Der Ehrenfelder 88 - April 2017
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FREIZEIT UND KULTUR<br />
Nachdenken, wie Malerei heute aussehen kann<br />
Jörg Kratz stellt im Kunstraum-unten in der U-Bahn-Station aus<br />
Noch bis zum 28. <strong>April</strong> läuft<br />
im Kunstraum-unten eine<br />
Ausstellung unter dem Titel<br />
„Jörg Kratz – wenn man<br />
in ihrem Halbdunkel kauert<br />
und sich seinen Träumereien<br />
hingibt“. Die Ausstellung<br />
im Ehrenfeld zeigt Druckgrafik,<br />
Ölmalerei und Fotografie.<br />
Eine Kiste mit einem Loch,<br />
sehr klein, ein Bild innen,<br />
Projektion, von außen, und<br />
auf dem Kopf natürlich! Ein<br />
kleiner Mensch darinnen: er<br />
zeichnet nach das Bild, mit<br />
Pinsel und in Farbe. Bereits<br />
in der Antike waren die optischen<br />
Effekte einer Camera<br />
Obscura bekannt. Dringt Licht<br />
durch ein winziges Loch in<br />
einen dunklen Raum, findet<br />
sich auf der Innenwand eine<br />
Projektion des Außenraumes<br />
wieder. Bis zur Erfindung<br />
der Fotografie bestand keine<br />
andere Möglichkeit, dieses<br />
Bild von höchstem Realismus<br />
festzuhalten als durch<br />
Nachzeichnen der Schatten.<br />
Die Geschichte der Malerei<br />
lässt sich als Geschichte des<br />
Schattens lesen. Die Tochter<br />
des griechischen Töpfers<br />
Butades zeichnete den Schatten<br />
nach, den der Kopf ihres<br />
abreisenden Geliebten an<br />
die Wand warf, um sein Antlitz<br />
festzuhalten. In seinem<br />
Essay von 1933 lobt Tanizaki<br />
Jun’ichirô den Schatten<br />
und plädiert für eine Ästhetik<br />
der Dinge im Halbdunkel.<br />
Für den bis heute spürbaren<br />
Wandel des Bildverständnisses<br />
seit Beginn der Neuzeit<br />
wird zunehmend der Einfluss<br />
optischer Projektionen verantwortlich<br />
gemacht.<br />
Ausgehend von Lochkamera-Aufnahmen<br />
von Fenstern<br />
und Innenräumen, denkt die<br />
Ausstellung im Kunstraum-unten<br />
darüber nach, wie Malerei<br />
heute aussehen kann, die einem<br />
formal wie inhaltlich eng<br />
mit ihrer Geschichte verwurzelten<br />
Aspekt nachgeht.<br />
<strong>Der</strong> Künstler Jörg Kratz wurde<br />
1987 in Haan geboren.<br />
Von 2008 bis 2011 studierte<br />
er Kunstgeschichte und Philosophie<br />
an der Heinrich-Heine-Universität<br />
Düsseldorf.<br />
Seit 2011 studiert er an der<br />
Kunstakademie Münster, seit<br />
2016 als Meisterschüler bei<br />
Michael van Ofen. Die Ausstellung<br />
läuft noch bis zum<br />
28. <strong>April</strong>.<br />
____________________<br />
Kunstraum-unten, Zwischenebene<br />
in der U-Bahn-Station<br />
Schauspielhaus, Hattinger<br />
Straße 1. Öffnungszeiten:<br />
dienstags und freitags und<br />
Fr 15:30 bis 18:30 Uhr und<br />
nach Vereinbarung, Tel.:<br />
0176-99303685<br />
www.kunstraum-unten.de<br />
Karfreitag wird mit Konzert-Lesung geehrt<br />
Veronika Nickl und Ludwig Kaiser im Kulturraum Melanchthon<br />
<strong>Der</strong> Karfreitag wird im Kulturraum<br />
Melanchthonkirche<br />
nun schon seit über einem<br />
Jahrzehnt als Feiertag durch<br />
eine Konzert-Lesung geehrt.<br />
Zu Gast ist in diesem Jahr die<br />
Schauspielerin Veronika Nickl<br />
vom Bochumer Schauspielhaus.<br />
Unter dem Titel „Nur<br />
meine Ängste hören bebend<br />
zu“ liest sie lyrische Texte von<br />
Else Lasker-Schüler, Christine<br />
Lavant, Ingeborg Bachmann,<br />
Thomas Bernhard und<br />
Hilde Domin.<br />
Mit den Worten von „Meine<br />
Zweifel, bitter und ungestillt,<br />
versickern in den Abendtiefen“<br />
von Ingeborg Bachmann<br />
hebt eine Konzert-Lesung an,<br />
die Erfahrungen des existen-<br />
Schauspielerin Veronika Nickl<br />
liest am Karfreitag lyrische Texte.<br />
Foto: privat<br />
tiellen Ausgesetzt-Seins, der<br />
Trauer, der Angst und der Verzweiflung<br />
thematisiert. Dieses<br />
Erfahrungsspektrum und die<br />
thematischen Fäden der Texte<br />
nimmt Ludwig Kaiser mit<br />
Kompositionen von Johann<br />
Sebastian Bach, Johannes<br />
Brahms und Franz Liszt u.a.<br />
auf. So wird ein existentieller<br />
Dialog zwischen Literatur und<br />
Musik geführt, der doch mit<br />
der utopischen Vision Domins<br />
„dass wir aus der Löwengrube<br />
und dem feurigen Ofen immer<br />
versehrter und immer heiler<br />
stets von neuem zu uns selbst<br />
entlassen werden“, ein ebenso<br />
eindrückliches wie trostreiches<br />
Ende findet.<br />
––––––––––––––––––––––<br />
Konzert-Lesung<br />
Karfreitag, 14. <strong>April</strong>, 21 Uhr<br />
Melanchthonkirche Bochum<br />
Rezitation: Veronika Nickl<br />
Orgel: Ludwig Kaiser<br />
Eintritt: 8 / 5 Euro<br />
Dieser Ausgabe von<br />
„<strong>Der</strong> <strong>Ehrenfelder</strong>“ liegen<br />
Prospekte dieser Firma<br />
bei:<br />
Institut für praktische<br />
Osteopathie<br />
22 ⎮<strong>Der</strong> <strong>Ehrenfelder</strong>⎮<strong>April</strong> <strong>2017</strong>