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Loslassen, Juli 2012 - Freie Seelsorge München

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10<br />

LosLassen – Der trauer-ratgeber<br />

„Der hat sich ja schnell wieer<br />

getröstet!“, das ist der Oriinalton<br />

eines Witwers, der<br />

twa ein Jahr nach dem Tod<br />

ine neue Partnerin gefunden<br />

at und mit dieser zusammenebt.<br />

Andererseits kennen Anehörige<br />

aber auch den Satz:<br />

Jetzt ist das doch schon fast<br />

in Jahr her, da muss doch nieand<br />

mehr schwarz tragen.<br />

nd lachen darf man doch<br />

ohl auch wieder.“<br />

Eigentlich, so scheint es,<br />

önnen es Trauernde nur<br />

alsch machen mit ihrer Traur.<br />

Dahinter steckt allerdings<br />

ine letztlich unhaltbare Verutung:<br />

Es gibt Kriterien, an<br />

enen man richtige oder falche<br />

Trauer festmachen und<br />

ewerten kann. Neueste wisenschaftliche<br />

Forschungen<br />

elegen allerdings, dass diese<br />

nnahme so schlichtweg nicht<br />

altbar ist?<br />

Trauerphasenmodelle<br />

nicht haltbar<br />

Trauernde fragen sich nicht<br />

elten: Wann ist das vorbei?<br />

n welchem Punkt des Trauerrozesses<br />

stehe ich denn? Bin<br />

ch schon in Phase drei oder<br />

ier angekommen? Die Hoffung,<br />

dass man richtig trauert,<br />

ber auch die Hoffnung, dass<br />

as Leben irgendwann auch<br />

ieder schön, zumindest aber<br />

ebenswert ist, bewegt sehr viee<br />

Trauernde.<br />

So wurden in der inzwischen<br />

nüberschaubaren Trauerliteatur<br />

oft von Vergleichbarkeien<br />

auf eine feste Regel gechlossen:<br />

Wenn beispielsweie<br />

viele Trauernde Momente<br />

aben, in denen sie den Tod<br />

icht wahrhaben wollen, dann<br />

uss das allgemeingültig richig<br />

sein.<br />

Zum Problem kann das dann<br />

erden, wenn nun jemand diee<br />

vermeintliche Phase nicht<br />

urchlebt und sich fragt: Trauee<br />

ich normal? Holt mich diese<br />

hase irgendwann später noch<br />

Sie nehmen Abschied,<br />

alles anderemachenwir<br />

• Bestattungen<br />

• Vorsorge<br />

Wir beraten Sie kompetent, umfassend<br />

und individuell.<br />

Tag & Nacht<br />

erreichbar<br />

Damenstiftstr. 7l80331 <strong>München</strong><br />

=> S-Bhf Karlsplatz (Stachus)<br />

Telefon 235 06 70<br />

Gibt es falsche und richtige Trauer?<br />

ein? Verunsicherung, die<br />

weitreichende Folgen haben<br />

kann, entsteht. Auch wenn<br />

viele Menschen ähnliche<br />

Trauerabläufe haben, es gibt,<br />

Stand heute, kein wissenschaftlich<br />

nachweis- und<br />

haltbares Trauerphasenmodell.<br />

irrtÜmer Der trauer<br />

■ trauernde können nicht lachen,<br />

sind verschlossen gegenüber positiven<br />

emotionen.<br />

nicht wenige trauernde erschrecken<br />

beinahe, wenn sie feststellen, dass sie,<br />

manchmal sogar sehr schnell, lachen<br />

und positive Emotionen empfinden<br />

können. das ist nicht nur nicht verwerflich,<br />

sondern kann sich sogar sehr<br />

positiv auf den trauerverlauf auswirken.<br />

■ trauer ist erst dann beendet,<br />

wenn die bindung zum Verstorbenen<br />

aufgelöst ist.<br />

Viele trauernde finden gut in ihr leben<br />

zurück, manchmal sogar mit einem neuen<br />

lebensbegleiter an der seite und fühlen<br />

sich dennoch dem Verstorbenen weiterhin<br />

verbunden und nahe. dass das mal<br />

Trauer passt in<br />

kein Schema<br />

Der Wunsch nach Sicherheit,<br />

nach Vergleichbarkeit<br />

und Verstehbarkeit hat dazu<br />

geführt, dass Regel- und Phasenverständnisse<br />

ein bestimm-<br />

tesBildvonrichtigerunddamit<br />

auch von falscher Trauer entworfen<br />

und geprägt haben.<br />

Trauer ist offenbar viel persönlicher,<br />

die Strategien, sie zu<br />

bewältigen, vielfältiger, als bisher<br />

angenommen. Doch es<br />

werden durch die Trauerforschung<br />

ja nicht nur Modelle als<br />

intensiver und mal weniger intensiv ist,<br />

ist vollkommen normal.<br />

■ trauerarbeit muss geleistet werden.<br />

der von siegmund freud erstmals verwendetet<br />

Begriff meint, dass eine intensive Beschäftigung<br />

mit dem Verlust notwendig ist,<br />

damit die trauer auf dauer nicht krank<br />

macht. forschungen bestätigen das nicht.<br />

Auch menschen, die sich mit dem Verlust<br />

nicht so intensiv befassen, können gut<br />

trauern, ohne seelische rückstände zu behalten.<br />

offensichtlich scheint es ratsam,<br />

verschiedene Bewältigungsstrategien zu<br />

kombinieren: mal den trüben Gedanken<br />

nachhängen, ein anderes mal aber auch<br />

bewusst Ablenkung suchen.<br />

■ Die trauerzeit dauert ein bis zwei<br />

Jahre.<br />

Dienstag, 17. <strong>Juli</strong> <strong>2012</strong><br />

die form der trauer und des<br />

Abschiednehmens läuft bei<br />

den verschiedenen menschen<br />

ganz unterschiedlich. foto: dpa<br />

Irrwegeidentifiziert.DieStudien<br />

zu sozial nicht anerkannter<br />

Trauer oder zu komplizierter<br />

Trauer belegen das. Ihre Ergebnisse<br />

machen es leichter, Menschen,<br />

die in der Gefahr stehen,<br />

dass ihre Trauer sie tatsächlich<br />

krank macht, dann<br />

auch helfen zu können. tm<br />

Es wäre sicher falsch, zu behaupten,<br />

dass daran gar nichts stimmen würde.<br />

doch oft spricht schon die eigene Erfahrung<br />

dagegen. Gerade an bestimmten<br />

tagen ist die Erinnerung an den Verstorbenen<br />

auf einmal wieder da und das<br />

schmerzhaft: Geburtstag, todestag oder<br />

an familienfesten. insofern hört trauer<br />

eigentlich nie auf, wird aber nach und<br />

nach seltener. Es hat etwas von einem<br />

verblassenden licht. Auch wenn es<br />

schwächer wird, geht es nicht aus, zumindest<br />

nicht ganz. tm

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