stahlmarkt 2.2016 (Februar)
Aus dem Inhalt: Steel International / Stahlhandel & Stahl-Service-Center / Trennende Fertigungsverfahren / Recht
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14 K Steel International<br />
Klare Ansage von Australiens<br />
stählerner Stimme<br />
BlueScope Steel akzeptiert keine Verluste<br />
bei der Erzeugung<br />
Melbourne (kibi). Australiens größter Stahlkonzern hat die Notbremse<br />
gezogen. Er setzt die Erzeugung in Australien und Neuseeland nur fort,<br />
wenn 500 Mitarbeiter den Konzern verlassen und alle Beschäftigten<br />
Gehaltseinbußen akzeptieren. Ursache der rigiden Forderung sind die<br />
weltweiten Überkapazitäten und die deutlich rückläufigen Stahlpreise.<br />
Paul O’Malley, Managing Director und<br />
Chief Executive Officer von BlueScope Steel<br />
Ltd., verkündete zwar für das am 30. Juni<br />
2015 beendete Geschäftsjahr mit 136,3<br />
Mill. AUD (rd. 88 Mill. €) den höchsten Nettogewinn<br />
seit dem Ausbruch der weltweiten<br />
Finanz- und Wirtschaftskrise. Mit dem<br />
nächsten Atemzug stellte er aber die Schließung<br />
der beiden Stahlwerke in Port Kembla<br />
(Australien) und Glenbrook (Neuseeland) in<br />
Aussicht. Wegen der drastisch gesunkenen<br />
Eckdaten Stahl in Australien<br />
Rohstahlproduktion<br />
2014:<br />
4,6 Mill. t<br />
Sichtbare Stahlverwendung<br />
pro Kopf 2014<br />
(inkl. Neuseeland):<br />
258,7 kg<br />
Preise sei es viel günstiger, Stahl für die Weiterverarbeitung<br />
auf den internationalen<br />
Märkten zu kaufen, anstatt es in den konzerneigenen<br />
Hochöfen zu erzeugen. Es sei<br />
denn, die Beschäftigen würden sparen.<br />
Die Australier fürchteten um ihre Arbeitsplätze<br />
und gaben klein bei: 500 Mitarbeiter<br />
gehen, alle anderen erhalten in den kommenden<br />
drei Jahren keine Lohnerhöhungen.<br />
Auch der australische Staat hilft und reduziert<br />
die Steuern für das Unternehmen.<br />
Sichtbare Stahlverwendung<br />
2014<br />
(inkl. Neuseeland):<br />
7,4 Mill. t<br />
Quelle: worldsteel, Australian Steel Institute<br />
Gewinnausblick erhöht<br />
Kaum hatten die Stahlarbeiter den Verzicht<br />
erklärt, erhöhte BlueScope Steel die Ge -<br />
winnprognose für die erste Hälfte des<br />
Geschäftsjahres 2016 (1. Juli bis 31. Dezember<br />
2015). Das bereinigte Ergebnis vor Steuern<br />
und Zinsen (EBIT) soll im Vergleich zum<br />
zweiten Halbjahr 2015 (1. Januar bis<br />
30. Juni 2015) um 40 % beziehungsweise<br />
50 Mill. AUD (rd. 32 Mill. €) steigen.<br />
Die Börse reagierte positiv. Eigentümer<br />
des Unternehmens sind überwiegend Banken.<br />
Einige Analysten vermuten, dass Blue-<br />
Scope Steel bei anhaltend niedrigen Stahlpreisen<br />
wieder mit Schließungen drohen<br />
wird. Um die Stahlerzeugung profitabel zu<br />
gestalten, will das Unternehmen bis 2017<br />
pro Jahr in Australien mehr als 200 Mill.<br />
AUD (rd. 130 Mill. €) und in Neuseeland<br />
50 Mill. NZD (rd. 50 Mill. €) sparen. Anlass<br />
des drastischen Sparprogramms sind die signifikanten<br />
Überkapazitäten auf dem Weltmarkt.<br />
Sie haben den Preis für chinesische<br />
Warmbreitbandexporte extrem reduziert.<br />
Die Schließung des Stahlwerkes in dem<br />
Örtchen Port Kembla würde 5.000 direkte<br />
und 10.000 indirekte Arbeitsplätze in der<br />
Region Illawarra im Bundesstaat New South<br />
Wales vernichten. Der südlich von Sydney<br />
gelegene Stahlkomplex erzeugt pro Jahr rd.<br />
2,6 Mill. t Rohstahl, die zu Brammen, Warmband<br />
und Grobblech verarbeitet werden. Das<br />
sind 500.000 t mehr als der Inlandsmarkt<br />
aufnimmt. Den Überhang exportiert das<br />
Unternehmen mit hohem Verlust. Schließt<br />
der letzte noch ansässige Kfz-Hersteller des<br />
Landes seine Pforten, müssen Käufer für weitere<br />
80.000 t gefunden werden.<br />
Mit dem Aus des Werkes würde auch die<br />
Deindustrialisierung des fünften Kontinents<br />
weiter voranschreiten. Die von Port Kembla<br />
wenige Kilometer entfernte Stadt Wollongong<br />
trug in den frühen 1980er-Jahren<br />
noch den Beinamen »steel city«, da seinerzeit<br />
25.000 Menschen in der Stahlindustrie<br />
beschäftigt waren.<br />
Junges Unternehmen mit<br />
langer Tradition<br />
Damals existierte BlueScope Steel noch<br />
nicht. Das Unternehmen entstand erst im<br />
Jahr 2002 – als Ausgliederung der Stahlsparte<br />
der ehemaligen The Broken Hill Proprietary<br />
Company Limited (BHP), die ein Jahr<br />
zuvor mit der britischen Billiton plc zu BHP<br />
<strong>stahlmarkt</strong> 0<strong>2.2016</strong>