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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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ENTRÉE DISCURSIVE: POSTMODERNE – ENDE ODER VOLLENDUNG DER MODERNE? XXIX<br />

ausführlicher dargestellt werden wird (siehe z.B. Abschnitt 2.5), möchte ich mich hier auf<br />

e<strong>in</strong>e knappe Zusammenfassung se<strong>in</strong>er Kernaussagen beschränken:<br />

Becks Individualisierungstheorem beruht auf <strong>der</strong> Annahme, daß sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> momentanen<br />

Situation e<strong>in</strong> ambivalenter Gesellschaftswandel vollzieht, <strong>der</strong> +die Menschen aus den Sozialformen<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Gesellschaft – Klasse, Schicht, Familie […]* (Risikogesellschaft; S. 115) –<br />

zunehmend freisetzt und sie damit e<strong>in</strong>em Individualisierungsschub aussetzt, <strong>der</strong> sie, mit allen<br />

Risiken und Chancen, auf sich selbst verweist. Denn <strong>der</strong> schon erwähnte +Fahrstuhl-Effekt*<br />

(siehe S. XXIII) bewirkt, daß die alten Ungleichheitsrelationen zwar weitgehend erhalten geblieben<br />

s<strong>in</strong>d, doch auf e<strong>in</strong>em allgeme<strong>in</strong> höheren Niveau, weshalb von e<strong>in</strong>er Auflösung <strong>der</strong><br />

Klassengesellschaft gesprochen werden kann (vgl. ebd.; S. 121f.). Bildungslevel und Lebensstile<br />

<strong>der</strong> unterschiedlichen Schichten haben sich angeglichen bzw. auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> ökonomi-<br />

schen Nivellierung <strong>in</strong>dividualisiert (vgl. ebd.; S. 127–130 u. S. 139–143).<br />

Allerd<strong>in</strong>gs gibt es e<strong>in</strong>e große Anzahl Mo<strong>der</strong>nisierungsverlierer, was beispielsweise das Ansteigen<br />

<strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Langzeitarbeitslosen deutlich zeigt (vgl. ebd.; S. 143–151). Und während e<strong>in</strong>erseits<br />

vom e<strong>in</strong>zelnen Initiative, Mobilität und Kreativität verlangt werden, überdauern vormo<strong>der</strong>ne<br />

Institutionen und Muster <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft wie die bürgerliche Familie und traditionelle<br />

Geschlechterrollen, was zunehmend problematisch wird (vgl. ebd.; S. 161–204). Insofern<br />

kann von e<strong>in</strong>er halbierten Mo<strong>der</strong>ne gesprochen werden und +Individualisierung wird dement-<br />

sprechend [von Beck] als e<strong>in</strong> historisch wi<strong>der</strong>sprüchlicher Prozeß <strong>der</strong> Vergesellschaftung ver-<br />

standen* (ebd.; S. 119). Dieser ambivalente Vergesellschaftungsprozeß ist verbunden mit<br />

<strong>der</strong> +Herauslösung aus historisch vorgegebenen Sozialisationsformen und -b<strong>in</strong>dungen im S<strong>in</strong>ne<br />

traditioneller Herrschafts- und Versorgungszusammenhänge (›Freisetzungsdimension‹), [dem]<br />

Verlust von traditionalen Sicherheiten im H<strong>in</strong>blick auf Handlungswissen, Glauben und leitende[n]<br />

Normen (›Entzauberungsdimension‹) und […] e<strong>in</strong>e[r] neue[n] Art <strong>der</strong> sozialen E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung (›Kon-<br />

troll- bzw. Re<strong>in</strong>tegrationsdimension‹)* (ebd.; S. 206) – bedeutet also nicht nur die Emanzipation<br />

des Individuums, son<strong>der</strong>n vielleicht das genaue Gegenteil: e<strong>in</strong> vielfach <strong>in</strong>stitutionenabhängiges<br />

Leben, verbunden mit erheblichen Kontrollverlusten und dem gesellschaftlich vermittelten<br />

Zwang, sich e<strong>in</strong>e (stimmige) Biographie zu +basteln* (vgl. ebd.; S. 211–219).<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund und spiegelbildlich zum Paradox <strong>der</strong> Differenzierung läßt sich das<br />

Paradox <strong>der</strong> Individualisierung formulieren, das schon Simmel angedeutet hat, <strong>in</strong>dem er von<br />

e<strong>in</strong>em +Reziprozitätsverhältnis von Individualisierung und Verallgeme<strong>in</strong>erung* sprach (vgl.

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