Lehrveranstaltung Statik der Baukonstruktionen IV - Fachgebiet ...
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dem Fundament ist aber erheblich kleiner als unter den Randstützen, die deutlich geringere<br />
Auflasten erhalten. Dies ist als Hinweis zu werten, daß die Zentrierbalken wie vorgesehen<br />
statisch wirken, da sie ins Mittelfundament Zugkräfte einleiten, die zur Verringerung<br />
<strong>der</strong> dort wirkenden Stützenauflast beitragen und somit die Bodenpressung<br />
reduzieren.<br />
In den (Bil<strong>der</strong>n 1.5.3 und 1.5.4) ist die Verteilung <strong>der</strong> Scheibenkräfte n 11 (kN/m) und<br />
n 22 (kN/m) in den Kellerwänden und <strong>der</strong> Bodenplatte dargestellt. Sie stimmen mit den<br />
Erwartungen überein. In den Kellerwänden stellen sich z.B. Druckzwiebeln unter den<br />
Einzellasten ein und in <strong>der</strong> Bodenplatte steigen im Bereich <strong>der</strong> Zentrierbalken die Scheibenkräfte<br />
an, weil wegen <strong>der</strong> unterschiedlichen Dicken zwischen Platte und Balken eine<br />
Dehnungsbehin<strong>der</strong>ung auftritt. Auch die Zugkräfte im oberen Kellerwandbereich, die<br />
sich zwischen den Stützenauflasten einstellen, sind als Spaltzugkräfte charakteristisch<br />
für das Tragverhalten von Scheiben, vgl. (Bild 1.5.4).<br />
Interessant ist, daß im unteren Eckbereich <strong>der</strong> Kellerwände Zugkräfte auftreten,<br />
vgl. (Bild 1.5.3). Sie resultieren aus <strong>der</strong> Eckverankerung <strong>der</strong> Bodenplatte, die dort<br />
durch die Wirkung <strong>der</strong> Bodenpressung von den stützenden Scheibenrän<strong>der</strong>n abhe–<br />
ben will, wegen <strong>der</strong> Verankerung aber nicht kann und daher eine Verankerungskraft in<br />
die Kellerwand–Scheiben einleitet. Dieser Effekt, in <strong>der</strong> Literatur unter dem Namen<br />
Kirchhoff’sche Eckkraft bekannt, ist u.a. Gegenstand von theoretischen Betrachtungen,<br />
die im Rahmen <strong>der</strong> <strong>Lehrveranstaltung</strong> <strong>Statik</strong> <strong>IV</strong> zur Plattentheorie durchgeführt werden.<br />
1.6 Erkenntnisse<br />
Die präsentierten Anwendungsbeispiele verdeutlichen den hohen Entwicklungsstand<br />
von rechnerorientierten Methoden in <strong>der</strong> Baustatik. Beson<strong>der</strong>s bei Flächentragwerken<br />
erleichtert die grafische Auswertung <strong>der</strong> Ergebnisse in Form von farbig *) angelegten<br />
Höhenstreifen o<strong>der</strong> Trajektoren die Interpretation und damit die Einsicht in das Tragverhalten.<br />
Es bleibt aber anzumerken, daß die Handhabung von verfügbaren Programmen<br />
allein nicht ausreicht, um mit dieser Technik auch baustatische Qualität zu erzeugen.<br />
Das ist nur möglich, wenn vor allem die baustatischen Theorien, die den Berechnungen<br />
zugrunde liegen, voll verstanden werden. Ist dies nicht <strong>der</strong> Fall, entfällt die Möglichkeit<br />
zur Kontrolle <strong>der</strong> erzielten Ergebnisse. Sie ist aber unabdingbar, da sich vor allem bei<br />
größeren Anwendungsbeispielen eine Vielzahl von Fehlerquellen ergeben, die es im<br />
Rahmen einer baustatischen Ergebnisinterpretation einzugrenzen gilt.<br />
*) Im Skript wird auf eine farbige Darstellung verzichtet, um die Reproduktionskosten zu verringern.<br />
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