Mercedes-Benz Offroad
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MBO-Archiv<br />
Elektronischen Stabilitäts-Programms<br />
(ESP), des Anti-Blockier-Systems (ABS)<br />
und anderer Segnungen der automobilen<br />
Neuzeit, auf die im Straßenverkehr niemand<br />
mehr verzichten möchte.<br />
Drehpunkt aller Reifenüberlegungen ist<br />
stets die so genannte K-Zahl, die sich auf<br />
den Abrollumfang des Pneus bezieht.<br />
Aber ausschließlich beim G 290 Turbodiesel<br />
konnte die <strong>Mercedes</strong>-Werkstatt mittels<br />
einer Tabelle einer frei wählbaren Reifendimension<br />
die entsprechende K-Zahl<br />
zuordnen und diese über das Diagnosegerät<br />
in die Fahrzeugsteuergeräte eingeben.<br />
Das ist heute nicht mehr möglich: Im<br />
Display der modernen Star-Diagnose werden<br />
zum Beispiel beim G 500 nur noch<br />
sechs Reifendimensionen - die letztlich<br />
drei verschiedenen Abrollumfängen entsprechen<br />
- zur Wahl gestellt. Die möglichen<br />
Reifengrößen beim aktuellen G 270<br />
CDI, G 400 CDI, G 320 und G 500:<br />
1 . A B R O L L U M F A N G :<br />
265/60 R18<br />
265/70 R16<br />
285/55 R18<br />
2 . A B R O L L U M F A N G :<br />
255/55 R18<br />
255/65 R16<br />
3 . A B R O L L U M F A N G :<br />
235/85 R16<br />
Und eine dieser Dimensionen – oder<br />
eine mit einem der drei Abrollumfänge -<br />
sollte tunlichst für die Umbereifung gewählt<br />
werden. Denn: Die von <strong>Mercedes</strong>-<br />
<strong>Benz</strong> zugelassenen Reifen liegen in einem<br />
Toleranzfeld von weniger als fünf<br />
Prozent zur kleinsten Reifendimension -<br />
bezogen auf den Abrollumfang. Um die<br />
sichere Funktion der Systeme zu gewährleisten,<br />
muss der tatsächliche Abrollumfang<br />
mit einer der zur Verfügung stehenden<br />
Kodierungen eingegeben werden.<br />
Wenn ein größerer und dadurch auch<br />
schwerer Reifen verwendet wird, treten<br />
folgende Veränderungen auf:<br />
� Die Geschwindigkeitsanzeige gibt<br />
bei zu großen Reifen einen zu niederen<br />
km/h-Wert an. Bei einem hoch eingestellten<br />
K-Wert kann diese Differenz allerdings<br />
gering sein und ist nicht von großer<br />
Bedeutung.<br />
� Das Anti-Blockier-System (ABS) arbeitet<br />
mit falschen Werten. Regelgröße<br />
ist der Reifenschlupf gemessen durch die<br />
Rotationsverzögerung des Rads. Durch<br />
veränderte Massenträgheiten ändert sich<br />
zwar die Schlupfgrenze, die Wirkung des<br />
M A G A Z I N<br />
ABS bleibt aber grundsätzlich erhalten<br />
und sicherheitskritische Fahrzustände<br />
werden vermutlich nicht auftreten.<br />
� Anders beim ESP, bei dem das dynamische<br />
Verhalten des Fahrzeugs stärker<br />
bewertet wird. Neben den Geschwindigkeiten<br />
der vier Räder werden Aufbaubeschleunigungen,<br />
Lenkwinkel und die<br />
Gierrate - also die Drehbeschleunigung<br />
um die Hochachse - gemessen. Wenn<br />
nun ein bestimmter Lenkwinkel mit bestimmten<br />
Raddrehzahlen einen Kurvenradius<br />
beschreibt, kann dieser in einem<br />
Rechenmodell mit der Giergeschwindigkeit<br />
und der Querbeschleunigung verglichen<br />
werden. Das Ergebnis ist der<br />
Schräglaufwinkel am Reifen, den man ja<br />
begrenzen will, um das Fahrzeug stabil zu<br />
halten. Dieser äußerst sensible Regelvorgang<br />
reagiert aber empfindlich auf die<br />
Fahrgeschwindigkeit und den vorgegebenen<br />
Wert zur Reifengröße. Stimmt dieser<br />
nicht, kann die Folge ein für den Fahrer<br />
unplausibler Regeleingriff des ESP sein,<br />
der ihm durch das Aufleuchten des gelben<br />
Warndreiecks signalisiert wird. In bestimmten<br />
Fällen kann das ESP den Fehler<br />
selber diagnostizieren und legt eine entsprechende<br />
Fehlermeldung ab. In der<br />
<strong>Mercedes</strong>-Werkstatt kann diese dann<br />
zwar vorübergehend gelöscht werden -<br />
aber sie wird wieder auftreten.<br />
� Die letzte wesentliche Funktion, die<br />
von der echten Fahrgeschwindigkeit abhängt,<br />
betrifft das Getriebe. Die Schaltpunkte<br />
werden abhängig von der Motordrehzahl,<br />
der Fahrgeschwindigkeit und einem<br />
errechneten Fahrwiderstand ermittelt.<br />
Auch bei der Ermittlung des Fahrwiderstands<br />
spielt die Fahrgeschwindigkeit<br />
eine Rolle. Der bei einer nicht hinterlegten<br />
Reifengröße zwangsläufig falsche Wert<br />
kann zu unlogischen Schaltpunkten führen.<br />
Das heißt: Das Fahrzeug schaltet zu<br />
früh in die größere Gangstufe.<br />
� Größere Reifen benötigen mehr Platz<br />
im Radhaus und streifen im Winter bei<br />
montierten Schneeketten an der Vorderachse<br />
oder - im Geländeeinsatz - bei starker<br />
Achsverschränkung auch im Radhaus.<br />
Deshalb: Wer größere oder kleinere Räder<br />
für seinen Geländewagen wünscht,<br />
sollte stets eine der für die jeweilige M-<br />
oder G-Klasse vorgesehenen Dimensionen<br />
oder eine Größe mit einem der drei<br />
vorgegebenen Abrollumfänge wählen.<br />
Und diese dann beim <strong>Mercedes</strong>-Partner<br />
auch per Star-Diagnose dem Fahrzeugsystem<br />
mitteilen. �<br />
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