09.12.2012 Aufrufe

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

Politik in der (Post-)Moderne - edition fatal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

318 POLITIK IN DER (POST-)MODERNE<br />

Dieses (doppelt) +hermeneutische* Kritikverständnis, das folglich den S<strong>in</strong>nwelten <strong>der</strong> Institutionen<br />

und ihren Bezügen zur +Lebenswelt* große Aufmerksamkeit schenkt (vgl. auch Consequences<br />

of Mo<strong>der</strong>nity sowie Mo<strong>der</strong>nity and Self-Identity), unterscheidet sich offensichtlich vom eher<br />

+materialistischen* Ansatzpunkt <strong>der</strong> +klassischen* Kritischen Theorie. Trotzdem versteht Giddens<br />

se<strong>in</strong>en Ansatz explizit als e<strong>in</strong>e +Kritische Theorie <strong>der</strong> Spätmo<strong>der</strong>ne* (1992), und auch er will<br />

e<strong>in</strong>en umfassenden, nicht auf E<strong>in</strong>zelphänomene beschränkten Blick auf Gesellschaft werfen<br />

(vgl. S. 18). Das impliziert für Giddens, trotz des durch den <strong>Post</strong>mo<strong>der</strong>ne-Diskurs geschärften<br />

Bewußtse<strong>in</strong>s für die epistemologischen Aporien verabsolutierter wissenschaftlicher Wahrheits-<br />

ansprüche, das Festhalten an den Pr<strong>in</strong>zipien des (methodischen) Zweifels und des (rationalen)<br />

Begründens, wie sie sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Epoche <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne etabliert haben (vgl. ebd.; S. 19ff.).<br />

Und er betont <strong>in</strong> diesem Zusammenhang noch e<strong>in</strong>mal se<strong>in</strong> reflexives wie praxisbezogenes<br />

Kritikverständnis:<br />

+E<strong>in</strong> Charakteristikum <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne ist, daß Begriffe, Theorien und Erkenntnisse […] nicht unabhängig<br />

s<strong>in</strong>d von den Handlungsfel<strong>der</strong>n, auf die sie sich beziehen o<strong>der</strong> die sie beschreiben. Sie gehen rout<strong>in</strong>emäßig<br />

<strong>in</strong> diese Fel<strong>der</strong> e<strong>in</strong> und rekonstruieren sie, <strong>in</strong>dem sie Teil <strong>der</strong> menschlichen Handlungen selbst werden.<br />

E<strong>in</strong> reflexives Bewußtse<strong>in</strong> über die[se] <strong>in</strong>stitutionelle Reflexivität seitens des beobachtenden Sozialwissen-<br />

schaftlers ist e<strong>in</strong>e Grundvoraussetzung kritischer Theorie und br<strong>in</strong>gt Sensibilität für die unmittelbar praktischen<br />

Implikationen von Sozialwissenschaft hervor.* (Ebd.; S. 23)<br />

Auch Scott Lash stellt, wie Giddens, die +Reflexivität* <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne <strong>in</strong> den Mittelpunkt se<strong>in</strong>er<br />

theoretischen Praxis und sieht speziell <strong>in</strong> <strong>der</strong> +zeitdiagnostischen* Ausrichtung das kritische<br />

Potential <strong>der</strong> Theorie reflexiver Mo<strong>der</strong>nisierung, so wie sie von Giddens – und auch Ulrich<br />

Beck (siehe unten) – ausformuliert wurde. Letzteres kann für Lash freilich nur dann wirklich<br />

entfaltet werden, +wenn man sie radikal gegen den Strich bürstet* (Reflexivität und ihre Doppe-<br />

lungen; S. 195). Für ihn konzentrieren sich Beck und Giddens nämlich zu e<strong>in</strong>seitig auf die<br />

Selbstreflexivität <strong>der</strong> Individuen und die Freisetzungsdimension des Mo<strong>der</strong>nisierungsprozesses,<br />

anstatt das +System* als solches zu thematisieren (vgl. auch ebd.; S. 241). Denn im Zeitalter<br />

<strong>der</strong> postfordistisch +flexibilisierten Akkumulation* des globalisierten Kapitalismus mit se<strong>in</strong>en<br />

stark gewandelten Kommunikations- und Produktionsstrukturen entstehen neue (strukturelle)<br />

+Grenzen* für Freiheit, die es theoretisch zu reflektieren gilt. Diese Überlegung führt Lash<br />

<strong>in</strong> Anlehnung an Adornos (posthegelianische) +Negative Dialektik* (1966) und dessen +Ästhetische<br />

Theorie* (1970) zu e<strong>in</strong>er Betonung <strong>der</strong> +Ästhetische[n] Dimension Reflexiver Mo<strong>der</strong>nisierung*

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!