Ottebächler 199 März 2017
- Keine Tags gefunden...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ken Seeufer entlang erreichen wir schon<br />
Cancano mussten natürlich Unterkünfte<br />
viel Zeit genommen, eine andere Mög-<br />
am frühen Nachmittag das Rifugio Fraéle.<br />
für die Bauarbeiter zur Verfügung stehen.<br />
lichkeit ausfindig zu machen und ich bin<br />
Nach Dusche und Tenuewechsel setzen<br />
Auch die Strasse über den Alpisellapass<br />
wirklich fündig geworden. Jetzt möchten<br />
wir uns zu einer Erfrischung auf die<br />
wurde damals gebaut. Nach Beendigung<br />
wir aber doch noch ganz sicher sein, ob<br />
Terrasse. Hier fallen uns die (zur Be-<br />
der Arbeiten wurden die Unterkünfte<br />
diese Variante für uns machbar ist. Wir<br />
schwerung der Tischsets) wunderschön<br />
abgerissen, nur die Fundamente und die<br />
erfahren, dass der Weg zum Pass<br />
mit Landschafts- und Blumenbildern<br />
kleine Kapelle blieben übrig.<br />
Bochetta di Forcola gut ausgebaut ist.<br />
Passo Alpisella – Blick Richtung<br />
Val San Giacomo und Gran Zebrù<br />
Nach ca. einer Stunde Wanderzeit erreichen<br />
wir den Canale Torto, über die<br />
Brücke gelangen wir zum Ristoro Alpisella.<br />
Zu einer Einkehr ist es allerdings<br />
noch zu früh, wir beginnen lieber gleich<br />
mit dem Aufstieg. Über eine gute<br />
Naturstrasse geht’s gleichmässig ansteigend<br />
im Sonnenschein mühelos zum<br />
Passo di Alpisella. Oben rasten wir am<br />
kleinen Bergsee, geniessen die Aussicht.<br />
Fotos brauchen wir natürlich auch noch.<br />
Hinter uns erblicken wir die Livigner<br />
Berge, dahinter Oberengadiner Gipfel<br />
und Gletscher, vor uns den Weg ins<br />
Fraéle, die Gletscher des Gran Zebrù und<br />
etwas links davon ein ganz kleines Stück<br />
Ortlergletscher. Mit „Genusswandern“<br />
könnte man den Abstieg zum Lago di<br />
San Giacomo beschreiben! Am oberen<br />
Seeende entdecken wir hier im seichten<br />
Wasser Gebäudefundamente. Wir rätseln:<br />
sind es vielleicht Überreste von<br />
Militäranlagen von 1914/18?? Dem lin-<br />
bemalten Steine auf. Nach einem kurzen<br />
Spaziergang über die Staumauer und<br />
zurück, erblicke ich neben dem Rifugio<br />
unsern Gastgeber. Ich gehe zu ihm hin. Er<br />
ist gerade daran, auf einen Stein den<br />
Ausblick ins Tal aufzumalen. Ich komme<br />
mit ihm ins Gespräch, sage, wie gut uns<br />
seine „Werke“ gefallen. „Ja, komm mit,“<br />
sagt er und führt mich zu einem<br />
Unterstand, holt einen Stein hervor und<br />
– oh Schreck, darauf ist eine abscheuliche<br />
Fratze zu sehen. Was soll denn das???<br />
Die Erklärung folgt sofort: „Kürzlich<br />
machte eine Gruppe Biker hier Rast und<br />
als die weg waren, waren mit ihnen auch<br />
die Steine weg! Ich war dermassen enttäuscht,<br />
dass ich gleich diese Fratze<br />
malen musste!“ Na, Leute gibt’s, kaum<br />
zu glauben!!! Dabei könnte man diese<br />
„Werke“ hier auch kaufen. Es wäre ein<br />
kleiner Nebenverdienst für den Hüttenwart.<br />
Eine Frage wäre noch zu beantworten:<br />
Woher stammen die Gebäudefundamente<br />
am oberen Seeende? Beim Bau<br />
der beiden Stauseen San Giacomo und<br />
Bald ist es Zeit fürs Nachtessen. Eine einfache,<br />
aber ausgezeichnete Mahlzeit hat<br />
unser Gastgeber zubereitet. Ausser uns<br />
ist nur noch ein Ehepaar aus Deutschland<br />
anwesend und so ergibt es sich, dass wir<br />
nach dem Essen noch zusammensitzen<br />
und ein wenig über „woher und wohin“<br />
berichten. Das Paar kam per Fahrrad vom<br />
Chiemsee mit Ziel Venedig. So vergeht<br />
der Abend: die Weitwanderer und<br />
Weitfahrer kommen ins Erzählen. Der<br />
Hüttenwart wird noch um einige Ratschläge<br />
für die Fortsetzung der Routen<br />
gebeten. Gemäss Wanderbeschrieb<br />
müssten wir morgen über den Passo di<br />
Fraéle, den Passo Val Mora und das schöne<br />
Val Mora bis hinaus nach Sta. Maria<br />
im Val Müstair wandern. Über die beiden<br />
Pässe wäre kein Problem, denn San<br />
Giacomo ist höher gelegen als die Passübergänge.<br />
Das einzige Problem ist die<br />
Distanz: ca. 32km bis Santa Maria – das<br />
ist für uns eindeutig zu weit! Zudem kennen<br />
wir das Val Mora schon von einer<br />
früheren Wanderung vom Ofenpass her<br />
nach Sta. Maria. Zu Hause habe ich mir<br />
Allerdings liegt die Passhöhe auf 2768m<br />
ü.M., S. Giacomo auf 1950m ü.M., die<br />
Distanz bis zum Pass Umbrail beträgt<br />
jedoch nur ca. 12km. Das sind gute<br />
Nachrichten. Wir werden also morgen<br />
früh losmarschieren Richtung Schweiz,<br />
zum Pass Umbrail. Jetzt aber nichts wie<br />
los in die Federn!<br />
Fortsetzung folgt....<br />
E. Vögele<br />
92<br />
93