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Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

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ENTRÉE DISCURSIVE: POSTMODERNE – ENDE ODER VOLLENDUNG DER MODERNE? XLIX<br />

ebd.; S. 139), und stellt dem se<strong>in</strong>en Wissenschaftsentwurf e<strong>in</strong>es Denkens <strong>der</strong> Differenz <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Epoche <strong>der</strong> Differenz entgegen (vgl. ebd.; S. 169f.). 93<br />

Dieses Unterfangen er<strong>in</strong>nert an den späteren Versuch Jean-François Lyotards, die Metaer-<br />

94<br />

zählungen <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e +Pluralität <strong>der</strong> Sprachspiele* aufzulösen. Lyotard ist <strong>der</strong><br />

Philosoph <strong>der</strong> <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne und <strong>der</strong> erste, <strong>der</strong> sich explizit im Rahmen se<strong>in</strong>er Philosophie<br />

auf den <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne-Begriff bezieht. In dem Buch +Das postmo<strong>der</strong>ne Wissen* legt er 1979<br />

95<br />

se<strong>in</strong>e Auffassung zur +Verfassung* <strong>der</strong> <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne dar – denn man hat sich, so Lyotard,<br />

nun e<strong>in</strong>mal entschieden, die sich transformierenden Industriegesellschaften als +postmo<strong>der</strong>n*<br />

96<br />

zu charakterisieren (vgl. S. 13). Diese Industriegesellschaften werden durch den technischen<br />

Wandel, vor allem durch die Computerisierung, zu +<strong>in</strong>formatisierten Gesellschaften*. Davon<br />

ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das Wissen betroffen:<br />

+Es kann die neuen Kanäle [<strong>in</strong> den Datenautobahnen] nur dann passieren und e<strong>in</strong>satzfähig gemacht<br />

werden, wenn die Erkenntnis <strong>in</strong> Informationsquantitäten übersetzt werden kann. Man kann daher<br />

die Prognose stellen, daß all das, was vom überkommenen Wissen nicht <strong>in</strong> dieser Weise übersetzbar<br />

ist, vernachlässigt werden wird, und daß die Orientierung dieser neuen Untersuchungen sich <strong>der</strong><br />

Bed<strong>in</strong>gung <strong>der</strong> Übersetzbarkeit etwaiger Ergebnisse <strong>in</strong> die Masch<strong>in</strong>ensprache unterordnen wird.* (Ebd.;<br />

S. 23)<br />

Es kommt also zu e<strong>in</strong>er +Hegemonie <strong>der</strong> Informatik* und (im Anschluß daran) zu e<strong>in</strong>er +Ver-<br />

äußerung des Wissens*, das nurmehr für se<strong>in</strong>en Verkauf geschaffen wird, aufhört Selbstzweck<br />

zu se<strong>in</strong> und (als bloße Tausch-Wahre im Informationshandel) se<strong>in</strong>en eigentlichen Gebrauchswert<br />

verliert (vgl. ebd.; S. 24). Damit steigt aber auch die ökonomische Bedeutung des Wissens,<br />

und so ist es denkbar, +daß die Nationalstaaten <strong>in</strong> Zukunft ebenso um die Beherrschung von<br />

Informationen kämpfen werden, wie sie um die Beherrschung <strong>der</strong> Territorien und dann um<br />

die Verfügung und Ausbeutung <strong>der</strong> Rohstoffe und billigen Arbeitskräfte e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bekämpft<br />

haben* (ebd.; S. 26).<br />

Lyotard zeichnet also zunächst e<strong>in</strong> sehr pessimistisches Bild des +postmo<strong>der</strong>nen Wissens*,<br />

und die Tatsache, daß das +Internet* heute geradezu e<strong>in</strong> Refugium für verwirrte Verschwö-<br />

rungstheoretiker und sozial unterrepräsentierte Gruppen, kurz: Außenseitergedankentum,<br />

darstellt, sche<strong>in</strong>t Lyotard hier zu wi<strong>der</strong>legen (vgl. z.B. Freyermuth: Im Netz <strong>der</strong> Verschwörung).<br />

An<strong>der</strong>erseits ist <strong>der</strong> Kampf um die Macht im Netz schon entbrannt und manifestiert sich im<br />

Bemühen <strong>der</strong> Regierungen se<strong>in</strong>e Inhalte zu kontrollieren – auch wenn diese durch neuartige

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