Loslassen, Juli 2012 - Freie Seelsorge München
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Dienstag, 17. <strong>Juli</strong> <strong>2012</strong><br />
Fortsetzung von Seite 6<br />
Möchten Angehörige auf einem neu<br />
erworbenen Grab einen Grabstein setzen,<br />
muss manches beachtet werden.<br />
Zum Beispiel: Nicht auf jedem Grabfeld,<br />
das gilt zumindest für <strong>München</strong><br />
und andere große Städte, in denen die<br />
Friedhöfe auch Parkcharakter haben,<br />
darf jedes Material und jeder Form für<br />
den Grabstein oder das Grabzeichen<br />
verwendet werden.<br />
Oder: Bei einem Grabmal, das nach<br />
einer Erdbestattung errichtet werden<br />
soll, muss sich das Grab erst gesenkt<br />
haben und anschließend aufgefüllt<br />
worden sein, bevor man an die Errichtung<br />
des Grabsteines gehen kann.<br />
Trauerexperten raten aus diesem<br />
Grund, mindestens ein Jahr nach dem<br />
Sterben vergehen zu lassen und erst<br />
dann das Grab in der endgültigen Form<br />
zu gestalten. Trauer und die Gefühle für<br />
den Verstorbenen verändern sich möglicherweiseimLaufeinesJahres.Daein<br />
Grabstein ja fast etwas für die Ewigkeit<br />
ist, sollte er nicht nur Ausdruck von<br />
einem Moment der Trauer sein.<br />
Ideen sammeln,<br />
Rat einholen<br />
Das Grabmal ist kein Gebrauchsgegenstand,<br />
sondern es erfordert Überlegung,<br />
Phantasie und Kreativität. Wenn<br />
es um seine Gestaltung geht, ist das<br />
Gespräch darüber mit anderen Menschen<br />
hilfreich. Es können Verwandte<br />
sein, Angehörige, Freunde. Es ist das<br />
letzte Geschenk, das der Hinterbliebene<br />
dem Toten machen kann. Für ein<br />
solches Gespräch, in dem gedanklich<br />
das Grabmal entwickelt wird, stehen<br />
auch Bildhauer, Friedhofsverwalter<br />
und in manchen Städten und Gemeinden<br />
auch Grabmalberater zur Verfügung.<br />
Auf deren Erfahrung und fachliche<br />
Kompetenz sollte man nicht verzichten.<br />
Ein in dieser Weise verantwortetes<br />
und gestaltetes Grabmal wird das eigene<br />
Leben bereichern, eine bleibende<br />
Verbindung zum Verstorbenen schaf-<br />
fen und seine Spuren auch bei anderen<br />
Menschen hinterlassen. Wer mit Muße<br />
über einen Friedhof geht, kann solche<br />
gereiften Grabsteine und Denkmale<br />
leicht erkennen: Sie sind einfach besonders,<br />
ohne dass sei zwangsläufig<br />
größer und aufwändiger sein müssten.<br />
Das Material<br />
Für einen Grabstein wird, das sagt<br />
schon der Name, meist ein Naturstein<br />
als Material empfohlen. Dafür<br />
sprechen seine hohe Qualität, seine<br />
Einmaligkeit und die lange Erhaltungsdauer<br />
des Steins. Patina und<br />
Verwitterung, die einen Naturstein<br />
im Lauf der Jahre und Jahrzehnte verändern,<br />
nehmen dem Stein im Lauf<br />
der Jahre meistens nichts, sondern<br />
veredeln ihn manchmal noch, lassen<br />
ihn gewissermaßen zeitlos werden.<br />
Natürlich eignen sich auch Holz und<br />
Metall als Rohstoff für ein Grabzeichen.<br />
thomas multhaup<br />
Bei den Grabsteinausstellungen<br />
der steinmetze können sich Betroffene<br />
mit den verschiedenen<br />
möglichkeiten vertraut machen.<br />
foto: fotolia/Klaus Eppele<br />
LosLassen – Der trauer-ratgeber<br />
7<br />
mit Grabsteinen wird oftmals leider<br />
ein ganz schmutziges Geschäft betrieben,<br />
da viele steine unter mitwirken<br />
von Kindern produziert werden.<br />
foto: dpa<br />
grabsteine unD<br />
KinDerarbeit<br />
215 millionen Kinder verrichten Kinderarbeit.<br />
noch immer gibt es Kinder,<br />
die in steinbrüchen arbeiten und so<br />
für billige rohware auch für Grabsteine<br />
sorgen. der Versuch, den Verkauf<br />
bzw. das Aufstellen von solchen<br />
steinen zu verbieten, ist juristisch<br />
nicht gelungen.<br />
trotzdem bleibt es mehr als anerkennenswert,<br />
dass es die stadtverwaltung<br />
münchen war, die als erste genau<br />
dieses Verbot versucht hat. Aktuell<br />
gibt es einen Vorstoß der landesregierung<br />
von Baden-Württemberg.<br />
dazu sagt der Vorsitzende der<br />
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />
(GEW) , ulrich thöne: „die Bildungsgewerkschaft<br />
begrüßt, dass die<br />
landesregierung einen wegweisenden<br />
Gesetzesentwurf in den landtag<br />
eingebracht: dieser soll den Kommunen<br />
ermöglichen, Grabsteine, die mit<br />
Hilfe von Kinderarbeit hergestellt<br />
werden, auf den friedhöfen zu verbieten.Wenn<br />
die Abnehmer Händler<br />
und Produzenten unter druck setzen,<br />
lässt sich die menschenverachtende<br />
Praxis, Kinder zur Arbeit in steinbrüchen<br />
zu zwingen, verändern. “<br />
Bis zur umsetzung einer solchen Verordnung<br />
in Bayern scheint noch ein<br />
stück zeit zu vergehen, leider. solange<br />
liegt nun wieder ein ganzes stück<br />
mehr Verantwortung beim Käufer<br />
von Grabsteinen. Vor dem Kauf sollte<br />
er sich im fachbetrieb die Herkunft<br />
der steine nennen und garantieren<br />
lassen, dass sie keinesfalls von Kindern<br />
gebrochen und bearbeitet worden<br />
sind. tm