Lehrveranstaltung Statik der Baukonstruktionen IV - Fachgebiet ...
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1.5.2 Flach– und Pilzdecke<br />
Das zweite Beispiel ist eine Flach– und Pilzdecke aus Stahlbeton. Der Berechnungsausschnitt,<br />
<strong>der</strong> ein Eckfeld sowie Rand– und Innenfel<strong>der</strong> umfaßt, ist im (Bild 1.3) dargestellt.<br />
Die regelmäßige Spannweite <strong>der</strong> Plattenfel<strong>der</strong> zwischen den Stützenreihen beträgt<br />
in X 1 – Richtung 10.00 m und in X 2 – Richtung 8.00 m. Die Dicke <strong>der</strong> Platte soll<br />
durchgängig 0.25 m betragen. Zusätzliche Verstärkungen im Bereich <strong>der</strong> Stützen,<br />
auch Pilzköpfe genannt, beeinflussen das Verformungsverhalten zwar sehr günstig,<br />
sind aus bautechnischen Gründen i.a. aber unerwünscht. Punktgestützte Platten ohne<br />
Pilzköpfe bezeichnet man als Flachdecken. Geeignete baupraktische Näherungs–<br />
verfahren zur Berechnung von Flach– und Pilzdecken sind /9/ zu entnehmen. Der<br />
Anwendungsbereich dieser Verfahren ist aber auf regelmäßige Stützenraster beschränkt,<br />
also Systemen, die hinsichtlich <strong>der</strong> Konfiguration mit dem System im (Bild 1.3)<br />
übereinstimmen.<br />
Mit <strong>der</strong> FEM können dagegen Systeme wie im (Bild 1.3), aber auch beliebig berandete,<br />
gestützte und belastete Flach– und Pilzdecken berechnet werden. Die Elementierung<br />
des Systems im (Bild 1.3) als punktgestützte Flachdecke erfolgt mit 2279 finiten Vierecks–<br />
Plattenelementen, so daß sich 2376 gemeinsame Knotenpunkte ergeben. Für<br />
den Lastfall Eigengewicht ist die Durchbiegung u 3 (m) im (Bild 1.3.1) dargestellt. Die<br />
Verteilung <strong>der</strong> Biegemomente m 11 (kN/m) und m 22 (kN/m) in Form von Höhenstreifen<br />
ist in den (Bil<strong>der</strong>n 1.3.2 und 1.3.3) dargestellt und die Verteilung des Torsionsmoments<br />
m 12 = m 21 (kNm/m) im (Bild 1.3.4).<br />
Die Welligkeit im Verlauf <strong>der</strong> Durchbiegung (Bild 1.3.1) ist eine Folge <strong>der</strong> Punktstützung.<br />
Die Biegemomente m 11 (Bild 1.3.2) und m 22 (Bild 1.3.3) können dagegen in relativ<br />
regelmäßige Gurt– und Feldstreifen unterteilt werden. Die Gurtmomente treten im Stützenbereich<br />
und die Feldmomente dazwischen auf. Diese Unterteilung ist als ein charakteristisches<br />
Merkmal von Flach– und Pilzdecken zu werten. Die Vorgabe von Gurt– und<br />
Feldstreifen bildet daher oft die Grundlage von Näherungslösungen, vgl. z.B. /9/. Die<br />
Bezugsfaser ist wegen <strong>der</strong> nach oben gerichteten X 3 – Koordinate auf <strong>der</strong> oberen Plattenseite<br />
angeordnet, vgl. (Bild 1.3). Diese Zuordnung ist bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> Ergebnisbil<strong>der</strong><br />
zu beachten. Für die Gurtmomente ergeben sich zwar positive und für die Feldmomente<br />
negative Werte. Die Lage <strong>der</strong> Bewehrung än<strong>der</strong>t sich dadurch aber nicht. Im<br />
Stützenbereich tritt bei positivem Moment an <strong>der</strong> Plattenoberseite Zug auf, und im Feldbereich<br />
tritt bei negativem Moment an <strong>der</strong> Plattenunterseite Zug auf, die Bewehrung<br />
muß also im Gurtstreifen oben und im Feldstreifen unten liegen.<br />
Im (Bild 1.3.4) ist die antimetrische Verteilung <strong>der</strong> Torsionsmomente beson<strong>der</strong>s deutlich<br />
zu erkennen. Die Werte sind in <strong>der</strong> unmittelbaren Nähe <strong>der</strong> Stützen größer als im Feld,<br />
weil die Punktstützung die freie Durchbiegung in Richtung <strong>der</strong> beiden Plattenspann–<br />
weiten stark behin<strong>der</strong>t. Als Reaktion darauf kommt es zu einer starken Verwindung <strong>der</strong><br />
Plattenfläche. Dies führt zu Torsionsmomenten, die als zusätzliche Bemessungsgrößen<br />
das eigentlich Neue <strong>der</strong> Plattentheorie darstellen.<br />
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