s'Positive Magazin 04.2017
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VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN<br />
POPULÄRE THEORIEN<br />
8 Verschwörungen<br />
1. Die Mondlandung war nur vorgetäuscht.<br />
2. John F. Kennedy wurde von der<br />
CIA oder der Mafia ermordet.<br />
3. Die US-Regierung befahl die Anschläge<br />
vom 11. September 2001.<br />
4. Das AIDS-Virus wurde in US-Labors<br />
entwickelt.<br />
5. Eine jüdische Geheimorganisation<br />
strebt die Weltherrschaft an.<br />
6. Lady Di wurde im Auftrag des britischen<br />
Köngshauses ermordet.<br />
7. Der US-Sänger Elvis Presley ist<br />
1977 gar nicht gestorben.<br />
8. Paul McCartney wurde 1966 durch<br />
einen Doppelgänger ersetzt.<br />
braucht: «Wenn drei Menschen auf einer<br />
einsamen Insel stranden, dauert es nicht<br />
lange, bis sich jeder fragt, was die beiden<br />
anderen gerade hinter seinem Rücken im<br />
Schilde führen.» Doch lange Zeit waren sie<br />
eine Randerscheinung. Heute werden sie<br />
jedoch in der Politik sehr zielgerichtet und<br />
strategisch eingesetzt. US-Präsident Donald<br />
Trump gelang dank Verschwörungstheorien<br />
die Wahl, nachdem er nach den Fernsehduellen<br />
noch deutlich in Rückstand gelegen<br />
hatte. So behauptete er etwa, dass die Wahl<br />
durch korrupte Medien manipuliert werde.<br />
Oder dass sein Vorgänger im Amt, Barack<br />
Obama, der Gründer des IS sei. «Etwas läuft<br />
hier falsch», wiederholte Trump bei seinen<br />
Auftritten fast mantrahaft, ohne dabei konkret<br />
zu werden.<br />
Am Anfang jeder Verschwörungstheorie<br />
steht das Misstrauen zwischen zwei Gruppen.<br />
Die eine unterstellt der anderen, einen<br />
geheimen, perfiden Plan ausgeheckt zu haben.<br />
Verschwörungstheoretiker versuchen,<br />
diese Machenschaften zu entlarven, was im<br />
Grunde eine gute Absicht ist. Doch dabei<br />
gehen sie anders vor, als es beispielsweise<br />
ein Wissenschaftler tun würde. Ganz anders.<br />
BEISPIEL MONDLANDUNG<br />
Forscher sammeln Fakten. Sie berücksichtigen<br />
dabei auch Gegenargumente, und stellen<br />
damit den eigenen Standpunkt infrage.<br />
Sie forschen also nicht nur in eine Richtung.<br />
Sie sind skeptisch. Viele wissenschaftliche<br />
Theorien enthalten Lücken und Widersprüche.<br />
Als Beispiele seien der Urknall und die<br />
gesunde Ernährung erwähnt.<br />
Verschwörungstheoretiker dagegen erklären<br />
alles restlos. Oft sind ihre Theorien<br />
mit zahlreichen, detaillierten Indizien garniert,<br />
die den Behauptungen Glaubwürdigkeit<br />
verleihen sollen.<br />
Das Wort «vermutlich» oder der Satz «es<br />
könnte auch anders gewesen sein», kommt<br />
in der Rhetorik von Vertretern einer Verschwörungsgeschichte<br />
praktisch nie vor. Auf<br />
alles haben sie eine Antwort und immer ein<br />
Gegenargument parat. Eine immer wieder<br />
diskutierte Theorie besagt, die Mondlandung<br />
habe nie stattgefunden, sondern sei in<br />
einem Filmstudio inszeniert worden. Also<br />
eine Hollywood-Produktion. Hält man dagegen,<br />
dass es da viele Mitwisser gegeben haben<br />
müsste, und es unwahrscheinlich sei,<br />
dass jeder von ihnen über all die Jahre – inzwischen<br />
sind es fast fünfzig – dichtgehalten<br />
hätte, erhält man beispielsweise zur Antwort,<br />
dass alle umgebracht worden seien.<br />
Zweifel oder Skepsis sind in Verschwörungstheorien<br />
nicht vorgesehen. Sie zu widerlegen<br />
gleiche dem Versuch, einen Pudding<br />
an die Wand zu nageln, hält Rob Brotherton<br />
in seinem kürzlich erschienenen Buch<br />
«Suspicious Minds» fest. Der Blogger, Buchautor<br />
und Journalist Sascha Lobo sagt zu der<br />
den Verschwörungstheorien eigenen Pseudoskepsis:<br />
«Skepsis fragt, Pseudoskepsis ruft<br />
aus. Nichts glauben, schon gar nicht denen<br />
da oben. Drei Ausrufezeichen.» Wenn in einer<br />
offiziellen Erklärung über ein grosses<br />
Fotos: shutterstock.com/Castleski/reinstein<br />
16 s’Positive 4 / 2017