:<br />
modelling with<br />
BenIMPACT<br />
BenIMPACT<br />
Food demand<br />
farm income<br />
Regional/local<br />
crop water use<br />
Demographic trends<br />
Demography,<br />
Consumer Economics,<br />
Anthropology Anthropology and Medicine<br />
Hydrology,<br />
Geology and<br />
Soil science<br />
Farming systems, land<br />
use constraints,<br />
potential yields,<br />
crop response<br />
Abb.: Interdisziplinäre Zusammenarbeit aus der Perspektive von PK Be-E.1<br />
Groundwater,<br />
surface water<br />
Soil moisture,<br />
degradation<br />
Crop land use, animal<br />
husbandry<br />
LUCC,<br />
Agronomy,<br />
Ecology
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Methodik<br />
Während die Vegetation sich unter natürlichen Bedingungen als Folge von Klima, Bodenverhältnissen<br />
und Biodiversität entwickelt, wird ihre Zusammenset<strong>zu</strong>ng bei Zunahme der landwirtschaftlich<br />
genutzten Fläche von ökonomischen Entscheidungen der Bewohner bestimmt. Insofern<br />
ist eine bioökonomische Modellierung der agrarischen Landnut<strong>zu</strong>ng unabdingbar, um Aussagen<br />
<strong>zu</strong>r künftigen Landbedeckung und der Vegetation treffen <strong>zu</strong> können. Die sich daraus ergebende<br />
interdisziplinäre Zusammenarbeit in IMPETUS ist im unten abgebildeten Flussdiagramm<br />
dargestellt. Mit den naturwissenschaftlich orientierten Disziplinen wird vor allem im Bereich der<br />
Ertragsmodellierung wichtiger Feldfrüchte sowie möglicher Anbauverfahren kooperiert. Mit den<br />
sozial- und humanwissenschaftlichen Disziplinen findet ein Austausch im Bereich Demographie,<br />
Migration, Urbanisierung und Lebensmittelkonsum statt.<br />
Responseindikatoren<br />
• Umfang der agrarischen Landnut<strong>zu</strong>ng insgesamt<br />
• Nationale und regionale Flächennut<strong>zu</strong>ngsänderungen<br />
• Veränderte Fruchtfolgen<br />
• Wasserbedarf in der Landwirtschaft<br />
Inputdaten<br />
von anderen Problemkomplexen in IMPETUS<br />
• regionale Klimaentwicklung und Niederschläge (von PK Be-E.3),<br />
• Regionale Landnut<strong>zu</strong>ngsbeschränkungen (von PK Be-L.1)<br />
• Ertragspotenziale<br />
(von PK Be-E.2)<br />
und Ertragsreaktionen von Feldfrüchten unter Wasserstress<br />
• demographische Entwicklungen (von PK Be-G.1).<br />
von offiziellen Statistiken<br />
• Flächen und Hektarerträge, Produktionskosten für einzelne Kulturen<br />
• Transportkosten, Weltmarktpreise und regionale Preise<br />
• Pro-Kopf-Verbrauch von einzelnen Nahrungsmitteln, gesamte Kalorienversorgung im<br />
Basiszeitraum, durchschnittliches Haushaltseinkommen<br />
Outputdaten<br />
• Umfang der agrarischen Landnut<strong>zu</strong>ng insgesamt<br />
93
94<br />
• Nationale und regionale Flächennut<strong>zu</strong>ngsänderungen<br />
• Veränderte Fruchtfolgen<br />
• Wasserbedarf in der Landwirtschaft<br />
• Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln<br />
• Landwirtschaftliche Produktivitätsänderungen<br />
• Nationale und regionale Preisentwicklungen<br />
• Entwicklung des Agrarhandels<br />
Szenarieneinbindung<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Die wichtigsten Szenarioparameter („driving forces“) in BenIMPACT sind regionales Bevölkerungswachstum<br />
und Migrationstendenzen, nationales Wirtschaftswachstum, Verbrauchstrends<br />
bei Lebensmitteln, Trends bei Weltmarktpreisen, sowie Ertragsentwicklung in der Landwirtschaft.<br />
Auf der Grundlage der mit Ende der zweiten Phase erstellten IMPETUS-Basisszenarien<br />
wird in der dritten Phase die Simulation von Interventionsszenarien im Vordergrund stehen.<br />
Diese werden in Abstimmung mit den „Stakeholdern“ entwickelt und könnten die Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
für wassersparende Produktionstechniken, Selbstversorgungs- versus exportorientierte agrarpolitische<br />
Ansätze, oder Programme <strong>zu</strong>r Ernährungssicherung umfassen.<br />
Meilensteine<br />
• Integration des Angebots- und Nachfragemoduls in ein Simultanmodell (Juli 2006)<br />
• Transformation von BenIMPACT in ein rekursiv-dynamisches Modell (Oktober 2006)<br />
• Einbeziehung des Tierhaltungssektors (Dezember 2006)<br />
• Integration eines Pflanzenertragsmoduls (Mitte 2007)<br />
• Integration eines Forstmoduls (Ende 2007)<br />
• Verkopplung von BenIMPACT mit Landnut<strong>zu</strong>ngsmodellen (Mitte 2008)<br />
Transferprodukte<br />
Das wichtigste Transferprodukt des PK Be-E.1 ist das Agrarsektormodell BenIMPACT. Das<br />
Modell sollte in einer akademischen Umgebung verwendet werden, etwa in einer <strong>Universität</strong> oder<br />
einem Forschungsinstitut. Eine erfolgreiche Anwendung in Benin setzt voraus, dass die Anwender<br />
über sehr gute Vorkenntnisse in Agrarökonomie und wirtschaftspolitischer Analyse verfügen.<br />
Des Weiteren ist eine intensive Schulung der künftigen Anwender hinsichtlich der Modellverwendung<br />
selbst in der dritten Phase erforderlich.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Capacity Building<br />
Um BenImpact <strong>zu</strong> einem erfolgreichen Transferprodukt <strong>zu</strong> machen, ist es notwendig, beninische<br />
Nachwuchswissenschaftler entsprechend aus<strong>zu</strong>bilden (siehe auch „Transferprodukte“).<br />
Dies sollte durch längere Gastaufenthalte in Deutschland geschehen, währenddessen die beninischen<br />
Gastwissenschaftler anhand konkreter Politikanalysen den Umgang mit dem Modellsystem<br />
erlernen können.<br />
Personalbedarf<br />
18,15 MM - Arnim Kuhn (Agrarökonomie)<br />
2,70 MM - Ina Gruber (Agrarökonomie)<br />
7,20 MM - Annekathrin Jaeger (Geographie)<br />
1,80 MM - Bettina Orthmann (Forstwissenschaft)<br />
Mögliche Anwender<br />
Die oben genannten Politikanalysen repräsentieren die wichtigsten Ergebnisse des PK Be-E.1.<br />
Diese werden in Form von Politikpapieren in strukturierter Weise mit den „Stakeholdern“ und<br />
Entscheidungsträgern diskutiert. Mögliche Adressaten sind das Agrarministerium, das Wirtschafts-<br />
und Handelsministerium, die Vertreter Benins bei der WTO, andere politische Entscheidungsträger,<br />
internationale Geberorganisationen oder ländliche Entwicklungsprojekte.<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Die Entwicklung des Modells BenIMPACT ist in ihren Grundzügen abgeschlossen. Dies betrifft<br />
die Erstellung einer konsistenten regionalen Datenbank, auf deren Grundlage das Modell kalibriert<br />
wird, sowie die Konzeption und Programmierung des eigentlichen Optimierungsmodells.<br />
Die IMPETUS-Szenarien werden bis <strong>zu</strong>m Ende der zweiten Phase simuliert werden.<br />
95
96<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PK Be-E.2 Auswirkungen von Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen, Klimaveränderungen<br />
und Pflanzenmanagement auf Bodendegradation und<br />
Ernteertrag im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Problemstellung<br />
Aufgrund des anhaltenden Bevölkerungswachstums im Untersuchungsgebiet ist eine <strong>zu</strong>nehmende<br />
Ausdehnung der landwirtschaftlich genutzten Fläche, aber auch ein verstärkter Nut<strong>zu</strong>ngsdruck<br />
auf die bereits vorhandenen Felder <strong>zu</strong> verzeichnen. Als Folge von verkürzten Brachezeiten,<br />
mangelndem Düngereinsatz, regelmäßigem Abbrennen der Biomasse sowie Wassererosion,<br />
zeigen die Böden in einigen Teilen des Untersuchungsgebiets bereits starke Degradationserscheinungen.<br />
Mit dem Verlust an Bodenfruchtbarkeit und der schlechteren Durchwurzelbarkeit<br />
ist kurz- (wenige Jahre) bis mittelfristig (Jahrzehnte) mit Einbußen bei den Ernteerträgen <strong>zu</strong><br />
rechnen. Diese sind <strong>zu</strong>m Teil irreversibel und angesichts der vorherrschenden Subsistenzwirtschaft<br />
für die Landbevölkerung von existenzieller Bedeutung.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Die Entwicklung der Erträge nimmt eine zentrale Rolle hinsichtlich der <strong>zu</strong>künftigen Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen<br />
ein, da sie maßgeblich die Flächenausdehnung der landwirtschaftlichen Nut<strong>zu</strong>ng<br />
bestimmen. Sowohl die quantitativ genutzte Fläche, als auch die Intensität der Nut<strong>zu</strong>ng<br />
nehmen direkten Einfluss auf den Gebietswasserhaushalt.<br />
Im Hinblick auf die Ernährungssicherung ist es daher wichtig, die Zusammenhänge zwischen<br />
Klima, Landnut<strong>zu</strong>ng, Ertrag, Bodeneigenschaften und Anbausystemen <strong>zu</strong> analysieren und <strong>zu</strong><br />
quantifizieren.<br />
Dabei geht es um vier zentrale Fragen:<br />
• Welche Effekte üben gegenwärtige und <strong>zu</strong>künftige Veränderungen in der Landnut<strong>zu</strong>ng<br />
und im Klima auf die Bodenerosion aus? Welche Gebiete im oberen Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet sind besonders erosionsgefährdet?<br />
• Wie wirken sich Klimaveränderungen und Bodendegradation auf den Ernteertrag wichtiger<br />
Feldfrüchte aus?<br />
• Kann durch veränderte Managementstrategien, wie beispielsweise den Einsatz von Dünger,<br />
der Ernteertrag gesteigert bzw. die Bodenerosion reduziert werden?<br />
• Welche Konsequenzen ergeben sich hinsichtlich der Ernährungssicherung für die Zukunft?<br />
Mitarbeiter<br />
Hiepe, Stadler<br />
Kooperationspartner<br />
Dr. Igué (CENAP im INRAB)<br />
O. Puginier (GTZ ProCGRn)<br />
Alpha und Omega (beninische Umwelt-NGO, die u.a. im Bereich Bodenschutz tätig ist)<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Das Ausmaß der Bodenerosion im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet und den da<strong>zu</strong>gehörigen Teilein<strong>zu</strong>gsgebieten<br />
wird für rezente Verhältnisse und die IMPETUS Szenarien quantifiziert und Hot<br />
Spots der Bodenerosion identifiziert. Die Erträge für Mais, Yams, Sorghum und Maniok werden<br />
auf Feld- und Regionalskala für rezente Verhältnisse und verschiedene Szenarien (Klima, Bodendegradation)<br />
berechnet. Des Weiteren sollen mit Hilfe des Erosionsmodells SWAT und des<br />
Ertragsmodells EPIC auf verschiedenen Skalen Szenarien <strong>zu</strong>m Pflanzenmanagement gerechnet<br />
97
98<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
werden. Anhand der ermittelten Zusammenhänge zwischen Klima, Landnut<strong>zu</strong>ng, Bodendegrada-<br />
tion, Managementstrategien und Ertrag werden Aussagen über mögliche Konsequenzen hinsicht-<br />
lich der <strong>zu</strong>künftigen Ernährungslage in Benin getroffen.<br />
Um diese komplex vernetzten Prozesse und Zusammenhänge den „Stakeholdern“ benutzerfreundlich<br />
als Entscheidungsgrundlage <strong>zu</strong>r Verfügung stellen <strong>zu</strong> können, soll der PK nach Möglichkeit<br />
als „Decision Support System“ (DSS) erweitert werden.<br />
Modellierung<br />
Das Blockdiagramm zeigt die wichtigsten Input- und Outputdaten für die verwendeten Modelle<br />
SWAT und EPIC. Die Notwendigkeit für die Anwendung von zwei verschiedenen Modellen ergibt<br />
sich aus den betrachteten Raumskalen. EPIC ist ein Standortmodell, welches mittels GIS für<br />
viele einzelne Standorte im Untersuchungsgebiet angewendet werden kann.<br />
Im Gegensatz da<strong>zu</strong> ist SWAT ein regionales Simulationsmodell, welches in einer gröberen<br />
räumlichen Auflösung unter Berücksichtigung der Kopplung mit dem Vorflutersystem die hyd-
Problemkomplexe IMPETUS<br />
rologischen und erosiven Prozesse simuliert. EPIC berechnet das Pflanzenwachstum wesentlich<br />
detaillierter als SWAT, benötigt aber sehr viele Eingangsdaten, die regional nur eingeschränkt<br />
vorliegen.<br />
Für eine Ausweisung von Hot Spots und einer regionalen Abschät<strong>zu</strong>ng der Bodendegradation ist<br />
daher eher SWAT geeignet. Für die mit SWAT ausgewiesenen kritischen Regionen können<br />
nachfolgend mit EPIC detaillierte Simulationen <strong>zu</strong>m Ertrag und Pflanzenmanagement durchgeführt<br />
werden. Zwischen den Modellen werden daher Boden- und Pflanzenparameter für Szenarienrechnungen<br />
ausgetauscht, eine Modellkopplung im eigentlichen Sinne findet nicht statt. Die<br />
Ergebnisse beider Modelle sollen im Zusammenhang interpretiert und mit „Stakeholdern“ diskutiert<br />
werden.<br />
a) Erosionsmodellierung mit SWAT<br />
Mittels des zeitkontinuierlichen, konzeptionellen Modells SWAT („soil water assessment tool“)<br />
wird auf Grundlage der hydrologischen Prozesse und der semi-empirischen „modified unified<br />
soil loss equation“ der Bodenabtrag für das gesamte Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des oberen Ouémé berechnet.<br />
Aus dem Bodenabtrag wird der Verlust an Oberboden und Bodenfruchtbarkeit abgeschätzt. Die<br />
IMPETUS-Szenarien werden mittels Landnut<strong>zu</strong>ngskarten und Klimadaten in das kalibrierte und<br />
validierte Erosionsmodell implementiert. Wenn die landwirtschaftlichen Flächen (pro Kommune)<br />
mit Anteilen der Ackerfrüchte und einer dominanten Fruchtfolge parametrisiert werden,<br />
können mit SWAT auch regionale Pflanzenmanagementszenarien im Hinblick auf die Erosion<br />
gerechnet werden.<br />
Räumliche Auflösung: Regionalskala, obere Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet und Teilein<strong>zu</strong>gsgebiete<br />
Zeitliche Auflösung: Tageswerte mit Möglichkeiten <strong>zu</strong> Langzeitsimulationen<br />
b) Ertragsmodellierung mit EPIC<br />
Durch das konzeptionelle Modell EPIC (früher „Erosion-Productivity-Impact-Calculator“, heute<br />
„Environmental-Policy-Integrated Climate“) werden alle relevanten biophysikalischen Prozesse<br />
eines Agrarökosystems in einzelnen Teilmodulen erfasst. Die Modellierung der Ernteerträge erfolgt<br />
für vier der wichtigsten Feldfrüchte in Benin: Mais, Yams, Sorghum und Maniok. Die in<br />
EPIC für US-amerikanische Verhältnisse enthaltenen Feldfrüchte Sorghum, Mais und Maniok<br />
werden für beninische Bedingungen parametrisiert, Yams dagegen ist neu in das Modell <strong>zu</strong> integrieren.<br />
Für das auf Feldskala kalibrierte und validierte Modell werden die IMPETUS-<br />
Szenarien angewandt und anschließend über ein GIS aktuelle und <strong>zu</strong>künftige Ertragsabschät<strong>zu</strong>ngen<br />
für das obere Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet getroffen.<br />
99
100<br />
Räumliche Auflösung: Feldskala<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Zeitliche Auflösung: Tageswerte mit Möglichkeiten <strong>zu</strong> Langzeitsimulationen<br />
Responseindikatoren<br />
• Oberflächenabfluss (mm), Gesamtabfluss (mm)<br />
• Bodenabtrag (t/ha) in Teilein<strong>zu</strong>gsgebieten des oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes<br />
• Erträge für Yams, Maniok, Mais, Sorghum<br />
INPUT Daten<br />
a) Erosionsmodellierung<br />
• Digitales Geländemodell<br />
• aktuelle und <strong>zu</strong>künftige Klimadaten in täglicher Auflösung (A1 Fink, Paeth et al.)<br />
• Bodenkarte inkl. chemischer und physikalischer Bodenparameter (A2 Hiepe)<br />
• aktuelle und <strong>zu</strong>künftige Landnut<strong>zu</strong>ngskarten (A3 Thamm, Judex)<br />
• Ganglinien des Abflusses (CATCH, A2 Giertz), Ganglinien der Sedimentkonzentration<br />
<strong>zu</strong>r Modellkalibrierung/Modellvalidierung (A2 Hiepe)<br />
• für Managementszenarien: Agrarstatistiken, Pflanzenparameter (A3 Stadler), Fruchtfolgen<br />
(A4 Deng)<br />
b) Ertragsmodellierung<br />
• aktuelle und <strong>zu</strong>künftige Klimadaten in täglicher Auflösung (A1 Fink, Paeth et al., A2<br />
Giertz, A3 Stadler)<br />
• Bodenprofile inkl. chemischer und physikalischer Bodenparameter (A3 Stadler, A2 Hiepe)<br />
• Pflanzenparameter für Parametrisierung, Kalibrierung und Validierung (A3 Stadler)<br />
• Anbaumethoden (A3,Stadler, Dagbénonbakin A4, Mulindabigwi, Deng )<br />
OUTPUT Daten<br />
a) Erosionsmodellierung – rezent und für alle Szenarien<br />
• Wasserbilanzgrößen und Bodenabtrag für Teilein<strong>zu</strong>gsgebiete des oberen Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebietes<br />
• abgeschätzter Verlust an Bodenfruchtbarkeit
Problemkomplexe IMPETUS<br />
b) Ertragsmodellierung – rezent und für alle Szenarien<br />
• Biomassenwachstum und Erträge für die Feldfrüchte Yams, Mais, Sorghum und Maniok<br />
auf Feldskala und Abschät<strong>zu</strong>ngen für das obere Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
• N und P Mineralisation, Immobilisation und Aufnahme durch die Pflanzen<br />
Szenarieneinbindung<br />
In die Modelle SWAT und EPIC werden alle IMPETUS-Klimaszenarien eingebunden soweit sie<br />
als kontinuierliche Zeitreihen für den Niederschlag vorliegen bzw. mittels Wettergeneratoren<br />
abgeleitet werden können. In das Modell SWAT werden <strong>zu</strong>dem über die Landnut<strong>zu</strong>ngskarte alle<br />
drei ökonomischen IMPETUS-Szenarien implementiert. Mit EPIC werden über veränderte Oberbodenparameter<br />
(Mächtigkeit, Corg, Nährstoffe), wie sie aus den SWAT-Simulationen abgeleitet<br />
werden können, Szenarien <strong>zu</strong>r Bodendegradation gerechnet. Mögliche Interventionsszenarien<br />
beziehen sich auf Änderungen des Pflanzenmanagements, z.B. Düngung, Anbaurichtung<br />
und Sortenwahl, die in den Modellen auf unterschiedlicher Skala untersucht werden.<br />
Meilensteine<br />
Bis Sommer 2007: Die Berechnungen der IMPETUS-Szenarien mit SWAT und EPIC sind soweit<br />
abgeschlossen, werden aber entsprechend der Fortentwicklung des <strong>zu</strong>künftigen Klima-<br />
Outputs von A1 aktualisiert. Für EPIC sind die Interventionsszenarien, vorrangig für den Einsatz<br />
von Dünger, abgeschlossen. Die Pflanzenmanagement-Szenarien mit SWAT wurden parametrisiert.<br />
Die Regionalisierung der aktuellen und <strong>zu</strong>künftigen Ernterträge von der Feldskala auf das<br />
obere Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet wurden realisiert und die aktuellen Erträge anhand Agrarstatistiken<br />
validiert. Entsprechend der Bedürfnisse der „Stakeholder“ werden die Möglichkeiten <strong>zu</strong>r Umset<strong>zu</strong>ng<br />
der Modellergebnisse in ein DSS konkretisiert.<br />
Bis Sommer 2008: Die Analyse der Interventionsszenarien <strong>zu</strong> Pflanzenmanagement und Bodendegradation<br />
mit beiden Modellen wurde abgeschlossen und die Ergebnisse hinsichtlich der<br />
Auswirkungen auf die Ernährungssicherung analysiert.<br />
In den entsprechenden Interessengruppen erfolgt eine einführende Schulung in beide Modelle.<br />
Parallel da<strong>zu</strong> wurde die Struktur des DSS entwickelt und fortlaufend mit den weiterlaufenden<br />
Modellergebnissen erweitert. Zu Testzwecken erfolgt eine Implementierung des DSS in Benin<br />
und eine Diskussion mit den <strong>zu</strong>künftigen Benutzern.<br />
Bis Ende 3. Phase: Das DSS wird sukzessive optimiert und fertig gestellt. Die „Stakeholder“<br />
werden abschließend in der Benut<strong>zu</strong>ng des DSS geschult.<br />
101
102<br />
Transferprodukte<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Die Ergebnisse der Felderhebungen von Boden- und Pflanzenparametern, sowie die Ergebnisse<br />
optimierter Düngungsversuche, können in Form von Rohdaten von verschiedenen Institutionen<br />
weiterverwendet werden (z.B. EZ, CENAP).<br />
Die GIS-Karten für den Bodenabtrag für die Jahre1998-2003 sowie für die IMPETUS-Szenarien<br />
zeigen aktuelle und <strong>zu</strong>künftige Hot Spots der Bodenerosion im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
und können u.a. <strong>zu</strong>r Definition prioritärer Gebiete für Erosionsschutzmaßnahmen herangezogen<br />
werden. Die Abschät<strong>zu</strong>ngen <strong>zu</strong>m Verlust an Bodenfruchtbarkeit durch die Wassererosion können<br />
als Entscheidungsgrundlage für die Definition eines maximal tolerierbaren Wertes für die<br />
Erosion dienen.<br />
Für die Jahre 2004 bis 2006, sowie für die IMPETUS-Szenarien, erfolgt auf Feldskala eine graphische<br />
Darstellung der Ernteerträge unter Einfluss von Niederschlagsvariabilität, Bodendegradation<br />
und Düngereinsatz.<br />
Die Ergebnisse der Pflanzenmanagement-Szenarien beider Modelle liefern Anhaltspunkte für die<br />
Effektivität bestimmter Managementmaßnahmen im Hinblick auf die Minimierung der Bodenerosion<br />
und die Steigerung des Ernteertrages.<br />
Für das obere Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet werden GIS-Karten mit den abgeschätzten regionalen Erträgen<br />
der IMPETUS-Szenarien erstellt, die im Hinblick auf die Frage der Ernährungssicherung<br />
als Entscheidungsgrundlage dienen können. Die Zusammenhänge zwischen Klima, Bodendegradation<br />
und Erträge werden in GIS-Karten dargestellt und können räumliche Aussagen <strong>zu</strong> Anbaueignung<br />
bei veränderten Niederschlägen oder verstärkter Bodendegradation liefern.<br />
Mögliche Anwender<br />
INRAB (CENAP), EZ (GTZ etc.), NGOs<br />
Capacity Building<br />
Die Ergebnisse der Modellierung und Feldforschung werden den Kooperationspartnern präsentiert<br />
und mit diesen diskutiert. Es wird ein Einführungsworkshop in die Modellierung mit den<br />
Modellen SWAT und EPIC durchgeführt, dem sich später eine Schulung im DSS anschließt.<br />
Durch die Einbeziehung einer beninischen Doktorandin (Francine Adjikouin; Nachfolgerin von<br />
Luc O. Sintondji; DAAD-Antrag in Begutachtung) wird gewährleistet, dass detailliertes Wissen<br />
über die Analyse und die Simulation der betrachteten Prozesse erworben wird und nachhaltig in<br />
Benin <strong>zu</strong>r Verfügung steht.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Für einen beninischen Mitarbeiter (Claude Kanninkpo) wird ein Aufbaustudium <strong>zu</strong>m Erlangen<br />
des Mastergrades im Bereich „Management natürlicher Ressourcen“ finanziert. Für die <strong>zu</strong> leistende<br />
praktische Arbeit können bisherige Daten und Erfahrungen genutzt werden.<br />
Personalbedarf<br />
12,6 MM – Hiepe (Doktorandenstelle, SWAT-Modellierung)<br />
7,2 MM – Stadler (Doktorandenstelle, EPIC-Modellierung)<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Bis Ende Juli 2005: Das SWAT-Modell wurde für das obere Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet parametrisiert<br />
und die hydrologische Komponente für den Zeitraum 1998-2003 für das obere Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet kalibriert und validiert. Für das Teilein<strong>zu</strong>gsgebiet des Terou wurden erste Klimaund<br />
Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien bis <strong>zu</strong>m Jahr 2025 berechnet.<br />
Für das EPIC Modell wurden die Feldfrüchte Sorghum, Mais und Maniok parametrisiert und erste<br />
Modelläufe mit gröberen Daten für die Jahre 2003-2004 aufgesetzt.<br />
Für die Feinkalibrierung und Validierung des Pflanzenwachstums-Moduls laufen die Feldmessungen<br />
auf 12 Feldern in Dogué.<br />
Bis Ende 2. Phase: Der Sedimenthaushalt des SWAT-Modells wird für das Jahr 2004, evtl. auch<br />
2005 kalibriert und validiert. Es wird der Versuch einer flächigen Validierung der mit dem Modell<br />
identifizierten aktuellen „Hot Spots“ der Bodenerosion unternommen.<br />
Die Pflanzenwachstums-, und Ertragsmodellierung wird anhand der Feldmessungen für 2004<br />
und 2005 kalibriert. Zur weiteren Validierung werden letzte Feldmessungen vorgenommen, die<br />
auch im Zuge des „Capacity Building“ von Claude Kanninkpo notwendig sind. Yams wurde als<br />
neue Feldfrucht in EPIC implementiert und die Ernteerträge für die Jahre 2004 und 2005 simuliert.<br />
Für die Szenarienberechnungen werden sowohl in SWAT, als auch in EPIC die Klimaszenarien,<br />
soweit verfügbar, implementiert. Das Szenario B3 und das Klimaszenario Y werden mit SWAT<br />
für das obere Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet berechnet. Die Auswirkungen des aktuellen Bodenabtrags<br />
auf die Bodenfruchtbarkeit werden <strong>zu</strong>nächst für die identifizierten Hot Spots abgeschätzt und<br />
über veränderte Bodeneigenschaften in die EPIC-Simulationen integriert.<br />
103
104<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PK Be-E.3 Saisonale und langfristige Niederschlagsvorhersage in Benin<br />
und Einsatzmöglichkeiten in der Landwirtschaft<br />
Problemstellung<br />
Die Verfügbarkeit von Süßwasser aus dem Niederschlag ist ein essentieller Faktor in der landwirtschaftlichen<br />
Produktion und der Ernährungssicherung in Benin. Bislang gibt es kaum operationelle<br />
Systeme <strong>zu</strong>r saisonalen Langfristvorhersage von Regenmengen im tropischen Westafrika.<br />
Solche saisonalen Vorhersagen stellen aber eine essentielle Grundvorausset<strong>zu</strong>ng für die kurzfristige<br />
landwirtschaftliche Planung dar. Langfristige Klimaänderungen werden sich vermutlich<br />
auch auf das landwirtschaftliche Potenzial in Benin auswirken. Es sind also möglichst realistische<br />
Szenarien einer Klimaänderung in Westafrika <strong>zu</strong> entwickeln, um auf der regionalen Skala<br />
mittel- bis langfristige Anpassungsstrategien der landwirtschaftlichen Produktion an veränderte<br />
klimatische Randbedingungen für die kommenden Jahrzehnte aus<strong>zu</strong>arbeiten.<br />
Mitarbeiter<br />
Paeth, Deng, Stadler, Jaeger<br />
Kooperationspartner<br />
Insbesondere bei der saisonalen Vorhersage wird eine Kooperation mit der Direction Météorologique<br />
in Cotonou angestrebt. Erste Gespräche mit dem Direktor, Herrn Didé, sind bereits geführt
Problemkomplexe IMPETUS<br />
worden. Die Verbindung zwischen Klima und landwirtschaftlicher Produktion soll gemeinsam<br />
mit Wissenschaftlern der Université Abomey-Calavi untersucht und ebenfalls in ein operationelles<br />
Kommunikationssystem aufgenommen werden. Mit Prof. Boko und Prof. Adjahossou hat<br />
hier<strong>zu</strong> bereits ein erster Ideenaustausch stattgefunden. Nach erfolgreicher Implementierung des<br />
Vorhersagesystems ist aber auch eine Kooperation mit Vertretern verschiedener Verwaltungsebenen<br />
und Akteuren in der Landwirtschaft notwendig. Hierbei werden insbesondere die in<br />
IMPETUS bereits geknüpften Kontakte bis hin <strong>zu</strong>r Dorf- und Gemeindeebene genutzt.<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Geplant ist die operationelle Niederschlagsvorhersage für eine Regenzeit und die Kommunikation<br />
der Vorhersageergebnisse an Akteure in der landwirtschaftlichen Produktion. Das in<br />
IMPETUS entwickelte System basiert auf globalen und regionalen Klimamodellsimulationen,<br />
die an existierenden Beobachtungsdaten des Niederschlages geeicht werden, um die Zuverlässigkeit<br />
der simulierten Daten <strong>zu</strong> verbessern. Darüber hinaus gilt es, das Vorhersagesystem technisch-operationell<br />
<strong>zu</strong> implementieren, z.B. beim beninischen Wetterdienst in Cotonou. Ferner<br />
müssen die vorhergesagten Variablen an die Bedürfnisse der landwirtschaftlichen Akteure angepasst<br />
und entsprechende Kommunikationswege aufgebaut werden, damit die Vorhersageergebnisse<br />
die Entscheidungsträger vor Ort rechtzeitig erreichen.<br />
Eine weitere Fragestellung betrifft die dekadische Zeitskala. Bis Ende der zweiten Phase von<br />
IMPETUS werden Szenariosimulationen mit REMO bis <strong>zu</strong>m Jahr 2050 <strong>zu</strong>r Verfügung stehen.<br />
Diese Modelläufe beinhalten neben steigenden Treibhausgaskonzentrationen auch Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen<br />
im tropischen Afrika und beschreiben somit ein möglichst realistisches Zukunftsszenario<br />
des afrikanischen Klimas. Dabei wird jeweils ein stark und schwach gestörtes<br />
Szenario transient und im Ensemble-Mode realisiert, um einerseits die Klimaprognosen von<br />
REMO besser im Hinblick auf die modellinterne Variabilität untersuchen und andererseits den<br />
politischen Handlungsspielraum aufzeigen <strong>zu</strong> können.<br />
Die Verbindung zwischen Klima und Landwirtschaft wird <strong>zu</strong>nächst mit einem statistischen Modell<br />
(MOS = „Model Output Statistics“) untersucht. Darüber hinaus sollen klimabedingte Veränderungen<br />
im Pflanzenwachstum mit den Wachstumsmodellen EPIC und YES berechnet werden.<br />
Damit soll sich sowohl auf der saisonalen als auch dekadischen Zeitskala eine Vorhersage des<br />
landwirtschaftlichen Potenzials in verschiedenen Subregionen Benins formulieren lassen. Dabei<br />
wird die saisonale Aussage im operationellen Kommunikationssystem für die kurzfristige Planung<br />
implementiert, während die dekadische Vorhersage nur einmalig in Form eines Berichtes<br />
dem politischen Entscheidungsträgern in Benin vermittelt wird, um langfristige Maßnahmen ein<strong>zu</strong>läuten.<br />
105
106<br />
Modellierung<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Auf Basis globaler Datensätze aus beobachtungsnahen Reanalysen (ECMWF) und Klimamo-<br />
delldaten (ECHAM5) soll ein regionales „Downscaling“ mit dem regionalen Klimamodell<br />
REMO durchgeführt werden. Mit Hilfe eines MOS-Systems werden die Output –Daten von<br />
REMO korrigiert und mit Daten <strong>zu</strong> den regionalen Anbausystemen in Benin statistisch verschnitten<br />
(MOS). Dabei werden zwei Zielset<strong>zu</strong>ngen verfolgt: Zum einen soll die saisonale Niederschlagsmenge<br />
für die Regenzeit operationell vorhergesagt werden. Zum anderen soll das <strong>zu</strong>künftige<br />
Potenzial der beninischen Landwirtschaft unter veränderten klimatischen Randbedingungen<br />
abgeschätzt werden.<br />
An die korrigierten Modelldaten soll auch die Pflanzenwachstumsmodelle EPIC und YES gekoppelt<br />
werden, um direkt die klimainduzierten Veränderungen im landwirtschaftlichen Potenzial<br />
<strong>zu</strong> quantifizieren und entsprechende Vorschläge bzgl. geeigneter Nutzpflanzen und Anbaumethoden<br />
<strong>zu</strong> erarbeiten.<br />
saisonale<br />
Vorhersage<br />
langfristige<br />
Vorhersage<br />
ECHAM5/<br />
GISST<br />
ECHAM5/<br />
MPI-OM<br />
REMO<br />
REMO<br />
agrarökonomische<br />
Daten<br />
MOS<br />
YES<br />
EPIC<br />
saisonale<br />
Vorhersage<br />
des Niederschlages<br />
und<br />
landwirtschaftl.<br />
Potentials<br />
Klima und<br />
landwirtschaftl.<br />
Potential<br />
bis 2050<br />
Dies ist vor allem dann notwendig, wenn keine nennenswerten Korrelationen zwischen Klimadaten<br />
und landwirtschaftlicher Produktion existieren. Im PK Be-L.4 wird eine ähnliche Fragestel-
Problemkomplexe IMPETUS<br />
lung empirisch bearbeitet. Diese Zusammenarbeit kommt auch durch die großenteils gleichen<br />
Bearbeiter in beiden Problemkomplexen <strong>zu</strong>m Ausdruck.<br />
Damit wird bei der zentralen Frage der klimainduzierten Ernährungssicherheit insgesamt ein<br />
multidisziplinärer Ansatz mit numerischen und statistischen Methoden verwirklicht. Die unterschiedlich<br />
gewonnenen Ergebnisse von PK Be-E.3 und PK Be-L.4 werden miteinander verglichen,<br />
um einen fundierteren Einblick in die <strong>zu</strong>künftigen Risiken und Potenziale der beninischen<br />
Landwirtschaft <strong>zu</strong> erhalten.<br />
Responseindikatoren<br />
• Naturräumliche Beschränkungsfaktoren für die landwirtschaftliche Produktion unter sich<br />
ändernden (klimatischen) Rahmenbedingungen, Ertragspotenziale<br />
• Anpassung der Nut<strong>zu</strong>ngssysteme an die geänderten Rahmenbedingungen<br />
• regionale differenzierte Niederschläge<br />
• regional differenzierte Ernteerträge<br />
Input-Daten<br />
• ECHAM5/OM bzw. ECHAM5/GISST und ECMWF-Reanalysen für seitliche und untere<br />
Randbedingungen;<br />
• Landnut<strong>zu</strong>ng von NOAA, FAO; Anbaudaten von IMPETUS und Ministerien aus Benin<br />
Output-Daten<br />
• alle meteorologischen Parameter in täglicher Auflösung und 0,5°;<br />
• statistische Transferfunktionen zwischen Klima und Landwirtschaft<br />
• räumlich differenzierte Angaben <strong>zu</strong>m landwirtschaftlichen Potenzial und <strong>zu</strong>m Pflanzenwachstum<br />
• Kommunikationssystem für die Vermittlung der saisonalen Vorhersage an Akteure in der<br />
Landwirtschaft<br />
Szenarieneinbindung<br />
Das saisonale Vorhersagesystem nutzt keine Zukunftsszenarien aus IMPETUS, sondern orientiert<br />
sich an möglichst realistischen Abschät<strong>zu</strong>ngen des Ist-Zustandes, <strong>zu</strong>m Beispiel bzgl. der<br />
Meeresoberflächentemperaturen, um eine möglichst akkurate mittelfristige Vorhersage über eine<br />
Regenzeit <strong>zu</strong> gewährleisten.<br />
107
108<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Die Abschät<strong>zu</strong>ngen der langfristigen Klimaänderungen bis 2050 basieren auf den Emissionsszenarien<br />
des IPCC sowie auf Vorhersagen der FAO <strong>zu</strong> <strong>zu</strong>künftigen Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen in<br />
Afrika. Dabei werden jeweils ein anthropogen schwach gestörtes Szenario (B1) und ein stark<br />
beeinflusstes Szenario (AB1) realisiert, um den Handlungsspielraum auf<strong>zu</strong>zeigen.<br />
Interventionsszenarien werden bei der Folgemodellierung mit EPIC und YES berücksichtigt. Mit<br />
Hilfe des Wachstumsmodells lassen sich diverse Anpassungsstrategien bzgl. der landwirtschaftlichen<br />
Nutzpflanzen und Anbausysteme an veränderte klimatische Randbedingungen testen. Diese<br />
Anpassungsstrategien werden mit den Ergebnissen aus dem PK Be-L.4 abgeglichen.<br />
Meilensteine<br />
Im ersten Jahr der dritten Antragsphase werden die benötigten REMO-Simulationen mit den<br />
Antriebsdaten des ECHAM5-Globalmodells und beobachteten Meeresoberflächen als Vorbereitung<br />
für den saisonalen Vorhersageansatz durchgeführt. Ferner werden die agrarökonomische<br />
Daten aufbereitet und erste Gespräche mit Vertretern aus Politik und Landwirtschaft in Benin<br />
geführt, um ein Konzept für die operationelle Umset<strong>zu</strong>ng des Vorhersage- und Kommunikationssystems<br />
<strong>zu</strong> erarbeiten.<br />
Im zweiten Jahr werden <strong>zu</strong>nächst alle Anpassungen des MOS-Systems ausgearbeitet und erste<br />
Folgemodellierungen mit EPIC vorgenommen. Daraufhin werden beide Ansätze auf die Zukunftsprognosen<br />
von REMO angewendet und somit das langfristige landwirtschaftliche Potenzial<br />
in Benin abgeschätzt. Darüber hinaus werden verschiedene Gütemaße für die saisonale Vorhersage<br />
berechnet und erste Schritte hinsichtlich einer operationellen Vorhersage unternommen.<br />
Dies bezieht sich insbesondere auf die Schaffung einer Schnittstelle <strong>zu</strong> rezent beobachteten Meeresoberflächentemperaturen<br />
und deren statische Extrapolation für die Dauer einer Regenzeit.<br />
Im dritten Jahr wird ein Bericht über die dekadische Vorhersage verfasst und mit Entscheidungsträgern<br />
in Benin diskutiert. Hinsichtlich der saisonalen Vorhersage wird ein Testlauf unternommen<br />
und zahlreiche Schulungen für Dienstleister und Nutzer in Benin vorbereitet und<br />
durchgeführt. Ferner werden die technischen Vorausset<strong>zu</strong>ngen für die saisonale Vorhersage und<br />
das Kommunikatonssystem in Benin geschaffen, um eine reibungslose Überführung in den operationellen<br />
Dienst am Ende der dritten IMPETUS-Phase <strong>zu</strong> ermöglichen.<br />
Transferprodukte<br />
Die Transferprodukte dieses Basis Tools sind vor allem durch die Output-Variablen des saisonalen<br />
Vorhersagesystems gegeben. Dabei handelt es sich sowohl um Klimaparameter wie Niederschlagsmenge<br />
und –verteilung, möglicherweise Extremereignisse, Monsununterbrechungen und
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Hitzestress für Pflanzen, die im übrigen auch für viele weitere Anwendungen jenseits des Agrarsektors<br />
von Nutzen sein können, als auch um agrarökonomische Parameter wie Pflanzenwachstum,<br />
landwirtschaftlicher Ertrag und geeignete Nutzpflanzen sowie Anbaustrategien. Insgesamt<br />
sollen solche Angaben über die bevorstehende Anbauperiode die Akteure in der Landwirtschaft<br />
beraten und die Ernährungssituation in Benin verbessern. Ferner werden alle bei der saisonalen<br />
Vorhersage beteiligten Softwarepakete <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt, um in Benin ein autonomes operationelles<br />
Vorhersagesystem <strong>zu</strong> etablieren.<br />
Ein weiteres Transferprodukt wird einmalig durch die Verfassung eines wissenschaftlichen Berichtes<br />
über das langfristige landwirtschaftliche Potenzial in Benin auf Basis der regionalen Klimamodellprojektionen<br />
bis <strong>zu</strong>r Mitte des 21. Jahrhunderts vorgelegt.<br />
Mögliche Anwender<br />
Vor allem Entscheidungsträger in Ministerien und in der Landwirtschaft sollen Anwender der in<br />
diesem Basis Tool erarbeiteten Ergebnisse sein. Dabei richtet sich die dekadische Vorhersage<br />
insbesondere an Vertreter höherer politischer Ebenen, um langfristige Entwicklungs- und Risikopotenziale<br />
ab<strong>zu</strong>schätzen und entsprechende Maßnahmen ein<strong>zu</strong>leiten bzw. Empfehlungen an<br />
die Akteure auf den mittleren und unteren Verwaltungsebenen aus<strong>zu</strong>sprechen. Das saisonale<br />
Vorhersagesystem soll die Akteure der landwirtschaftlichen Produktion in Benin bis hinab auf<br />
die Dorfebene beraten. Dabei können <strong>zu</strong>m Beispiel Pilotversuche in den in IMPETUS bereits<br />
intensiv untersuchten Gemeinden durchgeführt werden. Denn auf dieser Ebene existieren sowohl<br />
Flexibilität als auch hinreichende Kontakte durch die Vorarbeiten im Projekt.<br />
Capacity Building<br />
Für die Implementierung des saisonalen Vorhersagesystems sind sowohl auf der Dienstleistungsals<br />
auch Anwenderseite zahlreiche Schulungen notwendig. Den Vertretern der Direction Météorologique<br />
und der Université Abomey-Calavi sollen dabei die technischen Grundkenntnisse <strong>zu</strong>m<br />
Betreiben der globalen und regionalen Klimamodelle vermittelt werden. Ferner werden die inhaltlichen<br />
und technischen Charakteristika von MOS und EPIC erläutert. Für die potenziellen<br />
Anwender auf der Dorf- und Gemeindeebene werden Schulungen bzgl. der Nut<strong>zu</strong>ng des Kommunikationssystems<br />
angeboten und gemeinsam Strategien einer angepassten Landnut<strong>zu</strong>ng erarbeitet.<br />
Bei der Entwicklung des saisonalen Vorhersagesystems werden auch zahlreiche bilaterale<br />
Gespräche und Diskussionsrunden mit Vertretern der beteiligten Anbieter- und Nutzergruppen<br />
notwendig sein.<br />
109
110<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Hinsichtlich der dekadischen Vorhersage des regionalen Klimas und des daraus resultierenden<br />
landwirtschaftlichen Potenzials werden Informationsveranstaltungen vor Vertretern aus den höheren<br />
politischen und planerischen Instanzen durchgeführt.<br />
Personalbedarf<br />
Für die Bearbeitung der oben genannten Fragestellungen werden für die dreijährige Projektphase<br />
insgesamt 45 Personenmonate benötigt. Diese teilen sich auf in eine volle Stelle (BAT IIa) für<br />
Durchführung der Klimamodellsimulationen und die Anpassung des statistischen MOS-<br />
Ansatzes, eine halbe Stelle ( 1 /2 BAT IIa) für die Simulationen mit EPIC und YES sowie eine<br />
halbe Stelle ( 1 /2 BAT IIa) für die Entwicklung eines praktikablen und von den Nutzergruppen<br />
technisch bedienbaren und erreichbaren Kommunikationssystems in Benin:<br />
• 30,6 MM für ECHAM, REMO und MOS (H. Paeth, Postdoc)<br />
• 4,5 MM für EPIC (C. Stadler, Doktorandin)<br />
• 7,2 MM für YES (A. Jaeger, Postdoc)<br />
• 2,7 MM als Kontaktperson <strong>zu</strong> Entscheidungsträgern, für die Bereitstellung von Agrardaten,<br />
für Schulungen, für die Vermittlung von Transferprodukten und für die Entwicklung<br />
des Kommunikationssystems (Deng)<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Es sind in IMPETUS bereits zahlreiche Simulationen mit REMO durchgeführt worden. Das Modell<br />
hat sich als sehr <strong>zu</strong>verlässig erwiesen und lieferte viele Eingabeparameter für Folgeuntersuchungen<br />
mit hydrologischen und agrarökonomischen Modellen. Die für die Abschät<strong>zu</strong>ng des<br />
<strong>zu</strong>künftigen landwirtschaftlichen Potenzials benötigten Modelläufe mit REMO werden in der<br />
zweiten Jahreshälfte 2005 durchgeführt. Die Simulationen für den saisonalen Vorhersageansatz<br />
werden erst in der dritten Phase von IMPETUS anvisiert.<br />
Das statistische Modell, welches die Transferfunktionen zwischen Klima und Landwirtschaft<br />
ermittelt, ist ebenfalls bereits in seinen Grundzügen in der zweiten IMPETUS-Phase entwickelt<br />
worden und muss nur auf die spezifischen landwirtschaftlichen Eingabedaten angepasst werden.<br />
Die Pflanzenwachstumsmodelle EPIC und YES müssen noch einige Anpassungen an die Situation<br />
in Benin erfahren. Diese Arbeiten werden voraussichtlich noch während der zweiten<br />
IMPETUS-Phase abgeschlossen.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
PK Be-E.4 Ausweisung von geeigneten Standorten und nachhaltiges Management<br />
von Kleinstauseen für die Landwirtschaft<br />
Abb.: Kleinstausee in Benin<br />
Problemstellung<br />
Die Verfügbarkeit von Wasser ist eine wichtige Vorausset<strong>zu</strong>ng für Landwirtschaft und Viehhaltung.<br />
Während der Trockenzeiten ist der Mangel an Wasser ein limitierender Faktor für die<br />
landwirtschaftliche Produktion. Dem kann durch die Anlage von kleinen Stauseen begegnet<br />
werden. Daher ist die Ausweisung von geeigneten Standorten für den Bau der Stauseen, sowie<br />
die Abschät<strong>zu</strong>ng der potenziellen Steigerung agrarischer Produktion und des Viehbestandes, insbesondere<br />
vor dem Hintergrund der wachsenden Bevölkerungszahlen bei <strong>zu</strong>rückgehenden Niederschlägen,<br />
von großer Bedeutung für die Versorgungssicherheit.<br />
Wie einige negative Beispiele in der Vergangenheit gezeigt haben, muss jedoch neben der technischen<br />
Machbarkeit ein tragfähiges Nut<strong>zu</strong>ngskonzept in enger Zusammenarbeit mit der lokalen<br />
Bevölkerung und den lokalen Behörden erarbeitet werden, damit eine nachhaltige Nut<strong>zu</strong>ng gewährleistet<br />
ist und negative Folgen (Konflikte, Bodendegradierung, u.a.) vermieden werden.<br />
Auch sind wasserhygienische und epidemiologische Aspekte <strong>zu</strong> beachten.<br />
111
112<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Wichtig ist hierbei die Schaffung eines Gesamtkonzepts für die Planung von kleinen Stauseen,<br />
das neben naturräumlichen Gegebenheiten auch ökonomische und soziologisch-ethnologische<br />
Aspekte berücksichtig. Da diese Kleinstauseen in ganz Westafrika eine wachsende Bedeutung<br />
erfahren, ist die Schaffung eines tragfähigen Gesamtkonzepts von überregionalem Nutzen.<br />
Mitarbeiter<br />
Thamm, Steup, Singer, Bako-Arifari, El-Fahem, Judex, Giertz, Born, Stadler, Usbeck<br />
Kooperationspartner<br />
DGH, IRD, GTZ, PGTRN, INRAB<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Es sollen geeignete Standorte für Kleinstauseen mit Ackerbau und Vieh<strong>zu</strong>cht ausgewiesen werden.<br />
Neben den naturräumlichen Faktoren wie Topographie, geologischer Untergrund, Boden<br />
und Vegetation sollen partizipative Managementkonzepte in enger Zusammenarbeit mit den Behörden<br />
und der Bevölkerung vor Ort erarbeitet werden. Durch die Schaffung eines strukturierten<br />
Planungsprozesses soll die nachhaltige Nut<strong>zu</strong>ng und Vermeidung von Konflikten erreicht werden.<br />
Außerdem sollen weitergehende Werkzeuge, mit denen die Steigerung des Ertrags unter unterschiedlichen<br />
klimatischen Randbedingungen berechnet werden können, geschaffen werden. Dies<br />
soll in dem System SYMBA („System for the Management of small scale Barrages“) realisiert<br />
werden.<br />
Modellierung<br />
Die einzelnen Module können durch die IMPETUS DECISION SUPPORT TOOLBOX kombiniert<br />
werden. Dabei folgt der Problemkomplex der IMPETUS Philosophie, Ergebnisse einzelner<br />
Fachdisziplinen in einer geeigneten Weise <strong>zu</strong> kombinieren. Die ökonomische Bilanz kann z.B.<br />
von Agrarsektormodellen berechnet werden. Die soziologisch-ethnologischen Aspekte werden<br />
auf der Grundlage der ethnologischen Studien berücksichtigt. Dabei wird ein strukturierter Prozessablauf<br />
entwickelt der für unterschiedliche Gebiete und Situationen universell anwendbar ist.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Methode<br />
DSS SYMBA<br />
Das Gesamtsystem setzt sich aus einzelnen „Decision Support Modulen“ <strong>zu</strong>sammen, die in dem<br />
„Management Decision Tool“ SYMBA („System for sustainable management of small scale<br />
barrages“) <strong>zu</strong>sammengefasst werden.<br />
Modul 1: Ökosystemare Analysen<br />
• Topographisches Analysemodul: Eignung des Geländes unter Verwendung von DGMs.<br />
Berechnet Wasservolumen und nutzbare Anbaufläche bei unterschiedlichen Stauhöhen.<br />
• Klimamodul: Liefert Niederschlag und berechnet die Evaporation in Abhängigkeit der<br />
Fläche (unter Einbeziehung der Topographie).<br />
• Hydrogeologisches Modul: Gibt unterschiedliche Eignungsklassen an in Abhängigkeit<br />
von Untergrund, Klüftung und Boden. Je nach Datenlage Berechnung von Wasserverlust<br />
durch Infiltration.<br />
113
114<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
• Hydrologisches Modul: Schätzt die Veränderung des Hydrographen durch den Bau des<br />
Dammes. Durch Erfassung der Sedimentationsraten kann die Lebensdauer des Dammes<br />
erfasst werden.<br />
• Die Ergebnisse dieses Beispiels ergeben die tatsächlich nutzbare Wassermenge des<br />
Dammes.<br />
Modul 2: Rentabilitätsanalysen<br />
• Modul landwirtschaftlicher Ertrag: Durch Integration eines landwirtschaftlichen Ertragsmodells<br />
(„Epic“) wird die Ertragssteigerung bei unterschiedlichen Anbautechniken<br />
für unterschiedliche Feldfrüchte durch den Bau des Dammes berechnet. Auch das Potenzial<br />
für mögliche Viehtränken kann damit abgeschätzt werden. Dadurch können unterschiedliche<br />
Anbauvarianten simuliert werden, um ein optimales Anbausystem <strong>zu</strong> finden.<br />
Die nutzbaren Gebiete am Ufer des Staudammes werden dabei ebenfalls berücksichtigt.<br />
Modul 3: Soziologische Analysen<br />
• Modul partizipative Landnut<strong>zu</strong>ngsplanung: In diesem Modul wird ein strukturierter Ablauf<br />
geschaffen, um eine optimale nachhaltige Landnut<strong>zu</strong>ngsplanung im Umfeld des<br />
Stausees mit den Betroffenen <strong>zu</strong> erreichen. Da<strong>zu</strong> sind unterschiedliche Schritte notwendig<br />
(Identifikation der betroffenen Personen und Nutzergruppen, Erfassung der aktuellen<br />
Landrechte, Identifizierung der derzeit angewandten Strategien <strong>zu</strong>r Konfliktregelung,<br />
…). Dadurch soll sichergestellt werden, dass keine Interessengruppe vernachlässigt und<br />
die Wassernut<strong>zu</strong>ngsplanung im Konsens akzeptiert wird. Nur so ist eine nachhaltige Nut<strong>zu</strong>ng<br />
möglich.<br />
Modul 4: Hygiene Analysen<br />
• Modul Wasserqualität: Die Qualität des Wassers im Stausee, sowie die Veränderung der<br />
Wasserqualität im Unterlauf des Stausees im Jahresverlauf sollen durch geeignete Modelle<br />
abgeschätzt werden.<br />
• Modul Insektengetragene Krankheiten: Die Veränderung der Gesundheitsgefahr durch<br />
insektengetragene Krankheiten soll durch eine integrierte Modellierung von klimatologischen,<br />
ökosystemaren und sozio-ökonomischen Parametern simuliert werden.<br />
Responseindikatoren<br />
• Landwirtschaftliche Produktionsänderungen durch die Anlage von Kleinstauseen<br />
INPUT Daten<br />
• Digitales Gelände Modell,
Problemkomplexe IMPETUS<br />
• Geologische Karten,<br />
• Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Landbedeckungskarten,<br />
• Niederschlags- und Verdunstungskarten,<br />
• Bodenkarten und Bodeneignungskarten für Landwirtschaft,<br />
• Preise für die landwirtschaftlichen Produkte,<br />
• Bevölkerungsdaten (Anzahl und Ethnien),<br />
• landwirtschaftliche Anbaumethoden,<br />
• Lebenszyklen pathogene Erreger tragender Insekten,<br />
OUTPUT Daten<br />
• Karten, die geeignete Standorte für kleine Stauseen und die dadurch <strong>zu</strong>sätzlich nutzbare<br />
Ackerflächen zeigen,<br />
• Management Konzepte und Landnut<strong>zu</strong>ngsplanungskarten,<br />
• Ökonomische und ökologische Bilanzen der Stauseen,<br />
• Statistiken der Steigerungen landwirtschaftlicher Produktivität unter unterschiedlichen<br />
Randbedingungen,<br />
Szenarieneinbindung<br />
Wie gehen die Szenarien in den PK ein?<br />
Die IMPETUS Szenarien gehen in die Modellierung durch eine jeweilige Veränderung von Niederschlag,<br />
Transpiration und Evapotranspiration, Ertragsraten und Bevölkerungsveränderungen<br />
ein.<br />
Meilensteine<br />
• 2006: Erste Fassungen von Modul 1 und 2 begleitende Arbeiten <strong>zu</strong> Modul 3 und 4<br />
• 2007: Implementierung der Module 1 und 2 und Fertigstellung der Module 4, Testen des<br />
Moduls 3 an einem Pilotprojekt.<br />
• 2008: Komplette Anpassung der Module an die Verhältnisse in Benin, Verankerung von<br />
SYMBA in Benin, Schulungen <strong>zu</strong>r Weiterentwicklung der Systeme.<br />
• 2009: Abschluss der Arbeiten. Evaluation und Dokumentation<br />
115
116<br />
Transferprodukte<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Karten mit den geeigneten Standorten kleiner Stauseen für die DGH und Kommunen, Karten mit<br />
Managementkonzepten für die Umgebung der Stauseen für die Nutzer der Stauseen. Mit<br />
SYMBA steht ein Tool <strong>zu</strong>r Verfügung, um unterschiedliche Klima und sozio-ökonomische Szenarien<br />
<strong>zu</strong> berechnen. Rentabilitätsberechnungen als Basis für Nutzergruppen, öffentliche und<br />
private Investoren sind möglich.<br />
Mögliche Anwender<br />
DGH, GTZ, Department for planning and decentralisation, Kommunen, INRAB<br />
Capacity Building<br />
2006: Training der Direction Générale de l’Hydraulique und Entwicklungsgesellschaften in der<br />
Anwendung von SYMBA. (8 Tage).<br />
2006: Training in einer Mustergemeinde in Zusammenarbeit mit der DGH in der Anwendung<br />
des Bausteins 3 (7 Tage).<br />
2007: Übertragung der Methodik und der Modelle für die Dezentralisierungsbehörden, des<br />
INRAB und der <strong>Universität</strong>en für eine weitere Anpassung und Verbesserung des Systems (2 x<br />
10 Tage).<br />
2008: Training an der DGH und der <strong>Universität</strong>, damit die entsprechenden Mitarbeiter in die Lage<br />
versetzt werden, das SYMBA weiter<strong>zu</strong>entwickeln (3 Wochen).<br />
Personalbedarf<br />
Erstellung Modul 1:<br />
10,8 MM - Thamm (A3)<br />
1,8 MM - El-Fahem (A2)<br />
3,6 MM - Giertz (A2)<br />
Erstellung Modul 2:<br />
2,7 Mannmonate - Stadler (A3)<br />
Erstellung Modul 3:<br />
1,8 Mannmonate - Singer (A5)<br />
Erstellung Modul 4:<br />
1,8 Mannmonate - Singer (A5)
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Die prinzipiellen Verfahren für die naturräumlichen Analysen des Moduls 1 wurden getestet. Sie<br />
müssen noch <strong>zu</strong>sammengefasst, angepasst und unter einer gemeinsamen Oberfläche vereint werden.<br />
Des Weiteren wurden Kontakte mit Personen und Organisationen geknüpft, die über Erfahrungen<br />
mit Kleinstauseen verfügen.<br />
Das Modell, das sich hinter Modul 2 verbirgt (EPIC), ist lauffähig und wird getestet. Zudem<br />
folgt eine Anpassung und Integration in die gemeinsame Oberfläche.<br />
Für Modul 3 wurde in Benin schon viel Vorarbeit geleistet und es kann auf Erfahrungen von anderen<br />
Organisationen (MISEREOR, GTZ, …) <strong>zu</strong>rückgegriffen werden.<br />
Die Fragestellungen von Modul 4 sind eng gekoppelt mit den PK Be-G.4 und PK Be-G.5, sodass<br />
diese Ergebnisse teilweise verwendet werden können.<br />
117
118<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PK Be-E.5 Land- und Wasserbedarf der Nutztierhaltung in Benin<br />
Problemstellung<br />
In Benin ist die extensive Weidetierhaltung ein wesentlicher Bestandteil der Landnut<strong>zu</strong>ng, die<br />
mit Ackerbau und Plantagenwirtschaft um Flächen konkurriert. Auf den Wasserkreislauf wirkt<br />
die Weidetierhaltung im Wesentlichen auf zwei Ebenen ein:<br />
• Tiere konkurrieren mit Menschen um das verfügbare Trinkwasser. Hierbei sind sowohl<br />
verfügbare Wassermengen als auch der Einfluss der Viehtränken auf die lokale<br />
Wasserqualität <strong>zu</strong> berücksichtigen.<br />
• Der <strong>zu</strong>nehmende Druck der Tierbestände auf die immer knapper werdenden Weideressourcen<br />
verändert die Vegetations<strong>zu</strong>sammenset<strong>zu</strong>ng und beeinflusst dadurch den<br />
hydrologischen Kreislauf.<br />
Der Aspekt des Tränkewasserverbrauchs ist regional und saisonal bedeutend, während die Probleme<br />
von Flächenknappheit und Überweidung das ganze Land betreffen. Hintergrund ist das<br />
Aufeinandertreffen zweier gegenläufiger Trends: einerseits steigt die Nachfrage nach tierischen<br />
Produkten durch das Bevölkerungswachstum und veränderte Konsumgewohnheiten stark an, andererseits<br />
sorgt das Bevölkerungswachstum für einen <strong>zu</strong>nehmenden Bedarf an Ackerland und<br />
verdrängt damit die derzeit noch dominierende Form der extensiven Weidehaltung. Produktions<strong>zu</strong>nahmen<br />
im Tierhaltungssektor erfolgen momentan ausschließlich über die Ausdehnung der<br />
Viehzahlen, und nicht über Steigerungen der Produktionseffizienz. Es ist somit absehbar, dass
Problemkomplexe IMPETUS<br />
mit steigenden Tierzahlen die Wanderungen der viehhaltenden Ethnien bereits bestehendes Konfliktpotenzial<br />
weiter vergrößern. Zusätzlich reduzieren regionale Klimaänderungen die Produktivität<br />
der unter <strong>zu</strong>nehmendem Weidedruck stehenden natürlichen Vegetation. Angesichts der geringer<br />
werdenden heimischen Produktionsspielräume, werden entweder die Importe von Fleisch<br />
und Milchprodukten <strong>zu</strong>nehmen, was eine Fortset<strong>zu</strong>ng des wirtschaftlichen Aufwärtstrends voraussetzt<br />
um die Importe finanzieren <strong>zu</strong> können, oder Preisanreize lassen durch gestiegene Nachfrage<br />
intensivere und damit flächensparende Produktionsverfahren rentabel werden.<br />
Mitarbeiter<br />
Gruber, Kuhn<br />
Wirkungs<strong>zu</strong>sammenhänge im Weidemanagement und grundlegende Input-Daten werden aus der<br />
Fernerkundung und den Biowissenschaften vom Teilprojekt A3 bereitgestellt (Bettina Orthmann,<br />
Julia Röhrig, Hans-Peter Thamm). Fachliche Rückkopplung im Bereich Tierhaltung und Tierernährung<br />
erfolgt für die Gruppe künftig vom Institut für Tierernährung, Uni BN (Prof. Südekum<br />
und Mitarbeiter).<br />
Kooperationspartner<br />
In Benin ist die „Direction de l’Elevage“, eine Abteilung des Landwirtschaftsministeriums, in<br />
die laufende Arbeit eingebunden. Darüber wird die Kooperation mit INRAB („L'Institut des Recherches<br />
Agricoles du Bénin“) <strong>zu</strong>r Spezifizierung des verwendeten Modells BenImpact vertieft.<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Ein bedeutendes Ziel dieses Problemkomplexes ist die Abschät<strong>zu</strong>ng der Versorgung mit tierischen<br />
Nahrungsmitteln bis 2025 in Abhängigkeit von Einkommensentwicklungen und Verfahrensänderungen<br />
der Produktionstechnik in der Viehhaltung. Dies soll ausgehend von der Verfügbarkeit<br />
von Produktionsressourcen und dem Einfluss bzw. der Möglichkeit von Importen tierischer<br />
Erzeugnisse erfolgen. Da<strong>zu</strong> werden Berechnungen des Wasserbedarfs für Nutztiere und<br />
der Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung durchgeführt. Darauf aufbauende Szenarien werden mit variierenden<br />
Klimaausprägungen, Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Haltungsformen berechnet, um frühzeitig möglichen<br />
Handlungsbedarf aufzeigen <strong>zu</strong> können.<br />
119
120<br />
Modellierung<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Der analytische Ansatz von PK Be-E.5 besteht in der Entwicklung eines ökonomischen Modells<br />
der Tierhaltung für die Communes in Benin und dessen Einbindung als Submodul in das Agrar-<br />
sektormodell BenImpact. Das Blockdiagramm veranschaulicht den interdisziplinären Charakter<br />
dieses Vorhabens: Als ‚Input’ finden naturwissenschaftliche Ergebnisse aus dem Bereich der<br />
Meteorologie, der Fernerkundung, der Biologie und der Tierernährung Verwendung. Weiterhin<br />
werden auch landwirtschaftliche Produktionsdaten und sozio-ökonomische Trends wie Bevölkerungsentwicklung,<br />
Konsumverhalten und Handelsmuster im Modell berücksichtigt. Wichtige<br />
Ergebnisse sind die Aufteilung der Produktionsressourcen (Weideland bzw. Futterfläche, Wasser,<br />
landwirtschaftliche Arbeitskraft) zwischen der Tierhaltung und anderen Landnut<strong>zu</strong>ngsformen,<br />
und das sich daraus ergebende heimische Versorgungsangebot mit tierischen Nahrungsmitteln.<br />
Klima und<br />
Klimaänderungen<br />
Landnut<strong>zu</strong>ngs- und<br />
Landbedeckungsveränderungen<br />
landwirtschaftliche<br />
Produktionsdaten<br />
Bevölkerungsentwicklung,<br />
Konsumverhalten und Handel<br />
Modellierung des<br />
Tierhaltungssektors<br />
in Benin<br />
Verfügbarkeit und<br />
Veränderung von<br />
Produktionsfaktoren<br />
Versorgung mit<br />
tierischen<br />
Lebensmitteln<br />
Das Agrarsektormodell BenImpact (siehe PK Be-E.1) ist ein für IMPETUS entwickeltes agrarökonomisches<br />
Partialmodell. Das Modell ist aufgeteilt in ein Angebots- und ein Nachfragemodul,<br />
die in iterativen Schritten gelöst werden mit dem Ziel, den Gewinn <strong>zu</strong> maximieren und<br />
Transportkosten <strong>zu</strong> minimieren. Dabei werden Landrestriktionen, Verarbeitungskapazitäten und<br />
Beschränkungen bei Produktionsfaktoren berücksichtigt. Das landwirtschaftliche Einkommen
Problemkomplexe IMPETUS<br />
und die Preise für Agrarprodukte werden in BenImpact endogen modelliert. Handel zwischen<br />
verschiedenen Departments innerhalb Benins, zwischen den Nachbarländern und dem Weltmarkt<br />
ist möglich.<br />
Responseindikatoren<br />
• Versorgung der Bevölkerung mit tierischen Lebensmitteln<br />
• Flächenbedarf für Futter<br />
• Wassernut<strong>zu</strong>ngsbedarf der Viehhaltung<br />
• Alternative Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien<br />
INPUT Daten<br />
• Landnut<strong>zu</strong>ng und Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung (A3),<br />
• Tierzahlen (A4),<br />
• Weideerträge und Futterbilanzen (A3, A4),<br />
• Produktivität alternativer Haltungsformen (A4),<br />
• Klimadaten (AB1),<br />
• potenzielle Biomasse (A3),<br />
• Bevölkerungsentwicklung (A5),<br />
• Entwicklung von Verbraucherpräferenzen (A4, A5),<br />
• Handelsdaten (A4).<br />
OUTPUT Daten<br />
• Entwicklung des Handels von tierischen Produkten<br />
• Marktbilanzen für tierische Produkte für Gesamtbenin<br />
• regionale Preisentwicklungen<br />
Szenarieneinbindung<br />
Für die Szenarien werden <strong>zu</strong>nächst die Trends der Inputdaten (driving forces) identifiziert. Anschließend<br />
werden Simulationsrechnungen mit Hilfe von BenImpact auf Basis dieser Trends<br />
durchgeführt. Die wichtigsten driving forces für den PK sind regionales Bevölkerungswachstum<br />
und Migrationstendenzen, Nachfragetrends bei Lebensmitteln, Flächenentwicklung in der Land-<br />
121
122<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
wirtschaft sowie Veränderung der Niederschläge. Diese Szenarioparameter werden entsprechend<br />
der drei IMPETUS-Szenarien umgesetzt.<br />
Zusätzlich werden als Interventionsszenarien beschleunigte Veränderungen der Produktions-<br />
techniken in der Tierhaltung und die agrarpolitischen Ansätze Selbstversorgung und exportorien-<br />
tierte Produktion berechnet.<br />
Meilensteine<br />
Für das erste Jahr der dritten Phase ist die Fertigstellung der Szenarienrechnungen für Gesamtbenin<br />
vorgesehen. Im zweiten und im dritten Jahr erfolgen zeitgleich die Berechungen der Interventionsszenarien<br />
sowie die Ausarbeitung der Handlungsempfehlungen in Abstimmung mit den<br />
Kooperationspartnern.<br />
Transferprodukte<br />
Der PK Be-E.5 erweitert und vervollständigt das ökonomische Politikanalysemodell BenImpact,<br />
welches als Hauptergebnis Vergleiche zwischen Politikalternativen produziert, um den Tierhaltungssektor.<br />
Die entsprechenden Simulationsergebnisse können mit Hilfe des Benin „Mapping<br />
tools“ auf Departmentebene und teilweise auf Kommunalebene visualisiert werden. Damit sind<br />
die erhobenen und berechneten Daten für den Tierhaltungssektor über das Internet einer weiten<br />
Personengruppe <strong>zu</strong>gänglich und können für weitere Forschungs- oder Beratungsarbeiten eingesetzt<br />
werden. Dies kann unter anderem im Bereich der Produktionseffizienz, des Ressourcenschutz<br />
oder der Ausrichtung der gesamten beninischen Agrarpolitik geschehen.<br />
Der erfolgreiche Transfer des Analysemodells selbst nach Benin setzt voraus, dass beninische<br />
Nachwuchswissenschaftler im Umgang mit BenImpact ausgebildet werden. Die Einarbeitung in<br />
den Modellcode und die <strong>zu</strong>grunde liegende Programmierungssprache erfordert etwa ein Jahr.<br />
Mögliche Anwender<br />
Die Ergebnisse des PK Be-E.5 sind vor allem für politische Entscheidungsträger, aber auch Produzentenorganisationen<br />
und andere NGOs wichtig. Internationale Institutionen der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit<br />
bilden eine weitere Zielgruppe. PK Be-E.5 entwickelt keine eigenständigen<br />
Analysetools; eine Anwendung des Agrarsektormodells BenImpact wird für Forschungseinrichtungen<br />
in Benin empfohlen, wobei intensives „Capacity Building“ in der dritten Projektphase<br />
eine wesentliche Vorausset<strong>zu</strong>ng des Erfolgs bildet.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Capacity Building<br />
Im Bereich Tierhaltung wird es eine strukturierte Verbreitung der Ergebnisse in Form von Seminaren<br />
und Beratungsaktivitäten bei staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen geben. „Capacity<br />
Building“ im Bereich modellgestützer Analyse wird im Rahmen von PK Be-E.1 stattfinden.<br />
Personalbedarf<br />
15,3 MM - Ina Gruber (Agrarökonomie)<br />
4,32 MM - Arnim Kuhn (Agrarökonomie)<br />
7,2 MM - Bettina Orthmann (Forstwissenschaft)<br />
2,7 MM - Julia Röhrig (Geographie)<br />
3,6 MM - Hans-Peter Thamm (Fernerkundung)<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
• Bis Ende Juli 2005: Wasserbedarf für Nutztiere je Kommune, Biomasseerträge je Department<br />
• Bis Ende April 2006: Verfügbarkeit von Futtermittel für Wiederkäuer in Benin je Department<br />
für das Basisjahr, Modellerweiterung von BenImpact<br />
123
124<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PK Be-E.6 Modellierung der agrarischen Marginalität für Benin<br />
Problemstellung<br />
Abb.: Feld am Fuße eines Berges im Norden Benins<br />
Die Folgen von Bevölkerungswachstum und stagnierenden Erträgen sind insbesondere in stark<br />
agrarisch geprägten Räumen wie Benin schwerwiegend. Knappe Landressourcen und damit ansteigender<br />
Druck auf die landwirtschaftlichen Nutzflächen äußern sich beispielsweise in einer<br />
weiteren Intensivierung und Expansion der landwirtschaftlichen Aktivitäten. Beides stößt jedoch<br />
insbesondere auf naturräumlich bedingten marginalen Produktionsstandorten rasch an ihre Grenzen.<br />
Diese Gebiete lassen aufgrund ungünstiger Wachstumsbedingungen durch bestehende naturräumliche<br />
Einschränkungen nur begrenzte landwirtschaftliche Nut<strong>zu</strong>ngsaktivitäten bei einem<br />
relativ niedrigen Ertragsniveau <strong>zu</strong>. Marginale Standorte können dadurch nur einen geringen, jedoch<br />
aktuell wichtigen Beitrag <strong>zu</strong>r Ernährungssicherung leisten. Des Weiteren gefährdet Landdegradierung<br />
die Produktionsgrundlagen dieser Räume schon bei nur leichter Intensivierung und<br />
beeinflusst den hydrologischen Kreislauf auf vielfältige Weise.<br />
Die Erhaltung und nachhaltige Nut<strong>zu</strong>ng marginaler Produktionsstandorte ist von entscheidender<br />
Bedeutung für die Gewährleistung der aktuellen und <strong>zu</strong>künftigen Ernährungssicherheit Benins.<br />
Für die <strong>zu</strong>künftige Ernährungssicherung gilt es außerdem <strong>zu</strong> untersuchen, in wie weit sich die<br />
naturräumlichen Bedingungen für die Landwirtschaft aufgrund globaler Umweltveränderungen<br />
verändern werden, um entsprechende Vorsorgemaßnahmen rechtzeitig in die Wege <strong>zu</strong> leiten.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
In dem Problemkomplex werden folgende Fragestellungen untersucht:<br />
• Wo liegen agrarisch marginale Standorte in Benin und wie stark sind die naturräumlichen<br />
Beschränkungsfaktoren?<br />
• Wie verändert sich die agrarische Marginalität unter verschiedenen Szenarienannahmen<br />
im Rahmen des Globalen Wandels?<br />
• Welche Möglichkeiten gibt es, die naturräumlichen Begren<strong>zu</strong>ngsfaktoren der landwirtschaftlichen<br />
Produktion <strong>zu</strong> kompensieren?<br />
Mitarbeiter<br />
Julia Röhrig, Claudia Hiepe, Zhixin Deng<br />
Kooperationspartner<br />
Bislang: Herr Dr. Igué (INRAB), Frau Dr. Mutlu (GTZ) und Frau Zink (DED)<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Das Ziel ist die Modellierung der aktuellen und <strong>zu</strong>künftigen agrarischen Marginalität sowie damit<br />
verbundene Degradationsrisiken für Benin in einer räumlichen Auflösung von 1 km x 1 km.<br />
Für den Schutz der natürlichen landwirtschaftlichen Produktionsgrundlagen ist die Identifizierung<br />
von besonders gefährdeten Gebieten von besonderer Bedeutung. Das sind beispielsweise<br />
Regionen mit mittlerer und hoher naturräumlicher Beschränkung bei gleichzeitig hohem Landdruck.<br />
Über die Lokalisierung der naturräumlichen Einschränkungen werden notwendige Kompensationsmaßnahmen<br />
und geeignete Anbaufrüchte abgeleitet, um das Ertragsniveau bei einer<br />
nachhaltigen Nut<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong> optimieren. Die Bestimmung der aktuellen Landdegradierung wird aus<br />
Fernerkundungsdaten abgeleitet. Aus bestehenden Ergebnissen der Feldarbeiten (Befragungen<br />
<strong>zu</strong>r Nut<strong>zu</strong>ngsintensität) wird ferner analysiert, welche Nut<strong>zu</strong>ngsintensität bei welchem Grad der<br />
Marginalität <strong>zu</strong> Landdegradierung führt. Darüber hinaus wird untersucht, inwiefern sich die<br />
Marginalität unter verschiedenen Szenarienannahmen bis ins Jahr 2025 verändern kann.<br />
Modellierung<br />
Das Kernstück des Modells besteht aus dem Marginalitätsindex für die landwirtschaftliche Produktion,<br />
bei welchem naturräumliche Einflussfaktoren (z. B. Klima, Bodenfruchtbarkeit) quantifiziert<br />
und <strong>zu</strong> einem Index <strong>zu</strong>sammengefasst werden (CASSEL-GINTZ ET AL. 1997).<br />
125
126<br />
Bevölkerungswachstum<br />
Fernerkundungsdaten<br />
Aktuelle<br />
Landdegradierung<br />
Geringes nat.<br />
Produktionspotenzial<br />
Ungeeignete<br />
klimatische<br />
Bedingungen<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Kompensations- und<br />
Managementmöglichkeiten<br />
Klimaszenarien Landnut<strong>zu</strong>ng Anbaumethoden<br />
Validierung Validierung<br />
Geringe Bewässerungskapazität<br />
Nährstoffarme<br />
Böden<br />
Feldforschung<br />
Expertengespräche<br />
Aufnahme von<br />
degradierten Flächen<br />
Erosionsgefahr<br />
Abb.: Modellansatz <strong>zu</strong>r Bestimmung der aktuellen und <strong>zu</strong>künftigen agrarischen Marginalität<br />
Sowohl für die Quantifizierung als auch für den logischen Entscheidungsbaum wird Fuzzy Logik<br />
verwendet. Der Index wurde global vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung gemeinsam<br />
mit dem Max-Planck Institut in Hamburg mit einer räumlichen Auflösung von 0.5° entwickelt.<br />
Mittels des Index können naturräumlich bedingte marginale agrarische Standorte sowie deren<br />
spezifische naturräumliche Beschränkungsfaktoren identifiziert und quantifiziert werden. Für die<br />
Modellierung im Rahmen von IMPETUS wird der Index mit räumlich höher aufgelösten Daten<br />
von 1 km und einem modifizierten Berechnungsalgorithmus ermittelt. Dabei kann durch die<br />
Implementierung der SOTER-Daten und dem darin verwendeten Ansatz (abhängig vom Fortgang<br />
der Kooperation mit INRAB) die naturräumliche Eignung für die Hauptanbausorten abgeleitet<br />
werden. Durch die Implementierung von Szenarien kann die Veränderung der naturräumlichen<br />
Gegebenheiten bei der Indexberechnung implementiert werden. Dabei werden einige elementare<br />
sozio-ökonomische Einflussfaktoren mitberücksichtigt, um <strong>zu</strong>m einen den <strong>zu</strong>künftigen<br />
Bevölkerungsdruck und <strong>zu</strong>m anderen Kompensationsmöglichkeiten <strong>zu</strong> analysieren. Aus Fernerkundungsdaten<br />
wird die aktuelle Landdegradierung über Methoden der Zeitreihenanalyse be-
Problemkomplexe IMPETUS<br />
stimmt und mit vorhandenen Informationen <strong>zu</strong>r Nut<strong>zu</strong>ngsintensität sowie dem Grad der natürlichen<br />
Beschränkungen verglichen.<br />
Bislang wurde der größte Teil der Inputparameter in einer räumlichen Auflösung von mindestens<br />
1 km aufbereitet, implementiert und validiert. Darüber hinaus bestehen erste Berechnungen der<br />
aktuellen Landdegradation.<br />
Responseindikatoren<br />
• Naturräumliche Beschränkungsfaktoren für die landwirtschaftliche Produktion<br />
• Naturräumlich angepasste und geeignete Anbaufrüchte<br />
• Aktuelle Landdegradierung<br />
• Aktuell oder <strong>zu</strong>künftig degradationsgefährdete Flächen aufgrund landwirtschaftlicher<br />
Aktivitäten<br />
INPUT Daten<br />
• Klimatische Daten (aktuelle und potenzielle Evapotranspiration, Niederschlag) (A1)<br />
• Vegetationsdaten (Nettoprimärproduktion, Landnut<strong>zu</strong>ng) (A3)<br />
• Topographische Daten (Hangneigung, Gewässernetz) (A3)<br />
• Pedologische Daten (Bodennährstoffgehalt) (A2)<br />
• Sozioökonomische Daten (Bevölkerungswachstum und –dichte, Managementmaßnahmen)<br />
(A4, A5)<br />
OUTPUT Daten<br />
• Agrarische Marginalität für Benin<br />
• Naturräumliche Beschränkungsfaktoren für die landwirtschaftliche Produktion in Benin<br />
• Lokalisierung degradationsgefährdeter Gebiete aufgrund landwirtschaftlicher Aktivitäten<br />
• Aktuelle Landdegradierung<br />
• Berechnung der agrarischen Marginalität bis 2025 unter den verschiedenen Szenarienannahmen<br />
• Räumlich angepasste Kompensations- und Landnut<strong>zu</strong>ngssyteme<br />
Szenarieneinbindung<br />
Unter Verwendung der Klimaszenarien aus A1 lässt sich die agrarische Marginalität unter veränderten<br />
Klimabedingungen modellieren. Eine weitere Fragestellung ist, inwieweit die agrari-<br />
127
128<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
sche Marginalität unter verändertem Kapitalinput in der Landwirtschaft <strong>zu</strong>künftig reduziert wer-<br />
den kann. Dabei werden mögliche Kompensationspotenziale (wie z. B. die <strong>zu</strong>nehmende Verbrei-<br />
tung von Düngemitteleinsatz oder Bewässerung) mitberücksichtigt, die <strong>zu</strong> Verringerungen der<br />
naturräumlichen Limitierung führen, mitberücksichtigt. Um aktuell oder <strong>zu</strong>künftig besonders<br />
degradationsgefährdete Regionen <strong>zu</strong> lokalisieren, bedarf es einer Implementierung von Daten<br />
und Szenarien der Demographie und der Landnut<strong>zu</strong>ng (da<strong>zu</strong> Verwendung der demographischen<br />
Szenarien aus A5 und der Landnut<strong>zu</strong>ng aus A3).<br />
Mögliche Interventionsszenarien<br />
Die Analyse von Auswirkungen veränderter Düngemittelsubventionen und Bodenschutzmaßnahmen<br />
stellen mögliche Interventionsszenarien dar.<br />
Meilensteine<br />
Bis Ende 2006: Modellierung der agrarischen Marginalität und ihre Veränderung bis 2025 mit<br />
Hilfe von bestehenden Szenarienannahmen. Ermittlung der aktuellen Landdegradierung.<br />
Bis Sommer 2007: Durch die Implementierung von SOTER-Daten, werden die Berechnungen<br />
naturräumlicher Beschränkungsfaktoren noch einmal entscheidend verbessert und Aussagen für<br />
die Hauptanbaufrüchte ermöglicht. Aufbereitung der Daten und des Berechnungsalgorithmus für<br />
die agrarische Marginalität für „Stakeholder“ mittels geeigneter Software. Im Rahmen eines<br />
Workshops wird den „Stakeholdern“ eine Einführung in den Programmaufbau und potenzielle<br />
Einsatzfelder gegeben werden.<br />
Bis Sommer 2008: Quantifizierung des Zusammenhanges zwischen Grad der naturräumlichen<br />
Marginalität, Nut<strong>zu</strong>ngsintensität und Degradationsgrad.<br />
Bis Ende 3. Phase: Auf der Basis von bestehenden naturräumlichen Beschränkungsfaktoren der<br />
agrarischen Produktion und Szenarienergebnissen werden mögliche Kompensations- und Managementmöglichkeiten<br />
analysiert und für ganz Benin abgeleitet.<br />
Transferprodukte<br />
Das Hauptprodukt sind GIS-Karten der oben genannten OUTPUT Daten mit einer räumlichen<br />
Auflösung von 1 km x 1 km für das gesamte Staatsgebiet von Benin. Außerdem werden die Inputdaten<br />
und der Berechnungsalgorithmus so aufbereitet, dass die „Stakeholder“ den Berechnungsalgorithmus<br />
an aktuelle Entwicklungen anpassen und nationales Expertenwissen implementieren<br />
können.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Karten mit degradationsgefährdeten Gebieten bzw. tatsächlich aktuell degradierten Flächen können<br />
als wichtige Informationsbasis für die Planung und Umset<strong>zu</strong>ng notwendiger Bodenschutzmaßnahmen<br />
eingesetzt werden. Die Bestimmung der agrarischen Marginalität kann als eine Planungsgrundlage<br />
für ein angepasstes und nachhaltiges Landnut<strong>zu</strong>ngssystem auf nationaler oder<br />
regionaler Ebene eingesetzt werden. Zum einen lassen sich naturräumliche Beschränkungsfaktoren<br />
identifizieren und damit notwendige Kompensationsmaßnahmen ableiten oder alternative<br />
Landnut<strong>zu</strong>ngssysteme fördern. Darüber hinaus ist es möglich, über bestehende naturräumliche<br />
Beschränkungsfaktoren und sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen angepasste Anbaufrüchte<br />
räumlich <strong>zu</strong> definieren.<br />
Mögliche Anwender<br />
MEHU, MAEP, INRAB und Entwicklungsorganisationen (z. B. GTZ,...)<br />
Capacity Building<br />
Schulungen im Bereich des Monitorings von Landdegradierung mit Fernerkundungsdaten sowie<br />
im Bereich der Digitalen Bildverarbeitung, Workshop <strong>zu</strong>r Einführung und Anwendung der computerbasierten<br />
Berechnung der agrarischen Marginalität.<br />
Personalbedarf<br />
10,5 MM - Julia Röhrig (A3)<br />
3,6 MM - Claudia Hiepe (A2)<br />
2,7 MM - Zhixin Deng (A4)<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Bis Ende Juli 2005 wurde eine Reihe räumlich höher aufgelöster Datensätze in die Berechnung<br />
der agrarischen Marginalität implementiert und über Expertengespräche und Feldarbeiten validiert.<br />
Außerdem hat eine intensive Recherche über die Ableitung von Landdegradierung aus<br />
Fernerkundungsdaten stattgefunden.<br />
Mit dem Ende der 2. Phase wird die agrarischen Marginalität für Benin in einer räumlichen Auflösung<br />
von 1km sowie eine erste Validierung der Ergebnisse (sofern Inputdaten in derselben<br />
räumlichen Auflösung verfügbar) durchgeführt. Darüber hinaus werden erste Ergebnisse <strong>zu</strong>r aktuellen<br />
Landdegradierung von Benin in einer räumlichen Auflösung von 1 km berechnet. Bis dahin<br />
verfügbare Szenarien werden implementiert und damit die agrarische Marginalität und die<br />
Landdegradationsgefahr für Benin bis 2025 in einer räumlichen Auflösung von 1 km modelliert.<br />
Es können erste Empfehlungen für ein angepasstes Landnut<strong>zu</strong>ngssystem ausgesprochen werden.<br />
129
130<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PK Be-E.7 Nut<strong>zu</strong>ngspotenzial von Inland-Valleys im oberen Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Problemstellung<br />
Abb.: Blick auf ein „Inland-Valley“ im oberen Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Ouémé<br />
Die Landwirtschaft in Benin erfolgt traditionell im Trockenfeldbau. Die ohnehin nur gering<br />
fruchtbaren Böden können durch unsachgemäße Nut<strong>zu</strong>ng schnell erodieren und an Nährstoffen<br />
verarmen. Hin<strong>zu</strong> kommt, dass ein ausreichendes Wasserangebot nur in der Regenzeit gegeben<br />
ist, so dass - wenn nicht künstlich bewässert wird - keine ganzjährige landwirtschaftliche Produktion<br />
stattfinden kann. Verstärkt durch eine wachsende Bevölkerung kann es so durch Bodendegradation<br />
<strong>zu</strong> einer Verknappung potenzieller Anbauflächen kommen, die in Zukunft die Ernährungssicherung<br />
der Bevölkerung gefährden kann.<br />
Eine Ausweitung der Agrarproduktion in die bisher nur wenig genutzten Inland-Valleys könnte<br />
einen Beitrag <strong>zu</strong>r <strong>zu</strong>künftigen Ernährungssicherung darstellen. Die Böden in den Inland-Valleys<br />
sind in der Regel fruchtbarer als andere Böden im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet, da Nährstoffe von den Hängen<br />
in diesen Bereich transportiert werden. Gleichzeitig ermöglicht das Wasserangebot eine wesentlich<br />
längere landwirtschaftliche Nut<strong>zu</strong>ng pro Jahr als auf anderen Flächen im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
womit Problemen bei einer eventuellen Verkür<strong>zu</strong>ng der Regenzeit begegnet werden kann.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Folgende Fragen sind dabei von zentraler Bedeutung:<br />
• Sind die hydrologischen Verhältnisse der Inland-Valleys für den Anbau bestimmter Kulturen<br />
geeignet?<br />
• Inwieweit kann der landwirtschaftliche Anbau in den Inland-Valleys ausgeweitet werden<br />
(Nut<strong>zu</strong>ngspotenzial)?<br />
• Wie verhält sich der Nährstoffhaushalt der Inland-Valleys bei intensivierter Nut<strong>zu</strong>ng?<br />
• Wie wirken sich Umweltveränderungen (Klimawandel, Bodenerosion, Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung)<br />
auf die Hydrologie und den Nährstoffhaushalt der Inland-Valleys aus? (Szenarien)<br />
Mitarbeiter<br />
Giertz, Steup, Stadler<br />
Kooperationspartner<br />
• Inland-Valley Consortium (IVC)<br />
• INRAB<br />
• CENATEL<br />
• EZ (DED, GTZ)<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Ziel des Problemkomplexes ist die Abschät<strong>zu</strong>ng des Nut<strong>zu</strong>ngspotenzials der Inland-Valleys und<br />
damit ihres möglichen Beitrages <strong>zu</strong>r <strong>zu</strong>künftigen Ernährungssicherung.<br />
Die Erstellung eines DSS ist geplant, eventuell ist eine Integration in das geplante DSS von PK<br />
Be-E.2 möglich.<br />
Modellierung<br />
Das Blockdiagramm zeigt den Ansatz des Problemkomplexes sowie die wichtigsten Inputdaten<br />
für die verwendeten Modelle UHP-HRU-N und EPIC.<br />
Der Modellierung geht eine Typologisierung der im Untersuchungsgebiet vorkommenden Inland-Valleys<br />
voraus. Jeweils ein Vertreter eines „Inland-Valley-Typs“ wird dann genauer analysiert,<br />
um die Modelle parametrisieren <strong>zu</strong> können.<br />
131
132<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
UHP-HRU-N ist ein numerisches Simulationsmodell, das alle hydrologischen Prozesse (Eva-<br />
potranspiration, Infiltration, Oberflächenabfluss, Interflow, Grundwasserneubildung) berücksich-<br />
tigt. Um den Nährstoffeintrag in die Inland-Valleys simulieren <strong>zu</strong> können, wurde ein Modul <strong>zu</strong>m<br />
Stickstofftransport in das Modell integriert, so dass Aussagen über die Wasserverfügbarkeit und<br />
die Entwicklung des Nährstoffhaushalts in Inland-Valleys getroffen werden können.<br />
Klima Boden Pflanzenparameter<br />
Bodenwasserdynamik<br />
Anbau-<br />
Methode<br />
Hydrologisches Modell<br />
UHP-HRU-N<br />
Wasserund<br />
Nährstoffeintrag Agrar-Ökosystem-<br />
in die Inland-Valleys Modell EPIC / ORYZA<br />
Potenzielle Erträge von Nutzpflanzen<br />
Potenziell verfügbare<br />
Inland-Valley-Flächen<br />
Typologisierung<br />
der<br />
Inland-Valley-<br />
Flächen<br />
Potenzieller Ertrag<br />
in Inland-Valleys<br />
im HVO<br />
Durch das standortbezogene, konzeptionelle Modell EPIC (früher „Erosion-Produktivity-Impact-<br />
Calculator“, heute „Environmental-Policy-Integrated Climate“) werden alle relevanten biophysikalischen<br />
Prozesse eines Agrarökosystems in einzelnen Teilmodulen erfasst. Die Modellierung<br />
erfolgt auf Feldskala; gerechnet wird mit Tageswerten. Mit EPIC sollen die generelle Eignung<br />
verschiedener Kulturpflanzen unter den besonderen hydrologischen Verhältnissen nachvollzogen<br />
und die Erträge simuliert werden. Vorrangig wird der Anbau von Reis simuliert, da die über<br />
mehrere Monate dauerhaft nassen Verhältnisse hierfür besonders geeignet sind. Soweit es die<br />
Datenlage <strong>zu</strong>lässt, sollen verschiedene Reissorten parametrisiert werden. Da am Institut für
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Pflanzenernährung bereits das Model „ORYZA“ verwendet wird und dies bereits in afrikanischen<br />
Inland-Valleys mit verschiedenen Sorten <strong>zu</strong>frieden stellend läuft, soll dieses vergleichend<br />
eingesetzt und ggf. für die Modellierung des Reisanbaus eingesetzt werden.<br />
Auch der im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet praktizierte Anbau von Yams in Inland-Valleys soll<br />
in EPIC nachvollzogen werden. Dafür wird Yams als neue Feldfrucht in das Modell implementiert.<br />
Nach Erfassung der rezenten Verhältnisse in den Inland-Valleys sollen die IMPETUS-Szenarien<br />
miteinbezogen werden. Die Ertragsmodellierungen auf Feldskala sollen mittels der über die<br />
Landnut<strong>zu</strong>ngsklassifikation ausgewiesenen „Inland-Valley-Flächen“ für das obere Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet regionalisiert werden.<br />
Responseindikatoren<br />
• Verfügbare „Inland-Valley-Fläche“<br />
• Bodenwassergehalte „Inland-Valleys“<br />
• Nährstoffgehalte im „Inland-Valley“<br />
• Potenzielle Erträge angepasster Nutzpflanzenkulturen in „Inland-Valleys“<br />
INPUT Daten<br />
• Klimadaten (Temperatur, Windgeschwindigkeit, Einstrahlung, Niederschlag, Luftfeuchte)<br />
(A1)<br />
• Bodeneigenschaften (A2)<br />
• Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Vegetationsdaten (A3)<br />
• Digitales Höhenmodell (SRTM)<br />
• Grundwasserstände (Initialwert)<br />
• Anbaumethoden (A3, A4)<br />
OUTPUT Daten<br />
• Bodenwasserdynamik der Inland-Valleys<br />
• Evapotranspiration<br />
• Oberflächenabfluss, Zwischenabfluss, Gesamtabfluss, Grundwasserneubildung<br />
• Nährstoffhaushalt der Inland-Valleys<br />
• Potenzielle Erträge verschiedener Nutzpflanzen, die in Inland-Valleys angebaut werden<br />
133
134<br />
Szenarieneinbindung<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
In die Modellierung dieses PK gehe die IMPETUS-Klimaszenarien (REMO, LM) ein, soweit<br />
kontinuierliche Zeitreihen für den Niederschlag vorliegen bzw. mittels Wettergeneratoren abge-<br />
leitet werden können.<br />
Veränderungen in der Verfügbarkeit von „Inland-Valley-Flächen“ werden über die Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien<br />
berücksichtigt.<br />
Meilensteine<br />
1. Jahr (3. Phase): Analyse bestehender Datenbanken und eigene Erhebungen <strong>zu</strong>r Typologisierung<br />
der vorhandenen „Inland-Valleys“. Auswahl repräsentativer Vertreter der einzelnen „Inland-Valley-Typen“.<br />
2. Jahr (3. Phase): Verschiedene Sorten von Reis werden für das Pflanzenwachstumsmodell<br />
parametrisiert. Wasser- und Nährstoffhaushalt sowie Pflanzenwachstum werden für die rezenten<br />
Verhältnisse modelliert. Die Ergebnisse werden mit den entsprechenden „Stakeholdern“ diskutiert.<br />
Die Erstellung eines DSS bzw. eine mögliche Integration in das DSS von PK Be-E.2 wird<br />
nach den Bedürfnissen der Benutzer konkretisiert. Am Ende des 2. Jahres liegen vergleichende<br />
Modellierungen für Reis mit dem Modell ORYZA vor.<br />
3. Jahr (3. Phase): Alle Klima- und Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien werden abschließend gerechnet.<br />
Die Erstellung eines DSS bzw. die Integration in das DSS von PK Be-E.2 wird abgeschlossen.<br />
Schulungen DSS.<br />
Transferprodukte<br />
Haupttransferprodukte sind die potenziellen Erträge verschiedener Feldfrüchte im Bereich eines<br />
Inland-Valleys. In Verbindung mit der aus der Landnut<strong>zu</strong>ngskarte ermittelten verfügbaren „Inland-Valley-Fläche“<br />
können potenzielle Erträge im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet abgeschätzt<br />
und Aussagen über den Beitrag der „Inland-Valleys“ <strong>zu</strong>r Ernährungssicherheit unter verschiedenen<br />
Rahmenbedingungen getroffen werden.<br />
Mögliche Anwender<br />
• Landwirtschaftsministerium<br />
• EZ (DED, GTZ, NGOs…)
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Capacity Building<br />
Diskussion mit „Stakeholdern“ (INRAB, CENATEL, IVC ), Schulungen DSS<br />
Personalbedarf<br />
5,4 MM - Simone Giertz (Postdoc Hydrologie)<br />
2,7 MM - Christiane Stadler (Doktorand Pflanzenernährung)<br />
9 MM - Gero Steup (Doktorand Hydrologie)<br />
Stand bisherige Arbeit<br />
Die bodenphysikalischen Eigenschaften mehrerer Inland-Valleys sind untersucht worden. Für<br />
die Ertragsmodellierung wurde Yams als neue Feldfrucht in EPIC implementiert. Soweit Bodendaten<br />
für die Inland-Valleys vorliegen, wurden sie in EPIC integriert.<br />
135
136<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
IV.1.2 Themenbereich: Hydrologie (Wasserdargebot, Wasserverbrauch<br />
und Wasserqualität) in Benin<br />
Im Themenbereich „Wasserdargebot, Wasserverbrauch, Wasserqualität“ sind alle Problemkomplexe<br />
<strong>zu</strong>sammengefasst, bei denen das Wasser im Fokus der Untersuchungen steht. Hydrologische<br />
Aspekte sind jedoch in einer Vielzahl weiterer Problemkomplexe integriert (z.B. PK<br />
Be-E.7, PK Be-E.4) und stellen häufig wichtige Eingangsdaten dar.<br />
Der Themenbereich umfasst drei Problemkomplexe. Im PK Be-H.1 werden die verfügbaren<br />
Wasserressourcen quantifiziert und deren räumliche Variabilität mittels dynamischer Simulationsmodelle<br />
beschrieben. Aufbauend auf dem in der ersten und zweiten Phase erworbenen Wissen<br />
über die Prozesse und mittels der entwickelten bzw. angepassten Simulationsmodelle werden<br />
Szenarien der <strong>zu</strong>künftigen Entwicklung der Verfügbarkeit von Oberflächen- und Grundwasser,<br />
der Veränderung des Grundwasserspiegels durch Grundwasserentnahme und Änderung in der<br />
Grundwasserneubildung berechnet. Betrachtet werden die Prozesse auf verschiedenen Raumskalen.<br />
Detaillierte Aussagen können für das gesamte Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des oberen Ouémé (ca. 15.000<br />
km 2 ) erfolgen, da für dieses Kerngebiet alle benötigten Informationen in hoher Auflösung vorliegen.<br />
Für das Gesamtein<strong>zu</strong>gsgebiet des Ouémé werden ebenfalls Szenarienrechnungen durchgeführt,<br />
hier können jedoch weniger Details z.B. hinsichtlich der Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung berücksichtigt<br />
werden. Ziel dieses Problemkomplexes ist die Entwicklung und Implementierung eines<br />
DSS, mit dem der Einfluss von Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Klimaänderung auf die Wasserverfügbarkeit<br />
quantifiziert werden kann. Neben der Wasserverfügbarkeit wird auch der Wasserbedarf für verschiedene<br />
Szenarien ermittelt. Diese Informationen können dann ebenfalls für die Entscheidungsunterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
bei Planungsprozessen berücksichtigt werden.<br />
Basierend auf den Untersuchungen der vergangenen Phase <strong>zu</strong>m Wasserverbrauch im ländlichen<br />
und städtischen Raum auf Haushaltsebene wird der PK Be-H.2 den Wasserverbrauch aufgeschlüsselt<br />
nach den Sektoren Landwirtschaft, Haushalt und Industrie für das gesamte Land berechnen.<br />
Ziel ist die Erstellung eines Expertenmodells für den Wasserverbrauch unter Berücksichtigung<br />
gesetzlicher Vorgaben und Rahmenbedingungen, welches für die weiteren Planungen<br />
in Benin von hoher Bedeutung ist. Die Betrachtung ist räumlich differenziert, so dass Daten u.a.<br />
in den PK Be-H.1 integriert werden. Mit dem Expertenmodell können Szenarien berechnet werden,<br />
wie sich der Wasserbedarf in Zukunft in Abhängigkeit von der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />
Entwicklung gestalten wird.<br />
Viele Fragestellungen erfordern eine kurzfristige Bereitstellung von Niederschlagsdaten. Derzeit<br />
werden die Daten der Niederschlagsmesser, von einzelnen Messstationen abgesehen, zentral gesammelt,<br />
aufbereitet und stehen danach für Analysen bereit. Die Daten sind daher überwiegend<br />
erst mit einer zeitlichen Verzögerung von Monaten verfügbar; <strong>zu</strong> spät, um auf einzelne Ereignis-
Problemkomplexe IMPETUS<br />
se reagieren <strong>zu</strong> können. Im PK Be-H.3 wird daher ein operationelles „Niederschlags Monitoring<br />
System“ für Benin und Westafrika entwickelt und <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt, welches an zentraler<br />
Stelle in Benin installiert werden soll. Dieses System basiert auf Satellitendaten (TRMM, Meteosat)<br />
und hat den Vorteil, zeitlich und räumlich hoch aufgelöste Informationen bereit<strong>zu</strong>stellen.<br />
Der Abgleich mit den Niederschlagsstationen ist geplant und ermöglicht, ein konsistentes Gesamtsystem<br />
für die Erfassung des Niederschlags <strong>zu</strong> entwickeln.<br />
137
138<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PK Be-H.1 Wasserverfügbarkeit und Wasserverbrauch im oberen Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Problemstellung<br />
Abb.: Nut<strong>zu</strong>ng oberflächlicher Wasserquellen in Benin<br />
Die hydrologischen Prozesse und die Grundwasserneubildung werden stark von Umweltfaktoren<br />
(Boden, Landnut<strong>zu</strong>ng, Klima) beeinflusst. Die <strong>zu</strong> beobachtenden Umweltveränderungen (Klimaänderung,<br />
Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung, Bodendegradation) haben somit große Auswirkungen auf diese<br />
Prozesse und die <strong>zu</strong>künftige Verfügbarkeit von Grund- und Oberflächenwasser in der Region.<br />
Ein weiteres Problem ist die Zunahme des Wasserverbrauchs, die v.a. durch die Bevölkerungsentwicklung<br />
hervorgerufen wird. Folgende Fragenstellungen werden im PK Be-H.1 bearbeitet:<br />
• Wie viel Oberflächen- und Grundwasser steht im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des oberen Ouémé <strong>zu</strong>r<br />
Verfügung? (Ist-Zustand und Szenarien)<br />
• Wie hoch ist der Wasserverbrauch im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des oberen Ouémé?<br />
• Welchen Einfluss haben Umweltveränderungen (Klima, Landnut<strong>zu</strong>ng, Bodenerosion) auf<br />
die Wasserverfügbarkeit?
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Mitarbeiter<br />
Giertz, El-Fahem, Steup, Schopp<br />
Verwendete Daten von:<br />
Paeth, Judex, Thamm, Gruber, Doevenspeck, Hadjer, Singer, Heldmann<br />
Kooperationspartner<br />
Die Hauptkooperationspartner dieses Problemkomplexen sind die „Direction Générale de<br />
l’Hydraulique“ und die „<strong>Universität</strong> von Abomey-Calavi“. Ein weiterer Kooperationspartner im<br />
Bereich Wasserverbrauch ist die SONEB („Société Nationale de l’Eau du Benin“).<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Die Zielset<strong>zu</strong>ng des Problemkomplexes ist eine Abschät<strong>zu</strong>ng der Verfügbarkeit von Oberflächen-<br />
und Grundwasser, der Veränderung des Grundwasserspiegels durch Grundwasserentnahme<br />
und veränderte Grundwasserneubildung sowie des Wasserverbrauchs im oberen Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet für verschiedene Szenarien vor<strong>zu</strong>nehmen. Eine Ausweitung des Problemkomplexes<br />
auf das gesamte Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet ist geplant. Dieser Problemkomplex basiert auf den<br />
Erkenntnissen der kleinräumigen Prozessstudien und nutzt diese, um Aussagen auf der regionalen<br />
Skale <strong>zu</strong> ermöglichen. Die lokale Skale wird in weiteren Problemkomplexen behandelt (siehe<br />
PK Be-E.4 und PK Be-E.7).<br />
Modellierung<br />
Ermittlung der natürlichen Wasserverfügbarkeit<br />
Die natürliche Wasserverfügbarkeit wird mit den numerischen Simulationsmodellen UHP-HRU<br />
und FE-FLOW ermittelt. Das UHP-HRU ist ein konzeptionelles hydrologisches Modell, was alle<br />
hydrologischen Prozesse (Evapotranspiration, Infiltration, Oberflächenabfluss, Interflow,<br />
Grundwasserneubildung) berücksichtigt. Im Rahmen dieses Problemkomplexes wird es <strong>zu</strong>r Berechnung<br />
der Verfügbarkeit von Oberflächenwasser verwendet. Die räumliche Diskretisierung<br />
des Modells basiert auf HRUs („hydrologic response units“) für die flächengenau die Verfügbarkeit<br />
des Oberflächenwassers berechnet wird. Das Modell FE-FLOW ist ein dynamisches<br />
Grundwasserströmungsmodell, was auf dem „Finite Elemente-Konzept“ beruht. Beim Diskretisierungsvorgang<br />
werden im Modellgebiet Knoten verteilt, die mit den verfügbaren hydraulischen<br />
und geometrischen Informationen besetzt werden. Durch Lösung der Grundwasserströmungsgleichung<br />
unter Berücksichtigung von Zu-/Abflüssen werden die Grundwasserstände und die<br />
Grundwasserverfügbarkeit bestimmt. Im Modell können die verschiedenen Aquifere (Saprolith-<br />
139
140<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Aquifer, Kluftaquifer) dreidimensional nachgebildet werden. Die Kopplung der beiden Modelle<br />
wird durch die Grundwasserneubildung vorgenommen, die von UHP-HRU berechnet und durch<br />
Datenkopplung an FE-FLOW weitergegeben wird. Bei Ausweitung des Problemkomplexes auf<br />
das gesamte Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet, wird für die Grundwassermodellierung die Modellsoftware<br />
MODFLOW verwendet, da diese als Freeware auch für die Beniner erhältlich ist und die Bedienung<br />
entsprechend leichter und übersichtlicher ist.<br />
DGM<br />
DGM<br />
Boden<br />
Grundwassermodell<br />
FE -FLOW -FLOW<br />
Grundwasserneu-<br />
Grundwasser- -<br />
neubildung<br />
Grundwasserverf<br />
Grundwasserverfügbarkeit<br />
Grundwasserst Grundwasserstände nde<br />
Landnut<strong>zu</strong>ng<br />
Klima<br />
Hydrologisches HydrologischesModell<br />
Hydrologisches Modell Modell<br />
UHP-HRU UHP<br />
UHP-HRU<br />
SIMULAT-H SIMULAT-H<br />
Verfügbarkeit<br />
Oberflächenwasser<br />
Demographische<br />
Entwicklung<br />
Entwicklung Viehanzahl<br />
Sozio -ö konom.Faktoren<br />
Wasserverbrauch<br />
Wasserverbrauch<br />
Abb.: Schematische Darstellung der Komponenten des DSS „Wasserverfügbarkeit und Wasserverbrauch“<br />
Die Modellparameter und Simulationsergebnisse aus FE-FLOW können in das MODFLOW-<br />
Modell überführt werden.<br />
Die Erstellung eines DSS mit einer Datenkopplung der beiden Modelle ist über eine benutzerfreundliche<br />
Windows-Oberfläche und Ergebnisvisualisierung geplant. Die notwendige Programmierleistung<br />
wird durch eine enge Kooperation mit dem Teilprojekt C2 erbracht.<br />
Die tatsächlich verfügbare Wassermenge ergibt sich unter Hin<strong>zu</strong>nahme der Ergebnisse aus der<br />
Wasserverbrauchsanalyse, die in die Modelle integriert wird.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Ermittlung des Wasserverbrauchs<br />
Der Wasserverbrauch im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet beschränkt sich derzeit auf häuslichen<br />
und landwirtschaftlichen Wasserverbrauch, da in dieser Region keine Industrie vorhanden ist.<br />
Der häusliche Wasserverbrauch wurde im Jahr 2001 in einer Wasserverbrauchsanalyse für verschiedene<br />
Dörfer und die Stadt Djougou untersucht (Schopp, Hadjer). Des Weiteren wurden<br />
Wasserverbrauchstudien in verschiedenen Städten im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet (siehe PK<br />
Be-H.1) durchgeführt, die als Grundlage für die Abschät<strong>zu</strong>ng des häuslichen Wasserkonsums<br />
dienen. Die Aufteilung des Gesamtwasserverbrauchs in Entnahmequellen (Oberflächenwasser,<br />
Grundwasser) ist durch den „Regionalsurvey“ von 2004 (Hadjer, Singer, Heldmann) und den<br />
Untersuchungen von Behle, Hadjer und Schopp (gesamtes Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet) möglich.<br />
Das entnommene Wasser kann je nach Entnahmequelle räumlich und zeitlich differenziert in die<br />
Wasserverfügbarkeitsmodellierung integriert werden.<br />
Da im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet keine Bewässerungslandwirtschaft stattfindet, beschränkt<br />
sich der Wasserverbrauch der Landwirtschaft auf die Evapotranspiration der Nutzpflanzen, die in<br />
UHP-HRU berechnet wird und den Wasserverbrauch der Nutztiere. Dies wird von Gruber im<br />
Rahmen der BenIMPACT-Modellierung (PK Be-E.5) ermittelt. Dabei gehen neben der Änderung<br />
der Viehanzahl auch die Temperaturänderungen (Klimaszenarien) in die Berechnung des<br />
Wasserverbrauchs für die Tiere mit ein. Dieser Verbrauch wird auf Department-Ebene berechnet<br />
und der Verteilung der HRUs bzw. der diskretisierten Elemente entsprechend räumlich angepasst.<br />
Responseindikatoren<br />
• Verfügbarkeit Oberflächenwasser<br />
• Verfügbarkeit Grundwasser<br />
• Grundwasserstände<br />
• Wasserverbrauch<br />
INPUT Daten<br />
• Klimadaten (Temperatur, Windgeschwindigkeit, Einstrahlung, Niederschlag, Luftfeuchte)<br />
• Bodeneigenschaften<br />
• Hydraulische Gesteinseigenschaften (Permeabilität, Transmissivität)<br />
• Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Vegetationsdaten<br />
• Digitales Höhenmodell<br />
141
142<br />
• Hydrogeologische Karten<br />
• Bohrdatenbank<br />
• Grundwasserstände (Initial- und Validierungsstände)<br />
• Bevölkerungsentwicklung<br />
• Entwicklung der Viehanzahl<br />
• Häuslicher Wasserverbrauch<br />
• Entnahmequellen (Oberflächenwasser, Grundwasser)<br />
• Wasserverbrauch in der Nutztierhaltung<br />
• Event. Wasserverbrauch Landwirtschaft, Industrie<br />
OUTPUT Daten<br />
• Evapotranspiration<br />
• Oberflächenabfluss, Zwischenabfluss, Gesamtabfluss<br />
• Grundwasserneubildung<br />
• Grundwasserstände<br />
• Richtung der Grundwasserströmung<br />
• Verfügbarkeit Oberflächenwasser<br />
• Verfügbarkeit Grundwasser<br />
• Wasserverbrauch<br />
Szenarieneinbindung<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Da die hydrologischen und hydrogeologischen Modelle Klimadaten und Landnut<strong>zu</strong>ngsdaten als<br />
direkten Input benötigen, können hier die Ergebnisse der Klimaszenarien und der Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien<br />
direkt eingearbeitet werden. Es werden v.a. Ergebnisse des Klimamodells REMO und<br />
je nach Verfügbarkeit auch des LMs verwendet. Die veränderte Landbedeckung als Ergebnis der<br />
Landnut<strong>zu</strong>ngsmodellierung der drei Szenarien (PK Be-L.1) wird als direkter räumlicher Input<br />
genutzt.<br />
Die Ermittlung des Wasserverbrauchs bezieht die demographischen Szenarien (PK Be-G.1) sowie<br />
die Veränderung der Viehstückzahlen und die Temperaturschwankungen mit ein (PK<br />
Be-E.5). Die Szenarienbedingte Entwicklung des Pro Kopf-Wasserverbrauchs wird in Expertengesprächen<br />
diskutiert und entsprechend in die Modelle integriert.<br />
Die eventuelle Einbeziehung der Veränderungen in der Wassernut<strong>zu</strong>ng durch die Sektoren Industrie<br />
und Landwirtschaft basiert auf dem Output von PK Be-H.2.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Meilensteine<br />
• die Berechnung der Wasserverfügbarkeit und des Wasserverbrauchs für das obere Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
für die drei Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien und der Klimaszenarien (je nach<br />
Verfügbarkeit der Eingangsdaten) ist bis Ende 2005 abgeschlossen<br />
• <strong>zu</strong>m Ende des ersten Jahres der 3. Phase ist die Berechnung der Wasserverfügbarkeit und<br />
des Wasserverbrauchs für das gesamte Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet unter Berücksichtigung aller<br />
<strong>zu</strong>r Verfügung stehenden Szenarien abgeschlossen. Eine Fortführung des Schulungsprogramms<br />
für die hydrogeologischen und hydrologischen Modelle soll die Bildung entsprechender<br />
Usergruppen in Benin ermöglichen.<br />
• Die Interventionsszenarien werden im zweiten Jahr unter Konsultation mit beninischen<br />
Expertengruppen entwickelt. Ebenfalls von Bedeutung ist die Umset<strong>zu</strong>ng der Modellkoppelung<br />
in Absprache mit den Anwendern <strong>zu</strong> einem benutzerfreundlichen DSS. Begleitend<br />
sollen Schulungen im Umgang mit dem DSS stattfinden.<br />
• Im Abschlussjahr der 3. Phase wird die Entwicklung des DSS in Hinblick auf eine Installation<br />
in Benin abgeschlossen sein. Eine kontinuierliche Betreuung der DSS-Nutzer hilft<br />
Probleme in Einzelfällen konkret <strong>zu</strong> lösen und den Arbeitsfluss mit den Modellen <strong>zu</strong> gewährleisten.<br />
Wesentlicher Bestandteil dieser Phase ist die Überprüfung der Modellergebnisse<br />
auf Rückkoppelungseffekte mit anderen Modellen bzw. Problemkomplexen. Ebenfalls<br />
müssen neue Daten aus dem bereits installierten IMPETUS-Messstellennetz <strong>zu</strong>r<br />
kontinuierlichen Validierung und Verfeinerung der Modelle genutzt werden<br />
Transferprodukte<br />
Ein wichtiges Transferprodukt dieses Problemkomplexes ist die regional differenzierte Wasserverfügbarkeit,<br />
unterteilt in Oberflächenwasser- und Grundwasserverfügbarkeit. Vor allem die<br />
Ergebnisse der Szenarien sind für die wasserwirtschaftliche Planung und das Wassermanagement<br />
von Bedeutung. Ein weiteres Produkt sind die regional differenzierten Grundwasserstände,<br />
die für die Planung von Brunnenstandorten den lokalen Wasserbehörden und der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit<br />
als Entscheidungshilfe dienen können.<br />
Der häusliche Wasserverbrauch ist v.a. für die Wasserversorgungsagentur SONEB eine wichtige<br />
Datengrundlage, da diese keine eigenen, flächendeckenden Erhebungen <strong>zu</strong>m quellenbezogenen<br />
Wasserverbrauch durchführt.<br />
Mögliche Anwender<br />
Wie bereits bei den Transferprodukten erläutert sind die Hauptanwender der Produkte regionale<br />
und nationale Wasserbehörden (SRH/DGH) und Projekte der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit, die<br />
143
144<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
sich mit Wassermanagement beschäftigen. Die SONEB als Wasserversorger stellt ebenfalls einen<br />
Anwender der Produkte dar.<br />
Des Weiteren ist auch die wissenschaftliche Anwendung an der <strong>Universität</strong> von Abomey-Calavi<br />
denkbar. Interesse wurde von dieser Seite bereits bekundet.<br />
Capacity Building<br />
Im Rahmen des Problemkomplexes wurden schon einige Maßnahmen <strong>zu</strong>m „Capacity Building“<br />
durchgeführt.<br />
Ein wichtiger Aspekt ist die Schulung der „Stakeholder“ in Benin im Bereich der verwendeten<br />
hydrologischen und hydrogeologischen Modelle. Hier<strong>zu</strong> sind Trainingsmaßnahmen der Modelle<br />
UHP-HRU und PMWIN an der DGH und der <strong>Universität</strong> von Abomey-Calavi geplant. Eine<br />
wichtige Grundlage für die Verwendung der Modelle ist der Einsatz von GIS. In diesem Bereich<br />
wurden bereits 2005 Schulungen an der DGH und der <strong>Universität</strong> von Abomey-Calavi durchgeführt.<br />
Weitere Schulungen sind für dieses Jahr geplant.<br />
Um eine nachhaltige Nut<strong>zu</strong>ng der verwendeten Modelle <strong>zu</strong> gewährleisten, werden beninische<br />
Wissenschaftler mit in die Erarbeitung des Problemkomplexes integriert. In der AG Diekkrüger<br />
wurde bereits ein Promotionsvorhaben im Rahmen eines DAAD-Stipendiums durchgeführt<br />
(L.O.C. Sintondji). Ein weiteres Stipendium ist vorgesehen und wird derzeit beantragt.<br />
Personalbedarf<br />
27 MM - Giertz (Geographie)<br />
7,2 MM - Schopp (Agrarpolitik)<br />
12,6 MM - El-Fahem(Geologie)<br />
9 MM - Steup (Geographie)<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Die Modellierung mit dem Modell UHP-HRU ist für das obere Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet für den<br />
Zeitraum 1997 - 2003 abgeschlossen. Die ersten Szenarien („Business as usual“) wurden bereits<br />
berechnet. Die Parametrisierung des Modells FE-FLOW ist abgeschlossen. Derzeit wird die Kalibrierung<br />
im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet durchgeführt. Die Wasserverbrauchsstudien wurden<br />
bereits durchgeführt. Für die Szenarien sind weitere Expertengespräche notwendig.<br />
Die Berechnung des Wasserverbrauchs der Nutztierhaltung wurde bisher nur anhand von Agrarstatistiken<br />
abgeschätzt. Die Integration der Nutztierhaltung in BenIMPACT (PK Be-E.5) ist<br />
noch nicht abgeschlossen.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
PK Be-H.2 Wassernachfrage der Sektoren (Haushalt, Industrie und Landwirt-schaft)<br />
unter Berücksichtigung möglicher Wasserkonflikte<br />
Problemstellung<br />
Ausgehend von einer nicht kontinuierlichen Wasserverfügbarkeit aufgrund temporärer und<br />
räumlicher Divergenzen, ist die Zunahme des Wasserverbrauchs auf sektoraler Ebene in Be<strong>zu</strong>g<br />
auf Haushalt, Industrie und Landwirtschaft nicht <strong>zu</strong> umgehen. Auf diesen drei Ebenen konnten<br />
folgende Erkenntnisse gewonnen werden: Die in vorhergehenden Studien befragten Experten<br />
sind der Meinung, dass das Bevölkerungswachstum auf Haushaltsebene anhalten und sich die<br />
Industrie (besonders die Lebensmittelverarbeitende Industrie) weiter entwickeln wird. Ebenso<br />
gehen die Experten davon aus, dass bis <strong>zu</strong>m Jahr 2025 der Bewässerungslandwirtschaft ein höherer<br />
Stellenwert beigemessen werden muss. Von daher können Erkenntnisse unter Berücksichtigung<br />
staatlicher Planungen auf politischer Ebene für Entscheidungsfindungen Richtungweisend<br />
sein und da<strong>zu</strong> beitragen, Wasserkonflikte zwischen den Sektoren <strong>zu</strong> vermeiden.<br />
Fragestellungen<br />
• Wie stellt sich die Wasseraufteilung unter den Wasser verbrauchenden Sektoren (Haushalt,<br />
Industrie und Bewässerungslandwirtschaft) prozentual dar?<br />
145
146<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
• Wie werden sich die Sektoren im Vergleich <strong>zu</strong>einander entwickeln? (Beitrag <strong>zu</strong>r gesamtwirtschaftlichen<br />
Wertschöpfung)<br />
• Können Prognosen über <strong>zu</strong>künftig benötigte Wassermengen bis <strong>zu</strong>m Jahr 2025 gemacht<br />
werden? (Bewässerung, Tierhaltung, Bevölkerungsentwicklung, Industrieausweitung)<br />
Mitarbeiter<br />
M. Schopp<br />
Verwendete Daten von:<br />
I. Gruber, M. Doevenspeck, K. Hadjer, U. Singer, M. Heldmann, H. Paeth, M. Judex, H.P.<br />
Thamm<br />
Kooperationspartner<br />
Die Hauptkooperationspartner dieses Problemkomplexen sind die Société Nationale du l’Eau du<br />
Bénin (SONEB), die Direction Générale de l’Hydraulique (DGH), das Landwirtschaftsministerium,<br />
Vertreter der Industrien und Planungsbehörden sowie die <strong>Universität</strong> von Abomey-Calavi.<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Die Zielset<strong>zu</strong>ng des vorliegenden Problemkomplexes ist eine übergreifende Abschät<strong>zu</strong>ng des<br />
Wasserverbrauchs auf nationaler Ebene in Benin, aufgeschlüsselt nach den Sektoren Haushalt,<br />
Industrie und Landwirtschaft unter Zuhilfenahme interdisziplinär erhobener Daten verschiedener<br />
Arbeitsbereiche. Ausgehend von dieser Datengrundlage werden <strong>zu</strong>künftige Entwicklungen und<br />
staatliche Planungsvorhaben (Gesetze, Rahmenbedingungen etc.) berücksichtigt, um so einen<br />
Beitrag <strong>zu</strong>r Wasserbilanz in Hinblick auf eine gesamtwirtschaftliche Wassernachfragefunktion<br />
liefern <strong>zu</strong> können.<br />
Modellierung<br />
Die Bearbeitung des Problemkomplexes setzt eine fundierte Datengrundlage voraus, welche mit<br />
Hilfe von Expertenwissen sowohl für den Wasserverbrauch der einzelnen Sektoren als auch für<br />
die Quantifizierung der prozentualen Wassernut<strong>zu</strong>ng in ein nationales Expertenmodell integriert<br />
wird (siehe Abbildung). Dabei werden Gesetze, Rahmenbedingungen und dem institutionellen<br />
Wandel besondere Bedeutung beigemessen.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Der vorhandene Problemkomplex definiert den Modellbegriff als ein regelbasiertes Modell, unter<br />
Zuhilfenahme von Expertenwissen.<br />
In welcher Weise die einzelnen Sektoren Haushalt, Industrie und Landwirtschaft in Be<strong>zu</strong>g auf<br />
die Datengrundlage in das Modell eingehen, wird anhand der folgenden Abschnitte verdeutlicht.<br />
quantitativ<br />
qualitativ<br />
Gesetze<br />
Inst. Wandel<br />
Rahmenbed.<br />
Wassernachfrage<br />
Haushalt<br />
Wassernachfrage<br />
Industrie<br />
<strong>Nationales</strong><br />
<strong>Expertensektormodell</strong><br />
Wassernachfrage<br />
Landwirtschaft<br />
Aufgeschlüsselter Wasserverbrauch und prozentuale Wassernut<strong>zu</strong>ng aller Sektoren<br />
Ermittlung der Wassernachfrage auf Haushaltsebene<br />
Die Wassernachfrage auf Haushaltsebene in ruralen Gebieten des oberen Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebietes ist durch die Ergebnisse interdisziplinärer Studien in der ersten Projektphase für<br />
verschiedene Dörfer und der Stadt Djougou ermittelt worden (Hadjer, Schopp 2005). Auf die<br />
Erkenntnisse dieser Studie basierend erfolgte in 2004/2005 eine repräsentative Wasserverbrauchsuntersuchung<br />
in urbanen Gebieten in Haushalten mit einem Anschluss ans öffentliche<br />
Wassernetz, da bislang in diesen Bereichen nur Schät<strong>zu</strong>ngen über den Wasserverbrauch vorlagen.<br />
Es wurden mehr als 1100 Haushalte in insgesamt 8 Städten untersucht, statistisch ausgewertet<br />
und auf Hypothesen überprüft. Die Städte wurden in Zusammenarbeit mit der SONEB nach<br />
147
148<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
einem Index ausgewählt, der eine Einschät<strong>zu</strong>ng über die Anzahl der Wasseranschlüsse und die<br />
abgegebene Wassermenge pro Kopf berücksichtigt. Mit Hilfe teilnehmender Beobachtungen und<br />
Expertengespräche konnte festgestellt werden, dass unterschiedliche Ausprägungen in Hinblick<br />
auf den privaten Wasserverkauf in den einzelnen Städten vorliegen. Dieser Aspekt führt <strong>zu</strong> deutlichen<br />
Unterschieden in der Indexberechnung und damit <strong>zu</strong>r heterogenen Verbrauchsstruktur der<br />
Städte in Benin.<br />
Ermittlung der Wassernachfrage auf Industrieebene<br />
In Benin ist der industrielle Sektor bislang nur partiell ausgebildet und vor allem in Küstennähe<br />
angesiedelt. Derzeit gibt es drei große Industriezweige, die im Vergleich <strong>zu</strong> anderen Industriezweigen<br />
viel Wasser für die Produktion benötigen. Da<strong>zu</strong> zählen die Getränkeindustrie, die Textilindustrie<br />
sowie die Holz verarbeitende Industrie. Bislang spielt die Industrie nur eine untergeordnete<br />
Rolle im gesamten Wasserverbrauch. Die in vorherigen Studien befragten beninischen<br />
Experten (Schopp 2005) gehen jedoch davon aus, dass sich gerade im Hinblick auf neue Industriezweige<br />
(v.a. der Lebensmittelverarbeitenden Industrie) eine Änderung in Zukunft ergeben und<br />
daraus ein höherer Wasserbedarf resultieren könnte. Da das Kleingewerbe meist im informellen<br />
Sektor angesiedelt ist, wird je nach Verfügbarkeit des Datenmaterials dieser mit berücksichtigt.<br />
Ermittlung der Wassernachfrage auf Landwirtschaftsebene<br />
Vorangegangene Expertenbefragungen nach der Delphi-Methode (Schopp 2005) gehen von einer<br />
nationalen Ausweitung der Bewässerungslandwirtschaft aus. Neben der räumlichen Lage der<br />
bewässerten Flächen, der genutzten Bewässerungssysteme, der Analyse von Sekundärstatistiken<br />
über den derzeitigen Verbrauch sowie unter Hin<strong>zu</strong>nahme ermittelter Wasserquellen und Wasserquantitäten<br />
soll eine Quantifizierung der Bewässerung <strong>zu</strong>m jetzigen Zeitpunkt und für 2025 in<br />
Hinblick auf die Gesamtnachfrage erfolgen. Die Berechnung des Wasserverbrauchs der Nutztiere<br />
kann mit Hilfe von I. Gruber im Rahmen der BenIMPACT-Modellierung (PK Be-E.5) ermittelt<br />
werden. Dieser Verbrauch wird auf Department-Ebene berechnet und ist auf nationale Ebene<br />
gut übertragbar. Für die Einschät<strong>zu</strong>ng des Regenfeldbaus werden Klimadaten und Änderungen<br />
der Landnut<strong>zu</strong>ng (PK Be-L.1) mit integriert.<br />
Responseindikatoren<br />
• Wasserverbrauch der Haushalte<br />
• Wasserverbrauch der Industrie<br />
• Wasserverbrauch der Landwirtschaft<br />
• Prozentuale Wassernut<strong>zu</strong>ng der einzelnen Sektoren (Haushalt, Industrie und Landwirtschaft)
Problemkomplexe IMPETUS<br />
INPUT Daten<br />
• Häuslicher Wasserverbrauch in ruralen Gebieten<br />
• Häuslicher Wasserverbrauch in urbanen Gebieten<br />
• Bevölkerungsentwicklung<br />
• Qualitative und quantitative Ergebnisse der Expertenbefragungen im Hinblick auf die industrielle<br />
und landwirtschaftliche Wassernachfrage<br />
• Entwicklung der Viehzahlen<br />
• Entnahmequellen (Oberflächenwasser, Grundwasser)<br />
• Wasserverbrauch in der Nutztierhaltung<br />
• Planungsvorhaben, Richtlinien, Gesetze von nationaler Seite<br />
• Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen (PK Be-L.1)<br />
OUTPUT Daten<br />
• Bewässerungsfläche auf Departementebene<br />
• Wasserverbrauch auf Haushaltsebene (aufgeschlüsselt nach urbanen und ruralen Gebieten)<br />
• Wasserverbrauch der Industrie<br />
• Wasserverbrauch der Landwirtschaft<br />
• Abgeleitete Gesamtnachfragefunktion für den Wasserverbrauch in Haushalt, Industrie<br />
und Landwirtschaft<br />
Szenarieneinbindung<br />
Die Ermittlung des Wasserverbrauchs auf Haushaltsebene bezieht neben demographischen Szenarien<br />
(PK Be-G.1) auch die Prognosen <strong>zu</strong> erwartender Abonnentenzahlen in den Städten mit<br />
ein. Abgesichert werden die Ergebnisse innerhalb von Expertendiskussionen, besonders unter<br />
Verwendung der Interventionsszenarien. In Bereich der Tierhaltung fließen die Ergebnisse über<br />
den Wasserverbrauch unter Berücksichtigung von Veränderungen der Viehbestände und Temperaturschwankungen<br />
ein (PK Be-E.5).<br />
Meilensteine<br />
Wasserverbrauch der Haushalte<br />
Die Einbettung der Ergebnisse in die Szenarien wird mit Hilfe von Expertenwissen vergangener<br />
Studien und darauf aufbauenden Diskussionen bis Mitte 2006 erfolgen.<br />
149
150<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Wasserverbrauch in der Industrie und Landwirtschaft<br />
Ausgehend von den Expertenbefragungen nach der Delphimethode vorangegangener Studien<br />
werden die Erkenntnisse in den Bereichen Industrie und Landwirtschaft bis Ende 2006 weiter<br />
ausgebaut und statistisch ausgewertet.<br />
Im zweiten Jahr der letzten Projektphase ist die Analyse der Szenarien sowie eine Fortführung<br />
der „Capacity Buildings“ in der verwendeten Methodik und Ergebnisauswertung abgeschlossen.<br />
Transferprodukte<br />
Ein wichtiges Transferprodukt ist die Quantifizierung des regional differenzierten Wasserbedarfs<br />
auf Haushaltsebene, die besonders für die urbane und rurale Wasserversorgungsplanung von<br />
großer Bedeutung ist. Neben diesen Ergebnissen sind gleichzeitig auch die prozentualen Entnahmen<br />
einzelner Wasserquellen (Oberflächenwasser, Grundwasser) für das Management von<br />
Bedeutung und stellen wichtige Eingangsdaten für weitere Problemkomplexe (z. B. PK Be-H.1)<br />
dar.<br />
Darüber hinaus werden Karten mit derzeitig und <strong>zu</strong>künftig geplanten bewässerten Flächen angefertigt.<br />
Die Quantifizierung der Szenarien sind für weitere Planungen in den Bereichen Haushalt, Industrie<br />
und Landwirtschaft von großer Bedeutung und ergänzen die Datengrundlage, da bislang in<br />
diesen Bereichen keine eigenen flächendeckenden Erhebungen durchgeführt wurden.<br />
Mögliche Anwender<br />
Die möglichen Hauptanwender sind in erster Linie die beninischen Wasserbehörden (SONEB<br />
und DGH) sowie das Landwirtschaftsministerium und Ministerien/Behörden der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung. In diesen Bereichen wurde bislang starkes Interesse an den Ergebnissen bekundet.<br />
Darüber hinaus ist die Übertragung methodischer Ansätze auch auf Bereiche der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit<br />
und universitären Einrichtungen denkbar, die auch schon in der Vergangenheit<br />
im Rahmen der Expertengespräche eine große Rolle gespielt haben.<br />
Die Ergebnisse dieses Problemkomplexes gehen gleichzeitig in andere Problemkomplexe mit ein<br />
(z.B. PK Be-H.1).<br />
Capacity Building<br />
Der vorliegende Problemkomplex basiert auf Untersuchungen der ersten Phase, in dessen Rahmen<br />
bereits Maßnahmen <strong>zu</strong>m „Capacity Building“ mit Experten durchgeführt wurden.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Daneben stehen Schulungen / Beratungen der „Stakeholder“ in der verwendeten Methodik im<br />
Rahmen der empirischen Sozialforschung sowie die statistische Ausarbeitung mit dem Programm<br />
SPSS im Vordergrund.<br />
Personalbedarf<br />
28,8 Mannmonate - Marion Schopp (Postdoc Wassernachfrage)<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Die Untersuchungen auf Haushaltebene in Be<strong>zu</strong>g auf Wasserverbrauch sind abgeschlossen. Die<br />
ersten Szenarien („Business as usual“) wurden bereits berechnet, weitere Szenarienberechnungen<br />
sind bis <strong>zu</strong>m Ende der 2. Phase unter Zuhilfenahme von Expertenmeinungen geplant.<br />
Ebenfalls sind bis <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt die Erhebungen <strong>zu</strong>m Wasserverbrauch der Landwirtschaft<br />
und der Industrie abgeschlossen.<br />
151
152<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PK Be-H.3 Satelliten-basiertes Niederschlags-Monitoring System <strong>zu</strong>r Anwendung<br />
in der Landwirtschaft und der Abflussvorhersage<br />
Problemstellung<br />
Die geringe Dichte, sehr späte Verfügbarkeit und die oft niedrige Qualität der Niederschlagsmessungen<br />
in Westafrika stellt ein erhebliches Problem für die flächendeckende Abschät<strong>zu</strong>ng<br />
von Niederschlag dar und behindert die Nut<strong>zu</strong>ng dieser Information für Landwirtschaft und die<br />
Analyse und Vorhersage von Unwetter und Dürren. So ist eine Echtzeitdiagnose, kurzfristige<br />
Vorhersage, oder Erstellung von täglichen Niederschlagskarten allein durch die Stationsdichte<br />
wegen der hohen räumlichen Variabilität konvektiver Niederschläge nicht möglich. Existierende<br />
satellitenbasierte Niederschlagsprodukte sind durch Ausrichtung auf die globale Skala und Klimatologie<br />
<strong>zu</strong> grob aufgelöst und <strong>zu</strong> spät verfügbar. Durch ihre <strong>zu</strong>dem sehr niedrige Qualität sind<br />
sie wenig brauchbar für quantitative Anwendungen. Ursache hierfür ist die regionale und zeitliche<br />
Abhängigkeit von systematischen Fehlern, die in global adaptierten Algorithmen außer Acht<br />
gelassen werden müssen. Zur flächendeckenden und schnellen Abschät<strong>zu</strong>ng des gefallenen Niederschlags<br />
wird daher ein Monitoring-System benötigt, welches den Verantwortlichen in z.B. in<br />
Benin einerseits eine brauchbare quantitative Analyse, Nowcasting und Kurzzeit-Vorhersage des<br />
Niederschlags ermöglicht, und andererseits bei zeitlicher Integration die Menge und regionale<br />
Variabilität des Niederschlags für planerische Maßnahmen und auch wissenschaftliche Zwecke<br />
brauchbar wiedergibt.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Mitarbeiter<br />
Diederich, El-Fahem<br />
Kooperationspartner<br />
Thomas Naus/Boris Thies (GLOWA Danube): Implementierung des ACT Algorithmus für West<br />
Afrika und „METEOSAT Second Generation“ (MSG).<br />
Aynur Bozoglu (EUMETSAT): Adaptation der MSG-SEVIRI / Mikrowellen-Kopplung.<br />
Jörg Schulz (DWD): Bereitstellung von Daten, Verbindung mit „Satellite Application Facility<br />
for Climate Monitoring“ (CM-SAF).<br />
Ähnliche Kommunikationswege wie PK Be-E.3, z.B. Kooperation mit der „Direction Météorologique“<br />
in Cotonou.<br />
Rohdaten werden als Subset Standing Order durch die jeweiligen Organisationen<br />
(NASA/NOAA/EUMETSAT) frei <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt, eine Verwendung eines direkten<br />
MSG-Empfangs in Benin über PUMA („Preparation for the Use of MSG in Africa“).<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Ein Ziel ist die Installation eines operationellen Niederschlags-Monitoring Systems für Benin<br />
und Westafrika, welches Entscheidungsträger und lokale beratende Wissenschaftler innerhalb<br />
eines Handlungs- und Reaktions-Zeitraumes mit verlässlichen Daten beliefert. Des weiteren wird<br />
mit Hilfe des im Laufe der Jahre aufgebauten extensiven Archivs an hochaufgelösten Satellitenund<br />
Stationsdaten ein Verfahren <strong>zu</strong>m statistischen „Downscaling“ und <strong>zu</strong>r Disaggregation von<br />
Gitterbox-gemittelten Modelldaten erarbeitet, welches die Verwendbarkeit der Modelldaten<br />
bzgl. Niederschlag auf höherer Auflösung ermöglicht.<br />
Bei den Produkten des operationellen Monitoring-Systems wird es sich sowohl um aus Advektionsvektoren<br />
und „Cell Tracking“ erstellte Vorhersagen, um instantane Schät<strong>zu</strong>ngen des Niederschlags<br />
in 15-Minuten Intervallen, sowie um daraus abgeleitete Niederschlagssummen mit beliebiger<br />
Integrationszeit handeln. Ein zentrales Anliegen ist dabei, die ersten Datenströme (geostationäre<br />
MSG Daten) unmittelbar nach Eintreffen für Vorhersagen und erste quantitative Analysen<br />
<strong>zu</strong> verarbeiten, und bei Ankunft weiterer Daten (Passive Mikrowellen, bis <strong>zu</strong> mehreren Tagen<br />
Verzögerung, ggf. Stationsdaten mit weiterer Verzögerung) so <strong>zu</strong> ergänzen, dass am Ende<br />
ein klimatologisch wie wissenschaftlich verwertbares Produkt <strong>zu</strong>r Verfügung steht. Es gilt, die<br />
benötigten Datenströme <strong>zu</strong> koordinieren, sowie die im Laufe der ersten und zweiten Phase von<br />
IMPETUS erstellten Algorithmen und regionalisierten Anpassungen <strong>zu</strong> operationalisieren, und<br />
153
154<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
sie auf lokaler Ebene, z.B. beim Wetterdienst Benin, technisch und unter Einbindung und Un-<br />
terweisung von lokalem Personal <strong>zu</strong> implementieren. Außerdem müssen Kommunikationswege<br />
aufgebaut werden, um die Ergebnisse an lokale Entscheidungsträger und unterstützende Wissen-<br />
schaftler weiter<strong>zu</strong>leiten.<br />
Für den Transfer von Satellitendaten nach Benin stehen mehrere Alternativen <strong>zu</strong>r Auswahl, von<br />
denen die sinnvollste nach der Lage der Infrastruktur in der 3. Phase ausgewählt wird. Alle benötigten<br />
Daten sind frei im Internet verfügbar und sind durch stehende Bestellungen auch komprimiert<br />
und auf Regionen beschränkt per ftp lieferbar. Für den Fall, dass die Bandbreite existierender<br />
Internetverbindungen <strong>zu</strong>m Hindernis wird, können einige Daten <strong>zu</strong>erst gesammelt (z.B.<br />
beim DWD/CM-SAF oder einer anderen geeigneten Institution z.B. Uni Bonn oder DKRZ), reduziert,<br />
komprimiert und dann weitergeleitet werden. Auch für den Fall eines totalen Zusammenbruchs<br />
der Internetverbindung kann das Monitoring-System anhand eines existierenden<br />
MSG-Empfängers und den in der 2. Phase für die Region erstellten klimatologischen „Look-<br />
Up“-Tabellen (siehe Erklärung in Modellierungsansatz) weiterarbeiten. Dabei würde jedoch die<br />
quantitative Verbesserung durch Anpassung der Eichung an die Wettersituation mittels passiver<br />
Mikrowellensensoren <strong>zu</strong>nächst ausgesetzt.<br />
Im Rahmen der Schulung <strong>zu</strong>r technischen Umset<strong>zu</strong>ng des Monitoring-Systems wird die im Laufe<br />
von IMPETUS erstellte Software <strong>zu</strong>r Verarbeitung von Bodenmessungen für die Niederschlagsklimatologie<br />
an den Wetterdienst Benin und ggf. unterstützende Wissenschaftler übergeben.<br />
Diese erlaubt eine einfache Aufarbeitung und Kreuzvalidierung der teilweise sehr un<strong>zu</strong>verlässigen<br />
Bodenmessungen unter einander und mit Satellitendaten, sowie eine automatisierte Herstellung<br />
von klimatologischen Niederschlagskarten. Dabei wird die Möglichkeit <strong>zu</strong>r selbständigen<br />
Weiterentwicklung der Software eingerichtet und durch entsprechende GIS und Programmierkurse<br />
gesichert. Kommunikation und Datentransfer sollen auf ähnlichen Wegen wie bei PK<br />
Be-E.3 erfolgen. Mit den Messungen von AMMA, insbesondere durch das X-Band Radar und<br />
Mikro Regen Radar (MRR), erfolgt eine erheblich verbesserte Validierung und regionalen Anpassung<br />
des operationellen Monitoring-Systems. Diese wird bereits in der 2. Phase von<br />
IMPETUS begonnen und <strong>zu</strong> Beginn der dritten Phase abgeschlossen werden.<br />
Modellierung<br />
Wegen der Vielzahl an Sensortypen, Messgrößen und verschiedener Samplingtypen können die<br />
Messungen nicht mit einem einfachen Ansatz verarbeitet werden, sondern müssen in einem umfangreichen<br />
Modell kombiniert werden. Die primäre Basis <strong>zu</strong>r Eichung ist das TRMM („Tropical<br />
Rainfall Measuring Mission“) Niederschlagsradar, welches die verlässlichste und genaueste
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Niederschlagsmessung in dem Gebiet darstellt, dessen Abdeckung jedoch für operationelles<br />
Niederschlags-Monitoring bei weitem nicht ausreichend ist.<br />
Abb.: Blockdiagram: Schwarze Pfeile bedeuten operationelle Datenflüsse, rote Pfeile die Verwendung von Ergebnissen<br />
der 2. Phase.<br />
Durch den in der ersten Phase von IMPETUS entwickelten Mikrowellenalgorithmus werden die<br />
Niederschlagschät<strong>zu</strong>ngen unter Berücksichtigung der variablen Bodenemissivität auf ein Netzwerk<br />
von fünf (5) durch TRMM geeichte Passive Mikrowellensensoren ausgeweitet.<br />
Diese Schät<strong>zu</strong>ngen stellen wiederum durch „Probability-Matching“ eine „Look Up“-Tabelle für<br />
Regenraten <strong>zu</strong>r nwendung auf Daten geostationärer Satelliten (MSG) mit hoher zeitlicher und<br />
räumlicher Auflösung her. Die mit TRMM Radar und geeichten passiven Mikrowellensensoren<br />
erreichte Abdeckung ist ausreichend, um auf langer Zeitskala Tagesgang, saisonale Abhängigkeit,<br />
und kleinräumliche Verteilung der so erstellten „Look Up“-Tabellen <strong>zu</strong> ermitteln, und um<br />
sie auf kurzer Zeitskala den großflächigen Wetterbedingungen an<strong>zu</strong>passen.<br />
155
156<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
So erhält man auf der einen Seite eine klimatologische Eichung der geostationären Satelliten<br />
bzgl. räumlicher und zeitlich-zyklischer Gegebenheiten, sowie eine Anpassung an die individu-<br />
elle Wetterlage durch Überflüge von Satelliten mit Mikrowellensensoren.<br />
Aus den schnell eintreffenden geostationären Messungen wird <strong>zu</strong>erst ein „First Guess“ Feld aus<br />
einer klimatologisch geeichten ACT-Schät<strong>zu</strong>ng („Advective-Convective-Technique“) erstellt.<br />
Durch Lag-Korrelation zwischen MSG-Infrarot-Daten werden Advektionsvektoren berechnet,<br />
die einerseits für die Propagation von Niederschlagsschät<strong>zu</strong>ngen für Vorhersagen verwendet<br />
werden, und außerdem für die direkte zeitliche Interpolation der genaueren Mikrowellenschät<strong>zu</strong>ngen<br />
(z.B. CMORPH) dienen.<br />
Das so realisierte Niederschlags-Monitoring-System liefert damit kurzfristige Vorhersagen,<br />
Echtzeitschät<strong>zu</strong>ngen, sowie durch regional und zeitlich adaptive Eichung korrigierte Niederschlagssummen.<br />
Bei fehlenden Radar- oder Mikrowellendaten werden konstante oder zyklische<br />
Änderungen anhand <strong>zu</strong>vor erstellten klimatologischer „Look Up“-Tabellen berücksichtigt, wodurch<br />
die Anpassung der Eichung an die entsprechende Wetterlage <strong>zu</strong>nächst entfällt. Sie kann<br />
später für das klimatologische Produkt auf der Basis von weiteren Daten (z.B. Stationsdaten oder<br />
andere Satelliten) erfolgen<br />
Input-Daten<br />
• MSG SEVIRI Daten<br />
• Mikrowellen Helligkeitstemperaturen von SSM/I, TMI, AMSR-E, AMSU-B<br />
• TRMM Precipitation Radar<br />
Output-Daten<br />
• Kurzfristige Vorhersage und Nowcasting von Niederschlag aus regional angepasster<br />
ACT Schät<strong>zu</strong>ng<br />
• Automatisiert hergestellte Niederschlagssummen über beliebige Zeiträume mit hoher<br />
räumlicher Auflösung.<br />
Szenarieneinbindung<br />
Das statistische „Downscaling“ aus Fernerkundungsdaten ermöglicht die Verwendung von grob<br />
aufgelösten Modelldaten für höhere Auflösungen in anderen Problemkomplexen.<br />
Da es sich um ein Monitoring-Tool handelt werden keine Zukunftsszenarien aus IMPETUS verwendet.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Meilenstein<br />
Im ersten Jahr der dritten Phase wird die Vorhersage-Komponente realisiert und erprobt, sowie<br />
die Umstellung von Meteosat-7 auf MSG abgeschlossen und getestet. Die Eichung des ACT anhand<br />
der Mikrowellenschät<strong>zu</strong>ngen wird in mehreren Regenzeiten vorgenommen, und die Nut<strong>zu</strong>ng<br />
/ Nutzbarkeit weiterer Mikrowellendaten für einen adaptiven Algorithmus werden evaluiert<br />
und ggf. installiert. Die lokale technische Installation und der Datentransfer werden gemeinsam<br />
mit den betreffenden lokalen Partnern entsprechend der dann existierenden Infrastruktur geplant.<br />
Im zweiten Jahr wird das gesamte System unter realistischen Bedingungen am Meteorologischen<br />
Institut Bonn operationalisiert und getestet, und die Ergebnisse über IMPETUS per ftp-<br />
Abruf <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt. Die operationellen Ergebnisse werden anhand von Stations- und<br />
Radarmessungen validiert. Die benötigten Schulungen werden vorbereitet, sowie die Kommunikationswege<br />
<strong>zu</strong> den Anwendern gelegt.<br />
Zu Beginn des dritten Jahres werden die benötigten Datenströme umgeleitet und das System<br />
nach Benin übertragen. Unter Berücksichtigung der Validierungsergebnisse des 2. Jahres werden<br />
die vorbereiteten Schulungen durchgeführt.<br />
Transferprodukte<br />
Die Transferprodukte des Monitoring-Tools sind kurzfristige Vorhersagen aus Fernerkundungsdaten<br />
sowie operationell erstellte Niederschlagssummen, die auch in Nachbarländern und von<br />
der wissenschaftlichen Gemeinschaft in Afrika wegen ähnlich schlechter Datenlage von großem<br />
Interesse sind.<br />
Mögliche Anwender<br />
Neben Entscheidungsträgern in den Ministerien der Landwirtschaft, Hydrologie, Forstwirtschaft<br />
und im Gesundheitswesen sind der Wetterdienst und auch die wissenschaftliche Gemeinschaft<br />
wegen der schlechten Datenlage bzgl. Bodenmessungen für aktuelle Niederschlagsdaten auf die<br />
Fernerkundung angewiesen.<br />
Capacity Building<br />
Am Ende der dritten Phase von IMPETUS wird der Wetterdienst Benin in die Lage versetzt sein,<br />
das Niederschlags-Monitoring selbstständig <strong>zu</strong> betreiben, <strong>zu</strong> pflegen und weiter <strong>zu</strong> entwickeln.<br />
Durch die Schulungen und die von IMPETUS geschaffenen Software-Tools werden lokale Wissenschaftler<br />
die vom Monitoring-System gelieferten Daten sowie die gesammelten Bodendaten<br />
157
158<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
schnell aufarbeiten können, und diese nach Bedarf mit erlernten Software- und erweiterten Pro-<br />
grammierkenntnissen weiterentwickeln können. Kommunikationswege <strong>zu</strong> direkten Anwendern<br />
in Ministerien, Kommunen, und Wirtschaft werden während der aktiven 3. Phase hergestellt.<br />
Personalbedarf<br />
Für die Bearbeitung der oben genannten Fragestellungen werden für die dreijährige Projektphase<br />
insgesamt 36 Mannmonate eines Wissenschaftlers benötigt. Alle Arbeiten (Fertigstellung der<br />
Algorithmen, Validierung, Operationalisierung bei IMPETUS und in Benin, Schulungen) werden<br />
von einem Wissenschaftlichen Angestellten in Kooperation mit den genannten Projektexternen<br />
Partnern erledigt.<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Die Algorithmen <strong>zu</strong>r Kalibrierung des Mikrowellennetzwerks sowie <strong>zu</strong>r Kombination mit den<br />
geostationären Daten (CMORPH, „Probability matching“ in verschiedenen Raum- und Zeitskalen)<br />
wurden für die Regenzeit 2002 implementiert. Optimale Wichtungsfaktoren zwischen der<br />
klimatologischen und der der Wettersituation angepassten Eichung werden derzeit bestimmt.<br />
Programme <strong>zu</strong>r Aufarbeitung der Bodenmessungen in Benin sowie <strong>zu</strong>r Erstellung von klimatologischen<br />
Niederschlagskarten wurden erstellt und liefern eine Grundlage <strong>zu</strong>r Validierung des<br />
Fernerkundungsproduktes in verschiedenen Jahren. Der (ungeeichte) ACT-Algorithmus wurde<br />
von Partnern in GLOWA-Danube mit Hilfe der von IMPETUS durchgeführten Radiosondenaufstiege<br />
für die Region angepasst. Ein Vergleich der Produkte in der Regenzeit 2002 steht unmittelbar<br />
vor dem Abschluss mit dem Ziel die Möglichkeiten <strong>zu</strong>r gegenseitigen Ergän<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong> beurteilen.<br />
Die notwendige Übertragung des Kopplungsprogramms von Meteosat-7 (Projektjahre<br />
1998 bis Mitte 2005) <strong>zu</strong> MSG (verwendet ab 2004) wird gegenwärtig in Bonn von einem<br />
EUMETSAT „Visiting Scientist“ (Aynur Bozoglu) realisiert.<br />
Die Regenzeiten 2002 bis 2004 werden in Form eines hoch aufgelösten (30 min, Meteosat-<br />
Auflösung ~ 5 km) IR/MW Produktes bis April 2006 vorliegen und eine Validierung mit Bodenmessungen<br />
für diese Zeit Abgeschlossen sein. Die ACT Niederschlagserkennung wird sich<br />
<strong>zu</strong>erst nur auf Meteosat beschränken, da die Multispektralen Methoden für MSG noch in Entwicklung<br />
sind. Das Niederschlagsprodukt wird in Be<strong>zu</strong>g auf Korrelation, Bias, Wiedergabe der<br />
räumlichen Variabilität, zeitlich/räumlicher Korrelationsfunktionen, und statistische Verteilung<br />
der Intensitäten überprüft. Die anuelle Variabilität der systematischen Fehler wird außerdem in<br />
Abhängigkeit von weiteren klimatischen Einflussfaktoren (z.B. Feucht- und Aerosoladvektion)<br />
untersucht.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
IV.1.3 Themenbereich: Landnut<strong>zu</strong>ng in Benin<br />
Zwischen der Biosphäre einerseits und der Atmosphäre, der Hydrosphäre, der Pedosphäre und<br />
der Anthroposphäre andererseits bestehen bekanntlich unterschiedlich intensive Rückkopplungen<br />
auf der lokale, regionale und globale Skalenebene. Von fundamentaler Bedeutung sind die<br />
kausalen Zusammenhänge zwischen den direkten und indirekten Auswirkungen von „Climate<br />
Change“ und der raumzeitlichen Vegetationsdynamik. In dem Themenbereich Landnut<strong>zu</strong>ng<br />
werden anhand von drei repräsentativen Problemkomplexen die regional-spezifischen Veränderungsprozesse<br />
zwischen Landnut<strong>zu</strong>ng und Landbedeckung und den sie steuernden Ursachen<br />
modellhaft abgebildet und mit Hilfe von so genannten „Decision Support Systems“ (DSS) die<br />
Grundlagen für Entscheidungsprozesse generiert.<br />
In dem PK Be-L.1 „Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Landbedeckungsänderungen“ wird die <strong>zu</strong>künftige<br />
Landnut<strong>zu</strong>ng und Landbedeckung für das obere Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet und das Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet unter Berücksichtigung der IMPETUS-Szenarien berechnet. Durch die Erweiterung<br />
des regionalen CLUE-S-Modells mit der XULU-Modellplattform (lokale Maßstabsebene)<br />
lassen sich der Einfluss von planerischen Maßnahmen (z.B. Bau von Straßen oder Anlage von<br />
Stauseen) auf die <strong>zu</strong>künftige Landnut<strong>zu</strong>ng und Landbedeckung räumlich-explizit abschätzen.<br />
Mit dem DSS Landnut<strong>zu</strong>ng und Landbedeckung können so kritische Entwicklungen (z.B. „Hot<br />
Spots“) in Be<strong>zu</strong>g auf die Ressource Land rechtzeitig erkannt und durch einem planerischpartizipativen<br />
Prozess entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.<br />
In dem PK Be-L.3 „Einfluss von Landnut<strong>zu</strong>ng auf <strong>zu</strong>künftigen Niederschlag“ wird in einem<br />
„Bottom-up-Approach“ der Anteil der anthropogen veränderten Landnut<strong>zu</strong>ng auf die <strong>zu</strong>künftig<br />
<strong>zu</strong> erwartenden Verdunstungsraten und Gebietsniederschläge abgeschätzt. Den Rahmen bilden<br />
dabei detaillierte Analysen der von den globalen Klimamodellen vorgegebenen Änderungen der<br />
beiden Klimaelemente in verschiedenen Regionen Benins. Auf der regionalen und der lokalen<br />
Ebene wird eine modellgestützte Kopplung der unterschiedlich hygrischen Reaktionen der verschiedenen<br />
Agrarnut<strong>zu</strong>ngssysteme mit den regionalisierten Klimamodellen FOOT3DK und LM<br />
im Zentrum der Arbeiten stehen.<br />
Durch die flächendeckende Beschreibung des raumzeitlichen Wandels der landwirtschaftlichen<br />
Nut<strong>zu</strong>ngssysteme in Be<strong>zu</strong>g auf Ökovolumen, Kohlenstoffbilanz, Wassereffizienz lassen sich so<br />
verbesserte Modellanalysen über die regional unterschiedlichen Entwicklungen von Niederschlag<br />
und Verdunstung für <strong>zu</strong>künftige Regenzeiten ableiten.<br />
Der dritte PK Be-L.5 „Feuermanagement für einen nachhaltigen Ressourcenschutz“ besitzt im<br />
Kontext der großflächigen Erschließung neuer Agrargebiete (z.B. Gebiet bei Dogué) und der Intensivierung<br />
in der landwirtschaftlichen Nut<strong>zu</strong>ng eine <strong>zu</strong>nehmend hohe Bedeutung. Parallel mit<br />
diesen Entwicklungen haben die Häufigkeit und die flächenhafte Ausbreitung von Buschfeuern<br />
159
160<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
überproportional <strong>zu</strong>genommen. Für ein verbessertes Verständnis der überwiegend negativen<br />
Konsequenzen auf den Naturhaushalt, wie z.B. die Abnahme der Biodiversität, der Verlust an<br />
Bodennährstoffen oder die Veränderungen im CO2-Haushalt, sind Aussagen über die Effekte der<br />
verstärkt künstlich angelegten Feuer auf die <strong>zu</strong>künftige Entwicklung der Landnut<strong>zu</strong>ng und<br />
Landbedeckung in Benin sehr wichtig.<br />
Mit der Entwicklung des Monitoringsystems MABFIRE, das in seinem Kernmodul auf frei verfügbaren,<br />
täglichen Satellitenbildern <strong>zu</strong>greifen wird, soll ein nationales Informationssystem geschaffen<br />
werden. Dieses Informationssystem kann durch die Verbreitung von analogen und digitalen<br />
Feuerkarten an unterschiedliche Nutzer (von der Dorfebene bis <strong>zu</strong> den <strong>zu</strong>ständigen Landund<br />
Forstwirtschaftsministerien) die Grundlage für einen nachhaltigen Ressourcenschutz leistet.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
PK Be-L.1 Landnut<strong>zu</strong>ng und Landbedeckungsänderungen im Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet: Erfassung, Ursachen, Prognosen, Maßnahmen<br />
Problemstellung<br />
Abb.: Landwirtschaftliche Felder in der Nähe von Wari-Maro<br />
Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung ist ein Schlüsselparameter innerhalb des hydrologischen Kreislaufs<br />
und eine wichtige Steuergröße für die Produktion von Lebensmitteln („food security“).<br />
In Benin konnten in den letzten Dekaden dramatische Veränderungen in der Landbedeckung und<br />
Landnut<strong>zu</strong>ng beobachtet werden. Verursacht werden diese Veränderungen einerseits durch den<br />
Einfluss des wirtschaftenden Menschen und andererseits durch Veränderungen im hydrologischen<br />
Kreislauf.<br />
Vor diesem Hintergrund hat die Modellierung von Szenarien der <strong>zu</strong>künftigen Entwicklung der<br />
Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung unter unterschiedlichen Randbedingungen eine große Bedeutung.<br />
Die Interaktionen zwischen der Vegetationsbedeckung und dem hydrologischen Kreislauf sind<br />
hierbei wichtige Untersuchungsfelder. Sie gelten als wichtige Basisinformationen für die Landnut<strong>zu</strong>ngsplanung<br />
und eine nachhaltige Landwirtschaft. Außerdem können mögliche Brennpunkte<br />
(„hot spots“), an denen es <strong>zu</strong> Problemen aufgrund des Mangels an landwirtschaftlich nutzbarem<br />
Land gibt, identifiziert werden. So können Interventionsgebiete ausgewiesen werden, in denen<br />
der Staat oder Geberorganisationen eingreifen müssen, um Konflikte <strong>zu</strong> verhindern und die<br />
Versorgung mit Lebensmittel <strong>zu</strong> garantieren.<br />
161
162<br />
Mitarbeiter<br />
Thamm, Judex, Orekan, Stadler, Hiepe, Deng, Heldmann<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Notwendige Daten aus den Biowissenschaften werden durch PK Be-L.2 bereitgestellt.<br />
Kooperationspartner<br />
PGTRN, Geberorganisationen (GTZ, DED, DANIDA), Planungsbehörden, Forstbehörden, Dezentralisierungsbehören,<br />
CENATEL<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
• Modellierung der <strong>zu</strong>künftigen Landnut<strong>zu</strong>ng und Landbedeckung unter Berücksichtigung<br />
der unterschiedlichen Randbedingungen wie sie in den IMPETUS Szenarien formuliert<br />
wurden.<br />
• Modellierung des Einflusses von Infrastrukturentwicklungsprojekten, wie beispielsweise<br />
Straßenbau, auf die Landbedeckung und Landnut<strong>zu</strong>ng.<br />
• Bereitstellung von Inputparametern für klimatische und hydrologische Modellierung.<br />
• Erkennung von Hot – Spots kritischer Entwicklungen.<br />
• Schaffung eines DSS für die nachhaltige Landnut<strong>zu</strong>ngsplanung<br />
Modellierung<br />
Zur Berechnung von Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien wird eine Modellierungskette aufgebaut, basierend<br />
auf der Analyse von Landnut<strong>zu</strong>ngsveränderungen und der dafür verantwortlichen driving forces.<br />
Um den unterschiedlichen maßstabsabhänigen Prozessgefügen gerecht <strong>zu</strong> werden, werden unterschiedliche<br />
Modelle verwendet: Für die kleinmaßstäbliche Modellierung des oberen Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebietes und dem gesamten Ein<strong>zu</strong>gsgebiet wird CLUE-S verwendet, bei der Modellierung<br />
im lokalen Maßstab kommt XULU (eine dynamische Modellierungsplattform, eine eigene<br />
Entwicklung in Zusammenarbeit mit dem Institut für Informatik Bonn) <strong>zu</strong>m Einsatz. Sie wird<br />
auch verwendet, um lokale und regionale Fallbeispiele („case studies“), wie z.B. den Einfluss<br />
einer neuen Strasse auf die Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung, <strong>zu</strong> modellieren. Die Modelle verfahren<br />
nach einem statistisch-dynamischen Ansatz. Auf lokaler Ebene wird mit Agenten-basierten<br />
Ansätzen gearbeitet. Da die Ausprägung der Landbedeckung / Landnut<strong>zu</strong>ng sehr integral ist,<br />
werden vielfältige Parameter von den unterschiedlichen Fachdisziplinen benötigt.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Abb.: Methodik der Modellierung der Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen (nach Verburg, 2002)<br />
Abb.: Grafik DSS: Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung<br />
163
164<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Auf der Grundlage der Modellierungen werden DSS aufgebaut mit der sich die Muster der Landnut<strong>zu</strong>ngen<br />
unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen darstellen lassen. Dadurch können kritische<br />
Entwicklungen in Be<strong>zu</strong>g auf Landknappheit und möglichen Konfliktpotenzial erkannt werden<br />
und rechtzeitig entsprechende Gegenmaßnahmen getroffen werden. In lokalen bis regionalen<br />
Maßstäben werden DSS geschaffen mit denen die Auswirkung von konkreten Infrastrukturmaßnahmen<br />
(z.B. Bau von Strassen) auf die Vegetation untersucht werden. Dadurch kann die Trassenführung<br />
optimiert werden.<br />
Responseindikatoren<br />
• landwirtschaftlich genutzte Fläche<br />
• noch verfügbare Flächen für landwirtschaftliche Produktion<br />
• vorhandenen quasi-natürliche Flächen<br />
INPUT Daten<br />
• Karten der Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung (A3),<br />
• Vektordaten der Infrastruktur (Strassen, Siedlungen,…)(A3),<br />
• Flächendatensätze der Topographie (DGM) (A3),<br />
• Bodeneignung für Landwirtschaft (A2)<br />
• Bevölkerungsdaten (Dichte, Migration, …)(A5)<br />
• Bedarf an landwirtschaftlicher Fläche pro Einwohner (aufgesplittet in Neusiedler und autochthone<br />
Bevölkerung) (A4, A5),<br />
• Niederschlags- und Evapotranspirationsverteilung (A1)<br />
OUTPUT Daten<br />
• Karten der Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung für die unterschiedlichen von IMPETUS definierten<br />
Szenarien für jedes Jahr bis <strong>zu</strong>m Jahr 2025<br />
• Für die Fallstudien und Interventionsszenarien entsprechende Karten der Landbedeckung<br />
/ Landnut<strong>zu</strong>ng und der Veränderung gegenüber des Ist-Zustands oder der Szenarien<br />
• Flächendatensätze relevanter Parameter für den hydrologischen Kreislauf, wie LAI<br />
(Blattflächenindex – „leaf area index“).<br />
• Karten der verfügbaren landwirtschaftlichen Flächen (wichtig für Modellierung der agrarischen<br />
Produktion). Daraus lassen sich Interventionsgebiete ableiten, im Hinblick auf<br />
Ernährungssicherung und Konfliktprävention. Für eine ökologisch und ökonomisch<br />
nachhaltige Nut<strong>zu</strong>ng der Wälder werden Karten der Waldbedeckung und des ökonomischen<br />
Potenzials sowie der ökologischen Stabilität erstellt.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Szenarienbildung<br />
Wie fließen die IMPETUS Szenarien in die Modellierung ein?<br />
Die drei IMPETUS Szenarien sind die Basis für die Parametrisierung der „Driving Forces“, wie<br />
z.B. Flächenbedarf pro Einwohner, Einwohnerdichte, Eignung der Böden für die landwirtschaftliche<br />
Nut<strong>zu</strong>ng und ähnliches. Für jedes der drei Szenarien werden Modellläufe durchgeführt.<br />
Interventionsszenarien<br />
Interventionsszenarien können problemorientiert in Abstimmung mit den „Stakeholdern“ oder<br />
für andere aktuelle gesellschaftliche oder wissenschaftliche Fragestellungen berechtet werden.<br />
Ein mögliches Interventionsszenarium könnte sein, wie sich die Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung<br />
verändert, wenn auf Grund von Unruhen in Nigeria sich 25000 Flüchtlinge im oberen Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet ansiedeln. Ein weiteres Beispiel könnte sein, wie sich die Einführung von Traktoren<br />
auf das Muster der Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung auswirkt.<br />
Meilensteine<br />
2006: Berechnung von Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien und Interventionsszenarien für das gesamte Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet.<br />
Arbeit an den Tools für die Abschät<strong>zu</strong>ng des Einflusses von Infrastrukturmaßnahmen<br />
auf die lokale Landbedeckung / Landnut<strong>zu</strong>ng. Modellierung von Landbedeckung /<br />
Landnut<strong>zu</strong>ng für weite Teile Westafrikas als Input für die Klimamodelle. Start der Implementierung<br />
der Modelle in Benin<br />
2007: Weitgehende Implementierung der Modelle und DSS bei unterschiedlichen Organisationen<br />
in Benin. Anpassung der Modelle. Testen der lokalen Modelle in den Testkommunen. Kalibrierung<br />
der Modellergebnisse und Modellweiterentwicklung in den unterschiedlichen Maßstabsebenen.<br />
Identifikation der Hot Spots der Entwicklung.<br />
2008: Bessere Kopplung der Modelle und weitere Verankerung der Modelle in Benin. Verbessertes<br />
Nesting der Modelle der unterschiedlichen räumlichen Skalen. Kalibrierung der Modelle.<br />
Modellierung der Interventionsmaßnahmen in den identifizierten Hot Spots. Weitere Schulungen<br />
von Beninischen Partnern.<br />
2009: Abschluss der Arbeiten, Evaluation und Dokumentation.<br />
Transferprodukte<br />
Ein wichtiges Produkt sind die aus Fernerkundungsdaten abgeleiteten Karten der aktuellen<br />
Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung. Sie können auf der regionalen und kommunalen Ebene verwendet<br />
werden, damit sich die Behörden und Hilfsorganisationen einen Überblick über die derzeitige<br />
165
166<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Situation und das ökonomische Potenzial der Zonen kritischer Entwicklung machen können.<br />
Dies sind besonders in Hinblick auf die Dezentralisierung wichtige Informationen. Für die Auf-<br />
stellung von Flächennut<strong>zu</strong>ngsplänen sind die Modellergebnisse der <strong>zu</strong>künftigen Muster von<br />
Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung unter den definierten Rahmenbedingungen wichtig. Handlungs-<br />
optionen sind Ausweisung von Schutzgebieten, Verbesserung der landwirtschaftlichen Anbau-<br />
methoden an den Hot Spots, Vorschläge für eine verbesserte Forstwirtschaft.<br />
Planungsbehörden haben einen Bedarf an Fallstudien, damit der Einfluss der Infrastrukturmaßnahmen<br />
auf die Landbedeckung / Landnut<strong>zu</strong>ng abgeschätzt werden kann. Dies ist auch für mögliche<br />
Umweltverträglichkeitsuntersuchungen ein wichtiger Aspekt.<br />
Die Geberorganisationen benötigen Karten, in denen die „Hot Spots“ kritischer Entwicklung auf<br />
Grund von Landknappheit angezeigt werden. Folgende Modelle können nach Benin transferiert<br />
werden:<br />
• XULU (Extendable landuse / landcover change model).<br />
• CLUE-S (Conversation of land cover / land use)<br />
• IMPETUS DECISION SUPPORT TOOLBOX Modul - Infrastructure<br />
Mögliche Anwender<br />
PGTRN, GTZ, Department für Planung und Dezentralisierung, Einzelne Kommunen, <strong>Universität</strong><br />
Abomey-Calavi, CIPMA, CENATEL, Ministerium für Infrastrukturplanung<br />
Capacity Building<br />
Um die verwendeten Modelle und die darauf aufsetzenden DSS in Benin erfolgreich anwenden<br />
<strong>zu</strong> können, sind Schulungen auf unterschiedlicher Ebene, je nach Anwender und/oder Entwickler<br />
notwendig. Zum einen müssen Schulungen für die sachgerechte Aufarbeitung der Inputdaten erfolgen,<br />
die auch mit einer tiefer gehenden Schulung des Modellansatzes einhergehen kann (<strong>Universität</strong><br />
Abomey-Calavi). Die reine Anwendung und Interpretation der DSS und ihrer Ergebnisse<br />
wird für die anwendungsorienten Planer und Entscheidungsträger erfolgen (GTZ, Kommunen,<br />
…).<br />
2006<br />
• Workshop mit den unterschiedlichen Nutzern. Erläuterung des Systems, der Anwendung<br />
der Outputergebnisse und Feinabstimmung der Anforderungen an die DSS (3 Tage)<br />
• Implementierung der LUCC Modelle an einer beninischen Institution (UNB) und Intensiv<br />
Kurs (10 Tage)
Problemkomplexe IMPETUS<br />
2007<br />
• Implementierung der DSS in den unterschiedlichen Nutzerorganisationen und Übergabe<br />
der Source Codes. Kalibrierung der Ergebnisse (z.B. in den Pilotkommunen)<br />
• Durchführung von Schulungen bezüglich DSS und Modellierung in Zusammenarbeit mit<br />
der UNB (10 Tage)<br />
2008<br />
• Abschließende Nutzerschulung Schulung (7 Tage), Abschlusskonferenz (1 Tag)<br />
Personalbedarf<br />
Entwicklung Aufset<strong>zu</strong>ng DSS:<br />
10,8 MM - Thamm<br />
10,8 MM - Judex<br />
Evaluation der Auswirkungen unterschiedlicher Anbaumaßnahmen:<br />
1,8 MM - Deng<br />
Bereitstellung der unterschiedlichen Erträge:<br />
0,9 MM - Stadler<br />
Untersuchung der Bodeneignung:<br />
0,9 MM - Hiepe<br />
Stand der Arbeiten<br />
Bis Ende 2005<br />
• Berechung der IMPETUS Szenarien und einiger Interventionsszenarien für das obere<br />
Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
• erste Modelläufe für das gesamte Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Bis Ende April 2006:<br />
• Modellierung des oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes komplett fertig und validiert<br />
• gesamte Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiets-Modellierung<br />
• erste Konzepte für die Tools für die lokale Modellierung<br />
167
168<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PK Be-L.2 Ökosystemare Dynamik und ökonomisches Potenzial der Ressource<br />
Wald<br />
Problematik<br />
Die wirtschaftliche Ressource Wald im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet gewinnt überregional immer<br />
mehr an Bedeutung, da die Wertholzbestände in den feuchteren Regionen im Süden West<br />
Afrikas aber auch in den trockeneren Regionen im Norden in den letzten Jahrzehnten bereits<br />
deutlich dezimiert wurden. Die noch z.T. wertholzreichen Bestände im oberen Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet können einen wichtigen Beitrag <strong>zu</strong>r Versorgungssicherheit auf kommunaler Ebene<br />
und Landesebene leisten. Gerade der langfristige Beitrag <strong>zu</strong>r Versorgungssicherung ist durch<br />
ein starkes Missmanagement der Wälder bedroht. Derzeit fehlen sowohl die Grundlagen <strong>zu</strong>r Erarbeitung<br />
von Managementplänen <strong>zu</strong>r nachhaltigen Nut<strong>zu</strong>ng der Wälder als auch staatliche Kontrollen<br />
für die Umset<strong>zu</strong>ng forstlicher Regularien.<br />
Eine veränderte Nut<strong>zu</strong>ng der Wälder hat immer einen starken Einfluss auf das gesamte Ökosystem<br />
und verursacht eine Veränderung der dynamischen Prozesse. Dies beeinflusst die Bestandesstruktur<br />
der Wälder mit Auswirkungen auf ihr Regenerationspotenzial, auf die Ausprägung der<br />
Krautschicht und damit auf die Weideressource sowie die Ausprägung der Feuer. Des Weiteren<br />
ist eine Wechselwirkung mit klimatischen und hydrologischen Prozessen <strong>zu</strong> erwarten, die für die<br />
Szenarien quantifiziert werden sollen.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Mitarbeiter<br />
Orthmann, Thamm, Paeth<br />
Kooperationspartner<br />
<strong>Universität</strong> Abomey-Calavi<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Die Modellierung der Bestandesstruktur der dominierenden Vegetationstypen soll fortgeführt<br />
werden und um die Integration unterschiedlicher Holzeinschlags-, Feuer- und Beweidungsintensitäten<br />
erweitert werden. Hieraus können ökosystemare Kenngrößen der Waldbestände wie die<br />
holzige Biomasse, Baumdeckung, Blattflächenindex (LAI), abgeleitet werden und die Folgen für<br />
die Weideressource und das Regenerationspotenzial nachgeschaltet modelliert werden. Hinsichtlich<br />
des ökonomischen Potenzials steht die Ermittlung der einschlagbaren Wertholzbiomasse<br />
(Festmeter), deren Werte und erzielbarer Gewinn unter Berücksichtigung der Szenarien im Vordergrund.<br />
Dies liefert eine Entscheidungsgrundlage für die Erarbeitung forstlicher Managementpläne<br />
im Sinne einer nachhaltigen Nut<strong>zu</strong>ng der forstlichen Ressource Wertholz, welche <strong>zu</strong>r Integration<br />
im DSS Landnut<strong>zu</strong>ng vorgesehen sind. Die Ergebnisse sollen über Schulungen an die<br />
Forstbehörden und Forstprojekte in Benin übergeben werden. Zudem wird das Potenzial für die<br />
Extrapolation der Ergebnisse für den Benin und die gesamte westafrikanische Südsudanzone untersucht.<br />
Modellierung<br />
Mittels eines zeitlich expliziten Populationsmodells der Waldbestände wird als zentrale Größe<br />
die Bestandesstruktur der dominierenden Vegetationstypen (ökosystemare Zielgröße) modelliert.<br />
Auf Grundlage der bisherigen detaillierten prozessorientierten Analysen (Orthmann, 2005) wird<br />
die Ableitung der oben genannten Größen (holzige Biomasse, Baumdeckung, LAI) erarbeitet.<br />
Als ökonomische Zielgröße wird aus der Bestandesstruktur der dominierenden Vegetationstypen<br />
die einschlagbare Wertholzbiomasse ermittelt. Basierend auf der entnommenen Wertholzbiomasse<br />
werden die erzielbaren Gewinne bilanziert. Die Szenarien regulieren die Wertholzentnahme<br />
(Holzentnahmemodell), während Veränderungen des Niederschlages als Interventionsszenario<br />
über das Holz<strong>zu</strong>wachsmodell die Bestandesstruktur beeinflussen. Durch die Verknüpfung<br />
mit der Landnut<strong>zu</strong>ngskarte (PK Be-L.1) können die Daten für spezifische Regionen erarbeitet<br />
werden, und die Auswirkungen unterschiedlicher Managementkonzepte untersucht werden.<br />
169
170<br />
Methode<br />
Zielgröße<br />
Ökosystem<br />
Bestand t i+1<br />
Beginn Regenzeit<br />
Bestand t i<br />
Ende Trockenzeit<br />
Bestand t i<br />
Ende Regenzeit<br />
Bestand t i<br />
Beginn Regenzeit<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PK Be-L.1, Be-L.4, Be-L.5, Be-E.5 Datentransfer PK Be-E.1<br />
Abb.: Prozesskette des Modellierungsansatzes<br />
Holz -<br />
entnahme -<br />
modell<br />
Entnommene<br />
Wertholzbiomasse<br />
Mortalität durch<br />
Holzeinschlag<br />
Natürliche<br />
Mortalität<br />
Holz<strong>zu</strong>wachs<br />
Holz -<br />
wachstums -<br />
m odell<br />
Zielgröße<br />
Ökonomie<br />
Monetärer<br />
Gewinn<br />
Forstliches<br />
Management<br />
Szenarien<br />
Niederschlag<br />
Inter -<br />
ventions<br />
szenarien<br />
Kombination eines forstlichen Holz<strong>zu</strong>wachsmodells und eines Holzentnahmemodells (Expertenmodell).<br />
Mit dem Holz<strong>zu</strong>wachsmodell wird auf der Basis von Jahrringanalysen der altersund<br />
niederschlagsabhängige jährliche Zuwachs an Wertholzbiomasse modelliert. Die jährliche<br />
Entnahme an Wertholzbiomasse wird durch ein Holzentnahmemodell abgebildet. Die konzeptionelle<br />
Entwicklung beider Modelle für eine Modellierung bis <strong>zu</strong>m Jahr 2025 liegt bereits vor. Für<br />
die umfassende Modellierung der Bestände ist allerdings eine deutlich längere Laufzeit, bei welcher<br />
das Nachwachsen von Jungbäumen berücksichtig werden kann, erforderlich. Hier<strong>zu</strong> wird<br />
die Regeneration der Baumarten in das Modell integriert. Die Datengrundlage hierfür und das<br />
Prozessverständnis wurden in den ersten beiden Phasen des Projektes erworben. Die Umset<strong>zu</strong>ng<br />
des Prozessverständnisses in implementierbare Funktionen und die Erweiterung des Modells<br />
werden folgen. Auswirkungen auf die Weideressource und die Feuerintensitäten können über die
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Verknüpfungen von Baumdeckung und den Parametergruppen Krautschicht und Feuer implementiert<br />
werden. Basierend auf der profunden Datenlage werden die Zusammenhänge detailliert<br />
analysiert und über Regressionsmodelle abgebildet.<br />
Responseindikatoren<br />
• Landbedeckung<br />
• monetärer Gewinn<br />
INPUT Daten<br />
• Bestandesdaten dominierender Vegetationstypen (A3)<br />
• Daten <strong>zu</strong>r Jahrringanalysen ausgewählter Wertholzarten (A3)<br />
• Daten <strong>zu</strong>r derzeitigen forstlichen Nut<strong>zu</strong>ng (A3)<br />
• Daten <strong>zu</strong>m Erlös aus dem Verkauf von Werthölzern der Region (A3)<br />
• Daten und Prozessverständnis im Bereich Regeneration der Baumarten (A3)<br />
• Daten und Prozessverständnis bezüglich der Krautschicht und des Feuerregimes (A3)<br />
• modellierte Niederschlagsdaten (AB1)<br />
• Landnut<strong>zu</strong>ngskarte (A3)<br />
OUTPUT Daten<br />
Zeitlich und räumlich explizit: Ökosystemare Kenngrößen (Bestandesstruktur, holzige Biomasse,<br />
Baumdeckung, LAI); ökonomische Kenngrößen (Menge an einschlagbarer Wertholzbiomasse<br />
(Festmeter), erzielbarer Gewinn durch forstliche Nut<strong>zu</strong>ng). Abgeleitet werden forstliche Handlungsoptionen<br />
(beispielsweise: natürliche Regeneration ausreichend / un<strong>zu</strong>länglich, Umtriebszeiten<br />
für ein nachhaltiges Management, etc.) für die jeweiligen Szenarien. Die Weideressource und<br />
des Feuerregime werden in Abhängigkeit von den Szenarien charakterisiert.<br />
Szenarieneinbindung<br />
Die Szenarien werden im Holzentnahmemodell über die Größe des forstlichen Managements<br />
implementiert. Als Steuergrößen sind die forstliche Umtriebszeit und die Quantität und Qualität<br />
der gefällten Baumindividuen von Bedeutung. Die Auswirkungen von Niederschlagsveränderungen<br />
(Interventionsszenarien) werden über das Holz<strong>zu</strong>wachsmodell integriert.<br />
171
172<br />
Meilensteine<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
12/2006: Berechnung von Holzentnahmeszenarien und Interventionsszenarien (Niederschlag)<br />
für den Zeitraum bis 2025. Parametrisierung des Modells für die verschiedenen Baumarten. Er-<br />
weiterung des bestehenden Modells um die Berechnung ökosystemare Kenngrößen (Bestandes-<br />
struktur, holzige Biomasse, Baumdeckung, LAI). Aufbereitung der Regenrationsdaten.<br />
12/2007: Implementierung der Regeneration in das bestehende Modell <strong>zu</strong>r Modellierung länge-<br />
rer Zeiträume und die Berechnung von Holzentnahme- und Interventionsszenarien für den Zeit-<br />
raum bis 2100.<br />
12/2008: Erarbeitung der Extrapolation der Daten für den Benin und die gesamte westafrikanische<br />
Südsudanzone. Ableitung von Managementvorschlägen für ein nachhaltiges Forstmanagement.<br />
Schulung von Beninischen Partnern.<br />
2009: Abschluss der Arbeiten, Evaluation und Dokumentation.<br />
Transferprodukte<br />
Das ökonomische Potenzial der Wälder ist insbesondere für den PK Be-E.1 von Bedeutung. Für<br />
den PK Be-L.1 werden die ökosystemaren Kenngrößen für die Bearbeitung der LAI-Daten und<br />
der dynamischen Prozesse bereitgestellt. Das Feuerregime hängt entscheidend von der Dynamik<br />
der Wälder ab und die Daten bezüglich des Feuerregimes können im PK Be-L.5 verwendet werden.<br />
Die Ergebnisse für die Ausprägung der Krautschicht – der bedeutendsten Weideressource<br />
finden Eingang in PK Be-E.5. Die Bestandesdaten werden im PK Be-L.4 benötigt. Handlungsoptionen<br />
für ein nachhaltiges Forstmanagement werden dem Forstministerium in Cotonou übergeben<br />
werden und den Kooperationspartnern auf lokaler Ebene <strong>zu</strong>gänglich gemacht sowie in<br />
dem DSS Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung von Bedeutung sein.<br />
Capacity Building<br />
Die Ergebnisse hinsichtlich eines nachhaltigen Forstmanagement werden 2008 dem Forstministerium<br />
vorgestellt und in Kooperation mit diesem ein Konzept für Schulungen den Forstbehörden<br />
und laufenden Forstprojekten in Benin erarbeitet.<br />
Mögliche Anwender<br />
Forstbehörden, Forstprojekte (PAMF), Kommunen, PGTRN, GTZ
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Personalbedarf<br />
23,4 MM - Orthmann<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Die Entwicklung der Modellstruktur ist abgeschlossen und implementiert. Für „Isoberlinia doka“<br />
wurden die Funktionen für den alters- und niederschlagsabhängigen Holz<strong>zu</strong>wachs erstellt<br />
und die Ergebnisse hinsichtlich des monetären Gewinnes für die Szenarien bis ins Jahr 2025 modelliert.<br />
Monetärer<br />
Gewinn (CFA)<br />
Monetärer<br />
Gewinn (CFA)<br />
Monetärer<br />
Gewinn (CFA)<br />
500.000<br />
400.000<br />
300.000<br />
200.000<br />
100.000<br />
0<br />
500.000<br />
400.000<br />
300.000<br />
200.000<br />
100.000<br />
0<br />
500.000<br />
400.000<br />
300.000<br />
200.000<br />
100.000<br />
0<br />
2006 2006<br />
2007 2007<br />
2008 2008<br />
2009 2009<br />
2010 2010<br />
2011 2011<br />
2012 2012<br />
2013 2013<br />
2014 2014<br />
2015 2015<br />
2016 2016<br />
2017 2017<br />
2018 2018<br />
2019 2019<br />
2020 2020<br />
2021 2021<br />
2022 2022<br />
2023 2023<br />
2024 2024<br />
A.1 „on pousse“<br />
Summe bis 2025<br />
1.107.368 CFA<br />
2006 2006<br />
2007 2007<br />
2008 2008<br />
2009 2009<br />
2006 2006<br />
2010 2010<br />
2007 2007<br />
2011 2011<br />
2008 2008<br />
2012 2012<br />
2009 2009<br />
2013 2013<br />
2010 2010<br />
2014 2014<br />
2011 2011<br />
2015 2015<br />
2012 2012<br />
2016 2016<br />
2013 2013<br />
2017 2017<br />
2014 2014<br />
2018 2018<br />
2015 2015<br />
2019 2019<br />
2016 2016<br />
2020 2020<br />
2017 2017<br />
2021 2021<br />
2018 2018<br />
2022 2022<br />
2019 2019<br />
2023 2023<br />
2020 2020<br />
2024 2024<br />
2021 2021<br />
2025 2025<br />
2022 2022<br />
2023 2023<br />
2024 2024<br />
2025 2025<br />
A.2 „on fait avec“<br />
Summe Jahr bis 2025:<br />
1.666.105 CFA<br />
2025 2025<br />
A.3 „on se débrouille”<br />
Jahr Summe bis 2025:<br />
3.954.315 CFA<br />
Jahr<br />
�� Viele Altbäume<br />
�� Hohe Regeneration<br />
�� Keine Altbäume<br />
�� Keine Regeneration<br />
173<br />
�� Wenige Wenige Altbäume<br />
�� Geringe Regeneration
174<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PK Be-L.3 Einfluss der Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung in den drei Untersuchungsregionen<br />
auf das <strong>zu</strong>künftige Niederschlagsverhalten<br />
Problemstellung<br />
Der Klimawandel und die durch den Menschen veränderte Landnut<strong>zu</strong>ng beeinflussen die Niederschlagsvariabilität<br />
im Untersuchungsgebiet. Es ist daher für eine realistische Approximation<br />
<strong>zu</strong>künftiger Bedingungen notwendig, die im Wesentlichen bekannten Einflussfaktoren möglichst<br />
genau ab<strong>zu</strong>schätzen. Im PK Be-L.3 werden die Auswirkungen der von den globalen Klimamodellen<br />
vorgegeben Klimaänderung auf den Niederschlag in verschiedenen Regionen Benins ermittelt.<br />
Dabei ist der atmosphärische Antrieb ein wesentlicher Faktor für diesen Problemkomplex.<br />
Der zweite maßgebliche Faktor ist die Auswirkung von Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen (z.B. andere<br />
Nutzpflanzen, Wiederaufforstung, Siedlungsmanagement etc.). Die Vegetationsdynamik sowie<br />
die Bodenfeuchte können für das Ergebnis der lokalen Simulationen und somit für die Niederschlagsprozesse<br />
in manchen Fällen von mindestens ähnlich großer Bedeutung sein, wie der<br />
großskalige Einfluss der SSTs (Meeresoberflächentemperaturen). Beide Faktoren und ihre Aus-
Problemkomplexe IMPETUS<br />
wirkungen auf den Niederschlag sollen in Form von einfachen Diagrammen und tabellenbasierten<br />
PC-Programmen sichtbar und sowohl für Anwendungen in IMPETUS, als auch für den Anwender<br />
vor Ort nutzbar gemacht werden. In diesem Kontext ist die jahrzehntelange starke Ausdehnung<br />
der landwirtschaftlichen Flächen in Benin <strong>zu</strong> nennen, die den Umfang und das Gefüge<br />
der vegetativen Biomasse verändert hat; D. h. de facto eine Verminderung des Waldbestandes,<br />
eine Verkür<strong>zu</strong>ng der Bracheperioden und eine Verringerung des Ökovolumens bewirkte. Die<br />
Folge dieser Veränderungen für den Wasserhaushalt und das lokale Klima sind bislang nur un<strong>zu</strong>reichend<br />
erforscht und bilden einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit in diesem PK.<br />
Mitarbeiter<br />
A. Krüger, K. Born, T. Brücher, M. Christoph, Z. Deng, A. Fink, M. Judex, V. Mulindabigwi,<br />
H. Paeth, H.-P. Thamm,<br />
Kooperationspartner<br />
Direction de la Météorologie Nationale, Benin<br />
INRAB, Faculté d’Agronomie/Cotonou<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Für die Region des oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes stehen Simulationen für Episoden von ein bis<br />
drei Tagen mit einer zeitlichen Auflösung von einer Stunde <strong>zu</strong>r Verfügung. Der Niederschlag der<br />
Regenzeit eines beliebigen Jahres wird mit Hilfe dieser Einzelepisoden des Jahres 2002 rekombiniert<br />
(Regenzeit-Generator). Mit Unterstüt<strong>zu</strong>ng von Szenarien der Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung aus<br />
Teilprojekt A3, welche als untere Randbedingung in die Episodensimulationen eingehen, kann<br />
auf diese Weise statistisch-dynamisch die Niederschlags- und Verdunstungsänderung <strong>zu</strong>m Beispiel<br />
für das Jahr 2025 abgeschätzt werden.<br />
Hierfür werden Szenariensimulationen der meteorologischen Modellkette als Antrieb für den<br />
Regenzeit-Generator genutzt, indem <strong>zu</strong>nächst die Tage mit Niederschlägen identifiziert und typisiert<br />
werden. Am geeignetsten <strong>zu</strong>r Typisierung ist der Modelloutput des LM geeignet. Anschließend<br />
erfolgt eine Rekombination der vorhandenen Einzelepisoden (trockene sowie feuchte) entsprechend<br />
der in den Szenarienrechnungen analysierten Ereignisverteilung. Dabei ergeben sich<br />
für die verschiedenen Konsortialläufe (REMO) auch unterschiedliche Zusammenset<strong>zu</strong>ngen der<br />
Einzelepisoden. Beabsichtigt ist <strong>zu</strong>nächst die Rekombination der Szenarienjahre mit einer<br />
175
176<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Raumskala von 9 km bei einer stündlichen Auflösung. Die Raumskala wird später auf 3 km ver-<br />
feinert.<br />
In Zusammenhang mit der statistisch-dynamischen Methode sind Interventionsszenarien geplant<br />
(in Zusammenarbeit mit A3), in welchen verschiedene Einflüsse berücksichtigt werden (z.B.<br />
Wiederaufforstung oder gezielte Siedlungspolitik). Die Rückkopplungseffekte auf den regionalen<br />
Niederschlag bzw. die Verdunstung, welche aufgrund solcher Maßnahmen eine Änderung<br />
erfahren, können für die <strong>zu</strong>künftige Wasserverfügbarkeit eine maßgebliche Rolle spielen und<br />
haben natürlich auch einen Einfluss auf die Ergebnisse des statistisch-dynamischen Ansatzes.<br />
Die Berechnungen sollen im weiteren Verlauf auf die Gebiete Mittel-Ouémé und Nieder-Ouémé<br />
ausgeweitet werden. Hier<strong>zu</strong> müssen die vorherigen Schritte <strong>zu</strong>r Gänze wiederholt werden: d. h.<br />
<strong>zu</strong>nächst ist <strong>zu</strong> prüfen, inwieweit die Typisierung der Niederschlagsereignisse auf die Gebiete<br />
weiter südlich übertragen werden kann. Falls sich die in der ersten Phase von IMPETUS speziell<br />
für das obere Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet entwickelte und derzeit verwendete Typisierung als un<strong>zu</strong>reichend<br />
erweist, müssen weitere Kriterien definiert werden, die <strong>zu</strong>r Auswahl geeigneter Episoden<br />
gewählt werden können. Diese Kriterien können unter Umständen für die beiden hin<strong>zu</strong>kommenden<br />
Regionen unterschiedlich sein. Im Anschluss daran erfolgt analog <strong>zu</strong>m bisherigen<br />
Vorgehen die Simulation der ausgewählten Episoden für die Regionen Mittel-Ouémé und Nieder-Ouémé<br />
für das Jahr 2002. Erneut sind die Kataster für die Skala von 9 km und 3 km neu <strong>zu</strong><br />
erarbeiten, die eine Landnut<strong>zu</strong>ng nach Vorgabe von der Fernerkundungsgruppe haben sollen.<br />
Die genaue Gebietsauswahl für die beiden Bereiche Mittel-Ouémé und Nieder-Ouémé wird in<br />
Absprache mit den Teilprojekten A2, A3 und A4 vorgenommen. Im letzten Schritt werden die<br />
Episodensimulationen erneut entsprechend der Szenarien der meteorologischen Modellkette rekombiniert.<br />
Zur Validierung der Simulationen müssen sowohl Vergleiche der Simulationen auf<br />
der 9 km und der 3 km Skala mit den Beobachtungen an den Messstationen in Benin erfolgen.<br />
Hier<strong>zu</strong> werden sowohl stündliche Werte, Tagesmittelwerte und die Episodenzeiträume verwendet.<br />
Die Validierung der Evapotranspiration erfolgt darüber hinaus in Absprache mit Teilprojekt<br />
A2. Die Modelldaten von FOOT3DK dienen ferner dem PK Be-G.4 als Input <strong>zu</strong>r räumlich verbesserten<br />
Erfassung der Malaria Ausbreitung.<br />
Von der agrarökologischen Seite wird die kausale Verbindung zwischen Ökovolumen (PK<br />
Be-L.4) und lokalem Klima mit Hilfe empirischer Methoden näher untersucht. Die mit Hilfe dieser<br />
Betrachtungen gefundenen Zusammenhänge sollen in Be<strong>zu</strong>g <strong>zu</strong> den meteorologisch modellierten<br />
Parametern gesetzt und mit diesen abgeglichen werden. Infolge dieser Erhebungen werden<br />
die besten anbaustrategischen Maßnahmen aus der „Conservation Agriculture“ (FAO) gesucht,<br />
die <strong>zu</strong>r Verbesserung des lokalen Klimas führen können. Inwiefern diese Verbesserungsmaßnahmen<br />
umgesetzt werden können soll in enger Zusammenarbeit mit den künftigen Anwendern<br />
vor Ort entschieden werden. Dieser Ansatz soll in ein „Decision Support System“ münden.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Modellierung<br />
rekonstrutiert<br />
Referenz-Regenzeit<br />
Klassifikation<br />
Trockenphasen Regenereignisse<br />
Simulationen mit FOOT3DK:<br />
Reproduktion; Validierung<br />
Sensitivität<br />
„Regenzeit – Generator“<br />
Abgleich auf Grundlage von<br />
empirischen Beziehungen der<br />
Agrarökonomie auf Gemeindebasis<br />
Anbaustrategische Maßnahmen<br />
regionale<br />
Szenarien-<br />
Bildung<br />
aufgrund<br />
verschiedener<br />
Einfü sse<br />
Aus den erstellten Episodensimulationen werden mit Hilfe der statistisch-dynamischen Regionalisierung<br />
unter Berücksichtigung der klimatologischen Entwicklungen von Niederschlag und<br />
Verdunstung sowie eines dynamischen Konvergenzverfahrens auf Basis der Biomassenerhebung<br />
<strong>zu</strong>künftige Regenzeiten generiert. Verschiedene Interventionsszenarien (berechnet mit Hilfe des<br />
statistisch-dynamischen „Downscalings“) können entsprechend der agrarökonomischen Vorgaben<br />
(insbesondere von z. B. empfohlenen Anbaustrategien) im Modellierungsverfahren durch<br />
<strong>zu</strong>sätzliche Simulationen von Episoden implementiert werden. Diese werden analog <strong>zu</strong>m oben<br />
genannten Vorgehen wiederum rekombiniert.<br />
177
178<br />
Methodik<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Die Berechnungen werden mit dem nicht hydrostatischen mesoskaligen Modell FOOT3DK<br />
durchgeführt. Es berechnet Episoden zwischen ein und drei Tagen auf einer Zeitskala von einer<br />
Stunde bei einer räumlichen Auflösung von bis <strong>zu</strong> 3 km. Die simulierten Episoden gehen im Anschluss<br />
in einen statistisch-dynamischen Ansatz ein, dessen Ergebnis mit agrarökologischen Erhebungen<br />
abgeglichen wird.<br />
Responseindikatoren<br />
Niederschlag, Evaporation, Transpiration, Erosion, Abhol<strong>zu</strong>ng, Busch Feuer<br />
INPUT Daten<br />
Der atmosphärische Antrieb wird von der meteorologischen Modellkette (ECHAM-REMO-LM<br />
– AB1 und A1, T. Brücher, H. Paeth, K. Born) bereitgestellt. Als Bodenantrieb für FOOT3DK<br />
finden die Ergebnisse der Fernerkundungsgruppe (A3 - M. Judex) Verwendung. Die Informationen<br />
des Ökovolumens pro Anbausystem an 6 Standorten werden von Z. Deng (PK Be-L.4) geliefert.<br />
Landnut<strong>zu</strong>ngsdaten hinsichtlich der agroökonomischen Nut<strong>zu</strong>ng werden aus verschiedenen<br />
Problemkomplexen mit Beteiligung des Teilprojekts A3 geliefert (PK Be-L.1, PK Be-E.2<br />
und PK Be-L.4). Agroklimatische Daten werden von den Teilprojekten AB1 und A1 <strong>zu</strong>r Verfügung<br />
gestellt.<br />
OUTPUT Daten<br />
Berechnet werden klimatologische Werte für Niederschlag und Verdunstung in hoher räumlicher<br />
Auflösung unter verschiedenen Änderungsszenarien. Weitere nutzbare Daten sind das Ökovolumen<br />
pro Gemeinde, der Blattfall, die Biomasse, etc.<br />
Szenarieneinbindung<br />
Alle <strong>zu</strong> erstellenden Szenarien werden mit Hilfe von Sensitivitätsstudien im Hinblick auf ihren<br />
Einfluss auf den Niederschlag und die Verdunstung überprüft. Zur Berechnung der statistischdynamischen<br />
Klimaszenarien muss lediglich die Rekombination der Episoden neu durchgeführt<br />
werden. Bei Szenarien, die von einer Veränderung der physikalischen Randbedingungen des<br />
Modells ausgehen, müssen die <strong>zu</strong> Grunde liegenden Episoden des Jahres 2002 jedoch völlig neu<br />
berechnet werden. Dieser Prozess ist <strong>zu</strong>m größten Teil automatisiert, nimmt jedoch mehr Zeit in<br />
Anspruch als die Rekombination.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Die Vorgaben von Seiten der Hydrologie, Fernerkundung und des Entwicklungsmanagements<br />
können somit in den Interventionsszenarien, in denen das vorhandene Ökovolumen eine wichtige<br />
Rolle spielt, vollständig berücksichtigt werden. Bei den Interventionsszenarien ist insbesondere<br />
der Unterschied zwischen jährlichen und Dauerkulturen <strong>zu</strong> beachten.<br />
Meilensteine<br />
2006<br />
• Bereitstellung der klassenbasierten Niederschlagsstatistik und Verdunstungsentwicklung<br />
für die drei Regionen in Benin für das Jahr 2002.<br />
• Erhebung der Biomassaparameter in Savalou im Mittel-Ouémé Transekt (wird von den<br />
beninischen Magisterstudenten durchgeführt. Vor Ort werden den Arbeitskräften die Felderhebungsmethoden<br />
beigebracht.<br />
2007<br />
• Validierung der Episodensimulationen auf Grundlage von Beobachtungsdaten des Jahres<br />
2002 für alle drei Regionen<br />
• Ermittlung des Niederschlags und der Verdunstung auf Grundlage der Episodensimulationen<br />
für verschiedene Szenarien<br />
• Die Erhebung der Biomasseparameter in Savalou (Mittel-Ouémé Transekt) wird von den<br />
beninischen Magisterstudenten abgeschlossen. Die ersten DSS-Instrumente (in Form von<br />
Anbauempfehlungen) werden auf ihre Anwendbarkeit „in situ“ ausgetestet.<br />
• Die Ergebnisse der Niederschlagsmodellierung werden mit den gefundenen empirischen<br />
Beziehungen, welche auf Grundlage der agrarökonomischen Erhebungen gebildet werden,<br />
abgeglichen<br />
• Fertigung einfacher Tabellen oder Karten des Niederschlags und der Verdunstung<br />
(„Look-Up Table“) werden nach dem Abgleich mit den empirischen Erhebungen als Deliverable<br />
für den Einsatz vor Ort entworfen<br />
2008<br />
• Entwicklung eines DSS des Niederschlags für gehobene Ansprüche <strong>zu</strong>m Einsatz beim<br />
Wetterdienst in Benin oder an <strong>Universität</strong>en<br />
• Das DSS <strong>zu</strong>r optimierten Anbaustrategien wird am Ort verfeinert und die fehlende Felddaten<br />
nachträglich von den Magisterstudenten erhoben.<br />
179
180<br />
Transferprodukte<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Simulierte Klimatologien für Niederschlag, Verdunstung und Temperatur sollen für verschiede-<br />
ne Szenarien <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt werden. Insbesondere können Interventionsszenarien, die<br />
auf Ökovolumen und Blattfall basieren, mit Hilfe des Regenzeit-Generators erstellt werden.<br />
Mögliche Anwender<br />
• GTZ<br />
• DED<br />
• Ministerien (z. B. Umwelt, Forst- und Landwirtschaft)<br />
• NGOs.<br />
• Minagri, Gemeinden<br />
• INRAB, Université Abomey-Cala<br />
Capacity Building<br />
Der auf die Bedürfnisse des Planungsmanagements erweiterte Regenzeit-Generator soll <strong>zu</strong> Verfügung<br />
gestellt werden. Dieser kann als ein Entscheidungshilfesystem (DSS) für geplante Strukturmaßnamen<br />
und deren Auswirkung auf das lokale Klima für die drei Regionen verwendet werden:<br />
Als Produkte („Deliverables“) kommen in diesem Fall sowohl einfache akkumulierte Flächenniederschläge<br />
für die Regenzeit in Form von „Look-Up Tables“ in Frage, als auch eine komplexere<br />
Darstellung in Form einer Anwendungsoberfläche für den PC, hinter der sich die verschiedenen<br />
Rekombinationsmöglichkeiten für den Regenzeit-Generator bei verschiedenen <strong>zu</strong>grunde<br />
liegenden Landnut<strong>zu</strong>ngsoberflächen verbergen. Die Berechnung könnte hierbei variabel für eine<br />
oder mehrere Regenzeiten durchgeführt werden. In dieser Form stellt der Regenzeit-Generator<br />
ein einfaches DSS dar. Die Entwicklung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Teilprojekt C2.<br />
Für eine Weiterentwicklung auf der Ebene des beninischen Wetterdienstes oder einer <strong>Universität</strong><br />
vor Ort besteht ebenfalls die Möglichkeit den Rekombinationsmodus <strong>zu</strong> variieren, also entsprechend<br />
der Veränderung von einer oder mehreren Randbedingungen an<strong>zu</strong>passen. Weiterhin besteht<br />
die Möglichkeit eine <strong>zu</strong>künftige Entwicklung der Rekombination voran<strong>zu</strong>treiben, indem für<br />
einen ersten Ansatz der Output eines auf der großen Skala operierenden Klimamodells verwendet<br />
wird. Mit Hilfe einer Gruppierung an Hand von der Größenordnung des von einem solchen<br />
Modell simulierten Niederschlags kann die Rekombination der vorhandenen Episoden neu modifiziert<br />
werden. Dies kann entsprechend eines Wahrscheinlichkeitsansatzes der Häufigkeit der<br />
verschiedenen Klassen auch über die Vorgaben der von IMPETUS genutzten Modelle hinaus
Problemkomplexe IMPETUS<br />
erfolgen. Hiermit wird auch die Einschät<strong>zu</strong>ng der Szenarien mit anderen Klimamodellen ermöglicht.<br />
Ein Transfer des Modells FOOT3DK nach Benin, und somit die Erstellung von weiteren<br />
Episodensimulationen vor Ort, erscheint <strong>zu</strong>m jetzigen Zeitpunkt nicht möglich <strong>zu</strong> sein.<br />
Die Ergebnisse des Ökovolumens, der Biomasse und des Blattfalls werden auf Gemeindeebene<br />
in entsprechenden Karten <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt. Diese sollen mit Hilfe der Vorgaben der FAO<br />
in Vorschläge (im Sinne eines weiteren einfachen DSS) umgesetzt werden, die <strong>zu</strong> einer Beratung<br />
auf Gemeindeebene hinsichtlich der geeignetsten lokalen Anbauprodukte und Systeme herangezogen<br />
werden können.<br />
Personalbedarf<br />
36 MM - A. Krüger<br />
5,4 MM - Z. Deng<br />
1,35 MM - Judex<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Die Simulationen der auf Grundlage einer Niederschlagsklassifikation von Regenereignissen der<br />
Regenzeit 2002 gewählten Repräsentanten (Einzelepisoden) werden aktuell auf einer Skala von<br />
9 km durchgeführt. Diese sind nahe<strong>zu</strong> abgeschlossen. Derzeit wird ein Kataster verwendet, welchem<br />
die Landnut<strong>zu</strong>ng für das Jahr 2000 <strong>zu</strong> Grunde liegt. Hierfür musste die Landnut<strong>zu</strong>ng außerhalb<br />
des von A3 auf Basis von Landsat klassifizierten Bereiches mit Hilfe des GLCC-<br />
Datensatzes bestimmt werden. Dieser Datensatz wurde jedoch nur als Grundlage für Transfer<strong>zu</strong>weisung<br />
verwendet (siehe Abbildung folgende Seite).<br />
Dabei ist unter einer Transfer<strong>zu</strong>weisung die Zuordnung von Flächen ähnlicher Landnut<strong>zu</strong>ng innerhalb<br />
des oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes auf Bereiche außerhalb des oberen Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebietes im FOOT3DK-Simulationsgebiet <strong>zu</strong> verstehen. Dieser Transfer wurde auf Rasterbasis<br />
mit einem GIS vorgenommen.<br />
Nach Auswertung zahlreicher Sensitivitätsstudien, deren Grundlage jeweils ein verändertes Bodenkataster<br />
war, wurden mit dem aktuellen Kataster die besten Übereinstimmungen zwischen<br />
simuliertem Niederschlag und beobachteten Werten für eine spezielle Episode gefunden. Auch<br />
die Persistenz bei gestörtem Untergrund und die Wiedergabe der damit verbunden Variabilität<br />
werden mit diesem Kataster am besten wiedergegeben. Dennoch gilt es aktuell noch <strong>zu</strong> prüfen,<br />
ob eine Verwendung des „African Seasonal Land Cover Regions Datensatzes“ beim Bestimmen<br />
der Transfer<strong>zu</strong>weisung eine Verbesserung für das 9 km Kataster darstellt.<br />
181
182<br />
Landsat Landnut<strong>zu</strong>ngs-<br />
Klassifizierung 2000 (A3)<br />
African Seasonal Land Cover<br />
Regions V2.0 (GLCC)<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Reklassifizierung<br />
in<br />
FOOT-LN-Klassen<br />
Abgleich von<br />
Landsat<br />
mitGLCC<br />
Auswertung der Flächenanteile für jede<br />
Gitterzelle des FOOT-Katasters<br />
Der Vergleich von modelliertem Niederschlag von einzelnen Episoden und Stationsmessungen<br />
für das Jahr 2002 wird <strong>zu</strong>rzeit vorgenommen: Es hat sich gezeigt, dass die akkumulierten Werte<br />
des Niederschlags für die bisher simulierten Episoden die großräumige Struktur aus den Beobachtungen<br />
wiedergeben. Dennoch werden in den 9 km Simulationen die maximalen Werte häufig<br />
verschoben bzw. unterschätzt.<br />
Mit den Episodensimulationen bei einer Auflösung von 3 km wurde begonnen. Es deutet sich an,<br />
dass in diesen Läufen die maximalen Niederschlagsmengen derzeit überschätzt werden. Mit einer<br />
räumlichen Auflösung von 9 km waren die Gesamtmengen in den bisher vorgenommenen<br />
Simulationen realistischer. Es werden in den kommenden Wochen verschiedene Tests mit geänderten<br />
modellinternen Parametrisierungen auf der 3km-Skala folgen, um das Modell auf die veränderten<br />
Gegebenheiten der kleineren Skala an<strong>zu</strong>passen. Da<strong>zu</strong> werden die Erkenntnisse von<br />
Teilprojekt B1 herangezogen.<br />
Für den Regenzeit-Generator fehlen derzeit noch einige Trockenepisoden, welche in kürze modelliert<br />
werden sollen. Die Episodensimulationen mit einer geänderten Landnut<strong>zu</strong>ng für das Jahr<br />
2025 sind in Vorbereitung. Hierbei kann mit den Simulationen auf der 3 km Skala früher gerechnet<br />
werden, da für die 9 km Auflösung noch die geänderten Transfer<strong>zu</strong>weisungen für die<br />
Landnut<strong>zu</strong>ng außerhalb des oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes erarbeitet werden müssen. Das für<br />
die Simulationen auf einer Skala von 3 km notwendige Kataster liegt bereits vor.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Die Berechnungen auf Grundlage von Klimasimulationen (dynamisches „Downscaling“) sind für<br />
das Jahresende vorgesehen. Hier<strong>zu</strong> wird eine Veränderung des FOOT3DK-Präprozessors nötig<br />
sein, da die Daten des vorangehenden Modells LM für die Szenariensimulation aufgrund des enormen<br />
Speicherbedarfs in geänderter Weise vorgenommen wurden. Mit der Vergleichsanalyse<br />
zwischen den Ergebnissen des dynamischen Regionalisierungsverfahrens auf Grundlage von<br />
globalen Klimaänderungsszenarien und den Ergebnissen des statistisch-dynamischen Ansatzes<br />
wird Anfang des Jahres 2006 begonnen.<br />
Die Feldmessungen wurden in Sérou und Dogué eingeleitet. Die Landnut<strong>zu</strong>ng in jedem Dorf<br />
wurde weiter in vier Gruppen aufgeteilt: Wald, Brache, Cashew Nüsse und Ackerkulturen. Die<br />
Kulturkalender und die Biomasseparameter (Biomasse, Landwirtschaftlicher Ertrag, Blattfall,<br />
Höhe, Vegetationsvolumen, Leaf Area Index) wurden in jedem Dorf methodisch aufgezeichnet.<br />
Jedes Mal wurde <strong>zu</strong>sätzlich die Bodenatmung anhand eines Bodenatmungsgerät bestimmt. Die<br />
überragende Rolle der Cashew Nussbäume <strong>zu</strong>r Bekämpfung der Buschfeuer und <strong>zu</strong>r Stabilisierung<br />
der landwirtschaftlichen Anbausysteme wurde hervorgehoben. Abschließend sind die Anbausysteme<br />
in Serou im Gegensatz <strong>zu</strong> Dogué von Flächenmangel und auch höhere Intensität gekennzeichnet.<br />
Weiterhin wurde der Nord-Transekt im östlichen Teil rundum Ndali abgewickelt. Dann wurde<br />
entschieden die Erhebungen <strong>zu</strong>m Süd-Transekt vor<strong>zu</strong>nehmen. Dort liegt eine bimodale Niederschlagsverteilung<br />
für die Regenzeit vor. Folgende Ortschaften wurden dabei beprobt: im Osten<br />
Pobe, im Westen Bohicon und im mittleren Transekt Savé. Die Modellierung mit dem Biomasseparameter<br />
wurde erweitert. Neue Begriffe wie „Agro-Klimax“ und „Ökovolumen“ wurden<br />
vorgeschlagen. „Leaf Area Index“ (LAI) und „Specific Leaf Area“ (SLA) wurden für weitere<br />
Kulturpflanzen (z. B. Sorghum, Mango) und Schattenbäumen (Néré, Karité, Teak) bestimmt.<br />
Eine einfache Beziehung zwischen Bruttophotosynthese und Blattfall wurde herausgearbeitet.<br />
183
184<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PK Be-L.4 Ökovolumendynamik und Anpassung des Anbausystems an die<br />
Klimaänderung im Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Problemstellung<br />
Abb.: Ackersaaten in Südbenin<br />
In den letzten Jahrzehnten änderte sich in Benin die Landnut<strong>zu</strong>ng (Wälder, Ackerflächen sowie<br />
die Wasserverfügbarkeit) durch die große Nachfrage nach Lebensmittel, Pflanzenfasern, Wasser<br />
und Platz für Siedlungen für die schnell wachsende Bevölkerung. Expandierende Ackerflächen,<br />
Weiden, Plantagen und urbane Gebiete werden von einem <strong>zu</strong>nehmenden Einsatz von Energie,<br />
Wasser und Dünger begleitet.<br />
Die Expansion und Intensivierung des agrarischen Anbausystems haben dem Menschen eine<br />
stärkere Ausnut<strong>zu</strong>ng der Naturressourcen ermöglicht und dadurch <strong>zu</strong> einer enormen Zunahme<br />
der Lebensmittelproduktion in den letzten 20 Jahren geführt. Gleichzeitig sind damit jedoch eine<br />
Schädigung der Ökosystemkapazität für eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion, die Versorgung<br />
mit Süßwasser, die Konservierung der Wälder, die Regulierung von Klima und der Verlust<br />
von Bodenqualität einhergegangen.<br />
Das nachhaltige Management von den „Trade-offs“ zwischen der Lebensmittelproduktion und<br />
dem Erhalt der Ökosystemkapazität stellt eine große Herausforderung dar. Auf ökologischen<br />
Kenntnissen basierende Anbaustrategien können die nachhaltige Agrarproduktion verstärken<br />
und gleichzeitig die unerwünschten Nebeneffekte reduzieren.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Trotz zahlreicher Szenarien und Auswirkungen des globalen Wandels und der Klimaänderungen<br />
kommt der erwünschte Erfolg nicht automatisch <strong>zu</strong> Gunsten des Agrarsektors. So ist die ständige<br />
Anpassung des Anbausystems an die Klimaänderung ein nicht-ignorierbarer Prozess, der eine<br />
notwendige Handlungsoption eines landwirtschaftlichen Produzenten ausmacht, um die Vorteile<br />
aus der Klimaänderung <strong>zu</strong> nutzen und die Nachteile <strong>zu</strong> minimieren.<br />
Das Ökovolumen wird als „surface multiplied by the weighted average height (eco-height) of<br />
given phytocenose or agricultural system” definiert. Es hat großen Einfluss auf den Wasserkreislauf,<br />
dem<strong>zu</strong>folge ist es ein wichtiger Indikator für die Ökosystemkapazität innerhalb der laufenden<br />
Anpassung des beninischen Anbausystems an die Klimaänderung.<br />
Im diesem Kontext stellen sich folgende Fragen:<br />
• Was sind die Unterschiede zwischen den nördlichen, mittleren und südlichen Anbausystemen<br />
jeweils unter dem unimodalen bzw. bimodalen Niederschlagregime im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet?<br />
• Was sind die jeweiligen Nach- und Vorteile der nördlichen, mittleren und südlichen Anbausysteme<br />
bezogen auf die jeweiligen Anbaustrategien?<br />
• Wie lassen sich die Anbausysteme im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet an die Klimaänderung anpassen?<br />
• Wie ändert sich die Ökovolumendynamik in den <strong>zu</strong>künftigen anbaustrategischen Szenarien?<br />
Mitarbeiter<br />
Deng, Röhrig, Kuhn, Paeth<br />
Notwendige Daten aus den Biowissenschaften werden durch PK Be-L.2 bereitgestellt.<br />
Kooperationspartner<br />
Produzenten, INRAB, FSA, GTZ, DED<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Aufbauend auf Analysen der Anbausysteme und deren Anpassungen an Klimaänderungen werden<br />
<strong>zu</strong>künftige Anbaustrategien als Handlungsoptionen anhand Expertenwissens und ökologischer<br />
Kenntnisse („Agroklimax – Konzept“) entwickelt und bewertet. Interventionsszenarien<br />
werden vor allem auf folgende Optionen fokussiert: <strong>zu</strong>nehmende Verbreitung von Dauerkulturen<br />
anstelle jährlicher Kulturen, Plantagekulturen, „Agroforestry“, „conservation agriculture“ und<br />
185
186<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
„clean development mechanism“. Diese beinhalten einerseits ein großes Potenzial für eine An-<br />
bausystemintensivierung und Einkommenssteigerung, andererseits wirken diese als effektive<br />
Puffer gegen Entwaldung und Anbauflächenausdehnung.<br />
Für die Umset<strong>zu</strong>ng der in PK Be-L.4 entwickelten Anbaustrategien wird ein DSS („Decision<br />
Support System“) entwickelt und mit den erhobenen Dateien kalibriert. Weiterhin wird das DSS<br />
<strong>zu</strong>m „Capacity Building“ eingesetzt.<br />
Modellierung<br />
Abb.: Blockdiagramm<br />
Das Blockdiagramm (siehe Abbildung oben) veranschaulicht die logischen Zusammenhänge<br />
zwischen der Ökovolumendynamik, den naturräumlichen und den sozio-ökonomischen Faktoren.<br />
Die IMPETUS-Problemkomplexe werden vernetzt. Die Fokussierung liegt auf den Interventionsszenarien<br />
<strong>zu</strong>r Erarbeitung der Anbaustrategien im Be<strong>zu</strong>g auf „trade-offs“ zwischen Ökosystemkapazität<br />
und nachhaltiger Agrarproduktion.<br />
Die Ökovolumendynamik wird auf der Basis eigener Messungen jährlich bis <strong>zu</strong>m Jahr 2025 für<br />
jede Gemeinde des Ouémé - Ein<strong>zu</strong>gsgebietes berechnet. Dabei werden alle drei IMPETUS -<br />
Szenarien implementiert. Mit Unterstüt<strong>zu</strong>ng und Input von PK Be-E.6 kann die Ökovolumendynamik<br />
in Form von GIS-Karten visualisiert werden.<br />
Für die Berechnung der Ökovolumendynamik wird ein auf eine Multivariablenanalyse basiertes
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Verfahren stufenweise angewandt. Dieses methodische Verfahren erlaubt einen flexiblen Aufbau<br />
der Berechnung von der Ökovolumendynamik je nach Datenverfügbarkeit.<br />
Responseindikatoren<br />
• Ökovolumen: dient als interdisziplinärer Indikator für Ökosystemkapazität und als Input<br />
für PK Be-L.1, PK Be-E.1, PK Be-E.2, PK Be-E.3, PK Be-L.3, PK Be-E.6,<br />
PK Be-E.7, PK Be-L.5, PK Be-H.3.<br />
• Agroklimax-Index: dient als ein integriertes Kriterium für die Entscheidung über die<br />
<strong>zu</strong>künftigen Entwicklungspfade der Anbausysteme. Er ist besonderes hilfsreich, wenn<br />
nur wenige Daten <strong>zu</strong>r Verfügung stehen.<br />
INPUT Daten<br />
Primärdaten<br />
• “Basal Area”, “Height”, “Planting Density”, “Litter-fall”, “Specific Leaf Area”, “Soillitter”,<br />
Bodenatmung, Biomasse (TP A4)<br />
• Restriktionen der „food production“ aus Sicht der Bauer, Erträge, Kulturkalender, Rotation,<br />
Anbaumanagementschema, Bodenqualität,...( TP A4)<br />
Agrar-ökologische Rahmenbedingung<br />
• Landnut<strong>zu</strong>ng, Agrarische Marginalität, LAI, NDVI (TP A3); Bodenqualität, Wasserverfügbarkeit<br />
(TP A2)<br />
• Klimaszenarien und Niederschlagvorhersage (TP A1)<br />
Sozi-ökonomische Daten<br />
• Landwirtschaftliche Flächenverteilung, Produktion, Produktivität, Rentabilität von verschiedenen<br />
Verfahren, Populationsdynamik auf Kommunenebene, Landrecht, Transaktionskosten,<br />
institutionelle Effizienz (TP A4 und TP A5)<br />
OUTPUT Daten<br />
Ökovolumendynamik<br />
• Für jede Kommune des ganzen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes, Jährlich bis 2025 für IMPETUS<br />
Szenarien<br />
• Für Interventionsszenarien<br />
187
188<br />
Interventionsszenarien<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
• Anhand Expertenwissen und Agroklimax-Index Analyse der möglichen Entwicklungspfade<br />
mit dem Ziel nachhaltiger Anbausysteme<br />
Szenarieneinbindung<br />
Die Ökovolumendynamik wird für alle drei IMPETUS-Szenarien berechnet. Als Interventionsszenarien<br />
werden <strong>zu</strong>künftige Anbaustrategien formuliert und bewertet unter der Berücksichtigung<br />
der praktischen Handhabung.<br />
Meilensteine<br />
Ende 2006: Mit eigenen erhobenen Daten wird ein Ökovolumenmodell entwickelt, das die aktuellen<br />
Ökovolumen in dem ganzen Ein<strong>zu</strong>gsgebiet berechnet. DSS wird ausgewählt.<br />
Sommer 2007: Implementierung der primären, agrarökologischen als auch sozio-ökonomischen<br />
Daten in ein DSS.<br />
Ende 2007: Kalibrierung des DSS mit den eigenen gemessenen Daten. Mit Input-Daten von anderen<br />
Problemkomplexen können die Korrelationen zwischen Ökovolumen und anderen Faktoren<br />
getestet werden. Das Berechnungsmodell wird vervollständigt und spezifiziert.<br />
Sommer 2008: Zukunftorientierte Anbaustrategien als Interventionsszenarien, die sich an Klimaänderungen<br />
anpassen, werden abgeleitet.<br />
Ende 2008: DSS wird als Transferprodukt weiter in Benin für „Capacity Buildung“ eingesetzt.<br />
Transferprodukte<br />
• GIS-Karten von Ökovolumendynamik<br />
• Anbaustrategien<br />
• DSS für Anbaustrategien<br />
Mögliche Anwender<br />
• Produzent<br />
• Gemeinden<br />
• INRAB, Université Abomey-Calavi<br />
• Ministère de l´Agriculture, de l´Élevage et de la Pêche (MAEP)<br />
• NGOs
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Capacity Building<br />
• Ausbildung von 2 beninischen Mitarbeitern (Magister-Studenten) über das DSS für Anbaustrategie<br />
• Seminar mit anbautechnischer und –strategischer Schulung<br />
• Publikation<br />
Personalbedarf<br />
5,40 MM - Zhixin Deng<br />
2,70 MM - Julia Röhrig<br />
2,88 MM - Arnim Kuhn<br />
5,40 MM - Heiko Paeth<br />
3,60 MM - Bettina Orthmann<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Die Felderhebungen der zweiten Phase werden bis Ende 2005 abgeschlossen. Das theoretische<br />
Konzept ist ausgearbeitet, die Arbeitshypothesen sind formuliert und die Berechnungsverfahren<br />
für den weiteren Verlauf diese Problemkomplexes ausgewählt.<br />
Ein erstes Berechnungsmodell wurde erstellt und Szenarien für Anbauflächenerweiterung unter<br />
Berücksichtigung von Bevölkerungswachstum und Ernährungsbedarf entwickelt. Weiterhin sind<br />
Szenarien für die Ökovolumendynamik bis 2025 in Nord-Ouémé erstellt worden.<br />
189
190<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PK Be-L.5 Nachhaltiges Feuermanagement für Ressourcenschutz mit<br />
Fernerkundung und GIS<br />
Problemstellung<br />
Große Gebiete Benins sind in der Trockenzeit von Buschfeuern betroffen. Wie Untersuchungen<br />
im Rahmen des IMPETUS Projektes gezeigt haben, sind mehr als 70% der Fläche des oberen<br />
Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes von Feuern beeinflusst. Das Legen von Feuern ist in dem Untersuchungsgebiet<br />
eine traditionelle Methode um Felder für den Anbau vor<strong>zu</strong>bereiten. Feuer wird aber<br />
auch von Viehzüchtern gelegt, um trockene, harte Gräser <strong>zu</strong> verbrennen, und so einen erneuten<br />
Austrieb von jungen frischen Gräsern <strong>zu</strong> ermöglichen, die vom Vieh bevor<strong>zu</strong>gt werden.<br />
Auch <strong>zu</strong>r Jagt werden Feuer gelegt.<br />
Durch die ansteigende Bevölkerungsdichte und das damit einhergehende Zusammenbrechen des<br />
traditionellen Feuermanagements stellen die Feuer ein <strong>zu</strong>nehmendes Problem dar, besonders in<br />
Hinblick auf die Bodendegradierung, Nährstoffkreislauf, Vegetations<strong>zu</strong>sammenset<strong>zu</strong>ng und CO2
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Haushalt. Insbesondere die späten Feuer („late fires“), definiert als Feuer nach dem 16.12. jeden<br />
Jahres, tragen besonders <strong>zu</strong>r Bodendegradation bei, da die in der Asche gebundenen Nährstoffe<br />
vor Einsetzen der Regenzeit nicht mehr in den Boden eingebunden werden können. So wird ein<br />
Großteil der wertvollen Nährstoffe vom Regenwasser weggespült.<br />
Aus diesem Grund gibt es gesetzliche Bestimmung und Vereinbarungen zwischen Dörfern und<br />
Entwicklungsgesellschaften, dass nach dem 16. Dezember keine Feuer mehr gelegt werden dürfen.<br />
Allerdings werden diese Verordnung bzw. speziellen Vereinbarungen sehr oft nicht eingehalten<br />
und es stellt sich die Frage nach einem effektiven Kontrollsystem. Aus wissenschaftlicher<br />
Sicht ist die Quantifizierung der vom Feuer beeinflussten Gebiete und der Nährstoffkreislauf<br />
sowie die CO2 Bilanz ein wichtiges Forschungsfeld.<br />
Mitarbeiter<br />
Thamm, Judex, Orekan, Bako-Arifari, Hiepe<br />
Notwendige Daten aus den Biowissenschaften werden durch PK Be-L.2 bereitgestellt.<br />
Kooperationspartner<br />
PGTRN, GTZ, INRAB, UNB, CENTATEL<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Ein wichtiges Ziel ist die raumzeitliche Untersuchung der Feuerdynamik in Benin. Da<strong>zu</strong> gehört<br />
die raumzeitliche Verteilung der Buschfeuer, sowie die Abschät<strong>zu</strong>ng der verbrannten Biomasse,<br />
die Erfassung des Nährstoffumsatzes und die durch Feuer verursachte Bodendegradierung sowie<br />
die Abschät<strong>zu</strong>ng des Einflusses von Buschfeuer auf den CO2 Haushalt.<br />
Weitere Aufgaben im Sinne eines nachhaltigen Feuermanagements, ist die Überprüfung der Einhaltung<br />
von gesetzlichen Bestimmungen und Dorfvereinbarungen bezüglich des Zeitpunktes der<br />
Feuer. Zuwiderhandlungen werden umgehend erkannt und können an die verantwortlichen Stellen<br />
gemeldet werden. Unter Verwendung von Niederschlags- und anderer Klimadaten sollen<br />
Gebiete ausgewiesen werden die gefahrlos gebrannt werden können. Diese Daten können periodisch<br />
den Kommunen <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt werden. Dadurch kann ein „Decision Support System“<br />
für einen möglichst ressourcenschonenden Einsatz von Buschfeuern geschaffen werden.<br />
Der Name des Systems ist MABFIRE („Managing Bush Fire“)<br />
191
192<br />
Modellierung<br />
Struktur von MABFIRE<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Damit das System für sich entwickelnde Länder verwendet werden kann, sollen - so weit wie<br />
möglich - auf frei erhältliche Fernerkundungsdaten <strong>zu</strong>rückgegriffen werden. Neben der direkten<br />
Nutzanwendung für Behörden und Entwicklungsgesellschaften können aus dem Problemkomplex<br />
sehr wichtige Beiträge für die „scientific community“ abgeleitet werden, da die Frage des<br />
Feuermanagements und des Nährstoffhaushaltes in weiten Gebieten der Welt große Bedeutung<br />
hat. Übertragbarkeit unter Berücksichtigung der IMPETUS Szenarien.<br />
DSS MABFIRE
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Methode<br />
• Automatisiertes Herunterladen von frei verfügbaren täglichen Satellitenbildern, Kalibrierung,<br />
Archivierung<br />
• Schaffung einer Prozessierungskette für die weitgehende automatische Erkennung und<br />
Abgren<strong>zu</strong>ng der vom Feuer beeinflussten Gebiete.<br />
• Analyse der Feuerfläche durch die Metadaten (meteorologische Daten, Vegetationskarten,<br />
Landnut<strong>zu</strong>ngspraxis, Gemeindegrenzen,...)<br />
• „Near real time“ Mitteilungen an die einzelnen Behörden (in Newsletter mit digitalen<br />
und analogen Verteilern), inwieweit die Gesetze bezüglich des Feuermanagements und<br />
die Dorfvereinbarungen eingehalten wurden<br />
• „Risk Assessment“ für einzelne Gebiete unter Verwendung von Niederschlagsdaten und<br />
anderen meteorologischen Parameter.<br />
• Zusätzliche Abschät<strong>zu</strong>ng der Biomasse, der Biomassenverluste bzw. deren CO2 Bilanzen<br />
und des Nährstoffhaushaltes<br />
• Ableitung von qualitativen Aussagen <strong>zu</strong>r raumzeitlichen Biomasseentwicklung unter Berücksichtigung<br />
der IMPETUS Szenarien sowie der Auswirkungen unterschiedlichen Feuermanagements<br />
Responseindikatoren<br />
• Raumzeitliche Verteilung von Buschfeuern<br />
• Verlust an Biomasse<br />
• CO2-Emissonen und Nährstoffumsatz<br />
INPUT Daten<br />
• Digitales Geländemodell aus SRTM und ASTER<br />
• Bodenkarten<br />
• tägliche Satelliten Bilder<br />
• hochaufgelöste Satellitenbilder und nach dem 16.12. <strong>zu</strong>r Kalibrierung der Prozesskette<br />
• tägliche Karten der Niederschläge und anderer meteorologische Parameter (Temperatur,<br />
Feuchte, Verdunstung,…)<br />
• Hochauflösende Vegetationsklassifizierung<br />
• Überflüge mit einer Drohne <strong>zu</strong>r Erfassung der Prozessdynamik<br />
• Daten <strong>zu</strong>m Biomassen- und Nährstoffumsatz aus Literatur, von Partnerinstitutionen und<br />
Testfeldern<br />
193
194<br />
OUTPUT Daten<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
• Karten der raumzeitliche Verteilung der Feuer beeinflusste Gebiete<br />
• Automatische Kennung der Gebiete, in denen die Vereinbarungen <strong>zu</strong>m nachhaltigen Feuermanagement<br />
nicht eingehalten werden.<br />
• Karten des CO2 Bilanz und des Nährstoffhaushalts.<br />
• Die Daten werden sowohl digital (IMPETUS-Webserver) als auch anlog zeitnah verteilt<br />
Szenarieneinbindung<br />
Inwieweit fließen die IMPETUS Szenarien in die Modellierung ein?<br />
Die berechneten Landbedeckungs- und Landnut<strong>zu</strong>ngsveränderungen verändern die Auftrittswahrscheinlichkeit<br />
von Feuer und haben Einfluss auf die CO2 Bilanz sowie den Nährstoffkreislauf.<br />
Des Weiteren beeinflussen Veränderungen der Niederschlagsmuster und anderer meteorologischer<br />
Parametern das Auftreten von Feuern. Dies kann mit dem System untersucht werden.<br />
Intervention Szenarios<br />
Die Auswirkungen von unterschiedlichen Feuermanagement Systeme auf die CO2 Bilanz und<br />
den Nährstoffkreislauf kann abgeschätzt werden.<br />
Meilensteine<br />
Ende 2006: Automatisches Herunterladen von Fernerkundungsdaten und den benötigten meteorologischen<br />
Parameter, Erstellung der Prozesskette für die Erkennung von Feuer und Überlagerung<br />
der Kommunengrenzen<br />
Trockenzeit I: 2006-2007: Abschät<strong>zu</strong>ng des Nährstoffverlustes und des CO2 Haushaltes sowie<br />
Kalibrierung des Systems, Einarbeitung der Meteosat-Daten der 2. Generation<br />
Trockenzeit II: 2007-2008: Implementierung des Systems in Benin, erweiterte Kalibrierung,<br />
diverse Anpassung, entsprechende Schulungen der Institutionen in Benin, erste Anwendung von<br />
Feuermanagement in Absprache mit den „Stakeholdern“<br />
Trockenzeit III: 2007-2008: Optimierung, Simulation der Szenarien, Test unterschiedlicher<br />
Feuermanagementsysteme<br />
Transferprodukte<br />
• Karten der Feuerdynamik von Benin: Sie zeigen die raumzeitliche Verteilung der Feuer.<br />
PGTRN und INRAB sowie Geberorganisationen können diese Karten nutzen, um die<br />
Degradation von Böden und den Nährstoffverlust ab<strong>zu</strong>schätzen und Gebiete, in denen interveniert<br />
werden muss, <strong>zu</strong> identifizieren.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
• Kommunen und Departments erhalten Karten der Gebiete in denen die Gesetze und Vereinbarungen<br />
<strong>zu</strong>m Feuermanagement nicht eingehalten werden. Sie können daraufhin entsprechende<br />
Maßnahmen ergreifen.<br />
• Die Flächendatensätze mit der jeweiligen Feuergefahreignung für frühe Feuer, die den<br />
Kommunen <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt werden, sind Vorausset<strong>zu</strong>ng für einen nachhaltigen<br />
Ressourcenschutz durch besseres Feuermanagement. So können die Feuer immer <strong>zu</strong>m<br />
optimalen Zeitpunkt gelegt werden.<br />
• Flächendatensätze des CO2 Umsatzes für Klimamodellierer.<br />
• Das System kann anschließend auch in anderen Ländern in den wechselfeuchten Tropen<br />
implementiert werden.<br />
Mögliche Anwender<br />
PGTRN, CENATEL, INRAB, GTZ, UNB<br />
Capacity Building<br />
Herbst 2006: Schulung von PGTRN, INRAP und GTZ in der Anwendung der Outputdaten des<br />
Systems<br />
Herbst 2007: Implementierung des Systems in Benin. Erfahrungsaustausch und weitere Schulungen<br />
in dem System. Gemeinsame Feldkampagne <strong>zu</strong>r Erarbeitung standardisierter Aufnahmen<br />
der Brandflächen, des Biomassenumsatzes und des Nährstoffverlusts<br />
Herbst 2008: Übergabe und Implementierung des Systems an der <strong>Universität</strong>, so dass es auch<br />
nach Ablauf von IMPETUS weiterentwickelt werden kann. Gemeinsame Nutzerkonferenz<br />
Personalbedarf<br />
Aufsetzen des Systems<br />
10,80 MM - Thamm<br />
Austesten des Systems in den Pilotgemeinden<br />
14,85 MM - Judex<br />
0,90 MM - Hiepe<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Eine Evaluation des Bedarfs für solch ein System in Benin erfolgte. In einer Machbarkeitsstudie<br />
wurde für einzelne Zeitpunkte mit noch nicht automatisierter Bearbeitung die Funktion des Systems<br />
getestet. Für die hinter dem DSS stehenden Modellkonzepte wurden Literaturstudien<br />
durchgeführt.<br />
195
196<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
IV.1.4 Themenbereich: Gesellschaft und Gesundheit in Benin<br />
Die schlechte Versorgungslage der beninischen Bevölkerung mit sozialen Basisdiensten drückt<br />
sich durch zwei internationale Entwicklungsindikatoren eindrucksvoll aus: im Ranking des Human<br />
Development Index (HDI) nimmt Benin den 162ten Platz von 177 Ländern ein und auf der<br />
Skala des „Water Poverty Index“ (WPI) steht Benin auf einem der 10 letzten Plätze. Vor diesem<br />
Hintergrund ist die nötige Verbesserung des Zugangs <strong>zu</strong> sauberem Trinkwasser im Rahmen der<br />
neuen Entschuldungs- und Armutsbekämpfungsinititiative der Weltbank (seit 2002) für Benin<br />
als zentrales Politikfeld bestätigt worden. Aktuelle Forschungsergebnisse <strong>zu</strong>m gesellschaftlichen<br />
Umgang mit Wasser liefern wichtige Informationen <strong>zu</strong>r sozio-politischen Einbettung der Ressource<br />
Süßwasser, kontextualisieren die Daten anderer naturwissenschaftlicher Projektbereiche<br />
und machen „Capacity Building“ auf verschiedenen Ebenen planbar. Die im Rahmen des Themenbereichs<br />
geleisteten Untersuchungen der vergangenen beiden Förderperioden nähern sich<br />
der Komplexität der Ausgangsthematik multiperspektivisch. Wesentlich ist die Erkenntnis, dass<br />
im Gegensatz <strong>zu</strong> anderen westafrikanischen Entwicklungsländern nicht absolute Ressourcenknappheit<br />
das primäre Problem der schlechten Versorgungslage darstellt. Wie der institutionenund<br />
akteurszentrierte Ansatz gezeigt hat, liegen Ursachen von Zugangsengpässen <strong>zu</strong> Naturressourcen<br />
inklusive Wasser und sozialen Basisdiensten vielmehr in den Existenzsicherungsstrategien<br />
und -strukturen verschiedener Bevölkerungsgruppen und einer institutionellen Ineffizienz<br />
auf verschiedenen Verwaltungsebenen begründet. Die sozialwissenschaftlichen Problemkomplexe<br />
des Themenbereichs tragen <strong>zu</strong>r Einlösung des multiperspektivischen Ansatzes bei, indem sie<br />
Wasser und andere Naturressourcen als sozial und kulturell eingebetteten Produktionsfaktor ansehen.<br />
Nur dieser Blickwinkel ermöglicht es, die sozial differenzierte Vulnerabilität verschiedener<br />
Existenzsicherungssysteme <strong>zu</strong> erklären. Unter dem multiperspektivischen Ansatz ist auch ein<br />
weiterer Problemkomplex angesiedelt, der in einer volkswirtschaftlichen Orientierung <strong>zu</strong>m Ausdruck<br />
kommt, indem die Wassernachfrage der Sektoren (Haushalt, Industrie, Landwirtschaft)<br />
unter Berücksichtigung möglicher Wasserkonflikte analysiert wird. Im Mittelpunkt einer institutionellen<br />
Perspektive steht die formale Kompetenzaufwertung der dezentralisierten Verwaltungen<br />
und anderer lokaler Akteure im Handlungsfeld der sozialen Basisversorgung. Auch die Verantwortung<br />
für ein verbessertes Wassermanagement wird in diesem Kontext momentan von<br />
zentralstaatlichen Behörden und lokalen Institutionen ausgehandelt.<br />
Die medizinischen Analysen fokussieren Wasser als Krankheitsträger. Hierbei werden seit der<br />
ersten Förderperiode verschiedene natürliche und anthropogene Trinkwasserquellen auf ihre virologische<br />
und bakteriologische Kontamination untersucht. Inzwischen steht eine regionale<br />
Brunnendatenbank <strong>zu</strong>r Wasserqualität <strong>zu</strong>r Verfügung, deren Nut<strong>zu</strong>ng durch beninische Anwender<br />
und durch Experten der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit im Rahmen des Kompetenztransfers<br />
der dritten Förderperiode ausgeweitet wird. Von großer perspektivischer Bedeutung für Planungs<strong>zu</strong>sammenhänge<br />
ist auch ein zweiter medizinischer Problemkomplex, der sich mit dem<br />
Zusammenhang von Klimaveränderungen und der Ausbreitung von Meningitis- und Malariaerkrankungen<br />
befasst.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
PK Be-G.1 Demographische Projektionen für das Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Problemstellung<br />
Abb.: Arbeitsmigration in Zentralbenin<br />
Wie gestaltet sich die demographische Entwicklung im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Ouémé unter den in<br />
den IMPETUS-Szenarien aufgestellten Rahmenbedingungen?<br />
Mitarbeiter<br />
Singer<br />
Kooperationspartner<br />
INSAE<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Projektionen der demographischen Entwicklung in den IMPETUS-Szenarienregionen Hoch-,<br />
Mittel- und Nieder-Ouémé. Die Projektionen werden auf Grundlage der storylines für die Ebene<br />
der Departements gerechnet und die Ergebnisse anschließend durch demographische Gewichtung<br />
auf die Ebene der Gemeinden (z. T. bis auf Ebene der Arrondissements und Dörfer bzw.<br />
197
198<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Stadtviertel) übertragen. Parallel da<strong>zu</strong> erfolgt eine Projektion der städtischen Bevölkerung im<br />
Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet. Alle demographischen Rechnungen haben einerseits <strong>zu</strong>m Ziel anderen<br />
Problemkomplexen Basisgrößen für eine zentrale Antriebskraft <strong>zu</strong>r Verfügung <strong>zu</strong> stellen und<br />
andererseits die demographischen Rahmenbedingungen für Entwicklung in Benin bis 2025 <strong>zu</strong><br />
analysieren.<br />
Modellierung<br />
Blockdiagramm<br />
Für die Erstellung von demographischen Projektionen ist eine auf fundierter Regionalkenntnis<br />
beruhende Hypothesenbildung bezüglich der wahrscheinlichen Entwicklung verschiedener demographischer<br />
Parameter in der Zukunft entscheidend. Vor allem hier kann das multidisziplinäre<br />
Potenzial innerhalb von IMPETUS genutzt werden.<br />
Ökonomische<br />
Entwicklung<br />
Institutioneller Sozialer und kultureller<br />
Wandel (PK Be-G.2) Wandel (PK Be-G.3)<br />
Interdisziplinäre<br />
Hypothesenbildung<br />
Hydrologie<br />
Methodik<br />
Klima<br />
ECHAM<br />
REMO<br />
Demographische<br />
Ausgangsdaten<br />
Räumlich differenzierte<br />
Bevölkerungsprojektionen<br />
bis 2025<br />
Expertenmodell Spectrum/DemProj, bei vorhandenen Eingangsdaten (Fertilitäts-, Mortalitäts-,<br />
Migrationsdaten) demographische Projektionen in Jahresschritten. Projektionen auf Departementsebene<br />
für die Szenarien BI, II, III liegen vor.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Responseindikatoren<br />
Sind identisch mit den OUTPUT Daten.<br />
INPUT Daten<br />
Aktuelle Bevölkerungszahlen (Zensus 2002), Fertilitäts-, Mortalitäts- und Migrationsraten für<br />
die administrative Einheit der Departements, Annahmen <strong>zu</strong>r <strong>zu</strong>künftigen Höhe der Fruchtbarkeitsrate,<br />
der Lebenserwartung und der Migration<br />
OUTPUT Daten<br />
Bevölkerungsdichten, geschlechts- und altersspezifische Bevölkerungszahl, unterschiedliche<br />
Mortalitäts- und Fertilitätsmaße und Migration in Jahresschritten auf Departement-Ebene bis<br />
2025. Demographische Ereignisse wie Wachstumsraten und Verdopplungszeiten. Bevölkerungszahl<br />
und Bevölkerungsdichten für Gemeinden und Arrondissements in 5-Jahresschritten bis<br />
2025. Städtische Bevölkerung 2025.<br />
Szenarieneinbindung<br />
Wie gehen die Szenarien in den PK ein?<br />
• Szenarien BI, BII, BIII sind gerechnet.<br />
Interventionsszenarien<br />
• Mögliche Interventionsszenarien: Verstärkte internationale Einwanderung nach Benin<br />
aufgrund politischer Instabilität in Nachbarstaaten (z.B. Nigeria) und/oder aufgrund einer<br />
Verschlechterung der agrarökologischen Bedingungen in den angrenzenden Sahelstaaten<br />
Niger und Burkina Faso<br />
Meilensteine<br />
In der dritten Phase werden räumlich differenzierte Interventionsszenarien geprüft und berechnet.<br />
Des Weiteren werden vorliegende Ergebnisse gemäß dem Bedarf der Pilotgemeinden und<br />
anderer Anwender <strong>zu</strong>geschnitten. Besondere Bedeutung haben Daten und Karten auf der Ebene<br />
der Arrondissements, die als kleinräumlich differenzierte Planungsgrundlage dienen.<br />
199
200<br />
Transferprodukte<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Räumlich differenzierte Datensätze mit demographischen Kenngrößen (z. T. bereits auf der Im-<br />
petus-Webseite), umfassende Visualisierung der Projektionen durch kartographische Produkte.<br />
Mögliche Anwender<br />
In Benin vor allem die Pilotgemeinden, und untergeordnete Verwaltungsstrukturen. Außerdem<br />
Planungsbehörden (Planungsministerium, INSAE,) und EZ (GTZ, DED).<br />
Capacity Building<br />
Eventuell Schulungen in MS Access, SPSS, Excel und ArcGis, um einen sicheren Umgang mit<br />
den Daten <strong>zu</strong> gewährleisten.<br />
Personalbedarf<br />
7,2 MM - Singer<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Ende Juli 2005: Szenarien BI bis BIII wurden mit dem Expertenmodell Spectrum/DemProj berechnet,<br />
die Ergebnisse wurden auf Departement- und Gemeindeebene visualisiert.<br />
Ende April 2006: „Downscaling“: Die bisher vorliegenden Daten, die auf Gemeinde-Ebene darstellbar<br />
sind, werden auf Arrondissement-Niveau berechnet und visualisiert. Abgleich und Vervollständigung<br />
des da<strong>zu</strong> benötigten GIS-Datensatzes durch Rücksprache mit INSAE in Cotonou,<br />
Dezember 2005.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
PK Be-G.2 Wassermanagement und institutioneller Wandel<br />
Problemstellung<br />
Abb.: Montage eines dörflichen Leitungssystems<br />
Dieser Problemkomplex geht von der institutionell verursachten Wasserknappheit, als einem<br />
zentralen Existenzsicherungsproblem im ländlichen Benin aus. Der Stand der Forschung belegt,<br />
dass die Wasserknappheit in Benin weniger ein Problem der absoluten Wasserverfügbarkeit als<br />
des Zugangs <strong>zu</strong> sauberem Trinkwasser ist. Wichtige institutionelle Faktoren die <strong>zu</strong> dieser Situation<br />
beigetragen haben, waren etwa die lokalen Ansprüche an die Wasserqualität, die nicht mit<br />
medizinischen Konzeptionen von sauberem Wasser übereinstimmen müssen und die teilweise<br />
nachrangige Bedeutung von Wasser gegenüber anderen Problemen der Lebenshaltung. Als zentrales<br />
institutionelles Hemmnis ist die geringe Abflussrate der Finanzmittel innerhalb des Wassersektors<br />
<strong>zu</strong> nennen.<br />
201
202<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Die Trinkwasserversorgung ist derzeit durch die Dezentralisierung und die beninische Sektorre-<br />
formstrategie im Wasserbereich einem tief greifenden Wandel ausgesetzt. Besonders die Zustän-<br />
digkeiten und Kompetenzen der dezentralisierten Verwaltungen (Gemeinden, frz. „communes“)<br />
im Bereich des Wassermanagement sind im Verhältnis <strong>zu</strong> den anderen Akteuren des Wassermanagements<br />
noch nicht geklärt (siehe Abb. IV.1.4-1). Beispiele sind die Wartung des bestehenden<br />
Versorgungsnetzes und die Standortwahl neuer Wasserstellen. Von besonderem Interesse ist<br />
hierbei, ob das gemeindliche Wassermanagement <strong>zu</strong> einer optimalen Versorgungssituation führen<br />
wird. Diese Fragestellung bezieht sich nicht nur auf Trinkwasserstellen, sondern vor allem<br />
auf die immer zahlreicheren Kleinstauseen.<br />
Da das Wassermanagement derzeit von institutioneller Unsicherheit geprägt ist, hängt seine Ausgestaltung<br />
stark von den Partikularinteressen und -strategien der beteiligten Akteure ab. Dies erfordert<br />
eine zwischen den Departements vergleichende Politikfeldanalyse <strong>zu</strong>m Verständnis neuer<br />
Managementweisen als Basis des Kompetenztransfers durch IMPETUS.<br />
Mitarbeiter<br />
Singer, Bako-Arifari, Hadjer<br />
Kooperationspartner<br />
Gemeinden Tchaourou und N’Dali, SRH, GTZ, DED, LASDEL, Université d’Abomey-Calavi<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Das Ziel des Problemkomplexes ist es, die veränderten Planungs- und Implementierungspraktiken<br />
des Wassermanagements im Kontext der Sektorreformstrategien und der Dezentralisierung<br />
<strong>zu</strong> verstehen. Dieses Verständnis bildet <strong>zu</strong>m einen die unabdingbare Vorrausset<strong>zu</strong>ng um<br />
IMPETUS Transferprodukte im Bereich des Wassermanagements sinnvoll <strong>zu</strong> platzieren. Zum<br />
anderen soll der Wissenstransfer über neue Managementregime im Bereich der Wasserversorgung<br />
an <strong>zu</strong>ständige Wasserinstitutionen <strong>zu</strong> einer effizienteren Planungspraxis im Sinne eines<br />
„Capacity Building“ beitragen. Basis sind die analysierten „best-“ und „worst practices“, die in<br />
einem Vergleich zwischen verschiedenen Verwaltungseinheiten identifiziert werden.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Modellierung<br />
Politikzyklusmodell<br />
Das Politikzyklusmodell als <strong>zu</strong>grunde liegende Denkfigur der Politikfeldanalyse ist ein Expertenmodell.<br />
Es teilt den politischen Prozess in die Phasen Problemdefinition, Agendaset<strong>zu</strong>ng, Politikformulierung,<br />
Politikimplementierung, Reformulierung und Termination ein.<br />
In jeder Phase sind unterschiedliche Akteure beteiligt, die neben der eigentlichen Wasserpolitik<br />
auch ihre Eigeninteressen (z.B. Außenpolitik der Geber, Konkurrenzen zwischen Gebern, politische<br />
Machtkämpfe auf der nationalen bis lokalen Ebene) verfolgen, so dass es <strong>zu</strong> einer Zielverschiebung<br />
während des Prozessverlaufs kommt.<br />
Was kann das Modell?<br />
Das Modell ermöglicht ein Prozessverständnis der sich neu institutionalisierenden Praktiken des<br />
Wassermanagements. Da die Handlungsstrategien der beteiligten Akteure aus zahlreichen<br />
Aufträge<br />
NRO<br />
Policy-Vorschläge<br />
Geberinstitutionen<br />
und Finanzierung<br />
Ministerium (MMEH)<br />
Generaldirektorat (DRH)<br />
Politikformulierung und Agendaset<strong>zu</strong>ng (PADEAR)<br />
Regionale Wasserbehörden (SRHs) (Umset<strong>zu</strong>ng der PADEAR)<br />
Kompetenz- und Finanztransfer?<br />
Gemeinden<br />
Aufträge<br />
Aufträge? Steuereintreibung?<br />
Arrondissements<br />
Baufirmen<br />
Wasserstellen pro Dorf?<br />
Bau der Wasserinfrastruktur<br />
Dörfer<br />
Capacity building<br />
Eigenbeiträge?<br />
Standortbedingungen der Wassernut<strong>zu</strong>ng<br />
bisherige Beziehung<br />
sich neu konstituierende Beziehung mit Beispiel<br />
(= Gegenstand der Politikfeldanalyse<br />
des Wassermanagements)<br />
Nutzerkomitees<br />
Nut<strong>zu</strong>ngstarife?<br />
Wartung?<br />
Lokale und regionale Wasserqualität<br />
und -verfügbarkeit<br />
Abb. IV.1.4-1.: Blockdiagramm: Die institutionelle Landschaft des Wassersektors in Benin als Basis der<br />
Politikfeldanalyse<br />
203
204<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Studien bekannt sind, ermöglicht die laufende Politikfeldanalyse eine realistische Einschät<strong>zu</strong>ng<br />
der <strong>zu</strong>künftigen Praktiken des Wassermanagements in Form von qualitativen Szenarien (Wenn-<br />
Dann-Aussagen) im Kontext der IMPETUS Szenarienanalyse.<br />
Responseindikatoren<br />
• Verhältnis geplanter <strong>zu</strong> gebauter Wasserstellen<br />
• Art der Wasserstellen<br />
INPUT-Daten<br />
• 500 Planungsdokumente<br />
• Interviews mit Akteuren des Wassermanagements in allen „Départements“ (außer Mono<br />
u. Cotonou)<br />
• Presseartikel<br />
• 3 Abschlussberichte der Politikfeldanalyse des Wassersektors<br />
• Feldforschungsdaten <strong>zu</strong>m Wassermanagement der beteiligten Mitarbeiter<br />
• Survey Daten <strong>zu</strong>r Wasserversorgungssituation und dem Wassermanagement auf der lokalen<br />
und Haushaltsebene im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
OUTPUT-Daten<br />
siehe Transferprodukte<br />
Szenarieneinbindung<br />
Die in diesem PK generierten Daten <strong>zu</strong> den institutionellen Rahmenbedingungen des Wassermanagements<br />
müssen mit den Ergebnissen der Problemkomplexe <strong>zu</strong>sammengebracht werden, die<br />
den Wasserkreislauf und die Faktoren, welche die Wasserqualität beeinflussen, untersuchen (insbesondere<br />
PK Be-H.1 und PK Be-G.5) um die allgemeinen IMPETUS-Szenarien mit Inhalt <strong>zu</strong><br />
füllen<br />
Da die intervenierenden Institutionen und Akteure des Wassermanagements sowie der Wandel<br />
der institutionellen Rahmenbedingungen selbst den Untersuchungsgegenstand bilden, sind die<br />
Inhalte der Interventionsszenarien mit den Inhalten der IMPETUS-Szenarien identisch (bspw.<br />
Geberkoordination, Geberfinanzierung der Wasserpolitik, Umset<strong>zu</strong>ng der Dezentralisierung<br />
usw.).
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Meilensteine<br />
In Zusammenarbeit mit PK Be-G.3 wird in der zweiten Hälfte 2006 und der ersten Hälfte 2007<br />
die Identifikation strategischer Gruppen und Konfliktarenen auf Gemeindeebene sowie die Gremienbildung<br />
<strong>zu</strong>r Wasserwirtschaft und –nut<strong>zu</strong>ng stattfinden (siehe „Capacity Building“). Derartige<br />
Gremien existieren bislang nicht, ihre Etablierung stellt einen wichtigen Grundpfeiler für<br />
Verbesserungen im Bereich Wasserwirtschaft dar. Ab Juli 2007 werden in regelmäßigen Abständen<br />
Ausbildungsmodule sowie eine Anleitung <strong>zu</strong>r selbstständigen Fortführung angeboten.<br />
Nach der abschließenden Dokumenten- und Interviewauswertung sollen ein „working paper“<br />
und ein Artikel <strong>zu</strong>m Wassermanagement entstehen.<br />
Transferprodukte<br />
Das zentrale Transferprodukt des PK Be-G.2 ist die Datenbank <strong>zu</strong>m Wassermanagement, <strong>zu</strong>r<br />
Existenzsicherung und Demographie, die in Zusammenarbeit mit PK Be-G.1 und PK Be-G.3 als<br />
gemeinsames A5 Produkt aufgebaut wird.<br />
Auch das „working paper“ bzw. der Artikel <strong>zu</strong>m Wassermanagement ist als politikbegleitendes<br />
Transferprodukt <strong>zu</strong> sehen. Im Jahr 2004 wurde auf der Basis des Artikels „Politiques locales et<br />
stratégies de mobilisation des ressources fincières á l’échelle communale au Bénin“ (Bako-<br />
Arifari, Doevenspeck, Singer) in Zusammenarbeit mit der holländischen Agentur SNV und dem<br />
ebenfalls holländischen Forschungsinstitut KIT ein Atelier mit Gemeindevertretern <strong>zu</strong>r Thematik<br />
durchgeführt. Eine ähnliche Vorgehensweise wird für den thematischen Bereich Wassermanagement<br />
angestrebt.<br />
Mögliche Anwender<br />
Gemeinden, SRH, DRH, MMEH, Geberinstitutionen, Nutzergruppen, NGOs<br />
Capacity Building<br />
In Zusammenarbeit mit dem PK Be-G.3 werden vier wesentliche Schritte des „Capacity Building“<br />
durchgeführt:<br />
1. Sozialwissenschaftlich orientierte Identifikation strategischer Gruppen und Konfliktarenen<br />
auf Gemeindeebene.<br />
• ECRIS: Positionen und Sichtweisen verschiedener strategischer Gruppen, Identifikation<br />
von Konflikten, Interessensdivergenzen, Schnittstellen, Koope-<br />
205
206<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
rationsmöglichkeiten und Vermittlungsbedarf auf Ebene der Gemeindevertreter<br />
und der lokalen Bevölkerung<br />
2. Gremienbildung <strong>zu</strong>r Wasserwirtschaft und -nut<strong>zu</strong>ng. Derartige Gremien existieren bislang<br />
nicht, ihre Etablierung stellt einen wichtigen Grundpfeiler für Verbesserungen im<br />
Bereich Wasserwirtschaft dar.<br />
3. Ausbildungsmodule:<br />
• Coaching: Die Gremien werden in verschiedenen Modulen fortgebildet (Konzeptualisierung<br />
von Programmen, Kompetenztransfer, Planungskompetenz<br />
etc.)<br />
• Supervision: Vermittlung zwischen verschiedenen strategischen Gruppen /<br />
Gremien<br />
• Vernet<strong>zu</strong>ng: zwischen Gemeinden / Gremien und potenziellen Gebern<br />
4. Anleitung <strong>zu</strong>r eigenständigen Fortführung: Erstellung übergreifender Programme, Formulierung<br />
von Projekten, evtl. auch Etablierung von Institutionen wie monatlichen Treffen,<br />
Autorenforen u. ä.<br />
Personalbedarf<br />
18 MM - Singer (Ethnologie)<br />
12,6 MM - Hadjer (Ethnologie)<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Die Erhebung <strong>zu</strong>m Wassermanagement ist abgeschlossen. Die laufende Auswertung wird bis<br />
Ende der zweiten Phase mit den Produkten „working paper“ bzw. Artikel abgeschlossen.<br />
Im Dezember 2005 findet ein erstes Atelier mit Einführung in die Nut<strong>zu</strong>ng der Datenbank mit<br />
Gemeindevertretern von 7 Kommunen sowie 2 Departements statt.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
PK Be-G.3 Wasser und Existenzsicherung<br />
Problemstellung<br />
Wasser spielt auf allen Ebenen der Existenzsicherung eine wesentliche Rolle. Die ökonomischen<br />
Aktivitäten vieler Menschen sind von Wasser als produktivem Gut abhängig. Der Zugang <strong>zu</strong><br />
Wasser ist jedoch nicht gleichmäßig verteilt. Zahlreiche Menschen sind gezwungen, unsauberes<br />
Wasser <strong>zu</strong> trinken oder Wasser<strong>zu</strong>kauf <strong>zu</strong> tätigen. Die Analyse zeigt, dass Wasser<strong>zu</strong>gang und -<br />
207
208<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
qualität einen direkten Einfluss auf Ökonomie, Ernährung und Gesundheit haben. Denn der Kon-<br />
sum unsauberen Wassers bedroht die Gesundheit der Bevölkerung und führt <strong>zu</strong> Arbeitsausfall,<br />
Ausgaben für die Behandlung von Krankheiten und im Folgeschluss <strong>zu</strong> Einkommensausfällen.<br />
Die einher gehende erhöhte Vulnerabilität begrenzt die Bevölkerung durch eigenständige Sicherungsstrategien<br />
wie z. B. informelle Netzwerke.<br />
Mitarbeiter<br />
Hadjer, Singer<br />
Kooperationspartner<br />
• Institut National de la Statistique et de l’Analyse Economique (INSAE)<br />
• Laboratoire d'Etudes et de Recherches sur les Dynamiques Sociales et le Développement<br />
local (LASDEL)<br />
• Hôpital l’Ordre de Malte (Djougou)<br />
• Centre de Santé Djougou<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Auf Gemeinde-Ebene bedarf es in Benin dringend des „Capacity Building“. Es fehlt an Gremien<br />
und „Know-how“ da<strong>zu</strong>, wie Mittel und Kompetenzen <strong>zu</strong> einer Verbesserung der Situation im Bereich<br />
„Wasser und Existenzsicherung“ erreicht werden können.<br />
Der Kompetenztransfer („Capacity Building“) wird u.a. durch die Vermittlung und Bereitstellung<br />
statistisch repräsentativer Analysen <strong>zu</strong> Bedingungen und Strategien der Existenzsicherung<br />
im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet bis 2025 in den Bereichen Wassermanagement, Wasser<strong>zu</strong>gang,<br />
Wasserqualität, Arbeit, Land<strong>zu</strong>gang, Ressourcennut<strong>zu</strong>ng, Kapital(bildung), Medizin, Risikostrategien<br />
und Ernährung geschaffen. Die Antworten auf die folgenden zentralen Fragen des Problemkomplexes<br />
können eine Basis für eine verbesserte Gemeindeplanung liefern:<br />
• Wie gestaltet sich die Existenzsicherung der ländlichen und städtischen Bevölkerung im<br />
oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet im Kontext von Wasser<strong>zu</strong>gang, Wasserqualität und –<br />
management unter den in den IMPETUS-Szenarien aufgestellten Rahmenbedingungen?<br />
• Trinkwasser ist nicht für alle Menschen gleichmäßig <strong>zu</strong>gänglich. Wie viele Menschen<br />
sind <strong>zu</strong>m Zukauf von Wasser gezwungen?<br />
• Mit welchem finanziellen Budget wirtschaftet der Einzelne? Bleibt z. B. Sparkapital übrig,<br />
das in andere Sicherungsstrategien investiert werden kann?
Problemkomplexe IMPETUS<br />
• Welche Rolle spielt Wassergebrauch bei der Werterschließung anderer Ressourcen (z. B.<br />
Nahrungstransformation, Bewässerung,...) und inwieweit wird Wasser dadurch geldwerte<br />
Ressource?<br />
• Welchen Einfluss hat (verunreinigtes) Wasser auf die Gesundheit und damit die Existenzsicherung<br />
(Arbeitsausfall, Kosten, ...)?<br />
• Welche Netzwerke und Risikostrategien werden in Zeiten der Nahrungs- und / oder Wasserunsicherheit<br />
bzw. im Krankheitsfall aktiviert?<br />
Modellierung<br />
Wasser<strong>zu</strong>gang und -qualität haben einen direkten Einfluss auf Ökonomie, Ernährung und Gesundheit.<br />
Das Existenzsicherungsmodell dient der Analyse von Zusammenhängen zwischen<br />
Wasser<strong>zu</strong>gang, Wasserqualität und Existenzsicherung sowie der Identifikation von Risikofaktoren<br />
und -strategien.<br />
Transformation<br />
Land<br />
Kollektive<br />
Arbeit<br />
Methodik<br />
Handel<br />
Produktion<br />
Landwirtschaft<br />
Arbeitsausfall<br />
GESUNDHEIT<br />
ARBEIT<br />
Zeremonien Netzwerke Gaben<br />
RISIKOSTRATEGIEN<br />
Tierhaltung<br />
WASSER<br />
RESSOURCEN-<br />
MANAGEMENT<br />
Konsumption<br />
ERNÄHRUNG<br />
Food Supply<br />
Nahrungs<strong>zu</strong>kauf<br />
KAPITAL<br />
EINKOMMEN & AUSGABEN<br />
Sparen Kredite<br />
Speicherung<br />
Existenzsicherungsmodell: Die Analyse von Vulnerabilität setzt im ethnologischen Sinne eine<br />
holistische (ganzheitliche) Betrachtung der Lebensumstände voraus: Es reicht nicht aus, Wasser<br />
als einen isolierten Faktor wahr<strong>zu</strong>nehmen. Deshalb fließt in das Modell eine Vielzahl von Daten<br />
209
210<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
aus den oben dargestellten unterschiedlichen Bereichen ein. Diese wurden in dem statistisch re-<br />
präsentativ durchgeführten Regionalsurvey für die Region 2004 gewonnen.<br />
Responseindikatoren<br />
Themenkomplexe Statusindikatoren<br />
Wasserquelle (Anzahl, Nut<strong>zu</strong>ng %),<br />
Responseindikatoren<br />
WASSER<br />
Wasserkonsumtion (Liter / Kopf), Quellen<br />
mit Gesundheitsrisiko (%)<br />
Ökonom. Aktivitäten / Ertrag (%, Haushaltsbudget (FCFA /<br />
ARBEIT<br />
FCFA); Einnahmen, Ausgaben, Kredite<br />
und Sparverhalten (FCFA)<br />
Kopf / Jahr)<br />
ERNÄHRUNG<br />
Konsummuster: Menge, Art (Gramm /<br />
Kopf)<br />
Arbeitsausfall (Tag / Kopf / Jahr), Be- Risikostrategien<br />
GESUNDHEIT<br />
handlungsart (Art, %) und -kosten<br />
(FCFA), Anzahl wasserspezifischer Erkrankungen<br />
(Art, %)<br />
(Art, %)<br />
INPUT Daten<br />
Statistisch repräsentative Daten <strong>zu</strong> folgenden Themenbereichen: Wasser, Subsistenz- und<br />
Marktproduktion, Arbeit, Kapital, Land, Ressourcennut<strong>zu</strong>ng, Gesundheit und Medizin, Risikostrategien<br />
wie Distribution und Tausch, Ernährung, Tierhaltung<br />
OUTPUT Daten<br />
• Statistisch repräsentative Analyse von Wirkbezügen zwischen Wasser und Existenzsicherung<br />
(siehe auch Transferprodukte)<br />
• Einbindung der Daten 1. in ein qualitatives Modell der Existenzsicherung mit Fokus auf<br />
Wasser, 2. ins Agrarsektormodell BenIMPACT, 3. in den medizinischen Problemkomplex<br />
„Mikrobiologische und virologische Belastung von Trinkwasserquellen im oberen<br />
Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet“.<br />
• Daten werden für PK Be-E.1 und PK Be-G.5 geliefert.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Szenarieneinbindung<br />
Wie gehen die Szenarien in den PK ein?<br />
Die Szenarien fließen auf Ebene des Punktes Kapital als ein wichtiger Faktor der Existenzsicherung<br />
ein (siehe Modellierungsansatz). Zum einen wird Kapital für den Zukauf von Wasser bzw.<br />
Brunnen- und Pumpenbau benötigt, <strong>zu</strong>m anderen wird es häufig durch wasserabhängige ökonomische<br />
Tätigkeiten erwirtschaftet.<br />
Eine weitere für die Szenarienanalyse zentrale Größe ist Gesundheit, die in einem engen Zusammenhang<br />
<strong>zu</strong> Kapital steht. Beispielsweise führen je nach Szenario mehr oder weniger Erkrankungen<br />
<strong>zu</strong> einer Veränderung des Einkommens über Arbeitsausfälle und Behandlungskosten.<br />
Die Existenzsicherung der Bevölkerung ist unter den verschiedenen IMPETUS-Szenarien<br />
jeweils stark von ihrem Gesundheitsstatus abhängig.<br />
Interventionsszenarien<br />
Die im Blockdiagramm dargestellten Analysebereiche des Existenzsicherungsmodells und ihre<br />
Wirkbezüge sind als dynamisch <strong>zu</strong> verstehen und verändern sich somit auch unter den Bedingungen<br />
der IMPETUS-Interventionsszenarien. Auch hier steht die Betrachtung der Wirkbezüge<br />
zwischen Kapital und Gesundheit im Vordergrund. Beispielsweise würde ein Zusammenbruch<br />
der beninischen Baumwollwirtschaft (negatives Szenario) aufgrund anhalten fallender Weltmarktpreise<br />
<strong>zu</strong> einer drastischen Erhöhung der Vulnerabilität der meisten Haushalte führen.<br />
Durch die steigende Armut der Bevölkerung könnten keine Eigenbeteiligungen mehr geleistet<br />
werden - weder <strong>zu</strong> Brunnen- noch Pumpenprojekten. Das Krankheitsaufkommen würde sich<br />
durch eine Zunahme der Bevölkerung bei stagnierender hygienischer Infrastruktur erhöhen. Dies<br />
würde sich wiederum negativ auf das Einkommen der Bevölkerung auswirken.<br />
Meilensteine<br />
In der zweiten Hälfte 2006 und der ersten Hälfte 2007 wird die Identifikation strategischer<br />
Gruppen und Konfliktarenen auf Gemeindeebene sowie die Gremienbildung <strong>zu</strong>r Wasserwirtschaft<br />
und –nut<strong>zu</strong>ng stattfinden (siehe „Capacity Building“). Derartige Gremien existieren bislang<br />
nicht, ihre Etablierung stellt einen wichtigen Grundpfeiler für Verbesserungen im Bereich<br />
Wasserwirtschaft dar. Ab Juli 2007 werden in regelmäßigen Abständen Ausbildungsmodule sowie<br />
eine Anleitung <strong>zu</strong>r selbstständigen Fortführung angeboten.<br />
Transferprodukte<br />
Als Transferprodukte stehen Datenbank und qualitative Szenarien bezüglich Wassernut<strong>zu</strong>ng und<br />
Existenzsicherung inklusive best practices als „policy decision tools“ <strong>zu</strong>r Verfügung. Bei Bedarf<br />
können spezifische Daten als GIS-Karten verfügbar gemacht werden.<br />
211
212<br />
Mögliche Anwender<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Mögliche Anwender stellen Institutionen der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit, Infrastrukturplaner,<br />
Gemeinden („communes“), DRHs, NROs, PADEARs und ihre Geberinstitutionen dar. Erste<br />
Kontakte wurden bereits geknüpft.<br />
Capacity Building<br />
Das „Capacity Building“ beinhaltet vier wesentliche Schritte:<br />
1. Sozialwissenschaftlich orientierte Identifikation strategischer Gruppen und Konfliktarenen<br />
auf Gemeindeebene: Damit werden erste Erkenntnisse aus dem PK Wassermanagement<br />
fortgeführt.<br />
• ECRIS: Positionen und Sichtweisen verschiedener strategischer Gruppen, Identifikation<br />
von Konflikten, Interessensdivergenzen, Schnittstellen, Kooperationsmöglichkeiten<br />
und Vermittlungsbedarf auf Ebene der Gemeindevertreter<br />
und der lokalen Bevölkerung<br />
2. Gremienbildung <strong>zu</strong>r Wasserwirtschaft und –nut<strong>zu</strong>ng. Derartige Gremien existieren bislang<br />
nicht, ihre Etablierung stellt einen wichtigen Grundpfeiler für Verbesserungen im<br />
Bereich Wasserwirtschaft dar.<br />
3. Ausbildungsmodule:<br />
• Coaching: Die Gremien werden in versch. Modulen fortgebildet (Konzeptualisierung<br />
von Programmen, Kompetenztransfer, Planungskompetenz etc.)<br />
• Supervision: Vermittlung zwischen verschiedenen strategischen Gruppen /<br />
Gremien<br />
• Vernet<strong>zu</strong>ng: zwischen Gemeinden / Gremien und potenziellen Gebern<br />
4. Anleitung <strong>zu</strong>r eigenständigen Fortführung: Erstellung übergreifender Programme, Formulierung<br />
von Projekten, evtl. auch Etablierung von Institutionen wie monatlichen Treffen,<br />
Autorenforen u. ä.<br />
Personalbedarf<br />
23,4 MM - K.Hadjer<br />
7,2 MM - U.Singer<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Im Dezember 2005 findet ein erstes Atelier mit Einführung in die Nut<strong>zu</strong>ng der Datenbank mit<br />
Gemeindevertretern von 7 Kommunen sowie 2 Departements statt.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
PK Be-G.4 Risikoabschät<strong>zu</strong>ng bezüglich des Auftretens von Malaria- und<br />
Meningitis - Erkrankungen unter dem Einfluss des heutigen<br />
und eines modifizierten <strong>zu</strong>künftigen Klimas<br />
Problemstellung<br />
Abb.: Anopheles Moskito beim möglichen Übertragen des Malaria-<br />
erregers auf den Menschen<br />
Die Malaria und die Meningitis sind Krankheiten, die in Westafrika aufgrund ihrer hohen Mortalitätsraten<br />
für die indigene Bevölkerung von Bedeutung sind. Während der Regenzeit entsteht in<br />
dieser Region eine Witterung, welche die Mückenpopulation stark anwachsen lässt. Die Mücken<br />
stechen in dieser Zeit häufig Menschen und es kommt <strong>zu</strong>r Übertragung des Malariaparasiten<br />
zwischen Mensch und der Mücke.<br />
Die Meningitis tritt im Gegensatz <strong>zu</strong>r Malaria besonders während der Trockenzeit auf, wenn es<br />
durch den geringen Vegetationsgehalt häufig <strong>zu</strong> Staub- und Sandaufwirbelungen kommt und dadurch<br />
vermutlich die respiratorische Immunabwehr der Menschen geschwächt wird.<br />
Auch wenn die betrachteten Krankheiten nicht immer <strong>zu</strong>m Tode führen, können die betroffenen<br />
Menschen während des Ausbruchs der Krankheit nicht für ihren Lebensunterhalt sorgen. Der<br />
entstehende Arbeitsausfall führt <strong>zu</strong> erheblichen Einkommensverlusten, wovon besonders die ar-<br />
213
214<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
me Bevölkerung betroffen ist. Für die finanzschwachen, westafrikanischen Staaten verursachen<br />
die Krankheiten damit ebenfalls einen nicht unerheblichen ökonomischen Schaden.<br />
Mitarbeiter<br />
V. Ermert, A. H. Fink, J. Verheyen, M. Christoph, A. P. Morse, A. E. Jones, A. Gagnon<br />
Kooperationspartner<br />
Durch einen Kontakt mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO=“World Health Oranization“)<br />
werden Daten über Krankheitsfälle bezogen. Im Hinblick auf die Malaria stehen beispielsweise<br />
für 2003 und 2004 jährliche, klinische Fallzahlen für Gesamtbenin <strong>zu</strong>r Verfügung. Für die Meningitis<br />
sind wöchentliche Fallzahlen für die jeweiligen Departements erhältlich.<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Für die Malaria und Meningitis soll deren Auftreten <strong>zu</strong>nächst in der Vergangenheit und <strong>zu</strong>r heutigen<br />
Zeit analysiert werden, anschließend kommt es durch Klimaszenarien <strong>zu</strong>r Risikoabschät<strong>zu</strong>ng<br />
in der Zukunft.<br />
Zunächst wird mit Hilfe des sog. „Liverpool Malaria Model“ (LMM) auf der Basis von mit<br />
REMO (REMO=“Regional Model“) herunterskalierten Beobachtungsdaten des Zeitraums 1979–<br />
2003 das Auftreten der Malaria simuliert. Um die Sensitivität des LMM in Be<strong>zu</strong>g auf den Niederschlag<br />
und die Temperaturen einschätzen <strong>zu</strong> können, werden Malariahäufigkeiten anschließend<br />
mit Hilfe von Stationsdaten entlang eines Transektes in 2°O für die Jahre 1980–2004 nachsimuliert.<br />
Für die Abschät<strong>zu</strong>ng von Veränderungen, die sich für das Malariarisiko in einem modifizierten<br />
Klima ergeben, werden Szenarienläufe von REMO verwendet.<br />
Ein hoher Staubgehalt der Luft scheint für den Krankheitsverlauf der Meningitis förderlich <strong>zu</strong><br />
sein. Dies soll mittels Daten von Wetterstationen aus Mittel- und Nordbenin sowie aus dem<br />
Südwesten des Niger untersucht werden. Der Nord-Süd-Transekt wird klären, inwiefern der Witterungsverlauf<br />
in der Trockenzeit das Auftreten von Meningitisfällen beeinflusst. Die vorhandenen<br />
Zusammenhänge zwischen meteorologischen Variablen und Meningitisfällen werden in einem<br />
<strong>zu</strong> entwickelnden primitiven Modell integriert. Damit ist es möglich mit Hilfe der Klimaszenarien<br />
das Auftreten von Meningitis-Erkrankungen in Westafrika in der Zukunft ab<strong>zu</strong>schätzen.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Modellierung<br />
Niederschlag Temperatur<br />
Vergangenheit/<br />
Vergangenheit/<br />
heute<br />
Malaria<br />
Zukunft<br />
REMO-Szenarien<br />
REMO-Szenarien +<br />
Intervention<br />
REMO-Szenarien +<br />
Intervention<br />
Zukunft<br />
Abb.: Flussdiagramm bzgl. des Wirkungsgefüges und der geplanten Arbeitsschritte<br />
Witterung<br />
Meningitis<br />
<strong>zu</strong>künftige <strong>zu</strong>künftige<br />
Witterung<br />
In der <strong>Universität</strong> Liverpool ist ein dynamisches Malariamodell, das LMM, entwickelt worden,<br />
welches auf der Basis von täglichen Temperatur- und Niederschlagsangaben durch Parametrisierungen<br />
sowohl das Vorkommen von Moskitos, als auch das Vorkommen der Malaria in der Bevölkerung<br />
simuliert. Die Simulation des LMM gliedert sich dabei in drei Modellansätze. Der erste<br />
Modellansatz berechnet eine stationäre Lösung der Malariaverbreitung, im zweiten wird <strong>zu</strong><br />
jedem Zeitpunkt dynamisch das Malariavorkommen in der Bevölkerung berechnet. Der dritte<br />
Ansatz trifft lediglich die Aussage, ob generell die Witterung für die Malaria geeignet ist.<br />
Die REMO-Szenarien werden es ermöglichen, die Untersuchung der Malaria bzgl. mehrerer<br />
Klimaszenarien durch<strong>zu</strong>führen und das Risiko von Malariaerkrankungen in der Zukunft ab<strong>zu</strong>schätzen.<br />
Zusätzlich werden Interventionen simuliert und deren Wirkung untersucht.<br />
Im Falle der Meningitis wird analysiert, welche meteorologischen Variablen einen Einfluss auf<br />
diese Krankheit haben. Ein verändertes Klima wird sich entsprechend auf die Meningitiserkrankungen<br />
in der Zukunft auswirken. Ein noch <strong>zu</strong> entwickelndes primitives Modell soll mittels atmosphärischen<br />
Antriebs das <strong>zu</strong>künftige Erkrankungsrisiko der Meningokokken-Meningitis bewerten.<br />
215
216<br />
Responseindikatoren<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Zeitliche und räumliche Verbreitung der Malaria und Meningitis in der westafrikanischen Be-<br />
völkerung.<br />
INPUT Daten<br />
jeweils Temperatur und Niederschlagsdaten von 9 beninischen und nigerischen synoptischen<br />
Stationen (1980-2004); REMO-Simulationen bzgl. 1979-2003; REMO-Szenarienläufe bzgl.<br />
2000-2050; jährliche klinische Malariafallzahlen bzgl. Gesamt-Benin; wöchentliche Meningitisfälle<br />
aus Benin/Niger (2003-aktuell) bzgl. Departements.<br />
OUTPUT Daten<br />
Modelliertes Auftreten der Malaria für Westafrika und entlang eines Transekts in 2°O für den<br />
Zeitraum zwischen 1979–2050 (räumliche Auflösung: bis <strong>zu</strong> 0,5°; zeitliche Auflösung: bis auf<br />
Tagesbasis); statistische Zusammenhänge zwischen meteorologischen Variabeln und Meningitisfällen;<br />
zeitliches und räumliches Auftreten von Meningitisfällen zwischen 1979–2050 (räumliche<br />
Auflösung bis <strong>zu</strong> 0,5°; zeitliche Auflösung: bis auf Tagesbasis).<br />
Szenarieneinbindung<br />
Auf der Basis von REMO-Klimaszenarien können die heutigen Inzidenzraten von Malaria und<br />
Meningitis mit einem <strong>zu</strong>künftigen verglichen werden. Durch die modifizierten Klimabedingungen<br />
wird auf Veränderungen bzgl. des Auftretens von Malaria und Meningitis geschlossen.<br />
Das verwendete LMM besitzt verschiedene Parametereinstellungen, die verändert werden. Eine<br />
Intervention kann darin bestehen, dass sich die Menschen <strong>zu</strong>künftig gegen Malaria besser schützen,<br />
z. B. durch eine verwendete Prophylaxe oder etwa der Verwendung von Moskitonetzen.<br />
Meilensteine<br />
• Ergebnisse <strong>zu</strong>r Veränderung der Malaria in Westafrika in einem <strong>zu</strong>künftigen Klima mittels<br />
der transienten REMO-Läufe bzgl. des A1B- sowie B1-Klimaszenariums der Jahre<br />
2001-2050. Zum Vergleich mit dem heutigen/vergangenen Klima dient <strong>zu</strong>m einen das<br />
Kontroll-Klima der Periode 1960-2000, als auch der REMO-Lauf der Jahre 1979-2003.<br />
• Statistische Zusammenhänge zwischen meteorologischen Variablen und wöchentlichen<br />
Meningitisfällen.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
• Fertigstellung eines primitiven Meningitismodells auf Basis der gefundenen Korrelationen.<br />
• Karten bzgl. des räumlichen und zeitlichen Auftretens der Meningitis in Westafrika für<br />
den Zeitraum 1979-2003.<br />
• Ergebnisse bzgl. des veränderten Auftretens von Meningitisfällen in einem <strong>zu</strong>künftigen<br />
Klima mittels der transienten REMO-Läufe.<br />
Transferprodukte<br />
Geeignete Produkte für die Weitergabe an Dritte sind Output-Daten des LMM und des primitiven<br />
Meningitismodells sowohl in Form von visualisierten Karten und Grafiken als auch durch<br />
die Dokumentation in Tabellen.<br />
Für die Meningitis werden <strong>zu</strong>sätzlich statistische Zusammenhänge zwischen meteorologischen<br />
Variablen und der Krankheit geliefert. Mit Hilfe eines einfachen Modells kann beispielsweise<br />
anhand einer Stationszeitreihe das örtliche Erkrankungsrisiko analysiert werden. Durch weitere<br />
Nachforschungen bzgl. der statistischen Korrelationen zwischen meteorologischen Variablen<br />
und wöchentlichen Meningitisfallzahlen wird es beninischen Wissenschaftlern möglich sein, die<br />
angehäuften Kenntnisse <strong>zu</strong> erweitern und <strong>zu</strong> präzisieren. Das primitive Modell kann vor Ort auf<br />
der Grundlage von ENSEMBLE-Vorhersagen (vgl. Teiprojekt AB1) eingesetzt werden, um für<br />
einige Wochen und Monate im Voraus das Meningitis-Erkrankungsrisiko ab<strong>zu</strong>schätzen.<br />
Mögliche Anwender<br />
Durch die Studie wird verdeutlicht, wann (<strong>zu</strong>künftig) mit Malaria- und Meningitisausbrüchen <strong>zu</strong><br />
rechnen ist. Die Ergebnisse werden für Gesundheitsbehörden hilfreich sein, ihre Planungen bzgl.<br />
der <strong>zu</strong>künftigen Entwicklung dieser tödlichen Krankheiten <strong>zu</strong> koordinieren. Aufgrund dessen<br />
wird versucht mit der nationalen beninischen Gesundheitsbehörde in Kontakt <strong>zu</strong> treten. Diese<br />
soll da<strong>zu</strong> gewonnen werden, regionale Behörden an<strong>zu</strong>leiten, gezielte Maßnahmen gegen die Malaria<br />
bzw. Meningitis <strong>zu</strong> ergreifen.<br />
Die WHO hat bessere finanzielle Möglichkeiten, wenn es darum geht, Krankheiten wie Malaria<br />
und Meningitis effektiv <strong>zu</strong> bekämpfen. Deshalb wird eine Verbindung mit der WHO angestrebt,<br />
um diese auf das modifizierte, <strong>zu</strong>künftige Erkrankungsrisiko der Malaria und Meningitis aufmerksam<br />
<strong>zu</strong> machen.<br />
Die Beteiligung von NGOs (NGO=“Non Governmental Organization“), dem DED<br />
(DED=“Deutscher Entwicklungsdienst“) oder im Allgemeinen der Entwicklungshilfe wird angeregt.<br />
Diese Organisationen werden motiviert, Programme <strong>zu</strong>r Verbesserung der Ausbildung der<br />
Einheimischen <strong>zu</strong> entwickeln.<br />
217
218<br />
Capacity Building<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Die Ergebnisse des LMM bzgl. der Malaria als auch im Falle der Meningitis werden in Form<br />
von leicht verständlichen Grafiken, Karten oder auch Tabellen bereitgestellt. Zum Verständnis<br />
dieser Datenprodukte werden Schulungen für Mitarbeiter von Gesundheitsbehörden und nationalen<br />
sowie regionalen Behörden abgehalten. Die Grafiken werden die Abhängigkeit der Malaria<br />
vom Niederschlag und der Temperatur verdeutlichen und zeigen wie das LMM die Malariaverbreitung<br />
in der Vergangenheit als auch in der Zukunft simuliert.<br />
Für die Berechnung des Risikos an Meningitis <strong>zu</strong> erkranken wird den beninischen Wissenschaftlern<br />
eine einfache Version des <strong>zu</strong> entwickelnden Meningitismodells überreicht. Für den Einsatz<br />
des Modells vor Ort werden ebenfalls Schulungen abgehalten, in denen die Verantwortlichen<br />
lernen, wie das Modell betrieben wird.<br />
Personalbedarf<br />
Für die Bearbeitung des vorliegenden Problemkomplexes ist Herr V. Ermert mit 18 Mannmonaten<br />
vorgesehen.<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Folgende Arbeiten sind bereits abgeschlossen:<br />
Parametrisierung des LMM<br />
Die ersten Ergebnisse der simulierten Malaria des LMM zeigen, dass die Simulation von den<br />
Annahmen des LMM abhängt. Zum Beispiel wird im LMM das Überleben der Moskitos in<br />
Abhängigkeit der Temperatur modelliert und dabei ist entscheidend, welches Überlebensschema<br />
verwendet wird. Die Verifikation mittels MARA-Karten (MARA=“Mapping Malaria Risk<br />
in Africa“) zeigt, dass das Modell so eingestellt werden kann, dass belastbare Ergebnisse entstehen.<br />
Malariaverbreitung entlang des Transekts in 2°O<br />
Das LMM modelliert entlang des Transekts in 2° O generell eine Abnahme der Malariahäufigkeit<br />
von Süden nach Norden. Das LMM simuliert die Malaria damit vor allem in Abhängigkeit<br />
von der zeitlichen und räumlichen Verteilung des Niederschlags.<br />
Malariaverbreitung in Westafrika<br />
In Westafrika zeigt sich, dass die Malaria nördlich von etwa 15° N entlang eines 2-3 Breitengrade<br />
breiten Streifens stark variabel ist und damit in dieser Region epidemisch ist. Südlich<br />
dieser Region tritt die Malaria jedes Jahr auf und zeigt einen endemischen Charakter.<br />
Malaria im Jahr 2025 und 2000<br />
Auf der Basis der Zeitscheiben-Experimenten von REMO sind bereits Simulationen des LMM<br />
für das Jahr 2025 durchgeführt. Feststellbar ist, dass die Malariaverbreitung in der Sahelzone<br />
aufgrund des dortigen geringeren Niederschlags gegenüber dem Jahr 2000 <strong>zu</strong>rückgeht.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
PK Be-G.5 Bakteriologische und virologische Belastung von Trinkwasserquellen<br />
im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Problemstellung<br />
Wassergebundene Infektionskrankheiten sind eine Gefahr für die Bevölkerung in ökonomischer<br />
(Arbeitsausfall) und gesundheitlicher (Krankheiten, Mortalität) Hinsicht. Ca. 2 Mio. Menschen,<br />
darunter besonders Kinder unter 5 Jahren, sterben jährlich weltweit an Durchfallerkrankungen,<br />
die auf kontaminiertes Wasser <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen sind. Verfahren <strong>zu</strong>r Bestimmung von bakteriologischen<br />
und virologischen Kontaminanten im Trinkwasser stehen außerhalb des IMPETUS Labors<br />
in Parakou nur sehr eingeschränkt <strong>zu</strong>r Verfügung. Erst die Etablierung der entsprechenden<br />
Nachweisverfahren <strong>zu</strong>sammen mit einer ständig aktualisierten Brunnendatenbank (Bauart, Ort,<br />
Tiefe, Lage und Zustand aller Wasserquellen im Beprobungsgebiet) machen eine Analyse der<br />
Wasserqualität möglich. Risikokonstellationen für die Trinkwasserkontaminationen können jetzt<br />
erkannt und Handlungsoptionen <strong>zu</strong>r Behebung derselben erstellt werden. Dabei ist es wichtig,<br />
dass Sanierungsmaßnahmen kontrollierbar sind (Vorher-Nachher-Analysen) und dass Entscheidungsträgern<br />
Informationen über die Dringlichkeit einer Intervention bekommen. Neben dem<br />
Nachweis und der Sanierung von aktuellen Kontaminationen ist es aber auch wichtig die bakterielle<br />
und virologische Trinkwasserqualität unter sich ändernden Rahmenbedingungen abschät-<br />
219
220<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
zen <strong>zu</strong> können. Auf diese Weise könnten weitere Handlungsoptionen entwickelt und Entschei-<br />
dungsträger umfassend informiert werden.<br />
Mitarbeiter<br />
Verheyen, Uesbeck, NN, Baginski, Mazou, Dossou, Budayeva, NN<br />
Kooperationspartner<br />
• HELVETAS, PACEA<br />
• <strong>Universität</strong>sklinik Parakou<br />
• SONEB<br />
• DH/SRH, Parakou<br />
• Service de l´Hygiène, Parakou<br />
• DED<br />
• GTZ<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Es soll eine Brunnendatenbank mit aktuellen Informationen über die bakteriologischen und virologischen<br />
Kontaminationen der Trinkwasserquellen in dem Untersuchungsgebiet in dem<br />
IMPETUS-Labor in Parakou dauerhaft etabliert werden. Darüber hinaus soll MIVIK als Expertenmodell<br />
wichtige Informationen über die Trinkwasserqualität unter sich ändernden Bedingungen<br />
geben sowie Interventionsszenarien bewerten. Das Labor in Parakou soll <strong>zu</strong>sammen mit den<br />
dort etablierten Methoden nach dem Ende der dritten Phase an einen noch <strong>zu</strong> findenden Träger<br />
übergeben werden und so einen nachhaltigen Wissenstransfer gewährleisten. Die Ausbildung<br />
beninischen Laborpersonals in den etablierten Nachweisverfahren sowie die Anbindung des Labors<br />
an lokale Institutionen bilden weitere wichtige Ansatzpunkte für die dauerhafte Verbesserung<br />
der Trinkwasserqualität in Benin.<br />
Modellierung<br />
• Abschät<strong>zu</strong>ng des Einflusses folgender Faktoren auf die Trinkwasserqualität im oberen<br />
Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet:<br />
• Art der Wasserquelle<br />
• Hygieneverhalten der Brunnen-Nutzer<br />
• Tierhaltung
Problemkomplexe IMPETUS<br />
• Geologie des Brunnenstandortes<br />
• Klimatische Bedingungen<br />
• Sanierungsmaßnahmen<br />
• Desinfektionsmaßnahmen<br />
Anhand der ermittelten Daten <strong>zu</strong>r bakteriologischen und virologischen Wasserqualität werden<br />
die erwähnten Einflussfaktoren bewertet und entsprechend ihrer Bedeutung in das Expertenmodell<br />
MIVIK integriert. Eine Verbindung ergibt sich zwischen Trinkwasserqualität und den Investitionen<br />
in sichere Trinkwasserquellen wie Pumpen sowie Anzahl der Bewohner, die diese nutzen<br />
können. Eine weitere wichtige Einflussgröße ist das Verhalten der Brunnennutzer vom allgemeinen<br />
Hygieneverhalten (Körperhygiene / Brunnenhygiene) bis hin <strong>zu</strong>r Wahl der Trinkwasserquelle.<br />
Feedback<br />
Abb.: Blockdiagramm<br />
Brunnendatenbank<br />
A -5 Survey<br />
Handlungsoptionen<br />
PACEA Direction de SONEB Direction<br />
l`Hydraulique<br />
de l`Hygiène<br />
Verbesserung der Wasserqualität<br />
Bakteriologische,<br />
virologische<br />
Analysemethodik<br />
221
222<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Geologische Faktoren bestimmen die Tiefe der Brunnen in bestimmten Regionen, somit auch die<br />
Nutzbarkeit bei veränderten Grundwasserspiegeln und die Anfälligkeit für Kontaminationen<br />
durch oberirdische oder in den oberen Erdschichten stattfindende Wasserbewegungen. Gerade<br />
aber diese Art der Kontamination ist abhängig von klimatischen Faktoren wie der 24-stündigen<br />
Regenmenge.<br />
Methodik<br />
• Zur Ermittlung der Trinkwasserqualität werden die Kontaminanten mit etablierten Analyseverfahren<br />
bestimmt.<br />
• Wassergebundene pathogene Bakterien werden durch Anreicherung auf verschiedenen<br />
selektiven Nährmedien isoliert und durch den Nachweis biochemischer Merkmale als<br />
auch serologisch klassifiziert.<br />
• Die virale Kontamination wird mittels eines speziellen transportablen Filtrations-Systems<br />
und eines Virusnachweises basierend auf Light-Cycler-PCR Technik bestimmt.<br />
Responseindikatoren<br />
• Art und Anzahl der bakteriellen Kontaminanten<br />
• Art und Anzahl der viralen Kontaminanten<br />
INPUT Daten<br />
Ergebnisse der bakteriologischen und virologischen Trinkwasseranalysen:<br />
• 70% aller offenen Wasserquellen sind mit Bakterien der Fäkalflora kontaminiert davon<br />
weisen 8% Kontaminationen durch Salmonellen auf. 9% aller Trinkwasserquellen sind<br />
mit Adenoviren kontaminiert.<br />
Ergebnisse des A5-Surveys:<br />
• Befragung <strong>zu</strong>r Wasserqualität; Gesundheitliche Probleme im Zusammenhang mit Wasser,<br />
Daten <strong>zu</strong>r Haltung bestimmter Tierarten (Schweine, Geflügel) die als Salmonellenträger<br />
in Frage kommen<br />
• Geologie ausgewählter Brunnenstandorte: Erhebung Sept. 2005<br />
• Ergebnisse der Vorher-, Nachher- Untersuchungen sanierter Brunnen<br />
• Regelmäßige Beprobungen der fünf Auswahldörfer, um Aussagen <strong>zu</strong>m Verlauf der Wasserkontaminationen<br />
in Abhängigkeit vom Klima machen <strong>zu</strong> können<br />
• Meteorologie: 24h Niederschlagsdaten in dem gewählten Untersuchungszeitraum und<br />
Vorhersagen über <strong>zu</strong>künftige Verteilungen durch REMO.<br />
• Epidemiologische Daten über das Beprobungsgebiet.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
OUTPUT Daten<br />
• Datensatz mit ca. 1300 georeferenzierten, dokumentierten Trinkwasserquellen<br />
• Analyse-Ergebnisse einzelner Trinkwasserquellen<br />
• Beurteilung der Wasserqualität unter sich ändernden Rahmenbedingungen innerhalb der<br />
Szenarien und Interventionsszenarien.<br />
• Ableitung von Handlungsoptionen <strong>zu</strong>r Verbesserung der Trinkwasserhygiene, die im<br />
Rahmen von Kooperationen umgesetzt werden<br />
• Wasserqualitätsabschät<strong>zu</strong>ngen bei sich wechselnden Rahmenbedingungen.<br />
Szenarieneinbindung<br />
Die Szenarieneinbindung erfolgt über die verschiedenen Einflussgrößen der Trinkwasserqualität,<br />
die in dem Expertenmodell MIVIK herausgestellt wurden. Innerhalb bestimmter Zeitscheiben<br />
kann somit eine Bewertung der Wasserqualität vorgenommen werden. Diese wiederum hat<br />
Auswirkung auf die Szenarienläufe die Trinkwasserqualität berücksichtigen.<br />
Meilensteine (3. Phase)<br />
Pflege und Aktualisierung der Brunnendatenbank (2006-2009)<br />
Etablierung der chemischen Wasseranalytik in Anlehnung an die von der DH angewandte Methodik.<br />
(2006)<br />
Entwicklung einer Vor-Ort anwendbaren Methode <strong>zu</strong>r Schnell-Detektion viraler Trinkwasser-<br />
Kontaminationen (2006) und Etablierung der Methode in Parakou (2007).<br />
In Kooperationen mit dem schweizerischen Projekt HELVETAS, anderen NGOs und staatlichen<br />
Behörden soll der Zugang <strong>zu</strong> sauberem Trinkwasser in einzelnen Dörfern sichergestellt werden.<br />
IMPETUS führt die Qualitätsanalysen durch, stellt Handlungsoptionen auf und sensibilisiert verantwortliche<br />
Stadt- und Dorf-Komitees für die Notwendigkeit der Brunnen-Restaurationen durch<br />
die Darlegung der Analyseergebnisse (2006-2008).<br />
Korrelation von viralen Durchfallerkrankungen mit der ermittelten virologischen Trinkwasserqualität<br />
<strong>zu</strong>r Aufdeckung von Infektionsketten und <strong>zu</strong>r Etablierung eines zweiten viralen Responseindikators<br />
aus den tatsächlichen Krankheitsdaten der Bevölkerung. (2006-2008)<br />
Untersuchungen <strong>zu</strong>r Herkunft des isolierten neuen Salmonellen-Serotyps „Salmonella Parakou“<br />
und molekularbiologische Charakterisierung. (2006-2009)<br />
Quantitative Risikoanalyse („Quantitative risk assessment“) <strong>zu</strong>m Erwerb wassergebundener Infektionskrankheiten.<br />
(2008)<br />
223
224<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Der Laborbetrieb in Parakou wird auf eine Routine-Diagnostik für den Bereich bakteriologische<br />
und chemische Wasseranalytik vorbereitet und umgestellt; Ein potenzieller <strong>zu</strong>künftiger Träger<br />
des IMPETUS-Labors wird ermittelt; die entsprechende Übergabe des Labors wird vorbereitet.<br />
(2009)<br />
Transferprodukte<br />
• Brunnendatenbank mit bakteriologischen und virologischen Kontaminationen.<br />
• Labor in Parakou in dem Verfahren <strong>zu</strong>r bakteriologischen, chemischen und virologischen<br />
Wasseranalytik etabliert sind.<br />
• Das Expertenmodell MIVIK <strong>zu</strong>r Abschät<strong>zu</strong>ng der Trinkwasserqualität unter sich ändernden<br />
Rahmenbedingungen.<br />
Mögliche Anwender<br />
• Wasserkonsumenten<br />
• HELVETAS, PACEA<br />
• Brunnenkomitees, Gemeinden<br />
• DH<br />
• DED, GTZ<br />
Capacity Building<br />
• Ausbildung beninischer Labor-Assistenten<br />
• Hygiene-Aufklärungs-Kampagnen in ausgewählten Dörfern<br />
• Aufbaustudium von Farouk Mazou: „Qualité de l’eau“ mit Abschluss DESS (Master) an<br />
den „Facultés des Sciences et Techniques“ (FAST), womit ihm die Möglichkeit gegeben<br />
wird, <strong>zu</strong>künftig eine Lehrtätigkeit im Wasserfach auf<strong>zu</strong>nehmen und somit die von<br />
IMPETUS in Benin etablierte Methodik <strong>zu</strong>r bakteriologischen Trinkwasseranalytik <strong>zu</strong><br />
verbreiten.<br />
• Nut<strong>zu</strong>ng der Einrichtungen des mikobiologisch-chemischen Labors in Parakou für Studentenausbildung<br />
in Kooperation mit den „Facultés des Sciences et Techniques“ (FAST)<br />
• Lehrveranstaltung <strong>zu</strong>r Aufklärung von Schülern über die Ursache von Trinkwasser-<br />
Kontaminationen und Trinkwasseranalytik sollen verstärkt wie bereits im September<br />
2005 in Zusammenhang mit der NGO „Alpha et Oméga“ durchgeführt werden.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Personalbedarf<br />
18 MM - Alexandra Uesbeck (Biologische Doktorandin Mikrobiologie)<br />
18 MM - N.N. (Biologischer Doktorand Virologie)<br />
3,6 MM - El-Fahem (Hydrogeologischer Doktorand)<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Durch kontinuierliche Beprobungen und Trinkwasseranalysen wurde in den ersten beiden Förderphasen<br />
die wasserhygienische Situation im Beprobungsgebiet ermittelt. Die Methoden <strong>zu</strong>m<br />
Nachweis von Bakterien und Viren aus Wasserproben sind etabliert und validiert.<br />
Aufgrund der Untersuchungsergebnisse konnten bereits einige Regeln bezüglich des Risikos einer<br />
Trinkwasserkontamination abgeleitet werden.<br />
Im Rahmen einer Kooperation haben von IMPETUS aufgestellte Handlungsoptionen bereits erfolgreich<br />
Anwendung gefunden:<br />
Bis Juli 2005 wurden in 13 Dörfern von dem schweizerischen Projekt HELVETAS große Dorfbrunnen<br />
saniert. Aufgrund der von IMPETUS im Vorfeld ermittelten Ergebnisse bezüglich der<br />
Kontaminationen verschiedener Trinkwasserquellen, wurde der Beschluss gefasst, sanierungsbedürftige,<br />
offene Brunnenanlagen <strong>zu</strong> geschlossenen Pumpensystemen um<strong>zu</strong>funktionieren. Die<br />
von IMPETUS-Mitarbeitern durchgeführten bakteriologischen Vorher-Nachher-Analysen verdeutlichen,<br />
dass die Belastung des Trinkwassers durch „E. coli“ und coliforme Bakterien nach<br />
dem Umbau deutlich abgenommen hat.<br />
225
226<br />
IV.2 Marokko und seine Themenbereiche<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
IV.2.1 Themenbereich: Existenzsicherung in Marokko<br />
Die Ressource Wasser wird in der Region Drâa hauptsächlich für die landwirtschaftliche Produktion<br />
in den Oasen genutzt. In den nördlich Oasen der Hochtäler werden neben Getreide diverse<br />
Gemüsesorten, Rosen und Baumobst angebaut, in den südlich von Ouarzazate gelegenen<br />
Oasen dominieren Getreide, Ackerfutterbau und Dattelpalmen. Traditionelle Anbau- und Bewässerungssysteme<br />
stehen neben einem staatlich kontrollierten Bewässerungsmanagement in Form<br />
von festen Bewässerungskanälen und so genannten Lâchers, bei denen kontrolliert Wasser aus<br />
dem Staudamm Mansour Eddahbi in die großen Oasen des südlichen Drâa-Tals abgegeben wird.<br />
Die hohe Verdunstung aus dem Stausee bildet einen Großteil der Wasserverluste, dem gegenüber<br />
ist der Verbrauch für den menschlichen Konsum (v.a. Stadtbevölkerung und Tourismus)<br />
mit nur ca. 15 – 20% eher gering. Nachlassende Niederschläge und eine somit geringere Wasserspende<br />
aus dem Hohen Atlas haben in den letzten Jahren da<strong>zu</strong> geführt, dass der Füllstand des<br />
Mansour Eddahbi Stausees stark abgesunken ist, Anzahl und Umfang der Lâchers <strong>zu</strong>rückgehen,<br />
und damit die Bewässerung der südlichen Oasen mittels traditioneller Einstauverfahren nur noch<br />
in wesentlich geringerem Umfang möglich wird. Dies führt <strong>zu</strong> einer deutlichen Ertragsminderung,<br />
und ggf. <strong>zu</strong>r Aufgabe von Ackerflächen, besonders am Rande der Oasen, der Versal<strong>zu</strong>ng<br />
auch von günstiger gelegenen Feldern und dem Absterben von Dattelpalmen, besonders um und<br />
südlich von Zagora. Für Familien, die hauptsächlich von landwirtschaftlichen Erträgen leben<br />
müssen, bedeutet das erhebliche Einkommensverluste oder gar eine Bedrohung ihrer Existenz.<br />
Zudem wird vermehrt Grundwasser <strong>zu</strong>r Bewässerung herangezogen, insbesondere, wenn im südlichen<br />
Drâa-Tal die Landwirtschaft in ihrer traditionellen Form beibehalten wird.<br />
Bei einem geschätzten jährlichen landwirtschaftlichen Wasserbedarf von zwischen 1200 und<br />
2000 mm besteht für die Grundwasserentnahme eine Konkurrenz zwischen der traditionellen<br />
Landbewirtschaftung, dem wachsenden Wasserbedarf für die städtisch lebende Bevölkerung sowie<br />
dem Tourismus.<br />
Wasser muss daher künftig anders bewirtschaftet werden als dies gegenwärtig der Fall ist. Unter<br />
welchen Bedingungen ein geändertes pflanzenbauliches Management die Fortführung landwirtschaftlicher<br />
Nut<strong>zu</strong>ng bei geringerem Wasserverbrauch unter Beibehaltung landwirtschaftlicher<br />
Produktivität ermöglicht, soll dabei <strong>zu</strong>nächst geprüft und anschließend Handlungsoptionen erarbeitet<br />
werden. Die Menge des eingesetzten Wassers für die landwirtschaftliche Produktion wird<br />
in Abhängigkeit von den angebauten Kulturarten, unterschiedlichen Sorten und geänderter Bewässerungstechnik<br />
berechnet. Anschließend wird untersucht, welche Optionen noch eine sinn-
Problemkomplexe IMPETUS<br />
volle landwirtschaftliche Nut<strong>zu</strong>ng, unter den Prämissen geringer Wasserverbrauch und landwirtschaftliche<br />
Produktivität, weiter ermöglichen (vgl. PK Ma-E.2).<br />
Die Nut<strong>zu</strong>ng und Bewirtschaftung der Ressource Wasser folgt ökonomischen Zwängen. Die<br />
Entwicklung eines ökonomisch basierten Planungs- und Optimierungstools für die Wasserverteilung<br />
ist somit eine weitere zentrale Aufgabe, die im nachstehenden Themenbereich (vgl. PK<br />
Ma-E.1) erarbeitet wird. Das verwendete Flusslaufmodell MIVAD ermöglicht die Simulation<br />
zahlreicher Managementoptionen <strong>zu</strong>r nachhaltigen Wassernut<strong>zu</strong>ng, wie <strong>zu</strong>m Beispiel technische<br />
Innovationen im Bewässerungsbereich oder die Einführung von Wasserpreisen und den Handel<br />
mit Wassernut<strong>zu</strong>ngsrechten. Dabei werden sowohl der Wasserverbrauch der Oasen nördlich des<br />
Staudammes, die noch einen ungehinderten Zugang <strong>zu</strong>m Wasser besitzen, als auch der für die<br />
südlich gelegenen Gebiete berücksichtigt.<br />
Da die touristische Entwicklung bei geringer werdenden landwirtschaftlichen Erträgen eine wesentliche<br />
Chance für die Entwicklung der Region bietet, andererseits direkt (für die wachsende<br />
Zahl an Hotels), aber auch indirekt (für die mittelbar oder unmittelbar hauptsächlich vom Tourismus<br />
lebende Bevölkerung) eine Steigerung der Grundwasserentnahme bedeutet, ist eine Steuerung<br />
des Tourismus für eine nachhaltige Entwicklung und einen möglichst schonenden Umgang<br />
mit Wasserressourcen erforderlich. Diesem Feld widmet sich daher ein weiterer PK (vgl.<br />
PK Ma-E.3) dieses Themenbereiches, der eine dritte Grundlage für ein verbessertes Wasser-<br />
Managementsystem im Drâa-Tal bieten soll. Dabei ist <strong>zu</strong> berücksichtigen, dass der Extremfall -<br />
keine <strong>zu</strong>sätzliche Bewässerung der Oasen mehr <strong>zu</strong> Gunsten der touristischen Entwicklung - eine<br />
völlige Verödung der Oasen bewirkt, was wiederum da<strong>zu</strong> führen könnte, dass das Drâa-Tal als<br />
Ziel und Ausgangspunkt für touristische Unternehmungen weniger attraktiv würde. Eine Optimierung<br />
der unterschiedlichen Ansprüche und Abgleich der verschiedenen Interessen ist daher<br />
notwendig.<br />
227
228<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PK Ma-E.1 Ökonomische Aspekte des Wassermanagements im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
des Drâa<br />
Problemstellung<br />
Die Wirtschaft in der Region Drâa ist wesentlich durch landwirtschaftliche Produktion geprägt,<br />
welche wiederum aufgrund der geringen Niederschläge stark abhängig von Bewässerung ist.<br />
Letztere erfolgt hauptsächlich durch den Fluss Drâa und seine Seitenarme aus dem Hohen Atlas,<br />
aber auch durch die Nut<strong>zu</strong>ng von Grundwasser. Seit dem Bau des Reservoirs Mansour Eddahbi<br />
Anfang der siebziger Jahre wird die Wasserverteilung durch so genannte Lâchers (periodische<br />
Wasserablässe aus dem Reservoir) geprägt.<br />
Die Wasserversorgung im Drâa-Tal steht vor großen Herausforderungen: Zum einen wird das<br />
Wasserangebot durch geringere Zuflüsse aus dem Hohen Atlas und den dadurch niedrigeren<br />
Wasserabgaben des Mansour Eddahbi-Damms negativ beeinträchtigt. Zusätzlich führt eine verstärkte<br />
Nut<strong>zu</strong>ng von Pumpen <strong>zu</strong> einer Absenkung des Grundwasserspiegels, die verringerte Häufigkeit<br />
von Überschussbewässerung teilweise auch <strong>zu</strong> einer Versal<strong>zu</strong>ng von Böden und Grundwasser.<br />
Zusätzlich werden die Ansprüche an die Trinkwasserversorgung für eine weitere Entwicklung<br />
der Region durch Tourismus und die wachsende Bevölkerung größer, was im südlichen<br />
Drâa-Tal <strong>zu</strong> einem Zielkonflikt zwischen landwirtschaftlichem Verbrauch von Wasser ge-
Problemkomplexe IMPETUS<br />
genüber dem Trinkwasserangebot führt. Dies verursacht bereits heute in einigen Oasen Engpässe<br />
in der Trinkwasserversorgung, vor allem angesichts einer Abfolge von trockenen Jahren. Weiterhin<br />
besteht ein erheblicher Unterschied in der landwirtschaftlichen Nut<strong>zu</strong>ng und ihrer Bewässerung<br />
zwischen den Oasen. Die näher am Staudamm gelegenen Oasen haben trotz gegenteiliger<br />
Bemühungen der Wasserbehörden Zugang <strong>zu</strong> mehr und qualitativ besserem Wasser als die flussabwärts<br />
gelegenen Oasen. Diese müssen fehlendes Wasser aus zentraler Zuteilung mit Grundwasser<br />
ausgleichen, welches jedoch gleichfalls stark mit Salz belastet ist.<br />
Die Wasserverteilung zwischen und innerhalb der Oasen des Drâa basiert heute <strong>zu</strong> großen Teilen<br />
auf überregionalen Entscheidungen durch die für das Drâa-Tal <strong>zu</strong>ständige „Agence du Bassin“.<br />
Dieses im Gegensatz <strong>zu</strong> früher stärker zentralisierte Wassermanagement bedarf auch einer ökonomischen<br />
Planung, welche die Wertschöpfung des Wassers in seinen wichtigsten Verwendungen<br />
(Landwirtschaft, häuslicher Verbrauch, Industrie, Wasserenergie) sowie ökologische Einschränkungen<br />
und Anforderungen mit berücksichtigt.<br />
Mitarbeiter<br />
Heidecke, Kuhn, Klose, Roth, Jaeger, Zeyen<br />
Kooperationspartner<br />
ORMVAO (Office Régional de Mise en Valeur Agricole de Ouarzazate), DGH (Direction Générale<br />
de l’Hydraulique, Ouarzazate)<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Ziel des PK Ma-E.1 ist die Entwicklung von nachhaltigen und akzeptablen Wasserverteilungsstrategien<br />
bei unterschiedlicher Wasserverfügbarkeit mittels eines ökonomischen Optimierungsmodells.<br />
Die räumliche Ebene umfasst in der dritten Phase das gesamte Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des<br />
Drâa (siehe auch die unten folgende Abbildung <strong>zu</strong>m Knotennetzwerk), wobei die Drâa-Oasen als<br />
landwirtschaftliche Verbrauchseinheiten sowie kommunale Körperschaften als Trinkwasserverbrauchseinheiten<br />
analysiert werden. Argumente der Zielfunktion sind die Rohgewinne der<br />
landwirtschaftlichen Betriebe, der Nutzen der Verbraucher (Differenz zwischen Wasserpreis und<br />
der Zahlungsbereitschaft für Trinkwasser) sowie die Gewinne aus der Stromerzeugung und anderer<br />
Verwendungen für Wasser. Berücksichtigt werden hierbei klimatische, hydrologische, agronomische,<br />
technische und soziale Begren<strong>zu</strong>ngen im Rahmen der interdisziplinären Modellierung.<br />
Die empfohlenen Strategien werden aus den Ergebnissen der Analyse alternativer Mana-<br />
229
230<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
gement-Strategien (<strong>zu</strong>m Beispiel: zentrale Planung, Wasserpreise, Wasserhandel, Ausgleich zwischen<br />
Gewinnern und Verlierern) abgeleitet.<br />
Modellierungsansatz<br />
Das integrierte River-Basin Management Model MIVaD („Modèle Integrée du Vallée du Drâa“)<br />
ist ein hydro-agro-ökonomisches Modell, welches Daten und Prozesse aus naturwissenschaftlichen<br />
wie auch sozialwissenschaftlichen Bereichen miteinander interdisziplinär verknüpft.<br />
Das MIVaD Modell verteilt aus der Perspektive eines zentralen Planers das verfügbare Wasser,<br />
um einen maximalen monetären Nutzen für die Drâa Region <strong>zu</strong> realisieren. Es basiert auf drei<br />
Komponenten: die hydrologische Verteilung des Wassers an den Knotenpunkten, agronomische<br />
Ertragsfunktionen für die in den Oasen angebauten Feldkulturen, sowie eine ökonomische Komponente,<br />
die Gewinne durch Bewässerung, Stromerzeugung und städtische/industrielle Nut<strong>zu</strong>ng<br />
berechnet. Das Modell basiert auf einem Knotennetzwerk, welches die räumlichen Zusammenhänge<br />
in der Drâa Region darstellt (Beispiel siehe Abb. IV.2.1-1). Die Knoten bilden Flussarme,<br />
Staubecken und Nachfragepunkte wie Oasen und Dörfer ab. Simulationen spiegeln derzeit ein<br />
Jahr in monatlichen Schritten wider. Für die dritte Phase ist eine Dynamisierung des Modells<br />
vorgesehen, sowie die Einbeziehung der Wassernutzer nördlich (d.h. flussaufwärts) des Staudamms,<br />
die zwar keiner zentral regulierten Wasser<strong>zu</strong>teilung unterworfen sind, aber dennoch einen<br />
erheblichen Einfluss auf die Zuflüsse in das Reservoir und damit auf die Wasserverfügbarkeit<br />
im Unterlauf besitzen.<br />
Abb. IV.2.1-1: Knotennetzwerk für das Drâa-Tal
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Methodik<br />
Die Analyse des Wassermanagements der Drâa Region ist ein integrativer Bestandteil des<br />
IMPETUS-Projektes. Meteorologische, hydrologische und hydrogeologische Kenntnisse werden<br />
mit agrarökonomischen und sozialwissenschaftlichen Aspekten verknüpft.<br />
Hydrology<br />
Hydrology<br />
parameters on<br />
groundwater and<br />
surface water<br />
Natural<br />
sciences<br />
Social<br />
sciences<br />
Water use by<br />
economic<br />
sectors<br />
Legend<br />
Input from other<br />
disciplines<br />
Output;<br />
Input for other<br />
disciplines<br />
Climate<br />
research<br />
Current and<br />
future rainfall<br />
Economic analysis<br />
Direct links<br />
Indirect links<br />
Geology and<br />
soil science<br />
Farming<br />
systems,<br />
potential yields,<br />
crop response<br />
Farm incomes,<br />
water use by<br />
economic sectors,<br />
inherent water<br />
prices<br />
Agronomy,<br />
Remote<br />
sensing<br />
Agricultural land<br />
use and actual crop<br />
yields in the river<br />
basin<br />
Population trends,<br />
changes in water<br />
demand (e.g. tourism)<br />
Sociology,<br />
demography<br />
and ethnology<br />
Das Blockdiagramm beschreibt die interdisziplinäre Zusammenarbeit aus der Perspektive des<br />
PK Ma-E.1 mit dem MIVaD–Modell als zentralem Analysetool. Externe Daten und Ergebnisse<br />
anderer Arbeitsgruppen in IMPETUS bilden eine wesentliche Grundlage für die MIVaD-<br />
231
232<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Datenbasis. Diese wird vervollständigt durch eigene Erhebungen <strong>zu</strong> landwirtschaftlichen Syste-<br />
men, Erträgen und Strategien <strong>zu</strong>m Ende der zweiten Phase von IMPETUS.<br />
Responseindikatoren<br />
• Hydrologische und hydrogeologische Kennzahlen<br />
• Wasserverteilung und –nut<strong>zu</strong>ng<br />
• saisonale Wasserengpässe<br />
• durchschnittliche und Gesamtanbauflächen im Agrarbereich<br />
• Wasserverbrauch und Verteilung im Haushalt, Landwirtschaft und Industrie<br />
Inputdaten<br />
Das MIVaD Modell benötigt eine umfassende Datengrundlage, um aussagekräftige Simulationen<br />
durchführen <strong>zu</strong> können. Derzeit werden im Modell einerseits offizielle Daten von marokkanischen<br />
Behörden verwendet, andererseits fließen Daten aus anderen IMPETUS-Teilprojekten ein:<br />
• Regionaler Klimawandel (aus PK Ma-H.4, PK Ma-H.5)<br />
• Hydrogeologische Charakteristika des Ein<strong>zu</strong>gsgebiets, Grundwasserdynamik (aus PK<br />
Ma-H.1, PK Ma-H.2)<br />
• Agronomische Prozesse (PK Ma-E.2)<br />
• Bevölkerungsentwicklung, Wasserverbrauch, Wasserinstitutionen (aus PK Ma-G.1, PK<br />
Ma-L.13, PK Ma-E.3)<br />
Daten, die nicht von anderen Projektbeteiligten geliefert werden können, werden entweder selbst<br />
erhoben oder mit Hilfe lokaler Kooperationspartner (ORMVAO, DRH) <strong>zu</strong>gänglich gemacht.<br />
Outputdaten<br />
• Wasserpreise<br />
• ökonomischer Wert von Wasser als Produktionsmittel<br />
• Deckungsbeiträge landwirtschaftlicher Produzenten<br />
Szenarieneinbindung<br />
IMPETUS-Basisszenarien<br />
Die Einbindung der IMPETUS Szenarien erfolgt in vier Bereichen
Problemkomplexe IMPETUS<br />
• Meteorologische und hydrologische Voraussagen: Niederschlag, Veränderung der Wasserverfügbarkeit<br />
des Drâa Flusses und die Übernut<strong>zu</strong>ng von Grundwasser<br />
• Technischer Wandel im Agrarbereich: Anbau von wassereffizienteren Sorten und die<br />
Einführung verlustärmerer Bewässerungssysteme<br />
• Bevölkerungsentwicklung: Veränderung der Nachfrage nach Trinkwasser sowie die Veränderung<br />
der Verfügbarkeit von Arbeitskräften und deren Kosten<br />
• Ökonomische Trends: Erhöhte Wassernachfrage für den <strong>zu</strong>nehmenden Tourismus in der<br />
Region sowie andere Gewerbe<br />
Interventionsszenarien<br />
Als Interventionsszenarien werden insbesondere alternative Managementstrategien betrachtet,<br />
welche die Wasserverteilung des Mansour Edahbi unter Berücksichtigung verschiedener Situationen<br />
der Wasserverfügbarkeit darstellen. Die Einführung unterschiedlicher Preisregimes für<br />
Wasser soll untersucht werden. Als weitere Möglichkeit könnten Inputsubventionen oder die<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng wassersparender Techniken analysiert werden. Effekte des Ausbaus von Infrastruktur,<br />
insbesondere der Staudammbau, werden berücksichtigt.<br />
Meilensteine der dritten Phase<br />
• Validierung der in MIVAD verwendeten Produktionskosten mit Hilfe des Landwirtschaftsfragebogens<br />
(Mai 2006)<br />
• Transformation von MIVaD in ein rekursiv-dynamisches Modell (Juli 2006)<br />
• Einbeziehung der Wasserverbraucher nördlich des Staudammes (Sept. 2006)<br />
• Integration der hydrogeologischen Ergebnisse für das Ein<strong>zu</strong>gsgebiet (Dezember 2006)<br />
• Abbildung von Dynamik und Auswirkungen der Salinität im Bewässerungs- und Trinkwasser<br />
(Mitte 2007)<br />
• Integration eines verbesserten Pflanzenertragsmodells (Ende 2007)<br />
• Studie <strong>zu</strong> Tourismus als Verbrauchs-Subsektor (Mitte 2008)<br />
Transferprodukte<br />
Das MIVaD-Modell kann von akademischen Einrichtungen (<strong>Universität</strong>en, Forschungsinstitute)<br />
<strong>zu</strong>r Beratung von nationalen, regionalen und lokalen Institutionen im Bereich Wassermanagement<br />
eingesetzt werden. Dabei ist wichtig <strong>zu</strong> sehen, dass die Ergebnisse von MIVaD auf der Basis<br />
ökonomischer Optimierungsüberlegungen entstanden sind, und daher Aspekte wie Traditionen<br />
oder politische Präferenzen nur in eingeschränktem Maß berücksichtigen können. Die kom-<br />
233
234<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
petente Nut<strong>zu</strong>ng des Modells setzt profunde Vorkenntnisse in Ökonomie voraus, um die Ergeb-<br />
nisse angemessen einschätzen und kommunizieren <strong>zu</strong> können.<br />
Mögliche Anwender<br />
Agence de Bassin de Sous/Drâa, ORMVAO, DRH, ONEP (Office National de l’Eau Potable),<br />
<strong>Universität</strong> Agadir<br />
Capacity Building<br />
Die erfolgreiche Verwendung von MIVaD in Marokko setzt voraus, dass eine marokkanische<br />
Fachkraft (vor<strong>zu</strong>gsweise ein Ökonom oder Wirtschaftsingenieur) in Deutschland geschult wird.<br />
Dies sollte im Rahmen eines mehrmonatigen gastwissenschaftlichen Aufenthaltes geschehen.<br />
Ein weiterer Teil des „Capacity Building“ besteht in der Bearbeitung von Interventionsszenarien<br />
gemeinsam mit den marokkanischen „Stakeholdern“ und Kommunikation der Ergebnisse in allgemein<br />
verständliche Handlungsoptionen.<br />
Personalbedarf<br />
15,3 MM - Claudia Heidecke (Agrarökonomie)<br />
9 MM - Dr. Arnim Kuhn (Agrarökonomie)<br />
0,9 MM - Andreas Roth (Pflanzenbau)<br />
7,2 MM - Annekathrin Jaeger (Pflanzenbau)<br />
0,9 MM - Stefan Klose (Hydrogeologie)<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Die Datengrundlage sowie die Grundstruktur des Simulationsmodells konnten erst in der zweiten<br />
Phase von IMPETUS, dann jedoch in relativ kurzer Zeit, erarbeitet werden. MIVAD bildet die<br />
hydrologischen und agronomischen Proportionen des Drâa-Tals bereits heute so ab, dass erste<br />
Simulationen ermöglicht werden.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
PK Ma-E.2 Agronomische Anbaustrategien im Drâa-Tal bei Wasserknappheit<br />
Problemstellung<br />
Im Durchschnitt der letzten Jahre zwang ein stark verringerter Zufluss aus dem Hohen Atlas in<br />
den Stausee „Mansour Eddahbi“ mit der Folge eines stark abgesenkten Füllstandes <strong>zu</strong> deutlich<br />
verminderten Lâchergaben. Lâchers sind staatlich gesteuerte Bewässerungsgaben aus dem Stauseereservoir.<br />
Die Landwirtschaft ist abhängig von diesen stark variierenden Mengen an Wasser<br />
für die Bewässerung. Die landwirtschaftliche Produktion in den Drâa-Oasen, größtenteils auf<br />
Subsistenzwirtschaft ausgerichtet, leidet darunter. Um einen ausreichenden Erntertrag <strong>zu</strong> erwirtschaften,<br />
müssen die meisten Landwirte <strong>zu</strong>nehmend auf individuelle Brunnenbewässerung <strong>zu</strong>rückgreifen,<br />
welche als Folge die Grundwasserreserven negativ beeinflusst. Die Anbausysteme<br />
müssen daher dieser Entwicklung angepasst werden, um noch künftig landwirtschaftliche Nut<strong>zu</strong>ng<br />
bei stärkerer Schonung von Wasserreserven und unter Vermeidung einer Salzanreicherung<br />
im Oberboden, insbesondere im mittleren und südlichen Drâa-Tal betreiben <strong>zu</strong> können.<br />
235
236<br />
Fragestellung<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
• Wie wirken sich die in Zukunft <strong>zu</strong> erwartenden Niederschläge, das verfügbare Grund-<br />
wasser und Lâchers auf die Agrarproduktion aus?<br />
• Welche landwirtschaftlichen Anbaustrategien lassen sich daraus ableiten?<br />
• Welche Anbaustrategien wurden bei vergleichbaren Situationen in der Vergangenheit<br />
Arbeitsschritte<br />
angewendet? Können Sie für die Zukunft nützlich sein?<br />
• Analyse der aktuellen Fruchtfolgen hinsichtlich Wasserverbrauch/benötigter Wassermenge<br />
im südlichen Drâa-Tal<br />
• Berechnung der Ertragsleistung in Abhängigkeit von Wasserdargebot (Menge und zeitliche<br />
Verteilung), Art und Sorte<br />
• Vergleich alternativer Fruchtfolgen hinsichtlich Wasserbedarf und Produktivität<br />
• Berechnung des Einflusses alternativer Bewässerungstechnik im Hinblick auf die Produktivität<br />
unter den jeweils verfügbaren Niederschlags-, Bewässerungs- und Grundwassermengen;<br />
Vergleich Vergangenheit und Gegenwart durch Feld-, Luftbild- und Fernerkundungsdaten.<br />
• Multidisziplinäre Simulationen von kohärenten Zukunftsszenarien der Agrarstruktur und<br />
der sie maßgeblich beeinflussenden Faktoren in den Drâa-Oasen Mithilfe der vorhandenen<br />
Modelle<br />
Mitarbeiter<br />
Roth, Zeyen, Poete, Finckh, Klose, Rademacher, Jaeger, Linstädter<br />
Kooperationspartner<br />
Institutionelle Kooperation<br />
ORMVAO (M. Abdelloui), DRH<br />
Wissenschaftliche Kooperation<br />
Université de Rabat (M. Yassin), Université de Rabat (M. Ait Hamza)
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Das Ziel des Problemkomplexes ist die Entwicklung eines agronomischen Strategiekataloges im<br />
Hinblick auf die landwirtschaftliche Produktivität und den Schutz der Ressource Wasser unter<br />
der Berücksichtigung unterschiedlicher Wasserverfügbarkeit. Auf der Grundlage der Analyse der<br />
verschiedenen Einflussfaktoren auf die agronomische Produktivität und die Verfügbarkeit der<br />
Ressource Wasser hinsichtlich Quantität und Qualität wird eine Bewertung der aktuellen Situation<br />
sowie potenzieller Entwicklungen möglich sind. Diese dienen im Folgenden als Grundlage<br />
für die multidisziplinären Modellrechnungen. Aus den Simulationsergebnissen gemäß der<br />
IMPETUS Szenarienentwürfe lassen sich landwirtschaftliche Handlungsoptionen ableiten.<br />
Modellierung<br />
Der Modellierungsansatz setzt sich aus fünf Modellen <strong>zu</strong>sammen, deren Grundlagen und Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
im folgenden Diagramm (vgl. Abb. IV.2.1-2) dargestellt sind.<br />
Ziel der Modellierung sind Entwicklung und Analyse von Szenarien im Hinblick auf die landwirtschaftliche<br />
Produktivität. Grundlage bildet das Prozessverständnis der Einflussfaktoren. Die<br />
Auswertung und Analyse von historischem und aktuellem Kartenmaterial, Luft- und Satellitenbildern,<br />
sowie der Ergebnisse der Feldforschung liefern die Grundlagen <strong>zu</strong>m Systemverständnis<br />
durch (Modell-)Basisinformationen und systemimmanente Parameter. Die Interpretationen der<br />
Modellergebnisse liefern Daten, auf deren Grundlage Entscheidungen getroffen und Handlungsoptionen<br />
entwickelt werden können. Die Ergebnisse werden in einem Fachinformationssystem<br />
<strong>zu</strong>sammengefasst.<br />
DSSAT: Numerisches Modell <strong>zu</strong>r Simulation landwirtschaftlicher<br />
Anbaustrategien, sowie des Nährstoffkreislaufs und des Wasserverbrauchs von<br />
Kulturpflanzen (N.N. Doktorand, TP B3). Auf der Grundlage von<br />
sortenspezifischen Wachstums- und Bodeneigenschaften sowie Klimaparametern werden<br />
monokulturelle oder in Fruchtwechselwirtschaft angebaute Kulturpflanzen in den Drâa Oasen<br />
simuliert.<br />
PESERA: Modellierung der Bodenerosion durch Wasser (Anna Zeyen, TP B2):<br />
Die Bewässerung hat indirekte Auswirkungen auf die Bodenerosion durch die<br />
daraus resultierende Änderung der Landnut<strong>zu</strong>ng. Der Einfluss dieser Änderungen<br />
auf den Bodenabtrag wird modelliert. PESERA ist ein physikalisch basiertes Modell, welches an<br />
semi-aride Bedingungen angepasst ist und für die Modellierung großer Ein<strong>zu</strong>gsgebiete konzipiert<br />
wurde. Das Modell wurde bereits in einer ersten Version angewendet, welche derzeit überarbeitet<br />
wird.<br />
237
238<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Abb. IV.2.1-2: Schematische Darstellung des Forschungsansatzes in PK Ma-E.2<br />
MODFLOW(PMWIN): Modellierung der Grundwasserströmung (Stephan<br />
Klose, TP B2); MODFLOW ist ein Pogramm <strong>zu</strong>r numerischen Modellierung<br />
der Grundwasserströmung, basierend auf der Finite-Differenzen-Methode.<br />
PMWIN („Processing Modflow for Windows“) ist ein Simulationswerkzeug<br />
für die Modellrechnung mit MODFLOW. Derzeit wird ein Modell für die<br />
naturräumlich exemplarische Situation in der Feija parametrisiert.<br />
YES: Modellierung des landwirtschaftlichen Ertrages in den Drâa-Oasen<br />
(Annekathrin Jaeger, TP C1, Andreas Roth, TP B3); das Modell YES (Yield<br />
Estimation Model) berechnet mit Hilfe von klimatischen, hydrologischen,<br />
bondenkundlichen und landwirtschaftlichen Daten die Erträge von<br />
Kulturpflanzen. Das Modell wird <strong>zu</strong>rzeit für die Anwendung in den Drâa-Oasen parametrisiert.<br />
CEM Drâa: „consommation d´eau menagere“ - Ethnologisches<br />
Expertenmodell (Christina Rademacher, TP B4); analytisches Modell <strong>zu</strong>r<br />
Beurteilung des Wasserbrauchs anhand der Veränderung der Haushaltsgrößen<br />
beziehungsweise der Bevölkerung.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Responseindikatoren<br />
• der Anteil der Subsistenzwirtschaft an der landwirtschaftlichen Produktion<br />
• der Anteil an „cashcrops“ an der landwirtschaftlichen Produktion<br />
• die Landwirtschaftlich genutzte Fläche<br />
• die Einführung anderer Arten und neuer Sorten als Innovationen in der Landwirtschaft<br />
• die Bewässerungstechnik<br />
• der Düngemitteleinsatz<br />
• der Pestizideinsatz<br />
• das Farmmanagement im Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet,<br />
• Prozentsatz der Mechanisierung in der Landwirtschaft<br />
• die Bodenbearbeitungstechniken / Innovationen in der Bodenbearbeitung<br />
• die Produktivität des Landwirtschaftssektors.<br />
INPUT Daten<br />
• regionale Klimadaten (K. Born, TP B1 und O. Abdelloui ORMVAO/CVM)<br />
• Bodendaten (A. Zeyen, TP B2)<br />
• Luft- und Satellitenbildinterpretationen über räumliche Verteilungsmuster der Vegetation<br />
(M. Finckh und P. Poete, TP B3)<br />
• Feldfrüchte, Erträge, Bewässerung (A. Roth, TP B3; C. Rademacher, TP B4)<br />
• Hydrogeologische Karten und Grundwassereigenschaften (S.Klose, TP B2)<br />
• Bevölkerung, Haushaltswasserverbrauch (C. Rademacher, TP B4)<br />
OUTPUT Daten<br />
• Landwirtschaftliche Produktivitätszahlen (A. Roth, TP B3 und A. Jaeger, TP C2)<br />
• Landwirtschaftliche Bewässerungsberechnungen (C. Rademacher, TP B4 und A. Roth,<br />
TP B3)<br />
• Räumlich-zeitliche Dynamik der Vegetationsverteilung (M. Finck und P. Poete, TP B3)<br />
• Pflanzlicher Nährstoffkreislauf (M. Finckh, A. Roth, TP B3)<br />
• Agronomisches Potenzial (M. Finckh und A. Roth, TP B3 und A. Jaeger, TP C2)<br />
• Risikoabschät<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>r Versal<strong>zu</strong>ng des Bodens (S. Klose und A.Zeyen, TP B2)<br />
• Wasserhaushaltsbilanz (Zusammenarbeit aller Mitarbeiter)<br />
239
240<br />
Szenarieneinbindung<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Auf der Grundlage der Feldforschungsergebnisse wird die Simulation in den Modellen gemäß<br />
der bestehenden IMPETUS Szenarien ausgerichtet. Gemessen an Responseindikatoren werden<br />
die Forschungsergebnisse interpretiert.<br />
• Das IMPETUS Szenario des Temperaturanstiegs mit gleichzeitigem Rückgang der Niederschläge<br />
bzw. Übergang <strong>zu</strong> Starkregenereignissen wird in Be<strong>zu</strong>g auf deren Auswirkungen<br />
auf verschiedene Fruchtspezies, deren Bewässerungsgaben und relevante Fruchtfolgesysteme<br />
hin untersucht.<br />
• Ein weiteres Szenario bilden Innovationen, <strong>zu</strong>m Beispiel die Mechanisierung (Bodenbearbeitung)<br />
in der Landwirtschaft<br />
• Weitere Szenarien sind anthropologische Veränderungen beispielsweise in der dörflichen<br />
Altersstruktur, der Verfall von landwirtschaftlich genutzter Fläche und der damit einhergehenden<br />
vermehrten Abwanderung<br />
• Ein weiteres Szenario ist die Öffnung <strong>zu</strong>m Tourismus durch einen Großteil der in der<br />
Landwirtschaft Beschäftigten und dem darauf folgenden ökonomischen sekundären Charakter<br />
der Landwirtschaft<br />
Interventionsszenarien<br />
• Als Interventionsszenario ist vorgesehen die Wasserverluste durch die traditionellen Bewässerungskanäle<br />
die so genannten „Seguia“, durch moderne Formen <strong>zu</strong> ersetzen und<br />
dieses im Hinblick auf ihre Ertragsleistung <strong>zu</strong> modellieren. Eine weitere Möglichkeit bieten<br />
unterschiedliche Verknüpfungsgrade der Bewässerungsformen und ihre Auswirkungen<br />
auf die Ertragsfähigkeit.<br />
• Weitere Interventionsszenarien stellen die Innovationen in der Bewässerung und im<br />
landwirtschaftlichen Anbau, beispielsweise die Tröpfchenbewässerung, und deren ökonomische<br />
und ökologische Auswirkungen dar.<br />
• Weitere Interventionsszenarien behandeln eine regionale Agrarsubventionsorientierte Politik,<br />
die an zentralen Orten <strong>zu</strong> einer Stärkung landwirtschaftlicher Strukturen führen<br />
kann
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Meilensteine<br />
Bis September 2006<br />
• Fertigstellung einer modellorientierten Untersuchung <strong>zu</strong>m Einfluss des Fruchtwechsels<br />
aus Gerste und Mais auf den lokalen Wasserhaushalt und die Biomasseentwicklung anhand<br />
des Beispiels zweier Oasen, Ameskar und Tichki im Atlasgebirge (Diplomarbeit<br />
mit Modell DSSAT B3). Prüfung der Übertragung der Modellergebnisse und Anwendbarkeit<br />
des Modells in den Drâa Oasen (Doktorarbeit B3)<br />
• Parametrisierung, Kalibrierung der Modelle auf lokaler Ebene<br />
• Sicherstellung der Vergleichbarkeit der Modellergebnisse<br />
Bis Juli 2007<br />
Szenarienrechnungen auf lokaler Ebene<br />
• Diskussion der Arbeitszwischenergebnisse mit Anwendern<br />
• Validierung der Modellergebnisse auf lokaler Ebene<br />
Schulung der Anwender bei der Nut<strong>zu</strong>ng der Ergebnisse<br />
Bis Juli 2008<br />
• Kalibrierung der Modelle auf regionaler Ebene<br />
• Szenarienrechnungen auf regionaler Ebene<br />
• Diskussion der Arbeitszwischenergebnisse mit Anwendern<br />
• Validierung der Modellergebnisse auf regionaler Ebene<br />
• Schulung der Anwender bei der Nut<strong>zu</strong>ng der Ergebnisse<br />
Bis April 2009<br />
Erstellung eines GIS gestützten Fachinformationssystems bestehend aus hydrogeologischen, bodenkundlichen,<br />
ethnologischen und pflanzenkundlichen Feldstudien sowie die jeweilige monodisziplinäre<br />
Kalibrierung und Validierung der verschiedenen Modellansätze in den Drâa-Oasen.<br />
Die Einarbeitung des Szenarienkataloges, inklusive der Ausarbeitung und Anwendung der Interventionsszenarien<br />
in die Modellrechnungen. Erstellung eines <strong>zu</strong>sammenfassenden GIS Kataloges<br />
der Projektionen über die Struktur der Oasen bis <strong>zu</strong>m Jahr 2020 in Deutsch, Französisch und<br />
Englisch.<br />
• Präsentation und Übergabe der Handlungskataloge und Fachinformationssysteme an die<br />
marokkanischen Anwender<br />
241
242<br />
Transferprodukte<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Die Entwicklung und Veröffentlichung zielgruppenorientierter Handlungskataloge, von Fach<br />
(spezifischen)-Informationssystemen, worin die Ergebnisse der multidisziplinären Modellrechnungen<br />
sowie der Feldforschung und deren wissenschaftliche Interpretation, also Projektionen<br />
möglicher Agrarstrukturen und Landnut<strong>zu</strong>ngsstrukturen unter Einwirkung der vorgeschlagenen<br />
Szenarien vorgestellt und Möglichkeiten <strong>zu</strong>m Ressourcenschutz diskutiert werden. Dieses soll in<br />
Form von Computer-gestützten GI-Systemen, Karten, Berichten (in der Berbersprache und Arabisch),<br />
Veröffentlichungen und/oder in Interessenversammlungen geschehen.<br />
Mögliche Anwender<br />
Bäuerliche Assoziationen in den Drâa-Oasen (Gespräche Herbst 2005)<br />
ORMVAO (O.Abdelloui)<br />
Université de Rabat (Prof. Yassin),<br />
Genossenschaften/ Vermarkter<br />
Capacity Building<br />
Einbindung von Mitarbeitern der ORMVAO in die Entwicklung von Interventions-/ Szenarien<br />
und Problemkomplexen, Einarbeitung in die verwendeten Modellansätze.<br />
Vorstellung und Diskussion des PK Konzeptes auf dem GIS Workshop: Einarbeitung von<br />
ORMVA Mitarbeitern in GIS, Szenarienbildung und -analyse im Herbst 2005.<br />
• Gemeinsame Erarbeitung einer Liste mit potenziellen Anwendern<br />
• Empfehlungen <strong>zu</strong>r Ausgestaltung der Transferprodukte<br />
Diskussionen über Forschungszwischenergebnisse und Ergebnisorientierte Beteiligungen der<br />
Anwender an den genutzten Modellen sind fester Bestandteil des PK Konzeptes.<br />
Personalbedarf<br />
7,2 MM – Andreas Roth<br />
1,8 MM – Christina Rademacher<br />
0,9 MM – Anna Zeyen<br />
1,8 MM – Stephan Klose<br />
7,2 MM – Annekathrin Jaeger<br />
3,6 MM - Peter Poete<br />
18 MM – N.N. (DSSAT)
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Juli 2005<br />
Eine erste Grundwassergleichenkarte, Isotopenkarte, Karte der Brunnenteufen für die Fezouata<br />
Oase sind von Stephan Klose (TP B2) erstellt worden. Die Datensammlung <strong>zu</strong> Klima- und Bodenparametern<br />
der Oasen sowie <strong>zu</strong> Agrarstrukturen wird derzeit katalogisiert.<br />
Die Auswahl der Modelle und deren Überprüfung auf Eignung sind abgeschlossen. Die Modelle<br />
MODFLOW, das Expertenmodell, und YES werden derzeit parametrisiert. Für PESERA und<br />
DSSAT sind erste Modellläufe abgeschlossen. Die Parametrisierung wird derzeit verfeinert.<br />
Ausarbeitung einer Haushalts- und Landwirtschaftsbefragung in der Fezouata<br />
Ende April 2006<br />
Die Durchführung einer Landnut<strong>zu</strong>ngskartierung, Erhebung ergänzender Informationen über<br />
Klima und Böden in den Oasen und eine detaillierte Befragung <strong>zu</strong> Wassergebrauch in Landwirtschaft<br />
und Haushalt. Diese Daten werden als Modellkalibrierungs- und –<br />
Modellvalidierungsparameter genutzt.<br />
243
244<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PK Ma-E.3 Tourismus: Integration eines neuen Wirtschaftsbereichs bei<br />
knappen Ressourcen in den Schwerpunktregionen Ouarzazate,<br />
Dadestal und Zagora-M’Hamid<br />
Problemstellung<br />
Abb.: Hinweisschild <strong>zu</strong> einem touristischen Kleingewerbe im Aufbau in der Dadesschlucht<br />
Wegen <strong>zu</strong>nehmender Wasserverknappung, deren Folgen wie Versal<strong>zu</strong>ng der Böden in den südlichen<br />
Drâa-Oasen, und geringer werdender Wettbewerbsfähigkeit kann die Landwirtschaft als<br />
vorherrschende Wirtschaftsweise in der Region immer weniger Menschen eine vollwertige Beschäftigung<br />
bieten. Unabhängig von den wirtschaftlichen Bedingungen und der Tragfähigkeit<br />
der Natur hat sich seit den 60er Jahren, vermehrt aber seit 15 Jahren, Tourismus in der Untersuchungsregion<br />
als zweiter Wirtschaftsbereich neben der Landwirtschaft etabliert. Das Produkt<br />
Rundreisetourismus hat die Untersuchungsregion als festen Bestandteil in die meisten Marokkotouren<br />
eingegliedert, ist aber in der Hand von Großinvestoren. In jüngster Zeit nimmt ein eigenständiger<br />
Tourismus in den Bergen und vor allem in der Wüste immer vielfältigere Formen an.<br />
Im Gegensatz <strong>zu</strong> den etablierten Formen des Rundreisetourismus in luxuriösen Großhotels bieten<br />
diese neuen Kleingewerbe die Chance, mit überschaubaren Investitionen interessante und
Problemkomplexe IMPETUS<br />
verlässliche Einkommensmöglichkeiten auf<strong>zu</strong>bauen und lassen mitunter auch eine Integration<br />
des touristischen Gewerbes in die bestehende familiäre Landwirtschaft <strong>zu</strong>.<br />
Der Tourismus verschärft in wasserarmen Regionen die Konkurrenz um die knappen Wasservorräte,<br />
die bei geringeren Lâchergaben besonders die Nut<strong>zu</strong>ng des Grundwassers betreffen. Diese<br />
Konkurrenz besteht besonders <strong>zu</strong>m Haupt-Wasserverbraucher Landwirtschaft, die durch Einsatz<br />
von Pumpen <strong>zu</strong>nehmend auf die knappen Grundwasservorräte <strong>zu</strong>rückgreift. Der Gewinn vom<br />
Wassereinsatz im Tourismus ist daher im Vergleich <strong>zu</strong>r Landwirtschaft <strong>zu</strong> sehen. PK Ma-E.3<br />
untersucht die gegenseitigen Abhängigkeiten und daraus erwachsenden Konflikte der Wasser<br />
verbrauchenden Wirtschaftsbereiche. Zusätzlich werden Einschät<strong>zu</strong>ngen <strong>zu</strong>r finanziellen Verwertung<br />
des im Tourismus eingesetzten Wassers gegeben. Zur Erhaltung der touristischen Attraktivität<br />
des südlichen Drâa-Tals ist vermutlich auch ein gewisser Anteil an Oasenwirtschaft<br />
fort<strong>zu</strong>führen.<br />
Mitarbeiter<br />
Frank, Heidecke<br />
Kooperationspartner<br />
Durch die große Entsprechung der Arbeit im PK Ma-E.3 mit den Anliegen und Arbeitsweise der<br />
Abteilung für Biodiversität innerhalb der ORMVA Ouarzazate, die ein Ökotourismusprojekt in<br />
der Region betreut, können hier Ergebnisse ausgetauscht und Erfahrungen aus der praktischen<br />
Arbeit der ORMVAO in den PK Ma-E.3 einfließen.<br />
Lokale NGOs, u.a. die Frauenorganisation „OXYGENE“ und „Assoziation Tichka“ können dem<br />
PK den Hintergrund möglicher Umset<strong>zu</strong>ngen durch ihre Projekterfahrung erleichtern.<br />
Die „Délégation de la Ministère du Tourisme“ in Ouarzazate verfügt über eigene Schnittstellen<br />
<strong>zu</strong>r Entwicklungsförderung der Region und führt eigene Erhebungen durch, deren Inhalte die<br />
Datenbasis des Problemkomplexes erweitern können.<br />
Als Impulsgeber und <strong>zu</strong>r Diskussion der Vorgehensweise können die Kooperationspartner Prof.<br />
Ait Hamza („Faculté des sciences et lettres“, „Université Rabat“) und Prof. Slimane Aziki („Faculté<br />
des sciences et lettres“, „Université d’Agadir“) herangezogen werden.<br />
Zudem können lokale Assoziationen in den touristischen Schwerpunktregionen als Multiplikatoren<br />
Hinweise <strong>zu</strong>r Integration der betroffenen Lokalbevölkerung in die wirtschaftlichen Entwicklungen<br />
und Potenziale geben.<br />
245
246<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Zentrales Anliegen des PK Ma-E.3 ist es, die Beziehung zwischen Wassereinsatz und wirt-<br />
schaftlichem Nutzen für die Untersuchungsregion heraus<strong>zu</strong>arbeiten, sowie wirtschaftliche Prog-<br />
nosen in Be<strong>zu</strong>g auf die mögliche Wasserverknappung <strong>zu</strong> erstellen.<br />
Im Einzelnen arbeitet der PK Bedingungen heraus, unter denen touristische Gewerbe wirtschaftlich<br />
Erfolg haben. Hier<strong>zu</strong> gehören die Erhebung der Besitzverhältnisse, Beschäftigungs- und<br />
Einkommenseffekte auf der einen und die Analyse der angebotenen touristischen Produkte, sowie<br />
der lokalen Bedingungen auf der anderen Seite.<br />
Die Einflussfaktoren, unter denen der Tourismus die wirtschaftlichen Schwierigkeiten in der<br />
Landwirtschaft ausgleichen kann, ohne durch den <strong>zu</strong>sätzlichen Wasserverbrauch die Lebensgrundlage<br />
der Bevölkerungsmehrheit weiter <strong>zu</strong> gefährden, stehen im Fokus der Untersuchung.<br />
Davon ausgehend will der PK Prognosen und Handreichungen für den <strong>zu</strong>künftigen Einsatz von<br />
Wasser und die wirtschaftliche Entwicklung in den drei touristischen Schwerpunktregionen<br />
erstellen.<br />
Modellierungsansatz<br />
Legende für Blockdiagramm<br />
Folge / Reaktion<br />
Blickrichtung auf Zusammenhängen<br />
und Potenziale<br />
im PK<br />
bestehende Wirtschaftsbereiche<br />
im PK untersuchte Folge /<br />
Reaktion<br />
Einflussfaktoren<br />
neue Wirtschaftsbereiche /<br />
Ausweichwirtschaften
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Blockdiagramm<br />
OASEN - Landwirtschaft und<br />
Nomadismus<br />
sozioökon.<br />
Wandel<br />
moderne<br />
Wirtschaftsbereiche<br />
Methodik<br />
Bevölkerungs<strong>zu</strong>nahme<br />
Bedarf nach <strong>zu</strong>sätzlichen<br />
Arbeitsplätzen und<br />
wirtschaftlichen Aktivitäten<br />
Trockenheit<br />
Militär Migration<br />
Die Methodik beruht auf folgenden Säulen:<br />
Wasserkonkurrenz:<br />
wirtschaftliche<br />
Effekte und<br />
Verbrauch<br />
Qualität und<br />
Quantität der<br />
Arbeitsplätze<br />
Möglich-<br />
keiten und<br />
Größenordnung des<br />
Gewerbeausbaus<br />
Individualreisende<br />
lokale<br />
touristische<br />
Kleingewerbe<br />
etablierter internationaler<br />
Massentourismus<br />
Moden<br />
Konkurrenz<br />
neue tour.<br />
Produkte<br />
und<br />
Geschäftsfelder<br />
• Erhebungen durch standardisierte Befragungen in den Bereichen Ökonomie, Arbeitsplätze<br />
und Wasserverbrauch im Tourismus (TP B5) und in der Landwirtschaft (TP B4). Ergänzt<br />
werden diese Kerngrößen durch Erhebungen <strong>zu</strong> den Reiserouten (Verkehrszählungen,<br />
Reisebudget, Interviews).<br />
• Einarbeitung von Daten der regionalen Verwaltungsebene, besonders des „Ministère du<br />
Tourisme“. Durch diese Daten können die sozialwissenschaftlichen Daten in größeren<br />
regionalen Einheiten abstrahiert werden.<br />
• Kartierung der touristischen Infrastruktur mit GPS, Einspeisung der Ergebnisse in die<br />
GIS-Datenbank. Die wirtschaftlichen Potenziale und Entwicklungen im Tourismus können<br />
dann in Be<strong>zu</strong>g <strong>zu</strong> naturräumlichen und landwirtschaftlichen Prognosen gestellt werden<br />
und mit der Prognose des weiteren Ausbaus im Tourismus, können Prognosen über<br />
den Trinkwasserverbrauch der Region konkretisiert werden.<br />
• Die Daten <strong>zu</strong>m wirtschaftlichen Nutzen und dem Wasserverbrauch im Tourismus erhalten<br />
Eingang in das River Basin Model MIVAD (PK Ma-E.1).<br />
247
248<br />
Responseindikatoren<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
• Daten <strong>zu</strong>m Touristenaufkommen nach Teilregionen und Reiseformen<br />
• Größenordnung der Arbeitsplätze in Tourismus, Landwirtschaft nach Teilregionen<br />
• finanzielle Rückflüsse und Gewinnmöglichkeiten in touristischen Gewerben<br />
• Herkunft der Gelder für Aufbau touristischer Gewerbe<br />
• Lage und Vernet<strong>zu</strong>ng der touristischen Gewerbe<br />
• Wasserverbrauch in Hotels<br />
INPUT Daten<br />
• Größenordnungen <strong>zu</strong>r Wasserverfügbarkeit in den Kernregionen des Tourismus (Teilprojekt<br />
B4)<br />
• Ergebnisse aus PK Ma-E.1 <strong>zu</strong> Erträgen und Wandel in der Landwirtschaft<br />
• Daten aus GPS-Kartierung und quantitativer Befragung touristischer Gewerbe in den<br />
Schwerpunktregionen <strong>zu</strong> Auslastung, Arbeitskräften, Integration anderer Wirtschaftsbereiche<br />
• Daten aus qualitativer Befragung im Tourismus <strong>zu</strong> Gewerbeausbau, Re-Investitionen von<br />
Gewinnen, parallele Aktivitäten in Tourismus und Landwirtschaft, Aufbau des Gewerbes<br />
und Gewinnmöglichkeiten<br />
• Daten der lokalen Tourismusverwaltung<br />
OUTPUT Daten<br />
• Berechnungen des „Benefits“ durch Wasser bei unterschiedlichen Rahmenbedingungen<br />
in der Landwirtschaft und im Tourismus<br />
• Gewinnmöglichkeiten in touristischen Gewerben nach Teilregionen<br />
• Herkunft und Größenordnung der Gelder für Aufbau touristischer Gewerbe<br />
• Prognose von Tragfähigkeit der Wirtschaftsbereiche in den touristisch genutzten Teilregionen<br />
in Hinblick auf Wassereinsatz<br />
• Hinweise für den PK Ma-G.1 <strong>zu</strong>r wirtschaftlichen Potenzialen der Region<br />
Szenarieneinbindung<br />
Für die beiden definierten Regionen „Becken von Ouarzazate“ und „Mittleres Drâa-Tal“ wird<br />
der PK die Szenarien <strong>zu</strong>r Reflexion und als Kontext der eigenen Ergebnisse nutzen. Dadurch<br />
können die Szenarien in Be<strong>zu</strong>g auf ihren Status Quo überdacht und die Ergebnisse des Problemkomplexes<br />
in die Gesamtentwicklung der Regionen eingeordnet werden.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Vor allem durch seine Aussagen <strong>zu</strong>r regionalen, staatlichen und internationalen Förderung wie<br />
auch <strong>zu</strong>r Bildung liefern die Szenarien wichtige Hintergründe für Prognosen <strong>zu</strong>r Tourismusentwicklung.<br />
Die Aussagen <strong>zu</strong> Wasserverbrauch und Wasserverfügbarkeit geben dem Problemkomplex<br />
Hinweise <strong>zu</strong> den Begren<strong>zu</strong>ngen touristischer Entwicklungsmöglichkeiten in den Teilregionen.<br />
Im Hinblick auf die Szenarien wird der PK Ma-E.3 Quantifizierungen <strong>zu</strong> den Bereichen Arbeitsplätzen,<br />
Wertschöpfung in der Region und damit <strong>zu</strong> den wirtschaftlichen Potenzialen in den<br />
unterschiedlichen Teilregionen <strong>zu</strong>lassen.<br />
Interventionsszenarien<br />
Außerhalb der sich abzeichnenden Entwicklungen im Tourismus können Maßnahmen im Marketing,<br />
internationale Kooperationen und Infrastrukturausbau <strong>zu</strong> einer erheblichen Steigerung der<br />
Touristenzahlen führen, damit ein hohes Maß an Arbeitsplätzen schaffen und auch aus touristischen<br />
Kleinstunternehmen relevante Unternehmer werden lassen. Gleichzeitig verschärft sich<br />
die Konkurrenz mit Landwirtschaft und Privatverbrauchern um das verfügbare Wasser. Politische<br />
Großereignisse – vor allem islamistischer Terrorismus – können <strong>zu</strong> einem abrupten Zusammenbruch<br />
des Tourismus in der Untersuchungsregion führen. In den touristischen Boomregionen<br />
würde die sich neu etablierende Mittelschicht ihre Wirtschaftsgrundlage verlieren, in der<br />
Gesamtregion würden massenhaft Arbeitsplätze und Investitionsmöglichkeiten verloren gehen,<br />
so dass durch Arbeitsmigration und Überschüsse aus anderen Wirtschaftsbereichen nicht mehr in<br />
der Region investiert werden. Die Region verliert den wirtschaftlichen Hoffnungsträger und wird<br />
einseitig abhängig von internationalen Entwicklungsbemühungen und der Regierung.<br />
Meilensteine<br />
• GPS-Aufnahme der gesamten touristischen Wirtschaft der Region im: Frühjahr 2006 abgeschlossen<br />
• Karte <strong>zu</strong>r touristischen Infrastruktur der Untersuchungsregion: Mitte 2006<br />
• Berechnungen <strong>zu</strong>m wirtschaftlichen Ertrag von Wassereinsatz im Tourismus und der<br />
Größenordnung von Arbeitsplätzen im Tourismus: Ende 2006<br />
• Im Winter 2006/7 werden landwirtschaftliche Daten in das Modell eingearbeitet und Be<strong>zu</strong>gspunkte<br />
zwischen den beiden Wirtschaftsbereichen herausgearbeitet sein.<br />
• Bericht <strong>zu</strong>r wirtschaftlichen Tragfähigkeit des Tourismus unter Berücksichtigung von<br />
Prognosen <strong>zu</strong>r Tourismusentwicklung und der Wasserverknappung in den ausgewählten<br />
Teilregionen: Frühjahr 2007<br />
• Konzept, Kontakte und ausgearbeitete Inhalte <strong>zu</strong>r Beratung von NGOs <strong>zu</strong>r besseren Integration<br />
der vorherrschenden Wirtschaftsbereiche in ihre Arbeit: Herbst 2007<br />
249
250<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
• Durchführung von Beratungen und Schulungen vor Ort: Winter 2007<br />
• Zum Ende der PK Ma-E.3-Laufzeit im April 2008: Vorlegen eines lokal nutzbaren Manuals<br />
<strong>zu</strong>r Einbindung von touristischen Aktivitäten in entwicklungsbezogene Projektarbeit<br />
Transferprodukte<br />
• GPS-basierte Karten <strong>zu</strong>m wirtschaftlichen Ausbau in den touristischen Schwerpunktregionen<br />
der Arbeitsregion, durch die sich NGOs mit Maßnahmen gezielter in wirtschaftliche<br />
Nischen und touristische Boomregionen einbringen können und die staatlichen Wasserbehörden<br />
einen Überblick über den neuen Wirtschaftsbereich und seine Bedarfe erhalten.<br />
• Bericht über Investitions- und Beschäftigungsmöglichkeiten im Tourismus nach Teil-<br />
Regionen in Hinblick auf einen nachhaltigen Umgang mit Süßwasser<br />
Mögliche Anwender<br />
• Planungsabteilung der lokalen Tourismusverwaltung<br />
• lokale NGOs im Bereich Einkommen - schaffende Maßnahmen und ländliche Entwicklung<br />
• Hotelfachschule Ouarzazate<br />
• Handelskammer in Ouarzazate<br />
Capacity Building<br />
Beratung von NGOs bei Aktivitäten im Sektor Tourismus, da diese oftmals ohne touristische Erfahrungen,<br />
Kenntnisse um expandierende touristische Produkte und Kontakte mit Akteuren im<br />
Tourismus handeln.<br />
Personalbedarf<br />
2,7 MM - Claudia Heidecke<br />
18 MM - Claudia Frank
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Bis Ende Juli 2005: In den Regionen Ouarzazate und Dades-Becken ist ein Großteil der GPS-<br />
Punkte <strong>zu</strong> touristischen Gewerben aufgenommen und ein Großteil der touristischen Gewerbe in<br />
Ouarzazate und dem Dades-Tal standardisiert befragt. Verkehrszählungen in der touristischen<br />
Hoch- und Nebensaison in der Untersuchungsregion sind durchgeführt. Erste qualitative Interviews<br />
in der Tourismuswirtschaft sind geführt. Die inhaltlichen und methodischen Eckpunkte<br />
der Untersuchung sind festgelegt und verifiziert.<br />
Bis Ende April 2006: Im Herbst und Winter 2005/06 werden die erhobenen Daten bearbeitet<br />
und in Beziehung gesetzt. Im Frühjahr 2006 werden die fehlenden Regionen und Wirtschaftsbereiche<br />
durch standardisierte Befragungen und GPS-Aufnahme und vor Ort ergänzt und fortgeführt.<br />
Die Daten werden bearbeitet und standardisiert.<br />
251
252<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
IV.2.2 Themenbereich: Hydrologie (Wasserdargebot, Wasserverbrauch,<br />
Wasserqualität) in Marokko<br />
Im Themenbereich „Wasserdargebot, Wasserverbrauch, Wasserqualität“ sind alle Problemkomplexe<br />
<strong>zu</strong>sammengefasst, bei denen das Wasser im Mittelpunkt des Interesses steht. Darüber hinaus<br />
ist das Thema Wasser jedoch für eine Vielzahl weiterer Problemkomplexe wichtig.<br />
Der Themenbereich umfasst fünf Problemkomplexe. Im PK Ma-H.1 werden die Wasserressourcen<br />
für das gesamte betrachtete Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Drâa in der Größe von ca. 30.000 km2 berechnet.<br />
Aufbauend auf den derzeitigen Arbeiten, die sich auf den Hohen Atlas als wesentliche<br />
Quelle des nutzbaren Wasserdargebotes konzentrieren, werden die Berechnungen auch für den<br />
semi-ariden bis ariden Süden durchgeführt. Im Gegensatz <strong>zu</strong> Benin konzentriert sich der Hauptwasserverbrauch<br />
auf die Oasen. Daher müssen Wassernut<strong>zu</strong>ngsstrategien detailliert berücksichtigt<br />
werden. Während die Region oberhalb des Staudamms im Wesentlichen direkt von den<br />
Wasserflüssen aus dem Hohen Atlas abhängen, sind die Oasen auf die Abgabe von Wasser aus<br />
dem Staudamm angewiesen. Mit dem eingesetzten Modellsystem kann untersucht werden, wie<br />
sich die Wasserressourcen in den nächsten Jahrzehnten entwickeln werden und welche Auswirkungen<br />
dieses auf den Bewässerungsfeldbau der Oasen haben wird.<br />
Während der PK Ma-H.1 sich auf die regionale Skala konzentriert, werden im PK Ma-H.2 die<br />
Prozesse auf der Skala der Oasen untersucht. Die Auswirkung der Bewässerung auf den Grundwasserhaushalt<br />
und somit auf die lokale Wasserverfügbarkeit wird hierbei mittels Simulationsmodellen<br />
quantifiziert. Des Weiteren werden die Folgen des Bewässerungsfeldbaus auf die Bodenqualität<br />
(Versal<strong>zu</strong>ng) wird simuliert, um die Abnahme der Bodenfruchtbarkeit abschätzen <strong>zu</strong><br />
können. Die einzelnen Modellkomponenten, ergänzt um Aussagen <strong>zu</strong>m häuslichen Wasserverbrauch,<br />
werden in ein DSS integriert, mit dem man Managementmaßnahmen untersuchen und<br />
bewerten kann.<br />
Eine wesentliche Quelle des <strong>zu</strong>r Bewässerung eingesetzten Wassers ist der Schnee des Hohen<br />
Atlas, da die Schneeschmelze für die Auffüllung des Staudamms von großer Bedeutung ist. Für<br />
eine längerfristige Planung der <strong>zu</strong>künftig <strong>zu</strong>r Bewässerung <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden Wasserressourcen<br />
ist somit eine Quantifikation der im Schnee gespeicherten Wassermenge notwendig, was<br />
im PK Ma-H.3 bearbeitet wird. Ziel dieses Problemkomplexes ist die Entwicklung und Implementierung<br />
eines Monitoringtools, das eine saisonale Abflussvorhersage für die Zuflüsse in den<br />
Stausee El Mansour Eddahbi bei Ouarzazate und dessen Füllstand ermöglicht. Dieses Tool basiert<br />
auf einer Kombination von weitgehend automatischer Auswertung von Satellitendaten sowie<br />
der Erfassung und Verarbeitung aktueller Daten von marokkanischen und projekteigenen<br />
Wetterstationen mit der Simulation der Schneeschmelze mittels eines Schneeablationsmodells.<br />
Die Unsicherheit bei der <strong>zu</strong>künftigen Entwicklung der Witterung (wichtig für die Bestimmung
Problemkomplexe IMPETUS<br />
der Sublimationsverluste) kann über stochastische Simulationen mit einem Wettergenerator<br />
quantifiziert werden. Für die Prognose der <strong>zu</strong>künftigen Wasserressourcen kann dann ein Konfidenzintervall<br />
angegeben werden, welches davon abhängt, wie weit im Voraus die wahrscheinlich<br />
<strong>zu</strong>r Verfügung stehenden Wasserressourcen berechnet werden.<br />
Unsicherheiten und Vorhersagepotenzial der Abflussprognosen werden im PK Ma-H.4 bearbeitet.<br />
Die Ergebnisse der PK Ma-H.1 und PK Ma-H.3 werden <strong>zu</strong>sammen mit Szenarien des<br />
Lâcher-Managements auf ein nachhaltiges Staudamm-Management ausgewertet. Betrachtet wird<br />
nicht eine Saison, d.h. Winter bzw. Frühjahr wie in PK Ma-H.3, sondern eher Jahre, was für eine<br />
langfristige Planung der <strong>zu</strong>künftigen Nut<strong>zu</strong>ng der Oasen und insbesondere der Planung des<br />
Staudammmanagements von Bedeutung ist. Wenn feuchte Jahre genutzt werden können, um das<br />
Wasserdefizit trockener Jahre ausgleichen <strong>zu</strong> können, ist ein langfristiges Management der Oasen<br />
möglich. Dieses setzt jedoch eine detaillierte Betrachtung und Bewertung der damit verbundenen<br />
Unsicherheiten voraus, um Entscheidungen <strong>zu</strong>m Bewässerungsmanagement fällen <strong>zu</strong> können.<br />
Noch längere Zeitskalen werden in PK Ma-H.5 betrachtet. Die Rückkopplung zwischen Landnut<strong>zu</strong>ng,<br />
Wasserbedarf und Klima sind erst auf der klimatologischen Zeitskala (≥ 30 Jahre) präzise<br />
bestimmbar. Während dieses in homogenen Landschaften mit grob aufgelösten Modellen<br />
analysiert werden kann, ist es in ariden bzw. semi-ariden Gebieten wie in Marokko, insbesondere<br />
bei dem dort vorhandenen starken Höhen- und Temperaturgradienten, nicht möglich. Hier<br />
müssen räumlich fein aufgelöste Atmosphärenmodelle eingesetzt werden, um die Auswirkung<br />
des Globalen Wandels auf das Klima quantifizieren <strong>zu</strong> können. In PK Ma-H.5 werden die Ergebnisse<br />
der kompletten meteorologischen Modellkette genutzt, um den Einfluss großskaliger<br />
Klimavariabilität auf die sehr heterogene Drâa-Region <strong>zu</strong> ermitteln und in angemessen hoher<br />
Auflösung dar<strong>zu</strong>stellen. In Szenarien wird einerseits das „Downscaling“ realisiert werden, um<br />
die Grundlagen für die räumliche Disaggregierung der Klimadaten aus den gröber aufgelösten<br />
Modellen für die anderen Problemkomplexe <strong>zu</strong> gewährleisten. Andererseits wird untersucht, wie<br />
sich der Landnut<strong>zu</strong>ngswandel etc. auf das lokale Klima auswirkt.<br />
253
254<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PK Ma-H.1 Natürliche und anthropogene Einflüsse auf die Dynamik von<br />
Wasserressourcen im Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Problemstellung<br />
Das durch die naturräumlichen Gegebenheiten vorhandene Wasserdargebot wird maßgeblich<br />
durch Umweltfaktoren wie Klimaschwankungen und Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen aber auch durch<br />
die anthropogene Nut<strong>zu</strong>ng beeinflusst. Generell sind die Wasserressourcen des semi-ariden<br />
Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes durch Klimavariabilität und wachsende Bedürfnisse der Wirtschaft und<br />
Bevölkerung heute und <strong>zu</strong>künftig gefährdet.<br />
Mitarbeiter<br />
N.N., Born, Klose, Poete, Schulz, Zeyen<br />
Kooperationspartner<br />
DRH, ORMVAO, <strong>Universität</strong> Rabat
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Das Ziel des Problemkomplexes ist eine quantitative Bewertung der verfügbaren Wasserressourcen<br />
für das gesamte Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet für den Ist-Zustand, die verschiedenen IMPETUS-<br />
Szenarien und Interventionsszenarien. Auf der vorliegenden umfangreichen Datenbasis (Literatur,<br />
DRH, ORMVAO, eigene Arbeiten) werden mit einem integrativen Modellansatz alle quantitativen<br />
Änderungen in den einzelnen Systemkompartimenten (Schnee, Bodenwasser, Grund- und<br />
Oberflächenwasser, künstliche Reservoire) abgeschätzt. Die veränderten Inputbedingungen im<br />
Bereich des mittleren Drâa-Tals durch das „Lâcher“-Managment des Mansour Eddahbi Staussees<br />
sowie die damit verknüpfte Oasenbewässerung und anthropogene Wasserentnahme werden<br />
berücksichtigt.<br />
Modellierung<br />
Klima Vegetation<br />
Mensch<br />
Schneemodul Grundwassermodul<br />
Abb.: Modellkonzept PK Ma-H.1.<br />
Hydrologische Ein<strong>zu</strong>gsgebietsmodell<br />
Wasserverfügbarkeit<br />
Boden Grundwasser<br />
Modular Modular<br />
Modeling Modeling<br />
System System<br />
255
256<br />
Kurzbeschreibung der Einzelmodelle<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Drâa: MMS (Postdoc (N.N.), TP B2):<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
• Das von Leavesley et al. (1996) entwickelte objekt-orientierte Modulare Modell-System<br />
(MMS), das in der zweiten Phase erfolgreich für die naturräumlichen Gegebenheiten des<br />
oberen Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes adaptiert wurde, wird auf das Gesamtein<strong>zu</strong>gsgebiet erweitert<br />
um so szenarienbedingte Änderungen im regionalen Wasserhaushalt und im Wasserdargebot<br />
<strong>zu</strong> quantifizieren.<br />
Grundwasser: MODFLOW, SDM (Stephan Klose, TP B2):<br />
• MODFLOW ist ein Programm <strong>zu</strong>r numerischen Modellierung der Grundwasserströmung,<br />
basierend auf der Finite-Differenzen-Methode. Derzeit wird ein Modell für die naturräumlich<br />
exemplarische Situationen des Beckens von Ouarzazate und der Feija bei<br />
Zagora parametrisiert.<br />
• SDM (Speicher-Durchfluss-Modell) ist ein niedrig parametrisiertes analytisches Modell,<br />
bei dem die einzelnen Speicher (hydrogeologisch klar abgrenzbare Gesteinskörper) vergleichbar<br />
<strong>zu</strong> dem Nash-Speicherkaskaden-Modell für die Niederschlags-<br />
Abflussmodellierung verknüpft werden. Die SD-Modelle werden über die Umwelttracer<br />
(2H, 18O, 3H, 14C) mit bekannter Inputfunktion kalibriert.<br />
Bodendegradation: PESERA (Anna Zeyen, TP B2):<br />
• Die Bewässerung hat indirekte Auswirkungen auf die Bodenerosion durch die daraus resultierende<br />
Änderung der Landnut<strong>zu</strong>ng. Der Einfluss dieser Änderungen auf den Bodenabtrag<br />
wird modelliert. PESERA ist ein physikalisch basiertes Modell, welches an semiaride<br />
Bedingungen angepasst ist und für die Modellierung großer Ein<strong>zu</strong>gsgebiete konzipiert<br />
wurde. Das Modell wurde bereits in einer ersten Version angewendet, welche derzeit<br />
überarbeitet wird.<br />
Vegetationslayer: SAVANNA und MOVEG Drâa<br />
• SAVANNA - prozessorientiertes pastorales Ökosystemmodell (Andreas Roth, TP B3):<br />
Ein auf GRID Basis räumlich explizites Ökosystemmodell. Auf der Basis von pflanzenphysiologischen,<br />
klimatologischen und bodenkundlichen Parametern (Modulen), z.B.<br />
pflanzenverfügbares Bodenwasser, Licht und Nährstoffe, wird die Interaktion zwischen<br />
Biomassedynamik und Weidenut<strong>zu</strong>ng untersucht.<br />
• MOVEG Drâa - auf GRID Basis räumlich explizites Ökosystemmodell (Peter Poete TP<br />
B3): Basierend auf das Monitoring der phänologischen Abläufe der Vegetation mit Fernerkundungsdaten<br />
(zeitliche Auflösung: 10 Tage) werden mit Hilfe von Klimadaten Triggerfunktionen<br />
von Temperatur und Niederschlag auf verschiedene Vegetationseinheiten<br />
analysiert und mit Hilfe statistischer Verfahren im Modell MOVEG Drâa für eine multi-
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Methodik<br />
temporale Kartierung und eine Trendfortschreibung eingesetzt. Die Daten können sowohl<br />
für die Kalibrierung als auch für die spätere Validierung des okösystemaren Modells<br />
SAVANNA mit realen Vegetationsanalysen basierend auf dem Monitoring mit Fernerkundungsdaten<br />
eingesetzt werden.<br />
Die Ermittlung der natürlichen Wasserverfügbarkeit wird mit dem integrativen in verschiedene<br />
Modulen aufgebauten regionalen Ein<strong>zu</strong>gsgebietmodell MMS (Modular Modeling System)<br />
durchgeführt. Die Einteilung in hydrologisch einheitliche Teilein<strong>zu</strong>gsgebiete (HRUs) mit den<br />
jeweiligen dominanten Abflussmechanismen erfolgt basierend auf verschiedenen „Layers“ (GIS<br />
basierte Datenbanken für Topographie, Pedologie, Geologie, und Vegetation), welche die Gebietseigenschaften<br />
repräsentieren. Die besonderen hydrologischen Bedingungen in den durch die<br />
anthropogene Bewässerung dominierten Oasengebieten werden mit einem Teilmodul, dem so<br />
genannten Oasenmodul simuliert.<br />
Die einzelnen Layers und die als Inputfaktoren wichtigen klimatischen Parameter werden mit<br />
Hilfe anderer Modelle erzeugt. Die Integration des physikalischen „Utah Energy Balance Model“<br />
(UEB) <strong>zu</strong>r flächenhaften Modellierung von Schneeschmelze und Sublimation in das MMS<br />
ist in der Testphase (MMS/UEB-Modul). Zurzeit wird noch das Standardschneemodul des MMS<br />
genutzt, um die Menge des durch Schneeschmelze verfügbaren Wassers <strong>zu</strong> berechnen. Die Einbindung<br />
eines auf dem Grundwasserströmungsmodell MODFLOW basierenden Grundwassermoduls<br />
für Teilbereiche (Becken von Ouarzazate, Oasen) soll bis <strong>zu</strong>m Ende der zweiten Phase<br />
abgeschlossen sein. Weitere grundwasserrelevante Inputfaktoren auf der regionalen Skala liefert<br />
ein niedrig parametrisiertes Speicher-Kaskaden-Modell, das für die Parametrisierung der in<br />
MMS enthalten Grundwassermodule benötigt wird. Eine vergleichbar lose Kopplung zwischen<br />
MMS und anderen Modelle besteht in Form von Inputdaten (Klimamodelle: LM und Remo) oder<br />
den GIS-basierten Layers für die Vegetation (SAVANNA und MOVEG Drâa) und für die<br />
Böden und die Bodendegradation (PESARA).<br />
Die anthropogene Komponente wird schwerpunktmäßig in den Problemkomplexen PK Ma-L.1,<br />
PK Ma-H.2, PK Ma-G.1 oder PK Ma-E.3 erfasst. Der Wasserverbrauch durch die Bewässerung<br />
einschließlich der Evapotranspiration aus den Oasengebieten wird mit dem Oasenmodul<br />
quantifiziert. Veränderungen im Trink- und Brauchwasserverbrauch kann an Hand des Outputs<br />
der anderen Problemkomplexe räumlich und zeitlich differenziert auf die einzelnen HRUs in das<br />
MMS eingepasst werden.<br />
257
258<br />
Responseindikatoren<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
• Wasserverfügbarkeit Oberflächenwässer<br />
• Wasserverfügbarkeit Grundwasser<br />
• Grundwasserstände in Teilein<strong>zu</strong>gsgebieten (z.B. Becken von Ouarzazate, Feija)<br />
• Verdunstung / Sublimation aus Schnee<br />
• Schneeanteil am Gesamtniederschlag<br />
• Pegelstände des Stausees El Mansour Eddahbi<br />
INPUT Daten<br />
• Klimadaten auf Tagesbasis (Kai Born, TP B1 und Oliver Schulz, TP B2)<br />
• Karten der Schneedeckenverbreitung (MODIS-Satellitenbilder, Oliver Schulz, TP B2)<br />
• Karte der Bodeneigenschaften (Anna Zeyen, TP B2)<br />
• Hydraulische Kennwerte (Permeabilität, Transmissivität) (Stefan Klose, TP B2)<br />
• Digitales Geländemodell (Peter Poete, TP B3)<br />
• Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Vegetationsdaten ( Peter Poete und Andreas Roth, TP B3)<br />
• Hydrogeologische Karten (Sébastien Cappy und Stephan Klose, TP B2)<br />
• Grundwasserstände in Teilregionen (Sébastien Cappy und Stephan Klose, TP B2)<br />
• Abflussdaten (DRH, ORMVAO)<br />
• Wasserverbrauch (PK Ma-L.1, PK Ma-H.2)<br />
OUTPUT Daten<br />
• Abfluss mit allen Zwischenspeichern (Interflow, Baseflow, Bodenfeuchte, Schnee)<br />
• Verfügbarkeit des Oberflächenwassers<br />
• Grundwasserdargebot<br />
• Pegelstände des Stausees El Mansour Eddahbi<br />
• Evapotranspiration<br />
• Wasserbilanz<br />
• Schmelz-, Verdunstungs- und Sublimationsraten<br />
Szenarieneinbindung<br />
Wie gehen die Szenarien in den PK ein?<br />
MMS verwendet die mit REMO und LM erstellten Klimadaten als wichtigen Inputfaktor, so dass<br />
Auswirkungen der drei IMPETUS-Klimaszenarien auf die Wasserverfügbarkeit direkt abgeschätzt<br />
werden können. Aufgrund der verschiedenen „Basis-Layers“ (z.B. Vegetation, Pedologie)<br />
reagiert das System äußerst empfindlich auf Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen, so dass für alle drei
Problemkomplexe IMPETUS<br />
<strong>Impetus</strong>szenarien die in den Themenfeldern Umwelt und Ressourcen, Entwicklung im Agrarsektor<br />
sowie Demographische Entwicklung / Lebensqualität genannten Faktoren berücksichtigt<br />
werden.<br />
Interventionsszenarien<br />
Als Interventionsszenarien denkbar wären Veränderungen in den verschiedenen Bewässerungssystemen,<br />
insbesondere im „Lâcher“-Management oder Veränderungen in der Wasserentnahme<br />
durch Haushalte oder Tourismus. Generell werden aber die Interventionsszenarien nur in enger<br />
Absprache mit dem „Comité de Pilotage“ modelliert.<br />
Meilensteine<br />
Oktober 2006<br />
• Parametrisierung und Test des mittleren und südlichen Drâa-Tales im MMS mit Einbindung<br />
des fertig gestellten Grundwassermoduls<br />
• Szenarienberechungen für das Obere Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Mai 2007<br />
• Szenarienberechungen für das Gesamtein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
• Parametrisierung und Test der räumlichen MMS/UEB-Schneemodule für alle Teilein<strong>zu</strong>gsgebiete<br />
des oberen Drâa nach Auswertung der im Winter 2006/07 durchgeführten<br />
schneehydrologischen Vergleichsmessungen an DRH-Stationen abgeschlossen<br />
Oktober 2007<br />
• Klima- und Abflussdaten der DRH bis Frühjahr 2007 sind aufbereitet, Schneemodellergebnisse<br />
für den oberen Drâa in 2006/07 liegen vor und sind validiert<br />
Mai 2008<br />
• Berechnung der Interventionsszenarien für das Gesamtein<strong>zu</strong>gsgebiet nach Rücksprache<br />
mit dem „Comité de Pilotage“<br />
• Dokumentation <strong>zu</strong> den Schneemodulen liegt vor, Veröffentlichung <strong>zu</strong> Modellergebnissen,<br />
Berechnung der Klimaszenarien mit Schneemodul<br />
• Ein wesentlicher Bestandteil der dritten Phase ist die Überprüfung der MMS-<br />
Modellergebnisse auf Rückkoppelungseffekte mit den anderen Modellen und den anderen<br />
Problemkomplexen. Ebenfalls müssen neue Daten aus dem bereits installierten<br />
IMPETUS-Messstellennetz <strong>zu</strong>r kontinuierlichen Validierung und Verfeinerung der Modelle<br />
genutzt werden. Da das Messnetz an die marokkanischen Kollegen übergeben werden<br />
soll, müssen diese im Sinne des „Capacity Building“ entsprechend geschult werden.<br />
259
260<br />
Transferprodukte<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
• digitale Datenbank von „Hydrological Response Units“ für alle Teilein<strong>zu</strong>gsgebiete<br />
• digitale Datenbank von klimatologischen und hydrologischen Parametern (DRH und<br />
IMPETUS Stationen) auf Tages-, Monats- und Jahresbasis<br />
• digitale GIS Datenbank von Geologie, Vegetation, Flussbette, Oasenzonen und jahreszeitliche<br />
Sequenzen von Schneebedeckung<br />
• modellierte Wasserbilanzen (Oberflächenabfluss, Interflow, Baseflow, Evapotranspiration,<br />
Schneespeicher, Stauseeniveau) auf Tages- und Monatsbasis<br />
• modellierte Wasserstände des Mansour Eddahbi Reservoirs<br />
• lauffähiges MMS für das Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Mögliche Anwender<br />
Direction de l'Hydraulique de Souss Massa et Drâa, ORMVAO (Office Regional de Mise en Valeur<br />
Agricole de Ouarzazate), Ministere d'Eaux et Forets, Ministere d'Agriculture, Secretaire<br />
d'Etat Chargé de l'Eau, Office National de l’Eau Potable, GTZ, ROSELT-OSS, <strong>Universität</strong>en<br />
von Rabat, Agadir und Cadi Ayadd, NGOs<br />
Capacity Building<br />
Für eine nachhaltige Nut<strong>zu</strong>ng der verwendeten Modelle sind in der dritten Phase mehrere Schulungskampagnen<br />
für die potenziellen Anwender (DRH, ORMVAO, <strong>Universität</strong>en) vorgesehen.<br />
Oktober 2007: Vorstellung und erste Einführung der Anwender in das MMS sowie das<br />
MMS/UEB-Schneemodul.<br />
Oktober 2008: Schulung der Anwender in das MMS, das MMS/UEB Schneemodul und das<br />
MMS-Grundwassermodul.<br />
April 2009: Übergabe des lauffähigen MMS für das Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet an die Anwender. Zusätzlich<br />
werden einzelne marokkanische Kollegen, die mit dem Modellsystem weiterarbeiten<br />
sollen, in entsprechende Schulungsmaßnahmen in Bonn eingebunden.<br />
Personalbedarf<br />
25,2 MM – N.N.<br />
1,8 MM – Kai Born<br />
7,2 MM – Oliver Schulz<br />
4,5 MM – Stephan Klose<br />
1,8 MM – Anna Zeyen<br />
1,8 MM – Peter Poete
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Schnee (Oliver Schulz)<br />
• bis Ende Juli 2005: Das „Utah Energy Balance Model“ (UEB) ist für die IMPETUS-<br />
Klimastationen im Hohen Atlas parametrisiert und für einzelne Zeiträume angewendet<br />
und validiert<br />
• bis Ende April 2006: Modellierung aller IMPETUS-Klimastationen für 2001-2005 mit<br />
dem UEB-Punktmodell; Implementation der Fortran-Version des UEB <strong>zu</strong>r räumlichen<br />
Modellierung als Alternative <strong>zu</strong>m Standard-Schneemodul in das MMS<br />
Grundwasser (Stephan Klose)<br />
• Geländearbeiten sind in der zweiten Phase weitgehend abgeschlossen; die für<br />
MODFLOW ausgewählten Gebiete sind parametrisiert, das konzeptionelles SDM ist fertig,<br />
erste Läufe für Teilspeicher liegen vor.<br />
Boden (Anna Zeyen)<br />
• Geländearbeiten sind in der zweiten Phase weitgehend abgeschlossen; für PESARA liegen<br />
erste Modellläufe vor; die Parametrisierung wird derzeit verfeinert.<br />
Vegetation (Peter Poete, Andreas Roth)<br />
• Geländearbeiten sind in der zweiten Phase weitgehend abgeschlossen; vorläufige Karten<br />
der Vegetationseinheiten werden bis Ende 2005 <strong>zu</strong>r Verfügung stehen; für MOVEG Drâa<br />
ist die Prozessierungskette bis <strong>zu</strong>r Integration der Klimadaten bis April 2006 abgeschlossen,<br />
die Teilmodule in IDL liegen dann auch <strong>zu</strong>r Weitergabe bereit; Parametrisierung<br />
wird derzeit angegangen.<br />
MMS (Carmen de Jong, Rebecca Machauer)<br />
• Ende Juli 2005: Erste Simulationsläufe mit dem MMS wurden für das Ifre-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet durchgeführt. Das Modell wird derzeit ergänzt durch ein Oasenmodul, so<br />
dass erste Simulationen des vollständigen Moduls Ende Oktober 2005 vorliegen.<br />
• Ende April 2006: MMS ist für das obere Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Stausees lauffähig. Das Modell<br />
ist anhand vorhandener Abflussdaten kalibriert und validiert und steht somit für die<br />
Berechnung von Szenarien <strong>zu</strong>r Verfügung.<br />
261
262<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PK Ma-H.2 Wechselwirkungen zwischen Wassernut<strong>zu</strong>ngsstrategien und<br />
den Grundwasser- und Bodenverhältnissen im mittleren Drâa-<br />
Tal<br />
Problemstellung<br />
Aufgrund der anhaltenden Dürreperiode ist eine Wasserversorgung der Drâa-Region durch<br />
Lâchers aus dem Stausee Mansour Eddhabi nicht mehr gewährleistet. Die resultierende Strategie,<br />
vermehrt Grundwasser auch für die Bewässerung <strong>zu</strong> nutzen, wird durch den Einsatz von<br />
Motorpumpen ermöglicht. Auswirkungen dieser Wassernut<strong>zu</strong>ng sind eine deutliche Absenkung<br />
des Grundwasserspiegels, eine Verschlechterung der Wasserqualität und eine <strong>zu</strong>nehmende Versal<strong>zu</strong>ng<br />
der Böden. Die komplexen Wechselwirkungen zwischen Wassernut<strong>zu</strong>ng einerseits sowie<br />
Wasserverfügbarkeit und -qualität andererseits stellen somit den Untersuchungsgegenstand<br />
dar.<br />
Interdisziplinäre Studien <strong>zu</strong> den folgenden Fragestellungen bilden die Grundlage für die Modellierung<br />
des Systemverhaltens:<br />
• Wie groß sind die Einflüsse der natürlichen und anthropogenen Komponenten auf den<br />
Wasserhaushalt?<br />
• Wie wirkt sich die Grundwasserabsenkung durch den Motorpumpeneinsatz auf die Qualität<br />
und Verfügbarkeit in verschiedenen Maßstäben aus?<br />
• Wie stark beeinflusst die Qualität und die Menge des jeweiligen Bewässerungswassers<br />
die Bodenversal<strong>zu</strong>ng?
Problemkomplexe IMPETUS<br />
• Wie werden die Qualität des Brunnenwassers und ihre zeitliche Variabilität von den Nutzern<br />
wahrgenommen? Führt die Kombination lokalen Wissens und naturwissenschaftlicher<br />
Ergebnisse <strong>zu</strong> erweiterten Erklärungsansätzen der problematischen Wassersituation?<br />
• Wie wirken sich die Art des Wasseranschlusses (traditionelle Ziehbrunnen, moderne<br />
ONEP-Anschlüsse) sowie mögliche anfallende Kosten auf den Wasserverbrauch im<br />
Haushalt aus?<br />
Die räumlichen Untersuchungsschwerpunkte dieses Problemkomplexes sind:<br />
• Mittleres Drâa-Tal mit Schwerpunkt Oasen (regionale Ebene)<br />
• Feija und die Region um Zagora (sub-regionale Ebene)<br />
• Ouled Yaoub/südliche Tinzouline-Oase (lokale Ebene)<br />
• Beni Zoli/ Oase Ternata (lokale Ebene)<br />
Mitarbeiter<br />
Klose, Rademacher, Zeyen, Roth, Jaeger<br />
Kooperationspartner<br />
Institutionelle Kooperation<br />
• ORMVAO (M. Abdellaoui)<br />
• Service Hydraulique (M. Lahmouri)<br />
• ONEP (M. Sahid)<br />
Wissenschaftliche Kooperation<br />
• <strong>Universität</strong> Rabat (M. Yassin)<br />
• <strong>Universität</strong> Rabat (M. Ait Hamza)<br />
• <strong>Universität</strong> Agadir (M. Aziki)<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Ziel dieses Problemkomplexes ist es, durch verbesserte Kenntnis über die Einflüsse der hausund<br />
landwirtschaftlichen Wassernut<strong>zu</strong>ng sowie der hydrogeologischen und bodenkundlichen<br />
Gegebenheiten die möglichen Entwicklungspfade der Ressourcen Wasser und Boden <strong>zu</strong> simulieren.<br />
Ferner werden Handlungsoptionen <strong>zu</strong>m Umgang mit diesen Ressourcen abgeleitet.<br />
263
264<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Zunächst wird ein konzeptionelles Modell entwickelt, das Aussagen über das Wirkungsgefüge<br />
von Wasserverbrauch, -nut<strong>zu</strong>ng, -verfügbarkeit und -qualität enthält. Daraus werden Bewertun-<br />
gen der aktuellen Situation sowie möglicher Entwicklungen vorgenommen.<br />
Darauf aufbauend werden fachspezifische Modellierungen <strong>zu</strong> Grundwasserströmung<br />
(MODFLOW), häuslichem Wasserverbrauch (Expertenmodell), Bodenabtragsprozessen<br />
(PESERA), Bodenversal<strong>zu</strong>ng (Versal<strong>zu</strong>ngsmodell) sowie <strong>zu</strong>m landwirtschaftlichen Ertrag<br />
(YES) durchgeführt.<br />
Die Modellergebnisse werden GIS-gestützt dargestellt und dienen <strong>zu</strong>nächst in einer losen Kopplung<br />
an ein GI-System als Fachinformationssystem. Die Modelle werden anschließend in Zusammenarbeit<br />
mit dem Teilprojekt C2 in ein DSS integriert.<br />
Modellierung<br />
Der Modellierungsansatz setzt sich aus 5 Modellen <strong>zu</strong>sammen, die in Abb. IV.2.2-1 dargestellt<br />
sind. Ziel der Modellierung ist eine Interpretation der relevanten Daten, auf deren Grundlage<br />
Entscheidungen getroffen und Handlungsoptionen entwickelt werden können (Fachinformationssystem<br />
/ DSS). Dabei werden die beiden Faktorenfelder Mensch und Umwelt betrachtet.<br />
Ausgehend von den natürlichen und sozio-ökonomischen Gegebenheiten (Modellparameter)<br />
werden das Fließsystem des Grundwassers, Bodenabtrag und -versal<strong>zu</strong>ng, der Landnut<strong>zu</strong>ngswandel<br />
sowie die Strategien der Wassernut<strong>zu</strong>ng in spezifischen Modellen abgebildet. Folgend<br />
werden in Be<strong>zu</strong>g auf die untersuchten Auswirkungen der gestiegenen Nut<strong>zu</strong>ng von Motorpumpen<br />
Simulationen für die Szenarien gerechnet.<br />
MODFLOW - Modellierung der Grundwasserströmung (Stephan Klose, TP B2):<br />
MODFLOW ist ein Pogramm <strong>zu</strong>r numerischen Modellierung der Grundwasserströmung, basierend<br />
auf der Finite-Differenzen-Methode. Derzeit wird ein Modell für die naturräumlich exemplarische<br />
Situation in der Feija parametrisiert.<br />
PESERA - Modellierung der Bodenerosion durch Wasser (Anna Zeyen, TP B2): Die Bewässerung<br />
hat indirekte Auswirkungen auf die Bodenerosion durch die daraus resultierende Änderung<br />
der Landnut<strong>zu</strong>ng. Der Einfluss dieser Änderungen auf den Bodenabtrag wird modelliert.<br />
PESERA ist ein physikalisch basiertes Modell, welches an semi-aride Bedingungen angepasst ist<br />
und für die Modellierung großer Ein<strong>zu</strong>gsgebiete konzipiert wurde. Das Modell wurde bereits in<br />
einer ersten Version angewendet, welche derzeit überarbeitet wird.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Ressourcen<br />
• Niederschlag,<br />
•Verdunstung<br />
•Grundwasserbeschaffenheit<br />
• Grundwasservorkommen<br />
•Bodeneigenschaften<br />
WasserWasserhaushaltnut<strong>zu</strong>ngHandlungsoptionen/<br />
Decision Support<br />
System<br />
Landnut<strong>zu</strong>ng<br />
Landwirtschaft<br />
• Motorpumpen<br />
•Lâchers<br />
• Anbaustrategien<br />
Haushalt<br />
• ONEP-<br />
Wasserleitungen<br />
• Ziehbrunnen<br />
Umwelt Mensch<br />
Szenarien<br />
Abb. IV.2.2-1: Diagramm <strong>zu</strong>m Modellierungsansatz in PK Ma-H.2.<br />
Versal<strong>zu</strong>ngsmodell / “Soil Salinity“ – Modellierung der Versal<strong>zu</strong>ng des Bodens und des<br />
Grundwassers (Anna Zeyen, TP B2): Um Aussagen über die Entwicklung der Salzkonzentration<br />
in der Bodensäule <strong>zu</strong> treffen wird ein einfaches numerisches Modell eingesetzt. Die entscheidenden<br />
veränderbaren Faktoren sind die Qualität und Quantität des Bewässerungswassers.<br />
Das Modell wird derzeit parametrisiert.<br />
YES – Modellierung <strong>zu</strong>m landwirtschaftlichen Ertrag (Annekathrin Jaeger, TP C2): Basierend<br />
auf Daten <strong>zu</strong> Landnut<strong>zu</strong>ng und Anbautechniken, Bodeneigenschaften sowie hydrogeologischen,<br />
hydrologischen und Klimadaten wird der landwirtschaftliche Ertrag modelliert.<br />
CEM Drâa - Empirisches Modell <strong>zu</strong>r Berechnung des häuslichen Wasserverbrauchs<br />
(Christina Rademacher, TP B5): Die Zusammenhänge zwischen demographischen, sozialen<br />
und ökonomischen Faktoren sowie dem Wasserverbrauch werden in analytischen Gleichungen -<br />
basierend auf empirischen Daten und lokalem Expertenwissen - beschrieben.<br />
265
266<br />
Responseindikatoren<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Als Responseindikatoren gelten verschiedene Faktoren, von denen die wichtigsten im Folgenden<br />
aufgeführt sind:<br />
• Grundwasserstand<br />
• Maximale Grundwasserentnahmemenge (nachhaltige Wasserverfügbarkeit)<br />
• Grundwasserqualität<br />
• Anzahl der Motorpumpen<br />
• Menge des häuslichen Wasserverbrauchs<br />
• Menge des landwirtschaftlichen Wasserverbrauchs<br />
• Ausmaß der Bodendegradation<br />
• Kosten für Wassernut<strong>zu</strong>ng (ONEP-Anschluss, Diesel für Motorpumpen)<br />
INPUT Daten<br />
• Kartendarstellungen (GIS-gestützt):<br />
• Digitales Geländemodell (TP B3; alle Modelle)<br />
• Topographische Karten (1:100 000, digital und georeferenziert; TP B2; Diskretisierung<br />
MODFLOW)<br />
• Landnut<strong>zu</strong>ngskarten (Peter Poete, TP B3; YES, PESERA)<br />
• Hydrogeologische Karten (Stephan Klose, TP B2; MODFLOW)<br />
• Hydrochemische Karten (Stephan Klose, TP B2; MODFLOW, Versal<strong>zu</strong>ngsmodell)<br />
• Geologische Karten (Stephan Klose, TP B2; MODFLOW)<br />
• Karten der Bodeneigenschaften (Anna Zeyen, TP B2; YES, PESERA, Versal<strong>zu</strong>ngsmodell)<br />
• Klimadaten (Kai Born, TP B1 und Oliver Schulz, TP B2; alle Modelle)<br />
• Satellitenbilder (Peter Poete, TP B3; Modellvalidierung PESERA)<br />
Weitere Daten:<br />
• Ethnologische Informationen (z.B. Menge des häuslichen Wasserverbrauchs; Christina<br />
Rademacher und M. Heldmann, TP B5; MODFLOW, Expertenmodell)<br />
• Landwirtschaftlicher Wasserverbrauch (z.B. Bewässerungsmenge; Andreas Roth, TP B3;<br />
MODFLOW, Expertenmodell, Versal<strong>zu</strong>ngsmodell)<br />
• Informationen <strong>zu</strong>m Anbau von Feldfrüchten/Bewässerungstechnik (Andreas Roth, TP<br />
B3; YES, Versal<strong>zu</strong>ngsmodell, Expertenmodell)<br />
• Hydraulische Durchlässigkeiten / Kf-Werte (Stephan Klose, TP B2; YES, MODFLOW)<br />
• Grundwasserstandshöhen (Stephan Klose, TP B2; MODFLOW)
Problemkomplexe IMPETUS<br />
• Flurabstände des Grundwassers (Stephan Klose, TP B2; MODFLOW, Versal<strong>zu</strong>ngsmodell)<br />
• Bevölkerungsprojektionen (M. Heldmann, TP B5; Expertenmodell)<br />
• Abflussdaten (Omar Abdellaoui/ORMVAO; MODFLOW, YES, Expertenmodell)<br />
OUTPUT Daten<br />
• Kartendarstellungen (GIS-gestützt):<br />
• Grundwasserhöffigkeitskarten (Stephan Klose, TP B2)<br />
• Grundwassergleichenkarten (Stephan Klose, TP B2; MODFLOW)<br />
• Flurabstandskarten (Stephan Klose, TP B2; MODFLOW)<br />
• Karte <strong>zu</strong>r Grundwasserchemie (Stephan Klose, TP B2)<br />
• Karte <strong>zu</strong> Grundwasserneubildungsraten (Stephan Klose, TP B2; MODFLOW)<br />
• Verteilung der hydraulischen Durchlässigkeit (Stephan Klose, TP B2; MODFLOW)<br />
• Karte des Bodenabtrags (Anna Zeyen, TP B2; PESERA)<br />
• Karte <strong>zu</strong>r Bodenversal<strong>zu</strong>ng (Anna Zeyen, TP B2; Versal<strong>zu</strong>ngsmodell)<br />
• Risikoabschät<strong>zu</strong>ngen <strong>zu</strong>r Bodendegradation und Grundwassergefährdung (Zusammenarbeit<br />
S. Klose und A. Zeyen, TP B2)<br />
• Landwirtschaftliche Ertragszahlen verschiedener Kulturen (Annekathrin Jaeger, TP C2;<br />
YES)<br />
Weitere Daten:<br />
• Wasserhaushaltsbilanz (Zusammenarbeit aller Mitarbeiter)<br />
• Daten <strong>zu</strong>m häuslichen Wasserverbrauch (Christina Rademacher, TP B5; Expertenmodell)<br />
• Informationsblätter <strong>zu</strong> alternativen Anbautechniken, Bewässerung und Wassernut<strong>zu</strong>ng<br />
(Christina Rademacher, TP B5)<br />
Szenarieneinbindung<br />
Vor dem Hintergrund der Forschungsergebnisse wird die Simulation in den Modellen gemäß der<br />
bestehenden Szenarien ausgerichtet. Beispielsweise wird die Grundwasserstandsentwicklung bei<br />
erhöhter, gleich bleibender und verringerter Entnahmemenge aus Brunnen berechnet. Gemessen<br />
an Responseindikatoren wird von den Forschungsergebnissen auf den Szenarienverlauf rück geschlossen.<br />
Für den Problemkomplex sind vor allem die in den Szenarien entwickelten Themenfelder (1)<br />
Entwicklung im Agrarsektor, (2) demographische Entwicklung/Lebensqualität und (3) Umwelt<br />
und Ressourcen von Bedeutung.<br />
267
268<br />
Dabei ergeben sich folgende mögliche Interventionsszenarien:<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
• Auswirkungen einer künstlichen Grundwasseranreicherung (Verrieselung, Reservoirs)<br />
auf die Wasserverfügbarkeit.<br />
• Auswirkung einer staatlichen Kontrolle der privaten Grundwasserentnahme auf die Nut<strong>zu</strong>ng<br />
und die landwirtschaftlichen Anbauflächen sowie die Wasserverfügbarkeit.<br />
• Auswirkungen von veränderten Bewässerungstechniken auf Bodenqualität, Ernteertrag<br />
sowie Wasserverfügbarkeit und -qualität.<br />
• Auswirkungen einer veränderten Landnut<strong>zu</strong>ng auf Bodenqualität, Ernteertrag sowie<br />
Wasserverfügbarkeit und -qualität.<br />
• Auswirkungen des steigenden oder fallenden Wasserpreises auf die Wassernut<strong>zu</strong>ng und<br />
das Grundwasser.<br />
• Ferner können <strong>zu</strong> den folgenden Interventionsszenarien qualitative Aussagen getroffen<br />
werden:<br />
• Auswirkung von staatlichen Maßnahmen <strong>zu</strong>r Eindämmung der Landflucht/Migration auf<br />
die Herkunftsregion und auf die Wasserversorgung.<br />
• Verteilungskonflikte zwischen den Oasen aufgrund des staatlichen „Lâcher“-<br />
Managements.<br />
Meilensteine<br />
Datenauswertung<br />
August 2006: Analyse der Felddaten und konzeptionelle Modelle<br />
August 2006: Themenkarten Hydrogeologie, Bodeneigenschaften, Landnut<strong>zu</strong>ng sowie Daten<br />
<strong>zu</strong>m Wasserverbrauch für die räumlichen Untersuchungsschwerpunkte<br />
Oktober 2006: Informationsblätter <strong>zu</strong> den Themen Grundwassernut<strong>zu</strong>ng, Anbautechniken,<br />
Bewässerung für die räumlichen Untersuchungsschwerpunkte<br />
Januar 2007: Themenkarten Hydrogeologie, Bodeneigenschaften, Landnut<strong>zu</strong>ng im regionalen<br />
Maßstab<br />
Modellierung<br />
MODFLOW/Versal<strong>zu</strong>ngsmodell/PESERA/YES<br />
August 2006: Parametrisierung für die räumlichen Untersuchungsschwerpunkte<br />
Januar 2007: Szenarienrechnungen für die räumlichen Untersuchungsschwerpunkte<br />
August 2007: Parametrisierung auf der regionalen Ebene<br />
Januar 2008: Szenarienrechnungen auf der regionalen Ebene
Problemkomplexe IMPETUS<br />
CEM Drâa<br />
August 2006: Parametrisierung auf der lokalen Ebene<br />
Januar 2007: Szenarienrechnungen auf der lokalen Ebene<br />
August 2007: Entwicklung des Wasserverbrauchs auf der regionalen Ebene<br />
GIS–gestütztes Fachinformationssystem / DSS<br />
August 2008: Kopplung der Modellresultate/Implementierung<br />
Januar 2009: Datenintegration und -darstellung<br />
Capacity Building<br />
November 2006: Vorstellung und Diskussion von Ergebnisse der interdisziplinären Studien<br />
auf der regionalen institutionellen Ebene (ORMVAO/DRH) sowie Informationsveranstaltung<br />
<strong>zu</strong>r Vermittlung von Handlungsoptionen der lokalen institutionellen Ebene (CMVs, AUEAs).<br />
Mai 2007: Präsentation der Ergebnisse der Szenarienrechnungen (Untersuchungsschwerpunkte)<br />
sowie Durchführung eines Modell–Workshops für die Institutionen ORMVAO, DRH und<br />
die wissenschaftlichen Kooperationspartner.<br />
Mai 2008: Präsentation der Szenarienrechnungen für das mittlere Drâa-Tal und Vermittlung<br />
der abgeleiteten Handlungsoptionen; Vorstellung des Konzepts <strong>zu</strong>m Fachinformationssystem<br />
/ DSS und Abstimmung desselben mit den marokkanischen Partnern (ORMVAO, DRH und<br />
wissenschaftliche Kooperationspartner) sowie Modellschulung.<br />
April 2009: Übergabe des Fachinformationssystems / DSS und weitere Schulung der möglichen<br />
Anwender (ORMVAO und DRH)<br />
Transferprodukte<br />
Handlungsoptionen ergeben sich einerseits aus den konzeptionellen Modellen und andererseits<br />
aus den Szenarienrechnungen. Letztere liefern eine Bewertung der Auswirkung eines bestimmten<br />
Eingriffs in das System und dienen somit als Grundlage für die Entscheidungsfindung. Die<br />
Handlungsoptionen werden für die potenziellen Anwender wie folgt in unterschiedlicher Form<br />
aufbereitet:<br />
• GIS-gestütztes Fachinformationssystem / DSS (lauffähige Modelle, Themenkarten und<br />
Szenarienrechnungen)<br />
• Möglichkeiten <strong>zu</strong> alternativen Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Bewässerungssystemen (Handlungskatalog,<br />
Karten und Informationsblätter)<br />
• Möglichkeiten für staatliche Eingriffe in das System der Wasserverfügbarkeit über Wasserpreis/Regelung<br />
der Entnahme (Handlungskatalog, Berichte und Informationsblätter)<br />
269
270<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
• Möglichkeiten alternativer Grundwassernut<strong>zu</strong>ng (z.B. Grundwasseranreicherung, Brunnenstandorte;<br />
Handlungskatalog, Berichte und Karten sowie Informationsblätter)<br />
• Informationen <strong>zu</strong>r potenziellen Boden- und Grundwassergefährdung (Karten und Informationsblätter)<br />
• Daten <strong>zu</strong>m Wasserverbrauch in Haushalt und Landwirtschaft (Bericht und Tabellenwerk)<br />
Mögliche Anwender<br />
Regionale institutionelle Ebene<br />
• ORMVAO<br />
• Service Hydraulique<br />
• ONEP<br />
Lokale institutionelle Ebene<br />
• Centres de Mise en Valeur (CMVs)<br />
• Wasservereine (AUEAs)<br />
Capacity Building<br />
„Capacity Building“ erfolgt nach unterschiedlichen Konzepten in Abhängigkeit von der angesprochenen<br />
Zielgruppe. Auf der regionalen institutionellen Ebene werden die Forschungsergebnisse<br />
präsentiert. Da<strong>zu</strong> finden Schulungen <strong>zu</strong> den einzelnen Modellen sowie dem Fachinformationssystem<br />
/ DSS statt. Auf der lokalen Ebene werden konkrete Forschungsergebnisse vermittelt,<br />
die direkten Anwendungsbe<strong>zu</strong>g haben. In Informationsveranstaltungen und anhand von Informationsblättern<br />
werden die Handlungsoptionen aufgezeigt. Die Planung hier<strong>zu</strong> findet sich im Abschnitt<br />
Meilensteine.<br />
Personalbedarf<br />
9 MM – Stephan Klose<br />
5,4 MM – Christina Rademacher<br />
8,1 MM – Anna Zeyen<br />
2,7 MM – Andreas Roth<br />
5,4 MM – Annekathrin Jaeger<br />
2,7 MM - Moritz Heldmann
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Die Feldarbeiten sind abgeschlossen und es sind Arbeitskarten <strong>zu</strong> verschiedenen Themen verfügbar.<br />
Die Auswahl der Modelle und deren Überprüfung auf Eignung sind abgeschlossen. Im<br />
Folgenden ist der Stand der jeweiligen Modellierung aufgeführt:<br />
• MODFLOW wird derzeit parametrisiert.<br />
• CEM Drâa wird derzeit parametrisiert.<br />
• Für PESERA sind erste Modellläufe abgeschlossen. Die Parametrisierung wird derzeit<br />
verfeinert.<br />
• YES wird derzeit parametrisiert.<br />
• Das Versal<strong>zu</strong>ngsmodell wird derzeit parametrisiert.<br />
271
272<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PK Ma-H.3 Saisonale Abflussprognosen aus der Schneeschmelze für das<br />
Bewässerungsmanagement<br />
Problemstellung<br />
Abb.: Blick vom Ufer des Oued Dadès (oberes Drâa-Tal) auf den verschneiten<br />
Hohen Atlas<br />
Die Wasserversorgung im Drâa-Tal stützt sich in hohem Maße auf die Niederschläge im Hohen<br />
Atlas, die in höheren Regionen im Winterhalbjahr überwiegend als Schnee fallen, der je nach<br />
Witterung bis in das Frühjahr liegen bleibt. Die Trockenheit der letzten Jahrzehnte führte <strong>zu</strong> verringerten<br />
Abflüssen, somit <strong>zu</strong> einem generell niedrigen Füllstand des Stausees El Mansour Eddahbi<br />
und <strong>zu</strong> einer verringerten Anzahl der Lâchers für das mittlere Drâa-Tal.<br />
Die wichtige Funktion des Schnees als Wasserspeicher ist für die Einwohner des Drâa-Tals bekannt,<br />
eine Schneedecke im Hohen Atlas hat für sie visuelle Aussagekraft und wird als erhöhte<br />
Wasserverfügbarkeit in den kommenden Monaten gedeutet. Gleichwohl wird diese Einschät<strong>zu</strong>ng<br />
bisher nicht in Prognosen <strong>zu</strong> Abflussmengen und Wasserverfügbarkeit quantifiziert. Quantitative<br />
Abschät<strong>zu</strong>ngen über die in Schnee und Regen <strong>zu</strong>r Verfügung stehende Wassermenge und deren<br />
zeitliche Verfügbarkeit sowie über Verluste durch Verdunstung und Sublimation sind durch die<br />
bisherige Projektarbeit vorhanden. Kenntnisse <strong>zu</strong>r Schneelage am Ende des Winters könnten in<br />
Verbindung mit Wetterprognosen das Stauseemanagement und die Bewässerungsplanung unterstützen.<br />
Die Folgen von Klimaänderungen auf Saisonalität, Höhe und Schneeanteil der Niederschläge<br />
und damit auf die <strong>zu</strong>künftige Wasserverfügbarkeit der Region sind <strong>zu</strong> untersuchen.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Mitarbeiter<br />
Schulz, Born<br />
Kooperationspartner<br />
• Direction Régionale de l’Hydraulique, Agence du Bassin de Souss-Massa / Drâa, Agadir<br />
(K. Makroum)<br />
• Service Hydraulique Ouarzazate (M. Sebbar)<br />
• ORMVA Ouarzazate (O. Abdellaoui)<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Ziel des Problemkomplexes ist die Bereitstellung eines Monitoringtools PROG-RESERV<br />
(„PROGnostic du niveau d’eau du RESERVoir El Mansour Eddahbi“; „PROGnostication of the<br />
water level of El Mansour Eddahbi RESERVoir“), das eine saisonale Abflussvorhersage für das<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des oberen Drâa bis <strong>zu</strong>m Stausee El Mansour Eddahbi bei Ouarzazate ermöglicht.<br />
Solche Vorhersagen, die immer wieder von Anwendern aus der Wasserwirtschaft gefordert werden,<br />
könnten gerade in einer semi-ariden Region wie dem Drâa-Tal den Betreiber des Staudamms<br />
bei der Bewässerungsplanung der kommenden Monate und bei Empfehlungen für die<br />
regionale Landwirtschaft unterstützen.<br />
Grundlagen für eine Vorhersage vom späten Winter bis <strong>zu</strong>m Sommer sind Kenntnisse über die<br />
Wassermenge, die in der winterlichen Schneedecke gespeichert ist, Abschät<strong>zu</strong>ngen für die im<br />
Frühjahr noch hin<strong>zu</strong>kommenden Niederschläge, über die Abflusscharakteristik der einzelnen Zuflüsse<br />
in den Stausee sowie über Verluste durch Verdunstung / Sublimation und Bewässerung.<br />
Modellierung<br />
Blockdiagramm<br />
Das Monitoringtool PROG-RESERV wird neu entwickelt und soll aus einer einheitlichen Oberfläche<br />
bestehen, unter der Satellitendaten (MODIS snowmap), Schneeschmelz-Abfluss-Modelle<br />
(Snowmelt Runoff Model, MMS/UEB), ein Wettergenerator und eine Klimadatenbank (Atmosphärendaten,<br />
aktuelle und historische Stationsmeldungen) über Schnittstellen gekoppelt sind<br />
und Abflüsse sowie daraus der Füllstand des Staussees berechnet werden.<br />
273
274<br />
Methodik<br />
MODIS<br />
snowmap<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PROG-RESERV<br />
Prognostizierte<br />
Abflussmengen der<br />
Zuflüsse und Füllstand<br />
des Stausees<br />
Zur Modellierung des Abflusses aus der Schneeschmelze wird das Snowmelt Runoff Model<br />
(SRM) betrieben sowie Modellergebnisse des gekoppelten „Modular Modelling System / Utah<br />
Energy Balance Model“ (MMS/UEB) <strong>zu</strong>m Abfluss vom PK Ma-H.1 übernommen. MODIS-<br />
Satellitendaten liefern die raumzeitlichen Veränderungen in der Ausbreitung der Schneedecke.<br />
Mit gemessenen Klima- und Abflussdaten der Stationen der „Direction Régionale de<br />
l’Hydraulique“ (DRH) und der IMPETUS-Stationen sowie den Ergebnissen aktueller schneehydrologischer<br />
Untersuchungen werden die genutzten Modelle parametrisiert und betrieben. Aktuelle<br />
und für die nächsten Monate prognostizierte Wetterdaten werden mit einem Wettergenerator<br />
erzeugt, dem eine atmosphärische Modellkette und eine Klimastatistik <strong>zu</strong>grunde liegen. Während<br />
des modellierten Zeitraums (später Winter bis Sommer) erfolgt ein Update der Wetterprognosen<br />
durch aktuelle Messdaten. Die Abflussprognosen des Monitoringtools werden mit gemessenen<br />
Abflussdaten validiert. Für die Steuerung der Eingangsdaten und Modelle sowie des Datenaustauschs<br />
wird eine Benutzeroberfläche mit Schnittstellen (PROG-RESERV) programmiert.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Das „Snowmelt Runoff Model“ (SRM) <strong>zu</strong>r Abflussmodellierung aus der Schneeschmelze für das<br />
M’Goun-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet bis <strong>zu</strong>m Pegel Ifre ist für zwei hydrologische Jahre parametrisiert und<br />
validiert. Das „Modular Modelling System“ (MMS) wird im PK Ma-H.1 betrieben. Validierte<br />
Modellergebnisse <strong>zu</strong>r Schneeschmelze und Sublimation für einzelne Standorte und Zeiträume im<br />
M’Goun-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet mit dem physikalischen „Utah Energy Balance Model“ (UEB) liegen<br />
vor. Ein gekoppeltes MMS-UEB-Modell <strong>zu</strong>r flächenhaften Modellierung ist beim Modellentwickler<br />
<strong>zu</strong>rzeit in der Testphase. Die atmosphärische Modellkette wird bereits betrieben, der<br />
Wettergenerator ist noch <strong>zu</strong> entwickeln.<br />
Mit der Nut<strong>zu</strong>ng der Modellergebnisse zweier Schnee- und Abflussmodelle wie auch gemessener<br />
und generierter Klimadaten wird eine Doppelstrategie verfolgt. Einerseits wird hiermit die<br />
detaillierte Untersuchung von Möglichkeiten und Unsicherheiten der Abflussvorhersage mit unterschiedlichen<br />
Methoden ermöglicht. Darüber hinaus stellt es ein Angebot an die möglichen<br />
Anwender dar, mit dem SRM ein weit verbreitetes, einfacheres Modell <strong>zu</strong> nutzen, für das weniger<br />
Eingangsdaten erforderlich sind als für das MMS/UEB. Die Ergebnisse aus diesem Problemkomplex<br />
gehen in die PK Ma-H.1, PK Ma-H.4 und PK Ma-L.3 ein, wo Atmosphären- und<br />
hydrologisches Modell in derselben Weise genutzt werden.<br />
Responseindikatoren<br />
Wasserverfügbarkeit für Landwirtschaft und häuslichen Verbrauch:<br />
• Abfluss (Höhe und zeitliche Variabilität)<br />
• Füllstand des Stausees<br />
• Verdunstung/Sublimation aus Schnee<br />
• Schneeanteil am Gesamtniederschlag<br />
INPUT Daten<br />
• Klimaparameter auf Tagesbasis (Modellkette Meteorologie, Statistik): Niederschlag,<br />
Temperaturminimum und –maximum für historische und aktuelle Zeiträume (TP B1)<br />
• Abflüsse und Wetterstationsdaten der Teilein<strong>zu</strong>gsgebiete des oberen Drâa (Kooperationspartner)<br />
und Daten der automatischen IMPETUS-Wetterstationen (TP B2)<br />
• Schneehydrologische Messungen (Kooperationspartner, TP B2)<br />
• Schneeverbreitungskarten aus MODIS-Satellitenbildern (TP B2)<br />
• Modellergebnisse <strong>zu</strong> Abflussmengen der Teilein<strong>zu</strong>gsgebiete des oberen Drâa und <strong>zu</strong>m<br />
Füllstand des Stausees aus dem MMS/UEB (TP B2)<br />
275
276<br />
OUTPUT Daten<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
• Gemessene und (SRM-) modellierte Abflussmengen an den Pegeln der Teilein<strong>zu</strong>gsgebiete<br />
des oberen Drâa (für Kooperationspartner, TP B2, TP B3)<br />
• Gemessener und (SRM-) modellierter Füllstand des Stausees El Mansour Eddahbi (für<br />
Kooperationspartner, TP B2, TP B3)<br />
• Prognosen am Ende des Winters <strong>zu</strong> Wetter und Abfluss der nächsten Monate (für PK<br />
Ma-E.2 und PK Ma-H.2)<br />
• Schneewasseräquivalente, Schmelz-, Verdunstungs- und Sublimationsraten an den Wetterstationen<br />
sowie als Verbreitungskarten (Messungen, Berechnungen) (für TP B1, PK<br />
Ma-H.1)<br />
Szenarieneinbindung<br />
Wie gehen die Szenarien in den PK ein?<br />
• Der PK ist in die IMPETUS-Klimaszenarien eingebunden, da die Bildung und Persistenz<br />
von Schneedecken von der Umgebungstemperatur und der Niederschlagshöhe abhängt.<br />
Temperatur- und Niederschlagstrends werden im Klimaänderungsmodus des SRM umgesetzt.<br />
• Änderungen der Wasserverfügbarkeit (z.B. durch geänderte landwirtschaftliche Anbaustrategien)<br />
werden mit den MMS/UEB-Modellergebnissen des PK Ma-H.1 übernommen<br />
bzw. im SRM parametrisiert. Die Auswirkungen extremer Wetterereignisse auf den Abfluss<br />
werden im Klimaänderungsmodus des SRM bzw. mit Daten historischer Extremwerte<br />
für Niederschlag und Temperatur berechnet.<br />
Meilensteine<br />
April 2007<br />
• erste Version des Monitoringtools PROG-RESERV mit Schnittstellen <strong>zu</strong> Daten und Modellen<br />
ist programmiert<br />
• aktuelle Klima- und Abflussdaten, Parametrisierung und Modellergebnisse des SRM für<br />
die Teilein<strong>zu</strong>gsgebiete des oberen Drâa bis <strong>zu</strong>m Frühjahr 2007 liegen vor<br />
• eine erste Version des Wettergenerators ist getestet<br />
April 2008<br />
• ein Verfahren <strong>zu</strong>r schnelleren Aktualisierung der Schneebedeckung aus MODIS-<br />
Satellitenrohdaten ist entwickelt, getestet und über eine Schnittstelle mit PROG-<br />
RESERV gekoppelt
Problemkomplexe IMPETUS<br />
• die Entwicklung des Wettergenerators ist abgeschlossen<br />
• PROG-RESERV läuft in der Endversion<br />
• die saisonale Abflussprognose mit PROG-RESERV wird als „Nachhersage“ für historische<br />
Zeiträume betrieben und validiert, Unsicherheiten sind abgeschätzt<br />
• Szenarienrechnungen<br />
November 2008<br />
• Übergabe des Monitoringtools an die Anwender<br />
• paralleler Betrieb für Winter/Frühjahr 2008/09 in Deutschland und durch Kooperationspartner<br />
in Marokko im „Vorhersagemodus“ ist organisiert<br />
• weitere Szenarienrechnungen<br />
April 2009<br />
• deutsch-marokkanischer Arbeitsbericht <strong>zu</strong>m Einsatz des Monitoringtools PROG-<br />
RESERV<br />
Transferprodukte<br />
• Monitoringtool PROG-RESERV <strong>zu</strong>r saisonalen Wetter- und Abflussvorhersage im oberen<br />
Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet bis <strong>zu</strong>m Stausee El Mansour Eddahbi<br />
• Modell SRM inkl. historischer sowie aktueller Daten und Parametrisierung für die Teilein<strong>zu</strong>gsgebiete<br />
des oberen Drâa bis <strong>zu</strong>m Stausee El Mansour Eddahbi<br />
• Konzeption und statistische (historische) Datenbasis des Wettergenerators<br />
• Saisonale Abflussraten und Unsicherheiten (<strong>zu</strong>sammen mit PK Ma-H.4)<br />
• Karten der Schneebedeckung im Hohen Atlas auf Basis von MODIS-Satellitendaten<br />
Mögliche Anwender<br />
• Direction Régionale de l’Hydraulique, Agence du Bassin de Souss-Massa Agadir (K.<br />
Makroum)<br />
• Service Hydraulique Ouarzazate (M. Sebbar)<br />
• ORMVA Ouarzazate (O. Abdellaoui)<br />
• ONEP Ouarzazate<br />
• Ministère d'Eaux et Forets Rabat (M. Lahmouri)<br />
277
278<br />
Capacity Building<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Herbst 2006: Konzeption von Messkampagnen <strong>zu</strong>m Schnee- und Abflussmonitoring im Winter<br />
2006/07 mit den Betreibern der Wetterstationen und Abflusspegel in den Teilein<strong>zu</strong>gsgebieten<br />
des oberen Drâa; Begutachtung und eventuell Verbesserung der Messeinrichtungen<br />
Herbst 2007: Vorstellung einer ersten Version des Monitoringtools und der Modellierungsergebnisse<br />
für den letzten Winter; Schulung der Anwender in der Abflussmodellierung mit dem<br />
Snowmelt Runoff Model (SRM); Planung der Messkampagnen der Stationsbetreiber für den<br />
Winter 2007/08<br />
Frühjahr 2008: Schulung der Anwender in der Nut<strong>zu</strong>ng der zweiten Version des Monitoringtools<br />
Herbst 2008: Übergabe der dritten Version des Monitoringtools an die Anwender incl. Schulung;<br />
Planung der Messkampagnen der Stationsbetreiber für den Winter 2008/09<br />
Winter/Frühjahr 2008/09: ständiger Informationsaustausch und Hilfestellung während des parallelen<br />
Betriebs des Monitoringtools bei IMPETUS und den Anwendern <strong>zu</strong>r saisonalen Vorhersage<br />
der Abflussmengen im oberen Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet und des Stauseefüllstands; gemeinsamer<br />
Abschlußbericht<br />
Personalbedarf<br />
3,6 MM - K. Born<br />
21,6 MM - O. Schulz<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Das Snowmelt Runoff Model (SRM) wurde bereits erfolgreich <strong>zu</strong>r Abflussmodellierung aus der<br />
Schneeschmelze für das M’Goun-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet bis <strong>zu</strong>m Pegel Ifre für die Monate November bis<br />
Mai der hydrologischen Jahre 2001/02 und 2002/03 eingesetzt. Mit dem Utah Energy Balance<br />
Model (UEB) konnte die Differenzierung in Schneeschmelze und Schneesublimation für einzelne<br />
Schneebedeckungsphasen an den IMPETUS-Klimastationen im Winter 2003/04 modelliert<br />
und validiert werden. Schneebedeckungskarten aus Satellitendaten für das ganze relevante obere<br />
Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet liegen für den Zeitraum 2001 bis 2004 vor. Gesamtniederschlagsmengen an<br />
den automatischen IMPETUS-Wetterstationen im M’Goun-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet aus registrierten Regen-<br />
und Schneefällen sind für 2001 bis 2004 berechnet. Die meteorologische Modellkette ist<br />
aufgebaut und wird bereits genutzt. Eine Schnittstelle zwischen dieser und dem Modular Modelling<br />
System (MMS) ist eingerichtet, die dynamische Modellierung auf dekadischen Zeitskalen<br />
ist erfolgreich getestet worden.<br />
Das SRM-Parametrisierung für das Ein<strong>zu</strong>gsgebiet M’Goun bis <strong>zu</strong>m Pegel Ifre ist auf ganzjährige<br />
Modellierung erweitert, und die Abflüsse der hydrologischen Jahre 2001/02 bis 2004/05 sind<br />
modelliert. Der auf der meteorologischen Modellkette und auf Klimastatistik basierende Wettergenerator<br />
<strong>zu</strong>r Erstellung von Wetterprognosen für die nächsten Monate ist konzipiert.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
PK Ma-H.4 Interannuelle Niederschlagsvariabilität und Wasser-<br />
management<br />
Problemstellung<br />
Die Analyse langjähriger Niederschlagsreihen in Marokko hat gezeigt, dass trockene und feuchte<br />
Jahre nicht vollkommen erratisch auftreten, sondern dass der Jahresniederschlag eine Erhaltungsneigung<br />
von 2-4 Jahren besitzt. Daher ist vor allem der Süden der Drâa-Region regelmäßig<br />
entsprechend langen Dürreperioden ausgesetzt. In den trockenen Jahren wird der im Speicherbecken<br />
„El Mansour Eddahbi“ bei Ouarzazate gesammelte Wasser-Überschuss der feuchteren Jahre<br />
<strong>zu</strong> einem Puffer für die Wasserversorgung vor allem im ariden Süden des Drâa-Tales. Anzahl<br />
und Stärke des Lâchers könnte effizienter gewählt werden, wenn eine saisonale Vorhersage des<br />
Niederschlags vorläge. Diese oft gewünschte Prognose ist vor allem dann sinnvoll, wenn sie mit<br />
einer Wahrscheinlichkeitsaussage gekoppelt wird. Parameter der Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />
können unter Kenntnis der Niederschlagsvariabilität – und damit der Erhaltungsneigung – in der<br />
Vergangenheit abgeleitet werden. Damit kann die Füllstandsprognose für den Stausee durch Angabe<br />
eines Unsicherheitsbereiches verbessert werden.<br />
279
280<br />
Mitarbeiter<br />
K. Born, N. N. (Meteorologie), N. N. (Hydrologie)<br />
Kooperationspartner<br />
DGH, ORMVAO, ONEP<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Das primäre Ziel besteht in der Erstellung einer Wahrscheinlichkeitsaussage <strong>zu</strong>r Vorhersage des<br />
Staudamm-Füllstands auf unterschiedlichen Zeitskalen (der nächsten Monate bis Jahre) auf der<br />
Basis statistisch-dynamischer Modellierung. Dynamisch berechnete Abflussprognosen können<br />
bisher nur mit Mittelwerten klimatologischer Niederschläge angetrieben werden, weil eine dynamische<br />
Vorhersage der Niederschläge mit Atmosphärenmodellen für einen aktuellen Zeitraum,<br />
der sich über mehrere Monate erstreckt, durch den stochastischen Charakter der Niederschläge<br />
keinen Wert besitzt. Eine statistische Information über die Erhaltungsneigung des Niederschlags<br />
von Jahr <strong>zu</strong> Jahr kann jedoch <strong>zu</strong>mindest mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit die<br />
enorme Schwankungsbreite der Niederschlagsvariabilität eingrenzen. Dafür werden die mit den<br />
regionalen Klimamodellen REMO und LM gewonnenen Daten analysiert. Angewandt auf die<br />
Abflussprognosen von PK Ma-H.3 oder PK Ma-H.1, mündet sie letztlich in eine Optimierung<br />
der Planung von Lâchers. Die Angaben von Wahrscheinlichkeiten für Speicherbeckenfüllstände<br />
ermöglichen eine Abschät<strong>zu</strong>ng der Unsicherheit von Abflussprognosen. Die Klimaszenarien von<br />
IMPETUS geben Aufschluss darüber, ob diese Erhaltungsneigung sich in den nächsten 20-25<br />
Jahren ändert; und welchen Einfluss das auf eine Vorhersagbarkeit des Abflusses haben könnte.<br />
Modellierung<br />
Blockdiagramm<br />
Die Verbindung zwischen atmosphärisch-klimatologischer und hydrologischer Modellierung,<br />
die vor allem in den PK Ma-H.1 und PK Ma-H.3 erarbeitet und genutzt wird, bedarf einer Abschät<strong>zu</strong>ng<br />
der Wahrscheinlichkeit, mit der eine bestimmte Abflussmenge <strong>zu</strong> erwarten ist. Da<strong>zu</strong><br />
tragen nicht nur die Unsicherheit aus Modell-immanenten Prozessen, sondern auch die Variabilität<br />
und damit die Erhaltungsneigung des Antriebs bei. Inhalte dieses Problemkomplexes werden<br />
durch die außerhalb der grauen Box platzierten Elemente gekennzeichnet. Klimadaten werden<br />
durch das Tool „Lokale Aggregation und Interpolation“ für unterschiedliche Anwendungsberei-
Problemkomplexe IMPETUS<br />
che <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt. Die Abflussmodellierung in den Stausee erfolgt durch das hydrologische<br />
Modell MMS, das die Speicherkaskade vom Hochgebirge bis <strong>zu</strong> Stausee abbildet. Die geschätzten<br />
Füllstände des Speicherbeckens in der Zukunft können als Grundlage für die Planung<br />
von Lâchers <strong>zu</strong>r Bewässerung des Drâa-Unterlaufs dienen.<br />
Methodik<br />
Meteorologie:<br />
• Atmosphärische Modellkette: Klimatologien von der globalen <strong>zu</strong>r regionalen Skala, klimatologische<br />
Beobachtungsdaten.<br />
• Tool: Statistische Generation von Klimaszenarien<br />
• Tool: Interpolation und Aggregation von Klimadaten<br />
• Tabellarische Darstellung statistischer Eigenschaften von Klimadaten.<br />
Hydrologie:<br />
• MMS: Das MMS erlaubt Ensemblerechnungen mit verschiedenen Antrieben, so dass der<br />
Lösungsbereich für eine Wahrscheinlichkeitsverteilung unterschiedlicher Antriebe abgedeckt<br />
werden kann.<br />
281
282<br />
Responseindikatoren<br />
• Füllstand des Stausees<br />
• Abflusskurven auf saisonaler Skala<br />
INPUT Daten<br />
Antrieb<br />
• Klimadaten (TP B1)<br />
Randwerte<br />
• Geomorphologie (TP B2, PK Ma-H.1)<br />
• Geologie, Hydrogeologie<br />
• Abfluss aus Schneeschmelze (TP B2, PK Ma-H.3)<br />
OUTPUT Daten<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
• Wahrscheinlichkeitsaussagen für den <strong>zu</strong>künftigen Füllstand des Stausees<br />
• Anzahl, Dauer und Stärke von „Lâchers“ in „Was-wäre-wenn-Abschät<strong>zu</strong>ngen“<br />
• Wasserverfügbarkeit in Sub-Ein<strong>zu</strong>gsgebieten<br />
Szenarieneinbindung<br />
Die Anwendung des Verfahrens erfolgt sowohl auf vergangene Zeiträume als auch auf Zeiträume<br />
im Bereich der Szenarien. Die Änderung der interannuellen und interdekadischen Niederschlagsvariabilität<br />
und der Einfluss auf die Vorhersagbarkeit werden untersucht.<br />
Interventionsszenarien beziehen sich auf Änderungen im Abflussverhalten aufgrund von Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen<br />
(Aufforstung / Kultivierung) und den Betrieb neuer Staudämme, vor allem<br />
in der Ebene von Ouarzazate.<br />
Meilensteine<br />
Bis Ende 2006<br />
• Implementation der ersten Version der Klimadaten-Tabellen<br />
• Vereinheitlichung der Schnittstellen zwischen Modellen (<strong>zu</strong>sammen mit PK Ma-H.1 u.<br />
PK Ma-L.3)<br />
• Sensitivitätstests des Modellkomplexes (<strong>zu</strong>sammen mit PK Ma-H.1 u. PK Ma-L.3)
Problemkomplexe IMPETUS<br />
2007<br />
• Programmtechnische Weiterentwicklung für praktische Anwendungen<br />
• Abschät<strong>zu</strong>ng der Auswirkungen von Klimaszenarien<br />
• Abschät<strong>zu</strong>ng der Unsicherheiten und Anwendbarkeitsgrenzen<br />
• Vorstellung bei „Stakeholdern“<br />
• weitere Entwicklungsschritte gemeinsam in Diskussion mit potenziellen Anwendern<br />
• Praxistest und Anpassung<br />
• Formulierung eines Handlungsoptions-Modells<br />
Bis Ende 2008<br />
• Anwenderschulung<br />
• Aufbau für operationelle Einsatzfähigkeit<br />
Transferprodukte<br />
• Abschät<strong>zu</strong>ngen der Abflüsse bzw. Stausee-Füllstände<br />
• Angabe einer Wahrscheinlichkeitsverteilung für die Abfluss- bzw. Füllstandswerte<br />
• „Was-wäre-wenn Analysen“ für „Lâchers“<br />
Mögliche Anwender<br />
ORMVAO<br />
Capacity Building<br />
Einsatz auf PCs möglich. Eine Anwenderschulung ist unbedingt notwendig. Anpassung der Modellparameter<br />
und eine letzte Kalibrierung könnte durch den ortskundigen Anwender erfolgen.<br />
Personalbedarf<br />
9 MM - Born<br />
2,7 MM - N.N. (Doktorand)<br />
3,6 MM - N.N. (Postdoc)<br />
283
284<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Atmosphärenmodelle<br />
Die meteorologischen Modelle sind in der zweiten Phase als Klimamodelle angewandt worden.<br />
Die vollständige Durchführung der Szenarienrechnungen ist bis Ende 2005 geplant. Bis <strong>zu</strong>r synoptischen<br />
Skala (ECHAM / REMO) erfolgt die Berechnung der Klimaszenarien in transienter<br />
Form. Für die mesoskaligen Modelle LM und FOOT3DK wird eine Methodik der statistischdynamischen<br />
Rekombination für die Erstellung der Szenarien angewandt. Die Technik für<br />
FOOT3DK wurde bereits entwickelt und bereitgestellt (Juli 2005), für das LM bedarf sie noch<br />
einiger Modifikation (bis Ende Phase 2). Die Anwendung der Rekombination muss weiter verbessert<br />
und bewertet werden (Phase 3).<br />
Tools<br />
Die Komponente „Interpolation und Aggregation“ meteorologischer Parameter liegt in der ersten<br />
Fassung vor (Juli 2005). Die Anwendung der auf statistischem Wege rekombinierten Klimaszenarien,<br />
bisher beschränkt auf die Ergebnisse von FOOT3DK, wird auf das LM übertragen, um<br />
höher aufgelöste Szenarien <strong>zu</strong> produzieren (bis April 2006). Die Auswahl alternativer Klassifikationsparameter<br />
für die Cluster-Analyse repräsentativer Wetterlagen erfolgt nach April 2006.<br />
Hydrologisches Modell MMS<br />
Das MMS ist bis Mitte 2005 in ein Stadium der Anwendbarkeit gelangt. Die Kalibrierung und<br />
Validierung des Modells erfolgt bis April 2006. Die Ausdehnung des Ein<strong>zu</strong>gsgebietes über das<br />
Ifre-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet wird in der 2. Hälfte 2006, wenn die Anwendung der Modelle geplant ist, fertig<br />
gestellt sein. Der Vergleich des Schneemodells im MMS, das in PK Ma-H.1 Anwendung<br />
findet, mit anderen, externen Schneeabflussberechnungen (PK Ma-H.3) verspricht hier eine optimale<br />
Anpassung des Werkzeugs.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
PK Ma-H.5 Auswirkung von Klimawandel und veränderter Wassernut<strong>zu</strong>ng<br />
auf den Niederschlag und die Verdunstung<br />
Abb.: Überschussbewässerung in der Flussoase, auch gerne als „Ozean der Palmen“ bezeichnet, in der<br />
Nähe von Agdz. Die bewässerte Fläche ist deutlich an der dunklen Färbung <strong>zu</strong> erkennen (Foto: Born).<br />
Problemstellung<br />
Für klimatologische Zeiträume (≥30 Jahre) mit gleichzeitig hoher räumlicher Auflösung (≤3km)<br />
sind Niederschlag und Verdunstung weder aus Messungen noch aus Simulationen für die Region<br />
verfügbar. Auf diesen Skalen sind jedoch präzise Informationen <strong>zu</strong>m Verständnis des aktuellen<br />
Klimas und <strong>zu</strong>r Abschät<strong>zu</strong>ng möglicher <strong>zu</strong>künftiger Entwicklungen unerlässlich. Interdisziplinäre<br />
Untersuchungen über die Zusammenhänge zwischen z.B. Bevölkerungswachstum, Landnut<strong>zu</strong>ng,<br />
Hydrologie und Klima sind notwendig, um Änderungen realistisch einschätzen <strong>zu</strong> können.<br />
Besonders für Fragen der Erosion und der Niederschlagseinträge in verschiedene hydrologische<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiete ist eine hohe zeitliche und räumliche Auflösung der meteorologischen Daten unerlässlich.<br />
285
286<br />
Mitarbeiter<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
N.N., T. Brücher, K. Born, N.N. (Hydrologie), S. Klose, N.N. (Pflanzenkunde), A. Roth, A.<br />
Kuhn, M. Heldmann, C. Frank<br />
Kooperationspartner<br />
DMN, ORMVAO<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Im PK Ma-H.5 werden mit der Methode der statistisch-dynamischen Regionalisierung die Auswirkungen<br />
verschiedener möglicher Entwicklungen in der Zukunft auf den Niederschlag und die<br />
Verdunstung sowohl im Oasenbereich südlich des Stausees, als auch im Hohen Atlas ermittelt.<br />
Es werden Szenarien untersucht, die von unterschiedlichen Disziplinen im Rahmen von<br />
IMPETUS entwickelt werden, z.B. Klimawandel, wassernut<strong>zu</strong>ngseffizientere landwirtschaftliche<br />
Nutzpflanzen, evtl. Anbau von Viehfutterpflanzen, Weidemanagement, andere Bewässerungstechnik<br />
und / oder -häufigkeit, Bevölkerungsentwicklung, Migration, wirtschaftliche Entwicklung<br />
der Region, Einfluss des Tourismus, etc. Die Resultate werden in Form von Simulationsergebnissen<br />
sichtbar und nutzbar gemacht. Ein Datenbanksystem wird aufgebaut, das es lokalen<br />
Entscheidungsträgern ermöglicht, die Ergebnisse anhand konkreter Fragestellungen selbst <strong>zu</strong><br />
interpretieren und aus<strong>zu</strong>werten.<br />
Modellierung<br />
Blockdiagramm<br />
Angetrieben durch die meteorologische Modellkette werden mit dem hochauflösenden Atmosphärenmodell<br />
FOOT3DK Episodensimulationen durchgeführt. Statistische Informationen über<br />
das derzeitige Klima, sowie über verschiedene Szenarien (Änderungen des Klimas, des Grundwasserspiegels,<br />
der Landnut<strong>zu</strong>ng, der Bewässerung, der Bevölkerungsdynamik oder der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung) gehen in die Regionalisierung und in die Episodensimulationen ein.<br />
Daraus werden klimatologische Entwicklungen von Niederschlag und Verdunstung als Ergebnisse<br />
(Szenario 1 bis 4, siehe Abb. IV.2.2-2) der verschiedenen Inputszenarien oder Kombinationen<br />
von Inputszenarien berechnet.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Methodik<br />
Klimaszenarien<br />
wirtsch.<br />
Entwickl.<br />
szenarien<br />
Niederschlag<br />
und<br />
Verdunstung<br />
Szenario 1<br />
Hydrologische<br />
Szenarien<br />
Statistisch-dynamische Regionalisierung<br />
Niederschlag<br />
und<br />
Verdunstung<br />
Szenario 2<br />
Meteorologische<br />
Modellkette<br />
Episoden<br />
Simulationen<br />
mit FOOT3DK<br />
Niederschlag<br />
und<br />
Verdunstung<br />
Szenario 3<br />
Abb.IV.2.2-2: Blockdiagramm des Modellierungsansatzes<br />
Bevölkerungsszenarien <br />
Bewässerungsszenarien <br />
Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien<br />
Niederschlag<br />
und<br />
Verdunstung<br />
Szenario 4<br />
Die Methode der statistisch-dynamischen Regionalisierung (engl.: „Statistical-dynamical Downscaling“,<br />
vgl. Fuentes und Heimann, 2000; Heimann, 2001) besteht aus zwei Teilen: <strong>zu</strong>nächst<br />
wird ein großskaliges Antriebsfeld gesucht, das in globalen Modellen gut wiedergegeben wird<br />
und das mit der <strong>zu</strong> untersuchenden Größe auf der kleinen Skala eng korreliert ist. Im nächsten<br />
Schritt werden alle <strong>zu</strong> untersuchenden Termine in für die Fragestellung relevante Gruppen eingeteilt.<br />
Schließlich werden typische Vertreter (Repräsentanten) der Gruppen mittels dynamischen<br />
„Nestings“ mit einem hochauflösenden Modell simuliert und die resultierenden Simulationsergebnisse<br />
werden nach Vorgabe der statistischen Verteilung der Gruppen, für welche die<br />
Repräsentanten stehen, rekombiniert. Das Prinzip der statistisch-dynamischen Regionalisierung<br />
ist in Abb. IV.2.2-3 schematisch dargestellt.<br />
Für die vorliegende Fragestellung werden als Antriebsfelder auf der großen Skala Windrichtungsklassen<br />
aus dem Druck im Meeresniveau berechnet. Diese werden <strong>zu</strong> Gruppen <strong>zu</strong>sammen-<br />
287
288<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
gefasst, die gemeinsame synoptische Charakteristiken aufweisen und typische Vertreter (einzel-<br />
ne Tage) der verschiedenen Gruppen werden ausgewählt. Für diese Vertreter (Repräsentanten)<br />
werden mittels einer meteorologischen Modellkette hochaufgelöste Simulationen mit dem me-<br />
soskaligen Modell FOOT3DK mit einer horizontalen Auflösung von 3 km durchgeführt. Weitere<br />
Informationen über das nicht-hydrostatische prognostische Atmosphärenmodell mit angeschlossenem<br />
SVAT Bodenmodul finden sich z.B. in Shao et al., 2001 und Huebener et al., 2005. Die<br />
nachsimulierten Repräsentanten werden gewichtet mit der Auftrittshäufigkeit der Gruppe, für die<br />
sie stehen, <strong>zu</strong> einer Klimatologie rekombiniert.<br />
Abb. IV.2.2-3: Graphische Darstellung des Verfahrens der statistisch-dynamischen Regionalisierung<br />
Für das mittlere Drâa-Tal sind die notwendigen Anpassungen des Modells an die lokalen Gegebenheiten<br />
(Bewässerung in den Oasen, Grundwasser in tiefen Bodenschichten) abgeschlossen.<br />
Für das obere Drâa-Tal müssen noch Sensitivitätsstudien durchgeführt und Modellanpassungen<br />
für die lokalen Gegebenheiten (sehr steile Orographie verursacht ausgeprägte Berg-Tal-Wind<br />
Systeme, Schneefall mit Einfluss auf Versickerungsdynamik und Albedo, starke konvektive Prozesse<br />
durch Aufhei<strong>zu</strong>ng der hochgelegenen Flächen im Sommer, etc.) entwickelt und umgesetzt<br />
werden. Die Episodensimulationen <strong>zu</strong>r Erstellung der aktuellen Klimatologie und der Klimaszenarien<br />
sind für den südlichen Bereich bereits durchgeführt und die Klimaszenarien IS92a und
Problemkomplexe IMPETUS<br />
SRES A1B sind erstellt. Die Auswertungen der anderen Szenarien müssen auch für den südlichen<br />
Bereich (südlich des Staudamms) noch umgesetzt werden. Im nördlichen Bereich (Hoher<br />
Atlas) kann die für den Süden entwickelte Statistik genutzt werden, allerdings ist für dieses Gebiet<br />
noch ein hochaufgelöstes Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Orographiekataster <strong>zu</strong> erstellen und sämtliche<br />
Episodensimulationen sind noch durch<strong>zu</strong>führen.<br />
Responseindikatoren<br />
• Niederschlag<br />
• Evaporation<br />
• Transpiration<br />
INPUT Daten<br />
• Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Orographiekataster (TP B3, TP B4)<br />
• LM Simulationen mit allen relevanten atmosphärischen Faktoren (TP B1)<br />
• Grundwasserniveau (TP B2)<br />
• Anzahl und Umfang der Bewässerungsaktionen aus dem Stausee pro Jahr (TP B3, TP<br />
B4)<br />
• spezifische Pflanzenparameter von Agrarpflanzen und natürlichem Bewuchs, Beweidung<br />
(TP B3)<br />
• Bewässerungsmethode mit Angaben über Wassermengen pro m 2 und Versickerungsge-<br />
schwindigkeiten (TP B5)<br />
• Wasserentnahme aus Brunnen (TP B5).<br />
OUTPUT Daten<br />
• Klimatologische Werte für Niederschlag und Verdunstung in hoher räumlicher Auflösung.<br />
Szenarieneinbindung<br />
• Alle <strong>zu</strong> erstellenden Szenarien (Klimaszenarien, hydrologische Szenarien, wirtschaftliche<br />
Entwicklungsszenarien, Landnut<strong>zu</strong>ngs-, Bewässerungs- oder Bevölkerungsszenarien)<br />
werden auf ihren Einfluss auf den Niederschlag und die Verdunstung überprüft. Zur Berechnung<br />
der Klimaszenarien oder der Änderung der Häufigkeit der Bewässerung werden<br />
lediglich die statistischen Berechnungen neu durchgeführt. Bei Szenarien, die in die phy-<br />
289
290<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
sikalischen Prozesse eingreifen, die im Modell simuliert werden, ist das Vorgehen etwas<br />
komplexer: Die konkrete Einflussnahme (z.B. vermehrte Wasserentnahme aus Brunnen)<br />
wird in Modellvariablen umformuliert (in diesem Fall: Absenkung des virtuellen Grundwasserspiegels)<br />
und unter diesen Bedingungen werden die Episoden neu simuliert und <strong>zu</strong><br />
einer geänderten Klimatologie rekombiniert.<br />
• Folgende Variationen bereits entwickelter Basis-Szenarien werden bearbeitet: geänderte<br />
Wasserverteilung <strong>zu</strong>r Bewässerung der südlichen Oasen (Anzahl und Umfang von Bewässerungsaktionen<br />
aus dem Stausee), Änderung der Bewässerungsmethode (Übergang<br />
von der Überschussbewässerung <strong>zu</strong>r Tröpfchenbewässerung), Anbau wassernut<strong>zu</strong>ngsoptimierter<br />
landwirtschaftlicher Kulturpflanzen, Anbau von Viehfutter, Weidemanagement,<br />
Bevölkerungsdynamik, Ausweitung des Tourismus, etc.<br />
Meilensteine<br />
• Erstellung der Kataster für das nördliche Simulationsgebiet (Hoher Atlas) bis Ende<br />
12.2006<br />
• Berechnung von Verdunstungs- und Niederschlagklimatologien der Szenarien (Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung,<br />
Bevölkerungsdynamik, Änderung des Grundwasserspiegels, etc.) für das<br />
mittlere Drâa-Tal mit Neusimulation der Repräsentanten bis Ende 09.2006<br />
• Berechnung von Verdunstungs- und Niederschlagklimatologien der Szenarien für den<br />
Hohen Atlas bis 06.2007<br />
• Entwicklung eines Datenbank-Moduls <strong>zu</strong>r statistisch-dynamischen Regionalisierung für<br />
lokale Entscheidungsträger in Marokko (interaktive Auswahl von Szenarioparametern<br />
mit nachgeschalteter automatischer Berechnung der Verdunstungsklimatologie bis<br />
06.2008. Aufgrund der Rechenzeit und Komplexität der Anwenug von FOOT3DK ist eine<br />
Einbindung des Modells selbst nicht vorgesehen. Das Modul ist beschränkt auf die<br />
vorab durchgeführten Simulationen <strong>zu</strong>r Berechnung der Ergebnissklimatologien.<br />
Transferprodukt<br />
Simulierte Klimatologien für Niederschlag und Verdunstung für verschiedene Szenarien, sowohl<br />
für ein Untersuchungsgebiet im mittleren Drâa-Tal (südlich des Stausees), als auch für ein Untersuchungsgebiet<br />
im Hohen Atlas.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Mögliche Anwender<br />
Die Ergebnisse der statistisch-dynamischen Regionalisierung <strong>zu</strong>r Erstellung von Verdunstungsund<br />
Niederschlagsklimatologien können z.B. von Mitarbeitern der Forstbehörde genutzt werden<br />
um den Einfluss einer Reduktion oder Erhöhung des Bestandes mit natürlicher Vegetation auf<br />
die <strong>zu</strong>künftige Entwicklung des Wasserhaushaltes <strong>zu</strong> ermitteln. Lokale und regionale Entscheidungsträger<br />
im Bereich Landwirtschaft können mit den Simulationsergebnissen z.B. die Auswirkungen<br />
des Anbaus wassernut<strong>zu</strong>ngseffizienterer Agrarpflanzen visualisieren. Darüber hinaus<br />
lässt sich der Einfluss einer geänderten Bewässerungspraxis abschätzen oder die Folgen eines<br />
Anbaus von Viehfutter anstelle der Beweidung der Flächen außerhalb der Oasen darstellen. Sowohl<br />
Behörden, als auch Vertreter von Tourismusinteressen können die Simulationsergebnisse<br />
nutzen, um z.B. den Einfluss eines Ausbaus von Hotelkapazitäten auf den Wasserhaushalt in verschiedenen<br />
Regionen des Drâa-Tals im Vorfeld <strong>zu</strong> eruieren. Vertreter von Wirtschaft und Politik<br />
können das Modul <strong>zu</strong>r Visualisierung verschiedener Planungsvorhaben, aber auch als optische<br />
Argumentationshilfe bei der Präsentation verschiedener Maßnahmen und ihrer Auswirkungen<br />
auf den Wasserkreislauf verwenden.<br />
Capacity Building<br />
Die Erstellung des Datenbank-Moduls wird in iterativen Schritten mit den Anwendern und Kooperationspartnern<br />
erarbeitet. Hier<strong>zu</strong> werden regelmäßige Treffen <strong>zu</strong>r Einbindung der Partner in<br />
die Planungs- und Erstellungsarbeiten des <strong>zu</strong> entwickelnden Datenbank-Moduls durchgeführt.<br />
Die Anwendung der Datenbank <strong>zu</strong>r individuellen Erstellung von Szenarien aus einem vorgegebenen<br />
Fundus an Simulationen kann und soll in einem abschließenden Kurs vermittelt werden.<br />
Personalbedarf<br />
12,6 MM - N.N (Entwicklung, Test und Anwendung des Modells FOOT3DK für das Untersuchungsgebiet<br />
im Hohen Atlas)<br />
3,6 MM - K. Born (Klimaszenarien LM, Erstellung eines Orographiekatasters für das Untersuchungsgebiet<br />
im Hohen Atlas)<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
In den ersten beiden Projektphasen wurde <strong>zu</strong>nächst die Modellkette etabliert und anhand von<br />
Sensitivitätsstudien die Anwendbarkeit von FOOT3DK im südlichen Untersuchungsgebiet nachgewiesen.<br />
Verschiedene Anpassungen (z.B. Einführung einer Methode die Bewässerung in den<br />
Oasen dar<strong>zu</strong>stellen, sowie die Implementierung eines tief liegenden Grundwasserspeichers) wur-<br />
291
292<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
den umgesetzt, um die realen Bedingungen im Untersuchungsgebiet angemessen ab<strong>zu</strong>bilden.<br />
Das Modell FOOT3DK ist somit für das südliche Gebiet einsatzfähig. Für das nördliche Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
(Hoher Atlas) müssen noch Sensitivitätsstudien durchgeführt und ggf. notwendige<br />
Modellanpassungen realisiert werden. Die theoretischen Vorarbeiten <strong>zu</strong>r Anwendung der Methode<br />
der statistisch-dynamischen Regionalisierung wurden durchgeführt, um den Nachweis <strong>zu</strong><br />
erbringen, dass die verwendeten großskaligen Felder (Zirkulationsklassen, engl: „ Circulation<br />
Weather Types CWTs“), berechnet aus täglichen Bodendruckfeldern) tatsächlich einen relevanten<br />
Zusammenhang mit den <strong>zu</strong> untersuchenden Größen (Verdunstung und Niederschlag) im Untersuchungsgebiet<br />
zeigen. Die Analyse der CWTs und die Einordnung in niederschlagsrelevante<br />
Gruppen ist abgeschlossen und aus den <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden LM-Simulationen wurden geeignete<br />
Repräsentanten der einzelnen Gruppen nach einer Kombination aus objektiven und subjektiven<br />
Kriterien ausgewählt. Die Eignung der Repräsentanten und der Methode wurde in einem<br />
<strong>zu</strong>sätzlichen Schritt für das Gebiet südlich des Stausees für einzelne Jahre untersucht und (soweit<br />
möglich) mit Messdaten aus dem Untersuchungsgebiet validiert. Eine aktuelle Klimatologie für<br />
das südliche Untersuchungsgebiet wurde auf Basis von NCEP-Reanalysen für den Zeitraum<br />
1958-1997 berechnet. Für dieses Gebiet sind auch bereits Klimatologien des Niederschlages und<br />
der Verdunstung für zwei verschiedene Klimaszenarien (IS92a und SRES A1B) erstellt. Theoretische<br />
Vorarbeiten <strong>zu</strong>r Umset<strong>zu</strong>ng der Szenarien der anderen Disziplinen (z.B. Bevölkerungsdynamik)<br />
sind bereits erfolgt, bei Fertigstellung der entsprechenden Szenarien kann daher direkt<br />
mit deren Umset<strong>zu</strong>ng in FOOT3DK Modellparameter begonnen werden. Die Simulationen für<br />
das obere Drâa-Tal sind noch nicht erfolgt.<br />
Im Text zitierte Literatur<br />
Fuentes, U.; Heimann, D., 2000: An improved statistical-dynamical downscaling scheme and is application to the Alpine precipitation<br />
climatology. Theor. Appl. Climatol., 65, 119-135<br />
Heimann, D., 2001: A model-based wind climatology for the eastern Adriatic coast. Meteorologische Zeitschrift, 10, 5-16<br />
Hübener, H.; Schmidt, M.; Sogalla, M.; Kerschgens, M., 2005: Simulating Evapotranspiration in a Semi-Arid Environment.<br />
Theor. Appl. Climatol., 80, 153-167<br />
Shao, Y.; Sogalla, M.; Kerschgens, M.; and Brücher, W., 2001: Effects of land surface heterogeneity upon surface fluxes and<br />
turbulent conditions. Meteorol. Atmos. Phys., 78, 157-181
Problemkomplexe IMPETUS<br />
IV.2.3 Themenbereich: Landnut<strong>zu</strong>ng in Marokko<br />
Die Landnut<strong>zu</strong>ng und die naturnahe Landbedeckung im Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet sind durch einen<br />
extrem hohen hygrischen Gradienten geprägt. Großflächig wird der Hohe Atlas und der Anti-<br />
Atlas durch eine traditionelle Wanderweidewirtschaft (Transhumanz) genutzt - nur entlang des<br />
Wadi Drâa ist durch die Seqiua-Kanalbewässerung eine relativ intensive Oasenwirtschaft möglich.<br />
In diesen extrem wasserabhängigen Bioökosystemen sind deshalb die raumzeitliche Niederschlagsverteilung<br />
sowie die Entwicklung des Gebietsniederschlags in den kommenden Dekaden<br />
von fundamentaler ökologischer und sozio-ökonomischer Bedeutung.<br />
In drei Problemkomplexen <strong>zu</strong>r Landnut<strong>zu</strong>ng (PK Ma-L.1, PK Ma-L.2 und PK Ma-L.3) werden<br />
deshalb die kausalen Zusammenhänge zwischen der <strong>zu</strong>künftig knapper werdenden Ressource<br />
Wasser einerseits und ihren Auswirkungen auf die Regenerationsfähigkeit der natürlichen Vegetation<br />
(PK Ma-L.2), die Anpassungsstrategien der lokalen Bevölkerung (PK Ma-L.1) und den<br />
aus extremen Wetterereignissen resultierenden Gefahrenpotenzialen (PK Ma-L.3) andererseits,<br />
in themenspezifischen „Decision Support Systemen“ (DSS) untersucht und methodisch weiterentwickelt.<br />
Folgende Schlüsselfragen sollen mit Hilfe der neu entwickelten DSS beantwortet werden:<br />
• Wie und in welchem Maße hängen die aktuellen und <strong>zu</strong>künftigen Landnut<strong>zu</strong>ngssysteme<br />
vom lokal verfügbaren Wasser und von der Bevölkerungsstruktur ab?<br />
• Welche kulturellen und technologischen Anpassungsstrategien kann die lokale Bevölkerung<br />
im Umgang mit der knappen Ressource einsetzen?<br />
• Welchen Einfluss besitzt die Veränderung in der Vegetations<strong>zu</strong>sammenset<strong>zu</strong>ng auf die<br />
Wasserverfügbarkeit im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet?<br />
• In welcher Weise ändern sich meteorologische Extremereignisse (Magnitude und Frequenz)<br />
und welchen Impact haben diese für die Oberflächenprozesse (z.B. Erosion, Sedimenttransport,<br />
Flächenspülungen, etc.)?<br />
• Lassen sich potenzielle Umweltschäden in Risikogebieten durch Rekultivierungs- bzw.<br />
bauliche Maßnahmen wirksam reduzieren?<br />
Die für die Beantwortung dieser Fragen notwendigen Modellansätze (z.B. SAVANNA,<br />
MOVEG, STAHAB, BUFFER) bzw. Modellierungsketten (z.B. ECHAM4, REMO, LM und<br />
FOOT3DK) wurden bzw. werden in der laufenden 2. Phase an das Untersuchungsgebiet erfolgreich<br />
angepasst und es wurde mit den Berechungen der IMPETUS-Szenarien begonnen.<br />
Über die Integration der disziplinären Modellansätze in die themenspezifischen „Decision Support<br />
Systeme“ (DSS) lassen sich so innerhalb der Problemkomplexe verschiedene Interventions-<br />
und Planungsszenarien für ein nachhaltiges Weidemangement berechnen bzw. unterschiedliche<br />
Nut<strong>zu</strong>ngsoptionen eine <strong>zu</strong>künftige Oasenwirtschaft daraus ableiten.<br />
293
294<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PK Ma-L.1 Strategien der Landnut<strong>zu</strong>ng unter limitierten Wasserressourcen<br />
im Zentralen Hohen Atlas<br />
Problemstellung<br />
Abb.: Maisernte im Hohen Atlas<br />
Obwohl die Wasserverfügbarkeit im Zentralen Hohen Atlas generell weniger problematisch ist<br />
als in anderen Teilen des Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes, kommt es auch hier in der Landwirtschaft immer<br />
wieder <strong>zu</strong> Engpässen bei der Versorgung mit Wasser. Auch der Zustand der Weideflächen<br />
ist neben den regionalen Eigenheiten im extremen Maße intra- und interannuellen Schwankungen<br />
unterworfen. Der PK geht der Frage nach, wie Systeme der Landnut<strong>zu</strong>ng im Zentralen Hohen<br />
Atlas vom lokal verfügbaren Wasser abhängen und welche Möglichkeiten die Bevölkerung<br />
hat, durch strategische Entscheidungen die lokale Wasserverfügbarkeit und Wassernut<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong><br />
beeinflussen.<br />
Dabei gehen wir davon aus, dass das tatsächlich in einem Anbaugebiet verfügbare Wasser sowohl<br />
von der naturräumlich bedingten lokalen Wasserverfügbarkeit als auch von historisch gewachsenen<br />
und sozial kontrollierten Verfahren der Wasserverteilung abhängt. Die Analyse dieser<br />
kulturell determinierten Techniken und Managementsysteme, die von der lokalen Bevölkerung<br />
entwickelt wurden um mit den knappen Ressourcen um<strong>zu</strong>gehen, bilden neben den naturwissenschaftlichen<br />
Untersuchungen die Ausgangsbasis für durch<strong>zu</strong>führende Analysen. Im Vor-
Problemkomplexe IMPETUS<br />
dergrund steht die Frage, mit welchen Strategien die Bevölkerung auf eine Veränderung der Versorgungssituation<br />
reagiert. Neben einer klimatisch bedingten Veränderung des verfügbaren Wassers<br />
hat vor allem die Veränderung der Bevölkerungsstruktur Einfluss auf mögliche Strategien.<br />
Durch die Kombination von naturwissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Systemanalysen<br />
sollen Handlungsempfehlungen <strong>zu</strong>r Optimierung der Landnut<strong>zu</strong>ngsstrategien erarbeitet werden.<br />
Darüber hinaus werden Verfahren entwickelt, das hierfür notwendige Wissen in einem dialogischen<br />
Prozess mit institutionellen Vertretern der Bevölkerung <strong>zu</strong> transferieren.<br />
Mitarbeiter<br />
Kirscht, Finckh, Linstädter, N.N. (B3), Schulz, Roth, Heldmann, NN (Postdoc TP B2)<br />
Kooperationspartner<br />
• NGOs, Träger der technischen Zusammenarbeit, regionale und kommunale Planungseinrichtungen,<br />
Lokale „associations de development“,<br />
• Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle, Abteilung Ökosystemanalyse<br />
• <strong>Universität</strong>en von Agadir und Rabat<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Für das hydrologische Teilein<strong>zu</strong>gsgebiet Ifre werden die Wasserverfügbarkeit und der Wasserverbrauch<br />
im Jahresgang quantifiziert. Der Einfluss der Beweidung auf die Vegetationsdynamik<br />
unter Berücksichtigung der Wasserverfügbarkeit wird simuliert. Hier ergeben sich Schnittstellen<br />
<strong>zu</strong> den Problemkomplexen PK Ma-H.1, PK Ma-L.2 und PK Ma-G.2. Aus der Modifikation<br />
lokaler Anbaustrategien in Abhängigkeit von der jeweiligen Ressourcendisponibilität kann auf<br />
prinzipielle Strategien der Existenzsicherung geschlossen werden. Diese Strategien sowie die<br />
ihnen <strong>zu</strong>grunde liegenden Wechselwirkungen zwischen lokalen Anbausystemen und Umwelt<br />
werden modellhaft beschrieben und auf Optimierungsmöglichkeiten überprüft.<br />
An Hand der fachlichen Begleitung eines kommunalen Ressourcenplanungsprojektes im Zielgebiet<br />
sollen innovative Formen des Wissenstransfers <strong>zu</strong> lokalen „Stakeholdern“ beispielhaft demonstriert<br />
werden.<br />
295
296<br />
Modellierung<br />
Blockdiagramm<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Der PK kombiniert für lokale Fallbeispiele Driving Forces aus den Bereichen „Anthroposphäre“<br />
und „Umwelt“, um unter Anwendung der Szenarien und möglichen Strategien der Bevölkerung<br />
Aussagen über Responseindikatoren aus den Bereichen Landnut<strong>zu</strong>ng und außerlandwirtschaftliche<br />
Einkommensgenerierung <strong>zu</strong> treffen.<br />
Methodik<br />
Sub-Modelle<br />
LLD-HA Expertenmodell: Landwirtschaftliche Konzepte und lokale Entscheidungsfindung.<br />
Auf Grundlage der gesammelten sozialwissenschaftlichen Daten werden Entscheidungsmöglich-
Problemkomplexe IMPETUS<br />
keiten der lokalen Bevölkerung in gewichteten „look up-sheets“ <strong>zu</strong>sammengestellt. Die Veränderung<br />
naturräumlicher Parameter sowie die der lokalen demographischen Entwicklung verweisen<br />
je nach Fragestellung auf verschiedene Strategietabellen.<br />
Savanna: Pastorales Ökosystemmodell SAVANNA: flächenhaft explizites, prozessorientiertes<br />
Modell <strong>zu</strong>r Ökosystemanalyse. Dieses Modell dient der Modellierung der Dynamik von Pflanzenpopulationen<br />
basierend auf spezifischen Pflanzenverteilungsmustern (Habitatmustern), sowie<br />
der Modellierung ihrer Biomasseproduktion unter dem Einfluss von Beweidung und ihrer Funktion<br />
auf den Wasserhaushalt.<br />
Regelbasiertes ökologisch-ökonomisches Modell BUFFER: Das Management der natürlichen<br />
Ressourcen in Wechselwirkung mit ihrer räumlichen und zeitlichen Verfügbarkeit steht im Mittelpunkt<br />
von BUFFER (vgl. PK Ma-L.2). Der Modellansatz kann postulierte nachhaltige Konzepte<br />
der Wassernut<strong>zu</strong>ng direkt in ihrer Auswirkung auf die natürlichen Ressourcen abprüfen.<br />
Dabei stehen die Dynamiken und die „Puffer-Qualität“ der natürlichen Ressourcen Weide und<br />
Wasser im Vordergrund.<br />
MMS: Das von Leavesley et al. (1996) entwickelte objekt-orientierte, physikalisch basierte Modulare<br />
Modell-System (MMS) wurde in der zweiten Phase erfolgreich für die naturräumlichen<br />
Gegebenheiten des oberen Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes adaptiert. Es dient <strong>zu</strong>r Quantifizierung der<br />
Wasserverfügbarkeit im Jahresgang unter Berücksichtigung der Bewässerungsentnahme bzw. -<br />
<strong>zu</strong>gabe.<br />
Die Modelle sollen in Zusammenarbeit mit dem Teilprojekt C2 in ein DSS überführt werden.<br />
Responseindikatoren<br />
Die <strong>zu</strong> ermittelnden Responseindikatoren lassen sich in zwei Gruppen klassifizieren.<br />
1.) Indikatoren, die eine Veränderung der Landnut<strong>zu</strong>ngsmuster beschreiben und die Bereiche<br />
Tierhaltung, Vegetation und Oasenlandwirtschaft umfassen, sowie<br />
2.) Indikatoren, die die Diversifizierung der Einkommensstrukturen, mit den Bereichen Handel,<br />
Tourismus und Arbeitsmigration beinhalten.<br />
INPUT Daten<br />
• demographische Entwicklung<br />
• lokale Wasserverfügbarkeit<br />
• Vegetation und Einfluss von Klima auf die Vegetationsentwicklung<br />
• Bewertung der Beweidungsmöglichkeiten<br />
297
298<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
• physikalische Wasserverfügbarkeit (PK Ma-H.1)<br />
• Informationen <strong>zu</strong>r Geomorphologie sowie verschiedenen Karten wie das DGM / <strong>zu</strong>m<br />
Landcover / Schneekarten, Klimadaten<br />
OUTPUT Daten<br />
Eine Abschät<strong>zu</strong>ng des Wasserverbrauchs durch Landwirtschaft und Tourismus. Dafür wurden<br />
exemplarisch Detailuntersuchungen <strong>zu</strong> Ernteerträgen und Wasserverbrauch von Kulturpflanzen<br />
in Ameskar und Tichki, im Assif N'Ait Ahmed, durchgeführt. Daten <strong>zu</strong> demographischen Entwicklung<br />
werden auf Commune/Douar-Ebene geliefert, die Vegetationsdynamiken werden beschrieben.<br />
Szenarieneinbindung<br />
Wie gehen die Szenarien in den PK ein?<br />
Besonders die in den Szenarien postulierte Veränderung bei der Bevölkerungsentwicklung, den<br />
Weidemanagementsystemen und dem Ausbau der Infrastruktur geht in den PK ein. Ansonsten<br />
„profitiert“ die Region, wie in den Szenarien angegeben, relativ wenig von den möglichen Veränderungen.<br />
Interventionsszenarien<br />
Staatliche Eingriffe in Weidemanagement / Entwicklung von angepassten Weidemanagementsystemen.<br />
Forcierter Ausbau der Infrastruktur und staatliche Förderung des Berg / Trekkingtourismus.<br />
Landwirtschaftliche Innovation und Modifizierung der Bewässerungssysteme.<br />
Meilensteine<br />
2006: Fertigstellung der GIS-Plattform als Arbeitsgrundlage für lokale DSS. Synthetische Beschreibung<br />
von raumzeitlicher Wasserverfügbarkeit und Landnut<strong>zu</strong>ngssystemen in modellhaften<br />
Feucht- und Trockenjahren. Karten der relativen Wasserverfügbarkeit bzw. der hydrologischen<br />
Vulnerabilität in Trockenjahren.<br />
2006: DSS 1.Version als Basisinformationen für ein Pilotprojekt kommunaler Ressourcenplanung,<br />
2006-2007: Anwendung des DSS im Arbeitsgebiet. Fachliche Begleitung des Planungsprozesses<br />
und Erstellung von angepassten Informationsmodulen <strong>zu</strong>m Wissenstransfer.<br />
2007-2008: Integration der Expertenkonzepte in BUFFER, Modifikationen des DSS und Einbeziehung<br />
der räumlichen Fachplanung in das DSS.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Transferprodukte<br />
GIS-basierte Grundlageninformationen für lokale und raumbezogene Ressourcenplanung. Ein<br />
weiteres Endprodukt werden Trainings- und Informationsmodule für Akteure ruraler Entwicklung<br />
sein. Diese Module beinhalten standardisierte Frageleitfäden <strong>zu</strong> Ermittlung des lokalen Bedarfs.<br />
Darauf aufbauend werden Handlungsempfehlungen auf Grundlage der von IMPETUS gelieferten<br />
Modellergebnisse erstellt, die in einem <strong>zu</strong> entwickelnden „Decision Support System“<br />
<strong>zu</strong>sammengefasst werden.<br />
Mögliche Anwender<br />
Lokale und regionale NGOs. Träger der technischen Zusammenarbeit wie GTZ oder KfW. Regionale<br />
und kommunale Planungseinrichtungen, insbesondere eine Pilotgemeinde. Lokale „associations<br />
de développement“ die im Arbeitsgebiet vermehrt gegründet werden und als Ansprechpartner<br />
für von KfW und Provinzverwaltung /marokkanischem Staat kofinanzierte lokale Entwicklungsvorhaben<br />
dienen.<br />
Capacity Building<br />
Training von Akteuren ländlicher Entwicklung <strong>zu</strong>r unabhängigen Nut<strong>zu</strong>ng von Modellergebnissen<br />
und <strong>zu</strong>r Identifizierung lokaler Dynamiken ländlicher Ressourcenentwicklung.<br />
Personalbedarf<br />
28,8 MM - Kirscht (Postdoc)<br />
0,9 MM - Heldmann, (Doktorand)<br />
3,6 MM - Finckh (Postdoc)<br />
3,6 MM - Oldeland (Doktorand)<br />
1,8 MM - Roth (Doktorand)<br />
3,6 MM - NN (Postdoc)<br />
1,8 MM - Schulz (Postdoc)<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Die sozialwissenschaftliche Datenerhebung ist weitgehend abgeschlossen. Die Lokalisierung für<br />
demographische Daten ist erst nach Verfügbarkeit der Zensusdaten 2004 auf Dorfebene möglich.<br />
Eine GIS-Plattform als Ausgangsbasis für das <strong>zu</strong> entwickelnde DSS ist im Aufbau und soll bis<br />
2006 vorläufig abgeschlossen werden. Die genannten Daten werden in ein regelbasiertes, prozessorientiertes<br />
Modell der Ressoucennut<strong>zu</strong>ng und Verfügbarkeit (BUFFER) integriert. Daneben<br />
ist aber ein ständiger Zufluss aktueller oder aktualisierter Daten notwendig und vorgesehen.<br />
299
300<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PK Ma-L.2 Auswirkungen von Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Klimawandel auf die<br />
Resilienz und Regenerationsfähigkeit der Vegetation in Südmarokko<br />
Problemstellung<br />
Die Pflanzendecke spielt eine steuernde Rolle für die Verteilung von Niederschlagswasser in<br />
verschiedene Teilkompartimente von Ökosystemen. In semiariden und ariden Räumen wie dem<br />
Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet sind insbesondere zwei Steuerungsmechanismen der Vegetation relevant:<br />
• <strong>zu</strong>m einen die Beeinflussung der Oberflächeneigenschaften und damit die Schaltstelle<br />
zwischen Infiltration und oberflächlichem Abfluss. Diese Steuerfunktion wird durch<br />
strukturelle Merkmale der Vegetation beeinflusst: Höhe und Dichte der Pflanzendecke<br />
und die dadurch verursachte Oberflächenrauhigkeit, Durchwurzelung des Bodens und<br />
dadurch modifizierte Porengrößenverteilungen und Porenkontinuitäten. Diese strukturellen<br />
Merkmale sind <strong>zu</strong>nächst art- bzw. ökosystemspezifisch und unterliegen jahreszeitlichen<br />
und interannuellen Veränderungen.<br />
• <strong>zu</strong>m anderen der direkte Verbrauch von Wasser durch Pflanzen und damit die Rückleitung<br />
von Niederschlagswasser aus dem Bodenspeicher <strong>zu</strong>r Atmosphäre (Evapotranspiration).<br />
Diese Steuerung ist hauptsächlich eine Funktion der transpirierenden Biomasse
Problemkomplexe IMPETUS<br />
sowie der Arten<strong>zu</strong>sammenset<strong>zu</strong>ng der Vegetation. Auch diese Merkmale unterliegen<br />
wiederum jahreszeitlichen und interannuellen Veränderungen.<br />
Da die Mechanismen teilweise gegenläufig sind (dichtere Vegetation erhöht einerseits die Infiltration,<br />
mehr transpirierende Biomasse erhöht andererseits den Verbrauch von Wasser), ist die<br />
Beschreibung dieser Steuerfunktionen vom Monitoring der Biomasse-Entwicklung und einer<br />
modellhaften Beschreibung der damit verbundenen Vegetationsdynamiken und Wasserflüsse<br />
abhängig.<br />
Die Vegetation selbst stellt in den semiariden und ariden Gebieten Marokkos eine zentrale natürliche<br />
Ressource dar. Ihr Zustand und ihre raumzeitliche Dynamik werden daher nicht allein<br />
durch die hochvariable Umwelt und langfristige Prozesse wie den globalen Klimawandel beeinflusst.<br />
vielmehr spiegelt ihr aktueller Zustand (Vitalität bzw. Degradation) auch die Nut<strong>zu</strong>ngsgeschichte<br />
(„environmental history“) eines Gebietes sowie den aktuellen Nut<strong>zu</strong>ngsdruck in Abhängigkeit<br />
von individuellen oder kollektiven Entscheidungen pastoraler und agrarischer Nutzergruppen<br />
wider. Um den Einfluss des historischen und rezenten Weidemanagements auf die<br />
komplexen Vegetationsdynamiken (und auf die damit verbundenen Prozesse wie Infiltration und<br />
Evapotranspiration) herausarbeiten <strong>zu</strong> können, ist es essentiell, über experimentelle Ansätze Informationen<br />
<strong>zu</strong>r Resilienz und <strong>zu</strong>r Regenerationsfähigkeit der Vegetation ein<strong>zu</strong>bringen. Hier<br />
sind besonders die seit 2002 bestehenden Beweidungsausschlussexperimente bedeutsam.<br />
Die Nut<strong>zu</strong>ng selbst unterliegt staatlicher Rahmengesetzgebung sowie komplexen ökonomischen,<br />
rechtlichen und arbeitsorganisatorischen Abwägungen seitens der Nutzer. Diese gesellschaftswissenschaftlichen<br />
Prozesse werden in PK Ma-G.2 untersucht.<br />
Aus der oben beschriebenen Problematik ergeben sich drei Kernfragestellungen für den PK<br />
Ma-L.2:<br />
1.) Welchen Einfluss haben die (historische, aktuelle und sich künftig wandelnde) Landnut<strong>zu</strong>ng<br />
sowie das Klima auf die raumzeitlichen Muster flächenrelevanter Vegetationseinheiten?<br />
2.) Wie beeinflussen Nut<strong>zu</strong>ng und Klimaverlauf die Produktivität und Struktur flächenrelevanter<br />
Vegetationseinheiten? Wie vital und stabil (im Sinne von resilient) ist die Vegetation?<br />
Lassen sich Indikatoren für schleichende oder (im Sinne von „State-and-Transition“-Modellen)<br />
katastrophische Degradationsprozesse identifizieren und lässt sich darauf aufbauend ein Frühwarnsystem<br />
für Ressourcen-Überbeanspruchung etablieren? Welche Bedeutung hat die Schaffung<br />
ökologischer Puffer für ein nachhaltiges Ressourcenmanagement (vgl. PK Ma-G.2)?<br />
3.) Welche Anteile des Niederschlagswassers werden in welches ökosystemare Teilkompartiment<br />
(Geosphäre, Hydrosphäre, Atmosphäre) gelenkt und wie wirken nut<strong>zu</strong>ngs- bzw. klimabedingte<br />
Vegetationsdynamiken auf die raumzeitliche Wasserverfügbarkeit im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet <strong>zu</strong>rück?<br />
301
302<br />
Mitarbeiter<br />
Finckh, Poete, Roth, Linstädter, N.N. (B3), Born, Klose<br />
Kooperationspartner<br />
Institutionelle Kooperation<br />
• Service d'Élevage Ouarzazate.<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Wissenschaftliche Kooperation<br />
• I.A.V. Hassan II, Rabat (Achhal El Kadmiri) und Recherche Forestière.<br />
• Umweltforschungszentrum Leipzig, Abteilung Ökosystemanalyse<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Für die miteinander verwobenen Teilfragestellungen ergeben sich jeweils spezifische Zielset<strong>zu</strong>ngen:<br />
• Ökologisch-ökonomische Modellierung raumzeitlicher Vegetationsmuster unter verschiedenen<br />
Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Klimaszenarien. Mit Hilfe eines regelbasierten Modells werden vegetationsökologische<br />
Prozesse und sozio-ökonomische Informationen über das Weidemanagement<br />
miteinander verknüpft<br />
• Räumlich explizite Modellierung der raumzeitlichen Biomassedynamik und Transpirationsverläufe<br />
der Vegetation in ausgewählten Ökosystemen. Dieses Modell soll als Grundlage für<br />
regionales Landnut<strong>zu</strong>ngsmanagement mit Blick auf kontinuierliche Wasserverfügbarkeit<br />
(Bedeutung pastoraler Nut<strong>zu</strong>ng für die Wasserverfügbarkeit) dienen.<br />
Modellierung<br />
Das Blockdiagramm zeigt das Ineinanderfassen der Modellieransätze auf ihren spezifischen<br />
Fachebenen, die Anbindung an Szenarien sowie die Rückkopplung mit den Anwendern. Ziel der<br />
Modellierung ist die Erstellung verschiedener Tools für Monitoring und Modellierung der Vegetationsdynamik<br />
und pastorales wie agrarisches Ressourcenmanagement<br />
Methodik<br />
• Für dominante Arten und wichtige Großvegetationseinheiten werden statistische Habitatmodelle<br />
vom Typ log-GLM entwickelt. Diese Modellfamilie (STAHAB) schätzt aus<br />
Verbreitungsdaten und Habitateigenschaften die Vorkommenswahrscheinlichkeit für die
Problemkomplexe IMPETUS<br />
jeweilige Art bzw. Vegetationseinheit. STAHAB ist eine Gruppe statischer „open source<br />
Modelle“, die aber mit den Ergebnissen dynamischer Modelle (z.B. Klimamodellrechnungen)<br />
gespeist werden können, also an dynamische Modellrechnungen angekoppelt<br />
werden kann. Dies erlaubt die Bedeutung einzelner Umweltparameter für die Verbreitung<br />
des Zielobjekts ab<strong>zu</strong>schätzen. Die Auswirkungen von Szenarien auf die Habitate können<br />
über veränderte Umweltparameter simuliert werden.<br />
INPUT<br />
Landbe -<br />
deckung<br />
Vegetations<br />
-<br />
einheiten<br />
Phänologie<br />
DEM<br />
Klima<br />
Böden<br />
Geomor -<br />
phologie<br />
Oasen -<br />
wirtschaft<br />
Vieh -<br />
wirtschaft<br />
PK Ma-L.2 Modellierungsansatz der Vegetationsdynamik<br />
M O D E L L I E R U N G S K E T T T E<br />
KALIBRIERUNG VALIDIERUNG OUTPUT / DSS<br />
STAHAB<br />
(B3)<br />
Statistisches<br />
Habitatmodell<br />
MOVEG Drâa<br />
(B3)<br />
Monitoring und<br />
Modellierung der<br />
Vegetationsdynamik<br />
SAVANNA<br />
(B3)<br />
Prozessorientiertes<br />
Ökosystemmodell<br />
BUFFER<br />
BUFFER<br />
(B3)<br />
Regelbasiertes<br />
ökologischökonomisches<br />
Modell<br />
S<br />
Z<br />
E<br />
N<br />
A<br />
R<br />
I<br />
E<br />
N<br />
A<br />
N<br />
W<br />
E<br />
N<br />
D<br />
E<br />
R<br />
Monitoring - Tool f ü r<br />
Vegetationsbedeckung<br />
Analysetools für<br />
NDVI - Zeitreihen<br />
Modellierungtools<br />
der<br />
Vegetationsdynamik<br />
Handlungsoptionen<br />
f ü r<br />
Weidemanagement<br />
Handlungsoptionen<br />
f ü r<br />
Agrarwirtschaft<br />
• Der zeitlich hochaufgelösten Erfassung der großflächigen Vegetationsdynamik kommt<br />
eine Schlüsselrolle sowohl für das ökosystemare Verständnis des Raumes als auch für die<br />
Kalibrierung und Validierung der Ökosystemmodelle <strong>zu</strong>. Basierend auf das Monitoring<br />
der phänologischen Abläufe der Vegetation mit Fernerkundungsdaten (zeitliche Auflösung:<br />
10 Tage) werden mit Hilfe von Klimadaten Triggerfunktionen von Temperatur und<br />
Niederschlag auf verschiedene Vegetationseinheiten analysiert und mit Hilfe statistischer<br />
Verfahren im Modell MOVEG Drâa für eine multitemporale Kartierung und eine<br />
Trendfortschreibung eingesetzt. Die Daten können sowohl für die Kalibrierung als auch<br />
für die spätere Validierung des ökosystemaren Modells SAVANNA mit Vegetationsanalysen<br />
basierend auf dem Monitoring mit Fernerkundungsdaten eingesetzt werden.<br />
303
304<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
• Als räumlich explizites, prozessorientiertes Modell <strong>zu</strong>r Ökosystemanalyse dient das Ökosystemmodell<br />
SAVANNA. Dieses Modell wird Dynamiken von Pflanzenpopulationen<br />
basierend auf spezifischen Pflanzenverteilungsmustern (Habitatmustern – aus STAHAB)<br />
simulieren. Es dient weiterhin der Modellierung der Primärproduktion in Abhängigkeit<br />
vom Nut<strong>zu</strong>ngsdruck und dessen Bedeutung für den Wasserhaushalt<br />
• Die Ergebnisse der vorgestellten untergeordneten Modelle werden – gemeinsam mit sozio-ökonomischen<br />
Daten <strong>zu</strong>m Weidemanagement – in ein regelbasiertes, ökologischökonomisches<br />
Simulationsmodell integriert (BUFFER).<br />
Responseindikatoren<br />
Statistische Habitatmodelle (STAHAB)<br />
• Veränderungen der Raummuster der Modellobjekte unter Szenarienbedingungen (Höhenverschiebung,<br />
Nord-Süd-Verschiebung, Veränderungen der Vorkommenswahrscheinlichkeiten,<br />
etc.)<br />
Monitoring und Modellierung der Vegetationsdynamik (MOVEG Drâa)<br />
• Vegetations<strong>zu</strong>stand (Deckungsgrad)<br />
• Herdenmanagement<br />
• Oberflächenabfluss (mm)<br />
Ökosystemmodell (SAVANNA)<br />
• Vegetations<strong>zu</strong>stand (Deckungsgrad)<br />
• Besatzdichten (Anzahl/ha)<br />
• Herdenmanagement<br />
• Wasserverbrauch der Vegetation (mm)<br />
• Oberflächenabfluss (mm)<br />
Ökologisch-ökonomisches Modell (BUFFER)<br />
• Vegetations<strong>zu</strong>stand in Abhängigkeit von Nut<strong>zu</strong>ng und Wasserhaushalt (Deckungsgrad,<br />
Vitalität, Produktivität)<br />
• Dominanzverschiebungen von Indikatorarten und Pflanzenfunktionstypen in Abhängigkeit<br />
von Nut<strong>zu</strong>ng und Wasserhaushalt (Deckungsgrad, Vitalität, Populationsstruktur)<br />
• Besatzdichten (Anzahl/ha)<br />
• Weidemanagement (Nut<strong>zu</strong>ngsregeln)<br />
• Vegetationsdynamiken unter Szenarienbedienungen der Nut<strong>zu</strong>ng und des Wasserhaushalts<br />
(Deckungsgrad, Vitalität, Produktivität)
Problemkomplexe IMPETUS<br />
INPUT Daten<br />
Statistische Habitatmodelle (STAHAB)<br />
Vegetationsaufnahmen in BIOTA-WestBase Format (Präsenz / Absenz, Deckung und durchschnittliche<br />
Höhe von Arten in räumlich expliziten Untersuchungsplots).<br />
Raumbezogene Informationen über Habitatrelevante Umweltfaktoren (in ArcGIS-<br />
Rasterformat) (Überwiegend vorhanden für Status Quo, teilweise bzw. weitgehend fehlend für<br />
Szenarien):<br />
• Klimaparameter (Durchschnitts und Extremtemperaturen, Durchschnittsniederschläge,<br />
Lage der Frostgrenze).(Quelle: B1 Born, B2 Schulz)<br />
• Karten phänologischer Ablaufmuster aus fernerkundlicher Zeitreihenanalyse in variabler<br />
zeitlicher Auflösung<br />
• Topologische Parameter (Höhe, Exposition, Inclination)<br />
• Geologisch / bodenkundliche Parameter (Geologische Einheit, Böden, naturräumliche<br />
Einheit, Substrateigenschaften, etc.) (Quelle: z.T. B2 Zeyen, Klose)<br />
• Landnut<strong>zu</strong>ngsparameter (Viehzahl/Weidedruck, Siedlungsdichte) (Quelle: z.T. B5<br />
Kirscht, B4 Kuhn)<br />
MOVEG Drâa<br />
• SPOT Vegetation NDVI-Daten (1998 bis aktuell, 10 Tage Auflösung)<br />
• NOAA AVHRR NDVI Daten (nur für Zeitreihe vor 1998)<br />
• Klimaparameter (Temperatur, Niederschlag). (Quelle: B1 Born, B2 Schulz)<br />
• Karten der Landbedeckung (5-7 Klassen, selbst erstellt)<br />
• Pflanzenverteilungsmuster (Quelle: B3 Finckh)<br />
• Bedeckungsdichten von Pflanzengesellschaften (Quelle: B3 Finckh)<br />
SAVANNA<br />
• Phänologische Daten aus fernerkundlicher Zeitreihenanalyse der Vegetationsdynamik<br />
mit MOVEG Drâa<br />
• Pflanzenverteilungsmuster<br />
• Herdengröße, Herdenverteilungsmuster (Quelle: z.T. B5 Kirscht, SEL)<br />
• Bodenkarte (Quelle: B2 Zeyen)<br />
• Klimadaten (Quelle: B1 Born, B2 Schulz))<br />
Regelbasiertes ökologisch-ökonomisches Modell (BUFFER)<br />
Weideökologische Daten<br />
• Arten<strong>zu</strong>sammenset<strong>zu</strong>ng auf Monitoringflächen (Deckungswerte in %)<br />
305
306<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
•<br />
tät)<br />
Populationsstruktur ausdauernder Arten (Individuen: Maße, Altersklasse, Vitali-<br />
• Position ausdauernder Individuen in Rasterfeldern � Mortalitäts-<br />
/Etablierungsdaten<br />
• Phänologische Daten aus fernerkundlicher Zeitreihenanalyse der Vegetationsdynamik<br />
mit MOVEG Drâa<br />
• Zugehörigkeit <strong>zu</strong> Vegetationseinheiten<br />
• Standortdaten (einschließlich aktueller Nut<strong>zu</strong>ngsdruck und Nut<strong>zu</strong>ngsgeschichte)<br />
• Vergleichsdaten der Weideausschluss-Experimente (s.o.)<br />
• Klimadaten der Dauerflächen<br />
Sozioökonomische Daten<br />
• Räumliche Aspekte Landmanagement: räumliche Differenzierung der Flächen in<br />
bestimmte Nut<strong>zu</strong>ngstypen wie „Sacrifice areas“, reguläre Weiden und Notzeitweiden<br />
• Zeitliche Aspekte Weidemanagement: Regeln der Weidenut<strong>zu</strong>ng in guten / durchschnittlichen<br />
/ schlechten Regenjahren sowie in Dürreperioden, umgesetzt in Besatzdichten<br />
• Raumzeitliche Aspekte Holznut<strong>zu</strong>ng: Regeln der Holznut<strong>zu</strong>ng, umgesetzt in<br />
Holzaustrag<br />
OUTPUT Daten<br />
Statistische Habitatmodelle (STAHAB)<br />
• raumspezifische Vorkommenswahrscheinlichkeit für Arten bzw. Vegetationseinheit<br />
(aktuell und unter Szenarienbedingungen). (Format: ARC GIS Raster)<br />
Modellierung der Vegetationsdynamik (MOVEG Drâa)<br />
• Zeitreihen der phänologischen Abläufe über mehrere Jahre<br />
• Karten der Vegetationsbedeckung <strong>zu</strong> beliebigen Zeitpunkten<br />
• Deckungsgrad natürlicher Vegetationseinheiten<br />
• Responsezeiten von Vegetationseinheiten auf Niederschlagsereignisse<br />
• Modellierte Vegetationsdynamik mit verschiedenen Klimaszenarien<br />
Pastorale Ökosystemmodelle (SAVANNA)<br />
• Deckungsgrad von Vegetationseinheiten<br />
• Herdengrößen im Modellgebiet<br />
• Biomasseentwicklung der Modellarten<br />
• Einfluss der Modellarten auf den Gebietswasserhaushalt<br />
• Jahreszeitlich aufgelöste Karten des anteiligen Pflanzenwasserverbrauchs am Gesamtniederschlag.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Regelbasiertes ökologisch-ökonomisches Modell (BUFFER)<br />
• Wechselwirkungen zwischen Veränderungen der Landnut<strong>zu</strong>ng, der Vegetation<br />
und des Wasserhaushalts unter ökonomischen und klimatischen Szenarien<br />
• Resilienz und Regenerationspotenzial der aktuellen Vegetation<br />
• Nachhaltigkeit des Weidemanagements, auch unter veränderten ökonomischen<br />
und klimatischen Rahmenbedingungen<br />
Szenarieneinbindung<br />
Die Szenarien werden auf den verschiedenen thematischen Ebenen in den PK eingebunden:<br />
Für die Modellierung der räumlichen Vegetationsmuster werden Modellergebnisse aus den Klimaszenarien<br />
als Randbedingungen in die Habitatmodelle eingespeist. Die Modellergebnisse<br />
können dann mit den Ergebnissen unter aktuellen Klimabedingungen verglichen werden, um<br />
Trends der Vegetationsveränderung vorher<strong>zu</strong>sagen.<br />
Die sozio-ökonomischen Szenarien für Marokko können in Blick auf die Entwicklung der Viehbestände<br />
eingebunden werden. Die Analyse der Zeitreihen aus den Zäunungsversuchen an den<br />
Testsites ermöglicht es, Degradationsindikatoren sowie Trends der Vegetationsveränderung unter<br />
<strong>zu</strong>- bzw. abnehmender Weidenut<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong> identifizieren.<br />
In die Modellierung der Biomassedynamik können sowohl die Klima- als auch die sozioökonomischen<br />
Szenarien direkt über Ergebnisse aus den dort verwendeten Modellen eingebunden<br />
werden. Die Modellergebnisse erlauben es, in Szenarienrechnungen den jahreszeitlich nach<br />
Evapotranspiration übrig bleibenden Niederschlagsanteil <strong>zu</strong> quantifizieren und mit den Ergebnissen<br />
von PK Ma-H.1 ab<strong>zu</strong>gleichen bzw. dort als Inputparameter <strong>zu</strong> verwenden.<br />
Interventionsszenarien sind für den PK Ma-L.2 denkbar durch Modifikationen der Viehzahlen<br />
oder Brennholzentnahme und durch Ausweitung der Flächen mit Regenfeldbau (Zerstörung der<br />
ausdauernden Steppenvegetation).<br />
Meilensteine<br />
Bis Mai 2006: Fertigstellung der Habitatmodelle für die wichtigsten Großvegetationseinheiten<br />
des Drâagebiets. Erstellung eines Trendmodells der qualitativen und quantitativen Vegetationsveränderungen<br />
für eine ausgewählte Monitoringfläche.<br />
Kopplung der Fernerkundungs- und Habitatmodelldaten <strong>zu</strong>r Verbesserung des GIS-<br />
Vegetationsmodells.<br />
Fertigstellung des Tools für die Zeitreihenanalyse der NDVI-Satellitendaten.<br />
307
308<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Bis Mai 2007: Typisierung phänologischer Phasenverläufe unter unterschiedlichen klimatischen<br />
Triggern. Erstellung eines Prognosemodells <strong>zu</strong>r weidebaren Biomasse in Abhängigkeit von Niederschlagsmenge<br />
und –verteilung (SAVANNA).<br />
Erstellung eines Konzepts <strong>zu</strong>r innermarokkanischen institutionellen Anbindung des Monitoringsystems<br />
(I.A.V., Recherche Forestière). Konzipierung eines "Early Warning Systems" für Desertifikationsprozesse<br />
auf Basis der Dauerbeobachtungsflächen und von Fernerkundungsdaten.<br />
Diskussion des GIS-Vegetationsmodells und des Desertifikationswarnsystems mit Fachleuten<br />
des SEL.<br />
Einbindung der Evapotranspirationsmodelle in ein lokales Gebietswasserhaushaltsmodell an einer<br />
der IMPETUS-Testsites (El Miyit oder Taoujgalt).<br />
Bis Mai 2008: Schulung marokkanischer Fachleute / Technicians für Vegetationsmonitoring.<br />
Erarbeitung eines "Early Warning Systems" für gravierende Degradation mittels Vegetationsindikatoren<br />
(Dynamiken von Decreaser-/ Increaser-Arten; Vitalität) auf den Dauerbeobachtungsflächen.<br />
Modellierung der Vegetationsdynamiken und der weidebaren Biomasse unter unterschiedlichen<br />
sozio-ökonomischen Szenarien mit BUFFER; Einbindung der Ergebnisse in eine Modellplanungsstudie<br />
in einer ausgewählten Commune (IFRE).<br />
„Upscaling“ der Evapotranspirationsmodelle auf Teilregionen des Drâa-Ein<strong>zu</strong>ggebiets für die<br />
Beckenlandschaften des sedimentären Antiatlas oder die Artemisia herba-alba-Steppen von Hohem<br />
Atlas und Anti-Atlas.<br />
Schulung marokkanischer Fachleute im Vegetationsmonitoring.<br />
Bis Mai 2009: Implementierung und institutionelle Einbindung eines Degradations- und Desertifikationswarnsystems<br />
für das Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet.<br />
Fertigstellung der Modelle von Vegetationsindikatoren und Indikatorprozessen unter klimatischen<br />
und landnut<strong>zu</strong>ngsgetriebenen Szenarien als Entscheidungshilfen für pastorale „Stakeholder“.<br />
Transferprodukte<br />
• Modelle für Biomasseproduktivität und weidewirtschaftliche Tragfähigkeit der naturnahen<br />
Rangelands.<br />
• Raumzeitlich auflösende Modelle für Dynamik und Wandel der Phytodiversität unter<br />
verschiedenen Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Klimaszenarien.<br />
• Landnut<strong>zu</strong>ngskriterien für eine optimale GW-Neubildung.<br />
• Frühwarnsystem für Degradations- und Desertifikationsprozesse.<br />
• Ausbildungsmodul "Vegetationsmonitoring" für lokale technische Mitarbeiter.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Mögliche Anwender<br />
ORMVAO (Service d’Élevage, Projet CBTHA), Recherche Forestière, DRH, Associations d'Utilisation<br />
d'Eau Agricole (AUEAs), Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Regionalplanungsprojekte.<br />
Capacity Building<br />
Auf verschiedenen Ebenen sollen Anwender im Umgang mit den entwickelten Tools und Modellen<br />
geschult werden. Dies umfasst ebenso die Aus- und Weiterbildung lokaler Techniker für Geländearbeiten<br />
<strong>zu</strong>m Vegetationsmonitoring wie die Schulung marokkanischer Experten aus den<br />
Fachbehörden im Umgang mit den verwendeten Modell- und Programmfamilien (SAVANNA;<br />
MOVEG Drâa; GLM; ARC-GIS, Monitoringdatenbanken).<br />
Personalbedarf<br />
25,2 MM – Manfred Finckh<br />
25,2 MM – Linstädter<br />
12,6 MM – Peter Poete<br />
5,4MM – Andreas Roth<br />
10,8 MM – Jens Oldeland<br />
1,8 MM – Klose<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Habitatmodelle existieren bereits für ausgewählte Arten, Vegetationseinheiten und Teilgebiete<br />
des Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes. Das Ökosystemmodell SAVANNA wurde bisher für die Taoujgalt<br />
Hochebene kalibriert, die Ausweitung ist vorgesehen. Weideökologische Ausgangsdatensätze für<br />
die ökologisch-ökonomische Modellierung (BUFFER) sind die Vegetationsdynamiken auf gezäunten<br />
und ungezäunten Flächen. Diese existieren für alle IMPETUS Testsites in beweideten<br />
Ökosystemen. Die räumlich statistischen Analysen werden derzeit an Testdatensätzen erprobt.<br />
309
310<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PK Ma-L.3 Risiken und Gefahren durch extreme Niederschläge: Überflutungen<br />
und Bodenerosion im Drâa-Tal<br />
Abb.: Eine nach einem Starkregen zerstörte Brücke im Antiatlas.<br />
Problemstellung<br />
In der Umgebung hoher Gebirge sind Starkniederschlagsereignisse besonders häufig <strong>zu</strong> beobachten.<br />
Die durch sie verursachten Schäden – Überflutungen, Hangrutschungen und spontane Erosion<br />
auf der kleinen zeitlichen Skala, anhaltende Bodenerosion auf der langen Zeitskala – stellen<br />
neben der Aridität die wichtigste klimatische Bedrohung für die Menschen in der Drâa-Region<br />
dar. Neben den kurzfristigen wirtschaftlichen Schäden durch Vernichtung landwirtschaftlicher<br />
Güter führt die anhaltende Erosion durch Wasserabfluss <strong>zu</strong> starken Sedimenttransporten in den<br />
Flüssen und trägt somit <strong>zu</strong>r Versandung des Stausees „El Mansour Eddahbi“ bei, dessen<br />
„Lâcher“-Management ein wichtiges Werkzeug <strong>zu</strong>r Steuerung der Wasserversorgung ist. Die<br />
Einflussmöglichkeiten des Menschen auf diese negativen Umwelteinflüsse durch Rekultivierung<br />
besonders bedrohter Hänge oder geeignete bauliche Maßnahmen werden auf ihre Wirksamkeit<br />
hin geprüft.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Mitarbeiter<br />
Born, N. N., Zeyen, N. N.<br />
Kooperationspartner<br />
ORMVAO, ONEP, DRH/DGH<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Der Einfluss gezielter Maßnahmen (Aufforstung, Abflusskanäle, neue Staubecken) auf das zeitliche<br />
Verhalten des Abflusses auf unterschiedlichen Zeitskalen sowie auf Bodenerosion und Sedimenttransporte<br />
in den Stausee wird unter den für Marokko beschriebenen Klima- und Entwicklungsszenarien<br />
dargestellt. Methoden <strong>zu</strong>r Identifikation von extremen Abflussereignissen, aber<br />
auch von Risikogebieten werden erarbeitet. Am Ende der Entwicklung steht ein Modellkomplex,<br />
mit dessen Hilfe „Was-wäre-wenn-Analysen“ und Szenarien berechnet werden können.<br />
Modellierung<br />
Blockdiagramm<br />
311
312<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Der PK Ma-L.3 nutzt die Verknüpfung atmosphärischer Modelldaten mit hydrologischen Mo-<br />
dellen, die auch in anderen Problemkomplexen Verwendung findet. Die längerfristigen Folgen<br />
der Starkniederschläge in Form der Bodenerosion werden von dem Erosionsmodell PESERA<br />
abgeschätzt, kurzzeitliche Folgen und der Sedimenttransport mit dem hydrologischen Modell<br />
MMS, das im PK Ma-H.1 im Mittelpunkt steht. Die eigentliche Verbindung stellt das Tool „Lokale<br />
Interpolation und Aggregation“ her, das räumlich aufgelöste Klimaparameter für die Verwendung<br />
in PESERA und MMS liefert.<br />
Methodik<br />
Meteorologie: Die Ergebnisse der kompletten atmosphärischen Modellkette finden in diesem<br />
Problemkomplex Anwendung. Benötigt werden Niederschlagsklimatologien von der globalen<br />
<strong>zu</strong>r regionalen Skala, für Abflussmodellierungen auf der saisonalen Skala oder sogar von einzelnen<br />
Episoden werden zeitlich hochauflösende, räumlich interpolierte bzw. aggregierte Daten benötigt.<br />
Klimatologische Beobachtungsdaten erlauben eine Validierung der Interpolationsergebnisse.<br />
Die Einzelkomponenten – statistisch-dynamisches „Downscaling“ und Korrektur der Niederschlagsverteilungen<br />
– sind in den Ausführungen <strong>zu</strong> Teilprojekt B1 erläutert.<br />
Hydrologie: Die Simulation des Abflusses auf der kürzeren Zeitskala erfolgt mit dem MMS unter<br />
Berücksichtigung geomorphologischer Informationen. Das komplexe MMS wird in PK<br />
Ma-H.1 näher beschrieben. Die Zeitskalen umfassen Wochen bis hin <strong>zu</strong> dekadischen Simulationen,<br />
in denen Änderungen der Saisonalität auch in Starkniederschlägen untersucht werden.<br />
Die langfristige Bodenerosion wird mit dem Modell PESERA berechnet. Dabei handelt es sich<br />
um ein Erosionsmodell, das lediglich den Einfluss von Oberflächenabfluss auf langen Zeitskalen<br />
berücksichtigt. Die Kombination der Kenntnis von Erosionsraten in der Fläche von PESERA<br />
und dem Abflussverhalten aus dem MMS erlaubt eine Abschät<strong>zu</strong>ng des Sedimenteintrags in den<br />
Stausee.<br />
Responseindikatoren<br />
• Erosionsraten<br />
• Sedimenttransport<br />
• Abflussverhalten: saisonale und episodenbezogene Abflusskurven
Problemkomplexe IMPETUS<br />
INPUT Daten<br />
• Atmosphärendaten (aus Teilprojekt B1)<br />
• geomorphologische Daten (aus Teilprojekt B2)<br />
• Geländemodell (aus Teilprojekt B3)<br />
• Vegetation (aus Teilprojekt B3)<br />
OUTPUT Daten<br />
• Abflussdaten an den Ableitungspunkten der „Hydrological Response Units“ des MMS<br />
• Zeitreihen des Sedimentflusses in den Stausee<br />
• Flächenhafte Erosionsraten<br />
Szenarieneinbindung<br />
Unter Klimaänderungen ändern sich Niederschlagscharakteristiken (saisonales Verhalten, räumliche<br />
Muster etc.), was sowohl Einfluss auf die Bodenerosion als auch auf Abflüsse hat. Diese<br />
Einflüsse sind aber sicherlich geringer als anthropogene Maßnahmen <strong>zu</strong>r Vermeidung von Folgeschäden<br />
durch heftige Niederschläge, so dass Interventionsszenarien der Bewaldung und der<br />
Änderung von Bewässerungstechniken – z. B. durch Verwendung vieler, kleinerer Rückhaltebecken<br />
– aussagekräftiger sind als allein klimabezogene Szenarien. Mögliche Interventionsszenarien<br />
umfassen Rekultivierungsprojekte, Bau kleiner Rückhaltebecken und größerer Staudämme,<br />
Kanalisation des Abflusses, Änderung der Beweidung.<br />
Meilensteine<br />
Bis Ende 2006<br />
• Aufbau der Kopplung der Modelle<br />
• Ausbau des MMS für das gesamte Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet,<br />
• Einbau der Klimadaten aus statistisch-dynamischen Klimaszenarien<br />
• Interpretation verschiedener Szenarien<br />
• Identifikation der durch starken Abfluss betroffenen Regionen.<br />
2007<br />
• Interventionsszenarien<br />
• Diskussion mit Kooperationspartnern und möglichen Anwendern <strong>zu</strong>r Gestaltung des<br />
Endproduktes durch Austausch von Wissenschaftlern<br />
• Schulungen für potenzielle Anwender<br />
• Gestaltung der Anwendungssoftware.<br />
313
314<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
2008/9<br />
• Implementation der Systeme bei den Anwendern und Übergang <strong>zu</strong>r quasi-operationellen<br />
Phase<br />
• Testbetrieb und Optimierung des Systems.<br />
Transferprodukte<br />
• Informationen über die Versandung des Stausees<br />
• Informationen über bei Starkregen besonders gefährdete Gebiete und den Einfluss von<br />
Gegenmaßahmen.<br />
Mögliche Anwender<br />
ORMVAO, Planungsbehörden (Straßenbau)<br />
Capacity Building<br />
Die Anwendung von PESERA und MMS ist auf PCs möglich und erlaubt somit den praxisorientierten<br />
Einsatz in Behörden und Organisationen vor Ort. Klimatologische Daten werden in Form<br />
von Tabellen <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt. Modellierungsstrategien und physikalischer Hintergrund<br />
der Modellierung werden den Anwendern in Schulungen näher gebracht, damit eine sinnvolle<br />
Bewertung der Modellergebnisse erfolgt. Die Anpassung der Modelle an regionale Gegebenheiten<br />
für den operationellen Einsatz erfolgt durch den fachkundigen Anwender.<br />
Personalbedarf<br />
5,4 MM - Born (Meteorologie, Postdoc)<br />
2,7 MM - N.N. (Meteorologie, Doktorand)<br />
7,2 MM - Zeyen (Hydrologie, Doktorand)<br />
3,6 MM - N.N. (Hydrologie, Postdoc)<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Die Schnittstelle zwischen meteorologischen Daten und hydrologischem Modell bzw. Bodenerosionsmodell<br />
wurde bereits eingerichtet, erste Tests der mit modellierten Klimadaten angetriebenen<br />
dynamischen Modellierung waren in beiden Fällen erfolgreich (Juli 2005). Eine Evaluierung<br />
in Modellierphasen für die Vergangenheit erfolgt bis April 2006. Für die vorliegenden Simulati-
Problemkomplexe IMPETUS<br />
onen wurden bisher lediglich die Modelldaten von REMO verwendet. Die feinere räumliche<br />
Darstellung klimatologischer Daten aus der statistisch-dynamischen Modellierung mit<br />
LM/FOOT3DK ist ebenso wie die Bewertung der Modellergebnisse der Szenarien für die dritte<br />
Projektphase geplant Das statistisch-dynamische „Downscaling“ ist seit Mitte 2005 in einem<br />
anwendungsreifen Stadium. Eine Strategie der Modellierung <strong>zu</strong>r Abschät<strong>zu</strong>ng von Unsicherheiten<br />
besonders der Abflusssimulation, die direkt an die mit sehr großen Schwankungsbreiten versehenen<br />
Niederschlagsdaten gekoppelt sind, wird in PK Ma-H.4 erarbeitet und in diesem Problemkomplex<br />
eingebunden. Die Methodik der Identifikation extremer Abflussereignisse und von<br />
Risikogebieten ist ebenfalls Gegenstand der dritten Projektphase.<br />
315
316<br />
IV.2.4 Themenbereich: Gesellschaft in Marokko<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Der Themenbereich Gesellschaft erstreckt sich in den Problemkomplexen <strong>zu</strong> Marokko vornehmlich<br />
auf die Aspekte der Bevölkerungsdynamik (PK Ma-G.1) und der Entscheidungen <strong>zu</strong>r Ressourcennut<strong>zu</strong>ng<br />
(PK Ma-G.2). Hinsichtlich der Bevölkerungsdynamik werden einzelne demographische<br />
Faktoren, dabei auch die für Südmarokko besonders wichtige Migration, in ihrer gegenseitigen<br />
Bedingtheit und soziokulturellen Einbettung <strong>zu</strong>r Modellbildung und <strong>zu</strong>m Entwurf<br />
von Szenarien herangezogen. Die demographischen Prozesse im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Drâa werden<br />
mit Hilfe sowohl qualitativer als auch quantitativer Modelle auf unterschiedlichen räumlichen<br />
Skalen erfasst, um daraus Folgerungen für das Erstellen von Szenarien ab<strong>zu</strong>leiten. Neben quantitativ-numerischen<br />
Analysen der Bevölkerungsentwicklung unter dem Einfluss der Migration<br />
werden die zentralen driving forces und weitere soziokulturelle Variablen, die in der Untersuchungsregion<br />
in umfassenden Migrationsbewegungen resultieren, auch in qualitativer Hinsicht<br />
analysiert. Im Zentrum steht bei beiden Verfahren das Problem, dass die durch Dürreperioden<br />
erheblich beeinträchtigte Verfügbarkeit von Wasser für Landwirtschaft und Haushalte in multipler<br />
Form auf demographische Prozesse einwirkt. Entsprechende quantitative Daten <strong>zu</strong> Migration,<br />
Fertilität und Mortalität werden über das Modell Spectrum/DemProj in die Szenarienberechnung<br />
einfließen. Daneben werden ebenfalls soziokulturelle und ökonomische Faktoren erfasst und mit<br />
Hilfe eines qualitativen Expertenmodells in der Analyse umgesetzt. Die Kombination beider<br />
Modelle liefert Daten <strong>zu</strong>r Entwicklung von Bevölkerungsstruktur und -größe für die Bildung von<br />
Szenarien und Interventionsszenarien.<br />
Einen weiteren bedeutsamen Aspekt gesellschaftlicher Prozesse neben der Bevölkerungsdynamik<br />
stellen Konflikte zwischen konkurrierenden Nutzern kollektiver Ressourcen dar, wobei bezüglich<br />
letzterer vor allem Wasser und Weide als Basis der Landwirtschaft im südlichen Marokko<br />
eine tragende Rollen spielen. Im PK Ma-G.2 werden diese zwischen individuellen und kollektiven<br />
/ staatlichen und traditionellen Interessen liegenden Rechtsansprüche hinsichtlich des<br />
Ressourcen<strong>zu</strong>gangs im Rahmen einer Institutionenanalyse untersucht. Auf diese Weise sollen<br />
Entscheidungsmechanismen mit Be<strong>zu</strong>g auf das Ressourcenmanagement auf unterschiedlichen<br />
Hierarchieebenen dargelegt und die spezifischen Eigenschaften von lokalen Nut<strong>zu</strong>ngsrechten<br />
identifiziert werden. Auf der Grundlage einer Kartierung der Kompetenzbereiche unterschiedlicher<br />
Institutionen des Ressourcenmanagements werden dessen Wirkweisen (einschließlich der<br />
möglichen Reaktionen) und charakteristischen Entscheidungsbäume mit Hilfe eines konzeptionellen<br />
Expertenmodells erfasst. Dieses, orientiert an „Stakeholdern“ und Ressourcen, soll letztendlich<br />
da<strong>zu</strong> beitragen, typische Konfliktfelder <strong>zu</strong> identifizieren und dadurch gleichzeitig Lösungsmöglichkeiten<br />
für nachhaltige Strukturen des Ressourcenmanagements <strong>zu</strong> entwickeln. Das<br />
Expertenmodell kann auf unterschiedlichen Hierarchieebenen an ein DSS angebunden werden,<br />
um „Stakeholder“-Gruppen und potenzielle Nut<strong>zu</strong>ngskonflikte <strong>zu</strong> identifizieren und mit Hilfe<br />
des DSS Konflikte um Ressourcen abschwächen <strong>zu</strong> können.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
PK Ma-G.1 Bevölkerungsdynamik im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Drâa<br />
Problemstellung<br />
Die geographische Randlage des Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes führt <strong>zu</strong> einer Marginalisierung in diversen<br />
Bereichen, die sich unter anderem in fehlenden Investitionen <strong>zu</strong>r Verbesserung der schwachen<br />
Infrastruktur hinsichtlich Bildung, Gesundheit und Wirtschaft manifestiert. Immer wiederkehrende<br />
Dürreperioden verschlimmern die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung dieser Region,<br />
die ihr Einkommen überwiegend aus der Landwirtschaft generiert. Der Wegfall von Ernteeinkommen<br />
über mehrere Jahre hinweg führt <strong>zu</strong>m einen direkt <strong>zu</strong> einer hohen Abwanderung der<br />
männlichen Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter und <strong>zu</strong>m anderen indirekt <strong>zu</strong> Problemen im Bereich<br />
der Ernährung, Hygiene, reproduktiver Gesundheit und Lebensqualität.<br />
Gegenstand dieses Problemkomplexes ist die Analyse des Wandels der Bevölkerungsgröße und -<br />
struktur im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Drâa, darunter die demographischen Faktoren Fertilität, Mortalität/Morbidität,<br />
Migration und Lebensqualität. Modelle, mit deren Hilfe Szenarien für demographische<br />
Entwicklungen entworfen werden, müssen die Komplexität dieser Prozesse beachten.<br />
Zum einen bedingen sich die Einflussgrößen wechselseitig und <strong>zu</strong>m anderen muss der soziokul-<br />
317
318<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
turelle Kontext betrachtet werden. Mikrostudien sind die Basis, dieser Komplexität gerecht <strong>zu</strong><br />
werden.<br />
Mitarbeiter<br />
Heldmann, Rademacher<br />
Kooperationspartner<br />
• Direction de la Statistique, Rabat<br />
• Faculté des sciences et lettres, Université Rabat (Prof. Ait Hamza)<br />
• Faculté des sciences et lettres, Université d’Agadir (Prof. Aziki)<br />
• Délégation de la Ministère de la Santé, Ouarzazate<br />
• Délégation de la Ministère de la Santé, Zagora<br />
• ORMVA Ouarzazate<br />
• ORMVA Zagora<br />
• AFDES - Association des femmes pour le développement et la solidarité, Bni Zoli<br />
• Corps de la paix des Etats Unis, Secteur de la Santé, Rabat<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
Ziel dieses Problemkomplexes ist es, demographische Prozesse auf verschiedenen räumlichen<br />
Skalen sowohl quantitativ als auch qualitativ <strong>zu</strong> erfassen und <strong>zu</strong> analysieren. Dafür wird ein qualitativ-analytisches<br />
Expertenmodell entwickelt. In Kombination mit dem quantitativnumerischen<br />
Modell DemProj werden sowohl lokale als auch regionale Aussagen <strong>zu</strong>r Bevölkerungsdynamik<br />
im Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet für verschiedene Szenarien abgeleitet.<br />
Mit quantitativen und qualitativen Daten werden die aktuelle Größe und Struktur der Bevölkerung<br />
sowie deren Entwicklung im Kontext der regionalen und soziokulturellen Charakteristika<br />
analysiert.<br />
Zusätzlich <strong>zu</strong>r Bilanz von An- und Einwanderung findet der Faktor Migration im qualitativ- analytischen<br />
Expertenmodell Eingang, indem die verschiedenen Variablen der Migrationsmotivation,<br />
die <strong>zu</strong>r Migration führenden driving forces sowie die Effekte der Migration auf Dorf- sowie<br />
Haushaltsebene hinsichtlich sozialer und kultureller Faktoren (u.a Lebensqualität, Geschlechterverhältnis,<br />
sozialer Status) herausgearbeitet werden. Darüber hinaus werden in Kombination mit<br />
demographischen Daten Aussagen über die mögliche Entwicklung der Migration im mittleren
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Drâa-Tal und deren Rückwirkungen (gesellschaftliche Veränderungen, Technik, Innovationen<br />
und Wasserverbrauch) auf das Herkunftsgebiet getroffen.<br />
Modellierung<br />
Blockdiagramm<br />
1. Bewässerungswasser LW<br />
Migration<br />
Abnahme<br />
landwirtschaftl.Produktion<br />
Dürreperioden<br />
Verminderung von<br />
Mangelernährung<br />
2. Trink-/ Haushaltswasser<br />
Hygiene<br />
Fertilität Altersstruktur Urbanisierung Mortalität/ Lebensqualität<br />
Morbidität<br />
Dürreperioden vermindern die Verfügbarkeit von Bewässerungswasser. Die Lebensgrundlage<br />
Landwirtschaft wird bedroht und wirkt sich direkt und indirekt auf die verschiedenen demographischen<br />
Faktoren aus. Die abnehmende Quantität und Qualität des Trink- und Haushaltswassers<br />
wirkt sich negativ auf die Lebensqualität aus. Die Angaben <strong>zu</strong> Migration, Fertilität, Mortalität /<br />
Morbidität, Altersstruktur, Urbanisierung und Lebensqualität – finden Eingang in das Modell<br />
„Spectrum/DemProj“, mit dem die drei Szenarien hinsichtlich der Bevölkerungsgröße bis <strong>zu</strong>m<br />
Jahr 2020 berechnet werden.<br />
319
320<br />
Methodik<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Da demographische Prozesse weder primär noch ausschließlich durch statistisch erfassbare Größen<br />
determiniert sind, sondern auch soziale, ethnische und ökonomische Faktoren sowie kulturelle<br />
Überzeugungen von zentraler Bedeutung sind, werden die Daten und Analysen bisheriger<br />
Forschung in zwei Modellen Eingang finden. Ein primär qualitatives Expertenmodell wird entwickelt,<br />
mit dem durch Einbe<strong>zu</strong>g weicher Daten die komplexe Realität abgebildet werden kann,<br />
z.B. die „driving forces“ hinsichtlich einer Migrationsentscheidung. In das numerische Modell<br />
„Spectrum/DemProj“ fließen quantitativ erfassbare Daten ein wie z. B. die Bevölkerungsgröße<br />
und die Alterstruktur. Mit dem erlangten regionalen Hintergrundwissen können Trends für eine<br />
<strong>zu</strong>künftige Entwicklung bestimmter Faktoren eingegeben werden, so dass das Modell die Bevölkerungsgröße<br />
für einen erwünschten Zeitpunkt errechnet.<br />
Die Datenbasis bilden <strong>zu</strong>m einen Sekundärquellen (von: „Haut Commissariat du Plan“, „Ministère<br />
de l’Agriculture“, „Ministère de la Santé“, „Ministère de l’Education“ etc.) und <strong>zu</strong>m anderen<br />
Primärquellen (eigener demographischer Survey, teilnehmende Beobachtung, offene und<br />
semistrukturierte Interviews, Experteninterviews).<br />
Responseindikatoren<br />
• Fertilität<br />
• Mortalität/Morbidität<br />
• Migration<br />
• Lebensqualität<br />
• Urbanisierung<br />
• Altersstruktur<br />
• Wasserverfügbarkeit<br />
INPUT Daten<br />
Primärdaten<br />
• Daten aus regionalem Survey und Experteninterviews (Gesamtbevölkerung; Bevölkerungswachstum;<br />
Fertilitätsrate; Lebenserwartung; (Kinder-)Sterblichkeit; Heiratsalter;<br />
Altersstruktur; Migrationsrate u.a.)<br />
• Daten aus 2 Untersuchungsschwerpunkten (Bni Zoli und Ouled Yaoub)<br />
Sekundärdaten<br />
• Daten aus den nationalen Zensus 1994 und 2004, Pager Zagora<br />
• Daten aus Berichten des Ministère de l’Agriculture, Ministère de la Santé<br />
• Ergebnisse aus anderen Problemkomplexen <strong>zu</strong>r Wasser- und Klimasituation
Problemkomplexe IMPETUS<br />
OUTPUT Daten<br />
• Angaben <strong>zu</strong>r Entwicklung bis 2020 hinsichtlich Bevölkerungsgröße und -struktur auf regionaler<br />
Ebene (Gesamtbevölkerung, Fertilitätsrate, Heiratsalter, Altersstruktur, Einkommensniveau;<br />
Urbanisierungsrate; Lebenserwartung; Krankheitsraten; sozialer Status<br />
je nach ethnischer Gruppen<strong>zu</strong>gehörigkeit)<br />
• Angaben <strong>zu</strong> Migrationmotivationen, Migrationszielen, Auswirkungen auf Herkunftsfamilie<br />
und -dorf, ökonomische Veränderungen (Geldrückfluss, Investitionen)<br />
• Datenpräsentation in geographisch referenzierten Karten (GIS)<br />
• Ergebnisse demographischer Entwicklung gehen als Input-Daten in den PK Ma-H.2 und<br />
PK Ma-L.13 ein, u.a. um Veränderungen des Wasserverbrauchs simulieren <strong>zu</strong> können<br />
Szenarieneinbindung<br />
Das Bevölkerungsmodell (die Kombination eines qualitativ-quantitativen Expertenmodells mit<br />
dem Modell „Spectrum/DemProj“) liefert Daten <strong>zu</strong>r Bevölkerungsgröße und -struktur für die<br />
Szenarienbildung sowie für Interventionsszenarien.<br />
Die bestehenden Szenarien geben Veränderungen in den Sektoren Wirtschaft, Bildung, Gesundheit<br />
und Infrastruktur vor, deren Auswirkungen auf die Bevölkerungsdynamik modelliert werden.<br />
Als Interventionsszenarien können staatliche Investitionen in Einkommensalternativen <strong>zu</strong>r<br />
Landwirtschaft, in Bildung, Gesundheit (insbes. reproduktive Gesundheit) und Infrastruktur und<br />
staatliche Maßnahmen <strong>zu</strong>r Eindämmung der Landflucht / Migration gedacht werden.<br />
Meilensteine<br />
Sommer/Herbst 2006: Aufbereitung der Feld- und Sekundärdaten abgeschlossen, ausgewertete<br />
Daten <strong>zu</strong>r allen demographischen Faktoren liegen vor (lokale Ebene; Punktdaten aus dem Drâa-<br />
Tal)<br />
Sommer/Herbst 2006: Konzeption des qualitativen Expertenmodells <strong>zu</strong> Bevölkerung und Migration<br />
Frühjahr 2007: Aufbau und Parametrisierung des qualitativen Expertenmodells abgeschlossen<br />
Sommer 2007: Bearbeitung der Interventionsszenarien<br />
321
322<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Sommer/Herbst 2007:<br />
• Modellergebnisse des Expertenmodells <strong>zu</strong>r Entwicklung der Migration im Drâa-Tal im<br />
regionalen Maßstab liegen vor<br />
• Erstellung GIS basierter Karten <strong>zu</strong> Migration und Urbanisierung<br />
Winter/Frühjahr 2008/2009: Modellergebnisse <strong>zu</strong> Interventionsszenarien mit dem Expertenmodell<br />
liegen vor<br />
Transferprodukte<br />
• Situationsberichte <strong>zu</strong> den Themenbereichen Gesundheit, Frauenförderung, Bildung und<br />
Migration, die auf den Forschungsergebnissen basieren und aus denen Handlungsanweisungen<br />
<strong>zu</strong>r ruralen Entwicklung entstehen<br />
• Daten <strong>zu</strong>r Bevölkerungsgröße sowie -struktur in verschiedenen Interventionsszenarien in<br />
den Modellen „Bevölkerung“ und „DemProj“<br />
Mögliche Anwender<br />
Staatliche, nationale Akteure in der Analyse demographischen Wandels<br />
• Haut Commissariat du Plan, Direction de la Statistique, Centre d’Etudes et de Rechercher<br />
Démographiques<br />
<strong>Universität</strong>en<br />
• Faculté des sciences et lettres, Université Rabat (Prof. Ait Hamza)<br />
• Faculté des sciences et lettres, Université d’Agadir (Prof. Aziki)<br />
• Centre d’Etudes sur les Mouvements Migratoires d’Oujda<br />
Staatliche, regionale Akteure im Bereich ruraler Entwicklung<br />
• Delegationen des Ministère de la Santé von Ouarzazate und Zagora<br />
• Delegationen des Ministère de l’Education von Ouarzazate und Zagora<br />
• Provinzverwaltungen von Ouarzazate und Zagora<br />
• Organisationsbüro der staatlichen lokalen Büros <strong>zu</strong>r Frauenförderung („El-Nadi“), Zagora<br />
Nicht-staatliche regional und lokal agierende Organisationen<br />
• Corps de la paix des Etats Unis, Secteur de la Santé, Rabat<br />
• AFDES - Association des femmes pour le développement et la solidarité, Bni Zoli<br />
• Helen Keller International, Agdz
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Capacity Building<br />
Herbst 2006: Vorstellung und Diskussion der ethnologischen Forschungsergebnisse <strong>zu</strong>r Migration<br />
auf der institutionellen Ebene<br />
• <strong>Universität</strong>en Rabat, Agadir und Oujda (Institut für Migrationsstudien)<br />
Herbst 2006 : Vorstellung der Mikro-Studien bei den Delegationen des Gesundheitsministeriums<br />
in Zagora und Ouarzazte<br />
Herbst 2006: Vorstellung der Ergebnisse des Survey bei der Direction de la Statistique in Rabat<br />
(Vergleich der Ergebnisse des ethno-demographischen Surveys mit dem national einheitlichen<br />
Zensus)<br />
Frühjahr 2007:<br />
• Schulung in „Spectrum/DemProj“ an den <strong>Universität</strong>en Rabat und Agadir<br />
• Vorstellung beider Modelle bei staatlichen Institutionen in Marokko; gemeinsame Entwicklung<br />
von Aktionsplänen <strong>zu</strong>r Verbesserung der marginalisierten Stellung der Region<br />
Herbst 2007:<br />
• Vorstellung der Modellergebnisse des Expertenmodells<br />
• Workshop <strong>zu</strong>m Expertenmodell mit möglichen Anwendern in Marokko<br />
Frühjahr 2008:<br />
• Vorstellung der Modellergebnisse <strong>zu</strong> Interventionsszenarien<br />
• Workshop mit Übergabe des Expertenmodells an die Anwender<br />
Herbst 2008: Vorstellung beider Modelle in Marokko bei lokalen / regionalen staatlichen und<br />
nicht-staatlichen Institutionen der ruralen Entwicklung<br />
Personalbedarf<br />
11,7 Mannmonate – Heldmann<br />
9 Mannmonate – Rademacher<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Bis Ende Juli 2005: Die quantitativen Primär- und Sekundärdaten <strong>zu</strong> Demografie und Lebensqualität<br />
sind erhoben.<br />
Bis Ende April 2006: Qualitative und quantitative Datenerhebung abgeschlossen; Ergebnisse<br />
aus der ethnologischen Forschung liegen vor; Identifizierung weiterer möglicher Anwender abgeschlossen.<br />
323
324<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
PK Ma-G.2 Wasser- und Weidenut<strong>zu</strong>ng im Spannungsfeld zwischen traditionellen<br />
Entscheidungsprozessen und staatlichen Institutionen<br />
Problemstellung<br />
Abb.: Treffen von Dorfbewohnern<br />
Wasser und Weideland sind die Grundlagen der landwirtschaftlichen Nut<strong>zu</strong>ng im ländlichen<br />
Raum Südmarokkos. Beides sind traditionell kollektive Ressourcen, deren Nut<strong>zu</strong>ng und Verteilung<br />
die ansässigen Gemeinschaften regelten. Seit Beginn der französischen Protektoratszeit beansprucht<br />
aber der Zentralstaat die Entscheidungskompetenz über den Zugang <strong>zu</strong> diesen Ressourcen.<br />
Trotz der formalen Zuständigkeit des Zentralstaates sind auf lokaler Ebene islamisch<br />
begründete und auf traditionellen Vorgehensweisen basierende Kontroll- und Verteilmechanismen<br />
wirksam. Viele Managementprobleme haben ihre Wurzeln in diesem Konfliktfeld konkurrierender<br />
Rechtsansprüche. Diese Indifferenz wird in jüngster Zeit immer häufiger von Individuen<br />
ausgenutzt, die finanzielle Ressourcen einsetzen, um unter Ausnut<strong>zu</strong>ng der divergierenden<br />
Ebenen rechtlichen und politischen Handelns eigne Interessen durch<strong>zu</strong>setzen, auch wenn sie im<br />
kollektiven Interesse liegenden Entscheidungen <strong>zu</strong>wider laufen. Der Problemkomplex soll daher<br />
die Entscheidungsprozesse untersuchen, die über den Zugang <strong>zu</strong> kollektiven natürlichen Ressourcen<br />
bestimmen.
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Mitarbeiter<br />
Kirscht, Finckh, Linstädter, N.N. (B3), Heldmann, Rademacher<br />
Kooperationspartner<br />
• SEL, Eaux et Forêts, associations de développement, GTZ, <strong>Universität</strong> Agadir<br />
• Umweltforschungszentrum Leipzig, Abteilung Ökosystemanalyse<br />
Zielset<strong>zu</strong>ng<br />
In dieser Institutionenanalyse (IA) soll ein Prozessverständnis für Grundlagen und Mechanismen<br />
von kollektiven und individuellen Nut<strong>zu</strong>ngsentscheidungen bezüglich kollektiven Besitzes gewonnen<br />
werden:<br />
• Wie werden Entscheidungen <strong>zu</strong> Nut<strong>zu</strong>ngsrechten und konkreter Nut<strong>zu</strong>ng getroffen?<br />
• Wie werden Nut<strong>zu</strong>ngskonflikte geregelt? Welche realen und virtuellen Gremien und Institutionen<br />
sind an Nut<strong>zu</strong>ngsentscheidungen beteiligt (Institutionenanalyse)? Wie interagieren<br />
formelle und informelle Instanzen und welche Prozesse der Entscheidungsfindung<br />
existieren? Wie statisch oder dynamisch sind kollektive Nut<strong>zu</strong>ngsrechte, sind Landnut<strong>zu</strong>ngsentscheidungen<br />
im Sinne nachhaltiger Landnut<strong>zu</strong>ng lenkbar?<br />
• Welche sind die <strong>zu</strong>grunde liegenden Mechanismen eines nachhaltigen Ressourcenmanagements?<br />
Welche Bedeutung hat die Schaffung ökologischer bzw. ökonomischer<br />
Puffer?<br />
Eine Institutionenanalyse soll auf den verschiedenen Hierarchieebenen die Kompetenzverteilung<br />
für Ressourcenmanagement in modern-zentralstaatlichen wie traditionell-tribalen Institutionen<br />
aufzeigen und ihre aktuelle Bedeutung bzw. Akzeptanz beurteilen.<br />
Modellierung<br />
Das nachfolgende Blockdiagramm zeigt die Unterschiede in räumlichen Kompetenzbereichen,<br />
Institutionalität und Akzeptanz zwischen "staatlich/formal gültigen" und "traditionell / informellen"<br />
Institutionen des kollektiven Ressourcenmanagements.<br />
325
326<br />
Methodik<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Es soll versucht werden, die räumlichen, formellen und thematischen Kompetenzbereiche von<br />
Institutionen des Ressourcenmanagements <strong>zu</strong> kartieren. Darauf aufbauend sollen in einem konzeptionellen<br />
Expertenmodell die Entscheidungsbäume und Wirkungsmechanismen des Ressourcenmanagements<br />
abgebildet werden.<br />
Dieses Expertenmodell kann direkt in eine regelbasierte, ökologisch-ökonomische Modellierung<br />
des Ressourcenmanagements mit seinen Wechselwirkungen <strong>zu</strong>r Verfügbarkeit dieser natürlichen<br />
Ressourcen umgesetzt werden (BUFFER; vgl. PK Ma-L.2).<br />
Abb.: Blockdiagramm<br />
Das konzeptionelle Modell kann Entscheidungsabläufe abbilden, Konfliktfelder der beteiligten<br />
Akteure identifizieren und damit institutionelle Ansatzpunkte für nachhaltige Landnut<strong>zu</strong>ngskonzepte<br />
und Managementpläne aufspüren helfen. Mit Hilfe des Simulationsmodells BUFFER können<br />
postulierte nachhaltige Landnut<strong>zu</strong>ngskonzepte direkt in ihrer Auswirkung auf die natürlichen<br />
Ressourcen abgeprüft werden. Da ein nachhaltiges Ressourcenmanagement in ariden und
Problemkomplexe IMPETUS<br />
semiariden Klimata an die zeitlich und räumlich extrem heterogene Ressourcenverfügbarkeit angepasst<br />
sein muss, werden die <strong>zu</strong>grunde liegenden Prinzipien des Landmanagements (wie etwa<br />
die Schaffung ökologischer bzw. ökonomischer Puffer, die in dieser hochvariablen Umwelt als<br />
Versicherung für Krisensituationen dienen), ebenso im Fokus des ökologisch-ökonomischen<br />
Modells BUFFER stehen wie die Dynamiken und die „Puffer-Qualität“ der natürlichen Ressourcen<br />
Weide und Wasser.<br />
Responseindikatoren<br />
Responsindikatoren betreffen die Abgren<strong>zu</strong>ng lokaler und staatlicher Kompetenzbereiche. Die<br />
Rechtssicherheit über Ressourcenansprüche soll dargestellt werden, um die Akzeptanz von Ressourcenplanung<br />
<strong>zu</strong> gewährleisten.<br />
INPUT Daten<br />
Als Inputdaten werden allgemeine Informationen über traditionelle und staatliche Institutionen<br />
auf verschiedenen Ebenen benötigt:<br />
Eine Bestandsaufnahme der Institutionen des Ressourcenmanagements beschreibt die Akteure.<br />
Daneben müssen die Kompetenzbereiche der Institutionen (legal, räumlich und thematisch) aufgezeigt<br />
werden und die Entscheidungsmechanismen bei Nut<strong>zu</strong>ngsentscheidungen sind <strong>zu</strong> beschreiben.<br />
Dabei werden Kriterien wie Kommunikation, Transparenz und Akzeptanz von Entscheidungen<br />
sowie die Partizipativität der Entscheidungsfindung bewertet<br />
OUTPUT Daten<br />
Wirkungsanalyse von traditionellen und staatlichen Institutionen sowie eine Beschreibung der<br />
Bandbreite möglicher Reaktionen:<br />
• Entscheidungswege werden abgebildet und Kompetenzüberschneidungen aufgezeigt.<br />
Darüber hinaus werden aktuelle und potenzielle Konfliktfelder (legal, räumlich und thematisch)<br />
identifiziert.<br />
• Bedeutung ökonomischer Puffer (soziale Netzwerke, institutionalisierte und informelle<br />
Formen von Versicherungen) für die nachhaltige Nut<strong>zu</strong>ng der zeitlich und räumlich extrem<br />
heterogenen Ressourcen.<br />
327
328<br />
Szenarieneinbindung<br />
IMPETUS Problemkomplexe<br />
Die in den Szenarien postulierte Veränderung des staatlichen Engagements im ländlichen Raum<br />
bewirkt eine Verschiebung der aktuell angewendeten Entscheidungsgrundlagen hin <strong>zu</strong> stärkerer<br />
oder schwächerer staatlicher Einflussname bzw. <strong>zu</strong> erhöhter / geringerer lokaler Partizipation bei<br />
der Entscheidungsfindung.<br />
Interventionsszenarien<br />
Bewusste Förderung traditioneller Institutionen und ihre Einbindung in überregionale Entscheidungsfindungsprozesse.<br />
Einbinden partizipativer Verfahren in Entscheidungen über Ressourcenmanagement.<br />
Meilensteine<br />
Wirkungsanalyse von traditionellen und staatlichen Institutionen 2006. Anwendung Schulung im<br />
Rahmen von „Capacity Building“ in Pilot Communes im Drâa-Tal 2007-2008 (Verbindung <strong>zu</strong><br />
PK Ma-L.1)<br />
Transferprodukte<br />
Transferprodukte bilden Organisationsstrukturdiagramme der betreffenden Institutionen sowie<br />
Verlaufsdiagramme <strong>zu</strong> Entscheidungsprozessen. Textuelle Beschreibungen über den Ablauf von<br />
Entscheidungsprozessen dienen der Identifizierung der Mechanismen und Findungswege von<br />
Entscheidungsprozessen über die Nut<strong>zu</strong>ng kollektiver Naturressourcen die als Vorausset<strong>zu</strong>ng für<br />
eine partizipative Landnut<strong>zu</strong>ngsplanung dienen können.<br />
Das Expertenmodell liefert im Sinne einer Institutionenanalyse in erster Linie statische Informationen.<br />
Das Modell wird jedoch im Sinne von WENN/DANN-Beziehungen formalisiert werden<br />
und <strong>zu</strong>r Identifikation von „Stakeholder“-Gruppen und des inhärenten Konfliktpotenzials im<br />
Rahmen von Ressourcenplanungsprozessen bzw. Nut<strong>zu</strong>ngsentscheidungen an ein DSS angebunden<br />
werden. Ziel des DSS ist, je nach thematischer Ausrichtung, Ressourcenkonflikte <strong>zu</strong> erkennen<br />
und die Möglichkeit <strong>zu</strong> schaffen sie durch seinen Einsatz <strong>zu</strong> mildern. Weiterhin können die<br />
WENN/DANN-Beziehungen in enger Zusammenarbeit mit Weideökologen (B3) direkt in ein<br />
regelbasiertes ökologisch-ökonomisches Simulationsmodell (BUFFER) umgesetzt werden.<br />
Mögliche Anwender<br />
Associations de developpement, GTZ, NGO's, Behörden
Problemkomplexe IMPETUS<br />
Capacity Building<br />
Schulungen von NGOs über Bedeutung, Funktion und Wirkungsweise lokaler und zentraler Entscheidungen.<br />
Personalbedarf<br />
7,2 MM - Kirscht (Postdoc)<br />
7,2 MM - Finckh (Postdoc)<br />
7,2 MM - Linstädter (Postdoc)<br />
1,8 MM - Rademacher (Doktorand)<br />
2,7 MM - Heldmann (Doktorand)<br />
Stand der bisherigen Arbeiten<br />
Eine exemplarische Analyse von dörflichen Institutionen der Verteilung von Wasser- und Weideressourcen<br />
für die Südregion ist weitgehend abgeschlossen. Eine GIS-Plattform als Ausgangsbasis<br />
für die GIS-Modellierung der ressourcenabhängigen Nut<strong>zu</strong>ngsmuster mobiler Viehhalter<br />
und das <strong>zu</strong> entwickelnde DSS ist im Aufbau und soll bis 2006 vorläufig abgeschlossen werden.<br />
Neuere Daten <strong>zu</strong>r demographischen Entwicklung sind auf Gemeindeebene verfügbar und werden<br />
<strong>zu</strong>m Ende der Phase zwei auch auf die Dorfebene herunterskaliert sein.<br />
329
V Darstellung der Teilprojekte<br />
IMPETUS<br />
Obwohl das Kernstück der dritten Phase zweifelsfrei die Bearbeitung der Problemkomplexe in<br />
dem in Kapitel IV ausführlich dargestellten Sinne ist, bleibt jedoch aus Gründen der Praktikabilität<br />
die in den ersten beiden Phasen bewährte Struktur der Teilprojekte weiterhin erhalten. Die<br />
Teilprojekte dienen dabei gewissermaßen als reale Kompetenzknoten für verwandte Disziplinen<br />
und deren Mitarbeiter innerhalb eines virtuellen Netzwerkes. Während in Kapitel IV eine umfangreiche<br />
Charakterisierung der Problemkomplexe nach einheitlichen Kriterien erfolgte, werden<br />
die <strong>zu</strong>r Durchführung notwendigen Schritte – wie „Stand der Wissenschaft“, detaillierte Arbeits-<br />
und Zeitpläne sowie Stellenbegründungen für Mitarbeiter – in den Teilprojekten im vorliegenden<br />
Kapitel V dargestellt. Dabei wird auch auf die Beteiligung der jeweiligen Teilprojekte<br />
an unterschiedlichen Problemkomplexen hingewiesen.<br />
331
IMPETUS<br />
Projektbereich A<br />
Der hydrologische Kreislauf des Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes<br />
und sozioökonomische Implikationen<br />
333
Teilprojekt AB1 IMPETUS<br />
Dachprojekt AB1<br />
Externe Klima-Antriebsszenarien auf der globalen und kontinentalen Skala<br />
HD Dr. A. H. Fink (Koordinator)<br />
Institut für Geophysik und Meteorologie,<br />
<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong><br />
Prof. Dr. P. Speth<br />
Institut für Geophysik und Meteorologie,<br />
<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong><br />
Antragsteller Fach<br />
Bearbeitet wird in dem Teilprojekt der folgende Problemkomplex:<br />
335<br />
Meteorologie:<br />
Klimamodellierung und Klimadynamik<br />
Meteorologie:<br />
Klimamodellvalidierung und<br />
Klimadynamik<br />
Nr. Titel des Problemkomplexes<br />
PK Be-E.3 Saisonale Niederschlagsvorhersage in Benin und Einsatzmöglichkeiten in der<br />
landwirtschaftlichen Beratung (Federführung)<br />
PK Ma-H.4 Interannuelle Niederschlagsvariabilität und Wassermanagement<br />
PK Ma-L.3 Risiken und Gefahren durch extreme Niederschläge: Überflutungen und Bodenerosion<br />
im Drâa-Tal<br />
PK Be-G.4 Risikoabschät<strong>zu</strong>ng bezüglich des Auftretens von Malaria- und Meningitis-<br />
Erkrankungen unter dem Einfluss des heutigen und eines modifizierten <strong>zu</strong>künftigen<br />
Klimas<br />
Zusammenfassung<br />
Das Teilprojekt AB1 versteht sich wie schon in der 2. IMPETUS-Phase als Dachprojekt für die<br />
meteorologischen Forschungsarbeiten in IMPETUS. Eine vordringliche Zielset<strong>zu</strong>ng besteht dar-<br />
in, klimatologische und meteorologische Datensätze auf der globalen bis kontinentalen Skala <strong>zu</strong><br />
erzeugen bzw. bereit<strong>zu</strong>stellen. Neben der Aktualisierung verschiedener (Re-)Analyse- und Beo-<br />
bachtungsdatensätze liegt der Schwerpunkt auf der globalen und regionalen Klimamodellierung.<br />
Damit umfasst dieses Teilprojekt mit dem globalen Klimamodell ECHAM5 sowie dem regiona-<br />
len Klimamodell REMO die beiden großskaligen Modellebenen innerhalb der meteorologischen<br />
Modellkette (s. Kap. II-1). Die Ausgabeparameter beider Modelle fungieren als Eingabedaten<br />
für diverse Folgemodellierungen in IMPETUS. Dies bezieht sich nicht nur auf die höher aufge-<br />
lösten Klimamodelle LM und FOOT3DK (s. Teilprojekte A1 / B1), sondern auch auf hydrologi-<br />
sche (A2 / B2), agrarökonomische (A4 / B4) und medizinische (A5) Modellieransätze sowie zahl-<br />
reiche Problemkomplexe (insbesondere PK Be-E.3, PK Ma-H.4, PK Ma-L.3 und PK Be-G.4),<br />
„Basis Tools“ und „Decision Support Systeme“. Angesichts der gegenwärtigen Computerres-
336<br />
IMPETUS Teilprojekt AB1<br />
sourcen können mit ECHAM5 und REMO Simulationszeiträume von mehreren Jahrhunderten<br />
bzw. Jahrzehnten realisiert werden. Somit eignen sich beide Modelle für die Untersuchung der<br />
relevanten Einflussfaktoren bei den langfristigen Schwankungen und Änderungen im afrikanischen<br />
Klima. Bereits während der 2. IMPETUS-Phase haben ECHAM5 und REMO die Grundlage<br />
für die Abschät<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>künftiger Klimaänderungen in Westafrika geliefert. Die folgenden<br />
Punkte fassen die bereits erfolgten Vorarbeiten und die darauf aufbauenden geplanten Forschungstätigkeiten<br />
während der 3. Antragsphase <strong>zu</strong>sammen:<br />
• Mittlerweile stehen einige ECHAM5-Prognosen mit steigenden Treibhausgas- und Aerosolkonzentrationen<br />
sowie interaktiver Vegetationsbedeckung <strong>zu</strong>r Verfügung. Diese sollen<br />
nun in der 3. Phase um weitere Ensembleläufe ergänzt und statistisch-meteorologisch<br />
ausgewertet werden. Dabei liegt ein besonderer Augenmerk auf der <strong>zu</strong>künftigen Entwicklung<br />
von Extremereignissen sowie auf den tropisch-außertropischen Wechselwirkungen<br />
in einem erwärmten Globalklima.<br />
• Des Weiteren soll eine Weiterentwicklung des Globalmodelles erfolgen, indem eine adäquatere<br />
Hintergrundklimatologie der atmosphärischen Aerosolkonzentrationen implementiert<br />
wird. Anhand einiger Sensitivitätsstudien und Vergleiche mit aktualisierten Beobachtungs-<br />
und Analysedaten soll abgeschätzt werden, inwiefern sich eine realistischere<br />
Simulation der beobachteten Niederschlagscharakteristika erreichen lässt. Von solchen<br />
realistischeren Globalmodelldaten würden dann die gesamte meteorologische Modellkette<br />
und die diversen Folgemodellierungen in IMPETUS profitieren.<br />
• Auf der synoptischen Skala stehen auch einige langjährigr Ensemblesimulationen mit<br />
REMO <strong>zu</strong>r Verfügung. Diese Läufe umfassen den Zeitraum 1960 bis 2050 und unterliegen<br />
neben steigenden Treibhausgaskonzentrationen auch <strong>zu</strong>nehmenden Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen<br />
in Westafrika. Vorab hatten verschiedene Sensitivitätsstudien mit REMO gezeigt,<br />
dass beide Faktoren eine Schlüsselrolle bei den langfristigen Klimaänderungen in<br />
Afrika spielen. Es liegt jeweils ein anthropogen stark und schwach beeinflusstes Klimaszenario<br />
vor, so dass sich aus dem Vergleich der beiden Szenarien Abschät<strong>zu</strong>ngen <strong>zu</strong>m<br />
politischen Handlungsspielraum ableiten lassen. Zu Beginn der 3. Antragsphase ist <strong>zu</strong>nächst<br />
eine detaillierte statistische Auswertung dieser Langfristsimulationen geplant,<br />
wobei ebenfalls den Klimaextremen ein besonderes Augenmerk <strong>zu</strong>kommt. Dabei werden<br />
nicht nur klimatologische Fragestellungen bearbeitet, sondern auch eine statistische Aufbereitung<br />
der REMO-Daten vorgenommen, um die Datensätze an die Schnittstellen mit<br />
der Folgemodellierung in IMPETUS an<strong>zu</strong>passen.<br />
• Ein weiterer zentraler Aspekt dieses Teilprojektes betrifft die Erweiterung des REMO um<br />
eine komplexe Aerosolchemie und eine interaktive Vegetationsbedeckung. Die benötigten<br />
Zusatzmodule sind bereits entwickelt worden und werden gegenwärtig im Globalmodell
Teilprojekt AB1 IMPETUS<br />
ECHAM5 getestet. Mit Hilfe dieser erweiterten REMO-Version sollen noch realistischere<br />
Klimaänderungsszenarien entwickelt und in Form zahlreicher Zeitscheibenexperimente<br />
berechnet werden. Aus der Streuung dieser Sensitivitätsstudien um die Klima<strong>zu</strong>stände<br />
der Langfristsimulationen lassen sich weitere Aussagen über das Spektrum der denkbaren<br />
Klimaentwicklungen in Afrika im Sinne einer probabilistischen Klimaprognose treffen.<br />
• Kernstück der geplanten Arbeiten mit REMO bildet das Basis Tool PK Be-E.3 (s. Kap.<br />
IV), bei dem ein komplexes statistisch-dynamisches Verfahren <strong>zu</strong>r saisonalen Vorhersage<br />
im tropischen Westafrika entwickelt und operationell in Benin und ggf. in den Nachbarstaaten<br />
implementiert werden soll. Dabei werden die Klimadaten direkt auf agrarökonomische<br />
Daten wie Ertragszahlen, Anbaumethoden und Nutzpflanzen projiziert, um Einblicke<br />
in die entsprechenden klimabedingten landwirtschaftlichen Potenziale und Risiken<br />
<strong>zu</strong> gewinnen. Des Weiteren werden in Kooperation mit dem Teilprojekt A2 die Pflanzenwachstumsmodelle<br />
YES und EPIC eingesetzt, um den klimainduzierten Einfluss auf die<br />
Ertragszahlen noch besser isolieren <strong>zu</strong> können. Neben der auf den operationellen Betrieb<br />
ausgerichteten saisonalen Zeitskala werden auch die langfristigen Änderungen in der<br />
Landwirtschaft beurteilt. Das operationelle Vorhersagesystem erfordert auch die Schaffung<br />
eines praktikablen und allgemein <strong>zu</strong>gängigen Kommunikationssystems, um die Vorhersagen<br />
auf direktem Wege an die Entscheidungsträger und Akteure in der landwirtschaftlichen<br />
Produktion weiter<strong>zu</strong>leiten.<br />
• Gegen Ende der 3. Antragsphase soll ein umfassender Bericht über die <strong>zu</strong> erwartenden<br />
Klimaentwicklungen auf der globalen und regionalen Skala erstellt und mit Entscheidungsträgern<br />
in Benin und Marokko als Grundlage für mittelfristige politische Planungen<br />
und Schutzmaßnahmen diskutiert werden. Dabei werden neben den direkten klimatischen<br />
Aspekten auch die resultierenden Risiken und Potenziale für die Landwirtschaft<br />
dokumentiert und kommuniziert.<br />
• In diesem Teilprojekt wird der notwendige Transfer von Wissen und/oder Klimamodelldaten<br />
an die in Westafrika arbeitenden nationalen Partnerprojekte (GLOWA-VOLTA,<br />
BIOTA-West-WEST) sowie die Anbindung an die internationale AMMA-Initiative sichergestellt.<br />
Weiterentwicklung im Stand der Wissenschaft seit 2003<br />
In den letzten drei Jahren ist der Kenntnisstand <strong>zu</strong>r Atmosphärendynamik und Klimavariabilität<br />
in Westafrika vorangetrieben worden. Wie unten dargelegt haben hier<strong>zu</strong> vor allem auch die Forschungsarbeiten<br />
in IMPETUS beigetragen. Dabei wurde insbesondere die Rolle der Landober-<br />
337
338<br />
IMPETUS Teilprojekt AB1<br />
flächenbedingungen wie Vegetationsbedeckung und Bodeneigenschaften näher beleuchtet<br />
(GLACE-Team, 2004; Osborne et al., 2004). Nachdem Lotsch et al. (2003) die Sahelzone als<br />
eine der am stärksten durch die Landdegradation beeinträchtigten Niederschlagsregionen der Er-<br />
de ausgewiesen haben, konnten Eklundh und Olsson (2004) diesen Tatbestand nun auch anhand<br />
von Satellitenmessungen nachvollziehen. Van den Hurk et al. (2004) verwiesen ferner auf die<br />
enge Kopplung zwischen der Saisonalität des Blattflächenindex in Afrika und der saisonalen<br />
Verteilung von Niederschlag und anderen Klimaparametern.<br />
In diesem Kontext sind auch die in IMPETUS geleisteten Modellierarbeiten mit dem globalen<br />
Zirkulationsmodell ECHAM <strong>zu</strong> nennen, das <strong>zu</strong>nächst in seiner nun neusten Version 5 (Roeckner<br />
et al., 2003) auf die Plattformen des ZAIK („Zentrum für angewandte Informatik <strong>Köln</strong>“) transportiert<br />
und um das dynamische Vegetationsmodul SVege (engl.: „Simple Vegetation model“,<br />
Zeng et al., 1999) erweitert wurde. Im Gegensatz <strong>zu</strong> vorangegangenen Experimenten mit diesem<br />
Vegetationsmodul agiert in IMPETUS SVege nur genau in dem Bereich der Tropen, der oberhalb<br />
eines gewissen Schwellwertes mit Vegetation versehen ist. Dieses hat <strong>zu</strong>r Folge, dass der<br />
im Rahmen der Modellentwicklung von ECHAM4 auf ECHAM5 erreichte Informationsgewinn<br />
durch die Verwendung eines deutlich verbesserten Bodendatensatzes (Hageman, 2002) nicht<br />
durch den Ansatz des einfachen Vegetationsmoduls verloren geht. Weiterhin werden in der<br />
IMPETUS eigenen Modellversion Ozon und Sulfat (Boucher et al., 2002) aus bereits existierenden<br />
vierdimensionalen Feldern eingelesen, um diesen rechenintensiven Part aus bereits realisierten<br />
Klimaszenarien <strong>zu</strong> übernehmen. Mit dieser Modellversion steht nun ein gegenüber der Standardversion<br />
optimiertes, die Vegetation berücksichtigendes Atmosphärenmodell <strong>zu</strong>r Verfügung,<br />
das als oberstes Glied der Modellkette in IMPETUS fungiert. Da diese Modellversion auf die im<br />
Rahmen der IPCC – 4AR (Intergovernmental Panel on Climate Change, 4 Assessment Report)<br />
Läufe verwendete Modellversion von ECHAM aufbaut, ist eine optimale Grundlage <strong>zu</strong>r Vergleichbarkeit<br />
der Szenarienläufe gewährleistet. Die Simulationsergebnisse mit dem interaktiven<br />
Vegetationsmodul SVege wurden mit einer beobachteten Meeresoberflächentemperatur (engl.:<br />
„sea surface temperature“, SST) angetrieben und zeigen, dass im Bereich des tropischen Afrikas<br />
die Simulation der Schlüsselvariable Niederschlag sowohl bezüglich des Mittelwerts als auch der<br />
Variabilität und des Jahresgangs deutlich besser die Beobachtungen (New et al., 2000) trifft.<br />
Ferner wurde innerhalb von IMPETUS das regionale Klimamodell REMO erfolgreich getestet<br />
(Paeth et al., 2005a) und für diverse Sensitivitätsstudien bezüglich reduzierter Vegetationsbedeckung<br />
und fortschreitender Bodendegradation im tropischen Afrika verwendet (Paeth, 2004).<br />
Damit stand in IMPETUS eine umfangreiche und langjährige Datenbasis für die Untersuchung<br />
der Schlüsselfaktoren von Klimaschwankungen und –änderungen in Afrika <strong>zu</strong>r Verfügung. Vorausgehende<br />
Studien <strong>zu</strong>r regionalen Klimamodellierung in Afrika waren auf wenige Monate und<br />
Einzelexperimente beschränkt (Vizy und Cook, 2002; Gallée et al., 2004). Die hoch auflösenden
Teilprojekt AB1 IMPETUS<br />
Modellexperimente mit REMO bestätigen die starke Sensitivität des afrikanischen Klimas gegenüber<br />
<strong>zu</strong>nehmender Landdegradation auch auf der synoptischen Skala. In weiten Teilen der<br />
Sahelzone, Guinea-Küste und des Kongo-Beckens nehmen die Niederschläge während der Regenzeit<br />
um mehrere 100 mm ab, selbst unter Annahme einer relativ schwachen Vegetationsreduzierung<br />
von 25 % gegenüber heute (Paeth, 2005a). Durch entsprechend veränderte Energieflüsse<br />
an der Erdoberfläche erwärmen sich die bodennahen Atmosphärenschichten um bis <strong>zu</strong> 3°C.<br />
Diese Tendenzen widersprechen grundsätzlich der von den meisten globalen Klimamodellen mit<br />
Treibhausgasantrieb prognostizierten Intensivierung des westafrikanischen Monsuns, wie eine<br />
breit angelegte Modellvergleichstudie mit über 80 Einzelsimulationen belegen konnte (Paeth et<br />
al., 2005b). Damit stellte sich konsequenterweise die Frage nach der Wechselwirkung zwischen<br />
Landdegradation und verstärktem Treibhauseffekt. Angesichts der auch <strong>zu</strong> Beginn des 21. Jahrhunderts<br />
vorherrschenden Trockenanomalien in Westafrika (Shi und Chen, 2004) besitzt diese<br />
Frage auch eine hohe planerische und politische Relevanz. In einer weiteren IMPETUS-Studie<br />
wurden deshalb möglichst realistische Klimaszenarien mit allen Komponenten – Vegetationsrückgang,<br />
Bodendegradation und erhöhte CO2-Konzentrationen – entwickelt und in Form von<br />
Zeitscheibenexperimenten bis 2025 mit REMO gerechnet (Paeth und Thamm 2005). Es zeigte<br />
sich, dass der Landdegradation über die kommenden Jahrzehnte eine größere Bedeutung für die<br />
<strong>zu</strong>künftige Klimaentwicklung im tropischen Afrika <strong>zu</strong>kommt als dem anthropogen verstärkten<br />
Treibhauseffekt. Die Reduktion der natürlichen Vegetationsdecke unterbindet vorrangig das lokale<br />
Recycling von Wasser und geht mit einer ausgeprägten bodennahen Erwärmung von regional<br />
bis <strong>zu</strong> 5°C bis 2025 einher. Diese Modellergebnisse suggerieren aber auch einen gewissen<br />
nationalen Handlungsspielraum. Die Rolle der Aufforstung als eine effektive Maßnahme <strong>zu</strong>m<br />
Klimaschutz wurde ebenfalls von Kueppers et al. (2004) diskutiert. Da neben Veränderungen in<br />
der Gesamtniederschlagssumme auch die Intensitäten der Einzelereignisse entscheidend sind,<br />
wurden auch Tendenzen in den Extremwerten einiger Klimagrößen wie täglicher Niederschlag<br />
und Hitzetage betrachtet (Paeth and Hense, 2005a; Paeth und Thamm, 2005). Dabei zeichnete<br />
sich im REMO-Modell eine Abschwächung der Starkniederschläge, jedoch eine Verstärkung der<br />
Hitzwellen in Nordafrika und im subsaharischen Westafrika ab. Es gibt jedoch auch Hinweise<br />
aus dem Niederschlagsprozessverständnis und höher aufgelösten Modellen, dass Extremniederschläge<br />
in einem erwärmten Klima <strong>zu</strong>nehmen. Die verheerenden Auswirkungen von Extremniederschlägen<br />
im rezenten Klima wurden kürzlich von Balzarek et al. (2003) anhand von Gully-<br />
Erosion in Nigeria dargestellt.<br />
Bezüglich der Einflussfaktoren von Klimavariabilität in Afrika wird von einigen Forschergruppen<br />
angenommen, dass die Schwankungen primär durch Veränderungen in den SST verursacht<br />
und sekundär durch Interaktionen mit der Landoberfläche verstärkt werden (Giannini et al.,<br />
2003; Wang et al., 2004). Die im Rahmen der 2. Phase von IMPETUS erzielten und unten darge-<br />
339
340<br />
IMPETUS Teilprojekt AB1<br />
legten Resultate deuten jedoch auf eine weit aktivere Rolle der Vegetation und der Böden für die<br />
Klimaentwicklung in Westafrika hin. Deshalb wurde auch die Rolle der globalen SSTs im afri-<br />
kanischen Klimageschehen in IMPETUS intensiv erforscht. Die enge Verbindung zwischen dem<br />
sahelischen Niederschlag und den SST-Mustern im Indischen Ozean wurden von Bader und La-<br />
tif (2003) beschrieben. Ein systematischer Vergleich der relevanten Ozeanregionen und der damit<br />
verbundenen Niederschlagsmuster, Zeitskalen und Saisonalitäten wurde von Paeth und<br />
Friedrich (2004) unternommen. Es zeigte sich, dass der tropische Pazifik eine herausragende Bedeutung<br />
für die Niederschlagsfluktuationen in Ostafrika besitzt, während der tropische Atlantik<br />
die Stärke des westafrikanischen Sommermonsuns maßgeblich beeinflusst. Dem SST-Einfluss<br />
könnte darüber hinaus seit ca. 1970 ein aufkommendes Treibhausgassignal überlagert sein (Paeth<br />
und Hense, 2004). Ein weiteres mit den SSTs im Zusammenhang stehendes Phänomen besteht in<br />
der Außerphase-Beziehung der Niederschlagsanomalien in der Sahelzone und entlang des Guinea-Küstenstreifens<br />
(Paeth und Stuck, 2004). Auf der Basis entsprechender Sensitivitätsstudien<br />
mit REMO konnte das Verständnis dieses Dipolverhaltens verbessert werden, indem die atmosphärischen<br />
Anomalien in REMO auf die Moden des linearen Modells von Gill projiziert wurden<br />
(Paeth und Hense, 2005b). Auf diese Weise konnte das Dipolmuster der Niederschlagsanomalien<br />
anhand einer Kelvinwellen- und Rossbywellen-Dynamik als Antwort auf eine Wärmequelle<br />
im tropischen Atlantik nachvollzogen werden.<br />
Seit einiger Zeit wurde einem weiteren hauptsächlich anthropogenen Einflussfaktor vermehrte<br />
Aufmerksamkeit gezollt. Dabei handelt es sich um die Aerosole, die insbesondere aus der<br />
Verbrennung von fossilen Energieträgern und von Biomasse hervorgehen und neben dem Strahlungshaushalt<br />
über eine Vielzahl von direkten und indirekten Prozessen auch auf den Wasserkreislauf<br />
einwirken (Liepert et al., 2004). Der afrikanische Kontinent repräsentiert in mehrfacher<br />
Hinsicht ein Paradigma für die Untersuchung von Aerosoleffekten. Zum einen erreichen die karbonatischen<br />
Aerosole aus der Biomasseverbrennung im tropischen Afrika einen globalen Maximalwert<br />
jeweils vor der Sommermonsunperiode (Stier et al., 2004). Zum anderen fungiert die<br />
Sahara als eine Quellregion für Mineralstaub, der unter anderem im Verdacht steht, die Bildung<br />
von tropischen Zyklonen und Hurrikans über dem tropischen Atlantik <strong>zu</strong> beeinflussen (Prospero<br />
und Lamb, 2003, Dunion und Velden, 2004). Haywood et al. (2005) weisen auf den sehr großen<br />
Unterschied der am Oberrande der Atmosphäre gemessenen gegenüber der mit der Vorhersageversion<br />
des britischen „Meteorological Office Unified-Model“ simulierten langwelligen Ausstrahlung<br />
in der Region des westsaharischen Hitzetiefs hin. Sie vermuten die ungenügende Modellierung<br />
der Strahlungseigenschaften mineralischer Aerosole in dieser Region als Ursache.<br />
Dennoch sind in den letzten Jahren sind entscheidende Fortschritte bei der Modellierung der diversen<br />
Aerosoleffekte und ihrer Wechselwirkungen erzielt worden (Feichter et al., 2004). So<br />
zeigt beispielsweise im Bereich der globalen Wettervorhersage des ECMWF (engl.: „European<br />
Centre for Medium Weather Forecast“) ein Wechsel der Aerosolklimatologie von Tanre et al.
Teilprojekt AB1 IMPETUS<br />
(1984) <strong>zu</strong> der von Tegen et al. (1997) eine verbesserte 5-Tage Vorhersage durch eine genauere<br />
Beschreibung der atmosphärischen Zirkulation, im besonderen des westafrikanischen niedertroposphärischen<br />
Strahlstroms (engl.: „African Easterly Jet“, AEJ) aufgrund des direkten Strahlungseffekts<br />
(Tompkins et al., 2005). Auf der Basis solcher komplexer Globalmodellsimulationen<br />
wurden einige Charakteristika des afrikanischen Klimas auf ihre Sensitivität gegenüber steigenden<br />
Aerosolkonzentrationen, vor allem aus der Biomasseverbrennung, untersucht (Paeth und<br />
Feichter, 2005). Über Modifikationen des Strahlungshaushaltes, der Wolkeneigenschaften und<br />
der atmosphärischen Zirkulation bewirken erhöhte Aerosolkonzentrationen eine bodennahe Abkühlung<br />
sowie eine Abnahme der saisonalen Niederschlagssummen insbesondere im subsaharischen<br />
Afrika. Da sich diese Region auch unter der Annahme fortschreitender Landdegradation<br />
durch eine Verringerung der Süßwasserverfügbarkeit auszeichnet, könnte die Berücksichtigung<br />
der Aerosole in den Klimaszenarien <strong>zu</strong> einer noch ungünstigeren Klimaprognose für die kommenden<br />
Jahrzehnte führen. Dieser Aspekt soll in der 3. IMPETUS-Phase näher beleuchtet werden.<br />
Neben der Vorhersage langfristiger Klimaanomalien kommt der saisonalen Vorhersage von<br />
Monsunniederschlägen in Afrika eine <strong>zu</strong>nehmende Bedeutung <strong>zu</strong> (Adejuwon und Odekunle,<br />
2004). Auch hier<strong>zu</strong> sind in IMPETUS einige Erfolg versprechende Entwicklungen ausgearbeitet<br />
worden (Paeth und Hense, 2003; Paeth et al., 2005c). Mit einem kombinierten dynamischstatistischen<br />
Vorhersageansatz ließen sich über 50 % der interannuellen Schwankungen des<br />
westafrikanischen Sommermonsunniederschlages erklären. Das Verfahren basiert auf globalen<br />
Klimamodellsimulationen mit SST-Antrieb und einem sogenannten MOS-System (engl.: „model<br />
output statistics“), welches im Gegensatz <strong>zu</strong> klassischen Methoden auch dynamische Modellvariablen<br />
neben dem Niederschlag benutzt. Letztere stehen in direkter Verbindung <strong>zu</strong>m tatsächlichen<br />
Niederschlag, werden von den gegenwärtigen Modellen aber mit viel größerer Zuverlässigkeit<br />
simuliert als die parametrisierten Wolken- und Niederschlagsprozesse. Eine zentrale Aufgabe<br />
in der dritten IMPETUS-Phase besteht nun darin, dieses Vorhersagesystem mit echten SST-<br />
Vorhersagen <strong>zu</strong> testen und in Benin operationell <strong>zu</strong> implementieren (s. PK Be-E.3). In diesem<br />
Zusammenhang ist ebenfalls wichtig, die Klimamodellergebnisse an Akteure in Wassermanagement,<br />
Landwirtschaft und Politik <strong>zu</strong> kommunizieren. Vorschläge für eine solche Schnittstelle<br />
wurden kürzlich von Varis et al. (2004) unterbreitet.<br />
Eine weitere wichtige Aufgabe der Klimamodellierung besteht in der Bereitstellung von Klimadaten<br />
für die Folgemodellierung in IMPETUS. Da<strong>zu</strong> wurden Schnittstellen <strong>zu</strong> hydrologischen<br />
und agrarökonomischen Modellen sowie <strong>zu</strong> einem Malariaverbreitungsmodell (Morse et al.,<br />
2005) entwickelt. Besondere Anforderungen an die Datenqualität wurden vor allem von den<br />
Modellen <strong>zu</strong>m Bodenwasserhaushalt und <strong>zu</strong>r Bodenerosion gestellt, da diese Modelle eine korrekte<br />
Verteilung der täglichen Niederschlagsintensitäten erfordern. Neben systematischen Feh-<br />
341
342<br />
IMPETUS Teilprojekt AB1<br />
lern bei der Simulation der lokalen Gesamtniederschlagsmengen tendieren die meisten Klima-<br />
modelle <strong>zu</strong> einer Unterschät<strong>zu</strong>ng der mittleren täglichen Regenereignisse, was schließlich in einer<br />
eklatanten Unterschät<strong>zu</strong>ng der Erosionsraten resultiert. Um diesen Missstand <strong>zu</strong> beheben,<br />
wurde eine neue Schnittstelle zwischen REMO und den hydrologischen Modellen in IMPETUS<br />
etabliert, die die Modelldaten an die beobachteten Niederschlagscharakteristika anpasst, ohne<br />
Inkonsistenzen mit der Modelldynamik <strong>zu</strong> erzeugen (Paeth 2005b). Dieser statistische Korrekturansatz<br />
beruht ebenfalls auf einem MOS-System. Der resultierende korrigierte Niederschlagsdatensatz<br />
hat sich als brauchbare Grundlage für viele Folgeanwendungen in IMPETUS<br />
erwiesen. Unter der Annahme stationärer statistischer Beziehungen zwischen Modellvariablen<br />
und Beobachtungsdaten ließ sich der Korrekturansatz auch auf Szenariozeiträume bis 2025 anwenden.<br />
Ausführliche Beschreibung des Arbeitsplanes<br />
Im Rahmen der größerskaligen Modellierung mit ECHAM5 und REMO konzentrieren sich die<br />
Arbeiten auf eine weitere Optimierung der Modelle und der Simulation weiterer Zeitscheibenexperimente<br />
mit der IMPETUS-Modellkette. Diese notwendigen Arbeiten werden regelrecht durch<br />
die hohe Präsenz des Dachprojektes AB1 in den zahlreichen Problemkomplexen impliziert, damit<br />
den Eingangsdaten der Folgemodellierung maximales Vertrauen entgegengebracht werden<br />
kann. Weiterhin werden die klimadiagnostischen Arbeiten weiter fortgesetzt werden, wobei die<br />
aus der 2. Phase und die aus der engen Kooperation mit AMMA gewonnene Expertise direkt in<br />
die Interpretation der Modellierung eingeht und somit das modellkritische Klimaverständnis<br />
weiter entwickelt.<br />
Die Arbeiten mit dem regionalen Klimamodell REMO teilen sich in drei wesentliche Punkte auf.<br />
So wird der in IMPETUS entwickelte statistische Interpretationsansatz auf die Ende der 2. Phase<br />
fertig gestellten Konsortialläufe angewendet, und im Bereich der Verbesserung der Modellphysik<br />
wird - ähnlich wie auf der globalen Skala – sowohl ein Aerosol- als auch Biosphärenmodul<br />
an die existierende Version gekoppelt werden. Das Hauptaugenmerk der 3. Phase liegt im<br />
Bereich der Entwicklung des PK Be-E.3 <strong>zu</strong>r saisonalen und langfristigen Klimavorhersage.<br />
Arbeiten mit ECHAM5<br />
Im Bereich der globalen Klimamodellierung sind in diesem Teilprojekt in der 2. Phase ein Klimalauf<br />
mit beobachtetem SST-Antrieb von 1946 bis 1999 und zwei Treibhausgasszenarienläufe<br />
(A1b und B1) aus der IPCC SRES-Familie („Special Report on Emission Scenarios“, Nakicenovic<br />
et al., 2000) auf den Rechenanlagen des ZAIK und des Deutschen Klimarechenzentrum<br />
(DKRZ) fertig gestellt worden. Die Modellläufe beruhen auf der in IMPETUS optimierten
Teilprojekt AB1 IMPETUS<br />
ECHAM5-Modellversion und den Meeresoberflächendaten der Konsortialläufe, die im Rahmen<br />
des IPCC-4AR am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg und am DKRZ mit Hilfe<br />
des globalen, gekoppelten Klimamodells ECHAM5/MPI-OM erstellt wurden. Für eine optimale<br />
Analyse der modellierten Klimavariabilität ist mindestens noch eine weitere Realisierung notwendig,<br />
um an Hand der Ensemble-Simulationen die simulierte Klimavariabilität von der internen<br />
Modellvariabilität trennen <strong>zu</strong> können. Mit diesen verbesserten IMPETUS-Szenarien wird<br />
erneut die Modellkette im Hinblick auf eine dynamische und statistisch-dynamische Regionalisierung<br />
betrieben. Die Realisierung der oben beschriebenen Klimaszenarien sowie der Sensitivitätsanalysen<br />
(50 Jahre Modellsimulationen mit beobachteter SST) und deren meteorologische<br />
und statistische Auswertung implizieren einen hohen Bedarf an Speicherplatz und Rechenzeit.<br />
Ein weiterer Aspekt der Optimierung liegt in der Berücksichtigung der im Atmosphärenmodell<br />
verwendeten Aerosolklimatologie. Basierend auf den Ergebnissen von Tompkins et al. (2005)<br />
wird in der 3. Phase beabsichtigt, ebenso die aktuell verwendete Aerosolklimatologie (Tanre et<br />
al., 1984) durch die neuere von Tegen et al. (1997) aus<strong>zu</strong>tauschen und in Klimaläufen (1949–<br />
1999) <strong>zu</strong> testen. Eine Verbesserung der Wiedergabe der Zirkulation und der Niederschläge des<br />
westafrikanischen Monsuns wird dadurch erwartet und kann bei der Beurteilung der Unsicherheit<br />
bzw. des systematischen Fehlers in den bereits durchgeführten Szenarienrechnungen einfließen.<br />
Verschiedenste Bodenbeobachtungsdatensätze sowie hoch aufgelöste Analyse- und Reanalysedaten<br />
stehen <strong>zu</strong>r Verfügung, um die simulierte dreidimensionale Struktur der Atmosphäre<br />
gegen die Beobachtungsdatensätze <strong>zu</strong> stellen und <strong>zu</strong> vergleichen.<br />
Die klimadiagnostischen Arbeiten werden in der 3. Phase neben der weiteren Optimierung von<br />
ECHAM5 weitergeführt. Hier<strong>zu</strong> stehen die im Rahmen des Projekts vor Ort erhobenen Datensätze<br />
<strong>zu</strong> Verfügung. Darüber hinaus kann durch eine Kooperation mit der multinationalen<br />
AMMA-Forschungsinitiative (African Monsoon Multidisciplinary Analysis) auch auf die Daten<br />
der Intensivmessphasen 2005–2007 <strong>zu</strong>rückgegriffen werden. In der derzeitigen Phase von<br />
IMPETUS hat das Prozessverständnis (z.B. Wechselwirkung westafrikanische Tropen – Nordwestafrika,<br />
Einbettung der Niederschlagstypen in spezifische Wind-, Temperatur- und Feuchteprofile,<br />
Wechselwirkung zwischen synoptischen Störungen und Niederschlag) <strong>zu</strong>r Entwicklung<br />
plausibler Alternativ-Klimaszenarien im Sinne eines modellkritischen Ansatzes geführt.<br />
Die in IMPETUS erzielte Expertise und die enge Anbindung an AMMA stellen sicher, dass aktuelle<br />
Verständnisfortschritte im Hinblick auf die Klimaentwicklung in Westafrika sofort in den<br />
anwendungsbezogenen Ansatz von IMPETUS einfließen können.<br />
343
344<br />
Arbeiten mit REMO<br />
IMPETUS Teilprojekt AB1<br />
Im Zusammenhang mit der regionalen Klimamodellierung sollen in diesem Teilprojekt drei<br />
grundlegende Aufgaben wahrgenommen werden. (1) Bis <strong>zu</strong>m Ende der 2. Projektphase werden<br />
in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Klimarechenzentrum sowie dem Max-Planck-Institut für<br />
Meteorologie in Hamburg sogenannte Konsortialläufe mit REMO über Afrika durchgeführt. Dabei<br />
handelt es sich um langjährige transiente Klimaänderungsexperimente auf Basis globaler<br />
Klimasimulationen mit dem ECHAM5/MPI-OM, die neben steigenden Treibhausgaskonzentrationen<br />
auch fortschreitende Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen und Bodendegradation berücksichtigen.<br />
Zwei Emissionsszenarien des IPCC, das eher optimistische B1-Szenario und das stärker anthropogen<br />
beeinflusste A1b-Szenario, werden vorgeschrieben und in Form von jeweils drei Ensemblesimulationen<br />
über den Zeitraum von 1960 bis 2050 integriert. Damit steht dann in der 3.<br />
Projektphase allen Nutzern in IMPETUS eine beispiellose und möglichst realistische Datenbasis<br />
für die Beschreibung des <strong>zu</strong>künftigen Klima<strong>zu</strong>standes im tropischen und nördlichen Afrika <strong>zu</strong>r<br />
Verfügung. Dieser aufwendige Modellieransatz geht weit über die in der 2. Projektphase anvisierten<br />
REMO-Simulationen hinaus und wird durch <strong>zu</strong>sätzliche Rechenzeitkontingente des<br />
BMBF ermöglicht. Eine Aufgabe <strong>zu</strong> Beginn der 3. Phase besteht nun darin, die Modelldaten aus<br />
den Konsortialläufen klimatologisch aus<strong>zu</strong>werten, in der eigens für IMPETUS entwickelten<br />
Weise statistisch auf<strong>zu</strong>bereiten (s. Paeth, 2005b) und gemäß der Schnittstellen mit den hydrologischen,<br />
medizinischen und agrarökonomischen Folgemodellen um<strong>zu</strong>formen. Wegen der enormen<br />
Datenmenge (420 Jahre in 0,5° über ganz Afrika nördlich von 15°S) wird hierfür in erheblichem<br />
Ausmaß <strong>zu</strong>sätzlicher Speicherplatz benötigt. Die transienten Ensemblesimulationen gewährleisten<br />
auch eine viel robustere statistische Analyse der Klimaänderungssignale, als das bislang<br />
im Zusammenhang mit der regionalen Klimamodellierung in Afrika möglich war. Neben<br />
linearen und nichtlinearen Trendabschät<strong>zu</strong>ngen sowie varianzanalytischen Verfahren <strong>zu</strong>r Evaluation<br />
der Signale vor dem Hintergrund der natürlichen Variabilität (s. Paeth und Hense, 2004)<br />
sollen auch die Unsicherheiten der Klimaprognosen aus dem Spektrum der Einzelläufe abgeleitet<br />
werden. Ein weiteres Hauptaugenmerk liegt auf dem <strong>zu</strong>künftigen Verhalten der Klimaextreme,<br />
da letztere bei der Ernährungssicherheit und sozioökonomischen Entwicklung eine entscheidende<br />
Rolle spielen. Aus den Unterschieden der beiden Emissionsszenarien und entsprechend verschieden<br />
starken Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen kann der politische Handlungsspielraum im Rahmen<br />
des Klimaschutzes aufgezeigt werden. Die REMO-Ergebnisse der Konsortialläufe stellen des<br />
Weiteren eine wichtige Komponente in der meteorologischen Modellkette von IMPETUS dar.<br />
Die Daten sollen zeitscheibenweise für weitere „Downscaling“-Schritte mit dem LM und dem<br />
FOOT3DK benutzt werden, um einigen Teilprojekten und Problemkomplexen in IMPETUS höher<br />
aufgelöste meteorologische Eingabefelder bereit<strong>zu</strong>stellen. Die REMO-Daten werden auch<br />
interessierten (Nachwuchs-)Wissenschaftlern in Benin und Marokko <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt.
Teilprojekt AB1 IMPETUS<br />
(2) Obwohl die Konsortialläufe bereits auf sehr komplexen Klimaszenarien basieren, konnten<br />
zwei Aspekte modelltechnisch noch nicht in REMO berücksichtigt werden. Dabei handelt es<br />
sich <strong>zu</strong>m einen um die Aerosole aus der Verbrennung von fossilen Energieträgern und Biomasse<br />
(s. Paeth und Feichter, 2005), <strong>zu</strong>m anderen um die Rückkopplungen zwischen Landoberflächenbedingungen<br />
und Atmosphäre (s. Wang et al., 2004). Ein umfassendes der Modell der Aerosolchemie<br />
ist erst kürzlich entwickelt worden und wird gegenwärtig noch in Globalmodellen getestet<br />
(Feichter et al., 2004). Ein voll interaktives Landoberflächenschema steht mit dem Atmosphären-Biosphären-Modell<br />
JSBACH mittlerweile auch <strong>zu</strong>r Verfügung (www.bgc-jena.mpg.de). Es<br />
wird gegenwärtig ebenfalls noch im Globalmodell ECHAM5 getestet. Im Laufe der 3. Projektphase<br />
sollen in Zusammenarbeit mit Dr. Daniela Jacob vom Max-Planck-Institut für Meteorologie<br />
in Hamburg beide Zusatzmodule in REMO implementiert werden. Mit dieser erweiterten<br />
Modellversion sollen dann einige Zeitscheiben- und Sensivititätsstudien auf Grundlage der<br />
REMO-Konsortialläufe durchgeführt werden. Aus Rechenzeitgründen kann nicht der Gesamtzeitraum<br />
von 1960 - 2050 realisiert werden. Vielmehr sollen anhand von Einzelfallstudien und<br />
ausgewählten Jahren beurteilt werden, inwiefern die beiden Zusatzkomponenten die langfristigen<br />
Tendenzen in den Konsortialläufen überlagern und eventuell <strong>zu</strong> größeren Unsicherheitsbereichen<br />
in der Klimaprognose führen. Hier<strong>zu</strong> sind ebenfalls Zeitscheibensimulationen mit den<br />
oben genannten, realisierten und optimierten ECHAM5-Läufen geplant. Darauf aufbauend lassen<br />
sich dann auch für die feiner aufgelösten Klimamodelle in der meteorologischen Modellkette<br />
(LM und FOOT3DK) sowie für diverse Folgemodellierungen solche erweiterten Sensitivitätsstudien<br />
verwirklichen. Das Ziel besteht darin, den Entscheidungsträgern in Benin und Marokko<br />
ein möglichst objektives und robustes Spektrum an denkbaren <strong>zu</strong>künftigen Klimaentwicklungen<br />
auf<strong>zu</strong>zeigen, das allen derzeit bekannten Einflussfaktoren und deren Wechselwirkungen untereinander<br />
Rechnung trägt.<br />
(3) Ein ganz zentrales Anliegen der Klimamodellierung mit REMO bezieht sich auf das PK<br />
Be-E.3. Dabei handelt es sich um einen Ansatz <strong>zu</strong>r saisonalen und langfristigen Klimavorhersage<br />
mit Verbindungen <strong>zu</strong>m landwirtschaftlichen Potenzial und Ertrag. In Kap. IV wurden bereits<br />
die Zielset<strong>zu</strong>ngen, Transferprodukte und „Stakeholder“-Einbindung dieses Forschungsvorhabens<br />
beschrieben und die Vorgehensweise in Form eines Diagramms erläutert. An dieser Stelle soll<br />
nun näher auf die methodischen Schritte eingegangen werden. Die Zielset<strong>zu</strong>ng des PK Be-E.3<br />
besteht darin, aus Prognosen der <strong>zu</strong>künftigen Witterungs- und Klimaentwicklung in Benin Abschät<strong>zu</strong>ngen<br />
über Veränderungen im landwirtschaftlichen Potenzial ab<strong>zu</strong>leiten. Diese Abschät<strong>zu</strong>ngen<br />
sollen an Akteure und Entscheidungsträger auf verschiedenen Verwaltungsebenen bis<br />
hin <strong>zu</strong>r Dorfebene kommuniziert werden und mittelfristig darauf abzielen, die Ernährungssicherheit<br />
in Benin vor dem Hintergrund veränderter klimatischer Rahmenbedingungen <strong>zu</strong> gewährleisten.<br />
Die Klimaprognosen sollen auf zwei verschiedenen Zeitskalen erfolgen: Zum einen sollen<br />
saisonale Vorhersagen über eine Regenzeit erstellt werden, die auf kurzfristige Planungen und<br />
345
346<br />
IMPETUS Teilprojekt AB1<br />
Entscheidungen in der landwirtschaftlichen Produktion ausgerichtet sind. Zum anderen sollen<br />
die transienten Konsortialläufe für eine Erfassung der Chancen und Risiken sowie des langfristi-<br />
gen Anpassungsbedarfes in der beninischen Landwirtschaft herangezogen werden.<br />
Beide Ansätze basieren auf globalen und regionalen Klimamodellsimulationen (s. Schaubild <strong>zu</strong><br />
PK Be-E.3 in Kap. IV). Dabei steht das REMO im Mittelpunkt, da dieses Modell gute Ergebnisse<br />
über Afrika offenbart hat (Paeth et al., 2005a) und über hinreichend lange, multidekadische<br />
Zeiträume betrieben werden kann. Für die langfristigen Prognosen werden die bereits oben beschriebenen<br />
Konsortialläufe verwendet, die mit Ensemblesimulationen des globalen gekoppelten<br />
ECHAM5/MPI-OM angetrieben werden und unter der Annahme fortschreitender Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen<br />
und Treibhausgasemissionen eine möglichst realistische Abschät<strong>zu</strong>ng des <strong>zu</strong>künftigen<br />
Klimas im tropischen Afrika liefern sollen. Für die saisonale Vorhersage wird das REMO<br />
mit SST-angetriebenen Globalmodelläufen des Atmosphärenmodelles ECHAM5 betrieben. Diese<br />
Wahl begründet sich darauf, dass sich für eine operationelle Vorhersage über einen mehrmonatigen<br />
Zeitraum in der Zukunft exakt solche SST-angetriebenen Globalsimulationen<br />
(ECHAM5/GISST) als Randwerte für REMO anbieten, da die SSTs in den niederen Breiten eine<br />
hohe Autokorrelation aufweisen (Colman und Davey, 2003; Repelli und Nobre, 2004) und insbesondere<br />
der Niederschlag im subsaharischen Afrika eng an den Zustand der tropischen SSTs<br />
gekoppelt ist (Giannini et al., 2003; Paeth und Hense, 2004). Für das Training des unten beschriebenen<br />
statistischen Vorhersagesystems werden <strong>zu</strong>nächst langjährige Testläufe von REMO<br />
mit ECHAM5/GISST-Antrieb über einen Zeitraum in der Vergangenheit durchgeführt. Die entsprechenden<br />
Globalmodellsimulationen werden in den nächsten Monaten unabhängig von IM-<br />
PETUS realisiert. Die REMO-Experimente sollen dann <strong>zu</strong> Beginn der 3. Projektphase folgen<br />
und wenigstens drei Ensembleläufe sowie den Zeitraum von 1950 bis 2002 umfassen.<br />
Die Verbindung <strong>zu</strong> den agrarökonomischen Daten erfolgt einerseits mit Hilfe eines statistischen<br />
Modells (MOS), das bereits für andere klimatologische Anwendungen in IMPETUS entwickelt<br />
wurde (Paeth und Hense, 2003; Paeth, 2005b). Hierbei werden robuste statistische Transferfunktionen<br />
zwischen Klimadaten und agrarökonomischen Daten wie Erträge, Sorten oder Aufwendungen<br />
in der Landwirtschaft mit Hilfe eines multiplen, kreuzvalidierten Regressionsmodelles<br />
ermittelt. Andererseits sollen die Pflanzenwachstumsmodelle YES und EPIC mit den Klimadaten<br />
angetrieben werden. Die letztgenannte Vorgehensweise ist zwar technisch deutlich aufwendiger<br />
und somit für ein in Benin operationell betriebenes DSS schwieriger um<strong>zu</strong>setzen, hat gegenüber<br />
dem statistischen Modell aber den Vorteil, dass die Klimaänderungssignale direkt in veränderte<br />
Ertragszahlen umgesetzt werden können. Das ist vor allem dann nützlich, wenn sich die statistischen<br />
Tranferfunktionen zwischen Klima und Landwirtschaft als schwach erweisen sollten, da<br />
sie <strong>zu</strong>m Beispiel durch weitere Einflussfaktoren wie Bodenfruchtbarkeit, Marktlage und demo-
Teilprojekt AB1 IMPETUS<br />
graphische Prozesse überlagert sind. Für das endgültige DSS werden dann Kosten und Nutzen<br />
der beiden Varianten abgewogen.<br />
Die Vorgehensweise auf beiden Zeitskalen – saisonal und interdekadisch – gipfelt schließlich in<br />
Abschät<strong>zu</strong>ngen des landwirtschaftlichen Potenzials und Risikos, wie es aus den entsprechenden<br />
klimatischen Rahmenbedingungen resultiert. Durch den Einsatz von EPIC und YES lassen sich<br />
auch diverse Interventionsszenarien berücksichtigen, indem beispielsweise verschiedene Nutzpflanzen<br />
und Anbaumethoden ausgetestet werden mit dem Ziel, den Ertrag <strong>zu</strong> maximieren bzw.<br />
im Sinne der Nachhaltigkeit <strong>zu</strong> optimieren. Bei den Transferprodukten unterschieden sich die<br />
beiden Zeitskalen jedoch: Während die langfristigen Abschät<strong>zu</strong>ngen des agrarökonomischen<br />
Anpassungsbedarfes nur in Form eines einmaligen Berichtes den Entscheidungsträgern in Benin<br />
vorgelegt und in Informationsveranstaltungen unterbreitet werden, soll das saisonale Vorhersagesystem<br />
operationell implementiert werden. Hierfür müssen mehrere technische und organisatorische<br />
Schritte ausgeführt werden, die dann nach der Testphase in Form zahlreicher Schulungen<br />
den Vertretern der Dienstleistungs- und Anwenderseite vermittelt werden. Diese Schritte<br />
beinhalten die Extrapolation von globalen SSTs über die vorher<strong>zu</strong>sagende Regenzeit, das<br />
Betreiben des globalen Modelles ECHAM5, das dynamische „Downscaling“ mit REMO, das<br />
Betreiben von EPIC und YES bzw. MOS sowie die Kommunikation der klimatischen und agrarökonomischen<br />
Vorhersageergebnisse an Akteure und Entscheidungsträger auf verschiedenen<br />
Ebenen. Die Extrapolation der globalen SSTs wird entweder auf Basis der über das weltweite<br />
meteorologische Kommunikationsnetz GTS (engl.: „Global Telecommuncation System“) frei<br />
verfügbaren, dynamischen ECMWF-Modellvorhersagen erstellt oder über statistische Verfahren<br />
bewerkstelligt (Colman und Davey, 2003; Repelli und Nobre, 2004). Der zweite Ansatz impliziert<br />
etwas mehr Autonomie für die potenziellen Betreiber in Benin, könnte sich aber als weniger<br />
verlässlich erweisen.<br />
Stellenbeschreibungen mit Zeitplan<br />
ECHAM5 Wissenschaftliche Projektleitung<br />
Die wissenschaftliche Koordination und Leitung der (a) Weiterentwicklung des globalen Atmosphärenmodelles<br />
ECHAM5, der (b) Realisierung der oben genannten Läufe, die (c) diagnostischen<br />
Untersuchungen sowie die (d) Anbindung der Ergebnisse der Klimaszenarien an die weiteren<br />
Teilprojektgruppen wird Federführung von HD Dr. habil. A. H. Fink übernommen. Herr<br />
Fink stellt auch bei Bedarf den Transfer von Wissen und Klimamodelldaten an nationale Partnerprojekte<br />
(GLOWA-VOLTA, BIOTA-West-WEST) sicher.<br />
347
348<br />
Bearbeiter „ECHAM5-Modellierung“<br />
IMPETUS Teilprojekt AB1<br />
Im Rahmen einer BAT Ib-Stelle durch N.N. erfolgt auf Seiten der Modellentwicklung die Implementierung<br />
einer neuen Hintergrund-Aerosolklimatologie in Verbindung mit den bestehenden<br />
Kontakten und Ansprechpartnern Dr. A. Tompkins („European Centre for Medium Weather Forecast“,<br />
Reading UK) und Dr. E. Roeckner („Max-Planck-Institut für Meteorologie“ in Hamburg).<br />
Neben der Betreuung der Szenarienläufe wird ebenfalls von N.N. auf Seiten der diagnostischen<br />
Arbeiten die meteorologische und statistische Auswertung der Sensitivitätsstudien bearbeitet.<br />
Innerhalb dieses Arbeitsbereichs werden die diagnostischen und statistischen Auswertungen<br />
größtenteils parallel <strong>zu</strong> den Modellierarbeiten stattfinden.<br />
Durch N.N. wird ebenso die Betreuung und Wartung der IMPETUS-Messstationen erfolgen,<br />
sowie die Qualitätsüberwachung der Daten, deren Einbindung in den synoptischen und klimatologischen<br />
Kontext sowie der Vergleich ausgewählter Fallstudien mit Modellergebnissen. Zusätzlich<br />
wird die Datenaufbereitung und -distribution an die anderen Teilprojekte durch N.N. übernommen.<br />
N.N. wird weiterhin in Benin Schulungen an den Messgeräten durchführen, so dass<br />
diese weitestgehend von nationalen Behörden (Wetterdienst, Wasserverband) über die Dauer des<br />
Projektes nachhaltig weiterbetrieben werden können.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Durchführung weiterer ECHAM5-Simulationen <strong>zu</strong>r Erstellung weiterer Ensemble-Mitglieder<br />
<strong>zu</strong>r Verringerung der Unsicherheiten in der Klimaabschät<strong>zu</strong>ng. Weiterhin fungieren diese<br />
Daten auch als oberster Antrieb der IMPETUS-Modellkette<br />
⇒ Fortset<strong>zu</strong>ng der klimatologischen Auswertung der Szenarienläufe in Hinblick auf die Optimierung<br />
nach dem Einbau des dynamischen Vegetationsmoduls<br />
⇒ Vergleich der Simulation mit bestehenden Beobachtungsdatensätzen, sowie (Re-)Analyse<br />
Daten im besonderen Hinblick auf die Rolle der Vegetation und der Aerosole<br />
⇒ Beginn der Arbeiten <strong>zu</strong>m Austausch der Hintergrund-Aerosolklimatologie in ECHAM5 sowie<br />
Tests <strong>zu</strong>r Laufstabilität des Modells<br />
⇒ Aufbereitung und Weitergabe der Daten an die Nutzer der Folgemodellierung in den diversen<br />
Problemkomplexen<br />
⇒ Betreuung und Wartung der IMPETUS-Messstationen<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Validierung und Sensitivitätsstudien der neuen ECHAM5 Version mit eingebauter Tegen<br />
Aerosol- Klimatologie<br />
⇒ Fortset<strong>zu</strong>ng der Modelldiagnose beginnend mit der Analyse simulierter großskaliger Zirkulationsmuster,<br />
des hydrologischen Zyklus, des Feuchtetransportes und des Monsun-Beginns<br />
und dadurch Weiterentwicklung eines plausiblen, modellkritischen Ansatzes <strong>zu</strong>m Klimaver-
Teilprojekt AB1 IMPETUS<br />
ständnis und dessen potenzielle anthropogen verursachte Entwicklung unter Einbeziehung<br />
der Expertise und Kooperation der internationalen AMMA-Initiative<br />
⇒ Aufbereitung und Weitergabe der Daten an die Nutzer der Folgemodellierung in den diversen<br />
Problemkomplexen<br />
⇒ Betreuung und Wartung der IMPETUS-Messstationen<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Analyse von Paketinstabilitäten und Definition sowie Untersuchung von Extremsituationen<br />
und deren Trend in einem geänderten Klima anhand der erstellten SRES-Szenarien<br />
⇒ Diagnose auf eine Intensivierung / Veränderung simulierter großskaliger Feuchtigkeitstransporte<br />
(„Tropical Plumes“) und deren <strong>zu</strong>gehöriges Zirkulationsmuster <strong>zu</strong>r Beschreibung der<br />
Wechselwirkung zwischen den westafrikanischen Tropen und Nordafrika<br />
⇒ Analyse der simulierten Wirkung großskaliger dynamischer und diabatischer Prozesse<br />
⇒ Erstellung eines wissenschaftlichen Berichts <strong>zu</strong>r Sensitivität der Kernparameter im tropischen<br />
Westafrika und deren mögliche Veränderungen in einem geänderten Klima<br />
⇒ Aufbereitung und Weitergabe der Daten an die Nutzer der Folgemodellierung in den diversen<br />
Problemkomplexen<br />
⇒ Betreuung und Wartung der IMPETUS-Messstationen<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Abschließende Implementierung der Modellsimulationen in den IMPETUS – Workframe<br />
⇒ Betreuung und Wartung der IMPETUS-Messstationen<br />
⇒ Bereitstellung der Klimaläufe im WDCC („World Data Center for Climate“, Hamburg)<br />
⇒ Aufbereitung und Weitergabe der Daten an die Nutzer der Folgemodellierung in den diversen<br />
Problemkomplexen<br />
⇒ Erstellung der Abchlußberichte<br />
Bearbeiter „REMO-Modellierung“<br />
Die Modelliervorhaben mit REMO und die Entwicklung des PK Be-E.3 werden Federführung<br />
von Dr. H. Paeth (Arbeitsgruppe Prof. Dr. Simmer) mit einer BAT IIa-Stelle übernommen. Die<br />
erste Aufgabe besteht darin, die bis Ende der 2. Projektphase durchgeführten Konsortialläufe<br />
nach klimatologischen Gesichtspunkten und unter Zuhilfenahme verschiedener Verfahren der<br />
statistischen Signalanalyse aus<strong>zu</strong>werten. Dabei wird die Frage im Vordergrund stehen, ob sich<br />
die Trends im Niederschlag und in anderen zentralen Größen des afrikanischen Klimas vor dem<br />
Hintergrund der internen Klimavariabilität als statistisch signifikant erweisen. Besondere Aufmerksamkeit<br />
kommt der Auswertung der Extremereignisse <strong>zu</strong>. Aufgrund der systematischen<br />
Modellfehler und der Gitterboxsdarstellung müssen daraufhin die simulierten täglichen Niederschläge<br />
auf die beobachteten Charakteristika angepasst werden und allen Teilprojekten und<br />
349
350<br />
IMPETUS Teilprojekt AB1<br />
Problemkomplexen in IMPETUS, inkl. der meteorologischen Modellkette, in den gewünschten<br />
Formaten <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt werden. Parallel da<strong>zu</strong> werden die für das PK Be-E.3 benötigten<br />
REMO-Simulationen mit den Randbedingungen aus dem globalen ECHAM5/GISST-Ensemble<br />
realisiert. Ferner bewerkstelligt Dr. Paeth die Aufbereitung der raumzeitlichen agrarökonomi-<br />
schen Daten. Auch soll bereits <strong>zu</strong> Beginn der 3. Projektphase der Dialog mit Akteuren in der<br />
Landwirtschaft und meteorologischen Dienstleistern in Benin etabliert werden, um frühzeitig ein<br />
Konzept für die operationelle Umset<strong>zu</strong>ng des saisonalen Vorhersagesystems gemeinsam <strong>zu</strong> erar-<br />
beiten.<br />
Sobald alle benötigten Daten vorliegen, wird Dr. Paeth das MOS für die Verschneidung der klimatologischen<br />
und agrarökonomischen Daten entsprechend den Gegebenheiten modifizieren und<br />
über einen Zeitraum in der Vergangenheit (1950 – 2002) trainieren. Die resultierenden Vorhersagen,<br />
die hier noch auf bekannten, beobachteten SSTs basieren, werden anhand verschiedener<br />
Gütemaße evaluiert. Die Erweiterung der Klimaszenarien durch Integration eines Aerosolmodelles<br />
und eines interaktiven Landoberflächenmodelles in REMO wird ebenfalls von Dr. Paeth bearbeitet.<br />
Die entsprechenden Sensitivitätsstudien werden gegen Mitte der 3. Phase ausgewertet.<br />
Dr. Paeth steuert auch <strong>zu</strong>r Folgemodellierung mit den Pflanzenwachstumsmodellen EPIC und<br />
YES bei. Sobald diese Modelle über Benin vollständig implementiert und validiert sind, wird das<br />
langfristige landwirtschaftliche Potenzial auf Grundlage der Konsortialläufe und der erweiterten<br />
Sensitivitätsstudien erfasst, mit den Kollegen aus dem Teilprojekt A2 in Form eines wissenschaftlichen<br />
Berichtes dokumentiert und mit Entscheidungsträgern und Interessierten in Benin<br />
diskutiert.<br />
Weitere zentrale Aufgaben von Dr. Paeth liegen in der Folgezeit in der Entwicklung und Evaluation<br />
eines statistischen Extrapolationsverfahrens für die globalen SSTs sowie in der daran gekoppelten<br />
operationellen Umset<strong>zu</strong>ng des saisonalen Vorhersagesystems in Benin. Letzteres beinhaltet<br />
die Vorbereitung und Durchführung zahlreicher Schulungen vor Vertretern des beninischen<br />
Wetterdienstes, Entscheidungsträgern verschiedener Verwaltungsebenen und Akteuren auf<br />
der Dorfebene. Auch müssen die technischen Vorausset<strong>zu</strong>ngen für das Betreiben der dynamischen<br />
und statistischen Modelle sowie für die instantane Beschaffung der Eingabedaten (v.a.<br />
SSTs) geschaffen werden, damit <strong>zu</strong>m Ende der 3. Antragsphase ein reibungsloser Betrieb gewährleistet<br />
werden kann.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Auswertung der Konsortialläufe nach klimatologischen Gesichtspunkten unter besonderer<br />
Berücksichtigung der Klimaextreme<br />
⇒ Aufbereitung der Daten aus den Konsortialläufen gemäß den Anforderungen der meteorologischen<br />
und nichtmeteorologischen Folgemodellierung<br />
⇒ Durchführung der REMO-Simulationen mit ECHAM5/GISST-Antrieb
Teilprojekt AB1 IMPETUS<br />
⇒ Sondierungsgespräche mit Vertretern der Dienstleistungs- und Anwenderseite in Benin<br />
⇒ Aufbereitung und Weitergabe der Daten an die Nutzer der Folgemodellierung in den diversen<br />
Problemkomplexen<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Aufbereitung der agrarökonomischen Daten<br />
⇒ Modifikationen und Anpassungen im MOS-System für den saisonalen Vorhersageansatz<br />
⇒ Bereitstellung von (adjustierten) REMO-Daten für EPIC und YES (gemeinsam mit A2)<br />
⇒ Erweiterung von REMO um interaktives Aerosol- und Landoberflächenmodell und Durchführung<br />
der Sensitivitätsstudien<br />
⇒ Evaluation der Vorhersagbarkeit im tropischen Westafrika mittels diverser Gütemaßen, primär<br />
bzgl. des saisonalen Niederschlages, sekundär bzgl. Extrema, Dürre, Monsunbeginn<br />
usw.<br />
⇒ Aufbereitung und Weitergabe der Daten an die Nutzer der Folgemodellierung in den diversen<br />
Problemkomplexen<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Abschätzen des langfristigen landwirtschaftlichen Potenzials auf Basis der Konsortialläufe<br />
und Sensitivitätsstudien<br />
⇒ Erstellen eines wissenschaftlichen Berichtes <strong>zu</strong>m langfristigen landwirtschaftlichen Potenzial<br />
und Informationsveranstaltungen in Benin vor Vertretern der beteiligten Interessensgruppen<br />
⇒ Untersuchungen <strong>zu</strong>r statistischen Extrapolation der globalen SSTs.<br />
⇒ Testlauf <strong>zu</strong>r räumlich differenzierten saisonalen Vorhersage einer Regenzeit in Benin<br />
⇒ Vorbereitung der technischen und organisatorischen Infrastruktur <strong>zu</strong>r operiationellen Umset<strong>zu</strong>ng<br />
des saisonalen Vorhersagesystems in Benin<br />
⇒ Aufbereitung und Weitergabe der Daten an die Nutzer der Folgemodellierung in den diversen<br />
Problemkomplexen<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Aufbau eines landesweit praktikablen Kommunikationssystems für die saisonale Vorhersage<br />
⇒ Aufbereitung und Weitergabe der Daten an die Nutzer der Folgemodellierung in den diversen<br />
Problemkomplexen<br />
⇒ Vorbereitung und Durchführung von Schulungen <strong>zu</strong>r saisonalen Vorhersage in Benin<br />
SHK „ECHAM5-Modellierung“<br />
Die aufwändigen Arbeiten der meteorologischen Diagnose und der statistischen Analysen erfordern<br />
eine aufwändige Datenkonvertierung, -lagerung und –verwaltung. Diese Aufgaben sollen<br />
durch eine SHK-Stelle in <strong>Köln</strong> unterstützt werden.<br />
351
352<br />
SHK „REMO-Modellierung“<br />
IMPETUS Teilprojekt AB1<br />
Die rechenintensiven REMO-Modellierarbeiten ziehen ebenfalls eine aufwändige Datenbetreuung<br />
und –konvertierung mit sich. Neben der Betreuung der Läufe sind weiterhin Datenextraktions-<br />
und Datenaufbereitungsarbeiten <strong>zu</strong>r Ansteuerung der diversen Tools in IMPETUS notwendig.<br />
Dieser Tätigkeitsbereich soll durch eine SHK abgedeckt werden.
Teilprojekt AB1 IMPETUS<br />
Tabelle der im Teilprojekt verwendeten Abkür<strong>zu</strong>ngen und Akronyme<br />
Abkür<strong>zu</strong>ng Erklärung<br />
AEJ African Easterly Jet<br />
AMMA African Monsoon Multidisciplinary Analysis<br />
DSS Decision Support System<br />
ECHAM European Center Hamburg Modell<br />
ECMWF European Centre for Medium Weather Forecast<br />
EPIC Environment-Policy-Integrated Climate<br />
FOOT3DK Flow over orographic Terrain 3 dimensional <strong>Köln</strong><br />
GISST Global Sea Surface Temperature<br />
GLACE Global Land-Atmosphere Coupling Experiment<br />
GTS Global Telecommuncation System<br />
IPCC – 4AR Intergovernmental Panel on Climate Change, 4 Assessment Report<br />
JSBACH Jena Scheme for Biosphere and Atmosphere Coupling in Hamburg<br />
LM Lokalmodell<br />
MOS Model Output Statistics<br />
MPI Max Planck Institut für Meteorologie<br />
MPI-OM Max Planck Institut für Meteorologie – Ozean Modell<br />
REMO Regional Modell<br />
SST Sea Surface Temperature<br />
SVege Simple Vegetation model<br />
TEJ Tropical Easterly Jet<br />
WDCC World Data Centre for Climate<br />
YES Yield Estimation Model<br />
ZAIK Zentrum für angewandte Informatik <strong>Köln</strong><br />
Im Text zitierte Literatur<br />
Adejuwon, J.O. und T.O. Odekunle, 2004: Skill assessment of the existing capacity for extended-range weather forecasting in<br />
Nigeria. Int. J. Climtatol. 24, 1249-1265.<br />
Balzarek, H., W. Fricke, J. Heinrich, K.-M. Moldenhauer and M. ROSENBERGER, 2003: Man-made flood disaster in the Savanna<br />
town of Gombe / NE Nigeria. The natural hazard of gully erosion caused by urbanization dynamics and their periurban<br />
footprints. Erdkunde 57, 94-109.<br />
Boucher O., M. Pham und C. Venkataraman, 2002: Simulation of the atmospheric sulfur cycle in the Laboratoire de Météorologie<br />
Dynamique General Circulation Model. Model description, model evaluation, and global and European budgets. Note<br />
scientifique de l’IPSL, (http://www.ipsl.jussieu.fr/poles/Modelisation/NotesScience/note23.html).<br />
Colman, A.W. and M.K. Davey, 2003: Statistical prediction of global sea-surface temperature anomalies. Int. J. Climatol. 23,<br />
1677-1697.<br />
353
354<br />
IMPETUS Teilprojekt AB1<br />
Dunion, J. und C. Velden, 2004: The impact of the Saharan Air Layer on Atlantic Tropical Cyclone Activity. Bull. Amer. Meteor.<br />
Soc., 85 (3), 353-365.<br />
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10.1029/2002GL016772.<br />
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Teilprojekt AB1 IMPETUS<br />
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Climate<br />
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causing precipitation in Northwest Africa. Monthly Weather Review, 131, 116-135.<br />
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Dynamics 23, 815-837.<br />
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Paeth, H., K. Born, K.; R. Pod<strong>zu</strong>n and D. Jacob, 2005a: Regional dynamical downscaling over West Africa: Model evaluation<br />
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Paeth, H. und A. Hense, 2005b: On the linear response of tropical African climate to SST changes deduced from regional climate<br />
model simulations. Theoretical and Applied Climatology, DOI 10.1007/s00704-005-0138-z.<br />
Paeth, H. und J. Feichter, 2005: Greenhouse-gas versus aerosol forcing and African climate response. Climate Dynamics, in<br />
press.<br />
Paeth, H., R. Girmes, G. Menz und A. Hense, 2005c: Improving seasonal forecasting in the low latitudes. Monthly Weather Review,<br />
accepted.<br />
Paeth, H., 2005a: Potenzial implications of land degradation for African climate as simulated by a regional climate model. International<br />
Journal of Climatology, submitted.<br />
Paeth, H. und H.-P. Thamm, 2005: Regional modelling of future African climate including greenhouse warming and land degradation.<br />
Climatic Change, submitted.<br />
Paeth, H., 2005b: Statistical postprocessing of simulated precipitation data for hydrological and climatological analyses in West<br />
Africa. Quarterly Journal of the Royal Meteorological Society, submitted.<br />
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Pohle, Susan (2004): Die Auslösung von mesoskaligen Gewitterkomplexen über Westafrika in Zusammenhang mit Trögen in<br />
den oberen Westwinden außerhalb der Hauptregenzeit. Selbstverlag des Instituts für Geophysik und Meteorologie der<br />
<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong>, 105 S.<br />
Schnitzler, K.-G., W. Knorr, M. Latif, J. Bader, und N. Zeng: Vegetation Feedback on Sahelian Rainfall Variability in a Coupled<br />
Climate Land-Vegetation Model, MPI-Report 329 (2001), 13 S.<br />
355
Teilprojekt A1 IMPETUS<br />
Teilprojekt A1<br />
Szenarien der raum-zeitlichen Variabilität von Niederschlag und<br />
Verdunstung auf der regionalen und lokalen Skala<br />
Prof. Dr. P. Speth (Koordinator)<br />
Institut für Geophysik und Meteorologie,<br />
<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong><br />
Prof. Dr. M. Kerschgens,<br />
Institut für Geophsik und Meteorologie,<br />
<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong><br />
Prof. Dr. C. Simmer,<br />
Meteorologisches Institut,<br />
<strong>Universität</strong> Bonn<br />
Antragsteller Fach<br />
Meteorologie:<br />
Klimamodellvalidierung und<br />
Klimadynamik<br />
Meteorologie:<br />
kleinskalige Modellierung, mesoskalige<br />
Modellierung<br />
Meteorologie:<br />
Fernerkundung<br />
Bearbeitet werden in dem Teilprojekt die folgenden Problemkomplexe:<br />
Nr. Titel des Problemkomplexes<br />
PK Be-E.4 Ausweisung von geeigneten Standorten und nachhaltiges Management von<br />
Kleinstauseen für die Landwirtschaft<br />
PK Be-E.7 Nut<strong>zu</strong>ngspotenzial von Inland-Valleys im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
PK Be-H.1 Wasserverfügbarkeit und Wasserverbrauch im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
PK Be-H.3 Satelliten-basiertes Niederschlags-Monitoring System <strong>zu</strong>r Anwendung in der<br />
Landwirtschaft und der Abflussvorhersage (Federführung)<br />
PK Be-L.3 Einfluss der Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung in den drei Untersuchungsregionen auf das<br />
<strong>zu</strong>künftige Niederschlagsverhalten (Federführung)<br />
Zusammenfassung<br />
Der Entwicklung von „Decision Support Systemen“ (DSS), welche eine Einschät<strong>zu</strong>ng der Variabilität<br />
der saisonalen Niederschlags- und Verdunstungsbilanz im Bereich der regionalen Skala<br />
Westafrikas und insbesondere für die lokale Skala Benins ermöglichen, kommt im Hinblick auf<br />
das <strong>zu</strong>künftige Süßwassermanagement eine entscheidende Rolle <strong>zu</strong>. Zur Entwicklung solcher<br />
„DSS“ werden in der dritten Phase die bisher gewonnen Erkenntnisse über die Veränderung bei<br />
den maßgeblich beeinflussenden Mechanismen <strong>zu</strong>r Niederschlagsbildung (Veränderung der<br />
großskaligen Zirkulation, das Antwortverhalten der regionalen bzw. lokalen Vegetation und Bodenfeuchte<br />
auf eine großräumige Klimaänderung sowie eine veränderte Landnut<strong>zu</strong>ng) verwendet.<br />
Die in den bisherigen Arbeiten generierten Szenarien des saisonalen Niederschlagsaufkom-<br />
357
358<br />
IMPETUS Teilprojekt A1<br />
mens dienen für diese DSS ebenso als Basis wie die Erhebungen des Niederschlags-Monitorings.<br />
Darüber hinaus sind für die Abschät<strong>zu</strong>ng der <strong>zu</strong>künftigen Wasserverfügbarkeit so genannte Interventionsszenarien<br />
sowie die Resultate der jüngsten Szenarienrechnungen des antreibenden<br />
globalen Klimamodells und somit der Modellkette (ECHAM-REMO-LM-FOOT3DK, vgl. AB1)<br />
unabdingbar. Die Ergebnisse der jüngeren IPCC SRES Szenarienrechnungen gehen <strong>zu</strong> diesem<br />
Zweck sowohl in den bereits verfügbaren statistisch-dynamischen „Downscaling“-Ansatz mit<br />
FOOT3DK ein, welcher nun in ähnlicher Weise für das LM geplant ist. Die Interventionsszenarien<br />
werden in enger Abstimmung mit den Teilprojekten A2 bis A4 durchgeführt. Nachdem die<br />
Berechnungen des statistisch-dynamischen Ansatzes auf Basis der Beobachtungsdaten für das<br />
Jahr 2002 validiert worden sind, sollen die Ergebnisse des letzteren Ansatzes mit den Resultaten<br />
eines rein dynamischen „Downscaling“ (auf Episodenbasis) verglichen werden. Dies soll die<br />
Vorteile des von IMPETUS gewählten Ansatzes dokumentieren und dient gleichermaßen als Einschät<strong>zu</strong>ngshilfe<br />
für die Variabilität von meteorologischen Parametern in regionalen und lokalen<br />
Szenariensimulationen. Diese Berechnungen sind für den PK Be-L.3 und die dort geplante Entwicklung<br />
eines DSS <strong>zu</strong>r Ermittlung von kurzfristiger und langfristiger Wasserverfügbarkeit aus<br />
Niederschlagswasser maßgeblich. In diesem Zusammenhang ist die Erweiterung der lokalen Simulationen<br />
auf die Gebiete Mittel-Ouémé und Nieder-Ouémé ein wichtiger Bestandteil dieses<br />
Teilprojekts. Diese soll eine Abschät<strong>zu</strong>ng für das gesamte Flussgebiet des Ouémés generieren,<br />
wodurch z.B. für Teilprojekt A2 eine erweiterte Bilanzierung ermöglicht wird. Damit einhergehend<br />
ist eine Verfeinerung der Raumauflösung vorgesehen, die eine Bereitstellung von statistischen<br />
Maßzahlen von hydro-meteorologischen Parametern <strong>zu</strong>m Ziel hat. Dies ermöglicht eine<br />
genauere hydrologische Modellierung in A2 sowie eine bessere Agrar-Ertragsmodellierung in<br />
A3 und A4. Die Evaluation für die geplanten Berechnungen mit LM und FOOT3DK werden mit<br />
Hilfe eines Fernerkundungstools für den Niederschlag in PK Be-H.3 ermöglicht, das im Laufe<br />
der zweiten Phase entwickelt wurde und <strong>zu</strong>nächst in der Generierung von Niederschlagsklimatologien<br />
und der Validierung für eine Regenzeit eingesetzt wurde. In dieses Fernerkundungstool<br />
gehen überprüfte Stationsmessungen an einzelnen Orten, hochwertige instantane Niederschlagsund<br />
LWC-Felder (engl.: „Liquid Water Content – Flüssigwassergehalt“) aus aktiven und passiven<br />
Mikrowellensensoren und zeitlich durchgängige Wolkenbewegungen aus Meteosat Bildern<br />
ein. Auf diese Weise erschafft dieses Tool durch die erzeugten räumlich und zeitlich hochaufgelösten<br />
Niederschlagsfelder eine gute Basis für die Validierung der beiden genannten Modelle.<br />
Wie oben bereits angedeutet, bedarf es in einigen Problemkomplexen <strong>zu</strong>m Zwecke von optimalen<br />
Studien einer höheren räumlichen und zeitlichen Auflösung von meteorologischen Parametern<br />
(z.B. für PK Be-E.1, PK Be-E.2, PK Be-E.4, PK Be-H.1 oder PK Be-L.3), die mit der feineren<br />
Auflösung von FOOT3DK mit nun 3 km realisiert wird. Darüber hinaus werden die Anstrengungen<br />
dieses Teilprojektes vor allem in Richtung einer Generierung von langen meteorologischen<br />
Zeitreihen gebündelt, die <strong>zu</strong>r Schaffung von verschiedenen DSS benötigt werden. Eine Proble-
Teilprojekt A1 IMPETUS<br />
matik besteht darin, dass sich die Anforderungen der einzelnen Problemkomplexe an die Produkte<br />
der meteorologischen Modellierung häufig stark unterscheiden: z.B. erfordern die Betrachtungen<br />
des PK Be-E.2 Klimadaten in einer täglichen Auflösung, um Bodenerosionsraten<br />
und Ernteerträge <strong>zu</strong> bestimmen. Demgegenüber werden im PK Be-H.1 für die Verwendung des<br />
hydrologischen Modells UHP-HRU und des Grundwassermodells FE-FLOW stündliche Auflösungen<br />
notwendig.<br />
Klimatologische Daten sind insbesondere für die Problemkomplexe, die sich mit hydrologischer<br />
Modellierung von Abfluss oder Verdunstung beschäftigen, von Relevanz. Darüber hinaus erfordert<br />
die Abschät<strong>zu</strong>ng des Anbauverhaltens, der Lebensmittelversorgung sowie der allgemeinen<br />
Entwicklung auf dem Agrarsektor, wie sie in PK Be-E.1 erarbeitet werden, die angestrebte hohe<br />
räumliche Auflösung der Klimadaten.<br />
Die meteorologische Modellierung bzw. die Erhebungen von klimarelevanten Daten mit satellitengestützter<br />
Fernerkundung sind für viele Problemkomplexe, die sich mit der Landnut<strong>zu</strong>ng und<br />
deren Änderung beschäftigen, von Bedeutung. So gehen die Niederschlagsanalysen in die Abschät<strong>zu</strong>ng<br />
<strong>zu</strong>sammen mit der Landnut<strong>zu</strong>ngsentwicklung in PK Be-L.1 ein. Für die PK Be-E.4<br />
und PK Be-E.6 ist das künftige Niederschlagsangebot für die Errichtung von Stauseen beziehungsweise<br />
die Einschät<strong>zu</strong>ng einer potenziellen Degradation von landwirtschaftlichen Flächen<br />
bedeutsam. Die Vorhersagekarten von Niederschlag und Verdunstung des PK Be-L.3, der eng<br />
an dieses Teilprojekt geknüpft ist, werden dort als Eingangsdaten verwendet. Darüber hinaus<br />
können die hier generierten Daten <strong>zu</strong>r Berechnung der Malariaausbreitung im PK Be-G.4 benutzt<br />
werden. Im PK Be-L.3 werden die Landnut<strong>zu</strong>ngsdaten aus PK Be-L.1 verwendet, um mit<br />
Hilfe des dort modellierten Niederschlags sowie den in PK Be-E.1 entwickelten Interventionsszenarien<br />
(z.B. eine Wiederaufforstung) eine Abschät<strong>zu</strong>ng der künftigen Biomassenentwicklung<br />
<strong>zu</strong> ermöglichen.<br />
Weitere Problemkomplexe (z.B. PK Be-E.3, PK Be-E.5, PK Be-E.7, PK Be-G.1, PK Be-G.5<br />
und), die aktuell von Teilprojekt AB1 Daten erhalten, können künftig mit höher aufgelösten Klimadaten<br />
des Teilprojektes A1 beliefert werden. Um die vom hoch auflösenden Teil der Modellkette<br />
gelieferten Daten noch <strong>zu</strong> verbessern, soll eine MOS Korrektur (englisch: „model output<br />
statistics“) die Prognoseeffizienz des Modellniederschlags liefern. Eine Clusteranalyse wird die<br />
Episodenauswahl für das statistisch-dynamische „Downscaling“ optimieren.<br />
Weiterentwicklung im Stand der Wissenschaft seit 2003<br />
In den Forschungsarbeiten der letzten drei Jahre <strong>zu</strong>m Themenbereich der lokalen und regionalen<br />
Modellierung von dynamischen atmosphärischen Prozessen sowie der Erfassung von saisonalen<br />
Klimawerten im Bereich Westafrika rückten neben der seit längerem dokumentierten, maßgebli-<br />
359
360<br />
IMPETUS Teilprojekt A1<br />
chen Rolle der Meeresoberflächentemperaturen der Ozeane (Folland et al., 1986; Fontaine et al.,<br />
1998; Bader und Latif 2003) die Wechselwirkung von Landoberfläche und Atmosphäre immer<br />
stärker in den Fokus der Betrachtungen (Zhao and Pitman 2002, Koster et al., 2004, Osborne et<br />
al., 2004; Taylor et al., 2005). Die Reihenfolge der Bedeutung dieser Prozesse für die saisonale<br />
und interannuelle Niederschlagsvariabilität in Westafrika wird mittlerweile für die kontinentale<br />
Skala von diversen Gruppen recht einhellig vertreten (Giannini et al., 2003). Dabei lassen sich<br />
die Aussagen wie folgt Zusammenfassen: Die Variabilität der Schwankungen des akkumulierten<br />
Niederschlags in Westafrika wird im Wesentlichen durch die Anomalien der Meeresoberflächentemperaturen<br />
(engl.: „Sea Surface Temperatures“, SST) der globalen tropischen und – etwas<br />
weniger bedeutsam - extratropischen Ozeane beeinflusst. Diese Kopplung wird sekundär durch<br />
den Einfluss der lokalen und regionalen Vegetation moduliert (Wang et al., 2004; Sogalla et al.,<br />
2005). Das bedeutet, dass die Rückkopplung der jeweiligen Landnut<strong>zu</strong>ng auf den Niederschlag<br />
<strong>zu</strong> jeder Zeit die lokale Niederschlagsbilanz mitbeeinflusst. Dem<strong>zu</strong>folge wird der letztgenannte<br />
Effekt in den Regenzeiten der Jahre, in denen der Einfluss der SST geringer ist, <strong>zu</strong>m maßgeblichen<br />
Faktor. Die Rolle von Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung, also der Änderung von Vegetation und Bodeneigenschaften,<br />
stellen insbesondere auch in IMPETUS einen Forschungsschwerpunkt dar<br />
(Sogalla et al., 2005). Dabei sind die Einflüsse der einzelnen Bodengrößen je nach Modell und<br />
Skala unterschiedlich stark ausgeprägt. In der letztgenannten Studie wurde mit dem nicht hydrostatischen<br />
mesoskaligen Modell FOOT3DK auf Grundlage eines Ensembles von eindimensionalen<br />
Studien mit verschiedenen Startbedingungen unter Antrieb des jeweils gleichen Radiosondenaufstiegs<br />
festgestellt, dass der Anfangsbodenfeuchte beim Rückkopplungseffekt auf den Niederschlag<br />
die wichtigste Bedeutung <strong>zu</strong>fällt, da diese in der vorgegebenen Modellparametrisierung<br />
die Verdunstung maßgeblich beeinflusst, welche ihrerseits in die Niederschlagsbildung eingeht.<br />
Weniger bedeutsam – aber nicht vernachlässigbar - sind die Vegetationsbedeckung und die<br />
Albedo. Auf der lokalen Skala spielt die Rauhigkeitslänge eine eher untergeordnete Rolle. Der<br />
Blattflächenindex (engl.: „Leaf Area Index“ – LAI) sowie der Sättigungsbodenwassergehalt zeigen<br />
keine nennenswerte Auswirkung auf den Niederschlag. Das Ergebnis von vielen Sensitivitätsstudien,<br />
in denen mit FOOT3DK dreidimensional modelliert wurde, lässt den Schluss <strong>zu</strong>, bei<br />
der Reduktion von Bodenfeuchte und Vegetationsbedeckung der künftige Niederschlag einer<br />
vergleichbaren Episode in vielen Bereichen des Modellgebietes rückläufig sein wird. Dies steht<br />
im Einklang mit ähnlichen Untersuchungen auf der kontinentalen Skala mit dem Regionalmodell<br />
REMO im Teilprojekt AB1 (siehe u.a. Paeth, 2004).<br />
Mit dem Lokalmodell des DWD („Deutscher Wetterdienst“) wurden im Bereich Nordwest-<br />
Afrikas mehrere Experimente jeweils für die Jahre 2002 (0.25°-Gitter), 2000 und 2025 (0.1°-<br />
Gitter) gerechnet: Das Experiment, dass auf einem 0.25°-Gitter für ganz Nordwest-Afrika<br />
durchgeführt wurde, dient im Bereich Benin als Antrieb für FOOT3DK. Es hat sich herausgestellt,<br />
dass die Simulationen für ein Modelljahr nicht reichen, um eine allgemeingültige Klimato-
Teilprojekt A1 IMPETUS<br />
logie, die nicht von Einzelereignissen dominiert wird, <strong>zu</strong> erstellen. Daher muss, so wie für<br />
FOOT3DK bereits durchgeführt, auch für das LM ein klassenbasiertes, statistisch-dynamisches<br />
„Downscaling“ vorgenommen werden. Anders als es <strong>zu</strong>m Beispiel für Marokko möglich war<br />
(Hübener et al., 2005a, 2005b), kann dabei kein Wetterlagenklassifikationsschema verwendet<br />
werden. In diesem Fall wird eine automatisierte Niederschlagstypenidentifikation auf Grundlage<br />
von ECHAM/REMO-Output durchgeführt werden. In einer Kombination mit einer Clusteranalyse<br />
werden die <strong>zu</strong> simulierenden Einzelepisoden bestimmt.<br />
In der satellitengestützten Fernerkundung hat es in den vergangenen drei Jahren Neuerungen in<br />
der Niederschlagschät<strong>zu</strong>ng aus geostationären Infrarotsensoren sowie aus schnell umlaufenden<br />
Satelliten mit passiven Mikrowellensensoren gegeben. Da sich die Zahl der <strong>zu</strong>r Niederschlagsschät<strong>zu</strong>ng<br />
geeigneter Mikrowellensensoren zwar auf 8 erhöht hat, aber die zeitliche Abtastung<br />
nach wie vor für ein effektives „Monitoring“ <strong>zu</strong> niedrig ist, wurden neue Kopplungsansätze mit<br />
den zwar ungenaueren dafür aber zeitlich und räumlich hochauflösenden Infrarot Messungen<br />
von geostationären Satelliten entwickelt.<br />
Der meist verwendete Algorithmus für die Erkennung von Regengebieten aus passiven Mikrowellenmessungen<br />
(GPROF) der „Tropical Rainfall Measuring Mission“ (TRMM) wurde in der<br />
Version 6 operationalisiert. Die Verbesserungen korrigieren primär eine bekannte globale Überschät<strong>zu</strong>ng<br />
durch das Mikrowellenprodukt. Es ist aber nicht <strong>zu</strong> erwarten, dass eine erhöhte Sensitivität<br />
für schwache Regenraten über Land erreicht wurde (McCollum und Ferraro, 2003). Da es<br />
sich wieder um eine nicht regionalisierte Anpassung für das gesamte von TRMM abgedeckte<br />
Gebiet handelt, werden wie vorher Gebiete mit viel Niederschlag stärker berücksichtigt. Die<br />
schon früh beobachtete Überschät<strong>zu</strong>ng speziell im äquatorialen Afrika (Kummerow et al., 2001,<br />
McCollum et al., 2000) wird darin ebenso wenig berücksichtigt wie die höhere Gewichtung von<br />
industrialisierten Regionen durch die dort höhere Eichmessungsdichte (McCollum et al., 2002).<br />
Furuzawa und Nakamura (2005) haben beim Vergleich von TRMM PR und TMI eine deutliche<br />
Abhängigkeit von geographischer Breite, Tageszeit und Jahreszeit in den Produkten des<br />
GPROF-Algorithmus nachgewiesen. Neben der Verbindung von Wolkenparametern mit ortsabhängigen<br />
Änderungen in Temperatur und Feuchte könnte eine schon früher vermutete (aber bis<br />
jetzt nicht im Zusammenhang mit der Niederschlagsfernerkundung untersuchte) Verbindung von<br />
vermehrter Tröpfchenbildung durch Aerosole aus der Sahara (McCollum et al., 2000) mit dafür<br />
verantwortlich sein, welche die frühzeitige Verdunstung des Niederschlags begünstigt. In vergleichbaren<br />
Untersuchungen der ortsabhängigen Übereinstimmung des im Rahmen von<br />
IMPETUS entwickelten Mikrowellenalgorithmus (Bauer et al., 2002) mit dem mittels TRMM<br />
PR gemessenem Bodenniederschlag kam es anders als beim integrierten Wolkenwassergehalt<br />
ebenfalls <strong>zu</strong> einem breitenabhängigen Bias. Dies könnte die Hypothese eines veränderten Evapo-<br />
361
362<br />
IMPETUS Teilprojekt A1<br />
rationsverhaltens durch Temperatur- und Feuchtegradienten sowie Änderungen im Wolkenparti-<br />
kel-Spektrum bekräftigen, müsste jedoch weiter untersucht werden.<br />
Bei den operationellen AMSR-E and SSM/I Niederschlagsschät<strong>zu</strong>ngen sind ähnliche Phänomene<br />
wie bei TMI <strong>zu</strong> erwarten, da die Sensoren, abgesehen von der räumlichen Auflösung der<br />
SSM/I, nahe<strong>zu</strong> identisch sind. Die Niederschlagsfernerkundung aus geostationären optischen<br />
Sensoren beschränkt sich hauptsächlich auf durch verschiedene Methoden auf Niederschlag kalibrierte<br />
Infrarotstrahlungstemperaturen. Neben der Anwendung von durch Mikrowellendaten<br />
trainierten neuronalen Netze auf Infrarotdaten (Hong et al., 2005; Tapiador et al., 2004), eine<br />
Weiterentwicklung der auf dem Infrarot- und Wasserdampfkanal sowie Bilderkennung beruhenden<br />
„Advective-Convective-Technique“ (ACT) (Naus et al., 2004), sowie tri-spektrale Methoden<br />
(Reudenbach, 2005) wurden seit 2003 auch direkte Kopplungsmethoden von geostationären und<br />
umlaufenden Datenquellen weiterentwickelt. Die Eichung der Infrarotdaten durch aus „Probability-Matching“<br />
erstellten „look-up Tabellen“ wird außer in einer großräumig-kurzzeitigen Adaptation<br />
an die vorherrschende Wetterlage (Heinemann und Kerenyi, 2003) nun auch als kleinräumig-langzeitige<br />
Anpassung (Kidd et al., 2003) an die klimatischen Bedingungen praktiziert. Eine<br />
vollkommen andere Methode <strong>zu</strong>r zeitlichen Interpolation der Mikrowellenschät<strong>zu</strong>ngen durch<br />
Advektionsvektoren aus den geostationären Messungen ist der C-Morph-Algorithmus, der von<br />
Joyce et al. (2004) vorgestellt wurde. Er erlaubt – im Gegensatz <strong>zu</strong>r Infrarot-Kalibrierung – die<br />
Erhaltung der räumlichen Struktur der von Mikrowellen gemessenen Feldern, ist jedoch bei großer<br />
zeitlicher Distanz <strong>zu</strong> den Überflügen der umlaufenden Satelliten ineffektiv.<br />
Die C-Morph-Methodik, sowie ein an die Wetterlage adaptiver Probability-Matching-<br />
Algorithmus wurde nun auch in IMPETUS umgesetzt und auf das erweiterte Mikrowellennetzwerk<br />
(TMI, 3 SSM/Is, AMSR-E, und 2 AMSU-B) in Verbindung mit Meteosat-7 angewendet.<br />
Die frühen Ergebnisse bezüglich des zeitlichen „Sampling“ und der räumlichen Entwicklung des<br />
Zusammenhangs von Infrarot-Temperatur und dem am Boden gemessenen Niederschlag motivierten<br />
das Erarbeiten eines durch ein Wichtungssystem verknüpften Kopplungsschemas aus C-<br />
Morph, an der Wetterlage orientierten „look-up“ Tabellen, und klimatisch nach Ort, Tagesgang,<br />
und Jahreszeit organisierten „look-up“ Tabellen. Der aus Radiosondenmessungen für Westafrika<br />
angepasste ACT-Algorithmus verspricht dank einer verbesserten Erkennung von potenziellen<br />
Niederschlagsgebieten durch optische Messungen eine weitere Verbesserung der IR/MW-<br />
Kopplung (Thies et al., 2005). Die Genauigkeit aller gekoppelten Produkte hängt unwiderruflich<br />
von der Genauigkeit der Mikrowellenschät<strong>zu</strong>ng ab, so dass diese in Anbetracht der oben aufgeführten<br />
systematischen Fehler, die durch mangelnde Anpassung an die lokalen Bedingungen entstehen,<br />
durch den in IMPETUS erarbeiteten Algorithmus korrigiert werden müssen.<br />
Die von IMPETUS kreuzvalidierten und aufgearbeiteten Bodenmessungen in Benin wurden <strong>zu</strong><br />
einer extensiven 0.1°x0.1° Niederschlagsklimatologie verarbeitet (einsehbar unter
Teilprojekt A1 IMPETUS<br />
http://www.impetus.uni-koeln.de/content/ab1/tp-ab1-3-stat.html), die <strong>zu</strong>sammen mit der modellierten<br />
Semivarianz-Fehlerschät<strong>zu</strong>ng eine für westafrikanische Verhältnisse hervorragende Basis<br />
<strong>zu</strong>r Validierung von akkumulierten Feldern in Benin bietet. Ein Vergleich des aus der Methodik<br />
von Joyce et al. (2004) entwickelten Satellitenproduktes mit den Bodenmessungen von 1996 bis<br />
2002 zeigte eine gute Wiedergabe der räumlichen Variabilität in manchen Jahren, eine systematische<br />
Überschät<strong>zu</strong>ng im Norden Benins, sowie eine systematische großflächige Überschät<strong>zu</strong>ng<br />
in einzelnen Jahren. Nach dem beschriebenen Stand der Forschung (insbesondere Furuzawa und<br />
Nakamura, 2005) ist der nahe liegende Grund hierfür die mangelnde lokale Anpassung der dort<br />
verwendeten Standardmikrowellenschät<strong>zu</strong>ngen.<br />
Ausführliche Beschreibung des Arbeitsplanes<br />
Mit den Modellen des kleinskaligen Teils der meteorologischen Modellkette und dem Niederschlags-Monitoring<br />
werden für diverse Problemkomplexe in Benin die notwendigen beobachteten<br />
und klimatologischen Daten generiert. Der wichtigste Beitrag dieses Teilprojektes liegt in<br />
der Ermittlung und Bereitstellung von klimatologischen Parametern. Von besonderem Interesse<br />
für das Teilprojekt A1 sind neben der Modellvalidierung mit Hilfe des satellitengestützten Niederschlags-Monitoring<br />
und der Generierung von Szenarien der weitere operationelle Einsatz<br />
der bisher geschaffenen Ressourcen, indem die bereits produzierten bzw. die noch <strong>zu</strong> generierenden<br />
Daten für die Anwendungen in den verschiedenen Problemkomplexen <strong>zu</strong>r Schaffung von<br />
DSS verfügbar gemacht werden.<br />
Insbesondere für die Bedürfnisse des Abflussmanagements (PK Be-E.2, PK Be-E.4, PK Be-E.7<br />
und PK Be-H.1), der Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung (PK Be-E.1, PK Be-L.1, PK Be-L.3) und des<br />
Pflanzenanbaus (PK Be-L.4) sind diese von hohem Interesse. Der Einsatz der von diesem Teilprojekt<br />
bereitgestellten Daten ist für Fragestellungen der Ernährungssicherung in den PK<br />
Be-E.5 und PK Be-E.6 vorgesehen. Darüber hinaus ist eine Verwendung der Modellergebnisse<br />
für Temperatur und Niederschlag auch in der Malariaausbreitung, die in PK Be-G.4 behandelt<br />
wird, möglich.<br />
Der Einsatz des Niederschlags-Monitoring ist besonders für die PK Be-E.3 und PK Be-H.3 bedeutsam,<br />
in denen Niederschlagsvorhersagen auf Tagesbasis und saisonaler Basis <strong>zu</strong>m Einsatz<br />
für die Landwirtschaft, sowie im PK Be-H.3 für die Abflussvorhersage erarbeitet werden sollen,<br />
welche in ein DSS eingehen.<br />
Somit besteht das wesentliche Ziel für die kommende Projektphase in der Umset<strong>zu</strong>ng der in den<br />
bisherigen Arbeitsphasen generierten Szenarien und einer kritischen Prüfung seitens der Problemkomplexe,<br />
welche meteorologischen Szenarien in planerischen Maßnahmen von Behörden<br />
und NGOs Verwendung finden sollen.<br />
363
364<br />
IMPETUS Teilprojekt A1<br />
Regionalskalige und mesoskalige Modellierung (LM und FOOT3DK)<br />
Die Basis für die Umset<strong>zu</strong>ng in ein DSS auf regionaler und lokaler Ebene sind modellseitig die<br />
folgenden Themenkomplexe: Die Ausweitung der Szenarienberechnungen auf weitere Gebiete,<br />
die Verbesserung der räumlichen Auflösung und Abdeckung größerer Zeiträume unter Verwendung<br />
einer MOS-Korrektur, die Optimierung des Auswahlprozesses von geeigneten Episodensimulationen<br />
durch die Verwendung eines Clusteranalyse-Verfahrens, die Aufbereitung der Ergebnisse<br />
für die Nut<strong>zu</strong>ng in Benin und die Durchführung von Simulationen mit neueren Vorgaben<br />
der globalen Klimamodellierung (ECHAM und REMO).<br />
Arbeiten mit LM<br />
Die Strategie der Szenarienrechnung mit dem LM wurde in der zweiten Projektphase von<br />
IMPETUS, genau wie die Arbeiten mit FOOT3DK, <strong>zu</strong>r Verwendung feiner auflösender Gitter<br />
(0.1° statt 0.25° Gitterauflösung) geändert, da die 25 km-Simulationen gegenüber den 0.5°-<br />
Simulationen von REMO nicht die gewünschte Mehrinformation liefern konnten, <strong>zu</strong>mal auch<br />
auf dem 0.25°-Gitter keine dekadischen Simulationen mit dem LM möglich sind. Zusätzlich wäre<br />
die weitere Verfeinerung der FOOT3DK-Simulationen auf ein 3km-Gitter wegen des großen<br />
Skalensprungs bei Verwendung des Antriebs aus 0.25°-Simulationen zweifelhaft. Aus diesem<br />
Grund sind bereits in der zweiten IMPETUS-Phase Szenarien auf einem 0.1°-Gitter berechnet<br />
worden, welche die ganze Guinea-Küstenregion etwa bis 15°N erfassen. Für dieses Modellgebiet<br />
liegen bisher (Juli 2005) Simulationen der Jahre 2000, 2025 sowie Sensitivitätsstudien <strong>zu</strong>m Einfluss<br />
der Vegetationsbedeckung und Ensembles einzelner Monate <strong>zu</strong>r Abschät<strong>zu</strong>ng der Unsicherheit<br />
vor. Es ist ebenfalls deutlich geworden, dass mit den <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden Ressourcen<br />
an Zeit und Rechnerleistung keine langzeitlichen, dekadischen Simulationen mit dem LM<br />
durchgeführt werden können, und dass aus diesem Grunde auch hier die Beschränkung auf Episodensimulationen<br />
<strong>zu</strong>m Antrieb der kleinskaligen Modellrechnungen mit FOOT3DK stattfinden<br />
wird. Um dennoch Aussagen <strong>zu</strong>m Regionalklima in dem etwas größeren Modellgebiet <strong>zu</strong> gestatten,<br />
wird dieselbe Technik des statistisch-dynamischen „Downscaling“ wie für FOOT3DK angewandt.<br />
Arbeiten mit FOOT3DK<br />
Im Laufe der zweiten Phase von IMPETUS wurden Episodensimulationen berechnet, die im<br />
Rahmen des statistisch-dynamischen Regionalisierungsverfahrens <strong>zu</strong> saisonalen Niederschlägen<br />
rekombiniert wurden. Mit diesen werden Zeitreihen von künftigen Regenzeiten im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
erstellt, wobei die vordringlichste Aufgabe in der dritten Phase von IMPETUS<br />
darin besteht, diese Zeitreihen auf die Bedürfnisse der Anwender in den Problemkomplexen <strong>zu</strong>-
Teilprojekt A1 IMPETUS<br />
<strong>zu</strong>schneiden. Weiterhin ist es das Ziel für die hydrologischen Modellierungen (z.B. in PK<br />
Be-E.2, PK Be-E.4, PK Be-E.7 und PK Be-H.1) eine weiter verbesserte räumliche und zeitliche<br />
Datengrundlage <strong>zu</strong> schaffen. Daher soll im Rahmen der kommenden Arbeiten die Modellauflösung<br />
von FOOT3DK von 9km auf 3km verfeinert werden und mit den ebenfalls besser aufgelösten<br />
10km-Läufen des LM angetrieben werden. Im Zusammenhang mit der Erarbeitung eines<br />
tragfähigen Konzepts <strong>zu</strong>r Anlage von lokalen Stauseen in PK Be-E.4 werden mit den vorgesehenen<br />
Gebietserweiterungen für FOOT3DK auch auf der lokalen Skala die notwendigen Klimadaten<br />
<strong>zu</strong>r Verfügung gestellt. Der erweiterte Einsatz des FOOT3DK in den <strong>zu</strong>sätzlichen Regionen<br />
Nieder- und Mittel-Ouémé unterstützt auch die PK Be-E.1 und PK Be-E.5, wo die entsprechenden<br />
Datensätze - als einer von mehreren Antrieben – die Grundlage <strong>zu</strong>r Modellierung der<br />
Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung Verwendung finden. Die geplanten Berechnungen<br />
mit FOOT3DK dienen insbesondere PK Be-L.3 als Arbeitsgrundlage. Dort werden die Auswirkungen<br />
der Ausweitungen von landwirtschaftlichen Flächen auf das Ökovolumen (Verringerung<br />
der Biomasse) und die damit verknüpfte Niederschlagsverminderung mit Hilfe von modellgestützten<br />
Verfahren und empirischen Beziehungen verglichen und finden Eingang in die Transferfunktionen<br />
des statistisch-dynamischen „Downscalings“. Eine Verwendung der generierten Zeitreihen<br />
ist darüber hinaus auch für die Berechnungen der Malariaausbreitung im PK Be-G.4<br />
möglich.<br />
Um eine hohe Qualität des <strong>zu</strong>r Verfügung gestellten Datenmaterials für die genannten Problemkomplexe<br />
<strong>zu</strong> sichern und die bisher produzierten Daten <strong>zu</strong> optimieren sind auf der lokalen Skala<br />
weitere Arbeitsschritte vorgesehen. Zum einen sollen die Szenarienrechnungen mit Hilfe des direkten<br />
„Downscalings“ mit den Ergebnissen des statistisch-dynamischen Ansatzes verglichen<br />
werden. Ein Vergleich auf Grundlage von Zeiträumen auf der Skala von Wochen soll die Güte<br />
des für IMPETUS gewählten Ansatzes unterstreichen. Die Modifikation des Modelloutputs mit<br />
Hilfe eines MOS-Systems, soll die Berechnungen auf der lokalen Skala optimieren. Dieser Ansatz<br />
hat sich schon bei den Berechnungen mit REMO in IMPETUS bewährt (Paeth, 2005). Mit<br />
der Zielset<strong>zu</strong>ng auch die Methode des statistisch-dynamischen „Downscalings“ weiter <strong>zu</strong><br />
verbessern ist der Einsatz einer Clusteranalyse vorgesehen. Mit Hilfe eines partitionierten Verfahrens<br />
(z.B. „k-means-Verfahren“) werden auf Grundlage der Modelldaten von ECHAM oder<br />
REMO Episoden-Cluster mit verschiedenen meteorologischen Parametern gebildet. Diese Parameter<br />
(z.B. mittlere Feuchte, Niederschlagsmenge, Niederschlagsart, mittlere Temperatur, etc.)<br />
werden unter Berücksichtigung der Typenanalyse für die Regenzeit 2002 vorgegeben. Die Entfernung<br />
<strong>zu</strong>m Zentroiden (z.B. Mahalanobis-Entfernung) dient <strong>zu</strong>r Bestimmung der geeigneten<br />
Vertreter aus einem Cluster, wobei einerseits Vertreter mit der kürzesten Entfernung (typisch für<br />
die Klasse), andererseits Vertreter mit großer Entfernung <strong>zu</strong>m Zentroid (Extreme in einer Klasse)<br />
ausgewählt werden. Die <strong>zu</strong>gehörigen Episoden werden im Anschluss simuliert und sind die<br />
365
366<br />
IMPETUS Teilprojekt A1<br />
optimierte Grundlage für die Berechnungen mit dem statistisch-dynamischen „Downscaling“-<br />
Verfahren.<br />
Niederschlags-Monitoring und quantitative Modellvalidierung mit Satellitendaten<br />
Das in der 1. und 2. Phase entwickelte Regenretrieval wird nach den Regenzeiten 2002 bis 2004<br />
(2. Phase) in der 3. Phase <strong>zu</strong>nächst auf weitere Regenzeiten (1997 bis 2005) angewendet. Hierbei<br />
sollen unter anderem interannuelle Schwankungen der klimatischen Bedingungen von z.B.<br />
Feuchte und Aerosolen näher untersucht werden, die möglicherweise <strong>zu</strong> den saisonalen und örtlich-verteilten<br />
systematischen Fehlern in den genannten existierenden Produkten geführt haben.<br />
Auch wegen der geringeren Stationsdichte in trockenen Gebieten ist eine Untersuchung von längeren<br />
Zeitreihen nötig, um statistisch aussagekräftige Ergebnisse <strong>zu</strong> erzielen. Dies ist ebenfalls<br />
nötig, um die Bedeutung der kontinuierlichen Eichung durch das TRMM Radar, der Anpassung<br />
der IR/MW an die Wettersituation und der auf verschiedenen Skalen durchgeführten klimatischen<br />
MW/IR Eichung für die Qualität der Felder <strong>zu</strong> überprüfen. Somit können die Konsequenzen<br />
von Ausfällen einzelner Komponenten des Retrievals abgewogen werden. Gleichzeitig werden<br />
so für mehrere Jahre gültige look-up Tabellen erstellt, die notfalls bei Zusammenbruch der<br />
MW-Datenströme bzw. bis <strong>zu</strong>m Eintreffen weiterer Daten verwendet werden können. Der nötige<br />
Übergang von Meteosat-7 (1997-2004) <strong>zu</strong> MSG (ab 2004) wird noch bis Ende der 2. Phase gewährleistet,<br />
die Ausnut<strong>zu</strong>ng der multispektralen Fähigkeiten wird bis Mitte 2007 von einer in<br />
Bonn arbeitenden „Eumetsat visiting scientist“ (sowie weiteren externen Partnern) weiterentwickelt.<br />
Bis dahin sind Fortschritte <strong>zu</strong> erwarten, die leicht in das vorher entwickelte Kopplungsschema<br />
<strong>zu</strong> übernehmen sind und <strong>zu</strong> einer Erhöhung der Korrelation mit Bodenmessungen auf<br />
kleiner Raum / Zeit-Skala führen sollten.<br />
Außerdem soll das Vorhersagepotenzial der aus den von C-Morph berechneten instantanen Advektionsvektoren<br />
und Vorwärts-Propagation sowie existierenden automatisierten „Cell-tracking<br />
Methoden“ untersucht werden. Da hierfür keine Entwicklungsarbeit mehr erforderlich ist und<br />
ohnehin die Vorhersagen sich auf 3 bis maximal 6 Stunden beschränken werden, ist der Aufwand<br />
<strong>zu</strong>r Implementierung niedrig.<br />
Die Messungen des erst seit 2005 in Benin operationellen Regenradars sollen <strong>zu</strong> einer erweiterten<br />
Validierung und Untersuchung der kleinskaligen Variabilität genutzt werden. Hieran können<br />
unter anderem die gegen Ende der 2. Phase umgesetzten Verfahren <strong>zu</strong>m statistischendynamischen<br />
„Downscaling“ (existierende Verfahren nach Venema et al., 2005; Basu et al.,<br />
2004; Onibon et al., 2004) getestet werden, die die Verwendbarkeit für höher aufgelöste Anwendungen<br />
sicherstellen. Es ist <strong>zu</strong> erwarten das sich der Stand der Forschung und die Qualität der<br />
Niederschlagsprodukte des bodengebundenen Regenradars in Benin während der Projektphase
Teilprojekt A1 IMPETUS<br />
durch die Arbeit von AMMA verbessert (unter anderem durch das ab 2006 installierte Mikro-<br />
Regen-Radar). Dieses führt <strong>zu</strong> erheblich verbesserten Validierungsmöglichkeiten von hochauflösenden<br />
instantanen sowie akkumulierten Feldern.<br />
Das entwickelte Monitoringsysystem wird <strong>zu</strong>erst am Meteorologischen Institut der <strong>Universität</strong><br />
Bonn operationalisiert. Nach Evaluierung der Notwendigkeit einzelner Komponenten anhand der<br />
vorher untersuchten Regenzeiten werden die benötigten Datenströme von den Datenlieferanten<br />
(NASA/NOAA/EUMETSAT/DWD) <strong>zu</strong>nächst nach Bonn eingerichtet. Dabei werden die benötigten<br />
Programme <strong>zu</strong>r automatisierten FTP-Beschaffung, Datenreduzierung, und Archivierung<br />
erstellt. In Kontakt mit dem Beninischen Wetterdienst („Direction de la Météorologie National,<br />
Benin“ - DMN) werden die <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt in Benin existierende Kommunikationswege in<br />
Zusammenhang mit der Wichtigkeit einzelner operationeller Datenquellen abgewogen. Das <strong>zu</strong>erst<br />
in Bonn arbeitende Monitoringsystem wird per FTP abrufbare Daten bereitstellen, die unmittelbar<br />
von lokalen Partnern und Projektpartnern sowie anderen afrikanischen Interessenten<br />
genutzt werden können.<br />
Eine zentrale Aufgabe in der 3. Phase wird sein, die dann für die Region und speziell für Westafrika<br />
optimierten Algorithmen und Datenströme in Form eines operationellen Niederschlags-<br />
Monitoring-Systems im Rahmen des PK Be-H.3 lokal <strong>zu</strong> installieren und an Verantwortliche in<br />
Benin <strong>zu</strong> übergeben. Dabei soll die selbständige Weiterführung des Systems auch unter technischem<br />
Ausfall mehrerer Datenquellen (Ausfall der Internetverbindung oder einzelner Satellitenplattformen)<br />
ermöglicht werden. Der bereits im Rahmen von PUMA („Preparation for the Use<br />
of MSG“ in Africa) installierte MSG-Empfänger (LRIT und hochauflösender HRIT Empfang),<br />
liefert dabei eine ausgezeichnete Datengrundlage. Außerdem wird das Fachwissen <strong>zu</strong>m Verständnis<br />
der Funktionsweise des Regenretrievals, <strong>zu</strong>r Interpretation und Auswertung der Ergebnisse,<br />
Archivierung, sowie <strong>zu</strong>m Eingriff in einzelne Komponenten durch entsprechende Programmierkenntnisse<br />
an Mitarbeiter des DMN übermittelt. Die von IMPETUS entwickelten<br />
Softwaretools <strong>zu</strong>r Verarbeitung der Satelliten- und Bodenmessungen werden in benutzerfreundlicher<br />
und weiterentwickelbarer Form übergeben. Zusätzlich soll die Option <strong>zu</strong>r Archivierung<br />
der Daten in reduzierter Form (Die großen Datenmengen des hochauflösenden MSG-SEVIRI<br />
können in der rohen vom Empfänger gelieferten Form in Benin nicht archiviert werden) für weitere<br />
wissenschaftliche Anwendungen ermöglicht werden. Damit soll für beninische Wissenschaftler<br />
die komplette Ausschöpfung der dort empfangenen Satellitendaten, auch bezüglich anderer<br />
Parameter als dem Niederschlag, in Zukunft gegeben werden.<br />
Vor der Übertragung des Monitoringsystems werden in Zusammenarbeit mit dem DMN, Kommunen,<br />
internationalen Partnern (Betreiber der Bodenmessungsnetzwerke), und Projektpartnern<br />
die Kommunikationswege in Be<strong>zu</strong>g auf eine möglichst schnelle Weiterleitung der Bodenmessungen<br />
sowie deren Kreuzvalidierung / Verarbeitung, und Einbindung in das Monitoringsystem<br />
367
368<br />
IMPETUS Teilprojekt A1<br />
hergestellt. Gleichzeitig werden Kommunikationswege <strong>zu</strong> direkten Anwendern in Kommunen,<br />
<strong>Universität</strong>en, Ministerien, und Wirtschaft geschaffen. In Absprache mit dem DMN werden<br />
Schulungen für benötigte Kenntnisse in Fernerkundung, Datenverarbeitung, Statistik, und Pro-<br />
grammierung vorbereitet, die während der Installation des Systems in Benin durchgeführt wer-<br />
den. Bei der Erschaffung der Kommunikations-Strukturen <strong>zu</strong>r Weiterleitung der Ergebnisse in-<br />
nerhalb Benins bietet sich die Zusammenarbeit mit dem PK Be-E.3. Die Schulungen für den Be-<br />
trieb des Systems werden in Anlehnung an die Erfahrung in der Validierung und den vorher ge-<br />
rechneten Regenzeiten erfolgen.<br />
Stellenbeschreibungen mit Zeitplan<br />
Wissenschaftliche Projektleitung<br />
Die Funktion des leitenden Wissenschaftlers wird in diesem Teilprojekt von Herrn Dr. A. Fink<br />
übernommen.<br />
Bearbeiter „Modellierung FOOT3DK“<br />
Die zentralen Arbeiten im Teilprojekt werden von Herrn Dr. A. Krüger (Arbeitsgruppe Prof. Dr.<br />
Kerschgens) mit einer BAT IIa-Stelle übernommen. Er wird in enger Zusammenarbeit mit Herrn<br />
Dr. Born (Teilprojekt B1) die FOOT Modellierung durchführen. Von Herrn Krüger wurden bereits<br />
die statistisch-dynamische Regionalisierung im Bereich des oberen Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebietes, sowie umfangreiche Anpassungen der Landnut<strong>zu</strong>ng für FOOT3DK - inklusive<br />
zahlreicher damit verknüpfter Sensitivitätsstudien - in der zweiten Phase durchgeführt. Er übernimmt<br />
sowohl die Simulationen mit dem lokalen Modell FOOT3DK als auch die Umset<strong>zu</strong>ng der<br />
modellierten Ergebnisse für Niederschlag und Verdunstung in ein DSS im Rahmen des PK<br />
Be-L.3.<br />
Herr Krüger ist verantwortlich für die Erstellung der Kataster für die beiden neu hin<strong>zu</strong>kommenden<br />
Modellgebiete des Mittel-Ouémé und Nieder-Ouémé. In Zusammenarbeit mit den Teilprojekten<br />
A3 und C2 werden hier die notwendigen Landnut<strong>zu</strong>ngsdaten erhoben und in ein für<br />
FOOT3DK nutzbares Format gebracht. Dabei werden sowohl die Daten für das Jahr 2001 (Referenzkataster),<br />
als auch die Daten für die <strong>zu</strong>künftige Approximation von 2025 erhoben. Auf<br />
Grundlage dieser Daten werden erneut Episodensimulationen für trockene und nasse Phasen (Episoden<br />
von 24 bis 72 Stunden Länge) durchgeführt auf deren Grundlage ein statistischdynamischer<br />
Ansatz (Transferfunktionen) die jährlichen Zeitreihen für die verschiedenen Modellgebiete<br />
bereitstellt. Erneut ist die Durchführung von Sensitivitätsstudien vorgesehen, die von<br />
einer umfangreichen Modellvalidierung mit Hilfe des Niederschlags-Monitoring begleitet wird.
Teilprojekt A1 IMPETUS<br />
Die Berücksichtigung von Interventionsszenarien im Bereich des statistisch-dynamischen<br />
„Downscalings“ nach Vorgaben der PK Be-L.1 und PK Be-L.2 und einer entsprechenden Modifikation<br />
der mit diesen Vorgaben verbundenen Transferfunktionen werden ebenfalls von ihm<br />
durchgeführt. Darüber hinaus übernimmt er die Leitung des PK Be-L.3. In diesem Problemkomplex<br />
wird von ihm die Rekombination der Episodensimulationen in einem dynamische Konvergenzverfahren<br />
entsprechend der emprischen Beziehungen auf Grundlage der Erhebungen des<br />
Ökovolumens vorgenommen. Er ist verantwortlich für die Anfertigung von einfachen Diagrammen<br />
und look-up Tabellen als erste „Deliverables“ und später für die Entwicklung eines DSS <strong>zu</strong>r<br />
Prognose der lokalen Niederschlagvariabilität.<br />
Des Weiteren werden von Herrn Krüger die Anpassungen in FOOT3DK für die Verfeinerung<br />
der Auflösung von 9km auf 3km durchgeführt. Er übernimmt ebenfalls die Durchführung des<br />
direkten „Downscaling“, welches mit dem Antrieb der Modellkette (in diesem Fall des LM) <strong>zu</strong>m<br />
Abgleich für die Ergebnisse des statistisch-dynamischen Ansatzes verwendet werden sollen. An<br />
der Schnittstelle für zahlreiche Problemkomplexe im Projektbereich Benin fällt ihm auch die<br />
Aufgabe der Datenverfügbarmachung und des Transfers in die Teilprojekte und Problemkomplexe<br />
<strong>zu</strong>. Er steht in Fragen der interdisziplinären Anwendungen anderer Bereiche als Ansprechpartner<br />
(bzgl. Qualität und Informationsgehalt) <strong>zu</strong>r Verfügung und hat die Aufgabe den Datentransfer<br />
von klimarelevanten Modelldaten aus dem Teilprojekt A1 in die übrigen Bereiche nach<br />
Rücksprache mit den Projektpartnern <strong>zu</strong> koordinieren bzw. selbst durch<strong>zu</strong>führen.<br />
Nicht <strong>zu</strong>letzt werden von Herrn Krüger die Implementation der MOS Techniken aus Teilprojekt<br />
AB1 in die Berechnungen für die lokale Skala in Benin übernommen. Er wird die Programmierarbeiten<br />
<strong>zu</strong>r Bereitstellung einer Clusteranalyse (auf Basis des „k-means-Verfahren“) durchführen,<br />
mit deren Hilfe die Optimierung der Wahl von geeigneten Episoden vorgenommen wird.<br />
Mit Hilfe dieses Ansatzes wird die Wahl der am besten <strong>zu</strong>r Simulation geeignetsten Episoden<br />
unter <strong>zu</strong> Hilfenahme des REMO bzw. ECHAM-Niederschlags objektiviert. Ziel dieser Arbeiten<br />
soll unter anderem die Identifikation von Risikogebieten sein, welche auf Grundlage der Szenarienvorgaben<br />
von ECHAM/REMO/LM, eine allgemeine Verknappung von Niederschlag bzw.<br />
ein extrem variables Niederschlagsangebot erfahren werden. Diese Erhebungen sind insbesondere<br />
für PK Be-E.4 und PK Be-E.7 von Bedeutung. Sie dienen aber auch den Ausarbeitungen des<br />
PK Be-L.3 als Arbeitsgrundlage.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Erstellung einer Häufigkeitsklassifikation von Niederschlagsereignissen mit REMO-Daten<br />
auf Grundlage der für 2002 erstellten Typen.<br />
⇒ Auswahl alternativer Episoden 2002 (Clusteranalyse) für das statistisch-dynamische<br />
„Downscaling“ REMO/LM/FOOT3DK<br />
⇒ Fertigung des FOOT3DK-Katasters für den Bereich Mittel-Ouémé<br />
369
370<br />
IMPETUS Teilprojekt A1<br />
⇒ Bereitstellung der Klimadaten für PK Be-E.1, PK Be-E.2, PK Be-E.5, PK Be-E.6, PK<br />
Be-L.3, PK Be-G.4 und PK Be-G.5<br />
⇒ Analyse der beobachteten Niederschläge bzgl. der Modellgüte in trockenen und feuchten Perioden<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Fertigung des FOOT3DK -Katasters für den Bereich Nieder-Ouémé<br />
⇒ Durchführung des statistisch-dynamischen und dynamischen „Downscalings“ mit LM und<br />
FOOT3DK für die neuen Regionen des PK Be-L.3<br />
⇒ Durchführung der ergänzenden Simulationen (der Interventionsszenarien) für Episoden mit<br />
FOOT3DK inklusive erster Sensitivitätsstudien für den PK Be-L.3<br />
⇒ Beginn der Zusammenführung von Daten und Programmen des PK Be-L.3 <strong>zu</strong> anwenderfreundlichen<br />
Oberflächen oder Diagrammen nach weiteren Kontakten bzgl. der Wünsche der<br />
Ansprechpartner in Benin<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Implementierung des MOS als FOOT3DK Postprozessor<br />
⇒ Aufbau des „Decision Support Systems“ in PK Be-L.3 als Einzelanwendung<br />
⇒ Anwendungstest für das DSS Niederschlagsvariabilität<br />
⇒ Berechnung und Auswertungen der Niederschlags- und Verdunstungsklimatologien mit<br />
FOOT3DK in PK Be-L.3. Korrektur der Verteilungen klimatologischer Parameter aus dem<br />
statistisch-dynamischen „Downscaling“, besonders für den Niederschlag mit Hilfe des MOS<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Qualitätskontrolle und ggf. Korrektur der implementierten DSS<br />
Bearbeiter „Modellierung LM“<br />
Für Herrn Herr T. Brücher (Arbeitsgruppe Prof. Speth) ist eine BAT IIa-Stelle vorgesehen. Er<br />
übernimmt die anfallenden Simulationen mit dem das FOOT3DK antreibenden Modell LM. Er<br />
führt die Anpassungen im LM entsprechend der feineren 10 km Auflösung durch und erzeugt die<br />
notwendigen, in REMO-Daten genesteten Episodensimulationen mit dem LM. Herr Brücher betreut<br />
die Datenpflege der REMO-Daten, die aus den Konsortialrechnungen des DKRZ gewonnen<br />
werden (Teilprojekt AB1), im Hinblick auf ihre Verwendung im statistisch-dynamischen<br />
„Downscaling“. Weiterhin werden von ihm die Simulationen mit den neueren Daten von<br />
ECHAM5 und REMO für das direkte „Downscaling“ vorgenommen, die in diesem Teilprojekt<br />
mit den Berechnungen des statistisch-dynamischen „Downscaling“ verglichen werden. Hier ist<br />
die Unsicherheitsabschät<strong>zu</strong>ng der Niederschlagsfelder von besonderer Wichtigkeit, die für bestimmte<br />
Episoden nochmals mit Ensemble-Läufen unterschiedlicher Länge vorgenommen wird.<br />
Die Episoden werden aus den vorhandenen Fernerkundungsdaten ermittelt, welche auch geeig-
Teilprojekt A1 IMPETUS<br />
nete Daten <strong>zu</strong>r Evaluierung der Modellrechnungen <strong>zu</strong>r Verfügung stellen. Zusätzlich wird Herr<br />
Brücher die Rolle von Randeffekten im LM untersuchen, die auf verschiedene SST-Antriebe <strong>zu</strong>rückgehen.<br />
Er wird darüber hinaus Antriebsdaten für Interventionsszenarien bereitstellen, die<br />
nach Vorgaben der Ergebnisse jener Problemkomplexe, die sich mit einer Änderung der Landnut<strong>zu</strong>ng<br />
beschäftigen (z.B. PK Be-L.1 und PK Be-L.2) erforderlich werden. Diese Daten stellen<br />
die Grundlage <strong>zu</strong> den Neuberechnungen im PK Be-L.3 dar. Herrn Brücher fallen ebenfalls Aufgaben<br />
des Datenmanagements und Transfers von REMO- und LM-Daten <strong>zu</strong>. Im Rahmen dieser<br />
Tätigkeiten steht er als Ansprechpartner <strong>zu</strong>r Verfügung und erarbeitet Lösungsvorschläge für die<br />
Probleme des Datentransfers in die anderen Teilprojekte. Er übernimmt Arbeiten im Bereich des<br />
Aufbaus einer Datenbank für klimarelevante Parameter auf der unteren regionalen Skala mit den<br />
Outputdaten des LM, die naturgemäß mit seinen Arbeiten im Teilprojekt B1 eng gekoppelt sind.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Aufbereitung der Daten aus REMO-Konsortial-Rechnungen für die Verwendung als Antrieb<br />
des LM<br />
⇒ Auswahl alternativer Episoden für das statistisch-dynamische „Downscaling“<br />
REMO/LM/FOOT3DK, Durchführung der ergänzenden Episodensimulationen mit dem LM<br />
⇒ Durchführung der ergänzenden Episodensimulationen mit dem LM<br />
⇒ Vorbereitende Arbeiten <strong>zu</strong>m Datentransfer in Problemkomplexe: Testweise Weitergabe und<br />
Anpassung an die jeweils erforderlichen Strukturen<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Dynamisches „Downscaling“: Durchführung mehrerer Ensembles aus LM-Läufen für charakteristische<br />
Episoden in unterschiedlicher Länge (ca. 1 Woche bis 3 Monate) <strong>zu</strong>r Einschät<strong>zu</strong>ng<br />
der Unsicherheit<br />
⇒ Vergleich mit den Ergebnissen des statistisch-dynamischen Ansatzes<br />
⇒ Arbeiten <strong>zu</strong>m Datentransfer <strong>zu</strong> anderen Teilprojekten in Abstimmung mit Teilprojekt C<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Aufbau und Pflege der Klimatabellen, ggf. Arbeiten <strong>zu</strong>m Transfer der Daten in Problemkomplexe<br />
bzgl. einer anwendungsorientierten Schnittstelle (<strong>zu</strong>sammen mit Teilprojekt C)<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Pflege der Klimatabellen<br />
Bearbeiter „Satellitengestütztes Monitoring“<br />
Alle Arbeiten <strong>zu</strong>r Fertigstellung und Installation des Satellitengestützten Monitoring-Systems im<br />
Rahmen des IMPETUS-Tools PK Be-H.3 sowie die damit verbundenen Schulungen in Benin<br />
werden von Herrn Diederich (Arbeitsgruppe Prof. Dr. Simmer) auf einer BAT IIa-Stelle vorgenommen.<br />
Die technischen Details der Installation, Datentransfer und der Umfang der nötigen<br />
371
372<br />
IMPETUS Teilprojekt A1<br />
Schulungen werden <strong>zu</strong> Beginn des ersten Jahres <strong>zu</strong>sammen mit den entsprechenden lokalen Part-<br />
nern geplant. Außerdem wird die vorher entwickelte Methodik der Niederschlagsschät<strong>zu</strong>ng aus<br />
Satellitendaten auf den ausgedehnten Zeitraum von 1997 bis 2005 angewendet (in der 2. Phase<br />
2002 bis 2004), um die <strong>zu</strong> erwartende Leistung des Systems in trockenen sowie feuchten Jahren<br />
unter verschiedenen Bedingungen ab<strong>zu</strong>schätzen. Das Regenretrieval wird insbesondere in Be<strong>zu</strong>g<br />
auf die Erkennung der räumlich begrenzten am Boden gemessenen Trockenanomalien an der<br />
Küste (1998 und 2000) und im Norden (1997 und 2000) getestet. Die Vergleiche werden auf<br />
dem Gebiet Benins mit dem aus Bodenmessungen erarbeiteten klimatologischen Produkt, und<br />
auf dem gesamten westafrikanischen Gebiet mit GPCC sowie AMMA-<br />
Niederschlagsschät<strong>zu</strong>ngen durchgeführt. In einer Studie soll außerdem aus existierenden Modelldaten<br />
geschätzte Feuchtadvektion, Temperatur, und Aerosolverteilung extrahiert werden, um<br />
den vermuteten Zusammenhang von starken Schwankungen dieser Parameter mit variierenden<br />
look-up Tabellen zwischen Niederschlag und Mikrowellen- bzw. Infrarot-Indizes <strong>zu</strong> untersuchen.<br />
Darin sollen auch Strategien <strong>zu</strong>r Extrapolation der look-up Tabellen für den Fall von nicht<br />
verfügbaren TRMM Radar und/oder passiven Mikrowellensensoren erarbeitet werden.<br />
Der Vergleich mit den durchgängigen hochauflösenden Regenradardaten in Benin wird für alle<br />
Jahre ab 2005 durchgeführt. Diese Untersuchungen werden sich vor allem auf den Übergang von<br />
einer räumlichen Auflösung in eine andere in verschiedenen Zeitskalen beziehen, um die effektive<br />
Auflösung des Monitoringprodukts und die Wirksamkeit von angewendeten statistischen<br />
„Downscaling“-Methoden <strong>zu</strong> prüfen. Die Implementierung der Weiterentwicklungen durch die<br />
multispektralen Fähigkeiten von MSG-SEVIRI in das Monitoringsystem wird ebenfalls von<br />
Malte Diederich übernommen, währen die Entwicklung selber durch die in Kapitel IV PK<br />
Be-H.3 genannten projektexternen Partner geschieht. Die Fertigstellung der Komponente <strong>zu</strong>r 3<br />
bis 6 -stündigen Vorhersage erfolgt während einer Testphase. Der Aufwand hierfür ist gering, da<br />
eine Vorwärtspropagation bereits im CMORPH-Modul existiert. Das Vorhersagepotenzial soll<br />
im Laufe der Testphase für die spätere Verwendung abgeschätzt werden. Das Monitoringsystem<br />
wird nach Organisation der Datenströme in vollem Umfang am Meteorologischen Institut Bonn<br />
implementiert und stellt darauf hin die Ergebnisse in Echtzeit per FTP <strong>zu</strong>r Verfügung. Im Anschluss<br />
werden die Algorithmen in die für den operationellen Betrieb geeignete Form gebracht,<br />
sowie in Be<strong>zu</strong>g auf Robustheit und Benutzerfreundlichkeit optimiert. In Zusammenarbeit mit der<br />
DMN werden Programme <strong>zu</strong>r Extraktion, Reduzierung, und Archivierung von hochauflösenden<br />
SEVIRI-Daten erstellt, die eine Nut<strong>zu</strong>ng in- und außerhalb des Niederschlagsretrievals ermöglichen.<br />
Die Programme <strong>zu</strong>r Verarbeitung der Bodenmessungen werden <strong>zu</strong>sammen mit dem Niederschlagsretrieval<br />
als bequem <strong>zu</strong> handhabendes und durch entsprechende Programmierfähigkeiten<br />
selbst erweiterbares Softwarepaket <strong>zu</strong>r Übergabe fertig gestellt. Die notwendigen Schulungen<br />
<strong>zu</strong>r Benut<strong>zu</strong>ng und Interpretation der Ergebnisse werden anhand des bis dahin erstellten Datensatzes<br />
vorbereitet. Die Datenströme werden anschließend umgeleitet und das Monitoring-
Teilprojekt A1 IMPETUS<br />
System in Benin installiert. Nach der technischen Installation werden die vorbereiteten Schulungen<br />
für die Betreiber durchgeführt und die Kommunikation zwischen DMN und Ministerien,<br />
Kommunen, Wissenschaftlern, sowie Entscheidungsträgern in der Wirtschaft sichergestellt.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Technische Planung des Datentransfers für das Regenretrieval mit dem DMN<br />
⇒ Vorbereitende Gespräche mit dem DMN bzgl. des Einsatzes des DSS für Variabilitätsvorhersage<br />
der Niederschläge in den gewählten Regionen<br />
⇒ Anschaffung von Meteosat-7 Daten für 1997-2000, MSG TRMM+PMW für 2005-2006<br />
(durch SHK)<br />
⇒ Anwendung des Monitoringschemas auf die Jahre 1997-2001, 2005-2006<br />
⇒ Evaluierung des Systems für alle Jahre, insbesondere bzgl. der Ortung von Trockenanomalien<br />
und Extremen Niederschlägen anhand von Bodenmessungen und Niederschlagsradar<br />
⇒ Studie der PMW und IR look-up Tabellen in Zusammenhang mit Zyklischen, vorhersagbaren,<br />
und nicht vorhersagbaren Schwankungen.<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Vergleich des Satellitenproduktes mit den hochauflösenden X-Band Radar Messungen bezüglich<br />
der Wiedergabe von kleinskaliger räumlicher Variabilität der instantanen sowie Akkumulierten<br />
Felder.<br />
⇒ Aufnahme der <strong>zu</strong> erwartenden Neuerungen in ACT und / oder IR - Niederschlag Indizes<br />
durch Ausnut<strong>zu</strong>ng der <strong>zu</strong>sätzlichen MSG-SEVIRI Kanäle.<br />
⇒ Organisation der Datenströme und Inbetriebnahme des Monitoring-Systems am Meteorologischen<br />
Institut <strong>Universität</strong> Bonn<br />
⇒ Implementierung der Vorhersagekomponente und Abschät<strong>zu</strong>ng des Vorhersagepotenzials<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Vorbereitung der erstellten Programme (inkl. Verarbeitung von Bodenmessungen) für Robustheit<br />
und bequeme Bedienbarkeit.<br />
⇒ Erstellung von Software <strong>zu</strong>r Extraktion, Reduzierung, und Archivierung von in Benin direkt<br />
empfangenen hochauflösenden SEVIRI-Daten <strong>zu</strong>r Verwendung für das Regenretrieval sowie<br />
für weitere Anwendungen in Absprache mit dem DMN.<br />
⇒ Planung des Landesweiten Kommunikationssystems <strong>zu</strong>r Datenweiterleitung.<br />
⇒ Vorbereitung von Schulung in Fernerkundung, der übergebenen Software, Programmierung,<br />
Statistik und der Interpretation der Ergebnisse<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Installation des Monitoring-Systems beim DMN<br />
⇒ Schulung des Personals und Herstellung der Landesweiten und Internationalen Kommunikationswege<br />
<strong>zu</strong>r Datendiffusion innerhalb und außerhalb Benins.<br />
373
374<br />
SHK „Modellierung FOOT3DK“<br />
IMPETUS Teilprojekt A1<br />
Eine SHK (Patrick Ludwig bei Prof. Kerschgens) übernimmt Teile der aufwändigen Simulationsarbeiten<br />
mit FOOT3DK. Er führt die ebenfalls anfallenden statistischen Auswertungen der<br />
FOOT3DK Modellsimulationen, sowie Teile der Modellevaluation auf Basis der Fernerkundungsdaten<br />
des Niederschlags durch. Diese Arbeiten münden in eine Diplomarbeit.<br />
SHK „Satellitengestütztes Monitoring“<br />
Für die aufwändige Datenanschaffung und Verarbeitung (Meteosat-7 für 1997-2000, MSG-<br />
SEVIRI und Mikrowellensensoren 2005-2006) wird eine SHK benötigt.<br />
Tabelle der im Teilprojekt verwendeten Abkür<strong>zu</strong>ngen und Akronyme<br />
Abkür<strong>zu</strong>ng Erklärung<br />
ACT Advective-Convective-Technique<br />
AMMA African Monsoon Multidisciplinary Analysis<br />
AMSR-E Advanced Microwave Scanning Radiometer - Earth Observing System<br />
AMSU-B Advanced Microwave Sounding Unit-B<br />
C-Morph CPC-morphing technique<br />
CPC Climate Prediction Center<br />
DMN Direction de la Météorologie Nationale<br />
DSS Decision Support System<br />
DWD Deutscher Wetterdienst<br />
EUMETSAT European Organisation for the Exploitation of Meteorological Satellites<br />
ECHAM4<br />
ECHAM5<br />
ECMWF Model, Hamburg, Version 4 / Version 5<br />
ECMWF European Center for Medium Range Weather Forecast<br />
FOOT3DK Flow over orographically structured terrain, 3 dimensional, Version „<strong>Köln</strong>“,<br />
Meso-γ-Skaliges Atmosphärenmodell<br />
FTP File Transfer Protocol<br />
GOES Geostationärer Satellit<br />
GPROF Goddard profiling algorithm<br />
HRIT High Rate Information Transmission<br />
obere Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Haute Valée de l’Ouémé<br />
IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change -
Teilprojekt A1 IMPETUS<br />
IR Infrarot<br />
LAI Leaf Area Index (Blattflächenindex)<br />
LM Lokalmodell des DWD, Meso-β-skaliges Atmosphärenmodell<br />
LRIT Low Rate Information Transmission<br />
LWC Liquid Water Content<br />
MOS Model Output Statistics<br />
METEOSAT Meteorological Satellite<br />
MSG Meteosat Second Generation<br />
MW Mikrowelle<br />
NASA National Aeronautics and Space Administration<br />
NGO Non Governmental Organization<br />
NOAA National Oceanic and Atmospheric Administration<br />
PMW passive Mikrowellensensoren<br />
PR precipitation radar<br />
PUMA preparation for the use of MSG in Africa<br />
REMO Regionalmodell, Synoptisch- uns Meso-α-skaliges atmosphärisches Regionalklimamodell<br />
SEVIRI Spinning Enhanced Visible and Infra-Red Imager<br />
SRES benannt nach dem zweiten IPCC-Report: Second Report on Emission Szenarios<br />
SSM/I Special Sensor Microwave Imager<br />
SST Sea Surface Temperature<br />
TMI TRMM microwave imager<br />
TRMM Tropical Rainfall Measurement Mission<br />
375
376<br />
Im Text zitierte Literatur<br />
IMPETUS Teilprojekt A1<br />
Basu, S., E. Foufoula-Georgiou und F. Porté-Agel, 2004: Synthetic turbulence, fractal interpolation, and large-eddy simulation.<br />
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Teilprojekt A1 IMPETUS<br />
Zhao, M. und A..J. Pitman, 2002: The impact of land cover change and increasing carbon dioxide on the extreme and frequency<br />
of maximum temperature and convective precipitation, Geophys. Res. Lett., VOL. 29, NO. 6, 1078-1081<br />
Diplom- und Doktorarbeiten<br />
Bachner, S., 2002: Analysis of African Easterly Waves and Associated Convection Using a Non-Hydrostatic Limited-Area<br />
Model. Diploma Thesis, Meteorologisches Institut der <strong>Universität</strong> Bonn, Auf dem Hügel 20,D-5121 Bonn.<br />
Veröffentlichungen im Rahmen von IMPETUS seit 2000<br />
Allard, P., (2000): Der Einfluß von "African Easterly Wave"-Ereignissen auf den Niederschlag und die Feuchtetransporte für<br />
ausgewählte Gebiete in Westafrika. Selbstverlag des Instituts für Geophysik und Meteorologie der <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong>,<br />
79 S.<br />
Bader, J. und M. Latif, 2003: The impact of decadal-scale Indian Ocean sea surface temperature anomalies on Sahelian rainfall<br />
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Bauer, P., D. Burose and J. Schulz, 2002: Rain detection over land surface using passive microwave data. Meteorologische Zeitschrift<br />
11, 37-48<br />
Dascoulidou-Heibey, E., (2004): Die Einteilung Benins und Nigerias in Regionen mit typischen monsunalen Niederschlagsregimen<br />
und deren Veränderungen zwischen den Klimanormalperioden 1931-1960 und 1961-1990. Selbstverlag des Instituts<br />
für Geophysik und Meteorologie der <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong>, 78 S.<br />
Ermert, V., (2004): Typisierung von Niederschlagsereignissen in Benin in der Regenzeit 2002. Selbstverlag des Instituts für<br />
Geophysik und Meteorologie der <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong>, 103 S.<br />
Fink, A.H, 2005: Der westafrikanische Monsun. Eingereicht bei PROMET.<br />
Fink, A. H. und A. Reiner, 2003: Spatio-temporal Variability of the Relation between African Easterly Waves and West African<br />
Squall Lines in 1998 and 1999. J. Geophys Res., 108(D11), ACL 5-1–5-17, 4332, doi:10.1029/2002JD002816.<br />
Fink, A.H., D. G. Vincent, P. Reiner und P. Speth 2004: Mean state and wave disturbances during phases I, II, and III of GATE<br />
based on ERA-40. Mon. Wea. Rev., 132 (7), 1661-1683.<br />
Fink, A. H., D. G. Vincent und V. Ermert, 2005: Rainfall Types in the West African Soudanian Zone during the Summer Monsoon<br />
2002. Mit geringfügigen Änderungen bei Mon. Wea. Rev. akzeptiert.<br />
Hübener, H. und M. Kerschgens, 2005a: Downscaling of current and future rainfall climatologies for southern Morocco. Part I:<br />
Downscaling method and current climatology. Submitted to Int. J. Climatol.<br />
Hübener, H. und M. Kerschgens, 2005b: Downscaling of current and future rainfall climatologies for southern Morocco. Part II:<br />
Climate change signals. Submitted to Int. J. Climatol.<br />
Paeth, H. und A. Hense, 2002a: Seasonal forecast of sub-sahelian rainfall using cross validated model output statistics. Int. J.<br />
Climatol., submitted.<br />
Paeth, H., 2005: Statistical postprocessing of simulated precipitation data for hydrological and climatological analyses in West<br />
Africa. Quarterly Journal of the Royal Meteorological Society, submitted.<br />
Reiner, A., (1999): Ausgewählte Eigenschaften von "African Easterly Waves" im Sahel-Feuchtjahr 1988 und Sahel-Trockenjahr<br />
1990. Selbstverlag des Instituts für Geophysik und Meteorologie der <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong>, 88 S.<br />
Schrage, J. M., A. H. Fink, V. Ermert und E. D. Ahlosnou, 2005: Case Studies of mesoscale convective system in the Soudano-<br />
Guinean zone of West Afrcica during the 2002 monsoon season. Überarbeitete Version eingereicht bei J. Atmos. Sci. im<br />
Mai 2005<br />
Schrage, J. M., S. Augustyn und A. H. Fink, 2005: Nocturnal Stratiform Cloudiness during the West African Monsoon.<br />
Eingereicht bei Meteorology and Atmospheric Physics.<br />
Sogalla, M., A. Krüger und M. Kerschgens, 2005: Mesoscale modelling of interactions between rainfall and the land surface in<br />
West Africa, Meteorol Atmos Phys., DOI 10.1007/s00703-005-0109-z, Published online: June 30, 2005<br />
Vollmert, P., A. H. Fink und H. Besler, 2003: Ghana- und Dahomey-Trockenzone: Ursachen für eine Niederschlagsanomalie im<br />
tropischen Westafrika. Erde, 134 (4), 375-393.<br />
377
Teilprojekt A2 IMPETUS<br />
Teilprojekt A2<br />
Bodenwasserdynamik, Oberflächenabfluss, Grundwasserneubildung und<br />
Bodendegradation auf der lokalen und regionalen Skala<br />
Antragsteller Fach<br />
Prof. Dr. B. Diekkrüger (Koordinator)<br />
Geographisches Institut, <strong>Universität</strong> Bonn<br />
Hydrologie, Bodenkunde<br />
Prof. Dr. B. Reichert,<br />
Geologisches Institut, <strong>Universität</strong> Bonn<br />
Hydrogeologie, Hydrogeochemie<br />
Bearbeitet werden in dem Teilprojekt die folgenden Problemkomplexe:<br />
Nr. Titel des Problemkomplexes<br />
PK Be-E.2 Auswirkungen von Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen, Klimaveränderungen und Pflanzenmanagement<br />
auf Bodendegradation und Ernteertrag im oberen Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet (Federführung)<br />
PK Be-E.4 Ausweisung von geeigneten Standorten und nachhaltiges Management von<br />
Kleinstauseen für die Landwirtschaft<br />
PK Be-E.6 Erhaltung der natürlichen agrarischen Produktionsgrundlagen unter Berücksichtigung<br />
des globalen Wandels<br />
PK Be-E.7 Nut<strong>zu</strong>ngspotenzial von Inland-Valleys im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet (Federführung)<br />
PK Be-H.1 Wasserverfügbarkeit und Wasserverbrauch im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
(Federführung)<br />
PK Be-G.5 Bakteriologische und virologische Belastung von Trinkwasserquellen im oberen<br />
Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Zusammenfassung<br />
Das Hauptziel des Teilprojektes A2 in der zweiten Phase des Projektes stellte die Modellierung<br />
der hydrologischen Prozesse, der Wasserverfügbarkeit und der Bodenerosion im Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet dar. Basierend auf dem durch Detailuntersuchungen der ersten Phase gewonnenen<br />
Prozessverständnis und der gewonnenen Datenbasis konnten die hydrologischen, hydrogeologischen<br />
und Erosionsmodelle parametrisiert und validiert werden. Erst nach erfolgreicher Validierung<br />
der Modelle war die Berechnung von Szenarien, die den Fokus der zweiten Phase darstellten,<br />
sinnvoll durchführbar. Es wurden erste Klimaszenarien und Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien basierend<br />
auf den Ergebnissen der anderen IMPETUS-Teilprojekte mit dem hydrologischen Modell<br />
UHP-HRU und dem Erosionsmodell SWAT berechnet. Hierbei dienten v.a. die Ergebnisse<br />
379
380<br />
IMPETUS Teilprojekt A2<br />
des Klimamodells REMO (Teilprojekt AB1) und des Landnut<strong>zu</strong>ngsmodells CLUE-S Modells<br />
(Teilprojekt A3) als Input-Parameter. Neben der Berechnung weiterer Szenarien liegt der<br />
Schwerpunkt der dritten Phase in der Integration der Modelle in ein DSS und der Implementierung<br />
des DSS in Benin. Folgende Bearbeitungsschwerpunkte sind in der dritten Phase vorgesehen:<br />
• Berechnung von weiteren Szenarien der Wasserverfügbarkeit für das Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet mit dem hydrologischen Modell UHP-HRU und den Grundwasserströmungsmodellne<br />
FE-FLOW (oberes Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Ouémé) bzw. MODFLOW (gesamtes<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Ouémé), basierend auf den mit REMO simulierten IPCC-<br />
Klimaszenarien A1B und B1 und den Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien B1 und B2 (PK Be-H.1).<br />
• Kopplung des hydrologischen Modells UHP-HRU und des Grundwasserströmungsmodells<br />
FE-FLOW/MODFLOW und Einbindung der Modelle in ein DSS (PK Be-H.1).<br />
• Berechnung von weiteren Szenarien der Bodendegradation für das obere Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet mit dem Erosionsmodell SWAT, basierend auf den mit REMO simulierten<br />
IPCC-Klimaszenarien A1B und B1 und den Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien B1 und B2 und Einbindung<br />
des SWAT-Modells in ein DSS (PK Be-E.2).<br />
• Analyse des Einflusses von Klimaänderung auf die Wasserverfügbarkeit in Inland-<br />
Valleys als Basis für eine potenzielle Ausweitung der nutzbaren Agrarfläche und Ertragssteigerung<br />
<strong>zu</strong>r Ernährungssicherung (PK Be-E.7).<br />
• Ermittlung der für Kleinstauseen potenziell <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden Wassermenge für<br />
alle Szenarien (PK Be-E.4).<br />
• Durchführung von Schulungen <strong>zu</strong> den verwendeten hydrologischen Modellen (UHP-<br />
HRU, SWAT, MODFLOW), GIS-Grundlagen und Verwendung des DSS.<br />
Weiterentwicklung im Stand der Wissenschaft seit 2003<br />
Verwendung hydrologischer Modelle <strong>zu</strong>r Szenarienanalyse als Grundlage <strong>zu</strong>r Entscheidungsunterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
Im Zuge der „Global Change“ Diskussion werden schon seit einigen Jahren hydrologische Modelle<br />
<strong>zu</strong>r Berechnung von Szenarien verwendet. Hierbei werden sowohl der Einfluss von Klimaals<br />
auch Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung auf den hydrologischen Kreislauf betrachtet (Beven, 2001).<br />
Auch der Einfluss des Globalen Wandels auf <strong>zu</strong>künftige Wasserressourcen in Entwicklungsländern<br />
und die Verwendbarkeit der Modelle <strong>zu</strong>r Entscheidungsunterstüt<strong>zu</strong>ng („decision making“)
Teilprojekt A2 IMPETUS<br />
rückt immer mehr in den Fokus der Betrachtung (Wagener und Franks, 2005). Vorausset<strong>zu</strong>ng für<br />
die Anwendung solcher Modelle <strong>zu</strong>r Szenarienberechnung ist jedoch, dass die Modelle vorher<br />
für verschiedene Bedingungen (z.B. Trocken- und Feuchtperioden, verschiedene Landnut<strong>zu</strong>ngssysteme)<br />
validiert wurden. Dies stellt in Entwicklungsländern und v.a. in Afrika ein Problem dar,<br />
da hier meist nur wenige Daten <strong>zu</strong>r Modellparametrisierung und -validierung <strong>zu</strong>r Verfügung stehen.<br />
Folglich sind auch nur wenige Anwendungen von hydrologischen Modellen für afrikanische<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiete veröffentlicht worden. Diese beziehen sich häufig auf semiaride Gebiete (Cappelaere<br />
et al., 2003; Dye und Croke, 2003; Govender und Everson, 2005). Neben den Modellanwendungen<br />
des IMPETUS-Projektes im Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet (Bormann et al., 2005; Giertz,<br />
2004; Diekkrüger et al., 2004; Bormann und Diekkrüger, 2004a; Bormann und Diekkrüger,<br />
2004b; Bormann und Diekkrüger, 2004c; Bormann und Diekkrüger, 2004d; Bormann und<br />
Diekkrüger, 2003) sind für Benin auch die Arbeiten im Rahmen des AMMA-Projektes im Donga-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
<strong>zu</strong> nennen, die sich mit der Entwicklung des physikalisch-basierten POWER-<br />
Modells beschäftigen (Varado, 2004). Jedoch ist die Entwicklung dieses Modells noch nicht abgeschlossen.<br />
Ein weiteres Beispiel für West Afrika ist die Anwendung des MIKE-SHE Modells<br />
im Senegal (Anderson et al., 2001).<br />
Eine weitere wichtige Vorausset<strong>zu</strong>ng für den sinnvollen Einsatz hydrologischer Modelle für Szenarienanalysen<br />
ist die Verwendung realistischer Szenariendaten für den Klima- und Landnut<strong>zu</strong>ngswandel.<br />
Nur so können die Ergebnisse <strong>zu</strong>r Entscheidungsunterstüt<strong>zu</strong>ng in den Ländern<br />
verwendet werden. Als Klimaszenarien sind statistisch oder dynamisch herunterskalierte GCM-<br />
Szenarien als Eingabedaten für die hydrologischen Modelle sinnvoll. Bei Bronstert et al. (2005)<br />
wurden z.B. die statistisch herunterskalierten Ergebnisse der GCMs ECHAM4 und HadCM2 <strong>zu</strong>r<br />
Analyse des Einflusses der Klimawandels auf die Wasserressourcen in Brasilien verwendet. Als<br />
Beispiele für die Verwendung dynamisch herunterskalierter Klimaszenarien in Afrika sind neben<br />
den von IMPETUS berechneten Szenarien mit REMO auch die Arbeiten von Kunstmann und<br />
Jung (2005) <strong>zu</strong> nennen. Des Weiteren sind einfache Szenarienberechnungen vorhanden, wie die<br />
von Legesse et al. (2003) in Äthiopien. Hier wurden jedoch kein von Klimamodellen berechnetes<br />
Szenario verwendet, sondern eine Abnahme der Niederschläge um 10% und eine Zunahme<br />
der Temperatur um 1,5 °C angenommen, was <strong>zu</strong> einer Reduktion des Abflusses um 30% bzw.<br />
15% führte. Diese einfachen Szenarien sind jedoch für die Analyse der <strong>zu</strong>künftigen Wasserressourcen<br />
und <strong>zu</strong>r Entscheidungsunterstüt<strong>zu</strong>ng weniger geeignet.<br />
Die Simulation von Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien mit hydrologischen Modellen <strong>zu</strong>r Analyse der Auswirkungen<br />
auf hydrologische Prozesse und Wasserressourcen wurden bereits vielfach durchgeführt,<br />
jedoch beziehen sich die meisten Arbeiten auf gemäßigte Klimate (Fohrer et al., 2005;<br />
Lahmer et al., 2001; Niehoff et al., 2004; Ott und Uhlenbrook, 2004). Für afrikanische Ein<strong>zu</strong>gsgebiete<br />
haben Legesse et al. (2003) in Äthiopien einfache Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien berechnet. Bei<br />
381
382<br />
IMPETUS Teilprojekt A2<br />
der Umwandlung des von Weideland dominierten Ein<strong>zu</strong>gsgebietes in Wald käme es <strong>zu</strong> einer Re-<br />
duktion der Abflussmenge um 8%. Die Verwendung komplexer, räumlich expliziter Landnut-<br />
<strong>zu</strong>ngsszenarien, wie sie im Rahmen des IMPETUS-Projektes im Teilprojekt A3 mit CLUE-S<br />
(Verburg et al., 1999) berechnet werden, sind jedoch für die Verwendung der Ergebnisse als<br />
Entscheidungsunterstüt<strong>zu</strong>ng sinnvoller, da sie <strong>zu</strong>künftige Entwicklungen realistischer darstellen.<br />
Die ersten Szenarienberechnungen für 2025 für das Szenario „Business as usual“ (Kombination<br />
Landnut<strong>zu</strong>ngsszenario und IPCC-Szenario B2) mit dem Modell UHP-HRU haben gezeigt, dass<br />
es <strong>zu</strong> einer deutlichen Verringerung der Menge an Oberflächenwasser um 35% im Vergleich<br />
<strong>zu</strong>m Jahr 2000 kommt. Dies ist v.a. durch die Auswirkungen der Klimaänderung <strong>zu</strong> erklären, die<br />
durch eine Niederschlagsverringerung und Temperaturerhöhung charakterisiert ist. Die Erhöhung<br />
des Abflusses durch die Abnahme der Wald- und Savannengebiete und die Zunahme der<br />
Ackerflächen wird durch das Signal des Klimaszenarios überlagert. Weitere Klima- (IPCC-<br />
Szenarien A1B und B1) und Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien (Entwicklungsszenarien-IMPETUS B1 und<br />
B2) werden nach Verfügbarkeit der Daten im PK Be-H.1 berechnet. Parallel sollen auch alle<br />
Szenarien mit dem physikalisch-basierten Modell SIMULAT-H für lokal gut untersuchte Ein<strong>zu</strong>gsgebiete<br />
berechnet werden, um eine Überprüfung der regionalen Modellierung durchführen<br />
<strong>zu</strong> können.<br />
Szenarienanalyse der Wasserverfügbarkeit in Inland-Valleys <strong>zu</strong>r Bewertung des agrarischen<br />
Nut<strong>zu</strong>ngspotenzials<br />
Die saisonal wassergesättigten „Inland-Valleys“ werden schon seit Mitte der 80er im Hinblick<br />
auf eine Ausweitung der Agrarnut<strong>zu</strong>ng in Afrika untersucht (z.B. Milligton et al., 1985; Windmeijer<br />
und Andriesse, 1993). Die Böden der Inland-Valleys sind in der Regel fruchtbarer und<br />
weisen eine längere Wasserverfügbarkeit auf als die übrigen Böden des Ein<strong>zu</strong>gsgebiets, so dass<br />
eine landwirtschaftliche Nut<strong>zu</strong>ng dieser Flächen v.a. vor dem Hintergrund der Verknappung der<br />
Agrarflächen sinnvoll ist. Die meisten Arbeiten betrachten einzelte Komponenten des Systems<br />
‚Inland-Valley’ wie Bodeneigenschaften oder Nährstoffhaushalt (Annan-Afful et al., 2005; Buri<br />
et al., 1999; Issaka et al., 1997). Die Hydrologie der Inland-Valleys wurde bisher meist nur bezüglich<br />
des Einflusses dieser auf die Abflussbildungsmengen betrachtet (Masiyandima et al.,<br />
2003; McCartney et al., 1998; Bullok, 1992), während der Zusammenhang zwischen Abflussbildungsprozessen<br />
im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet und Wasserverfügbarkeit im Inland-Valley bisher wenig betrachtet<br />
wurden. Die Arbeiten von Giertz (2004) im Rahmen des IMPETUS-Projektes haben gezeigt,<br />
dass der Zufluss von Oberflächenwasser und Interflow eine große Rolle für die Aufsättigung<br />
der Inland-Valleys spielt. Folglich ist das agrarische Nut<strong>zu</strong>ngspotenzial stark von den Abflussbildungsprozessen<br />
im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet abhängig. Vor allem im Kontext des Klimawandels ist<br />
somit eine Einbindung der Wasserverfügbarkeit bei der Bewertung des <strong>zu</strong>künftigen Nut<strong>zu</strong>ngspo-
Teilprojekt A2 IMPETUS<br />
tenzials der Inland-Valleys von Bedeutung. Durch eine Verknüpfung der hydrologischen Modellierung<br />
mit der Pflanzenwachstumsmodellierung kann der Einfluss des Klimawandels auf die<br />
Agrarnut<strong>zu</strong>ng in verschiedenen Szenarien berechnet werden. Dies wird im Rahmen des PK<br />
Be-E.7 mit den Modellen UHP-HRU-N und EPIC durchgeführt.<br />
Modellierung der Bodendegradation<br />
Die Bodendegradation stellt in vielen Gebieten der Welt und v.a. in Afrika ein großes Problem<br />
dar, da sie direkten Einfluss auf die landwirtschaftlichen Erträge und damit auf die Ernährungssicherung<br />
der Bevölkerung hat. Die <strong>zu</strong>r Ermittlung der Erosionsraten durchgeführten Erosionsmessungen<br />
auf Parzellen, wie sie auch von Junge (2004) im Rahmen des IMPETUS-Projektes<br />
durchgeführt wurden, können nur punktuell die Erosion abschätzen. Zur Ermittlung der Erosion<br />
für größere Ein<strong>zu</strong>gsgebiete werden daher Erosionsmodelle eingesetzt. Diese ermöglichen auch<br />
eine Berechnung von Szenarien. Neben einfachen empirischen Modellen (USLE, Wischmeier<br />
und Smith, 1978) werden auch komplexere Modelle für größere Ein<strong>zu</strong>gsgebiete (z.B. WEPP,<br />
SWAT) eingesetzt. In Westafrika wurden bisher v.a. USLE-Berechnungen durchgeführt (Junge,<br />
2004; Roose, 1977; etc.). Die Berechnungen mit komplexeren Erosionsmodellen beschränken<br />
sich in Afrika meist auf die semiariden Gebiete des südlichen Afrikas (Flügel, 2003; Märker,<br />
2001). Das bei IMPETUS <strong>zu</strong>r Modellierung der Bodenerosion verwendete SWAT-Modell (Arnold<br />
et al., 1998) wurde sowohl in Ein<strong>zu</strong>gsgebieten der gemäßigten Breiten als auch in afrikanischen<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebieten angewendet. Jedoch beschränken sich auch hier die Anwendungen auf<br />
semiaride Gebiete (Jayakrishnan et al., 2005). Wie auch bei der hydrologischen Modellierung<br />
sind v.a. Probleme durch die schlechte Datenverfügbarkeit für Modellparametrisierung und -<br />
validerung <strong>zu</strong> erkennen, wie sich auch in der Arbeit von Jayakrishnan et al. (2005) gezeigt hat.<br />
Anwendungsbeispiele aus den gemäßigten Breiten belegen, dass SWAT auch für die Berechnung<br />
von Szenarien geeignet ist (Nearing et al., 2005; Lenhart et al., 2003). Häufig wurde jedoch<br />
nur der Wasser- und Nährstoffhaushalt betrachtet und nur selten die Erosion.<br />
Für afrikanische Ein<strong>zu</strong>gsgebiete liegen derzeit keine Szenarienberechnungen für die Bodenerosion<br />
mit SWAT vor. Die ersten Szenarienberechungen im Rahmen des IMPETUS-Projektes (Busche,<br />
2005) im Térou-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet zeigen, dass durch die Vergrößerung der landwirtschaftlichen<br />
Fläche im „Business as usual“-Szenario <strong>zu</strong> einer Erhöhung der Erosionsraten von 2,84<br />
t/ha/a im Jahr 2000 auf 4,68 t/ha/a im Jahr 2025 führt. Dies wird v.a. durch den verstärkten Oberflächenabfluss<br />
hervorgerufen.<br />
383
384<br />
IMPETUS Teilprojekt A2<br />
Modellierung der regionalen Grundwasserquantität und -qualität<br />
Lokale hydrogeologische Studien wie z.B. von Edet und Okereke (2005) für das nördliche Obudu<br />
Plateau, Nigeria und vor allem Varado (2004) für das Donga Becken, Benin bestätigen ebenso<br />
die im Kontext der ersten und zweiten Phase erarbeiteten Befunde (z.B. El-Fahem and Reichert,<br />
2005; Fass, 2004; Fass and Reichert, 2004a, 2004b) wie grundlegende Arbeiten <strong>zu</strong> den<br />
häufig als Regolit <strong>zu</strong>sammengefassten Aquiferen im afrikanischen Basement (Chilton and Forster,<br />
1985; Edmunds et al., 2002; Taylor und Eggleton, 2001). Die große Flexibilität und gute<br />
Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Fragestellungen des für die Modellierungen gewählten<br />
Modellpaketes FE-FLOW ® wird eindrucksvoll an zahlreichen Arbeiten der Entwickler und Anwender<br />
aufgezeigt (z.B. Arndt und Schätzle, 2004; Diersch und Martin, 2004; Kaden et al.,<br />
2004). Außerdem weist König (2004) auf die gelungene Kopplung von Oberflächen- und<br />
Grundwassermodellen innerhalb des Modellpaketes FE-FLOW ® hin, wie sie für das Obere Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
bereits durchgeführt wurde (vgl. PK Be-H.1). Generell werden numerische<br />
Grundwassermodelle für die Abschät<strong>zu</strong>ng des verfügbaren Grundwasserdargebots unter dem<br />
Einfluss unterschiedlicher anthropogener und natürlicher Antriebskräfte bei ausreichenden Datenbasis<br />
erfolgreich eingesetzt (z.B. Kinzelbach et al., 2004). Die Realitätsnähe des gewählten<br />
hydrogeologischen Models hängt maßgeblich von der gewählten Regionalisierungstechnik für<br />
die in der Regel punktuell ermittelten hydrogeologischen Systemparameter ab (z.B. Silva, 2004;<br />
Walker et al., 2005). Die im Projekt verwendete Verknüpfung des numerischen Grundwassermodells<br />
mit einer isotopenhydrologischen und hydrochemischen Charakterisierung der zirkulierenden<br />
Grundwässer einschließlich des Niederschlags als wesentlicher Inputfaktor (z.B. El-<br />
Fahem and Reichert, 2005; El-Fahem et al., 2005 a, b) gehört mittlerweile <strong>zu</strong> den Standardtechniken<br />
in der Hydrogeologie (z.B. Albrich et al., 2003; Fekete et al., 2004; Guéro et al., 2005;<br />
Plummer et al., 2004; Sanford et al., 2004).<br />
Das in der zweiten Phase eingesetzte, dynamische 3-dimensionalen Grundwasserströmungsmodell<br />
(Finite-Elemente Programm FE-FLOW ® ) wurde für das Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Oberlaufs des<br />
Ouémé (obere Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet) parametrisiert und derzeit kalibriert. Szenarienberechnungen<br />
werden noch innerhalb der zweiten Phase abgeschlossen sein. Die Verwendung der hydrochemischen<br />
und isotopenhydrologischen Charakteristika erhöhte die Qualität der Modellabbildung<br />
der regionalen Aquifervariabilität gegenüber einer nur auf hydraulischen Kennwerten und<br />
Aquifergeometrien beruhenden Einbindung.<br />
Die Ausführungen haben gezeigt, dass die Modellanwendungen in Afrika v.a. durch die schlechte<br />
Datenlage erschwert werden. Durch die intensive Forschung und Datenerfassung im Rahmen<br />
des IMPETUS-Projektes konnten jedoch hydrologische und Erosionsmodelle erfolgreich validiert<br />
und für Szenarienanalysen eingesetzt werden. Eine Fortführung des Messnetzes im Bereich
Teilprojekt A2 IMPETUS<br />
Hydrologie, Sedimenthaushalt und Hydrogeologie ist somit <strong>zu</strong>r Sicherung weiterer Validierungsdaten<br />
v.a. im Hinblick auf die insgesamt sehr spärliche Datenlage in West Afrika sinnvoll.<br />
Ausführliche Beschreibung des Arbeitsplanes<br />
Das Teilprojekt A2 ist an einer Reihe von Problemkomplexen beteiligt. In dem Teilprojekt sind<br />
alle Aktivitäten gebündelt, die sich mit Wasser und Boden beschäftigen. Betrachtet werden je<br />
nach Fragestellung sowohl die lokale (kleines Ein<strong>zu</strong>gsgebiet) als auch die regionale Skala (gesamtes<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Ouémé). Eine räumlich hoch aufgelöste, detaillierte Betrachtung der<br />
Prozesse ist in den Problemkomplexen PK Be-E.4 und PK Be-E.7 erforderlich, da hier auf der<br />
lokalen Skala die Wasserverfügbarkeit für die landwirtschaftliche Produktion abgeschätzt wird.<br />
Ebenfalls auf der lokalen Skala ist der PK Be-G.5 angesiedelt, der sich mit der Wasserqualität<br />
in Abhängigkeit von der Wasserquelle beschäftigt. Aufbauend auf dem in der 2. Phase in detaillierten<br />
Prozessstudien gewonnenen Wissen werden im PK Be-H.1 die regionalen hydrologischen<br />
Prozesse betrachtet. Ziel ist es hierbei, die regionale Wasserverfügbarkeit und den regionalen<br />
Wasserbedarf <strong>zu</strong> betrachten, um quantitative und eventuell qualitative Engpässe bei der Wasserversorgung<br />
bewerten <strong>zu</strong> können.<br />
Bodeneigenschaften und Bodenerosion werden ebenfalls auf verschiedenen Raumskalen betrachtet.<br />
Für Gesamtbenin werden im PK Be-E.6 Aussagen über die agrarische Nutzbarkeit des<br />
Bodens erstellt, die detaillierte und räumlich höher aufgelöst im PK Be-E.2 untersucht werden.<br />
Dort werden auf der regionalen Skala die Bodenerosion berechnet und mittels eines genesteten<br />
Ansatzes auch auf der lokalen Skala die Bodenprozesse betrachtet.<br />
Ziel des Teilprojektes ist es, in Zusammenarbeit mit dem Teilprojekt C2 „Decision Support Systeme“<br />
<strong>zu</strong> entwickeln und die in der 2. Projektphase angepassten Modelle <strong>zu</strong> integrieren. Mit den<br />
DSS werden verschiedene Handlungsoptionen berechnet und mit den lokalen Partnern analysiert.<br />
Szenarienrechnungen, insbesondere die Berechnung von Interventionsszenarien, sind für<br />
die Bewertung der Handlungsoptionen von fundamentaler Bedeutung, denn erst durch die Betrachtung<br />
der langfristigen Entwicklung (bis 2025) kann die Nachhaltigkeit möglicher Handlungen<br />
bewertet werden.<br />
Im Folgenden wird bei der Darstellung der Beteiligung an den Problemkomplexen im Wesentlichen<br />
auf die hydrologische, hydrogeologische und die pedologische Komponente der Problemkomplexe<br />
hingewiesen.<br />
Der PK Be-H.1 wird maßgeblich vom TP A2 geleitet. Die zentrale Fragestellung ist, wie sich<br />
die Landnut<strong>zu</strong>ngs-, Klima- und sozioökonomische Änderungen auf die Wasserverfügbarkeit und<br />
385
386<br />
IMPETUS Teilprojekt A2<br />
den Wasserbedarf auswirken. Die in der vergangenen Phase validierten Modelle werden genutzt,<br />
um die Wasserressourcen <strong>zu</strong> berechnen und mit dem Wasserbedarf für Mensch und Tiere ab-<br />
<strong>zu</strong>gleichen. Betrachtet wird hierbei die regionale Skala (gesamtes Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Ouémé)<br />
wobei der Fokus auf dem gut untersuchten oberen Ein<strong>zu</strong>gsgebiet liegt. Das für das obere Oué-<br />
mé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet entwickelte Grundwassermodell (Modell FE-FLOW) wird auf das gesamte<br />
Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet im Bereich des afrikanischen Basements übertragen (Modell<br />
MODFLOW). Die Auflösung wird im Vergleich <strong>zu</strong>m oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet aufgrund der<br />
Größe und Heterogenität des Gebietes gröber sein und im Wesentlichen auf operationell verfügbaren<br />
Daten basieren. Der hier verfolgte Ansatz ist nur eingeschränkt geeignet, Aussagen auf der<br />
lokalen Skala <strong>zu</strong> machen, denn dafür sind die eingesetzten Modelle nicht geeignet. Die lokale<br />
Skala wird in anderen Problemkomplexen betrachtet (PK Be-E.4, PK Be-E.7).<br />
Aussagen <strong>zu</strong>r lokalen Hydrologie werden in den Problemkomplexen PK Be-E.4 (Kleinstauseen)<br />
und PK Be-E.7 (Nut<strong>zu</strong>ng der Inland-Valleys) erfolgen. Die in der ersten Phase gewonnenen detaillierten<br />
Erkenntnisse über die hydrologischen Prozesse auf der lokalen Skala werden hierfür<br />
genutzt. Im PK Be-E.4 wird berechnet, wie viel Wasser in kleinen Ein<strong>zu</strong>gsgebieten für eine<br />
Speicherung in einem kleinen Stausee <strong>zu</strong>r Verfügung steht. Hier ist das in der ersten und der<br />
zweiten Phase erworbene Wissen über die lokaken Prozesse von großer Bedeutung. In Verbindung<br />
mit der Berechnung der Verluste durch Verdunstung der freien Wasseroberfläche kann<br />
dann das <strong>zu</strong>r Bewässerung <strong>zu</strong>r Verfügung stehende Wasser quantifiziert werden. Durch die Abschät<strong>zu</strong>ng<br />
des Sedimenteintrags wird versucht, die <strong>zu</strong>künftige Abnahme der Speicherkapazität<br />
ab<strong>zu</strong>schätzen. Neben der hydrologischen sind insbesondere die geologischen und hydrogeologischen<br />
Kenntnisse von Bedeutung. Die Standortauswahl wird wesentlich von den Sickerungsverlusten<br />
bestimmt, die sich aus den Eigenschaften des Untergrundes ergeben.<br />
Eine ähnliche Fragstellung wird im PK Be-E.7 untersucht, welcher ebenfalls Federführung vom<br />
TP A2 geleitet wird. Hier wird aufgrund der Prozesskenntnisse auf der lokalen Skala analysiert,<br />
wie sich die Wasserdynamik von so genannten Inland-Valleys entwickelt. Diese in der Vergangenheit<br />
nur selten genutzten Gebiete zeichnen sich durch einen bislang nach Ende der Regenzeit<br />
anhaltenden Wassergehalt aus. Aus diesem Grund besteht vor allem im Hinblick des anhaltenden<br />
Bevölkerungswachstums und der damit verbundenen Verknappung der Anbaufläche ein großes<br />
Interesse, den Ackerbau <strong>zu</strong>künftig <strong>zu</strong>nehmend auf diese Gebiete aus<strong>zu</strong>dehnen. Das TP A2 wird<br />
hier mit seiner Expertise die hydrologischen Prozesse simulieren und den Nährstoffeintrag aus<br />
dem Ein<strong>zu</strong>gsgebiet in die Inland-Valleys quantifizieren.<br />
Aufgrund der Kompetenz bei der Analyse der Bodendegradation ist TP A2 verantwortlich für<br />
den PK Be-E.2. In einem genesteten Ansatz wird hier die Bodendegradation und der Ernteertrag<br />
sowohl auf der regionalen als auch auf der lokalen Skala analysiert. Wie die Arbeiten in der 2.<br />
Phase gezeigt haben, sind die verwendeten Modelle in der Lage, die Bodendegradation im regio-
Teilprojekt A2 IMPETUS<br />
nalen Maßstab (oberes Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Ouémé, ca. 15.000 km 2 ) <strong>zu</strong> beschreiben. Das verwendete<br />
Modell SWAT ist auch geeignet, Pflanzenwachstum und Ertrag <strong>zu</strong> berechnen, so dass konsistente<br />
Simulationen aller beteiligten Prozesse (Hydrologie, Erosion, Pflanzenwachstum) möglich<br />
sind. Aufgrund der Modellstruktur, der Komplexität der ab<strong>zu</strong>bildenden Prozesse und deren<br />
Interaktionen ist SWAT aber in der räumlichen Auflösung den speziellen hydrologischen Modellen<br />
des PK Be-H.1 unterlegen. Auch das in Benin eingesetzte Pflanzenwachstumsmodell EPIC<br />
ist hinsichtlich einzelner Prozesse detaillierter, kann aber nur für ausgewählte Felder eingesetzt<br />
werden. Aus diesem Grund werden regionale Simulationen mit dem Modellsystem SWAT<br />
durchgeführt und an ausgewählten Standorten das Pflanzenwachstum mit dem Modell EPIC von<br />
Fachleuten des Pflanzenbaus (Teilprojekt A3) berechnet.<br />
Im PK Be-E.6 wird das TP A2 seine Expertise hinsichtlich der Bodeneigenschaften, der Nährstoffgehalte<br />
und der Bodendegradation einbringen. Auf der Skala des Gesamtein<strong>zu</strong>gsgebietes<br />
werden die in der Vergangenheit aufbereiteten Bodenkarten 1:200.000, die eigenen Erhebungen<br />
und die aktuellen Erhebungen des Kooperationspartners INRAB genutzt, um die Grundlagen für<br />
die Berechnung der agrarischen Marginalität bereit<strong>zu</strong>stellen. Hier stehen Fragen der Interpretation<br />
bodengenetischer Kartenwerke hinsichtlich der benötigten Bodeneigenschaften und Fragen<br />
der Skalenabhängigkeit (räumliche Auflösung 1 km) im Mittelpunkt.<br />
In PK Be-G.5 werden vor allem qualitative Aspekte des Grundwassers betrachtet. Dieses beinhaltet<br />
den Abgleich der virologischen und bakteriologischen Befunde mit den eigenen umfangreichen<br />
hydrochemischen Untersuchungen, sowie die hydrogeologische Expertise <strong>zu</strong> den Brunnenstandorten<br />
(Aquifer, Klufteinbindung, Grundwasserstände). Gemeinsam mit den Virologen<br />
und Bakteriologen wird dann die <strong>zu</strong>künftige Entwicklung der Wasserqualität bei den Szenarien<br />
bewertet werden.<br />
Da die Mitarbeiter des TP A2 detaillierte Kenntnisse über die Prozesse und die Modelle besitzen,<br />
sind sie in die Entwicklung der DSS eng eingebunden. Wie in Kap. III dargestellt, werden die<br />
Fachdisziplinen, das bedeutet hier die Mitarbeiter des TP A2, die Gespräche mit den potenziellen<br />
DSS-Nutzern führen, deren Bedürfnisse feststellen und ein Konzept für das DSS entwickeln. In<br />
Zusammenarbeit mit der zentralen DSS-Gruppe werden die Datenstrukturen und Modellanbindungen<br />
analysiert. Die DSS werden ausführlich getestet, mit einzelnen Nutzern diskutiert und,<br />
nach allgemeiner Akzeptanz, in Benin implementiert. Die Mitarbeiter von A2 werden, wie in der<br />
Vergangenheit auch, Schulungen durchführen, um einerseits das vorhandene Wissen hinsichtlich<br />
der Prozesse, der Messmethoden und der Auswertungsmethode (GIS, Modelle) <strong>zu</strong> vermitteln als<br />
auch die Projektpartner und Anwender in der Nut<strong>zu</strong>ng der DSS <strong>zu</strong> schulen.<br />
Zu den Standardaufgaben von A2 gehört auch die weitere Betreuung des Messnetzes, bestehend<br />
aus zwei Klima- und Bodenwasserstationen, sowie verschiedenen Grundwasser- und Abflussmessstellen.<br />
Auch in der dritten Phase wird dieses Messnetz weiter betrieben, um einerseits die<br />
387
388<br />
IMPETUS Teilprojekt A2<br />
Länge der Messreihen <strong>zu</strong> erhöhen und andererseits auch weiterhin Daten für die Validierung der<br />
Modelle und der Berechnungen bereit<strong>zu</strong>stellen. Da die Messstellen so gewählt wurden, dass sie<br />
in Gebieten installiert wurden in denen sich ein starker Landnut<strong>zu</strong>ngswandel vollzieht, sind die<br />
Daten für die Analyse der Auswirkungen des Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Klimänderung von großer Be-<br />
deutung. Neben der Pflege und Wartung der Stationen müssen die Daten aufbereitet und in Da-<br />
tenbanken eingespeist werden.<br />
Aufgrund der extremen Witterungsverhältnisse werden die Bodenwasserstationen am Ende der<br />
Projektlaufzeit wahrscheinlich das Ende ihrer Lebenszeit erreicht haben. Die eher für diese Klimate<br />
geeigneten Klimastationen und die Abflussmessstellen werden an den Kooperationspartner,<br />
die <strong>Universität</strong> Abomey-Calavi übergeben. Es ist in der nächsten Zeit <strong>zu</strong> prüfen, ob sie Teil der<br />
dauerhaften Messeinrichtungen des französischen IRD werden, damit die begonnenen Zeitreihen<br />
weitergeführt werden können.<br />
Das im Kontext von IMPETUS begonnene Niederschlagsmonitoring der Umweltisotope 2 H und<br />
18<br />
O stellt die erste langjährige Untersuchungsreihe in Benin dar. Im Hinblick auf die Bedeutung<br />
dieser Tracer für wasserwirtschaftliche Fragen, aber auch für die Bewertung von den Transportwegen<br />
der Luftmassen (Fass, 2004 sowie Trajektorienmodellierung von A. Fink, A1) sollte diese<br />
fortgeführt werden, um sie lückenlos an die beninischen Nutzer übergeben <strong>zu</strong> können.<br />
Weiterhin hat sich das TP A2 in der ersten und der zweiten Phase stark bei der Integration der<br />
Daten in ein gemeinsames GIS engagiert. So wurden sehr viele Basisdaten digitalisiert, georeferenziert<br />
und attributiert. In der 3. Phase wird das TP A2 weiterhin die Pflege und Wartung der<br />
Hydro-Datenbank und des Hydro-GIS übernehmen, so dass eine konsistente Datengrundlage für<br />
die Bearbeitung der Problemkomplexe <strong>zu</strong>r Verfügung steht.<br />
Stellenbeschreibungen mit Zeitplan<br />
Capacity Building<br />
Wie <strong>zu</strong>vor dargestellt, ist das in der Vergangenheit bereits durchgeführte „Capacity Building“ <strong>zu</strong><br />
intensivieren. Hier<strong>zu</strong> ist es notwendig, beninische Doktoranden aus<strong>zu</strong>bilden und diese in die Arbeiten<br />
ein<strong>zu</strong>beziehen. In der zweiten Phase des Projektes wurde dieses über die DAADfinanzierte<br />
Promotion von L.O.C. Sintondji realisiert, der im September 2005 seine Arbeit bei<br />
der Fakultät eingereicht hat. Er wird nach Abschluss seiner Promotion in Benin an der <strong>Universität</strong><br />
weiterarbeiten und sein Wissen einbringen. Um die beninische <strong>Universität</strong> intensiver ein<strong>zu</strong>beziehen<br />
ist geplant, die Promotionen der 3. Phase dort durch<strong>zu</strong>führen. Für Weiterbildungsmaßnah-men<br />
sind Aufenthalte der Kandidaten in Deutschland ein<strong>zu</strong>planen. Wie bisher werden vom<br />
TP A2 Ausbildungen <strong>zu</strong> Hydrologie, Messtechnik, GIS und Modellierung in Benin durchgeführt.
Teilprojekt A2 IMPETUS<br />
In Abstimmung mit der <strong>Universität</strong> Abomey-Calavi ist geplant, Kurse für einen Masterstudiengang<br />
an der <strong>Universität</strong> ab<strong>zu</strong>halten.<br />
Bearbeiter „Hydrologische Modellierung, Szenarienanalyse“<br />
Als Bearbeiterin ist Dr. Simone Giertz vorgesehen. Frau Giertz ist derzeit als leitende Wissenschaftlerin<br />
im Teilprojekt A2 beschäftigt und hat in der ersten Phase ihre Promotion im<br />
IMPETUS-Projekt erstellt. Neben intensiver Feldarbeit und Analyse der hydrologischen Prozesse<br />
auf der lokalen Skala in der ersten Phase hat Frau Giertz in der zweiten Phase vor allem Modellanwendungen<br />
und Szenarienanalysen für das Ouémé-Gebiet durchgeführt. Hier hat sie gezeigt,<br />
dass sie neben ihrer hydrologischen Kompetenz auch die interdisziplinäre Integration der<br />
Daten und Ansätze anderer Disziplinen fachkundig vorantreibt. Die Arbeiten im PK Be-H.1 (Integration<br />
von Wasserverfügbarkeit und Wasserbedarf, Durchführung von Szenarienrechnungen)<br />
sind richtungweisend für die interdisziplinäre Bearbeitung von Problemkomplexen.<br />
Da Frau Giertz schon seit Projektbeginn bei IMPETUS beschäftigt ist, verfügt sich über viel Erfahrung<br />
im Umgang mit „Stakeholdern“ in Benin. Sie wird als leitende Postdoktorandin neben<br />
der Modellierung von Szenarien im Ouémé-Gebiet auch Schulungen im Bereich Hydrologie und<br />
die Implementierung des DSS im Bereich Hydrologie koordinieren. Sie ist als Nachwuchswissenschaftlerin<br />
für das TP A2 verantwortlich, koordiniert die Gelände- und Modellierungsarbeiten,<br />
ist für die Integration der erhobenen Daten in Datenbanken und GIS <strong>zu</strong>ständig und betreut<br />
das Messnetz in Benin. Sie ist verantwortlich für alle von anderen Teilprojekten nachgefragten<br />
hydrologischen Aspekte. Für Dr. Giertz ist eine Stelle BAT Ib vorgesehen.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Berechnung der Wasserverfügbarkeit für die Szenarien B1 und B2 und die Klimaszenarien<br />
A1B und B1 (PK Be-H.1)<br />
⇒ Kopplung der Modelle FE-FLOW und UHP-HRU (PK Be-H.1)<br />
⇒ Schulungen in UHP-HRU an der DGH und Université d’Abomey-Calavi<br />
⇒ Berechnung der <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden Wassermenge für die Staudämme für alle Szenarien<br />
(PK Be-E.4)<br />
⇒ Abschät<strong>zu</strong>ng der Sedimentationsraten in den Staudämmen für alle Szenarien (PK Be-E.4)<br />
⇒ Diskussionen mit „Stakeholdern“ <strong>zu</strong>m Aufbau der hydrologischen Tools im DSS<br />
⇒ Wartung des hydrologischen Messnetzes und Aufbereitung der hydrologischen Messdaten<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Berechnung von Interventionsszenarien (PK Be-H.1)<br />
389
390<br />
IMPETUS Teilprojekt A2<br />
⇒ Mitarbeit bei der Berechnung der Wasserverfügbarkeit der Inland-Valleys im oberen Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet für alle Szenarien als Grundlage für die Pflanzenwachstumsmodellierung (PK<br />
Be-E.7)<br />
⇒ Mitarbeit bei der Erstellung der hydrologischen Tools des DSS<br />
⇒ Diskussionen mit „Stakeholdern“ <strong>zu</strong>m Aufbau der hydrologischen Module im DSS<br />
⇒ Implementierung der hydrologischen Module in das DSS Kleinstauseen (PK Be-E.4)<br />
⇒ Erste Testläufe des DSS in Benin<br />
⇒ Mitarbeit bei der Erstellung der hydrologischen Module des DSS in Verbindung mit Pflanzenwachstumsmodellen<br />
⇒ Wartung des hydrologischen Messnetzes und Aufbereitung der hydrologischen Messdaten<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Berechnung von Interventionsszenarien (PK Be-E.4, PK Be-E.7, PK Be-H.1)<br />
⇒ Implementierung des DSS an der DGH und Université d’Abomey-Calavi<br />
⇒ Schulungen DSS an der DGH und Université d’Abomey-Calavi<br />
⇒ Fertigstellung der hydrologischen Module des DSS in Verbindung mit Pflanzenwachstumsmodellen<br />
(PK Be-E.7)<br />
⇒ Wartung des hydrologischen Messnetzes und Aufbereitung der hydrologischen Messdaten<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ abschließende Schulungen an der DGH und Université d’Abomey-Calavi <strong>zu</strong>r Benut<strong>zu</strong>ng des<br />
DSS und des Messnetzes<br />
⇒ Übergabe des hydrologischen Messnetzen an die Projektpartner in Benin<br />
⇒ Erstellung von Abschlussberichten<br />
Bearbeiter „Wasserverfügbarkeit Inland-Valleys und Szenarienanalyse“<br />
Die nachstehend genannten Aufgaben werden von Dipl.-Geogr. Gero Steup durchgeführt. Er ist<br />
derzeit im Teilprojekt A2 als Doktorand im Bereich der physikalisch-basierten Modellierung beschäftigt.<br />
Während seiner Diplomarbeit hat er sich bereits intensiv mit der genauen Abbildung<br />
der hydrologischen Prozesse in agrarisch genutzten Ein<strong>zu</strong>gsgebieten und auch von Inland-<br />
Valleys auseinandergesetzt und führt dieses nun auch in seiner Doktorarbeit für verschiedene<br />
Szenarien fort. In der dritten Phase soll v.a. der Einfluss der Klimaänderung auf die Wasserverfügbarkeit<br />
der Inland-Valleys als Grundlage für eine Abschät<strong>zu</strong>ng des Nut<strong>zu</strong>ngspotenzials im<br />
Rahmen einer 1 /2 BAT IIa-Stelle bearbeitet werden. Herr Steup verfügt über hervorragende Geländekenntnisse<br />
und eine hohe Modellierungskompetenz. Beide Kompetenzen sind für die Bearbeitung<br />
der PK Be-E.4 und PK Be-E.7 von großer Bedeutung, denn hier ist detailliertes Prozessverständnis<br />
und Modellierungserfahrung gefragt.
Teilprojekt A2 IMPETUS<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Berechnung aller Klima- und Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien mit dem physikalisch-basierten Modell<br />
SIMULAT-H für lokale Ein<strong>zu</strong>gsgebiete <strong>zu</strong>r Überprüfung der regionalen Anwendungen (PK<br />
Be-H.1)<br />
⇒ Mitarbeit bei der Berechnung der <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden Wassermenge für die Staudämme<br />
für alle Szenarien (PK Be-E.4)<br />
⇒ Mitarbeit bei der Abschät<strong>zu</strong>ng der Sedimentationsraten in den Staudämmen für alle Szenarien<br />
(PK Be-E.4)<br />
⇒ Typologisierung der „Inland-Valleys“ als Grundlage für die hydrologische und Pflanzenwachstumsmodellierung<br />
(PK Be-E.7)<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Berechnung von Interventionsszenarien mit dem physikalisch-basierten Modell SIMULAT-H<br />
für lokale Ein<strong>zu</strong>gsgebiet <strong>zu</strong>r Überprüfung der regionalen Anwendungen (PK Be-H.1)<br />
⇒ Berechnung der Wasserverfügbarkeit der „Inland-Valleys“ im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
für alle Szenarien als Grundlage für die Pflanzenwachstumsmodellierung<br />
⇒ Mitarbeit bei der Erstellung der hydrologischen Module des DSS<br />
⇒ Erstellung der Struktur der hydrologischen Module des DSS in Verbindung mit Pflanzenwachstumsmodellen<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Mitarbeit bei der Implementierung des DSS an der DGH und „Université d’Abomey-Calavi“<br />
⇒ Fertigstellung der hydrologischen Module des DSS in Verbindung mit den Pflanzenwachstumsmodellen<br />
⇒ Durchführung von Simulationsrechnung und Mitarbeit bei den Tests der DSS<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Mitarbeit bei den abschließenden Schulungen an der DGH und der „Université d’Abomey-<br />
Calavi“ <strong>zu</strong>r Benut<strong>zu</strong>ng des DSS und des Messnetzes<br />
⇒ Erstellung von Abschlussberichten<br />
Bearbeiter „Bodendegradation“<br />
Die Aufgaben des Bereiches Bodenverbreitung / Bodendegradation sollen von Dipl.-Geoök.<br />
Claudia Hiepe bearbeitet werden. Sie fertigt derzeit ihre Doktorarbeit über die Erosionsmodellierung<br />
im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet an. Frau Hiepe hat detaillierte Kenntnisse über Bodenverbreitung,<br />
Bodeneigenschaften und Bodendegradation sowohl auf der lokalen als auch auf der<br />
regionalen Skala. In enger Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern wird sie auch in Zukunft<br />
die regionale Verbreitung der Bodeneigenschaften, der Bodenfruchtbarkeit und deren zeitlichen<br />
Dynamik untersuchen. Diese Arbeiten sind fundamental für viele Problemkomplexe, da<br />
391
392<br />
IMPETUS Teilprojekt A2<br />
die Ernährungssicherheit auf der lokalen und der regionalen Skala, die Umwandlung von Savan-<br />
ne in Ackerland, die hydrologischen Prozesse etc. von den Bodeneigenschaften und deren zeitli-<br />
chen Dynamik abhängen.<br />
Aufgrund ihrer Modellierungskompetenz ist sie ein wichtiges Bindeglied zwischen den regionalen<br />
(PK Be-E.2, PK Be-E.6) und den lokalen Ansätzen (PK Be-E.2, PK Be-E.4). Sie hat sich<br />
bereits in der zweiten Phase intensiv beim „Capacity Buildung“ eingebracht (Dissertation L.O.C.<br />
Sintondji) und wird dieses auch weiterhin tun.<br />
Während ihrer Feldaufenthalte hat sie bereits Kontakte <strong>zu</strong> „Stakeholdern“ in Benin aufgebaut<br />
und ist somit für die Implementierung des DSS in Benin sehr gut geeignet. Neben der Fortführung<br />
der Berechnung der Szenarien mit dem Erosionsmodell SWAT soll Frau Hiepe in der dritten<br />
Phase bei der Integration der Bodenerosionsmodellierung in das DSS mitarbeiten. Es ist eine<br />
1<br />
/2 BAT IIa-Stelle vorgesehen.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Berechnung der Erosionsraten für alle Klima- und Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien mit dem Modell<br />
SWAT (PK Be-E.2)<br />
⇒ Bereitstellung von Daten für Bodendegradationsszenarien für die Pflanzenwachstumsmodellierung<br />
mit EPIC (PK Be-E.2)<br />
⇒ Berechnung von Interventionsszenarien für das Pflanzenmanagement (PK Be-E.2)<br />
⇒ Durchführung von SWAT-Schulungen am CENAP (PK Be-E.2)<br />
⇒ Diskussionen mit „Stakeholdern“ <strong>zu</strong>r Struktur des Erosionsmoduls im DSS (PK Be-E.2)<br />
⇒ Verbesserung der bodenkundlichen Grundlagen <strong>zu</strong>r Berechnung der agrarischen Marginalität<br />
durch Analyse der IMPETUS-Bodendaten und der SOTER-Daten bezüglich Nährstoffgehalt<br />
und Erosionsgefährdung (PK Be-E.6)<br />
⇒ Wartung der Trübungssonden und Berechnung der Schwebstofffrachten<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Erstellung der Struktur des Erosionsmoduls des DSS (PK Be-E.2)<br />
⇒ Mithilfe bei der Implementierung des Erosionsmoduls in das DSS<br />
⇒ Erste Testläufe des DSS in Benin<br />
⇒ Beratung bei der Erstellung von Szenarien der agrarischen Marginalität bezüglich Nährstoffgehalt<br />
und Erosionsgefährdung der Böden (PK Be-E.6)<br />
⇒ Wartung der Trübungssonden und Berechnung der Schwebstofffrachten<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Optimierung und Fertigstellung des Erosionsmoduls des DSS (PK Be-E.2)<br />
⇒ Implementierung des DSS am CENAP (PK Be-E.2)<br />
⇒ Wartung der Trübungssonden und Berechnung der Schwebstofffrachten
Teilprojekt A2 IMPETUS<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ abschließende Schulungen an der DGH und Université d’Abomey-Calavi <strong>zu</strong>r Benut<strong>zu</strong>ng des<br />
DSS und des Messnetzes<br />
⇒ Übergabe des hydrologischen Messnetzen an die Projektpartner in Benin<br />
⇒ Erstellung von Abschlussberichten<br />
Bearbeiter „regionale Grundwasserquantität und –qualität“<br />
Herr Dipl. Geol. Tobias El-Fahem bearbeitet alle geologischen und hydrogeologischen sowie<br />
damit verknüpften Fragestellungen im Themenbereich Wasserdargebot, Wasserverbrauch und<br />
Wasserqualität im gesamten Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet. Herr El-Fahem fertigt <strong>zu</strong>rzeit seine Doktorarbeit<br />
über die Grundwassermodellierung im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet an. Er zeichnet sich<br />
durch detaillierte Kenntnisse über die geologischen und hydrogeologischen Verhältnisse auf der<br />
lokalen und regionalen Skala aus und hat während seiner Geländeaufenthalte eine intensive Zusammenarbeit<br />
mit beninischen Kooperationspartnern aufgebaut.<br />
Schwerpunkt seiner Arbeiten bildet der interdisziplinäre PK Be-H.1, der sich mit der Wasserverfügbarkeit<br />
und dem Wasserverbrauch im gesamten Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet beschäftigt. Ausgehend<br />
von dem numerischen oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet-Grundwassermodell, das er in der<br />
zweiten Phase parametrisiert und validiert hat, wird er ein Grundwassermodell für das gesamte<br />
Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet entwickeln, in dem auch die Wasserentnahme berücksichtigt wird. Neben<br />
der Validierung und kontinuierlichen Verfeinerung des Modells und den verschiedenen Szenarienberechnungen<br />
soll Herr El-Fahem bei der Überführung des gekoppelten Modellansatzes in<br />
ein benutzerfreundliches DSS mitarbeiten und sich aktiv an den entsprechenden Schulungs- und<br />
Trainingsmaßnahmen für die Übergabe des IMPETUS-Messnetzes beteiligen.<br />
Des Weiteren wird sich Herr El-Fahem aktiv am PK Be-G.5 (Bakteriologische und virologische<br />
Belastung von Trinkwasserquellen im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet) beteiligen. Einerseits muss<br />
eine geologisch-hydrogeologische Klassifikation der beobachteten Brunnen erfolgen, andererseits<br />
wird erwartet, dass die Kombination der virologischen und bakteriologischen Befunde mit<br />
den generellen Grundwasserinhaltsstoffen eine verbesserte Datenbasis <strong>zu</strong>r Bewertung der Wasserqualität<br />
erbringt.<br />
Daneben wird Herr El-Fahem die geologischen und hydrogeologischen Fragestellungen bei der<br />
Suche nach Standorten von Kleinstauseen bearbeiten (PK Be-E.4). Für Herrn El-Fahem ist eine<br />
1<br />
/2 BAT IIa-Stelle vorgesehen.<br />
393
394<br />
IMPETUS Teilprojekt A2<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Entwicklung, Parametrisierung und Validierung des Grundwassermodells Ouémé auf der Basis<br />
eines hydrogeologischen Konzeptmodells, Kopplung mit dem hydrologischen Modell, Integration<br />
der Daten <strong>zu</strong>r Grundwasserentnahme (PK Be-H.1)<br />
⇒ Szenarienberechnungen (PK Be-H.1)<br />
⇒ Modellworkshop und Schulungen im Gelände für die spätere Übergabe des Messnetzes (PK<br />
Be-H.1)<br />
⇒ Integration der hydrochemischen und hydrologischen Daten in die Datenbank (PK Be-G.5)<br />
⇒ Erste Analyse der ausgewählten potenziellen Standorte für Kleinstauseen (PK Be-E.4)<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Verfeinerung und weitere Validierung des Grundwassermodells Ouémé (PK Be-H.1)<br />
⇒ Berechnung der Interventionsszenarien in Absprache mit dem „Comité de Pilotage“ (PK<br />
Be-H.1)<br />
⇒ Beginn der Integration des Modells in ein DSS, da<strong>zu</strong> Workshop mit den Nutzern <strong>zu</strong>r Abstimmung<br />
sowie Schulungen (PK Be-H.1)<br />
⇒ Weitere Integration der hydrochemischen und hydrologischen Daten in die Datenbank sowie<br />
gemeinsame Bewertung (PK Be-G.5)<br />
⇒ Standortanalyse sowie Grundwassermodellierungen <strong>zu</strong>r Einflussabschät<strong>zu</strong>ng (PK Be-E.4)<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Fertigstellung der Grundwaserkomponenten des DSS und Durchführungen von Schulungen<br />
(PK Be-H.1)<br />
⇒ Mitarbeit bei den Szenarienberechnungen und bei der Bewertung (PK Be-G.5)<br />
⇒ Standortanalyse sowie Grundwassermodellierungen <strong>zu</strong>r Einflussabschät<strong>zu</strong>ng (PK Be-E.4)<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Mitarbeit bei der Implementierung des DSS (PK Be-H.1)<br />
⇒ Übergabe des hydrogeologischen Messnetzen an die Projektpartner in Benin<br />
⇒ Erstellung von Abschlussberichten<br />
Ferner erfolgt die erweiterte Interpretation der Ergebnisse aus der Geländearbeit, die Erstellung<br />
aktueller geologischer und hydrogeologischer Karten, die auch von anderen Problemkomplexen<br />
genutzt werden sowie gemeinsam mit A. Fink (A1) die Interpretation des Niederschlagsmonitoring<br />
mit Umweltisotopen.
Teilprojekt A2 IMPETUS<br />
SHK „Hydro-GIS und Datenbank“<br />
Für die Datenaufbereitung, Integration der Daten in das GIS und das DSS sowie für Routineauswertungen<br />
wird eine SHK-Stelle „Hydro-GIS und Datenbank“ (Julia Eyring) <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
der Arbeiten von Dr. Giertz benötigt. Die permanent im IMPETUS-Messnetz erfassten Daten<br />
müssen kontrolliert, aufbereitet und graphisch dargestellt werden, um sie in die Datenbanken<br />
einspeisen <strong>zu</strong> können und anderen Gruppen <strong>zu</strong>r Verfügung <strong>zu</strong> stellen.<br />
SHK „Modellrechnungen“<br />
Daneben wird eine Unterstüt<strong>zu</strong>ng für die Durchführung und die Auswertung der zeitaufwändigen<br />
Szenarienrechnungen benötigt (SHK-Stelle „Modellrechnungen“, Dominik Ahlendorf). Diese<br />
Person wird bei den Szenarienrechnungen mit den Modellen SWAT und UHP-HRU mitarbeiten,<br />
da die Simulationen, insbesondere die Ensemblesimulationen mit hunderten von Realisationen,<br />
sehr aufwändig <strong>zu</strong> parametrisieren und aus<strong>zu</strong>werten sind (hauptsächlich für Frau Hiepe und<br />
Herrn Steup). Diese Rechnungen werden benötigt, um die u.a. bei der Disaggregierung der Klimadaten<br />
entstehenden Unsicherheiten quantifizieren und bewerten <strong>zu</strong> können.<br />
SHK „Labor und Gelände“<br />
Eine dritte SHK-Stelle „Labor und Gelände“ (Jens Mellow) wird bei den Geländearbeiten, bei<br />
den Laborarbeiten und der Aufbereitung der Messungen für die hydrogeologischen Modelle eingesetzt<br />
(Unterstüt<strong>zu</strong>ng von Herrn El-Fahem). Auch in Zukunft werden routinemäßig Wasserproben<br />
gesammelt, die aufbereitet und in Labor gemessen werden müssen. Die automatisch im Gelände<br />
erfassten Wasserstände sind auf<strong>zu</strong>bereiten, <strong>zu</strong> kontrollieren, graphisch dar<strong>zu</strong>stellen und in<br />
die Datenbanken ein<strong>zu</strong>speisen.<br />
Tabelle der im Teilprojekt verwendeten Abkür<strong>zu</strong>ngen und Akronyme<br />
Abkür<strong>zu</strong>ng Erklärung<br />
AMMA African Monsoon Multidisciplinary Analyses<br />
CENAP Centre National d’Agro-Pédologie<br />
DAAD Deutscher Akademischer Austausch Dienst<br />
DGH Direction Générale de l’Hydraulique<br />
DSS Decision Support System<br />
GCM General Circulation Model<br />
GIS Geographisches Informations-System<br />
395
396<br />
IMPETUS Teilprojekt A2<br />
INRAB Institut National de Recherche Agricole du Benin<br />
IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change<br />
IRD Institut de Recherche pour le Développement<br />
SOTER Soil Terrain Database<br />
USLE Universal Soil Loss Equation<br />
Im Text zitierte Literatur<br />
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397
398<br />
IMPETUS Teilprojekt A2<br />
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Windmeijer, P.N. und W. Andriesse (1993): Inland Valleys in West Africa: An agro-ecological characterization of rice-growing<br />
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Wischmeier, W.H. und D.D. Smith (1978) : Predicting rainfall erosion losses – USDA agric. Handboo, 537, 58 S.<br />
Veröffentlichungen im Rahmen von IMPETUS seit 2000<br />
Dissertationen und Abschlussarbeiten<br />
Abgeschlossene Arbeiten<br />
Bauer, F.C. (2004):Transportvorgänge in der ungesättigten Bodenzone (<strong>Impetus</strong>-Testfeld Aguima, Benin, Westafrika.- Diplomarbeit,<br />
106 S., Geologisches Institut, <strong>Universität</strong> Bonn (unveröffentlicht)
Teilprojekt A2 IMPETUS<br />
Busche, H. (2005): Modellierung hydrologischer und erosiver Prozesse im Terou-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet (Benin) unter der Annahme von<br />
Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Klimaänderung. Schriftlichen Hausarbeit Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt für die<br />
Sekundarstufe II. Geographisches Institut der <strong>Universität</strong> Bonn.<br />
Fass, T. (2004): Hydrogeologie im Aguima Ein<strong>zu</strong>gsgebiet in Benin/Westafrika.- Disseration 137 S., Geologisches Institut, <strong>Universität</strong><br />
Bonn; Verfügbar unter http://hss.ulb.uni-bonn.de/diss_online/math_nat_fak/2004/fass_thorsten.<br />
Giertz, S. (2004): Analyse der hydrologischen Prozesse in den sub-humiden Tropen Westafrikas unter besonderer Berücksichtigung<br />
der Landnut<strong>zu</strong>ng des Aguima-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes in Benin. Dissertation Math.-Naturwissen. Fakultät der <strong>Universität</strong><br />
Bonn. Verfügbar unter: http://hss.ulb.uni-bonn.de/diss_online/math_nat_fak/2004/giertz_simone/<br />
Junge, B. (2004): Die Böden im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet: Pedogenese, Klassifikation, Nut<strong>zu</strong>ng und Degradierung. Dissertation<br />
Bonn. Verfügbar unter: http://hss.ulb.uni-bonn.de/diss_online/landw_fak/2004/junge_birte/index.htm<br />
Koch, H. (2001): Hydrologische Simulation des Aguimo-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes, Benin. Diplomarbeit. Geographisches Institut der<br />
<strong>Universität</strong> Bonn.<br />
Sarvan, M. (2005): Characterisation of the groundwater in the Upper Ouémé catchment (Benin, west Africa) applying hydrochemical<br />
and isotope data.- Diplomarbeit, 81 S. Geologisches Institut, <strong>Universität</strong> Bonn (unveröffentlicht).<br />
Sintondji, L.O.C: Modelling the rainfall-runoff process in the Upper "Quémé" catchment area (Terou) in a context of climate<br />
change: extrapolation from the local to the regional scale Dissertation Math.-Naturwissen. Fakultät der <strong>Universität</strong> Bonn.<br />
Eingereicht.<br />
Steup, G. (2004): Analyse und Simulation des Wasserhaushalts in einem kleinen, landwirtschaftlich genutzten Ein<strong>zu</strong>gsgebiet in<br />
Benin, Westafrika. Diplomarbeit. Geographisches Institut der <strong>Universität</strong> Bonn.<br />
Laufende Arbeiten<br />
Bohnenkämper, L., Regionale Charakterisierung des Saprolits im Oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet durch geoelektrische Sondierungen<br />
und Bohrlochansprachen . Diplomarbeit Geologisches Institut, <strong>Universität</strong> Bonn.<br />
El-Fahem, T.: Development of a numerical regional groundwater model for the crystalline basement area of central Benin - Hydrogeological<br />
conceptualisation and scenario application.- Doktorarbeit Geologisches Institut, <strong>Universität</strong> Bonn<br />
Hiepe, C.: Bodenverbreitung und Bodendegradation im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Ouémé, Benin. Dissertation Math.-Naturwissen. Fakultät<br />
der <strong>Universität</strong> Bonn.<br />
Steup, G.: Water availability and water use in Benin Westafrica: from the point to the catchment scale. Dissertation Math.-<br />
Naturwissen. Fakultät der <strong>Universität</strong> Bonn.<br />
Publikationen<br />
Bormann, H. und B. Diekkrüger (2004): A conceptual, regional hydrological model for Benin (West Africa): validation, uncertainty<br />
analysis and assessment of applicability for environmental change analyses. Phys. Chem. Earth. Vol. 29, pp. 759-<br />
768.<br />
Bormann, H. und B. Diekkrüger (2004): Analyse der räumlichen Übertragbarkeit von Modellparametern konzeptioneller hydrologischer<br />
Modelle in Benin (West-Afrika). In: Ludwig, R., Reichert, D. und Mauser, W.: 7. Workshop <strong>zu</strong>r großskaligen<br />
Modellierung in der Hydrologie, Neue methodische Ansätze <strong>zu</strong>r Modellierung der Wasser- und Stoffumsätze in großen<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebieten. Kassel University Press, S. 99-109.<br />
Bormann, H. und B. Diekkrüger (2004): Analyse der Auswirkungen der Verfügbarkeit und Auflösung von Niederschlagsdaten<br />
für die regionale hydrologische Modellierung in Benin (West-Afrika). In: Forum für Hydrologie und Wasserbewirtschaftung<br />
Heft 05.04. Band 2 Poster: Wasser- und Stoffdynamik in heterogene Ein<strong>zu</strong>gsgebieten S. 189-192.<br />
Bormann, H. und B. Diekkrüger (2003): Possibilities and limitations of regional hydrological model applied within an environmental<br />
change study in Benin (West Africa). Phys. Chem. Earth. Vol. 28, No. 33-36, pp. 1323-1332<br />
Bormann, H. und B. Diekkrüger (2003): Regionale hydrologische Modellierung in Benin (IMPETUS-Projekt) und deren potentieller<br />
Nutzen für die Bevölkerung. Zentralblatt für Geologie und Paläontologie, Teil I. Heft 5/6: 351-363.<br />
Bormann, H. und B. Diekkrüger (2003): Analyse der Unsicherheiten bei der hydrologischen Modellierung im Benin (West-<br />
Afrika) im Rahmen des IMPETUS-Projekts. In: Hennrich, K., Rode, M. und A. Bronstert (Hrsg.): 6. Workshops <strong>zu</strong>r<br />
großskaligen Modellierung in der Hydrologie - Flussgebietsmanagement. S. 105-118.<br />
Bormann, H. und B. Diekkrüger (2003): Untersuchung der Auswirkungen der globalen Veränderungen (global change) auf den<br />
Wasserhaushalt in Benin (GLOWA-IMPETUS-Projekt). In: Kleeberg, H.-B. (Ed.): Forum für Hydrologie und Wasserbewirtschaftung.<br />
Band 1. Klima-Wasser-Flussgebietsmanagement – im Lichte der Flut. Vorträge, S. 77-84.<br />
Bormann, H. , Faß, T. ,Giertz, S. , Junge, B. Diekkrüger, B., Reichert, B, und A. Skowronek: From local hydrological process<br />
analysis to regional hydrological model application in Benin: concept, results and perspectives, Phys. Chem. Earth Im<br />
Druck.<br />
Bormann, H., Giertz, S. und B. Diekkrüger (2002): Multiskalige Analyse des Wassertransports im subhumiden Klima Benins<br />
(Westafrika). In: Stephan, K., Bormann. H. und B. Diekkrüger (Hrsg.): 5. Workshop <strong>zu</strong>r Hydrologischen Modellierung.<br />
Möglichkeiten und Grenzen für den Einsatz hydrologischer Modelle in Politik, Wirtschaft und Klimafolgeforschung.<br />
Kassel University Press, S. 103-114.<br />
Bormann, H., Giertz, S. und B. Diekkrüger (2005): Hydrological catchment models: process representation, data availability and<br />
applicability for water management – case study for Benin. Regional hydrological impacts of climate change – Impact<br />
399
400<br />
IMPETUS Teilprojekt A2<br />
assessment and decision making. Proceedings of symposium S6 held during the Seventh IAHS scientific assembly at Foz<br />
do Iguaçu, Brazil, April 2005. IAHS Publ. 295, p. 86-93.<br />
Diekkrüger, B., Giertz, S. und H. Bormann (2004): Analyse hydrologischer Prozesse in Westafrika als Grundlage für ein integratives<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebietsmanagement - Beispiele aus dem IMPETUS-Forschungsprojekt.. In: Forum für Hydrologie und<br />
Wasserbewirtschaftung Heft 05.04. Band 1 Vorträge: Wasser- und Stoffdynamik in heterogene Ein<strong>zu</strong>gsgebieten S. 161-<br />
170.<br />
El-Fahem, T. and B. Reichert. (2005): Development of a three-dimensional finite element model for simulation of groundwater<br />
flow in the tropical river catchment of Upper Ouémé (Benin / West Africa.- Proceed. ModelCare 2005: 568-573 (The<br />
Hague, The Netherlands, June 6 -9, 2005).<br />
El-Fahem, T. Fass, T. and B. Reichert (2005): Development of a numerical flow model as a tool for groundwater management in<br />
the tropical river catchment of Upper Ouémé (Benin / West Africa.- Int. Conf. on Integrated Assessment of Water Resources<br />
and Global Change: A North-South Analysis, 23 - 25 February 2005, Bonn, Germany (abstract).<br />
El-Fahem, T. Fass, T. and B. Reichert (2004): Groundwater flow in the tropical river catchment of the Upper Ouémé valley<br />
(Central Benin).- Proceedings of Cotonou Int. conference on Integrated water resource management of tropical river basins,<br />
Cotonou, Benin 4th – 6th of October 2004.<br />
Fass, T. and B. Reichert (2004a): Geochemical and isotopic characterization of a local catchment within crystalline basement in<br />
Benin/ West Africa.- In: Proceed. of the 2004 U.S. EPA/NGWA Fractured Rock Conference: State of the Science and<br />
Measuring Success in Remediation, September 13-15, 2004 Portland, Maine, USA: 271-279.<br />
Fass, T. and B. Reichert (2004b): The weathered saprolitic zone as an alternative fresh water resource at the local scale in Benin/Westafrica<br />
– Field studies as decisive tool for modeling and validation.- In: Aagaard, P., Bedbur, E., Bidoglio, G.,<br />
Candela, L., Nuetzmann, G., Trevisan, M., Vancloster, M. und Viotti, P. (Eds.): Proceedings of the Int. Workshop: Saturated<br />
and unsaturated zone: integration of process knowledge into effective models – 5-7 May 2004 Rome, Italy.-. 131-<br />
137.<br />
Fass, T. and B. Reichert (Hrsg.) (2004c): Geoprojekte und deren Nutzen für die Bevölkerung Afrikas - Jahrestagung der Afrikagruppe<br />
deutscher Geowissenschaftler, Bonn, 20.-21. Juni 2003. Ausgewählte Beiträge. 131 S., (Zentralblatt für Geologie<br />
und Paläontologie, Teil I,. 2003: 5-6.<br />
Fass, T. and B. Reichert (2004d): Grundwasserqualität im Aguima-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet Benin/West Afrika.- In: Fass, T. and B. Reichert<br />
(Hrsg.) Geoprojekte und deren Nutzen für die Bevölkerung Afrikas - Jahrestagung der Afrikagruppe deutscher<br />
Geowissenschaftler, Bonn, 20.-21. Juni 2003. Ausgewählte Beiträge: 365 - 378, (Zentralblatt für Geologie und Paläontologie,<br />
Teil I, 2003: 5-6)<br />
Fass, T. and B. Reichert (2003a): Transport processes in a structured vadose zone above migmatitic basement, Benin/Westafrica.<br />
Geophysical Research Abstracts, Vol. 5.<br />
Fass, T. and B. Reichert (2003b): Determining the groundwater recharge mode of a fractured migmatitic aquifer at local scale in<br />
Benin, West Africa. In: Krásný, J. Hrkal, Z. und Bruthhans, J. (Eds.): Proceed. IAH Int. Conference on groundwater in<br />
fractured rocks, Prague, 15.-19. Sept. 2003.<br />
Fass, T. und Reichert, B. (2003c): Ein Beitrag <strong>zu</strong>r Entwicklung von Süßwasser-Management-Tools im GLOWA-IMPETUS Projekt<br />
– Hydrogeologische Input-Faktoren. In: Kleeberg, H.-B. (Hg.): Klima - Wasser - Flussgebietsmanagement - im<br />
Lichte der Flut’, Beiträge <strong>zu</strong>m Tag der Hydrologie am 20./21. März 2003 in Freiburg i. Br. Schriftenreihe der Fachgemeinschaft<br />
Hydrologische Wissenschaften, 4.<br />
Fass, T. und B. Reichert (2002a): Methoden <strong>zu</strong>r Ermittlung der Grundwasserneubildung auf der lokalen Ebene in der Feuchtsavanne<br />
Westafrikas. In: Schafmeister, M.-T. und Meyer, T., (Hg.): Grundwasserressourcen im Spannungsfeld zwischen<br />
Erschließung und Naturschutz. Schriftenreihe der DGG, 19: 64 (extended abstract).<br />
Fass, T. und B. Reichert (2002b): Methoden <strong>zu</strong>r Ermittlung der Grundwasserneubildung auf der lokalen Ebene in der Feuchtsavanne<br />
Westafrikas. In: Afrikagruppe deutscher Geowissenschaftler, Jahrestreffen 2002 – Forschungs- und Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit<br />
in Afrika. Proceedings, unpublished.<br />
Giertz, S. und B. Diekkrüger (2003): Analysis of the hydrological processes in a small catchment in Benin (West Africa). Phys.<br />
Chem. Earth. Vol.28, No. 33-36, pp. 1333-1341.<br />
Giertz, S. und B. Diekkrüger (2003): Analyse der Abflussbildungsprozesse in einem kleinen Ein<strong>zu</strong>gsgebiet unter besonderer<br />
Berücksichtigung der Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung. In: Kleeberg, H.-B. (Ed.): Forum für Hydrologie und Wasserbewirtschaftung.<br />
Band 2. Klima-Wasser-Flussgebietsmanagement – im Lichte der Flut. Vorträge, S. 15-20.<br />
Giertz, S., Junge, B. und B. Diekkrüger: Assessing the effects of land use change on soil physical properties and hydrological<br />
processes in the sub-humid tropical environment of West Africa. PCE. Im Druck.
Teilprojekt A3 IMPETUS<br />
Teilprojekt A3<br />
Funktionale Beziehungen zwischen raumzeitlicher Vegetationsdynamik<br />
und Wasserkreislauf<br />
Antragsteller Fach<br />
Prof. Dr. G. Menz (Koordinator)<br />
Geographisches Institut, <strong>Universität</strong> Bonn<br />
Prof. Dr. H. Goldbach<br />
Institut für Pflanzenernährung, <strong>Universität</strong> Bonn<br />
Prof. Dr. S. Porembski<br />
Institut für Biowissenschaften (Allgemeine und spezielle<br />
Botanik), <strong>Universität</strong> Rostock<br />
Bearbeitet werden in dem Teilprojekt die folgenden Problemkomplexe:<br />
401<br />
Geographie:<br />
Fernerkundung<br />
Landwirtschaft:<br />
Ökophysiologie und Pflanzenernährung<br />
Biologie:<br />
Vegetationsökologie<br />
Nr. Titel des Problemkomplexes<br />
PK Be-E.1 Landnut<strong>zu</strong>ng und Versorgungssicherung bei Ressourcenknappheit und Niederschlagsvariabilität<br />
in Benin<br />
PK Be-E.2 Auswirkungen von Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen, Klimaveränderungen und Pflanzenmanagement<br />
auf Bodendegradation und Ernteertrag im oberen Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
PK Be-E.3 Saisonale und langfristige Niederschlagsvorhersage in Benin und Einsatzmöglichkeiten<br />
in der Landwirtschaft<br />
PK Be-E.4 Ausweisung von geeigneten Standorten und nachhaltiges Management von<br />
Kleinstauseen für die Landwirtschaft (Federführung)<br />
PK Be-E.5 Land- und Wasserbedarf der Nutztierhaltung in Benin<br />
PK Be-E.6 Erhaltung der natürlichen Produktionsgrundlagen unter Berücksichtigung des<br />
globalen Wandels (Federführung)<br />
PK Be-E.7 Nut<strong>zu</strong>ngspotenzial von Inland-Valleys im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
PK Be-H.1 Wasserverfügbarkeit und Wasserverbrauch im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
PK Be-L.1 Landnut<strong>zu</strong>ng und Landbedeckungsänderungen im Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet: Erfassung,<br />
Ursachen, Prognosen, Maßnahmen (Federführung)<br />
PK Be-L.2 Ökosystemare Dynamik und ökonomisches Potenzial der Ressource Wald (Federführung)<br />
PK Be-L.3 Einfluss der Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung in den drei Untersuchungsregionen auf das<br />
<strong>zu</strong>künftige Niederschlagsverhalten<br />
PK Be-L.4 Ökovolumendynamik und Anpassung des Anbausystems an die Klimaänderung<br />
im Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
PK Be-L.5 Nachhaltiges Feuermanagement für Ressourcenschutz mit Fernerkundung und<br />
GIS (Federführung)
402<br />
Zusammenfassung<br />
IMPETUS Teilprojekt A3<br />
Entsprechend der zentralen Bedeutung der Vegetation, sowohl im hydrologischen Kreislauf als<br />
auch für den wirtschaftenden Menschen, ist die möglichst präzise Kenntnis der raumzeitlichen<br />
Muster der Landnut<strong>zu</strong>n g /Landbedeckung sowie ihre funktionalen Beziehungen im hydrologischen<br />
Kreislauf ein wichtiges Forschungsfeld. Der hydrologische Kreislauf wird in erheblichem<br />
Umfang durch Dauer und Art der Vegetationsbedeckung und den dadurch abhängigen Parametern<br />
wie Albedo, Transpiration, Abfluss, Infiltration und Versickerung beeinflusst. In großen Teilen<br />
des Untersuchungsgebietes in Benin wird die ursprüngliche Vegetationsbedeckung des Untersuchungsgebietes<br />
in den letzten Jahren durch Transformationsprozesse wie vermehrte agraische<br />
Landnut<strong>zu</strong>ng deutlich verändert. Ein ständig steigender Druck auf die verbliebenen Flächen<br />
durch Subsistenzlandwirtschaft führt in der noch dominierenden Anbaumethode <strong>zu</strong> raschem<br />
Rückgang der Brachedauer, <strong>zu</strong>nehmendem Holzeinschlag und weiterer Entwaldung der<br />
Waldsavannen. Daraus ergeben sich gravierende Veränderungen im hydrologischen Kreislauf<br />
wie auch in den landwirtschaftlichen Produktionsgrundlagen, die ihrerseits entscheidend die<br />
sozio-ökonomischen Bedingungen im Untersuchungsraum prägen. Damit dieser Prozess durch<br />
Entwicklungs- und Raumplanungsmaßnahmen gesteuert werden kann, ist eine Modellierung von<br />
Szenarien <strong>zu</strong>künftiger raumzeitlicher Muster der Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung sowie ihrer<br />
funktionalen Beziehung im hydrologischen Kreislauf als Entscheidungsgrundlage für eine nachhaltige<br />
Entwicklung unabdingbar. Zur Unterstüt<strong>zu</strong>ng des Entscheidungsprozesses der Verantwortlichen<br />
besteht eine Notwendigkeit, geeignete Entscheidungsunterstüt<strong>zu</strong>ngssysteme (engl.:<br />
„Decision Support Systems“ - DSS) <strong>zu</strong> schaffen.<br />
Aus den genannten Gründen ist das Teilprojekt A3 von besonderer Relevanz für den Bereich der<br />
Ernährungssicherung, der sowohl in den Problemkomplexen PK Be-E.1, PK Be-E.2, PK<br />
Be-E.3, PK Be-E.4, PK Be-E.5, PK Be-E.6, PK Be-E.7, PK Be-L.1, PK Be-L.2 und PK Be-L.4<br />
behandelt wird, als auch für den Bereich Hydrologie mit dem Problemkomplex PK Be-H.1.<br />
Raummuster der Vegetationsformationen und ihre funktionalen Zusammenhänge im jeweiligen<br />
Kontext werden als Eingabeparameter für komplexe hydrologische / klimatologische Modellierung<br />
verwendet (PK Be-L.3). Weiterhin sind genaue Kenntnisse der Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung<br />
für Erosionsschutz und landwirtschaftliche Produktion von Bedeutung.<br />
Daraus ergeben sich folgende Arbeiten, die vom TP3 geleistet werden müssen: Weiterführung<br />
der Erfassung der Vegetationsdynamik aus Fernerkundungsdaten und Fortführung der Langzeituntersuchungen<br />
<strong>zu</strong>r Regeneration der Baumarten, Identifizierung und Schutz von vulnerablen<br />
(marginalen) agrarischen Produktionsstandorten sowie Weiterentwicklung, Kalibrierung<br />
und Modellierung von entsprechenden System<strong>zu</strong>sammenhängen (z.B. LUCC Modellierung mit<br />
XULU), Modellierung des ökosystemaren und ökonomischen Potenzials der Wälder, Anpassung<br />
von Wachstumsmodellen (EPIC) für die Ableitung funktionaler Beziehungen im Wasser- und
Teilprojekt A3 IMPETUS<br />
Nährstoffkreislauf an die regionalen Bedingungen (insbesondere Anpassung und Kalibrierung<br />
hinsichtlich der Auswirkungen der Nährstoffversorgung) mit Validierung durch Weiterführung<br />
von Beobachtungsflächen. Die Ergebnisse der Wachstumsmodellierung durch EPIC und YES<br />
dienen ferner der Anpassung und Verbesserung des Agrarsektormodells BenImpact (PK Be-E.1,<br />
PK Be-E.5) und finden <strong>zu</strong>dem Berücksichtigung im PK Be-E.6. Im PK Be-E.3 werden sie benötigt,<br />
um eine Vorhersage des landwirtschaftlichen Potenzials <strong>zu</strong> formulieren. Die Auswirkungen<br />
auf den Wasserkreislauf werden berücksichtigt durch die Modellierung des Wachstums der angebauten<br />
Kulturarten sowie durch Extrapolation des Wasserverbrauchs der stehenden Biomasse<br />
und des Ökovolumens (TP A4) der naturnahen Vegetation. Durch Modellierung der raumzeitlichen<br />
Dynamik der Vegetationsbedeckung je nach Nut<strong>zu</strong>ngsintensität (Ableitung aus Fernerkundungsdaten)<br />
können die Auswirkungen auf den Wasserhaushalt abgeschätzt und an Hand der<br />
verschiedenen Szenarien prognostiziert werden.<br />
Damit die gewonnenen Informationen Entscheidungsträgern nutzbar gemacht werden können,<br />
ist es notwendig, die komplexen funktionalen Zusammenhänge des Landnut<strong>zu</strong>ngswandels in geeignete<br />
Entscheidungsunterstüt<strong>zu</strong>ngssysteme („Decison Support Systems“ – DSS) ein<strong>zu</strong>binden.<br />
Diese sollen in der Lage sein, die Auswirkungen unterschiedlicher Handlungsoptionen auf den<br />
<strong>zu</strong> untersuchenden Problemkomplex an<strong>zu</strong>zeigen. Dies macht sie <strong>zu</strong> wichtigen Werkzeugen für die<br />
Entscheidungsfindung bei Planungen auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene und kann von<br />
staatlichen Stellen wie auch von EZ / NGOs verwendet werden.<br />
Entsprechend den Anforderungen in Benin müssen DSS für unterschiedliche Maßstabsebenen<br />
geschaffen werden. So sollen neben den kleinmaßstäblichen DSS, mit denen übergeordnete Fragestellungen<br />
für Gesamtbenin bearbeitet werden können (z.B. Kompensationspotenzial von<br />
Düngemitteleinsatz auf nährstoffarmen Böden), auch DSS für die Lösung von lokalen Problemen<br />
(z.B. Auswirkungen von Trassenführung beim Straßenneubau auf die Landnut<strong>zu</strong>g / Landbedeckung)<br />
erstellt werden.<br />
Ein zentrales Element hierbei ist die Konzeption und Realisierung eines DSS <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
einer nachhaltigen Landnut<strong>zu</strong>ngsplanung, wie sie in PK Be-L.1 angestrebt wird. Ziel dabei ist<br />
es, schon im Planungsprozess die Auswirkungen von Infrastrukturmaßnahmen und Bewirtschaftungsweisen<br />
auf die Muster der Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung untersuchen <strong>zu</strong> können. Dadurch<br />
ist es auch möglich, Fehlentwicklungen („Hot Spots“ kritischer Entwicklung) rechtzeitig <strong>zu</strong> erfassen<br />
und eine schnelle Einleitung entsprechender Gegenmaßnahmen <strong>zu</strong> veranlassen.<br />
Ein nachhaltiges Managementkonzept im Hinblick auf die Ernährungssicherung hat die Aufgabe<br />
sicher<strong>zu</strong>stellen, dass die Land- und Forstwirtschaft im Projektgebiet bei möglichst geringem <strong>zu</strong>sätzlichem<br />
Flächenbedarf <strong>zu</strong>r Schonung der verbliebenen naturnahen Vegetation und damit<br />
möglichst geringen Veränderungen des lokalen Wasserkreislaufs eine rasch wachsende Bevölkerung<br />
angemessen mit Nahrungs- und Verkaufsprodukten versorgen kann. Von besonderer Be-<br />
403
404<br />
IMPETUS Teilprojekt A3<br />
deutung ist dabei die Identifizierung vorherrschender naturräumlicher Einschränkungen für die<br />
agrarische Produktion, die marginale Standorte prägen (PK Be-E.6). Der Produktivitätssteigerung<br />
sind im bislang überwiegend genutzten Trockenfeldbau durch Niederschlagsmengen und<br />
–verteilung sowie durch das Wasserspeichervermögen der relativ leichten und flachgründigen<br />
Böden gewisse Grenzen gesetzt. Eine Produktivitätssteigerung lässt sich hier zwar durch eine<br />
optimierte Nährstoffversorgung erreichen, jedoch sollen als weitere Standorte für eine landwirtschaftliche<br />
Nut<strong>zu</strong>ng die „Inland Valleys / bas fonds“ in Betracht gezogen werden (PK Be-E.7),<br />
die durch die bessere Wasserversorgung und fruchtbarere (alluviale) Böden höhere Erträge und<br />
den Anbau mehrerer Kulturen pro Jahr ermöglichen (einschließlich des Anbaus von Reis in<br />
Phasen der Überstauung). Die Ressource Wald wird in ihrer Ausprägung und Ausdehnung stark<br />
durch <strong>zu</strong>nehmende Holzfällungsaktivitäten verändert. Die Folgen unterschiedlicher Bewirtschaftungsintensitäten<br />
und –qualitäten auf die ökosystemaren Prozesse (insbesondere auf den Wasserkreislauf)<br />
und auf das ökonomische Potenzial werden im PK Be-L.2 untersucht. Da der Wald<br />
auch die wichtigste Weideressource darstellt, sind die Ergebnisse von besonderer Relevanz für<br />
den PK Be-E.5. Anwendungsbezogene Lösungsansätze bietet das DSS in PK Be-E.4, das die<br />
Kompetenz unterschiedlicher Disziplinen <strong>zu</strong>r nachhaltigen Anlage und Bewirtschaftung von<br />
Kleinstauseen kombiniert. Die verschiedenen Landnut<strong>zu</strong>ngsoptionen werden bei der Wachstumsund<br />
Ertragsmodellierung berücksichtigt. Die Ergebnisse fließen dann in DSS ein, die letztlich<br />
<strong>zu</strong>r optimierten Land- und Raumnut<strong>zu</strong>ng für unterschiedliche Situationen (s. IMPETUS-<br />
Szenarien) dienen sollen. Da weite Flächen Benins jedes Jahr von Feuer beeinflusst werden, ist<br />
die Erstellung eines DSS für ein angepasstes Feuermanagement (PK Be-L.5) im Hinblick auf<br />
eine nachhaltige Ressourcennut<strong>zu</strong>ng von Bedeutung. Wesentliche Arbeiten hierfür werden von<br />
dem TP 3 geleistet. Auch die Pflege und Weiterentwicklung des IMPETUS Atlas sowie der<br />
Drohne für hochauflösende Fernerkundung liegen im Verantwortungsbereich des TP3.<br />
Weiterentwicklung im Stand der Wissenschaft seit 2003<br />
Die Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung besitzt eine zentrale Bedeutung sowohl für den hydrologischen<br />
Kreislauf, als auch für die Ernährungs- und Existenzsicherung der Menschen (Ojima,<br />
1994; Lambin, 1999; Paton et al., 2004). In den Savannen West-Afrikas ist in den letzten Dekaden<br />
eine starke Veränderung der Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung <strong>zu</strong> beobachten. In einer Reihe<br />
von maßgeblichen Publikationen wird die Ansicht vertreten, dass diese Veränderungen der Vegetationsbedeckung<br />
sich erheblich auf das gesamte Ökosystem auswirken und <strong>zu</strong>dem das Leben<br />
der Menschen in entscheidendem Maße beeinflusst (Reenberg, 2001; Dolman et al. 2003; Paton<br />
et al., 2004). Auch innerhalb von IMPETUS konnte für Westafrika ein enger Zusammenhang<br />
zwischen Landbedeckungsveränderung und Änderung von Klimaparametern durch belastbare<br />
Modellergebnisse nachgewiesen werden (Paeth und Thamm, 2005). Details dieser Zusammen-
Teilprojekt A3 IMPETUS<br />
hänge sind allerdings noch nicht ausreichend verstanden und bedürfen weiterer Untersuchungen.<br />
Allerdings ist die präzise Erfassung und Quantifizierung der Vegetationsdynamik im Untersuchungsraum<br />
auf Grund der heterogenen Muster der Landbedeckung / Landnut<strong>zu</strong>ng, der hohen<br />
interannuellen Vegetationsdynamik sowie der starken atmosphärischen Interaktionen eine Herausforderung.<br />
Seit 2003 erfolgte hierfür die raumzeitliche Erfassung der langfristigen Vegetationsänderungen<br />
(Paeth und Thamm, 2005) sowie die Quantifizierung der Entwicklung von Feldflächen<br />
(Judex und Thamm, 2004) aus Fernerkundungsdaten. Die Landnut<strong>zu</strong>ngs-/ Landbedeckungsveränderungen<br />
konnten im Untersuchungsraum mit hinreichender Genauigkeit erfasst und<br />
quantifiziert werden. Um die Landnut<strong>zu</strong>ngs-/ Landbedeckungskarten für Entscheidungsfindungsprozesse<br />
nutzen <strong>zu</strong> können, müssen die relevanten Eigenschaften der jeweiligen Klassen<br />
abgeleitet werden (Innes und Koch, 1998; de Bie, 2000). Diesbezüglich wurde eine profunde Datengrundlage<br />
gelegt. Detaillierte Ökosystemanalysen des Wald-Savanne-Mosaiks geben Aufschluss<br />
sowohl über die Charakteristika der Landbedeckungsklassen als auch über die Zusammenhänge<br />
zwischen Umweltparametern und Vegetationsstruktur sowie Vegetations<strong>zu</strong>sammenset<strong>zu</strong>ng<br />
(Orthmann, 2005; Wesuls, 2003; Wotto, 2003). Im Zuge der starken Änderung der<br />
Landnut<strong>zu</strong>ng im westafrikanischen Raum, wirkt auf das Wald-Savanne-Mosaik ein dramatische<br />
Zunahme der selektiven Holzfällung (FAO, 2001; Bassett et al., 2003). Die Auswirkung von selektivem<br />
Holzeinschlag auf die dominierenden Vegetationstypen im Wald-Savanne-Mosaik<br />
wurde untersucht insbesondere im Hinblick auf die Folgen für die Regeneration der Baumarten,<br />
als auch des Regenerationspotentials des jeweiligen Systems (Orthmann et al., 2005a, b; Orthmann<br />
und Porembski, 2003a, b). Ergänzt wurden diese Arbeiten um weitreichende Analysen<br />
hinsichtlich der Parametergruppen Feuer und Beweidung, phänologischer Muster und Jahrringanalysen,<br />
die in verschiedenen Arbeiten Eingang fand (Oertel et al., 2004; Roehrig et al., 2005;<br />
Schöngart et al., submitted). Aufbauend auf bestehenden Savannenmodellen (z.B. Higgins et al.,<br />
2000; van Langevelde et al., 2003) und dem gewonnenen systemischen Prozessverständnis wurde<br />
ein fragestellungsoptimiertes Modell erarbeitet, in dessen Zentrum die Modellierung der Entwicklung<br />
und des ökonomischen Potenzials der Waldbestände unter der Annahme unterschiedlicher<br />
Managementstrategien steht.<br />
Um für Szenarien <strong>zu</strong>künftiger Entwicklungen belastbare Entscheidungsgrundlagen für eine<br />
nachhaltige Landnut<strong>zu</strong>ngsplanung ableiten <strong>zu</strong> können, gewinnen Modellergebnisse <strong>zu</strong>nehmend<br />
an Bedeutung (Verburg, 2005; Veldkamp und Lambin, 2001). In den letzten Jahren konnte eine<br />
rasante Entwicklung von Landnut<strong>zu</strong>ngs-/Landbedeckungsmodellen verzeichnet werden (Agarwal<br />
et al., 2001). Dabei unterscheiden sich die Modellansätze erheblich sowohl in ihrem Ansatz<br />
(statistische, dynamische, hybride Modelle) als auch in der Komplexität mit der das dem LUCC<br />
<strong>zu</strong>grunde liegende Prozessgefüge berücksichtigt wird (Briassoulis, 2000; Angelsen und Kaimowitz,<br />
2001, Parker et al., 2001). Daraus resultieren auch die unterschiedlichen Anforderungen an<br />
die Parametrisierung der funktionalen Zusammenhänge und der sich daraus ergebenden Inputpa-<br />
405
406<br />
IMPETUS Teilprojekt A3<br />
rameter. Bei der an sich als positiv <strong>zu</strong> wertenden raschen Entwicklung der Modelle ist aber <strong>zu</strong><br />
bemerken, dass häufig <strong>zu</strong> viel Augenmerk auf technische Aspekte der Modellentwicklung gelegt<br />
wird und eine belastbare Analyse der dem Landbedeckungs-/Landnut<strong>zu</strong>ngswandel <strong>zu</strong>grunde lie-<br />
genden Prozessgefüge in der jeweiligen Region <strong>zu</strong> wenig Beachtung erfährt (Pontius, 2005).<br />
Durch die starke Interdisziplinarität und die gute Zusammenarbeit von IMPETUS mit den Be-<br />
hörden in Benin konnten für das Untersuchungsgebiet belastbare Daten erhoben werden (Doe-<br />
venspeck, 2004; Orekan et al., 2002, Orthmann, 2005).<br />
Bei der LUCC Modellierung ist der Einfluss des betrachteten räumlichen Maßstabs auf das Modellergebnis<br />
eine wichtige Forschungsfrage. Bei der Betrachtung eines kleineren räumlichen<br />
Maßstabs muss in der Regel das <strong>zu</strong>grunde liegende Prozessgefüge vereinfacht werden (Kok und<br />
Veldkamp, 2001). Ebenfalls stehen in den meisten Fällen die Eingabedaten nicht in der notwendigen<br />
Detailschärfe <strong>zu</strong>r Verfügung (Geoghegan et al., 2001). Um dieses Dilemma auf<strong>zu</strong>lösen<br />
und den komplexen Interaktionen zwischen den betrachteten räumlichen Skalen Rechnung <strong>zu</strong><br />
tragen, wurde von IMPETUS eine wegweisende Modellierungskette aufgebaut (Thamm et al.,<br />
2005). Allerdings zeigte sich, dass die <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden Modelle in Be<strong>zu</strong>g auf Nutzerfreundlichkeit,<br />
Erweiterbarkeit und Integration von anderen Modellen starke Defizite aufweisen.<br />
Aus diesem Grund wird eine erweiterte universelle Modellierungsplattform (XULU) geschaffen,<br />
mit der die genannten Defizite weitgehend umgangen werden können. Diese offene Modellierungsumgebung,<br />
die in Java realisiert ist, ermöglicht die Einbindung und Kombination unterschiedlicher<br />
Modellansätze und kann verhältnismäßig einfach erweitert werden. Sie ermöglicht<br />
für die IMPETUS- oder andere frei bestimmbaren Interventionsszenarien die Berechnung der<br />
entsprechenden <strong>zu</strong>künftigen Raummuster der Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung. XULU soll so eine<br />
zentrale Komponente für ein DSS bezüglich der Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung werden.<br />
Ein wichtiger Aspekt bei der LUCC Modellierung ist die Kalibrierung und Validierung der Modelle<br />
(Pontius et al., 2004; Briassoulis, 2000). Mit Fernerkundungsdaten sind hierbei gute Ergebnisse<br />
erzielt worden. Ein Problem besteht in der Validierung im lokalen Maßstab, da die hierfür<br />
erforderlichen Fernerkundungsszenen sehr kostspielig sind und selten für den gewünschten<br />
Zeitraum vorliegen. Deshalb wurde von IMPETUS eine Drohne beschafft und weiterentwickelt,<br />
mit der die benötigten Fernerkundungsszenen aufgenommen werden können (Thamm und Judex,<br />
2005). Die Drohne ermöglicht auch in anderen Bereichen wegweisende Forschungen (z.B. Erosionsmonitoring,<br />
Erhebung von soziologischen Proxidaten, etc.).<br />
Für eine nachhaltige Landnut<strong>zu</strong>ngsplanung sind Szenarien <strong>zu</strong>künftiger Entwicklungen der Landbedeckung<br />
/ Landnut<strong>zu</strong>ng wichtige Entscheidungshilfen (Farrow und Winograd, 2001). LUCC<br />
Szenarien können mit geeigneten Modellen erzeugt werden; für die integrale Betrachtung sämtlicher<br />
relevanten Faktoren müssen jedoch spezielle „Decision Support Systeme“ entwickelt werden,<br />
die einerseits einfach <strong>zu</strong> bedienen sind, andererseits der Komplexität der untersuchten Fra-
Teilprojekt A3 IMPETUS<br />
gestellungen gerecht werden (Finlay, 1994; Druzdzel und Flynn, 1999). Die Entwicklung von<br />
DSS ist in den Geowissenschaften ein relativ junges Forschungsgebiet (Marakas, 1999), stellt<br />
aber einen notwendigen Schritt dar, um aus den bereitstehenden Informationen konkrete Handlungsoptionen<br />
ableiten <strong>zu</strong> können. Die Schaffung eines allgemeinen, für unterschiedliche Problemstellungen<br />
anwendbaren DSS ist wegen der Komplexität der stattfindenden Prozesse nicht<br />
realisierbar. Deshalb erscheint es eher Erfolg versprechend, einzelne DSS Module für scharf definierte<br />
Aufgaben <strong>zu</strong> entwickeln, die eventuell je nach Fragestellung über definierte Schnittstellen<br />
gekoppelt werden können. Eine Herausforderung in diesem Zusammenhang ist die Einbeziehung<br />
von „unscharfen“ („fuzzy“) Informationen (z.B. Motivation von Personen) in den Entscheidungsprozess.<br />
Situation der Landwirtschaft im Projektgebiet<br />
Nährstoffversorgung und Nährstoffbilanzen<br />
Die Landwirtschaft im Afrika südlich der Sahara erfolgt traditionell im Trockenfeldbau. Vorherrschend<br />
sind dabei Kulturen für den Eigenverbrauch (FAOSTAT-PC, 1998). Das Produktionspotenzial<br />
für solche (vorwiegend) Subsistenzkulturen wird durch zahlreiche Standortfaktoren<br />
(Bodennährstoffverarmung, Erosion und Trockenheit) begrenzt (Casse-Ginz et al., 1997; Smaling,<br />
1993). Zwischen 1945 und 1990 sind allein in Afrika schät<strong>zu</strong>ngsweise 454 Millionen Hektar<br />
durch unsachgemäße Nut<strong>zu</strong>ng degradiert, das heißt teilweise erodiert und an Pflanzennährstoffen<br />
verarmt (Oldeman et al., 1991). In eigenen Untersuchungen (Dagbénonbakin, 2005) ergaben<br />
sich für die traditionellen Nut<strong>zu</strong>ngssysteme negative Nährstoffbilanzen in Höhe von<br />
durchschnittlich 50 kg N, 30 kg P und 70 – 90 kg K pro ha und Jahr. Die Auswertung von jeweils<br />
deutlich über 100 Versuchsflächen an drei unterschiedlichen Standorten im Projektgebiet<br />
(Dogué, Bassila, Wéwé) mit 3 Düngungsvarianten gegenüber der aktuellen „farmers practice“<br />
(bis auf Baumwolle ohne Düngung) ergab nach Auswertung mittels DRIS (nach Beaufils and<br />
Sumner 1976, modifiziert) und der „critical value method“ (Tyner, 1946; Ulrich und Hills, 1973)<br />
deutliche Hinweise darauf, dass sich je nach Kulturart und deren Ansprüchen mehrere Nährstoffe<br />
im Mangel befinden (Dagbenonbakin, 2005). Hohe Transpirationsraten und noch relativ wenig<br />
versauerte Böden führten da<strong>zu</strong>, dass insbesondere die Ca-Gehalte gegenüber anderen Nährstoffgehalten<br />
hoch lagen, wohingegen Mg, P, N, Zn, z.T. sogar K mehr oder weniger stark im<br />
Bereich geringer oder un<strong>zu</strong>reichender Versorgung lagen.<br />
Produktionsbedingungen und Nut<strong>zu</strong>ngspotenziale<br />
In Benin ist die Agrarproduktion auf 47% der genutzten Fläche durch Trockenheit gekennzeichnet<br />
(FAO, 1998). Wasser limitiert eine ganzjährige landwirtschaftliche Produktion fast überall<br />
wo keine Bewässerung gewährleistet ist. Auch auf dem Großteil der übrigen Landfläche behin-<br />
407
408<br />
IMPETUS Teilprojekt A3<br />
dert saisonaler Wassermangel, wenn auch nur kurzfristig, die Erzeugung von Feldkulturen und<br />
erhöht somit das Produktionsrisiko. Nahe<strong>zu</strong> 80% der Landfläche sind durch sandige und/oder<br />
stark verwitterte Böden gekennzeichnet sind, was verbreitet <strong>zu</strong> Nährstoffmangel und Imbalancen<br />
führt (Sanchez, 1973). Hier<strong>zu</strong> kommt noch, dass die intensivierte Landnut<strong>zu</strong>ng in Bracherotatio-<br />
nen in <strong>zu</strong>nehmendem Maße <strong>zu</strong> Bodennährstoffverarmung, Erosion und Schädlingsdruck führt<br />
(Assigbe and Becker, 1995; Becker and Johnson, 1996).<br />
Sinkendes Produktionspotenzial der „upland“ Flächen, kombiniert mit demographischem<br />
Wachstum (2,3% jährliche Zuwachsrate; FAO, 1998) und steigendem Nahrungsmittelbedarf,<br />
zwingen Landwirte in <strong>zu</strong>nehmendem Maße einerseits auf marginale Standorte und andererseits<br />
auf traditionell nicht genutzte Flächen aus<strong>zu</strong>weichen. Solche marginalen Standorte lassen auf<br />
Grund ungünstiger Wachstumsbedingungen durch bestehende naturräumliche Einschränkungen<br />
nur begrenzte landwirtschaftliche Nut<strong>zu</strong>ngsaktivitäten <strong>zu</strong> und sind auch durch eine erhöhte Degradationsgefahr<br />
gekennzeichnet (Cassel-Gintz et al., 1997, Röhrig und Menz, 2005). Infolgedessen<br />
werden seit kurzem in <strong>zu</strong>nehmendem Maße auch Feuchtgebiete in Kultur genommen<br />
(Agbossou and Danvi, 1996; Warda, 1998). Solche permanent oder temporär wassergesättigten<br />
Flächen werden in der Regel für robuster als die fragilen „upland“ Flächen gegenüber menschlichen<br />
Aktivitäten und landwirtschaftlicher Nut<strong>zu</strong>ng gehalten (Becker und Diallo, 1992). Sie sind<br />
häufig (und im Gegensatz <strong>zu</strong> den „uplands“) durch ton- und nährstoffreiche alluviale Böden gekennzeichnet<br />
(Abergel et al., 1993). Ferner sind sie häufig Inseln biologischer Vielfalt, und spielen<br />
eine bedeutende Rolle in der Bereitstellung von sauberem Wasser, Luft und Erholungsraum<br />
(Wood et al., 2002). Ihre Gesamtfläche wird auf etwa 150-200 Millionen Hektar im Afrika südlich<br />
der Sahara geschätzt (Windmeijer und Andriesse, 1993) und beläuft sich in Benin auf mehr<br />
als 0.2 Millionen ha (Danvi, 1996). Der vorherrschende Typ von Feuchtgebieten in Benin sind<br />
neben einigen alluvialen Überschwemmungsebenen entlang der Flüsse die Inlandtäler (Windmeijer<br />
and Andriesse, 1993; Sonou et al., 1996).<br />
Im ländlichen Raum Westafrikas werden derzeit weniger als 10% der 155 Millionen Hektar Inlandtäler<br />
landwirtschaftlich genutzt (Thenkabail et al., 1995). In urbanen Regionen Benins kann<br />
die Nut<strong>zu</strong>ngsintensität der Inlandtäler stellenweise bereits bei bis <strong>zu</strong> 63% liegen (Danvi, 1996).<br />
Dass eine Verlagerung der landwirtschaftlichen Nut<strong>zu</strong>ng vom traditionellen „upland“ in Feuchtgebiete<br />
mit teilweise erheblichen Produktions- (und Produktivitäts-) Steigerungen verbunden<br />
sein kann, wurde mehrfach nachgewiesen (Becker and Johnson 2001). Es wird davon ausgegangen,<br />
dass Feuchtgebiete in Zukunft den steigenden Druck auf die Landressourcen <strong>zu</strong>r Nahrungsmittelproduktion<br />
in steigendem Maße auffangen müssen (Sonou et al., 1996; WARDA,<br />
1998) und sie <strong>zu</strong>m „bread basket“ der sich rasch vermehrenden Bevölkerung des afrikanischen<br />
Kontinentes entwickeln könnten (Terry et al., 1994).
Teilprojekt A3 IMPETUS<br />
Demographisches Wachstum, infrastrukturelle Entwicklung und Urbanisierung erhöhten auch in<br />
der Mitte und im Norden Benins in der jüngeren Vergangenheit den Landverbrauch für Siedlungen<br />
und Industrie. Gleichzeitig resultierte eine unsachgemäße Nut<strong>zu</strong>ng landwirtschaftlicher Flächen<br />
in einer rasch fortschreitenden Degradierung der „upland“ Flächen. Angesichts des enormen<br />
noch vorhandenen Flächen- und Produktionspotenzials in einer ansonsten von saisonaler<br />
Trockenheit und geringer Bodenfruchtbarkeit gekennzeichneten Region, muss die Nut<strong>zu</strong>ng der<br />
Feuchtgebiete in DSS berücksichtigt werden. Bisher fehlt es an konkreten Handlungsoptionen,<br />
wie sich die notwendige Steigerung in der landwirtschaftlichen Produktion mit den Vorgaben<br />
der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes verbinden lässt.<br />
Die Inlandtäler in der Mitte und im Norden Benins wurden teilweise charakterisiert (Agbossou<br />
and Danvi, 1996; Assigbe, 1996; Danvi, 1996) wobei im Hinblick auf ihre Größe und die Dauer<br />
der Wasserverfügbarkeit vier Gruppen unterschieden wurden (Mama, 1995; Houndagba and Gado,<br />
1996). Weitgehend unklar ist derzeit noch das Produktionspotenzial der unterschiedlichen<br />
Inlandtaltypen. Diese dürfte neben der Dauer der Wasserverfügbarkeit (Anzahl der Kulturen pro<br />
Jahr) auch wesentlich über Bodeneigenschaften (Wasserhaltefähigkeit, Nährstoffnachlieferung)<br />
sowie das Ausmaß der Stoffeinträge (Wasser, Nährstoffe) aus den Ein<strong>zu</strong>gsflächen bestimmt<br />
werden. Solche Stoffeinträge variieren in Abhängigkeit der „source area“ (Bodenbeschaffenheit,<br />
Länge und Neigung der Talhänge) sowie der Landnut<strong>zu</strong>ng (Bognonkpe, 2004).<br />
Für die Abschät<strong>zu</strong>ng der Entwicklung des Flächenbedarfs für landwirtschaftliche Nut<strong>zu</strong>ng spielt<br />
die Produktivität der genutzten Flächen eine wesentliche Rolle. Der gegenwärtige Trockenfeldbau<br />
ist gekennzeichnet durch negative Nährstoffbilanzen (s.o., Dagbenonbakin, 2005; Dagbenonbakin<br />
et al., 2003, 2004) und eine ineffiziente Wassernut<strong>zu</strong>ng durch die angebauten Kulturen<br />
(Burkhardt et al., 2002; Dagbenonbakin, 2005; Dagbenonbakin et al., 2004). Angepasste Düngungsmaßnahmen,<br />
die <strong>zu</strong>mindest einen Ausgleich für die entzogenen Nährstoffmengen bieten<br />
müssen, führen <strong>zu</strong> deutlichen Produktivitätssteigerungen, die je nach Kultur, Boden<strong>zu</strong>stand und<br />
Farm-Management häufig zwischen 30 und mehr als 200% betragen (Dagbenonbakin, 2005).<br />
Die vom Projekt in Modellansätzen <strong>zu</strong> erarbeitenden Planungsgrundlagen als Bausteine der DSS<br />
müssen daher auch als unterschiedliche Optionen sowohl die Verbesserung des Trockenfeldbaus<br />
als auch Bewässerungsmaßnahmen (Kleinstauseen PK Be-E.4) und Nut<strong>zu</strong>ng von „bas fonds“<br />
(PK Be-E.7) berücksichtigen.<br />
Ausführliche Beschreibung des Arbeitsplanes<br />
Entsprechend der zentralen Funktion der Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung sowohl im hydrologischen<br />
Kreislauf als auch für die Ernährungssicherung, ist das TP 3 an zahlreichen Problemkomplexen<br />
beteiligt. Im Teilprojekt 3 sind alle Aktivitäten gebündelt, die sich mit Fragen der Ve-<br />
409
410<br />
IMPETUS Teilprojekt A3<br />
getation, Vegetationsdynamik, Landwirtschaft, Ökophysiologie und Pflanzenernährung auseinander<br />
setzen. Aufgrund der vielfältigen Anforderungen anderer Teilprojekte an das TP 3 ist eine<br />
Betrachtung unterschiedlicher Maßstabsebenen unumgänglich. Dabei reicht die Spanne von der<br />
subkontinentalen Untersuchung der Vegetationsdynamik für ganz Westafrika in einem kleinen<br />
Maßstab (Pixelgröße 8 km x 8 km), über Untersuchungen für ganz Benin (Pixelgröße 1 km x 1<br />
km), regionalen Studien (z.B. Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des oberen Ouémé, Pixelgröße 30 m x 30 m), bis hin<br />
<strong>zu</strong> lokalen Studien im Meterbereich. PK Be-E.7 und PK Be-E.4 bedingen Analysen von Vegetationsdynamik<br />
und Landwirtschaft im lokalen Maßstab. Auch ein DSS des PK Be-L.1 arbeitet im<br />
lokalen Maßstab <strong>zu</strong>r Abschät<strong>zu</strong>ng der Auswirkungen von Straßenneubau und anderen Infrastrukturmaßnahmen<br />
auf die Landbedeckung / Landnut<strong>zu</strong>ng. Ebenso werden für die Kalibrierung<br />
und Validierung der PK Be-L.1, PK Be-L.2, PK Be-L.5 Untersuchungen der Vegetationsdynamik<br />
der für den Wasserkreislauf relevanten Parameter sowie der Nährstoffumsätze räumlich<br />
hochaufgelöster Studien benötigt.<br />
Im regionalen Maßstab sind die PK Be-H.1, PK Be-E.2, PK Be-L.2 und PK Be-L.5 angesiedelt.<br />
Bei dem erstgenannten PK wird der funktionale Zusammenhang zwischen Vegetation und Wasserkreislauf<br />
als ein wesentlicher Input für die Wasserverfügbarkeit untersucht. Bei PK Be-E.2 ist<br />
die Vegetation ein wichtiges Regelglied für die Bodendegradation und die landwirtschaftliche<br />
Produktion. Die Untersuchung der Nährstoffkreisläufe unter unterschiedlichen Randbedingungen<br />
ist hierbei eine zentrale Aufgabe. Im PK Be-L.2 wird das ökosystemare und ökonomische<br />
Potenzial der Wälder betrachtet. Wälder stellen aufgrund ihrer räumlichen Ausdehnung eine<br />
wichtige Ressource für das Einkommen auf den verschiedenen Maßstabsebenen dar und spielen<br />
für sämtliche Stoffkreisläufe eine bedeutende Rolle, die derzeit durch dramatische Veränderung<br />
der Wälder durch selektiven Holzeinschlag beeinflusst werden. Teile der Arbeiten innerhalb des<br />
PK Be-L.1, in dem die Vegetationsdynamik untersucht wird, sind ebenfalls in einem regionalen<br />
Maßstab relevant.<br />
Die Betrachtung der agarischen Produktionsgrundlagen und der agrarischen Marginalität, PK<br />
Be-E.6, erfolgt, dem <strong>zu</strong> Grunde liegenden Forschungsansatz entsprechend, in einem nationalen<br />
Maßstab. Dadurch wird bei der Untersuchung von Szenarien <strong>zu</strong>künftiger Entwicklung die kleinmaßstäbliche<br />
Identifikation von landwirtschaftlich marginalen Regionen möglich (Cassel-Gintz<br />
et al., 1997; Röhrig und Menz, 2005). Detaillierte Kenntnis über die Veränderung der Vegetation<br />
in einem subkontinentalen Maßstab wird als Eingabe für die großflächige Klimamodellierung<br />
benötigt.<br />
Weiteres Ziel des Teilprojekts ist es, in enger Kooperation mit dem Teilprojekt C2 „Decision<br />
Support Systeme“ <strong>zu</strong> entwickeln, mit denen Verantwortliche in Benin in die Lage versetzt werden,<br />
im jeweiligen Problemkomplex die Auswirkungen von unterschiedlichen Handlungsoptionen<br />
analysieren <strong>zu</strong> können. Dies ermöglicht im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung eine Op-
Teilprojekt A3 IMPETUS<br />
timierung der <strong>zu</strong> treffenden Entscheidungen. Wichtiges Forschungsfeld hierbei ist, wie die oft<br />
komplexen funktionalen Bezüge in das jeweilige DSS integriert werden können, um auf der einen<br />
Seite die darunter liegenden Prozesse in einer hinreichenden Genauigkeit ab<strong>zu</strong>bilden, andererseits<br />
aber auch die in Hinblick auf Bedienbarkeit, Wartungs- und Weiterentwicklungsfähigkeit,<br />
Stabilität und schnelle Rechenzeit nötige Abstraktion <strong>zu</strong> besitzen.<br />
Im Folgenden werden die für die Erfüllung der mannigfaltigen Aufgaben im Themenbereich Vegetationsdynamik<br />
notwendigen Arbeiten dargestellt.<br />
Weiterführung Erfassung der Vegetationsdynamik und LUCC Modellierung<br />
Die Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung übt sowohl im Klimasystem als auch im hydrologischen<br />
Kreislauf eine zentrale Funktion aus und stellt eine wichtige Rahmenbedingung für den wirtschaftenden<br />
Menschen dar. Daraus ergibt sich, dass die Untersuchung der Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung<br />
bzw. die Berechnung von <strong>zu</strong>künftigen Szenarien der Landnut<strong>zu</strong>ng von vielen Problemkomplexen<br />
benötigt wird. Neben den grundlegenden Beiträgen und Arbeiten in den Problemkomplexen<br />
werden folgende zentrale Aufgaben innerhalb des Teilprojekts erledigt.<br />
Zentrale Aufgabe ist die Fortführung der Beobachtung der Landnut<strong>zu</strong>ngs- / Landebedeckungsänderungen<br />
in unterschiedlichen räumlichen Skalen und die Erfassung der Vegetationsdynamik.<br />
Dabei werden je nach <strong>zu</strong> betrachtender räumlicher Auflösung unterschiedliche Satellitensysteme<br />
verwendet. Die so gewonnenen Basisinformationen über Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung werden<br />
von zahlreichen Problemkomplexen als Eingabeparameter benötigt. Ein wichtiges Forschungsfeld<br />
in diesem Zusammenhang ist dabei die Fusion von zeitlich hochaufgelösten Satellitenbildern<br />
mit den räumlich hochaufgelösten Aufnahmen von Satelliten, die eine niedrige zeitliche<br />
Auflösung aufweisen. Für diese Untersuchungen sollten auch weiterhin, wenn auch in größeren<br />
zeitlichen Abständen, in Feldkampagnen und auf Dauerbeobachtungsflächen „ground truth“ erhoben<br />
werden. Diese Arbeiten sind relevant, da in den letzten 5 Jahren eine bedeutende Kompetenz<br />
bei der Vegetationsklassifizierung und „change detection“ in Westafrika aufgebaut werden<br />
konnte, die unbedingt weiterentwickelt werden sollte. Die Ergebnisse dieser Arbeiten fließen in<br />
PK Be-E.1, PK Be-E.2, PK Be-E.3, PK Be-E.4, PK Be-E.6, PK Be-E.7, PK Be-H.1, PK<br />
Be-L.1, PK Be-L.3, PK Be-L.4, und PK Be-L.5 ein.<br />
Eine weitere wichtige Forschungsaktivität im Rahmen der Erfassung von Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung<br />
wird die Arbeit mit aktiven Satellitensystemen (RADAR) sein. Dies ist notwendig, da<br />
aufgrund von Wolkenbedeckung während der gesamten Regenzeit für weite Gebiete von Benin<br />
keine wolkenfreien Aufnahmen mit optischen Satelliten erhältlich sind. Ein weiteres Problem der<br />
derzeit verwendeten optischen Satellitensysteme ist die z.T. unbefriedigende Trennbarkeit einiger<br />
Landnut<strong>zu</strong>ngsklassen, die auf die geringen spektralen Unterschiede zwischen den Klassen<br />
411
412<br />
IMPETUS Teilprojekt A3<br />
<strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen sind (z.B. Felder von degradierten Bracheflächen). Auch die Klassifizierung von<br />
Siedlungen mit optischen Satelliten ist aus demselben Grund nur mit einer unbefriedigenden Ge-<br />
nauigkeit möglich. Eine präzise Erfassung der Siedlungsdynamik ist aber notwendig für die Ka-<br />
librierung der LUCC Modelle. Die Analyse von Radardaten, mit der Unterschiede in den Textu-<br />
ren herausgearbeitet werden können, verspricht eine deutliche Verbesserung der Ergebnisse<br />
(Thamm und Braun, 2002). Diese Arbeiten, die auch in Kooperation mit der ESA durchgeführt<br />
werden können, sind besonders im Hinblick auf die <strong>zu</strong>künftigen Radarsysteme von großem Interesse.<br />
Die Modellierung von Szenarien <strong>zu</strong>künftiger Landbedeckungen / Landnut<strong>zu</strong>ng sind für viele<br />
Problemkomplexe von großer Bedeutung. Deshalb werden innerhalb von A3 die LUCC Modelle<br />
ständig weiterentwickelt. Besonders die offene Modellierungsumgebung XULU, die innerhalb<br />
von IMPETUS in Java erstellt wurde, hat hierbei ein großes Potenzial, da damit im Gegensatz <strong>zu</strong><br />
anderen Landnut<strong>zu</strong>ngsmodellen, relativ einfach Erweiterungen eingearbeitet werden können und<br />
sich sogar Kopplungen unterschiedlicher Modelle realisieren lassen. Durch eine enge Zusammenarbeit<br />
mit den anderen Teilprojekten steht eine sehr gute Informationsbasis <strong>zu</strong>r Verfügung,<br />
um die Akteure und Motivationen für die Landnut<strong>zu</strong>ngsveränderungen ab<strong>zu</strong>leiten und in den<br />
Modellen <strong>zu</strong> parametrisieren. Mit XULU werden für die gewählten Szenarien die sich daraus<br />
ergebenden <strong>zu</strong>künftigen Landnut<strong>zu</strong>ngen / Landbedeckungen modelliert und in die unterschiedlichen<br />
DSS integriert. Diese Modellweiterentwicklung ist ein wesentlicher Bestandteil des PK<br />
Be-L.1, während die Ergebnisse der Modellierung von den PK Be-E.1, PK Be-E.2, PK Be-E.3,<br />
PK Be-E.4, PK Be-E.6, PK Be-E.7, PK Be-H.1, PK Be-L.2, PK Be-L.3, PK Be-L.4 und PK<br />
Be-L.5 verwendet werden können.<br />
Entwicklung von DSS<br />
Die Entwicklung eines DSS mit denen Auswirkungen von Entscheidungen auf die Landnut<strong>zu</strong>ng<br />
/ Landbedeckung analysiert werden können (PK Be-L.1), ist ein zentrales Arbeitsfeld des Teilprojektes.<br />
Hierbei sollen Module für die betrachteten unterschiedlichen räumlichen Skalen erstellt<br />
werden. Eine wichtige Aufgabe hierbei ist die Anpassung an den Bedarf der verantwortlichen<br />
Stellen in Benin. Augenmerk muss auf der Balance zwischen leichter Bedienbarkeit und<br />
vertretbaren Rechenzeit des Systems und der möglichst detailscharfen Abbildung des doch komplexen<br />
Prozessgefüges gelegt werden. Wichtig ist hierbei eine Plausibilitätsprüfung, die Teilweise<br />
auch durch Feldarbeiten geleistet werden muss.<br />
Da weite Teile West-Afrikas jedes Jahr von Buschfeuern beeinträchtigt werden ist ein DSS für<br />
ein effizientes Feuermanagement ebenfalls eine wichtige Aufgabe (PK Be-L.5). In dem DSS soll<br />
die weitgehend automatisierte Auswertung von kostenlos erhältlichen Satellitendaten (Spot Ve-
Teilprojekt A3 IMPETUS<br />
getation, Modis) eine zentrale Komponente sein. Hierbei soll ein weitgehendes selbsständiges<br />
Monitoring der Feuer erfolgen, sowie die Feuerneigung von den einzelnen Vegetationsklassen<br />
bei den jeweiligen Witterungsbedingungen erkannt werden. In Zusammenarbeit mit anderen<br />
Teilprojekten und Beninischen Institutionen erfolgt die Abschät<strong>zu</strong>ng der durch Buschfeuer veränderten<br />
Stoffumsätze (Nährstoffe und CO2). Basierend auf dieser Information können mit dem<br />
DSS unterschiedliche Szenarien simuliert werden. Damit kann ein möglichst optimales Feuermanagement<br />
abgeleitet werden, das versucht negative Auswirkungen auf das Ökosystem <strong>zu</strong> minimieren<br />
und gleichzeitig nicht <strong>zu</strong> stark die landwirtschaftliche Produktion <strong>zu</strong> beeinträchtigen.<br />
Die Erstellung, Kalibrierung und an den Untersuchungsraum entsprechende Anpassungen dieser<br />
Prozessierungskette werden vom Teilprojekt A3 geleistet. Die Erstellung des DSS erfolgt in enger<br />
Zusammenarbeit mit anderen Teilprojekten und Institutionen in Benin. Aufbauend auf den<br />
Erkenntnissen anderer Forschergruppen in Benin und Feldarbeiten in Benin, wird das System<br />
getestet und verbessert.<br />
Vor dem Hintergrund von sinkender Niederschlägen und steigender Bevölkerung ist die Anlage<br />
von Kleinstauseen eine in West Afrika häufig angewandte Strategie <strong>zu</strong>r Ernährungssicherung.<br />
Eine Standortsanalyse für die Stauseen sowie die Erarbeitung von nachhaltigen Nut<strong>zu</strong>ngskonzep-ten<br />
ist vor diesem Hintergrund eine wichtige Aufgabe. In dem TP A3 werden Teile der ökosystemaren<br />
Eignungsanalysen geleistet und die anderen damit <strong>zu</strong>sammenhängenden Arbeiten<br />
koordiniert.<br />
Im Rahmen der Nachhaltigkeit ist der Transfer, der innerhalb von IMPETUS erarbeiteten Methoden<br />
und Modellen an geeignete Institutionen in Benin, ist eine äußerst wichtige Aufgabe. Da<strong>zu</strong><br />
sollen in der Antragsphase Workshops veranstaltet werden, in denen sukzessive Techniken<br />
und Programme für die Klassifizierung und Veränderungsdetektion aus Fernerkundungsdaten<br />
bei den entsprechenden Institutionen in Benin verankert werden sollen.<br />
Es besteht in Benin, wie in vielen anderen Ländern Afrikas und Asiens ein großer Bedarf an sehr<br />
hochaufgelösten Fernerkundungsdaten wie, z.B. für die Landnut<strong>zu</strong>ngsklassifizierung, Veränderungsdetektion,<br />
detaillierte Erfassung von Infra- und Siedlungsstrukturen sowie die Untersuchung<br />
von dynamischen Prozessen (z.B. Feuerausbreitung, Bodenerosion oder Pflanzenwachstum).<br />
Da Luftbilder oft nicht vorhanden sind und in Ermangelung von Flugzeugen nicht aufgenommen<br />
werden können, wurde von IMPETUS eine „low cost“ Drohne beschafft und weiterentwickelt,<br />
mit der sehr kostengünstig Luftaufnahmen in einer sehr hohen räumlichen Auflösung<br />
erzeugt werden können (Thamm und Judex, 2005). Dieses System wurde erfolgreich für die Beschaffung<br />
von wichtigen Eingangsparametern für die Modellierung sowie Validierung eingesetzt<br />
und soll in der dritten Projektphase weiter entwickelt und optimiert werden. Dadurch wird es als<br />
robustes, einfach <strong>zu</strong> bedienendes Werkzeug für eine nachhaltige Ressourcenplanung einsetzbar.<br />
413
414<br />
IMPETUS Teilprojekt A3<br />
Für die weite Distribution der IMPETUS Ergebnisse wird die technische Weiterentwicklung des<br />
neu entwickelten IMPETUS Atlas und die Einpflegung neuer Ergebnisse in enger Zusammenar-<br />
beit mit C2 geleistet werden.<br />
Für den Bereich der (landwirtschaftlichen) Landnut<strong>zu</strong>ng steht im Teilprojekt die Wachstumsund<br />
Ertragsmodellierung im Vordergrund. Diese liefert die weiteren Grundlagen für die Anpassung<br />
weiterer Modelle, deren Ergebnisse dann in mehreren DSS benötigt werden. Das verwendete<br />
Modell EPIC wird modifiziert und entsprechend den Erfahrungen weiterer Arbeitsgruppen (T.<br />
Gaiser, Uni-Hohenheim; DeBarr et al., 2001) angepasst. Erste Modellläufe finden derzeit statt<br />
und werden bis <strong>zu</strong>m Ende der 2. Projektphase soweit gediehen sein, dass die Daten aus unterschiedlich<br />
gedüngten Beobachtungsflächen weitere Anpassungen erlauben. Gegebenenfalls sind<br />
die Ergebnisse der Modelläufe mit dem Modell DSSAT <strong>zu</strong> vergleichen. Da die Ergebnisse des<br />
Modells EPIC weniger gut <strong>zu</strong>r Hochrechnung auf die Fläche verwendet werden können, soll <strong>zu</strong>dem<br />
das Modell YES (s. TP B3)eingesetzt werden.<br />
Dem Agrarsektormodell BenIMPACT werden daraufhin die Ertragsdaten an Hand der gemessenen<br />
und modellierten Erträge <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt und dieses dann entsprechend angepasst<br />
(PK Be-E.1), insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass im Projektgebiet i.d.R. multipler<br />
Nährstoffmangel herrscht (Dagbenonbakin, 2005; Dagbenonbakin et al., 2004) und dies in Modellansätzen<br />
wie EPIC nicht angemessen Berücksichtigung findet (Gaiser und Graef, 2001).<br />
Für eine optimale Landnut<strong>zu</strong>ng sowie den Schutz der natürlichen Produktionsgrundlagen, ist die<br />
Detektion besonders gefährdeter, marginaler Standorte eine wichtige Grundlage (Röhrig und<br />
Menz 2005). In PK Be-E.6 werden aktuelle und mittels Szenarienrechnungen <strong>zu</strong>künftige degradationsgefährdete<br />
landwirtschaftliche Produktionsstandorte für Gesamtbenin ermittelt sowie die<br />
vorherrschenden naturräumlichen Limitationen bestimmt. Zukünftig besonders gefährdete Gebiete<br />
sind Flächen, die durch ein eingeschränktes natürliches Ertragspotenzial bei gleichzeitig<br />
hohem Landdruck gekennzeichnet sind. Dabei wird der Zusammenhang zwischen Grad der natürlichen<br />
Marginalität, Nut<strong>zu</strong>ngsintensität und Degradationsgrad quantifiziert. Darüber hinaus<br />
werden über bestehende naturräumliche Beschränkungsfaktoren der agrarischen Produktion<br />
mögliche Kompensations- und Managementmöglichkeiten analysiert.<br />
Die Erstellung einer Typologie von „bas fonds“ im Ouemé soll auf der Basis bestehender Datenbanken<br />
sowie eigenen Erhebungen im Bereich der Fernerkundung in der dritten Projektphase<br />
von IMPETUS erfolgen. Gegebenenfalls wird das Ertragspotenzial von Reis mittels ORYZA<br />
(Goudrian and van Laar, 1994) und die Stoffflüsse mittels UHP-HUR-N modelliert, und durch<br />
demographische- und Markt<strong>zu</strong>gangsdaten (UNDP, 1996; USAID, 2002) ergänzt werden, um<br />
somit Produktionspotenziale von Bas fond auf regionaler Ebene ab<strong>zu</strong>schätzen. Die enge Zusammenarbeit<br />
mit Partnern vor Ort (CENATEL, INRAB, IVC) stellt die regionale Umset<strong>zu</strong>ng<br />
der Ergebnisse sicher. Ein Gradientenansatz (biophysikalisch von Nord nach Süd und sozioöko-
Teilprojekt A3 IMPETUS<br />
nomisch von rural nach periurban) soll eine Extrapolation auf andere Regionen mit vergleichbaren<br />
agroökologischen und sozioökonomischen Bedingungen ermöglichen.<br />
In Zusammenhang mit PK Be-E.7 soll die Wirkung einer Bewässerung auf Erträge und Produktivität<br />
geprüft werden. Hier<strong>zu</strong> werden Läufe von EPIC mit besserer Wasserversorgung durchgeführt<br />
und durch Extrapolation die potenzielle Verbesserung der Produktivität unter den verschiedenen<br />
Szenarien abgeschätzt.<br />
Im Verbund mit den TP A2 und A4 werden die PK Be-E.7 (Nut<strong>zu</strong>ng von „bas fonds“) bearbeitet.<br />
Die Modellierung des Wachstums kann hier weitgehend einfacher erfolgen, da für einen erheblichen<br />
Teil des Jahres nicht von einer Begren<strong>zu</strong>ng des Wachstums durch Wasserverfügbarkeit<br />
<strong>zu</strong> rechnen ist.<br />
Stellenbeschreibungen mit Zeitplan<br />
Bearbeiter „Vegetationsdynamik und DSS“<br />
Die Arbeiten in dem TP A3 werden von dem leitenden Wissenschaftler Dr. Hans-Peter Thamm<br />
mit BAT Ib geleitet. Neben der Koordination der Arbeiten wird er die folgenden Arbeiten wahrnehmen:<br />
Koordinierung der Erfassung von Vegetation und Vegetationsdynamik auf unterschiedlichen<br />
räumlichen Skalen in Westafrika und Benin, Koordination, Weiterentwicklung, Validierung<br />
und Verbesserung der Landnut<strong>zu</strong>ngs- / Landbedeckungsmodelle für Benin, Koordinierung<br />
der Validierung der Modelle in unterschiedlichen räumlichen Skalen, Erstellung von automatisierten<br />
Prozessierungsketten für die Analyse von frei verfügbaren Fernerkundungsdaten für das<br />
Feuermanagement. Er wird maßgebliche Arbeiten bei der Konzeption, Erstellung und Validierung<br />
von DSS für Landnut<strong>zu</strong>ngsveränderungen, Management von Kleinstauseen und Feuermanagement<br />
durchführen. Des Weiteren ist er verantwortlich für den Transfer der in dem TP erworbenen<br />
Techniken und Fähigkeiten nach Benin. Dafür wird er entsprechende Schulungen abhalten,<br />
Seminare und Workshops in Deutschland und Benin durchführen und den Kontakt mit<br />
den beninischen Mitarbeitern halten. Wichtig ist in diesem Fall auch die Darstellung von Forschungsergebnissen<br />
auf Konferenzen und Publikationen, sowie die Verbreitung von IMPETUS<br />
Ergebnissen und Managementwerkzeugen in andere Länder in Westafrika, um deren nachhaltige<br />
Nut<strong>zu</strong>ng sicher<strong>zu</strong>stellen. Dabei soll auch ein Kommunikationsnetz zwischen den Anwendern<br />
und Wissenschaftlern in Benin und anderen Staaten in Westafrika geschaffen werde.<br />
Eine wichtige Aufgabe ist die Weiterentwicklung des Drohnensystems und dessen Transfer nach<br />
Westafrika, damit diese in IMPETUS weiterentwickelte <strong>zu</strong>kunftsweisende Technik in Benin angewandt<br />
werden kann. Außerdem soll er Kontakt mit außeruniversitären Gruppen und Consultings<br />
halten, um die Verbreitung der Managementwerkzeuge <strong>zu</strong> gewährleisten.<br />
415
416<br />
IMPETUS Teilprojekt A3<br />
Für die weite Distribution der IMPETUS Ergebnisse wird die technische Weiterentwicklung des<br />
wegweisenden IMPETUS Atlas und die Einpflegung neuen Ergebnisse vom TP3 in enger Zu-<br />
sammenarbeit mit C2 geleistet werden.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Konzeption der DSS für Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen, nachhaltiges Feuermanagement und<br />
nachhaltige Bewirtschaftung von Kleinstauseen (in Zusammenarbeit mit externen Experten)<br />
⇒ Weiterführung der Prozessierungsketten für die Erfassung von Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung<br />
aus Fernerkundungsdaten. Arbeit mit den Radardaten<br />
⇒ Transfer der Landnut<strong>zu</strong>ngs- / Landbedeckungsdaten an die anderen Problemkomplexen und<br />
Anpassung der Klassen an die jeweiligen Bedürfnisse<br />
⇒ Weiterentwicklung der Drohne und ihrer Anwendung in Benin<br />
⇒ Durchführung von Workshops in Benin <strong>zu</strong>r Abstimmung der DSS an die Bedürfnisse in Benin<br />
⇒ Durchführung von Feldarbeiten <strong>zu</strong>r Validierung der LUCC Ergebnisse<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Weiterführung der Prozessierungsketten für die Erfassung von Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung<br />
aus Fernerkundungsdaten, Bereitstellung der Ergebnisse für die anderen Problemkomplexe<br />
⇒ Erprobungen der DSS für Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen<br />
⇒ Diskussion der Ergebnisse der DSS und Beginn der Implementierung der DSS in Benin<br />
⇒ Erste Funktionstests der DSS für nachhaltiges Feuermanagement, und ihre Validierung<br />
⇒ Diskussion der DSS für Kleinstauseen mit Verantwortlichen in Benin, Beginn der Implementierung<br />
derselben in Benin<br />
⇒ Durchführungen von Workshops bezüglich der verantwortlich geleiteten Problemkomplexe.<br />
⇒ Weiterentwicklung der Drohne<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Weiterführung der Prozessierungsketten für die Erfassung von Landnut<strong>zu</strong>ng / Landbedeckung<br />
aus Fernerkundungsdaten, Bereitstellung der Ergebnisse für die anderen Problemkomplexe<br />
⇒ Endgültige Übergabe der DSS für Feuermanagement, Kleinstauseen und LUCC an die unterschiedlichen<br />
Institutionen in Benin.<br />
⇒ Validierung der DSS<br />
⇒ Durchführung von Workshops in Benin für die unterschiedlichen Anwendergruppen der DSS<br />
von den Pilotgemeinden über die übergeordneten Institutionen bis <strong>zu</strong> den <strong>Universität</strong>en, die<br />
die DSS weiterentwickeln sollen<br />
⇒ Durchführung eines internationalen Workshops auf dem die DSS und die LUCC Prozessierungsketten<br />
maßgeblichen Institutionen anderer Länder in WA präsentiert werden
Teilprojekt A3 IMPETUS<br />
⇒ Weiterentwicklung der Drohne und Schulung der Beniner im Gebrauch derselben<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Fertigstellung der DSS und genaue Dokumentation der DSS<br />
⇒ Dokumentation aller Arbeiten die von dem TP innerhalb von IMPETUS geleistet wurden<br />
⇒ Endgültiger Transfer aller Programme und Daten nach Benin<br />
Bearbeiter „Landnut<strong>zu</strong>ngsmodellierung“<br />
Für die Betreuung der Landnut<strong>zu</strong>ngsmodellierung auf der lokalen bis regionalen Skala soll Michael<br />
Judex mit (¾ BAT IIa) bis Ende der Projektphase beschäftigt werden. Seine Aufgaben sind<br />
die Weiterführung der Erfassung der Landbedeckungs- und Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung auf der regionalen<br />
bis lokalen Skala. Die Weiterarbeit an den LUCC Modellen vor allem in der regionalen<br />
und lokalen Skala wird eine zentrale Aufgabe sein. Dies wird auf der Basis der von IMPETUS<br />
entwickelten offenen Modellierplattform XULU erfolgen. Des Weiteren wird er an der Erstellung<br />
des DSS für die Auswirkungen von Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen im regionalen bis lokalen<br />
Maßstab mitarbeiten. Ebenso ist er an der der Konzeption, Erstellung und Validierung des DSS<br />
für das Feuermanagement beteiligt. Hierfür sind regelmäßige Reisen nach Benin notwendig. Zu<br />
seinen Aufgaben gehört die Konzeption, Organisation und Durchführung von Schulungen im<br />
Bereich Erfassung von Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen und Landnut<strong>zu</strong>ngsmodellierung. Damit wird<br />
ein wichtiger Teil für den notwendigen Wissenstransfer nach Benin abgedeckt werden.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Weiterarbeit und Fertigstellung eines regionalen Landnut<strong>zu</strong>ngsmodells unter Einbeziehung<br />
der IMPETUS-Szenarien<br />
⇒ Transfer der Ergebnisse auf unterschiedliche Skalen<br />
⇒ Kommunikation und Transfer der Ergebnisse an die anderen Problemkomplexe<br />
⇒ Mitarbeit an der Konzeption eines DSS für Auswirkungen von Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen und<br />
Buschfeuer<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Weiterentwicklung der Prozessierungskette für die Erfassung der Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen<br />
unter Einbeziehung neuer Daten<br />
⇒ Weiterentwicklung des Einsatzes unterschiedlicher Landnut<strong>zu</strong>ngsmodelle auf regionalem<br />
Maßstab<br />
⇒ Mitarbeit bei der Entwicklung der DSS Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen und Buschfeuer<br />
⇒ Feldkampagnen <strong>zu</strong>r ersten Validierung der Ergebnisse<br />
⇒ Durchführung von Feldkampagnen mit beninischen Partnern <strong>zu</strong>r Erhebung von räumlich<br />
hochauflösenden Daten <strong>zu</strong>r Kalibrierung und Validierung der Modelle<br />
⇒ Organisation von Workshops und Durchführung von Schulungen in Benin<br />
417
418<br />
IMPETUS Teilprojekt A3<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Integration der Arbeiten in die Modellierumgebung und DSS<br />
⇒ Dokumentation der Arbeiten<br />
⇒ Übergabe der erstellten Arbeiten und Module nach Benin<br />
⇒ Mitorganisation von Workshops und Durchführung von Schulungen in Benin<br />
4.Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Endgültige Dokumentation der Modelle<br />
⇒ Letzte Schulungen der Mitarbeiter in Benin<br />
⇒ Mitarbeit bei der Verfassung der Endberichte<br />
Bearbeiter „Agrarische Marginalität / DSS“<br />
Für die hauptverantwortliche Bearbeitung von PK Be-E.6 sowie die Konzeption und Umset<strong>zu</strong>ng<br />
der Thematik in ein DSS wird Julia Röhrig als wissenschaftliche Mitarbeiterin ( 1 /2 BAT IIa) angestellt.<br />
Ihre Aufgaben sind die Fertigstellung der Modellierung der aktuellen und <strong>zu</strong>künftigen<br />
agrarischen Marginalität und damit verbundene Degradationsrisiken sowie die Ableitung der aktuellen<br />
Landdegradierung aus Fernerkundungsdaten in einer räumlichen Auflösung von 1 km für<br />
Gesamtbenin. Über die Lokalisierung von den naturräumlichen Einschränkungen werden ferner<br />
notwendige Kompensationsmaßnahmen und Anbausysteme abgeleitet. Dabei wird sie wesentlich<br />
an der Konzeption und Umset<strong>zu</strong>ng des DSS für die Erhaltung der natürlichen Produktionsgrundlagen<br />
Benins arbeiten. In Diskussionen mit „Stakeholdern“ wurde ein großes Interesse an einer<br />
eigenen softwaregestützten Umset<strong>zu</strong>ng des Berechnungsalgorithmus des Marginalitätsindexes<br />
deutlich. Hierfür sind weitere Reisen nach Benin <strong>zu</strong>r Vorbereitung und Durchführung von<br />
Workshops notwendig. Die Daten und Ergebnisse des Problemkomplexes werden für andere <strong>Impetus</strong>-Arbeiten<br />
aufbereitet. Daneben ist sie an der Konzeption und Aktivitäten von PK Be-L.4<br />
und PK Be-E.5 beteiligt.<br />
1. Jahr (ab Mai 2006)<br />
⇒ Weiterarbeit und Fertigstellung der Berechnung der agrarischen Marginalität für Gesamtbenin<br />
in einer räumlichen Auflösung von 1km<br />
⇒ Bestimmung der aktuellen Landdegradierung mittels Fernerkundungsdaten<br />
⇒ Zusammenarbeit und Transfer der Ergebnisse mit anderen Problemkomplexen<br />
⇒ Berechnungen der agrarischen Marginalität unter Berücksichtigung von <strong>Impetus</strong>-Szenarien<br />
⇒ Fortset<strong>zu</strong>ng der Kommunikation mit „Stakeholdern“ wegen der Erstellung eines DSS<br />
⇒ Abschluss der Dissertation
Teilprojekt A3 IMPETUS<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Quantifizierung des Zusammenhangs zwischen Grad der naturräumlichen Marginalität, Nut<strong>zu</strong>ngsintensität<br />
und Degradationsgrad (inklusive Feldkampagnen)<br />
⇒ Konzeption und Umset<strong>zu</strong>ng des DSS<br />
⇒ Organisation und Durchführung eines Workshops in Benin (eventuell Modifikation des DSS)<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Analyse möglicher Kompensations- und Managementmöglichkeiten aufgrund bestehender<br />
naturräumlicher Beschränkungsfaktoren und Kompensationspotenziale<br />
⇒ Fertigstellung des DSS <strong>zu</strong>r Erhaltung der natürlichen Produktionsgrundlagen der landwirtschaftlichen<br />
Nut<strong>zu</strong>ng<br />
⇒ Organisation und Durchführung eines Workshops in Benin sowie Übergabe der Arbeiten und<br />
Software<br />
⇒ Dokumentation der Arbeiten<br />
Bearbeiter „Ertragsmodellierung und Wasserverbrauch“<br />
In der 3. Projektphase soll das betriebene Messnetz weiter genutzt werden, um sowohl begonnene<br />
Messungen an Kulturpflanzen weiter<strong>zu</strong>führen, als auch die Datenbasis <strong>zu</strong> verbessern, so dass<br />
die Wachstumsmodelle EPIC, YES und ggf. DSSAT für die wichtigsten der angebauten Nutzpflanzen<br />
an die lokalen Gegebenheiten angepasst werden können. Die notwendigen Größen für<br />
die Szenarienentwicklung sind bereit <strong>zu</strong> stellen. Ferner sind die verschiedenen Management-<br />
Optionen (PK Be-E.4 und PK Be-E.7) ebenfalls hinsichtlich Ertragswirkung und Produktivität<br />
<strong>zu</strong> evaluieren und ggf. in ein DSS (mit TP A4, BenIMPACT) <strong>zu</strong> integrieren. Frau Stadler parametrisiert<br />
und validiert derzeit das Modell EPIC an den wichtigsten Ackerkulturen des Projektgebietes.<br />
Erste Modelläufe werden <strong>zu</strong> Ende der zweiten Projektphase abgeschlossen sein, es<br />
fehlt aber noch die weitere Anpassung, insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass im Projektgebiet<br />
mit multiplem Nährstoffmangel <strong>zu</strong> rechnen ist. In der 3. Projektphase soll auch mit der<br />
Modellierung von Wachstum und Ertrag für Yams begonnen werden, für das am IITA eine Modifikation<br />
von EPIC vorliegt, es wird jedoch noch eine weitere Modellanpassung und Validierung<br />
erforderlich. Insbesondere ist für Frau Stadler erforderlich, die Phänologie der unterschiedlichen<br />
Sorten (Landsorten und Zuchtsorten des INRAB) und die Reaktion verschiedener Genotypen<br />
auf die unterschiedliche Nährstoffversorgung <strong>zu</strong> verfolgen. Sie soll mit einer ½ BAT IIa-<br />
Stelle eingestellt werden.<br />
Ein wichtiges Ziel des TP ist es auch weiterhin, Grundlagen für die Szenarienentwicklung bereit<strong>zu</strong>stellen.<br />
Auch wenn der Schwerpunkt der Arbeit in der 3. Phase auf Modelleinsatz und Entwicklung<br />
von DSS liegt, sollten die Messnetze und einfachen Feldversuche weiter durchgeführt<br />
werden, um die Datengrundlage <strong>zu</strong> verbessern. Die Modellvalidierung wird auf einer breiteren<br />
419
420<br />
IMPETUS Teilprojekt A3<br />
Datenbasis wesentlich sicherer, und Fehler können besser identifiziert werden. Messungen der<br />
Transpirationsraten und Extrapolation der Transpiration der natürlichen Vegetation an Hand einfacher<br />
Parameter und direkter Messungen (Vergleich Wasserhaushalt von Kulturland und natürlicher<br />
Vegetation) sollen ebenfalls weiter durchgeführt werden (C. Kanninkpo).<br />
Gleichzeitig können auf diese Weise die Counterparts in das Projekt eingebunden und mit den<br />
vorhandenen Techniken und Methoden vertraut gemacht werden, so dass diese auch mit Ablauf<br />
der 3. Projektphase die Erkenntnisse und Forschungsansätze weiter fortführen können. Wichtigste<br />
Partner sind hier die <strong>Universität</strong> du Benin, Cotonou (Prof. Agbossou) und das INRAB.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Feldversuche mit optimierter Düngung und Maßnahmen <strong>zu</strong>r Bodenverbesserung<br />
⇒ Fortführung <strong>zu</strong>r Messung der Evapotranspiration auf Intensivmessflächen für vollständige<br />
Wasserbilanz (<strong>zu</strong>s. mit A1, A2) und Aufnahme der phänologischen Daten<br />
⇒ Anpassung von EPIC für Mais, Sorghum, Yams und ggf. weitere Kulturarten (je nach Fortschritten<br />
bei der Modellanpassung)<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Fortführung der Feldversuche und Aufnahme der phänologischen Daten<br />
⇒ Modelläufe Wachstumsmodelle. Beginn der Integration der Wachstumsmodelle in GIS<br />
⇒ Modellierung von Reiswachstum und –ertrag in „bas fonds“; Testlauf mit ORYZA<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Fortführung der Feldversuche <strong>zu</strong>r Modellvalidierung<br />
⇒ Einbindung der Bodenkarten in GIS (mit A2) und Ermittlung regionale Karten des potenziellen<br />
Ertrags unter verschiedenen Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />
⇒ Ermittlung des Ertragspotenzials in „bas fonds“<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Modellierung des Einflusses von Bewässerung auf Erträge wichtiger Kulturen unter nichtwasserlimitierten<br />
Bedingungen<br />
⇒ Abschät<strong>zu</strong>ng des Produktionspotenzials in „bas fonds“<br />
Bearbeiter „Ressource Wald und Weide“<br />
Die Fortführung der Modellierung und die Erweiterung des Holz<strong>zu</strong>wachs / Holzentnahme Modells<br />
soll von Frau Dr. Bettina Orthmann übernommen werden. Hierbei steht insbesondere die<br />
Integration der Regeneration von Baumindividuen im Vordergrund als Vorausset<strong>zu</strong>ng für die<br />
Modellierung dynamischer Prozesse und langfristiger Zeiträume. Die Extrapolation des Modells<br />
wird für den Benin und die Südsudanzone angestrebt. Die Aufarbeitung bereits erhobener Daten<br />
und die Ableitung relevanter Prozesse im Bereich Feuer und Beweidung stellt einen weiteren
Teilprojekt A3 IMPETUS<br />
Arbeitsschwerpunkt dar. In diesem Zusammenhang ist die Doktorarbeit von Herrn Ismael Toko<br />
eingegliedert, die von Frau Dr. Orthmann in Kooperation mit Prof. Dr. Brice Sinsin betreut wird.<br />
Die Ergebnisse der Modellierung sind von Relevanz für die PK Be-E.1, PK Be-E.5, PK Be-L.1,<br />
PK Be-L.4, und PK Be-L.5 und werden dort von Frau Dr. Orthmann integriert werden. Um eine<br />
optimierte Integration der Daten und Modellierungsergebnisse von PK Be-L.2 <strong>zu</strong> erreichen ist<br />
Frau Dr. Orthmann in die Konzeption und die Aktivitäten der jeweiligen Problemkomplexe eingebunden.<br />
Mit dem Forstministerium wird ein Schulungskonzept für lokale Behörden und laufende<br />
Forstprojekte erarbeitet.<br />
Durch ihre langen Feldaufenthalte in Benin seit der ersten IMPETUS Phase verfügt Frau Dr.<br />
Orthmann über umfassende Kenntnis des Wald-Savanne Systems in Benin, aber auch über vielfältige<br />
Kontakte auf den behördlichen Ebenen. Mit ihrer Promotion steht <strong>zu</strong>dem umfangreiches<br />
Datenmaterial ökosystemarer Zusammenhänge <strong>zu</strong>r Verfügung, das bereits in die Modellstrukturen<br />
eingegangen ist. Frau Dr. Orthmann kooperiert seit Beginn des Projektes eng mit der <strong>Universität</strong><br />
Abomey-Calavi und den vegetationskundlichen Arbeitsgruppen aus BIOTA-West-West Afrika.<br />
Für sie ist eine BAT IIa-Stelle vorgesehen.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Berechnung von Holzentnahmeszenarien und Interventionsszenarien bis 2025<br />
⇒ Parametrisierung des Holz<strong>zu</strong>wachs / Holzentnahme Modells für weitere Baumarten<br />
⇒ Erweiterung des bestehenden Modells um die Berechnung ökosystemare Kenngrößen (Bestandesstruktur,<br />
holzige Biomasse, Baumdeckung, LAI)<br />
⇒ Aufbereitung der Regenerrationsdaten.<br />
⇒ Koordination und Bearbeitung der Langzeituntersuchungen <strong>zu</strong>r Regeneration der Baumarten<br />
⇒ Aufbereitung der vorliegenden Daten <strong>zu</strong>r Beweidung und Koordination der weiterführenden<br />
Arbeiten (Ismael Toko)<br />
⇒ Aufbereitung der Daten <strong>zu</strong> Feuerregime und Zusammenhang von Feuer und Vegetation<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Implementierung der Regeneration in das Holz<strong>zu</strong>wachs / Holzentnahme Modell<br />
⇒ Berechnung von Holzentnahme- und Interventionsszenarien für den Zeitraum bis 2100<br />
⇒ Koordination und Bearbeitung der Langzeituntersuchungen <strong>zu</strong>r Regeneration der Baumarten<br />
⇒ Bearbeitung der Outputdaten für die Verfügbarkeit für die jeweiligen Problemkomplexe<br />
⇒ Integration der Beweidungsdaten in den PK Be-E.5<br />
⇒ Integration der Feuerdaten in den PK Be-L.5<br />
3. Jahr (2008 bis 30. April 2009)<br />
⇒ Extrapolation der Daten für die westafrikanische Vegetationszone und den Benin<br />
⇒ Ableitung von Managementvorschläge für ein nachhaltiges Forstmanagement<br />
⇒ Übergabe der Managementvorschläge an das Forstministerium in Cotonou<br />
421
422<br />
IMPETUS Teilprojekt A3<br />
⇒ Schulung der lokalen Forstbehörden und laufenden Forstprojekte<br />
⇒ Vorbereitung der Übergabe der Langzeituntersuchungen <strong>zu</strong>r Regeneration der Baumarten an<br />
die Arbeitsgruppe Brice Sinsin.<br />
⇒ Abschluss der Arbeiten, Evaluation und Dokumentation.<br />
SHK „Wissenstransfer und DSS“<br />
Eine wichtige Aufgabe der 3. IMPETUS Phase ist neben der Erstellung von DSS der Transfer<br />
und die institutionelle Verankerung der von IMPETUS erarbeiteten Methoden und Datensätze<br />
nach Benin. Herr Vincent Orekan soll hierbei entscheidende Arbeiten leisten. Es ist seine Aufgabe<br />
den Kontakt <strong>zu</strong> den „Stakeholdern“ von TP3 aufrecht<strong>zu</strong>erhalten und <strong>zu</strong> intensivieren sowie<br />
bei der Konzeption der DSS, wiederum in enger Kooperation mit den „Stakeholdern“ mit<strong>zu</strong>wirken.<br />
Weiterhin ist er für die Implementierung der Prozessketten, die Erfassung und Modellierung<br />
der Vegetationsdynamiken in Benin, sowie die Durchführung von entsprechenden Workshops<br />
und Schulungen für die „Stakeholder“ verantwortlich. Hierfür ist es auch notwendig, dass er jedes<br />
Jahr mindestens für einen Monat in Deutschland arbeitet, um eine enge Zusammenarbeit <strong>zu</strong><br />
gewährleisten. Zudem soll er Feldkampagnen für die Kalibrierung der Modelle und DSS organisieren<br />
und durchführen. Finanziert werden soll er durch ein Gehalt, das einer SHK-Stelle in<br />
Deutschland entspricht.<br />
SHK „Vegetationsdynamik“<br />
Für die Erfassung der Vegetationsdynamik, eine wichtige Grundlage für die LUCC Modellierung<br />
/ Validierung und für eine Vielzahl von DSS, werden zahlreiche Fernerkundungsdaten unterschiedlicher<br />
räumlicher Auflösung benötigt. Diese müssen vor einer Analyse entsprechend<br />
aufbereitet (bestellt, katalogisiert, georeferenziert, atmosphärenkorrigiert,…) werden. Hierfür ist,<br />
trotz ausgefeilter Prozessketten, noch viel Arbeit vonnöten, die von einer studentischen Hilfskraft<br />
getätigt werden müssen. Daneben wird diese Person mit der Bedienung der Prozessketten<br />
für die Klassifizierung und Veränderungsdetektion der Satellitenbilder unterschiedlicher räumlicher<br />
Auflösung betraut. Weiterhin soll diese SHK die Aufbereitung, Umformatierung und Weiterleitung<br />
der aus Fernerkundungsdaten abgeleiteten Informationen an die anderen Teilprojekte<br />
und PK Bearbeiter leisten. Diese studentische Hilfskraft wird auch wesentlich in dem PK Be-L.1<br />
mitarbeiten.<br />
SHK „LUCC Modellierung“<br />
Ergebnisse der LUCC Modellierung werden von zahlreichen Gruppen benötigt. In diesem Problemkreis<br />
wird eine studentische Hilfskraft benötigt, die mit folgenden Aufgaben betraut werden
Teilprojekt A3 IMPETUS<br />
soll: Statistische Auswertung der vorliegenden Daten <strong>zu</strong>r Identifikation von Driving Forces und<br />
Beschaffung von relevanten <strong>zu</strong>sätzlichen Daten, berechnen der notwendigen Testläufe für die<br />
Sensibilitätstests der Modelle. Unterstüt<strong>zu</strong>ng bei der Validierung der Modellergebnisse und Mitarbeit<br />
bei der Erstellung der spezifischen DSS. Transformation der Modellergebnisse, sodass sie<br />
den andern Problemkomplexen <strong>zu</strong>r Verfügung stehen. Die Arbeiten für PK Be-L.1 von besonderer<br />
Bedeutung.<br />
SHK „DSS Erstellung“<br />
Eine wesentliche Aufgabe des TP B3 ist die Erstellung von „Decision Support Systemen“ z.B.<br />
für die Problemkomplexe PK Be-L.1, PK Be-E.4 und PK Be-L.5. Zur Unterstüt<strong>zu</strong>ng dieser Arbeiten<br />
wird eine SHK <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng bei folgenden Arbeiten benötigt; Literaturrecherche im<br />
Rahmen der DSS, Erstellung von Prototypen von der einzelnen DSS nach Vorgabe der Hauptbearbeiter<br />
<strong>zu</strong> Testzwecken, Aufbereitung der jeweiligen Daten für die Verwendung in den DSS,<br />
dabei Programmierung von Skripten und Tests der DSS. Mithilfe beim Transfer der DSS nach<br />
Benin. Schreiben von Anleitungen und Dokumentationen für die DSS.<br />
SHK „Ressource Wald und Weide“<br />
Wichtige Basisdaten für den PK Be-L.2 sind die Langzeitdaten <strong>zu</strong>r Regeneration der Baumarten.<br />
Diese werden auf Dauerflächen jedes Jahr im März und Oktober in Benin erhoben. Mit der Eingabe,<br />
Überprüfung und Korrektur der Daten soll eine studentische Hilfskraft betraut werden, die<br />
damit bereits weitreichende Erfahrung hat. Weiterhin sollen im Rahmen der SHK-Stelle verfügbare<br />
Daten aus der beninischen Projektliteratur recherchiert und aufgearbeitet werden, so dass<br />
sie für die Prozessketten im Modell nutzbar sind. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt ist die Visualisie-rung<br />
der Modellierungsergebnisse.<br />
SHK „Ertragsmodellierung“<br />
Für die Ertragsmodellierung wird eine Studentische Hilfskraft benötigt. Sie soll die Analyse und<br />
Auswertung von Proben, die für die Kalibrierung und Validierung der Ertragsmodelle benötigt<br />
werden unterstützen. Weiterhin wird sie mit der Literaturrecherche betraut werden, um die Ergebnisse<br />
in einen Gesamt<strong>zu</strong>sammenhang stellen <strong>zu</strong> können und Parameter anderer Autoren entsprechend<br />
in den Modellen verwenden <strong>zu</strong> können. Des Weiteren soll er beim Transfer von Ergebnissen<br />
<strong>zu</strong> anderen Teilprojekten und Problemkomplexen tätig werden. Ausführliche Tests der<br />
Modelle und DSS gehören ebenfalls <strong>zu</strong> seinen Aufgabengebieten.<br />
423
424<br />
IMPETUS Teilprojekt A3<br />
Tabelle der im Teilprojekt verwendeten Abkür<strong>zu</strong>ngen und Akronyme<br />
Abkür<strong>zu</strong>ng Erklärung<br />
Ca Kalzium<br />
CO2<br />
Kohlendioxid<br />
DRIS “Diagnosis and Recommendation Integrated System”: Bivariates Auswertungssystem<br />
für Pflanzenanalysen, welches die Verhältnisse der einzelnen Nährstoffe <strong>zu</strong>einander<br />
bewertet<br />
DSS Decision support system (Entscheidungsunterstüt<strong>zu</strong>ngs System)<br />
DSSAT Decision Support System for Agricultural Transfer<br />
EPIC Früher: Erosion-Productivity-Impact-Calculator, Heute: Environmental-Policy-<br />
Integrated Climate<br />
EZ Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit<br />
IITA International Institute for Tropical Agriculture<br />
K Kalium<br />
LUCC „Land use and land cover change“ (Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Landbedeckungsänderung)<br />
Mg Magnesium<br />
N Stickstoff<br />
NGO Non gouvernment organisation<br />
ORYZA Ökophysiologisches Modell <strong>zu</strong>r Simulation des (Nass-)Reiswachstums<br />
P Phosphor<br />
PK Problemkomplexe<br />
TP Teilprojekt<br />
WARDA West African Rice Development Association<br />
YES Yield Estimation Model<br />
XULU Extendable land use / land cover modeling platform<br />
Zn Zink
Teilprojekt A3 IMPETUS<br />
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427
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IMPETUS Teilprojekt A3<br />
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Hennenberg, K. J., Fischer, F., Kouadio, K., Goetze, D., Orthmann, B., Linsenmair, K. E., Jeltsch, F. & Porembski, S. (in press)<br />
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Orthmann, B., Hennenberg, K. J. & Porembski, S., 2005. Impact of selective logging on floristic and environmental characteristics<br />
in the woodland-savanna mosaic in central Benin (West Africa). Annual Meeting of the GFÖ, Regensburg, September<br />
2005.<br />
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February 2001.<br />
Orthmann, B., Porembski, S., Thamm, H-P., Menz, G., & Sinsin, B., 2001. Assessment and Modelling of Vegetation Dynamics<br />
in the Upper-Ouémé Catchment (Benin, West-Africa). Annual Meeting of the IAVS, Weihenstephan, July 2001.<br />
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Teilprojekt A3 IMPETUS<br />
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Thamm, H.-P. & H. Paeth (2004): Investigation of vegetation dynamics with SPOT VEGETATION satellite data in West Africa.<br />
Proceedings of the Second International SPOT VEGETATION Users Conference. 24.-26. March, Antwerp. in press.<br />
Thamm, H.-P. & M. Braun (2002): Evaluation of JERS GRFM imagery for small-scale land cover / land use classification in<br />
West Africa: A case study from Benin. In: Proceedings of the 2nd Workshop of the EARSeL Special Interest Group on<br />
Remote Sensing for Developing Countries, 18. - 20. September 2002, Bonn.<br />
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Thamm, H.-P. & M. Schmidt (2001): Erhebung von „Ground Truth“ mit dem GPS Link von ERDAS IMAGINE für eine Klassifizierung<br />
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Benin (West-Africa), 21rd EARSeL Annual Symposium 2001, 2-5 June 2001, Paris.<br />
Thamm, H.-P.; Menz, G. & O. Kissiyar (2001): Investigation of the Land Use / Land Cover Change in the Upper Ouémé Catchment,<br />
Benin (West-Africa) for the Set Up of a Coherent Development Plan. In Proceedings IGARSS Symposium Australia.<br />
9-13, 2001, Sydney.<br />
Thamm, H.-P.; Menz, G.; Goldbach, H.; Porembski, S.; Jürgens, N.; Burkhardt, J.; Finck, M.; Orthmann, B.; Staudinger, M; & F.<br />
Gresens (2003): Functional Relationships between spatio-temporal vegetation dynamics and the water cycle, In Proceedings<br />
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Thamm, H.-P.; Schmidt, M.; Mévo Guézo, G. & G. Menz (2000): An Integrative Management Project for Efficient and Sustainable<br />
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Wesuls, D., 2003. Die Auswirkungen selektiven Holzeinschlages auf die Pflanzengemeinschaft im Unterwuchs eines lichten<br />
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Wotto, J., 2003. Pratique de l'Elevage des Bovins au Benin: son Intégration dans la Gestion des Ecosystèmes du Terroir de Doguè.<br />
Mémoire de Maîtrise (inédit) au Faculté des Sciences Agronomiques, Université d'Abomey-Calavi, 80 pp<br />
429
Teilprojekt A4 IMPETUS<br />
Teilprojekt A4<br />
Modellierung von Landbewirtschaftungssystemen<br />
aus agrarökologischer und ökonomischer Sicht<br />
Antragsteller Fach<br />
Prof. Dr. Th. Heckelei (Koordinator)<br />
Institut für Agrarpolitik, Marktforschung und Wirtschaftssoziologie,<br />
<strong>Universität</strong> Bonn<br />
Prof. Dr. M. Janssens<br />
Institut für Obstanbau und Gemüseanbau, Abt. Tropischer<br />
Pflanzenbau, <strong>Universität</strong> Bonn<br />
Bearbeitet werden in dem Teilprojekt A4 die folgenden Problemkomplexe:<br />
431<br />
Ökonometrie, Politikinformationssysteme<br />
Landbewirtschaftungssysteme<br />
Nr. Titel des Problemkomplexes<br />
PK Be-E.1 Landnut<strong>zu</strong>ng und Versorgungssicherung bei Ressourcenknappheit und Niederschlagsvariabilität<br />
in Benin (Federführung)<br />
PK Be-E.5 Land- und Wasserbedarf der Nutztierhaltung in Benin (Federführung)<br />
PK Be-L.4 Ökovolumendynamik und Anpassung des Anbausystems an die Klimaänderung<br />
im Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet (Federführung)<br />
Zusammenfassung<br />
Landwirtschaftliche Aktivitäten spielen für den Wasserkreislauf des Ouemé-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes eine<br />
zentrale Rolle. Zwar ist die Nut<strong>zu</strong>ng von Oberflächen- oder Grundwasser für Bewässerungszwecke<br />
nach wie vor <strong>zu</strong> vernachlässigen, allerdings bestimmt die Landbewirtschaftung wesentlich<br />
und in <strong>zu</strong>nehmendem Maße die Fläche und das Volumen der Vegetationsbedeckung des Landes.<br />
Diese wiederum wirken in vielfältiger Weise auf den Wasserhaushalt ein, vor allem auf das Verhältnis<br />
von Evaporation, Transpiration, oberflächlichem Abfluss und Versickerung. Darüber<br />
hinaus bewirkt die Bevölkerungs<strong>zu</strong>nahme in ländlichen Gebieten eine Zunahme des Bedarfs<br />
nach Trinkwasser. Vor allem das zentral in Benin gelegene obere Ouemé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet ist aufgrund<br />
der im Vergleich <strong>zu</strong> anderen Landesteilen immer noch reichlich vorhandenen Landreserven<br />
das Ziel von Wanderungsbewegungen, und zwar sowohl aus dem landarmen Süden als auch<br />
aus dem trockener werdenden Norden des Landes. Angesichts des weitgehenden Fehlens anderer<br />
Einkommensmöglichkeiten muss die Absicht <strong>zu</strong>r Landbewirtschaftung als wesentliche Triebfeder<br />
dieser Migrationstendenzen angesehen werden. Die Bevölkerungs<strong>zu</strong>nahme bei gleichzeiti-
432<br />
IMPETUS Teilprojekt A4<br />
gem Verharren in der Subsistenzwirtschaft ohne eine Erhöhung der Flächenproduktivität bewirkt<br />
einerseits die Abnahme der Waldsavanne auf Kosten von Ackerland, aber auch die Degradierung<br />
des Bodens und damit abnehmende Ertragspotenziale aufgrund kürzer werdender Brachezeiten.<br />
In Teilprojekt A4 erstellen Tropenagronomen und Agrarökonomen Analysen <strong>zu</strong>r Landbewirtschaftung.<br />
Die Agronomie identifiziert die wichtigsten Landbewirtschaftungssysteme und deren<br />
Verteilung im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet. Darüber hinaus wird ermittelt, in welcher Masse bzw. Volumen die<br />
typische Vegetations<strong>zu</strong>sammenset<strong>zu</strong>ng eines Landbewirtschaftungssystems resultiert (PK<br />
Be-L.4). In Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen in IMPETUS (Meteorologie, Hydrogeologie,<br />
Fernerkundung) werden Hypothesen <strong>zu</strong>r Rolle des Vegetationsvolumens für den Wasserkreislauf<br />
geprüft. Die agrarökonomischen Wissenschaftler hingegen modellieren die Entwicklung<br />
des Agrarsektors einschließlich der Landnut<strong>zu</strong>ng auf der Gemeinde-Ebene für das Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
(PK Be-E.1 und PK Be-E.5). Die Anwendung des bio-ökonomischen Modells BenIM-<br />
PACT im Rahmen des „Decision Support Systems“ (DSS) steht im Vordergrund der wissenschaftlichen<br />
Arbeit. Hier wird innerhalb von IMPETUS vor allem mit Agronomen, Fernerkundlern,<br />
Landnut<strong>zu</strong>ngsmodellierern auf der lokalen Skala sowie mit Demographen <strong>zu</strong>sammengearbeitet.<br />
Die Aufgaben werden durch einen Postdoktoranden und zwei Doktoranden bearbeitet und<br />
von 3,5 SHK unterstützt. Das „Capacity-Building“ durch A4 wird auf der wissenschaftlichen<br />
Ebene durch Zusammenarbeit mit lokalen Nachwuchswissenschaftlern geprägt sein. Außerdem<br />
sind ein strukturierter wirtschafts- und agrarpolitischer Dialog sowie das Training von administrativem<br />
Schlüsselpersonal in der Modellanwendung vorgesehen.<br />
Weiterentwicklung im Stand der Wissenschaft seit 2003<br />
Modellierung ökonomischer Prozesse in der landwirtschaftlichen Produktion<br />
In einem landwirtschaftlich geprägten Entwicklungsland wie Benin können Agrarsektormodelle<br />
als politische Entscheidungshilfen dienen, da sich mit ihrer Hilfe sowohl die Auswirkungen von<br />
exogenen Änderungen (Szenarien <strong>zu</strong> Klimawandel, Bevölkerungsentwicklung, technischer Fortschritt)<br />
als auch alternative Strategien der Wirtschafts- und Agrarpolitik quantifizieren und bewerten<br />
lassen können. Die Erstellung und Anpassung derartiger Modellsysteme erfordert jedoch<br />
Ressourcen, die oftmals in den Partnerländern nicht bereitgestellt werden können. Insofern ist<br />
ein wichtiges Ziel in Teilprojekt A4, ein den besonderen Produktionsverhältnissen im Ouemé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet angepasstes Agrarsektormodell <strong>zu</strong> entwickeln und Wissenschaftlern und Entscheidungsträgern<br />
in Benin verfügbar <strong>zu</strong> machen. Das Projekt IMPETUS bietet in diesem Zusammenhang<br />
die einzigartige Möglichkeit, Modelle und Ergebnisse zahlreicher gleichfalls rele-
Teilprojekt A4 IMPETUS<br />
vanter natur- und sozialwissenschaftlicher Disziplinen in ein solches Agrarsektormodell <strong>zu</strong> integrieren.<br />
Die besondere Herausforderung an ein agrarökonomisches Modell für IMPETUS-Benin besteht<br />
darin, diejenigen wirtschaftlichen Prozesse <strong>zu</strong> identifizieren und ab<strong>zu</strong>bilden, welche letztlich die<br />
beobachtete Landnut<strong>zu</strong>ng bestimmen. Die Landnut<strong>zu</strong>ng determiniert die Vegetationsbedeckung<br />
des Landes, und spielt damit eine entscheidende Rolle im Wasserkreislauf. Landnut<strong>zu</strong>ng erfolgt<br />
<strong>zu</strong>m einen in der Form von Ackerbau und Dauerkulturen (Sträucher und Bäume). Aber auch der<br />
Wald bzw. Baumsavanne werden als Quelle für Bau- und Feuerholz, als Viehweide und als<br />
Jagdrevier genutzt. Die beobachteten Trends der letzten Jahre zeigen eine starke Zunahme der<br />
ackerbaulichen Nut<strong>zu</strong>ng mit entsprechenden Rückgängen der Nut<strong>zu</strong>ng von Wald. Verbunden ist<br />
dies mit einem Rückgang des Volumens der Vegetationsbedeckung. Aufgabe der Agrarsektormodellierung<br />
ist es, die ökonomischen Ursachen als auch die Geschwindigkeit dieses Nut<strong>zu</strong>ngswandels<br />
<strong>zu</strong> erklären. Hier<strong>zu</strong> ist es <strong>zu</strong>m einen nötig, ein Modell <strong>zu</strong> verwenden, das die wirtschaftlichen<br />
Bedingungen von Subsistenzlandwirtschaft unter Bevölkerungsdruck wiedergibt. Weiters<br />
ist eine angemessene dynamische Formulierung und Parametrisierung des Modells erforderlich,<br />
um künftige Entwicklungen abschätzen <strong>zu</strong> können. Wesentliche treibende Faktoren sind hier in<br />
erster Linie das lokale Bevölkerungswachstum und die Entwicklung alternativer Einkommensmöglichkeiten,<br />
aber auch die Verfügbarkeit von Betriebsmitteln und der Zugang der Landwirte<br />
<strong>zu</strong> Kredit.<br />
Es existieren mittlerweile eine Reihe von Simulationsmodellen, welche die Problematik des Ressourcenverbrauchs<br />
in der Subsistenzlandwirtschaft bei Bevölkerungsdruck in tropischen Ländern<br />
nach<strong>zu</strong>bilden versuchen. Basierend auf den Arbeiten von A.V. Chayanov, E. Boserup und H.<br />
Binswanger (Chayanov, 1966; Boserup, 1965; Binswanger und Rosenzweig, 1986) hat sich eine<br />
neue Klasse sogenannter ‚Bio-Ökonomischer’ Modelle entwickelt, die in interdisziplinärer Weise<br />
Probleme von Subsistenzlandwirtschaft und dem Management natürlicher Ressourcen analysieren<br />
(Holden, 2004). Barbier und Bergeron (2001) entwickelten ein rekursiv-dynamisches bioökonomisches<br />
Modell für ein kleines Flussein<strong>zu</strong>gsgebiet in Honduras mit einem fünfjährigen<br />
Planungshorizont. Die Ressourcenausstattung besteht aus Arbeitskräften, Vieh, Baumbestand,<br />
Bodenqualität und Pflügen. Ertragsänderungen werden mit dem Modell EPIC simuliert, welches<br />
auch in IMPETUS verwendet wird (PK Be-E.2). Barbier und Hazell (2000) konzentrieren sich<br />
auf das Zusammenspiel von Ackerbauern und transhumanen Viehhaltern in einem Dorf in Niger,<br />
und bezogen in ihre dynamische Analyse auch das Risiko von Dürrejahren mit ein. Beide Arbeiten<br />
enthalten wichtige Elemente für die Modellierung des Farmsystems im Ouemé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet, die in BenIMPACT realisiert wird. Ähnliche Modelle aus jüngerer Zeit wurden<br />
entwickelt durch Okomu et al. (2004) sowie Holden und Shiferaw (2004). Für Benin im Speziellen<br />
wurden verschiedene ökonomische Modelle erstellt, die meist den Agrarsektor in den Mittel-<br />
433
434<br />
IMPETUS Teilprojekt A4<br />
punkt der Betrachtung stellen. Aktuell sind folgende Autoren <strong>zu</strong> nennen, die mit verschiedenen<br />
Ansätzen die Auswirkungen veränderter sozioökonomischer und politischer Rahmenbedingun-<br />
gen analysieren: Van den Akker (2000), Senahoun (2001) und Abiassi (2002). Während die bei-<br />
den letztgenannten Studien vor allem die Auswirkungen der Abwertung des FCFA betrachten,<br />
werden in der Studie von Van den Akker (2000) die Auswirkungen technischer und institutionel-<br />
ler Innovationen in der Landwirtschaft bis <strong>zu</strong>m Jahr 2010 projiziert.<br />
Die in diesen Arbeiten gewonnenen Erkenntnisse werden von dem eigens für IMPETUS entwickelten<br />
Modellsystem aufgenommen. Dieses setzt sich <strong>zu</strong>sammen aus einem Agrarsektormodell<br />
(BenIMPACT: „Benin Integrated Modelling System for Policy Analysis, Climate and Technology<br />
Change“), einem kartographischen Visualisierungstool (BenMap) und einem XMLbasierten<br />
Tool <strong>zu</strong>r tabellarischen und graphischen Darstellung der numerischen Ergebnisse von<br />
Basisläufen und Simulationen. In modelltheoretischer Hinsicht ist es in der zweiten Phase von<br />
IMPETUS gelungen, das Agrarsektormodell (BenIMPACT) um methodische Neuerungen wie<br />
die Positive Mathematische Programmierung (Howitt, 1995; Heckelei und Britz, 2005) im Angebotsteil<br />
sowie eine Generalised Leontief-Nachfragefunktion (z. B. Ryan und Wales, 1996) <strong>zu</strong><br />
erweitern. Begleitet wurde die Arbeit am Simulationsmodell von Untersuchungen auf Basis verschiedener<br />
Ansätze (Regressionsanalyse, biophysikalische Modelle), um ökonomische und klimatische<br />
Einflussfaktoren quantifizieren <strong>zu</strong> können. Beispielhaft sei die Entwicklung eines Water<br />
Poverty Index auf Gemeinde-Ebene für Benin im Rahmen ihrer Diplomarbeit erwähnt (Heidecke,<br />
2005), deren Ergebnisse derzeit in Zusammenarbeit mit IFPRI (International Food Policy<br />
Research Institute, Washington D.C.) <strong>zu</strong> einer Publikation weiterentwickelt werden.<br />
Biomasseproduktion und Ökovolumen verschieender Farmsysteme<br />
Die Energieflüsse zwischen lebenden Pflanzen und ihrer Umgebung könnten eine Funktion von<br />
Biooberfläche und Ökovolumen sein. Die Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschiede zwischen<br />
dem Pflanzenkörper und der Umgebung beeinflussen diese Energieflüsse <strong>zu</strong> einem großen Teil.<br />
Auch innerhalb der lebenden Pflanze führen Alter und Zustand verschiedener Komponenten wie<br />
Wurzeln, Stamm, Xylem, Phloem, Blätter und Früchte <strong>zu</strong> unterschiedlichen Flussintensitäten.<br />
Diese Energieflüsse für den Zusammenhang zwischen Biomasse und Transpiration der Pflanzen,<br />
welcher wiederum eine wichtige Bestimmungsgröße im regionalen Wasserkreislauf darstellt. Im<br />
Folgenden wird ein kurzer Überblick über den Stand der Forschung im Bereich Biomassebestimmung<br />
gegeben.<br />
Die jährliche oberirdische Primärproduktion beträgt ANPP = Lt+ ΔBp (Trockenmasse in t/ha und<br />
Jahr) nach Webb (1983) und Zhong Li et al. (2002). Die entsprechende Bruttophotosynthese ist<br />
Pb = ANPP + R (mit R als gesamter oberirdischer pflanzlicher Atmungsaktivität). Laubfall wird
Teilprojekt A4 IMPETUS<br />
jedoch üblicherweise unterschätzt, da ein Teil verrottet oder in anderer Weise die Messapparaturen<br />
verfehlt (Clark et al., 2001a).<br />
Unter den verschiedenen allometrischen Beziehungen, die für alle Lebewesen gelten, wurde eine<br />
universelle Beziehung zwischen der metabolischen Energierate E und der frischen Biomasse M<br />
durch West et al. (1997, 2001) geschätzt (E = k. M3/4, auch als WBE-Modell bezeichnet). Allgemeine<br />
allometrische Kennziffern in der Biologie wurden von den gleichen Autoren entwickelt:<br />
• Basale Stammlänge L0 verhält sich <strong>zu</strong>r Biomasse wie L0 ∝ M1/4<br />
• Der Durchmesser R0 verhält sich <strong>zu</strong>r Biomasse wie R0 ∝ M3/8<br />
• Blattfläche Ak verhält sich <strong>zu</strong>r Biomasse wie Ak ∝ r²k<br />
• Andere Verhältnisse: Q0 ∝ nL ∝ AtotL ∝ r²0 ∝ M3/4(Q = Saftstrom; nL = Anzahl Blätter)<br />
Makarieva et al. (2004) kritisiert die allgemeine Gültigkeit der Skaleninvarianz von West und<br />
seiner Denkrichtung. Sie weisen darauf hin, dass die Relation zwischen metabolischer Energie<br />
und Biomasse (B = B0mα) und (E = k. M3/4) wie bei West et al. (1997, 2001) für alle lebenden<br />
Organismen bereits in allgemeiner Form durch Bertalanffy (1957) vorgeschlagen worden war.<br />
Die Bertalanffy-Gleichung drückt im Wesentlichen aus, dass Metabolismus die Differenz zwischen<br />
Anabolismus und Katabolismus ist.<br />
Durch Vormultiplizieren der obigen Formel mit mc/ec erhalten wir:<br />
dm/dt = am α – bm (Bertalanffy, 1957), wobei<br />
dm/dt = Massen<strong>zu</strong>nahme per Zeiteinheit<br />
a=B0(mc/Ec) mit B für metabolische Rate<br />
α=2/3 falls S proportional <strong>zu</strong> m 2/3 und mit S = Pflanzenvolumen<br />
b =Bc/Ec<br />
Des Weiteren ist das WBE-Modell von Enquist (2002) <strong>zu</strong> nennen, in welchem der Metabolismus<br />
B und der Stammdurchmesser D proportional <strong>zu</strong>m Pflanzenvolumen V sind.<br />
B∝V 3/4 und D∝V 3/8<br />
Wenn man annimmt, dass ρ = M/V = Gewebespezifische Dichte, dann ist <strong>zu</strong> jedem Zeitpunkt t<br />
B =CB(M/ρ ) 3/4 und D = CD(M/ρ ) 3/8<br />
mit CB and CD als entsprechende Proportionalitätskonstanten. Von der Biomasse <strong>zu</strong>m Biovolumen<br />
gelangt man dann über Vbio = BM/p, und vom Biovolumen <strong>zu</strong>r Biooberfläche durch S =<br />
f(m 2/3 ) (Kooijman 2000 in Makarieva et al., 2004).<br />
Auf der Basis der vorgestellten Arbeiten wird die Erfassung verschiedener Aspekte der<br />
Biomasse in repräsentativen Anbausystemen als wesentlicher Bestandteil der Forschungsarbeit<br />
435
436<br />
IMPETUS Teilprojekt A4<br />
im Bereich Landbewirtschaftung in TP A4 durchgeführt. In der zweiten Phase von IMPETUS<br />
wurden die Felduntersuchungen in Sérou und Dogué eingeleitet. Die Landnut<strong>zu</strong>ng in jedem Dorf<br />
wurde weiter in vier Gruppen aufgeteilt (Wald, Brache, Cashew, Ackerkulturen). Anbaukalender<br />
und Biomasseparameter (Biomasse, Landwirtschaftlicher Ertrag, Blattfall, Höhe, Vegetationsvo-<br />
lumen, „Leaf Area Index“) wurden in jedem Dorf methodisch erfasst. Außerdem wurde jedes<br />
Mal <strong>zu</strong>sätzlich die Bodenatmung anhand eines Bodenatmungsgerätes bestimmt. Die überragende<br />
Rolle der Cashewbäume <strong>zu</strong>r Bekämpfung von Buschfeuern und <strong>zu</strong>r Stabilisierung der landwirtschaftlichen<br />
Anbausysteme konnte bewiesen werden. Im Gegensatz <strong>zu</strong> Dogué sind die Anbausysteme<br />
in Sérou von Flächenmangel und daher höherer Anbauintensität gekennzeichnet (Mulindabigwi<br />
2002, 2003, 2004, 2005).<br />
In der 2. Phase wurde der Nord-Transekt im östlichen Teil um N’dali erfasst. Dann wurde entschieden,<br />
Erhebungen im Süd-Transekt durch<strong>zu</strong>führen, wo ein bimodales Niederschlagsregime<br />
herrscht. Beprobt wurden Pobe im Osten, im Westen Bohicon, sowie Savé im mittleren Transekt.<br />
Die Modellierung mit Biomassaparametern wurde erweitert. Neue Begriffe wie Agro-Klimax<br />
und Ökovolumen wurden vorgeschlagen (Janssens, Deng, Sonwa, Torrico, Mulindabigwi, Pohlan<br />
(2004)). „Leaf Area Index“ (LAI) und SLA („Specific Leaf Area“) wurden für weitere Kulturpflanzen<br />
(z.B. Sorghum, Mango) und Schattenbäumen (Néré, Karité, Teak) bestimmt (De<br />
Laethauwer, 2004; Vermeersch, 2005). Eine einfache Beziehung zwischen Bruttophotosynthese<br />
und Blattfall wurde ermittelt (Janssens, Deng, Mulindabigwi, 2004).<br />
Die Bedeutung der Tierhaltung für den Wasserkreislauf<br />
Die Bedeutung der Tierhaltung in Entwicklungsländern innerhalb der Landwirtschaft und der<br />
Ressourcenallokation wurde in den vergangenen Jahren in verschiedenen international angelegten<br />
Forschungsarbeiten untersucht und herausgestellt. So unterstreicht die Studie des Ifpri<br />
„World water and food to 2025“ (2002) die wichtige Position dieses Bereichs für den <strong>zu</strong>künftigen<br />
Wasserbedarf und die Ernährungssicherung. Da auf steigende Nachfragemengen mit einer<br />
Ausdehnung der Tierzahlen reagiert wird, entsteht <strong>zu</strong>nehmende Konkurrenz bezüglich Wasser<br />
und Flächen zwischen den verschiedenen Akteuren. Daraus entstehende Auswirkung auf die Ernährungssituation<br />
oder die Nachhaltigkeit agropastoraler Systeme in Westafrika wurden unter<br />
anderem in agrarökonomischen Untersuchungen von Butt (2003) für Mali und Barbier und Hazell<br />
(2000) für Niger untersucht. Aktuelle quantitative ökonomische Betrachtungen des Tierhaltungssektors<br />
in Benin sind dagegen selten, dafür existieren einzelne Fallstudien über Produktionsmethoden<br />
ausgewählter Tierarten wie <strong>zu</strong>m Beispiel von Kadel (2001) oder Icra (2001). Diese<br />
und weitere Einzelstudien sind eine wesentliche Grundlage für die Erstellung der benötigten Datenbasis,<br />
die Eingang in das agrarökonomische Modell BenImpact findet.
Teilprojekt A4 IMPETUS<br />
Die Bearbeitung des Aspekts der Tierhaltung innerhalb der agrarischen Modellierung erfolgt seit<br />
Januar 2004, weshalb die Forschungstätigkeit <strong>zu</strong>erst im Wesentlichen aus der Einarbeitung in die<br />
Thematik und die Erhebung von Daten bestand. Während die Schwerpunkte der beninischen Agrarpolitik<br />
auf der Pflanzenproduktion und hierbei insbesondere auf der Baumwollproduktion liegen,<br />
wird der Tierhaltung von offizieller Seite bislang noch relativ wenig Aufmerksamkeit geschenkt.<br />
Auch macht das vorherrschende halbnomadische Haltungssystem („Transhumanz“) die<br />
Erfassung von Tierzahlen sowie Produktionsergebnissen und –kosten außerordentlich schwierig.<br />
Daher sind ökonomische und produktionstechnische Daten <strong>zu</strong>r Tierhaltung schwer <strong>zu</strong> erhalten<br />
und mit großen Unsicherheiten behaftet. Eine ausführliche Literaturrecherche führte <strong>zu</strong> einer Zusammenstellung<br />
von Sekundärdaten, und aufgetretene Unstimmigkeiten wurden bereits mit lokalen<br />
Fachleuten diskutiert. Zur Validierung der Sekundärdaten mittels Interviews mit einschlägigen<br />
Experten und Viehhaltern wurde je ein Fragebogen entwickelt; die entsprechenden Befragungen<br />
werden Ende des Jahres 2005 durchgeführt werden.<br />
Anschließend an die erste Daten<strong>zu</strong>sammenstellung wurden Parameterberechnungen für das Modell<br />
und Modellerweiterungen vorgenommen. So wurde der Wasserbedarf der wichtigsten landwirtschaftlichen<br />
Nutztiere für die einzelnen Communes für das Basisjahr 2001/2002 sowie das<br />
Standardszenario 2025 auf der Basis von vorläufigen Trendextrapolationen berechnet. Zur Abschät<strong>zu</strong>ng<br />
der Futtergrundlage wurde das bislang <strong>zu</strong>r Ermittlung der pflanzlichen Erträge in<br />
BenIMPACT verwendete Modell CROPWAT in einer Weise erweitert, dass die Schwankungen<br />
der natürlichen Vegetation in Abhängigkeit von Klima und Niederschlag für ganz Benin berechnet<br />
werden können. Natürliche Vegetation stellt die Futtergrundlage in Benin dar und ist damit<br />
ein wesentlicher Produktionsfaktor in der Tierhaltung. Mit Ende der zweiten Phase von<br />
IMPETUS werden Futterbilanzen für die einzelnen Departments für das Basisjahr 2001 erarbeitet<br />
sein. Sowohl Wasser- als auch Futterbedarf der Nutztiere werden als Elemente typischer Produktionsverfahren<br />
in der lokalen Viehhaltung im Lauf der dritten Phase in BenIMPACT integriert<br />
werden.<br />
Ausführliche Beschreibung des Arbeitsplanes<br />
Die in Teilprojekt A4 beschäftigten Wissenschaftler sind für drei Problemkomplexe federführend<br />
verantwortlich. Im PK Be-E.1 besteht der Schwerpunkt in der Weiterentwicklung und politikrelevanten<br />
Anwendung des Agrarsektormodells BenIMPACT. Im PK Be-E.5 werden der Wasserbedarf<br />
von Nutztieren ermittelt und Futtermittelbilanzen erstellt, welche in mehreren anderen<br />
Problemkomplexen <strong>zu</strong>r Abschät<strong>zu</strong>ng der Wasserbilanzen bzw. der Landnut<strong>zu</strong>ng benötigt werden.<br />
Im Rahmen von PK Be-L.4 wird die Erhebung von Biomasse und Ökovolumen in verschiedenen<br />
Farmsystemen weitergeführt. Ziel von PK Be-L.4 ist die Ermittlung des Vegetationsvolu-<br />
437
438<br />
IMPETUS Teilprojekt A4<br />
mens für typische Farmsysteme. Als alternativer Parameter <strong>zu</strong> Biomasse wird ‚Ökovolumen’<br />
vorgeschlagen und flächendeckend erhoben.<br />
Die in Teilprojekt A4 beschäftigten Wissenschaftler sind an Problemkomplexen in den Themenbereichen<br />
Ernährungssicherung und Landnut<strong>zu</strong>ng in größerem Umfang beteiligt. Mit der Meteorologie<br />
sowie den Themenbereichen ‚Wasserdargebot’ und ‚Gesellschaft’ findet ein Austausch<br />
von Daten und Ergebnissen statt. Herr Dr. Arnim Kuhn ist in die Problemkomplexe PK Be-E.1<br />
und PK Be-E.5 direkt involviert. Als Verantwortlicher für PK Be-E.1 ist sein Schwerpunkt die<br />
Weiterentwicklung und politikrelevante Anwendung des Agrarsektormodells BenIMPACT. Außerdem<br />
ist Dr. Kuhn verantwortlicher Nachwuchswissenschaftler für das Teilprojekt A4, sowie<br />
auch für das Teilprojekt B4 (Marokko).<br />
Frau Ina Gruber arbeitet unter anderem in den Problemkomplexen PK Be-E.1 und PK Be-E.5.<br />
Als Verantwortliche im PK Be-E.5 obliegt ihr die Aufgabe, die definierten Ziele des PK <strong>zu</strong> erreichen<br />
und konzeptionelle Abstimmungen zwischen den verschiedenen Disziplinen durch<strong>zu</strong>führen.<br />
Die Ergebnisse dieses Problemkomplexes, wie <strong>zu</strong>m Beispiel Wasserbedarf der Nutztiere oder<br />
Futtermittelbilanzen, werden in mehreren anderen Problemkomplexen <strong>zu</strong>r Abschät<strong>zu</strong>ng der<br />
Wasserbilanzen bzw. der Landnut<strong>zu</strong>ng benötigt. In PK Be-E.1 übernimmt sie eine beratende<br />
Funktion, um die konzeptionelle Weiterentwicklung von BenIMPACT im Bereich Tierhaltung<br />
<strong>zu</strong> unterstützen. Diese Integrierung in den PK Be-E.1 ist notwendig, da zahlreiche Rückkopplungen<br />
zwischen Pflanzenbau und Tierhaltung bestehen und diese Aspekte bei der Modellierung<br />
der landwirtschaftlichen Produktion berücksichtigt werden müssen.<br />
Herr Zhi Xin Deng wird Erhebung von Biomasse und Ökovolumen in verschiedenen Farmsystemen<br />
weiterführen. Für das Untersuchungsgebiet werden die wichtigsten Anbausysteme methodisch<br />
beschrieben. Dies beinhaltet die Aufzeichnung der Fruchtfolgen, der Kulturkalendern und<br />
der Mischkulturen. Ziel ist die Ermittlung des Vegetationsvolumens für typische Farmsysteme.<br />
Als alternativer Parameter <strong>zu</strong> Biomasse wird ‚Ökovolumen’ vorgeschlagen und flächendeckend<br />
erhoben. Im Verlauf der 2. Untersuchungsphase wurden die landwirtschaftlichen Nut<strong>zu</strong>ngssysteme<br />
in Nord-Ouémé und in Süd-Ouémé beschrieben. Im Mittel-Ouémé bleibt noch Feldarbeit<br />
<strong>zu</strong> vervollständigen. Fruchtfolgen, Kulturkalender, Ökovolumen und Biomasse bezogene Parameter<br />
werden beschrieben und wenn möglich kartiert. Ein „Decision Support System“ wird um<br />
PK Be-L.4 herum in enger Zusammenarbeit mit den benachbarten Problemkomplexen aufgebaut.<br />
Beninische Forscher und Techniker werden im Lande mit den angewandten Methoden vertraut<br />
gemacht. Die Anwendbarkeit des „Decision Support Systems“ wird partizipativ im Land<br />
überprüft.
Teilprojekt A4 IMPETUS<br />
Gemäß der zentralen Hypothese wird ein kausaler Zusammenhang zwischen Ökovolumen mit<br />
Öko-Niederschlägen unterstellt (siehe Abb. V.A3-1). Eine Hysteresis Funktion wird unterstellt<br />
wobei u.a. die Wasserspeicherkapazität des Bodens die Entforstung abpuffern wird. Die agroforstlichen<br />
Anbausysteme bewegen sich somit zwischen zwei Limitkonzepten, Ökoklimax und<br />
degradierte Brache.<br />
Öko - Niederschläge<br />
Abhol<strong>zu</strong>ng<br />
Puffer<br />
Aufforstung<br />
Ökoklimax<br />
Degradierte Brache EV (Ökovolumen)<br />
Abb. V.A3-1: Enge Hysteresis-Beziehung zwischen Ökovolumen und Ökoniederschlägen bei Abhol<strong>zu</strong>ngs-<br />
und Aufforstungsprozessen.<br />
Diese Hypothese wird im Rahmen von drei IMPETUS-Problemkomplexen geprüft:<br />
• Ökovolumen wird flächendeckend erhoben und analysiert im Rahmen von PK Be-L.4<br />
(„Ökovolumendynamik und Anpassung der Anbausystemen des an die Klimaänderung<br />
im ganzen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet“), und aus der Sicht der agrarischen Marginalität mit<br />
GIS-Methoden in PK Be-E.6 weiter untersucht.<br />
• Im Rahmen von PK Be-E.3 „Saisonale und langfristige Niederschlagsvorhersage in Benin<br />
und Einsatzmöglichkeiten in der Landwirtschaft“ wird der empirische Zusammenhang<br />
von Ökovolumen und regionalen Niederschlägen untersucht.<br />
439
440<br />
IMPETUS Teilprojekt A4<br />
• Die theoretische Beziehung zwischen Ökovolumen bzw. Vegetation und Klima wird in<br />
PK Be-L.3 („Einfluss von Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen in den drei Untersuchungsregionen<br />
auf das <strong>zu</strong>künftige Niederschlagsverhalten“) überprüft und modelliert.<br />
Transekte Westseite Zentral Ostseite<br />
Hoch-Ouémé Djougou (Catch) – Serou *<br />
NB: 9° 43' OL: 1° 40’<br />
Yam, Mais, Maniok<br />
Veg.Phase: 200-240 Tage<br />
Niedersch.: 1200mm<br />
Boden: Ferrugineux<br />
Mittel-Ouémé Banté *** - Savalou<br />
NB: 8° 26’ OL: 1° 54’<br />
Mais, Maniok, Yam, Erdnusse<br />
Veg. Phase: 240 Tage<br />
Niedersch.: 1000mm<br />
Boden: Ferrallitique<br />
Nieder-Ouémé Bohicon**:<br />
NB: 7° 14’ OL: 2° 05’<br />
Mais, Maniok, Yam, Erdnusse<br />
Veg. Phase: 1000 mm<br />
Boden: Ferrallitique<br />
Littoral-<br />
Ouémé<br />
Ouidah(-)(Mangrove):<br />
NB: 6° 21’ OL: 2° 6’<br />
Kokospalme, Maniok, Vigna<br />
unguiculata<br />
Veg. Phase: 210-240 Tage<br />
Niedersch.: 1400 mm<br />
Boden: sol minéraux brut<br />
General De Gaulle (<strong>Impetus</strong>)<br />
–Dogué *<br />
NB: 9° 6’ OL: 1° 57’<br />
Yam, Mais, Maniok<br />
Veg.Phase: 200-240 Tage<br />
Niedersch.: 1100 mm<br />
Boden: Ferrugineux<br />
Glazoué (-)<br />
NB: 7° 59’ OL: 2° 15’<br />
Mais, Maniok, Yam, Erdnusse<br />
Veg. Phase: 240 Tage<br />
Niedersch.: 1000 mm<br />
Boden: Ferrallitique<br />
Niaouli(-): (INRAB)<br />
NB: 6° 45’ OL: 2° 12’<br />
Mais, Maniok, Erdnusse<br />
Veg. Phase: 210-240 Tage<br />
Niedersch.: 1200 mm<br />
Boden: Ferrallitique<br />
Cotonou(-**): (Peripherie)<br />
NB: 6° 22’ OL: 2° 27’<br />
Kokospalme, Gemüseanbau<br />
Veg. Phase: 210-240 Tage<br />
Niedersch.: 1400 mm<br />
Boden: sol minéraux brut<br />
Tab.: Vorgesehene Untersuchungsgebiete im Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet in der 3. Phase<br />
INA ** (NB: 9° 59’ OL: 2°<br />
44’Nord) INRAB<br />
N’daliwald=Ökoklimaxparzelle;<br />
Mais, Sorghum,<br />
Baumwolle<br />
Veg. Phase: 130-200 Tage<br />
Niederschl.: 1000mm<br />
Boden: Ferrugineux<br />
Savè (INRAB) **<br />
NB: 8° 03’ OL: 2° 30’<br />
Mais, Maniok, Yam, Zückerrohr,<br />
Erdnusse<br />
Veg. Phase: 240 Tage<br />
Niedersch.: 1000mm<br />
Boden: Ferrallitique<br />
Pobè**: (INRAB)<br />
NB: 6° 59’ OL: 2° 42’<br />
Palme, Mais, Maniok, Vigna<br />
unguiculata<br />
Veg. Phase: 210-240 Tage<br />
Niedersch.: 1200mm<br />
Boden: Ferrallitique<br />
Sèmè Podji(-): (INRAB)<br />
NB: 6° 24’ OL: 2° 38’<br />
Kokopalme, Maniok, Gemüse,<br />
Zückerrohr<br />
Veg. Phase: 210-240 Tage<br />
Niedersch.: 1400 mm<br />
Boden:sol minéraux brut<br />
* Diese Standorte wurden in der 1. Phase erhoben<br />
** Diese sind oder werden noch in der 2. Phase erhoben<br />
(-**) Teilweise in der 2. Phase erhoben<br />
*** Standorte, die in der 3. Phase beprobt werden<br />
(-) Erhebung ausgestellt. Erhobene Standorte sind unterstrichen worden.<br />
NB: nördliche Breite<br />
OL: östliche Länge<br />
INRAB: Institut National de Recherche Agronomique du Bénin<br />
Die Erhebungsarbeit der zwei ersten Phasen wird an einigen Standorten überprüft bzw. ergänzt<br />
werden. Insbesondere muss das Mittel-Ouémé Transekt vervollständigt werden, da bis jetzt nur
Teilprojekt A4 IMPETUS<br />
Zuckerrohrdaten vom Standort Savé (im östlichen Teil) erhoben werden konnten. Die westliche<br />
Seite des Transekts in der Nähe von Savalou soll durch weitere Felderhebungen in Zusammenarbeit<br />
mit beninischen Nachwuchswissenschaftlern erfasst werden. Die bestehende Zusammenarbeit<br />
mit der landwirtschaftlichen Fakultät in Cotonou und mit dem nationalen Agrarforschungsinstitut<br />
INRAB wird weitergeführt. Die Auswahl der Beprobungsparzellen wird mit den<br />
Kollegen von INRAB abgestimmt.<br />
Die Erstellung folgender Kartierungen ist geplant:<br />
1. Kolonisierter Raum der Vegetation und Biomasseproduktion<br />
2. Kohlenstoffbilanz<br />
3. Wassereffizienz je nach Standort und Anbausystem<br />
Stellenbeschreibungen mit Zeitplan<br />
Capacity Building<br />
Die Weitergabe von Methoden und Ergebnissen im Rahmen des „Capacity Building“ werden<br />
einen zentralen Bestandteil der Arbeit in der dritten Phase von IMPETUS darstellen. Elemente<br />
des „Capacity Building“ durch Teilprojekt A4 werden auf drei aufeinander aufbauenden Ebenen<br />
vorgeschlagen:<br />
1. Wissenschaftliche Ebene: Die Ausbildung beninischer Nachwuchswissenschaftler während<br />
der gesamten Laufzeit der dritten Phase (Diplomanden, Doktoranden an <strong>Universität</strong>en<br />
in Benin) ist eine wichtige Vorrausset<strong>zu</strong>ng für den erfolgreichen Transfer von wissenschaftlich<br />
basierten DSS in das Partnerland.<br />
2. Politische Ebene: Ein strukturierter Politikdialog mit regionalen und nationalen Entscheidungsträgern<br />
soll die Forschungs- und Simulationsergebnissen der angewandten wissenschaftlichen<br />
Arbeit auf der politischen Ebene kommunizieren. Vorausset<strong>zu</strong>ng hierfür ist<br />
die Orientierung der <strong>zu</strong> analysierenden Interventionsszenarien an konkreten Entscheidungserfordernissen<br />
sowie die intensive Einbindung von beninischen Wissenschaftlern<br />
bei der Analyse.<br />
3. Administrative Ebene: Das Training in modellgestützter Politikanalyse im Bereich von<br />
Ressourcennut<strong>zu</strong>ng für Mitarbeiter der einschlägigen Behörden und Entscheidungsgremien<br />
(Ministerium für Wirtschaft, Landwirtschaft, Entwicklung etc. sowie deren nachgeordnete<br />
Behörden) bildet den Schlussstein des „Capacity Building“. Vorausset<strong>zu</strong>ng für<br />
den Erfolg ist ein intensives „Capacity Building“ im wissenschaftlichen Bereich sowie<br />
ein erfolgreicher Politikdialog.<br />
441
442<br />
Bearbeiter „Agrarsektormodellierung“<br />
IMPETUS Teilprojekt A4<br />
Dr. Arnim Kuhn ist seit Januar 2005 bei IMPETUS im Bereich Agrarökonomie im Rahmen einer<br />
BAT Ib-Stelle beschäftigt, wobei er ¾ seiner Arbeitszeit für A4 einsetzt. Dr. Kuhn verfügt über<br />
umfangreiche Erfahrung in numerischer agrarökonomischer Modellierung. Im Rahmen seiner<br />
Dissertation hat er im Jahr 2000 ein regional differenziertes gesamtwirtschaftliches Modell für<br />
Russland erstellt (Kuhn, 2000). Ab 2001 hat er am Lehrstuhl für Agrarpolitik der <strong>Universität</strong><br />
Bonn ein Weltagrarhandelsmodell (WATSIM) übernommen und weiterentwickelt (Kuhn, 2003).<br />
Im Rahmen seiner Tätigkeit als Mitglied der Deutschen Beratergruppe Wirtschaft bei der Ukrainischen<br />
Regierung hat er für die Ukraine ein regionalisiertes Agrarsektormodell entwickelt und<br />
im Politikdialog erfolgreich eingesetzt (Kuhn, 2004). Darüber hinaus ist Dr. Kuhn ausgebildeter<br />
Landwirt mit mehrjähriger praktischer Erfahrung, was ihm bei der Einschät<strong>zu</strong>ng von Landnut<strong>zu</strong>ngssystemen<br />
und dem Dialog mit Landwirten vor Ort <strong>zu</strong>gute kommt.<br />
Als Verantwortlicher für den PK Be-E.1 ist sein Schwerpunkt die Weiterentwicklung und politikrelevante<br />
Anwendung des Agrarsektormodells BenIMPACT. Außerdem ist Dr. Kuhn leitender<br />
Wissenschaftler für das Teilprojekt A4, sowie auch für das Teilprojekt B4 (Marokko). In dieser<br />
Funktion koordiniert er die wissenschaftlichen Aktivitäten in den beiden Teilprojekten<br />
(Betreuung von Doktoranden, Informations- und Gedankenaustausch, Verwaltung des TP-<br />
Budgets gemeinsam mit den Antragstellern).<br />
In der dritten Phase wird Dr. Kuhn Analysen von technischen Innovationen und Politikalternativen<br />
(Interventionsszenarien) im Bereich Ernährungssicherung mit dem BenIMPACT-Modell<br />
durchführen. Diese Arbeiten dienen der Erstellung und Kommunikation von politikrelevanten<br />
Publikationen in Benin im Rahmen des Wissenstransfers und „Stakeholder“-Dialogs. Notwendig<br />
hierfür ist die Aktualisierung, Validierung und Weiterentwicklung des BenIMPACT-Modells<br />
gemäß den übergeordneten Forschungszielen von IMPETUS. Die Zusammenarbeit mit anderen<br />
Teilprojekten von IMPETUS bei der Einrichtung von „Decision Support Systems“ ist eine weitere<br />
wichtige Aktivität während der dritten Phase. Ein anderer Schwerpunkt ist das „Capacity<br />
Building“, welches in der Doktorandenbetreuung (Frau Gruber, lokaler beninischer Doktorand<br />
N.N.) sowie in der Durchführung von themenorientierten Politik- und methodenorientierten<br />
Trainingsworkshops in Benin besteht. Letztere wird in Kooperation mit dem beninischen Agrarexperten<br />
Dr. Jean Adanguidi erfolgen.<br />
Schließlich ist Dr. Kuhn verantwortlich für die Erstellung von Projektberichten und wissenschaftlichen<br />
Publikationen.
Teilprojekt A4 IMPETUS<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ „Stakeholder“- und Politikdialog in Benin <strong>zu</strong>r Identifizierung von Interventionsszenarien<br />
(„Capacity Building“)<br />
⇒ Rekrutierung eines/r beninischen Nachwuchswissenschaftlers/in, Erarbeitung eines Arbeitsprogramms<br />
(„Capacity Building“)<br />
⇒ BenIMPACT-Modellentwicklung<br />
⇒ Mitarbeit an der Entwicklung eines teilprojektübergreifenden IMPETUS-DSS<br />
⇒ Betreuung von Doktoranden<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Analysen <strong>zu</strong> jeweiligen Interventionsszenarien, Erarbeitung von Politikpapieren („Capacity<br />
Building“)<br />
⇒ Kommunikation der angewandten Forschungsergebnisse im strukturierten Politikdialog<br />
(„Capacity Building“)<br />
⇒ BenIMPACT-Modellentwicklung<br />
⇒ Mitarbeit an der Entwicklung eines teilprojektübergreifenden IMPETUS-DSS<br />
⇒ Betreuung von Doktoranden<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Weitere Analysen <strong>zu</strong> Interventionsszenarien, Erarbeitung von Beratungspapieren („Capacity<br />
Building“)<br />
⇒ Fortset<strong>zu</strong>ng des strukturierten Politikdialoges („Capacity Building“)<br />
⇒ Durchführung von Trainingsworkshops in Benin <strong>zu</strong>r angewandten Modellierung mit<br />
BenIMPACT („Capacity Building“)<br />
⇒ Abschluss Modellentwicklung BenIMPACT<br />
⇒ Mitarbeit bei der Anwendung des teilprojektübergreifenden IMPETUS-DSS<br />
⇒ Betreuung von Doktoranden<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Übergabe des BenIMPACT-Modells an die Partner in Benin<br />
⇒ Verfassen des Endberichts<br />
Bearbeiter „Tierhaltung“<br />
Für den Bereich der Tierhaltung im Agrarsektormodell BenImpact ist Frau Ina Gruber mit einer<br />
1<br />
/2 BAT IIa-Stelle seit Anfang 2004 <strong>zu</strong>ständig. Dieser Bereich vervollständigt die modellhafte<br />
Abbildung des beninischen Agrarsektors in BenImpact, da zahlreiche Wechselwirkungen zwischen<br />
Landnut<strong>zu</strong>ng, Pflanzenbau und Tierhaltung existieren. Frau Gruber setzte sich bereits<br />
während ihres Studiums und als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU-München Weihenstephan<br />
intensiv mit den beiden Bereichen Agrarökonomie und Tierhaltung auseinander.<br />
443
444<br />
IMPETUS Teilprojekt A4<br />
Zu Beginn der dritten Phase wird schwerpunktmäßig die Fertigstellung des Tierhaltungsmoduls<br />
vorgenommen und die bis dahin erhobenen und ausgewerteten Primär- und Sekundärdaten in das<br />
Modell integriert. Ausgehend von validierten Basisläufen der Referenzjahre 2001/2002 werden<br />
anschließend die IMPETUS-Szenarien im Model programmiert. Diese drei Szenarien bilden<br />
wiederum die Basis für die Berechnungen der Interventionsszenarien. Mit Hilfe der Interventionsszenarien<br />
kann untersucht werden wie ausgewählte menschliche Eingriffe im Rahmen der<br />
nationalen Agrarpolitik wie <strong>zu</strong>m Beispiel Einführung einer Weidesteuer im modellierten System<br />
Einfluss auf den Tierhaltungssektor in Benin nehmen können. Hieraus lassen sich direkt in Zusammenarbeit<br />
mit den örtlichen Kooperationspartnern gezielte Berechnungen und Handlungsempfehlungen<br />
entwickeln bzw. ableiten.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ statistische Auswertung einer Expertenbefragung <strong>zu</strong>r Tierhaltung <strong>zu</strong>r Verbesserung der Datengrundlage<br />
im BenIMPACT-Modell<br />
⇒ Identifizierung von Handlungsoptionen im „Stakeholder“-Dialog<br />
⇒ Fertigstellung des Tierhaltungsmoduls in BenImpact<br />
⇒ Analysen <strong>zu</strong>r Tierhaltung im Rahmen der IMPETUS-Szenarien<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Analysen <strong>zu</strong>r Tierhaltung im Rahmen der IMPETUS-Szenarien<br />
⇒ Entwicklung von Handlungsempfehlungen<br />
⇒ Seminar in Benin <strong>zu</strong> Politikoptionen im Bereich Tierhaltung („Stakeholder“-Dialog)<br />
⇒ Mitarbeit bei Durchführung von Modelling-Workshops in Benin<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Weitere Analysen <strong>zu</strong> Interventionsszenarien, Erarbeitung von Beratungspapieren<br />
⇒ Strukturierter Politikdialog im Bereich Tierhaltung<br />
⇒ Trainingsworkshops in Benin <strong>zu</strong>r Modellierung in der Tierhaltung mit BenIMPACT<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Abschluss Dissertation<br />
⇒ Mitarbeit am Endbericht<br />
Bearbeiter „Ökovolumen“<br />
Herr Dipl.-Ing. agr. Zhi Xin Deng ist seit September 2003 der IMPETUS Arbeitsgruppe A4 angeschlossen.<br />
Schwerpunktthema seiner wissenschaftlichen Arbeit ist die Ökovolumendynamik<br />
mit dem Ausblick des nachhaltigen Managements zwischen der Lebensmittelproduktion und<br />
dem Erhalt der Ökosystemkapazität. Die notwenigen Arbeiten wird Herr Deng in der 3. Phase<br />
mit einer 1 /2 BAT IIa-Stelle durchführen.
Teilprojekt A4 IMPETUS<br />
Seine Erfahrung auf diesem Gebiet sammelte er in seinen Studien an der „Southern China Tropical<br />
Agriculture <strong>Universität</strong>“ und an der „Rheinisch Friedrich Wilhelms <strong>Universität</strong>“ als wissenschaftlicher<br />
Hilfskraft sowie als „Supervisor in Food Industry development Company of Hainan<br />
Provincial Development and Construction“. Seine wissenschaftlichen Arbeiten setzen sich intensiv<br />
mit Anbausystemintensivierung und Einkommenssteigerung unter der Berücksichtigung<br />
der umgebenen „agro-climax Vegetation“ auseinander.<br />
Zurzeit schließt Herr Deng seine Felderhebung <strong>zu</strong>r Erfassung der Primärdaten und die Aufbereitung<br />
dieser Daten ab. Auf Basis dieser Daten wird ein Ökovolumenmodell entwickelt, das die<br />
aktuellen Ökovolumen in dem ganzen Ein<strong>zu</strong>gsgebiet berechnet. Hier heraus ergeben sich Interventionsszenarien,<br />
die als <strong>zu</strong>künftige Anbaustrategien formuliert und bewertet werden unter der<br />
dem Aspekt der praktischen Handhabung.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Einarbeitung der beiden neuen beninischen Forscher<br />
⇒ Literaturrecherche. Ausnut<strong>zu</strong>ng des bislang gesammelten Datenmaterials<br />
⇒ Erhebung Mittel-Ouémé (Savalou), Bearbeitung Felddaten<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Erhebungskampagne im Mittel-Ouémé wird beendet<br />
⇒ Bestimmte Standorte werden auf Konsistenz überprüft<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Anwendungsszenarien und –modelle werden in Benin weiter angepasst und getestet<br />
⇒ Flächendeckende Erhebung der Biomasseparameter im Ouémé wird abgeschlossen<br />
⇒ Datenanalyse in Bonn<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Beendigung der Arbeit an der Dissertation<br />
⇒ Erstellung von Publikationen<br />
⇒ Verfassen des Endberichts<br />
SHK „Agrarökonomie“<br />
Der beninische Mitarbeiter Dr. Adanguidi ist Agrarökonom (Promotion in Hohenheim) und arbeitet<br />
seit dem Jahr 2000 bei IMPETUS. Die Tätigkeit von Dr. Adanguidi in Benin (finanziert<br />
über eine der beantragten SHK-Stellen) in der dritten Phase wird in der Fortset<strong>zu</strong>ng der angewandten<br />
Forschung in Benin und der Gestaltung von „Capacity Building“ und Politikdialog vor<br />
Ort bestehen. Identifizierung von Interventionsszenarien, Kontakte <strong>zu</strong> Entscheidungsträgern, die<br />
Organisation von Workshops und Trainingsseminaren sowie die Betreuung von beninischen<br />
Nachwuchswissenschaftlern werden <strong>zu</strong> seinem Verantwortlichkeitsbereich gehören. Die Vergütung<br />
des beninischen Mitarbeiters erfolgt in Höhe von 1,5 SHK-Gehältern in Deutschland.<br />
445
446<br />
SHK „Ökovolumen“<br />
IMPETUS Teilprojekt A4<br />
Zur Fortführung der Biomasseerhebungen ist eine weitere Beschäftigung der Techniker E. Bara<br />
und G. Adjagnissode notwendig. Die Tätigkeit beider Techniker wird jeweils entsprechend einer<br />
½ SHK-Stelle vergütet. Herr Bara und Herr Adjagnissode haben die Feldarbeit von Herrn Deng<br />
unterstützt. Die Felderhebung betrifft die Bestimmung von Biomasse, Blattfall, organischer<br />
Masse im Boden sowie den Fruchtfolgen in den drei Transekten, in der dritten Phase im Mittel-<br />
Transekt in Save. Des weitren sind beide Techniker für die Sammlung fehlender statistischer Daten<br />
(Landwirtschaft und Landnut<strong>zu</strong>ng) auf Gemeindebasis <strong>zu</strong> sammeln. Auch halten die Techniker<br />
in Abwesenheit von Herrn Deng Kontakt <strong>zu</strong> den örtlichen CARDERs, den „Préfectures“ und<br />
den zentralen Ministerien.<br />
SHK „Agrarökonomie und Landbewirtschaftungssysteme“<br />
Zur Unterstüt<strong>zu</strong>ng der wissenschaftlichen Arbeit im Bereich Landbewirtschaftungssysteme und<br />
im Bereich Agrarökonomie ist die Beschäftigung je einer studentischen Hilfskraft im Rahmen<br />
einer halben SHK-Stelle vorgesehen. Arbeitsinhalte sind die Aufbereitung von erhobenen Daten,<br />
die Datenverwaltung, Literaturrecherche sowie die sprachliche Redaktion von Publikationen.<br />
Tabelle der im Teilprojekt A4 verwendeten Abkür<strong>zu</strong>ngen und Akronyme<br />
Abkür<strong>zu</strong>ng Erklärung<br />
BenIMPACT Benin Integrated Modelling System for Policy Analysis, Climate and<br />
Technology Change (Integriertes Agrarsektormodell für Benin)<br />
CROPWAT „Crop Water Requirements“, Modell <strong>zu</strong>r Berechnung des Wasserbedarfs<br />
von Nutzpflanzen<br />
INRAB Institut National de Recherche Agronomique du Bénin<br />
IFPRI International Food Policy Research Institute, Washington DC<br />
LAI Leaf Area Index<br />
SLA Specific Leaf Area
Teilprojekt A4 IMPETUS<br />
Im Text zitierte Literatur<br />
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Diplomarbeit. Hogeschool Gent, Belgien<br />
Deng, Zh.X., Janssens, Marc, 2004: Shaping the future through pruning the mango tree?--A case study in Upper-Ouémé, North<br />
Benin. International Conference on integrated water resource management of tropical river basins, Cotonou, Octobre<br />
2004.<br />
447
448<br />
IMPETUS Teilprojekt A4<br />
Gruber, I. und M´barek, R., 2004: Livestock and Resources in Benin. Book of Abstracts, Conference of Integrated Water Resource<br />
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Janssens, M.J.J., Deng, Zh.X., und Mulindabigwi, V., 2004a: Contribution agronomique à la validation des scénarios hydrologiques<br />
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Cotonou, Octobre 2004.<br />
Janssens, M.J.J., Deng, Zh.X., Sonwa, D., Torrico, J.C., Mulindabigwi, V. und Pohlan, J., 2004b: Relating agro-climax of orchards<br />
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Orchard Management, 20-24 June 2004. Copenhague, Denmark<br />
Janssens, Marc J.J., Mulindabigwi, Valens, Pohlan*, Juergen und Torrico, Juan Carlos, 2005: Eco-volume and bio-surface interplay<br />
with the universal scaling laws both in biology and in the Mata Atlantica. Seminário A Cooperação Brasil-<br />
Alemanha no Programa mata Atlântica, Parque Nacional da Serra dos Rogaos – 65 anos, Restoration of Martius Museum,<br />
Teresopolis, 29 November, 3 December 2004<br />
Mbarek, R; Behle,C, Doevenspeck, M.; Mulindabigwi, V.; Schopp, M. und Singer, W., 2005: Sustainable resource management<br />
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Mbarek, R.; Behle, C.; Mulindabigwi, V.; Schopp, M.; Henrichsmeyer, W.; Janssens, M.; Schug, W., 2003: Socio-economic<br />
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EAE03-A-01161, ISSN 1029-7006.<br />
M´barek, R., Gruber, I., Heidecke C., und Kuhn, A., 2005: Optimising the Use of Scarce Resources - a Decision Support System<br />
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South Analysis, ZEF Bonn.<br />
Mulindabigwi, V., 2005: Influence des systèmes agraires sur l’utilisation des terroirs, la séquestration du carbone et la sécurité<br />
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Mulindabigwi, V.und Janssens, M.J.J., 2004: Entwicklung der landwirtschaftlichen Flächenerweiterung und Degradation der<br />
Naturressourcen; Tagung „Denken in Räumen – Gefährdete Kulturlandschaften und das Problem ihrer Erhaltung“; 03-<br />
05.11.2004, Osnabrück/Germany<br />
Mulindabigwi, V. und Janssens, M.J.J., 2004: La litière : un important paramètre pour les modèles écologiques. In: Actes de la<br />
Conférence: “La gestion intégrée des ressources hydriques des bassins versants tropicaux », Cotonou 4-6 octobre, 2004,<br />
IMPETUS, Direction Générale de l’Hydraulique, Bénin<br />
Mulindabigwi V., 2004: Beitrag der landwirtschaftlichen Intensivierung <strong>zu</strong>r Beseitigung der Entwaldung im oberen Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet – IMPETUS-Newsletter<br />
Mulindabigwi, V. M.J.J. Janssens, 2004a: Extension des superficies agricoles dans la Haute Vallée de l’Ouémé (obere Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet): Possibilités, conséquences et alternatives. In: Actes de la Conférence: “La gestion intégrée des ressources<br />
hydriques des bassins versants tropicaux », Cotonou 4-6 octobre, 2004, IMPETUS, Direction Générale de<br />
l’Hydraulique, Bénin<br />
Mulindabigwi, V. u. Janssens, M.J.J., 2003: Land Use, Farming Systems and Carbon Sequestration in Ouémé catchment in Benin,<br />
University Goettingen, Tropentag; Goettingen/Germany<br />
Mulindabigwi, V.; Thamm, H.P. und Janssens, M.J.J., 2003: Landnut<strong>zu</strong>ngssysteme und Emission vom Kohlenstoff im Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet in Benin/Westafrika; In: Abstraktband der Jahrestagung der Afrikagruppe Deutscher Geowissenschaftler,<br />
20. - 21.06.2003, Bonn/Germany<br />
Mulindabigwi, V. und Janssens, M.J.J., 2003: Influence of farming systems and rain variability on carbon balance and food security<br />
in the upper Ouémé Catchment in Benin, University Rostock, Tagung der gtö Februar 2003 in Rostock/Germany<br />
Vermeersch, H., 2005: Estimation of Biomass and Leaf Area Index for Parkia biglobosa (Néré) in Central Benin. Diplomarbeit.<br />
Hogeschool Gent, Belgien.
Teilprojekt A5 IMPETUS<br />
Teilprojekt A5<br />
Verfügbarkeit, Qualität und Management von natürlichen Ressourcen:<br />
Sozialwissenschaftliche und medizinische Perspektiven<br />
Antragsteller Fach<br />
Prof. Dr. M. Bollig (Koordinator)<br />
Institut für Völkerkunde, <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong><br />
Ethnologie<br />
Dr. Dr. R. Baginski / Prof. Dr. M. Krönke<br />
Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie<br />
und Hygiene, <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong><br />
Dr. J. Verheyen / Prof. Dr. H. Pfister<br />
Institut für Virologie, <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong><br />
Medizin: Bakteriologie, Chemie<br />
und Toxikologie<br />
Medizin: Virologie<br />
Bearbeitet werden in dem Teilprojekt die folgenden Problemkomplexe:<br />
Nr. Titel des Problemkomplexes<br />
PK Be-G.1 Demographische Projektionen für das Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet (Federführung)<br />
PK Be-H.1 Wasserverfügbarkeit und Wasserverbrauch im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
PK Be-G.2 Wassermanagement und institutioneller Wandel (Federführung)<br />
PK Be-H.2 Wassernachfrage der Sektoren (Haushalt, Industrie und Landwirtschaft) unter<br />
Berücksichtigung möglicher Wasserkonflikte (Federführung)<br />
PK Be-G.3 Wasser und Existenzsicherung (Federführung)<br />
PK Be-G.4 Risikoabschät<strong>zu</strong>ng bezüglich des Auftretens von Malaria- und Meningitis-<br />
Erkrankungen unter dem Einfluss des heutigen und eines modifizierten <strong>zu</strong>künftigen<br />
Klimas (Federführung)<br />
PK Be-E.4 Ausweisung von geeigneten Standorten und nachhaltiges Management von<br />
Kleinstauseen für Landwirtschaft und Viehhaltung<br />
PK Be-G.5 Bakteriologische und virologische Belastung von Trinkwasserquellen im oberen<br />
Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet (Federführung)<br />
PK Be-E.7 Nut<strong>zu</strong>ngspotenzial von Inland-Valleys im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Zusammenfassung<br />
Der Mangel an sozialwissenschaftlichen und medizinischen Planungsgrundlagen ist eine wichtige<br />
Ursache institutioneller Ineffizienz in Benin. Zentrale Entwicklungsziele des beninischen<br />
Staates wie die Reduzierung der Armut inklusive einer verbesserten Wasserversorgung können<br />
ohne ein problemadäquates Planungswissen nicht erreicht werden. Insbesondere die im Jahr<br />
2002 ins Leben gerufenen Gemeindeverwaltungen können die ihnen <strong>zu</strong>gewiesenen Aufgaben<br />
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450<br />
IMPETUS Teilprojekt A5<br />
auch im Bereich des Wassermanagements nicht leisten. Die Einbindung lokaler Akteure in das<br />
Wassermanagement, die Einrichtung von Leistungsangeboten im Bereich der sozialen Basisversorgung<br />
oder die Generierung von Einnahmen als finanziellen Grundpfeiler der Dezentralisierung<br />
stellen die neue Verwaltungsebene vor große Probleme.<br />
Ziel des Teilprojektes A5 in der dritten Förderperiode ist die anwendungsbezogene Aufbereitung<br />
und der Transfer der empirisch gewonnenen Erkenntnisse als perspektivische Planungsgrundlagen<br />
auf allen Verwaltungsebenen. Dies umfasst eine adäquate Aufarbeitung der Daten, den Anstoß<br />
<strong>zu</strong> Kompetenznetzwerken in der Verwaltung, vor allem aber die Schulung in Methoden der<br />
selbständigen Datenpflege und Anleitung bei der Entwicklung von Handlungsstrategien. Von<br />
besonderer Bedeutung sind dabei die Supervision und das Monitoring von Maßnahmen des<br />
„Capacity Building“. Im Folgenden werden die Problemkomplexe kurz <strong>zu</strong>sammengefasst.<br />
• Im Rahmen des Problemkomplexes „Demographische Projektionen für das Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet“ (PK Be-G.1) wurde in der vergangenen Förderperiode begonnen, die Bevölkerungs<strong>zu</strong>nahme<br />
und ihre Verteilung auf unterschiedlichen räumlichen und zeitlichen Maßstabsebenen<br />
unter verschiedenen Vorausset<strong>zu</strong>ngen der IMPETUS-Szenarienanalyse <strong>zu</strong> berechnen.<br />
Im Mittelpunkt der Fortführung der Projektionen stehen künftig die veränderten<br />
Rahmenbedingungen von Interventionsszenarien. Weitere mögliche Projektionen werden<br />
sich am Bedarf der beninischen Anwender ausrichten.<br />
• Der Problemkomplex „Wassermanagement und institutioneller Wandel (PK Be-G.2)“ fokussiert<br />
neue Formen des Wassermanagements seit der Dezentralisierung. In Zusammenarbeit<br />
mit dem Problemkomplex „Wasser und Existenzsicherung“ (PK Be-G.3) werden in der dritten<br />
Förderperiode die politischen Entscheidungsträger im Rahmen des „Capacity Building“<br />
über die Ergebnisse als Planungsgrundlage in Kenntnis gesetzt. Zu Inhalten des Wissenstransfers<br />
gehören u.a. „worst und best practices“ der sich neu institutionalisierenden Formen<br />
des Wassermanagements. Diese Ergebnisse werden auch für die IMPETUS-<br />
Szenarienanalyse aufbereitet. Weiterhin werden in Kooperation mit PK Be-G.3 Fortbildungen<br />
von Kommunalvertretern <strong>zu</strong>m Datenbankmanagement auf der Basis des Regionalsurveys<br />
<strong>zu</strong> Wasser und Existenzsicherung durchgeführt. Diese dienen der selbständigen Erstellung<br />
von Planungsgrundlagen <strong>zu</strong>r erfolgreichen Durchführung eigener Entwicklungsprojekte und<br />
der Mittelanwerbung bei den Geberorganisationen.<br />
• Im Problemkomplex „Wassernachfrage der Sektoren (Haushalt, Industrie und Landwirtschaft)<br />
unter Berücksichtigung möglicher Wasserkonflikte (PK Be-H.2)“ fließen Ergebnisse<br />
aus der Quantifizierung von Wasserverbrauch in ein regelbasiertes Modell (NES) ein und<br />
bilden somit die Grundlage für eine Integration in übergeordnete Modellketten (PK Be-H.1).<br />
Die Applikation der methodischen Konzeptionalisierung wie auch die Modellintegration<br />
werden im Zuge des „Capacity Building“ nebst Integrierung in ein DSS an beninische „Stakeholder“<br />
vermittelt.
Teilprojekt A5 IMPETUS<br />
• Der Problemkomplex „Wasser und Existenzsicherung (PK Be-G.3)“ setzt in der dritten Förderperiode<br />
die Arbeiten <strong>zu</strong>r Integration des gleichnamigen regionalen Datensatzes in die<br />
IMPETUS-Szenarienanalyse fort. Die Ergebnisse des Datensatzes werden auf eine lokal verständliche<br />
Vermittlungsebene gebracht. Auf dieser Ebene werden konkrete Handlungsstrategien<br />
mit ausgewählten dörflichen Zielgruppenorganisationen erarbeitet. Ziel ist es, in enger<br />
Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung ein Exempel für eine nachhaltige Implementierung<br />
wissenschaftlicher Erkenntnisse in lokales Wassermanagement und dörfliche Existenzsicherungsstrategien<br />
<strong>zu</strong> statuieren.<br />
• Der Problemkomplex „Risikoabschät<strong>zu</strong>ng bezüglich des Auftretens von Malaria- und Meningitis-Erkrankungen<br />
unter dem Einfluss des heutigen und eines modifizierten <strong>zu</strong>künftigen<br />
Klimas (PK Be-G.4)“ untersucht, inwiefern der bereits beobachtbare Klimawandel da<strong>zu</strong><br />
führt, dass sich die atmosphärischen Bedingungen für die Verbreitung dieser Krankheiten<br />
verändern. Krankheiten wie Malaria und Meningokokken-Meningitis sind für viele Menschen<br />
in Westafrika ein großes gesundheitliches Problem. Die Witterung Westafrikas hat einen<br />
Einfluss auf beide Krankheiten: Die Malaria kann sich nur in einem entsprechenden<br />
Temperaturbereich und ausreichenden Niederschlägen entwickeln. Die Meningitis tritt im<br />
Gegensatz da<strong>zu</strong> während Trockenzeiten auf, wenn es <strong>zu</strong> Staub- und Sandaufwirbelungen<br />
kommt und die respiratorische Immunabwehr der Menschen herabgesetzt wird. Ziel des<br />
Problemkomplexes ist die Abschät<strong>zu</strong>ng des Risikos, an Malaria bzw. Meningitis <strong>zu</strong> erkranken.<br />
Zunächst wird die vergangene und aktuelle Verbreitung der Malaria in Westafrika mit<br />
Hilfe eines Malariamodells analysiert. Anschließend wird mit Hilfe von synoptischen Stationsdaten<br />
bzgl. 1980-2004 entlang eines Transekts in 2°O das Auftreten der Malaria in dieser<br />
Region fokussiert. Ein analoges Vorgehen soll bezüglich der Meningokokken-Meningitis gewählt<br />
werden und ebenfalls <strong>zu</strong> der Entwicklung eines Modells führen. Die <strong>zu</strong>künftige Inzidenzrate<br />
kann mit den validierten Modellen unter Zuhilfenahme der Klimaszenarien abgeschätzt<br />
werden.<br />
• Der Problemkomplex „Bakteriologische und virologische Belastung von Trinkwasserquellen<br />
im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet (PK Be-G.5)“ befasst sich mit der Qualität des Trinkwassers.<br />
Ca. 2 Mio. Menschen, darunter besonders Kinder unter 5 Jahren, sterben jährlich an<br />
Durchfallerkrankungen, die auf kontaminiertes Wasser <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen sind. Bedingt durch<br />
eine schlechte Trinkwasserqualität sinkt auch die Arbeitskraft in den betroffenen Populationen<br />
deutlich. Im Rahmen des PK Be-G.5 wird der Einfluss unterschiedlicher Faktoren auf<br />
die Qualität des Trinkwassers im Beprobungsgebiet (obere Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet) ermittelt.<br />
Zu diesen Faktoren gehören die Art der Wasserquelle, das Hygieneverhalten der Brunnen-<br />
Nutzer, das Halten bestimmter Tiere im Umkreis der Wasserquelle, die Geologie des Brunnenstandortes,<br />
klimatische Bedingungen sowie verschiedene Sanierungs- und Desinfekti-<br />
451
452<br />
IMPETUS Teilprojekt A5<br />
onsmaßnahmen. Anhand der mit etablierten Analyseverfahren ermittelten Daten <strong>zu</strong>r bakteriologischen<br />
und virologischen Wasserqualität werden die erwähnten Einflussfaktoren bewertet<br />
und entsprechend ihrer Bedeutung in das Expertenmodell MIVIK integriert. MIVIK<br />
soll dabei helfen, anhand der gesammelten Informationen einen Überblick über Risikokonstellationen<br />
innerhalb des oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes <strong>zu</strong> bekommen, die an Entscheidungsträger<br />
weitergeleitet werden können. Ziel ist es, durch den gezielten Transfer von Daten<br />
<strong>zu</strong>r Verbesserung der wasserhygienischen Situation im ländlichen Benin bei<strong>zu</strong>tragen.<br />
Weiterentwicklung im Stand der Wissenschaft seit 2003<br />
Auch weiterhin ist ein Mangel an qualitätsvollen Analysen von Existenzsicherung und Vulnerabilitiät<br />
im Untersuchungsgebiet <strong>zu</strong> verzeichnen. Eine Ausnahme stellt der „small farmer survey“<br />
dar, der im Jahr 1998 von IFPRI („International Food Policy Research Institute“) in Kollaboration<br />
mit LARES („Laboratoire d’Analyse Regionale et d’Expertise Sociale“, Cotonou) in 899<br />
ländlichen Haushalten durchgeführt wurde (IFPRI, 2004). Durch die Befragung von (vornehmlich<br />
männlichen) Haushaltsvorständen unterliegt der Fokus jedoch einem deutlichen „male bias“.<br />
Vor dem Hintergrund einer lokal verbreiteten Güter- und Budgettrennung bleiben dadurch<br />
Strategien von Frauen unberücksichtigt, obwohl sie einen zentralen Bestandteil häuslicher Existenzsicherung<br />
darstellen. Zu neueren Studien mit Blick auf die beninische Frauenökonomie im<br />
urbanen Raum zählen besonders Onibon-Doubogan (2001) und Mandel (2001). Teilaspekte lokaler<br />
Existenzsicherung in Benin finden sich in Farchamps et al. (2003). Auch diese Studien sind<br />
dadurch gekennzeichnet, dass Wirkbezüge zwischen (1.) sozialer Differenzierung durch Einflussgrößen<br />
wie Anteriorität, Geschlecht, Status, Hierarchie, Magie und Hexerei sowie (2.) resultierenden<br />
Unterschieden zwischen individuellen und häuslichen Strategien kaum Berücksichtigung<br />
finden. Sozial ausdifferenzierte Produktions- und Konsumtionsmuster, Distribution und<br />
Sicherungsnetzwerke, Arbeitsteilung, Kapitalflüsse (z. B. Einnahmen und Ausgaben), Zugangsmodi<br />
<strong>zu</strong>r Entwicklungshilfe, therapeutische Wege im Umgang mit medizinischen Versorgungseinrichtungen<br />
oder auch Ernährungsbilanzen wurden in der Literatur kaum berücksichtigt. Diese<br />
Lücke wurde durch akteurszentrierte Studien der ersten und zweiten IMPETUS-Förderperiode,<br />
die nun in international platzierten Aufsätzen und Monographien publiziert wurden bzw. werden,<br />
teilweise geschlossen. Zentrale Themen waren dabei Geschlechterrollen und Ökonomie, okkulte<br />
Praktiken und <strong>zu</strong>nehmende Monetarisierung (Hadjer, 2005), Migrationsphänomene im ländlichen<br />
Raum (Doevenspeck, 2004, 2005), Entwicklungsprojekte im Kontext von Migration und<br />
der Verknappung natürlicher Ressourcen (Singer, 2005) sowie medizinethnologische Perspektiven<br />
auf Befindensweisen und therapeutische Wege auf lokaler Ebene (Klein, 2005). Doevenspecks<br />
Studie stellt für den Gesamt<strong>zu</strong>sammenhang des Projektes heraus, dass Zuwanderung<br />
<strong>zu</strong> einer starken Erhöhung natürlicher demographischer Wachstumsraten führt. Da Existenzsi-
Teilprojekt A5 IMPETUS<br />
cherungssysteme von Zuwanderern vorwiegend auf der Agrarnut<strong>zu</strong>ng selbständiger Haushalte<br />
basieren, ist der Zuwanderungsraum durch überdurchschnittliche Entwaldungsraten mit mittelund<br />
langfristigen Folgen auf regionale Abflussraten und Klimaveränderungen gekennzeichnet.<br />
Diese negativen Konsequenzen werden dadurch verstärkt, dass Migranten dauerhaft in einer<br />
prekären Rechtssituation leben, was langfristig <strong>zu</strong>r Zunahme von Ressourcennut<strong>zu</strong>ngskonflikten<br />
sowie politischer Instabilität im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet und anderen durch Zuwanderung<br />
geprägten ländlichen Räumen Benins führt (Doevenspeck, 2004, 2005). Angetrieben wird dieses<br />
Konfliktszenario zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen <strong>zu</strong>sätzlich durch die Ausgren<strong>zu</strong>ng<br />
von Zuwanderern aus den Leistungsangeboten der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit. Anstatt<br />
die soziale Differenzierung in ihrem Wirkungsfeld im Rahmen fundierter Zielgruppenanalysen<br />
wahr<strong>zu</strong>nehmen, wird in EZ-Projekten auch weiterhin von einer weitgehenden Gleichförmigkeit<br />
der Armut ausgegangen. Gleichzeitig werden wichtige Entscheidungen über die Teilnahme an<br />
den EZ-Angeboten über partizipative Ansätze an die lokalen autochthonen Entscheidungsträger<br />
im Kontext der lokalen Institutionenförderung delegiert. Diese instrumentalisieren ihre hin<strong>zu</strong>gewonnenen<br />
Kompetenzen <strong>zu</strong>r Exklusion der Migranten, um so individuelle und kollektive Aneignungschancen<br />
der lokalen Eliten ab<strong>zu</strong>sichern (Singer, 2005). Die mangelnden Kenntnisse über<br />
verschiedene Lebenshaltungssysteme bedrohen auch die Arbeit der neu implementierten dezentralisierten<br />
Verwaltungen. Die gesetzlichen Möglichkeiten der teilweisen Eigenfinanzierung der<br />
Gemeinden und die Etablierung bedarfsgerechter Formen der sozialen Basisversorgung können<br />
somit nicht ausgeschöpft werden (Bako-Arifari et al., 2004). Ein prononciert akteurszentrierter<br />
Ansatz in verschiedenen Workpackages schaffte die Grundlage für eine realitätsnahe, handlungsorientierte<br />
Analyse von Existenzsicherungsstrategien unter Berücksichtigung kultureller<br />
Praktiken und fundamental prägender sozialer Parameter. Zu zentralen (ethnien-übergreifenden)<br />
Strategien zählen Schadenszauber und Hexerei. So sind etwa die Beziehungen vieler Migranten<br />
in ihre Heimatdörfer durch die Absenz von Mittelrückflüssen geprägt: Aus Angst vor Neid,<br />
Schadenszauber und Hexerei scheuen sie sich davor, als wohlhabende Bürger in Erscheinung <strong>zu</strong><br />
treten und investieren lieber in teure Schutzmechanismen. Grundlegend ist Arbeitsteilung, Ressourcen<strong>zu</strong>gang<br />
und das Management monetären und sozialen Kapitals durch geschlechtsspezifische<br />
Rollen, Regeln, Rechten und Pflichten geprägt – eine Betrachtung der lokalen Ökonomie<br />
ohne dieses grundlegende Strukturelement muss zwangsläufig <strong>zu</strong> falschen Resultaten führen<br />
(Hadjer, 2005). Da besonders Arbeitsausfall durch Gesundheitsprobleme einen wesentlichen Risikofaktor<br />
innerhalb der Existenzsicherung darstellt, sind Frauen in diesem Bereich doppelt belastet.<br />
Die Analyse therapeutischer Wege kranker und krankenbegleitender Akteure hat gezeigt,<br />
dass die Nut<strong>zu</strong>ngsfrequenz staatlicher Gesundheitseinrichtungen gering ausfällt. Unabhängig<br />
von Reformen und Strukturanpassungsprogrammen kann dieser Missstand nur durch eine stärkere<br />
Einbindung von Spezialist/inn/en indigener Medizinen oder durch eine gezielte Förderung des<br />
privaten biomedizinischen Sektors behoben werden (Klein, 2005).<br />
453
454<br />
IMPETUS Teilprojekt A5<br />
Ein wesentlicher Fortschritt wurde in der vergangenen Phase durch die Durchführung eines in<br />
2004 erhobenen, statistisch repräsentativen Surveys auf regionaler Ebene erzielt (Hadjer, Klein<br />
und Singer, 2004). Erstmals steht damit ein Datensatz <strong>zu</strong>r Existenzsicherung in Benin <strong>zu</strong>r Verfügung,<br />
der regionalübergreifend zentrale Vorgaben beninischer Lebenswirklichkeiten vereint:<br />
Durch die gleich gewichtete, akteurszentrierte Befragung von 840 Frauen und Männern wurden<br />
alle zentralen ökonomischen Akteure häuslicher Existenzsicherung berücksichtigt. Analysiert<br />
wurden dabei Vulnerabilitätsstufen und Risikostrategien durch eine relationale Betrachtung von<br />
Arbeit, Kapital, Gesundheit, Risikostrategien, Ernährung, Wasser und Land (<strong>zu</strong> Zwischenergebnissen<br />
siehe Hadjer und Klein, 2005).<br />
Vor dem Hintergrund einer notwendigen Verbesserung des Zugangs <strong>zu</strong> sauberem Trinkwasser<br />
sind Kenntnisse lokaler Wassernut<strong>zu</strong>ngsstrukturen von großer Bedeutung. Bisher verfügbare Daten<br />
<strong>zu</strong>m Wasserverbrauch pro Kopf beziehen sich in Benin jedoch vor allem auf Schät<strong>zu</strong>ngen<br />
der städtischen Wasserbehörde (SONEB). Vor dem Hintergrund dieser Ausgangssituation wurde<br />
in den vergangenen Förderphasen <strong>zu</strong>nächst der Blick auf die Haushaltsebene gelenkt. In einer<br />
interdisziplinär angelegten Studie mit über 720 Personen, überwiegend aus dem ländlichen<br />
Raum, wurde dabei Wasserverbrauch in seinem saisonalen und sozialen Kontext betrachtet<br />
(Hadjer, Klein und Schopp, 2005). In Zusammenarbeit mit der SONEB wurden darüber hinaus<br />
in einer weiteren Studie acht beninische Städte mit Hilfe eines Indexes ausgewählt. Insgesamt<br />
konnten damit Daten <strong>zu</strong> 1184 Haushalten über einen Zeitraum von einem Jahr gesammelt werden.<br />
Zusammengefasst ergaben die Untersuchungen ein umfassendes Bild der Wasserquellennut<strong>zu</strong>ng,<br />
des Tageswasserverbrauchs pro Kopf auf mikroskalischer Ebene (je betrachteter Quelle)<br />
sowie sozioökonomischer Aspekte. Die erhobenen Daten fließen in das regelbasierte Modell<br />
NES ein und werden in verschiedene Problemkomplexe integriert (Schopp, 2005).<br />
Hinsichtlich der medizinisch-klimatologischen Untersuchungen über die Verbreitung von Meningitis<br />
und Malaria beschränken sich die bisher erzielten Forschungsergebnisse auf die Malariaverbreitung.<br />
Für die Meningokokken-Meningitis werden im weiteren Verlauf Untersuchungen<br />
stattfinden. Im „Department of Geography der <strong>Universität</strong> Liverpool“ ist eine Malaria-<br />
Arbeitsgruppe entstanden, die u. a. versucht, eine Ensemble-Vorhersage bzgl. der Malaria <strong>zu</strong> etablieren.<br />
Hoshen und Morse haben ein dynamisches Malariamodell entwickelt, das sog. „Liverpool<br />
Malaria Model“ (LMM), welches auf der Basis von täglichen Temperatur- und Niederschlagsangaben<br />
das Vorkommen von Moskitos als auch das Vorkommen der Malaria in der Bevölkerung<br />
simuliert. Die ersten Ergebnisse der Simulationen zeigen, dass die Malaria in Westafrika<br />
mit Hilfe des LMM simuliert werden kann. Eine Verifikation der Ergebnisse ist mittels Karten<br />
des MARA-Projektes (MARA=“Mapping Malaria Risk in Africa“) möglich und zeigt in Be<strong>zu</strong>g<br />
auf das Auftreten der Malaria eine <strong>zu</strong>frieden stellende Übereinstimmung. In einem <strong>zu</strong>künftigen<br />
veränderten Klima ist mit einer Veränderung der Ausbreitung der Malaria <strong>zu</strong> rechnen. Die
Teilprojekt A5 IMPETUS<br />
auf den REMO-Zeitscheibenexperimenten beruhenden Simulationen des LMM zeigen, dass<br />
durch den modifizierten Niederschlagshaushalt im Jahr 2025 sich die Malariaverbreitung gegenüber<br />
dem Jahr 2000 verändert.<br />
Die Methoden <strong>zu</strong>m Nachweis von Bakterien und Viren aus Wasserproben sind mittlerweile etabliert<br />
und validiert. Ein Datensatz mit ca. 1300 georeferenzierten, dokumentierten Trinkwasserquellen<br />
des oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes wird regelmäßig überarbeitet und den aktuellen Situationen<br />
angepasst. Die bakteriologischen Analysen von ca. 1200 Wasserstellen im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
haben gezeigt, dass mehr als 50 % der offenen Wasserquellen wie so genannte<br />
„Marigots“ (Tümpel) und sowohl traditionelle als auch moderne Brunnen mit „Escherichia<br />
coli“ und coliformen Bakterien kontaminiert sind. In ca. 9 % der untersuchten offenen Wasserquellen<br />
konnten <strong>zu</strong>dem sehr bedenkliche Kontaminationen durch enteritische Salmonellen festgestellt<br />
werden. Im Gegensatz da<strong>zu</strong> wies keine der Pumpenwasser-Proben aus geschlossenen<br />
Bohrloch-Systemen Kontaminationen durch Fäkalkeime auf. Eine Serotypisierung der 122 Salmonellentypen<br />
zeigte, dass es sich um Serotypen handelt, die in Europa nur sehr selten vorkommen.<br />
Es konnte ebenfalls ein bislang noch unbekannter Serotyp mit der Antigenformel<br />
1,42:l,w:z35 aus einer Trinkwasserprobe isoliert werden, der die Bezeichnung „Salmonella Parakou“<br />
erhalten wird. Um Aussagen über die genaue Anzahl an unterschiedlichen Salmonellen-<br />
Stämmen machen <strong>zu</strong> können, wird das so genannte „Multilocus Serotyping“ (MLST) Typisier-<br />
Verfahren angewendet (Maiden et al., 1998; Kotetishvili et al., 2002). Um eine Risikoabschät<strong>zu</strong>ng<br />
für die Wasserkonsumenten vornehmen <strong>zu</strong> können, muss das Infektionspotenzial der seltenen<br />
Serotypen <strong>zu</strong>nächst bestimmt werden. Zu diesem Zweck wurde eine molekularbiolgische<br />
Methode entwickelt, die auf dem Nachweis bestimmter Pathogenitätsfaktoren beruht.<br />
Nachdem das Spektrum der nachgewiesenen Viren erweitert wurde, gelang es in 9% der Proben<br />
virale Kontaminanten nach<strong>zu</strong>weisen. Dabei handelte es sich vor allem um Adenoviren, aber vereinzelt<br />
auch um Rotaviren. Beide Viren sind als Durchfallerreger bekannt und können besonders<br />
bei älteren Menschen und Kindern <strong>zu</strong> schweren bis lebensgefährlichen Verläufen führen. Umfassende<br />
Validierungsarbeiten konnten Hinweise auf die Konzentration der Viren in den einzelnen<br />
Brunnen geben. Mit Hilfe eines kommerziell erhältlichen Schnelltests für Adeno- und Rotaviren<br />
konnten in Kooperation mit der Uniklinik Parakou erste rotavirus-bedingte Durchfallerkrankungen<br />
bei Kindern nachgewiesen werden. Ein Zusammenhang zwischen Niederschlagsereignissen<br />
und dem Adenovirusnachweis in dem Brunnenwasser konnte in drei eng benachbarten Dörfern<br />
postuliert werden und würde sich durch Oberflächenwasser oder Wasserbewegungen in den oberen<br />
Erdschichten in Latrinennähe erklären lassen. Für solche Wasserstellen, die ein unmittelbares<br />
Infektionsrisiko darstellen, wurde die Praktikabilität und die Bedingungen des Einsatzes von<br />
Chlordioxid als Desinfektionsmittel untersucht und die Abtötungskinetiken für die Zielorganismen,<br />
die Rekontaminationszeiten und – raten und die Restgehalte an ClO2 ermittelt. Die Metho-<br />
455
456<br />
IMPETUS Teilprojekt A5<br />
dik soll nach Abschluss der Versuche an die „Direction Générale de l’Hydraulique“ in Cotonou<br />
und den „Service de l´Hygiène“ übergeben werden, da eine effektive Interventionsvorschrift<br />
momentan nicht verfügbar ist.<br />
Aufgrund der von IMPETUS im Vorfeld ermittelten Ergebnisse bezüglich der Kontaminationen<br />
verschiedener Trinkwasserquellen konnten in Kooperation mit dem schweizerischen Projekt<br />
HELVETAS in bereits 13 Dörfern sanierungsbedürftige, offene Brunnenanlagen <strong>zu</strong> geschlossenen<br />
Pumpensystemen umfunktioniert werden. Die von IMPETUS-Mitarbeitern durchgeführten<br />
bakteriologischen Vorher-Nachher-Analysen verdeutlichen, dass die Belastung des Trinkwassers<br />
durch „E. coli“ und coliforme Bakterien nach dem Umbau deutlich abgenommen hat.<br />
Ausführliche Beschreibung des Arbeitsplanes<br />
Das Teilprojekt A5 arbeitet <strong>zu</strong> mehreren sozialwissenschaftlichen und medizinischen Themenfeldern,<br />
die sich als zentral im Kontext der Entwicklungsplanung in Benin erwiesen haben. Damit<br />
nimmt das Teilprojekt eine wichtige Brückenfunktion zwischen Wissenschaft und der Anwenderebene<br />
im Rahmen des IMPETUS „Capacity Building“ der dritten Förderphase ein. Für verschiedene<br />
Adressatenebenen steht das „Know-how“ für bedarfsgerechte demographische Projektionen<br />
(PK Be-G.1) <strong>zu</strong>r Verfügung. Auf der Ebene der dezentralisierten Gemeinden werden<br />
ein Datensatz <strong>zu</strong>r Existenzsicherung als Planungsgrundlage, Planungsmethodiken (PK Be-G.2<br />
und PK Be-G.3) sowie best practices des sich neu institutionalisierenden Wassermanagements<br />
(PK Be-G.2) vermittelt. Eine perspektivische Planungsorientierung weist <strong>zu</strong>dem der PK Be-H.2<br />
auf, in dem Prognosen des Wasserdargebots für einzelne Sektoren erstellt werden. Im Vorfeld<br />
ermittelte Handlungsoptionen im Bereich der Existenzsicherung werden im PK Be-G.3 mit Fokusgruppen<br />
auf der lokalen Ebene erprobt. Die sozialwissenschaftlichen Kompetenzen im Teilprojekt<br />
werden darüber hinaus in die <strong>zu</strong>m „Capacity Building“ parallel verlaufenden Begleitstudien<br />
<strong>zu</strong>m Nut<strong>zu</strong>ngspotenzial von“ Inland-Valleys“ (PK Be-E.7) und der Standorterfordernisse<br />
von Kleinstauseen (PK Be-E.4) eingebracht, welche zwei zentrale Instrumente <strong>zu</strong>künftiger<br />
landwirtschaftlicher Entwicklung darstellen. Eine Integration der praxisnahen Erkenntnisse in<br />
die IMPETUS-Szenarienanalyse wird <strong>zu</strong>m Aufbau eines bedarfsgerechten DSS nutzbar gemacht.<br />
Der medizinische Bereich des Teilprojekts A5 beschäftigt sich mit wassergebundenen Erkrankungen<br />
und Erregern. Im Mittelpunkt des PK Be-G.4 stehen die Malaria und die Meningokokken-Meningitis,<br />
deren Auftreten abhängig von klimatischen Einflussgrößen ist. Das Malaria-<br />
Modell LMM für ganz Afrika wurde für den gewählten Transekt in 2°G adaptiert und wird mit<br />
gemessenen und modellierten Daten aus den verschiedenen Teilprojekten betrieben. Ein ebenfalls<br />
auf Transektdaten basierendes Vorgehen ist für die Menningokokken-Meningitis geplant.<br />
Krankheitserreger (Bakterien und Viren) im Trinkwasser sind Gegenstand der Untersuchungen
Teilprojekt A5 IMPETUS<br />
im PK Be-G.5. Eine Brunnendatenbank aus dem Städtedreieck Parakou-Basila-Djougou mit Untersuchungsergebnissen<br />
und Brunnencharakteristika ist in dem Labor in Parakou etabliert und<br />
unterliegt einer fortlaufenden Aktualisierung. Die zentrale Bedeutung des von IMPETUS eingerichteten<br />
Labors in Parakou für die Wasseranalytik wird durch verschiedene Kooperationen mit<br />
lokalen und internationalen Hilfsorganisationen weiter gefestigt und ausgebaut. Das entwickelte<br />
Expertenmodell MIVIK hilft Risikokonstellationen für eine bakterielle oder virale Kontamination<br />
<strong>zu</strong> erkennen und innerhalb der Szenarienentwicklung Aussagen über die Wasserqualität unter<br />
sich ändernden Rahmenbedingungen <strong>zu</strong> treffen.<br />
Sozialwissenschaften<br />
PK Be-G.1<br />
Im PK Be-G.1 werden demographische Projektionen für die IMPETUS Szenarienanalyse berechnet.<br />
Im Vordergrund steht der Einbe<strong>zu</strong>g der veränderten Rahmenbedingungen von Interventionsszenarien.<br />
Ein zweiter Baustein des Problemkomplexes ist die Identifikation des Bedarfs an<br />
demographischen Datengrundlagen und Projektionen auf der Anwenderebene. Diese werden neben<br />
den laufenden IMPETUS-internen demographischen Arbeiten für die Anwender in Benin<br />
erstellt und durch den lokalen Mitarbeiter oder während Folgeschulungen ausgehändigt.<br />
PK Be-G.2<br />
Im Zentrum der Arbeit in PK Be-G.2 steht einerseits die Dokumentation der bisherigen Ergebnisse<br />
<strong>zu</strong>r Thematik dezentralisiertes Wassermanagement in Fachzeitschriften bzw. als „working<br />
paper“ und andererseits der Kompetenztransfer an politische Entscheidungsträger in Gemeindeund<br />
Departementverwaltungen. Dieser in Kooperation mit PK Be-G.3 als Modul 1 durchgeführte<br />
Arbeitsbereich umfasst <strong>zu</strong>nächst die bedarfsgerechte Aufarbeitung der Ergebnisse der Untersuchungen<br />
<strong>zu</strong>m dezentralisierten Wassermanagement und ihre Kommunikation an die Entscheidungsträger.<br />
Weiterhin werden die Ergebnisse des Regionalsurveys <strong>zu</strong>r Existenzsicherung (Hadjer,<br />
Klein und Singer, 2004) in eine anwendungsbezogene Form gebracht und Schulungsmaterialien<br />
für einen Einstieg in das sozialwissenschaftliche Statistikprogramm SPSS erstellt. Die Schulungen,<br />
die in veränderter Form in Zusammenarbeit mit einer lokalen Consultingfirma jährlich<br />
wiederholt werden, dienen <strong>zu</strong>r Information der Entscheidungsträger über planungsrelevante Ergebnisse,<br />
der weiteren Bedarfsanalyse und der selbständigen Erstellung von Planungsgrundlagen.<br />
Im nächsten Schritt erfolgen die Entwicklung von Konzepten <strong>zu</strong>r weiterführenden Implementierung<br />
des Wissens und Anregungen <strong>zu</strong>r Gremienbildung.<br />
Für den Zeitraum der Schulungsvorbereitung, das Monitoring und die Supervision wird ein lokaler<br />
Mitarbeiter jedes Jahr für einen Zeitraum von 6 Monaten angestellt. Dieser steht den Verwaltungsfachkräften<br />
für Nachfragen bezüglich der Nut<strong>zu</strong>ng und Weiterentwicklung der Datenbank<br />
457
458<br />
IMPETUS Teilprojekt A5<br />
<strong>zu</strong>r Verfügung. Die Problembehebung erfolgt an den Arbeitsplätzen der Verwaltungsmitarbeiter.<br />
Der lokale Assistent wird weiterhin den Prozess des „Capacity Building“ dokumentieren und<br />
nach Deutschland an U. Singer kommunizieren. Eine <strong>zu</strong>sätzliche Betreuung erfährt der Assistent<br />
durch N. Bako Arifari in Parakou.<br />
Zweiter Arbeitsschwerpunkt dieses Moduls ist der Wissenstransfer über Verwaltungs<strong>zu</strong>sammenhänge<br />
im Bereich des Wassermanagements in den neu implementierten dezentralisierten Verwaltungen.<br />
Hier<strong>zu</strong> wird EZ-Vertretern und politischen Entscheidungsträgern ein <strong>zu</strong>r Thematik verfasstes<br />
„policy paper“ ausgehändigt und ein Workshop <strong>zu</strong>r Thematik abgehalten.<br />
Das Modul wird von Herrn U. Singer betreut, begleitende Mitarbeit erfolgt durch K. Hadjer und<br />
N. Bako-Arifari.<br />
PK Be-H.2<br />
Im Rahmen des PK Be-H.2 erfolgt aufbauend auf bisherigen empirischen Ergebnissen <strong>zu</strong> den<br />
Wassersektoren Landwirtschaft und Industrie eine Evaluierung der gewonnenen Modell- und<br />
Szenarienerkenntnisse. Dabei wird eng mit national und international tätigen Wasserexperten<br />
kooperiert. Durch Einbettung des NES-Modells in eine Modellkette <strong>zu</strong>r Betrachtung der Wasserverfügbarkeit<br />
(Grundwasserstände und -verfügbarkeit: FE-FLOW; Verfügbarkeit Oberflächenwasser:<br />
UHP-HRU) werden Prognosen des Wasserdargebots für die einzelnen Sektoren erstellt.<br />
Die daraus resultierenden Ergebnisse fließen in ein DSS ein und bieten Handlungsoptionen<br />
für lokale, regionale und nationale Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik. Im Rahmen<br />
des „Capacity Building“ werden für die Entscheidungsträger begleitende Schulungs- und Beratungsmaßnahmen<br />
sowohl auf lokaler als auch auf übergeordneter Ebene durchgeführt.<br />
PK Be-G.3<br />
Im Zentrum der dritten Phase steht der Transfer von Kernergebnissen <strong>zu</strong> Bezügen zwischen Kapitalmanagement,<br />
Arbeit, Risikostrategien, Gesundheit und Ernährung. Als Datengrundlage dienen<br />
Ergebnisse des Regionalsurveys <strong>zu</strong>r Existenzsicherung (Hadjer, Klein und Singer, 2004) und<br />
Resultate aus der einjährigen Begleitung einer weiblichen Baumwollanbaugruppe, mehrerer<br />
GPA („Groupements de Producteurs Agricoles“) sowie einer einjährigen Verlaufsstudie <strong>zu</strong> täglichen<br />
Einnahmen und Ausgaben von zehn Männern und zehn Frauen (Hadjer, 2005). Bisherige<br />
Forschungsergebnisse belegen, dass die Vulnerabilität von Haushalt und Individuen nur dann<br />
adäquat beschrieben werden kann, wenn der strukturelle Einfluss von Geschlecht und hierarchischen<br />
Strukturprinzipien berücksichtigt wird. Besonders „Kapital“ stellt dabei eine Domäne dar,<br />
die stark von Geschlechterlinien, Geheimhaltung und individuellen Akkumulationsstrategien<br />
durchsetzt ist (z. B. Gütertrennung, getrennte Kassen). Deshalb erfordert eine nachhaltige Wissensimplementierung<br />
die enge Zusammenarbeit mit männlichen und weiblichen Akteuren.
Teilprojekt A5 IMPETUS<br />
Die wesentlichen Etappen sind dabei: (1.) die Vermittlung bisheriger Erkenntnisse, (2.) eine gemeinsame<br />
Formulierung realistischer Handlungsoptionen, (3.) die Umset<strong>zu</strong>ng dieser Handlungsstrategien<br />
im Jahresverlauf, (4.) eine Analyse des erreichten Implementierungsgrades und<br />
schließlich (5.) die theoretische, modellhafte Formulierung eines auf andere Themenbereiche<br />
übertragbaren Verfahrens <strong>zu</strong>r Implementierung (sozial)wissenschaftlicher Erkenntnisse bei lokalen<br />
Bevölkerungsgruppen. Das Konzept „Wissenstransfer / Monitoring / Back Up“ wird in jedem<br />
Jahr kontinuierlich in Zusammenarbeit mit einer lokalen Consultingfirma auf Dorfebene mit<br />
Baumwoll- und Frauengruppen durchgeführt. Die Ausbildungsmodule beinhalten Coaching, Supervision<br />
und Vernet<strong>zu</strong>ng unter Mitarbeit eines lokalen Assistenten.<br />
Zur Schulungsvorbereitung wird der Assistent M. A. Evariste Leke in den ersten beiden Projektjahren<br />
nach Deutschland reisen und an der Erstellung der Schulungsunterlagen und des Programms<br />
mitwirken. Während seines gesamten Anstellungszeitraums wird er <strong>zu</strong>sätzlich fernmündlich<br />
und per Email von K. Hadjer sowie vor Ort von N. Bako-Arifari betreut. Ziel ist dabei<br />
die lückenlose Supervision und Dokumentation des „Capacity Building“-Prozesses.<br />
Medizin<br />
PK Be-G.4<br />
Die Arbeit erfolgt in drei Schritten: (1) Die Ergebnisse <strong>zu</strong>r Malariaverbreitung mittels der<br />
REMO-Daten bzgl. 1979-2003 sollen mittels realer, gemessener Niederschläge des IRD<br />
(IRD=“L’Institut de recherche pour le développement“) der Jahre 1968-1991 überprüft werden.<br />
Die notwendigen täglichen Temperaturen werden den ERA-40-Daten (ERA40=“40-jährige<br />
ECMWF Reanalyse“) entnommen, in welche Bodenbeobachtungen eingegangen sind. (2) Im<br />
Fall der Meningitis sollen mittels der Daten des Transekts in 2°O statistische Zusammenhänge<br />
zwischen Meningitisfällen und meteorologischen Parameter untersucht werden. Vermutlich wird<br />
es mit der Sichtweite, der Windstärke und Windrichtung oder der Luftfeuchte eine Korrelation<br />
mit auftretenden Meningitisfällen geben, die <strong>zu</strong> der Entwicklung eines Modells führen. (3) Nach<br />
der Bereitstellung des Meningitismodells wird <strong>zu</strong>nächst das Auftreten der Meningokokken-<br />
Meningitis bzgl. der Jahre 1979-2003 untersucht. Anschließend dienen die transienten REMO-<br />
Szenarienläufe <strong>zu</strong>r Identifikation von Zeiträumen bis <strong>zu</strong>m Jahr 2050 in denen die Meningitis<br />
wahrscheinlich vorkommen wird und veränderte Risikopotenziale können qualifiziert abgeschätzt<br />
werden.<br />
459
460<br />
PK Be-G.5<br />
IMPETUS Teilprojekt A5<br />
In Kooperationen mit dem schweizerischen Projekt HELVETAS und PACEA, anderen NGOs,<br />
und staatlichen Behörden soll der Zugang <strong>zu</strong> sauberem Trinkwasser in weiteren Dörfern sichergestellt<br />
werden. IMPETUS führt die Qualitätsanalysen durch und stellt Handlungsoptionen auf.<br />
Erste Kontakte <strong>zu</strong> DED- und GTZ- Mitarbeitern werden ausgeweitet, um mögliche Kooperationen<br />
ins Leben <strong>zu</strong> rufen. Die chemische Wasseranalytik wird in Anlehnung an die von der DH<br />
angewandte Methodik etabliert. Der Laborbetrieb in Parakou soll auf eine Routine-Diagnostik<br />
für den Bereich bakteriologische und chemische Wasseranalytik vorbereitet und umgestellt werden<br />
und die Übergabe des Labors 2009 wird vorbereitet.<br />
Neben einer fortlaufenden Aktualisierung der bestehenden Datenbank der Trinkwasserquellen<br />
soll eingehend der Zusammenhang zwischen Niederschlagsereignissen und viraler Kontamination<br />
der Trinkwasserquellen herausgearbeitet werden. Im Hinblick auf die Übergabe des Labors<br />
am Ende der dritten Antragsphase soll ein in Parakou praktikables Verfahren <strong>zu</strong>m Virusnachweis<br />
etabliert werden. Wegen des <strong>zu</strong> hohen Kosten- und Geräteaufwands kann dafür nicht die bisherige<br />
Methode verwendet werden, jedoch stehen mit dem schon verwendeten Schnelltest oder einer<br />
klassischen PCR Methode auch andere Möglichkeiten des Nachweises <strong>zu</strong>r Verfügung. Damit<br />
dieses gelingen kann, ist eine umfangreiche Validierung der verschiedenen Methoden nötig. Mit<br />
den Adeno- und Rotavirus Schnelltests sollen durch Ärzte regional aufgeschlüsselte Daten über<br />
auftretende virale Durchfallerkrankungen ermittelt werden. Die Erkrankungszahlen können im<br />
Verlauf als <strong>zu</strong>sätzlicher Responseindikator etabliert werden. Eine eingehende Analyse der Infektionsketten<br />
soll anschließend den Zusammenhang zwischen Brunnenkontaminationen und Erkrankungen<br />
offen legen und wichtige Informationen für das Riskassessment der viralen<br />
Gastroenteritiden liefern.<br />
Um das Risikopotenzial <strong>zu</strong>m Erwerb wassergebundener Infektionskrankheiten für die Wassernutzer<br />
abschätzen <strong>zu</strong> können, werden molekularbiologische Charakterisierungen mit der MLST-<br />
Typisier-Methode und Nachweise von Pathogenitätsfaktoren der isolierten Salmonellen durchgeführt.<br />
Insbesondere werden <strong>zu</strong>m Habitat und der Ausbreitung des isolierten neuen Salmonellen-<br />
Serotyps „Salmonella Parakou“ in dem Dorf Yatanifaga weitere molekularbiologische und epidemiologische<br />
Studien durchgeführt. Zur Schnell-Detektion wassergebundener pathogener Bakterien<br />
und <strong>zu</strong>r Ermittlung ihres Infektionspotenzials soll ein molekularbiologisches Verfahren<br />
erarbeitet werden (Frey et al., 1998).
Teilprojekt A5 IMPETUS<br />
Stellenbeschreibungen mit Zeitplan<br />
Bearbeiter „Existenzsicherungsstrategien und Kompetenztransfer auf lokaler Ebene“<br />
Das Stellenprofil ist gekennzeichnet durch nötige Fähigkeiten <strong>zu</strong> einer effektiven und nachhaltigen,<br />
exemplarisch angelegten Implementierung von Erkenntnissen <strong>zu</strong> Existenzsicherungsstrategien<br />
bei der lokalen Dorfbevölkerung (PK Be-G.3). Dies erfordert die Durchführung eines partizipativen<br />
Ansatzes und somit profunde Kenntnisse sozialer und wirtschaftlicher Verhältnisse vor<br />
Ort, lokale Sprachfertigkeiten und Erfahrungen im Umgang mit Verhaltenkodexen verschiedener<br />
strategischer Gruppen. Die Mitarbeit setzt Erfahrungen in der Erstellung sozialwissenschaftlicher<br />
Datensätze und die Befähigung voraus, Handlungsvorschläge lokal <strong>zu</strong> diskutieren und deren<br />
exemplarische Umset<strong>zu</strong>ng gemeinsam mit lokalen Trägern an<strong>zu</strong>regen. Ziel ist dabei die<br />
Formulierung generalisierbare Aussagen <strong>zu</strong>m Transfer und <strong>zu</strong>r Implementierung sozialwissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse.<br />
Die Mitarbeit in PK Be-G.2 stellt einen weiteren Arbeitsschwerpunkt dar. Im Fokus steht dabei<br />
ein Kompetenztransfer <strong>zu</strong> Ergebnissen des Regionalsurveys <strong>zu</strong>r Existenzsicherung (Hadjer,<br />
Klein und Singer, 2004) an politische Entscheidungsträger in Gemeinde- und Departementverwaltungen.<br />
Sie erfordert Erfahrungen im Umgang mit politischen Entscheidungsträgern und eine<br />
Vertrautheit mit der <strong>zu</strong>grunde liegenden Datenbank. Insgesamt sind die hier vorgesehenen Arbeiten<br />
eng mit den Tätigkeiten von Herrn Uwe Singer in den PK Be-G.1, PK Be-G.2 und PK<br />
Be-G.3 verknüpft. Abschließende Veröffentlichungen der Ergebnisse in Fachzeitschriften und<br />
auf Kongressen finden voraussichtlich im Team statt.<br />
Für die aufgeführten Arbeiten wird die Ethnologin Frau Kerstin Hadjer mit einer BAT IIa-Stelle<br />
eingesetzt. Sie ist Expertin für lokales Wissen und arbeitet seit Beginn des IMPETUS-Projektes<br />
<strong>zu</strong> lokalen Handlungs- und Risikostrategien im Kontext von Wasser- und Haushaltsökonomie,<br />
Ressourcenmanagement, Existenzsicherung, Vulnerabilität und Konfliktarenen. Im Rahmen ihrer<br />
Promotionsarbeit <strong>zu</strong> ökonomischen und sozialen Handlungsstrategien auf lokaler Ebene vollzog<br />
sie in der ersten Phase einen 17-monatigen Feldaufenthalt, bei dem Datenbanken <strong>zu</strong> Kapitalflüssen,<br />
Zeitallokation und Produktionsstrategien sowie Marktanalysen und Baumwollstudien<br />
entstanden, deren Ergebnisse vermittelt werden. Sie war an der Konzeption und Umset<strong>zu</strong>ng des<br />
oben genannten Regionaldatensatzes <strong>zu</strong>r Existenzsicherung als Planungsgrundlage <strong>zu</strong>r Szenarienbildung<br />
beteiligt. Auf lokaler und regionaler Ebene erarbeitete sie im Kontext ihrer intensiven<br />
Felderfahrungen bereits Bedarfsstrukturen und Möglichkeiten eines bedarfsgerechten „Capacity<br />
Building“ <strong>zu</strong>r Existenzsicherung. Die lokalen Fokusgruppen werden von Frau Hadjer seit<br />
sechs Jahren wissenschaftlich begleitet.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
=> Bündelung bisheriger Ergebnisse aus A5 – Workpackages und Problemkomplexen<br />
461
462<br />
IMPETUS Teilprojekt A5<br />
=> Umwandlung der Datenbanken und Ergebnisse auf eine lokal verständliche Vermittlungsebe-<br />
ne; Erstellung von Arbeitsmaterialien<br />
=> Konzeptualisierung von Schulungsprogrammen für „Capacity Building“ auf lokaler und re-<br />
gionaler Ebene<br />
=> Vorauswahl der Teilnehmer/innen und Kontaktaufnahme<br />
=> Benin: Durchführung der Schulungen des „Capacity Building“ auf lokaler und regionaler Ebene<br />
=> Benin: Monitoring und Backups mit den Fokusgruppen<br />
=> Fernbetreuung der laufenden Projekte: Erstellung von Zwischenanalysen und -berichten<br />
=> Veröffentlichungen und Kongresse<br />
2. Jahr (2007)<br />
=> Kontinuierliche Leitung von Monitoring und Supervision<br />
=> Berechnung und Formulierung von Zwischenbilanzen<br />
=> Etablierung einer Datenbank<br />
=> Konzeptualisierung zwei neuer Schulungsprogramme für „Capacity Building“ auf lokaler<br />
und regionaler Ebene<br />
=> Benin: Monitoring und Backups mit den Fokusgruppen, Transfer der Endergebnisse<br />
=> Analyse und Zusammenführung der Ergebnisse<br />
=> Veröffentlichungen und Kongresse<br />
3. Jahr (2008)<br />
=> Leitung von Monitoring und Supervision<br />
=> Konzeptualisierung zwei neuer Schulungsprogramme für „Capacity Building“ auf lokaler<br />
und regionaler Ebene<br />
=> Benin: Durchführung der Schulungen des „Capacity Building“ auf lokaler und regionaler Ebene<br />
=> Benin: Abschließende Backups mit den Fokusgruppen, Transfer der Endergebnisse<br />
=> Endbilanzen und Entwicklung einer finalen Datenbank mit Rohdaten und Ergebnissen<br />
=> Veröffentlichungen und Kongresse<br />
=> Verfassung von vorläufigen Endberichten auf deutsch und französisch<br />
4. Jahr (bis April 2009)<br />
=> Veröffentlichungen, Abschlussbericht und Kongresse<br />
Bearbeiter „Dezentralisierung und Planungsmethodik“<br />
Die Stelle „Dezentralisierung und Planungsmethodik“ erfordert einen Mitarbeiter mit detaillierter<br />
Expertise in den Bereichen Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit, Dezentralisierung und Wassermanagement.<br />
Weiterhin sind profunde Kenntnisse <strong>zu</strong> wirtschaftlichen, sozialen und politischen
Teilprojekt A5 IMPETUS<br />
Verhältnissen im ländlichen Raum nötig sowie Erfahrungen im „Capacity Building“ mit politischen<br />
Entscheidungsträgern und lokalen Akteuren (PK Be-G.2, PK Be-G.3). Der Mitarbeiter<br />
muss sich in der Erstellung sozialwissenschaftlicher Datensätze und ihrer Weiterentwicklung<br />
bewährt haben und mit der Bedienung des „policy-models Spectrum/DemProj“ vertraut sein.<br />
Ebenfalls wird die Mitarbeit am PK Be-E.4 (Modul 3) <strong>zu</strong>r Erstellung eines Konzepts <strong>zu</strong>r partizipativen<br />
Landnut<strong>zu</strong>ngsplanung an Kleinstauseen vorausgesetzt. Dabei handelt es sich um die soziologische<br />
Analyse der partizipativen Landnut<strong>zu</strong>ngsplanung.<br />
Der Mitarbeiter übernimmt die Arbeit an den demographischen Projektionen in Hinblick auf die<br />
IMPETUS-Interventionsszenarien und den <strong>zu</strong> ermittelnden Bedarf beninischer Anwender. Zu<br />
weiteren Aufgaben zählt die Durchführung von Schulungen. Die <strong>zu</strong> diesem Zweck durchgeführten<br />
Aufenthalte in Parakou werden für eine teilnehmende Forschung <strong>zu</strong> Entwicklungen im Bereich<br />
des dezentralisierten Wassermanagements im Hinblick auf die IMPETUS-<br />
Szenarienanalyse genutzt. In Kooperation mit anderen Mitarbeitern des Teilprojektes erfolgt eine<br />
Veröffentlichung der Ergebnisse in Fachzeitschriften und auf Kongressen.<br />
Für die oben genannten Arbeiten wird Herr Uwe Singer mit einer BAT IIa-Stelle eingestellt. Der<br />
Geograph Uwe Singer arbeitet seit Beginn des IMPETUS-Projektes <strong>zu</strong> den Bereichen Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit,<br />
NRO, Dezentralisierung und Gemeindefinanzierung, agrarstruktureller<br />
Wandel, Demographie und Wassermanagement im Kontext des institutionellen Wandels. Hervor<strong>zu</strong>heben<br />
ist seine Promotion <strong>zu</strong>r Thematik „Entwicklungsprojekte im ländlichen Benin im<br />
Kontext von Migration und Ressourcenverknappung“. Neben den <strong>zu</strong> Grunde liegenden Forschungsarbeiten<br />
auf lokaler und regionaler Ebene wurde in der zweiten Projektphase bereits mit<br />
der Durchführung eines Workshops <strong>zu</strong>r Gemeindefinanzierung in Parakou begonnen. Mit dem<br />
Verfassen eines „policy papers“ <strong>zu</strong>r selben Thematik wurden erste Schritte des „Capacity Building“<br />
erprobt. Des Weiteren war er an der Generierung von Existenzsicherungsdaten <strong>zu</strong>r Szenarienanalyse<br />
und als Planungsgrundlagen auf der regionalen und lokalen Ebene beteiligt (Hadjer,<br />
Klein und Singer, 2004).<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
=> Verfassung eines Berichts <strong>zu</strong> bisherigen Ergebnissen des „Capacity Building“ auf regionaler<br />
Ebene<br />
=> Kooperation mit anderen Problemkomplexen <strong>zu</strong>r Implementierung<br />
=> Konzeptualisierung zweier neuer Schulungsprogramme für „Capacity Building“ auf lokaler<br />
und regionaler Ebene<br />
=> Veröffentlichungen und Kongresse<br />
=> Begleitende Forschung <strong>zu</strong> Entwicklungen im Bereich „dezentralisiertes Wassermanagement“<br />
=> Demographische Projektionen für die IMPETUS-Szenarienanalyse und beninische Anwender<br />
=> Anleitung des Monitoring und der Supervision des „Capacity Building“ auf regionaler Ebene<br />
463
464<br />
IMPETUS Teilprojekt A5<br />
=> Benin: Durchführung der Schulungen des „Capacity Building“ der lokalen und regionalen<br />
Ebene (in Zusammenarbeit mit lokalem Consulting)<br />
2. Jahr (2007)<br />
=> Kooperation mit anderen Problemkomplexen <strong>zu</strong>r Implementierung<br />
=> Konzeptualisierung zweier neuer Schulungsprogramme für „Capacity Building“ auf lokaler<br />
und regionaler Ebene<br />
=> Veröffentlichungen und Kongresse<br />
=> Begleitende Forschung <strong>zu</strong> Entwicklungen im Bereich „dezentralisiertes Wassermanagement“<br />
=> Demographische Projektionen für die IMPETUS-Szenarienanalyse und beninische Anwender<br />
=> Anleitung des Monitoring und der Supervision des „Capacity Building“ auf regionaler Ebene<br />
=> Benin: Durchführung der Schulungen des „Capacity Building“ der lokalen und regionalen<br />
Ebene (in Zusammenarbeit mit lokalem Consulting)<br />
3. Jahr (2008)<br />
=> Kooperation mit anderen Problemkomplexen <strong>zu</strong>r Implementierung<br />
=> Analyse und Zusammenführung der Ergebnisse<br />
=> Verfassung eines vorläufigen Endberichts auf deutsch und französisch<br />
=> Konzeptualisierung zweier neuer Schulungsprogramme für „Capacity Building“ auf lokaler<br />
und regionaler Ebene<br />
=> Veröffentlichungen und Kongresse<br />
=> Demographische Projektionen für die IMPETUS-Szenarienanalyse und beninische Anwender<br />
=> Anleitung des Monitoring und der Supervision des „Capacity Building“ der regionalen Ebene<br />
=> Benin: Durchführung der Schulungen des „Capacity Building“ auf lokaler und regionaler Ebene<br />
=> Benin: Transfer der Endergebnisse an die Teilnehmer und an Multiplikatoren auf regionaler<br />
und nationaler Ebene<br />
4. Jahr (bis April 2009)<br />
=> Veröffentlichungen, Abschlussbericht und Kongresse<br />
Bearbeiter „Vernet<strong>zu</strong>ng und Vermittlung“<br />
Der Aufgabenbereich des Bearbeiters „Vernet<strong>zu</strong>ng und Vermittlung“ umfasst die Kontaktpflege<br />
<strong>zu</strong> verschiedenen Organisationen der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit und nationalen Behörden,<br />
bei denen Bedarf für IMPETUS-Produkte identifiziert wird. Er ist Ansprechpartner und Vermittlungsperson<br />
für andere Teilprojekte im Bereich des „Capacity Building“ und wird zentrale<br />
IMPETUS-Ergebnisse auf internationalen Fachkongressen präsentieren sowie an der Redaktion<br />
von Artikeln und policy papers beteiligt sein. Darüber hinaus übernimmt er das wissenschaftli-
Teilprojekt A5 IMPETUS<br />
che Monitoring des Institution Buildings bei der Umset<strong>zu</strong>ng der neuen Wassergesetzgebung auf<br />
Gemeindeebene.<br />
Für diese Arbeiten wird Herr Dr. Nassirou Bako-Arifari mit einer 1 /3 BAT IIa-Stelle eingestellt.<br />
Herr Dr. Bako-Arifari war und ist an allen in Benin stattfindenden Arbeitsschritten des Teilprojekts<br />
beteiligt (PK Be-G.1, PK Be-G.2, PK Be-G.3). Er spielt eine zentrale Rolle als Mittler<br />
zwischen IMPETUS und beninischen Verwaltungsinstanzen. Bezüglich seiner Rolle als Ansprechpartner<br />
und Vermittlungsperson für andere Teilprojekte im Bereich des „Capacity Building“<br />
ist insbesondere auf seine Schnittstellenfunktion <strong>zu</strong> der internationalen Forschungseinrichtung<br />
LASDEL hin<strong>zu</strong>weisen, in der er eine koordinierende Funktion einnimmt sowie <strong>zu</strong> den <strong>Universität</strong>en<br />
von Abomey-Calavi und Parakou. Dort betreut er mehrere im Rahmen von IMPETUS<br />
stattfindende Abschlussarbeiten. Ebenfalls pflegt Herr Dr. Bako-Arifari Kontakte <strong>zu</strong> verschiedenen<br />
Organisationen der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit und nationalen Behörden. Vor dem Hintergrund<br />
seines internationalen Renommees wird er zentrale IMPETUS-Ergebnisse auf internationalen<br />
Fachkongressen präsentieren und an der Redaktion von Artikeln und „policy papers“ beteiligt<br />
sein.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
=> Benin: Einstellung von lokalen Assistenten des Bereichs „Capacity Building“ auf lokaler und<br />
nationaler Ebene<br />
=> Benin: Betreuung der lokalen Assistenten des Bereichs „Capacity Building“<br />
=> Benin: Mitarbeit und koordinierende Funktion bei den Schulungen (PK Be-G.2, PK Be-G.3)<br />
=> Benin: Betreuung der Assistenten „Kompetenztransfer auf lokaler und regionaler Ebene“,<br />
„Kompetenztransfer in der Verwaltung“ sowie „Existenzsicherungsstrategien und Kompetenztransfer<br />
auf lokaler Ebene“<br />
=> Benin: wissenschaftliches Monitoring des Institution Buildings bei der Umset<strong>zu</strong>ng der neuen<br />
Wassergesetzgebung<br />
=> Benin: Veröffentlichungen und Kongresse<br />
=> Networking mit staatlichen Behörden, EZ-Organisationen und den <strong>Universität</strong>en d’Abomey<br />
Calavi und Parakou im Rahmen des „Capacity Building“<br />
=> Betreuung von Abschlussarbeiten im Rahmen von IMPETUS<br />
=> Deutschland: Kongresse und IMPETUS-Fachtagungen<br />
2. Jahr (2007)<br />
=> Benin: Betreuung der lokalen Assistenten des Bereichs „Capacity Building“<br />
=> Benin: Mitarbeit und koordinierende Funktion bei den Schulungen (PK Be-G.2, PK Be-G.3)<br />
=> Benin: Betreuung der Assistenten „Kompetenztransfer auf lokaler und regionaler Ebene“,<br />
„Kompetenztransfer in der Verwaltung“ sowie „Existenzsicherungsstrategien und Kompetenztransfer<br />
auf lokaler Ebene“<br />
465
466<br />
IMPETUS Teilprojekt A5<br />
=> Benin: wissenschaftliches Monitoring des Institution Buildings bei der Umset<strong>zu</strong>ng der neuen<br />
Wassergesetzgebung<br />
=> Benin: Veröffentlichungen und Kongresse<br />
=> Networking mit staatlichen Behörden, EZ-Organisationen und den <strong>Universität</strong>en d’Abomey<br />
Calavi und Parakou im Rahmen des „Capacity Building“<br />
=> Betreuung von Abschlussarbeiten im Rahmen von IMPETUS<br />
=> Deutschland: Kongresse und IMPETUS-Fachtagungen<br />
3. Jahr (2008)<br />
=> Benin: Betreuung der lokalen Assistenten des Bereichs „Capacity Building“<br />
=> Benin: Mitarbeit und koordinierende Funktion bei den Schulungen (PK Be-G.2, PK Be-G.3)<br />
=> Benin: Betreuung der Assistenten „Kompetenztransfer auf lokaler und regionaler Ebene“,<br />
„Kompetenztransfer in der Verwaltung“ sowie „Existenzsicherungsstrategien und Kompetenztransfer<br />
auf lokaler Ebene“<br />
=> Benin: wissenschaftliches Monitoring des Institution Buildings bei der Umset<strong>zu</strong>ng der neuen<br />
Wassergesetzgebung<br />
=> Benin: Veröffentlichungen und Kongresse<br />
=> Networking mit staatlichen Behörden, EZ-Organisationen und den <strong>Universität</strong>en d’Abomey<br />
Calavi und Parakou im Rahmen des „Capacity Building“<br />
=> Betreuung von Abschlussarbeiten im Rahmen von IMPETUS<br />
=> Deutschland: Kongresse und IMPETUS-Fachtagungen<br />
4. Jahr (2009)<br />
=> Benin: Veröffentlichungen, Abschlussbericht und Kongresse<br />
=> Deutschland: Kongresse und IMPETUS-Fachtagungen<br />
Bearbeiter „Sozioökonomie“<br />
Das Stellenprofil der „Sozioökonomie“ setzt fundierte Kenntnisse der Quantifizierung und Evaluierung<br />
erhobener Ergebnisse sowie Hypothesenbildungen in Kooperation mit Experten im<br />
Rahmen der empirischen Sozialforschung voraus. Sowohl Datenlieferungen aus anderen Disziplinen<br />
als auch die Ergebnisse aus der Quantifizierung des Wasserverbrauchs aus Haushalt, Industrie<br />
und Landwirtschaft (PK Be-H.2) sollen fortlaufend in ein regelbasiertes Modell (NES)<br />
integriert werden und Daten für übergeordnete Modellketten liefern. Auf den Projektergebnissen<br />
basierend mündet dies in der Implementierung eines DSS. Zu weiteren Aufgaben zählen im Zuge<br />
des „Capacity Building“ im Rahmen der Modellarbeit die konzeptionelle Vorbereitung von<br />
Workshops <strong>zu</strong>r Applikation der verwendeten Methodik und Modellintegration mit entsprechenden<br />
Akteuren in Benin nebst Anleitung von lokalen Mitarbeitern. Darüber hinaus werden Kontaktpflege<br />
und –ausbau <strong>zu</strong> beninischen „Stakeholdern“ (DGH, SONEB, Ministerien etc.) und
Teilprojekt A5 IMPETUS<br />
international tätigen Organisationen (FAO, KfW, GTZ, DED etc.) vorausgesetzt und bilden einen<br />
bedeutenden Schwerpunkt des Stellenprofils. Interdisziplinäre Publikationen innerhalb themenübergreifender<br />
Arbeitsdisziplinen sollen ebenso im Vordergrund stehen wie nationale und<br />
internationale Fachvorträge. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse erfordert das Profil die Umset<strong>zu</strong>ng<br />
des Wissenstransfers sowie Erfahrungen bei der Umset<strong>zu</strong>ng möglicher Handlungsoptionen<br />
für industrielle Vertreter, universitäre Einrichtungen, politische und wirtschaftliche Kompetenzträger.<br />
Da die Quantifizierung des Wasserverbrauchs als auch mögliche Einflussfaktoren in Hinblick<br />
auf die IMPETUS-Interventionsszenarien im PK Be-H.1 thematisiert werden, stellt die<br />
Mitarbeit in diesem Bereich einen weiteren Arbeitsschwerpunkt dar. Um die wissenschaftlichen<br />
Forschungsergebnisse fortlaufend <strong>zu</strong> publizieren sollen besonders interdisziplinäre Publikationen<br />
erfolgen. Darauf aufbauend erfordert die Tätigkeit die aktive Teilnahme an internationalen Kongressen,<br />
Fachtagungen, Arbeitstreffen und den Austausch mit Wissenschaftlern aus verwandten<br />
Fachgebieten.<br />
Der PK Be-H.2 wird von Frau Dr. Marion Schopp (mit einer BAT IIa-Stelle) bearbeitet. Aufgrund<br />
ihrer Promotion mit dem Thema „Wasserversorgung in Benin unter Berücksichtigung sozioökonomischer<br />
und soziodemographischer Strukturen – Analyse der Wassernachfrage an ausgewählten<br />
Standorten des Haute Ouémé“ arbeitete sie seit der ersten Projektphase <strong>zu</strong> den Bereichen<br />
Wassermanagement, Wassernachfrage, Sozioökonomie und Soziodemographie und weist<br />
fundierte Kenntnisse auf lokaler und nationaler Ebene in Benin auf. Auf der Grundlage selbstständiger<br />
Feldforschung und statistischer Analysen (z.B. Hypothesenüberprüfungen) im Rahmen<br />
der empirischen Sozialforschung arbeitete sie an der kontinuierlichen Integration der Ergebnisse<br />
in ein regelbasiertes Modell (NES) unter Berücksichtigung der IMPETUS-<br />
Interventionsszenarien. Darüber hinaus konnte sie durch die konzeptionelle Vorbereitung und<br />
Durchführung eines Workshops im Rahmen einer Expertenbefragung nach der Delphi-Methode<br />
wertvolle Erfahrungen im Bereich des „Capacity Building“ sammeln. Gleichzeitig legte sie ihren<br />
Schwerpunkt auf interdisziplinäre Feldforschung und Zusammenarbeit mit anderen Problemkomplexen<br />
sowie auf gemeinsame Publikationen. Frau Schopp verfügt über ein großes Netzwerk<br />
an nationalen und internationalen Kontakten sowie profunden volkswirtschaftlich orientierten<br />
Kenntnissen, die sich in multiperspektivischen Ansätzen ausdrücken. Ebenso war die aktive<br />
Teilnahme an internationalen Kongressen, Fachtagungen und Arbeitstreffen ein besonderer Bestandteil<br />
ihrer Tätigkeit.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Koordination von PK Be-H.2<br />
⇒ Etablierung des Modells (NES)<br />
⇒ Quantifizierung / Evaluierung der Ergebnisse durch Experten, Hypothesenüberprüfung<br />
⇒ Vorauswahl der Usergruppen in Be<strong>zu</strong>g auf Networking<br />
467
468<br />
IMPETUS Teilprojekt A5<br />
⇒ Konzeptionelle Vorbereitung des „Capacity Building“<br />
⇒ Anleitung von Mitarbeitern<br />
⇒ Workshop in Benin <strong>zu</strong>r Einführung / Durchführung / Modellintegration der verwendeten Methodik<br />
⇒ Datenaustausch mit anderen Problemkomplexen<br />
⇒ Mitarbeit in anderen Problemkomplexen (wie z.B. PK Be-H.1)<br />
⇒ Zusammenführung bisheriger Ergebnisse<br />
⇒ Publikationen der Ergebnisse in interdisziplinären Teams<br />
⇒ Datenbank<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Koordination von PK Be-H.2<br />
⇒ Etablierung des Modells (NES), Umset<strong>zu</strong>ng in DSS<br />
⇒ Anleitung von Mitarbeitern<br />
⇒ Vorauswahl der Teilnehmer<br />
⇒ Konzeptionelle Vorbereitung im Rahmen des „Capacity Building“<br />
⇒ Transfer der Ergebnisse an Kompetenzträger<br />
⇒ Kontinuierliche Betreuung der Usergruppen<br />
⇒ Kongresse und IMPETUS-Fachtagungen<br />
⇒ Datenbank<br />
⇒ Verfassen von Zwischenberichten<br />
⇒ Interdisziplinäre Veröffentlichungen<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Koordination von PK Be-H.2<br />
⇒ Betreuung des NES-Modells<br />
⇒ Kontinuierliche Betreuung der Usergruppen<br />
⇒ Zusammenführung bisheriger Ergebnisse<br />
⇒ Auswertung der Endergebnisse<br />
⇒ Vorbereitung der Endberichte und Publikationen<br />
⇒ Mitwirken an Kongressen und Fachtagungen<br />
4. Jahr (bis April 2009)<br />
=> Veröffentlichungen, Kongresse, Abschlussbericht<br />
⇒ Kontinuierliche Betreuung des DSS<br />
⇒ Publikationen<br />
⇒ Kontinuierliche Betreuung des DSS<br />
⇒ Publikationen
Teilprojekt A5 IMPETUS<br />
Bearbeiter „Malariamodellierung“<br />
Der Bearbeiter ist federführend an der Risikoabschät<strong>zu</strong>ng bzgl. des Auftretens der Krankheiten<br />
Malaria und Meningitis in einem <strong>zu</strong>künftigen modifizierten Klima (PK Be-G.4) beteiligt. Die<br />
Epidemiologie dieser Krankheiten erfordert umfangreiche Arbeiten, um den Einfluss des Klimas<br />
auf diese Krankheiten ab<strong>zu</strong>schätzen.<br />
Der Bearbeiter ist für den Betrieb des sog. „Liverpool Malaria Model“ (LMM) verantwortlich,<br />
welches in Kooperation mit der <strong>Universität</strong> Liverpool eingesetzt wird. Der Einsatz dieses dynamischen<br />
Malariamodells erfordert umfangreiche Vorarbeiten, da Stationsdaten, atmosphärische<br />
Analysen, der REMO-Modelloutput sowie Klimarechnungen in einem speziellen Format bereitgestellt<br />
werden müssen. Teilweise muss der Bearbeiter vorher eine umfangreiche Qualitätskontrolle<br />
der Daten durchführen.<br />
Im zweiten Teil der Studie wird der Bearbeiter auf der Basis von statistischen Korrelationen<br />
zwischen Meningitisfällen und meteorologischen Variablen ein Meningitis-Modell generieren.<br />
Das Modell ist für den Antrieb mit atmosphärischen Datensätzen vorgesehen und wird das Auftreten<br />
der Meningokokken-Meningitis in Klimaszenarien abschätzen.<br />
Für die beschriebenen Arbeiten ist eine ½ BAT IIa-Stelle vorgesehen und es wird Herrn Volker<br />
Ermert ermöglicht <strong>zu</strong>m Thema des Problemkomplexes <strong>zu</strong> promovieren. Aufgrund seiner tropenmeteorologischen<br />
Erfahrung, seinen Kenntnisse in verschiedenen Programmiersprachen als auch<br />
den Computersystemen Unix und Linux wird es erst möglich, dass der Einfluss der Atmosphäre<br />
auf die Malaria und Meningitis analysiert werden kann.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Endgültige Einstellung der Modell-Parameter durch die „Validierung“ des Malariamodells<br />
mit Hilfe von MARA-Daten und weiteren Malariastudien<br />
⇒ Schlussendliche Auswahl der charakteristischen Modellvariablen, welche das Malariavorkommen<br />
beschreiben<br />
⇒ Definition der Malariasaison mit Hilfe einer oder mehreren Modellvariablen<br />
⇒ Erweiterung der Stationsdaten des Transekts in 2°O auf die Jahre 1980-2004 nach einer<br />
Qualitätsprüfung der Daten<br />
⇒ Antreiben des LMM mit Hilfe der erweiterten Stationsdaten des Transekts<br />
⇒ Betrieb des LMM mit dem REMO-Lauf der Jahre 1979-2003<br />
⇒ Antrieb des LMM mit ERA40-Temperaturdaten und IRD-Niederschlägen in den Jahren<br />
1979-1991<br />
⇒ Überprüfung der Ergebnisse des REMO-Laufs der Jahre von 1979-2003 mit denen aus<br />
den ERA40- und IRD-Daten<br />
⇒ Betrieb des LMM mit den Daten des REMO-Kontroll-Klimas<br />
469
470<br />
IMPETUS Teilprojekt A5<br />
⇒ Antreiben des LMM mittels transienter REMO-Läufe der Jahre 2001-2050<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Vergleich der Ergebnisse der REMO-Läufen des Klimaszenariums mit dem der Periode des<br />
Kontroll-Klimas<br />
⇒ Qualitätsprüfung der westafrikanischen Stationsdaten im Hinblick auf meteorologische Variablen,<br />
die möglicherweise einen Einfluss auf die Meningitis haben<br />
⇒ Korrelationsanalysen zwischen wöchentlichen Meningitisfällen und meteorologischen Variablen<br />
der Jahre 2003 bis 2006<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Entwicklung eines primitiven Meningitismodells durch die Berücksichtigung der gefundenen<br />
Korrelationen<br />
⇒ Probeläufe mit dem Meningitismodell<br />
⇒ Validierung des Meningitismodells anhand vorhandener Daten in Benin und Niger<br />
⇒ Antreiben des Meningitismodells mit Hilfe der Stationsdaten, der REMO-Kontrollperiode,<br />
der REMO-Klimaszenarien der Jahre 2001-2050, als auch der ECHAM5-Szenarien der Jahre<br />
2070-2099<br />
⇒ Analyse der Veränderungen in der Meningitis der <strong>zu</strong>künftigen Zeiträumen im Vergleich mit<br />
der Klima-Kontrollperiode<br />
⇒ Kontaktaufnahme mit der Gesundheitsbehörden in Benin<br />
⇒ Versuch der gezielten Integration in bereits bestehende Projekte des Landes und anderer<br />
Hilfsorganisationen<br />
⇒ Beginnender Ergebnistransfer über die IMPETUS Plattform an „Stakeholder“ in Benin<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Transfer der Modellerrgebnisse an eine entsprechende Institution in Benin<br />
⇒ Transfer einer einfachen Version des Meningitismodells nach Benin<br />
⇒ Schulungen bzgl. der gelieferten Datenprodukte und des überreichten Meningitismodells<br />
Bearbeiter „Mikrobiologie“<br />
Die Stelle wird mit Fr. Dipl. biol. Alexandra Uesbeck (Besoldungsgruppe ½ BAT IIa) besetzt.<br />
Als Diplombiologin besitzt sie umfassende Kenntnisse der mikrobiologischen und molekularbiologischen<br />
Methoden, die Grundlage für die durch<strong>zu</strong>führenden Analysen in Benin und <strong>Köln</strong> sind.<br />
Neben den klassischen Methoden der bakterielle An<strong>zu</strong>cht und Typisierung kommen auch molekularbiologische<br />
Analysen <strong>zu</strong>r Typisierung (MLST-Typisier-Methode) und <strong>zu</strong>m Nachweis von<br />
Pathogenitätsfaktoren der Isolate <strong>zu</strong>m Einsatz. Fr. Dipl. Biol Uesbeck ist in die Methodik bestens<br />
eingearbeitet und durch sie wird eine sichere und verlässliche mikrobiologische Analytik in<br />
Benin und <strong>Köln</strong> gewährleistet. Neben dem naturwissenschaftlichen Anspruch dieser Stelle be-
Teilprojekt A5 IMPETUS<br />
treut sie in leitender Funktion die mikrobiologische Routinediagnostik in dem Labor in Parakou<br />
und <strong>Köln</strong>, darüber hinaus ist sie für die logistische Aufrechterhaltung des Laborbetriebes verantwortlich.<br />
Für den Umgang mit dem beninischen Laborpersonal und den lokalen Behörden,<br />
sowie den internationalen Hilfsorganisationen sind ihre sehr guten Französisch und Englisch<br />
Kenntnisse besonders wichtig.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Aktualisierung der Brunnendatenbank hinsichtlich der mikrobiologischen Wasseranalytik.<br />
⇒ Analyse der Ergebnisse im Hinblick auf das regelbasierte Modell MIVIK<br />
⇒ Fortführung der Trinkwasseranalysen in Kooperation mit dem schweizerischen Projekt<br />
HELVETAS und PACEA;<br />
⇒ Ausweitung der Kooperationen mit DED, GTZ, Caritas (Brunnenbau) und weiteren NGOs<br />
⇒ Validierung der chemischen Wasseranalytik im IMPETUS-Labor, Parakou in Zusammenarbeit<br />
mit dem chemischen Labor der Direction de l´Hdraulique in Cotonou;<br />
⇒ Einarbeitung eines weiteren beninischen Labormitarbeiters<br />
⇒ Lehrveranstaltungen <strong>zu</strong>m Thema Trinkwasserqualität<br />
⇒ Entwicklung eines molekularbiologischen Verfahrens <strong>zu</strong>r Schnell-Detektion und <strong>zu</strong>r Ermittlung<br />
des Infektionspotenzials wassergebundener pathogener Bakterien.<br />
⇒ Charakterisierung der isolierten Salmonellen mit der MLST-Typisier-Methode und Nachweis<br />
von Pathogenitätsfaktoren der Isolate;<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Aktualisierung der Brunnendatenbank hinsichtlich der mikrobiologischen Wasseranalytik.<br />
⇒ Analyse der Ergebnisse im Hinblick auf das regelbasierte Modell MIVIK<br />
⇒ Ausweitung der Kooperationen mit DED, GTZ, Caritas (Brunnenbau) und weiteren NGOs<br />
⇒ Ausbildung weiterer Beniner auf dem Gebiet der chemischen und bakteriologischen Trinkwasseranalytik;<br />
⇒ Lehrveranstaltungen <strong>zu</strong>m Thema Trinkwasserqualität<br />
⇒ Aufklärungskampagnen <strong>zu</strong>r Trinkwasserhygiene in ausgewählten Dörfern.<br />
⇒ Validierung des molekularbiologischen Verfahrens <strong>zu</strong>r Schnell-Detektion wassergebundener<br />
Bakterien.<br />
⇒ Charakterisierung aller weiteren isolierten Salmonellen mit der MLST-Typisier-Methode<br />
und Nachweis von Pathogenitätsfaktoren der Isolate; .<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Aktualisierung der Brunnendatenbank hinsichtlich der mikrobiologischen Wasseranalytik.<br />
⇒ Ermittlung und Verhandlungen mit einem <strong>zu</strong>künftigen Träger des IMPETUS-Labors, Parakou<br />
⇒ Vorbereitungen <strong>zu</strong>r Umstellung des Laborbetriebs in Parakou auf eine Routine-Diagnostik<br />
für den Bereich bakteriologische und chemische Wasseranalytik;<br />
471
472<br />
IMPETUS Teilprojekt A5<br />
⇒ Lehrveranstaltungen <strong>zu</strong>m Thema Trinkwasserqualität<br />
⇒ Aufklärungskampagnen <strong>zu</strong>r Trinkwasserhygiene in ausgewählten Dörfern.<br />
⇒ Charakterisierung der isolierten Salmonellen mit der MLST-Typisier-Methode und Nachweis<br />
von Pathogenitätsfaktoren der Isolate;<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Aktualisierung der Brunnendatenbank hinsichtlich der mikrobiologischen Wasseranalytik.<br />
⇒ Umstellung des Laborbetriebs in Parakou auf eine Routine-Diagnostik für den Bereich bakteriologische<br />
und chemische Wasseranalytik und Übergabe des Labors an den <strong>zu</strong>künftigen<br />
Träger<br />
Bearbeiter „Virologie“<br />
Der/die biologische Doktorand(in) in der Virologie wird gemäß ½ BAT IIa eingestellt. Mit einem<br />
abgeschlossenen Biologiestudium sind die Vorausset<strong>zu</strong>ngen gegeben, dass sehr gute<br />
Kenntnisse über die verschiedensten biologischen / molekularbiologischen Methoden vorhanden<br />
sind. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass eine Einarbeitung in die etablierte virologische Diagnostik<br />
ohne Probleme erfolgen kann und ein breites Grundwissen für die Etablierung neuer<br />
Verfahren <strong>zu</strong>r Verfügung steht. Die in der Virologie verwendete Light-Cycler-PCR Technik sowie<br />
die Genomanalyse der nachgewiesenen Viren erfordern eine äußerst sorgsamen und verlässliche<br />
Durchführung, damit valide Ergebnisse erzielt werden können. In der interdisziplinären<br />
Kooperation mit den unterschiedlichen Disziplinen ist eine hohe soziale Kompetenz und schnelle<br />
Auffassungsgabe wichtige Vorausset<strong>zu</strong>ng gerade im Hinblick auf eine erfolgreiche Umset<strong>zu</strong>ng<br />
des Experten-Modells MIVIK. Französisch und englisch Kenntnisse müssen vorhanden sein, um<br />
alle vorgesehenen Arbeiten erfüllen <strong>zu</strong> können.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Aktualisierung der Brunnendatenbank bezüglich der virologischen Diagnostik.<br />
⇒ Analyse von Einflussgrößen für die virale Kontamination, die in das Expertenmodell MIVIK<br />
einfließen.<br />
⇒ Entwicklung einer virologischen Schnelldiagnostik für Benin, Etablierung eines Tests und<br />
Vorbereitung der routinemäßigen Durchführung in Parakou.<br />
⇒ Koordination der Zusammenarbeit mit der Uniklinik in Parakou <strong>zu</strong>r Bestimmung der durch<br />
Adeno- und Rotaviren verursachten Erkrankungszahlen.<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Aktualisierung der Brunnendatenbank bezüglich der virologischen Diagnostik.<br />
⇒ Analyse von Einflussgrößen für die virale Kontamination, die in das Expertenmodell MIVIK<br />
einfließen.
Teilprojekt A5 IMPETUS<br />
⇒ Validierung des virologischen Schnelltests anhand von Doppelbestimmungen in Parakou und<br />
<strong>Köln</strong>, so dass die Nachweisgrenze und andere limitierende Faktoren bestimmt werden können.<br />
⇒ Koordination der Zusammenarbeit mit der Uniklinik in Parakou <strong>zu</strong>r Bestimmung der durch<br />
Adeno- und Rotaviren verursachten Erkrankungszahlen.<br />
⇒ Infektionskettenanalyse durch Genomuntersuchung der nachgewiesenen Viren sowohl in den<br />
verschiedenen Wasserproben als auch bei den Patientenmaterialien.<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Aktualisierung der Brunnendatenbank bezüglich der virologischen Diagnostik.<br />
⇒ Analyse von Einflussgrößen für die virale Kontamination, die in das Expertenmodell MIVIK<br />
einfließen.<br />
⇒ Aufklärung von Infektionsketten durch Genomanalysen der nachgewiesenen Viren sowohl in<br />
den verschiedenen Wasserproben als auch bei den Patientenmaterialien.<br />
⇒ Fortbildung der beninischen Mitarbeiter, <strong>zu</strong>r Etablierung einer virologischen Diagnostik in<br />
dem IMPETUS Labor in Benin.<br />
⇒ Koordination der Zusammenarbeit mit der Uniklinik in Parakou <strong>zu</strong>r Bestimmung der durch<br />
Adeno- und Rotaviren verursachten Erkrankungszahlen.<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Aktualisierung der Brunnendatenbank bezüglich der virologischen Diagnostik.<br />
⇒ Analyse von Einflussgrößen für die virale Kontamination, die in das Expertenmodell MIVIK<br />
einfließen.<br />
⇒ Übergabe des Labors in Parakou an <strong>zu</strong>künftigen Träger.<br />
Bearbeiter „virologischen Diagnostik“<br />
Das Aufgabengebiet der medizinisch technischen Assistentin ( 1 /2 BAT Vb) liegt im Bereich der<br />
virologischen Diagnostik im Institut für Virologie der <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong>. In ihre Verantwortung<br />
fällt die Elution der in Benin beladenen Filter und die anschließende RNA und DNA Isolation.<br />
Der spezifische Virusnachweis erfolgt mittels Echtzeit-PCR, wobei sechs verschiedene Viren<br />
nachgewiesen werden (Adenoviren, Enteroviren, Hepatitis-A-Viren, Noroviren I/II und Rotaviren).<br />
Die Qualitätssicherung erfolgt durch gleichzeitig durchgeführte Positv- und Negativ-<br />
Kontrollen. Vorausgesetzt werden Erfahrungen auf dem Gebiet der Polymerase-Kettenreaktion<br />
und Computerkenntnisse.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Analyse der beladenen Filterscheiben in dem Institut für Virologie der <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong>:<br />
⇒ Filterelution / RNA/DNA Isolierung /Virusnachweis mittels Light-Cycler-PCR Technik<br />
473
474<br />
IMPETUS Teilprojekt A5<br />
⇒ Analyse der beladenen Filterscheiben in dem Institut für Virologie der <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong>:<br />
⇒ Filterelution / RNA/DNA Isolierung /Virusnachweis mittels Light-Cycler-PCR Technik<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Analyse der beladenen Filterscheiben in dem Institut für Virologie der <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong>:<br />
⇒ Filterelution / RNA/DNA Isolierung /Virusnachweis mittels Light-Cycler-PCR Technik<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Analyse der beladenen Filterscheiben in dem Institut für Virologie der <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong>:<br />
⇒ Filterelution / RNA/DNA Isolierung /Virusnachweis mittels Light-Cycler-PCR Technik<br />
Bearbeiter „bakteriologische Diagnostik“<br />
Frau Dipl. Ing. Olga Budayeva ( 1 /2 BAT Vb) ist für die Aufarbeitung der ins IMPETUS-Labor,<br />
<strong>Köln</strong> gesendeten bakteriologischen Isolate <strong>zu</strong>ständig. Da<strong>zu</strong> gehören mikrobiologisch-technische<br />
Laborarbeiten wie die Anreicherung der Bakterien und die Ermittlung ihrer biochemischen<br />
Merkmale, um eine endgültige Artbestimmung vornehmen <strong>zu</strong> können und die Anwendung der<br />
Polymerase-Kettenreaktion <strong>zu</strong>m molekularbiologischen Nachweis der Pathogenitätsfaktoren isolierter<br />
Salmonellen. Diese Tätigkeit erfordert ein besonders hohes Maß an Verantwortlichkeit.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Analyse der bakteriologischen Isolate, die in Benin bestimmt wurden anhand biochemischer<br />
Eigenschaften und Vorbreitung der molekularbiologischen Verfahren.<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Analyse der bakteriologischen Isolate, die in Benin bestimmt wurden anhand biochemischer<br />
Eigenschaften und Vorbreitung der molekularbiologischen Verfahren.<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Analyse der bakteriologischen Isolate, die in Benin bestimmt wurden anhand biochemischer<br />
Eigenschaften und Vorbreitung der molekularbiologischen Verfahren.<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Analyse der bakteriologischen Isolate, die in Benin bestimmt wurden anhand biochemischer<br />
Eigenschaften und Vorbreitung der molekularbiologischen Verfahren.<br />
SHK „ Kompetenztransfer in der Verwaltung“<br />
Um ein prozessorientiertes „Capacity Building“ in der beninischen Verwaltung <strong>zu</strong> gewährleisten,<br />
wird der SPSS-kundige Mitarbeiter die Schulungen begleiten. Hier lernt er die Ansprechpartner<br />
der jeweiligen Verwaltungsorgane kennen, die er für einen Zeitraum von jeweils 4 Monaten<br />
nach jeder Schulung bei der Nut<strong>zu</strong>ng der Datenbank begleitet. Die Hilfestellung erfolgt an
Teilprojekt A5 IMPETUS<br />
den jeweiligen Arbeitsplätzen der Endnutzer und soll <strong>zu</strong>r Problembehebung führen. Dieser Prozess<br />
wird ausführlich schriftlich dokumentiert und in regelmäßigen Abständen fernmündlich<br />
kommuniziert. Er dient als Grundlage der Identifikation weiterer Schulungsinhalte und -<br />
materialien, an deren Erstellung der Mitarbeiter in den Projektjahren zwei und drei beteiligt sein<br />
wird.<br />
Sein Tätigkeitsfeld umfasst die Vorbereitung der Schulungen, Mitarbeit an der Durchführung der<br />
Schulungen, Zuarbeiten bei der Supervision und dem Monitoring in den Verwaltungen, das<br />
Erstellen von Berichten über das „Capacity Building“ sowie regelmäßigen fernmündlichen und<br />
E-Mail Kontakt mit U. Singer und vor Ort mit N. Bako Arifari. Hierfür wird ein lokaler Mitarbeiter<br />
jedes Jahr für 6 Monate in Benin eingestellt mit einem Gehalt, das einer 3 /4 SHK-Stelle in<br />
Deutschland entspricht.<br />
SHK „Existenzsicherungsstrategien und Kompetenztransfer auf lokaler Ebene“<br />
Die effiziente Durchführung des „Capacity Building“ mit lokalen Fokusgruppen erfordert eine<br />
kontinuierliche Begleitung und Supervision der Akteure. Zum einen haben Felderfahrungen gezeigt,<br />
dass Gruppensit<strong>zu</strong>ngen einer regelmäßigen Betreuung und Leitung bedürfen, <strong>zu</strong>m anderen<br />
ist ein Schriftverkehr mit den meisten Teilnehmer/innen nicht möglich (Analphabetismus). Der<br />
lokale Assistent Evariste Leke wirkt an der initialen Bündelung der Daten und ihrer Übertragung<br />
in eine lokal verständliche Sprache mit. Vor dem Hintergrund seiner vielfältigen Erfahrungen in<br />
der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit und Kenntnissen der Fokusgruppen vollzieht er konzeptuelle,<br />
inhaltliche und Überset<strong>zu</strong>ngsarbeiten. Er führt die Kontaktaufnahme durch und erstellt Teilnehmer/innen-Listen<br />
mit sozialen und ökonomischen Basisdaten. Nach Durchführung der ersten<br />
Schulung (Dezember 2006) vollzieht er per Fernkontakt mit K. Hadjer die regelmäßige Supervision<br />
der Gruppen, liefert Zwischenergebnisse und ist in die Datengenerierung eingebunden.<br />
Nach der abschließenden Schulung (Dezember 2007) wird er in die finale Zusammenstellung der<br />
Ergebnisse integriert.<br />
Sein Tätigkeitsfeld umfasst die Vorbereitung, Mitarbeit und Nachbereitung der Schulungen sowohl<br />
in <strong>Köln</strong> als auch Benin, die kontinuierliche Supervision der Fokusgruppen, das Erstellen<br />
von Berichten sowie den regelmäßigen fernmündlichen und Email Kontakt mit K. Hadjer und<br />
vor Ort mit N. Bako-Arifari.<br />
Sein Gehalt entspricht einer SHK-Stelle in Deutschland.<br />
475
476<br />
SHK „Kompetenztransfer auf lokaler und regionaler Ebene“<br />
IMPETUS Teilprojekt A5<br />
Die studentische Hilfskraft unterstützt die Postdoktoranden begleitend bei allen in Deutschland<br />
stattfindenden Arbeiten in den Problemkomplexen PK Be-G.1, PK Be-G.2 und PK Be-G.3.<br />
Hervor<strong>zu</strong>heben sind die Mitarbeit bei der Anfertigung von Schulungsmaterialien, die Auswertung<br />
von „policy-Dokumenten“ und weiteren Daten, Literaturrecherchen und eine unterstützende<br />
Zuarbeit bei der Kommunikation mit Anwendern in Benin und weiteren Kooperationspartnern.<br />
Angedacht ist <strong>zu</strong>dem die Verfassung einer Magister- / Diplomarbeit <strong>zu</strong>m Themenbereich „Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit<br />
und „Capacity Building“. In diesem Falle würde sich das Arbeitsfeld<br />
auf eine Begleitung der Beninreisen im Dezember 2006 und 2007 ausweiten.<br />
SHK „beninischer Laborleiter“<br />
Der Biochemiker Herr Farouk Mazou Doumbani ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Labor<br />
Parakou für die Probennahme, die mikrobiologische Analytik und besonders für die Pflege des<br />
Brunnenkatasters verantwortlich. An der Etablierung und Ausführung der chemischen Trinkwasseranalytik<br />
ist er maßgeblich beteiligt. Hier<strong>zu</strong> erfolgte bereits eine Ausbildung in den chemischen<br />
Meßmethoden am Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene der<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Köln</strong>.<br />
Im Frühjahr 2006 wird Herr Farouk Mazou Doumbani das Aufbaustudium „Qualité de l’eau“<br />
mit einem DESS (Master) an den „Facultés des Sciences et Techniques“ (FAST) abschließen.<br />
Damit ist ihm die Möglichkeit gegeben, <strong>zu</strong>künftig eine Lehrtätigkeit im Wasserfach auf<strong>zu</strong>nehmen<br />
und somit die von IMPETUS in Benin etablierte Methodik <strong>zu</strong>r bakteriologischen Trinkwasseranalytik<br />
<strong>zu</strong> verbreiten. In einer Zusammenarbeit mit verantwortlichen Professoren der „Facultés<br />
des Sciences et Techniques“ (FAST) soll eine Nut<strong>zu</strong>ng der Einrichtungen des mikobiologisch-chemischen<br />
Labors in Parakou für die Studentenausbildung ermöglicht werden. Die Vergütung<br />
des beninischen Laborleiters erfolgt in Höhe eines SHK-Gehaltes in Deutschland.<br />
SHK „beninischer Labormitarbeiter“<br />
Der Chemielaborant Dossou Martial ist als Labormitarbeiter im Labor in Parakou eingestellt.<br />
Mit seiner Ausbildung bei der „Direction Générale de l´Hydraulique“ in Cotonou hat er die nötige<br />
Qualifikation die Wasseranalytik <strong>zu</strong> betreuen. Er ist <strong>zu</strong>ständig für die routinemäßige Durchführung<br />
der chemischen und virologischen Wasseranalysen und maßgeblich beteiligt an der Etablierung<br />
der chemischen Methodik im IMPETUS-Labor Parakou. Die Vergütung des beninischen<br />
Laborleiters erfolgt in Höhe eines SHK-Gehaltes in Deutschland.
Teilprojekt A5 IMPETUS<br />
SHK „Mikrobiologie“<br />
In den Aufgabenbereich der mikrobiologischen Hilfskraft fallen sowohl kleinere Hilfsarbeiten in<br />
dem mikrobiologischen Labor in <strong>Köln</strong> als auch Arbeiten in Benin. In Benin sind epidemiologische<br />
Studien <strong>zu</strong> der Verbreitung und Bedeutung der „Salmonella Parakou“ durch<strong>zu</strong>führen und<br />
Hygiene Aufklärungskampagnen <strong>zu</strong> organisieren.<br />
SHK „Virologie“<br />
Eine SHK soll bei den anfallenden Arbeiten in der Virologie in <strong>Köln</strong> mit eingesetzt werden.<br />
Teilweise sind für Validierungsarbeiten 10l aus umliegenden offenen Gewässern <strong>zu</strong> beschaffen,<br />
deren Transport auch von der SHK organisiert werden muss. Ein anderer Arbeitsschwerpunkt<br />
wird in der Durchführung zwei kleinerer Projekte in Benin liegen. Eines umfasst die Erhebung<br />
von Brunnendaten in den Risikodörfern und der Organisation und Durchführung von regelmäßigen<br />
Wasserproben über 6 Wochen verteilt <strong>zu</strong> Beginn der Regenzeit. Im Rahmen des anderen sollen<br />
die erhobenen Brunnen-Daten in Form von MIVIK in den untersuchten Dörfern vorgestellt<br />
werden und Handlungsoptionen für das gesamte Gebiet anhand der Ergebnisse und Reaktionen<br />
in den Auswahldörfern abgeleitet werden.<br />
477
478<br />
IMPETUS Teilprojekt A5<br />
Tabelle der im Teilprojekt verwendeten Abkür<strong>zu</strong>ngen und Akronyme<br />
Abkür<strong>zu</strong>ng Erklärung<br />
DED Deutscher Entwicklungsdienst<br />
DGH Direction Générale de l'Hydraulique<br />
DESS Diplôme d’étude supérieures specialisées<br />
DSS Decision Support System<br />
ECMWF European Centre for Medium-Range Weather Forecasts<br />
ERA 40-jährige ECMWF Reanalyse<br />
EZ Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit<br />
FAO Food and Agriculture Organisation<br />
GPA Groupement des Producteurs Agricoles<br />
GTZ Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit<br />
HDI Human Development Index<br />
HELVETAS Schweizer Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit<br />
IFPRI International Food Policy Research Institute<br />
IRD Institut de recherche pour le développement<br />
KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau<br />
LARES Laboratoire d’Analyse Regionale et d’Expertise Sociale<br />
LMM Liverpool Malaria Model<br />
MARA Mapping Malaria Risk in Africa<br />
MIVIK Mikrobiologisches und Virologisches Kontaminations-Analysetool<br />
MLST Multilocus Serotyping<br />
NES <strong>Nationales</strong> Experten Sektormodell<br />
NGO Non Governmental Organisation<br />
NRO Nichtregierungsorganisation<br />
PCR Polymerase Kettenreaktion<br />
PACEA Wasserprojekt der Helvetas Schweizer Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit<br />
PK Problemkomplex<br />
REMO Regionales Klimamodell<br />
SONEB Société Nationale des Eaux du Bénin<br />
SPSS Statistical Programme for Social Sciences<br />
WPI Water Poverty Index
Teilprojekt A5 IMPETUS<br />
Im Text zitierte Literatur<br />
Bako-Arifari, N.; Doevenspeck, M. et Singer, U. (2004) Politique local et stratégies de mobilisation de ressources<br />
financières à l’échelle communale au Bénin. In: KIT Development olicy and Practice: Financer la décentralisation<br />
rural: Taxes et impôts à l’échelle locale au Bénin, Burkina Faso et Mali: 16-44.<br />
Doevenspeck, M. (2004) Migrations rurales, accès au foncier et relations interéthniques au Sud du Borgou. Une<br />
approche méthodologique plurielle. Afrika Spektrum 39, 3, S. 359-380.<br />
Doevenspeck, M. (2005) Migration im ländlichen Benin. Sozialgeographische Untersuchungen an einer afrikanischen<br />
Frontier. Studien <strong>zu</strong>r Geographischen Entwicklungsforschung. Saarbrücken (im Druck)<br />
Farchamps, M.; G-M. Eleni and Bart M. (2003) Increasing Returns and Market Efficiency in Agricultural Trade.<br />
MTID Discussion Paper Nr. 60. International Food Policy Research Institute (IFPRI): Washington, D.C.<br />
Frey et al. (1998) Target genes for the identification and detection of Potenzially hazardous bacteria. OECD Workshop<br />
Molecular Methods for Safe Drinking Water<br />
Hadjer, K. und Klein Th. (2005) Analysebeispiel <strong>zu</strong>m Problemkomplex „Wasser und Existenzsicherung“.<br />
IMPETUS-Statuskonferenz, 18. – 19.05.2005, <strong>Köln</strong>, Unveröffentl. Manuskript.<br />
Hadjer, K.; Klein, Th. und Singer, U. (2004) Unveröffentlichter Datensatz des Regionalsurveys <strong>zu</strong>r Existenzsicherung<br />
im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet.<br />
Hadjer, K. (2005) Geschlecht, Magie und Geld. Politische und okkulte Ökonomie in Benin, Westafrika. Manuskript<br />
der Inauguraldissertation, in process.<br />
IPFRI (2004) Benin. Small farmer survey, 1998. Washington, D. C.: International Food Policy Research Institute<br />
(datasets). http:///www.ifpri.org/data/benin01.htm<br />
Klein, Th (2005) Befindensweisen und therapeutische Wege in Dendougou, Benin. Unveröffent. Manuskript der<br />
Inauguraldissertation.<br />
Kotetishvili et al. (2002) Multilocus Sequence Typing for Characterization of Clinical and Environmental Salmonella<br />
Strains. Journal of Clinical Microbiology<br />
Maiden et al. (1998) Multilocus sequence typing: A portable approach to the identification of clones within populations<br />
of pathogenic microorganisms. Proc. Natl. Acad. Sci. USA<br />
Mandel, J. (2001) Survival to Surplus : Variation in Livelihood Strategies among women in Porto Novo, Benin.<br />
Dissertation, Ohio: Ohio State University, Unveröffentl. Ausgabe.<br />
Onibon-Doubogan, Y. (2001) Femmes entrepreneures au Bénin : stratégies d’organisation, impacts économique,<br />
social et politique. Thèse de doctorat, Université Paris Sud XI, Faculté Jean Monnet-Sceaux. Paris : Unveröffentl.<br />
Ausgabe.<br />
Schopp, M. (2005) Wasserversorgung in Benin unter Berücksichtigung sozioökonomischer und soziodemographischer<br />
Strukturen – Analyse der Nachfrage an ausgewählten Standorten des Haute Ouémé, Rheinische Friedrich-Wilhelms-<strong>Universität</strong>,<br />
Dissertationsschrift, URN: urn:nbn:de:hbz:5N-05264; URL: http://ulb.unibonn.de/diss_online/landw_fak/2005/schopp_marion.<br />
Singer, U. (2005) Entwicklungsprojekte im ländlichen Benin im Kontext von Migration und der Verknappung natürlicher<br />
Ressourcen. Unveröffentlichtes Dissertationsmanuskript.<br />
Veröffentlichungen im Rahmen von IMPETUS seit 2000<br />
Bako-Arifari, N.; Doevenspeck, M. et Singer, U. (2004) Politique local et stratégies de mobilisation de ressources<br />
financières à l’échelle communale au Bénin. In: KIT Development olicy and Practice: Financer la décentralisation<br />
rural: Taxes et impôts à l’échelle locale au Bénin, Burkina Faso et Mali: 16-44.<br />
Behle, C. and Schopp, M. (2003) Analysis of water demand and water availability in the catchment of the “Haute<br />
Ouémé”, Benin/West-Africa. In: Challenges to organic farming and sustainable land use in the tropics and<br />
subtropics, Book of Abstracts, Deutscher Tropentag 2002, University of Kassel-Witzenhausen.<br />
http://www.tropentag.de/2002/proceedings/node230.html.<br />
Behle, C. and Schopp, M. (2003) Water Supply Situation in Benin, West Africa. In : Technological and Institutional<br />
Innovations for Sustainable Rural Development, Book of Abstracts, Deutscher Tropentag 2003, Georg-<br />
August-<strong>Universität</strong>, Göttingen<br />
Doevenspeck, M. (2004) Migrations rurales, accès au foncier et relations interéthniques au Sud du Borgou. Une<br />
approche méthodologique plurielle. Afrika Spektrum 39, 3, S. 359-380.<br />
Doevenspeck, M. (2005) Migration im ländlichen Benin. Sozialgeographische Untersuchungen an einer afrikanischen<br />
Frontier. Studien <strong>zu</strong>r Geographischen Entwicklungsforschung, Saarbrücken (in Druck).<br />
479
480<br />
IMPETUS Teilprojekt A5<br />
Hadjer, K. (2005) Buchbesprechung. Almeida-Topor, H., M. Lakroum, G. Spittler 2004. Le travail en Afrique<br />
noire. Représentations et pratiques à l’époque contemporaine. Paris : Karthala. In: Zeitschrift für Ethnologie,<br />
130 (2005).<br />
Hadjer, K.; Klein, Th. and Schopp, M. (2005) Water consumption embedded in its social context, north-western<br />
Benin. In: Physics and Chemistry of the Earth. Special Issue, Vo. 30, Issues 6-7, S. 357-364. Siehe auch:<br />
http://authors.elsevier.com/sd/article/S1474706505000434.<br />
Hadjer, K. (2005) Geschlecht, Magie und Geld. Politische und okkulte Ökonomie in Benin, Westafrika (in process).<br />
Klein, Th. (2005) Befindensweisen und therapeutische Wege in Dendougou, Benin. Unveröffent. Manuskript der<br />
Inauguraldissertation.<br />
M’barek, R.; Behle, C.; Mulindabigwi, V.; Schopp, M. and Singer, U. (2005) Sustainable resource management in<br />
Benin embedded in the process of decentralisation. In: Physics and Chemistry of the Earth 30/ 6-7. S. 365-<br />
371.<br />
Schopp, M. (2001) Water supply position in Benin/West-Africa – Study of the demand side of a water balance, One<br />
World; Research for a better quality of life. Book of Abstracts, Deutscher Tropentag 2001, University of<br />
Bonn.<br />
Schopp, M. (2005) Wasserversorgung in Benin unter Berücksichtigung sozioökonomischer und soziodemographischer<br />
Strukturen – Analyse der Nachfrage an ausgewählten Standorten des Haute Ouémé, Rheinische Friedrich-Wilhelms-<strong>Universität</strong>,<br />
Dissertationsschrift, URN: urn:nbn:de:hbz:5N-05264; URL: http://ulb.unibonn.de/diss_online/landw_fak/2005/schopp_marion.<br />
Verheyen J., Rissland J., Kos A., Sen S., Uesbeck A., Pfister H. (2005) Challenges in determing the virological water<br />
quality in Benin, West Africa; Annual meeting Gesellschaft für Virologie, Hannover EMV 7.
IMPETUS<br />
Projektbereich B<br />
Die Wasserbilanz des Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes<br />
und sozioökonomische Implikationen<br />
481
Teilprojekt AB1 IMPETUS<br />
Dachprojekt AB1<br />
Externe Klima-Antriebsszenarien auf der globalen und kontinentalen Skala<br />
HD Dr. A. H. Fink (Koordinator)<br />
Institut für Geophysik und Meteorologie,<br />
<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong><br />
Prof. Dr. P. Speth<br />
Institut für Geophysik und Meteorologie,<br />
<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong><br />
Antragsteller Fach<br />
Bearbeitet wird in dem Teilprojekt der folgende Problemkomplex:<br />
483<br />
Meteorologie:<br />
Klimamodellierung und Klimadynamik<br />
Meteorologie:<br />
Klimamodellvalidierung und<br />
Klimadynamik<br />
Nr. Titel des Problemkomplexes<br />
PK Be-E.3 Saisonale Niederschlagsvorhersage in Benin und Einsatzmöglichkeiten in der<br />
landwirtschaftlichen Beratung (Federführung)<br />
PK Ma-H.4 Interannuelle Niederschlagsvariabilität und Wassermanagement<br />
PK Ma-L.3 Risiken und Gefahren durch extreme Niederschläge: Überflutungen und Bodenerosion<br />
im Drâa-Tal<br />
PK Be-G.4 Risikoabschät<strong>zu</strong>ng bezüglich des Auftretens von Malaria- und Meningitis-<br />
Erkrankungen unter dem Einfluss des heutigen und eines modifizierten <strong>zu</strong>künftigen<br />
Klimas<br />
Zusammenfassung<br />
Das Teilprojekt AB1 versteht sich wie schon in der 2. IMPETUS-Phase als Dachprojekt für die<br />
meteorologischen Forschungsarbeiten in IMPETUS. Eine vordringliche Zielset<strong>zu</strong>ng besteht darin,<br />
klimatologische und meteorologische Datensätze auf der globalen bis kontinentalen Skala <strong>zu</strong><br />
erzeugen bzw. bereit<strong>zu</strong>stellen. Neben der Aktualisierung verschiedener (Re-)Analyse- und Beobachtungsdatensätze<br />
liegt der Schwerpunkt auf der globalen und regionalen Klimamodellierung.<br />
Damit umfasst dieses Teilprojekt mit dem globalen Klimamodell ECHAM5 sowie dem regionalen<br />
Klimamodell REMO die beiden großskaligen Modellebenen innerhalb der meteorologischen<br />
Modellkette (s. Kap. II-1). Die Ausgabeparameter beider Modelle fungieren als Eingabedaten<br />
für diverse Folgemodellierungen in IMPETUS. Dies bezieht sich nicht nur auf die höher aufgelösten<br />
Klimamodelle LM und FOOT3DK (s. Teilprojekte A1 / B1), sondern auch auf hydrologische<br />
(A2 / B2), agrarökonomische (A4 / B4) und medizinische (A5) Modellieransätze sowie zahlreiche<br />
Problemkomplexe (insbesondere PK Be-E.3, PK Ma-H.4, PK Ma-L.3 und PK Be-G.4),<br />
„Basis Tools“ und „Decision Support Systeme“. Angesichts der gegenwärtigen Computerressourcen<br />
können mit ECHAM5 und REMO-Simulationszeiträume von mehreren Jahrhunderten
484<br />
IMPETUS Teilprojekt AB1<br />
bzw. Jahrzehnten realisiert werden. Somit eignen sich beide Modelle für die Untersuchung der<br />
relevanten Einflussfaktoren bei den langfristigen Schwankungen und Änderungen im afrikanischen<br />
Klima. Bereits während der 2. IMPETUS-Phase haben ECHAM5 und REMO die Grundlage<br />
für die Abschät<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>künftiger Klimaänderungen in Westafrika geliefert. Die folgenden<br />
Punkte fassen die bereits erfolgten Vorarbeiten und die darauf aufbauenden geplanten Forschungstätigkeiten<br />
während der 3. Antragsphase <strong>zu</strong>sammen:<br />
• Mittlerweile stehen einige ECHAM5-Prognosen mit steigenden Treibhausgas- und Aerosolkonzentrationen<br />
sowie interaktiver Vegetationsbedeckung <strong>zu</strong>r Verfügung. Diese sollen<br />
nun in der 3. Phase um weitere Ensembleläufe ergänzt und statistisch-meteorologisch<br />
ausgewertet werden. Dabei liegt ein besonderer Augenmerk auf der <strong>zu</strong>künftigen Entwicklung<br />
von Extremereignissen sowie auf den tropisch-außertropischen Wechselwirkungen<br />
in einem erwärmten Globalklima.<br />
• Des Weiteren soll eine Weiterentwicklung des Globalmodelles erfolgen, indem eine adäquatere<br />
Hintergrundklimatologie der atmosphärischen Aerosolkonzentrationen implementiert<br />
wird. Anhand einiger Sensitivitätsstudien und Vergleiche mit aktualisierten Beobachtungs-<br />
und Analysedaten soll abgeschätzt werden, inwiefern sich eine realistischere<br />
Simulation der beobachteten Niederschlagscharakteristika erreichen lässt. Von solchen<br />
realistischeren Globalmodelldaten würden dann die gesamte meteorologische Modellkette<br />
und die diversen Folgemodellierungen in IMPETUS profitieren.<br />
• Auf der synoptischen Skala stehen auch einige langjährige Ensemblesimulationen mit<br />
REMO <strong>zu</strong>r Verfügung. Diese Läufe umfassen den Zeitraum 1960 bis 2050 und unterliegen<br />
neben steigenden Treibhausgaskonzentrationen auch <strong>zu</strong>nehmenden Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen<br />
in Westafrika. Vorab hatten verschiedene Sensitivitätsstudien mit REMO gezeigt,<br />
dass beide Faktoren eine Schlüsselrolle bei den langfristigen Klimaänderungen in<br />
Afrika spielen. Es liegt jeweils ein anthropogen stark und schwach beeinflusstes Klimaszenario<br />
vor, so dass sich aus dem Vergleich der beiden Szenarien Abschät<strong>zu</strong>ngen <strong>zu</strong>m<br />
politischen Handlungsspielraum ableiten lassen. Zu Beginn der 3. Antragsphase ist <strong>zu</strong>nächst<br />
eine detaillierte statistische Auswertung dieser Langfristsimulationen geplant,<br />
wobei ebenfalls den Klimaextremen ein besonderes Augenmerk <strong>zu</strong>kommt. Dabei werden<br />
nicht nur klimatologische Fragestellungen bearbeitet, sondern auch eine statistische<br />
Aufbereitung der REMO-Daten vorgenommen, um die Datensätze an die Schnittstellen<br />
mit der Folgemodellierung in IMPETUS an<strong>zu</strong>passen.<br />
• Ein weiterer zentraler Aspekt dieses Teilprojektes betrifft die Erweiterung von REMO um<br />
eine komplexe Aerosolchemie und eine interaktive Vegetationsbedeckung. Die benötigten<br />
Zusatzmodule sind bereits entwickelt worden und werden gegenwärtig im Globalmodell<br />
ECHAM5 getestet. Mit Hilfe dieser erweiterten REMO-Version sollen noch realistischere<br />
Klimaänderungsszenarien entwickelt und in Form zahlreicher Zeitscheibenexperimente<br />
berechnet werden. Aus der Streuung dieser Sensitivitätsstudien um die Klima<strong>zu</strong>stände
Teilprojekt AB1 IMPETUS<br />
der Langfristsimulationen lassen sich weitere Aussagen über das Spektrum der denkbaren<br />
Klimaentwicklungen in Afrika im Sinne einer probabilistischen Klimaprognose treffen.<br />
• Kernstück der geplanten Arbeiten mit REMO bildet das Basis Tool PK Be-E.3 (s. Kap.<br />
IV), bei dem ein komplexes statistisch-dynamisches Verfahren <strong>zu</strong>r saisonalen Vorhersage<br />
im tropischen Westafrika entwickelt und operationell in Benin und ggf. in den Nachbarstaaten<br />
implementiert werden soll. Dabei werden die Klimadaten direkt auf agrarökonomische<br />
Daten wie Ertragszahlen, Anbaumethoden und Nutzpflanzen projiziert, um Einblicke<br />
in die entsprechenden klimabedingten landwirtschaftlichen Potenziale und Risiken<br />
<strong>zu</strong> gewinnen. Des Weiteren werden in Kooperation mit dem Teilprojekt A2 die Pflanzenwachstumsmodelle<br />
YES und EPIC eingesetzt, um den klimainduzierten Einfluss auf die<br />
Ertragszahlen noch besser isolieren <strong>zu</strong> können. Neben der auf den operationellen Betrieb<br />
ausgerichteten saisonalen Zeitskala werden auch die langfristigen Änderungen in der<br />
Landwirtschaft beurteilt. Das operationelle Vorhersagesystem erfordert auch die Schaffung<br />
eines praktikablen und allgemein <strong>zu</strong>gängigen Kommunikationssystems, um die Vorhersagen<br />
auf direktem Wege an die Entscheidungsträger und Akteure in der landwirtschaftlichen<br />
Produktion weiter<strong>zu</strong>leiten.<br />
• Gegen Ende der 3. Antragsphase soll ein umfassender Bericht über die <strong>zu</strong> erwartenden<br />
Klimaentwicklungen auf der globalen und regionalen Skala erstellt und mit Entscheidungsträgern<br />
in Benin und Marokko als Grundlage für mittelfristige politische Planungen<br />
und Schutzmaßnahmen diskutiert werden. Dabei werden neben den direkten klimatischen<br />
Aspekten auch die resultierenden Risiken und Potenziale für die Landwirtschaft<br />
dokumentiert und kommuniziert.<br />
• In diesem Teilprojekt wird der notwendige Transfer von Wissen und/oder Klimamodelldaten<br />
an die in Westafrika arbeitenden nationalen Partnerprojekte (GLOWA-VOLTA,<br />
BIOTA-West-WEST) sowie die Anbindung an die internationale AMMA-Initiative sichergestellt.<br />
Ausführliche Beschreibung des Dachprojektes<br />
(siehe Projektbereich A, Dachprojekt AB1, Seite 335)<br />
485
Teilprojekt B1 IMPETUS<br />
Teilprojekt B1<br />
Regionale und lokale Szenarien der raum-zeitlichen Variabilität von Niederschlag<br />
und Verdunstung in Marokko<br />
Antragsteller Fach<br />
Prof. Dr. P. Speth (Koordinator)<br />
Institut für Geophysik und Meteorologie,<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Köln</strong><br />
Klimadynamik<br />
Prof. Dr. M. Kerschgens,<br />
Institut für Geophysik und Meteorologie,<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Köln</strong><br />
Bearbeitet werden in dem Teilprojekt die folgenden Problemkomplexe:<br />
Mesoskalige Modellierung,<br />
Kleinskalige Modellierung<br />
Nr. Titel des Problemkomplexes<br />
PK Ma-H.1 Natürliche und anthropogene Einflüsse auf die Dynamik von Wasserressourcen<br />
im Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
PK Ma-H.3 Saisonale Abflussprognosen aus der Schneeschmelze für das Bewässerungsmanagement<br />
PK Ma-H.4 Interannuelle Niederschlagsvariabilität und Wassermanagement (Federführung)<br />
PK Ma-H.5 Auswirkung von Klimawandel und veränderter Wassernut<strong>zu</strong>ng auf den Niederschlag<br />
und die Verdunstung (Federführung)<br />
PK Ma-L.2 Auswirkungen von Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Klimawandel auf die Resilienz und Regenerationsfähigkeit<br />
der Vegetation in Südmarokko<br />
PK Ma-L.3 Risiken und Gefahren durch extreme Niederschläge: Überflutungen und Bodenerosion<br />
im Drâa-Tal (Federführung)<br />
Zusammenfassung<br />
Die <strong>zu</strong>künftige gesellschaftliche Entwicklung in der Drâa-Region wird von der Befähigung, auf<br />
Dürreperioden und Änderungen im Jahresgang des Wasserhaushaltes <strong>zu</strong> reagieren, bestimmt<br />
sein. Die Zusammenhänge zwischen der Variabilität des Wasserangebots aus Niederschlägen,<br />
des hydrologischen Zyklus im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Drâa und landwirtschaftlicher, touristischer<br />
und industrieller Ökonomie sind in IMPETUS erfolgreich untersucht worden. Um politische<br />
Entscheidungen in Bereichen <strong>zu</strong> unterstützen, die das Wassermanagement betreffen, soll in den<br />
von IMPETUS entwickelten und <strong>zu</strong> entwickelnden „Decision Support Systems“ (DSS) und Werk-<br />
487
488<br />
IMPETUS Teilprojekt B1<br />
zeugen die Variabilität des Niederschlagsangebots in angemessener Weise integriert werden.<br />
Da<strong>zu</strong> ist es notwendig, die nunmehr bekannten Zusammenhänge der Niederschlagsvariabilität<br />
richtig <strong>zu</strong> beschreiben und in geeigneter Form, angepasst an die jeweiligen Fragestellungen der<br />
DSS, für die Verarbeitung in nicht meteorologischen Modellen bereit<strong>zu</strong>stellen. Die Arbeiten der<br />
ersten zwei Phasen von IMPETUS bieten eine gute Grundlage für diese notwendige Entwicklungsarbeit.<br />
Meteorologische und klimatologische Parameter werden überwiegend in Problemkomplexen<br />
eingebunden, in denen die Modellierung des hydrologischen Kreislaufs an und unter der Erdoberfläche<br />
betrieben wird. Das betrifft die hydrologische Modellierung auf der Skala des Drâa-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebietes in PK Ma-H.1, die Abflussvorhersage aus Schneespeichern im Hohen Atlas in<br />
PK Ma-H.3 und die Abschät<strong>zu</strong>ng und Bewertung von Risiken aus Bodenerosion und Starkniederschlägen<br />
in PK Ma-L.3. In allen drei Fällen werden Daten der Modellkette, je nach Fragestellung<br />
in unterschiedlicher Form, bereitgestellt. Sie dienen als Antrieb der verwendeten hydrologischen<br />
Modelle. Es ist angestrebt, die höchstauflösende Version von Modelldaten der Regionalklimamodellierung,<br />
die aus dem statistisch-dynamischen Ansatz des „Downscalings“ mit<br />
FOOT3DK stammt, <strong>zu</strong>r Verfügung <strong>zu</strong> stellen. Auf dem Weg dahin müssen allerdings noch einige<br />
Programmanpassungen und technische Ergän<strong>zu</strong>ngen implementiert werden. Zunächst muss eine<br />
statistische Korrektur der Niederschlagsverteilungen und eine probabilistische Vorhersagetechnik<br />
für Episoden angewandt werden, um Ergebnisse auf der kleinsten Skala angemessen dar<strong>zu</strong>stellen.<br />
Wegen der Nachfrage nach höher aufgelösten meteorologischen Daten speziell im nördlichen<br />
Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet wird die Regionalklima-Modellierung mit FOOT3DK nun auch für<br />
diesen Raum vorgenommen. Der Einsatz von FOOT3DK auch im Bereich des Hohen Atlas und<br />
des Beckens von Ouarzazate muss durch die Aufbereitung der Geländekataster (3 km Gitterweiten)<br />
technisch vorbereitet werden; die für das statistisch-dynamische „Downscaling“ notwendigen<br />
Episodensimulationen sind auch für dieses Gebiet <strong>zu</strong> erstellen. Bis diese Arbeiten abgeschlossen<br />
sind, stehen für diesen Raum weiterhin Daten des Lokalmodells in etwas gröberer Auflösung<br />
(7 km) <strong>zu</strong>r Verfügung.<br />
Ein wichtiger Schritt in allen Problemkomplexen ist die Bewertung der <strong>zu</strong>künftigen Entwicklung<br />
in Szenarien, die in der zweiten Phase von IMPETUS formuliert wurden. Hier können kritische<br />
Sachverhalte erkannt und analysiert werden, um durch langfristige politische und planerische<br />
Maßnahmen ungünstigen Entwicklungen vor<strong>zu</strong>beugen. Die statistischen Eigenschaften des Regionalklimas<br />
können durch diese Art des „Downscaling“ recht gut erfasst werden, auch wenn Einzelepisoden<br />
nicht exakt dynamisch simuliert werden, wie es etwa für eine Wettervorhersage nötig<br />
wäre. Das ist in der zweiten Phase von IMPETUS durch die Entwicklung geeigneter Validationswerkzeuge<br />
(„Model Output Statistics“, MOS), die auf die Daten von REMO angewandt
Teilprojekt B1 IMPETUS<br />
wurden, gewährleistet. Das Verfahren soll im Hinblick auf die Wetterlagen-Abhängigkeit der<br />
Transferparameter für die Korrektur durch MOS erweitert werden.<br />
Von Anwendern in Marokko werden häufig saisonale Abflussprognosen gewünscht. Diese sind in<br />
Marokko besonders im Süden des Atlasgebirges sehr unsicher, vor allem weil die saisonale Niederschlagsvorhersage<br />
mit dynamischen Werkzeugen nicht möglich ist. Der Informationsgehalt<br />
einer solchen Abflussprognose muss deshalb sehr vorsichtig eingeschätzt werden. Mit einer solchen<br />
Vorhersage betritt die Forschung in IMPETUS Neuland, weil die Niederschlagsvorhersagen,<br />
die ja die hydrologischen Abflussmodelle antreiben, mit statistischer Methodik aus Niederschlags-<br />
bzw. Klimadaten erzeugt werden müssen. Die Tatsache, dass Trocken- und Feuchtjahre<br />
nicht <strong>zu</strong>fällig, sondern immer in einer 2-4 Jahre andauernden Periode auftreten, lässt eine bessere<br />
Vorhersage als mit Klimamittelwerten möglich erscheinen. Ziel der Entwicklung von DSS<br />
im Bereich der Abflussprognose kann deshalb nicht die Vorhersage allein sein. Vielmehr muss<br />
den Anwendern die Unsicherheit, damit aber auch der Wert einer solchen Vorhersage nahe gebracht<br />
werden.<br />
Die saisonale Prognose von Abflüssen in PK Ma-H.1 und PK Ma-H.3 geht von einem Ist-<br />
Zustand des Wasserhaushaltes aus, der möglichst genau bekannt sein soll, und wird in <strong>zu</strong>künftigen<br />
Zeiträumen von klimatologisch repräsentativen Niederschlägen für die entsprechende Saison<br />
angetrieben. Im Hinblick auf saisonale Prognosen und deren Unsicherheitsabschät<strong>zu</strong>ng untersucht<br />
der PK Ma-H.4 die Vorhersagbarkeit des Antriebs auf dekadischer Zeitskala: Weil die<br />
Dürre- und Feuchtjahre nicht vollkommen erratisch, sondern meistens in einem 2-4 Jahre dauernden<br />
Zyklus auftreten, könnte die Erhaltungsneigung <strong>zu</strong> einer besseren Vorhersagbarkeit führen,<br />
als ein Antrieb mit Mittelwerten klimatologischer Daten über einen langen Zeitraum es ermöglicht.<br />
Zugleich wird eine Unsicherheitsabschät<strong>zu</strong>ng des Antriebs ermöglicht, mit der eine<br />
Wahrscheinlichkeitsaussage für die prognostizierten Abflüsse ermöglicht wird. Das gibt den<br />
Anwendern in der Bewässerungsplanung und dem Staudammmanagement eine Information über<br />
die Qualität der Abflussprognosen. Ein „Lâcher“-Management, das sich auf mehrere Jahre erstreckt,<br />
um Reserven in Trockenjahren <strong>zu</strong> behalten, könnte die langfristige Anbauplanung in den<br />
südlichen Oasen unterstützen.<br />
Zur Untersuchung der Vegetationsdynamik auf langen Zeitskalen im PK Ma-L.2 bedarf es eines<br />
klimatologischen Antriebs, der in erster Linie Entwicklungen der Temperaturverhältnisse (Maxima<br />
und Minima, Länge von Frostperioden etc.) erfasst. Für diese Arbeiten ist die Übertragung<br />
der Information auf ein feines Gitter besonders wichtig. Für den PK Ma-E.1, in dem die ökonomische<br />
Entwicklung der Region abgeschätzt wird, werden Niederschlagsdaten für lange Zeiträume<br />
in geringer raum-zeitlicher Auflösung <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt.<br />
Besonders in den vergangenen Jahren rückte das Problem der Extremereignisse des Niederschlags<br />
durch schadenintensive Überflutungen und Zerstörungen in der Umgebung des Atlasge-<br />
489
490<br />
IMPETUS Teilprojekt B1<br />
birges in den Vordergrund. Neben der Frage, ob sich Schadenereignisse großen Ausmaßes in<br />
Zukunft häufen werden, ist eine Abschät<strong>zu</strong>ng des Umfanges der Bodenerosion, die letztlich für<br />
eine Versandung des Stausees El Mansour Eddahbi verantwortlich ist, wichtig. Diese Punkte<br />
werden im PK Ma-L.3 behandelt. Hier wird mit einer Anwendung der hydrologischen Modellwerkzeuge<br />
aus PK Ma-H.1 und des Bodenerosionsmodells PESERA eine doppelte Strategie entwickelt:<br />
Mit dem Abflussmodell wird die Gefahr extremer Abflüsse und Überflutungen abgeschätzt,<br />
wofür meteorologische Daten in der zeitlichen Auflösung von mindestens einem Tag benötigt<br />
werden, das Bodenerosionsmodell beschreibt ein „typisches“ Jahr in Gegenwart oder Zukunft.<br />
In beiden Fällen werden Folgen der atmosphärischen Erwärmung und Gegenmaßnahmen<br />
durch Bepflan<strong>zu</strong>ng kritischer Regionen untersucht.<br />
Weiterentwicklung im Stand der Wissenschaft seit 2003<br />
Wie aus den zahlreichen, weiter unten besprochenen Arbeiten hervorgeht, wurde seit 2003 die<br />
Forschung über das Regionalklima in Marokko und Nordwestafrika weitgehend durch<br />
IMPETUS intensiviert. Regelmäßig wiederkehrende Perioden trockener Jahre und das Auftreten<br />
lokal sehr begrenzter Überschwemmungen in den Jahren 1996, 2001 und 2002 haben die Notwendigkeit<br />
einer Adaption und Implementation von Strategien <strong>zu</strong>r Vorbeugung klimabedingter<br />
Bedrohungen in Marokko bestätigt (Agoumi, 2003). Die Verwendung regionalklimatologischer<br />
Inhalte in den „Decision Support Tools“ in IMPETUS unterstützt die Entwicklung derartiger<br />
Vorhaben, die Bedrohungen durch Umwelteinflüsse begegnen sollen.<br />
In diagnostischen Arbeiten wurden die Charakteristika der Niederschlagsvariabilität in Nordwestafrika<br />
eingehend untersucht. Die Niederschlagsvariabilität im Norden und in den Kammlagen<br />
des Atlasgebirges wird in der Wintersaison <strong>zu</strong> einem großen Teil von der Nordatlantik-<br />
Oszillation und von mediterranen synoptischen Ereignissen geprägt. Dieser Anteil unterliegt<br />
globalen Telekonnexionen, die einen – wenn auch geringeren – Anteil der Niederschlagsvariabilität<br />
erklären können (Knippertz, 2003; Knippertz et al., 2003b). Knippertz et al. (2003c) haben<br />
gezeigt, dass der Mechanismus der Telekonnexionen dekadischen Variationen unterworfen ist.<br />
Im Süden des Atlasgebirges ist die Niederschlagsvariabilität allerdings kaum mit der NAO korreliert,<br />
wie bereits Lamb und Peppler (1987) konstatierten. Ausgehend von Fallstudien (Fink und<br />
Knippertz, 2003; Knippertz et al., 2003a) konnte nachgewiesen werden, dass an der Südflanke<br />
des Atlas bis <strong>zu</strong> 40% des Jahresniederschlags direkt mit tropisch-extratropischen Wechselwirkungen<br />
<strong>zu</strong>sammenhängt (Knippertz, 2003; Knippertz et al., 2003a). Die Wechselwirkungen zwischen<br />
Tropen und Extratropen konnten durch die Entwicklung einer angemessenen Analysemethodik<br />
(Knippertz, 2004) automatisiert diagnostiziert und statistisch ausgewertet werden. Im Gegensatz<br />
<strong>zu</strong> den bzgl. ihrer Wirkungsketten schwer erfassbaren globalskaligen Telekonnexionen<br />
konnte der hinter den beobachteten Ereignissen tropisch-extratropischer Wechselwirkung ste-
Teilprojekt B1 IMPETUS<br />
hende Mechanismus von Knippertz (2003) detailliert dargestellt werden. Als Quellgebiete der<br />
Feuchte konnten in den meisten Fällen „Mesoscale Convective Systems“ (MCSs), darunter insbesondere<br />
die „Squall Lines“, über dem tropischen Westafrika und dem benachbarten tropischen<br />
Atlantik identifiziert werden. Feuchte Luft wird in diesen Fällen durch die Konvektion über die<br />
Monsunschicht hinaus in die mittlere Atmosphäre gehoben. Dort wird sie an der Ostseite eines<br />
sehr weit südwärts gelagerten Trogs vor der westafrikanischen Atlantikküste etwa im Bereich<br />
der kanarischen Inseln in die Subtropen advehiert. Die feuchte Tropikluft in mittleren atmosphärischen<br />
Schichten trifft von Südosten oder sogar von Süden auf die der Sahara <strong>zu</strong>gewandte Flanke<br />
des Atlasgebirges. Durch in Zusammenhang mit dem Höhentief und dem Subtropenstrahlstrom<br />
stehende Konvergenz und orographische Hebung kommt es darauf am Südhang des Atlasgebirges<br />
<strong>zu</strong> Niederschlägen. Diese Niederschläge sind, vor allem wegen der relativ starken Hei<strong>zu</strong>ng<br />
des Bodens durch die solare Einstrahlung, konvektiver Natur und können in Einzelfällen <strong>zu</strong><br />
extrem starken Regenraten führen. Meist jedoch sind die Regenraten moderat bis gering, da gerade<br />
in dieser Region die Verdunstung des Regenwassers unterhalb der Wolke enorm stark ist.<br />
Dieser Mechanismus der tropisch-extratropischen Wechselwirkung findet meistens im Spätsommer<br />
oder Herbst statt, wenn entsprechend starke und südlich gelagerte atlantische Tröge den<br />
Wechsel <strong>zu</strong>m Winterhalbjahr ankündigen. Fink und Knippertz (2003), Knippertz (2005) und<br />
Knippertz und Martin (2005) untersuchen darüber hinaus Frühjahrs- und Winterfälle und weisen<br />
auf den stärkeren Beitrag zyklo- und frontogenetischer Prozesse <strong>zu</strong>r Umset<strong>zu</strong>ng des advehierten<br />
tropischen Feuchtedargebots in <strong>zu</strong>m Teil extremen Niederschlägen in den ariden Gebieten<br />
Nordwestafrikas hin. Insbesondere in den beiden letztgenannten Arbeiten, sowie und in Knippertz<br />
und Fink (2006a,b) wird auf die Rolle explosiver Zyklogenese über dem Nordatlantik für<br />
die weit in niedere Breiten reichende Austrogung in der westlichen Höhenströmung hingewiesen.<br />
Diese Höhentröge induzieren die „tropischen Wolkenfahnen“ als sichtbares Zeichen tropisch-extratropischer<br />
Wechselwirkung (Knippertz und Fink, 2006b).<br />
Mit Blick auf die Entwicklung des <strong>zu</strong>künftigen Klimas haben Knippertz et al. (2003b) zeigen<br />
können, dass die ostwärtige Verlagerung des Azorenhochs bei gleichzeitiger nordwärtiger Verlagerung<br />
der Zugbahnen atlantischer Tiefdruckgebiete, wie sie in den Klimaszenarien von<br />
ECHAM4 bei einer Treibhausgasbedingten Erwärmung der Atmosphäre prognostiziert werden,<br />
<strong>zu</strong> einer Abnahme des Niederschlags in der Region südlich des Atlasgebirges führen könnte.<br />
Wegen der sehr hohen Variabilität der Jahresniederschläge ist allerdings kein signifikantes Signal<br />
der Klimaänderung <strong>zu</strong> finden. Zusätzlich verhindert die grobe Auflösung des globalen Klimamodells<br />
ECHAM4 eine realistische Darstellung niederschlagsrelevanter Prozesse in der Umgebung<br />
des Hohen Atlas, so dass nur das „Downscaling“ mit feiner auflösenden Modellen Aufschluss<br />
bringt.<br />
491
492<br />
IMPETUS Teilprojekt B1<br />
Die Ergebnisse der Modellrechnungen mit REMO sind überwiegend in Teilprojekt AB1 darge-<br />
stellt worden. Die für die Drâa-Region wesentlichen Ergebnisse können folgendermaßen <strong>zu</strong>-<br />
sammengefasst werden: Die von 1979-2003 vorliegenden, mit ECMWF Reanalysen / Analysen<br />
angetriebenen Modell-Läufe ermöglichen die Erzeugung einer umfangreichen regionalklimati-<br />
schen Datenbasis der Atlasregion. Das Modell REMO gibt die Klimazonen auch im Bereich des<br />
Hohen Atlas überraschend gut wieder (Paeth et al., 2005). Diese Datenbasis kann sowohl <strong>zu</strong>r<br />
Interpretation als auch <strong>zu</strong>m weiteren „Downscaling“ herangezogen werden. Die mit REMO angefertigten<br />
Zeitscheibenexperimente bis 2025 lassen eine leichte Niederschlagsabnahme bei<br />
gleichzeitiger Erwärmung um 1-1.5°C in den Wintermonaten erwarten, wodurch die Schneegrenze<br />
im Hohen Atlas deutlich ansteigen würde.<br />
Mit dem Lokalmodell des DWD wurden im Bereich Nordwest-Afrikas drei Experimente jeweils<br />
für 2002 gerechnet: Ein Experiment auf einem 0.25°-Gitter für ganz Nordwest-Afrika, zwei weitere<br />
mit unterschiedlichen Antrieben für Marokko auf einem 7km-Gitter. Das Modell lief in allen<br />
drei Experimenten stabil und konnte somit Anfangsdaten für Episodensimulationen mit<br />
FOOT3DK bereitstellen. Damit konnten auch Fälle tropisch-extratropischer Wechselwirkung im<br />
April 2002 (Fink und Knippertz, 2003) im Detail untersucht werden. Für die Erstellung einer regionalen<br />
Klimatologie ist jedoch <strong>zu</strong> beachten, dass auch bei Simulationszeiträumen von einem<br />
Jahr noch einzelne Niederschlagsereignisse das mittlere Niederschlagsmuster prägen können.<br />
Dies ist für die weitere Strategie bei der geplanten Konstruktion von Klimaszenarien mit dem<br />
LM auf der Basis von Wetterlagenklassifikation <strong>zu</strong> beachten.<br />
Für den Bereich der Drâa-Oasen wurde das Boden- und Vegetationsschema des nichthydrostatischen<br />
mesoskaligen Modells FOOT3DK an die spezielle Situation in der semi-ariden<br />
Umgebung angepasst (Hübener et al., 2004), weil die Antriebsfelder der Bodenfeuchte in semiarider<br />
Umgebung deutlich <strong>zu</strong> geringe Werte zeigten und dadurch die Evapotranspiration vor allem<br />
im Bereich der Oasen <strong>zu</strong> gering gegenüber Messungen war. Der geringere Energietransport<br />
von der Erdoberfläche in die Atmosphäre führte <strong>zu</strong> einer Überschät<strong>zu</strong>ng der Bodenoberflächentemperaturen.<br />
Zwei Methoden der Anreicherung <strong>zu</strong>r Verdunstung verfügbarer Bodenfeuchte –<br />
simulierte Bewässerung und die Erreichbarkeit tiefen Grundwassers für die Pflanzenwurzeln –<br />
konnten die Energiebilanz der Oberfläche deutlich verbessern. Die Simulationen wiesen trotz der<br />
nur spärlich vorhandenen Vegetation deutliche Unterschiede der Oberflächenenergiebilanz bei<br />
Verwendung unterschiedlicher Landnut<strong>zu</strong>ngsklassifikationen auf, so dass als Konsequenz daraus<br />
für die Anwendung - gerade im Bereich der Oasen - aktuelle Werte der Landoberflächendaten<br />
aus IMPETUS den allgemein verfügbaren USGS/GLCC-Daten vor<strong>zu</strong>ziehen sind.<br />
Das dynamische „Downscaling“ der LM-Daten vom 7km-Gitter auf das 3km-Gitter wird in Hübener<br />
et al. (2005a, 2005b) beschrieben. Allerdings wurde die Anwendung <strong>zu</strong>nächst auf den Bereich<br />
um die Oasen des mittleren Drâa-Tals beschränkt. Die Erweiterung <strong>zu</strong>m statistisch-
Teilprojekt B1 IMPETUS<br />
dynamischen „Downscaling“ mit Hilfe der „Circulation Weather Types“ (CWT) wurde mit Episodendaten<br />
aus dem Zeitraum Nov 2001 bis Dez 2002, in dem eine durchgehende LM-<br />
Regionalklimasimulation vorliegt, angetrieben. Mit Hilfe von NCEP-Reanalysen und den globalen<br />
Klimaszenarien von ECHAM4 bzw. ECHAM5 wurde die mögliche Entwicklung der Jahressummen<br />
des Niederschlags in <strong>zu</strong>künftigen Jahrzehnten dargestellt. Obwohl die globalen Modelle<br />
im Allgemeinen eine leichte Abnahme des Niederschlags südlich des Atlasgebirges vorweisen,<br />
zeigt das statistisch-dynamische „Downscaling“ mit der Verknüpfung LM/FOOT3DK eine Zunahme<br />
des mittleren Jahresniederschlages in derselben Region. Zwar nimmt auch hier die Anzahl<br />
der mit Systemen mittlerer Breiten verbundenen Regenereignisse ab, jedoch liefern die<br />
CWT mit südlich / südwestlichen Anströmungen deutlich mehr Niederschlag. Dieses Ergebnis<br />
steht somit zwar im Gegensatz <strong>zu</strong> anderen Abschät<strong>zu</strong>ngen (siehe z. B. in Paeth und Hense,<br />
2005), verdeutlicht aber durchaus den weiteren Forschungsbedarf in dieser Frage, weil größerskalige<br />
Modelle generell eine so schlechte Auflösung des schmalen, aber hohen Atlasgebirges<br />
vorweisen, dass regionale Aussagen an dieser Stelle sehr fraglich sind. Die höheren Niederschläge<br />
auf Grundlage von Szenariensimulation, die aus dem statistisch-dynamischen „Downscaling“<br />
mit FOOT3DK berechnet werden, stammen <strong>zu</strong>m größten Teil aus den Niederschlagssystemen,<br />
die mit tropisch-extratropischen Wechselwirkungen verbunden sind. Aus diesem Grund<br />
verspricht die Fortführung der diagnostischen Arbeiten von Knippertz (2003), allerdings übertragen<br />
auf den Bereich der Klimaszenarien aus ECHAM4/5 und REMO (Teilprojekt AB1), eine<br />
gute Grundlage <strong>zu</strong>r Beantwortung dieser Fragen <strong>zu</strong> liefern.<br />
Ausführliche Beschreibung des Arbeitsplanes<br />
Meteorologische und klimatologische Daten werden in nahe<strong>zu</strong> allen Problemkomplexen benötigt.<br />
In erster Linie gehen meteorologische Parameter in die Problemkomplexe ein, in denen die<br />
Abflussmodellierung eine zentrale Rolle spielt (PK Ma-E.1, PK Ma-H.1, PK Ma-H.2, PK<br />
Ma-H.3, PK Ma-H.4, PK Ma-L.2, PK Ma-L.3). In PK Ma-H.1 und PK Ma-H.3 werden meteorologische<br />
Daten in hoher räumlicher Auflösung <strong>zu</strong>m Antrieb des hydrologischen Modellpakets<br />
MMS <strong>zu</strong>r Abflussmodellierung <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt. Für PK Ma-E.1, PK Ma-H.2und PK<br />
Ma-L.2 werden in erster Linie Niederschlagsdaten in geringerer räumlicher Auflösung benötigt.<br />
In PK Ma-L.3 wird der Einfluss von Starkniederschlägen auf das Abflussverhalten und die Bodenerosion<br />
in <strong>zu</strong>künftigen Szenarien untersucht. PK Ma-H.4 liefert im Rahmen der statistischen<br />
Prognose der Antriebe aus Niederschlag für PK Ma-H.1 und PK Ma-H.3 eine Unsicherheitsabschät<strong>zu</strong>ng<br />
der dort erstellten Abflussvorhersagen, die <strong>zu</strong>r Füllstandprognose des Staudamms El<br />
Mansour Eddahbi dienen, um den Anwendern Anhaltspunkte für die Qualität und Nutzbarkeit<br />
der Produkte <strong>zu</strong> bieten. Zukünftige Szenarien für Verdunstung bei unterschiedlichen Landnut<strong>zu</strong>ngs-<br />
und Bewässerungsstrategien sind Gegenstand eines eigenen Problemkomplexes (PK<br />
493
494<br />
IMPETUS Teilprojekt B1<br />
Ma-H.5), in dessen Mittelpunkt Anwendungen mit den aus FOOT3DK gewonnenen Daten stehen.<br />
Fragestellungen und Anforderungen der Problemkomplexe an die meteorologischen Parameter<br />
sind sehr unterschiedlicher Natur, so dass die Anzahl und raumzeitliche Auflösung der geforderten<br />
atmosphärischen Daten stark variiert. Deshalb wird in Teilprojekt B1 dem Aspekt des Datentransfers<br />
besondere Aufmerksamkeit gewidmet, die sich in Beteiligungen an einzelnen Problemkomplexen<br />
(PK Ma-H.1, PK Ma-H.3, PK Ma-L.2) niederschlägt.<br />
Für den PK Ma-H.1 werden klimatologische Parameter für dekadische Zeiträume auf einer Tagesbasis<br />
<strong>zu</strong>r Verfügung gestellt. Die Daten werden jeweils auf die Teilein<strong>zu</strong>gsgebiete („Hydrological<br />
Response Units“, HRU) des MMS, die auf der Basis eines digitalen Geländemodells mit<br />
1 km Gitterweite definiert wurden, projiziert. Die Projektion stellt für Temperatur, Druck und<br />
spezifische Feuchte (<strong>zu</strong>r Bestimmung der Verdunstung) kein besonderes Problem dar, für den<br />
Niederschlag und den Wind muss die Methodik noch ergänzt werden. Niederschlagswerte sind<br />
vor allem bei der Betrachtung kürzerer Zeiträume, in denen z. B. ein besonderes Abflussereignis<br />
analysiert wird, statistisch <strong>zu</strong> interpretieren. Es ist geplant, die Projektion mit den statistischdynamischen<br />
Klimaszenarien aus FOOT3DK vor<strong>zu</strong>nehmen. Im Hochgebirge stehen <strong>zu</strong>sätzlich<br />
LM-Daten <strong>zu</strong>r Verfügung.<br />
Im PK Ma-L.2 stehen atmosphärische Daten für die Bewertung der klimatologischen Rahmenbedingungen<br />
des Pflanzenwuchses <strong>zu</strong>r Verfügung. Dabei wird eine Vegetationsdynamik über<br />
längere Zeiträume untersucht; hier stellen u. a. die Anzahl von Eis- und Frosttagen, Regentage<br />
und die Länge von Dürreperioden geeignete Antriebsparameter dar.<br />
Der PK Ma-H.3 entwickelt ein Werkzeug, das den aus dem Hochgebirge <strong>zu</strong> erwartenden<br />
Schneeabfluss berechnet. Primäres Ziel ist eine aktuelle Vorhersage als Entscheidungshilfe für<br />
das „Lâcher“-Management des Staudamms El Mansour Eddahbi, es sollen allerdings auch Szenarien<br />
insbesondere durch die in Zukunft erwarte, erwärmungsbedingte Verlagerung der<br />
Schneegrenze untersucht werden. In PK Ma-H.3 werden unterschiedliche Schneemodule verwendet<br />
(„Snowmelt Runoff Model“, SRM, und das im MMS implementierte „Utah Energy Balance<br />
Model“ UEB, s. PK Ma-H.1 und PK Ma-H.3), wobei das SRM in erster Linie mit Tagessummen<br />
der 2m-Temperatur arbeitet, das UEB hingegen benötigt etwas umfangreichere und detailliertere<br />
Informationen.<br />
Neben den eher mit den technischen Aspekten der Datenlieferung verbundenen Beteiligungen<br />
stehen noch drei Problemkomplexe unter der Federführung von Teilprojekt B1. Es handelt sich<br />
um die Einschät<strong>zu</strong>ng der Unsicherheit von saisonalen Niederschlagsprognosen (PK Ma-H.4),<br />
die Untersuchung der Auswirkung von Starkregenereignissen (PK Ma-L.3) und die Prognose
Teilprojekt B1 IMPETUS<br />
räumlich aufgelöster Niederschlags- und Verdunstungsfelder für Szenarien und Interventionsszenarien<br />
in der Drâa-Region (PK Ma-H.5).<br />
Die saisonale Prognose von Niederschlägen für die Abflussberechnung, die von Anwendern in<br />
der ORMVAO und von den Staudammbetreibern (ONEP) gewünscht wird, ist für das Drâa-Tal<br />
nicht möglich. Um trotzdem die Prognosen von PK Ma-H.3 <strong>zu</strong> vervollständigen, liefert PK<br />
Ma-H.4 auf statistischer Basis eine Niederschlagsabschät<strong>zu</strong>ng, die auf der einen Seite die in der<br />
Vergangenheit beobachtete 2-4jährige Oszillation der Feucht- und Trockenjahre berücksichtigt,<br />
auf der anderen Seite aber auch einen Unsicherheitsbereich einer solch groben Prognose festlegt.<br />
Auf diese Weise können <strong>zu</strong>mindest Wahrscheinlichkeitsaussagen <strong>zu</strong>m erwarteten Füllstand des<br />
Stausees erfolgen, die als Basis für die Entscheidungen im „Lâcher“-Management dienen können.<br />
Neben den eher mit den technischen Aspekten der Datenlieferung verbundenen Beteiligungen<br />
stehen noch drei Problemkomplexe unter der Federführung von Teilprojekt B1. Es handelt sich<br />
um die Einschät<strong>zu</strong>ng der Unsicherheit von saisonalen Niederschlagsprognosen (PK Ma-H.4),<br />
die Untersuchung der Auswirkung von Starkregenereignissen (PK Ma-L.3) und die Prognose<br />
räumlich aufgelöster Niederschlags- und Verdunstungsfelder für Szenarien und Interventionsszenarien<br />
in der Drâa-Region (PK Ma-H.5).<br />
Die saisonale Prognose von Niederschlägen für die Abflussberechnung, die von Anwendern in<br />
der ORMVAO und von den Staudammbetreibern (ONEP) gewünscht wird, ist für das Drâa-Tal<br />
nicht möglich. Um trotzdem die Prognosen von PK Ma-H.3 <strong>zu</strong> vervollständigen, liefert PK<br />
Ma-H.4 auf statistischer Basis eine Niederschlagsabschät<strong>zu</strong>ng, die auf der einen Seite die in der<br />
Vergangenheit beobachtete 2-4jährige Oszillation der Feucht- und Trockenjahre berücksichtigt,<br />
auf der anderen Seite aber auch einen Unsicherheitsbereich einer solch groben Prognose festlegt.<br />
Auf diese Weise können <strong>zu</strong>mindest Wahrscheinlichkeitsaussagen <strong>zu</strong>m erwarteten Füllstand des<br />
Stausees erfolgen, die als Basis für die Entscheidungen im „Lâcher“-Management dienen können.<br />
PK Ma-L.3 stellt die Frage nach den Auswirkungen von Extremereignissen. In der Umgebung<br />
von Hochgebirgen sind immer außergewöhnliche Starkregenereignisse <strong>zu</strong> beobachten. Ergebnisse<br />
atmosphärischer Modellierungen liefern <strong>zu</strong>nächst Regenraten als Mittelwert für Modellgitterboxen.<br />
Diese Werte müssen in lokale Regenraten „übersetzt“ werden, <strong>zu</strong>sätzlich spielen Dauer,<br />
räumliche Verteilung und raumzeitliche Umgebungskonditionen eine Rolle für die Frage, ob sich<br />
ein bestimmtes Ereignis <strong>zu</strong> einem extremen Abflussereignis entwickelt. Insbesondere die abnehmende<br />
Pufferwirkung des Schneespeichers, die in <strong>zu</strong>künftigen Klimaszenarien mit der Erwärmung<br />
einhergeht, ist in der Lage, die Form der Abflusskurven von der Tagesskala bis hin <strong>zu</strong>r<br />
saisonalen Skala <strong>zu</strong> beeinflussen. Deshalb werden sie mit dem MMS sowohl für dekadische<br />
Zeiträume als auch für einzelne Episoden berechnet. Eine zweite Fragestellung in PK Ma-L.3<br />
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496<br />
IMPETUS Teilprojekt B1<br />
befasst sich mit der Auswirkung von <strong>zu</strong>künftigen Niederschlagsverteilungen und Rekultivie-<br />
rungsstrategien auf die Bodenerosion, die durch den Sedimenttransport im Abfluss deutlich an<br />
der Versandung des El Mansour Eddahbi-Stausees beteiligt ist. Hier wird das Erosionsmodell<br />
PESERA mit klimatologischen Niederschlagsdaten angetrieben.<br />
In PK Ma-H.5 werden Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Bewässerungsstrategien bezüglich ihrer Auswirkung<br />
auf die Verdunstung in den Oasen des mittleren Drâa-Tals bewertet. Die atmosphärischen Daten<br />
für diesen Problemkomplex werden, als letztes Glied der Modellkette, von FOOT3DK mit Hilfe<br />
des statistisch-dynamischen „Downscaling“ <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt. Die erfolgte Anpassung der<br />
Parametrisierung des Bodenmoduls <strong>zu</strong>r realistischeren Darstellung der Bodenfeuchte in Bereichen<br />
mit tief wurzelndem Bewuchs in semi-arider Umgebung (Hübener et al., 2004) erlaubt hier<br />
eine deutlich verbesserte Einschät<strong>zu</strong>ng der Auswirkungen, die der Einsatz anderer Pflanzensorten<br />
oder die Umstellung der Bewässerungstechnik (Tröpfchen- statt Überschussbewässerung) in<br />
sich tragen. In diesem Problemkomplex werden die interdisziplinär gestalteten Zukunftsszenarien<br />
für die Drâa-Region im Hinblick auf die effizientere Wassernut<strong>zu</strong>ng in der Landwirtschaft<br />
untersucht. Die Ergebnisse werden in Zusammenarbeit mit Teilprojekt C so aufbereitet, dass der<br />
Anwender selbst Interventionsszenarien auf unterschiedliche Fragestellungen auswerten kann.<br />
Neben diesen direkten Beteiligungen an den Arbeiten in Problemkomplexen stellt das Teilprojekt<br />
B1 an verschiedenen Stellen klimatologische Daten <strong>zu</strong>r Verfügung, ohne direkt an deren<br />
Einbindung im Problemkomplex beteiligt <strong>zu</strong> sein. Da<strong>zu</strong> gehört insbesondere das Wasserangebot<br />
für die ökonomisch orientierte Modellierung in PK Ma-E.1 und die Bewertung von Landnut<strong>zu</strong>ngsstrategien<br />
in PK Ma-L.1.<br />
Zentrale Arbeiten<br />
An vielen Stellen ist die Auswertung und Aufbereitung der Daten problemkomplexübergreifend,<br />
so dass die Methodik nicht mehrfach implementiert werden muss. Eine wichtige Randbedingung<br />
der Arbeiten stellt die Anforderung einer anwendungsorientierten Einbindung klimatologischer<br />
Daten dar, wobei Datenkomprimierung und systemübergreifende Programmierung angestrebt ist,<br />
die nur in Zusammenarbeit mit C2 erfolgen kann. Zwei Aspekte der Datenaufbereitung im Prozess<br />
der Szenarienbildung sind so grundsätzlicher Natur, dass eine Zuordnung <strong>zu</strong> einem speziellen<br />
Problemkomplex nicht möglich ist. Dabei handelt es sich um die statistisch-dynamische Szenarienbildung<br />
und die Korrektur von Häufigkeitsverteilungen mit Hilfe einer „Model Output Statistics“<br />
(MOS). Beide Themenbereiche werden im Folgenden näher beschrieben.
Teilprojekt B1 IMPETUS<br />
Statistisch-dynamische Klimaszenarien<br />
Die Kombination statistischer und dynamischer Verfahren für das regionale „Downscaling“ erzeugt<br />
allgemein die besten Erfolge (siehe beispielsweise Díez et al., 2005). Die Verwendung der<br />
„Circulation Weather Types“ (CWT) in Hübener (2005a, 2005b) hat gezeigt, dass die Methodik<br />
der statistisch-dynamischen Szenarienbildung des Regionalklimas durchaus respektable, qualitativ<br />
mit gleich hoch aufgelösten transienten Modellrechnungen vergleichbare Ergebnisse zeigt. Es<br />
stellen sich lediglich noch Fragen hinsichtlich der Verwendung optimaler Klassifikationsparameter<br />
und der Auswahl repräsentativer Episoden, die in Angriff genommen werden müssen. Der<br />
Aufbau der statistisch-dynamischen Szenarienbildung besteht aus drei Phasen: Der Klassifikation<br />
geeigneter Wetterlagen, der Ermittlung und Bewertung von Häufigkeitsverteilungen sowie<br />
die Anknüpfung an Stationswerte; und der eigentlichen Rekombination von Klimaszenarien aus<br />
Modelldaten von Episodensimulationen. Die Methodik ist nicht auf ein Modell, das die repräsentativen<br />
Episoden beschreibt, beschränkt, so dass je nach Fragestellung Daten anderer Modelle<br />
herangezogen werden können.<br />
Die Klassifikation der Wetterlagen für die Klimaänderungsszenarien wird auf Basis der<br />
ECHAM4/REMO-Daten erfolgen und anhand der Reanalysen des NCEP bzw. des ECMWF geprüft<br />
werden. Dabei werden die Untersuchungen aus den Arbeiten von Knippertz (2003, 2004)<br />
und Knippertz et al. (2003b) vor allem im Hinblick auf die tropisch-extratropischen Wechselwirkungen<br />
in den Klimaszenarien aus ECHAM4/5 (Teilprojekt AB1) herangezogen. Die <strong>zu</strong>r<br />
räumlichen Verfeinerung verwendeten Episodensimulationen stammen im Hochgebirge <strong>zu</strong>nächst<br />
aus LM-Vorhersagen mit 7 km Gitterweite. Die Verwendung von Episoden aus FOOT3DK auch<br />
für das Hochgebirge und die Ebene von Ouarzazate ist angestrebt. Die Ergebnisse in der Region<br />
des mittleren Drâa, die ebenfalls eine ausgeprägte Orographie aufweist, haben bereits ihre gute<br />
Qualität bewiesen, so dass auch die Anwendung von FOOT3DK im Bereich des Hohen Atlas<br />
und des Beckens von Ouarzazate Erfolg verspricht.<br />
Schritt 1: Clusteranalyse der Wetterlagen nach speziellen Parametern.<br />
Im Rahmen der bisherigen Forschungsarbeiten in IMPETUS wurden Wetterlagen für die statistische<br />
Rekombination des lokalen Klimas aus den „Lamb-Weather-Types“ abgeleitet, die auf der<br />
Basis von Druckbeobachtungen am Boden Anströmungs- bzw. Zirkulationsklassen ermittelten.<br />
Im Rahmen der bisherigen Ziele lieferte diese Methode <strong>zu</strong>friedenstellende Ergebnisse, gerade<br />
vor dem Hintergrund der Anwendungsbezogenheit kann diese Art der statistisch-dynamischen<br />
Klimasimulation jedoch optimiert werden. Die Verwendung weiterer Parameter, die für die Validierung<br />
der LM-Modellrechnungen mit der Technik der „Self Organizing Maps“ (SOM) (Kohonen,<br />
1995, und Gutiérrez et al. , 2005, mit einer Anwendung auf Klimamodell-Daten) entwickelt<br />
wurde, könnte die Klassifikation verbessern. Erfolg versprechend ist dabei eine Clusteranalyse,<br />
welche die Kombination aus dynamischen (z. B. Anströmrichtung der mittleren Atmosphä-<br />
497
498<br />
IMPETUS Teilprojekt B1<br />
re, IPV der oberen Atmosphäre) und thermodynamischen (z. B. Gradient der äquivalentpoten-<br />
ziellen Temperatur Θe, Feuchtekonvergenz) Parametern berücksichtigt. Dabei werden Lag-<br />
korrelierte Werte mit mehrtägiger Verschiebung berücksichtigt. Die Auswahl der Parameter<br />
hängt von dem Aspekt der jeweiligen Auswertung von atmosphärischen Parametern ab. Für die<br />
Vegetationsdynamik sind oftmals nur Mittelwerte der Temperatur und des Niederschlags sowie<br />
deren Maximums- und Minimumswerte interessant, für hydrologische Fragestellungen auch die<br />
Niederschlagsraten und für ökonomische Zwecke Parameter wie ein Wassermangelindex. Die<br />
optimale Anzahl und Kombination der Parameter sowie die Anzahl der Cluster wird variationell<br />
ermittelt.<br />
Schritt 2: Häufigkeitsverteilungen der Wetterlagen (Klimatologie)<br />
Nach der Identifikation der Wetterlagen erfolgen die Analyse der Häufigkeiten und ihr Be<strong>zu</strong>g <strong>zu</strong><br />
Niederschlagsereignissen in unterschiedlichen Jahren auf der Basis von Beobachtungsdaten. Da<strong>zu</strong><br />
bedarf es genauer, möglichst räumlich hochaufgelöster Messungen in möglichst langen Zeiträumen,<br />
<strong>zu</strong>sätzlich werden auch Fernerkundungsdaten (Wolkenverteilung aus METEOSAT-IR<br />
Bildern und Regenraten aus Mikrowellen) genutzt, um die räumlichen Strukturen von Niederschlagsereignissen<br />
<strong>zu</strong> erfassen. Mit Hilfe der beobachteten Häufigkeitsverteilungen können die<br />
speziellen Charakteristika extremer Jahre beschrieben werden. Die REMO-Simulationen bieten<br />
für die vergangenen 25 Jahre derzeit die beste Datengrundlage für eine solche Analyse, weil hier<br />
transiente Modellsimulationen vorliegen. Die berechneten Häufigkeitsverteilungen der Wetterlagen<br />
werden mit denen aus Reanalysedaten (Hübener, 2005a) verglichen. Die Rekombination aus<br />
repräsentativen LM- und FOOT3DK Simulationen wird geprüft. Der Vorteil der statistischdynamischen<br />
Rekombination besteht unter anderem darin, dass die räumliche Kohärenz der<br />
Muster einzelner Parameter nicht über einen komplexen statistischen Ansatz (Stehlik und Bardossy,<br />
2002) ermittelt werden muss, sondern durch die Modellphysik vorgegeben ist.<br />
Schritt 3: Analyse der Wetterlagen im <strong>zu</strong>künftigen Klima<br />
Anhand der 25-Jahres-Klimatologien mit REMO und der im Rahmen von Konsortialläufen mit<br />
diesem Regionalmodel für Nordafrika erstellten und als Ensemble realisierten IPCC-SRES A1B<br />
und B1-Szenarien (vgl. Dachprojekt AB1) bis 2050 werden Verteilungen der Wetterlagen ermittelt.<br />
Transferfunktionen zwischen saisonalen Mustern der heutigen und der <strong>zu</strong>künftigen Situation<br />
für jeden Monat bzw. für jede Saison werden untersucht; so können mögliche jahreszeitliche<br />
Verschiebungen erfasst werden. Daraus ergeben sich Häufigkeitsverteilungen signifikanter Muster<br />
für jeden Monat. Es erfolgt die Rekombination aus bereits berechneten FOOT3DK- oder LM-<br />
Simulationen für Episoden, die jeweils einer Klasse der Häufigkeitsverteilungen <strong>zu</strong>geordnet<br />
sind, um lokale Niederschlagsmuster <strong>zu</strong> erzeugen. Dabei wird die Sensitivität der Ergebnisse in<br />
Abhängigkeit von unterschiedlich gewählten Episodensätzen untersucht, um den Ungenauig-
Teilprojekt B1 IMPETUS<br />
keitsbereich des statistisch-dynamischen „Downscalings“ ab<strong>zu</strong>schätzen. Simulationen mit geänderter<br />
Landnut<strong>zu</strong>ng zeigen mit FOOT3DK deutlich die Auswirkungen von Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen<br />
(Shao et al., 2003), so dass Simulationen mit geänderten Vegetationsdaten für dieselben<br />
Episoden Modifikationen im lokalen Klima beschreiben, deren Rückkopplung mit den großskaligen<br />
Antrieben allerdings vernachlässigt wird.<br />
Statistische Korrektur der Niederschlagsverteilungen<br />
Allgemeine Korrektur der Verteilungsfunktionen<br />
Atmosphärenmodelle benutzen ein idealisiertes Bild der Natur. Die mit ihnen gewonnenen Daten<br />
unterscheiden sich systematisch von real beobachteten Daten. Diese systemimmanenten Unterschiede<br />
können durch Modelloptimierung zwar verkleinert, aber niemals ganz behoben werden.<br />
Die Korrektur der Niederschlagsdaten in Bias und Häufigkeitsverteilung wurde bereits erfolgreich<br />
für REMO-Daten unternommen (Paeth und Hense, 2002). Ein Nachteil bei der Übertragung<br />
der Niederschlagskorrekturen auf Szenarien ist die Unkenntnis der zeitlichen Variabilität<br />
der berechneten Transferfunktionen. Der für statistisch signifikante Aussagen notwendige Umfang<br />
der Daten in zeitlich entsprechend weit auseinander liegenden Perioden ist nicht vorhanden.<br />
Eine Alternative <strong>zu</strong>r Berechnung der Transferfunktionen für unterschiedliche Zeitscheiben bietet<br />
der Be<strong>zu</strong>g <strong>zu</strong> Wetterlagen: Die Korrektur der Niederschlagsdaten wird jeweils auf bestimmte<br />
Wetterlagen beschränkt. Es ist <strong>zu</strong> erwarten, dass die Parameter der Transferfunktionen sich zwischen<br />
konvektiven Lagen und Lagen mit eher stratiformen Niederschlägen mehr unterscheiden<br />
als für ähnlich geartete Lagen in unterschiedlichen Zeiträumen. So erhält man über die aus Klimaszenarien<br />
ableitbaren Änderungen von Häufigkeitsverteilungen der Wetterlagen für unterschiedliche<br />
Zeiträume auch Abschät<strong>zu</strong>ngen für Änderungen in den Transferfunktionen. Diese<br />
Abschät<strong>zu</strong>ng liegt in Form von oberen und unteren Schranken vor und gibt somit die maximale<br />
Variabilität des Niederschlags einer Wetterlage an.<br />
Zusammenhang Mittelwert Gitterbox – lokale Regenrate<br />
Ein auch in der numerischen Wettervorhersage bislang nicht <strong>zu</strong>frieden stellend gelöstes Problem<br />
ist die Übertragung der vom Modell vorhergesagten Niederschlagsraten, die Gebietsmittelwerte<br />
über die Gitterboxen darstellen, auf lokale Niederschlagsraten. Die Differenz zwischen modellgenerierten<br />
und lokalen Niederschlagsraten ist natürlich in konvektiven Situationen besonders<br />
groß. Maximalwerte des Niederschlags beeinflussen die Bodenerosion sehr stark, so dass die Ergebnisse<br />
z. B. in PK Ma-L.3 von einer verbesserten Vorhersage der Regenraten profitieren können.<br />
Dabei stellen sich zwei zentrale Fragen: Wie sieht der Zusammenhang zwischen modellgenerierten<br />
Niederschlagsflächen und Wolken- bzw. Niederschlagsbeobachtungen aus den Satelli-<br />
499
500<br />
IMPETUS Teilprojekt B1<br />
tendaten aus? Ist eine Korrektur der Modelldaten in der Lage, <strong>zu</strong>mindest über längere Zeiträume<br />
ermittelte Häufigkeitsverteilungen der an Stationen gemessenen Niederschläge angemessen <strong>zu</strong><br />
repräsentieren? Der Korrekturansatz ist dann auch zweistufig. Zunächst wird aus den Parametern<br />
des numerischen Konvektionsschemas des Atmosphärenmodells die Größe (Fläche) der<br />
„Downdrafts“ (Abwindschläuche in Gewitterwolken) in einer Gitterbox berechnet, in denen der<br />
konvektive Niederschlag fällt. Damit ist eine erste, einfache Skalierung der maximalen Niederschlagsrate<br />
möglich. Ergänzend erfolgt die Abschät<strong>zu</strong>ng der von aktiven Niederschlagszellen<br />
bedeckten Fläche aus Fernerkundungsdaten. Zur Lokalisation der „Downdrafts“ eignen sich in<br />
erster Linie die Regenradar-Daten des TRMM-Satelliten. Zwar ist die zeitliche Bedeckung hier<br />
relativ gering, der Vergleich mit den modellgenerierten Daten über längere Zeiträume bietet jedoch<br />
eine Möglichkeit der Kalibration, in der ein Modell-Bias der geschätzten Fläche, auf die<br />
der Niederschlag konzentriert ist, korrigiert wird. Auch hier ist die Unterscheidung für bestimmte<br />
Lagen in Form einer Klassifikation der niederschlagserzeugenden Wetterlagen sinnvoll. Das<br />
Korrekturverfahren wird mit Messungen der IMPETUS Klimastationen kalibriert.<br />
Stellenbeschreibungen mit Zeitplan<br />
Wissenschaftliche Leitung<br />
Die wissenschaftliche Leitung dieses Teilprojektes wird von Dr. Michael Christoph übernommen.<br />
Bearbeiter „Modellierung LM“<br />
Die Bearbeitung des statistisch-dynamischen „Downscalings“ für die Drâa-Region und der ergänzend<br />
notwendigen Episodensimulationen mit dem LM wird von Dr. Kai Born (Arbeitsgruppe<br />
Prof. Dr. M. Kerschgens) auf einer BAT IIa durchgeführt. Dies erfolgt in enger Zusammenarbeit<br />
mit Teilprojekt A1 (A. Krüger). Herr Born betreut die Datenpflege der REMO-Daten, die aus<br />
den Konsortialrechnungen des DKRZ gewonnen werden (Teilprojekt AB1), im Hinblick auf ihre<br />
Verwendung im statistisch-dynamischen „Downscaling“. Dabei steht <strong>zu</strong>nächst die Wetterlagen-<br />
Klassifikation mit alternativen Parametern im Vordergrund. In der ersten Phase (2006) werden<br />
diese an REMO-Daten und verfügbaren NCEP- bzw. ECMWF-Reanalysen durchgeführt und<br />
verglichen. Der Vergleich bezieht sich vor allem auf die großskaligen Situationen, weil die Reanalysedaten<br />
die Atlasregion nicht ausreichend auflösen. Dasselbe Verfahren wird in Anwendung<br />
auf die ECHAM-Szenarien aus Teilprojekt AB1 Aufschluss über die Entwicklung der Häufigkeitsverteilungen<br />
der Wetterlagen in <strong>zu</strong>künftigen Klimaszenarien geben, wobei sowohl die Konsortialrechnungen<br />
mit ECHAM5 als auch die in IMPETUS durchgeführten Simulationen mit<br />
dem dynamischen Vegetationsschema verwendet werden. Die technischen Grundlagen für diese
Teilprojekt B1 IMPETUS<br />
Auswertungen wurden in den ersten beiden IMPETUS-Phasen bereits entwickelt. Als Basis für<br />
die Klassifikation von Wetterlagen für das dynamische „Downscaling“ werden REMO-Daten<br />
gewählt. Für die abgeleiteten Klassen von Wetterlagen werden unterschiedliche Gruppen repräsentativer<br />
Episoden <strong>zu</strong>sammengestellt, um die Unsicherheit in der Darstellung des Regionalklimas<br />
mit dem statistisch-dynamischen „Downscaling“ <strong>zu</strong> erfassen. Für diese Episoden werden<br />
LM-Simulationen, sofern sie nicht bereits vorliegen, als Grundlage für die weiteren FOOT3DK-<br />
Modellierungen bereitgestellt. Der Rechenumfang beträgt dabei nur einen Bruchteil der bisher<br />
praktizierten LM-Simulationen für ganze Jahre. Die Verteilungen klimatologischer Parameter<br />
auf der kleinsten Skala werden durch ein MOS-Verfahren, das Transferparameter auf der Basis<br />
von Wetterlagen bereitstellt, korrigiert. Herr Born prüft, in welcher Form Wahrscheinlichkeitsaussagen<br />
für in Episoden prognostizierte Niederschläge in dem „Downscaling“-Verfahren und<br />
bei Weitergabe der Daten eingebunden werden können.<br />
Herr Born übernimmt auch die Bearbeitung meteorologischer Fragestellungen und die Bereitstellung<br />
klimarelevanter Daten in Problemkomplexen. Neben den notwendigen technischen Arbeiten<br />
der Datenbereitstellung ist auch eine inhaltliche Bearbeitung notwendig, da in der interdisziplinären<br />
Zusammenarbeit der volle Qualitäts- und Informationsumfang der Daten fremder Disziplinen<br />
vielfach nicht bekannt ist. Herr Born beteiligt sich an dem Aufbau eigenständiger Anwendungen<br />
für die Problemkomplexe PK Ma-H.1, PK Ma-H.3, PK Ma-H.4 und PK Ma-L.3<br />
und steht für bilaterale Gespräche mit den Anwendern sowie Fortbildungen <strong>zu</strong>r Verfügung. Die<br />
Arbeiten in den Problemkomplexen PK Ma-H.4 und PK Ma-L.3, für deren Leitung Herr Born<br />
verantwortlich ist, beinhalten die Auswertung langjähriger Niederschlagsdaten, die in den diagnostischen<br />
Studien der ersten beiden IMPETUS-Phasen <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt wurden, hinsichtlich<br />
der zeitlichen Prädiktabilität. Für die Abschät<strong>zu</strong>ng der Bodenerosion werden Niederschlagsdaten<br />
<strong>zu</strong>r Verfügung gestellt, welche die Erzeugung von Vorhersagen-Ensembles für unterschiedliche<br />
Entwicklungen des <strong>zu</strong>künftigen Klimas ermöglichen. In der Analyse der Abflussvorhersagen<br />
mit dem MMS erarbeitet Herr Born Möglichkeiten <strong>zu</strong>r Identifikation von Risikogebieten<br />
und -situationen. Dabei werden die Informationen aus der Wahrscheinlichkeitsvorhersage<br />
für den Niederschlag für Ensemble-Antriebe des MMS genutzt.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Durchführung ergänzender Episodensimulationen mit dem LM<br />
⇒ Wetterlagenklassifikation für die ECHAM4/5- und REMO-Daten für vergangene Zeiträume<br />
⇒ Bereitstellung der Klimadaten für PK Ma-H.1, PK Ma-H.3, PK Ma-H.4, PK Ma-L.3<br />
⇒ Auswertung der ECHAM4/5- und REMO-Daten bzgl. tropisch-extratropischer Wechselwirkung<br />
(bis Mitte 2007)<br />
⇒ Vorbereitende Gespräche mit ORMVAO/DGH/DRH bzgl. des Einsatzes der DSS-<br />
Problemkomplexe<br />
501
502<br />
IMPETUS Teilprojekt B1<br />
⇒ Analyse der beobachteten Niederschläge bzgl. Prädiktabilität in Trocken- bzw. Feuchtphasen<br />
(bis Mitte 2007, Vorbereitung für PK Ma-H.4)<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Wetterlagenklassifikation ECHAM4/5 und REMO für <strong>zu</strong>künftige Zeiträume<br />
⇒ Durchführung des statistisch-dynamischen „Downscalings“ mit LM<br />
⇒ Sensitivitätstests für PK Ma-H.1, PK Ma-H.3, PK Ma-L.3<br />
⇒ Durchführung von Szenarien PK Ma-H.1, PK Ma-H.3, PK Ma-L.3<br />
⇒ Integration von PK Ma-H.4 als Ergän<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong> PK Ma-H.1 und PK Ma-H.3<br />
⇒ Beginn der Zusammenführung von Daten und Programmen der Problemkomplexe <strong>zu</strong> anwenderfreundlichen<br />
Oberflächen<br />
⇒ Fortbildung der marokkanischen Ansprech- und Kooperationspartner, weitere Diskussion<br />
über Anforderungen an die Problemkomplexe und deren Einsatzmöglichkeiten<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Aufbau der „Decision Support Systems“ (DSS) als Einzelanwendungen<br />
⇒ Implementation der DSS aus den Problemkomplexen, Anwendungstests<br />
⇒ Gemeinsame deutsch / marokkanische Weiterentwicklung der DSS<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Qualitätskontrolle und ggf. Korrektur des implementierten DSS<br />
Bearbeiter „Modellierung FOOT3DK“<br />
Die Arbeiten der Szenarienbildung werden durch einen Doktoranden (N.N.) auf einer 1 /2 BAT<br />
IIa-Stelle unter Leitung von Prof. Dr. M. Kerschgens vorgenommen. Es erfolgt eine <strong>zu</strong>sätzliche<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng an wissenschaftlich sinnvollen Stellen (Analyse der Vorhersagbarkeit aus Klimadaten<br />
in PK Ma-H.4, Durchführung und Interpretation von Szenarien in den Problemkomplexen<br />
PK Ma-H.1, PK Ma-H.3, PK Ma-H.4, PK Ma-L.3, PK Ma-H.5). Die wissenschaftliche Beurteilung<br />
der Ergebnisse für unterschiedliche Methodiken der statistischen und statistischdynamischen<br />
Szenarienbildung mündet in eine Promotion. Der Schwerpunkt liegt auf den Arbeiten<br />
<strong>zu</strong>m PK Ma-H.5, in dem die Verdunstung für <strong>zu</strong>künftige Szenarien sowohl des Klimas als<br />
auch der Landnut<strong>zu</strong>ng und Bewässerungstechnik berechnet wird. Ziel ist es, eine Basis <strong>zu</strong>r langfristigen<br />
Planung der Oasenbewirtschaftung <strong>zu</strong> schaffen. Im Rahmen von PK Ma-H.5 wird<br />
hauptsächlich das Atmosphärenmodell FOOT3DK verwendet, so dass die Doktorandenstelle die<br />
erfolgreichen Arbeiten der ersten beiden Phasen kontinuierlich fortsetzen wird. Der erste Schritt<br />
für die Anwendungen im PK Ma-H.5 besteht in der Erstellung der notwendigen Kataster für das<br />
Becken Ouarzazate und den Hohen Atlas. Die Durchführung des „Downscalings“ für vergangene<br />
Zeiträume und Szenarien auf der Grundlage der REMO-Wetterlagenklassifikationen mit dem<br />
Antrieb aus LM-Daten ermöglicht die Bereitstellung einer Datenbank klimatologischer Parame-
Teilprojekt B1 IMPETUS<br />
ter, die in verschiedenen Anwendungen münden kann. Eine weitere Aufgabe besteht in der Verfügbarmachung<br />
der meteorologischen Parameter auf der lokalen Skala (letztes Glied der Modellkette)<br />
und dem Transfer dieser Daten in die entsprechenden Problemkomplexe.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Auswahl alternativer Episoden für das statistisch-dynamische „Downscaling“<br />
REMO/LM/FOOT3DK<br />
⇒ Wetterlagenklassifikation für die ECHAM4/5- und REMO-Daten für vergangene Zeiträume<br />
⇒ Bereitstellung der Klimadaten für PK Ma-H.1, PK Ma-H.3, PK Ma-H.4, PK Ma-L.3<br />
⇒ Bereitstellung des Katasters des Beckens von Ouarzazate und des Hohen Atlas für<br />
FOOT3DK<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Wetterlagenklassifikation ECHAM4/5 und REMO für <strong>zu</strong>künftige Zeiträume<br />
⇒ Durchführung des statistisch-dynamischen „Downscalings“ mit FOOT3DK<br />
⇒ Durchführung der ergänzenden Simulationen für Episoden mit FOOT3DK<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Berechnung und Auswertungen der Verdunstungsklimatologien mit FOOT3DK in PK Ma-<br />
H.5 Korrektur der Verteilungen klimatologischer Parameter aus dem statistisch-dynamischen<br />
„Downscaling“, besonders für den Niederschlag<br />
⇒ Entwicklung eines Datenbank-Moduls <strong>zu</strong>r statistisch-dynamischen Regionalisierung für lokale<br />
Entscheidungsträger in Marokko im Rahmen des PK Ma-H.5<br />
⇒ Ausbau des Datenbank-Moduls <strong>zu</strong>m DSS<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Transfer des DSS nach Marokko und Schulung der Nutzer vor Ort<br />
SHK „Modellierung FOOT3DK“<br />
Eine SHK (N.N. bei Prof. Dr. M. Kerschgens) übernimmt die Untersuchung der Szenariendaten<br />
aus ECHAM4/5 und REMO hinsichtlich der tropisch-extratropischen Wechselwirkungen. Anhand<br />
der Ergebnisse kann unter Verwendung unterschiedlicher Gruppen von Episoden eine Bewertung<br />
der Niederschlagsänderungen in Szenarien erneut durchgeführt werden, um die Ergebnisse<br />
von Hübener et al. (2005a und 2005b) <strong>zu</strong> bewerten.<br />
503
504<br />
IMPETUS Teilprojekt B1<br />
Tabelle der im Teilprojekt verwendeten Abkür<strong>zu</strong>ngen und Akronyme<br />
Abkür<strong>zu</strong>ng Erklärung<br />
CWT Circulation Weather Type<br />
DGH Direction Générale de l’Hydraulique<br />
DRH Direction Régionale de l’Hydraulique, Agadir<br />
DSS Decision Support System<br />
DWD Deutscher Wetterdienst<br />
ECHAM4<br />
ECHAM5<br />
ECMWF Model, Hamburg, Version 4 / Version 5<br />
ECMWF European Centre for Medium Range Weather Forecast<br />
FOOT3DK Flow over orographically structured terrain, 3 dimensional, Version<br />
„<strong>Köln</strong>“, Meso-γ-Skaliges Atmosphärenmodell<br />
GLCC Global Land Cover Change Project<br />
HRU Hydrological Response Unit<br />
IR Infrared<br />
LM Lokalmodell des DWD, Meso-β-skaliges Atmosphärenmodell<br />
MOS Model Output Statistics<br />
MCC Mesoscale convective cluster<br />
METEOSAT Meteorological Satellite<br />
MMS Modular Modeling System, Modulare Sammlung von Modellkomponenten<br />
<strong>zu</strong>r Abflussmodellierung (Teilprojekt B2)<br />
NAO North Atlantic Oscillation<br />
NCEP National Center for Environmental Prediction<br />
ORMVAO Office Régionale de Mise en Valeur Agricole d’Ouarzazate<br />
PESERA Pan European Soil Erosion Risk Assessment (Bodenerosionsmodell)<br />
REMO Regionalmodell, Synoptisch- uns Meso-α-skaliges atmosphärisches<br />
Regionalklimamodell<br />
SOM Self Organizing Maps (eine spezielle Technik <strong>zu</strong>r Clusterung von Daten)<br />
SRM Snowmelt Runoff Model, einfaches Modell <strong>zu</strong>r Berechnung der Schneeschmelze<br />
TRMM Tropical Rainfall Measurement Mission<br />
UEB Utah Energy Balance Model, Energiebilanzmodell der Erdoberfläche (Bestandteil<br />
in MMS)<br />
USGS United States Geographical Survey
Teilprojekt B1 IMPETUS<br />
Im Text zitierte Literatur<br />
Agoumi, A., 2003: Vulnerability of North African Countries to Climatic Changes. Adaption and Implementation Strategies for<br />
Climate Change. International Institute for Sustainable Development, Winnipeg, Manitoba, Canada. Web:<br />
http://www.iisd.org.<br />
Díez, E., C. Primo, J. A. García-Moya, J. M. Gutiérrez und B. Orfila, 2005: Statistical and dynamical downscaling of precipitation<br />
over Spain from DEMETER seasonal forecasts. Tellus 57A, 409-423.<br />
Gutiérez, J. M., R. Cano, A. S. Cofiño, und C. Sordo, 2005: Analysis and downscaling multi-model seasonal forecasts in Peru<br />
usind self-organizing maps. Tellus 57A, 435-447.<br />
Haase, G., 2002: A physical initialization algorithm for non-hydrostatic weather prediction models using radar derived<br />
rain rates. Dissertation, Meteorologisches Institut der Rhein. Friedr.-Wilh.-<strong>Universität</strong> Bonn, II, 104 S.<br />
Knippertz, 2005: Tropical-Extratropical Interactions Assocaited with an Atlantic Tropical Plume and Subtropical Jet Streak.<br />
Mon. Wea. Rev., 133, 2759–2776.<br />
Kohonen, T. (1995). Self-Organizing Maps. Series in Information Sciences, Vol. 30. Springer, Heidelberg. Second ed. 1997.<br />
Lamb, P. J. und R. A. Peppler, 1987: North Atlantic Oscillation: Concept and Application. Bull. Amer. Met. Soc. 68, 1218-1225.<br />
Stehlik, J. und A. Bárdossy, 2002: Multivariate stochastic downscaling model for generating daily precipitation series based on<br />
atmospheric circulation.. J. Hydrol. 256, 120-141<br />
Veröffentlichungen im Rahmen von IMPETUS seit 2000<br />
Fink, A. H. und P. Knippertz, 2003: An extreme precipitation event in southern Morocco in spring 2002 and some hydrological<br />
implications. Weather 58, 377-387.<br />
Hübener, H, 2003,: Mesoskalige Simulation einer Verdunstungsklimatologie für ein semi-arides Untersuchungsgebsiet in Südmarokko.<br />
Mitteilungen aus dem Institut für Geophysik und Meteorologie der <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong> (Hrsg. M. Kerschgens,<br />
F. M. Neubauer, M. Pätzold, P. Speth, B. Tezkan), Nr. 161, 124 S.<br />
Hübener, H., M. Schmidt,, M. Sogalla und M. Kerschgens, 2004: Simulating evapotranspiration in a semi-arid environment.<br />
Theor. Appl. Climatol., DOI:10.1007/s00704-004-0097-9.<br />
Hübener, H. und M. Kerschgens, 2005a: Downscaling of current and future rainfall climatologies for southern Morocco. Part I:<br />
Downscaling method and current climatology. Submitted to Int. J. Climatol.<br />
Hübener, H. und M. Kerschgens, 2005b: Downscaling of current and future rainfall climatologies for southern Morocco. Part II:<br />
Climate change signals. Submitted to Int. J. Climatol.<br />
Knippertz, Peter,2003,: Niederschlagsvariabilität in Nordwestafrika und der Zu¬sammenhang mit der großskaligen atmosphärischen<br />
Zirkulation und der synoptischen Aktivität. Mitteilungen aus dem Institut für Geophysik und Meteorologie der <strong>Universität</strong><br />
<strong>zu</strong> <strong>Köln</strong> (Hrsg. M. Kerschgens, F. M. Neubauer, M. Pätzold, P. Speth, B. Tezkan), Nr. 152, 136 S.<br />
Knippertz, P., 2003: Tropical-extratropical interactions causing precipitation in Northwest Africa: Statistical analysis and seasonal<br />
variations. Mon. Weather Rev. 131, 3069-3076.<br />
Knippertz, P., 2004: A simple identification scheme for upper-level troughs and its application to winter precipitation variability<br />
in Northwest Africa. J. Climate 17, 1411-1418.<br />
Knippertz, P. und J. Martin, 2005: Tropical plumes and extreme precipitation in subtropical and tropical West Africa. Q. J. R.<br />
Meteorol. Soc., 131, 2337–2365.<br />
Knippertz, P. und A. H. Fink, 2006a: Synoptic and Dynamic Aspects of an Extreme Springtime Saharan Dust Outbreak. Akzeptiert<br />
bei Quart. J. Roy. Met. Soc.<br />
Knippertz, P. and A. H. Fink, 2006b: Tropical plumes: A visible sign of tropical–extratropical interactions. Eingereicht für<br />
PROMET Sonderheft Tropenmeteorologie.<br />
Knippertz, P., A.H. Fink, A. Reiner und P. Speth, 2003a: Three late summer/early autumn cases of tropical-extratropical interactions<br />
causing precipitation in Northwest Africa. Mon. Weather Rev. 131, 116-135.<br />
Knippertz, P., M. Christoph und P. Speth, 2003b: Long-term precipitation variability in Morocco and the link to the large-scale<br />
circulation in recent and future climates. Meteorol. Atmos. Phys. 83, 67-88.<br />
Knippertz, P., U. Ulbrich, F. Marques und J. Corte-Real, 2003c: Decadal changes in the link El Niño, NAO and European/North<br />
African rainfall. Int. J. Climatol. 23, 1293-1311.<br />
Paeth, H., K. Born, R. Pod<strong>zu</strong>n und D. Jacob, 2005: Regional dynamical downscaling over West Africa: Model evaluation and<br />
comparison of wet and dry years. Meteorologische Z. 14, No. 3, 349-367<br />
Paeth, H. und A. Hense, 2003: Seasonal forecast of sub-sahelian rainfall using cross validated model output statistics. Meteorologische<br />
Zeitschrift 12, 157-173.<br />
Paeth, H. und A. Hense, 2005: Mean versus extreme climate in the Mediterranean region and its sensitivity to future global<br />
warming conditions. Meteorologische Z. 14, No. 3, 329-347.<br />
Bauer, P., D. Burose und J. Schulz, 2002: Rain detection over land surfaces using passive microwave satellite data. Meteorologische<br />
Z., Vol. 11, No. 1, pp. 37-48.<br />
Shao, Y., M. Sogalla, M. Kerschgens und W. Brücher, 2001: Effects of land surface heterogeneity upon surface fluxes and turbulent<br />
conditions. Meteorol. Atmos. Phys., 78, pp. 157-181.<br />
505
Teilprojekt B2 IMPETUS<br />
Teilprojekt B2<br />
Wasserverfügbarkeit und Bodendegradation<br />
Antragsteller Fach<br />
Prof. Dr. B. Diekkrüger (Koordinator)<br />
Geographisches Institut, <strong>Universität</strong> Bonn<br />
Hydrologie, Bodenkunde<br />
Prof. Dr. B. Reichert<br />
Geologisches Institut, <strong>Universität</strong> Bonn<br />
Hydrogeologie, Hydrogeochemie<br />
Prof. Dr. M. Winiger / PD Dr. J. Löffler<br />
Geographisches Institut, <strong>Universität</strong> Bonn<br />
Geographie: Klimatologie<br />
Bearbeitet werden in dem Teilprojekt die folgenden Problemkomplexe:<br />
Nr. Titel des Problemkomplexes<br />
PK Ma-E.1 Ökonomische Aspekte des Wassermanagements im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Drâa<br />
PK Ma-E.2 Landwirtschaftliche Anbaustrategien in den südlichen Drâa-Oasen bei Wasserknappheit<br />
PK Ma-H.1 Natürliche und anthropogene Einflüsse auf die Dynamik von Wasserressourcen<br />
im Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet (Federführung)<br />
PK Ma-H.2 Wechselwirkungen zwischen Wassernut<strong>zu</strong>ngsstrategien und den Grundwasserund<br />
Bodenverhältnissen im mittleren Drâa-Tal (Federführung)<br />
PK Ma-H.3 Saisonale Abflussprognosen aus der Schneeschmelze für das Bewässerungsmanagement<br />
(Federführung)<br />
PK Ma-H.4 Interannuelle Niederschlagsvariabilität und Wassermanagement<br />
PK Ma-L.1 Strategien der Landnut<strong>zu</strong>ng unter limitierten Wasserressourcen im zentralen<br />
Hohen Atlas<br />
PK Ma-L.2 Auswirkungen von Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Klimawandel auf die Resilienz und Regenerationsfähigkeit<br />
der Vegetation in Südmarokko<br />
PK Ma-L.3 Risiken und Gefahren durch extreme Niederschläge: Überflutungen und Bodenerosion<br />
im Drâa-Tal<br />
Zusammenfassung<br />
In der zweiten Phase wurden im Teilprojekt B2 die Arbeiten <strong>zu</strong>r Simulation der hydrologischen<br />
und hydrogeologischen Prozesse weiter vorangetrieben. Es stehen jetzt Modelle für Teilregionen<br />
des Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes <strong>zu</strong>r Verfügung, die anhand von eigenen Messungen und Abflussmessstellen<br />
validiert wurden. Diese Modelle können nun operationell eingesetzt werden, um einer-<br />
507
508<br />
IMPETUS Teilprojekt B2<br />
seits die Niederschlags- und Schneedynamik im Hohen Atlas und andererseits die hydrologischen<br />
und hydrogeologischen Prozesse in dem semi-ariden Raum <strong>zu</strong> beschreiben.<br />
In der 3. Phase wird sich das Teilprojekt an einer Vielzahl von Problemkomplexen beteiligen.<br />
Hier<strong>zu</strong> ist es notwendig, das genutzte hydrologische Modellsystem MMS auf das gesamte Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
an<strong>zu</strong>wenden und damit Szenarien <strong>zu</strong> berechnen. Die derzeit in Entwicklung befindliche<br />
Integration des Grundwassermodells MODFLOW und des Schneemodells UEB wird hierbei<br />
eine wesentliche Verbesserung der Anwendbarkeit von MMS bringen. Neben MODFLOW werden<br />
vereinfachte Speicher-Durchflussmodelle eingesetzt, deren Parameter direkt in das MMS<br />
übernommen werden können. Für die Berechnung der Versal<strong>zu</strong>ngsgefährdung in den Oasen<br />
wird das Modell Sahysmod derzeit angewendet und parametrisiert. Mit diesem Modell ist es<br />
möglich, Szenarien <strong>zu</strong> berechnen, die die Wasserqualität im Hinblick auf die verschiedenen<br />
Quellen (Grundwasser, Oberflächenwasser) berücksichtigen und Aussagen über <strong>zu</strong>künftige Erträge<br />
<strong>zu</strong>lassen. Bodendegradation wird mit dem Modellsystem PESERA regional abgeschätzt,<br />
welches speziell für Trockenräume entwickelt wurde. Derzeit werden die mit PESERA erzielten<br />
Ergebnisse mittels einer Kombination von Feldbegehung und Luft- bzw. Satellitenbildauswertung<br />
validiert.<br />
Die Aufgaben des TP B2 in der 3. Phase können wie folgt <strong>zu</strong>sammengefasst werden:<br />
• Berechnung der hydrologischen Prozesse und der Stauseefüllung für verschiedene Szenarien.<br />
Bei den Szenarien werden im Wesentlichen Klimaszenarien eine Rolle spielen, da<br />
aufgrund der derzeit schon hohen Vegetationsdegradation eine weitere Abnahme der<br />
Biomasse im regionalen Maßstab kaum eine Auswirkung haben wird.<br />
• Analyse und Simulation der Wasserquantität und Wasserqualität in den Oasen südlich<br />
des Staudamms. Aufgrund des hohen Wasserdefizits der vergangenen Jahre wird <strong>zu</strong>nehmend<br />
auf Grundwasser für die Bewässerung ausgewichen. Aufgrund des erhöhten Salzgehaltes<br />
besteht eine große Gefahr der Bodenversal<strong>zu</strong>ng und damit der Abnahme der<br />
Bodenqualität und Produktivität.<br />
• Entwicklung eines DSS <strong>zu</strong>r Analyse und Bewertung verschiedener Handlungsoptionen im<br />
Bewässerungs- und Oasenmangement. Die <strong>zu</strong>vor genannten Untersuchungen dienen <strong>zu</strong>r<br />
Entwicklung eines DSS, in dem die Erträge unter Berücksichtigung des Wasserbedarfs,<br />
des Wasserdargebots (regional aus dem Stausee, lokal aus dem Grundwasser) und der<br />
Versal<strong>zu</strong>ngsgefahr langfristig berechnet werden.<br />
• Analyse der mit der <strong>zu</strong>künftigen Klimaänderung verbundenen Bodendegradation. Die<br />
Ergebnisse der Klimaberechnungen werden genutzt, um die Auswirkung der Klimaänderung<br />
auf die Bodendegradation abschätzen <strong>zu</strong> können. Es wird weiterhin versucht, aus<br />
der Änderung der Wiederkehrwahrscheinlichkeit mittels MMS Vorhersagen über die Ge-
Teilprojekt B2 IMPETUS<br />
fahr von Hochwässern machen <strong>zu</strong> können. Diese Ansätze werden in ein DSS <strong>zu</strong>r Bewertung<br />
von Strategien <strong>zu</strong>r Minderung des mit dem Globalen Wandel einhergehenden Degradationsrisikos<br />
integriert.<br />
• Durchführung von Schulungen <strong>zu</strong> den verwendeten hydrologischen Modellen (MMS,<br />
MODFLOW, PESERA), GIS-Grundlagen und Verwendung des DSS.<br />
Weiterentwicklung im Stand der Wissenschaft seit 2003<br />
Dynamik der Wasserressourcen unter dem Einfluss des Globalen Wandels<br />
Die PUB Initiative der IAHS („International Association of Hydrological Scienes“) (2003)<br />
macht deutlich, wo der aktuelle Fokus der hydrologischen Analyse liegt: Es muss versucht werden,<br />
die mit der Modellierung verbundenen Unsicherheiten mit der Heterogenität der Landschaft,<br />
der Prozesse und der Randbedingungen <strong>zu</strong> verbinden. Dieses Thema wird von Beven<br />
(2001) seit einigen Jahren diskutiert, der darauf hinweist, dass Modelle aufgrund der „equifinality“,<br />
der nicht Eindeutigkeit der Parameter, schwer <strong>zu</strong> kalibrieren und <strong>zu</strong> validieren sind. Aus diesem<br />
Grund müssen Parametrisierungsansätze gefunden werden, die das Wissen über die betrachtete<br />
Region und deren spezifischen Prozesse berücksichtigt (Bull et al., 2003).<br />
Auf der lokalen Skala (wenige ha bis ca. 50 km 2 ) wurden detaillierte Untersuchungen <strong>zu</strong>r Rückkopplung<br />
von Vegetation und hydrologischen Prozessen durchgeführt (Weber, 2005). Mit einem<br />
physikalisch basierten Modellsystem wurden die Prozesse räumlich hoch aufgelöst berechnet<br />
und anhand von Bodenfeuchte- und Abflussmessungen validiert. Die dabei erhobenen Daten <strong>zu</strong><br />
bo-denphysikalischen Eigenschaften bilden die Basis für die Untersuchungen <strong>zu</strong> regionalen Boden-eigenschaften<br />
und <strong>zu</strong>r Simulation auf der regionalen Skala. Um die bei der IAHS geforderte<br />
He-terogenität der Landschaft berücksichtigen <strong>zu</strong> können, wurde das in das Modellsystem MMS<br />
in-tegrierte Modell PRMS (Leavesley et al., 1996, 2002) für die Berechnung der Prozesse auf<br />
der regionalen Skala gewählt und <strong>zu</strong>nächst für den Hohen Atlas angewendet. Es stellt einen<br />
Kom-promiss zwischen Prozessdarstellung und Datenbedarf dar. Aufgrund des distributiven Ansatzes<br />
erlaubt es, die Prozesse räumlich hoch aufgelöst <strong>zu</strong> betrachten und somit die im Hochgebirge<br />
vorhandenen Gradienten ab<strong>zu</strong>bilden. Das PRMS-MMS wurde <strong>zu</strong>nächst erfolgreich auf das<br />
Assif-n-Ait-Ahmed Ein<strong>zu</strong>gsgebiet angewendet (Machauer, 2003). Diese Anwendung war die<br />
Grundlage für die Simulation des Ifre-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes (ca. 1.250 km 2 ), an der alle wesentlichen<br />
Methodiken der Ausweisung von HRUs, der Parametrisierung und der Regionalisierung (Bull et<br />
al., 2003, de Jong et al., 2004; Carlile et al., 2002) getestet wurden. Nunmehr ist das Modellsystem<br />
in der Lage, die Wasserflüsse im regionalen Maßstab ab<strong>zu</strong>bilden.<br />
Die im oberen Teilein<strong>zu</strong>gsgebiet Ameskar mit dem MMS modellierten Abflüsse zeigen mit Ergebnissen<br />
von 11 bis 22 % einen geringen Abflussquotienten (Machauer, 2003; de Jong et al.,<br />
509
510<br />
IMPETUS Teilprojekt B2<br />
2004). Diese Werte werden vom SRM für das M’Goun-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet (1.250 km²) nach Kalib-<br />
rierung am gemessenen Abfluss mit 10 bis 15 % bestätigt (Schulz, 2005). Der Schneespeicher ist<br />
eine wesentliche Komponente im hydrologischen Prozessgefüge des Hohen Atlas. Auf ihn wird<br />
später im Detail eingegangen.<br />
Die geologische Ausstattung des Ein<strong>zu</strong>gsgebiets mit einem großen Anteil an porösen und von<br />
Störungen durchzogenen Aquiferen (u.a. Karst) (Reichert et al., 2003) führt <strong>zu</strong> komplexen Zwischenabfluss<br />
und Grundwasserbewegungen. Der Ansatz von McGuire et al. (2005) für eine Abschät<strong>zu</strong>ng<br />
der Verweildauer von Wasser in einem Ein<strong>zu</strong>gsgebiet mittels Isotopenanalysen und<br />
Korrelationen mit topographischen Indices könnte bei Übertragbarkeit auf komplexe und unterschiedliche<br />
geologische Gegebenheiten auch <strong>zu</strong> Kenntnissen über die atlassischen Zuflüsse in<br />
den Stausee El Mansour Eddahbi bei Ouarzazate führen.<br />
Die Oasen werden nach einem Ansatz von Mastin und Vaccaro (2002) berücksichtigt, die das<br />
MMS für das Yakima-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet, USA, eingesetzt haben. Hierbei wird ein Bewässerungsmanagementplan<br />
aufgestellt, der, sofern die Wasserressourcen im Grundwasser bzw. Oberflächenwasser<br />
vorhanden sind, bei der Modellierung berücksichtigt wird.<br />
Schneedynamik im Hohen Atlas<br />
Schneefälle im südlichen Hohen Atlas ereignen sich bei Übergreifen nordwestlicher Wetterlagen<br />
über den Atlas-Hauptkamm hinweg nach Süden sowie bei zyklonalen und süd- bis südwestlichen<br />
Wetterlagen, die feuchte Luftmassen vom Atlantik entlang der Atlassüdseite in das Drâa-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet transportieren und durch orographische Hebung niederschlagswirksam werden<br />
(Knippertz, 2003). Zeitreihenanalysen von Schneekarten auf Basis von MODIS-Satellitenbildern<br />
mit Berechnungen des „Normalized Difference Snow Index“ (NDSI) konnten das bestätigen<br />
(Schulz und de Jong, 2004; Schulz, 2005). Beobachtungen und Messungen der winterlichen<br />
Schneedecke im Hochgebirgsein<strong>zu</strong>gsgebiet des Oued M’Goun (1500 bis 4000 m) zeigten für die<br />
höchsten Lagen temporär einen erheblichen bis ausschließlichen Anteil der Sublimation an der<br />
Schneeablation (Schulz und de Jong, 2004). Mit dem physikalischen Schneemodell Utah Energy<br />
Balance Model (UEB) konnte der Verlauf von Schneewasseräquivalent-Messungen mittels<br />
„snow pillows“ in 3000 m Höhe zwischen 2002 und 2004 gut nachmodelliert werden. Der Verlust<br />
an Wasser aus der Schneedecke durch Sublimation betrug während des Hochwinters etwa 40<br />
%, bei späten Schneefällen im Frühjahr führten schnell ansteigende Temperaturen <strong>zu</strong> baldiger<br />
Schneeschmelze und einer untergeordneten Rolle der Sublimation (Schulz, 2005). Die Ergebnisse<br />
der Schneeschmelz-Abfluss-Modellierung mit dem Snowmelt Runoff Model (SRM) im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
des Oued M’Goun (1250 km²) für die Jahre 2001 bis 2003 unterstreichen die Bedeutung<br />
der großen Niederschlagsereignisse für die Abflussgenerierung.
Teilprojekt B2 IMPETUS<br />
Der großen Bedeutung der Gebirge für die Wasserversorgung des Umlandes (Bandyopadhyay et<br />
al., 1997; Viviroli et al., 2003) entspricht das „Downscaling“ klimatologischer Modellrechnungen<br />
und Szenarien für Gebirgsräume. Aus den SRES-Szenarien des Intergovernmental Panel on<br />
Climate Change (IPCC, 2000) wurden im Teilprojekt AB1 im Rahmen der IMPETUS-<br />
Klimaszenarien (siehe Kapitel II.1) für den südlichen Hohen Atlas ein Anstieg der Temperaturen<br />
im Mittel um 2 °C und eine leichte Zunahme der Winterniederschläge bei etwa gleich bleibender<br />
Jahresniederschlagssumme abgeleitet. Zu den Auswirkungen auf die Niederschlagsform sowie<br />
das Abflussregime im Gebirge kann auf Modellrechnungen für verschiedene andere Gebirgsräume<br />
verwiesen werden. Für die europäischen Alpen wird in den SRES-Klimaszenarien des<br />
IPCC bis <strong>zu</strong>m Jahr 2100 eine generelle Zunahme der Lufttemperaturen sowie des Anteils der<br />
Winterniederschläge bei gleich bleibenden Gesamtniederschlägen postuliert (Zierl und Bugmann,<br />
2005). Rückgang des Schneeanteils, Anstieg der Schneegrenze sowie die Vorverlegung<br />
der Abflüsse aus der Schneeschmelze führen auch in anderen Gebirgsräumen <strong>zu</strong> einem reduzierten<br />
Beitrag der Schneeschmelze <strong>zu</strong>m Sommerabfluss und <strong>zu</strong> einem Rückgang des Sommerabfluss<br />
insgesamt (Beniston, 2003; Beniston et al., 2003; Dettinger et al., 2004; Knowles and Cayan,<br />
2004). Die hydrologischen Auswirkungen der SRES-Klimaszenarien haben für die mittleren<br />
Höhen der Alpen eine Verschiebung von einem pluvialen <strong>zu</strong> einem mehr pluvialen Regime <strong>zu</strong>r<br />
Folge (Zierl und Bugmann, 2005). Die mittleren Höhen des südlichen Hohen Atlas unterliegen<br />
bei inzwischen nur noch selten auftretenden Schneedecken unterhalb von 2000 m einem pluvialen<br />
Regime. Ein weiterer Anstieg der Schneegrenze um 200 m wird <strong>zu</strong> einer Verschiebung auch<br />
der von Flächenanteil und Schneevolumen her wichtigen Zone um 3000 m von einem gemischt<br />
pluvio-nivalen Regime <strong>zu</strong> einem mehr pluvialen Regime führen, so dass ein größerer Teil der<br />
Niederschläge sofort <strong>zu</strong>m Abfluss kommt. Dies führt <strong>zu</strong> verringerter Sublimation aber steigender<br />
Evaporation, so dass <strong>zu</strong> klären ist, ob die Niederschlagsereignisse ausreichen, um nicht nur den<br />
Boden <strong>zu</strong> befeuchten, sondern <strong>zu</strong>m Abfluss in den Vorfluter und gegebenenfalls bis <strong>zu</strong>m Stausee<br />
<strong>zu</strong> gelangen (Schulz, 2005).<br />
Bodendegradation<br />
In der zweiten Phase wurden die Arbeiten <strong>zu</strong>r Erstellung einer regionalen Karte der Bodeneigenschaften<br />
vorangetrieben. Da es keinerlei flächendeckende Grundlage gab, wurden weitere 116<br />
Bodenprofile angelegt, um möglichst alle geologischen Formationen im Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet <strong>zu</strong><br />
beproben. Diese dienen als Grundlage für die Erstellung von Karten der Bodeneigenschaften.<br />
Die Interpolation der Bodendaten erfolgt über den statistischen Ansatz des „regression-kriging“,<br />
wo-bei verschiedene Reliefparameter als Kovariablen genutzt werden (Hengl, 2003; Hengl et al.,<br />
2004). Die Aufnahme von Felddaten <strong>zu</strong>r Erstellung der Bodenkarte ist damit abgeschlossen. Die<br />
statistische Auswertung wird bis <strong>zu</strong>m Ende der zweiten Phase abgeschlossen sein.<br />
511
512<br />
IMPETUS Teilprojekt B2<br />
Das Erosionsmodell PESERA wurde <strong>zu</strong>r Analyse des Erosionsrisikos im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet unter<br />
verschiedenen Klima- und Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien ausgewählt, da es speziell für den semi-ariden<br />
Raum und für große Ein<strong>zu</strong>gsgebiete entwickelt wurde und eine überschaubare Anzahl von groß-<br />
flächig erfassbaren Inputparametern benötigt (Gobin and Govers, 2003; Irvine and Kirkby,<br />
2003). Das Model wurde für das Drâa-Tal parametrisiert und erste Klimaszenarien wurden be-<br />
rech-net. Die Validierung erfolgte <strong>zu</strong>nächst über einen Modell-Modell-Vergleich mit einem speziell<br />
für Marokko entwickelten, statischen Modell <strong>zu</strong>r Abschät<strong>zu</strong>ng des Erosionsrisikos (Yassin<br />
et al., 1996). Hierbei wurde die räumliche Verteilung der Bodenerosion von beiden Modellen<br />
ähnlich bewertet, der „weighted Kappa“ Koeffizient liegt bei 0,76. Zur Validierung der Modellergebnisse<br />
wird aktuell die Anwendbarkeit eines Fernerkundungs-Ansatzes überprüft. Dabei<br />
werden die in Haboudane et al. (2002) beschriebenen Erosionsindizes aus Landsat- und ASTER-<br />
Satellitenbildern berechnet. Die Indizes kombinieren spektrale Eigenschaften von Böden, deren<br />
Charakteristika durch den Abtrag von Oberboden verändert werden. Diese ergeben sich durch<br />
den Einfluss organischer Substanz sowie von Tonmineralen und Eisenoxiden. Im Gelände werden<br />
nach einer in DVWK (1996) beschriebenen Methode Erosionsformen vermessen und deren<br />
Volumen abgeschätzt. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden genutzt, um die Anwendbarkeit<br />
der Erosionsindizes im Untersuchungsgebiet <strong>zu</strong> evaluieren, mit deren Hilfe im Anschluss<br />
das Erosionsmodell PESERA validiert wird. Diese Arbeiten werden bis <strong>zu</strong>m Ende der zweiten<br />
Phase abgeschlossen sein.<br />
Das Versal<strong>zu</strong>ngsmodell SAHYSMOD wurde ausgewählt, um die Bodenversal<strong>zu</strong>ng in Abhängigkeit<br />
von der Qualität des Bewässerungswassers und der Bodeneigenschaften <strong>zu</strong> berechnen<br />
(ILRI, 2005). Das Modell stellt eine Weiterentwicklung des Modells SALTMOD dar, welches<br />
bereits erfolgreich im semi-ariden Raum eingesetzt wurde (Shrivastava et al., 2003) Das Modell<br />
wurde bereits für das Gebiet der Feija westlich der Stadt Zagora angewendet (Diplomarbeit S.<br />
Breuer, in Vorbereitung) und wird aktuell für die Oasen im mittleren Drâa-Tal parametrisiert.<br />
Hiermit ist die Abschät<strong>zu</strong>ng der Auswirkung verschiedener Bewässerungstechniken möglich.<br />
Modellierung der regionalen Grundwasserquantität und -qualität<br />
Für die Abschät<strong>zu</strong>ng des verfügbaren Grundwasserdargebots unter dem Einfluss verschiedener<br />
Szenarien werden seit Jahren erfolgreich Modelle eingesetzt (z.B. Kinzelbach and Chiang, 2002;<br />
Kinzelbach et al., 2004; Sakiyan und Yazicigil, 2004; Brunner et al., 2003). Auch Gehrels und<br />
Gieske (2003) stellen 2D/3D Modellierungen als wichtiges Tool für die Beschreibung der Reaktion<br />
eines Aquifers auf verschiedene natürliche und anthropogene „driving forces“ in ariden und<br />
semiariden Gebieten heraus. Die Güte eines hydrogeologischen Modells hängt einerseits von der<br />
detaillierten Kenntnis der regionalen geologischen und hydrogeologischen Verhältnisse ab (z.B.<br />
Rausch et al., 2002), andererseits bestimmt der gewählte Regionalisierungs-Modus für die in der
Teilprojekt B2 IMPETUS<br />
Regel punktuell ermittelten hydrogeologischen Systemparameter die Realitätsnähe des gewählten<br />
Models (z.B. Walker et al., 2005). Während komplexe numerische Modellierungen in der<br />
Regel einen großen Untersuchungsaufwand bedingen (z.B. Chiang, 2005; Konikow, 2001), können<br />
mit den so genannten „lumped-Parameter“ oder „compartmental Modellen“ (z.B. Zuber and<br />
Maloszewski, 2001; Campana et al., 2001) auch heterogene Aquifersysteme realitätsnah simuliert<br />
werden. Basis der meisten dieser niedrig parametrisierten Modelle sind neben der hydrogeologischen<br />
Beschreibung der Einzelspeicher die isotopenhydrologische und hydrochemische Charakterisierung<br />
der zirkulierenden Grundwässer sowie des Niederschlags als wesentlichem Inputfaktor<br />
(z.B. Fekete et al., 2004; Guéro et al., 2005; Koettinger et al., 2004; Plummer et al., 2004;<br />
Sanford et al., 2004).<br />
Basierend auf dem mittlerweile umfangreichen Datenmaterial für das Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet werden<br />
die Grundwasserressourcen im geologisch sehr heterogen aufgebauten Gesamtein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
mit Hilfe eines „lumped-Parameter“ Modells simuliert. Repräsentativ für den Hohen Atlas liegt<br />
bereits ein mesoskaliges Speicher-Durchfluss-Modell (SDM) für das abgeschlossene Teilein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Assif-n-Ait-Ahmed (100 km 2 ) vor (Cappy und Reichert, 2005). Für hydrogeologisch<br />
einheitlichere Teilbereiche des Ein<strong>zu</strong>gsgebietes wie das Becken von Ouarzazate oder das Oasengebiet<br />
des mittleren Drâa-Tals fließen alle Daten in ein numerisches Modell (MODFLOW) ein.<br />
Derzeit werden das Becken von Ouarzazate sowie einzelne Oasen des mittleren Drâa-Tals parametrisiert.<br />
Ausführliche Beschreibung des Arbeitsplanes<br />
Dynamik der Wasserressourcen unter dem Einfluss des Globalen Wandels<br />
Die Arbeiten <strong>zu</strong> diesem Thema sind im Wesentlichen im PK Ma-H.1 <strong>zu</strong>sammengefasst. Die Arbeiten<br />
am MMS sind weit fortgeschritten. Die grundlegenden Vorarbeiten sind erfolgt, so dass<br />
jetzt das gesamte Ein<strong>zu</strong>gsgebiet bearbeitet werden kann.<br />
Aufbauend auf den in der zweiten Phase bearbeiteten Methoden <strong>zu</strong>r Regionalisierung von Modellparametern<br />
erfolgt <strong>zu</strong>nächst eine Unsicherheitsanalyse. In Anlehnung an IAHS (2003) wird<br />
hierbei die Heterogenität der Landschaft, der Modellparameter und der Randbedingungen bewertet.<br />
Untersuchungen <strong>zu</strong>r Heterogenität der Landschaft sind wichtig, um die Skalenabhängigkeit<br />
<strong>zu</strong> bewerten. Es stellt sich die Frage, inwieweit aus den im Gelände vorhandenen Gradienten auf<br />
die räumliche Diskretisierung geschlossen werden kann. Die Heterogenität der Randbedingungen<br />
bezieht sich im Wesentlichen auf die meteorologischen Randbedingungen. In Zusammenarbeit<br />
mit den Meteorologen wird daher die Auswirkung des „Downscalings“ auf die Simulation<br />
der hydrologischen Prozesse untersucht und bewertet (PK Ma-H.4). Für die Szenarienrechnungen<br />
muss auf simulierte meteorologischen Randbedingungen <strong>zu</strong>rückgegriffen werden. Auch für<br />
513
514<br />
IMPETUS Teilprojekt B2<br />
die Vergangenheit sind die eigenen Messreihen <strong>zu</strong> kurz und die Daten liegen vor allem nicht flä-<br />
chendeckend vor. Die REMO-Simulationen sind aufgrund der Auflösung nur bedingt geeignet.<br />
Hier werden von den Meteorologen Methoden <strong>zu</strong>m „Downscaling“ entwickelt, die jedoch aus<br />
hydrologischer Sicht <strong>zu</strong> bewerten sind. Neben Fragen der Regionalisierung und des „Downsca-<br />
ling“ insbesondere im Hochgebirge ist insbesondere die Analyse der Wiederkehrwahrscheinlich-<br />
keiten extremer Ereignisse von Bedeutung. Diese Untersuchungen bilden auch eine Validie-<br />
rungsgrundlage für den Wettergenerator, der in den Problemkomplexen PK Ma-H.3 und PK<br />
Ma-H.4 entwickelt wird und auch in PK Ma-H.1 von großer Bedeutung ist.<br />
Eine wesentliche Aufgabe ist es, die verschiedenen Modellansätze <strong>zu</strong> integrieren und konsistente<br />
Berechnungen der Szenarien durch<strong>zu</strong>führen. Die Arbeiten <strong>zu</strong> Schnee (PK Ma-H.3), <strong>zu</strong> extremen<br />
Ereignissen (PK Ma-L.3) und <strong>zu</strong>r Grundwasserdynamik (PK Ma-H.2) werden mit dem MMS<br />
<strong>zu</strong>sammen ausgewertet und somit interdisziplinär verknüpft. Ziel ist es, die Arbeiten auf den<br />
verschiedenen Raumskalen in ein Modellsystem <strong>zu</strong> integrieren, das den gesamten Untersu-<br />
chungsraum umfasst und sowohl Aussagen über die Oasen als auch über die nicht bewässerte,<br />
als Weide genutzte Landschaft <strong>zu</strong>lässt. Hilfreich ist dabei, dass im MMS eine Verbindung <strong>zu</strong> den<br />
wesentlichen Modellen (Schnee: UEB; Grundwasser: MODFLOW) vorhanden sein wird und<br />
daher die Integration erleichtert. Mit den Ergebnissen werden Szenarien berechnet und die Was-<br />
serverfügbarkeit in der Zukunft abgeschätzt. Dieses sind Grundlagen für ein Stauseemanage-<br />
ment, welches mit dem <strong>zu</strong> entwickelnden DSS unterstützt wird.<br />
Schneedynamik im Hohen Atlas<br />
Die Entwicklung eines Monitoringtools (PROG-RESERV) <strong>zu</strong>r Prognose der Abflüsse aus festen<br />
und flüssigen Niederschlägen und damit eine Abschät<strong>zu</strong>ng des Wasservolumens im Stausee El<br />
Mansour Eddahbi (PK Ma-H.3) erfordert eine Ausweitung des Niederschlags- und Schneemonitorings<br />
vor allem im südlichen Hohen Atlas. Die im mittleren bis östlichen Teil des oberen Drâa-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebietes entlang eines Höhengradienten aufgestellten automatischen Wetterstationen von<br />
IMPETUS müssen um Beobachtungen an den Stationsstandorten 1. Ordnung und eventuell 2.<br />
Ordnung des DRH erweitert werden. Zusätzlich <strong>zu</strong> den DRH-Standardmessungen Lufttemperatur,<br />
Niederschlag, Windrichtung und –geschwindigkeit sowie der Evaporation mit Piche-<br />
Röhrchen oder Bac Class A- Verdunstungspfannen sind mit dem Betreiber der Stationen (DRH)<br />
und den Stationswächtern regelmäßige Messungen <strong>zu</strong> Niederschlags- und Schneehöhe/Wasseräquivalent<br />
sowie <strong>zu</strong>r Beschaffenheit des Schnees auch im Umland der Stationen <strong>zu</strong><br />
planen, <strong>zu</strong> koordinieren und durch<strong>zu</strong>führen. Die DRH-Stationen liegen in der Regel am Gebirgsrand<br />
bzw. in Tälern auf 1400 bis 1900 m Höhe, also unterhalb der Hauptniederschlagszonen. Um<br />
einen Niederschlagsgradienten und die Bedingungen für Schneeschmelze bzw. Sublimation in<br />
den höheren Bereichen des Jebel Siroua, des westlichen, mittleren sowie östlichsten Teils des
Teilprojekt B2 IMPETUS<br />
zentralen Hohen Atlas (über 3000 m bis 4000 m) <strong>zu</strong> bestimmen, sind Niederschlagstotalisatoren<br />
bzw. –schreiber und Thermometer <strong>zu</strong>r Messung der Luft- und Schneetemperaturen vorgesehen.<br />
Die gemeinsame Arbeit mit marokkanischen Wetterbeobachtern, Klimatologen und Hydrologen<br />
ermöglicht erst die Schaffung einer Datengrundlage für das „Monitoringtool“ PROG-RESERV.<br />
Messkampagnen <strong>zu</strong>r Schneehydrologie im Winter und Frühjahr nach einheitlicher Methodik sowie<br />
eine gemeinsame Datenarchivierung, -auswertung und statistische flächenhafte Extrapolationen<br />
werden Vorarbeiten für die Modellierung mit PROG-RESERV sein.<br />
Die Aufbereitung und Archivierung von MODIS-Satellitendaten <strong>zu</strong>r Ableitung von Karten der<br />
Schneebedeckung als Input in das „Snowmelt-Runoff-Model“ (SRM) und des „Monitoringtools“<br />
PROG-RESERV ist fort<strong>zu</strong>führen.<br />
Bodendegradation<br />
In der dritten Phase werden alle Klima- und Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien mit dem Erosionsmodell<br />
PESERA simuliert. Darüber hinaus werden Interventionsszenarien berechnet, mit deren Hilfe die<br />
Auswirkungen von Maßnahmen gegen die Erosion bewertet werden. Eine mögliche Maßnahme<br />
ist die Aufforstung in besonders gefährdeten Gebieten. Die Interventionsszenarien werden in Zusammenarbeit<br />
mit dem Teilprojekt B3 und den marokkanischen Kooperationspartnern entwickelt.<br />
Das Versal<strong>zu</strong>ngsmodell SAHYSMOD wird für die Oasen des mittleren Drâa-Tals angewendet<br />
und die IMPETUS-Szenarien werden berechnet. Hier ist im Sinne von Interventionsszenarien<br />
vor allem die Abschät<strong>zu</strong>ng der Auswirkungen unterschiedlicher Bewässerungstechniken sowie<br />
der Einführung neuer Kulturpflanzen elementar. Auch hier werden die Interventionsszenarien in<br />
Zusammenarbeit mit TP B3 und den marokkanischen Partnern, insbesondere der ORMVAO,<br />
entwickelt. Bereits aktuell prüft diese die Möglichkeiten der Tröpfchenbewässerung in dem Gebiet<br />
der Feija westlich von Zagora.<br />
Beide Modelle werden in das DSS für Marokko integriert. Zunächst wird die Struktur des Bodenerosionsmoduls<br />
sowie des Bodenversal<strong>zu</strong>ngsmoduls für das DSS entwickelt. Die eigentliche<br />
Implementierung der Module wird unterstützt. Darüber hinaus sollen die marokkanischen Kooperationspartner<br />
im Umgang mit den Modellen PESERA und SAHYSMOD geschult werden.<br />
Zur Übergabe der vorhandenen Daten an die „Stakeholder“ wird ein Fachinformationssystem auf<br />
Grundlage des GIS ArcView bzw. des Digitalen Atlas Marokkos entwickelt.<br />
515
516<br />
IMPETUS Teilprojekt B2<br />
Modellierung der regionalen Grundwasserquantität und -qualität<br />
Schwerpunkte des dritten Jahres sind Modellberechnungen der verschiedenen Klima- und Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien<br />
und, in direkter Absprache mit dem „Comité de Pilotage“, die Interventionsszenarien.<br />
Im Vordergrund steht dabei die Auswirkung von Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Wassernut<strong>zu</strong>ngssowie<br />
Klimaänderungen auf Grundwasserspeicher und Grundwasserdargebot. Ziel der Interventionsszenarien<br />
ist es, die Auswirkungen von Maßnahmen für einen tragfähigen Umgang mit den<br />
Grundwasservorkommen dar<strong>zu</strong>stellen und <strong>zu</strong> bewerten.<br />
Die Grundwassermodellierungen sind in verschiedenen Problemkomplexen eingebunden. Die<br />
numerischen Modellierungen im mittleren Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet sind ein wesentlicher Teil des PK<br />
Ma-H.2, in dem die Wechselwirkungen zwischen Wassernut<strong>zu</strong>ngsstrategien und den Grundwasser-<br />
und Bodenverhältnissen untersucht werden. Die bis jetzt lokal vorliegenden Einzeloasenmodelle<br />
müssen <strong>zu</strong> Beginn der dritten Phase auf das gesamte Oasengebiet erweitert werden. Das<br />
bereits erfolgreich angewandte Modell MODFLOW soll gemeinsam mit den anderen Modellkomponenten<br />
<strong>zu</strong> Bodenabtrag und -versal<strong>zu</strong>ng, <strong>zu</strong>m Landnut<strong>zu</strong>ngswandel sowie <strong>zu</strong> Strategien<br />
der Wassernut<strong>zu</strong>ng in ein DSS überführt werden. Zunächst werden im PK Ma-H.2 die Ergebnisse<br />
verschiedener Modellläufe lose an das GIS ArcView gekoppelt (Fachinformationssystem).<br />
Danach soll es <strong>zu</strong> einem lauffähigen DSS überführt werden, das den potenziellen marokkanischen<br />
Anwender nach umfangreichen Schulungen (regelmäßige Workshops, Arbeitsaufenthalte<br />
marokkanischer Kollegen in Bonn) am Ende der dritten Phase übergeben werden soll.<br />
Das regionale Speicher-Durchfluss-Modell (SDM) des Gesamtein<strong>zu</strong>gsgebiets liefert für alle<br />
Szenarien das für die Modellierungen in den PK Ma-L.1, PK Ma-H.1 und PK Ma-L.2 notwendige<br />
veränderte Grundwasserdargebot sowie die anderen hydrogeologischen Inputdaten. Validierungen<br />
und Verfeinerungen der Eingangsdaten erfolgen kontinuierlich. Während das hydrologische<br />
Modell MMS (siehe PK Ma-H.1) auf dem regionalen Maßstab die aus dem SDM gelieferten<br />
Daten für die Parametrisierung der im MMS enthaltenen Grundwassermodule heranzieht,<br />
wird für das Becken von Ouarzazate sowie für die Oasenlandschaft das in das MMS als Modul<br />
integrierte MODFLOW eingesetzt. Zusätzlich wird bei der Verfeinerung des im agrarökonomischen<br />
Model MiVAD (siehe PK Ma-E.1) vorhandenen Grundwassermoduls sowie bei<br />
der Integration eines Versal<strong>zu</strong>ngsmoduls mitgearbeitet.<br />
Ein wesentlicher Bestandteil der dritten Phase ist die Überprüfung der Modellergebnisse auf<br />
Rückkoppelungseffekte mit anderen Modellen und den anderen Problemkomplexen. Für die<br />
notwendige kontinuierliche Validierung und Verfeinerung der Modelle sollten noch weitere Daten<br />
an ausgewählten Punkten herangezogen werden. Hier ist besonders die für das SDM maßgebliche<br />
isotopische ( 2 H und 18 O) Inputfunktion wichtig.
Teilprojekt B2 IMPETUS<br />
IMPETUS-Messnetz<br />
Das Messnetz der automatischen Projekt-Wetterstationen und die speziellen Messungen <strong>zu</strong>r<br />
Schneehydrologie sollen weiter betrieben und an das DRH übergeben werden, da damit die im<br />
amtlichen Messnetz vorhanden regionalen Lücken geschlossen werden können. Eine Überprüfung<br />
der wichtigsten Messgrößen Lufttemperatur und Globalstrahlung durch Vergleichsmessungen<br />
mit kalibrierten Geräten im Juni 2005 ergab Abweichungen von weniger als einem Grad<br />
Celsius bzw. von ca. 3,5 %. Da unterschiedliche Störungseinflüsse bei den Vergleichsmessungen<br />
im Gelände vorlagen, sind die Ergebnisse als insgesamt gut <strong>zu</strong> bewerten. Die Vergleichsmessungen<br />
sind aufgrund des Alters der Messsensoren <strong>zu</strong>künftig auch an anderen Sensoren einmal im<br />
Jahr durch<strong>zu</strong>führen. Die Klimadaten finden Eingang in verschiedene Modelle, die von<br />
IMPETUS betrieben werden und dienen als Dateninput und als Validierungsgrundlage. An den<br />
Projekt-Wetterstationen im Hohen Atlas sowie bei regelmäßigen Workshops in Ouarzazate werden<br />
in Zusammenarbeit mit dem DRH und weiteren Projektpartnern Schulungen <strong>zu</strong> Geländemessungen,<br />
Stationsbetrieb, Datenaufbereitung und <strong>zu</strong>r Modellierung durchgeführt, um eine Integration<br />
der marokkanischen und deutschen Mitarbeiter in eine Projektgruppe <strong>zu</strong> erreichen und<br />
eine Übergabe der Stationen und des Monitoringtools PROG-RESERV vor<strong>zu</strong>bereiten. Die Archivierung<br />
der Klimadaten in einer Datenbank wird angestrebt, um die Daten für spezielle Anfragen<br />
und Aufgaben filtern und <strong>zu</strong>r Verfügung stellen <strong>zu</strong> können. Die Datenbank wird in Zusammenarbeit<br />
mit dem IMPETUS-Datenmanagement (Teilprojekt C2) entwickelt. Für die Analyse<br />
früherer Zeiträume mit dem Monitoringtool und dem Wettergenerator sollen die hydrologischen<br />
und klimatologischen Daten der DRH-Stationen ebenfalls in die Datenbank integriert werden.<br />
Dies kann nach Datenaufbereitung und –formatierung durch den DRH geschehen.<br />
Das mit dem meteorologischen IMPETUS-Messstellennetz begonnene Niederschlagsmonitoring<br />
auf die stabilen Isotope soll gemeinsam mit den Niederschlagsstationen an die entsprechend geschulten<br />
marokkanischen Kollegen übergeben werden, da die IMPETUS-Messreihe die erste<br />
kontinuierliche Messreihe für diesen Teilbereich von Marokko darstellt.<br />
Ausführliche Beschreibung des Arbeitsplanes<br />
Wie <strong>zu</strong>vor in der Tabelle dargestellt, ist das Teilprojekt B2 an einer Reihe von Problemkomplexen<br />
beteiligt, von denen drei federführend bearbeitet werden. Der Schwerpunkt der Arbeiten des<br />
Teilprojektes B2 liegt in der Analyse und Modellierung der hydrologischen Prozesse auf verschiedenen<br />
Raum- und Zeitskalen. Im PK Ma-H.1 werden die regionalen Wasserflüsse untersucht<br />
und langfristig simuliert. Diese Arbeiten bilden die Grundlage <strong>zu</strong>r Abschät<strong>zu</strong>ng der regionalen<br />
Wasserverfügbarkeit, insbesondere des <strong>zu</strong>r Bewässerung <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden Wassers.<br />
Hier werden alle hydrologischen Ergebnisse <strong>zu</strong>sammengefasst und mit den Landnut<strong>zu</strong>ngs-<br />
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518<br />
IMPETUS Teilprojekt B2<br />
und Klimaszenarien die Grundlagen für die Bewertung der <strong>zu</strong>künftigen Entwicklung erstellt.<br />
Diese dienen dann in den geplanten DSS <strong>zu</strong>r Entwicklung von Strategien <strong>zu</strong>r nachhaltigen Nut<strong>zu</strong>ng<br />
der Wasserressourcen. Mit den gleichen Werkzeugen und Methoden werden diese Arbeiten<br />
im PK Ma-L.1 auf der lokalen Skala durchgeführt, was eine detaillierte Betrachtung der kleinräumigen<br />
Variabilität erfordert. Die Auswirkung der interannuellen Variabilität der Niederschläge<br />
auf den Wasserhaushalt und das Wassermanagement wird in PK Ma-H.4 untersucht.<br />
Für die Ermittlung dieser langfristigen Aspekte werden die in PK Ma-H.1 entwickelten Werkzeugen<br />
eingesetzt, der Schwerpunkt von PK Ma-H.4 liegt jedoch auf der Analyse der mit der Simulation<br />
verbundenen Unsicherheit.<br />
Im PK Ma-H.3 wird versucht, aus der beobachteten räumlichen Verteilung der Schneebedeckung,<br />
in Kombination mit den klimatologischen Untersuchungen und Szenarien, die nach der<br />
Schneeschmelze im Staudamm <strong>zu</strong>r Verfügung stehende Wassermenge ab<strong>zu</strong>schätzen. Diese auf<br />
den Hohen Atlas begrenzten Untersuchungen umfassen die Zeitskala von einigen Monaten. Sie<br />
erlauben den Betreibern des Staudamms, frühzeitig Pläne <strong>zu</strong>r Wassernut<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong> erstellen.<br />
Auf der lokalen Skala der Oasen wird im PK Ma-H.2 versucht, die Auswirkung der intensiven<br />
landwirtschaftlichen Nut<strong>zu</strong>ng der Flussoasen auf den lokalen Wasserhaushalt und insbesondere<br />
die Bodenqualität (Versal<strong>zu</strong>ng) <strong>zu</strong> berechnen. Das hier entstehende DSS kann dann <strong>zu</strong>r Entwicklung<br />
von Strategien <strong>zu</strong>m nachhaltigen Einsatz des Bewässerungswassers und der Wahl von Anbaufrüchten<br />
dienen. Diese Untersuchungen <strong>zu</strong>r Bodenversal<strong>zu</strong>ng sind auch wichtig für den PK<br />
Ma-E.2. Das TP B2 stellt hier die Simulationen der Bodenversal<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>r Berechnung des davon<br />
beeinflussten Pflanzenertrags <strong>zu</strong>r Verfügung. Die ökonomischen Aspekte der Nut<strong>zu</strong>ng von Oasen<br />
werden im PK Ma-E.1 bearbeitet. Da die dort gewonnenen Aussagen wesentlich von der Wasserverfügbarkeit<br />
und den hydrologischen Prozessen abhängen. bringt das TP B2 seine hydrologische<br />
Expertise, insbesondere <strong>zu</strong>r Grundwasserdynamik, ein.<br />
Hydrologische Extremereignisse werden im PK Ma-L.3 untersucht. Neben der Analyse der Auswirkung<br />
einzelner Starkregenereignisse auf den Abfluss wird insbesondere analysiert, wie sich<br />
die Klima- und die Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung auf die Bodenerosion auswirkt. Die hier gewonnenen<br />
Erkenntnisse <strong>zu</strong>r Ausweisung von Risikogebieten können bei der Landnut<strong>zu</strong>ngsplanung berücksichtigt<br />
werden. Die Rückkopplung zwischen Pflanzen und hydrologischen Prozessen wird im<br />
PK Ma-L.2 untersucht. Das Teilprojekt B2 analysiert hierbei die von der Pflanzendecke beeinflussten<br />
hydrologischen Prozesse zwischen Atmosphäre und Grundwasser.
Teilprojekt B2 IMPETUS<br />
Stellenbeschreibungen mit Zeitplan<br />
Capacity Building<br />
In der Vergangenheit wurde durch Aufenthalte marokkanischer Wissenschaftler in Deutschland<br />
versucht, die in IMPETUS erarbeiteten Ideen und Konzepte <strong>zu</strong> vermitteln. Daneben wurden Kurse<br />
in GIS und Modellierung in Marokko angeboten. Dieses Angebot ist in Zukunft <strong>zu</strong> intensivieren.<br />
Neben den DSS-Schulungen werden weiterhin in Marokko Kurse <strong>zu</strong> den Themen Hydrologie,<br />
Messtechniken, GIS und Modellierung angeboten. Daneben ist geplant, marokkanische Kooperationspartner<br />
<strong>zu</strong> Weiterbildungsmaßnahmen und <strong>zu</strong>r konkreten Zusammenarbeit in Deutschland<br />
ein<strong>zu</strong>laden und sie <strong>zu</strong> schulen. Für eine grundlegende Ausbildung wird über die Betreuung<br />
von zwei marokkanischen Doktoranden für den Bereich Schnee / Wasser mit Fokus auf Modellierung<br />
erreicht.<br />
Bearbeiter „Hydrologische Modellierung, Szenarienanalyse“<br />
Der Bearbeiter (N.N.) ist federführend verantwortlich für den PK Ma-H.1 und arbeitet am PK<br />
Ma-L.1 und PK Ma-H.4 mit. Er wird die Modellierung der hydrologischen Prozesse, die Regionalisierung<br />
der Modellparameter, die Unsicherheitsanalyse etc. durchführen. In enger Zusammenarbeit<br />
mit den Meteorologen wird er Fragen des „Downscalings“ untersuchen und verschiedene<br />
Ansätze bewerten.<br />
Er ist für die Entwicklung von hydrologischen Szenarien, insbesondere der Interventionsszenarien,<br />
verantwortlich. Für alle Teilprojekte in Marokko ist er der Ansprechpartner hinsichtlich<br />
hydrologischer Prozesse und Modellierung. Für diese Aufgaben als leitender Nachwuchswissenschaftler<br />
ist eine BAT Ib-Stelle vorgesehen.<br />
Der Bearbeiter wird engen Kontakt mit den „Stakeholdern“ halten und ist für das Design und die<br />
Entwicklung des DSS in TP B2 verantwortlich. Als leitender Nachwuchswissenschaftler leitet er<br />
die Gruppe in B2 und führt die Ergebnisse in ein System <strong>zu</strong>sammen. In Abstimmung mit den<br />
anderen Mitarbeitern führt er die Szenarienrechnungen durch und diskutiert die Ergebnisse mit<br />
den Kooperationspartnern. Weiterhin ist er für die Schulung in Marokko hinsichtlich Modellanwendung<br />
und DSS verantwortlich.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Regionalisierung der Eingabedaten für das MMS (PK Ma-H.1)<br />
⇒ Berechnung der hydrologischen Prozesse im gesamten Ein<strong>zu</strong>gsgebiet und der Füllung des<br />
Staudamms für die IMPETUS-Szenarien bis <strong>zu</strong>m Jahr 2020 (PK Ma-H.1)<br />
⇒ Integration der Ergebnisse der UEB- und der MODFLOW-Modellierung (PK Ma-H.1)<br />
519
520<br />
IMPETUS Teilprojekt B2<br />
⇒ Durchführung von kleinräumigen Simulationen der Wasserflüsse im Hohen Atlas <strong>zu</strong>r Bewertung<br />
von Landnut<strong>zu</strong>ngsstrategien (PK Ma-L.1)<br />
⇒ Diskussion mit „Stakeholdern“ hinsichtlich des DSS und der Interventionsszenarien<br />
⇒ Design eines DSS für hydrologische Prozesse im Untersuchungsgebiet<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Berechnung von Interventionsszenarien (PK Ma-H.1)<br />
⇒ Berechnung von Interventionsszenarien <strong>zu</strong>r Bewertung von Landnut<strong>zu</strong>ngsstrategien im Hohen<br />
Atlas (PK Ma-L.1)<br />
⇒ Analyse und Bewertung der Klimaregionalisierung und des „Downscalings“ (PK Ma-H.4)<br />
⇒ Entwicklung des DSS in enger Kooperation mit dem Teilprojekt C2<br />
⇒ Erste Testläufe des DSS<br />
⇒ Durchführung von Schulungen an der DRH und der ORMVAO <strong>zu</strong>r hydrologischen Modellierung<br />
und <strong>zu</strong> Messtechniken<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Berechnung von Interventionsszenarien (PK Ma-L.1, PK Ma-H.4)<br />
⇒ Diskussion des DSS mit den Kooperationspartner und Verfeinerung des Ansatzes<br />
⇒ Durchführung von Schulungen an der DRH und der ORMVAO <strong>zu</strong>r hydrologischen Modellierung<br />
und <strong>zu</strong> Messtechniken<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Implementierung des DSS an der DRH und der ORMVAO<br />
⇒ abschließende Schulungen an der DRH und der ORMVAO<br />
⇒ Erstellung von Abschlussberichten<br />
Bearbeiter „Dynamik des Schneespeichers im Hohen Atlas“<br />
Der Bearbeiter ist Federführung an der Entwicklung des Monitoringtools PROG-RESERV <strong>zu</strong>r<br />
saisonalen Abflussprognose aus der Schneeschmelze für das Bewässerungsmanagement beteiligt<br />
(PK Ma-H.3, 60% der Stelle). Der flächendeckende Einsatz des „Snowmelt Runoff Models“<br />
(SRM) im Hohen Atlas erfordert weitere Vorarbeiten. So sind die vom „EOS Data Center des<br />
United States Geological Survey“ bezogenen MODIS-Satellitenbilder auf<strong>zu</strong>bereiten, der „Normalized<br />
Difference Snow Inex“ (NDSI) <strong>zu</strong> berechnen und unter Berücksichtigung von Bodenkontrollpunkten<br />
Karten der Schneeverbreitung <strong>zu</strong> berechnen und anhand von Abflussmessungen<br />
<strong>zu</strong> bewerten.<br />
Der Betrieb der automatischen Projekt-Wetterstationen im gesamten Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet beinhaltet<br />
Wartung und Reparatur der Stationen, Vergleichsmessungen, Datensicherung, -korrektur<br />
und Aufbereitung für die Klimadatenbank (20% der Stelle). Weiterhin sind räumlich differenziert<br />
die schneehydrologischen Messungen im Winter / Frühjahr fort<strong>zu</strong>führen und die Stations-
Teilprojekt B2 IMPETUS<br />
messwer-te mit wichtigen Messgrößen wie Temperatur und Wassergehalt der Schneedecke <strong>zu</strong><br />
ergänzen, um von der Beschaffenheit der Schneedecke auf mögliche Schmelze und Sublimation<br />
<strong>zu</strong> schließen bzw. diese <strong>zu</strong> messen. Im Rahmen der Kooperation mit marokkanischen Projektpartnern<br />
sind schneehydrologische Messungen <strong>zu</strong>r Ergän<strong>zu</strong>ng der Standardmessungen an den<br />
DRH-Wetterstationen im Hohen Atlas geplant. Der Bearbeiter wird in Zusammenarbeit mit dem<br />
DRH Workshops organisieren, bei denen mit verschiedenen beteiligten Gruppen (Klimatologen,<br />
Hyd-rologen und Stationswärter der DRH, weitere amtliche Stellen und Wissenschaftler) eine<br />
ge-meinsame Strategie für die Planung von Messkampagnen und die Datenaufbereitung entwickelt<br />
und diese dann umsetzt wird. Hier ist auch das Umfeld gegeben, um Schulungen <strong>zu</strong>m<br />
„Monito-ringtool“ PROG-RESERV und seiner Bestandteile sowie <strong>zu</strong>m Betrieb der automatischen<br />
Wetter-stationen durch<strong>zu</strong>führen.<br />
Der Bearbeiter ist für den Betrieb des physikalischen Schneemodells Utah Energy Balance Model<br />
(UEB) als Teil des Modular Modelling Systems (MMS) im PK Ma-H.1 verantwortlich (20%<br />
der Stelle). Da das MMS/UEB ebenfalls auf das obere Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet bis <strong>zu</strong>m Stausee El<br />
Mansour Eddahbi ausgedehnt wird, sind diese Größen im MMS <strong>zu</strong> extrapolieren oder bestmöglich<br />
statistisch ab<strong>zu</strong>schätzen. Hier kann der Wettergenerator Input liefern. Die Ergebnisse der<br />
schnee-hydrologischen Messungen und der automatischen Wetterstationen werden für eine Parameterkalibrierung<br />
herangezogen. Über die genannten Arbeiten hinaus wird der Bearbeiter aufgrund<br />
seiner Geländekenntnis bei der Konzeption und Umset<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>m DSS und DST innerhalb<br />
des PK Ma-L.1 <strong>zu</strong>r Verfügung stehen sowie speziell darauf abgestimmte Klima- und Schneedatenprodukte<br />
liefern.<br />
Für diese Arbeiten ist eine BAT IIa-Stelle vorgesehen. Herr Schulz erstellt derzeit seine Dissertation<br />
<strong>zu</strong> dem Thema der Analyse des Schneespeichers im Hohen Atlas. Aufgrund seiner großen<br />
Kompetenz und seiner Erfahrung im Hochgebirge ist er besonders geeignet, diese Arbeiten<br />
durch<strong>zu</strong>führen. Wegen der Komplexität des Ansatzes ist es nicht möglich, dieses Thema mit einem<br />
Doktoranden innerhalb der dritten Phase erfolgreich <strong>zu</strong> bearbeiten.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Entwicklung des Monitoringtools PROG-RESERV<br />
⇒ Konzeption von Messkampagnen <strong>zu</strong>m Schnee- und Abflussmonitoring im Winter 2006/07<br />
mit den Betreibern der Wetterstationen und Abflusspegel in den Teilein<strong>zu</strong>gsgebieten des oberen<br />
Drâa<br />
⇒ Wartung der automatischen Projekt-Wetterstationen im gesamten Drâa-Gebiet, Datensicherung,<br />
-aufbereitung und Archivierung in der Datenbank<br />
⇒ Beschaffung und Aufbereitung aktueller Klima- und Abflussdaten von DRH-Stationen im<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Stausees El Mansour Eddahbi (oberer Drâa)<br />
521
522<br />
IMPETUS Teilprojekt B2<br />
⇒ Parametrisierung und Abflussmodellierung mit dem SRM für die Teilein<strong>zu</strong>gsgebiete des oberen<br />
Drâa anhand historischer Daten<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Durchführung schneehydrologischer Messkampagnen im Hohen Atlas mit Kooperationspartnern<br />
⇒ Programmierung einer ersten Version von PROG-RESERV mit Schnittstellen <strong>zu</strong> Klimadaten,<br />
hydrologischen Daten und dem SRM<br />
⇒ Entwicklung eines Verfahrens <strong>zu</strong>r schnelleren Aktualisierung der Schneebedeckung aus<br />
MODIS-Satellitenrohdaten incl. Schnittstelle <strong>zu</strong> PROG-RESERV<br />
⇒ Parametrisierung des UEB-Moduls im MMS für die Teilein<strong>zu</strong>gsgebiete des oberen Drâa;<br />
⇒ saisonale Abflussprognose mit PROG-RESERV und „Nachhersage“ für historische Zeiträume,<br />
Validierung der Ergebnisse<br />
⇒ Vorstellung einer ersten Version von PROG-RESERV und der Modellierungsergebnisse für<br />
den letzten Winter; Schulung der Anwender in der Abflussmodellierung mit dem Snowmelt<br />
Runoff Model (SRM); Planung der Messkampagnen der Stationsbetreiber für den Winter<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Durchführung schneehydrologischer Messkampagnen im Hohen Atlas mit Kooperationspartnern<br />
⇒ Schulung der Anwender in der Auswertung der Daten, der Nut<strong>zu</strong>ng des SRM und des<br />
PROG-RESERV<br />
⇒ Modellierung aller Teilein<strong>zu</strong>gsgebiete mit PROG-RESERV<br />
⇒ Abschät<strong>zu</strong>ng von Modellunsicherheiten; Durchführung von Szenarienrechnungen<br />
⇒ Planung der Messkampagnen der Stationsbetreiber für den Winter 2008/09<br />
⇒ Wartung der automatischen Projekt-Wetterstationen im gesamten Drâa-Gebiet, Datensicherung,<br />
-aufbereitung und Archivierung in der Datenbank<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Durchführung schneehydrologischer Messkampagnen im Hohen Atlas mit Kooperationspartnern<br />
⇒ Übergabe des PROG-RESERV an die Anwender und Schulung<br />
⇒ paralleler Betrieb im „Vorhersagemodus“<br />
⇒ ständiger Informationsaustausch und Hilfestellung während des parallelen Betriebs des Monitoringtools<br />
bei IMPETUS und den Anwendern <strong>zu</strong>r saisonalen Vorhersage der Abflussmengen<br />
im oberen Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet und des Stauseefüllstands; gemeinsamer Abschlußbericht
Teilprojekt B2 IMPETUS<br />
Bearbeiter „Bodendegradation“<br />
Die Aufgaben des Bereiches Bodenverbreitung/Bodendegradation sollen von Dipl.-Umweltwiss.<br />
Anna Zeyen bearbeitet werden. Sie fertigt derzeit ihre Doktorarbeit über die Bodenverbreitung<br />
und Erosionsmodellierung im Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet an. Frau Zeyen ist für alle Teilprojekte die<br />
Ansprechpartnerin für Böden und Bodeneigenschaften. Sie erstellt die grundlegende Karte der<br />
Bodeneigenschaften auf die sich alle Problemkomplexe Marokkos beziehen können. Die Bodeninformationen<br />
werden in ein Fachinformationssystem „Boden“ integriert, das auf dem GIS Arc-<br />
View und dem Digitalen Atlas Marokko aufbaut.<br />
Neben der Fortführung der Berechnung der Szenarien mit dem Erosionsmodell PESERA sowie<br />
dem Versal<strong>zu</strong>ngsmodell SAHYSMOD soll Frau Zeyen in der dritten Phase bei der Integration<br />
der Bodenerosions- und Bodenversal<strong>zu</strong>ngsmodellierung in das DSS mitarbeiten. Darüber hinaus<br />
werden Schulungen im Umgang mit den Modellen PESERA und SAHYSMOD stattfinden. Im<br />
Herbst 2005 führte sie bereits eine ArcView Schulung in Zusammenarbeit mit der ORMVAO.<br />
durch und präsentierte im Kontext des IMPETUS Modell-Workshops in Ouarzazate das Erosionsmodell<br />
PESERA den marokkanischen Partnern.<br />
Während ihrer Feldaufenthalte hat sie bereits enge Kontakte <strong>zu</strong> den „Stakeholdern“ in Marokko<br />
geknüpft und mit den Partnern <strong>zu</strong>sammen im Gelände gearbeitet und diskutiert. Aufgrund ihrer<br />
großen Kenntnisse ist Frau Zeyen für die Implementierung des DSS in Marokko sehr gut geeignet.<br />
Es ist eine 1 /2 BAT IIa-Stelle vorgesehen.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Bereitstellung der Informationen <strong>zu</strong> den physikalischen Bodeneigenschaften (hydraulische<br />
Leitfähigkeit, Feldkapazität etc.) als Grundlage für die hydrologische Modellierung mit<br />
MMS (PK Ma-H.1)<br />
⇒ Bereitstellung der Informationen <strong>zu</strong> den physikalischen Bodeneigenschaften sowie <strong>zu</strong>r Nährstoffversorgung<br />
der Böden als Grundlage für die Ertragsmodellierung mit YES (PK Ma-E.2)<br />
⇒ Modellierung der Bodenversal<strong>zu</strong>ng mit SAHYSMOD in den Schwerpunktgebieten der Drâa-<br />
Oasen sowie Berechnung der Klima- und Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien. Vorstellung der Ergebnisse<br />
der Feldforschung auf der lokalen Ebene, Vermittlung von Handlungsoptionen (PK<br />
Ma-H.2)<br />
⇒ Berechnung des Bodenabtrags für die verschiedenen Klimaszenarien mit dem Modell<br />
PESERA, Identifikation von Erosionsrisikogebieten, Berechnung von Interventionsszenarien<br />
wie z.B. Aufforstung besonders gefährdeter Regionen (PK Ma-L.3)<br />
⇒ Erarbeitung des Konzepts <strong>zu</strong>m Fachinformationssystem „Boden“<br />
523
524<br />
IMPETUS Teilprojekt B2<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Bewertung der Änderung der physikalischen Bodeneigenschaften durch Erosion als Grundlage<br />
für die hydrologische Modellierung mit MMS unter verschiedenen Bodendegradations-<br />
Szenarien<br />
⇒ Bewertung des Nährstoffverlustes der Böden durch Erosion in den Oasen des mittleren Drâa-<br />
Tals als Grundlage für die Ertragsmodellierung mit YES unter verschiedenen Bodendegradations-Szenarien<br />
⇒ Modellierung der Bodenversal<strong>zu</strong>ng mit SAHYSMOD in allen Drâa-Oasen sowie Berechnung<br />
der Klima- und Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien. Erstellung der Struktur des Bodenversal<strong>zu</strong>ngsmoduls<br />
des DSS. Mithilfe bei der Implementierung des Versal<strong>zu</strong>ngsmoduls in das DSS; Schulung<br />
<strong>zu</strong>r Anwendung von SAHYSMOD. Präsentation von Ergebnissen <strong>zu</strong>r Szenarienrechnung<br />
sowie Modellworkshop<br />
⇒ Verfeinerung der Parametrisierung von PESERA. Erstellung der Struktur des Bodenerosionsmoduls<br />
des DSS. Mithilfe bei der Implementierung des Erosionsmoduls in das DSS.<br />
Schulung <strong>zu</strong>r Anwendung von PESERA<br />
⇒ Fertigstellung des Fachinformationssystems „Boden“; Aufbereitung der Daten <strong>zu</strong>r späteren<br />
Übergabe an die marokkanischen Partner<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Erste Testläufe des DSS in Marokko. Optimierung und Fertigstellung des Versal<strong>zu</strong>ngsmoduls<br />
des DSS. Präsentation der Ergebnisse der Szenarienrechnungen, Vermittlung der abgeleiteten<br />
Handlungsoptionen Präsentation des Konzepts des Versal<strong>zu</strong>ngsmoduls des DSS und Abstimmung<br />
desselben mit den marokkanischen Partnern (PK Ma-H.2)<br />
⇒ Erste Testläufe des DSS im Marokko. Optimierung und Fertigstellung des Erosionsmoduls<br />
des DSS. Präsentation der Ergebnisse der Szenarienrechnungen sowie Diskussion des Erosionsmoduls<br />
der DSS mit den marokkanischen Partnern (PK Ma-L.3)<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Implementierung des DSS in Marokko. Schulung im Umgang mit dem DSS (PK Ma-H.2<br />
und PK Ma-L.3)<br />
⇒ Erstellung von Abschlussberichten<br />
Bearbeiter „Grundwasser“<br />
Herr Dipl. Geol. Stephan Klose, der seit Beginn 2005 im Rahmen einer Doktorarbeit im Projekt<br />
eingebunden ist, bearbeitet alle geologischen und hydrogeologischen sowie damit verknüpfte<br />
Fragestellungen im Themenbereich Wasserdargebot, Wasserverbrauch und Wasserqualität sowie<br />
Landnut<strong>zu</strong>ng und Existenzsicherung im gesamten Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet. Seine Aufgabe ist die detaillierte,<br />
horizontale und vertikale hydrogeologische Klassifizierung des oberflächennahen Un-
Teilprojekt B2 IMPETUS<br />
tergrundes, die auf der Interpretation der hydrochemischen und isotopenhydrologischen Verhältnisse<br />
und der Verteilung der hydraulischen Parameter basiert. Neben statistischen Auswertungen<br />
des im Kontext der bisherigen Arbeiten erhobenen umfangreichen Datenmaterials, ergänzt durch<br />
die vorhandenen marokkanischen Daten, liegt der Schwerpunkt seiner Arbeiten im Bereich der<br />
Grundwassermodellierung sowie ergänzend der hydrochemischen Modellierung (PHREEQC).<br />
Während für Teilbereiche wie das Becken von Ouarzazate oder die Oasenlandschaft im mittleren<br />
Drâa-Tal das dreidimensionale numerische Modell MODFLOW <strong>zu</strong>m Einsatz kommt, wird für<br />
die szenarienbasierte Modellierung für das gesamte Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet, entsprechend seinem<br />
heterogenen Aufbau, ein niedrig parametrisiertes Speicher-Durchfluss-Modell eingesetzt. Arbeitsschwerpunkt<br />
des Bearbeiters ist der interdisziplinäre PK Ma-H.2 (Leitung) in dessen Fokus<br />
aktuelle Fragestellungen der Oasenregion, wie die Übernut<strong>zu</strong>ng der Grundwasservorkommen<br />
und die fortschreitende Versal<strong>zu</strong>ng des Grundwassers im Oasenbereich sowie deren Auswirkungen<br />
auf die Landnut<strong>zu</strong>ng und die Existenzsicherung stehen. Neben der Validierung und Verfeinerung<br />
der genannten Modelle und den Szenarienberechnungen soll Herr Klose aktiv bei der Integration<br />
der hydrogeologischen Daten in die verschiedenen Problemkomplexe (PK Ma-H.1,<br />
PK Ma-E.1, PK Ma-L.2) mitarbeiten.<br />
Herr Klose steht in engem Kontakt <strong>zu</strong>m marokkanischen Umweltministerium in Rabat und <strong>zu</strong><br />
den lokalen Wasser- und Landwirtschaftsbehörden in Ouarzazate. Zum Beispiel werden gemeinsam<br />
mit dem „Secréteriat d'Etat Chargé de l'Eau“ und der ORMVAO Fragen <strong>zu</strong>r Auswirkung<br />
der Übernut<strong>zu</strong>ng des Grundwassers durch Bewässerung und die Versal<strong>zu</strong>ng des Grundwassers<br />
dis-kutiert. In Zusammenarbeit mit der „Devision Qualité de l'Eau“ unterstützt Herr Klose den<br />
Aufbau eines repräsentativen Grundwassermessstellennetzes im Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet. Insbesondere<br />
werden die Modellergebnisse <strong>zu</strong>m Thema Grundwasserströmung bzw. Grundwasserdargebot<br />
und Grundwasserqualität und die daraus abgeleiteten Handlungsoptionen von den marokkanischen<br />
Entscheidungsträgern nachgefragt. Für die Bearbeitung dieses Themas ist eine 1 /2 BAT<br />
IIa-Stelle vorgesehen.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Implementierung eines SD-Modells für das gesamte Ein<strong>zu</strong>gsgebiet; Bereitstellung der Informationen<br />
<strong>zu</strong> den hydraulischen Eigenschaften des Untergrundes als Inputdaten für die<br />
hydrologische Modellierung mit MMS (PK Ma-H.1)<br />
⇒ Bereitstellung der Informationen <strong>zu</strong> den hydraulischen Eigenschaften des Untergrundes und<br />
<strong>zu</strong>r Grundwasserversal<strong>zu</strong>ng für das agrar-ökonomische Modells MiVAD; Mitarbeit bei der<br />
standortspezifischen Konfiguration des vorhandenen Grundwassermoduls (PK Ma-E.1)<br />
⇒ Bereitstellung der Informationen <strong>zu</strong> den hydraulischen Eigenschaften des Untergrundes für<br />
das Vegetationsmodell SAVANNA (PK Ma-L.2)<br />
525
526<br />
IMPETUS Teilprojekt B2<br />
⇒ Parametrisierung und Validierung von MODFLOW für die Provinz Zagora; Berechnung verschiedener<br />
Klima- und Landnut<strong>zu</strong>ngsszenarien (PK Ma-H.2)<br />
⇒ Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse der interdisziplinären Studien auf der regionalen<br />
institutionellen Ebene sowie Informationsveranstaltung <strong>zu</strong>r Vermittlung von Handlungsoptionen<br />
auf der lokalen institutionellen Ebene (PK Ma-H.2)<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Validierung und Verfeinerung des SD-Modells; Berechnung verschiedener Szenarien. Verfeinerung<br />
der hydraulischen Inputgrößen für MMS; Bewertung der Modellergebnisse in Be<strong>zu</strong>g<br />
auf die hydrogeologischen Eingangsgrößen und bei verschiedenen Szenarienrechnungen<br />
(PK Ma-H.1)<br />
⇒ Verfeinerung der hydrogeologischen Eingangsdaten für das agrar-ökonomische Modell Mi-<br />
VAD und Bewertung der Modellrechnungen in Be<strong>zu</strong>g auf die hydrogeologischen Einflussgrößen<br />
und die Versal<strong>zu</strong>ng (PK Ma-E.1)<br />
⇒ Verfeinerung der Informationen <strong>zu</strong> den hydraulischen Eigenschaften des Untergrundes als<br />
Grundlage für die Vegetationsmodellierung mit SAVANNA und Bewertung der Modellrechnungen<br />
in Be<strong>zu</strong>g auf die hydrogeologischen Einflussgrößen (PK Ma-L.2)<br />
⇒ Verfeinerung des Grundwasserströmungsmodells, Parametrisierung des auf das südliche<br />
Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet erweiterten Modells, Berechnung von Interventionsszenarien (PK<br />
Ma-H.2)<br />
⇒ Präsentation der Ergebnisse der Szenarienrechnungen sowie Modell-Workshop (PK<br />
Ma-H.2)<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Verfeinerung der hydraulischen Eingangsdaten (SD-Modell) für die hydrologische Modellierung<br />
mit MMS; Bewertung der Modellergebnisse in Be<strong>zu</strong>g auf die hydrogeologischen Eingangsgrößen<br />
in den verschiedenen Szenarien- und Interventionsszenarienberechnungen<br />
⇒ Verfeinerung der hydrogeologischen Eingangsdaten für das agrar-ökonomische Modell Mi-<br />
VAD und Bewertung der Modellrechnungen im Be<strong>zu</strong>g auf die hydrogeologischen Einflussgrößen<br />
und die Versal<strong>zu</strong>ng (PK Ma-E.1)<br />
⇒ Verfeinerung der Informationen <strong>zu</strong> den hydraulischen Eigenschaften des Untergrundes als<br />
Grundlage für die Vegetationsmodellierung mit SAVANNA und Bewertung der Modellrechnungen<br />
im Be<strong>zu</strong>g auf die hydrogeologischen Einflussgrößen (PK Ma-L.2)<br />
⇒ Verfeinerung des Grundwasserströmungsmodells und der Szenarienrechnungen; Aufbereitung<br />
der Modellergebnisse für das DSS; Aktualisierung des Handlungskatalogs (PK<br />
Ma-H.2)<br />
⇒ Präsentation der Szenarienrechnungen und Vermittlung der abgeleiteten Handlungsoptionen;<br />
Vorstellung und Abstimmung des DSS Konzepts mit den marokkanischen Partnern sowie<br />
Modellschulung (PK Ma-H.2)
Teilprojekt B2 IMPETUS<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Implementierung des DSS in Marokko (Gemeinsam mit Postdoc) (PK Ma-H.1)<br />
⇒ Implementierung des Fachinformationssystems (DSS) in Marokko (PK Ma-H.2)<br />
⇒ Erstellung von Abschlussberichten<br />
SHK „MMS-Modellrechnung“<br />
Die SHK „MMS-Modellrechnung“ (Eva Lampe) wird für die Durchführung der Parametrisierung<br />
des Modellsystems MMS, die Mitarbeit bei der Unsicherheitsanalyse und der Szenarienrechnung<br />
eingesetzt. Diese aufwändigen Arbeiten sind für das obere Ein<strong>zu</strong>gsgebiet abgeschlossen<br />
und müssen für das restliche Gebiet noch durchgeführt werden. Sie bilden die Grundlage für<br />
die Simulation der in den Problemkomplexen benötigten Wasserflüsse.<br />
SHK „Boden-GIS“<br />
Für die Unterstüt<strong>zu</strong>ng bei der Analyse der Bodeneigenschaften, bei der Erstellung von Bodenkarten<br />
aus den Basisdaten und der Durchführung der Erosionsrechnung mit dem Modellsystem<br />
PESERA wird eine weitere SHK „Boden-GIS“ (Beate Ambeck) eingeplant. Zu den Aufgaben<br />
von Frau Ambeck gehört auch die Aufbereitung und Analyse der Klimadaten, die Integration der<br />
Daten in die Datenbank und grundlegende GIS-Arbeiten.<br />
SHK „Laboranalysen“<br />
Eine weitere studentische Hilfskraft „Laboranalysen“ (Christian Steenpaß) wird für die Analyse<br />
der Wasserqualität und die Datenaufbereitung und Darstellung von der Hydrogeologie benötigt.<br />
Die im Untersuchungsgebiet gewonnenen Proben müssen aufbereitet und im Labor untersucht<br />
werden. Anschließend sind die Daten in die Datenbanken und das DSS <strong>zu</strong> integrieren, graphisch<br />
dar<strong>zu</strong>stellen und für die Modellrechnungen auf<strong>zu</strong>bereiten.<br />
527
528<br />
IMPETUS Teilprojekt B2<br />
Tabelle der im Teilprojekt verwendeten Abkür<strong>zu</strong>ngen und Akronyme<br />
Abkür<strong>zu</strong>ng Erklärung<br />
DRH Direction Générale de l’Hydraulique<br />
DSS Decision Support System<br />
GIS Geographisches Informations-System<br />
HRU Hydrological Response Unit<br />
IAHS International Association of Hydrological Scienes<br />
IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change<br />
NDIS Normalized Difference Snow Index<br />
ORMVAO Office Régional de Mise en Valeur Agricole de Ouarzazate<br />
PUB Prediction of Ungauged Basins<br />
SRES Special Report on Emissions Scenarios<br />
Im Text zitierte Literatur<br />
Alberich C., Brunner P. and W. Kinzelbach, 2003: Groundwater modeling and environmental tracer information. In: El agua y la<br />
ciudad sostenible: Hidrogeología urbana. Barcelona 23-25 October 2003. Publicaciones del Instituto Geológico y Minero<br />
de España. Serie: Hidrogeología y aguas subterráneas, no. 11.<br />
Bandyopadhyay, J., Rodda, J.C., Kattelmann, R., Kundzewicz, Z.W. and D. Kraemer, 1997: Highland waters – A resource of<br />
global significance. In: Messerli,, B. and Ives, J.D. (Eds.): Mountains of the world: A Global Priority, 131-155. New<br />
York.<br />
Beniston, M., (2003: Climatic change in mountain regions: A review of possible impacts. Clim. Change, 59, 5-31.<br />
Beniston, M., Keller, F., Koffi, B. and S. Goyette, 2003: Estimates of snow accumulation and volume in the Swiss Alps under<br />
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Beven, K., 2001. How far can we go in distributed hydrological modelling? Hydrology and Earth System Sciences 5(1), 1-12.<br />
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529
530<br />
IMPETUS Teilprojekt B2<br />
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5-35.Unesco, Paris.<br />
Veröffentlichungen im Rahmen von IMPETUS seit 2000<br />
Dissertationen und Abschlussarbeiten<br />
abgeschlossene Arbeiten:<br />
Adenäuer, A., 2003: Überprüfung von Methoden <strong>zu</strong>r Bestimmung von Bodenfeuchte und Evaporation arider Standorte. Diplomarbeit.<br />
Geographisches Institut der <strong>Universität</strong> Bonn.<br />
Bell, S., 2005: Geologische Kartierung der IMPETUS-Testsite Tichki und hydrogeologische Bewertung des Assif n’Ait Ahmed<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebietes, Region M´Goun, südlicher Hoher Atlas, Marokko.- Diplomarbeit und -kartierung: 132 S. Geologisches<br />
Institut, <strong>Universität</strong> Bonn (unveröffentlicht)<br />
Ewen, C. 2004: Geologische Kartierung im Bereich der <strong>Impetus</strong>-Testsite Arguioûn (Drâa-Tal, Anti Atlas, Marokko.- Diplomkartierung<br />
37 S., Geologisches Institut, <strong>Universität</strong> Bonn (unveröffentlicht).<br />
Gruhlich, Ch., 2002: Analyse und Simulation des Bodenwasserhaushaltes eines kleinen Ein<strong>zu</strong>gsgebietes in Südost-Marokko.<br />
Diplomarbeit. Geographisches Institut der <strong>Universität</strong> Bonn.<br />
Hofmann, H., 2002: Geologische Kartierung und hydrogeologische Bewertung der <strong>Impetus</strong>-Testsite Ameskar, Region M'Goun,<br />
südlicher Hoher Atlas, Marokko.- Diplomarbeit und -kartierung: 103 S. Geologisches Institut, <strong>Universität</strong> Bonn (unveröffentlicht).<br />
Machauer, R., 2003: Hydrologische Untersuchungen im Asif-n-Ait-Ahmed Ein<strong>zu</strong>gsgebiet im Hohen Atlas, Marokko. Diplomarbeit.<br />
Geographisches Institut der <strong>Universität</strong> Bonn.<br />
Martau, R., 2002: Geologie des Gebietes um Taoujgalt, (Hoher Atlas, Marokko) unter besonderer Berücksichtigung der triassischen<br />
und kretazischen Schichtenfolge.- Diplomkartierung 48 S., Geologisches Institut, <strong>Universität</strong> Bonn (unveröffentlicht).<br />
Osterholt V., 2002: Geologische Kartierung der IMPETUS-Testsite Ameskar, Region M´Goun, südlicher Hoher Atlas, Marokko.-<br />
Diplomkartierung 48 S., Geologisches Institut, <strong>Universität</strong> Bonn (unveröffentlicht).<br />
Weber, B., 2005: Untersuchungen <strong>zu</strong>m Bodenwasserhaushalt und Modellierung der Bodenwasserflüsse entlang eines Höhen-<br />
und Ariditätsgradienten (SE-Marokko). Dissertation Math.-Naturwissen. Fakultät der <strong>Universität</strong> Bonn.<br />
laufende Arbeiten:<br />
Breuer, S.: Einfluss der Grundwasserbeschaffenheit auf die Bodenversal<strong>zu</strong>ng durch Bewässerung in S-Marokko - Modellierung<br />
mit SAHYSMOD.-Gemeinsame Diplomarbeit Geologisches und Geographisches Institut, <strong>Universität</strong> Bonn<br />
Cappy, S.: Hydrogeological characterisation of the heterogeneous aquifer systems of the Upper and Middle Drâa catchment<br />
(Morocco).-Doktorarbeit Geologisches Institut, <strong>Universität</strong> Bonn<br />
Klose, S.: Szenarienbasierte Modellierung der raum-zeitlichen Entwicklung des Grundwasserdargebots im gesamten Drâa-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet.- Doktorarbeit Geologisches Institut, <strong>Universität</strong> Bonn<br />
Kunert, A.: Geologie und Hydrogeologie im Bereich Drâa-Oase Fezouata, Zagora, Marokko.- Diplomarbeit und -kartierung,<br />
Geologisches Institut, <strong>Universität</strong> Bonn
Teilprojekt B2 IMPETUS<br />
Schulz, O.: Analyse des Schneespeichers im Hohen Atlas Marokkos. Dissertation am Geographischen Institut der <strong>Universität</strong><br />
Bonn 2005.<br />
Steenpaß, C.: Geologische Kartierung im Bereich des Jebl Zagora, Marokko. Diplomkartierung Geologisches Institut, <strong>Universität</strong><br />
Bonn<br />
Zeyen, A: Soil degradation in the Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet (Morocco)<br />
Publikationen<br />
Cappy, S. and B. Reichert, 2005: “Water balance and hydrogeochemical investigations in a meso-scale catchment in High Atlas:<br />
the Assif-n-Ait-Ahmed catchment”.- In: Ait Hamza, M. und Popp, H. (Eds.): Pour une nouvelle perception des functions<br />
des montagnes du Maroc. Actes du 7ieme colloque maroco-allemand Rabat 2004.- Fac. Let. et Sc. Hum. Serie : Colloques<br />
at Séminaires, 119, 47-52.<br />
Cappy, S., Casciarri B. and B. Reichert, 2004a: Evolution de l´usage des resources hydriques dans la région du Ktaoua : premiers<br />
résultats d´une étude intégrée (ethnologie-hydrogeologie).- IMPETUS Symp. Ouarzazate, Maroc, April 1 – 2, 2004 (Abstract).<br />
Cappy, S., Reichert B., Stichler W. and J. Thein, 2004b: Conceptual hydrogeological model of the northern Drâa catchment,<br />
Morocco.- 32nd Int. Geological Congress, Florence, Italy 20-28 August 2004 (extended Abstract).<br />
Cappy, S., Reichert B., Stichler W. and J. Thein, 2004c: Conceptual hydrogeological model of the Assif n' Ait Ahmed catchment,<br />
Morocco. Int. Symp. of European Geosciences Union, Nice, France 25-30 April 2004 (extended Abstract).<br />
Cappy, S., Reichert B. and J. Thein, 2002: Hydrogeological framework of the northern Drâa-catchment: Results of local and<br />
regional scale investigations.- In: Afrikagruppe deutscher Geowissenschaftler, Jahrestreffen 2002 - Forschungs- und<br />
Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit in Afrika. Proceedings, unpublished.<br />
De Jong, C., 2005: Floods and droughts: on water balance and sediment transport in mountain regions. Habilitationsschrift.<br />
Math.-Naturw. Fakultät der <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> Bonn.<br />
De Jong, C., Machauer, R., Leavesley, G., Cappy, S., Poete, P. and O. Schulz, 2005: Integrated hydrological modelling concept<br />
for a peripheral mountainous semi-arid basin in southern Morocco. In: Paracchine, M.L. und R. Escadafal (Eds.): EU-<br />
Proceedings “Geomatics for land and water management: Achievements and challenges in the Euromed context”. pp12.<br />
In press.<br />
De Jong, C., Machauer, R., Reichert, B. Cappy, S., Vioger, R. and G. Leavely, 2004: An integrated geomorphological and hydrological<br />
MMS modelling framework for a semi-arid mountain basin in the High Atlas, southern Morocco. In: Pahl-<br />
Wostl, c., Schmidt, S., Rizzoli, A.E. and A.J. Jakeman (Eds.): Complexity and integrated resource management. Transaction<br />
of the 2nd Biennial Meeting of the International Environmentaö Modelling and Software Society, iEMSs: Manno<br />
Switzerland.<br />
Reichert B., Thein J., Cappy S., Stichler W. and M. Agoussine, 2004: Hydrogeological framework of the northern Drâacatchment,<br />
Morocco: Results of local and regional scale investigations.- Proceed. of the Int. Symp. on Isotope Hydrology<br />
and Integrated Water Resources Management: 218 - 219, Vienna 19-23 May 2003 (extended Abstract).<br />
Schulz, O. and C. de Jong, 2004: Snowmelt and sublimation: field experiments and modelling in the High Atlas Mountains of<br />
Morocco. Hydrology and Earth System Sciences, 8(6), 1076-1089.<br />
531
Teilprojekt B3 IMPETUS<br />
Teilprojekt B3<br />
Steuerfunktionen der Vegetation für den Gebietswasserhaushalt<br />
des Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebietes<br />
Antragsteller: Fach<br />
Prof. Dr. H. Goldbach (Koordinator)<br />
Institut für Pflanzenernährung, <strong>Universität</strong> Bonn<br />
Pflanzenernährung<br />
Prof. Dr. H. Hillebrand<br />
Institut für Botanik, <strong>Universität</strong> <strong>Köln</strong><br />
Pflanzenökologie<br />
Prof. Dr. G. Menz<br />
Geographisches Institut, <strong>Universität</strong> Bonn<br />
Fernerkundung<br />
Bearbeitet werden in dem Teilprojekt die folgenden Problemkomplexe:<br />
Nr. Titel des Problemkomplexes<br />
PK Ma-E.1 Ökonomische Aspekte des Wassermanagements im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Drâa<br />
PK Ma-E.2 Agronomische Anbaustrategien im Drâa-Tal bei Wasserknappheit (Federführung)<br />
PK Ma-H.1 Natürliche und anthropogene Einflüsse auf die Dynamik von Wasserressourcen<br />
im Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
PK Ma-H.2 Wechselwirkungen zwischen Wassernut<strong>zu</strong>ngsstrategien und den Grundwasser-<br />
und Bodenverhältnissen im mittleren Drâa-Tal<br />
PK Ma-L.1 Strategien der Landnut<strong>zu</strong>ng unter limitierten Wasserressourcen im zentralen Hohen<br />
Atlas<br />
PK Ma-L.2 Auswirkungen von Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Klimawandel auf die Resilienz und Regenerationsfähigkeit<br />
der Vegetation in Südmarokko (Federführung)<br />
PK Ma-G.2 Wasser- und Weidenut<strong>zu</strong>ng im Spannungsfeld zwischen traditionellen Entscheidungsprozessen<br />
und staatlichen Institutionen (Federführung)<br />
Zusammenfassung<br />
Das Teilprojekt B3 beschreibt den wechselseitigen Einfluss von Vegetation, Bewirtschaftung und<br />
Klimafaktoren im Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet auf den Gebietswasserhaushalt. Der Fokus wird in der<br />
jetzt <strong>zu</strong>r Beantragung stehenden Phase auf der Integration vegetationsbezogener Modellierungs-<br />
und Monitoringansätze liegen sowie in der Weitergabe von Daten und Tools an lokale Planungsprozesse<br />
und der Einbindung in „Decision Support Systeme“ (DSS).<br />
Das Engagement der B3-Mitarbeiter in sechs Problemkomplexen dient dabei der Ausarbeitung<br />
und dem „Upscaling“ von sektoriellen Datengrundlagen für regionale und lokale Entschei-<br />
533
534<br />
IMPETUS Teilprojekt B3<br />
dungsprozesse, der Anwendungsentwicklung von Tools und der Entwicklung adäquater Wissenstransferformate<br />
für lokale Ressourenplanungsprozesse.<br />
Zentrale Objekte des Teilprojekts sind einerseits die raumzeitlichen Vegetationsdynamiken in<br />
den Weidegebieten und ihre Wechselwirkungen mit dem Management natürlicher Ressourcen<br />
(PK Ma-L.2, Vegetationsmonitoring und Zeitreihendatenbank für Fernerkundungsdaten), andererseits<br />
der Wasserverbrauch in der Bewässerungslandwirtschaft mit seinen Möglichkeiten der<br />
flexiblen Reaktion auf interannuell unterschiedliche Wasserdargebote (PK Ma-E.2, PK Ma-H.2<br />
und Fortführung der ökophysiologischen Messreihen <strong>zu</strong>m pflanzlichen Wasserverbrauch). Die<br />
Vegetation auf den Weideflächen ist seit Jahrtausenden durch menschliche Nut<strong>zu</strong>ng überformt.<br />
Sie steht heute unter starkem Beweidungsdruck von Schaf-, Ziegen- und Dromedarherden durch<br />
nomadisch geprägte sowie dörflich organisierte Viehhaltung. Der Einfluss dieser Bewirtschaftungsform<br />
auf die Vegetationsdynamik und -verteilung wird im PK Ma-L.2 in Szenarien mit dem<br />
prozess-orientierten Ökosystemmodell SAVANNA (Coughenour, 1999) simuliert. Mit Hilfe eines<br />
regelbasierten, ökonomisch-ökologischen Modells (BUFFER) ist es darüber hinausgehend möglich,<br />
essentielle Merkmale eines erfolgreichen Managements <strong>zu</strong> identifizieren. Dies erscheint vor<br />
dem Hintergrund der in Raum und Zeit extrem heterogen verteilten natürlichen Ressourcen von<br />
besonderer Bedeutung für die Einschät<strong>zu</strong>ng eines nachhaltigen Weidemanagements. Eine Reihe<br />
von Prozessindikatoren wurden in den bisherigen Projektphasen identifiziert und z.T. bereits<br />
quantifiziert. Da<strong>zu</strong> zählen einerseits pflanzenphysiologische Parameter, Vegetationsmuster und<br />
die Regenerationsfähigkeit der Weideflächen nach Beweidungsausschluss, andererseits Herdengrößen<br />
und -verteilung sowie risikominimierende Strategien der Hirtennomaden. Diese Daten<br />
dienen als Grundlage für regionale Szenarien der Vegetations- und Weidedynamik und ihres<br />
Einflusses auf den Gebietswasserhaushalt. Die räumlichen Be<strong>zu</strong>gsysteme für SAVANNA werden<br />
aus Szenarienrechnungen mit Statistischen Habitatmodellen (STAHAB) abgeleitet. Strukturelle<br />
Veränderungen sowie Dynamiken der Produktivität, Vitalität und Resilienz flächenmäßig bedeutsamer<br />
Vegetationseinheiten werden mit Hilfe des regelbasierten Modells BUFFER prognostiziert,<br />
das SAVANNA flankiert und teilweise darauf aufbaut. Der Prozess der Szenarienrechnung<br />
und die Diskussion der Ergebnisse sind integraler Bestandteil im Kompetenzaustausch mit<br />
marokkanischen Wissenschaftlern und unseren institutionellen Kooperationspartnern.<br />
Die Bewässerungslandwirtschaft erbringt im Untersuchungsgebiet den wesentlichen Anteil an<br />
Beschäftigung und Einkommen für die Bevölkerung. Aufgrund der starken Variabilität der Niederschläge<br />
und der Veränderungen in den Nut<strong>zu</strong>ngsmustern traten in den letzten Jahren vermehrt<br />
Versorgungsengpässe im landwirtschaftlichen Wasserdargebot auf, insbesondere in den<br />
im südlichen Drâa-Tal gelegenen Oasen. Um die landwirtschaftliche Produktion auf dem jetzigen<br />
Niveau <strong>zu</strong> halten, muss hier <strong>zu</strong>nehmend auf Grundwasserressourcen <strong>zu</strong>rückgegriffen werden.<br />
Auf der Grundlage von B3-Forschungsergebnissen aus der 1. und 2. Projektphase <strong>zu</strong> Bio-
Teilprojekt B3 IMPETUS<br />
masse und pflanzlichem Wasserverbrauch in Oasen wurde im PK Ma-E.2 ein interdisziplinärer<br />
Modellierungsansatz gewählt. Er hat das Ziel, mit Hilfe von Szenarienrechnungen bzgl. der<br />
landwirtschaftlichen Struktur auf<strong>zu</strong>zeigen, wie man <strong>zu</strong> einer Optimierung der Anbausysteme bei<br />
nachhaltiger Ressourcennut<strong>zu</strong>ng gelangen kann. Die Ergebnisse und Modelle werden in ein<br />
„Decision Support System“ (DSS) eingebunden, um regionale und lokale Anbauempfehlungen<br />
und technische Landwirtschaftsberatung <strong>zu</strong> liefern.<br />
Das naturwissenschaftliche Systemverständnis <strong>zu</strong>r Steuerfunktion der Vegetation auf den Gebietswasserhaushalt<br />
wird in Form von qualitativen, quantitativen und räumlichen Grundlagendaten<br />
sowie Modellläufen <strong>zu</strong> Szenarien auch in die hydrologischen Modellrechnungen des PK<br />
Ma-H.1 eingebracht. Darüber hinaus sollen die Ergebnisse der Ökosystemmodellierung mit<br />
SAVANNA und BUFFER an der Schnittstelle des raumbezogenen Wasserverbrauchs mit der<br />
hydrologischen Wasserhaushaltsmodellierung abgeglichen und gegenseitig auf Plausibilität hinterfragt<br />
werden. Hierfür wird sich ein B3 Mitarbeiter zeitlich in PK Ma-H.1 engagieren.<br />
Wasserverfügbarkeit und Wassernut<strong>zu</strong>ng sind jedoch in erster Linie nicht naturwissenschaftliche<br />
Optimierungsprobleme, sondern werden von lokalen und regionalen Akteuren gesteuert, die<br />
komplexen und oft widersprüchlichen individuellen und kollektiven Interessen folgen sowie konkurrierenden,<br />
traditionell-tribalen und modern-zentralstaatlichen Nut<strong>zu</strong>ngsnormen, Rechten und<br />
Regelungsmechanismen gehorchen.<br />
Teilprojekt B3 versucht daher, <strong>zu</strong>sammen mit den Teilprojekten B5 und B2, in einer Fallstudie<br />
einen lokalen Ressourcenplanungsprozess (PK Ma-L.1) <strong>zu</strong> begleiten und die Strategien und Interessen<br />
der unterschiedlichen Landnutzer im Umgang mit der variabel verfügbaren Ressource<br />
Wasser modellhaft <strong>zu</strong> beschreiben. Die besonders planungs- und anwendungsrelevanten Ressourcenrechte<br />
(Wasser- und Weiderechte) mit den nach traditionellen und modernen Normen oft<br />
nicht deckungsgleichen und daher konfliktreichen Regelungen und Anspruchsberechtigten werden<br />
<strong>zu</strong>sammen mit Teilprojekt B5 im Rahmen des PK Ma-G.2 beschrieben.<br />
Insbesondere die Kartierung von traditionellen und modernen Ressourcenrechten und Zugangsregelungen<br />
ist von größter Bedeutung für ein regional angebundenes „Decision Support System“,<br />
da Ressourcennut<strong>zu</strong>ngsempfehlungen ohne genaues Verständnis und Einbeziehung der<br />
unterschiedlichen Rechtsauffassungen lokaler und staatlicher Akteure im Regelfall wirkungslos<br />
verpuffen oder sogar erhebliche Konflikte hervorrufen können.<br />
Für das naturwissenschaftliche Systemverständnis, die Strategieanalyse der Landnutzer sowie<br />
die Identifizierung potenzieller Konfliktfelder werden angepasste Wissenstransferformate entwickelt,<br />
um die Erkenntnisse der Modellierungen und Studien iterativ in lokale Planungsprozesse<br />
einfließen <strong>zu</strong> lassen.<br />
535
536<br />
Weiterentwicklung im Stand der Wissenschaft seit 2003<br />
IMPETUS Teilprojekt B3<br />
In den letzten Jahren gab es innerhalb wie außerhalb des IMPETUS-Projekts wichtige Fortschritte<br />
im Verständnis von Vegetation und Landnut<strong>zu</strong>ng Südmarokkos sowie <strong>zu</strong> Aspekten der Vegetationsmodellierung<br />
und Vegetationsfernerkundung.<br />
Culmsee (2004) analysierte Weideausschlussversuche mit individuenbasierten Dauerbeobachtungsflächen<br />
am Südabhang des westlichen Hohen Atlas, wonach Keimungs- und Etablierungsereignisse<br />
der Leitbaumarten in der semiariden meso-mediterranen Stufe in starkem Maße von<br />
Witterungsverlauf und Niederschlagsverhältnissen des Winterhalbjahres abhängen und mit <strong>zu</strong>nehmender<br />
Kontinentalität extrem selten werden. Dies stimmt mit den IMPETUS-Monitoring<br />
überein, das im sehr viel kontinentaleren Zentralen Hohen Atlas auch bei vollständigem Weideausschluss<br />
bisher keine Verjüngung der Baumarten zeigt. Hier, an der direkten Trockengrenze<br />
des Waldwachstums, ist Baumverjüngung nur unter sehr selten eintreffenden klimatischen<br />
Gunstbedingungen erfolgreich. Andere von Culmsee (2004) beobachtete Trends (z.B. Vergrasung<br />
Zwergstrauch-dominierter Felssteppen) scheinen in geringerer Geschwindigkeit auch im<br />
Untersuchungsgebiet ab<strong>zu</strong>laufen. Sie betont explizit die Bedeutung langfristig angelegter Beobachtungsreihen<br />
für Aussagen <strong>zu</strong>r Regenerationsdynamik der ariden Ökosysteme, wobei die kritische<br />
Größe bei der Bewertung der Prozesse die Länge des Beobachtungszeitraumes sei.<br />
Die Bedeutung der Brennholzentnahme für die Vegetation der Wermutsteppen des Atlasgebiets<br />
wurde von El Moudden (2004) im Rahmen von IMPETUS-Kooperationsarbeiten eindrucksvoll<br />
herausgearbeitet. In ihrem Untersuchungsgebiet bei Taoujgalt wurden allein für die Brennholznut<strong>zu</strong>ng<br />
je nach Dorfnähe bis <strong>zu</strong> 5 % der stehenden Biomasse der Steppen geerntet, die Vegetationsstruktur<br />
der Steppen zeigte eine klare Abhängigkeit von Dorfnähe und Bevölkerungszahl.<br />
Finckh (Vorträge 2003, 2004) erarbeitete eine Klassifizierung der Großvegetationseinheiten des<br />
Drâagebietes. Für die der Klassifizierung <strong>zu</strong>grunde liegenden Vegetationsaufnahmen und Monitoringdaten<br />
wurde in Zusammenarbeit mit dem BMBF-BIOTA-West Projekt eine Vegetationsdatenbank<br />
konzipiert und implementiert, die nach Datenstruktur und Handhabbarkeit allen anderen<br />
verfügbaren Softwarelösungen überlegen ist (Muche, 2005). Die floristischen Aspekte der<br />
Daten werden derzeit über das GBIF-Portal der internationalen wissenschaftlichen Öffentlichkeit<br />
<strong>zu</strong>gänglich gemacht (GBIF, 2005). Die Vegetationsklassifikation dient als Grundlage für die aktuelle<br />
Habitatmodellierung im IMPETUS-Projekt<br />
Für Habitatmodelle <strong>zu</strong>r Vorhersage der Verbreitungsgebiete von Pflanzenarten oder -<br />
gesellschaften (Guisan, 2000; Bonn und Schröder; 2001, Dormann et al., 2004) verwendet man<br />
unterschiedliche statistische Methoden wie Clusteranalysen (Franklin, 1995), Ordinationsmethoden<br />
(Guisan, 1999; Peppler-Lisbach und Schröder, 2004), „Ecological Niche Factor Analysis“<br />
(Hirzel et al., 2002) oder „Fuzzy Envelope Models“ (Robertson und Palmer, 2004). Generalisier-
Teilprojekt B3 IMPETUS<br />
te Lineare Modelle (GLM) und Generalisierte Additive Modelle (GAM) sind die aktuell vielversprechendsten<br />
Methoden (Guisan et al., 2002) und werden auch im Projekt IMPETUS verwendet.<br />
Durch Integration der evaluierten Modelldaten in Spezialsoftware <strong>zu</strong>r Arealextrapolierung,<br />
z.B. Biomapper (Hirzel und Perrin, 2001), GRASP (Lehmann et al., 2003) oder in GIS-<br />
Umgebungen (z.B. ARC-GIS; Oldeland, 2005; Finckh et al., 2005) können die Verbreitungen<br />
visualisiert und anschließend interpretiert werden. Die Betrachtung verschiedener Skalen gibt<br />
Aufschluss über den Wirkungsgrad der Umweltfaktoren (Mackey und Lindenmayer, 2001). Im<br />
Rahmen der laufenden Arbeiten von B3 wurden erstmals für den Hohen Atlas regionale Habitatmodelle<br />
für Pflanzengesellschaften und ihre Leitarten erarbeitet und miteinander abgeglichen<br />
(Oldeland, 2005). In ersten Simulationsansätzen wurde bereits die räumliche Verschiebung ausgewählter<br />
Arten unter den Vorgaben des IMPETUS-Klimaszenarien 2020 modelliert (Finckh et<br />
al., 2005).<br />
Die Vegetation selbst stellt in den semiariden und ariden Gebieten Marokkos eine zentrale natürliche<br />
Ressource dar. Ihr Zustand und ihre raumzeitliche Dynamik werden nicht allein durch die<br />
hochvariable Umwelt und langfristige Prozesse wie den globalen Klimawandel beeinflusst.<br />
Vielmehr spiegelt ihr aktueller Zustand, sprich ihre Vitalität bzw. Degradation, auch die Nut<strong>zu</strong>ngsgeschichte<br />
eines Gebietes sowie den aktuellen Nut<strong>zu</strong>ngsdruck wider. Um den Einfluss des<br />
historischen und rezenten Weidemanagements auf die Vegetation herausarbeiten <strong>zu</strong> können, ist<br />
es essentiell, Informationen <strong>zu</strong>m Zustand, <strong>zu</strong>r Resilienz und <strong>zu</strong>r Regenerationsfähigkeit der Vegetation<br />
ein<strong>zu</strong>bringen.<br />
Insbesondere die Degradation der fragilen Vegetation arider und semiarider Gebiete stellt ein<br />
<strong>zu</strong>nehmendes Problem für Regionen dar, deren Bewohner auf eine nachhaltige Nut<strong>zu</strong>ng dieser<br />
Ressource, z.B. als Weideland, angewiesen sind. Großflächige Veränderungen der Vegetation,<br />
sei es durch menschliche Nut<strong>zu</strong>ng oder Klimawandel, <strong>zu</strong> untersuchen, <strong>zu</strong> verstehen und <strong>zu</strong> modellieren,<br />
erweist sich als dringende Herausforderung an Wissenschaft und „Stakeholder“. Zudem<br />
weist die Nut<strong>zu</strong>ng der beiden natürlichen Ressourcen „Weide“ und „Wasser“ untereinander<br />
enge funktionale Verknüpfungen auf. Daher bedingt ein Verständnis der Rahmenbedingungen<br />
nachhaltiger Weidenut<strong>zu</strong>ng auch ein Prozessverständnis der Wasssernut<strong>zu</strong>ng und ist daher im<br />
zentralen Fokus von IMPETUS.<br />
Das im IMPETUS-Projekt verwendete SAVANNA Ökosystemmodell ist nach wie vor eine probate<br />
Herangehensweise an die Modellierung von weidewirtschaftlich genutzten Ökosystemen.<br />
Es wird kontinuierlich weiterentwickelt, justiert und an Anwendungen für Forschungs- und Managementprojekte<br />
weltweit angepasst. SAVANNA wird derzeit, unter anderem, im Yellowstone<br />
National Park, im Serengeti National Park sowie in kommunalem Weideland Kenyas verwendet.<br />
Coughenour (2005) konstatiert <strong>zu</strong>sammenfassend “this model continues to be at the forefront of<br />
ecosystem model due to its capabilities for comprehensive simulations of primary production,<br />
537
538<br />
IMPETUS Teilprojekt B3<br />
decomposition and nutrient cycling, site hydrology, herbivores, and predators, all in a dynamic<br />
spatial framework”. Das Modell hat allerdings methodische Schwächen bei der direkten Verknüpfung<br />
der Auswirkungen menschlicher Nut<strong>zu</strong>ng auf die natürlichen Ressourcen. Ein grundlegendes<br />
Verständnis der Ökosystem-Funktionen mit ihren komplexen Wechselwirkungen mit<br />
dem Weidemanagement ist jedoch für IMPETUS essentiell.<br />
Seit einigen Jahren rücken weltweit regelbasierte Modelle in den Fokus von Weideökologen und<br />
ökonomischen Ökonomen. Sie haben gegenüber mathematisch-formelorientieren Modellen wie<br />
SAVANNA den großen Vorteil, dass sie sowohl Datenwissen als auch „Expertenwissen“ in<br />
Form gut nach<strong>zu</strong>vollziehender „Wenn-Dann-Beziehungen“ integrieren können. So ist ein entsprechendes<br />
Modell für das Weidemanagement der pastoralnomadischen OvaHimba im nordwestlichen<br />
Namibia in enger Zusammenarbeit von Weideökologen und Ethnologen der <strong>Universität</strong><br />
<strong>Köln</strong> mit dem Umweltforschungszentrum Leipzig (UFZ), AG Ökosystemanalyse, erstellt<br />
worden (Müller et al. 2005). Ein wichtiges Ergebnis dieses räumlich impliziten Simulationsmodells<br />
ist die Bedeutung von räumlicher Heterogenität der Ressourcenverfügbarkeit, in die sich<br />
ein erfolgreiches Weidemanagement in einem ariden Weidesystem sinnvollerweise einpasst.<br />
Weitere Möglichkeiten des Ressourcenmonitorings zeigt die Fernerkundung. Gerade in semiariden<br />
Regionen hat sich allerdings gezeigt, dass sowohl mono- wie auch multitemporale Ansätze<br />
der Vegetationsdetektion nur teilweise <strong>zu</strong> befriedigenden Ergebnissen führen (De Beurs und Henebry,<br />
2004). Eine hohe Variabilität der Vegetationsdynamik mit teilweise mehrjährigen Zyklen<br />
und starken lokalen wie regionalen Unterschieden führt mit fernerkundlichen Analysen <strong>zu</strong> einem<br />
Status Quo, jedoch oftmals nicht <strong>zu</strong> einem Verständnis der Prozesse sowie einem für die Berechnung<br />
der Belastungskapazität der Ressource, unter Berücksichtigung des möglichen Klimaund<br />
Nut<strong>zu</strong>ngswandels, ausreichend genauem Gesamtbild.<br />
Hierfür werden vermehrt Zeitreihenanalysen räumlich mäßig, zeitlich jedoch sehr hochaufgelöster<br />
Satellitendaten (NOAA AVHHR, MODIS, SPOT VEGETATION) genutzt. Einfachere Modelle<br />
basieren auf einer Übertragung der ermittelten NDVI-Werte auf die Vegetation. Komplexere<br />
Modelle beziehen sich prozessorientiert auf die Wechselwirkungen zwischen Klimaparametern,<br />
insbesondere Niederschlag, und detektierten NDVI-Werten sowie der Biomassenentwicklung<br />
(Davenport und Nicholson, 1990). Aus derartigen Prozessanalysen können Modelle für die<br />
natürliche phänologische Dynamik von Vegetationsflächen unter besonderen klimatischen Prämissen,<br />
z.B. Klimaszenarien, entwickelt werden.<br />
In jüngster Zeit hat eine <strong>zu</strong>nehmende Zahl von Studien gezeigt, dass eine reine Korrelation zwischen<br />
NDVI und Niederschlag für den Schluss auf die Biomassenentwicklung problematisch ist<br />
(Potter et al., 2003). Störungseffekte – gleich ob biophysikalisch oder anthropogen ausgelöst -<br />
führen <strong>zu</strong> nicht tolerierbaren Fehlern bei der Interpretation – und somit auch bei der Modellierung<br />
– der Ergebnisse.
Teilprojekt B3 IMPETUS<br />
Für eine möglichst weitgehende Begren<strong>zu</strong>ng dieser Fehler ist eine exakte Kette von Vorarbeiten<br />
von Nöten. Eine lokal wie regional genaue Kenntnis anthropogener Handlungen, eine gute Datenausgangsbasis<br />
in Be<strong>zu</strong>g auf Landnut<strong>zu</strong>ngsstrategien und potenzielle Vegetation sowie möglichst<br />
exakte und zeitlich hochaufgelöste Daten von Klimastationen der Region sind nötig, um<br />
die klimatischen Triggerfunktionen auf die Vegetation fernerkundlich <strong>zu</strong> bestimmen und z.B.<br />
von Effekten der pastoralen Nut<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong> unterscheiden.<br />
Das Einbeziehen dieser Effekte ermöglicht dann durch eine Zeitreihenanalyse (Piwowar und<br />
Ledrew, 2001) einen hypertemporalen Ansatz mit Fernerkundungsdaten, mit phänologischem<br />
Monitoring als Ausgangsbasis und einer Modellierung unter verschiedenen Klimaszenarien als<br />
Endergebnis. Hierfür kann ein statistisch orientiertes, robustes Modell multipler Regression genutzt<br />
werden (De Beurs und Henebry, 2004).<br />
Alle nötigen Vorausset<strong>zu</strong>ngen für diese Methodik (Landnut<strong>zu</strong>ngsklassifikation, digitales Höhenmodell,<br />
Vegetationskarte, zeitlich hochaufgelöste Klimadaten) wurden in der ersten und<br />
zweiten Phase des IMPETUS-Projektes aufgebaut und werden in der nun <strong>zu</strong>r Beantragung stehenden<br />
dritten Phase direkt oder indirekt für das Monitoring- und Modellierungstool MOVEG<br />
Drâa („Modèle pour l´aquisition de la dynamique de la vegetation dans la vallé du Drâa“) genutzt.<br />
Erstmals wurde im IMPETUS-Projekt ein landwirtschaftliches Ertragsmodell an die Bedingungen<br />
der kleinbäuerlichen Gebirgsoasenlandwirtschaft angepasst. Das DSSAT Modell („Decision<br />
Support System for Agricultural Transfer“, Tsuji et al., 1998) wurde im Rahmen einer Diplomarbeit<br />
auf die kleinräumlich strukturierte Landwirtschaft der Oasen im Atlasgebirge mit vergleichsweise<br />
geringen Ertragswerten kalibriert und wird <strong>zu</strong>m Ende der 2. Phase validiert.<br />
Für die ökosystemaren Prozessbeschreibungen mit den Vegetationsmodellen DSSAT,<br />
SAVANNA und BUFFER wurde im IMPETUS-Projekt eine pflanzenphysiologische Datenbank<br />
<strong>zu</strong> Kalibrierungs- und Validierungszwecken aufgebaut und fortlaufend erweitert. Im Hinblick<br />
auf die Szenarienrechnungen im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet wurden intensiv die Oasen im Atlasgebirge und<br />
im südlichen Drâa-Tal sowie ausgewählte repräsentative Standorte in den Weidegebieten untersucht.<br />
Verschiedene pflanzenphysiologische und tierphysiologische Parameter konnten erst im<br />
Hinblick auf die Ökosystemmodellierung hin spezifiziert werden und werden kontinuierlich der<br />
bestehenden Datenbank hin<strong>zu</strong>gefügt. Es konnten <strong>zu</strong>dem erstmals umfangreichere Messreihen<br />
<strong>zu</strong>m Wasserverbrauch der Palmen als wesentliches Element des Wasserverbrauchs in den Oasengebieten<br />
durchgeführt und Bedarfswerte abgeleitet werden (Gresens, in prep.)<br />
Über sozioökonomische Aspekte mobiler Viehhalter im südlichen Drâagebiet arbeitete Werner<br />
(2004). Sie weist in ihrer Untersuchung nomadischer Überlebensstrategien eindrücklich die Bedeutung<br />
außerpastoraler Einkommensquellen <strong>zu</strong>r Risikominderung in Trockenjahren nach. Die<br />
539
540<br />
IMPETUS Teilprojekt B3<br />
soziale Kluft zwischen pastoralen Unternehmern mit Zugang <strong>zu</strong> Kapital und Technologie und<br />
marginalisierten Kleinnomaden klafft nach ihrer Untersuchung immer weiter auf. Ob diese Aussage<br />
auch auf die transhumanten Bergnomaden des M’Goungebiets mit ihrem geringeren Risiko<br />
von Totalverlusten der Herden, einem enger begrenzten Migrationsradius und ihrer engen sozialen<br />
Anbindung an sesshafte Gruppen gilt, bleibt noch offen. Auf jeden Fall belegt ihre Studie die<br />
Bedeutung ökonomischer Szenarien für die Abschät<strong>zu</strong>ng des <strong>zu</strong>künftigen Weidedrucks durch<br />
mobile Viehhalter. In der 3. Antragsphase sollen (in enger Zusammenarbeit mit Sozioökonomen,<br />
PK Ma-G.2) diese Szenarien sowie die Bedeutung ökologischer und ökonomischer Puffer für<br />
pastorale Risikominimierungsstrategien erarbeitet und mit BUFFER modelliert werden.<br />
Ausführliche Beschreibung des Arbeitsplanes<br />
Das Teilprojekt B3 ist insbesondere an den Problemkomplexen (PK) beteiligt, die sich mit den<br />
Themen Vegetation, Weidewirtschaft und Landwirtschaft beschäftigen.<br />
PK Ma-L.2 untersucht über ein Vegetationsmonitoringnetz die raumzeitliche Vegetationsdynamik<br />
auf Weideland und berechnet die Auswirkungen von Weidenut<strong>zu</strong>ngsintensität und -frequenz<br />
auf die Vegetationsdynamik mit Hilfe des pastoralen Ökosystemmodells SAVANNA. PK Ma-E.2<br />
befasst sich mit Auswirkungen verschiedener Anbaustrategien der Bewässerungslandwirtschaft<br />
unter der Rahmenbedingung limitierter Wasserressourcen und für verschiedene Szenarien. Ziel<br />
ist eine Optimierung der Anbauverfahren. Im Teilprojekt werden hierfür Wasserverbrauch und<br />
Ertrag verschiedener Anbaustrategien berechnet, deren Tauglichkeit <strong>zu</strong> bewerten ist, und die<br />
Modelle schließlich in einem DSS <strong>zu</strong>sammengefasst.<br />
Die Entwicklung nachhaltiger und akzeptabler Wasserverteilungsstrategien bei unterschiedlicher<br />
Wasserverfügbarkeit erfolgt in PK Ma-E.1 mittels eines ökonomischen Optimierungsmodells.<br />
Das Teilprojekt B3 wirkt an diesem PK durch Berechnung von Erträgen unterschiedlicher<br />
Managementstrategien in der Bewässerungslandwirtschaft für das Untersuchungsgebiet mit. Für<br />
den PK Ma-H.1 werden Vegetationslayer unter verschiedenen Szenarien berechnet. Zudem werden<br />
die Ergebnisse des Modells SAVANNA an der Schnittstelle des raumbezogenen Wasserverbrauchs<br />
mit der hydrologischen Wasserhaushaltsmodellierung abgeglichen und auf ihre<br />
Plausibilität untersucht.<br />
PK Ma-L.1 geht der Frage nach, wie Landnut<strong>zu</strong>ngssysteme im Zentralen Hohen Atlas vom lokal<br />
verfügbaren Wasser abhängen und auf welche Weise die Bevölkerung durch strategische Entscheidungen<br />
lokale Wasserverfügbarkeit und Wassernut<strong>zu</strong>ng beeinflussen kann. Dabei werden<br />
auch die raumzeitliche Vegetationsdynamik sowie deren Beeinflussung durch Klimafaktoren analysiert<br />
und Optionen für das Beweidungsmanagement untersucht. Dieser Bereich wird weitgehend<br />
in Teilprojekt B3 bearbeitet. Für PK Ma-H.2, der Wechselwirkungen zwischen Wassernut-
Teilprojekt B3 IMPETUS<br />
<strong>zu</strong>ngsstrategien und den Grundwasser- und Bodenverhältnissen untersucht, sind Angaben <strong>zu</strong><br />
Landnut<strong>zu</strong>ng, landwirtschaftlichem Wasserverbrauch und Anbau von Feldfrüchten notwendig,<br />
die im Teilprojekt B3 erarbeitet werden. Wasser- und Weidenut<strong>zu</strong>ng stehen in einem Spannungsfeld<br />
zwischen den formellen Vorgaben staatlicher Planung und den informellen Kontroll- und<br />
Verteilungsmechanismen traditioneller Systeme. Im PK Ma-G.2 werden die Entscheidungsprozesse<br />
untersucht, die den Zugang <strong>zu</strong> natürlichen Weideressourcen bestimmen.<br />
Der Fokus im Teilprojekt B3 wird in der jetzt <strong>zu</strong>r Beantragung stehenden Phase auf der Integration<br />
vegetationsbezogener Modellierungs- und Monitoringansätze liegen sowie in der Weitergabe<br />
von Daten und Tools und der Einbindung in „Decision Support Systeme“ (DSS).<br />
Die Arbeitsgruppe B3 wird in der dritten Phase schwerpunktmäßig Vegetations- und Ertragsmodellierung<br />
durchführen und die aktuellen (sowie in Szenarien variierten) Landnut<strong>zu</strong>ngssysteme<br />
hinsichtlich ihrer Wassernut<strong>zu</strong>ng sowie Vegetations- und Bodendegradation evaluieren. Die dafür<br />
notwendigen Messnetze und Datenbanken werden fortgeführt und in der dritten Phase nach<br />
entsprechender Schulung <strong>zu</strong>r Fortführung und Bestandessicherung an institutionelle Träger übergeben.<br />
Eine der Grundlagen der Vegetationsmodellierung von B3 bildet die Habitatmodellierung. Geplant<br />
ist es, bis <strong>zu</strong>m Ende der zweiten Projektphase für das Gesamtarbeitsgebiet Modelle der<br />
wichtigsten vorkommenden Pflanzengesellschaften <strong>zu</strong> erstellen, um die Grundlagen für eine flächendeckende<br />
Vorhersage des Vegetationswandels in der dritten Phase <strong>zu</strong> schaffen. Klimawandelszenarien,<br />
wie bereits in den Europäischen Alpen verwendet (Theurillat, 2001), können auf<br />
die Modelle angewandt werden, um den Einfluss von Temperatur und Niederschlagsänderungen,<br />
aber auch Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen, auf das gesamte Arbeitsgebiet südlich des Atlas <strong>zu</strong> simulieren.<br />
Es ist je nach Szenarienverlauf eine z.T. deutliche Verschiebung der Vegetationszonen <strong>zu</strong><br />
erwarten.<br />
Das zweite Standbein der Vegetationsmodellierung bildet die Fortführung des Vegetationsmonitorings<br />
mit Dauerbeobachtungsflächen, die detaillierte Informationen über qualitative und<br />
quantitative Reaktionen der Vegetation unter Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Klimaänderungen liefern. Nach<br />
wie vor sind solche mehrere Jahre umfassende Datensätze <strong>zu</strong> Dynamiken der Trockengebietsvegetation<br />
Afrikas selten. Die seit fünf Jahren existierenden, individuenbasierten Dauerbeobachtungsflächen<br />
erlauben bereits jetzt wichtige Rückschlüsse auf Populationsdynamiken (wie Etablierungs-<br />
und Mortalitätsraten) sowie auf die Produktivität in Abhängigkeit von Weidedruck<br />
und Klimagang.<br />
Um den Einfluss des historischen und rezenten Weidemanagements auf die komplexen Vegetationsdynamiken<br />
und auf die damit verbundenen Prozesse des Wasserhaushalts herausarbeiten <strong>zu</strong><br />
541
542<br />
IMPETUS Teilprojekt B3<br />
können, ist es essentiell, über experimentelle Ansätze Informationen <strong>zu</strong>r Resilienz und <strong>zu</strong>r Re-<br />
generationsfähigkeit der Vegetation <strong>zu</strong> gewinnen. Hier sind die seit 2002 bestehenden Bewei-<br />
dungsausschlussexperimente von besonderer Bedeutung. Sie ermöglichen es auch, Indikatorarten<br />
und -funktionstypen für schleichende oder katastrophische Degradationsprozesse <strong>zu</strong> identifizieren.<br />
Dies ist die Basis für den Aufbau eines Warnsystems für Ressourcen-Überbeanspruchung.<br />
Modelle auf Basis des Monitoringnetzes werden Aussagen über die Stabilität der Vegetation (einerseits<br />
im Sinne von Resilienz, andererseits im Sinne der Persistenz von floristischen Verbreitungsmustern)<br />
unter Szenarienbedingungen liefern. Die Modellergebnisse über räumliche Muster<br />
und floristische Stabilität der Vegetationseinheiten bilden die Grundlage für die prozessorientierte<br />
Biomassemodellierung mit dem Ökosystemmodell SAVANNA. Mit SAVANNA werden<br />
Szenarien der Biomassedynamik für diejenigen Teilökosysteme im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet berechnet, die<br />
unter dem Einfluss pastoraler Nut<strong>zu</strong>ng stehen. Die weiterhin ansteigende Ausnut<strong>zu</strong>ng der Weideressourcen<br />
setzt das fragile Ressourcenangebot <strong>zu</strong>nehmend unter Druck. Unter Berücksichtigung<br />
der Einflussgröße humaner und tierischer Nut<strong>zu</strong>ng der Biomasse wurde das Modell bisher<br />
für den südlichen Atlasrand kalibriert und mit der Szenarienrechnung begonnen.<br />
SAVANNA soll gezielt durch eine Modellierung ergänzt werden, die ein besseres Verständnis<br />
der komplexen Wechselwirkungen zwischen Nut<strong>zu</strong>ngsstrategie und ökosystemaren Prozessen<br />
ermöglicht. Hier bietet sich eine regelbasierte, ökologisch-ökonomische Modellierung von<br />
Schlüsselfaktoren des lokalen Weidemanagements an. Daher soll ein entsprechendes regelbasiertes<br />
Modell („BUFFER“) für das Weidemanagement in Marokko entwickelt werden. Die<br />
<strong>zu</strong>grunde liegenden Prinzipien des Landmanagements (wie etwa die Schaffung ökologischer<br />
bzw. ökonomischer Puffer, die in dieser hochvariablen Umwelt als Versicherung für Krisensituationen<br />
dienen), werden ebenso im Fokus von BUFFER stehen wie die Dynamiken und die Puffer-Funktion<br />
der natürlichen Ressourcen Weide und Wasser. Hierbei kann BUFFER gezielt auf<br />
das in IMPETUS implementierte vegetationsökologische und hydrologische Monitoring der natürlichen<br />
Ressourcen <strong>zu</strong>rückgreifen.<br />
Die Ergebnisse von SAVANNA und BUFFER werden als Inputparameter für die anderen Problemkomplexe<br />
(z.B. PK Ma-L.1, PK Ma-G.2) genutzt. Weiterhin sollen sie in Form eines vereinfachten<br />
Weidemanagementmoduls in ein geplantes regionales DSS eingebunden werden.<br />
Zur räumlichen Spezifizierung der weideökologischen Modelle wird das selbst entwickelte Modellierungs-<br />
und Monitoringtool MOVEG Drâa verwendet. Dieses „Tool“ ermöglicht die Erfassung,<br />
Analyse und Modellierung der (natürlichen) Vegetationsdynamiken im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
des Drâa auf Basis zeitlich hoch aufgelöster Fernerkundungsdaten der Sensoren NOAA<br />
AVHRR, MODIS und SPOT VEGETATION.
Teilprojekt B3 IMPETUS<br />
Die flächenhafte, kontinuierliche und zeitlich sehr hoch aufgelöste Erfassung phänologischer<br />
Abläufe im hochkomplexen, semiariden Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet mit seiner Größe von ca. 34.600<br />
km² ermöglicht eine sehr exakte Abbildung und Analyse der tatsächlichen saisonalen und interannuellen<br />
Vegetationsentwicklung. Durch die Korrelation der Daten des fernerkundlichen Monitorings<br />
mit den Klimaparametern Niederschlag und Temperatur können die Triggerfunktionen<br />
dieser Parameter für die Phänologie im Detail analysiert werden. Die Analyse langjähriger Zeitreihen<br />
der tatsächlich beobachteten, regionalen und lokalen Vegetationsdynamik findet Verwendung<br />
in der Modellierung der Vegetationsdynamik mit Szenarien aus den unterschiedlichen<br />
Klimamodellen.<br />
MOVEG Drâa bietet insbesondere die notwendige Ergän<strong>zu</strong>ng sowohl für die Kalibrierung als<br />
auch für die Validierung der SAVANNA-Modellergebnisse. Mit Hilfe der in den ersten Projektphasen<br />
entstandenen gebietsweiten Landnut<strong>zu</strong>ngs- und regionalen Vegetationskarten des Ein<strong>zu</strong>gsgebietes<br />
unterscheidet MOVEG-Drâa verschiedene Vegetationseinheiten (Oasenflächen,<br />
sonstige Agrarflächen intensiver Bewirtschaftung, unterschiedliche Weideökosysteme) und ermöglicht<br />
hierbei auch die Trennung zwischen natürlicher, vorrangig niederschlagsbedingter Vegetationsdynamik<br />
und den Veränderungen der Landoberflächen durch Bewässerungslandwirtschaft<br />
oder Regenfeldbau. Weiterhin werden die Ergebnisse für die weitere Verfeinerung der<br />
bestehenden Vegetationskarten eingesetzt, da erstmals flächenmäßig phänologische Reaktionsmuster<br />
<strong>zu</strong> einer verbesserten Differenzierung einzelner Pflanzengesellschaften <strong>zu</strong>r Verfügung<br />
stehen.<br />
Das Hauptaugenmerk wird hierbei auf die naturnahen, für die Weidewirtschaft genutzten Weidegebiete<br />
gelegt. MOVEG Drâa bewertet dabei nur die tatsächlich stattfindenden Veränderungen,<br />
unabhängig von der möglichen pastoralen Nut<strong>zu</strong>ng und der damit einhergehenden Degradation<br />
der Vegetation. Mit Informationen über raumzeitliche Nut<strong>zu</strong>ngsmuster unterschiedlicher<br />
Weidegebiete (PK Ma-G.2) kann damit eine sehr genaue Trennung zwischen natürlichen und<br />
pastoral beeinflussten Veränderungen vorgenommen werden. Diese Analysen führen <strong>zu</strong> einer<br />
Abschät<strong>zu</strong>ng des natürlichen Ressourcenpotenzials und damit <strong>zu</strong> einem Entscheidungswerkzeug<br />
für die Ernährungssicherung mobiler Viehhalter. Gleichzeitig liefert MOVEG Drâa so auch flächenhafte<br />
Informationen für die Definition verschiedener Weidetypen und die raumzeitlichen<br />
Muster ihrer Nut<strong>zu</strong>ng, die essentiell für die Modellierung des Weidemanagements mit BUFFER<br />
sind.<br />
Ein großer Vorteil von MOVEG Drâa ist der Aufbau und die Nut<strong>zu</strong>ng einer phänologischen<br />
Fernerkundungsdatenbank mit zehntägig-aufgelösten SPOT Vegetation NDVI-Daten (1998<br />
bis heute fortlaufend), d.h. eines langjährigen Datensatzes kostenloser, frei verfügbarer Fernerkundungsdaten.<br />
Damit können sowohl die Datenbankfortführung als auch das Monitoring und<br />
eventuelle Veränderungen der Modellparameter in Zukunft durch lokale Partner fortgeführt wer-<br />
543
544<br />
IMPETUS Teilprojekt B3<br />
den. Das Modellierungswerkzeug ist eine Eigenentwicklung der RSRG und wird den lokalen<br />
Kooperationspartnern <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt.<br />
Die ressourcenbezogene Evaluierung und strategische Optimierung von Landnut<strong>zu</strong>ngssystemen<br />
bildet den zweiten Schwerpunkt von B3 in der IMPETUS-Abschlussphase.<br />
Die Ertragsmodellierung mit DSSAT bildet den Managementansatz für die Oasenlandwirtschaft.<br />
Eine Ausweitung des DSSAT-Modellansatzes auf die Oasen im südlichen Drâa-Tal, die<br />
eine <strong>zu</strong>nehmende Degradation durch Versal<strong>zu</strong>ng erfahren, ist im PK Ma-E.2 vorgesehen. Hier<br />
stellen Boden und Wasser die limitierenden Faktoren dar. Durch die <strong>zu</strong>nehmende Variabilität der<br />
Niederschläge in den letzten Jahren waren die Bewässerungsgaben aus dem Mansour Edabbhi<br />
Staudamm für die landwirtschaftliche Produktion nicht ausreichend, weshalb viele Bauern im<br />
südlichen Drâa-Tal auf Brunnen <strong>zu</strong>r Bewässerung <strong>zu</strong>rückgreifen mussten. Die Absenkung des<br />
Grundwasserspiegels und das Verfahren der Überstaubewässerung sind bestehende Risikofaktoren<br />
für die Ressourcen Wasser und Boden, die in unseren Szenarienrechnungen <strong>zu</strong>m Tragen<br />
kommen werden, da sie die Erhaltung einer konstanten landwirtschaftlichen Produktion gefährden<br />
(PK Ma-H.2).<br />
Die GIS-Modellierung der ressourcenabhängigen Nut<strong>zu</strong>ngsmuster mobiler Viehhalter bilden<br />
im Zusammenhang mit einer institutionellen Managementanalyse (PK Ma-G.2) und Planungsprozessen<br />
in Pilotgemeinden (PK Ma-L.1) den gewählten Managementansatz für die pastoralen<br />
Landnut<strong>zu</strong>ngssysteme. Zur Kontrolle der raumzeitlichen Bewegungsmuster pastoraler<br />
Landnutzer werden Tiere transhumanter Viehhalter aus dem Untersuchungsgebiet von PK<br />
Ma-L.1 mit Satellitencollars ausgestattet. Das Satellitentracking wird in Zusammenarbeit mit<br />
dem Teilprojekt B5 durchgeführt. Die Tracking-Daten werden einerseits in Kombination mit den<br />
phänologischen Untersuchungen auf der Basis fernerkundungsbasierter NDVI-<br />
Zeitreihenanalysen genaue räumliche Bewegungsprofile der Herden in Abhängigkeit von der<br />
saisonalen Ressourcenverfügbarkeit liefern. Diese dienen <strong>zu</strong>r Analyse der Anpassungsstrategien<br />
der transhumanten Bevölkerungsgruppen an die räumlich und interannuell stark variierende Futterverfügbarkeit.<br />
Das Satelliten-Tracking wird auch da<strong>zu</strong> beitragen, den räumlichen Aktionsradius ausgewählter<br />
Familien genau <strong>zu</strong> beschreiben. Weiterhin dient das Satelliten-Tracking der Erstellung realitätsnaher<br />
raumzeitlicher Viehdichtekarten als Eingangsparameter für die pastorale Ökosystemmodellierung<br />
mit SAVANNA und BUFFER. Parallel da<strong>zu</strong> werden im Teilprojekt B5 Strategien der<br />
pastoralen Bevölkerung in verschiedenen Nut<strong>zu</strong>ngssituationen (schlechte / durchschnittliche /<br />
gute Regenfälle; Sonderregeln für Dürresituationen) über Interviews und Rankings erfragt. Alle<br />
Daten werden in die entsprechenden Modelle (SAVANNA, BUFFER) integriert (PK Ma-G.2).
Teilprojekt B3 IMPETUS<br />
Über die ganze Laufzeit der dritten Phase stellt die Vorbereitung des Transfers von Informationen<br />
und Werkzeugen <strong>zu</strong> lokalen und regionalen „Stakeholdern“ eine wichtige B3-Aktivität dar.<br />
Dieser Aktivitätsbereich umfasst <strong>zu</strong>erst die Definition und endgültige Lokalisierung der regionalen<br />
und lokalen Adressaten, sodann die gemeinsame Anpassung der Werkzeuge und Informationen<br />
an die Notwendigkeiten der künftigen Anwender und parallel da<strong>zu</strong> das „Capacity Building“<br />
auf der <strong>zu</strong>künftigen Anwenderebene.<br />
Das „Capacity Building“ durch B3 betrifft drei verschiedene Zielgruppen:<br />
• Regionale Fachleute, welche die B3-Module in einem oder mehreren <strong>zu</strong>künftigen regionalen<br />
„Decision Support Systemen“ nutzen und pflegen sollen;<br />
• Lokale „Stakeholder“, die transformierte Fachdaten im Kontext der Planungsprozesse in<br />
einer Pilotgemeinde verstehen und einsetzen sollen;<br />
• Lokal Techniker <strong>zu</strong>r Vor-Ort-Betreuung und Weiterführung der Messnetze.<br />
Die letzte Zielgruppe spielt eine wichtige Rolle für die Übergabe des Vegetationsmessnetzes an<br />
marokkanische Partnerinstitutionen. Angestrebt ist derzeit eine Fortführung des Messnetzes<br />
durch das „Institut Agronomique et Vétérinaire“, evtl. in fachlicher Begleitung durch die marokkanische<br />
ROSELT Koordination oder andere afrikanische Monitoringnetzwerke. Die Anbindung<br />
und Fortführung der phänologischen Fernerkundungsdatenbank wird von der IMPETUSübergreifenden<br />
institutionellen Trägerlösung abhängen. Eine Lösung hierfür wird in enger Absprache<br />
mit dem „Comité de Pilotage“ gesucht werden.<br />
Für die raumbezogene Umwelt- und Ressourcenplanung in ausgewählten Pilotgemeinden sind<br />
derzeit Kooperationsvorgespräche mit dem GTZ-Ressourcenplanungsprojekt in Agadir (Herrn<br />
K. Goldnick) im Gange. Angestrebt wird ein gemeinsames Vorgehen, in dem das lokale Wissen<br />
hinsichtlich Planung und das politische Kontaktnetz der GTZ mit dem fachlichen Wissen von<br />
IMPETUS B3 und B5 kombiniert werden kann.<br />
Stellenbeschreibungen mit Zeitplan<br />
Bearbeiter „Vegetation“<br />
Die Aufgaben des vegetationsökologischen Teilprojekts sollen gemeinsam von den Wissenschaftlern<br />
Frau Dr. Anja Linstädter (Botanisches Institut, <strong>Universität</strong> <strong>Köln</strong>) und Herrn Dr. Manfred<br />
Finckh (Botanisches Institut, <strong>Universität</strong> Hamburg) wahrgenommen werden. Beide fertigen<br />
derzeit eine Habilitation in den Fachbereichen Biologie (<strong>Universität</strong> <strong>Köln</strong>, <strong>Universität</strong> Hamburg)<br />
an.<br />
545
546<br />
Manfred Finckh<br />
IMPETUS Teilprojekt B3<br />
Herr Dr. Finckh hat in den beiden ersten IMPETUS-Projektphasen ein gut funktionierendes<br />
Kontaktnetz <strong>zu</strong> marokkanischen Wissenschaftlern, Counterpart - Institutionen und deutschen<br />
TZ-Mitarbeitern aufgebaut und implementiert, an der Gründung des „Comité de Pilotage“ war er<br />
beteiligt.<br />
Neben seinem Teilprojekt übergreifenden Fachkenntnissen qualifiziert ihn für eine Koordinationsaufgabe<br />
in der Implementierungsphase von IMPETUS seine mehrjährige entwicklungsländerspezifische<br />
Berufserfahrung im Bereich ländlicher Ressourcenplanungsprojekte sowie in der<br />
Umweltfortbildung von Mitarbeitern oberster Umweltfachbehörden.<br />
Herr Finckh soll gemeinsam mit Frau Linstädter die unterschiedlichen Modellierungsansätze des<br />
Teilprojekts fokussieren, <strong>zu</strong>sammenfassen und den Transfer von Tools und Informationen <strong>zu</strong><br />
regionalen DSS wie <strong>zu</strong> lokalen Planungsprozessen in Pilotgemeinden sicherstellen. In seinen<br />
fachlichen Aufgaben steht die Trendfortschreibung von Prozessen der Vegetationsdynamik sowie<br />
die Fortführung und institutionelle Implementierung des Vegetationsmessnetzes an vorderer<br />
Stelle. Es ist für ihn eine BAT Ib-Stelle vorgesehen.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ PK Ma-L.1: Zusammenführung der pastoralen und lokalen LN-Infos in eine lokale GIS-<br />
Plattform für die Ressourcenplanung in einer ausgewählten Pilotgemeinde.<br />
⇒ PK Ma-L.2: Konzipierung eines Frühwarnsystems für Desertifikationsprozesse auf Basis<br />
der Monitoringflächen; Weiterentwicklung des GIS-Vegetationsmodells.<br />
⇒ PK Ma-G.2: Beginn des Satellitentrackings transhumanter Viehhalter. Analyse von Kompetenzen<br />
regionaler und nationaler Fachbehörden im Sektor kollektives Weideland (in Kooperation<br />
mit dem Projekt CBTHA).<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ PK Ma-L.1: Definition und Erarbeitung der fachlichen Informationsebenen für die Ressourcenplanung<br />
in der Pilotgemeinde. Erarbeitung fachlicher Wissenstransferformate für lokale<br />
Ressourcenplanungsprojekte.<br />
⇒ PK Ma-L.2: Szenarien der Entwicklung räumlicher Vegetationsmuster unter verschiedenen<br />
sozioökonomischen Randbedingungen. Transfer der Ergebnisse in lokale Ressourcenplanungsprojekte.<br />
Fortbildung marokkanischer Fachleute/Techniker für Vegetationsmonitoring.<br />
⇒ PK Ma-G.2: Erstauswertung und Klassifikation der Transhumanzgebiete nach Dauer- und<br />
Durch<strong>zu</strong>gsweiden. Informationstransfer <strong>zu</strong> regionalen DSS und lokalen Ressourcenplanungsprozessen.<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ PK Ma-L.1: Teilnahme an Konzipierung und Durchführung von fachplanungsspezifischen<br />
Fortbildungsmaßnahmen für kommunale „Stakeholder“. Iterative Adaptation der Informati-
Teilprojekt B3 IMPETUS<br />
onsebenen und Transferformate an den Verlauf des Planungsprozesses und die Anforderungen<br />
der lokalen „Stakeholder“.<br />
⇒ PK Ma-L.2: Modelle <strong>zu</strong>m „Species-Turnover“ unter klimatischen und landnut<strong>zu</strong>ngsgetriebenen<br />
Szenarien als Entscheidungshilfen für pastorale „Stakeholder“.<br />
⇒ PK Ma-G.2: Karten der Weiderechte für transhumante Viehalter der Pilotgemeinde. Diskussion<br />
der Institutionen- und Konfliktfeldanalyse mit Counterparts, regionalen und lokalen<br />
„Stakeholdern“ des Weidemanagements. Erarbeitung fachspezifischer Organisationsstrukturdiagramme<br />
der beteiligten Institutionen und von Verlaufsdiagrammen von Entscheidungsprozessen<br />
(<strong>zu</strong>sammen mit Dr. H. Kirscht, B5).<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ PK Ma-L.1: Fertigstellung der räumlichen Fachplanung. Kriterienkatalog für an lokale Planungsansprüche<br />
angepasste Informationsmaterialien und Fachplanungstools.<br />
⇒ PK Ma-L.2: Implementierung und institutionelle Einbindung eines Degradations- und Desertifikationswarnsystems<br />
für das Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet. Übergabe von Tools und Vegetationsmessnetz<br />
an marokkanische Institutionen bzw. internationale Monitoringnetzwerke.<br />
⇒ PK Ma-G.2: Zusammenstellung von Konfliktfeldanalysen, Organisationsstruktur- und Verlaufsdiagrammen<br />
<strong>zu</strong> einem Planungsleitfaden für pastorale Landnut<strong>zu</strong>ngsprojekte.<br />
Anja Linstädter<br />
Frau Dr. Linstädter ist seit dem Jahr 2004 Leiterin der VW-Nachwuchsgruppe „Weidemanagement<br />
und Nachhaltigkeit – ökologischer und ökonomischer Erfolg verschiedener Nut<strong>zu</strong>ngsformen<br />
einer Savanne Nordnamibias“ und verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung in enger interdisziplinärer<br />
Zusammenarbeit im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 389 ACACIA – Kultur-<br />
und Landschaftswandel im ariden Afrika Sie arbeit dabei mit an den ökologischen und ökonomischen<br />
Rahmenbedingungen einer erfolgreichen pastoralen Landnut<strong>zu</strong>ng in Afrikas Trockengebieten<br />
und hat <strong>zu</strong>sammen mit der AG Ökosystemanalyse des Umweltforschungszentrums<br />
Leipzig-Halle (UFZ) seit 1998 an der ökologisch-ökonomischen Modellierung eines traditionellen<br />
pastoralnomadischen Weideökosystems gearbeitet.<br />
Frau Dr. Linstädter wird im IMPETUS-Team in der 3. Antragsphase gezielt Kompetenz <strong>zu</strong> Fragen<br />
des Weidemanagements in semiariden Ökosystemen einbringen. Sie kennt pastorale Weidemanagementsysteme<br />
Afrikas durch entsprechende Forschungsaufenthalte. Der Schwerpunkt<br />
ihrer Tätigkeit wird in konzeptioneller Arbeit <strong>zu</strong> den unterschiedlichen Modellierungsansätzen<br />
des Teilprojektes liegen (SAVANNA und BUFFER) Ihr Engagement in den verschiedenen<br />
Problemkomplexen von IMPETUS richtet sich auf die PK Ma-L.1, PK Ma-L.2 und PK<br />
Ma-G.2. Für Frau Dr. Linstädter ist eine BAT Ib-Stelle ab Juli 2007 vorgesehen.<br />
547
548<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
IMPETUS Teilprojekt B3<br />
⇒ PK Ma-L.2: Konzipierung eines Warnsystems für Desertifikationsprozesse auf Basis der<br />
Monitoringflächen (Indikatorarten, Indikatorfunktionstypen oder Indikatorprozesse).<br />
⇒ PK Ma-G.2: Beginn des Satellitentrackings transhumanter Viehhalter. Analyse von Kompetenzen<br />
regionaler und nationaler Fachbehörden im Sektor kollektives Weideland (in Kooperation<br />
mit dem Projekt CBTHA). Strukturierung der Interviews <strong>zu</strong> traditionellen tribalen und<br />
<strong>zu</strong> neuen Institutionen des Weidemanagements (<strong>zu</strong>sammen mit Dr. H. Kirscht, B5).<br />
⇒ PK Ma-L.1, PK Ma-L.2, PK Ma-G.2: Konzeptionelle Arbeit an dem regelbasierten, ökologisch-ökonomischen<br />
Modell BUFFER (<strong>zu</strong>sammen mit N.N. (B3), Frau Dipl.-Ing. Agrar. N.<br />
Faschina und Herrn Dr. H. Kirscht, B5). Formulierung von primären Fragestellungen und <strong>zu</strong><br />
modellierenden Aspekten des Weidemanagements. Festlegung des sinnvollen Detailgrades in<br />
ökologischen und ökonomischen Modulen.<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ PK Ma-L.1: Definition und Erarbeitung der fachlichen Informationsebenen für die Ressourcenplanung<br />
in der Pilotgemeinde. Erarbeitung fachlicher Wissenstransferformate für lokale<br />
Ressourcenplanungsprojekte.<br />
⇒ PK Ma-L.2: Szenarien der Vegetationsentwicklung unter verschiedenen sozioökonomischen<br />
Rahmenbedingungen als Modell in BUFFER. Transfer der Ergebnisse in lokale Ressourcenplanungsprojekte.<br />
Fortbildung marokkanischer Fachleute / Techniker für ein vereinfachtes<br />
Vegetationsmonitoring.<br />
⇒ PK Ma-G.2: Klassifikation der Transhumanzgebiete nach Weidetypen (u.a.. Dauer- und<br />
Durch<strong>zu</strong>gsweiden sowie Notzeitweiden). Erste Version einer Institutionenanalyse und Analyse<br />
potenzieller Konfliktfelder zwischen Traditionellen und Neuen Akteuren des Weidemanagements<br />
(<strong>zu</strong>sammen mit Frau Dipl.-Ing. Agrar. N. Faschina und Dr. H. Kirscht, B5). Informationstransfer<br />
<strong>zu</strong> regionalem DSS und lokalen Ressourcenplanungsprozessen.<br />
⇒ PK Ma-L.1, PK Ma-L.2, PK Ma-G.2: Konzeptionelle Weiterführung und Validierung des<br />
regelbasierten, ökologisch-ökonomischen Modells BUFFER. Evaluation der Auswirkungen<br />
gewandelter klimatischer Rahmenbedingungen und Nut<strong>zu</strong>ngsstrategien in Form von Szenarien.<br />
Extraktion der Prinzipien eines nachhaltigen Weidemanagements unter verschiedenen<br />
Rahmenbedingungen und Umset<strong>zu</strong>ng in Handlungsempfehlungen.<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ PK Ma-L.1: Teilnahme an der Konzipierung und Durchführung von fachplanungsspezifischen<br />
Fortbildungsmaßnahmen für kommunale „Stakeholder“ auf der Basis der formulierten<br />
Handlungsempfehlungen. Iterative Adaptation der Informationsebenen und Transferformate<br />
an den Verlauf des Planungsprozesses und die Anforderungen der lokalen „Stakeholder“.
Teilprojekt B3 IMPETUS<br />
⇒ PK Ma-L.2: Modelle <strong>zu</strong> vegetationsökologischen Indikatoren (Populationsstruktur, Dominanz<br />
von „Increaser / Decreaser-Arten“) unter klimatischen und landnut<strong>zu</strong>ngsgetriebenen<br />
Szenarien als Entscheidungshilfen für pastorale „Stakeholder“.<br />
⇒ PK Ma-G.2: Karten der Weidetypen und -rechte für transhumante Viehhalter der Pilotgemeinde.<br />
Diskussion der Institutionen- und Konfliktfeldanalyse mit Counterparts, regionalen<br />
und lokalen „Stakeholdern“ des Weidemanagements. Erarbeitung fachspezifischer Organisationsstrukturdiagramme<br />
der beteiligten Institutionen und von Verlaufsdiagrammen von Entscheidungsprozessen.<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ PK Ma-L.1: Fertigstellung der räumlichen Fachplanung. Kriterienkatalog für an lokale Planungsansprüche<br />
angepasste Informationsmaterialien und Fachplanungstools.<br />
⇒ PK Ma-L.2: Implementierung und institutionelle Einbindung eines Degradations- und Desertifikationswarnsystems<br />
für das Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet. Übergabe von Tools und Vegetationsmessnetzen<br />
an marokkanische Institutionen bzw. internationale Monitoringnetzwerke.<br />
⇒ PK Ma-G.2: Zusammenstellung von Konfliktfeldanalysen, Organisationsstruktur- und Verlaufsdiagrammen<br />
<strong>zu</strong> einem Planungsleitfaden für pastorale Landnut<strong>zu</strong>ngsprojekte.<br />
Bearbeiter „ökologisch-ökonomische Modellierung“<br />
Die Entwicklung eines regelbasierten, ökologisch-ökonomischen Modells unter Einbindung von<br />
Daten <strong>zu</strong>r Vegetationsökologie (Daten des Monitorings und der Beweidungsausschlussexperimente,<br />
Ergebnisse aus den Modellen MOVEG Drâa und SAVANNA) sowie von Daten <strong>zu</strong> klimatologischen<br />
und sozioökonomischen Szenarien sollen für das vegetationsökologische Teilprojekt<br />
von einem Doktoranden in der Arbeitsgruppe von Dr. Anja Linstädter (N.N.) übernommen<br />
werden.<br />
Der Mitarbeiter zeichnet sich durch Erfahrungen in der ökologisch-ökonomischen Modellierung<br />
aus. Er wird voraussichtlich aus der Arbeitsgruppe Ökosystemanalyse, Umweltforschungszentrum<br />
Leipzig-Halle kommen, die einen Schwerpunkt in der Modellierung semiarider und arider<br />
Weideökosysteme hat. Die Bearbeitung ist in enger Zusammenarbeit mit der VW-<br />
Nachwuchsgruppe „Ökologische Ökonomik“ (Dr. Karin Frank) anvisiert (http://www.ecoeco.ufz.de).<br />
Für den Mitarbeiter ist eine 1 /2 BAT IIa-Stelle vorgesehen.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Konzipierung eines regelbasierten ökologisch-ökonomischen Modells BUFFER <strong>zu</strong>r Ressoucennut<strong>zu</strong>ng<br />
und Verfügbarkeit (PK Ma-L.1, PK Ma-L.2 und PK Ma-G.2).<br />
⇒ Vorbereitung der GIS-Kartographie <strong>zu</strong>m Thema Weidetypen und Weiderechte (PK<br />
Ma-G.2).<br />
549
550<br />
IMPETUS Teilprojekt B3<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Weiterentwicklung und Validierung des regelbasierten ökologisch-ökonomischen Modells<br />
BUFFER unter Integration vegetationsökologischer und sozioökonomischer Daten und Expertenregeln<br />
(PK Ma-L.1, PK Ma-L.2 und PK Ma-G.2). Überset<strong>zu</strong>ng der hierbei gewonnen<br />
Informationen in lokal handhabbare und raumplanungstechnisch nutzbare Fachinformation<br />
(PK Ma-L.1).<br />
⇒ Fortbildung marokkanischer Counterparts im Umgang mit statistischen Habitatmodellen und<br />
ihrer Kopplung mit Umweltszenarien.<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Erweiterung von BUFFER <strong>zu</strong> einer räumlich expliziten Modellierung. Simulation des Weidemanagements<br />
eines Beispiel-Weidegebietes mit Differenzierung der Weideflächen in verschiedenen<br />
Weidetypen (PK Ma-L.1, PK Ma-L.2 und PK Ma-G.2).<br />
⇒ Weiterentwicklung und Ergän<strong>zu</strong>ng lokal nutzbarer Umweltinformationen <strong>zu</strong> Vegetation und<br />
Landnut<strong>zu</strong>ng. Teilnahme an Fortbildungsmaßnahmen für lokale „Stakeholder“ (PK Ma-L.1).<br />
⇒ Modelläufe von BUFFER unter gekoppelten Szenarien. Arbeiten <strong>zu</strong>r Integration der Modellergebnisse<br />
und Szenarienläufe in ein regionales DSS. Fortset<strong>zu</strong>ng der Fortbildungsaktivitäten<br />
(PK Ma-L.2).<br />
⇒ Transfer der Informationen <strong>zu</strong>m Weidemanagement (Weiderechte, ökonomische und ökologische<br />
Puffer) und <strong>zu</strong> Nut<strong>zu</strong>ngskonflikten in die Pilotplanung von PK Ma-L.1 (PK<br />
Ma-G.2).<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Endgültige Implementierung des regelbasierten ökologisch-ökonomischen Modells in einem<br />
regionalen DSS (PK Ma-L.1, PK Ma-L.2 und PK Ma-G.2).<br />
⇒ Endlayout der thematischen Karten und Fachpläne <strong>zu</strong> Weidetypen und räumlicher Heterogenität<br />
der Verteilung von natürlicher Ressourcen (PK Ma-L.1, PK Ma-L.2).<br />
⇒ Endlayout der thematischen Karten <strong>zu</strong> Weiderechten für lokale und regionale „Stakeholder“<br />
(PK Ma-G.2). Implementierung des DSS an marokkanische Partner (Institutionen).<br />
Bearbeiter „Fernerkundung und MOVEG Drâa“<br />
Die Erstellung und Weiterentwicklung des Monitoringtools MOVEG Drâa für die Erfassung der<br />
natürlichen Vegetationsdynamik sowie deren Implementierung in vorhandene und <strong>zu</strong>künftige<br />
Module der GIS-Plattformen sowie des DSS-Tools sollen für das vegetationsökologischen Teilprojekt<br />
B3 von Herrn Peter Poete übernommen werden. Er arbeitet seit dem Beginn der zweiten<br />
Projektphase im Rahmen des IMPETUS-Projekts <strong>zu</strong> den Themen der Detektion von Bodenver-
Teilprojekt B3 IMPETUS<br />
sal<strong>zu</strong>ng mit Fernerkundungsdaten sowie dem Thema Vegetationsmonitoring und -modellierung<br />
mit zeitlich hochaufgelösten Satellitendaten.<br />
Herr Poete hat bereits seit 2001 (Durchführung eines studentischen Geländepraktikums in der<br />
ersten IMPETUS-Phase <strong>zu</strong>r Datenerhebung für Teilprojekt B3) Arbeitskontakte <strong>zu</strong> allen in Marokko<br />
arbeitenden Mitarbeitern, kennt die Datenlage sowie alle Arbeitsabläufe des Projektes und<br />
hat sehr gute EDV-Kentnisse in verschiedenen Bereichen, fachlich spezifisch in der digitalen<br />
Bildverarbeitung sowie GIS. Darüber hinaus hat er aus mehreren Geländeaufenthalten profunde<br />
Kenntnisse der lokalen Gegebenheiten im ganzen Ein<strong>zu</strong>gsgebiet, Erfahrungen im Umgang mit<br />
Counterparts und „Stakeholdern“ auf den verschiedenen fachlichen Ebenen und Erfahrungen im<br />
Wissenstransfer zwischen natur- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen. Es ist für ihn eine<br />
1<br />
/2 BAT IIa-Stelle vorgesehen.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ PK Ma-H.1: Erstellung und Anpassung der GIS-Layer für die saisonale Ausprägung von<br />
Vegetationseinheiten (Bedeckung und Dichte) für die Weiterverarbeitung im MMS.<br />
⇒ PK Ma-L.2: Erstellung erster phänologisch angepasster Modelläufe für die Korrelation von<br />
NDVI und Vegetationsentwicklung, Weiterentwicklung des MOVEG Drâa, Implementierung<br />
der Klimadaten des Modelljahres 2002 in das MOVEG Drâa, Implementierung eines Höhengradienten<br />
für die Vegetationsverteilung mit Hilfe des Digitalen Höhenmodells (DGM).<br />
⇒ PK Ma-E.2: Erstellung einzelner Vegetationslayer mit phänologischem Verlauf für die Einbindung<br />
in das Ökosystemmodell SAVANNA aus unterschiedlichen Fernerkundungsdaten<br />
(MODIS, SPOT VEGETATION, LANDSAT ETM+)<br />
⇒ PK Ma-H.2: Zulieferung von Fernerkundungsdaten <strong>zu</strong>r „Change Detection“ in der Oasenwirtschaft<br />
sowie Flächendaten für die Versal<strong>zu</strong>ngsmodellierung.<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ PK Ma-H.1: Übertragung und weitere Anpassung von Vegetations- und Landbedeckungsdaten<br />
als GIS-Layer für MMS.<br />
⇒ PK Ma-L.2: Abschluss der Kalibrierung des Vegetationsmonitorings mit MOVEG Drâa,<br />
erste Modellläufe mit modellierten Klimadaten bis 2025 <strong>zu</strong>r Vorhersage der Vegetationsentwicklung.<br />
Schulung von marokkanischen Counterparts für die Nut<strong>zu</strong>ng der Monitoringtools.<br />
⇒ PK Ma-E.2: Weitere Kalibrierung sowie erste Validierung der Modellläufe von SAVANNA<br />
mit dem Monitoring und den modellierten Prognosen von MOVEG Drâa.<br />
⇒ PK Ma-H.2: „Change Detection“ für einzelne Testgebiete der Oasenwirtschaft.<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ PK Ma-H.1: Weiterentwicklung der „Layer“ für Landbedeckung und Vegetation.<br />
⇒ PK Ma-L.2: Fertigstellung der Modelläufe in MOVEG Drâa, Implementierung von Schnittstellen<br />
<strong>zu</strong> GIS-Modulen sowie <strong>zu</strong>m DSS, Anpassung der Programmoberfläche von MOVEG<br />
551
552<br />
IMPETUS Teilprojekt B3<br />
Drâa <strong>zu</strong>r Weitergabe an Kooperationspartner, weitere Schulungen von Counterparts und/oder<br />
„Stakeholdern“.<br />
⇒ PK Ma-E.2: Mithilfe bei der Einweisung marrokanischer Counterparts und „Stakeholder“ in<br />
die GIS-Module und ihrer Implementierung.<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ PK Ma-H.1: Mitarbeit bei der Erstellung thematischer Karten in Geographischen Informationssystemen<br />
⇒ PK Ma-L.2: Endgültige Implementierung von MOVEG Drâa in ein DSS sowie endgültige<br />
Weitergabe des Einzelmoduls für eine Fortführung des Monitorings sowie der Modellierung.<br />
⇒ PK Ma-E.2: Endlayout der GIS-Kartographie <strong>zu</strong> Weiderechten für lokale und regionale<br />
„Stakeholder“.<br />
Bearbeiter „Weidemanagement und Ertragsmodellierung“<br />
Die Weiterentwicklung der SAVANNA Kalibrierung, die Auswertung der verschiedenen klimatischen<br />
und sozioökonomischen Szenarienläufe für die Ein<strong>zu</strong>gsgebietsebene sowie deren Übertragung<br />
in die GIS-Plattform und die DSS der Problemkomlexe PK Ma-L.1 und PK Ma-L.2<br />
(sowie evtl. vielleicht PK Ma-E.2 und PK Ma-H.2) sollen von Herrn Andreas Roth übernommen<br />
werden. Herr Roth hat die Kalibrierungs- und Upscalingarbeit für die Ökosystemmodellierung<br />
mit SAVANNA für das gesamte Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet begonnen, mit detaillierten Untersuchungen<br />
ausgesuchter Teilein<strong>zu</strong>gsgebiete. Die Validierung dieses Modells fällt in seinen Aufgabenbereich.<br />
Zudem betreut Herr Roth modellorientierte Untersuchungen <strong>zu</strong>m Einfluss des Fruchtwechsels<br />
aus Gerste und Mais auf den lokalen Wasserhaushalt und die Biomasseentwicklung (Modelle<br />
DSSAT, YES) am Beispiel der Gebirgsoasen Ameskar und Tichki. Deren Ergebnisse sollen für<br />
eine Übertragung des Modells auf die Oasen südlich des Staudamms überprüft werden. Im PK<br />
Ma-E.2 hat Herr Roth die Leitungsfunktion übernommen, die <strong>zu</strong>r Hälfte seine Stelle einnehmen<br />
wird. Die andere Hälfte seiner Arbeitszeit stellt die SAVANNNA Modellierungsarbeit dar. Für<br />
Herrn Roth ist eine 1 /2 BAT IIa-Stelle vorgesehen.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ PK Ma-L.1: Abgleich der Szenarienläufe aus SAVANNA mit dem GIS-Vegetationsmodell.<br />
⇒ PK Ma-L.2: Kalibrierung des SAVANNA Modells auf Ein<strong>zu</strong>gsgebietsebene und Modelläufe<br />
raumrelevanter Großvegetationseinheiten unter den Bedingungen klimagetriebener Szenarien.
Teilprojekt B3 IMPETUS<br />
⇒ PK Ma-E.2: Überprüfung und Parametrisierung der landwirtschaftlichen Modelle auf die<br />
südlichen Drâaoasen (Modelle DSSAT, YES). Plausibilitätsprüfung anhand landwirtschaftlicher<br />
Untersuchungen.<br />
⇒ PK Ma-H.2: Vorbereitung der GIS-Kartographie <strong>zu</strong>m Thema Landwirtschaft und Wasserwirtschaft<br />
für die räumlichen Untersuchungsschwerpunkte.<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ PK Ma-L.1: Überset<strong>zu</strong>ng naturwissenschaftlicher Informationsebenen in lokal handhabbare<br />
und raumplanungstechnisch nutzbare Fachinformation.<br />
⇒ PK Ma-L.2: Szenarien der raumrelevanten Großvegetationseinheiten unter den Bedingungen<br />
sozioökonomischer Szenarien. Einbindung marokkanischer Counterparts im Umgang mit<br />
einem Ökosystemmodell und Implementierung regionaler Umweltszenarien.<br />
⇒ PK Ma-E.2: Szenarienrechnungen auf lokaler Ebene. Diskussion der Arbeitszwischenergebnisse<br />
mit den Anwendern und Fortbildungsmaßnahmen. Validierung der Modellergebnisse<br />
auf lokaler Ebene. Schulung der Anwender bei der Nut<strong>zu</strong>ng der Ergebnisse.<br />
⇒ PK Ma-H.2: Themenkarten Landnut<strong>zu</strong>ng im regionalen Maßstab. Szenarienläufe und Auswertung<br />
der Ergebnisse auf lokaler Ebene.<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ PK Ma-L.1: Weiterentwicklung und Ergän<strong>zu</strong>ng lokal nutzbarer Umweltinformationen <strong>zu</strong><br />
Vegetation und Landnut<strong>zu</strong>ng. Teilnahme an Fortbildungsmaßnahmen für lokale „Stakeholder“.<br />
⇒ PK Ma-L.2: SAVANNA Modelläufe unter gekoppelten Szenarien. Arbeiten <strong>zu</strong>r Integration<br />
der Szenarienläufe in ein regionales DSS. Fortset<strong>zu</strong>ng der Fortbildungsaktivitäten.<br />
⇒ PK Ma-E.2: Szenarienrechnungen auf regionaler Ebene, Diskussion der Arbeitszwischenergebnisse<br />
mit Anwendern und Fortbildungsmaßnahmen. Validierung der Modellergebnisse<br />
auf regionaler Ebene.<br />
⇒ PK Ma-H.2: Kopplung der Modellresultate und Implementierung im GIS–gestützten Fachinformationssystem,<br />
Szenarienrechnungen im regionalen Maßstab.<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ PK Ma-L.1: Endlayout der thematischen Karten und Fachpläne.<br />
⇒ PK Ma-L.2: Endgültige Implementierung von SAVANNA in einem regionalen DSS.<br />
⇒ PK Ma-E.2: Erstellung eines GIS gestützten Fachinformationssystems der Projektionen der<br />
Struktur der Oasen bis <strong>zu</strong>m Jahr 2020. Präsentation und Übergabe der zielgruppenorientierten<br />
Handlungskataloge und Fachinformationssysteme an die marokkanischen Anwender<br />
⇒ PK Ma-H.2: Datenintegration und Darstellung. Übergabe des Fachinformationssystems und<br />
weitere Schulungen der Anwender.<br />
553
554<br />
Bearbeiter „Ertragsmodellierung“<br />
IMPETUS Teilprojekt B3<br />
Die Weiterentwicklung der landwirtschaftlichen Ertragsmodellierung mit Hilfe des YES-<br />
Modells und ihre Einbindung in ein DSS soll für die Teilprojekte B3 und A3 von Frau Dr. Annekathrin<br />
Jaeger übernommen werden. Dieses Modell ergänzt die Modelle DSSAT (Marokko)<br />
und EPIC (Benin), die aufgrund der höheren Datenanforderungen nicht flächendeckend eingesetzt<br />
werden können. Frau Dr. Jaeger soll ferner integrative Aufgaben, wie die Entwicklung von<br />
allgemeinen Interventionsszenarien leisten, die für alle Problemkomplexe in IMPETUS von Einfluss<br />
sind.<br />
Frau Dr. Jaeger koordiniert seit der zweiten Projektphase die Erstellung der allgemeinen Szenarien<br />
von IMPETUS. Hierdurch hat sie einen sehr guten Überblick über die Datenlage und Projektabläufe<br />
und verfügt über Erfahrungen um Umgang mit Kooperationspartnern in Benin und<br />
Marokko. Weiterhin hat Frau Dr. Jaeger das YES-Modell im Rahmen früherer Arbeiten am<br />
Potsdam Institut für Klimafolgenforschung entwickelt und ist insofern bestens geeignet, die notwendige<br />
Weiterentwicklung landwirtschaftlicher Ertragsmodellierung vor<strong>zu</strong>nehmen. Für sie ist<br />
eine BAT IIa-Stelle vorgesehen, die <strong>zu</strong> je 50% den Teilprojekten A3 und B3 <strong>zu</strong>geordnet ist.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006):<br />
⇒ PK Ma-E.1: Überprüfung und Anpassung des YES-Modells an die standörtlichen Bedingungen<br />
im Drâa-Tal<br />
⇒ PK Ma-E.2: Überprüfung und Anpassung des YES-Modells an die standörtlichen Bedingungen<br />
im Drâa-Tal, Abgleich mit detaillierten Ergebnissen des DSSAT-Modells<br />
⇒ Alle PK: Entwicklung von Storylines für Interventionszenarien, die alle Problemkomplexe<br />
beeinflussen, im Austausch mit verantwortlichen PK-Koordinatoren und Kooperationspartnern<br />
in Benin und Marokko<br />
⇒ Kontinuierliche Aktualisierung und Erweiterung des analogen und digitalen Marokko-<br />
Atlanten<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ PK Ma-E.1: Einbindung des YES-Modells in das MIVaD–Modell; Szenarienläufe und<br />
Auswertung auf regionaler Ebene, Validierung und Verfeinerung des Modells, Austausch mit<br />
regionalen/lokalen Kooperationspartnern<br />
⇒ PK Ma-E.2: Unterschiedliche Modellläufe um verschiedene Handlungsoptionen landwirtschaftlicher<br />
Bewirtschaftung <strong>zu</strong> testen, Diskussion mit regionalen/lokalen Kooperationspartnern,<br />
Integration der Teilmodelle von PK Ma-E.2 in ein DSS<br />
⇒ Alle PK: Zusammenfassende Analyse und Vergleich der Auswirkungen der Interventionsszenarien,<br />
geordnet nach Problemkomplexen, Diskussion mit regionalen/lokalen Kooperationspartnern,<br />
Schulung in Szenariotechnik
Teilprojekt B3 IMPETUS<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ PK Ma-E.1: Fertigstellung der Szenarienberechnung, Verfeinerung des YES-Modells,<br />
Transfer des Modells und Ergebnisse an regionale/lokale Kooperationspartner<br />
⇒ PK Ma-E.2: Fertigstellung der Szenarienberechnung, Einbindung des YES-Modells in das<br />
DSS-Tool, das im Rahmen von PK Ma-E.2 entwickelt wird, Transfer des Modells und Ergebnisse<br />
an regionale/lokale Kooperationspartner<br />
⇒ Transfer der Ergebnisse der Interventionsszenarien in DSS-Tools, Unterstüt<strong>zu</strong>ng von Wissenstransfer<br />
und Aufbau <strong>zu</strong>sätzlicher Handlungskapazitäten<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Abschließende Evaluierung der Szenarienergebnisse<br />
⇒ Endgültige Übergabe der Modelle, Modellergebinsse und Daten an lokale Kooperationspartner<br />
sowie weitere Schulungen der Anwender<br />
Bearbeiter „Nährstoffkreislauf- und Ertragsmodellierung mit DSSAT“<br />
Die Verwendung des Anbaustrategiemodells DSSAT muss, nach erfolgreicher Kalibrierung und<br />
Validierung in den Gebirgsoasen Tichki und Ameskar <strong>zu</strong>m Ende der 2. Phase (Diplomarbeit<br />
B3), für die Verwendung in den südlichen Drâa Oasen auf seine Verwendbarkeit hin überprüft<br />
werden. Diese stehen anders als die sogenannten „Hochoasen“ unter den Einschränkungen der<br />
Ressourcen Wasser und Boden. Außerdem ist der Charakter der südlichen Drâaoasen durch den<br />
Überstand von Palmen über den Anbaukulturen durch die Konkurrenz der Früchte um Licht,<br />
Nährstoffe und Wasser, ein grundlegend anderer. Der Mitarbeiter wird mit dieser Nährstoff- und<br />
Ertragsmodellierung einen wesentlichen Beitrag <strong>zu</strong> den Arbeiten im Problemkomplex PK<br />
Ma-E.2 leisten. Insbesondere die Eingliederung dieser Arbeiten in den Arbeitskreis der Modellierung<br />
landwirtschaftliche Anbaustrategien vor dem Hintergrund der IMPETUS Szenarien ist<br />
dabei von Wichtigkeit. Für den Bearbeiter (N.N.) ist eine 1 /2 BAT IIa-Stelle vorgesehen.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ PK Ma-E.2: Prüfung der Übertragung der Modellergebnisse und Anwendbarkeit des Modells<br />
in den Drâa Oasen, Parametrisierung und Kalibrierung des Modells auf lokaler Ebene,<br />
Sicherstellung der Vergleichbarkeit der Modellergebnisse mit YES Modellierung.<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ PK Ma-E.2: Validierung der Modellergebnisse auf lokaler Ebene, Diskussion der Arbeitszwischenergebnisse<br />
mit Anwendern, Kalibrierung des Modells auf regionaler Ebene, Sicherstellung<br />
der Vergleichbarkeit der Modellergebnisse mit YES Modellierung.<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ PK Ma-E.2: Szenarienrechnungen auf regionaler Ebene, Sicherstellung der Vergleichbarkeit<br />
der Modellergebnisse mit YES Modellierung, Diskussion der Arbeitszwischenergebnisse mit<br />
555
556<br />
IMPETUS Teilprojekt B3<br />
Anwendern, Validierung der Modellergebnisse auf regionaler Ebene, Schulung der Anwender<br />
bei der Nut<strong>zu</strong>ng der Ergebnisse.<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ PK Ma-E.2: Erstellung eines GIS gestützten Fachinformationssystems der Projektionen der<br />
Struktur der Oasen bis <strong>zu</strong>m Jahr 2020. Präsentation und Übergabe der zielgruppenorientierten<br />
Handlungskataloge und Fachinformationssysteme inklusive der Szenarienrechnungen an<br />
die marokkanischen Anwender<br />
SHK „Datenbank- und GIS-Support“<br />
Aufgrund der großen Datenmenge von GIS- und Fernerkundungsdaten und den Notwendigkeiten<br />
des Datenaustauschs zwischen den Problemkomplexen und mit lokalen und regionalen „Stakeholdern“<br />
wird für Datenarchivierung, -formatierung und –transfer eine SHK-Stelle beantragt.
Teilprojekt B3 IMPETUS<br />
Tabelle der im Teilprojekt B3 verwendeten Abkür<strong>zu</strong>ngen und Akronyme<br />
Abkür<strong>zu</strong>ng Erklärung<br />
ARC-GIS Software-Produkt der Firma ESRI Inc.<br />
BAT Bundesangestellten Tarif<br />
BIOTA-West Biodiversity Monitoring Transect Analysis in Africa<br />
CBTHA UNDP-Projekt: Conservation de la Biodiversité par la Transhumance dans<br />
le versant sud du Haut Atlas<br />
DGM Digitales Geländemodell<br />
DSS Decision Support System<br />
DSSAT Decision Support System for Agricultural Transfer<br />
GAM Generalisierte Additive Modelle<br />
GBIF Global Biodiversity Information Facility<br />
GIS Geographisches Informationssystem<br />
GLM Generalisierte lineare Modelle<br />
GRASP Pasture growth model for tropical and sub-tropical grasses<br />
GTZ Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GmbH<br />
LANDSAT ETM Landsat Enhanced Thematic Mapper<br />
LN Landnut<strong>zu</strong>ng<br />
MMS Modular Modeling System<br />
MODIS Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer; Sensor des Terra (EOS<br />
AM) –Satelliten<br />
MOVEG-Drâa Modèle pour l´aquisition de la dynamique de la vegetation dans la vallé<br />
du Drâa<br />
NDVI Normalized Difference Vegetation Index<br />
NOAA AVHHR National Oceanic and Atmospheric Administration Advanced Very High<br />
Resolution Radiometer<br />
PK Problemkomplex<br />
ROSELT Réseau d'Observatoires de Surveillance Ecologique à Long Terme<br />
RSRG Remote sensing research group (AG Menz/Thamm)<br />
SAVANNA “Savanna - Landscape and Regional Ecosystem Model”: Räumlich aufgelöstes<br />
Prozess-orientiertes Modell <strong>zu</strong>r Modellierung von Grünland, Savannen,<br />
Buschland und bewaldeten Ökosystemen<br />
SPOT<br />
VEGETATION<br />
Satellitenbildauswertung <strong>zu</strong>r Erkennung und Klassifikation von Vegetation<br />
BUFFER Modell <strong>zu</strong>r Vegetationsentwicklung<br />
YES Yield Estimation Model<br />
557
558<br />
Im Text zitierte Literatur<br />
IMPETUS Teilprojekt B3<br />
Bonn, A. und Schröder, B. (2001): Habitat models and their transfer for single and multi species groups: a case study of carabids<br />
in an alluvial forest. Ecography 24(4): 483-496<br />
Coughenour, M. (2005): Bison and elk carrying capacity in Yellowstone National Park – An assessment based upon spatial ecosystem<br />
modelling. Final Report to U.S. Geological Servey, Biological Resrouces Division, Bozeman, Montana.<br />
Culmsee, H. (2004): Vegetation und Weidenut<strong>zu</strong>ng im Westlichen Hohen Atlas (Marokko) - Eine Nachhaltigkeitsbewertung aus<br />
geobotanischer Sicht. Dissertationes Botanicae 389: 244 S. Berlin / Stuttgart.<br />
Dormann, CF., Lausch, A., Schröder, B., Soendgerath, D. (2004). Habitatmodelle - Methodik, Anwendung, Nutzen. Tagungsband<br />
<strong>zu</strong>m Workshop vom 8.-10. Oktober 2003, UFZ Leipzig, UFZ-Berichte 9/2004.<br />
Davenport, M.L. und Nicholson, S.E. (1990): On the relation between rainfall and the Normalized Difference Vegetation Index<br />
for diverse vegetation types in East Africa. International Journal of Remote Sensing, 1990, Vol. 14, No. 12, 2369-2389.<br />
De Beurs, K.M. und Henebry, G.M. (2003): A statistical framework for the analysis of long time series. International Journal of<br />
Remote Sensing, Vol. 26, No. 8, 1551-1573.<br />
Franklin, J. (1995): Predictive vegetation mapping: geographic modelling of biospatial patterns in relation to environmental gradients.<br />
Progress in Physical Geography 19: 474-499.<br />
Guisan, A., Thomas, E.und Hastie, T., (2002): Generalized linear and generalized additive models in studies of species distributions:<br />
setting the scene. Ecological Modelling 157: 89-100.<br />
Guisan, A., Weiss, S.B., and Weiss A.D., (1999): GLM versus CCA spatial modeling of plant species distribution. Plant Ecology<br />
143: 107-122.<br />
Guisan, A. und Zimmermann, N. (2000): Predictive habitat distribution models in ecology. Ecological Modelling 135: 147-186.<br />
Hirzel, A. und Perrin, N. (2001): Biomapper. http://www.unil.ch/biomapper/.<br />
Hirzel, A., Chessel, D. und Perrin, N. (2002): Ecological Niche Factor Analysis: How to compute Habitat Suitability Maps without<br />
absence data? Ecology 83(7): 2072-2036.<br />
Lehmann, A., Overton, J., Leathwick, J (2003): GRASP: Generalized regression analysis and spatial prediction. Ecological<br />
Modelling 160: 165-183.<br />
Mackey, B. G. und Lindenmayer, D.B. (2001): Towards a hierarchical framework for modelling the spatial distribution of animals.<br />
Journal of Biogeography 28: 1147-1166.<br />
Peppler-Lisbach, C. und Schröder, B., (2004): Predicting the species composition of mat-grass communities (Nardetalia) by logistic<br />
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change studies. International Journal of Remote Sensing, 2002, Vol. 23, No. 24, 5225-5248.<br />
Potter, C., Tan, P., Steinbach, M., Klooster, S., Kumar, V. Myneni, R. und Genovese V. (2003): Major disturbance events in<br />
terrestrial ecosystems detecting using global satellite data sets. Global Change Biology, 2001, 9, 1005-1021.<br />
Robertson, M.P., und Palmer, A.R. (2004): A fuzzy classification technique for predicting species distributions: applications<br />
using invasive alien plants and indigenous insects. Diversity and Distributions 10: 461-474.<br />
Theurillat, J. P. und Guisan, A. (2001): Potential Impact of climate change on vegetation in the European Alps: a review. Climatic<br />
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Tsuji, G; Hoogenboom, G. und Thornton, P.K. (1998): Understanding Options for Agricultural Production, Kluwer Academic<br />
Publishers, Dordrecht, The Netherlands.<br />
Werner, Jutta (2005): Sozio-ökonomische Aspekte der mobilen Viehhaltung im Süden Marokkos. Dissertation Humboldt-<br />
<strong>Universität</strong> Berlin.<br />
Veröffentlichungen im Rahmen von IMPETUS seit 2000<br />
Veröffentlichungen<br />
Schmidt, M., Goossens, R., Menz, G., Altmaier, A., und Devriendt, D. (2001): The use of CORONA satellite images for generating<br />
a high-resolution digital elevation model. In: Scanning the Present and Resolving the Future, VII, 3123 –3125, Sydney,<br />
Australia. IEEE International Geoscience and Remote Sensing Symposium. 50<br />
Schmidt, M., Goossens, R., und Menz, G. (2001): Processing techniques for CORONA satellite images in order to generate highresolution<br />
digital elevation models. In: BegniG. (ed.) Observing our environment from space: New solutions for a new<br />
millenium, 191 –196, The Netherlands. Lisse. 50<br />
Finckh, M. und Staudinger, M. (2002): Mikro- und makroskalige Ansätze <strong>zu</strong> einer Vegetationsgliederung des Drâa-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebietes (Südmarokko), Ber. d. Reinh.-Tüxen.-Ges. Hannover, 14, 81-92<br />
Goossens, R., Schmidt, M. und Devriendt, D. (2002): 3D remote sensing and the generation of low cost high accuracy DEMs<br />
and ortho-photomaps. Proceedings of the 2nd EARSel Workshop on Remote Sensing in Developing Countries, Bonn,<br />
Germany. 43.<br />
Schmidt, M.,Goldnick, K.,Poete, P.,und Menz, G.(2002).Long term vegetation change detection and degradation monitoring in<br />
an arid environment on the basis of very high resolution satellite data.In Remote Sensing in developing countries. Eproceedings<br />
of the 2nd EARSeL workshop.Bonn, Germany. 150
Teilprojekt B3 IMPETUS<br />
Bentaleb, M. (2003): Contribution à l'étude de la dynamique de la végétation steppique apres une mise en défens de longue durée:<br />
cas d'Anabda et Tasrire (Province de Ouarzazate). Institut Agronomique et veterinaire Hassan II, Rabat.<br />
El Hassani, M. (2003): Contribution a la reconstitution de la vegetation potenzielle climacique du domaine steppique du haut<br />
bassin de l'oued Drâa (Provinces de Quarzazate und Zagora). Institut Agronomique et veterinaire Hassan II, Rabat.<br />
Goossens, R., Schmidt, M. und Menz, G. (2003): High resolution DEM and orthophotomap generation from TERRA-ASTER<br />
data -case study of Morocco. In: Benes, T. (ed.): Geoinformation for European wide integration, 19 –25. Millpress. 49.<br />
Hübener, H., Schmidt, M., Sogalla, M., und Kerschgens, M. (2003): Simulating evapotranspiration in semi-arid environment:<br />
Influence of land cover data quality and resolution. In: Abstract EGS-AGU-EUG Joint Assembly. Nice, France,06 - 11<br />
April, 2003. 189.<br />
Schmidt, M. (2003): Development of a fuzzy expert system for detailed land cover mapping in the Dra catchment (Morocco)<br />
using high resolution satellite images. Elektronische Dissertationen der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät<br />
der <strong>Universität</strong> Bonn; http:// hss.ulb.uni- bonn.de:90/ ulb_bonn/diss_online/math_nat_fak/2003/schmidt_michael.<br />
Schmidt, M., Goossens, R., und Lauber, C. (2003): CORONA -IKONOS,historical and recent high resolution satellite data for<br />
change detection applications. In: Benes, T., (ed.): Geoinformation for European wide integration, 127 –132. Millpress.<br />
41,42,43,56,149.<br />
Schmidt, M., Thamm, H.-P., und Menz, G. (2003): Long term vegetation change detection application in an arid environment<br />
using LANDSAT data. In: Benes,T. (ed.): Geoinformation for European wide integration, 145 –154. Millpress. 181.<br />
Schmidt, M. und Werner, J. (2003): Transition from mobile pastoral to agricultural land-use in south morocco -discussing<br />
changes over three decades using LANDSAT data. Journal of Arid Environments, submitted .174, 190.<br />
El Moudden, S. (2004): Impact du prélèvement du boi de feu sur les parcours steppiques cas d'Ighil M'goun, province de Ouarzazate.<br />
Mémoire, Institut Agronomique et Veterinaire Hassan II, Maroc.<br />
Oldeland, J. (2005): Vegetationsmodellierung am Südrand des Hohen Atlas, Marokko - Habitatmodelle und ihre Anwendung in<br />
Trockengebieten. Diplomarbeit am Biozentrum Klein Flottbeck und Botanischer Garten, Institut für Allgemeine Botanik,<br />
<strong>Universität</strong> Hamburg.<br />
Staudinger, M. und Finckh, M. (2005): Räumliche Vegetationsmuster in ariden Gebieten Südmarokkos – Klassifizierung<br />
<strong>zu</strong>grundeliegender Mechanismen, UFZ-Bericht 01, 41-53.<br />
Veste, M. und Staudinger, M. (2005): Räumliche Variabilität der pflanzlichen Wasserversorgung an Trockenstandorten in Südmarokko,<br />
UFZ-Berichte 01, 55-64.<br />
Datenportale für <strong>Impetus</strong>-Datensätze<br />
GBIF.2005. Datenportal. Berlin: Global Biodiversity Information Facility Deutschland, Knoten: Botanik.<br />
http://www.gbif.de/botanik/datenabfrage/default.html.<br />
Vorträge<br />
Finckh, M. und Staudinger, M. (2003): Spatial patterns and vegetation dynamics of degraded rangelands in the Drâa-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet, Southern Morocco. 46th IAVS Symposium, Napoli, Italy<br />
Finckh, M. (2004): Vegetationsökologische Untersuchungen entlang des Ariditätsgradienten am Südrand des Hohen Atlas, (Marokko).<br />
Jahrestreffen des AK Wüstenökologie, Rauischholzhausen.<br />
Finckh, M. (2004): Le potentiel et les limitations des écosystèmes semi-arides pour l'utilisation pastorale – le cas du bassin versant<br />
du Draâ. GTZ-Workshop: L'avenir du pastoralisme au Maroc, 6.4.2004, Agadir, Marokko<br />
Finckh, M. und Staudinger, M. (2004): Distribution et dynamique de la végétation le long d'un gradient d'aridité croissante au<br />
sud du Haut Atlas. IMPETUS Konferenz, Ouarzazate, Marokko.<br />
Gresens, F., Kirscht, H., Roth, A., Goldbach, H.E. und Burkhardt, J. (2004): Estimating biomass and WUE of maize and barley<br />
with DSSAT 4.0 - A Field Study in Mountain OasisTichki, High Atlas, Morocco; DSSAT Workshop, INRA ,Settat, Marokko,<br />
2004<br />
Gresens, F., Roth, A. und Burkhardt, J. (2004): Consommation d'eau régionale des plantes naturelles et cultivées dans la vallée<br />
du Drâa (sud Maroc) – De l´étude végétale particulère á l´énoncé régional sur la base d´une modélisation, IMPETUS<br />
Konferenz Ouarzazate, Marokko.<br />
Kirscht, H., Gresens, F. und Choukri, A. (2004): Agricultural Structures in the Assif Ait Ahmed - An interdisciplinary case study<br />
of Tichki in the High Atlas Mountains, IMPETUS Konferenz Ouarzazate, Marokko.<br />
Poete, P., Schmidt, M., Thamm, H.P. und Menz, G. (2004): Generation of a high resolution DEM with ASTER Stereo Data for<br />
the river Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet in Morocco, IMPETUS Konferenz Ouarzazate, Marokko, 2004<br />
Poete, P., Thamm, H.-P. und Drey, T. (2004): Mapping and monitoring of salt-affected soils using high resolution multi- and<br />
hyperspectral satellite data – a case study in the Dra catchment, Morocco. EARSeL SIG on Remote Sensing for Developing<br />
Countries, Cairo.<br />
Finckh, M. (2005): Vegetation monitoring and predictive distribution modelling – A case study from semiarid rangelands of<br />
Southern Morocco. Ökologisches Kolloquium, Institut für Ökologie, <strong>Universität</strong> Jena.<br />
Finckh, M. (2005): Vegetationskundliche Daten des IMPETUS-Projekts: Workshop VI der GBIF-IT-Fachgruppe, Senckenberg<br />
Institut, Frankfurt.<br />
Finckh, M. und Oldeland, J. (2005): Vegetation Monitoring and Evaluation of Scenarios in Semiarid Steppes of Southern Morocco.<br />
48th IAVS Symposium, Lisboa, Portugal.<br />
559
560<br />
IMPETUS Teilprojekt B3<br />
Oldeland, J. (2005): Vegetationsmodellierung am Südrand des Hohen Atlas. Jahrestreffen des AK Wüstenökologie, Rauischholzhausen.<br />
Poster<br />
Gresens, F, Burkhardt, J. und Goldbach, H.E. (2003): Regional water use of natural plants in the Drâa valley - southern Morocco,<br />
DGP 2003, Giessen<br />
Gresens, F., Burkhardt, J. und Goldbach, H.E. (2003): Regional water use of natural plants in the Drâa valley - southern Morocco,<br />
DTT 2003, Göttingen<br />
Gresens, F. und Kirscht, H. (2004): Bewässerungslandwirtschaft im Hohen Atlas – ein interdisziplinärer Ansatz, DGP 2004,<br />
Göttingen<br />
Poete, P., Schmidt, M., Thamm, H.-P. und Menz, G. (2004): Development of a detailed land cover map for the Drâa catchment<br />
(Morocco) using high resolution satellite images, IMPETUS Konferenz Ouarzazate, Marokko.<br />
Roth, A., Gresens, F., Burkhardt, J. und Goldbach, H. E. (2004): Simulation and validation of modelled water use and biomass<br />
production of natural plants in the Drâa valley (southern Morocco) - a case study of IMPETUS testsite TAOUJGALT,<br />
DTT 2004, Berlin.<br />
Gresens, F., Veste, M., Staudinger, M. und Weber, B. (2004): Spatial patterns of biomass, plant water status, transpiration und<br />
hydrological properties in a wadi system (El Miyit, Southern Morocco), IMPETUS Konferenz Ouarzazate, Marokko,<br />
2004<br />
Finckh, M., Oldeland, J., El Moudden, S., Kirscht, H., Kuhn, A. und Schmidt, T. (2005): German-Moroccan cooperation within<br />
the Project IMPETUS. UNCCD-CRIC-3, Bonn.<br />
Finckh, M., Oldeland, J., Jürgens, N., Roth, A., Gresens, F., Burkhardt, J., Goldbach, H.E., Poete, P. und Menz, G. (2005): Scenario<br />
evaluation of the impacts of vegetation on the water cycle, GLOWA Statuskonferenz, <strong>Köln</strong>, 2005<br />
Muche, G., Schmiedel, U. und Finckh, M. (2005): Biotabase – a database software for biodiversity monitoring. 48th IAVS Symposium,<br />
Lisboa, Portugal.
Teilprojekt B4 IMPETUS<br />
Teilprojekt B4<br />
Ökonomische Aspekte der Wassernut<strong>zu</strong>ng in Landwirtschaft,<br />
Haushalten und Gewerbe<br />
Antragsteller: Fach:<br />
Prof. Dr. Thomas Heckelei (Koordinator)<br />
Institut für Agrarpolitik, Marktlehre und Wirtschaftssoziologie,<br />
<strong>Universität</strong> Bonn<br />
Ökonometrie<br />
Bearbeitet werden in dem Teilprojekt B4 die folgenden Problemkomplexe:<br />
Nr. Titel des Problemkomplexes<br />
PK Ma-E.1 Ökonomische Aspekte des Wassermanagements im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Drâa (Federführung)<br />
PK Ma-E.3 Tourismus: Integration eines neuen Wirtschaftsbereichs bei knappen Ressourcen<br />
in den touristischen Schwerpunktregionen Ouarzazate, Dadestal und Zagora-<br />
M’Hamid (Beitrag im Bereich Wassernut<strong>zu</strong>ngsmodellierung)<br />
Zusammenfassung<br />
Für das sowohl unter atlantischem, mediterranem als auch saharischem Einfluss stehende Land<br />
Marokko sind die Wechselbeziehungen zwischen Klima, Wasserkreislauf, Landwirtschaft und<br />
allgemeiner wirtschaftlicher Entwicklung besonders in Trockenjahren augenfällig. Wasser als<br />
begrenzender Produktionsfaktor in der Bewässerungslandwirtschaft spielt hier eine besondere<br />
Rolle. Vereinzelt wird diese Problematik wahrgenommen und in Ansätzen umgesetzt (Decaluwé,<br />
1997). Bislang fehlt jedoch für Marokko eine Analyse von Management- und Politikoptionen auf<br />
der Ebene von Flussein<strong>zu</strong>gsgebieten. Arbeitsinhalt der in IMPETUS-Teilprojekt B4 beschäftigten<br />
Wissenschaftler ist es daher, integrierte hydrologisch-agronomisch-ökonomische Analysen<br />
und Simulationen für das Drâa-Tal durch<strong>zu</strong>führen.<br />
Die Mitarbeiter von Teilprojekt B4 sind an den Problemkomplexen PK Ma-E.1 (Wassermanagement)<br />
und PK Ma-E.3 (Wasser und Tourismus) beteiligt, wobei der Hauptbeitrag von B4 in<br />
der Lieferung ökonomischer Planungsinstrumente besteht. Das <strong>zu</strong> diesem Zweck angepasste<br />
Flussmanagementmodell (River Basin Model, RBM, siehe z.B. Cai et al., 2003) ist ein zentrales<br />
Planungsmodell, welches im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet den mit Wasser verbundenen wirtschaftlichen Nutzen<br />
(Gewinne der Produzenten, Nutzen der Konsumenten) unter bestimmten Rahmenbedingungen<br />
(Restriktionen) maximiert. Diese Rahmenbedingungen, wie veränderte klimatische Bedingungen<br />
und demographische Prozesse, technische und institutionelle Innovationen, werden <strong>zu</strong> wesentli-<br />
561
562<br />
IMPETUS Teilprojekt B4<br />
chen Teilen von den anderen IMPETUS-Teilprojekten bereitgestellt. Das von Teilprojekt B4<br />
verwendete Flussmanagementmodell MIVAD („Modèle Intégrée du Vallée du Drâa“) eignet<br />
sich in besonderer Weise als Managementinstrument im Rahmen des „Capacity Building“, welches<br />
die hydrologischen, technischen und agronomischen Prozesse im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet aus Sicht<br />
eines zentralen Planers nach ökonomischen Gesichtspunkten steuert. Für Wirkungsvergleiche<br />
wasserverteilungspolitisch bedeutender Entscheidungen wird MIVAD daher innerhalb eines<br />
IMPETUS-DSS für Marokko eine wichtige Rolle spielen.<br />
Die in Teilprojekt B4 beschäftigten Wissenschaftler sind in den IMPETUS-Problemkomplexen<br />
PK Ma-E.1 (Ökonomische Aspekte des Wassermanagements im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Drâa) und<br />
PK Ma-E.3 (Integration eines neuen Wirtschaftsbereichs bei knappen Ressourcen in den touristischen<br />
Schwerpunktregionen Ouarzazate, Dadestal und Zagora-M’Hamid) engagiert.<br />
Weiterentwicklung im Stand der Wissenschaft seit 2003<br />
Das in Teilprojekt B4 verwendete Flussmanagementmodell MIVAD ist ein interdisziplinäres<br />
Op-timierungsmodell mit einer monetären Zielfunktion und wurde auf der Basis des Maipo<br />
RBM (Rosegrant et al., 2000) im Lauf der letzten beiden Jahre der zweiten Phase von IMPETUS<br />
wei-ter entwickelt. Im Vordergrund stand <strong>zu</strong>nächst die Erarbeitung einer Datengrundlage, mit<br />
deren Hilfe das Modell in die Lage versetzt wird, die Verhältnisse im Drâa-Tal ab<strong>zu</strong>bilden. Erste<br />
Simulationsergebnisse wurden auf einem Posterbeitrag auf der GLOWA-Statuskonferenz im Mai<br />
2005 in <strong>Köln</strong> vorgestellt. In einem Beitrag für den Tropentag 2005 in Hohenheim ist der Vergleich<br />
unterschiedlicher Wasserpreissysteme für Landwirte mit dem Ziel einer nachhaltigen<br />
Grundwassernut<strong>zu</strong>ng Gegenstand der Analyse (Kuhn et al., 2005). Zu diesem Zweck wurde begonnen,<br />
das ursprünglich auf einjähriger Basis konzipierte Modell <strong>zu</strong> einem dynamischen System<br />
mit jährlichen Perioden aus<strong>zu</strong>bauen, um den Zeitraum bis <strong>zu</strong>m Jahr 2020 abdecken <strong>zu</strong> können;<br />
eine Aufgabe, die jedoch erst in der dritten Phase abgeschlossen werden kann. Darüber hinaus<br />
ist geplant, das Modell um weitere Elemente aus<strong>zu</strong>bauen (z.B. Staudamm-Management unter<br />
Niederschlagsvariabilität, siehe auch Beschreibung PK Ma-E.1).<br />
Diese Erweiterungen sollen der Entwicklung des Forschungsstandes von RBMs Rechnung tragen,<br />
aber auch bislang vorliegende Lücken schließen. Dabei ist <strong>zu</strong> berücksichtigen, dass weltweit<br />
eine große Bandbreite existierender RBMs entwickelt wurde und wird, die unterschiedliche<br />
dis-ziplinäre Schwerpunkte und technische Lösungen repräsentieren. Am häufigsten an<strong>zu</strong>treffen<br />
sind hydrologisch bzw. hydrogeologisch orientierte RBMs, die zwar meist keine ökonomischen<br />
Ele-mente enthalten, aber die Wasserflüsse auf kleinen Skalen in großer Detailgenauigkeit wiederge-ben.<br />
Die technische Entwicklung im Computerbereich macht es möglich, solche Modelle<br />
in GIS-Anwendungen <strong>zu</strong> integrieren, was eine engere Zusammenarbeit mit Geographie und Fer-
Teilprojekt B4 IMPETUS<br />
nerkun-dung ermöglicht. Hinsichtlich des Managements der Wasserverteilung orientieren sich<br />
diese RBMs überwiegend an normativen Vorgaben für die einzelnen Nutzer (Beispiele sind die<br />
Modelle „RIBASIM“, <strong>Universität</strong> Delft, www.wldelft.nl/soft/ribasim, oder „MIKEBASIN“, in<br />
Jha und Das Gupta, 2003), ohne eine explizite oder implizite ökonomische Optimierung anhand<br />
von Preisen, Kosten und Nutzen durch<strong>zu</strong>führen.<br />
Im Gegensatz <strong>zu</strong> den geographisch orientierten Modellen sind integrierte RBMs mit ökonomischer<br />
Zielrichtung auf Wirtschaftssubjekte und deren organisatorische Einheiten (Farm, Betrieb)<br />
fokussiert. Diese Modelle optimieren typischerweise die (meist nichtlineare) Zielfunktion eines<br />
zentralen Planers unter bestimmten Restriktionen, die sich aus Ressourcen- und Kapitalausstattung,<br />
hydrologischen Gesetzmäßigkeiten und anderen technischen Bedingungen ergeben. Entsprechende<br />
Beispiele sind bei Rosegrant et al. (2000), Ringler und Cai (2003), Ward et al. (2001)<br />
oder Diaz et al. (2000) beschrieben. Auch das von TP B4 verwendete MIVAD-Modell gehört <strong>zu</strong><br />
dieser Variante eines RBM. Der Vorteil dieser Modelle liegt in ihrer relativen Einfachheit, ökonomischen<br />
Transparenz und Stringenz sowie in ihrer Flexibilität, da sie meistens in der Modelliersprache<br />
GAMS (General Algebraic Modelling System) kodiert sind. Diese Modellierungssoftware<br />
ist einfach <strong>zu</strong> erlernen und daher besonders <strong>zu</strong>m wissenschaftlichen „Capacity<br />
Building“ geeignet. Auch ermöglicht die Simplizität der Programmiersprache die relativ einfache<br />
Einbindung von hochskalierten physikalischen, hydrologischen und agronomischen Teilmodellen,<br />
wie es im PK Ma-E.1 von IMPETUS vorgesehen ist.<br />
Einen Kompromiss zwischen GIS-basierten RBMs und nichtlinearen Optimierungsmodellen<br />
stellen Multiagentenmodelle dar (z.B. Izquierdo et al., 2003). Das Ziel besteht darin, nicht nur<br />
„repräsentative Agenten“ in Form von Verhaltensfunktionen wie in herkömmlichen ökonomischen<br />
Modellen ab<strong>zu</strong>bilden, sondern die Interaktion von Einzelakteuren (<strong>zu</strong>m Beispiel von einzelnen<br />
Landwirten innerhalb einer Oase) <strong>zu</strong> simulieren. Multiagentenmodelle stellen jedoch hohe<br />
Anforderungen an Rechenleistung und die Programmierkenntnisse des Anwenders und werden<br />
daher bislang eher im experimentellen Bereich der Simulation verwendet. Dennoch soll die<br />
Ent-wicklung von MIVAD Ideen aus der agentenbasierten Modellierung aufnehmen und umsetzen,<br />
beispielsweise bei der Simulation des Handels von Wassernut<strong>zu</strong>ngsrechten zwischen den<br />
Drâa-Oasen.<br />
Ausführliche Beschreibung des Arbeitsplanes<br />
Die beiden in Deutschland angestellten Mitarbeiter von B4 werden an den PK Ma-E.1 und PK<br />
Ma-E.3 beteiligt sein. Der PK Ma-E.1 (Ökonomische Aspekte des Wassermanagements im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
des Drâa) wird von Teilprojekt B4 schwerpunktmäßig und verantwortlich bearbeitet.<br />
Der Beitrag von B4 <strong>zu</strong> diesem PK ist die(agrar)ökonomische Expertise der Mitarbeiter sowie die<br />
563
564<br />
IMPETUS Teilprojekt B4<br />
bisher gesammelte Erfahrung in der Programmierung und Anwendung von numerischen Simulationsmodellen<br />
für Flussein<strong>zu</strong>gsgebiete. Ein spezieller Gesichtspunkt des nichtlandwirtschaftlichen<br />
Wasserverbrauches wird im Rahmen der Mitarbeit an PK Ma-E.3 bearbeitet, welcher sich<br />
mit den ökonomischen und wasserrelevanten Aspekten des Tourismus im Drâa-Tal beschäftigt.<br />
Schließlich wird sich Teilprojekt B4 intensiv an der Konzeption, Entwicklung und Anwendung<br />
eines teilprojektübergreifenden „Decision Support Systems“ (DSS) beteiligen.<br />
Das bislang in IMPETUS verwendete MIVAD-Modell soll im Lauf der dritten Phase an den aktuellen<br />
Forschungsstand angepasst werden. Dies betrifft vor allem die enthaltenen Pflanzenwachstumsfunktionen<br />
in der Bewässerungslandwirtschaft. Aber auch die Grundwasserkomponente<br />
wird auf der Basis entsprechender hydrogeologischer Untersuchungen den tatsächlichen<br />
Gegebenheiten im Untersuchungsgebiet angepasst werden. Es wurde mit einer dynamischen<br />
Formulierung des Modells begonnen, mit welcher es möglich sein wird, Simulationen bis in das<br />
Jahr 2020 durch<strong>zu</strong>führen. Die Modellierung ökonomischer Dynamik ist sehr anspruchsvoll und<br />
daher noch nicht Bestandteil der bislang verwendeten ökonomisch orientierten RBMs. Darüber<br />
hinaus wird die Validierung des Programmierungsmodells eine wichtige Rolle spielen. Dies soll<br />
<strong>zu</strong>m einen durch die Verbesserung der Datenbasis im Modul Oasenlandwirtschaft erreicht werden,<br />
wo<strong>zu</strong> derzeit eine Befragung von Landwirten <strong>zu</strong> ihren Produktionskosten und –erlösen stattfindet.<br />
Darüber hinaus ist es notwendig, den nichtlinearen Programmierungsansatz dergestalt <strong>zu</strong><br />
modifizieren, dass das Optimierungsmodell die Referenzsituation hinreichend genau wiedergibt,<br />
anstatt von vorneherein eine eher hypothetische Optimallösung <strong>zu</strong> generieren. Dies soll mit der<br />
Modifikation des Modells durch Methoden wie der Positiven Mathematischen Programmierung<br />
(PMP, Howitt, 1995; Heckelei und Britz, 2005) geschehen.<br />
Im ersten Jahr der dritten Phase werden der „Stakeholder“- und Politikdialog in Marokko <strong>zu</strong>r<br />
Identifizierung von Interventionsszenarien im Vordergrund der Aktivitäten von B4 stehen. Zu<br />
Beginn wird auch ein marokkanischer Nachwuchswissenschaftlers rekrutiert werden, für den<br />
auch ein detailliertes Arbeitsprogramm erarbeitet werden muss. Die statistische Auswertung der<br />
Befragung im Drâa-Tal und Verbesserung der Datengrundlage im MIVAD Model sowie Expertengespräche<br />
<strong>zu</strong>r besseren Beurteilung der Ergebnisse sind ein weiterer Meilenstein im ersten<br />
Jahr. Wichtig für die Weiterentwicklung des MIVAD-Modells ist die Integration eines verbesserten<br />
hydrologischen Moduls (gemeinsam mit der Hydrogeologie), sowie die Transformation<br />
von MIVAD in ein dynamisches Modell. Gleichzeitig wir die Integration von MIVAD in ein<br />
teilprojektübergreifendes IMPETUS-DSS beginnen.<br />
Im zweiten Jahr (2007) werden Analysen <strong>zu</strong> jeweiligen Interventionsszenarien und Erarbeitung<br />
von Politikpapieren <strong>zu</strong>m Wassermanagement beginnen. Wichtig ist hier die Kommunikation der<br />
angewandten Forschungsergebnisse im strukturierten Politikdialog im Rahmen des „Capacity
Teilprojekt B4 IMPETUS<br />
Building“. Die Arbeit am MIVAD-Modell wird fortgesetzt mit der Integration eines verbesserten<br />
Pflanzenertragsmoduls (mit der Agronomie), der Integration von Salinität in das MIVAD<br />
Model (mit Hydrogeologie, Agronomie). Die Integration von MIVAD in ein teilprojektübergreifendes<br />
IMPETUS-DSS wird fortgesetzt.<br />
Im dritten Jahr (2008) werden weitere Analysen <strong>zu</strong> den jeweiligen Interventionsszenarien und<br />
Erarbeitung von Beratungspapieren <strong>zu</strong>m Wassermanagement fortgeführt, und der strukturierte<br />
Politikdialog fortgesetzt. Gleichzeitig sollen Trainingsworkshops in Marokko <strong>zu</strong>r angewandten<br />
Modellierung mit MIVAD im Rahmen des „Capacity Building“ angeboten und durchgeführt<br />
werden. Die Modellierungsarbeit wird fortgesetzt mit der Integration von Tourismus in das<br />
MIVAD Model, womit auch im Wesentlichen ein Abschluss Modellentwicklung von MIVAD<br />
erreicht sein dürfte. Gleichzeitig wird B4 an der Anwendung des teilprojektübergreifenden<br />
IMPETUS-DSS auf konkrete Politikfragestellungen teilnehmen.<br />
Im 4. und letzten Jahr (bis 30. April 2009) wird MIVAD an die marokkanischen Partner übergeben.<br />
Des Weiteren werden der Abschluss der Dissertation von Frau Heidecke <strong>zu</strong>m Wassermanagement<br />
im Drâa-Tal sowie das Verfassen des Endberichts das Arbeitsprogramm abschließen.<br />
Capacity Building<br />
Die Weitergabe von Methoden und Ergebnissen im Rahmen des „Capacity Building“ werden<br />
einen zentralen Bestandteil der Arbeit in der dritten Phase von IMPETUS darstellen. Elemente<br />
des „Capacity Building“ durch Teilprojekt B4 werden auf drei aufeinander aufbauenden Ebenen<br />
vorgeschlagen:<br />
1. Wissenschaftliche Ebene: Die Ausbildung marokkanischer Nachwuchswissenschaftler<br />
während der gesamten Laufzeit der dritten Phase (Diplomanden, Doktoranden an marokkanischen<br />
<strong>Universität</strong>en) ist eine wichtige Vorrausset<strong>zu</strong>ng für den erfolgreichen Transfer<br />
von wissenschaftlich basierten DSS in das Partnerland.<br />
2. Politische Ebene: Ein strukturierter Politikdialog mit regionalen und nationalen Entscheidungsträgern<br />
soll die Forschungs- und Simulationsergebnissen der angewandten wissenschaftlichen<br />
Arbeit auf der politischen Ebene kommunizieren. Vorausset<strong>zu</strong>ng hierfür ist<br />
die Orientierung der <strong>zu</strong> analysierenden Interventionsszenarien an konkreten Entscheidungserfordernissen<br />
sowie die intensive Einbindung von marokkanischen Wissenschaftlern<br />
bei der Analyse.<br />
3. Administrative Ebene: Das Training in modellgestütztem Wassermanagement in Flussein<strong>zu</strong>gsgebieten<br />
für Mitarbeiter der einschlägigen Behörden und Entscheidungsgremien<br />
(Agence du Bassin, DRH, ORMVAO und andere „Stakeholder“) bildet den Schlussstein<br />
565
566<br />
IMPETUS Teilprojekt B4<br />
des „Capacity Building“. Vorausset<strong>zu</strong>ng für den Erfolg ist ein intensives „Capacity Building“<br />
im wissenschaftlichen Bereich sowie ein erfolgreicher Politikdialog.<br />
Stellenbeschreibungen mit Zeitplan<br />
Bearbeiter „Wassersektormodellierung“<br />
Dr. Arnim Kuhn ist seit Januar 2005 bei IMPETUS im Bereich Agrarökonomie im Rahmen einer<br />
BAT Ib-Stelle beschäftigt, wobei er ¼ seiner Arbeitszeit für B4 einsetzt. Dr. Kuhn verfügt über<br />
umfangreiche Erfahrung in numerischer agrarökonomischer Modellierung. Im Rahmen seiner<br />
Dissertation hat er ein regional differenziertes gesamtwirtschaftliches Modell für Russland erstellt<br />
(Kuhn, 2001). Ab 2001 hat er am Lehrstuhl für Agrarpolitik der <strong>Universität</strong> Bonn ein<br />
Weltagrarhandelsmodell (WATSIM) übernommen und weiterentwickelt (Kuhn, 2003). Im Rahmen<br />
seiner Tätigkeit als Mitglied der Deutschen Beratergruppe Wirtschaft bei der Ukrainischen<br />
Regierung hat er für die Ukraine ein regionalisiertes Agrarsektormodell entwickelt und im Politikdialog<br />
erfolgreich eingesetzt (Kuhn, 2004). Darüber hinaus ist Dr. Kuhn ausgebildeter Landwirt<br />
mit mehrjähriger praktischer Erfahrung, was ihm bei der Einschät<strong>zu</strong>ng von Landnut<strong>zu</strong>ngssystemen<br />
und dem Dialog mit Landwirten vor Ort <strong>zu</strong>gute kommt.<br />
Als Verantwortlicher für den PK Ma-E.1 ist sein Schwerpunkt die Weiterentwicklung und politikrelevante<br />
Anwendung des Wassermanagementmodells MIVAD. Außerdem ist Dr. Kuhn leitender<br />
Wissenschaftler für B4. In dieser Funktion koordiniert er die wissenschaftlichen Aktivitäten<br />
in den beiden Teilprojekten (Betreuung von Doktoranden, Informations- und Gedankenaustausch,<br />
Verwaltung des TP-Budgets gemeinsam mit den Antragstellern). Für ihn ist eine 1 /4 BAT<br />
Ib-Stelle vorgesehen.<br />
In der dritten Phase wird Dr. Kuhn im Rahmen von Teilprojekt B4 die Arbeit von Claudia Heidecke<br />
sowie eines noch nicht benannten Nachwuchswissenschaftlers in Marokko im Rahmen der<br />
Doktorandenbetreuung unterstützen. Die Erstellung und Kommunikation von politikrelevanten<br />
Publikationen in Marokko im Rahmen des Wissenstransfers und „Stakeholder“-Dialogs wird eine<br />
weitere Tätigkeit darstellen. Die Zusammenarbeit mit anderen Teilprojekten von IMPETUS<br />
bei der Einrichtung von „Decision Support Systems“ ist ebenso integraler Bestandteil wie das<br />
„Capacity Building“ in Marokko durch themenorientierte Politik- und methodenorientierte Trainingsworkshops.<br />
Schließlich ist Herr Kuhn verantwortlich für die Erstellung von Projektberichten<br />
und wissenschaftlichen Publikationen.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ „Stakeholder“- und Politikdialog in Marokko <strong>zu</strong>r Identifizierung von Interventionsszenarien<br />
(„Capacity Building“)
Teilprojekt B4 IMPETUS<br />
⇒ Rekrutierung eines/r marokkanischen Nachwuchswissenschaftlers/in, Erarbeitung eines Arbeitsprogramms<br />
(„Capacity Building“)<br />
⇒ MIVAD-Modellentwicklung<br />
⇒ Mitarbeit an der Entwicklung eines teilprojektübergreifenden IMPETUS-DSS<br />
⇒ Betreuung von Doktoranden<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Analysen <strong>zu</strong> jeweiligen Interventionsszenarien, Erarbeitung von Politikpapieren <strong>zu</strong>m Wassermanagement<br />
⇒ Kommunikation der angewandten Forschungsergebnisse im strukturierten Politikdialog<br />
(„Capacity Building“)<br />
⇒ MIVAD-Modellentwicklung<br />
⇒ Mitarbeit an der Entwicklung eines teilprojektübergreifenden IMPETUS-DSS<br />
⇒ Betreuung von Doktoranden<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Weitere Analysen <strong>zu</strong> jeweiligen Interventionsszenarien und Erarbeitung von Beratungspapieren<br />
<strong>zu</strong>m Wassermanagement<br />
⇒ Fortset<strong>zu</strong>ng des strukturierten Politikdialoges („Capacity Building“)<br />
⇒ Durchführung von Trainingsworkshops in Marokko <strong>zu</strong>r angewandten Modellierung mit<br />
MIVAD („Capacity Building“)<br />
⇒ Abschluss Modellentwicklung MIVAD<br />
⇒ Mitarbeit bei der Anwendung des teilprojektübergreifenden IMPETUS-DSS<br />
⇒ Betreuung von Doktoranden<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Übergabe des MIVAD-Modells an marokkanische Partner<br />
⇒ Verfassen des Endberichts<br />
Bearbeiter „Wassermanagement“<br />
Für die nachfolgend beschriebenen Tätigkeiten ist eine 1 /2 BAT IIa-Stelle für Frau Claudia Heidecke<br />
als Wissenschaftliche Angestellte vorgesehen. Frau Heidecke hat sich während ihrer Diplomarbeit,<br />
die im Rahmen von IMPETUS in Benin stattfand, ausführlich mit Wassermanagement<br />
in Westafrika auseinander gesetzt (Heidecke, 2005). Während eines 3-monatigen Praktikums in<br />
Benin bei der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) im Jahre 2003<br />
konnte sie Erfahrungen im Bereich von Befragungen und deren Auswertung sammeln. Im Rahmen<br />
ihrer Arbeit in Marokko wird Frau Heidecke hauptsächlich im PK Ma-E.1 engagiert sein,<br />
der auf die Weiterentwicklung des MIVAD-Modells zielt. Darüber hinaus arbeitet sie im PK<br />
567
568<br />
IMPETUS Teilprojekt B4<br />
Ma-E.3 mit, um gemeinsam mit dem Teilprojekt B5 die Bedeutung des Tourismus im Drâa-Tal<br />
hinsichtlich Wertschöpfung und Wasserverbrauch modellgestützt <strong>zu</strong> untersuchen.<br />
In der dritten Phase wird Frau Heidecke für das Wassermanagementmodell MIVAD verantwortlich<br />
sein. Ziel ist die Weiterentwicklung von MIVAD <strong>zu</strong> einem Managementtool, welches die<br />
Durchführung von Analysen und Simulationen von Interventionsszenarien (technische Innovationen,<br />
Politikalternativen) gemeinsam mit den marokkanischen Partnern ermöglicht. Da<strong>zu</strong> wird<br />
eine Aktualisierung und Validierung des MIVAD Modells vorgenommen, sowie die Weiterentwicklung<br />
des Modells im Einklang mit dem aktuellen Forschungsstand von River Basin Modellen<br />
sowie den übergeordneten Forschungszielen von IMPETUS. Ein weiterer Schwerpunkt ist<br />
die verstärkte Zusammenarbeit mit anderen IMPETUS Teilprojekten besonders im Austausch<br />
und in der Integration von weiteren Modulen in das MIVAD Modell sowie die Einrichtung eines<br />
„Decision Support Systems“.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ statistische Auswertung der Befragung im Drâa-Tal und Verbesserung der Datengrundlage<br />
im MIVAD Model, Expertengespräche <strong>zu</strong>r besseren Beurteilung der Ergebnisse<br />
⇒ Transformation von MIVAD in ein dynamisches Modell<br />
⇒ Integration eines verbesserten hydrologischen Moduls (mit Hydrologie)<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Integration eines verbesserten Pflanzenertragsmoduls (mit Agronomie)<br />
⇒ Integration von Salinität in das MIVAD Model (mit Hydrogeologie, Agronomie)<br />
⇒ Mitarbeit bei Durchführung von Modelling-Workshops in Marokko („Capacity Building“)<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Integration von Tourismus in das MIVAD Model<br />
⇒ Mitarbeit bei Seminaren in Marokko <strong>zu</strong> Wassermanagement („Stakeholder“-Dialog)<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Abschluss Dissertation <strong>zu</strong>m Wassermanagement im Drâa-Tal<br />
⇒ Erstellung des Endberichts<br />
SHK „Wassermanagement“<br />
Zur Unterstüt<strong>zu</strong>ng der wissenschaftlichen Arbeit im Bereich Wassermanagement ist die Beschäftigung<br />
einer studentischen Hilfskraft im Rahmen einer SHK-Stelle vorgesehen. Arbeitsinhalte<br />
sind die Aufbereitung von erhobenen Daten, die Datenverwaltung, Literaturrecherche sowie die<br />
sprachliche Redaktion von Publikationen. In der laufenden Projektphase konnte eine deutschfranzösischsprachige<br />
Studentin der Ernährungswissenschaften für diese Tätigkeiten gewonnen<br />
werden.
Teilprojekt B4 IMPETUS<br />
Tabelle der im Teilprojekt verwendeten Abkür<strong>zu</strong>ngen und Akronyme<br />
Abkür<strong>zu</strong>ng Erklärung<br />
DRH Direction Régionale de l’Hydraulique<br />
GTZ Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit<br />
MIVAD Modèle Intégrée du Vallée du Drâa<br />
ORMVAO Office Régional de Mise en Valeur Agricole Ouarzazate<br />
RBM River Basin Model<br />
Im Text zitierte Literatur<br />
Cai, X., McKinney, D.C. und Lasdon, L.S., 2003: Integrated Hydrologic-Agronomic-Economic Model for River Basin Management.<br />
Journal of Water Resources Planning and Management, January/February 2003.<br />
Decaluwé, B.; Patry, A. : Savard, L. (1997): Quand l’eau n’est plus un don du ciel: Un MEGC appliqué au Maroc. Cahier de<br />
recherche 9716. Département d’économie, Université Laval, Canada.<br />
http://www.ecn.ulaval.ca/w3/recherche/cahiers/1997/9716.pdf<br />
Diaz, G.E., Brown, T.C., und Sveinsson, O., 2000: AQUARIUS: A Modeling System for River Basin Water Allocation. USDA<br />
Forest Service: General Technical Report.<br />
Howitt, R.E., 1995: A Calibration Method for Agricultural Economic Production Models. In: Journal of Agricultural Economics<br />
46: 147-159.<br />
Izquierdo, L.R., Gotts, N.M. and Polhill, J.G., 2003: FEARLUS-W: An Agent-Based Model of River Basin Land Use and Water<br />
Management. The Macaulay Institute.<br />
Heckelei, T., Britz, W., 2005: Models based on Positive Mathematical Programming: State of the Art and Further Extensions.<br />
89th EAAE Seminar, Modelling agricultural policies: state of the art and new challenges. Department of Economics,<br />
Faculty of Economics – Parma, 3rd - 5th February 2005. Department of Economics – University of Parma, Parma, Italy<br />
Jha, M. K. and Das Gupta, A., Application of Mike Basin for Water Management Strategies in a Watershed (2003), Water International,<br />
Vol. 28, No. 1, p. 27 - 35.<br />
Kuhn, A., 2001: Handelskosten und regionale (Des-)Integration: Russlands Agrarmärkte in der Transformation. Dissertation,<br />
Landwirtschaftliche Fakultät, <strong>Universität</strong> Bonn.<br />
Kuhn, A., 2003: From World Market to Trade Flow Modelling – the Re-Designed WATSIM Model. WATSIM AMPS – Applying<br />
and Maintaining the Policy Simulation Version of the World Agricultural Trade Simulation Model: Final Report. Institute<br />
for Agricultural Policy, University of Bonn.<br />
http://www.agp.uni-bonn.de/agpo/rsrch/watsim/watsim-amps-report.pdf<br />
Kuhn, A., 2004: RASMU: Regional Agricultural Sector Model for Ukraine. IER Working Paper No. 27, Kiev, November 2004.<br />
(http://www.ier.kiev.ua/English/WP/2004/wp2004_eng.cgi)<br />
Ringler, C. und Cai, X., 2003: Addressing Environmental Water Values in An integrated Economic- Hydrological River Basin<br />
Modeling Framework. Paper prepared for the workshop on ‘Integrated Environmental Impact into Water Allocation<br />
Models for the Mekong River Basin’ in Ho Chi Minh City, 15 December, 2003.<br />
Rosegrant, M.W., Ringler, C., McKinney, D.C., Cai, X., Keller, A., Donoso, G. (2000): Integrated economic-hydrologic water<br />
modelling at the basin scale: the Maipo river basin, Washington, D.C.<br />
Ward, F.A. et al, 2001: Institutional Adjustment for coping with prolonged and severe drought in the Rio Grande Basin. Technical<br />
Completion Report.<br />
Veröffentlichungen im Rahmen von IMPETUS seit 2003<br />
Kuhn, A., Schmidt, T., Heidecke, C., 2005: Economic Aspects of Water Management in the Drâa Region of Southeast Morocco.<br />
Paper contributed to the Tropentag 2005, University of Hohenheim, Germany<br />
M'barek, R.; Schmidt, T.; Koll, M., 2004: Hydro-Econonomic Modelling in Southeast Morocco. Deutscher Tropentag 2004:<br />
Rural Poverty Reduction through Research for Development and Transformation, Book of Abstracts, Humboldt-<br />
<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> Berlin, p. 359.<br />
Heidecke, C, 2005: Development and Evaluation of a regional Water Poverty Index in Benin. Discussion Paper. International<br />
Food Policy Research Institute. Washington D.C. (forthcoming)<br />
569
Teilprojekt B5 IMPETUS<br />
Teilprojekt B5<br />
Soziokultureller Wandel und Wassernut<strong>zu</strong>ng im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Drâa<br />
Antragsteller: Fach<br />
Prof. Dr. M. Rössler (Koordinator)<br />
Institut für Völkerkunde, <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong><br />
Bearbeitet werden in dem Teilprojekt die folgenden Problemkomplexe:<br />
Ethnologie:<br />
Ökonomisch, soziopolitisch,<br />
kognitiv, demographisch<br />
Nr. Titel des Problemkomplexes<br />
PK Ma-E.2 Agronomische Anbaustrategien im Drâa-Tal bei Wasserknappheit<br />
PK Ma-E.3 Tourismus: Integration eines neuen Wirtschaftsbereichs bei knappen Ressourcen<br />
in den touristischen Schwerpunktregionen Ouarzazate, Dadestal und Zagora-<br />
M’Hamid (Federführung)<br />
PK Ma-H.2 Wechselwirkungen zwischen Wassernut<strong>zu</strong>ngsstrategien und den Grundwasserund<br />
Bodenverhältnissen im mittleren Drâa-Tal<br />
PK Ma-G.1 Bevölkerungsdynamik im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Drâa (Federführung)<br />
PK Ma-G.2 Wasser- und Weidenut<strong>zu</strong>ng im Spannungsfeld zwischen traditionellen Entscheidungsprozessen<br />
und staatlichen Institutionen (Federführung)<br />
PK Ma-L.1 Strategien der Landnut<strong>zu</strong>ng unter limitierten Wasserressourcen im zentralen Hohen<br />
Atlas (Federführung)<br />
Zusammenfassung<br />
Der soziokulturelle und ökonomische Wandel und die damit einhergehenden Veränderungen des<br />
Wasserverbrauchs und der Wassernut<strong>zu</strong>ng bilden weiterhin den zentralen Arbeitsbereich von<br />
B5. Sozialer Wandel, die Änderungen der demographischen Verhältnisse sowie die von der loka-<br />
len Bevölkerung praktizierten Strategien der Alltagsbewältigung können als maßgebliche An-<br />
triebskräfte innerhalb der Bearbeitung von Problemkomplexen und Szenarien angesehen wer-<br />
den. Darüber hinaus beeinflussen soziale und kulturelle Faktoren die Antriebskräfte der wirt-<br />
schaftlichen Entwicklung und Erneuerung sowie des institutionellen Wandels. Dementsprechend<br />
breit ist das Spektrum der für die Modell- und Szenarienentwicklung von B5 (mit)bearbeiteten<br />
Problemkomplexen:<br />
Der unter ethnologischer Leitung stehende PK Ma-L.1 „Strategien der Landnut<strong>zu</strong>ng unter limitierten<br />
Wasserressourcen im Zentralen Hohen Atlas" untersucht die Verfügbarkeit und Nut<strong>zu</strong>ng<br />
des Wassers bezogen auf unterschiedliche anthropogene, ökologische und naturräumliche Be-<br />
571
572<br />
IMPETUS Teilprojekt B5<br />
dingungen. Die tatsächliche Wasserverfügbarkeit für den einzelnen Nutzer wird dabei als ein<br />
Produkt aus der physikalischen Verfügbarkeit des Wassers und sozial unterschiedlich kontrollierten<br />
Regelungen des Zugangs verstanden. Diese Wechselbeziehung gilt analog auch für die<br />
Weidewirtschaft, bei der die Qualität der Weideflächen ein wichtiges Nut<strong>zu</strong>ngskriterium bildet.<br />
Für die Qualität der Weiden ist, neben der natürlichen Regeneration der Vegetation, der sozial<br />
kontrollierte Zugang <strong>zu</strong> den Ressourcen und damit der Weidedruck von Bedeutung. Bei der Erarbeitung<br />
eines auch von lokalen Akteuren <strong>zu</strong> betreibenden DSS ist eine Einbindung indigener<br />
Wissenssysteme und sozialer Regeln wichtig. Die Einbeziehung demographischer Informationen,<br />
die von PK Ma-G.1 <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt werden, ist notwendig, da neben klimatisch und „sozial"<br />
bedingten Veränderungen des verfügbaren Wassers und der Weiden auch die Veränderung<br />
der Bevölkerungsstruktur Einfluss auf mögliche Strategien hat.<br />
Die ethnologische Mitarbeit im PK Ma-E.2 „Landwirtschaftliche Anbaustrategien in den Drâa-<br />
Oasen bei Wasserknappheit” findet in der Pilotgemeinde Ouled Yaoub statt und bezieht sich auf<br />
die Analyse landwirtschaftlicher Anbau- und Wasserverbrauchsstrategien. Ergänzt wird diese<br />
Arbeit durch die Mitarbeit im PK Ma-H.2 „Wechselwirkungen zwischen Wassernut<strong>zu</strong>ngsstrategien<br />
und den Grundwasser- und Bodenverhältnissen im mittleren Drâa-Tal”, in dessen Zentrum<br />
Untersuchungen <strong>zu</strong>m häuslichen Wasserverbrauch und <strong>zu</strong>m lokalen Wissen der Nutzer bezüglich<br />
der Ressource Wasser stehen. Die Ergebnisse der Studie fließen in die Entwicklung des Expertenmodells<br />
<strong>zu</strong>m häuslichen Wasserverbrauch CEM Drâa („Consommation d’eau menagère<br />
Drâa“) ein.<br />
Im PK Ma-G.1 „Bevölkerungsdynamik im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Drâa” werden die drei essentiellen<br />
Komponenten der Bevölkerungsdynamik Fertilität, Mortalität und Migration innerhalb sozioökonomischer<br />
Szenarien untersucht. Hier<strong>zu</strong> wird sowohl das numerische Modell Spectrum/<br />
DemProj benutzt, in das quantitativ erfassbare Daten wie Altersstruktur und Bevölkerungsgröße<br />
einfließen, als auch ein qualitatives Expertenmodell <strong>zu</strong> Bevölkerung und Migration entwickelt.<br />
Durch die Kombination beider Modelle kann die komplexe Realität besser erfasst werden.<br />
Die Mitarbeiter im PK Ma-G.2 untersuchen Entscheidungsprozesse, die sich auf den Zugang <strong>zu</strong><br />
kollektiven natürlichen Ressourcen beziehen. Auch die möglichen Einflüsse der demographischen<br />
Veränderungen auf traditionelle Institutionen und deren Entscheidungen in Fragen der<br />
Landnut<strong>zu</strong>ng werden in die Untersuchung einbezogen. Ein Werkzeug <strong>zu</strong>r Institutionenanalyse<br />
wird auf die bereits in den vergangenen Phasen im Drâa-Tal erhobenen Daten <strong>zu</strong> lokalen und<br />
staatlichen Institutionen <strong>zu</strong>rückgreifen und exemplarisch die Komplexität der Interaktionen verschiedener<br />
Akteure darstellen. Entwicklung und Zustand der Nut<strong>zu</strong>ngsmuster unterschiedlicher<br />
Weidegebiete werden mit dem MOVEG Drâa-Modell (siehe TP B3) erstellt und mit Daten <strong>zu</strong>r<br />
demographischen Entwicklung korreliert. Als Ergebnis soll die aktuelle und <strong>zu</strong>künftige Ressour-
Teilprojekt B5 IMPETUS<br />
cenbelastung dargestellt werden, um daraus potenzielle Konfliktfelder und Konfliktregionen ableiten<br />
<strong>zu</strong> können.<br />
Die Entwicklung des (Wüsten-) Tourismus während der letzten Jahrzehnte, und darauf aufbauend<br />
die Interpolation auf <strong>zu</strong>künftige Entwicklungen mit einer Zunahme des Wasserverbrauchs,<br />
ist Gegenstand von PK Ma-E.3. Zwar bietet der Tourismus als wichtigster Wirtschaftszweig neben<br />
der Landwirtschaft neue Einkommensmöglichkeiten, doch verschärft er auch die Konkurrenz<br />
um knappe Wasserressourcen. In PK Ma-E.3 werden vor dem Hintergrund übergreifender Potenziale<br />
der Wirtschaft im Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet die Relation zwischen Wassereinsatz und wirtschaftlichem<br />
Nutzen des Tourismus sowie Prognosen für <strong>zu</strong>künftige Entwicklungen thematisiert,<br />
um diese Aussagen mit Daten <strong>zu</strong>r Wasserverfügbarkeit ab<strong>zu</strong>gleichen und dadurch angemessene<br />
wirtschaftliche Strategien <strong>zu</strong> identifizieren.<br />
Weiterentwicklung im Stand der Wissenschaft seit 2003<br />
Die Forschungen während der zweiten Phase bestätigten, dass vielfältige soziale Institutionen<br />
die Nut<strong>zu</strong>ng und Verteilung von Wasser leiten, so dass die Kontrolle dieser Ressource primär als<br />
sozial und politisch ausgehandelt <strong>zu</strong> verstehen ist (s. Ilahiane, 1999; Lefébure, 1979). Wasserverfügbarkeit<br />
ist so nicht nur als naturräumliches Phänomen <strong>zu</strong> betrachten, sondern auch als sozial<br />
und politisch gesteuerter Prozess. In diesem Rahmen bergen vor allem soziale und ökonomische<br />
Ungleichheiten widersprüchliche Interessen von Individuen und Gruppen (s. Leveau, 1985;<br />
Hammoudi, 1985). Auch bei der Analyse von lokalen Entscheidungsfindungsprozessen und lokalen<br />
ökonomischen Strategien, die in zwei Problemkomplexen bearbeitet werden, bilden die<br />
Prinzipien der lokalen sozialen Stratifikation und indigene soziale Bewertungen wichtige Größen<br />
der hier <strong>zu</strong>grunde liegenden Prozesse. Soziale Differenzierungen, einschließlich ihrer Bezüge <strong>zu</strong><br />
Boden- und Wassernut<strong>zu</strong>ngsrechten, beeinflussen entscheidend die Ressourcennut<strong>zu</strong>ng (vgl.<br />
Little, 1985, 1992; Steinmann, 1993).<br />
Ethnologische Arbeiten aus den letzten Jahren, die sich mit dem Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet beschäftigen,<br />
sind, abgesehen von den Forschungen in IMPETUS, selten. Bei zwei kulturgeographischen<br />
Arbeiten stehen Konflikte um Wasser und Land im Mittelpunkt, wobei sowohl aus theoretischer<br />
Perspektive (Müller-Mahn, 2001) als auch aufgrund eigener Untersuchungen im Hohen Atlas<br />
(Graefe, 2005) von einem steigenden Konfliktpotenzial bei <strong>zu</strong>nehmender Ressourcenverknappung<br />
ausgegangen wird. Diese Ergebnisse ergänzen die von Barbara Casciarri in der <strong>zu</strong>rückliegenden<br />
Phase bei den Aït Unzâr Nomaden in Südostmarokko gewonnenen Erkenntnisse. Der<br />
Zugang <strong>zu</strong> Ressourcen, vor allem <strong>zu</strong>m knappen Wasser, war immer umstritten, und zwar nicht<br />
nur zwischen verschiedenen Gemeinschaften, sondern auch innerhalb der jeweiligen Gruppe.<br />
Das Funktionieren und Zusammenwirken lokaler und staatlicher Institutionen, das einen<br />
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574<br />
IMPETUS Teilprojekt B5<br />
Schwerpunkt der Untersuchungen von Claudia Liebelt bildete (Liebelt, 2003), ist deshalb ein<br />
wichtiger Bestandteil von angepassten Managementstrategien. Die Ergebnisse beider Studien<br />
werden in die im PK Ma-G.2 <strong>zu</strong> entwickelnde Institutionenanalyse einfließen.<br />
Arbeiten <strong>zu</strong>m Tourismus in Südmarokko sind in aller Regel stark deskriptiv angelegt (Biernert,<br />
1998) und beschränken sich thematisch <strong>zu</strong>meist auf wirtschaftliche Zusammenhänge (Zakar,<br />
1996; Popp, 1999). Interessante Ansätze, die auch die touristische Ressourcennut<strong>zu</strong>ng betrach-<br />
ten, bieten nur wenige Arbeiten, wobei der Wasserverbrauch auch hier ein Randthema bleibt<br />
(Baumgartner und Leuthold, 2003; Jäggi, 1994). Ein Schwerpunkt der Tourismusstudie, die im<br />
September 2004 begann, war deshalb die mit dem Tourismus verbundene Nut<strong>zu</strong>ng von Ressour-<br />
cen. Die Anbieterseite wurde durch Interviews, Beobachtung sowie eine systematische Kartie-<br />
rung aufgenommen. Als zentrale touristische Wasserverbraucher bilden Hotels, Campingplätze<br />
und Pensionen den Kern der Untersuchung. Verkehrszählungen und Befragungen von Touristen<br />
geben Aufschluss über die Nachfragerseite und ergänzen die offiziellen Zahlen des Tourismus-<br />
ministeriums. Erste Aussagen <strong>zu</strong> Arbeitsplätzen und wirtschaftlichen Strukturen, <strong>zu</strong>r touristi-<br />
schen Erschließung, <strong>zu</strong>m Wasserverbrauch nach touristisch genutzten Teilregionen, sowie <strong>zu</strong><br />
den derzeitigen Reisetrends liegen vor. Hypothesen <strong>zu</strong> Gewinnmöglichkeiten und Rückflüssen,<br />
<strong>zu</strong>r Herkunft der Investitionsgelder und <strong>zu</strong>r Integration anderer Wirtschaftsbereiche werden<br />
während der letzten Forschungsphase im Frühjahr 2006 präzisiert.<br />
Dass die Arbeitsmigration angesichts der anhaltenden Dürreperioden als Hauptstrategie <strong>zu</strong>r Einkommensgenerierung<br />
angesehen werden kann, hat sich bestätigt. Seit der Unabhängigkeit Marokkos<br />
nahm sie beständig <strong>zu</strong> (Mter, 1997; Büchner, 1986; Ait Hamza, 1998). Da es im Untersuchungsgebiet<br />
auch weiterhin keine detaillierten Fallstudien <strong>zu</strong> den sozio-ökonomischen Auswirkungen<br />
der Arbeitsmigration vor allem junger Männer auf Dorf- und Familienebene gibt, wurde<br />
die bipolare Untersuchung <strong>zu</strong>r nationalen Migration fortgesetzt (s. Kerzazi, 2003). Die komplexen<br />
Faktorenbündel, die <strong>zu</strong>r Migrationsentscheidung führen, wurden ebenso untersucht wie die<br />
Veränderungen im hierarchisch gegliederten sozialen System. Ein Schwerpunkt lag hierbei auf<br />
der Analyse des Wandels der Besitzverhältnisse an Land- und Wasserrechten der verschiedenen<br />
ethnischen Gruppen. Im familiären Rahmen führt die Migration <strong>zu</strong> komplexen Veränderungen in<br />
den Alters- und Geschlechterbeziehungen und <strong>zu</strong>m Wandel von Autoritäts- und Machtstrukturen.<br />
Eine lokale Untersuchung <strong>zu</strong>m traditionellen und modernen Bewässerungssystem ergab, dass<br />
aufgrund der anhaltenden Dürreperioden die Landwirte ihren Wasserbedarf <strong>zu</strong>r landwirtschaftlichen<br />
Produktion mit Wasser aus den Ablässen des Staudamms (Lâchers) nicht decken können.<br />
Die Strategie, fast ausschließlich Grundwasser durch Motorpumpenbewässerung <strong>zu</strong> nutzen, führte<br />
in den letzten Jahrzehnten <strong>zu</strong> einer starken Absenkung des Grundwasserspiegels, so dass die<br />
Instandhaltungs- und Vertiefungskosten für den Brunnen sowie die monatlichen Kosten <strong>zu</strong>r
Teilprojekt B5 IMPETUS<br />
Betreibung der Pumpe den finanziellen Rahmen vieler Bauern überschreiten. Sie müssen deshalb<br />
andere einkommensgenerierende Strategien wie die Arbeitsmigration entwickeln (siehe Beitrag<br />
im Marokko Atlas “Case Study Ouled Yaoub”, Mai 2005). Eine GIS-basierte Karte der Dorfund<br />
Feldbrunnenverteilung sowie der landwirtschaftlichen Anbaufläche des Dorfes Ouled Yaoub<br />
wurde fertig gestellt und dient den Problemkomplexen PK Ma-E.2, PK Ma-H.2 und PK<br />
Ma-G.1 als Arbeitsgrundlage.<br />
Da bisher vergleichende Untersuchungen <strong>zu</strong> lokalen Land- und Wassernut<strong>zu</strong>ng im Hohen Atlas<br />
fehlten, wurden die detaillierten Untersuchungen <strong>zu</strong>r Sozialstruktur und <strong>zu</strong> indigenen Strategien<br />
der Wassernut<strong>zu</strong>ng im Assif Ait Ahmed fortgesetzt. Unter Mitarbeit von Teilprojekt B3 wurde<br />
die Erfassung von Feldsystemen sowie Anbau- und Bewässerungsstrategien fortgesetzt. Sie sind<br />
inzwischen weitgehend abgeschlossen. Auf Grundlage der hier gewonnene Daten konnten vergleichende<br />
Untersuchungen in weitern Orten der Pilotgemeinde („commune“) Ighril N'Mgoun<br />
begonnen werden. Allein aufgrund der ethnologischen Erhebungen lassen sich drei Regionen<br />
unterschiedlicher Wasserverfügbarkeit innerhalb der Commune Ighril N'Mgoun konstruieren, die<br />
jeweils andere Nut<strong>zu</strong>ngsmuster aufweisen. Vor allem bei den in der Hochebene von Taoughgalt<br />
gelegenen Dörfern ist die Lage eines Ortes als Ober- oder Unterlieger und die bestehenden (oder<br />
nicht bestehenden) Beziehungen zwischen den Orten mit entscheidend für die Verfügbarkeit von<br />
Wasser für die Landwirtschaft. Durch die Vielfalt der naturräumlichen und sozialen Beziehungen<br />
in der gewählten Region können die erhobenen Daten als beispielhaft für den Zentralen Hohen<br />
Atlas angesehen werden.<br />
Eine wichtige Grundlage für die ethno-demographischen Untersuchungen der Bevölkerungsdynamik<br />
im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Drâa bilden die Daten der Zensus aus den Jahren 1994 und 2004.<br />
Die Daten von 1994 für die Bevölkerungsstruktur liegen auf Dorfebene in elektronischer Form<br />
vor. Die Ergebnisse des im Jahre 2004 durchgeführten "Recensement Général de la Population<br />
et de l'Habitat 2004" („Royaume de Maroc - Haut Commissaire au Plan 2005“) sind bisher nur<br />
für die Provinzen und die Communes verfügbar. Detailliertere Werte auf Dorfebene werden für<br />
den Herbst 2005 erwartet.<br />
Bestimmte Bereiche, wie Migration, Gesundheit und Ausbildung werden durch die staatlicherseits<br />
verfügbar gemachten Daten nur sehr un<strong>zu</strong>reichend abgedeckt, bzw. sind sie nur für übergeordnete<br />
Verwaltungseinheiten wie die Provinzen (Ouarzazate, Zagora) oder die Region (Souss-<br />
Massa-Drâa) verfügbar. Für die drei Szenarien-Regionen des Arbeitsgebietes wurde deshalb ein<br />
demographischer Survey durchgeführt. Für ausgewählte Orte liegen aus diesem Survey ethnodemographische<br />
Vergleichsdaten vor, deren Auswertung im PK Ma-G.1 erfolgt. Neben den<br />
spezifisch ethno-demographischen Fragestellungen, die sinnvollerweise nur für einzelne Orte<br />
beantwortet werden können, wird das Demografie-Programm DemProj <strong>zu</strong>r Analyse der demo-<br />
575
576<br />
IMPETUS Teilprojekt B5<br />
graphischen Entwicklung im gesamten Projektgebiet genutzt. Ergebnisse der Berechnungen flie-<br />
ßen in die Problemkomplexe PK Ma-L.1, PK Ma-G.2 und PK Ma-H.2 ein.<br />
Für die Szenarienentwicklung wurden demographische Daten erhoben, unter verstärkter Berück-<br />
sichtigung soziokultureller Faktoren, die bis dato weitgehend ausgeklammert worden waren (s.<br />
Ait Hamza, 1997; Bencherifa, 1996; Lazaar, 1997; Mter, 1997). Insbesondere das Verhältnis von<br />
Fertilitäts- und Mortalitätsraten auf der lokalen Skala stand hierbei im Mittelpunkt, wobei sich<br />
bestätigte, dass die Faktoren Fertilitätswandel und Migration unter Einbeziehung sozialer Fakto-<br />
ren und kultureller Überzeugungen erklärt werden müssen (s. Pauli, 2000; Lang, 1993; Lang,<br />
1997).<br />
Ausführliche Beschreibung des Arbeitsplanes<br />
Die Untersuchungen der Ethnologen in Marokko erstrecken sich auf weite Bereiche menschlichen<br />
Handelns. Dieses Handeln wird sowohl durch kulturelle, soziale und politische Faktoren<br />
als auch durch Umweltbedingungen und die demographische Entwicklung mit bestimmt. Durch<br />
die während intensiver Feldforschungen gewonnenen Ergebnisse können detaillierte Aussagen<br />
über das Zusammenwirken der verschiedenen Faktoren und Bedingungen getroffen werden. Vor<br />
allem im Bereich der Wasser- und Landnut<strong>zu</strong>ng werden naturräumliche Vorausset<strong>zu</strong>ngen und<br />
Bedingungen durch vielfältig verwobene, gesellschaftlich definierte Netzwerke und Mechanismen<br />
kontrolliert. Dementsprechend breit gefächert sind die inhaltlichen Schwerpunkte der Problemkomplexe,<br />
an denen Ethnologen federführend beteiligt sind.<br />
Am Bereich Existenzsicherung ist die Ethnologie mit zwei Problemkomlexen beteiligt. Im PK<br />
Ma-E.2 werden wichtige Informationen <strong>zu</strong> landwirtschaftlichen Anbaustrategien geliefert. Im<br />
PK Ma-E.3 (Tourismus zwischen knappen Ressourcen und wirtschaftlichen Potenzialen) wird,<br />
basierend auf ethnologischen Feldforschungen, eine wesentliche Erwerbsquelle der Bevölkerung<br />
außerhalb der Landwirtschaft analysiert. Im Themenbereich Hydrologie (Wasserdargebot, Wasserverbrauch,<br />
Wasserqualität) tragen Ethnologen im Rahmen des PK Ma-H.2 (Wassernut<strong>zu</strong>ng,<br />
Grundwasser und Boden) durch die Entwicklung des Expertenmodells CEM Drâa <strong>zu</strong>r Bilanzierung<br />
des dörflichen Wasserverbrauchs bei. Im Sektor Landnut<strong>zu</strong>ng ist der PK Ma-L.1 Strategien<br />
der Landnut<strong>zu</strong>ng angesiedelt. Die im Expertenmodell LLD-HA („Local Land Use Decisions“)<br />
<strong>zu</strong>sammenfließenden Ergebnisse naturwissenschaftlicher Modelle und ethnologischer Forschungen<br />
sollen in einem „Decision Support System“ anwendergerecht aufgearbeitet werden. Zum<br />
Bereich Gesellschaft, der durch sozialwissenschaftliche Fragestellungen gekennzeichnet ist, gehören<br />
zwei Problemkomplexe. Im PK Ma-G.1 (Bevölkerungsdynamik im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des<br />
Drâa) werden Elemente der demographischen Entwicklung im Draâein<strong>zu</strong>gsgebiet mit Hilfe von<br />
Spectrum/Dem Proj modelliert. Die Daten <strong>zu</strong>r Bevölkerungsentwicklung gehen als wichtige so-
Teilprojekt B5 IMPETUS<br />
zialwissenschaftliche Parameter in andere Problemkomplexen ein (PK Ma-L.1, PK Ma-G.2, PK<br />
Ma-L.2). Im PK Ma-G.2 (Entscheidungsprozesse <strong>zu</strong>r Wasser- und Landnut<strong>zu</strong>ng) wird die Dichotomie<br />
zwischen lokalen und staatlichen politischen Institutionen und die daraus ableitbaren<br />
Handlungsspielräume der lokalen Akteure thematisiert. Ergebnisse dieser Institutionenanalyse<br />
können wichtige Hinweise für die anwenderbezogene Umset<strong>zu</strong>ng im Projekt gewonnener Daten<br />
liefern.<br />
Neben der Mitarbeit an den Problemkomplexen kommt die ethnologische Kompetenz vor allem<br />
bei der Umset<strong>zu</strong>ng der von IMPETUS entwickelten Handlungsempfehlung <strong>zu</strong>m Tragen. Gerade<br />
an der Schnittstelle zwischen wissenschaftlichen Ergebnissen und anwenderorientierten Handlungsempfehlungen<br />
sind Sprachkenntnisse, Erfahrungen mit sozialen Zusammenhängen sowie<br />
detaillierte Kenntnisse politischer Organisationen auf der lokalen und regionalen Ebene wichtige<br />
Faktoren für die Konzeption erfolgreicher Programme.<br />
Im PK Ma-L.1 "Strategien der Landnut<strong>zu</strong>ng unter limitierten Wasserressourcen im Zentralen<br />
Hohen Atlas" wird die Verfügbarkeit und Nut<strong>zu</strong>ng des Wassers bezogen auf unterschiedliche<br />
anthropogene, ökologische, und naturräumliche Bedingungen untersucht. Obwohl Wasser im<br />
Zentralen Hohen Atlas generell besser verfügbar ist als in anderen Teilen des Drâa-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebietes, kommt es auch hier in der Landwirtschaft immer wieder <strong>zu</strong> Versorgungsengpässen.<br />
Auch die Qualität der Weideflächen ist regionalen und interannuellen Schwankungen<br />
unterworfen. Für die Beurteilung/Untersuchung der potenziellen Handlungsstrategien der Bevölkerung<br />
und den daraus ab<strong>zu</strong>leitenden Handlungsempfehlungen ist nicht nur die naturräumlich<br />
bedingte lokale Verfügbarkeit der sozial und kulturell ausgehandelten Ressource Wasser von<br />
Bedeutung, sondern die tatsächliche Verfügbarkeit vor Ort und für den einzelnen Nutzer. Gerade<br />
bei der Erarbeitung eines auch von lokalen Akteuren <strong>zu</strong> betreibenden DSS ist eine Einbindung<br />
indigener Wissenssysteme und Überzeugungen, die spezifische Bewertungen der Ressourcen<br />
Wasser und Weide sowie ihre Nut<strong>zu</strong>ng determinieren, wichtig. Da neben klimatisch und "sozial"<br />
bedingten Veränderungen des verfügbaren Wassers auch die Veränderung der Bevölkerungsstruktur<br />
Einfluss auf mögliche Strategien hat, ist die Einbeziehung demographischer Informationen,<br />
wie sie von PK Ma-G.1 <strong>zu</strong> Verfügung gestellt werden, auch in diesem PK von Bedeutung.<br />
Der ethnologische Beitrag <strong>zu</strong>m PK Ma-E.2 “Landwirtschaftliche Anbaustrategien in den Drâa-<br />
Oasen bei Wasserknappheit” bezieht sich auf die Bereitstellung der in der Langzeitstudie von<br />
Ouled Yaoub gesammelten Daten <strong>zu</strong>r Landwirtschaft und Bewässerung, die in die Parametrisierung<br />
der Modelle einfließen. Aufbauend auf der in der 2. Phase erstellten GIS-basierten Karte<br />
der Dorf- und Feldbrunnenverteilung wird eine Landnut<strong>zu</strong>ngskartierung durchgeführt. Des Weiteren<br />
fließen gemeinsam erhobene Daten <strong>zu</strong>m landwirtschaftlichen Wasserverbrauch in die Mo-<br />
577
578<br />
IMPETUS Teilprojekt B5<br />
dellierung ein, ergänzt durch das Expertenmodell <strong>zu</strong>m häuslichen Wasserverbrauch (siehe PK<br />
Ma-H.2).<br />
Die ethnologische Forschungsarbeit für den PK Ma-H.2 “Wechselwirkungen zwischen Wasser-<br />
nut<strong>zu</strong>ngsstrategien und den Grundwasser- und Bodenverhältnissen im mittleren Drâa-Tal” be-<br />
stand darin, Untersuchungen <strong>zu</strong>m häuslichen Wasserverbrauch <strong>zu</strong> verschiedenen Jahreszeiten<br />
durch<strong>zu</strong>führen, die <strong>zu</strong>r Entwicklung des Expertenmodells CEM Drâa führen werden. Es handelt<br />
sich dabei um ein empirisches regelbasiertes Modell mit Wenn-Dann-Beziehungen <strong>zu</strong>m häuslichen<br />
Wasserverbrauch. In Kombination mit Daten <strong>zu</strong>m landwirtschaftlichen Wasserverbrauch<br />
und durch Messungen der Wasserabflüsse aus dem Staudamm, soll eine Bilanzierung des dörflichen<br />
Wasserverbrauchs im Beispieldorf Ouled Yaoub errechnet werden, die später in die Szenarienrechnungen<br />
Eingang findet.<br />
In Zusammenarbeit mit der Hydrogeologie wurden Untersuchungen <strong>zu</strong>r sich im Jahresverlauf<br />
ändernden Wasserqualität und -quantität der Haus- und Feldbrunnen sowie parallele Befragungen<br />
der jeweiligen Nutzer über ihr lokales Wissen rund um die Ressource Wasser durchgeführt.<br />
Die Ergebnisse dieser im Herbst 2005 durchgeführten Studie fließen in die Entstehung konzeptioneller<br />
Modelle sowie das Modell CEM Drâa ein.<br />
Eine zentrale Rolle der ethnologischen Mitarbeit in diesem PK wird die spezifische Aufbereitung<br />
und Vermittlung der interdisziplinären Forschungsergebnisse an lokale und regionale Institutionen<br />
spielen, mit denen im dialogischen Prozess Handlungsempfehlungen und Aktionspläne<br />
erarbeitet werden sollen. Außerdem soll in der 3. Phase evaluiert werden, inwieweit sich getroffene<br />
Maßnahmen auswirken.<br />
Das Ziel des ethno-demographischen PK Ma-G.1 “Bevölkerungsdynamik im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des<br />
Drâa” besteht in der sowohl quantitativen als auch qualitativen Analyse demographischer Prozesse<br />
auf unterschiedlichen räumlichen Skalen. Für das gesamte Arbeitsgebiet sollen mit Hilfe<br />
des quantitativ-numerischen Modells Spectrum/DemProj für die verschiedenen Szenarien Daten<br />
<strong>zu</strong>r Bevölkerungsentwicklung berechnet und anderen Problemkomplexen (PK Ma-L.1, PK<br />
Ma-E.2, PK Ma-G.2, PK Ma-E.3) <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt werden.<br />
Darüber hinaus ist vorgesehen, detailliertere Aussagen <strong>zu</strong>r Bevölkerungsdynamik auf der lokalen<br />
und regionalen Skala, die in den publizierten Datensammlungen <strong>zu</strong>r Bevölkerungsstruktur nicht<br />
erfasst werden, durch eine Kombination der mit Spectrum/DemProj errechneten Daten und einem<br />
qualitativ-analytischen Expertenmodell <strong>zu</strong> ermöglichen.<br />
Die Migration bildet eine Kernvariable der demographischen Entwicklung und hat einen entscheidenden<br />
Einfluss auf sozio-ökonomische und kulturelle Veränderungen im Drâa-Tal. Da<br />
Angaben <strong>zu</strong>r Migration in den älteren nationalen Volkszählungen fehlen, wurden sie in den ethnologischen<br />
Survey im Untersuchungsgebiet integriert. Außerdem findet eine ethnologische Stu-
Teilprojekt B5 IMPETUS<br />
die <strong>zu</strong> den Auswirkungen der männlichen Arbeitsmigration auf ein exemplarisch ausgewähltes<br />
Herkunftsdorf im mittleren Drâa-Tal statt. Die Ergebnisse dieser Studie bezüglich Migrationsfaktoren,<br />
Migrationszielen und Veränderungen auf Dorf- und Familienebene fließen in die Entwicklung<br />
eines Expertenmodells <strong>zu</strong>r Bevölkerung und Migration ein.<br />
In Zusammenarbeit mit regionalen und nationalen Institutionen und den wissenschaftlichen<br />
Counterparts sollen anhand der Forschungsergebnisse Handlungsempfehlungen für die Region<br />
erarbeitet werden.<br />
Die ethnologische Mitarbeit im PK Ma-G.2 “Wasser- und Weidenut<strong>zu</strong>ng im Spannungsfeld<br />
zwischen traditionellen Entscheidungsprozessen und staatlichen Institutionen” konzentriert sich<br />
auf die Untersuchung von Entscheidungsprozessen, die auf den Zugang <strong>zu</strong> kollektiven natürlichen<br />
Ressourcen bezogen sind. Das <strong>zu</strong> entwickelnde Tool <strong>zu</strong>r Institutionenanalyse wird auf bereits<br />
in den vergangenen Phasen im Drâa-Tal erhobenes Material <strong>zu</strong> lokalen und staatlichen Institutionen<br />
<strong>zu</strong>rückgreifen. Anhand des konfliktträchtigen Verhältnisses zwischen nomadischen<br />
und sesshaften Gruppen, das durch die verstärkte Sesshaftwerdung von Nomaden vor allem im<br />
Süden der Drâaoasen weitere Brisanz erhält, kann exemplarisch die Komplexität der Interaktionen<br />
verschiedener Akteure dargestellt werden. Über den Zustand und die Entwicklung der raumzeitlichen<br />
Nut<strong>zu</strong>ngsmuster unterschiedlicher Weidegebiete, wie sie mit dem MOVEG Drâa-<br />
Modell (siehe Teilprojekt B3) erstellt werden, lassen sich Ressourcenbelastung und damit potenzielle<br />
Konfliktfelder räumlich und zeitlich darstellen.<br />
Die sozialwissenschaftliche Verankerung des PK Ma-E.3 “Tourismus” sichert einen umfassenden<br />
Blick auf Strukturen, Dynamik und Potenziale der Wirtschaft im Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet und<br />
Drâa-Tal. Die erhobenen Daten <strong>zu</strong>m Status Quo der touristischen Wirtschaft werden bei einem<br />
Forschungsaufenthalt im Februar bis April 2006 um Zahlen <strong>zu</strong>m Wasserverbrauch ergänzt. In<br />
der dritten Phase von IMPETUS werden die erhobenen Daten ausgewertet, systematisiert und<br />
miteinander in Beziehung gesetzt. Welcher Gewinn sich durch Wasser in der touristischen Wirtschaft<br />
erzielen lässt, von welchen Rahmenbedingungen der Gewinn und die Größenordnung der<br />
geschaffenen Arbeitsplätze abhängig sind, bilden zwei Leitfragen der Analyse. Ergänzt durch<br />
internationale, nationale und in Befragungen erhobene Reisetrends lassen sich Prognosen für eine<br />
<strong>zu</strong>künftige touristische Entwicklung herausarbeiten. Im PK Ma-E.3 werden diese Ergebnisse<br />
mit Daten <strong>zu</strong>r Wasserverfügbarkeit in den Teilregionen abgeglichen, um vertretbare Strategien<br />
<strong>zu</strong>r weiteren Erschließung von Orten und Gewerben im Tourismusmarkt <strong>zu</strong> entwickeln. Beim<br />
Aus- und Aufbau von Gewerben und Arbeitsplätzen vor allem im ländlichen Raum müssen die<br />
Entwicklungsagenturen und die regionalen Entwicklungsvereine gemeinsam eingebunden werden.<br />
Ebenso gilt es die lokale Verwaltung an Planung und Ideengebung <strong>zu</strong> beteiligen, deren Strategien<br />
<strong>zu</strong>r Regionalförderung das Thema Tourismus, vor allem seit der Regentschaft des Königs<br />
Mohammed VI., <strong>zu</strong>r offiziellen Politik gemacht hat. Im ländlichen Raum muss es <strong>zu</strong> einer Integ-<br />
579
580<br />
IMPETUS Teilprojekt B5<br />
ration der touristischen und landwirtschaftlichen Wirtschaft kommen, die der Dorfentwicklung<br />
insgesamt <strong>zu</strong> Gute kommt und die lokalen Ressourcen an Wasser und Boden als Potenzial und<br />
<strong>zu</strong> bewahrendes Erbe betrachtet.<br />
Ähnlich wie in der Datenerhebung kommt es auch bei der Erarbeitung umsetzbarer Produkte<br />
darauf an, im Dialog mit Betroffenen und möglichen Multiplikatoren <strong>zu</strong> arbeiten. Gemeinsam<br />
mit den marokkanischen Counterparts werden die Mitarbeiter von B5 ein Forschungstool entwickeln,<br />
mit dessen Hilfe marokkanische Wissenschaftler selbstständig standardisierte sozioökonomische<br />
Daten erheben können. Durch dieses Forschungstool können sozialwissenschaftliche<br />
Untersuchungen dergestalt weitergeführt werden, dass es möglich ist, die Ergebnisse über<br />
standardisierte sozialwissenschaftliche Schnittstellen in die in IMPETUS betriebenen Modelle<br />
<strong>zu</strong> integrieren. Ein Bestandteil des Tools wird ein Modul <strong>zu</strong>r regionalen Bedarfsermittlung sein,<br />
das die Anwendung der von IMPETUS <strong>zu</strong>r Verfügung gestellten Handlungsempfehlungen über<br />
die Pilotgemeinden hinaus ermöglicht. Eine ständige Evaluierung der Vermittlung oder Umset<strong>zu</strong>ng<br />
der Handlungsempfehlungen durch die Ethnologen ist für die kommende Phase vorgesehen.<br />
Praxisorientierte Werkzeuge und Module können aber erst nach der Herausarbeitung von Chancen<br />
und Risiken einer möglichen Implementierung aus den vorliegenden Daten erstellt werden.<br />
Dies ist nur in einem dialogischen Prozess mit lokalen Akteuren, wissenschaftlichen Counterparts<br />
und „Stakeholdern“ vor Ort möglich. Die detaillierten Kenntnisse der Ethnologen über die<br />
Wirkungsweise lokaler Institutionen und ihrer Machtbeziehungen untereinander, sowie die in<br />
den letzten beiden Forschungs-Phasen geknüpften intensiven Beziehungen <strong>zu</strong> marokkanischen<br />
Wissenschaftlern und NGOs können mit da<strong>zu</strong> beitragen, sowohl die von den Natur- als auch die<br />
von den Sozialwissenschaftlern gewonnenen Erkenntnisse in anwendergerechte Handlungsempfehlungen<br />
um<strong>zu</strong>setzen.<br />
Stellenbeschreibungen mit Zeitplan<br />
Bearbeiter „Ethnologie“<br />
Die Koordinationsaufgaben innerhalb des ethnologischen Teilprojekts sowie zwischen den verschiedenen<br />
Problemkomplexen mit ethnologischer Beteiligung sollen von Herrn Dr. Holger<br />
Kirscht als leitendem Wissenschaftler wahrgenommen werden. Die in den letzten beiden Phasen<br />
von ihm maßgeblich organisierte Zusammenarbeit zwischen den <strong>Universität</strong>en Rabat und Agadir<br />
soll weiterhin von ihm vorangetrieben werden. Im Rahmen des „Capacity Building“ wird er die<br />
Zusammenarbeit zwischen marokkanischen Studenten und IMPETUS betreuen sowie die Entwicklung<br />
von Trainings- und Informationsmodulen für Akteure ruraler Entwicklung leiten. Darüber<br />
hinaus soll er die in der letzten Phase institutionalisierte Zusammenarbeit zwischen
Teilprojekt B5 IMPETUS<br />
IMPETUS und den wissenschaftlichen Counterparts koordinieren. Herr Kirscht ist für diese<br />
Aufgaben in mehrfacher Hinsicht qualifiziert. Durch seine Arbeiten über Land- und Wassernut<strong>zu</strong>ngssysteme<br />
in Nord- und Westafrika sowie seine Forschungen im Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet ist er<br />
bestens mit lokalen Strategien im Umgang mit Land- und Wasserrechten und den örtlichen Institutionen<br />
lokaler Entscheidungsfindung vertraut. Darüber hinaus hat er sich durch seine langjährige<br />
leitende Mitarbeit in interdisziplinären Arbeitsgruppen fachübergreifende Kenntnisse erarbeitet,<br />
welche die Kommunikation zwischen deutschen und marokkanischen Wissenschaftlern<br />
anderer Fachbereiche erleichtern. Diese Kompetenzen im Umgang mit lokalen und regionalen<br />
„Stakeholdern“ auf der einen und wissenschaftlichen Counterparts auf der anderen Seite prädestinieren<br />
ihn für die vorgesehene Leitungsaufgabe bei der Umset<strong>zu</strong>ng der von IMPETUS gewonnenen<br />
Erkenntnisse. Seine in langjähriger interdisziplinärer Arbeit gewonnenen fachübergreifenden<br />
Kenntnisse, sowie die während seiner Forschungen erworbene Kompetenz im Umgang mit<br />
lokalen und regionalen „Stakeholdern“, prädestinieren ihn für die vorgesehene Leitungsaufgabe<br />
bei der Umset<strong>zu</strong>ng der von IMPETUS gewonnenen Erkenntnisse. Diese Erfahrungen soll er bei<br />
der Entwicklung des regionalen DSS einsetzen und bei der Anwendung und Evaluierung des<br />
DSS in lokalen Planungsprozessen der Pilotgemeinden verantwortlich mitarbeiten.<br />
Zu seinen fachlichen Aufgaben wird die Mitarbeit bei der Entwicklung eines Expertenmodells <strong>zu</strong><br />
landwirtschaftlichen Konzepten und lokaler Entscheidungsfindung („Local Land Use Decisions“<br />
- LLD-HA) gehören. Darüber hinaus leitet er die Erstellung eines Forschungstools für marokkanische<br />
Counterparts und übernimmt die Betreuung der Arbeiten <strong>zu</strong> Demografie, Migration und<br />
Tourismus. Es ist für ihn eine BAT Ib-Stelle vorgesehen.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ PK Ma-L.1: Fertigstellung der GIS-Plattform als Arbeitsgrundlage für lokale DSS. Mitarbeit<br />
bei der Anpassung der aus dem numerischen Modell Spectrum DemProj (PK Ma-G.1)<br />
gewonnenen Daten <strong>zu</strong>r Bevölkerungs<strong>zu</strong>nahme auf Dorfebene. Synthetische Beschreibung<br />
von Landnut<strong>zu</strong>ngssystemen in modellhaften Feucht- und Trockenjahren. Abgleich ethnologischer<br />
Daten mit den Karten der relativen Wasserverfügbarkeit. bzw. der hydrologischen<br />
Vulnerabilität in Trockenjahren als Grundlage für die Ressourcenplanung in einer ausgewählten<br />
Pilotgemeinde.<br />
⇒ PK Ma-G.2: Analyse von Kompetenzen regionaler und nationaler Fachbehörden im Sektor<br />
des kollektiven Landbesitzes (in Kooperation mit dem Projekt CBTHA). Strukturierung der<br />
Interviews <strong>zu</strong> traditionell-tribalen Institutionen des Weidemanagements (<strong>zu</strong>sammen mit<br />
Teilprojekt B3).<br />
⇒ Ausarbeitung einer ersten Version des ethnologischen Forschungstools.<br />
581
582<br />
IMPETUS Teilprojekt B5<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ PK Ma-L.1: Definition und Erarbeitung der ethnologischen Informationsebenen für die Ressourcenplanung<br />
in der Pilotgemeinde. Evaluierung der Modellergebnisse <strong>zu</strong>r Bevölkerungsentwicklung<br />
auf Dorfebene für das Ifre-Gebiet. Erarbeitung fachlicher Wissenstransferformate<br />
für lokale Ressourcenplanungsprojekte.<br />
⇒ DSS: 1.Version als Basisinformation für ein Pilotprojekt kommunaler Ressourcenplanung.<br />
⇒ PK Ma-G.2: Erste Version einer Institutionenanalyse und Analyse potenzieller Konfliktfelder<br />
zwischen traditionellen und modernen Akteuren des Weidemanagements (<strong>zu</strong>sammen mit<br />
Teilprojekt B3). Informationstransfer <strong>zu</strong>m regionalen DSS und lokalen Ressourcenplanungsprozessen.<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ PK Ma-L.1: Anwendung des DSS im Arbeitsgebiet. Fachliche Begleitung des Planungsprozesses<br />
und Erstellung von angepassten Informationsmodulen <strong>zu</strong>m Wissenstransfer. Teilnahme<br />
an Konzipierung und Durchführung von Fortbildungsmaßnahmen für kommunale „Stakeholder“<br />
und Adaptation der Informationen und Transferformate an den Planungsprozess<br />
und die Anforderungen der lokalen „Stakeholder“.<br />
⇒ PK Ma-G.2: Diskussion der Institutionen- und Konfliktfeldanalyse mit Counterparts, regionalen<br />
und lokalen „Stakeholdern“ des Weidemanagements. Erarbeitung fachspezifischer Organisationsstrukturdiagramme<br />
der beteiligten Institutionen und von Verlaufsdiagrammen von<br />
Entscheidungsprozessen. Abgleich der Karten der Weiderechte für transhumante Viehhalter<br />
der Pilotgemeinde.<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ PK Ma-L.1: Modifikationen des DSS und Fertigstellung der räumlichen Fachplanung im<br />
Rahmen des DSS. Kriterienkatalog für an lokale Planungsansprüche angepasste Informationsmaterialien<br />
und Fachplanungstools.<br />
⇒ PK Ma-G.2: Zusammenstellung von Konfliktfeldanalysen, Organisationsstruktur- und Verlaufsdiagrammen<br />
<strong>zu</strong> einem Planungsleitfaden für pastorale Landnut<strong>zu</strong>ngsprojekte (<strong>zu</strong>sammen<br />
mit Teilprojekt B3).<br />
Bearbeiter „Wasserverbrauch und Migration“<br />
Frau Christina Rademacher hat bereits in der 2. Phase eine ethnologische Dorfstudie <strong>zu</strong>r Arbeitsmigration,<br />
dem häuslichen Wasserverbrauch und <strong>zu</strong>m sozioökonomischen Wandel durchgeführt.<br />
Durch diese Arbeiten hat sie sich profunde Kenntnisse über die Situation der ländlichen<br />
Haushalte im mittleren Drâa-Tal erworben und ihre bereits vorhandenen Sprachkenntnisse des<br />
marokkanischen Arabischs perfektioniert. Ihre Erfahrungen mit Migranten und deren Strategien<br />
<strong>zu</strong>r Einkommensgenerierung schließen sowohl den ländlichen als auch den erweiterten städti-
Teilprojekt B5 IMPETUS<br />
schen Kontext der Arbeitsmigration mit ein. Diese Kenntnisse sind unabdingbar für die Bearbeitung<br />
der Problemkomplexe und für die Entwicklung angepasster Systeme <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng lokaler<br />
Entscheidungsfindungsprozesse. Für Frau Rademacher ist eine 1 /2 BAT IIa-Stelle vorgesehen,<br />
um die gewonnenen Ergebnisse in der 3. Phase <strong>zu</strong> analysieren und im Sinne der Szenarienund<br />
Modellentwicklung <strong>zu</strong> bearbeiten.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Analyse der Daten <strong>zu</strong>m land- und hauswirtschaftlichen Wasserverbrauch; Bilanzierung des<br />
dörflichen Wasserverbrauchs für die Pilotgemeinde Ouled Yaoub (PK Ma-E.2 und PK<br />
Ma-H.2). Konzeption und Parametrisierung des Expertenmodells CEM Drâa <strong>zu</strong>m häuslichen<br />
Wasserverbrauch auf lokaler Ebene (PK Ma-H.2); Mitarbeit an der Konzeption und Parametrisierung<br />
des qualitativen Expertenmodells <strong>zu</strong> Bevölkerung und Migration (PK Ma-G.1).<br />
⇒ Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse der im Herbst 2005 durchgeführten interdisziplinären<br />
Studie auf der regionalen institutionellen Ebene und mit wissenschaftlichen Counterparts<br />
sowie Durchführung von Informationsveranstaltungen auf lokaler institutioneller<br />
Ebene <strong>zu</strong>r Vermittlung von ersten Handlungsoptionen (mit PK Ma-H.2).<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Kalibrierung und erste Szenarienrechnungen mit dem CEM Drâa-Modell auf der lokalen Ebene<br />
und Regionalisierung der Ergebnisse (PK Ma-E.2 und PK Ma-H.2).<br />
⇒ Mitarbeit bei der Modellierung der Migrationsentwicklung im Drâa-Tal mit dem qualitativen<br />
Expertenmodell <strong>zu</strong> Bevölkerung und Migration im regionalen Maßstab (PK Ma-G.1).<br />
⇒ Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse und Szenarienrechnungen der beiden Expertenmodelle<br />
bei staatlichen Institutionen, wissenschaftlichen Counterparts und in Workshops mit<br />
möglichen Anwendern in Marokko.<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Mitarbeit am Konzept eines Fachinformationssystems in Abstimmung mit marokkanischen<br />
Kooperationspartnern (PK Ma-E.2 und PK Ma-H.2).<br />
⇒ Szenarienrechnungen mit CEM-Drâa für das mittlere Drâa-Tal und Ableitung von Handlungsoptionen<br />
sowie Modellschulung für Anwender (PK Ma-E.2 und PK Ma-H.2).<br />
⇒ Berechnung von Interventionsszenarien <strong>zu</strong>r Bevölkerungs-/ Migrationsentwicklung im Drâa-<br />
Tal (PK Ma-G.1).<br />
⇒ Mitorganisation eines Workshops <strong>zu</strong>r Bevölkerungs-/ Migrationsentwicklung mit Übergabe<br />
des Expertenmodells an die Anwender (PK Ma-G.1).<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Übergabe des Fachinformationssystems und weitere Schulung der möglichen Anwender (PK<br />
Ma-E.2 und PK Ma-H.2); Abschlussbericht.<br />
583
584<br />
Bearbeiter „Demografie“<br />
IMPETUS Teilprojekt B5<br />
Herr Dipl. Geogr. Moritz Heldmann hat seit 2004 innerhalb des IMPETUS Teilprojektes A5<br />
demographische Projektionen bearbeitet und ist mit dem in B5 verwendeten demographischen<br />
Modell Spectrum/ DemProj vertraut. Darüber hinaus wird er durch seine gegenwärtige Tätigkeit<br />
(A5 / Benin) in der Lage sein, die Daten <strong>zu</strong> Benin und Marokko auf komparativer Ebene <strong>zu</strong> bearbeiten.<br />
Für ihn ist ab 1.Mai 2006 eine 1 /2 BAT IIa-Stelle in B5 vorgesehen.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Abschluss der Aufbereitung der demographischen Sekundärdaten (PK Ma-G.1).<br />
⇒ Beginn der Regionalisierung der Modellergebnisse. Berechnungen für die Bevölkerungsentwicklung<br />
innerhalb der Pilotgemeinden (PK Ma-G.2, PK Ma-L.1, PK Ma-G.1).<br />
⇒ Mitarbeit an der Konzeption und Parametrisierung des qualitativen Expertenmodells <strong>zu</strong> Bevölkerung<br />
und Migration (PK Ma-G.1).<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Fortführung der Regionalisierung der Modellergebnisse und Evaluierung (PK Ma-G.1).<br />
⇒ Mitarbeit bei der Modellierung der Migrationsentwicklung im Drâa-Tal mit dem qualitativen<br />
Expertenmodell <strong>zu</strong> Bevölkerung und Migration im regionalen Maßstab (PK Ma-G.1).<br />
⇒ Erstellung GIS-basierter Karten <strong>zu</strong>r Bevölkerungsentwicklung mit den Schwerpunkten Migration<br />
und Urbanisierung (PK Ma-L.1, PK Ma-G.2 und PK Ma-G.1).<br />
⇒ Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse und Szenarienrechnungen von Spectrum/<br />
DemProj bei staatlichen Institutionen, wissenschaftlichen Counterparts und in Workshops<br />
mit möglichen Anwendern in Marokko (PK Ma-G.1).<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Berechnung von Interventionsszenarien <strong>zu</strong>r Bevölkerungs-/ Migrationsentwicklung im Drâa-<br />
Tal (PK Ma-G.1).<br />
⇒ Weiterentwicklung und Anpassung der GIS-basierten Karten <strong>zu</strong>r Bevölkerungsentwicklung<br />
(PK Ma-L.1, PK Ma-G.2 und PK Ma-G.1).<br />
⇒ Mitorganisation eines Workshops <strong>zu</strong>r Bevölkerungs-/Migrationsentwicklung und Durchführung<br />
von Informationsveranstaltungen auf lokaler institutioneller Ebene <strong>zu</strong>r Vermittlung von<br />
ersten Handlungsoptionen (PK Ma-G.1).<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Übergabe des Fachinformationssystems und weitere Schulung der möglichen Anwender (PK<br />
Ma-L.1, PK Ma-G.2 und PK Ma-G.1).
Teilprojekt B5 IMPETUS<br />
Bearbeiter „Tourismus“<br />
Daten <strong>zu</strong> „Landwirtschaft und Tourismus“ sollen in der dritten Projekt-Phase von Frau Claudia<br />
Frank erhoben und in Rahmen des PK Ma-E.3 systematisiert werden. Die Erhebung <strong>zu</strong>sätzlicher<br />
empirischer Informationen für die Modellbildung und Szenarienentwicklung bezüglich des Tourismus-Workpackage<br />
der zweiten Antragsphase begann erst im September 2004 und weist einen<br />
entsprechenden Rückstand auf, daher müssen in der dritten Phase im PK Ma-E.3 Daten <strong>zu</strong><br />
Landwirtschaft und Tourismus abgeglichen werden, um Anwendungsfelder und Nutzer <strong>zu</strong> ermitteln<br />
sowie praxisgerechte Module für eine Anwendungen <strong>zu</strong> entwickeln.<br />
Durch eigene Projektarbeit in der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit verfügt Frau Frank über die<br />
hier<strong>zu</strong> notwendigen Kenntnisse und professionellen Erfahrungen. Diese praktischen Fertigkeiten<br />
werden durch eine Tätigkeit in einem anwendungsbezogenen pädagogischen Forschungsprojekt,<br />
sowie die eigene Forschungserfahrung in Marokko sinnvoll ergänzt. Sie soll die notwendigen<br />
Arbeiten im Rahmen einer ½ BAT IIa-Stelle durchführen.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Erstellung einer GIS-basierten Karte <strong>zu</strong>r touristischen Infrastruktur<br />
Konzepte für Maßnahmen des „Capacity Building“ innerhalb des PK Ma-E.3<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Prognosen <strong>zu</strong>r Tourismusentwicklung und <strong>zu</strong>r touristischen Wassernut<strong>zu</strong>ng nach Teilregionen<br />
(PK Ma-E.3)<br />
⇒ Erstellung von Konzepten <strong>zu</strong> Durchführung von Schulungs- und Beratungstätigkeit vor Ort<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Einbindung der Prognosen <strong>zu</strong>r Tourismusentwicklung und <strong>zu</strong>r touristischen Wassernut<strong>zu</strong>ng<br />
in die Szenarien (PK Ma-E.3)<br />
⇒ GIS basierte Kartierung der Konsequenzen der touristischen Entwicklung auf Sozialstruktur<br />
und Umwelt<br />
⇒ Erstellung eines lokal nutzbaren Manuals <strong>zu</strong>r Einbindung von touristischen Aktivitäten in<br />
entwicklungsbezogene Projektarbeit<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ Ausbau von Kontakten und dialogische Beratung von NGOs, Diskussionen mit lokaler Verwaltung<br />
und Planung, Vorbereitung von Beratungen und Projektbegleitungen vor Ort<br />
⇒ Durchführung von Schulungs- und Beratungstätigkeit mit tourismusorientierten NGOs vor<br />
Ort<br />
585
586<br />
SHK "arabischsprachige Schulungsunterlagen"<br />
IMPETUS Teilprojekt B5<br />
Mittel für 1 /2 SHK-Stelle "arabischsprachige Schulungsunterlagen" sollen für zwei marokkanische<br />
Hilfskräfte verwendet werden, je eine an den <strong>Universität</strong>en Rabat und Agadir. Es sollen<br />
fortgeschrittene Studenten eingestellt werden, die kurz vor der Diplom oder Magisterprüfung<br />
stehen. Ihre Aufgaben sollen sich auf die Mitarbeit bei der Erarbeitung von arabischsprachigen<br />
Anleitungen und Schulungsunterlagen im Rahmen des „Capacity Building“ erstrecken. Darüber<br />
hinaus sollen sie unter Anleitung von B5 Mitarbeitern an den geplanten Schulungsmaßnahmen<br />
teilnehmen.<br />
SHK "Dateneingabe und Demographie"<br />
An der <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong> wird eine SHK-Stelle für "Dateneingabe und Demographie" beantragt.<br />
Sie wird allgemeine Tätigkeiten innerhalb des Teilprojektes, wie die die Transkription von<br />
Interviews und die Dateneingabe in Statistiksoftware (vor allem SPSS) wahrnehmen, sowie die<br />
Mitarbeiter bei der Literaturrecherche unterstützen. Daneben soll sie bei der Datenverarbeitung<br />
für die Demographiemodelle und bei der Recherche nach aktualisierten demographischen Daten<br />
mitwirken. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt wird später die Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Projektmitarbeiter<br />
bei der Ausarbeitung von Schulungsunterlagen sein, und die allgemeine Mitarbeit bei der<br />
konzeptionellen und praktischen Vorbereitung von Maßnahmen des "Capacity Buildings".<br />
SHK „GIS-Anwendungen“<br />
Eine weitere SHK "GIS-Anwendungen" ist als Fachkraft für die Mitarbeit an der GIS-Basierten<br />
Datenaustauschplattform vorgesehen. Hierfür soll eine Studentin/ein Student mit Kenntnissen in<br />
der Fernerkundung und im Management von GIS basierten Datenbanken eingestellt werden. Die<br />
Aufgabe der SHK wird die Aufbereitung und Integration raumbezogener ethnologischer Daten<br />
in die bestehenden GIS-Datenbanken sein, die als Grundlage für die verschiedenen im Projekt<br />
bearbeiteten Modelle dienen. Darüber hinaus soll sie die technische Erstellung von GIS-Layern<br />
und Karten übernehmen, die sowohl für Anwenderschulungen im Rahmen des "Capacity Building"<br />
als auch für den Datenaustausch innerhalb des Projektes und für geplante Publikationen<br />
benötig werden.
Teilprojekt B5 IMPETUS<br />
Tabelle der im Teilprojekt verwendeten Abkür<strong>zu</strong>ngen und Akronyme<br />
Abkür<strong>zu</strong>ng Erklärung<br />
CEM Drâa Consommation d’eau menagère Drâa<br />
MOVEG Drâa Modèle pour l´aquisition de la dynamique de la vegetation dans la vallé<br />
du Drâa<br />
Spectrum/DemProj Spectrum / demography project<br />
LLD-HA Local Land Use Decisions in the High Atlas<br />
Im Text zitierte Literatur<br />
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587
588<br />
IMPETUS Teilprojekt B5<br />
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Veröffentlichungen im Rahmen von IMPETUS seit 2003<br />
Veröffentlichungen<br />
Liebelt, C. (2003) Die Wasserwirtschaft im südmarokkanischen Dratal im Spannungsfeld von lokaler und staatlicher Ressourcenkontrolle.<br />
<strong>Köln</strong>er Ethnologische Beiträge 7. <strong>Köln</strong>.<br />
Casciarri, B. (2003) Rare Resources and Environmental Crises: Notes on the Aït Unzâr Pastoralists in South-Eastern Morocco.<br />
Nomadic Peoples, Volume 7, Issue 1:177-186.<br />
Konferenzbeiträge<br />
Kirscht, H., Gresens, F., Roth, A., Goldbach, H.E. und J. Burkhardt (2004) Estimating biomass and WUE of maize and barley<br />
with DSSAT 4.0 - A Field Study in Mountain OasisTichki, High Atlas, Morocco; DSSAT Workshop, INRA , Settat, Marokko,<br />
2004.<br />
Kirscht, H., Ch. Rademacher (2004) Irrigation systems and water management in the Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet, Southern Morocco –<br />
an Anthropological comparison between the High Atlas Mountains and the Drâa Oasis. The Second Environmental<br />
Symposium of German-Arabic Society for Eenvironmental Studies — Amman, Jordan, October, 4 and 5, 2004.<br />
Kirscht, H., F. Gresens (2004) Agricultural Structures in the Assif Ait Ahmed – An interdisciplinary case study of Tichki in the<br />
High Atlas mountains. International Conference on "Integrated Water Resources Research and Development in southeastern<br />
Morocco, Ouarzazate 2004.<br />
Kirscht, H. (2004) Agriculture et irrigation à Tichki (Haut-Atlas Central). 7ème Colloque scientifique maroco-allemand, Rabat,<br />
23-25 septembre 2004.<br />
Poster<br />
Kirscht, H., F. Gresens (2004) Bewässerungslandwirtschaft im Hohen Atlas – ein interdisziplinärer Ansatz, DGP 2004, Göttingen.<br />
Kirscht, H., Bollig, M., Casciarri, B., Casimir, M., Rössler, M. und Bako-Arifari (2003) Anthropological perspectives on water<br />
availability, water quality and water management in the impetus research areas of Benin and Morocco. EGS-AGU-EUG<br />
Joint Assembly, Nice, 2003.<br />
Rademacher, Ch., H. Kirscht (2004) Anthropological work in an interdisciplinary research project IMPETUS in the Drâa Valley,<br />
Southern Morocco. The Second Environmental Symposium of German-Arabic Society for Eenvironmental Studies —<br />
Amman, Jordan, October 4 and 5, 2004.<br />
Film<br />
Kirscht, H. (2005) IMPETUS Marokko. Dokumentarfilm DVD, IMPETUS, <strong>Köln</strong>.
IMPETUS<br />
Projektbereich C<br />
Koordination, Organisation, Integration und Datenmanagement<br />
Die erfolgreiche Durchführung des Gesamtvorhabens erfordert nicht nur den Einsatz der integrativen<br />
Fähigkeiten des Sprechers und seines Stellvertreters, sondern vor allem die Bereitstellung<br />
einer Reihe geeigneter Steuerungsinstrumente sowohl in wissenschaftlicher als auch in logistischer<br />
und administrativer Hinsicht. Dem gesamten Projektbereich C kommt damit eine zentrale<br />
Rolle bei der Erreichung von übergeordneten Zielen und deren praktischer Umset<strong>zu</strong>ng innerhalb<br />
eines solch umfangreichen Vorhabens <strong>zu</strong>. Insbesondere gehören <strong>zu</strong> diesen Zielen die<br />
Integration der von den einzelnen Disziplinen verwendeten Modelle <strong>zu</strong>r Beantwortung bestimmter<br />
drängender Fragestellungen, die kontinuierliche Förderung der Interdisziplinarität, die Sicherstellung<br />
von Praxisbe<strong>zu</strong>g und Relevanz der bearbeiteten Themen, die Schaffung und Unterhaltung<br />
der logistischen und administrativen Infrastrukturen (siehe Teilprojekt C1: „Koordination<br />
und Organisation“) und schließlich die zentrale Konzeption und Entwicklung von „Decision<br />
Support Systems“ für Benin und Marokko (siehe Teilprojekt C2: „Integration und Datenmanagement“).<br />
589
Teilprojekt C1 IMPETUS<br />
Teilprojekt C1<br />
Koordination und Organisation<br />
Antragsteller Funktion<br />
Prof. Dr. P. Speth<br />
Institut für Geophysik und Meteorologie, <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong> Sprecher<br />
Prof. Dr. B. Diekkrüger<br />
Geographisches Institut, <strong>Universität</strong> Bonn<br />
Stellvertretender Sprecher<br />
Zusammenfassung<br />
Das vorliegende Teilprojekt C1 ist dem Sprecher bzw. seinem Stellvertreter direkt unterstellt und<br />
besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen, nämlich einem steuernden Teil (Koordination) und einem<br />
logistischen, administrativen Teil (Organisation).<br />
Um die IMPETUS-Gesamtzielset<strong>zu</strong>ng hinsichtlich der Umset<strong>zu</strong>ng von wissenschaftlichen Ergebnissen<br />
in Form von Handlungsoptionen für Entscheidungsträger erfolgreich durchführen <strong>zu</strong><br />
können, sollen die im Laufe der 2. Phase etablierten Steuerungsgruppen („Comité de Pilotage“)<br />
in Benin und Marokko, besetzt mit unterschiedlichen Vertretern von Nutzergruppen („Stakeholder“),<br />
hierbei eine <strong>zu</strong>nehmend wichtigere Rolle übernehmen.<br />
Die personellen, logistischen und administrativen Belange des Projektes werden durch eine Geschäftsstelle<br />
und einen Geschäftsführer am Sitz des Sprechers und durch zwei ständig besetzte<br />
Außenstellen in Marokko bzw. Benin geregelt werden (siehe Abschnitt „Geschäftsstelle“). Wichtige<br />
Entscheidungen werden im sog. Koordinierungsausschuss, der <strong>zu</strong>sätzlich eine wissenschaftliche<br />
und finanztechnische Kontrollfunktion ausübt, mehrheitlich getroffen.<br />
Geschäftsstelle<br />
Das Konzept einer zentralen Projektkoordinierungsstelle am Sitz des Projektsprechers in<br />
Deutschland und einer ständig mit einem lokalen Koordinator besetzten Außenstelle in Marokko<br />
bzw. Benin hat sich in der ersten beiden Projektphase bewährt und soll auch in der dritten Phase<br />
beibehalten werden. Die Geschäftsstelle ist das ausführende Organ des Koordinierungsausschusses,<br />
der aus dem Sprecher, sechs Federführungen Antragstellern aus verschiedenen Teilprojekten<br />
und dem Geschäftsführer besteht. Die Außenstellen vertreten die Interessen des Projektes im<br />
Gastland und handeln in wesentlichen Fragen nur nach Weisung des Sprechers oder des Geschäftsführers.<br />
591
592<br />
IMPETUS Teilprojekt C1<br />
Koordinierungsausschuss<br />
6 Koordinatoren Sprecher<br />
Weisung<br />
Geschäftsführer<br />
Weisung Geschäftsstelle<br />
Deutschland<br />
Weisung<br />
Außenstelle Marokko Außenstelle Benin<br />
Folgende Aufgaben werden von der Geschäftsstelle und seiner beiden Außenstellen wahrgenommen:<br />
Geschäftsstelle in Deutschland<br />
In der Geschäftsstelle werden alle personellen, finanziellen, logistischen, administrativen und<br />
repräsentativen Belange des gesamten Vorhabens koordiniert und umgesetzt.<br />
Bearbeiter „Geschäftsführung“<br />
Die Geschäftsstelle in Deutschland wird weiterhin Herr Dr. M. Christoph mit einer BAT Ib-<br />
Stelle übernehmen. Für die Koordinierungsaufgaben ist er durch seine zahlreichen wissenschaftlichen<br />
Kontakte und durch große Detailkenntnisse infolge seiner maßgeblichen Beteiligung bei<br />
der Konzeption und der Umset<strong>zu</strong>ng des gesamten Vorhabens seit Anbeginn bestens geeignet.<br />
Sein Aufgabenbereich gliedert sich wie folgt:<br />
Allgemeines Management<br />
• Einstellung und Betreuung des Personals in Deutschland<br />
• Zentrale Verwaltung aller Personal-, Sach-, Reise- und Investitionsmittel und deren Abrechnung<br />
mit den <strong>Universität</strong>sverwaltungen bzw. mit dem Projektträger<br />
• Führung der Außenstellen in Marokko und Benin
Teilprojekt C1 IMPETUS<br />
• Unterstüt<strong>zu</strong>ng und Entlastung des Sprechers in fachlichen und administrativen Belangen<br />
Kooperation<br />
• Vertragsgestaltung mit Partnerorganisationen im In- und Ausland<br />
• Kontaktaufnahme und Pflege <strong>zu</strong> Vertretern der dt. Wirtschaft, „Stakeholdern“, Entscheidungsträgern<br />
vor Ort, Partneruniversitäten, etc.<br />
Kommunikation<br />
• Organisation von internen Sit<strong>zu</strong>ngen, öffentlichen Veranstaltungen (Symposien, Seminare,<br />
Workshops, Schulungen, etc.)<br />
Konzeption<br />
• Planung und Vorbereitung von Feldkampagnen<br />
• Berichts- und Antragswesen (Zwischenberichte, Abschlußberichte, Projektanträge, Stipendien,<br />
etc.)<br />
Präsentation<br />
• Außendarstellung (PR, Web-Präsentation, Teilnahme an Fachtagungen und Kongressen)<br />
Bearbeiter „Finanzbuchhaltung“<br />
Im Bereich der Finanzbuchhaltung und Projektabwicklung wird der Geschäftsführer durch Frau<br />
Adelheid Wessler mit einer 1 /2 BAT Vb-Stelle unterstützt. Frau Wessler hat diese Aufgabe bereits<br />
in der 2. Phase mit hoher Präzision und Zuverlässigkeit wahrgenommen und verfügt über<br />
hervorragende EXCEL-Kenntnisse.<br />
Bearbeiter „Sekretariat und Überset<strong>zu</strong>ngen“<br />
Für die Bereiche Vertragswerke, Berichtswesen, Reiseplanung, Korrespondenz und vor allem<br />
Überset<strong>zu</strong>ngen von Dokumenten in die französische Sprache ist N.N. mit einer 1 /2 BAT Vb-<br />
Stelle vorgesehen.<br />
SHK „PR-Koordinator für Labor in Benin“<br />
Der Posten eines PR-Koordinators für das Labor in Parkou, Zentral-Benin, soll eine wichtige<br />
Schnittstelle zwischen dem Routine-Laborbetrieb und den Kooperationspartnern bzw. „Stakeholdern“<br />
sein. In den Zuständigkeitsbereich fällt darüber hinaus die logistische Organisation des<br />
Labors in Zusammenarbeit mit den mikrobiologischen und virologischen Instituten in <strong>Köln</strong>. Für<br />
die Einbindung des Labors in Parakou ist es unabdingbar einen dauerhaft erreichbaren Ansprechpartner<br />
vor Ort <strong>zu</strong> haben, der entsprechende Anfragen aufnehmen und weiterleiten kann<br />
und andererseits die Möglichkeiten des Labors auch vor Ort an nationale Behörden und Einrich-<br />
593
594<br />
IMPETUS Teilprojekt C1<br />
tungen, NGOs und andere EZ-Organisationen vermittelt. Die Vergütung eines Beniners vor Ort<br />
entspricht der einer Studentischen Hilfskraft in Deutschland.<br />
SHKs „Unterstüt<strong>zu</strong>ng des Geschäftsführers“<br />
Für die Durchführung von permanenten oder zeitlich befristeten Aufgaben im Bereich der Geschäftsstelle<br />
und ihrer beiden Außenstellen (z. B. Unterstüt<strong>zu</strong>ng in logistischen Angelegenheiten,<br />
technische Umset<strong>zu</strong>ng der Internetpräsentation, graphische Gestaltung von Berichten, Postern,<br />
Vorträgen, etc.) sind insgesamt 4 SHK Stellen vorgesehen.<br />
Projektaußenstellen in Marokko und Benin<br />
Aufgrund der schwierigen Arbeitsbedingungen in Afrika und der großen Entfernung <strong>zu</strong> Deutschland<br />
ist die ständige Präsenz eines IMPETUS-Vertreters vor Ort unabdingbar. Insbesondere ist in<br />
der jetzt <strong>zu</strong> beantragenden Phase die Kontaktpflege <strong>zu</strong> lokalen Entscheidungsträgern für die beabsichtigte<br />
Implementierung von DSS-Werkzeugen und der allgemeinen Umset<strong>zu</strong>ng von wissenschaftlichen<br />
Ergebnissen von großer Bedeutung.<br />
Bearbeiter „Koordination Benin“<br />
Die Leitung der Außenstelle Benin wird durch Herrn Andreas Preu mit einer BAT IIa-Stelle<br />
wahrgenommen werden. Herr Preu zeichnet sich durch umfangreiche Kenntnisse im Bereich Afrikanistik<br />
und Politikwissenschaften aus und war <strong>zu</strong>vor IMPETUS-Koordinator in Marokko. In<br />
diesem besonders schwierigen und komplexen Umfeld westafrikanischer Mentalität und Tradition<br />
hat er in der 2. IMPETUS-Phase hervorragende Arbeit geleistet. Ohne seine langjährigen Erfahrungen<br />
in Marokko und Benin, v. a. auch in wissenschaftlicher Hinsicht, wäre eine erfolgreiche<br />
Durchführung sämtlicher Aktivitäten vor Ort nicht möglich.<br />
Bearbeiter „Koordination Marokko“<br />
Für die Position des ständigen IMPETUS-Vertreters in der Außenstelle Marokko ist N.N. mit<br />
einer BAT IIa-Stelle vorgesehen. Der Stelleninhaber sollte sich durch umfangreiche Kenntnisse<br />
im Bereich der internationalen Projektarbeit ausweisen, französische Sprachkenntnisse besitzen<br />
und ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten mitbringen, um vor Ort den Dialog mit „Stakeholdern“<br />
und Kooperationspartnern, das „Capacity Building“ und die DSS-Implementierung intensiv<br />
<strong>zu</strong> begleiten.<br />
Zu den Aufgaben der beiden Koordinatoren gehören im Einzelnen:
Teilprojekt C1 IMPETUS<br />
Kooperation<br />
Kontaktaufnahme und -pflege <strong>zu</strong> nationalen und internationalen Institutionen im Bereich der<br />
Kooperation.<br />
• Information der kooperierenden Institutionen und deren übergeordnete Stellen (z. B. Ministerien)<br />
über die Ziele und Ergebnisse von IMPETUS<br />
• Bei Bedarf Überarbeitung und Anpassung der getroffenen Abkommen mit den Kooperationspartnern<br />
• Überwachung der Einhaltung dieser Abkommen<br />
• Visa-Beschaffung für lokale Gastwissenschaftler und Doktoranden für Deutschlandaufenthalt<br />
Präsentation<br />
• Organisation und Durchführung regelmäßig wiederkehrender Veranstaltungen wie Feldbegehungstage,<br />
Tag-der-offenen-Tür, Symposien, Workshops, Schulungen, etc.<br />
• Repräsentation von IMPETUS bei thematisch relevanten Veranstaltungen anderer Organisationen<br />
Kommunikation<br />
• regelmäßige Unterrichtung der Geschäftsstelle über die laufende Projekt-Entwicklung<br />
vor Ort<br />
• Identifikation möglicher Schnittstellen zwischen den Forschungsaktivitäten und –zielen<br />
von IMPETUS und den geplanten Aktivitäten / Strategien der nationalen „Stakeholder“<br />
• Unterrichtung der Geschäftsstelle über politische Entwicklungen sowie über für<br />
IMPETUS relevante strategische Absichten der nationalen „Stakeholder“ im Bereich<br />
Forschung / Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit<br />
• Durchführung koordinierender Treffen mit IMPETUS-Mitarbeitern<br />
• Durchführung koordinierender Treffen mit lokalen Mitarbeitern, lokalen Vertretern auf<br />
Dorfebene im Forschungsgebiet sowie den „Stakeholdern“<br />
• Vorbereitung der Sit<strong>zu</strong>ngen des „Comité de Pilotage“<br />
Mitarbeiter<br />
• Klärung der Grundsätze von Einstellungsmodalitäten von lokalen Mitarbeitern (z. B.<br />
Diplomanden, Doktoranden, Techniker, Hilfskräfte).<br />
• Einstellung und Verwaltung des lokalen Personals (Gehaltszahlung, Regelung von Sozialversicherung,<br />
Krankenkasse und Urlaubsansprüchen)<br />
• Anpassung der Höhe der Vergütungen, Reisekosten, „per diem“ etc. an die lokale Entwicklung.<br />
595
596<br />
Feldforschung<br />
IMPETUS Teilprojekt C1<br />
Flankierende Maßnahmen <strong>zu</strong>r Feldforschung wie:<br />
• Bewirtschaftung des Fahrzeugparks<br />
• Koordinierung des Fahrzeugeinsatzes<br />
• Hilfe bei Unterbringung von IMPETUS-Mitarbeitern für die Dauer der Feldkampagne<br />
• Unterstüt<strong>zu</strong>ng bei der Ein- und Ausfuhr/Weitertransport von wissenschaftlichen Geräten<br />
(z. B. Zollformalitäten)<br />
• Integration neu beginnender IMPETUS-Mitarbeitern in die bestehenden Strukturen<br />
(Dorf, Kooperationspartner etc.)<br />
Objektverwaltung<br />
• Bewirtschaftung der IMPETUS-Liegenschaften sowie der befristet <strong>zu</strong>r Verfügung gestellten<br />
Gebäude<br />
Finanzen<br />
• Mittelverwaltung vor Ort<br />
• Budgeterstellung und -überwachung sowie Buchhaltung für die Außenstelle<br />
• Budgeterstellung und -überwachung sowie Buchhaltung für lokale wissenschaftliche<br />
Mitarbeiter<br />
Comité de Pilotage<br />
IMPETUS ist von Anfang an als anwendungsorientiertes Vorhaben konzipiert worden, in dem<br />
die verschiedenen Nutzergruppen (sog. „Stakeholder“) vor Ort verstärkt seit der 2. Phase in den<br />
Forschungs-Praxis-Dialog durch die Gründung jeweils eines Steuerungsgremiums (sog. „Comité<br />
de Pilotage“) in Benin bzw. in Marokko eingebunden sind. Neben mindestens zwei Vertretern<br />
aus IMPETUS besteht das Gremium aus Vertretern von Ministerien (Energie und Wasser,<br />
Landwirtschaft, Umwelt, Planung, Finanzen), staatlichen Behörden, der deutschen Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit<br />
und in Ausnahmefällen von einflussreichen Kooperationspartnern. Dieses<br />
Gremium tagt seit Mitte der 2. Phase in regelmäßigen Abständen (etwa dreimal im Jahr) unter<br />
Vorsitz eines lokalen „Stakeholders“ mit der folgenden Zielset<strong>zu</strong>ng:<br />
• Information der lokalen Entscheidungsträger über laufende Forschungsarbeiten<br />
• Festlegung <strong>zu</strong>künftiger Forschungsrichtungen<br />
• Beratende Begleitung der Umset<strong>zu</strong>ngspläne<br />
• Festigung bestehender und Hin<strong>zu</strong>fügung neuer Partnerschaften
Teilprojekt C1 IMPETUS<br />
• Identifikation von relevanten Themen und spezifischer Fragestellungen im Sinne von<br />
Nachhaltigkeit<br />
• Erarbeitung von gemeinsamen Aktionsplänen<br />
• Überwachung der Ergebnisse aus diesen Aktionsplänen<br />
• Entwicklung von Handlungsempfehlungen<br />
• Förderung des „Capacity Buildings“<br />
Diese Form des „Comité de Pilotage“ hat sowohl auf Anwenderseite als auch auf Seiten von<br />
IMPETUS große Zustimmung gefunden, so dass die Fortführung in der 3. Phase wesentlicher<br />
Bestandteil der geplanten weiteren Umset<strong>zu</strong>ng sein wird.<br />
In der 2. Phase bilden die standortspezifischen Szenarienentwicklungen einen wesentlichen<br />
Schwerpunkt innerhalb der Arbeiten des „Comité de Pilotage“. Da<strong>zu</strong> wurden <strong>zu</strong>nächst die von<br />
IMPETUS entwickelten Szenarien, die <strong>zu</strong>vor bereits mit dem jeweiligen Kooperationspartner<br />
abgestimmt wurden, <strong>zu</strong>r Diskussion gestellt und danach entsprechend den Beratungen angepasst.<br />
Die 3. Phase soll sich durch einen sehr intensiven Austausch über die möglichen, landestypischangepassten<br />
Interventionsszenarien und insbesondere über die <strong>zu</strong> entwickelnden „Decison Support<br />
Systeme“ geprägt sein. Gerade die intensive Einbindung der potentiellen Anwender bereits<br />
in der Entwicklungsphase gewährleistet die nachhaltige Nut<strong>zu</strong>ng der DSS in Marokko und Benin.<br />
Tab.: Ständige Mitglieder des „Comité de Pilotage“ in Benin<br />
Nr. Name Institution / Funktion<br />
01 ALÉ, Gregoire (Vorsitzender) DGH: ST/PC-GIRE<br />
02 ACACHA AKOHA, Jeanne MEHU, Conseillère technique<br />
03 AFOUDA, Abel Université d’Abomey-Calavi<br />
04 AHAMIDE, Bernard Université d’Abomey-Calavi<br />
05 ALLOGNON, Ignace Ministère des Finances, Secretariat permantent de<br />
DSRP<br />
06 AZONSI, Félix DGH<br />
07 KONA, Méré DGH<br />
08 POFAGI, K. Mathias MdP : DICPPD/DPS<br />
09 THOMBANSEN, Conrad GTZ (Programme Eau Potable)<br />
10 TONOUHEWA, Albert MAEP: SAH/DGR/MAEP<br />
597
598<br />
Tab.: Ständige Mitglieder des „Comité de Pilotage“ in Marokko<br />
IMPETUS Teilprojekt C1<br />
Nr. Name Institution / Funktion<br />
01 Lahmouri, A. (Vorsitzender) Division des ressources en eau, Secrétariat d’Etat<br />
chargé de l’eau (Chef) ; Rabat<br />
02 BAKKALI, N. Direction des Affaires culturelles et scientifiques<br />
au Ministère des Affaires Etrangère et de la coopération,<br />
Rabat<br />
03 JAAFER, M. Ministère de l’environnement ; Rabat<br />
04 KARIMI, M. A. ADEDRA, Zagora<br />
05 KOURDI, M. ORMVAO (Chef SGRID); Ouarzazate<br />
06 LEGHTAS, A. Conseil de l’eau ; Zagora<br />
07 MAKROUM, K. Agence de Bassin Souss Massa Draa (Service des<br />
Etudes de la planificationdes ressources en Eau) ;<br />
Agadir<br />
08 TOUJI, M. Division des ressources en eau ; Rabat<br />
09 ZENNABI, T. ADEDRA ; Zagora
Teilprojekt C2 IMPETUS<br />
Teilprojekt C2<br />
Integration und Datenmanagement<br />
Antragsteller Fach<br />
Prof. Dr. Speth<br />
Meteorologisches Institut, <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong><br />
Meteorologie<br />
Prof. Dr. B. Diekkrüger<br />
Geographisches Institut, <strong>Universität</strong> Bonn<br />
Hydrologie, Bodenkunde<br />
Prof. Dr. G. Bareth,<br />
Geographisches Institut, <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong><br />
GIS und Fernerkundung<br />
Zusammenfassung<br />
In der dritten Phase wird sich das Teilprojekt C2 schwerpunktmäßig mit der Entwicklung der<br />
DSS für Marokko und Benin beschäftigen. Entsprechend der in Kapitel III definierten Rahmenbedingungen<br />
werden in TP C2 zentral die verschiedenen DSS konzipiert und realisiert. Des Weiteren<br />
werden die Arbeiten an der Projektdatenbank und dem Internetauftritt weiter fortgeführt.<br />
Aufbauend auf den Ansätzen für die in der zweiten Phasen realisierten Digitalen Atlanten für<br />
Benin und Marokko werden DSS mit Softwareprodukten entwickelt, die entweder frei verfügbar<br />
sind und für einen geringen Betrag erworben werden können. Dieses ist eine fundamentale Vorausset<strong>zu</strong>ng<br />
für die nachhaltige Nut<strong>zu</strong>ng der DSS in den Ländern Marokko und Benin, denn teure<br />
Softwareprodukte sind nicht <strong>zu</strong> beschaffen bzw. aufwändig <strong>zu</strong> erlernen.<br />
Die DSS werden grundlegende GIS-Funktionalitäten und eine graphische Oberfläche besitzen,<br />
Datenbankabfragen ermöglichen und über <strong>zu</strong> definierende Schnittstellen die lose Ankopplung<br />
von Modellen realisieren. Diese Modelle können einerseits numerische Modelle, andererseits<br />
aber auch statistische oder Expertenmodelle sein. Die wesentliche Herausforderung liegt in der<br />
Entwicklung eines Konzeptes <strong>zu</strong>r Anbindung von Modellen, die auch von programmiertechnischen<br />
Laien genutzt und gewartet werden können. Da eine Vielzahl von DSS <strong>zu</strong> realisieren ist,<br />
ist die Entwicklung einer Art Toolbox notwendig, aus der die einzelnen DSS realisiert werden.<br />
Auch wenn dieses keine automatische Generierung von DSS erlaubt, ist damit eine schnelle Umset<strong>zu</strong>ng<br />
von neuen Ideen möglich.<br />
Wie bisher werden Informationen <strong>zu</strong> verfügbaren Datensätzen in der Metadatenbank abgelegt,<br />
so dass alle Mitarbeiter und alle Personen außerhalb von IMPETUS sich über die Datenverfügbarkeit<br />
informieren können. Wesentlich ist aber, dass <strong>zu</strong>m Ende des Projektes nicht nur die Metainformationen,<br />
sondern die Daten selber <strong>zu</strong>r Verfügung stehen. Durch den Ausbau einer zent-<br />
599
600<br />
IMPETUS Teilprojekt C2<br />
ralen Datenhaltung werden relevante Datenbestände gesichert und stehen für folgende Anwendungen<br />
bereit: Internetbasierter Zugriff für alle Interessenten auf relevante Daten bis über das<br />
Projektende hinaus sowie Datenhaltung bzw. Aktualisierung für die DSS und die Digitalen Atlanten<br />
Marokko und Benin. Dafür werden ein Datenbankkonzept und entsprechende Schnittstellen<br />
entwickelt. Weiterhin werden die Aktivitäten bezüglich der Darstellung von Grundlagen und<br />
Ergebnissen in den Digitalen Atlanten Marokko und Benin weitergeführt. Um eine breite Verfügbarkeit<br />
<strong>zu</strong> erreichen, werden die Atlanten in die Internetseiten integriert.<br />
Weiterentwicklung im Stand der Wissenschaft seit 2003<br />
Decision Support System<br />
Wie in Kapitel III erörtert gibt es keine einheitliche Definition von DSS (Turban et al., 2005;<br />
Leung, 1997). In dem Kapitel wird deshalb auf die generelle Funktion eines DSS verwiesen. Des<br />
Weiteren wird die Bedeutung der Analyse von raumbezogenen Daten für die Bearbeitung der<br />
Problemkomplexe dargestellt und der Begriff der räumlichen Entscheidungsunterstüt<strong>zu</strong>ngssysteme<br />
(SDSS – „spatial decision support systems“) eingeführt (Manoli, 2001).<br />
In Abb. IV.C2-1 sind nach Czeranka (1997) die Komponenten eines SDSS dargestellt. Die zentrale<br />
Bedeutung von Geographischen Informationssystemen (GIS) für ein SDSS ist offensichtlich<br />
und erklärt sich aus dem Umstand, dass GIS als räumliche Informationssysteme angesehen werden<br />
können, die der räumlichen Entscheidungsunterstüt<strong>zu</strong>ng dienen (Leung, 1997). Einige Autoren<br />
sehen GIS als das „Herzstück“ eines SDSS (Czeranka, 1999). Andere Autoren bezeichnen<br />
die Entscheidungsunterstüt<strong>zu</strong>ng als das übergeordnete Ziel von GIS: „The ultimate aim of GIS is<br />
to provide support for making spatial decisions.“ (Malczewski, 1999). Ein GIS verfügt über<br />
Funktionalitäten <strong>zu</strong>r Erfassung, Verwaltung, Analyse und Präsentation (EVAP) raumbezogener<br />
Daten (Bernhardsen, 2002). Folglich stehen diese Funktionen in einem SDSS <strong>zu</strong>r Verfügung.<br />
Die zweite elementare Komponente eines SDSS ist das DSS (Abb. IV.C2-1). Das DSS beinhaltet<br />
sowohl Expertenwissen, das üblicherweise in Form von Produktionsregeln formuliert ist<br />
(Wright, 1993), als auch ein Reporterstellungsmodul, das den Weg der Entscheidungsfindung<br />
dokumentiert.<br />
Elemente über die sowohl GIS als auch DSS verfügen sind DBMS, GUI und MBMS. Das<br />
DBMS (Datenbankmanagementsystem) ist zentrale Basis für GIS und DSS. Hier werden Daten<br />
gespeichert und verwaltet sowie Datenabfrageroutinen und Datenstrukturinformationen gespeichert.<br />
Das GUI (englisch: „graphical user interface“) ist die Benutzerschnittstelle. Während<br />
DBMS und GUI definiert in GIS und DSS <strong>zu</strong>r Verfügung stehen ist das MBMS (englisch: „modelbase<br />
management system“), wie auch die Daten in einem SDSS, ein auf die Fragestellung angepasstes<br />
Element eines SDSS. Im MBMS werden spezifische Modellierungsfunktionalitäten
Teilprojekt C2 IMPETUS<br />
bereitgestellt, die für die Lösung von komplexen Fragestellungen notwendig sind (Czeranka,<br />
1999). Entsprechende Beschreibungen finden sich bei Yeh (1999), Keenan (1997) und Leung<br />
(1997). Entscheidend hierbei ist nun die in Kapitel III erörterte Kopplung von Modellen bzw.<br />
Modellkomplexen mit GIS bzw. DSS (Seppelt, 2003; Hartkamp et al., 1999; Yeh, 1999). Eigene<br />
Konzepte <strong>zu</strong>r Kopplung von GIS mit Modellkomplexen für die raumbezogene Entscheidungsunterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
sind publiziert (Bareth and Yu, 2004; Bareth und Angenendt, 2003; Bareth and Huber,<br />
2002; Bareth et al., 2002; Bareth et al., 2001).<br />
SDSS<br />
DSS<br />
GIS<br />
Expertenwissen<br />
DBMS MBMS GUI<br />
analytische<br />
Funktionalität<br />
Reporterstellung<br />
graphische<br />
Darstellung<br />
Abb. V.C2-1: Komponenten eines SDSS (verändert nach Czeranka 1999)<br />
In Abb. V.C2-2 sind die nach Bareth (2005) definierten Elemente und Schnittstellen für raumbezogene<br />
Entscheidungsunterstüt<strong>zu</strong>ng auf der Basis von GIS dargestellt. Rückrad des SDSS ist<br />
eine GIS-basierte Geodatenbank, in diesem Beispiel ein Regionales Agrar-<br />
Umweltinformationssystem (RAEIS). Hier stehen umfangreiche GIS-Funktionalitäten der genutzten<br />
GIS-Software ArcGIS ® <strong>zu</strong>r Verfügung. Über eine GUI (WWW-Browser) kann anhand<br />
einer definierten Schnittstelle auf die MBMS <strong>zu</strong>gegriffen werden. Hier stehen definierte Möglichkeiten<br />
<strong>zu</strong>r Szenarienerstellung <strong>zu</strong>r Verfügung. Nach dem Start einer Simulation kann das<br />
MBMS über eine definierte Schnittstelle auf die RAEIS GDB, die das DBMS des Systems repräsentiert,<br />
<strong>zu</strong>greifen und notwendige Daten für den Modelllauf beziehen. Die Simulationsergebnisse<br />
werden in die RAEIS GDB <strong>zu</strong>rück geschrieben. Der Raumbe<strong>zu</strong>g wird somit beibehalten.<br />
Auf die Simulationsergebnisse kann der Benutzer anhand der GUI und einer weiteren definierten<br />
Schnittstelle <strong>zu</strong>greifen. Die Ergebnisse können anhand von WebGIS-Funktionalitäten sowohl am<br />
Bildschirm als auch in gedruckter Form ausgegeben werden.<br />
601
602<br />
IMPETUS Teilprojekt C2<br />
In Kapitel III sind jüngste Entwicklungsumgebungen für SDSS wie z.B. GEONAMICA (Oxley,<br />
2004) vorgestellt sowie diskutiert worden. Aufgrund der Entwicklung projektspezifischer SDSS<br />
im Rahmen der Problemkomplexe von IMPETUS (vgl. Kapitel IV) eignen sich diese Ansätze<br />
nicht. Daher werden im folgenden Kapitel Entwicklungsumgebungen vorgestellt, die die Pro-<br />
grammierung eigener Softwarelösungen für die Implementierung der notwendigen SDSS ermög-<br />
lichen und somit den Arbeitsplan definieren.<br />
Datenbank<br />
RAEIS GDB<br />
Result 1 GDB<br />
Result 2 GDB<br />
Result n GDB<br />
Basis GDB<br />
Soil GDB<br />
Climate GDB<br />
Land Use GDB<br />
Agr.Mgmt.GDB<br />
RAEIS<br />
RAEIS<br />
Maps<br />
Maps<br />
RAEIS<br />
RAEIS Maps<br />
Maps<br />
RAEIS<br />
RAEIS Maps<br />
Maps<br />
RAEIS<br />
RAEIS<br />
Maps<br />
Maps<br />
RAEIS<br />
RAEIS Maps<br />
Maps<br />
RAEIS<br />
RAEIS Maps<br />
Maps<br />
RAEIS<br />
RAEIS<br />
Maps<br />
Maps<br />
Web GIS<br />
Interface<br />
Interface for<br />
Model Outputs<br />
Interface for<br />
Model Inputs<br />
User Interface:<br />
WWW-Browser<br />
Interface<br />
for Simulation<br />
Scenarios<br />
MBMS<br />
(integrated<br />
modeling<br />
approach)<br />
Data flow in one direction Data flow in two direction<br />
Abb. V.C2-2: Kopplung eines „modelbase management system“ (MBMS) mit einer<br />
regionalen Geodatenbank (GDB) für Entscheidungsunterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
(verändert nach Bareth, 2005)<br />
Für die Bereithaltung von Informationen bezüglich Mitarbeitern, Kontaktdaten, zentrale Mailinglisten,<br />
Publikationen, erhobener und verfügbarer Daten (Metadaten), sowie z.B. auch Veranstaltungen<br />
oder Aktuellem, wurde die IMPETUS-Datenbank eingerichtet. Eintragungen können<br />
automatisiert mit einem MySQL-Datenbankserver der <strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Köln</strong> synchronisiert werden.<br />
Auf diesen greifen IMPETUS-Webseiten mit dynamischen Inhalten <strong>zu</strong> (PHP) und stellen<br />
die Informationen für Mitarbeiter und externe Nutzer im Internet bereit (Abb. V.C2-3).<br />
In der vergangenen Phase wurde insbesondere die Metadatenbank vollständig in das System integriert.<br />
Die Metadatenbank ermöglicht den Überblick über die innerhalb des Projektes erhobe-
Teilprojekt C2 IMPETUS<br />
nen und verfügbaren Datensätze. Zur Weiterentwicklung der Metadatenbank zählen die Orientierung<br />
der Datensätze an den Standards FGDC-STD-001-1998 (FEDERAL GEOGRAPHIC<br />
DATA COMMITEE 2000), die Einbindung eines Schlagwortkatalogs (Thesaurus) und die Implementierung<br />
komfortabler Internet-Such- und Eingabe-Masken. Weiterhin ist die Erfassung und<br />
Pflege der Daten eine wesentliche und ständige Aufgabe. Die Metadaten werden von den Mitarbeitern<br />
mittels eines Internetformulars eingegeben, an den Datenmanager gesendet und von diesem<br />
nach entsprechender Prüfung, Korrektur oder notwendiger Rücksprache in die Metadatenbank<br />
eingestellt. Inzwischen sind ca. 280 Datensätze erfasst. Von der IMPETUS-Internetseite<br />
können die Metadatensätze über ein Suchformular nach den erfassten Kriterien durchsucht und<br />
eingesehen werden. Dabei werden interne Nutzer, die sich durch ein Passwort identifizieren<br />
müssen, von externen Nutzern unterschieden. Von internen Nutzern können die Daten selbst per<br />
Download vom IMPETUS-Webserver oder den Servern angeschlossener Institute übertragen<br />
werden oder per automatisierte E-Mail angefordert werden. Externe Nutzer können ebenfalls den<br />
gesamten Bestand der Metadaten einsehen und die Daten beim Datenverantwortlichen anfordern.<br />
Dabei wird automatisch das Datenmanagement informiert und gegebenenfalls in die Bearbeitung<br />
der Anforderung und Entscheidung über die Datenweitergabe eingebunden.<br />
Abb. V.C2-3: Schema der Datenbankanbindung an das Internet<br />
603
604<br />
Internet<br />
IMPETUS Teilprojekt C2<br />
Die IMPETUS-Internetseite (www.impetus.uni-koeln.de) umfasst sowohl die Präsentation des<br />
Projektes nach außen (Darstellung des Projektes, Kontaktinformationen, Downloads, Veranstaltungen)<br />
als auch interne Kommunikationsbereiche (Austausch von Teilergebnissen, Arbeitsforen,<br />
Materialien, Informationen für Mitarbeiter). Tab. V.C2.1 führt die zentralen Inhalte der öffentlichen<br />
und internen Seiten auf. In der zweiten Projektphase wurden die Übersichtsdarstellung<br />
des Gesamtprojektes und der Teilprojekte an den aktuellen Stand angepasst sowie Kontakt- und<br />
Teilnehmerinformationen kontinuierlich gepflegt. Besonders ist auf die erweiterten Möglichkeiten<br />
<strong>zu</strong>r Nut<strong>zu</strong>ng der Metadatenbank und der Publikationsliste hin<strong>zu</strong>weisen, für die entsprechende<br />
Bereiche realisiert wurden.<br />
Tab. V.C2.1: Übersicht über die Inhalte der IMPETUS-Webseite nach Zugangsberechtigung<br />
Bereich<br />
PROJEKT,<br />
BENIN,<br />
MAROKKO<br />
TEILNEHMER<br />
AKTUELLES<br />
PUBLIKATIONEN<br />
DATEN<br />
LINKS<br />
Inhalte mit öffentlichem<br />
Zugang<br />
• Darstellung des Gesamtprojekts<br />
und der Teilprojekte mit<br />
Zwischenergebnissen<br />
• Download von Projektberichten<br />
• Kontaktinformationen <strong>zu</strong> Mitarbeitern<br />
• Auflistung der beteiligten In-<br />
stitute mit Links<br />
• Aktuelle Hinweise<br />
• fachspezifische Veranstaltungshinweise<br />
• täglich aktuelle Boden-<br />
Wetterbeobachtungen für<br />
Nord- und Zentralafrika<br />
• IMPETUS-Publikationsliste<br />
mit Download soweit möglich<br />
• Suchformular für Metadaten<br />
• Metadatensätze<br />
• Datenanforderungsformular<br />
• ausgewählte Verweise auf<br />
relevante Internet-Seiten<br />
<strong>zu</strong>sätzliche Inhalte mit<br />
internem Zugang<br />
(passwortgeschützt)<br />
• Allgemeine Informationen für<br />
Mitarbeiter und Formulare<br />
• Reisedaten und -berichte<br />
• Konferenzprotokolle<br />
• Materialien für Vorträge<br />
• Arbeitspapiere der Teilprojekte,<br />
Downloads, Foren nach Bedarf<br />
• Eingabeformular für Publikationen<br />
• Internes Suchformular<br />
• Direkter Datendownload bzw.<br />
interne Datenanforderung<br />
• Eingabeformular
Teilprojekt C2 IMPETUS<br />
Ausführliche Beschreibung des Arbeitsplanes<br />
Decision Support System<br />
Übergeordnetes Ziel des TP C2 ist die Entwicklung mehrerer SDSS für die in Kapitel IV definierten<br />
Problemkomplexe. Die für eine erfolgreiche Entwicklung von DSS notwendigen Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />
werden von Hahn et al. (2001) in zehn Punkten <strong>zu</strong>sammengefasst:<br />
1. Highly motivated end-users, with both, a vision as well as pragmatic attitude towards the<br />
domain at which the DSS is targeted<br />
2. Highly motivated development team, with a broad interest in the application domain,<br />
DSS development, formal analysis and knowledge representation methods, …<br />
3. A small group of highly motivated software engineers with outstanding skills in knowledge<br />
engineering, software architecture, user interface design, object-oriented development<br />
environments, distributed systems, standards, …<br />
4. A small group of highly skilled modelers, with experience in combining various spatial<br />
and temporal scales in one model. Furthermore the modelers should have a broad interest<br />
for the application domain and should be able to take a pragmatic attitude as well as to<br />
achieve compromises, when they need to discuss solutions to technical problems with the<br />
software engineers.<br />
5. A DSS architect, perhaps the most difficult role in the process. Like building architecture,<br />
this generalist is responsible for the overall vision of the product and must be able to<br />
professionally communicate with all participating specialists and stake holder.<br />
6. A project manager. For small projects this role is sometimes taken by the DSS architect.<br />
The project manager should have experience in managing interdisciplinary projects with<br />
participants coming from scientific, technical as well as public administration background.<br />
7. Sufficient time and budget to build a high quality first prototype of the system. A successful<br />
prototype will further increase the end-user commitment and eventually will trigger<br />
further investments in the DSS development.<br />
8. Early and ongoing end-user involvement in the development.<br />
9. Respect for the role and knowledge of participants from other disciplines than your own.<br />
10. Willingness and ability to take a calculated risk by putting substantial effort in the development<br />
of a highly innovative product.<br />
Aus dieser Auflistung ergibt sich, dass das SDSS-Team <strong>zu</strong>mindest aus zwei Personen <strong>zu</strong>sammengesetzt<br />
werden muss: 1. dem DSS-Architekten und Projektmanager und 2. dem Softwareentwickler.<br />
Daneben sind alle Fachwissenschaftler und insbesondere die Anwender eng in die<br />
Entwicklung ein<strong>zu</strong>beziehen.<br />
605
606<br />
IMPETUS Teilprojekt C2<br />
Da es sich bei der SDSS-Etablierung inhaltlich vor allem um Aspekte der SDSS-<br />
Softwareentwicklung handelt, werden hier zwei Softwareentwicklungsumgebungen vorgestellt,<br />
die je nach Bedarf eingesetzt werden sollen. In Kapitel III sind die elementaren Anforderungen<br />
an die SDSS-Entwicklung und die damit verbundene Modellkopplung definiert. In diesem Zu-<br />
sammenhang sind <strong>zu</strong>m einen die Flexibilität der Entwicklungsumgebung von zentraler Bedeu-<br />
tung sowie die Entwicklung eines „OpenSource-Produktes“, das nach Bedarf weiterentwickelbar<br />
sein muss. Aufgrund dieser Anforderungen wird <strong>zu</strong>m einen die kostenpflichtige Softwareent-<br />
wicklungsumgebung des GIS-Softwareherstellers ESRI (www.esri.com) sowie <strong>zu</strong>m anderen<br />
GeoTools (www.geotools.org), die als „OpenSource-Resource“ für GIS-Entwicklungen mit Java<br />
<strong>zu</strong>r Verfügung steht, gewählt.<br />
Bei der GIS-Software ArcGIS (ArcInfo) von ESRI handelt es sich um eine sehr mächtige GIS-<br />
Software, die neben den gängigen GIS-Analysen wie z.B. Flächenverschneidung, Puffergenerieung,<br />
Kartenprojektionen, Import- und Exportfunktionen, auch komplexe Werkzeuge für 3D-<br />
Analysen (3D-Analyst), Netzwerkanalysen (Network Analyst), Rasteranalysen (Spatial Analyst)<br />
und viele mehr beinhaltet. Des Weiteren stehen ArcIMS („Interet Map Server“) für WebGIS-<br />
Applikationen sowie ArcSDE („Spatial Data Engine“) für die Anbindung externer DBMS-<br />
Software (wie z.B. Oracle) <strong>zu</strong>r Verfügung. Schließlich beinhaltet ArcGIS (ArcInfo) eine umfangreiche<br />
Toolbox für komplexe Analysen von raumbezogenen Daten sowie den ModelBuilder<br />
mit eigener GUI. Mit dem ModelBuilder ist es auch möglich externe Modelle in ArcGIS <strong>zu</strong> integrieren.<br />
Die GIS-Datenformate von ESRI stellen, wie in Kapitel III erörtert, einen Quasi-Standard in<br />
IMPETUS dar. Dies liegt an dem Umstand, dass nahe<strong>zu</strong> alle Teilprojekte in denen GIS eingesetzt<br />
wird, ESRI-Produkte benutzten oder Software im Einsatz ist, die den Export in ESRI-<br />
Datenformate ermöglicht.<br />
Interessant für die SDSS-Softwareentwicklung ist die Strukturierung und Programmierung von<br />
ArcGIS auf der Basis des Windows „Component Object Models“ (COM). ArcGIS besteht aus<br />
plattformunabhängigen Komponenten, die entsprechend Ihrer Struktur in C++ programmiert<br />
wurden. Diese Objekte stehen in Form von Bibliotheken in ArcObjects <strong>zu</strong>r Verfügung und bieten<br />
somit eine komplexe Entwicklungsumgebung für eigene GIS-Programmierung. Allerdings ist<br />
die Nut<strong>zu</strong>ng von ArcObjects und entsprechenden Entwicklungen an kostspielige ArcGIS-<br />
Lizenzen gekoppelt. Dieses ist für eine Realisation von DSS für Marokko und Benin, insbesondere<br />
hinsichtlich des hohen Zeitbedarfs für die Einarbeitung in ArcGIS für IMPETUS unter Umständen<br />
ein Ausschlusskriterium.<br />
Dies gilt allerdings nicht für die ESRI-Software MapObjects. MapObjects kann als eine Sammlung<br />
von GIS-Bibliotheken angesehen werden, die nach der Installation dieser Software in der<br />
Programmierentwicklungsumgebung, z.B. VBA, <strong>zu</strong>r Verfügung stehen. Dies ist insofern interes-
Teilprojekt C2 IMPETUS<br />
sant, da sich dadurch mit MapObjects eigene Software entwickeln lässt, die komplexe GIS-<br />
Funktionen beinhaltet und nicht an eine Lizenzierung von Software gebunden ist. Außerdem<br />
steht eine MapObjects-Version für Windows und Java <strong>zu</strong>r Verfügung. In der Windows-Version<br />
sind die Bibliotheken <strong>zu</strong> folgenden Programmierumgebungen kompatibel: Visual Basic, Visual<br />
Basic for Applications (VBA), Visual C++, Visual Studio.NET (VB.NET and C#), Delphi, Borland<br />
C++ Builder, Visual FoxPro, and PowerBuilder.<br />
Die zweite GIS-Software-Entwicklungsumgebung, die für die SDSS-Entwicklung genutzt werden<br />
soll, ist GeoTools. GeoTools ist ein „open source Java GIS toolkit”<br />
(http://www.geotools.org). GeoTools ist ein frei verfügbarer Werkzeugkasten für GIS-<br />
Entwicklungen mit Java, der nach den Definitionen des „Open GIS Consortium“ entwickelt<br />
wurde. Mit GeoTools und Java lassen sich auch internetbasierte GIS-Applikationen entwickeln.<br />
Realisationen auf Basis dieser Softwareprodukte sind die in der zweiten Phase entwickelten Digitalen<br />
Atlanten für Benin und Marokko.<br />
GIS-Basisfunktionalitäten wie Ändern von Kartenprojektionen, topologische Analysen, Rasterberechnungen<br />
etc. sind in GeoTools verfügbar. GeoTools ist aber vor allem auch darauf ausgelegt,<br />
Datenformate von ESRI <strong>zu</strong> verarbeiten. Da diese, wie oben erwähnt, den Quasi-Standard in<br />
IMPETUS darstellen, ist dies eine elementare Vorausset<strong>zu</strong>ng für den Einsatz von GeoTools. Es<br />
werden aber auch weitere Datenformate unterstützt, so dass alle wesentlichen Formate genutzt<br />
werden können.<br />
Die in Kapitel III vorgesehene lose Kopplung der Modelle untereinander und mit GIS lässt sich<br />
anhand der vorgestellten Entwicklungsumgebungen realisieren. Insbesondere die Programmierung<br />
von Schnittstellen für den Datenaustausch zwischen verschiedenen Modellen und GIS lässt<br />
sich hier umsetzen. Des Weiteren lassen sich auch kombinierte Entwicklungen anhand von Geo-<br />
Tools und MapObjects mit Java realisieren, falls dies notwendig sein müsste.<br />
Bei der Entwicklung der einzelnen SDSS für die in Kapitel III definierten Problemkomplexe<br />
handelt es sich neben den strukturellen Aspekten um die Entwicklung von Software. „Die Entwicklung<br />
von Software ist ein außerordentlicher komplexer Prozess, der umso problematischer<br />
wird, je umfangreicher die <strong>zu</strong> entwickelnde Software ist.“ (Gumm und Sommer, 2004). Die vorgesehenen<br />
DSS in IMPETUS sind äußerst heterogene Daten-, Model-, Analyse- und Präsentationsgebilde,<br />
die diese Softwareentwicklung außerordentlich schwierig gestalten. Neben dem<br />
technischen Wissen ist vor allem auch die inhaltliche Expertise für die Entwicklung geeigneter<br />
Systeme entscheidend.<br />
Der Arbeitsplan für die Implementierung der SDSS für die einzelnen Problemkomplexe folgt, da<br />
es sich ja um eine Softwareentwicklung handelt, stringent einem Phasenmodell, das auch als<br />
Wasserfallmodell bezeichnet wird (Gumm und Sommer, 2004). Charakteristisch für diese Vor-<br />
607
608<br />
IMPETUS Teilprojekt C2<br />
gehensweise ist die Einteilung der Softwareentwicklung in „sequentiell aufeinander folgende<br />
Phasen“. Diese Vorgehensweise ist in Abb. V.C2-4 dargestellt. Das Phasenmodell wird nach<br />
Gumm und Sommer (2004) in folgende Entwicklungsabschnitte gegliedert:<br />
(1) Problemanalyse und Anforderungsdefinition<br />
(2) Fachlicher Entwurf<br />
(3) Software-technischer Entwurf<br />
(4) Programmierung und Modultest<br />
(5) System-Integration und Systemtest<br />
(6) Installation, Betrieb und Weiterentwicklung<br />
Problemanalyse /<br />
Anforderungsdefinition<br />
Fachlicher<br />
Entwurf<br />
Software-technischer<br />
Entwurf<br />
Programmierung und<br />
Modultest<br />
System-Integration<br />
und Systemtest<br />
Installation, Betrieb und<br />
Weiterentwicklung<br />
Abb. V.C2-4: Phasen- oder Wasserfallmodell der (SDSS-)Softwareentwicklung (erstellt nach Gumm<br />
und Sommer 2004)<br />
(1) Zu Beginn der SDSS-Softwareentwicklung stehen die Problemanalyse und die Formulierung<br />
der Anforderungsdefinition. Dies muss <strong>zu</strong>m einen in Zusammenarbeit mit den jeweiligen<br />
TP-Leitern und -Mitarbeitern sowie den TP-Partnern in Marokko und Benin<br />
sowie den Anwendern der SDSS erfolgen. In diesem Zusammenhang wird eine Expertenbefragung<br />
durchgeführt. Vor allem sind hier neben inhaltlichen Aspekten auch die infrastrukturellen<br />
Gegebenheiten für die SDSS-Softwareentwicklung entscheidend. Es wird<br />
folglich die Anforderungen an die einzelnen SDSS transparent und in schriftlicher Form<br />
definiert und festgehalten. Nach Gumm und Sommer (2004) wurde diese Phase der Softwareentwicklung<br />
früher „unterschätzt und vernachlässigt“. Es ist aber heute bekannt,
Teilprojekt C2 IMPETUS<br />
dass diese Entwicklungsphase maßgeblich den Projekterfolg bestimmt. Aus diesem<br />
Grund erstreckt sich diese Entwicklungsphase über das gesamte 1. Halbjahr der 3. Förderphase<br />
von IMPETUS. Außerdem ist für diesen komplexen Aufgabenbereich ein<br />
Postdoc für die gesamte 3. Projektphase vorgesehen (siehe Personalbedarf). Dies ist notwendig,<br />
da erfahrungsgemäß bei der Softwareentwicklung in den folgenden Entwicklungsstufen<br />
Probleme auftauchen, die eine Überarbeitung des Gesamtkonzeptes erfordern<br />
und sich dadurch eine Änderung der Anforderungsdefinitionen ergibt.<br />
(2) Der fachliche Entwurf repräsentiert die 2. Entwicklungsphase und resultiert aus den Anforderungsdefinitionen<br />
und der „groben Festlegung der Funktionalität des künftigen Systems“<br />
(Gumm und Sommer, 2004). In diesem Projektzeitraum, der das 2. Halbjahr der 3.<br />
Förderphase umfasst, werden die „Funktionen aus fachlicher Sicht vollständig definiert“.<br />
Das Daten- und Objektmodell werden auch als Anwendungsmodell bezeichnet. Letzteres<br />
wird transparent und schriftlich festgelegt. Falls bei der Erstellung des Anwendungsmodells<br />
eine Inkonsistenz der Anforderungsdefinitionen erkannt wird (Abb. V.C2-4), muss<br />
in die 1. Entwicklungsphase <strong>zu</strong>rückgekehrt werden und ein neues Anforderungsmodell<br />
festgelegt werden.<br />
(3) Dem fachlichen Entwurf folgt der softwaretechnische Entwurf. Der softwaretechnische<br />
Entwurf bezieht sich ausschließlich auf die Struktur der <strong>zu</strong> entwickelnden SDSS-<br />
Software. Aufgrund der Struktur des Anwendungsmodells (2) wird versucht, dass dieser<br />
technische Entwurf den vorgegebenen Konzepten auf der Basis objektorientierter Methoden<br />
folgt. Die Erstellung des softwaretechnischen Entwurfs ist ebenfalls höchst komplex<br />
und anforderungsvoll. Aus diesem Grund ist hier ebenfalls ein Postdoc (siehe Personalbedarf)<br />
vorgesehen, der über sehr gute Kompetenzen in GIS, Fernerkundung, Modellierung,<br />
Datenbanken und Programmierung verfügt und eng mit dem <strong>zu</strong>vor genannten<br />
Postdoc, der für die Festlegung der Anforderungsdefinition und die Entwicklung des<br />
fachlichen Entwurfs verantwortlich ist, <strong>zu</strong>sammenarbeitet, da die Kommunikation zwischen<br />
fachlichem und softwaretechnischem Entwurf essentiell ist (vgl. Abb. V.C2-4).<br />
Deshalb überschneiden sich diese beiden Arbeitsschritte in dem 2. Halbjahr der 3. Förderphase.<br />
Der softwaretechnische Entwurf wird im Projekt diskutiert und schriftlich festgehalten.<br />
(4) Die eigentliche Programmierung entspricht der 4. Entwicklungsphase und ergibt sich aus<br />
dem softwaretechnischen Entwurf. In dieser Entwicklungsphase erfolgt die eigentliche<br />
Codierung bzw. Programmierung der SDSS-Software gemäß den definierten Entwürfen.<br />
Nach Gumm und Sommer (2004) nimmt dieser Arbeitsbereich nur noch ca. 20 bis 30 %<br />
der gesamten Softwareentwicklung ein. Aus eigener Erfahrung werden für diese Entwicklungsphase,<br />
die ja auch Modultests beinhaltet, 30 bis 35 % eingeplant. Dies ent-<br />
609
610<br />
IMPETUS Teilprojekt C2<br />
spricht etwa einem Förderjahr und dauert somit vom 2. bis <strong>zu</strong> Beginn des 3. Förderjahres<br />
an. Werden während den Modultests Schwächen oder Fehler in den Entwürfen entdeckt,<br />
müssen diese angepasst und korrigiert werden. Es muss hier zeitlich eingeplant werden,<br />
dass erfahrungsgemäß auch Änderungen am fachlichen Entwurf getätigt werden müssen.<br />
(5) Die System-Integration und der Systemtest schließen <strong>zu</strong>nächst die SDSS-<br />
Softwareentwicklung ab. Die einzelnen getesteten Module werden nach dem festgelegten<br />
Integrationsplan <strong>zu</strong>sammengefügt und schließlich <strong>zu</strong> einem Gesamtsystem vereint. Der<br />
Systemtest zeigt dann, ob die Entwürfe und deren technische Umset<strong>zu</strong>ng in Quellcode erfolgreich<br />
waren oder nicht. Bei einem fehlerhaften Gesamtsystem muss Schrittweise überprüft<br />
werden, wo die Fehler liegen. Es können unter Umständen auch hier Inkonsistenzen<br />
erkannt werden, die eine Änderung der Anforderungsdefinitionen bedingen.<br />
Dies wäre der ungünstigste Fall und sollte durch eine entsprechend sorgfältige und kompetente<br />
Bearbeitung der einzelnen Entwicklungsphasen vermieden werden. Nach erfolgreichen<br />
Systemtests, die für das 2. Halbjahr der 3. Förderphase vorgesehen sind, sollen<br />
die einzelnen SDSS-Softwareentwicklungen vor Ort den Entscheidungsträgern präsentiert,<br />
installiert und entsprechende Einführungen und Schulungen gegeben werden. Die<br />
„Übergabe“ der entwickelten SDSS-Produkte erfolgt insbesondere durch die 2 Postdocs<br />
von TP C2, die ja sowohl für das fachliche als auch für die softwaretechnische Umset<strong>zu</strong>ng<br />
verantwortlich sind.<br />
Datenbank<br />
Die Metadatenbank wird in der 3. Förderphase auf der derzeitigen Grundlage weitergeführt, um<br />
die Information über den Datenbestand für die Mitarbeiter und externe Personen weiter bereit <strong>zu</strong><br />
stellen. Da<strong>zu</strong> ist die kontinuierliche Pflege der Metadatensätze, d.h. die Maßnahmen <strong>zu</strong>r Aktualisierung,<br />
Neueintrag, Qualitätskontrolle und Systempflege <strong>zu</strong> leisten. Weiterhin ist das Datenmanagement<br />
bei der Bearbeitung externer Datenanforderungen eingebunden.<br />
Bis <strong>zu</strong>m Ende des Projektes müssen nicht nur die Metainformationen, sondern die Daten selbst<br />
bereit stehen. Dafür muss ein Datenbankkonzept entwickelt und umgesetzt, ablagerelevante Daten<br />
identifiziert, aufbereitet und eingespeist, sowie Schnittstellen <strong>zu</strong> verschiedenen Anwendungen<br />
geschaffen werden. Das Datenbankkonzept und die Datenablage müssen die Anforderungen<br />
der folgenden Anwendungsbereiche berücksichtigen und unterstützen:<br />
1. Zentrale Datenhaltung <strong>zu</strong>r Sicherung des Datenbestandes, als interne Datenaustauschplattform<br />
während der Projektlaufzeit, und für den Zugriff <strong>zu</strong>r weiteren wissenschaftlichen Verwendung<br />
nach Projektende:
Teilprojekt C2 IMPETUS<br />
Von IMPETUS generierte Datensätze, wie Rohdatensätze, Messungen, Auswertungen, Modellergebnisse,<br />
etc., müssen nach Projektende der weiteren wissenschaftlichen Verwendung<br />
<strong>zu</strong>r Verfügung gestellt werden. Deshalb muss <strong>zu</strong> einer zentralen Datenhaltung mit Möglichkeiten<br />
des Zugriffs über das Internet übergegangen werden. Nach Projektende können Datenanforderungen<br />
so weitgehend automatisiert bedient werden. Während der 3. Förderphase<br />
wird eine interne Datenaustauschplattform schon auf diese Form der Datenhaltung aufbauen.<br />
In Zusammenarbeit mit den Fachwissenschaftlern und der Projektleitung müssen die Datensätze<br />
identifiziert werden, die dauerhaft abgelegt werden sollen. Nicht alle in der Metadatenbank<br />
dokumentierten Datensätze müssen dafür relevant sein. Die Metadatenbank beinhaltet<br />
auch Datensätze, die nicht von IMPETUS generiert wurden: Da<strong>zu</strong> gehören Daten, die als<br />
Arbeits- und Informationsgrundlage von eher internem Interessen sind und Daten, die von<br />
Kooperationspartnern (Behörden, Partnerprojekte) <strong>zu</strong> Verfügung gestellt wurden. Hier ist <strong>zu</strong><br />
klären, ob diese Datensätze für den öffentlichen Zugriff freigegeben werden sollen oder dürfen.<br />
Aus der Identifizierung der Anforderungen und der relevanten Datensätze ergeben sich Speicherplatzbedarf<br />
und Entscheidungen bei der softwaretechnischen Umset<strong>zu</strong>ng. Gemäß der absehbaren<br />
Datenmenge müssen Speicher- und Serverkapazitäten geschaffen werden. Es bietet<br />
sich an, die bestehende Metadatenbank weiter als Katalog <strong>zu</strong> verwenden und dort Downloadinformationen<br />
vor<strong>zu</strong>halten, sofern die Daten über Internet/ftp <strong>zu</strong>gänglich sind. Bei Bedarf<br />
können für umfangreiche Datensätzen (z.B. Messreihen der Klimastationen) spezielle internetbasierte<br />
Masken oder Formulare entwickelt werden, die die Abfrage und den Download<br />
von (Teil-) Datensätzen ermöglichen.<br />
In Koordinierung mit den Teilprojekten ist die Übergabe und Aufbereitung von Daten <strong>zu</strong><br />
leisten. Hinsichtlich der Anwendung als interne Datenaustauschplattform sind außerdem<br />
Verfahren <strong>zu</strong> vereinbaren, die während der noch laufenden Förderphase die Aktualisierung<br />
der zentral gespeicherten Daten gewährleisten. Die Einspeisung und Ablage der Daten stellt<br />
bis <strong>zu</strong>m Projektende eine kontinuierliche Aufgabe dar.<br />
2. Ausrichtung der Datenhaltung auf die SDSS: Unterstüt<strong>zu</strong>ng bei der Homogenisierung von<br />
Geodatenbanken und Sachdaten für die SDSS und anforderungskonforme Ablage in der Projektdatenbank.<br />
Von Beginn der Förderphase an erfolgt die Zusammenarbeit mit den SDSS-Designern bei<br />
der Homogenisierung der Projektdaten hinsichtlich der geplanten Etablierung von SDSS. Die<br />
heterogenen Geo- und Sachdatensätze der Fachwissenschaftler müssen für die Einbindung in<br />
die SDSS in geeigneten Formaten und Datenbankmodellen abgelegt werden. Dabei müssen<br />
611
612<br />
IMPETUS Teilprojekt C2<br />
die Teilprojekte unterstützt werden, besonders solche, in denen nur geringe GIS-Kapazitäten<br />
installiert sind.<br />
Weiterhin kann der direkte Zugriff der SDSS auf die Projektdatenbank sinnvoll sein. In den<br />
Phasen des fachlichen und systemtechnischen Entwurfs der SDSS sind die Schnittstellen <strong>zu</strong>r<br />
Datenübergabe <strong>zu</strong> entwerfen und bei der Programmierung um<strong>zu</strong>setzen. In der Projektdatenbank<br />
dürfen die Daten dann nur noch in bestimmten Formaten und schnittstellenkonform abgelegt<br />
werden.<br />
3. Haltung von Daten für die Digitalen Atlanten Benin und Marokko<br />
Die digitalen Atlanten sind ein Beitrag <strong>zu</strong>r Veröffentlichung von IMPETUS-Daten. Eine interaktive<br />
Benutzeroberfläche macht Geodaten <strong>zu</strong>gänglich, die kartographisch aufbereitet und<br />
mit weiteren Informationen verknüpft sind. Bisher wurden die Atlanten auf CD <strong>zu</strong>sammen<br />
mit allen implementierten Daten und Dokumenten verteilt. Zusätzlich können in die Atlanten<br />
Module integriert werden, die direkt auf die Projektdatenbank <strong>zu</strong>rückgreifen: Damit können<br />
hoch auflösende Daten mit hohem Speicherplatzbedarf angeschlossen, dynamische Karten<br />
oder Diagramme unterstützt oder Datensätze und Aktualisierungen <strong>zu</strong>m Download angeboten<br />
werden. Insbesondere in Verbindung mit der Einstellung der digitalen Atlanten in das Internet<br />
(siehe nächsten Abschnitt) sollte dies genutzt werden. Das Datenbankkonzept muss<br />
auch hier die Bereitstellung von Daten an entsprechende Schnittstellen vorsehen.<br />
Internet<br />
Die Einstellung von Beiträgen auf dem Internetserver und die notwendige Systempflege wird<br />
weiter durch den Mitarbeiter für die Datenbank durchgeführt. Die Pflege der Webseiten für Teilnehmer,<br />
Aktuelles, Publikationen, Reiseplänen etc. wurde, wie oben dargestellt, durch die dynamische<br />
Programmierung stark vereinfacht. Der Eintrag von Aktualisierungen wird von anderen<br />
Mitarbeitern, meist in der Geschäftsstelle, übernommen. In diesem System unterliegt dem<br />
Datenmanager die Betreuung der Netzanbindung, die Umset<strong>zu</strong>ng bei gewünschten Anpassungen<br />
für die Datenein- und -ausgabe, sowie die Installation und Konfiguration an lokalen Rechnern.<br />
Die Internetpräsenz bezüglich Projektbeschreibungen und Darstellungen aus den Teilprojekten<br />
sind gemäß den Zielen, Konzepten und Fortschritten der 3. Förderphase, <strong>zu</strong> aktualisieren, an<strong>zu</strong>passen<br />
oder <strong>zu</strong> erweitern. Entsprechende fachliche Beiträge werden von den Teilprojekten eingeholt.<br />
Der Mitarbeiter für die Datenbank unterstützt die Aufbereitung der Dokumente für das<br />
Internet, insbesondere die Umset<strong>zu</strong>ng in HTML.<br />
Die Digitalen Atlanten Marokko und Benin werden in die Internetseite eingebunden, um die<br />
Verbreitung von Basisinformationen und IMPETUS-Ergebnissen <strong>zu</strong> fördern. Das Visualisie-
Teilprojekt C2 IMPETUS<br />
rungs-Applet der digitalen Atlanten wurde in JAVA programmiert. Dies ermöglicht die plattformunabhängige<br />
Nut<strong>zu</strong>ng über Webbrowser. Die Inhalte der Atlanten werden nach den in der vergangenen<br />
Projektphase entwickelten Konzepten erweitert. Dafür müssen unter anderem Kartendarstellungen<br />
erstellt und in geeigneten Formaten gespeichert werden. Auch hier ist die Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
der Fachwissenschaftler bei der Aufbereitung von Daten für die Darstellung in den digitalen<br />
Atlanten notwendig (Datenkonvertierung, Verknüpfung mit Sachdaten, kartographische<br />
Gestaltung). Neu erstellte Inhalte müssen außerdem eingepflegt werden und für den Zugriff über<br />
das Internet auf den Servern oder in der Projektdatenbank abgelegt werden.<br />
Stellenbeschreibungen mit Zeitplan<br />
Bearbeiter „DSS-Design und Modellintegration“<br />
Wie <strong>zu</strong>vor ausgeführt, ist für das DSS-Design eine Postdoc Stelle (BAT IIa) vor<strong>zu</strong>sehen. Die<br />
hierfür ein<strong>zu</strong>stellende Person (N.N.) muss in enger Zusammenarbeit mit den Fachwissenschaftlern<br />
sowie den Partnern in Marokko und Benin die erwarteten Funktionalitäten der DSS definieren<br />
und insbesondere die Modellintegration planen und realisieren. Hierbei muss der Entwurf<br />
insbesondere die unterschiedlichen Fähigkeiten der Nutzer berücksichtigen. Während Entscheidungsträger<br />
oft nur eingeschränkte Kenntnisse der Modelldetails besitzen und somit nur eingeschränkte<br />
Nut<strong>zu</strong>ngsmöglichkeiten erwarten, müssen Fachwissenschaftler in der Lage sein, weitgehend<br />
in die Modelle und die Analysen eingreifen <strong>zu</strong> können. Hierfür ist die Entwicklung entsprechender<br />
Konzepte notwendig.<br />
Für die lose Modellkopplung sind die Schnittstellen <strong>zu</strong> definieren und programmtechnisch <strong>zu</strong><br />
realisieren. Es sind Konzepte <strong>zu</strong> entwickeln, die die Modellkopplung möglichst generell beschreiben,<br />
um die Anbindung der vielen einzelnen Modelle und insbesondere die spätere Wartung<br />
der Schnittstelle den Fachwissenschaftlern <strong>zu</strong> überlassen.<br />
Für diese Stelle wird eine Person benötigt, die einerseits mit den Fachwissenschaftlern kommunizieren<br />
kann und andererseits aufgrund ihrer Programmier-Erfahrung in der Lage ist, mit dem<br />
Postdoc für Softwareentwicklung eng <strong>zu</strong>sammen <strong>zu</strong> arbeiten. Sie stellt das Bindeglied zwischen<br />
den Anwendern, den Fachwissenschaftlern und den softwaretechnischen Entwicklern dar. Er leitet<br />
die Arbeitsgruppe C2 und integriert auch die Aktivitäten des Mitarbeiters für die Datenbank.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Problemanalyse und Definitionen der Anforderungen der Nutzer und Fachwissenschaftler<br />
⇒ Analyse der Modellschnittstellen <strong>zu</strong>r Definition der Datenflüsse<br />
⇒ Erster Entwurf eines DSS<br />
⇒ Entwicklung von Konzepten <strong>zu</strong>r Realisation der DSS-Familie<br />
⇒ Weiterführung der Arbeiten an den Digitalen Atlanten Marokko und Benin<br />
613
614<br />
IMPETUS Teilprojekt C2<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Konkretisierung des DSS-Entwurfs<br />
⇒ Definition der software-technischen Anforderungen<br />
⇒ Entwicklung von Konzepten <strong>zu</strong>r Modellkopplung an das DSS<br />
⇒ erste programmtechnische Umset<strong>zu</strong>ng der Modellkopplung<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Überarbeitung und Aktualisierung des DSS-Entwurfs<br />
⇒ weitergehende Modellintegration. Beratung der Fachwissenschaftler bei der Modellkopplung<br />
⇒ Analyse und Test von DSS-Prototypen und erste Tests in Benin und Marokko<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ abschließende Implementierung sowie software-technische Schulung in Benin und Marokko<br />
in Zusammenarbeit mit den Fachwissenschaftlern<br />
⇒ Erstellung der Dokumentation und der Abschlussberichte<br />
Bearbeiter „Softwareentwicklung SDSS“<br />
Für die Softwareentwicklung der geplanten SDSS ist Dr. Rainer Laudien vorgesehen. Er hat sich<br />
aufgrund seiner Ausbildung (Dipl.-Geogr., <strong>Universität</strong> Trier; GIS-Zertifikat, Steinbeis GmbH<br />
Rottenburg; Dr.sc.agr, <strong>Universität</strong> Hohenheim) die dafür notwendigen Methoden und Kompetenzen<br />
angeeignet.<br />
In seiner Dissertation am Inst. f. Landwirtschaftliche Betriebslehre im Fachbereich Agrarinformatik<br />
der <strong>Universität</strong> Hohenheim befasste sich Herr Dr. Laudien mit der Entwicklung und dem<br />
Aufbau eines schlagbezogen, GIS-gestützten Führungsinformationssystems für die Zuckerwirtschaft,<br />
das als SDSS eingesetzt werden kann. Dieses Projekt wurde von der Süd<strong>zu</strong>cker AG gefördert<br />
und teilweise werden die gewonnenen Erkenntnisse in Managementprozesse eingeführt.<br />
Herr Laudien hat während seiner Promotion bewiesen, ein solches Projekt selbständig strukturieren<br />
und bearbeiten <strong>zu</strong> können. Die dreijährige Projektdauer nutze er, neben der Mitbetreuung<br />
von Bachelor- und Masterstudenten, der Erstellung von Publikationen und Vorträgen bei nationalen<br />
und internationalen Symposien und der eigentlichen Softwareentwicklung des Systems,<br />
auch <strong>zu</strong>r Etablierung innovativer GIS- und Fernerkundungsmethoden im Zuckerrübenbereich. In<br />
dem darauf folgenden Zeitraum zwischen Juni und September 2005 war Dr. Laudien als Postdoktorand<br />
des Internationalen Graduiertenkollegs „Modellierung von Stoffflüssen und Produktionssystemen<br />
für eine nachhaltige Ressourcennut<strong>zu</strong>ng in intensiven Acker- und Gemüsebausystemen<br />
in der nordchinesischen Tiefebene“ (769) im Teilprojekt 3.2 (Etablierung eines Agrar-<br />
Umwelt-Informationssystems und GIS-basierte Modellierung einer nachhaltigen Ressourcennut<strong>zu</strong>ng<br />
in der Nordchinesischen Tiefebene) als DFG-Stipendiat beschäftigt. Während seiner Projektarbeiten<br />
hat er gezeigt, dass er neben seiner GIS- und Informatik-Kompetenz auch die inter-
Teilprojekt C2 IMPETUS<br />
disziplinäre Integration von Daten und Methoden anderer Disziplinen fachkundig umgesetzt hat.<br />
Derzeit ist Dr. Laudien als Wissenschaftler im Teilprojekt C2 angestellt, um die SDSS-<br />
Softwareentwicklung vor<strong>zu</strong>bereiten. Für Dr. Laudien ist eine BAT IIa-Stelle vorgesehen.<br />
Entsprechend der <strong>zu</strong>vor dargestellten notwendigen Arbeitschritte wird sich Dr. Laudien mit dem<br />
Softwareentwurf und deren Realisation beschäftigen. In enger Kooperation mit dem Postdoc für<br />
DSS-Design und Modellintegration und den Fachwissenschaftlern wird er Anforderungen an das<br />
<strong>zu</strong> entstellende System definieren und die Software entwerfen. Hier<strong>zu</strong> werden die <strong>zu</strong>vor und im<br />
Kapitel III genannten Rahmenbedingungen beachtet. Dr. Laudien wird in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Mitarbeiter für Datenbanken die Homogenisierung der Projekt- und Geodatenbanken<br />
vorantreiben. Nachfolgend wird die Software realisiert und in Zusammenarbeit mit den Fachwissenschaftlern<br />
getestet. Nach ausführlichen Tests der Prototypen in Benin und Marokko werden<br />
die Systeme in den Ländern implementiert, die Kooperationspartner geschult und Dokumentationen<br />
erstellt.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Mitarbeit an der Problemanalyse und den Anforderungsdefinitionen<br />
⇒ Homogenisierung der Projekt- und Geodatenbanken<br />
⇒ Anschaffung und Einrichtung der Softwareentwicklungsumgebung<br />
⇒ Einarbeitung der Projektmitarbeiter<br />
⇒ Erstellung des softwaretechnischen Entwurfs<br />
⇒ Mitarbeit bei der Analyse der Modellschnittstellen <strong>zu</strong>r Definition der Datenflüsse<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Mitarbeit bei der Erstellung der SDSS-Anforderungen<br />
⇒ Mitarbeit an den fachlichen Entwürfen der SDSS<br />
⇒ Weiterentwicklung der software-technischen Entwürfen<br />
⇒ Beginn der programmiertechnische Unset<strong>zu</strong>ng der software-technischen Entwürfe<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ technische Umset<strong>zu</strong>ng der Softwareentwürfe<br />
⇒ Test der einzelnen Module in enger Kooperation mit den Fachwissenschaftlern<br />
⇒ Integration der Module in ein Gesamtsystem<br />
⇒ ausführliche Tests der DSS in Zusammenarbeit mit den Fachwissenschaftlern<br />
⇒ Implementierung von Prototypen und erste Tests in Benin und Marokko<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ abschließende Implementierung sowie software-technische Schulung in Benin und Marokko<br />
in Zusammenarbeit mit den Fachwissenschaftlern<br />
⇒ Erstellung der Dokumentation und der Abschlussberichte<br />
615
616<br />
Bearbeiter „Datenbanken / Internet“<br />
IMPETUS Teilprojekt C2<br />
Für die Entwicklung der Projektdatenbank und die Betreuung des Internetauftrittes ist Herr Ralf<br />
Hoffmann mit einer Stelle nach BAT IIa vorgesehen. Herr Hoffmann hat in der Mitte der 2. Förderphase<br />
die Stelle des Datenmanagers übernommen und die Aktivitäten bezüglich Datenbank<br />
und Internet geleitet. Weiterhin hat er die Fachwissenschaftler in der GIS-Anwendung unterstützt<br />
und beraten und war organisatorisch und technisch stark in die Entwicklung der Atlanten<br />
Benin und Marokko eingebunden. Die Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit, die für die<br />
Bewältigung dieser Aufgaben notwendig ist, hat er dabei gezeigt.<br />
Herr Hoffmann hat neben dem Datenbankendesign und den notwendigen Kenntnisse <strong>zu</strong>r Koordinierung<br />
der Aufgaben im Bereich Internet, auch vertiefte Kenntnisse mit GIS, insbesondere in<br />
der ArcGIS-Anwendungsfamilie. Er ist in das bestehende Datenbanksystem und die Datenlage<br />
eingearbeitet und kann aufgrund seiner GIS-Erfahrungen besonders an der SDSS-<br />
Datenbankentwicklung mitwirken. Da<strong>zu</strong> trägt auch bei, dass Herr Hoffmann aufgrund seiner<br />
Ausbildung als Geoökologe über breite fachliche Grundlage und ein interdisziplinäres Verständnis<br />
der wissenschaftlichen Inhalte verfügt. Herr Hoffmann ist damit in der Lage mit den Fachwissenschaftlern<br />
und den Mitarbeitern für die SDSS-Entwicklung bei der Umset<strong>zu</strong>ng der Ziele<br />
im Bereich Projektdatenbank, SDSS, Atlanten und Internet eng <strong>zu</strong>sammen <strong>zu</strong> arbeiten.<br />
Herr Hoffmann wird ein Konzept für die Datenbank und Datenablage entwickeln, einrichten und<br />
pflegen, dass die Anforderungen der Bereiche Datenarchivierung, SDSS und digitale Atlanten<br />
berücksichtigt. Zusammen mit den Mitarbeitern für DSS-Design und Softwarentwicklung sowie<br />
den Fachwissenschaftlern werden die Anforderungen definiert, die Homogenisierung der Projekt-<br />
und Geodaten vorgenommen und die Daten eingespeist. Aufbauend auf der bestehenden<br />
Metadatenbank, unterliegt Herrn Hoffmann die Einrichtung des Projektdatenarchivs mit internetbasiertem<br />
Zugriff, dass die Verfügbarkeit der Daten über die Projektlaufzeit hinaus gewährleistet.<br />
Für den IMPETUS-Internetauftritt übernimmt er die Pflege der Seiten und die Einstellung<br />
neuer Inhalte.<br />
1. Jahr (ab 1. Mai 2006)<br />
⇒ Mitarbeit an der Homogenisierung der Projekt und Geodatenbanken<br />
⇒ Definition der Anforderungen an die Projektdatenbank<br />
⇒ Identifizierung ablagerelevanter Daten<br />
⇒ Entwurf des Datenbankkonzeptes<br />
⇒ Koordination der Aktualisierung des Webauftritts um Konzepte und Ziele der 3. Förderphase<br />
⇒ Einbindung digitaler Atlanten in das Internet<br />
2. Jahr (2007)<br />
⇒ Einrichtung von Datenbankkapazitäten für die zentrale Datenhaltung<br />
⇒ Integration der SDSS-Anforderungen an die Projektdatenbank
Teilprojekt C2 IMPETUS<br />
⇒ technische Umset<strong>zu</strong>ng der Projektdatenbank<br />
⇒ Beginn der Einspeisung von Daten<br />
⇒ Mitarbeit beim Entwurf von Schnittstellen <strong>zu</strong> DSS und Atlanten<br />
⇒ Mitarbeit bei der Umset<strong>zu</strong>ng der Datenbankintegration für die DSS<br />
3. Jahr (2008)<br />
⇒ Unterstüt<strong>zu</strong>ng bei der Aufbereitung von Daten für DSS und Atlanten<br />
⇒ Aufbereitung und Einspeisung von Daten in die Projektdatenbank<br />
⇒ Entwurf und Programmierung des webbasierten externen Zugriffs auf die Projektdatenbank<br />
⇒ Aktualisierung der Teilprojektpräsentationen und der digitalen Atlanten im Internet<br />
4. Jahr (bis 30. April 2009)<br />
⇒ abschließende Implementierung des externen Zugriffs auf die Datenbestände<br />
⇒ Aufbereitung und Einspeisung von Daten in die Projektdatenbank<br />
⇒ Erstellung der Dokumentation und der Abschlussberichte<br />
SHK „DSS-Design und Analyse der Modellkomponenten“<br />
Eine SHK ist für die Mitarbeit beim DSS-Design und der Analyse der Modellkomponenten erforderlich.<br />
Sie muss in Zusammenarbeit mit den Fachwissenschaftlern unter Anleitung der<br />
Postdocs die Datenflüsse analysieren und strukturieren, um diese der Entwicklungsumgebung<br />
des DSS <strong>zu</strong>r Verfügung stellen <strong>zu</strong> können. Eine weitere Aufgabe dieser SHK besteht in der Vorbereitung<br />
der Modellkopplung entsprechend der SDSS-Anforderungen.<br />
SHK „GIS-Datenbank“<br />
Eine SHK wird <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng bei der Homogenisierung von Geodatenbanken und Sachdaten<br />
für die SDSS und anforderungskonforme Ablage in der Projektdatenbank eingesetzt. Diese Person<br />
muss die heterogenen Geo- und Sachdatensätze der Fachwissenschaftler für die Einbindung<br />
in das SDSS in geeignete Formate und Datenbankmodelle überführen.<br />
SHK „GIS-Programmierung“<br />
Eine SHK ist für die Anwendungsprogrammierung der Fachschalen, Funktionen und Analysetools<br />
auf der Basis von Geotools / MapObjects (ESRI) vorgesehen. Diese Person muss sehr gute<br />
Kenntnisse in der Java / Visual Basic for Applications (VBA) – Programmierung aufweisen, da<br />
so, durch die Programmierung, eigene Module dem SDSS <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt werden können.<br />
Des Weiteren wird diese Person in der Entwicklung internetbasierter GIS-Applikationen<br />
eingesetzt.<br />
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618<br />
SHK „Fortführung der Digitalen Atlanten Marokko und Benin“<br />
IMPETUS Teilprojekt C2<br />
Eine SHK ist für die Fortführung der Digitalen Atlanten Marokko und Benin ein<strong>zu</strong>planen. Aufbauend<br />
auf den bisherigen Arbeiten sind die Atlanten weiter<strong>zu</strong>entwickeln und insbesondere die<br />
von den Fachwissenschaftlern erhobenen Informationen ein<strong>zu</strong>speisen. Hier ist eine enge Kooperation<br />
mit dem Mitarbeiter für Datenbanken notwendig, um Synergien <strong>zu</strong> nutzen.<br />
SHK „Datenbanken und Internet, Einspeisung von Daten und Dokumenten in die Projektdatenbank“<br />
Für die Aufgaben im Bereich Datenbank und Internet ist eine SHK vor<strong>zu</strong>sehen, die im Schwerpunkt<br />
bei der Pflege der Webseiten mitarbeitet, d.h. Einstellung von Aktualisierungen, Erstellung<br />
von statischen und dynamischen Webseiten sowie webbasierten Zugriffsoberflächen für die<br />
Datenbank. Weiterhin wird diese SHK bei der Einspeisung von Daten und Dokumenten in die<br />
Projektdatenbank eingesetzt. Gefordert sind dafür fundierte Erfahrung in der Programmierung<br />
von HTML, PHP und eventuell auch JAVA, sowie grundlegende Kenntnisse im Aufbau und<br />
Umgang mit Datenbanken.<br />
Im Text zitierte Literatur<br />
Bareth, G. (2005): Uncertainty of regionalization with agro-ecosystem models and GIS. - Proc. of the 4th International Symposium<br />
on Spatial Data Quality'05, 25-26 August 2005, Beijing, China, pp.212-220.<br />
Bareth, G. and Yu, Z. (2005): Interfacing GIS with a process based agro-ecosystem model – case study North China Plain. -<br />
Proc. of the International Symposium on Spatio-Temporal Modeling, Spatial Reasoning, Spatial Analysis, Data Mining<br />
and Data Fusion, 27-29 August 2005, Beijing, China, pp.69-74.<br />
Bareth, G. und Angenendt, E. (2003): Ökonomisch-Ökologische Modellierung von klimarelevanten Emissionen aus der Landwirtschaft<br />
auf regionaler Ebene (Economic-ecological modeling of greenhouse gases from agriculture on regional level).<br />
- Berichte über Landwirtschaft, Bd.81 (1), S.29-56.<br />
Bareth, G. and Huber, S. (2002): Integration of process based ecological models into GIS. - Proceedings of the International<br />
Conference on Computer Graphics und Spatial Information Systems 2002, 06 - 08 August 2002, Beijing, China Metreorological<br />
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Bareth, G., Yu, Z. and Doluschitz, R. (2002): Set-up of an Regional Agricultural Environmental Information System (RAEIS) in<br />
China. Proceedings of the Environmental Informatics 2002, Vienna.<br />
Bareth, G., Heincke, M. and Glatzel, S. (2001): Soil-Land-Use-System Approach to Estimate Nitrous Oxide Emissions from<br />
Agricultural Soils. Nutrient Cycling in Agroecosystems, Vol.60, Nos.1-3, pp.219-234<br />
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Hahn, B. Engeln, G., Berlekamp, J. and Matthies, M. (2001): Machbarkeitsstudie <strong>zu</strong>m Aufbau eines Decision System Systems<br />
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Hartkamp, A.D., White, J.W. and Hoogenboom, G. (1999): Interfacing GIS with agronomic modeling: A Review. Agronomy<br />
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Huber, S., Bareth, G. and Doluschitz, R. (2002): Integration of the process based DNDC model into GIS. - Proceedings of the<br />
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environmental planning. Berlin: Springer-Verlag, pp.83-84.
Planungshilfen IMPETUS<br />
VI. Planungshilfen<br />
VI.1 Zusammenstellung der Problemkomplexe<br />
Problemkomplex<br />
Nr.<br />
Ernährungssicherung<br />
PK Be-E.1<br />
PK Be-E.2<br />
PK Be-E.3<br />
PK Be-E.4<br />
Projektbereich A<br />
Titel Problemkomplex Verantwortlicher<br />
Antragsteller<br />
Landnut<strong>zu</strong>ng und Versorgungssicherung bei Ressourcenknappheit<br />
und Niederschlagsvariabilität in Benin<br />
Auswirkungen von Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen, Klimaveränderungen<br />
und Pflanzenmanagement auf Bodendegradation<br />
und Ernteertrag im oberen Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Saisonale und langfristige Niederschlagsvorhersage in<br />
Benin und Einsatzmöglichkeiten in der Landwirtschaft<br />
Ausweisung von geeigneten Standorten und nachhaltiges<br />
Management von Kleinstauseen für die Landwirtschaft<br />
T. Heckelei<br />
B. Diekkrüger<br />
A. Fink<br />
G. Menz<br />
PK Be-E.5 Land- und Wasserbedarf der Nutztierhaltung in Benin T. Heckelei<br />
PK Be-E.6 Modellierung der agrarischen Marginalität für Benin G. Menz<br />
PK Be-E.7<br />
Hydrologie<br />
PK Be-H.1<br />
PK Be-H.2<br />
PK Be-H.3<br />
Nut<strong>zu</strong>ngspotenzial von Inland-Valleys im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Wasserverfügbarkeit und Wasserverbrauch im oberen<br />
Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Wassernachfrage der Sektoren (Haushalt, Industrie und<br />
Landwirtschaft) unter Berücksichtigung möglicher<br />
Wasserkonflikte<br />
Satelliten-basiertes Niederschlags-Monitoring System<br />
<strong>zu</strong>r Anwendung in der Landwirtschaft und der Abflussvorhersage<br />
B. Diekkrüger<br />
B. Diekkrüger<br />
T. Heckelei<br />
C. Simmer<br />
619
620<br />
Landnut<strong>zu</strong>ng<br />
PK Be-L.1<br />
PK Be-L.2<br />
PK Be-L.3<br />
PK Be-L.4<br />
PK Be-L.5<br />
IMPETUS Planungshilfen<br />
Landnut<strong>zu</strong>ng und Landbedeckungsänderungen im Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet:<br />
Erfassung, Ursachen, Prognosen,<br />
Maßnahmen<br />
Ökosystemare Dynamik und ökonomisches Potenzial<br />
der Ressource Wald<br />
Einfluss der Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung in den drei Untersuchungsregionen<br />
auf das <strong>zu</strong>künftige Niederschlagsverhalten<br />
Ökovolumendynamik und Anpassung des Anbausystems<br />
an die Klimaänderung im Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Nachhaltiges Feuermanagement für Ressourcenschutz<br />
mit Fernerkundung und GIS<br />
Gesellschaft und Gesundheit<br />
PK Be-G.1<br />
Demographische Projektionen für das Ouémé-<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
G. Menz<br />
G. Menz<br />
M. Kerschgens<br />
M. Janssens<br />
G. Menz<br />
M. Bollig<br />
PK Be-G.2 Wassermanagement und institutioneller Wandel M. Bollig<br />
PK Be-G.3 Wasser und Existenzsicherung M. Bollig<br />
PK Be-G.4<br />
PK Be-G.5<br />
Risikoabschät<strong>zu</strong>ng bezüglich des Auftretens von Malaria-<br />
und Meningitis-Erkrankungen unter dem Einfluss<br />
des heutigen und eines modifizierten <strong>zu</strong>künftigen Klimas<br />
Bakteriologische und virologische Belastung von<br />
Trinkwasserquellen im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
A. Fink<br />
R. Baginski und<br />
J. Verheyen
Planungshilfen IMPETUS<br />
Problemkomplex<br />
Nr.<br />
Existenzsicherung<br />
PK Ma-E.1<br />
PK Ma-E.2<br />
PK Ma-E.3<br />
Hydrologie<br />
PK Ma-H.1<br />
PK Ma-H.2<br />
PK Ma-H.3<br />
PK Ma-H.4<br />
PK Ma-H.5<br />
Landnut<strong>zu</strong>ng<br />
PK Ma-L.1<br />
PK Ma-L.2<br />
PK Ma-L.3<br />
Gesellschaft<br />
Projektbereich B<br />
Titel Problemkomplex Verantwortlicher<br />
Antragsteller<br />
Ökonomische Aspekte des Wassermanagements im<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Drâa<br />
Agronomische Anbaustrategien im Drâa-Tal bei Wasserknappheit<br />
Tourismus: Integration eines neuen Wirtschaftsbereichs<br />
bei knappen Ressourcen in den touristischen Schwerpunktregionen<br />
Ouarzazate, Dadestal und Zagora-<br />
M’Hamid<br />
Natürliche und anthropogene Einflüsse auf die Dynamik<br />
von Wasserressourcen im Drâa-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet<br />
Wechselwirkungen zwischen Wassernut<strong>zu</strong>ngsstrategien<br />
und den Grundwasser- und Bodenverhältnissen im mittleren<br />
Drâa-Tal<br />
Saisonale Abflussprognosen aus der Schneeschmelze<br />
für das Bewässerungsmanagement<br />
Interannuelle Niederschlagsvariabilität und Wassermanagement<br />
Auswirkung von Klimawandel und veränderter Wassernut<strong>zu</strong>ng<br />
auf den Niederschlag und die Verdunstung<br />
Strategien der Landnut<strong>zu</strong>ng unter limitierten Wasserressourcen<br />
im Zentralen Hohen Atlas<br />
Auswirkungen von Landnut<strong>zu</strong>ngs- und Klimawandel<br />
auf die Resilienz und Regenerationsfähigkeit der Vegetation<br />
in Südmarokko<br />
Risiken und Gefahren durch extreme Niederschläge:<br />
Überflutungen und Bodenerosion im Drâa-Tal<br />
T. Heckelei<br />
A. Goldbach<br />
M. Rössler<br />
B. Diekkrüger<br />
B. Reichert<br />
B. Diekkrüger<br />
P. Speth<br />
M. Kerschgens<br />
M. Rössler<br />
A. Goldbach<br />
P. Speth<br />
PK Ma-G.1 Bevölkerungsdynamik im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Drâa M. Rössler<br />
PK Ma-G.2<br />
Wasser- und Weidenut<strong>zu</strong>ng im Spannungsfeld zwischen<br />
traditionellen Entscheidungsprozessen und staatlichen<br />
Institutionen<br />
M. Rössler<br />
621
622<br />
IMPETUS Planungshilfen<br />
VI.2 Zuordnung der beantragten Stellen nach Teilprojekten und Problemkomplexen<br />
Benin *<br />
TP AB1<br />
Paeth 85% 15%<br />
TP A1<br />
Diederich 100%<br />
Krüger 100%<br />
TP A2<br />
El-Fahem 10% 70% 20%<br />
Giertz 10% 15% 75%<br />
Hiepe 70% 20% 5% 5%<br />
Steup 50% 50%<br />
TP A3<br />
Judex 40% 5% 55%<br />
Jaeger 20% 20%<br />
Orthmann 5% 20% 65% 10%<br />
Röhrig 15% 70% 15%<br />
Stadler 40% 25% 15% 15% 5%<br />
Thamm 30% 10% 30% 30%<br />
TP A4<br />
Deng 15% 15% 10% 30% 30%<br />
Gruber 15% 85%<br />
Kuhn 55% 12% 8%<br />
TP A5<br />
Ermert 100%<br />
Hadjer 35% 65%<br />
Schopp 20% 80%<br />
Singer 10% 20% 50% 20%<br />
Uesbeck 100%<br />
NN Virologie 100%<br />
*<br />
Die Prozentzahlen lassen sich nicht immer auf « 100% » aufaddieren, da die Mitarbeiter z. T. auch in übergeordneten<br />
Arbeiten involviert sind.<br />
Name Be-<br />
E.1<br />
Be-<br />
E.2<br />
Be-<br />
E.3<br />
Be-<br />
E.4<br />
Be-<br />
E.5<br />
Be-<br />
E.6<br />
Be-<br />
E.7<br />
Be-<br />
H.1<br />
Be-<br />
H.2<br />
Be-<br />
H.3<br />
Be-<br />
L.1<br />
Be-<br />
L.2<br />
Be-<br />
L.3<br />
Be-<br />
L.4<br />
Be-<br />
L.5<br />
Be-<br />
G.1<br />
Be-<br />
G.2<br />
Be-<br />
G.3<br />
Be-<br />
G.4<br />
Be-<br />
G.5
Planungshilfen IMPETUS<br />
Marokko *<br />
TP B1<br />
Born 5% 10% 25% 10% 15%<br />
NN Nachfolger<br />
15% 70% 15%<br />
Hübner<br />
TP B2<br />
Klose 5% 10% 25% 50% 10%<br />
Schulz 20% 60% 5%<br />
Zeyen 5% 10% 45% 40%<br />
NN Nachfolger de<br />
70% 10% 10% 10%<br />
Jong<br />
TP B3<br />
Finckh 10% 70% 20%<br />
Linstädter 10% 70% 20%<br />
Jaeger 20% 20% 15%<br />
Oldeland 20% 60% 20%<br />
Poete 20% 10% 70%<br />
Roth 5% 40% 15% 10% 30%<br />
NN 100%<br />
TP B4<br />
Heidecke 85% 15%<br />
Kuhn 25%<br />
TP B5<br />
Frank 100%<br />
Heldmann 15% 5% 65% 15%<br />
Kirscht 80% 20%<br />
Rademacher 10% 30% 50% 10%<br />
*<br />
Die Prozentzahlen lassen sich nicht immer auf « 100% » aufaddieren, da die Mitarbeiter z. T. auch in übergeordneten<br />
Arbeiten involviert sind.<br />
Name<br />
Ma-<br />
E.1<br />
Ma-<br />
E.2<br />
Ma-<br />
E.3<br />
Ma-<br />
H.1<br />
Ma-<br />
H.2<br />
Ma-<br />
H.3<br />
Ma-<br />
H.4<br />
Ma-<br />
H.5<br />
Ma-<br />
L.1<br />
Ma-<br />
L.2<br />
Ma-<br />
L.3<br />
Ma-<br />
G.1<br />
Ma-<br />
G.2<br />
623
624<br />
Anhang<br />
Allgemeine Szenarien (Charakteristika und Storylines)<br />
Benin<br />
IMPETUS Anhang<br />
Tab.: Charakteristika der 3 Referenzszenarien <strong>zu</strong>r regionalen Entwicklung im Ein<strong>zu</strong>gsgebiet des Ouémé<br />
Szenario B1:<br />
(„on pousse“)<br />
Ökonomisches Wachstum und Verankerung<br />
der Dezentralisierung<br />
Gesamtwirtschaftliche Entwicklung<br />
� Stabile wirtschaftliche Entwicklung<br />
und Ausbau der internationalen<br />
Wettbewerbsposition<br />
� Steigende Bedeutung des Industriesektors<br />
und des Transitverkehrs<br />
Entwicklung im Agrarsektor<br />
� Zunahme von Innovationen<br />
� Ausweitung der landwirtschaftlichen<br />
Anbauflächen<br />
� Weiterverarbeitung der Produkte<br />
Szenario B2:<br />
(„on se débrouille“)<br />
Ökonomische Stagnation und<br />
institutionelle Unsicherheit<br />
� Ökonomische Stagnation und<br />
Abkopplung vom internationalen<br />
Marktgeschehen<br />
� Rückläufige Einkommen<br />
� Wettbewerbsfähigkeit sinkt<br />
� Rückgang des Transitverkehrs<br />
� Fehlende Innovationen<br />
� stagnierende Produktivität<br />
� Ausweitung der Subsistenzlandwirtschaft<br />
Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen<br />
� Politische Stabilität und funktionale<br />
Verwaltungsstrukturen<br />
� Kontinuität in der EZ<br />
� Auslandsinvestitionen nehmen <strong>zu</strong><br />
Demographische Entwicklung / Lebensqualität<br />
� Beschleunigte Verlangsamung des<br />
Bevölkerungswachstums und<br />
Wachstum von Mittelstädten<br />
� Verbesserung der Lebensbedingungen<br />
Umwelt und Ressourcen<br />
� Funktionierenden Ressourcenmanagement<br />
� Ressourcenkonflikte nehmen ab<br />
� Wasserverbrauch steigt<br />
� Politische Destabilisierung und<br />
dysfunktionale Verwaltungsstrukturen<br />
� Zunehmende Konflikte – Benin<br />
verliert Status als Schwerpunktland<br />
der EZ<br />
� Geringere Verlangsamung des<br />
Bevölkerungswachstums<br />
� Lebensbedingungen verschlechtern<br />
sich<br />
� Schwaches Ressourcenmanagement<br />
� Unkontrollierte Ressourceninanspruchnahme/-nut<strong>zu</strong>ng<br />
� Ressourcenkonflikte<br />
Szenario B3:<br />
(„on fait avec“)<br />
Business as usual<br />
� Starke informelle, schwache<br />
formelle wirtschaftliche Integration<br />
� geringe Konkurrenzfähigkeit<br />
auf Weltmarkt<br />
� Geringe Innovationsrate<br />
� Ausweitung der landwirtschaftlichen<br />
Anbauflächen<br />
und Tierhaltung<br />
� Etablierte Machtstrukturen<br />
bleiben erhalten<br />
� Kontinuität in der EZ<br />
� Verlangsamung des Bevölkerungswachstums<br />
und Wachstum<br />
von Mittelstädten<br />
� Abwanderung ins Ausland<br />
� Leichte Verbesserung der<br />
Basisversorgung<br />
� Fortführung von Ressourcenmanagement<br />
� Ressourcenkonflikte durch<br />
Verknappung
Anhang IMPETUS<br />
Storyline für das Szenario B1: Ökonomisches Wachstum und Verankerung der Dezentralisierung<br />
I Allgemeine Entwicklungslinien<br />
Dieses Szenario geht von einer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung aus. Es gelingt, die wirtschaftliche<br />
Prosperität und Integration des Landes <strong>zu</strong> festigen. Die politische Stabilität vertieft<br />
sich weiter. Die Lebensbedingungen in weiten Teilen Benins verbessern sich spürbar. Aufgrund<br />
von technischen Innovationen nimmt der Nut<strong>zu</strong>ngsdruck auf die natürlichen Ressourcen ab.<br />
II Entwicklung nach Themengebieten und Regionen<br />
Gesamtwirtschaftliche Entwicklung<br />
Im Rahmen der UEMOA steigen die ausländischen Direktinvestitionen und neue Absatzchancen<br />
auf regionalen Märkten werden erschlossen. Die Verkehrsinfrastruktur wird ausgebaut; Benin<br />
festigt seine Rolle als Transitland. Positive wirtschaftliche Wachstumsimpulse ergeben sich auch<br />
durch die Aufnahme in HIPC und AGOA. Der CFA bleibt an den Euro gekoppelt, was für eine<br />
hohe Geldwertstabilität sorgt. Insgesamt kann das Land seine internationale Wettbewerbsposition<br />
ausbauen. Exporterlöse werden weiterhin im Agrarsektor erzielt, der Export von Rohprodukten<br />
und veredelten Produkten steigt. Die Weiterverarbeitung von agrarischen Primärprodukten<br />
und damit der Anteil der Industrie am BIP erhöhen sich. Dennoch behält der Agrarsektor eine<br />
wirtschaftliche Schlüsselposition. Die Gelder der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit fließen unvermindert<br />
weiter. Weitere „public private partnerships“ entstehen.<br />
In Hoch-Ouémé kommt es mit Unterstüt<strong>zu</strong>ng von Geldern der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit <strong>zu</strong><br />
einem Ausbau des Verkehrswegenetzes. Dadurch verbessern sich die Zugangs- und Absatzmöglichkeiten<br />
der Wirtschaft <strong>zu</strong> regionalen und lokalen Märkten. In Nieder-Ouémé wird das Straßennetz<br />
durch neue Verkehrswege, die ebenfalls durch Gelder der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit<br />
finanziert werden, entlastet.<br />
Entwicklung im Agrarsektor<br />
Die Innovationen im Agrarsektor und die Ausdehnung der landwirtschaftlichen Nutzflächen<br />
steigen. Die Weltmarktpreise für die Hauptexportprodukte bleiben auf einem stabilen niedrigen<br />
Niveau, was <strong>zu</strong> einer Fortschreibung der Krise des Baumwollsektors führt. Institutionelle Innovationen<br />
in der Organisation landwirtschaftlicher Betriebe, ihrer Vertriebsstrukturen und bei den<br />
dezentralen Verwaltungseinheiten sowie technische Innovationen bei der Veredelung von Agrarprodukten<br />
ermöglichen eine Diversifizierung der Anbaustrategien und eine Erweiterung der<br />
625
626<br />
IMPETUS Anhang<br />
Produktpalette. Technische Innovationen, wie Mechanisierung und Zugtiereinsatz und die ver-<br />
stärkte Verwendung von Düngemitteln erhöhen <strong>zu</strong>sätzlich die Produktivität. Der Agrarsektor<br />
gewinnt Marktanteile auf den regionalen Märkten und steigert seinen Export.<br />
Die Weiterverarbeitung von agrarischen Primärprodukten führt <strong>zu</strong> einer erhöhten Wertschöpfung.<br />
Trotz niedriger Weltmarktpreise gelingt aufgrund staatlicher Förderungen eine Fortführung des<br />
Baumwoll- und Cashewanbaus in Hoch-Ouémé. Die Flächeninanspruchnahme der Landwirtschaft<br />
steigt; neue Ackerflächen werden ausgewiesen. Zunehmend werden mehr Zugtiere eingesetzt.<br />
Die Tierhaltung wird durch gezieltes Futtermanagement intensiviert. Die Yamskulturen in<br />
der Region werden mit verstärkter Düngung aufrechterhalten.<br />
In Mittel-Ouémé werden landwirtschaftlichen Flächen dagegen nur geringfügig ausgeweitet. Zusätzlich<br />
<strong>zu</strong> der Intensivierung des Baumwoll- und Cashewanbaus findet eine Zunahme des Obstanbaus<br />
statt. Es kommt <strong>zu</strong> einer Flächenintensivierung des Anbaus durch den Übergang <strong>zu</strong> Dauerkulturen<br />
im Verbund mit Stockwerksanbau.<br />
Rückläufige Weltmarktpreise für Palmöl bedingen einen Rückgang der Plantagenwirtschaft und<br />
Monokultur in Nieder-Ouémé. Dagegen steigt die Lukrativität der Kleintierhaltung und des<br />
Obst- und Gemüseanbau aufgrund der gestiegenen Nachfrage aus den Städten. Der Obst- und<br />
Gemüseanbau erfährt eine <strong>zu</strong>sätzliche Stärkung durch Fördermittel der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit.<br />
Dadurch erhöht sich der Anteil der Bewässerungsflächen für den Obst- und Gemüseanbau;<br />
insgesamt steigt der Anteil der landwirtschaftlichen Flächen an der Gesamtfläche aber<br />
nicht.<br />
Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen<br />
Die im Zuge der Demokratisierung und Dezentralisierung durchgeführten Verwaltungsreformen<br />
beginnen <strong>zu</strong> greifen. Besonders die Maßnahmen der Antikorruptionsbekämpfung, ein erhöhter<br />
Zugang <strong>zu</strong> Informationen und eine stärkere öffentliche Kontrolle der politischen Entscheidungsträger<br />
führen <strong>zu</strong> einer Reduzierung des Amtsmissbrauchs und der Kriminalität. Da<strong>zu</strong> tragen auch<br />
fortdauernde Mittel<strong>zu</strong>flüsse aus der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit und das erhöhte Steuereinkommen<br />
aufgrund der positiven wirtschaftlichen Entwicklung entscheidend bei. Der CADER<br />
wird demonopolisiert und übernimmt die Rolle der Förderung von lokalen Initiativen. Weiterhin<br />
bleiben aber die traditionellen Machtstrukturen und die damit verbundenen Probleme der sich<br />
überlappenden politischen Kompetenzen erhalten.
Anhang IMPETUS<br />
Die Partizipation zivilgesellschaftlicher Akteure stagniert aufgrund der besseren Lebensbedingungen<br />
der Bevölkerung, die sich nicht mehr so stark für die Befriedigung ihrer grundlegenden<br />
Bedürfnisse einsetzen muss.<br />
Die andauernde innenpolitische Stabilität führt <strong>zu</strong> einer Fortführung der internationalen Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit.<br />
Benin kann mehrere internationale Kooperationsverträge abschließen.<br />
Ein erhöhter Mittel<strong>zu</strong>fluss aus der Entwicklungshilfe stabilisiert den Ausbau der Wasserund<br />
Energieversorgung, der Kanalisation, der Verkehrsinfrastruktur und des Bildungswesens.<br />
Demographische Entwicklung und Lebensqualität<br />
Das Bevölkerungswachstum reduziert sich schneller als es die derzeitigen Trends vermuten lassen.<br />
Hier<strong>zu</strong> tragen eine niedrigere Fertilität und eine stärkere Einbindung von Frauen in den städtischen<br />
Arbeitsmarkt bei. Vermehrt kommt es <strong>zu</strong>r temporären Arbeitsmigration aus Togo. Die<br />
Mittelstädte sind attraktive Migrationsziele; ihre Bevölkerung wächst daher.<br />
In Hoch- und Mittel-Ouémé nimmt die Bevölkerung aufgrund der Zuwanderung aus den nördlichen<br />
Regionen <strong>zu</strong>. Die besseren Lebensbedingungen führen <strong>zu</strong> einem Rückgang der temporären<br />
Arbeitsmigration. In Mittel-Ouémé entstehen Arbeitsplätze in der weiterverarbeitenden Industrie.<br />
In Nieder-Ouémé kommt es <strong>zu</strong> einem starken Städtewachstum und insbesondere <strong>zu</strong> einem<br />
Wachstum der suburbanen Zentren, die aufgrund ihrer Infrastruktur und Arbeitsmöglichkeiten<br />
attraktiv sind.<br />
Die Lebensqualität in vielen Regionen steigt. Die Basisversorgung mit Wasser, Nahrungsmitteln,<br />
Energie und Kanalisation, aber auch mit Bildung und Sicherheit wird in den Städten und auch<br />
auf dem Land verbessert. Die allgemeine Bildungsrate steigt. Die stärksten Zuwachsraten ergeben<br />
sich für Hoch-Ouémé, dass das geringste Ausgangsniveau aufweist. Immer mehr Menschen<br />
gelingt es, ihr Niveau der Existenzsicherung an<strong>zu</strong>heben. Aufgrund der verbesserten Basisversorgung<br />
gehen Epidemien <strong>zu</strong>rück.<br />
Umwelt und Ressourcen<br />
Der technische Fortschritt im Agrarsektor, die bessere Ausbildung und Spezialisierung der Arbeitskräfte<br />
sowie die Erhöhung der Lebensstandards bedingen einem rückläufigen Nut<strong>zu</strong>ngsdruck<br />
auf die natürlichen Ressourcen. Die Handlungskapazitäten für ein effektiveres, breitenwirksames<br />
Ressourcenmanagement steigen und die gesellschaftlichen Konflikte um knappe Ressourcen<br />
nehmen ab. Waldschutz und das Management von Wäldern gewinnen an Bedeutung.<br />
Die nationalen Wasserstrategien (PADEAR) werden umgesetzt und verbessern die Wasserver-<br />
627
628<br />
IMPETUS Anhang<br />
sorgungslage. Der Wasserverbrauch in allen Sektoren nimmt <strong>zu</strong>, insbesondere steigt er in den<br />
Städten. Zurückführen lässt sich diese Entwicklung auf die Verbesserungen des Zugangs <strong>zu</strong>r<br />
Wasserinfrastruktur und auf den ansteigenden materiellen Wohlstand, welcher <strong>zu</strong> einer Verstär-<br />
kung des haushaltsinternen Wasserverbrauchs z.B. für Wäsche, Essens<strong>zu</strong>bereitung usw. führt.<br />
Die illegale Holzwirtschaft ist rückläufig aufgrund der Verminderung der nutzbaren Baumressourcen<br />
durch die <strong>zu</strong>nehmende Ausweitung von landwirtschaftlichen Flächen und einer verbesserten<br />
administrativen Kontrolle. Aufforstungsmaßnahmen werden lukrativer und deshalb häufiger<br />
umgesetzt.
Anhang IMPETUS<br />
Storyline für das Szenario B2: Ökonomische Stagnation und institutionelle Unsicherheit<br />
I Allgemeine Entwicklungslinien<br />
Dieses Szenario geht von einer sich selbst verstärkenden Abwärtsspirale der politischen Destabilisierung,<br />
gesellschaftlichen Verarmung und wirtschaftlichen Verelendung aus. Aufgrund fallender<br />
Weltmarktpreise für Hauptexportprodukte, sinkender Zuwendungen aus der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit<br />
und einer rückläufigen regionalen und lokalen Wirtschaftskooperation kommt<br />
es <strong>zu</strong> einer negativen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Die politische Stabilität des Landes<br />
wird untergraben. Die Lebensbedingungen verschlechtern sich in weiten Teilen des Landes oder<br />
stagnieren auf niedrigem Niveau. Der Nut<strong>zu</strong>ngsdruck auf die natürlichen Ressourcen und die<br />
damit verbundenen gesellschaftlichen Ressourcenkonflikte nehmen <strong>zu</strong>.<br />
II Entwicklung nach Themenbereichen und Regionen<br />
Gesamtwirtschaftliche Entwicklung<br />
Fallende Weltmarktpreise für die Hauptexportprodukte wie Baumwolle führen <strong>zu</strong> rückläufigen<br />
Exporterlösen. Der resultierende Devisenmangel verhindert eine Fortführung der Förderpolitik<br />
für den privaten Sektor. Der technische Fortschritt und die gesamtwirtschaftliche Produktion<br />
stagnieren dem<strong>zu</strong>folge. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Landes sinkt und die Inflation<br />
nimmt <strong>zu</strong>. Fehlende Devisen verhindern eine weitere Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Modernisierung von<br />
landwirtschaftlichen und wirtschaftlichen Betrieben. Technischer Fortschritt und die gesamtwirtschaftliche<br />
Produktion stagnieren; die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Landes sinkt. Die<br />
Inflation nimmt <strong>zu</strong>. Die Volkswirtschaft koppelt sich immer mehr vom internationalen Marktgeschehen<br />
ab und Prozesse der intraregionalen wirtschaftlichen Integration mit den Nachbarstaaten<br />
scheitern weitgehend. Nigeria schließt seine Grenze, sodass der Transitverkehr <strong>zu</strong>m erliegen<br />
kommt. Die Absatzmärkte in den Nachbarstaaten mit offener Grenze können nur noch bedingt<br />
beliefert werden, was <strong>zu</strong> weiteren wirtschaftlich negativen Rückkopplungseffekten führt. Die<br />
regionale Wirtschaftskooperation versiegt. Folglich sinken die Gesamteinkommen der Bevölkerung.<br />
In Mittel-Ouémé sinkt das Transitaufkommen, wodurch die Einkommen aus dem Handel in den<br />
Straßendörfern <strong>zu</strong>rückgehen.<br />
In Nieder-Ouémé kommt es <strong>zu</strong> einer Schwächung des Hafens als regional bedeutsamen Wirtschaftsfaktor.<br />
Dieser Bedeutungsverlust geht auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und die<br />
daraus resultierende Schwächung des Übersee-Import- und Exportgeschäfts <strong>zu</strong>rück, aber auch<br />
auf. Der Standortwechsel nach Apapa hat sich nicht bewährt und zieht einen Wechsel des Auto-<br />
629
630<br />
IMPETUS Anhang<br />
handels nach Lomé (Togo) nach sich. Un<strong>zu</strong>reichende Kapazitäten <strong>zu</strong>r Einhaltung international<br />
geltender Vorschriften und Standards machen den Hafen <strong>zu</strong> einem unattraktiven Ziel.<br />
Entwicklung im Agrarsektor<br />
Der Agrarsektor behält seine Rolle als Schlüsselsektor für Einkommen und Beschäftigung. Die<br />
allgemeine Entwicklung ist durch mangelnde Innovationen und einem daraus resultierende<br />
Rückgang der Produktivität gekennzeichnet, die durch die Ausweitung der landwirtschaftlichen<br />
Nutzflächen u.a. <strong>zu</strong> Lasten der Waldfläche <strong>zu</strong> kompensieren versucht wird. Aufgrund der mangelnden<br />
landwirtschaftlichen Modernisierung, bei gleichzeitiger Instabilität anderer Erwerbsstrategien<br />
gewinnt die Subsistenzlandwirtschaft im ländlichen Raum an Bedeutung.<br />
Doch die extensiven Produktionssysteme sind dem steigenden Nut<strong>zu</strong>ngsdruck nicht gewachsen.<br />
Deshalb unterliegen die Böden einer <strong>zu</strong>nehmenden Degradation und Erosion, was <strong>zu</strong> rückläufigen<br />
Erträgen führt. Auch der Rückgang der Waldbestände verstärkt die Problematik der Erosion.<br />
Die Aufgabe bereits vorher etablierter Maßnahmen des Ressourcenschutzes trägt ebenfalls <strong>zu</strong><br />
dieser Entwicklung bei.<br />
Zusätzlich <strong>zu</strong> dieser Gesamtentwicklung verschärfen in Hoch-Ouémé fehlendes Kapital <strong>zu</strong>m gezielten<br />
Kauf von Dünger und Saatgut, der Mangel an Zugtieren und anderen Technologien sowie<br />
die schlechte Qualität der Agrarberatung diese Problematik. Da die Infrastrukturentwicklung der<br />
Region ausbleibt, verschlechtert sich der Zugang der Bauern <strong>zu</strong> Märkten. Der Arbeitskräftemangel<br />
wird durch den Zu<strong>zu</strong>g von Migranten abgedeckt.<br />
In Mittel-Ouémé kann die Knappheit geeigneter Ackerflächen durch Flächenausweitung nur<br />
noch geringfügig kompensiert werden. Ein <strong>zu</strong>sätzlicher Arbeitskräftebedarf ist daher gering.<br />
Auch in Nieder-Ouémé werden die restlichen Waldbestände in Ackerflächen umgewandelt. Die<br />
verbliebenen Plantagen für Palmöl veraltern.<br />
Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen<br />
Die Verschlechterung der Lebensbedingungen führt <strong>zu</strong> innergesellschaftlichen Unruhen, die in<br />
eine <strong>zu</strong>nehmende politische Destabilisierung des Landes münden. Die Korruption innerhalb des<br />
Staatsapparates nimmt <strong>zu</strong>, was <strong>zu</strong> steigender Unsicherheit der Rechtsverhältnisse und <strong>zu</strong> einem<br />
Legitimationsverlust staatlicher Behörden führt. Aufgrund der instabilen politischen Lage und<br />
der Zunahme der Korruption zieht sich die internationale Gebergemeinschaft aus dem Land <strong>zu</strong>rück,<br />
da die internationalen Standards für die Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit nicht mehr erfüllt<br />
werden. Benin verliert folglich seinen Status als Schwerpunktland der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit.<br />
Die Unruhen weiten sich <strong>zu</strong> teilweise gewalttätigen Konflikten aus, die auch durch die
Anhang IMPETUS<br />
Verknappung natürlicher Ressourcen wie sauberen Wassers und fruchtbarer Boden motiviert<br />
werden.<br />
Die dezentralen Verwaltungsstrukturen erweisen sich als dysfunktional – aufgrund fehlender<br />
Kapazitäten sowie Korruptionsanfälligkeit gelingt es nicht, administrative Aufgaben ausreichend<br />
wahr<strong>zu</strong>nehmen. Politik und Verwaltung verlieren weitgehend das Vertrauen der Bevölkerung<br />
und stehen den <strong>zu</strong>nehmenden Konflikten relativ hilflos gegenüber. Darum gewinnen Nicht-<br />
Regierungsorganisationen und die Bereitschaft der Bevölkerung <strong>zu</strong>m zivilgesellschaftlichen Engagement<br />
an Bedeutung.<br />
Regionale Unterschiede sind für diesen Themenbereich nicht feststellbar.<br />
Demographische Entwicklung und Lebensqualität<br />
Das allgemeine Bevölkerungswachstum verlangsamt sich geringfügig. Insbesondere in ländlichen<br />
Regionen steigt die Mortalität in Krisenjahren. Ursächlich hierfür sind u.a. Nahrungsmangel,<br />
eine Verschlechterung der Wasserqualität, fehlende Gesundheitseinrichtungen und sich ausbreitende<br />
Epidemien. Insbesondere Aids, Malaria und Seuchen nehmen <strong>zu</strong>.<br />
Aufgrund der verfügbaren landwirtschaftlichen Nutzflächen und dem landwirtschaftlichen Arbeitskräftebedarf<br />
wird Hoch-Ouémé <strong>zu</strong> einem attraktiven Migrationsziel für Einwohner aus anderen<br />
Regionen, die durch Flächenknappheit gekennzeichnet sind. Der <strong>zu</strong>sätzlich steigende familiäre<br />
Arbeitskräftebedarf relativiert den Erfolg von Familienplanungsmodellen, die <strong>zu</strong> der<br />
rückläufigen Bevölkerungsentwicklung beigetragen haben. Wegen der un<strong>zu</strong>reichenden medizinischen<br />
Grundversorgung ist die Rate der Kindersterblichkeit sehr hoch, wodurch sich aber auch<br />
die Geburtenrate erhöht. Aufgrund der Immigration, auch aus angrenzenden Ländern, steigt die<br />
regionale Gesamtbevölkerung in Hoch-Ouémé. Die hohe landwirtschaftliche Arbeitskräftenachfrage<br />
und mangelnde Erwerbsalternativen in den Städten verlangsamen die Urbanisierung in der<br />
Region.<br />
Die Wachstumsrate in Mittel-Ouémé sinkt dagegen weiter. Der Migrationssaldo ist ausgeglichen<br />
– die Region ist kein attraktives Immigrationsziel mehr. Abwanderungen in die Nachbarstaaten<br />
Nigeria, Togo und Elfenbeinküste sowie nach Europa gewinnen noch größere Bedeutung.<br />
Die Wachstumsrate in Nieder-Ouémé zeigt ähnliche Tendenzen. Allerdings fällt die Rate der<br />
Abwanderung aufgrund des Mangels an landwirtschaftlichen Nutzflächen höher aus und es<br />
kommt <strong>zu</strong> einem schnelleren Wachstum von Mittelstädten. Migrationsziele sind insbesondere<br />
Hoch-Ouémé und Nigeria.<br />
Die Qualität der Lebensbedingungen verschlechtert sich in allen Regionen. Degradierte natürliche<br />
Produktionsgrundlagen, rückläufige Entwicklungsunterstüt<strong>zu</strong>ng und <strong>zu</strong>nehmende Konflikte<br />
631
632<br />
IMPETUS Anhang<br />
reduzieren die Fähigkeit weiter Teile der Landbevölkerung, auf Krisen angemessen reagieren <strong>zu</strong><br />
können. Die Versorgung in den Bereichen Medizin, Bildung, Energie, Wasser und Nahrung ist<br />
mangelhaft. Die örtlichen Behörden können die erforderlichen Mittel <strong>zu</strong>r Aufrechterhaltung der<br />
Infrastruktur nicht bereitstellen. In vielen Gebieten reduzieren sich die wirtschaftlichen Aktivitäten<br />
auf die Befriedigung von Basisbedürfnissen. Zunehmend mehr Kinder gehen nicht mehr <strong>zu</strong>r<br />
Schule, sondern arbeiten. Dadurch nimmt die Kindermigration <strong>zu</strong>. Auch religiöse Konflikte verschärfen<br />
sich.<br />
Umwelt und Ressourcen<br />
In allen drei Szenarioregionen kommt es aufgrund des gestiegenen Nut<strong>zu</strong>ngsdrucks <strong>zu</strong> einer Zunahme<br />
von Konflikten um knappe Ressourcen zwischen verschiedenen Nutzergruppen. Ausgeprägt<br />
trifft dies für Hoch-Ouémé <strong>zu</strong>, wo die Konflikte um Landnut<strong>zu</strong>ng vor allem zwischen<br />
Viehhaltern und Ackerlandwirten <strong>zu</strong>nehmen. In Mittel-Ouémé betrifft dies vor allem Autochthone<br />
und Einwanderer. In Nieder-Ouémé kommt es <strong>zu</strong> einer Konkurrenz zwischen der Nut<strong>zu</strong>ng<br />
knapper Flächen für Siedlungsbau und Landwirtschaft. In allen drei Szenario-Regionen führt die<br />
unkontrollierte Flächeninanspruchnahme und -nut<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>r Entwaldung, was Prozesse der Bodendegradation<br />
verstärkt. Der Wasserverbrauch ändert sich nicht. Unklare bodenrechtliche Eigentumsverhältnisse<br />
fördern die unkontrollierte Inwertset<strong>zu</strong>ng von Flächen und ziehen damit<br />
verbundene Konflikte zwischen Nutzergruppen nach sich.<br />
Die Behörden sind aufgrund mangelnder Kapazitäten (Personal, Finanzen, Legitimation und politische<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng) nicht in der Lage, ein funktionierendes Ressourcenmanagement sicher<strong>zu</strong>stellen<br />
und Nut<strong>zu</strong>ngskonflikte <strong>zu</strong> moderieren. Diese Defizite weisen alle Bereiche vom Waldüber<br />
den Wasser- bis <strong>zu</strong>m Erosionsschutz auf.
Anhang IMPETUS<br />
Storyline für das Szenario B3: Business as usual<br />
I Allgemeine Entwicklungslinien<br />
Dieses Szenario geht von einer Fortschreibung bisheriger Trends aus. Insgesamt ergibt sich keine<br />
bedeutsame gesamtwirtschaftliche und damit gesellschaftliche Wohlfahrtsteigerung. Die Stabilität<br />
der politischen Rahmenbedingungen besteht weiter fort, ebenso aber auch die geringe Integration<br />
in das internationale Marktgeschehen und die niedrige internationale Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Die Verlangsamung des Bevölkerungswachstums setzt sich fort. Etablierte Machtstrukturen<br />
bleiben in den dezentralen Instanzen erhalten.<br />
II Entwicklungslinien nach Themenbereichen und Regionen<br />
Gesamtwirtschaftliche Entwicklung<br />
Der Landwirtschaftssektor behält seine Schlüsselrolle; Industrie- und Dienstleistungssektor gewinnen<br />
kaum an Entwicklungsdynamik. Gleichzeitig verharrt der regionale Export auf niedrigem<br />
Niveau und unterliegt dabei noch starken Schwankungen. Informelle Wirtschaftstätigkeiten<br />
gewinnen an Bedeutung für die Absicherung des individuellen Lebensunterhalts. Dies zeigt sich<br />
an der <strong>zu</strong>nehmenden Bedeutung des Schmuggels mit Treibstoff und mit Autos, obwohl sich der<br />
Autohandel insgesamt nach Lomé (Togo) verlagert.<br />
Dadurch gelingt es nicht, eine tragfähige Grundlage für eine dauerhafte wirtschaftliche Entwicklung<br />
<strong>zu</strong> schaffen. Vielmehr bleibt das Land abhängig von den Erlösen aus dem informellen Transithandel<br />
und dem Export von Agrarprodukten, die teilweise starken Preisschwankungen aufgrund<br />
einer instabilen Preisentwicklung auf den Weltagrarmärkten ausgesetzt sind. Das Handelsdefizit<br />
bleibt negativ und die Neuverschuldung nimmt <strong>zu</strong>. Prozesse der regionalen Wirtschaftskooperation<br />
können nicht entscheidend vorangebracht werden.<br />
Entwicklung im Agrarsektor<br />
Der Agrarsektor behält seine Rolle als wirtschaftlicher Schlüsselsektor. Es kommt <strong>zu</strong> einer Ausweitung<br />
der Anbauflächen und der intensiven Tierhaltung. Allerdings fallen die Produktionssteigerungen<br />
aufgrund einer geringen Innovationsrate niedrig aus. Die intensive Viehhaltung von<br />
Rindern gewinnt in allen Regionen an Bedeutung. Ebenfalls steigt die Bedeutung einer organisierten<br />
Wertschöpfung nach dem Konzept der „Filière“ für Cassava.<br />
In Hoch-Ouèmè nehmen die landwirtschaftlichen Nutzflächen von Cashew, Cassava, Yams und<br />
Mais moderat <strong>zu</strong>, was entsprechende Produktionssteigerungen ermöglicht. Außerdem ist eine<br />
633
634<br />
IMPETUS Anhang<br />
Intensivierung des Anbaus durch einen <strong>zu</strong>nehmenden Einsatz von Dünger und Pestiziden, sowie<br />
eine weitergehende Mechanisierung <strong>zu</strong> erwarten. Einen wichtigen Einfluss hat die <strong>zu</strong>nehmende<br />
Monetarisierung von Verfügungsrechten über Land. Aufgrund sinkender Weltmarktpreise kann<br />
der Baumwollanbau keine Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt erlangen.<br />
In Mittel-Ouèmè nimmt die Ausdehnung der landwirtschaftlichen Fläche stark <strong>zu</strong>. Hauptsächlich<br />
profitiert hiervon der Anbau von Cassava. Die Zersplitterung der Anbaufläche durch Realteilung<br />
nimmt weiter <strong>zu</strong>.<br />
Die Entwicklung in Nieder-Ouèmè unterscheidet sich von den beiden anderen Regionen, da die<br />
landwirtschaftliche Nutzfläche sich hier nicht weiter ausdehnt. Es findet eine höhere Diversifizierung<br />
beim Anbau einzelner Nutzpflanzen (Ananas-, Teak- und Gemüseanbau nimmt <strong>zu</strong>) statt.<br />
Flächen für Ölpalmen werden in Anbauflächen für Mais und Cassava umgewandelt. Der bereits<br />
weit verbreitete Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden weist Zuwachsraten auf. Auch in dieser<br />
Region kommt es <strong>zu</strong> einer Zersplitterung der Anbauflächen durch Realteilung sowie durch<br />
Bodenspekulation.<br />
Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen<br />
Etablierte Machstrukturen bleiben in den dezentralisierten administrativen Verwaltungseinheiten<br />
erhalten. Lokale klientelistische Strukturen zwischen Politik und Politikadressaten bestehen weiter.<br />
In allen Regionen treten neue Akteure wie Nicht-Regierungsorganisationen und Entwicklungsagenturen<br />
auf die Bühne des politischen Geschehens. Die Anzahl der Nicht-<br />
Regierungsorganisationen nimmt <strong>zu</strong>, was aber nicht automatisch <strong>zu</strong> einer Erhöhung ihres politischen<br />
Einflusses führt. Ebenfalls bilden sich neue Zuständigkeiten und Akteure in den Kommunalregierungen.<br />
Je nach Politikbereich ergeben sich neue überlappende Zuständigkeitsbereiche.<br />
Dadurch kommt es <strong>zu</strong> einer Konkurrenz zwischen Entscheidungsträgern in alten und in neuen<br />
politischen Arenen, was ineffiziente Verwaltungsstrukturen insbesondere auf den unteren Verwaltungsebenen<br />
bedingt.<br />
Der Grad der administrativen Aufgabenerfüllung ist in allen drei Regionen gering. Allerdings<br />
werden fortlaufend Anstrengungen unternommen, die Effizienz der Verwaltung <strong>zu</strong> erhöhen.<br />
Die internationale Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit behält ihre grundsätzliche Bedeutung. Die<br />
Entwicklungshilfe hat hohe Ausstrahlungseffekte auf vor- und nachgelagerte Bereiche aller<br />
Wirtschaftsektoren. Die Armutsbekämpfung wird <strong>zu</strong>m zentralen Leitmotiv der Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit.<br />
Die Mittel<strong>zu</strong>wendungen steigen und eine erhöhte Kooperation zwischen den Trägerorganisationen<br />
resultiert auch in einem erhöhten Mittelabfluss.
Anhang IMPETUS<br />
Demographische Entwicklung und Lebensqualität<br />
Während sich das allgemeine Bevölkerungswachstum weiter verlangsamt, kommt es <strong>zu</strong> einem<br />
Wachstum der Bevölkerung in den Mittelstädten. Gleichzeitig steigt die Abwanderung von Arbeitskräften<br />
in das benachbarte Ausland. Die Gesundheitsversorgung verbessert sich und die Raten<br />
der Kindersterblichkeit, postnataler Sterblichkeit und Malariaerkrankungen sinken leicht, aber<br />
bleiben auf hohem Niveau. Es gelingt in keiner der drei Regionen, elementare Bedürfnisse<br />
der Bevölkerung (Wasser, Energie, medizinische Versorgung, Bildung) vollständig <strong>zu</strong> befriedigen.<br />
Innerhalb des Landes ist Hoch-Ouémé das wichtigste Zielgebiet einer von Kleinbauern getragenen<br />
Binnenwanderung aus Mittel- und Nieder-Ouémé. Innerhalb von Hoch-Ouémé setzen sich<br />
die interruralen Wanderbewegungen der Bevölkerung weiter fort. Die Bevölkerung wächst hier<br />
stärker als in den beiden anderen Regionen.<br />
Umwelt- und Ressourcen<br />
In allen drei Regionen findet eine Verknappung der verfügbaren Ressourcen statt. Daraus resultiert<br />
eine Zunahme von Konflikten zwischen verschiedenen Landnutzergruppen. Auferlegte Programme<br />
des Ressourcenschutzes werden fortgeführt. Dies betrifft <strong>zu</strong>m Beispiel Programme des<br />
Wassermanagements wie z.B. PADEAR oder Waldschutzprogramme wie PAMF. Der Verbrauch<br />
von Wasser steigt in den privaten Haushalten und bleibt in den Bereichen der Industrie und<br />
Landwirtschaft konstant. Das Wassermanagement bleibt vor allem in ländlichen Gebieten un<strong>zu</strong>reichend.<br />
Regional betrachtet, ergibt sich ein erhöhter Wasserverbrauch in Nieder-Ouémé aufgrund des<br />
stärkeren Städtewachstums. Ressourcenkonflikte zwischen Ackerbauern und Viehzüchtern um<br />
knappe Flächen bleiben bestehen.<br />
635
636<br />
Marokko<br />
IMPETUS Anhang<br />
Tab.: Charakteristika der 3 Referenzszenarien <strong>zu</strong>r regionalen Entwicklung in der Drâa-Region<br />
Szenario M1:<br />
Szenario M2:<br />
Marginalisierung – Die Drâa- Ländliche Entwicklung der Drâa-<br />
Region als nicht geförderter peri- Region durch regionale Fördepherer<br />
Raum<br />
rung<br />
Gesamtwirtschaftliche Entwicklung<br />
� Region profitiert nicht vom<br />
wirtschaft. Aufschwung<br />
� Industriesektor bleibt marginal<br />
� Tourismussektor stagniert<br />
� Agrarsektor dominant<br />
Entwicklung im Agrarsektor<br />
� Ackerflächen bleiben konstant<br />
� Produktivität der Flächen gering<br />
� Cash-Crops werden unbedeutender<br />
� Viehbestand konstant<br />
� Selbsthilfe-Programme werden<br />
gefördert<br />
� Tourismussektor wächst stark<br />
� Agrarsektor dominant<br />
� Förderung von Agrar-<br />
Innovationen<br />
� Zunahme der Produktivität<br />
� Cash-Crops für den regionalen<br />
Markt<br />
� Reduzierung der Viehbestände<br />
Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen<br />
� Förderprogramme werden <strong>zu</strong>rückgefahren<br />
� Traditionelle Mechanismen der<br />
Entscheidungsfindung gewinnen<br />
auf lokaler Ebene an Einfluss<br />
� Förderprogramme werden intensiviert;<br />
(entsprechend der<br />
Strategie 2020)<br />
� Aufwertung der lokalen Verwaltung<br />
Demographische Entwicklung / Lebensqualität<br />
� Erhöhte Migration<br />
� Demographische Polarisierung<br />
� Lebensbedingungen verschlechtern<br />
sich<br />
Umwelt und Ressourcen<br />
� Privatisierung der Wasserversorgung<br />
– steigende Wasserpreise<br />
� Energiekosten steigen => vermehrte<br />
Nut<strong>zu</strong>ng natürlicher<br />
Ressourcen<br />
� Un<strong>zu</strong>reichendes Ressourcenmanagement<br />
� Rückgang der Migration aufgrund<br />
alternativer Einkommensmöglichkeiten<br />
� Verbesserung der Lebensbedingungen<br />
Szenario M3:<br />
Business as usual<br />
� Geringe Industrialisierung<br />
� Individualtourismus auf einige<br />
Gebiete beschränkt<br />
� Agrarsektor dominant<br />
� Ackerflächen bleiben konstant<br />
� Geringe Rate an Agrar-<br />
Innovationen<br />
� Viehbestand bleibt konstant<br />
� Förderprogramme sind auf Tourismus<br />
beschränkt<br />
� Gesellschaftlicher Wandel<br />
� Dualität von staatl. und traditioneller<br />
lokaler Verwaltung<br />
� hohe Migration und hohe Kindersterblichkeit<br />
� Starkes Bevölkerungswachstum<br />
� Urbanisierung steigt<br />
� Verbessertes Bildungsangebot<br />
� Infrastruktur wird weiter ausge- � Höhere Energiekosten<br />
baut (u.a. Rohrleitungen <strong>zu</strong>r � Wasserknappheit schränkt Aus-<br />
Wasserversorgung)<br />
dehnung der land-<br />
� Bau von Kläranlagen in Städten wirtschaftlichen Nutzfläche ein<br />
� Nut<strong>zu</strong>ng erneuerbarer Energien<br />
(=> Landschaftsschutz)<br />
� Energiekosten steigen
Anhang IMPETUS<br />
Storyline für das Szenario M1: Marginalisierung - Die Drâa-Region als nicht geförderter<br />
peripherer Raum<br />
I Allgemeine Entwicklungslinien<br />
Marokko erlebt einen allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung, der an der Region jedoch vorbeigeht.<br />
Staatliche und internationale Förderinstitutionen ziehen sich aus dem Untersuchungsgebiet<br />
<strong>zu</strong>rück. Fördergelder werden auf andere Regionen konzentriert. Dadurch kommt es <strong>zu</strong> einer<br />
weiteren Marginalisierung der Region und <strong>zu</strong> einer <strong>zu</strong>nehmenden Verarmung der dort lebenden<br />
Bevölkerung. Junge Menschen wandern verstärkt ab, was eine demographische Polarisierung der<br />
Gesellschaft <strong>zu</strong>r Folge hat. Der ökologische Nut<strong>zu</strong>ngsdruck nimmt <strong>zu</strong>.<br />
II Entwicklung nach Themengebieten und Regionen<br />
Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen<br />
Marokko ist eine konstitutionelle Monarchie, der König hat umfangreiche Entscheidungsbefugnisse,<br />
das Parlament eine beratende Funktion. Die zentralistische Struktur von Legislative und<br />
Exekutive bestehen weiter.<br />
Die Regierung konzentriert ihre wirtschaftlichen Förderprogramme auf Regionen, in denen sie<br />
eine höhere Effizienz der Mittelverwendung erwartet. Gefördert werden Industrialisierung, der<br />
Dienstleistungssektor und die Agrarindustrie insbesondere den Küstenregionen und den naturräumlich<br />
besser für die Landwirtschaft geeigneten Regionen. Die Drâa-Region wird vernachlässigt.<br />
Als Folge werden hier bestehende Förderprogramme <strong>zu</strong>rückgefahren.<br />
Durch den Rück<strong>zu</strong>g des Staates gewinnen traditionelle Mechanismen der gesellschaftlichen Entscheidungsfindung<br />
wieder an Einfluss. Traditionelle Rechtsysteme behalten ihre Funktion. Allerdings<br />
steigt das Konfliktpotenzial, da es gleichzeitig <strong>zu</strong> einer verstärkten Individualisierung<br />
im wirtschaftlichen Handeln kommt. Dörfliche Fördervereine lösen sich auf, da sie keine finanziellen<br />
Mittel mehr bekommen.<br />
Gesamtwirtschaftliche Entwicklung<br />
Die wirtschaftliche Integration der globalen Kapital-, Güter- und Dienstleistungsmärkte schreitet<br />
stetig voran. Die Prozesse der „ungelenkten Globalisierung“ führen <strong>zu</strong> positiven Wachstumsimpulsen<br />
für die marokkanische Volkswirtschaft. Die Drâa-Region kann von dem wirtschaftlichen<br />
Aufschwung nicht profitieren: Aufgrund der wenigen Industrie und der schlechten Infrastruktur<br />
637
638<br />
IMPETUS Anhang<br />
ist es uninteressant für ausländische Investoren. Die bereits bestehenden Unterschiede zwischen<br />
urbanen und ländlichen Regionen, zwischen Wachstums- und marginalen Regionen, werden<br />
durch diese Förderpolitik weiter verschärft: Die staatlichen Förderungsinstitutionen ziehen sich<br />
weitgehend aus der Region <strong>zu</strong>rück, was eine weitere Marginalisierung und Verarmung bedingt.<br />
Wirtschaftliche Wachstumsprozesse verlieren weiter an Dynamik, gleichzeitig können die Neuinvestitionen<br />
in die Infrastruktur der Region nicht mehr aufrechterhalten werden, die entsprechend<br />
verfällt. Eine der Folgen ist die hohe Abwanderung v. a. junger Männer aus der Region.<br />
Im gesamten Untersuchungsgebiet bleibt der industrielle Sektor marginal.<br />
Im Hohen Atlas kommt es weiterhin <strong>zu</strong> keiner Ansiedlung von Industrien.<br />
Auch im Becken von Ouarzazate verliert der industrielle Sektor an Bedeutung. Dagegen ist ein<br />
leichter Anstieg des Baugewerbes <strong>zu</strong> verzeichnen. Insbesondere die Tätigkeiten im informellen<br />
Sektor nehmen stark <strong>zu</strong>.<br />
Auch in den Oasen ist der informelle Sektor der einzige Wachstumssektor, wogegen der Industriesektor<br />
auch hier auf niedrigem Niveau stagniert.<br />
Der Tourismus kann keine Grundlage für eine dauerhafte wirtschaftliche Entwicklung in der Region<br />
schaffen: Im Hohen Atlas besetzt der Trekking-Tourismus eine ökonomische Nische, im<br />
Becken von Ouarzazate führt der Verfall der Infrastruktur <strong>zu</strong> einem Rückgang des Pauschaltourismus<br />
und in den Oasen gewinnt der Wüstentourismus nicht an Dynamik und stagniert folgerichtig<br />
auf niedrigem Niveau.<br />
Entwicklung im Agrarsektor<br />
Die Größe der bewirtschafteten Flächen bleibt weitgehend konstant oder geht sogar leicht <strong>zu</strong>rück.<br />
Die Produktivität der Landwirtschaft verharrt auf niedrigem Niveau und die Rate des technischen<br />
Fortschritts (u.a. Einsatz von Düngemitteln, besser angepasste Kulturpflanzen) stagniert.<br />
Es stehen nicht genügend finanzielle Mittel für Forschung und landwirtschaftliche Beratung <strong>zu</strong>r<br />
Verfügung. Es werden weniger Cash-Crops angebaut, da sie auf den globalisierten Weltagrarmärkten<br />
und gegenüber den in anderen Regionen subventionierten nationalen Produkten nicht<br />
konkurrenzfähig sind. Ausländische Investitionen sind nicht <strong>zu</strong> erwarten. Die Bedeutung der<br />
Subsistenzlandwirtschaft bleibt bestehen.<br />
Im Hohen Atlas bleibt die Zahl der Ackerflächen konstant, bei einer gleich bleibenden Bedeutung<br />
der Subsistenzlandwirtschaft, da andere Erwerbsmöglichkeiten nicht vorhanden sind. Der<br />
Anbau von Cash-Crops wird <strong>zu</strong>rückgefahren, da keine Gelder für den Kauf von Saatgut, Dünger<br />
und Pestiziden vorhanden sind und die verfallende Infrastruktur eine sinnvolle Vermarktung<br />
nicht <strong>zu</strong>lässt. Bestehende Systeme der Wasserversorgung und -verteilung bleiben erhalten. Im
Anhang IMPETUS<br />
Becken von Ouarzazate nimmt die Subsistenzlandwirtschaft ab, da hierfür weniger Arbeitskräfte<br />
<strong>zu</strong>r Verfügung stehen. Die Betriebsgröße nimmt verbunden mit einer Kommerzialisierung der<br />
Produktion <strong>zu</strong>. Die allgemeine Nut<strong>zu</strong>ngsintensität der für die Subsistenzlandwirtschaft genutzten<br />
landwirtschaftlicher Flächen ist niedrig. Es werden mehr Grundnahrungsmittel vermarktet. Es<br />
gelingt nicht, Investitionen in die bestehenden Systeme der Wasserversorgung aufrecht<strong>zu</strong>erhalten,<br />
die folgerichtig verfallen. Diese Entwicklung findet in einer ähnlichen Form auch in den Oasen<br />
statt. Allerdings fallen die Vermarktungsmöglichkeiten aufgrund der verfallenden Infrastruktur<br />
schlechter aus.<br />
Der Viehbestand ist konstant, im Süden leicht rückläufig. Die Entwicklung der klimatischen<br />
Randbedingungen hat großen Einfluss auf den Bestand an gehaltenem Vieh.<br />
Die Viehwirtschaft im Hohen Atlas bleibt durch Transhumanz geprägt und stellt keine Konkurrenz<br />
<strong>zu</strong>m Ackerbau dar. Im Becken von Ouarzazate bleibt der Viehbestand konstant; der Konsum<br />
importierter Produkte aus anderen Regionen des Landes sowie dem Ausland nimmt in den<br />
städtischen Zentren <strong>zu</strong>. In den Oasen kommt es <strong>zu</strong> einer verstärkten Sendentarisierung der Nomaden<br />
und <strong>zu</strong> einem gesteigerten Nut<strong>zu</strong>ngsdruck auf Grünland in der Nähe der Siedlungen, wo<br />
die Viehwirtschaft intensiviert wird. Dieser Nut<strong>zu</strong>ngsdruck nimmt mit der Entfernung <strong>zu</strong> den<br />
Siedlungen ab. In den beiden südlichen Oasen ersetzen professionelle Viehzüchter <strong>zu</strong>nehmend<br />
die lokalen Viehzüchter.<br />
Demographische Entwicklung und Lebensqualität<br />
Die Migration im Untersuchungsgebiet nimmt <strong>zu</strong> - vor allem junge Männer emigrieren in die<br />
Küstenstädte und in die Region West-Sahara. Mit der Migration verbindet sich ein erhöhter<br />
Rückfluss von Geld in die Region, da die Migranten ihre verbliebenen Familien unterstützen;<br />
allerdings sichert der finanzielle Rückfluss nur deren Grundbedürfnisse. Die internationale Migration<br />
aus Marokko wird dagegen durch die restriktive Einwanderungspolitik der EU-<br />
Mitgliedstaaten, dem bevor<strong>zu</strong>gten Migrationsziel, schwieriger. Die Migration junger Menschen<br />
führt <strong>zu</strong> einem Prozess der demographischen Polarisierung mit einem hohen Anteil sehr junger<br />
und alter Personen in der Gesellschaft. Gleichzeitig bleiben Geburtenrate und Kindersterblichkeit,<br />
aufgrund der mangelhaften Umset<strong>zu</strong>ng von Gesundheitsvorsorge- und Familienplanungsprogrammen,<br />
auf einem hohen Niveau.<br />
Im Hohen Atlas bleibt die Bevölkerungszahl auf konstantem Niveau. Die Emigration aus dem<br />
Ein<strong>zu</strong>gsgebiet in die wirtschaftlichen Zentren und nach Ouarzazate nimmt stark <strong>zu</strong>, wird aber<br />
durch eine hohe Geburtenrate kompensiert. Auch im Becken von Ouarzazate kommt es <strong>zu</strong> einer<br />
starken Migration aus dem Ein<strong>zu</strong>gsgebiet heraus, deren Auswirkungen durch die Binnenmigration<br />
allerdings <strong>zu</strong>m Teil kompensiert werden. Immigration erfolgt vor allem aus dem Hohen Atlas<br />
639
640<br />
IMPETUS Anhang<br />
und dem Süden. Im Becken von Ouarzazate gewinnen Prozesse der Urbanisierung an Dynamik<br />
und es ist ein Trend der Zunahme städtischer Lebensformen fest<strong>zu</strong>stellen.<br />
Aufgrund der Abnahme staatlicher Fördergelder verschlechtern sich die allgemeinen Lebensbedingungen<br />
in allen Regionen. So fällt es immer schwieriger, die Infrastruktur für Bildung und<br />
Ausbildung und das Angebot von Bildungsprogrammen in der Region aufrecht<strong>zu</strong>erhalten, bestehende<br />
Schulen verfallen, Lehrer sind weniger motiviert in dieser Region <strong>zu</strong> arbeiten. Die Kosten<br />
von schulischer Bildung steigen für die einzelnen Familien, dadurch wird die Möglichkeit eines<br />
Schulbesuchs für immer mehr Kinder erschwert. Der allgemeine Bildungstand bleibt in der Folge<br />
niedrig, insbesondere für Mädchen. Die besser verfügbaren Koranschulen haben größeren Zulauf.<br />
Umwelt und Ressourcen<br />
In allen drei Szenarioregionen bleibt die Abfall- und Abwasserentsorgung ungeregelt. Vor allem<br />
in den urbanen Zentren verbinden sich damit vielfältige Umwelt- und Gesundheitsbelastungen.<br />
Die Privatisierung der Trinkwasserversorgung führt <strong>zu</strong> einem Anstieg der Wasserpreise, wodurch<br />
sich der Zugang <strong>zu</strong>r Wasserversorgung für Teile der Bevölkerung erschwert. Insbesondere<br />
aber der Anstieg der Energiepreise hat Folgewirkungen: Die Bevölkerung beginnt vermehrt mit<br />
der Nut<strong>zu</strong>ng lokaler Brennholzreserven, was <strong>zu</strong> einem verstärkten Nut<strong>zu</strong>ngsdruck auf die natürliche<br />
Vegetation führt. Über die Ausweisung von Schutzgebieten kann hier nicht gegengesteuert<br />
werden, da diese in der Regel lediglich pro forma erfolgen. Es ist für die Regierung einfacher, in<br />
dieser Region Schutzgebiete aus<strong>zu</strong>weisen als etwa in den Küstenregionen, wo der Tourismus<br />
gefördert werden soll. Hohe Energiepreise lassen die Nut<strong>zu</strong>ng von Solarenergie attraktiver werden.<br />
Die verstärkte Kommerzialisierung durch Einzelnutzer und abnehmendes staatliches Interesse<br />
führen <strong>zu</strong> einem schlechteren Wassermanagement, mit einer ungeregelten und wenig nachhaltigen<br />
Nut<strong>zu</strong>ng des Grundwassers. Die Konkurrenz zwischen „Ober- und Unterliegern“ birgt ein<br />
hohes Konfliktpotenzial.<br />
Im Hohen Atlas ist die Wasserverfügbarkeit kein größeres Problem. Allerdings beruht die Verfügbarkeit<br />
von Trinkwasser fast vollständig auf Eigeninitiative der Bevölkerung, da staatliche<br />
Förderprogramme <strong>zu</strong>r Aufrechterhaltung der Infrastruktur ausfallen. Auch die Energieversorgung<br />
beruht weitgehend auf Eigeninitiative der Bevölkerung, die lokales Brennholz nutzen. Allerdings<br />
bleibt der Einschlag in die Wälder in etwa im Gleichgewicht mit der Erneuerungsrate<br />
der Wälder.<br />
Im Becken von Ouarzazate ist ebenfalls ein weitgehendes Desinteresse staatlicher Behörden an<br />
einem gezielten Wassermanagement fest<strong>zu</strong>stellen, trotz der Bedeutung des Sektors als Schlüssel-
Anhang IMPETUS<br />
sektor einer tragfähigen Regionalentwicklung. Vielmehr ziehen sich die Behörden aus dem Management<br />
<strong>zu</strong>rück. Die Nut<strong>zu</strong>ngseffizienz der Bewässerung in der Landwirtschaft bleibt auf dem<br />
gleichen Niveau. Der häusliche Wasserverbrauch steigt. Die Kosten für die Wasserförderung<br />
(Wasserpumpen) steigen, was auf den Anstieg der Energiepreise <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen ist.<br />
In den Oasen unterscheiden sich die nördlichen von den südlichen Oasen. In den zwei südlichen<br />
Oasen wird die Wasserqualität durch fehlende staatliche Förderung der Infrastrukturerneuerung<br />
schlechter. Auch hier steigen die Kosten der Wasserförderung aufgrund der höheren Energiepreise.<br />
641
642<br />
IMPETUS Anhang<br />
Storyline für das Szenario M2: Ländliche Entwicklung der Drâa-Region durch regionale<br />
Förderung<br />
I Allgemeine Entwicklungslinien<br />
Marokko erlebt einen allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung. Unter den Bedingungen allgemeiner<br />
politischer Stabilität und unterstützt durch staatliche Förder- und Investitionsprogramme<br />
gelingt es, auch in unterentwickelten Regionen wie der Drâa-Region, die allgemeinen Lebensbedingungen<br />
und die Grundlagen wirtschaftlicher Entwicklung <strong>zu</strong> verbessern. Dadurch sinkt die<br />
Emigration aus dem Untersuchungsgebiet und die Bevölkerung nimmt <strong>zu</strong>.<br />
II Entwicklung nach Themengebieten und Regionen<br />
Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen<br />
Aufgrund der vorteilhaften wirtschaftlichen Entwicklung in Gesamtmarokko stabilisieren sich<br />
auch die gesellschaftlichen Verhältnisse in der Region. Der ländlichen Entwicklung und hier besonders<br />
der Landwirtschaft als wichtigstem Wirtschafts- und Beschäftigungsfaktor wird ein größerer<br />
Stellenwert eingeräumt. Die Strategie 2020, nach der naturräumlich und wirtschaftlich benachteiligte<br />
Regionen wie die Drâa-Region durch gezielte Programme gestärkt werden sollen,<br />
wird im vollen Umfang umgesetzt. So werden die ORMVA’s (« Offices Régionales de Mise en<br />
Valeur Agricole ») gestärkt. Gleichzeitig wird die Verantwortung der Nutzer erhöht, was <strong>zu</strong> einer<br />
guten Identifikation mit dem Programm und dadurch <strong>zu</strong> einer effektiven Umset<strong>zu</strong>ng führt.<br />
(MADPRM, 1999, S. 50). Auf den lokalen Ebenen nutzt der Staat gezielt auch traditionelle Institutionen<br />
und Strukturen, um Entwicklungsprogramme <strong>zu</strong> propagieren und um Planungen durch<strong>zu</strong>setzen.<br />
Das führt <strong>zu</strong> einer Aufwertung der lokalen Verwaltung, wie z.B. Stammesräte (quabila),<br />
traditionelle Wassernutzerverbände und Dorfunterstüt<strong>zu</strong>ngsvereine, die als Mittler zwischen<br />
internationalen und staatlichen Geldgebern/Förderern und den Gemeinden auftreten.<br />
Gesamtwirtschaftliche Entwicklung<br />
Die wirtschaftliche Integration der globalen Kapital-, Güter- und Dienstleistungsmärkte schreitet<br />
stetig voran. Die Prozesse der Globalisierung führen <strong>zu</strong> positiven Wachstumsimpulsen für die<br />
marokkanische Volkswirtschaft. Marokko profitiert insbesondere von der stärkeren Integration<br />
in den europäischen Markt. Der Landwirtschaftssektor findet nicht nur in der EU, sondern auch<br />
in anderen Regionen Absatzmärkte für Gemüse und Zitrusfrüchte. Weitere Rohstoffvorkommen<br />
werden erschlossen.
Anhang IMPETUS<br />
Die Exporteinnahmen und Mittel aus der internationalen Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit ermöglichen<br />
eine gezielte Förderung benachteiligter Regionen wie der Drâa-Region. Dadurch können<br />
Infrastrukturprojekte finanziert werden, die allgemeinen Lebensbedingungen und die Bedingungen<br />
für eine wirtschaftliche Entwicklung der Region verbessern, z.B. durch die Einführung angepasster<br />
Cash-Crops und deren Vermarktung.<br />
Es gelingt neue wirtschaftliche Sektoren <strong>zu</strong> erschließen, z.B. in der Verarbeitung und Veredelung<br />
landwirtschaftlicher Produkte. Das traditionelle Kunsthandwerk wird gefördert. Die gezielte<br />
Vergabe von Kleinkrediten führt <strong>zu</strong>r ökonomischen Selbständigkeit und <strong>zu</strong>r Stärkung der Rolle<br />
der Frauen in der Gesellschaft. Durch diese gezielte "Hilfe <strong>zu</strong>r Selbsthilfe" wird die Abhängigkeit<br />
von Fördergeldern und von den Überweisungen der Migranten reduziert.<br />
Im Hohen Atlas kommt es weiterhin <strong>zu</strong> keiner Ansiedlung von Industrien. Hier sind die Standortbedingungen<br />
<strong>zu</strong> schlecht.<br />
Im Becken von Ouarzazate konzentriert sich die wirtschaftliche Entwicklung auf den Ausbau der<br />
Strukturen <strong>zu</strong>r Weiterverarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten<br />
Diese Entwicklungsstrategie wird auch in den Oasen verfolgt. Dadurch gewinnt die industrielle<br />
Verarbeitung im gesamten Untersuchungsgebiet zwar leicht an Wachstumsdynamik, die strukturellen<br />
Schwächen der wirtschaftlichen Entwicklung und die starke Konzentration auf den Agrarsektor<br />
lassen sich so aber nicht überwinden.<br />
Der Tourismus nimmt in allen Regionen deutlich <strong>zu</strong>, was vornehmlich auf den Ausbau der Infrastruktur<br />
(Straßen und Kommunikation) sowie die Förderung regionaler Tourismusunternehmen<br />
<strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen ist.<br />
Im Hohen Atlas steigt vor allem der Trekking-Tourismus. Die Einkommensmöglichkeiten der<br />
Bevölkerung verbessern sich dadurch geringfügig. Zusätzlich entwickelt sich auch gelenkter<br />
Massentourismus <strong>zu</strong> bestimmten Sehenswürdigkeiten wie z.B. an der Dadesschlucht. Im Becken<br />
von Ouarzazate dominiert dagegen der Pauschaltourismus, der wächst und <strong>zu</strong> einer wichtigen<br />
Einkommensmöglichkeit für die lokale Bevölkerung wird. Dabei profitiert die Region von der<br />
Förderung regionaler Tourismusagenturen ebenso wie von der gezielten Förderung von dezentralen<br />
Tourismusspots (Skoura, Keela).<br />
In den Oasen gewinnt der Wüstentourismus an Dynamik und steigert die Einkommensmöglichkeiten<br />
für die lokale Bevölkerung (Kasbah); Insbesondere die zwei südlichsten Oasen werden <strong>zu</strong><br />
Anziehungspunkten für den Tourismus ausgebaut.<br />
643
644<br />
Entwicklung im Agrarsektor<br />
IMPETUS Anhang<br />
Die Anzahl und durchschnittliche Größe der bewirtschafteten Flächen nimmt leicht <strong>zu</strong>. Während<br />
die Produktivität der intensiven Landwirtschaft steigt, nimmt die Bedeutung der Subsistenzlandwirtschaft<br />
ab. Über die Agrarstrukturförderung werden Agrarinnovationen unterstützt, z.B.<br />
der Anbau von salzresistenten Pflanzen oder marktfähiger Cash-Crops. Techniken <strong>zu</strong>r Erhöhung<br />
der Wassernut<strong>zu</strong>ngseffizienz bei Bewässerung werden eingeführt. Regionale Entwicklungspläne<br />
werden hierfür entwickelt und im Einklang mit den Vorgaben der Strategie 2020 umgesetzt.<br />
In allen drei Regionen, werden verstärkt Cash-Crops für den regionalen Markt angebaut (Intensivierung<br />
und Agrarinnovationen). Unterschiede zeigen sich in der Entwicklung landwirtschaftlicher<br />
Nutzflächen; Im Hohen Atlas steigt ihre Anzahl geringfügig, in den beiden anderen Regionen<br />
bleibt sie konstant. Die Entwicklungen im Becken von Ouarzazate und den Oasen zeichnen<br />
sich durch eine anhaltende Modernisierung der Anbautechniken, wie z.B. Salz- und Pilzresistente<br />
Pflanzen, Dünger, Pestizide, Tröpfchenbewässerung aus.<br />
Der Viehbestand wird reduziert. Dennoch wird der Nomadismus als Lebens- und Erwerbsform<br />
von Teilen der Bevölkerung beibehalten. Die Entwicklung der klimatischen Randbedingungen<br />
hat großen Einfluss auf den Viehbestand.<br />
Die Entwicklung der Viehwirtschaft im Hohen Atlas ist durch eine geringere Kopfzahl an Vieh<br />
bei einer höheren Produktivität und entsprechend besserem Verdienst für die Viehzüchter charakterisiert.<br />
Produktivitätssteigerungen werden durch den besseren Zugang der Viehzüchter <strong>zu</strong><br />
den Viehmärkten und eine ausgebaute veterinärmedizinische Versorgung erreicht. Das System<br />
der Rotationsweiden bei dem bestimmte Weideflächen für eine gewisse Zeit von der Beweidung<br />
ausgenommen werden, wird gestärkt und ermöglicht so ein nachhaltigeres Weidemanagement.<br />
Im Becken von Ouarzazate kommt es <strong>zu</strong> einem Anstieg der intensiven Viehhaltung in Ställen.<br />
Die transhumante Viehhaltung bleibt zwar, wie auch im Hohen Atlas bestehen, verliert aber an<br />
Bedeutung.<br />
In den Oasen wird der Nomadismus von Teilen der Bevölkerung beibehalten. Der Viehbestand<br />
orientiert sich an der verfügbaren Biomasse, d.h. dem verfügbaren Grünland. Hier<strong>zu</strong> wird die<br />
Viehwirtschaft von staatlichen Behörden mittels Weidemanagement kontrolliert.<br />
Demographische Entwicklung und Lebensqualität<br />
Die allgemeinen Lebensbedingungen, wie z.B. das verfügbare Einkommen und elementare Bedürfnisbefriedigungen<br />
verbessern sich aufgrund der Steigerung alternativer Einkommensmöglichkeiten<br />
in der Drâa-Region reduziert sich die Migrationsquote. Die Einrichtungen des Bildungswesens,<br />
insbesondere die Schulen, werden durch staatliche Förderung ausgebaut. Parallel
Anhang IMPETUS<br />
da<strong>zu</strong> werden Familienplanungsprogramme intensiviert, die aufgrund der <strong>zu</strong>nehmenden Alphabetisierung<br />
und der sorgfältigen Anpassung an die lokalen Bedürfnisse erste Erfolge zeigen. Bessere<br />
hygienische Verhältnisse und eine gut verfügbare medizinische Versorgung, die <strong>zu</strong> einer Abnahme<br />
der Kindersterblichkeit führen haben, unter Berücksichtigung der sinkenden Zahl von<br />
Migranten, einen Anstieg der Bevölkerung <strong>zu</strong>r Folge. Die Regierung bemüht sich um die Entwicklung<br />
einer institutionellen Ausbildungsförderung mit Schwerpunkten im Bereich technischer<br />
Berufe, Tourismussektor und Handwerk. Ebenso wird in eine bessere Ausbildung der<br />
Landwirte investiert, was <strong>zu</strong> einer Erhöhung der Anpassungsfähigkeit an sich wandelnde Rahmenbedingungen<br />
führt („Capacity Building“). Insgesamt ergibt sich durch diese Förderpolitik<br />
auch ein besserer Zugang <strong>zu</strong>r Bildung für Mädchen und Frauen.<br />
Die besseren hygienischen Verhältnisse, die Versorgung mit Wasser, Strom, Nahrungsmitteln,<br />
Unterkunft und medizinischer Versorgung, die bessere Bildung und der Erfolg von Familienplanungsprogrammen<br />
bei gleichzeitig rückläufiger Migration führen <strong>zu</strong> einem Anstieg der Bevölkerung<br />
im Hohen Atlas. Im Becken von Ouarzazate nimmt die Urbanisierung auch in Mittelstädten<br />
wie Kelaa, Boumalne, etc <strong>zu</strong>. Es verstärkt sich der Trend hin <strong>zu</strong> kleineren Familien, die Einzelhaushalte<br />
begründen und städtische Lebensformen pflegen. Eine sehr ähnliche Entwicklung wie<br />
im Becken von Ouarzazate zeigt sich auch für die Oasen-Region.<br />
Umwelt und Ressourcen<br />
Die aufgrund der staatlichen Förderpolitik, der internationalen Entwicklungs<strong>zu</strong>sammenarbeit<br />
und des wirtschaftlichen Aufschwungs <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden Mittel werden gezielt <strong>zu</strong>r Verbesserung<br />
der Infrastruktur und der medizinischen Grundversorgung eingesetzt. Es werden vermehrt<br />
Asphaltstraßen gebaut und Strom- sowie Telefonnetze ausgebaut.<br />
Dem Ausbau der Nut<strong>zu</strong>ng erneuerbarer Energien kommt in diesem Kontext große Bedeutung <strong>zu</strong>.<br />
Vor allem in schlecht erreichbaren, abgelegenen Regionen werden <strong>zu</strong>nehmend Windkraftturbinen<br />
und Solaranlagen installiert, die den Elektrizitätsbedarf der Bevölkerung teilweise decken.<br />
Die Kosten der Versorgung mit Strom steigen, bzw. belasten die Haushaltsbudgets in den neu<br />
angeschlossenen Gemeinden <strong>zu</strong>sätzlich. Neben der Nut<strong>zu</strong>ng von Strom wird Flaschengas <strong>zu</strong>nehmend<br />
<strong>zu</strong>m Kochen verwendet. In allen drei Regionen führt die bessere Infrastruktur und die<br />
erfolgreiche Aufklärungsarbeit staatlicher und nichtstaatlicher Organisationen (z.B. <strong>zu</strong>r Einführung<br />
effektiverer Herde für Brennholz) <strong>zu</strong> einem verbesserten Schutz der Landschaft und einem<br />
Rückgang des Holzeinschlags.<br />
In den Oasen sinkt der Dieselverbrauch für Motorpumpen in der Landwirtschaft, da verstärkt<br />
Elektro- und Solarpumpen eingesetzt werden.<br />
645
646<br />
IMPETUS Anhang<br />
Im Hohen Atlas konzentriert sich das staatliche Wassermanagement auf die Gewinnung von<br />
Trinkwasser aus Quellen oder Brunnen. Zunehmend werden Rohrleitungen verlegt, über die der<br />
Trinkwasserbedarf abgedeckt wird. Die staatliche Unterstüt<strong>zu</strong>ng für Ausbau dieser lokalen Netze<br />
ist allerdings mit erhöhten Kosten für die Dorfbewohner verbunden.<br />
Der Bedarf an Bewässerungswasser wird über das frei verfügbare Oberflächenwasser abgedeckt.<br />
Die Entnahme des Wassers erfolgt nicht völlig ungeregelt, sondern wird nach traditionellen<br />
Mustern der gesellschaftlichen Entscheidungsfindung gemanagt. Die Abfall- und Abwasserentsorgung<br />
verläuft dagegen ungeregelt, wenngleich das Abfallniveau aufgrund einer hohen Wiederverwertungsquote<br />
sehr niedrig ist.<br />
Im Becken von Ouarzazate orientiert sich das Wassermanagement stärker hin <strong>zu</strong> der Versorgung<br />
mit Trinkwasser über Rohrleitungen. Auch hier ergeben sich hohe Investitionskosten die teilweise<br />
von den Verbrauchern, über den Wasserpreis, getragen werden müssen. Zur Versorgung sind<br />
die Erschließung von Tiefenbrunnen und der Import von Trinkwasser aus dem Hohen Atlas notwendig.<br />
Die Brunnen werden einer verstärkten staatlichen Kontrolle unterworfen. Der Bedarf an<br />
Bewässerungswasser wird über den Bau kleinerer Staudämme abgedeckt. Die Bewässerung mit<br />
Oberflächenwasser folgt aber weiterhin grundsätzlich den tradierten Strukturen. Zur Abwasserentsorgung<br />
werden weitere Kläranlagen in den Städten errichtet. Die Abfallentsorgung bleibt für<br />
den urbanen Raum auf Deponien beschränkt. Daneben kommt es <strong>zu</strong> einer relativ ungeregelten<br />
Entsorgung, vor allem in ländlichen Gebieten. Das Abfallaufkommen nimmt stark <strong>zu</strong><br />
In den Oasen entwickelt sich das Wassermanagement ähnlich wie im Becken von Ouarzazate.<br />
Man konzentriert sich auf die Verlegung von Rohrleitungen und die Erschließung von Tiefenbrunnen,<br />
sieht sich jedoch auch mit den steigenden kosten dieser Entwicklungsstrategie konfrontiert.<br />
Allerdings muss zwischen den nördlichen und den beiden südlichen Oasen unterschieden<br />
werden. Letztere haben große Probleme mit versalzenem Grundwasservorkommen, weswegen<br />
hier Fernleitungen <strong>zu</strong>r Trinkwasserversorgung verlegt werden müssen. Die Gewährleistung einer<br />
ausreichenden Trinkwasserqualität findet größere Beachtung der staatlichen Behörden, die entsprechend<br />
Maßnahmen <strong>zu</strong>r Verbesserung der Situation einleiten.<br />
In der Abfall- und Abwasserentsorgung werden Kläranlagen in städtischen Zentren (Zagora) errichtet.<br />
Ansonsten verläuft die Entsorgung ungeregelt.
Anhang IMPETUS<br />
Storyline für das Szenario M3: Business as usual<br />
I Allgemeine Entwicklungslinien<br />
Dieses Szenario geht von einer Fortschreibung bisheriger Trends aus. Die wirtschaftliche Entwicklung<br />
Marokkos zeigt einen leichten Aufwärtstrend. Das Untersuchungsgebiet spiegelt diese<br />
Entwicklung jedoch nur in wenigen Bereichen wider. Die Region bleibt marginal, trotz weiterhin<br />
bestehender national und international finanzierter Programme <strong>zu</strong>r Verbesserung des Gesundheitssystems,<br />
der Trinkwasserversorgung und der Chancengleichheit auf dem Bildungssektor.<br />
Diese Programme haben wegen ihrer geringen Reichweite nur bedingten Erfolg. Der Agrarsektor,<br />
in dem die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung beschäftigt ist, bleibt dominant.<br />
II Entwicklung nach Themengebieten und Regionen<br />
Entwicklung der politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
Marokko ist eine konstitutionelle Monarchie, der König hat umfangreiche Entscheidungsbefugnisse,<br />
das Parlament eine beratende Funktion. Die zentralistische Struktur von Legislative und<br />
Exekutive bestehen weiter.<br />
Das Untersuchungsgebiet ist, vor allem in ländlichen Regionen, von einem rechtlichen und institutionellen<br />
Pluralismus geprägt; traditionelle und staatliche Institutionen und Rechsauffassungen<br />
existieren hier parallel. Wichtige gesellschaftliche Veränderungen betreffen die Familienstruktur.<br />
Es verstärkt sich die Tendenz weg von der Großfamilie, hin <strong>zu</strong> einer an der Kernfamilie orientierten<br />
Lebensweise. Gleichzeitig werden mehr Haushalte von Frauen geführt, da ihre Männer<br />
als Arbeitsmigranten in den wirtschaftlichen Zentren des Landes leben. Trotzdem bleibt die Autorität<br />
der traditionellen Institutionen und der lokalen Schiedsgerichtsbarkeit erhalten. Die Dualität<br />
zwischen staatlich kontrollierter Verwaltung und lokalen Autoritäten existiert weiter.<br />
Gesamtwirtschaftliche Entwicklung<br />
Industrialisierung und am Weltmarkt orientierte Agrarproduktion finden in erster Linie in den<br />
großen Küstenstädten und den klimatisch begünstigten Agrarregionen des Landes statt, wo kostengünstiger<br />
produziert und die Produkte, wegen der besseren Infrastruktur, einfacher vermarktet<br />
werden können. Lediglich der für die Drâa-Region punktuell wichtige Tourismus profitiert von<br />
der allgemeinen Entwicklung. Durch die fast vollständige Abwesenheit von produzierender und<br />
verarbeitender Industrie sind in der Drâa-Region kaum Auswirkungen globaler Entwicklungen<br />
<strong>zu</strong> erwarten.<br />
647
648<br />
IMPETUS Anhang<br />
Die Subsistenzlandwirtschaft bleibt bedeutendster Wirtschaftszweig. Cash-Crops werden ausschließlich<br />
für den regionalen oder nationalen Markt (z.B. Datteln) produziert. International<br />
konkurrenzfähige Agrarprodukte werden nicht erzeugt. Die Industrie bleibt weiterhin von geringer<br />
Bedeutung. Auch die Agroindustrie bleibt marginal. Lediglich der Individualtourismus, der<br />
sich auf wenige touristisch interessante Punkte beschränkt (Kashbas, Wüste, Trecking), nimmt<br />
weiter <strong>zu</strong>, hier greifen staatliche Förderprogramme. Die Infrastruktur wird, mit nationalen Mitteln<br />
und durch Unterstüt<strong>zu</strong>ng internationaler Hilfsprogramme, z.B. <strong>zu</strong>r häuslichen Wasserversorgung,<br />
weiter ausgebaut. Vor allem in touristischen Zentren werden Infrastrukturmaßnahmen<br />
durchgeführt. Die Verkehrsanbindung solcher Gebiete wird verbessert. In den stark wachsenden<br />
regionalen Mittelstädten gewinnen Dienstleistungen an Bedeutung; vor allem der informelle<br />
Sektor wächst weiter stark.<br />
Im Hohen Atlas stabilisiert sich der Treckingtourismus auf niedrigem Niveau. Industrie entsteht<br />
nicht.<br />
Im Becken von Ouarzazate stagniert die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte (z.B. Rosen,<br />
Safran) auf niedrigem Niveau. Im urbanen Zentrum Ouarzazate, aber auch in den Mittelzentren<br />
des Gebietes wächst der Dienstleistungssektor überproportional. Da<strong>zu</strong> tragen auch die steigenden<br />
Investitionen in touristische Projekte bei.<br />
Im Oasenland fließen Investitionen von internationalen Migranten vor allem in den Kauf von<br />
Motorpumpen, die verstärkt <strong>zu</strong>r Produktion von Luzerne für den lokalen Markt eingesetzt werden.<br />
Von der positiven Entwicklung in der Tourismusbranche profitiert vor allem der Wüstentourismus<br />
im Süden.<br />
Entwicklungen im Agrarsektor<br />
Die anhaltende Dominanz der Subsistenzproduktion bedingt, dass auch in Zukunft die meisten<br />
Landwirte Landeigentümer sind. Wegen der Beschränkung auf Bewässerungslandwirtschaft<br />
wird die Nutzfläche nicht nennenswert erweitert werden. Innovationen im Agrarsektor bestehen<br />
in der Verbesserung von Saatgut sowie im effektiveren Einsatz von Dünger und Pestiziden, die<br />
von regionalen Organisationen (z.B. ORMVAO) gefördert werden. Die Mechanisierung der<br />
Feldbearbeitung wird, wegen der kleinparzelligen Struktur der Bewässerungsfelder, nicht nennenswert<br />
<strong>zu</strong>nehmen. Lediglich der Einsatz von Motorpumpen steigt weiter an. Beim Bewässerungsmanagement<br />
sind traditionelle Verteilmechanismen weiterhin dominant, obwohl sie durch<br />
die mit dem Motorpumpeneinsatz einhergehende Individualisierung in manchen Regionen an<br />
Bedeutung einbüßen. Die Durchset<strong>zu</strong>ng dieser individuellen Interessen gegen kollektive Interessen<br />
geschieht <strong>zu</strong>nehmend über die staatliche Gerichtsbarkeit, die als teuer und korrupt gilt.
Anhang IMPETUS<br />
Im Hohen Atlas werden die Veränderungen im Agrarsektor gering ausfallen. Lediglich die Cash-<br />
Crop Produktion (z.B. Äpfel) für den lokalen Markt steigt weiter an. Da die Anbauflächen kaum<br />
erweitert werden können, geschieht dies auf Kosten der für die Subsistenzproduktion genutzten<br />
Flächen. Aufgrund der geologischen Verhältnisse, aber auch wegen der besseren Wasserverfügbarkeit,<br />
Motorpumpen nur in geringem Maße eingesetzt werden, dominieren traditionelle Systeme<br />
der Wasserverteilung. Viehhaltung bleibt durch Transhumanz geprägt, die nicht mit dem Ackerbau<br />
in Konkurrenz tritt. Die häusliche Tierhaltung bleibt auf niedrigem Niveau.<br />
Im Becken von Ouarzazate stagniert die Cash-Crop Produktion. Tranhumante Viehzüchter treten<br />
vor allem im Atlasvorland verstärkt in Konkurrenz mit Vieh besitzenden Bauern. Durch weiter<br />
<strong>zu</strong>nehmende Investitionen von Migranten wird die landwirtschaftliche Produktion verbessert,<br />
daneben verstärken sich Tendenzen einer Kommerzialisierung in der Landwirtschaft.<br />
Im Oasenland sinkt die Produktion und Vermarktung von Datteln wegen der nicht <strong>zu</strong>frieden<br />
stellend bekämpften Dattelkrankheit Bayoud und den niedrigen Preisen für importierte Datteln<br />
deutlich. Durch die weiter steigende Zahl von Arbeitsmigranten und den Wertewandel vor allem<br />
bei jungen Männern kommt es trotz Bevölkerungswachstum <strong>zu</strong> einem Arbeitskräftemangel in<br />
der Landwirtschaft, der <strong>zu</strong> einer Aufgabe von Feldflächen führt.<br />
Demographische Entwicklung und Lebensqualität<br />
Die Bevölkerung wächst aufgrund der hohen Geburtenrate weiterhin stark. Familienplanungsprogramme<br />
werden zwar durchgeführt, greifen aber nur un<strong>zu</strong>länglich. Das Bevölkerungswachstum<br />
wird durch die weiter stark steigende Arbeitsmigration in die wirtschaftlichen Zentren Marokkos<br />
(Großstädte) und die relativ hohe Kindersterblichkeit, ausgeglichen. Die steigende Arbeitsmigration<br />
trägt darüber hinaus auf vielfache Weise <strong>zu</strong> einer Veränderung der Familienstruktur<br />
bei. Es gibt z.B. mehr von Frauen geführte Haushalte. Durch die Migrationserfahrungen, aber<br />
auch durch bessere Bildung, von der <strong>zu</strong>nehmend Mädchen profitieren, werden moderne, städtische<br />
Lebensentwürfe wichtiger. Es kommt <strong>zu</strong> einer <strong>zu</strong>nehmenden Urbanisierung, von der auch<br />
die im Arbeitsgebiet gelegenen Mittelstädte betroffen sind. In allen Regionen wird sich das Bildungsangebot<br />
durch <strong>zu</strong>nehmenden Bau von Schulen und die steigende Zahl ausgebildeter Lehrer<br />
verbessern. Die Qualität der Ausbildung schwankt jedoch weiterhin stark. Vor allem in abgelegenen<br />
ländlichen Gemeinden sind die Motivation der Lehrer und damit die Qualität des Unterrichts<br />
gering.<br />
Da es im Hohen Atlas keine urbanen Mittelzentren gibt, spielt Urbanisierung hier keine Rolle.<br />
Im Becken von Ouarzazate wächst die Bevölkerung durch Immigration aus anderen Teilen des<br />
Arbeitsgebietes stärker als im Gesamtgebiet. Ouarzazate stärkt seine Position als regionales<br />
Zentrum. Die Infrastruktur (Schulen, Gesundheitsversorgung etc.) wird vor allem in den urbanen<br />
649
650<br />
IMPETUS Anhang<br />
Zentren weiter ausgebaut, was die Attraktivität der Region für Migranten aus dem Untersu-<br />
chungsgebiet weiter steigert.<br />
Trotz Verbesserung der Infrastruktur steigt im Oasenland wegen der weiterhin schlechten Einkommensmöglichkeiten<br />
die Arbeitsmigration überproportional an. Zagora als Mittelzentrum gewinnt<br />
an Bedeutung und Einwohnern.<br />
Umwelt und Ressourcen<br />
In den ländlichen Gebieten aller drei Regionen bleibt die Abfall- und Abwasserentsorgung ungeregelt.<br />
Lediglich in den urbanen Zentren werden Kläranlagen errichtet. Die kommunale Abfallbeseitigung<br />
bleibt hier auf die nicht umweltgerechte Deponierung der Abfälle beschränkt. Flaschengas<br />
wird sich als Energieträger <strong>zu</strong>m Kochen weiter ausbreiten, was aber in allen Regionen<br />
<strong>zu</strong> höheren Energiekosten führt. Die Wasserknappheit schränkt im gesamten Arbeitsgebiet Ausdehnung<br />
der landwirtschaftlichen Nutzfläche stark ein.<br />
Im Hohen Atlas verhindert, trotz besserer Wasserverfügbarkeit, die Topographie eine Ausdehnung<br />
der Felder. Die Trinkwasserversorgung bleibt hier, wegen der allgemein guten Wasserqualität,<br />
unproblematisch. Bei den Weideflächen wird das stabile Gleichgewicht zwischen Tierbestand<br />
und Pflanzenwuchs aufrechterhalten. Die Entnahme von Brennholz stagniert und führt<br />
nicht <strong>zu</strong> einer Übernut<strong>zu</strong>ng der Ressourcen.<br />
Nach Süden hin sinkt die Wasserverfügbarkeit weiter. Im Becken von Ouarzazate steigt durch<br />
die Urbanisierung der städtische Trinkwasserverbrauch stark an. Vor allem im Westen der Region<br />
verschärfen sich, durch die <strong>zu</strong>nehmende Versal<strong>zu</strong>ng der Grundwasser führenden Schichten,<br />
die Probleme bei der Trinkwasserversorgung. Sowohl im Becken von Ouarzazate als auch im<br />
Oasenland bleibt das staatliche Wassermanagement inneffektiv. Staatlich initiierte Institutionen,<br />
wie die AUEAs („Associations d’Usagers d’Eau Agricole“) können sich nicht durchsetzen. Individuelle<br />
Investitionen in die Landwirtschaft verstärkten sich. Die intensive Nut<strong>zu</strong>ng am Oberlauf<br />
reduziert das verfügbare Wasser im Oasenland. Durch individuelle Bewässerung mittels Pumpen<br />
verlieren traditionelle Wasserrechte und Wasserverteilsysteme einen Teil ihrer Bedeutung. Die<br />
Nut<strong>zu</strong>ng für die Landwirtschaft wird maximiert, was wegen der weiterhin unkontrollierten Entnahme<br />
<strong>zu</strong> einer deutlichen Absenkung des Grundwasserspiegels in der Drâa-Region führt. Neu<br />
angelegte Felder in der Fejja, die durch Grundwasser bewässert werden, verschärfen diesen<br />
Trend. Wegen der Übernut<strong>zu</strong>ng des Grundwassers kommt es <strong>zu</strong>dem <strong>zu</strong> einer Versal<strong>zu</strong>ng der <strong>zu</strong>r<br />
Trinkwasserversorgung genutzten Aquifere in den südlichen Oasen.
Anhang IMPETUS<br />
Klimaszenarien (Charakteristika und Storylines)<br />
Benin<br />
Tab.: Charakteristika der Klimaszenarien für Benin<br />
Szenario X:<br />
(Prozessverständnis)<br />
� Zunahme des Niederschlagsgradienten,<br />
d.h. im<br />
Süden feuchter (besonders<br />
in der 1. Regenzeit) und im<br />
Norden trockener bei <strong>zu</strong>nehmender<br />
Variabilität innerhalb<br />
der Regenzeit.<br />
Szenario X “Prozeßverständnis“<br />
Szenario Y:<br />
(Klimamodellvorhersagen -<br />
Modell-basiert)<br />
� Jahressumme im Hochouémé<br />
leicht abnehmend (mehr<br />
leichte Niederschläge), im<br />
Mittelouémé leicht <strong>zu</strong>nehmend<br />
und im Niederouémé<br />
deutliche Abnahme. Erste<br />
Regenzeit im Süden ca. 2<br />
Wochen früher, im Hochouémé<br />
ca. 2 Wochen später.<br />
Erwärmung ca. 1-2oC.<br />
651<br />
Szenario Z:<br />
(Fortschreibung rezent beobachteter<br />
Trends)<br />
� Status Quo Szenario: Tendenz<br />
<strong>zu</strong> leicht unternormalen<br />
Jahresniederschlägen<br />
bleibt für alle drei Regionen<br />
bestehen<br />
Im Rahmen von IMPETUS wurden die Kenntnisse <strong>zu</strong> den Wirkungsmechanismen der globalen<br />
Erwärmung auf das Klima im tropischen Afrika vertieft. Steigende Treibhausgaskonzentrationen<br />
erwärmen die tropischen Ozeane und induzieren somit weitreichende Anomalien in der atmosphärischen<br />
Zirkulation sowie in der räumlichen Verbreitung von hochreichender Bewölkung<br />
und konvektiven Niederschlagsereignissen. Aus diesem Prozeßverständnis heraus lässt sich auf<br />
eine Zunahme des meridionalen Niederschlagsgradienten über dem subsaharischen Westafrika<br />
schließen. Denn eine Erwärmung des tropischen Atlantiks, insbesondere des Golfs von Guinea,<br />
geht i.d.R. mit einer Verstärkung konvektiver Aktivität im Bereich der küstennahen Regionen<br />
Westafrikas und trockeneren Bedingungen in küstenfernen Gebieten wie der Sudan- und Sahelzone<br />
einher. In den bis <strong>zu</strong> 200 km von der Guineaküste entfernten Landstrichen liegt die Wasserdampfquelle<br />
für den Niederschlag über dem nahen Ozean. Der dadurch resultierende, unmittelbare<br />
Einfluss höherer Wassertemperaturen wird durch die Niederschlag produzierende Land-<br />
Seewindzirkulation verstärkt.<br />
Für Benin bedeutet eine solche Entwicklung, dass die Niederschläge in den südlichen Landesteilen<br />
in den nächsten Jahrzehnten <strong>zu</strong>nehmen werden, wohingegen das obere Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet
652<br />
IMPETUS Anhang<br />
bis 2025 durch ein trockeneres Klima gekennzeichnet sein wird. Letzteres erklärt sich u.a. da-<br />
durch, dass der in Niederschlag umgesetzte Wasserdampf im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet bereits<br />
teilweise aus Evapotranspiration über den stromauf der Südwestwinde gelegenen Landgebieten<br />
stammt. Es wird angenommen, dass dieses sogenannte Wasserdampf-Recyclingvermögen<br />
auch in der feuchten Guineaküstenzone durch Landnut<strong>zu</strong>ngsänderung weiter abnimmt. Weiterhin<br />
ist <strong>zu</strong> erwarten, dass ein allgemein erhöhter Wasserdampfgehalt <strong>zu</strong> stärkeren Extremniederschlägen<br />
führen wird. Steigende Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre und die Erwärmung<br />
der Ozeane werden sich in höheren Temperaturen über Land niederschlagen. Eine <strong>zu</strong>sätzliche<br />
Erwärmung ist in den nördlichen Landesteilen dadurch <strong>zu</strong> erwarten, dass Niederschläge<br />
und Verdunstung abnehmen, so dass die Sonneneinstrahlung vermehrt in sensible Wärme umgesetzt<br />
wird. Die in der Trocken- als auch Regenzeit erhöhten Temperaturen verstärken sowohl die<br />
saisonale Austrocknung der Böden in der Trockenzeit als auch den Pflanzenwasserstress während<br />
trockener Episoden in der Regenzeit.<br />
Dieses Prozessverständnis-Szenario berücksichtigt keine Fernwirkungen (z.B. El Nino) und<br />
komplexe nichtlineare Wechselwirkungen im Klimasystem.<br />
Szenario Y “Klimamodellvorhersagen“<br />
Um eine möglichst realitätsnahe Abschät<strong>zu</strong>ng der klimatischen Entwicklung bis 2025 <strong>zu</strong> erreichen,<br />
wurden in IMPETUS komplexe Szenarien entwickelt und als Antrieb für verschiedene<br />
Klimamodelle verwendet. Dabei wurden steigende Treibhausgaskonzentrationen und fortschreitende<br />
Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungen gleichermaßen berücksichtigt. Die Verstärkung des Treibhauseffektes<br />
basiert auf den Abschät<strong>zu</strong>ngen des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change).<br />
Es wurde das sogenannte B2-Emissionsszenario <strong>zu</strong>grunde gelegt, welches eine regional differenzierte<br />
wirtschaftliche und technologische Entwicklung hin <strong>zu</strong> regenerativen Energiequellen<br />
sowie ein kaum gebremstes Bevölkerungswachstum vorsieht. Das Landnut<strong>zu</strong>ngsszenario beinhaltet<br />
eine <strong>zu</strong>nehmende Zerstörung der ursprünglichen Vegetationsbedeckung und eine damit<br />
einhergehende Bodendegradation. Die treibhausgasbedingte Erwärmung der tropischen Ozeane<br />
und Veränderung der atmosphärischen Zirkulation aus einem globalen Klimamodell werden an<br />
den Rändern des regionalen Klimamodells vorgeschrieben. Jüngste Arbeiten zeigen, dass die<br />
Regionalmodelle unter Verwendung des kombinierten Treibhausgas-Landnut<strong>zu</strong>ngsänderungs-<br />
Szenario eine fundiertere Vorhersage des <strong>zu</strong>künftigen Klimas in Afrika simulieren können. Ergebnisse<br />
für das Zieljahr 2025 zeigen im Mittel über Benin eine Abnahme der Jahresniederschläge.<br />
Dabei ergibt sich eine regionale Differenzierung mit deutlich weniger Niederschlägen<br />
im Küstenbereich und im oberen Ouémé-Ein<strong>zu</strong>gsgebiet, wohingegen in Mittelbenin etwas feuchtere<br />
Bedingungen <strong>zu</strong> erwarten sind. Der Trend <strong>zu</strong> einem trockeneren Klima kommt insbesondere<br />
durch eine Verringerung starker Niederschlagsereignisse <strong>zu</strong>m Ausdruck. Insgesamt wird sich die
Anhang IMPETUS<br />
Saisonalität der Niederschläge im Süden und Norden Benins abschwächen, aber im mittleren<br />
Ouémé-Gebiet verstärken. Der Beginn der Regenzeit wird sich in allen Landesteilen wohl verzögern.<br />
An der Küste wird der Monsun bis <strong>zu</strong> 12 Tagen später einsetzen. Darüber hinaus wird<br />
Benin in den nächsten zwei Jahrzehnten durch einen deutlichen Erwärmungstrend gekennzeichnet<br />
sein, der sich vor allem im Sommer auf mehr als 2°C innerhalb von nur 20 Jahren beläuft.<br />
Die Abschwächung des hydrologischen Zyklus findet vor allem beim lokalen Recycling des<br />
Niederschlages statt und impliziert damit auch eine deutliche Abnahme der Verdunstung in weiten<br />
Landesteilen. In der Monsunzirkulation sind hingegen keine nennenswerten Veränderungen<br />
<strong>zu</strong> erwarten.<br />
Unsicherheiten in der modellierten Klimaänderung betreffen insbesondere den nicht berücksichtigen<br />
Staub –und Brandaerosoleinfluss und die un<strong>zu</strong>reichende Wiedergabe des wichtigsten regenbringenden<br />
Wettersystems in Westafrika, den mesoskaligen, organisierten Wolkenkomplexen.<br />
Szenario Z “Fortschreibung rezent beobachteter Trends“<br />
Die gesamte Region des subsaharischen Westafrikas ist seit einigen Jahrzehnten vermehrt von<br />
<strong>zu</strong>m Teil deutlich unternormalen Jahresniederschlägen betroffen. Auch in Benin zeichnet sich<br />
seit Ende der 1960er Jahre ein Trend <strong>zu</strong> geringeren Niederschlagsmengen ab. Seit Mitte der<br />
1990er Jahre haben sich die Wassertemperaturen im tropischen Atlantik derart verändert, dass<br />
höhere Niederschläge im gesamten tropischen Westafrika begünstigt würden. Obwohl sich in<br />
den letzten Jahren eine gewisse Trendwende <strong>zu</strong> wieder <strong>zu</strong>nehmenden Niederschlagssummen abzeichnete,<br />
verharren die Niederschläge auf einem Niveau deutlich unter demjenigen der feuchten<br />
Periode in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Letztere war mit ähnlichen Wassertemperaturverteilungen<br />
verbunden. Neben der Vegetationsdegradation über Westafrika wird für diese Entwicklung<br />
eine stetige Erwärmung des Indischen Ozeans verantwortlich gemacht. In diesem Szenario<br />
wird angenommen, dass die beiden oben genannten, Niederschlagshemmenden Faktoren Fortbestand<br />
haben. Daher wird von weiterhin unternormalen Niederschlägen in allen Landesteilen bis<br />
2025 ausgegangen.<br />
Zusätzlich konnte eine kontinuierliche Erwärmung gemessen werden. Unter der Annahme fortschreitender<br />
globaler Treibhausgaskonzentrationen und einer <strong>zu</strong>nehmenden unkontrollierten<br />
Landnahme durch eine stetig wachsende Bevölkerung sollte sich dieser Erwärmungstrend um bis<br />
<strong>zu</strong> 0.2°C pro Dekade fortsetzen.<br />
653
654<br />
Marokko<br />
Tab.: Charakteristika der Klimaszenarien für Marokko<br />
Szenario X:<br />
(Verstärkung der Feuchteadvektion)<br />
Hoher Atlas<br />
• Schneefallgrenze steigt im<br />
Winter um ca. 200 m<br />
• Weniger, aber durch verstärkte<br />
Feuchteadvektion intensivere<br />
Niederschlagsereignisse<br />
• Kein signifikanter Trend im<br />
Jahresniederschlag<br />
• Mehr Extremniederschlagsereignisse<br />
Becken von Ouarzazate<br />
• Jahresniederschlag nimmt<br />
leicht <strong>zu</strong> durch erhöhten<br />
Feuchtetransport bei:<br />
- tropisch-extratropischer<br />
Wechselwirkung<br />
- Druckminima vor der marokkanischen<br />
Küste<br />
Südliche Oasen<br />
• Jahresniederschlag nimmt<br />
leicht <strong>zu</strong> durch erhöhten<br />
Feuchtetransport bei:<br />
- tropisch-extratropischer<br />
Wechselwirkung<br />
- Druckminima vor der marokkanischen<br />
Küste<br />
IMPETUS Anhang<br />
Szenario Y:<br />
(Verlagerung der NAO)<br />
• Schneefallgrenze steigt im<br />
Winter um ca. 200 m<br />
• Niederschlagsabnahme, weni-<br />
ger Tiefs erreichen den Hohen<br />
Atlas von Norden<br />
• Jahresniederschlag nimmt<br />
leicht ab<br />
• Intensivere, aber seltenere EreignissetropischextratropischerWechselwirkung<br />
• Jahresniederschlag nimmt<br />
leicht ab<br />
• Intensivere, aber seltenere EreignissetropischextratropischerWechselwirkung<br />
Szenario Z:<br />
(Trendfortschreibung)<br />
• Schneefallgrenze steigt im<br />
Winter um ca. 200 m<br />
• Trend <strong>zu</strong> niederschlagsärmeren<br />
Wintern hält an<br />
• Weiterhin starke Jahr-<strong>zu</strong>-Jahr<br />
Variabilität<br />
• Mittlerer Jahresniederschlag<br />
bleibt gleich<br />
• Weiterhin häufig mehrjährige<br />
Trocken- oder Feuchtphasen<br />
(dekadische Variabilität)<br />
• Mittlerer Jahresniederschlag<br />
bleibt gleich<br />
• Weiterhin häufig mehrjährige<br />
Trocken- oder Feuchtphasen<br />
(dekadische Variabilität)
Anhang IMPETUS<br />
Für alle denkbaren Szenarien ist eine <strong>zu</strong>nehmende Erwärmung der Atmosphäre durch steigende<br />
Treibhausgas-Konzentrationen <strong>zu</strong> erwarten. Die Temperaturerhöhung führt <strong>zu</strong> einem Anstieg der<br />
Schneefallgrenze im Atlas-Gebirge um ca. 200 m und damit <strong>zu</strong> größeren Regenanteilen am Niederschlag,<br />
der direkt versickern kann und dadurch in den hydrologischen Haushalt im Drâa-Tal<br />
einfließen kann. Die höhere Lufttemperatur reduziert die Sublimation des Schnees und vergrößert<br />
den Anteil der Schneeschmelze. Dies gilt für alle drei Szenarien, X, Y und Z.<br />
Klimaszenario X: „Verstärkung der Feuchteadvektion“<br />
Im Rahmen von IMPETUS wurden die Prozesse, die <strong>zu</strong> Niederschlag im Gebiet südlich des Atlas-Gebirges<br />
führen, gründlich untersucht. Der Niederschlag im Hohen Atlas wird vorwiegend<br />
durch die Tiefdruckaktivität der mittleren Breiten im Winterhalbjahr verursacht. Niederschlagssysteme,<br />
die von Norden den Gebirgskamm des Hohen Atlas erreichen, verursachen z.T. auch<br />
auf den südlichen Abhängen Niederschläge. Diese Systeme bringen den wesentlichen Teil des<br />
verfügbaren Wassers in die Drâa Region, da besonders im Winter z.T. erhebliche Niederschläge<br />
in Form von Schnee von Norden über den Kamm des Atlas-Gebirges verweht werden. Im Becken<br />
von Ouarzazate und in den südlichen Oasen hat dieser Mechanismus keinen Einfluss auf<br />
den Niederschlag. Dort werden Niederschläge eher durch Tröge oder abgeschnürte Tiefdruckgebiete<br />
(sog. „Cut-off Lows“) vor der marokkanischen Küste ausgelöst. Diese beziehen die Feuchte<br />
entweder direkt von der lokalen Verdunstung über dem Meer, oder durch sog. tropischextratropische<br />
Wechselwirkung aus Gebieten südlich der Sahara. Bei dem letztgenannten Mechanismus<br />
strömt südlich der Sahara feuchte Luft aus hochreichenden konvektiven Wolken in<br />
der mittleren und oberen Troposphäre aus und wird durch die atmosphärische Druckverteilung<br />
entlang der afrikanischen Westküste nach Norden geführt. Dort wird sie schließlich von Süden<br />
gegen die Gebirgshänge des Atlas transportiert, wo das erzwungene Aufsteigen der Luft <strong>zu</strong>r<br />
Kondensation des Wasserdampfes und <strong>zu</strong> Niederschlag führt.<br />
Durch die Erwärmung der Atmosphäre in Folge erhöhter Treibhausgas-Konzentrationen kann<br />
die Luft mehr Feuchte aufnehmen und dadurch auch mehr Feuchte transportieren. In diesem<br />
Szenario wird angenommen, dass sich die dynamischen Prozesse der Niederschlagsgenese im<br />
Drâa-Tal nicht ändern. Die verstärkte Feuchteadvektion durch die Temperaturerhöhung führt <strong>zu</strong><br />
einer Erhöhung des Niederschlagsaufkommens. Die mit der in IMPETUS realisierten Modellkette<br />
durchgeführte statistisch-dynamische Regionalisierung von globalen Klimamodellsimulationen<br />
für die südlichen Oasen lässt eine leichte Zunahme von Trögen oder „Cut-off Lows“ vor der<br />
marokkanischen Küste erwarten. Diese Ereignisse treten zwar nur selten auf, sie verursachen jedoch<br />
im Becken von Ouarzazate und in den südlichen Oasen den Hauptteil der lokalen Niederschläge.<br />
Schon eine geringfügige Zunahme dieser Ereignisse führt <strong>zu</strong> einer merklichen Niederschlagserhöhung.<br />
In den südlichen Oasen steigt dadurch der mittlere jährliche Gebietsnieder-<br />
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IMPETUS Anhang<br />
schlag von 31,9 mm auf 34,3 mm (ECHAM5 Klimaszenario) oder sogar 40,5 mm (ECHAM4<br />
Klimaszenario) pro Jahr. Zusätzlich führt die erhöhte Lufttemperatur da<strong>zu</strong>, dass mehr Nieder-<br />
schlagswasser pro Ereignis <strong>zu</strong>r Verfügung steht.<br />
Klimaszenario Y: „Verlagerung der NAO“<br />
Viele globale Klimamodelle prognostizieren eine Verlagerung der Pole der Nordatlantik-<br />
Oszillation (NAO: „Druckgegensatz zwischen Island und den Azoren“) nach Nordosten, was <strong>zu</strong><br />
verstärkten Sturmaktivitäten über Nordeuropa und trockeneren Bedingungen im Mittelmeerraum<br />
führt. Mit der in IMPETUS realisierten Modellkette lässt sich dieser Effekt für das Untersuchungsgebiet<br />
präzisieren. Durch die Verschiebung der mittleren Position der Polarfront nach<br />
Norden verlagern sich die Zugbahnen von Tiefdruckgebieten ebenfalls nach Norden. Dadurch<br />
erreichen besonders im Winter seltener synoptische Störungen der mittleren Breiten das Atlas-<br />
Gebirge, wodurch sich der Winterniederschlag im Hohen Atlas deutlich reduziert. Dieses Signal<br />
erstreckt sich auch auf die Gebiete südlich des Atlas-Gebirges. Die Ergebnisse der dynamischen<br />
Regionalisierung mit dem Modell REMO liefern im Hohen Atlas eine Niederschlagsabnahme<br />
von -38%. Die in den diagnostischen Arbeiten der ersten IMPETUS Phase erkannten Mechanismen<br />
der Niederschlagsgeneration im südlichen Teil des Untersuchungsgebietes und insbesondere<br />
die tropisch-extratropische Wechselwirkung, die die Feuchte für Niederschlagsereignisse aus<br />
den Tropen bis an die Südflanke des Atlas-Gebirges advehiert, wird in den grob aufgelösten globalen<br />
Klimamodellen nicht ausreichend erfasst. Die REMO-Modellergebnisse zeigen eine Reduktion<br />
der Niederschläge auch im Becken von Ouarzazate (-43%) und in den südlichen Oasen<br />
(-33%), da das Modell mit Simulationen eines globalen Klimamodells (ECHAM4) angetrieben<br />
wird. In einzelnen Fällen wird jedoch die beobachtete tropisch-extratropische Wechselwirkung<br />
(mit dem Modell LM) richtig wiedergegeben und auf Grund der verstärkten Feuchteadvektion<br />
werden intensivere Niederschlagsereignisse simuliert. Die Erwärmung der Atmosphäre und die<br />
dadurch verursachte Verstärkung der Feuchtetransporte kompensieren nur einen Teil des prognostizierten<br />
negativen Niederschlagstrends. Es entsteht eine Tendenz <strong>zu</strong> selteneren, dann jedoch<br />
intensiveren Niederschlagsereignissen in den Übergangsjahreszeiten bei tropisch-extratropischer<br />
Wechselwirkung. Der mittlere Jahresniederschlag nimmt daher im Hohen Atlas erheblich, im<br />
Becken von Ouarzazate und in den südliche Oasen moderat ab.<br />
Klimaszenario Z: „Trendfortschreibung“<br />
Das Gebiet südlich des Atlas-Gebirges ist durch extreme interanuale Variabilität der Niederschläge<br />
gekennzeichnet. Besonders im Becken von Ouarzazate und in den südlichen Oasen ergeben<br />
sich die mittleren Niederschlagswerte aus der Mittelung über viele sehr trockene und eini-
Anhang IMPETUS<br />
ge relativ feuchte Jahre. Hin<strong>zu</strong> kommt eine dekadische Variabilität, die <strong>zu</strong> Fehlinterpretationen<br />
von Trends bei Betrachtung <strong>zu</strong> kurzer Zeiträume führen kann. Es ist daher in den beiden südlichen<br />
Teilen des Ein<strong>zu</strong>gsgebietes kein klarer Trend des mittleren Niederschlagsaufkommens diagnostizierbar.<br />
Lediglich im Hohen Atlas gibt es einen verlässlichen Trend <strong>zu</strong>r Reduzierung des<br />
Schneefalls im Winter, der allerdings ebenfalls mit hoher interanualer Variabilität einhergeht. In<br />
diesem Szenario wird angenommen, dass sich der beobachtete Trend <strong>zu</strong> niederschlagsärmeren<br />
Wintern im Hohen Atlas fortsetzt bei weiterhin ausgeprägter Jahr-<strong>zu</strong>-Jahr Variabilität. Das Becken<br />
von Ourzazate und die südlichen Oasen sind dagegen stärker durch eine große dekadische<br />
Variabilität gekennzeichnet. Bleibt diese Tendenz bestehen, so ist in den südlichen Gebieten mit<br />
gleichbleibenden mittleren Jahresniederschlägen bei weiterhin ausgeprägter dekadischer Variabilität<br />
<strong>zu</strong> rechnen. Es ist daher weiterhin mit dem Auftreten von mehreren Trocken- oder Feuchtjahren<br />
hintereinander <strong>zu</strong> rechnen.<br />
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