COMPACT SPEZIAL 9 "Zensur in der BRD"
Die Liste der verbotenen Autoren
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<strong>COMPACT</strong>Spezial<br />
_ <strong>Zensur</strong> im TV<br />
Eva Herman<br />
Eva Herman (*1958) war von<br />
1989 bis 2006 Sprecher<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Tagesschau. Ihr fem<strong>in</strong>ismuskritisches<br />
Buch Das Eva-Pr<strong>in</strong>zip<br />
(Pendo, München / Zürich 2006,<br />
antiquarisch etwa 5 bis 6 Euro)<br />
führte 2007 zur Entlassung beim<br />
Norddeutschen Rundfunk.<br />
E<strong>in</strong>ige weitere Titel:<br />
Das Pr<strong>in</strong>zip Arche Noah.<br />
Warum wir die Familie retten<br />
müssen. (Pendo, Zürich 2007,<br />
247 Seiten, 5.00 Euro*)<br />
Das Überlebenspr<strong>in</strong>zip.<br />
Warum wir die Schöpfung nicht<br />
täuschen können. (Hänssler,<br />
Holzgerl<strong>in</strong>gen 2008, 196 Seiten,<br />
6.90 Euro)<br />
Die Wahrheit und ihr Preis.<br />
Me<strong>in</strong>ung, Macht und Medien.<br />
(Kopp, Rottenburg 2010, 288<br />
Seiten, 3.95 Euro)<br />
Weltenwende. Die Gefahren<br />
<strong>der</strong> letzten Tage und <strong>der</strong> Weg<br />
<strong>in</strong>s Licht. (Kopp, Rottenburg<br />
2012, 272 Seiten, 5.00 Euro*)<br />
Das Medienkartell. Wie wir<br />
täglich getäuscht werden.<br />
(Kopp, Rottenburg 2012, 256<br />
Seiten, 9.95 Euro)<br />
* nur noch gebraucht erhältlich<br />
In den 1990er Jahren prägte Eva<br />
Herman die größte deutsche Nachrichtensendung.<br />
Foto: Screenshot<br />
«YouTube»<br />
und für e<strong>in</strong> wesentlich höheres Übergewichtsrisiko<br />
wird. Als die damalige Verbraucherschutzm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />
Renate Künast e<strong>in</strong>e Kampagne gegen die Fettleibigkeit<br />
bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n startete, schrieb ich ihr und<br />
schlug vor, auch das Stillen zu thematisieren. Sie<br />
empf<strong>in</strong>g mich zu e<strong>in</strong>em Gespräch <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, reagierte<br />
aber eher des<strong>in</strong>teressiert, war an dem Anliegen,<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>en von Beg<strong>in</strong>n an gesunden Start <strong>in</strong>s<br />
Leben zu ermöglichen, offenbar so <strong>in</strong>teressiert wie<br />
<strong>der</strong> Fisch am Fahrradfahren.<br />
«Me<strong>in</strong> ARD-Aktuell-Chef untersagte<br />
mir, das Thema <strong>in</strong> Talkshows<br />
zu diskutieren.»<br />
Das Thema Frauenrolle, Mutterschaft und Familiengründung<br />
ließ Sie ja auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge<br />
nicht mehr los und führte letztlich zu Ihrer<br />
medialen H<strong>in</strong>richtung. Was macht die Sache<br />
für Sie, und ganz offensichtlich auch für Ihre<br />
Gegner, so wichtig?<br />
Dieses Thema hat e<strong>in</strong>e Dimension, die weit über<br />
alles an<strong>der</strong>e h<strong>in</strong>ausgeht, selbst über die Zukunft<br />
des Euro: Es geht um nichts weniger als das Überleben<br />
<strong>der</strong> europäischen Völker. Wenn die Entwicklung,<br />
die <strong>in</strong> den 60er Jahren begann und zu e<strong>in</strong>em<br />
dramatischen Absacken <strong>der</strong> Geburtenrate weit unter<br />
das zur Reproduktion <strong>der</strong> Gesellschaft notwendige<br />
Maß geführt hat, so weitergeht, dann werden<br />
nicht nur die Deutschen aussterben – das muss<br />
man sich <strong>in</strong> aller Schärfe klarmachen –, son<strong>der</strong>n<br />
Europa stirbt! Als ich das e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Talkshow<br />
bemerkte, warf mir e<strong>in</strong>e afrikanische Immigrant<strong>in</strong><br />
Diskrim<strong>in</strong>ierung vor, und das sei doch nicht so<br />
schlimm, schließlich würden die E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>erk<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
den Verlust ja ersetzen. Ich war sprachlos. Ist<br />
es nicht auch e<strong>in</strong>e krasse Form von Diskrim<strong>in</strong>ierung,<br />
wenn das Sterben unseres Volkes auf <strong>der</strong>artig<br />
zynische Weise schöngeredet wird?<br />
Gesteuerte Kampagne<br />
Als Ihr Buch «Das Eva-Pr<strong>in</strong>zip» erschien, entbrannte<br />
die Debatte <strong>in</strong> aller Schärfe, Sie wurden<br />
fristlos gekündigt. «Eva Herman: Kippten<br />
Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>nen sie aus <strong>der</strong> Tagesschau?»,<br />
titele die «Bild»-Zeitung im August 2006.<br />
Stimmt das? S<strong>in</strong>d «die Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>nen» die<br />
treibende Kraft bei den Angriffen auf die Familie<br />
– o<strong>der</strong> gibt es noch an<strong>der</strong>e?<br />
Sie s<strong>in</strong>d die treibende Kraft – auch wenn viele von<br />
ihnen gar nicht wissen, vor welchen Karren sie<br />
wirklich gespannt werden. Vor dem Eva-Pr<strong>in</strong>zip<br />
veröffentlichte ich Ende April 2006 e<strong>in</strong> Essay im<br />
Cicero, unter dem Titel «Die Emanzipation – e<strong>in</strong><br />
Irrtum?». Der Artikel erschien zeitgleich zum Familienbericht<br />
2006 von M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> von <strong>der</strong> Leyen, und<br />
damit standen sich zwei konträre gesellschaftspolitische<br />
Entwürfe im bundesdeutschen Raum gegenüber.<br />
Me<strong>in</strong> ARD-Aktuell-Chef untersagte mir,<br />
das Thema <strong>in</strong> Talkshows zu diskutieren. Und sofort<br />
setzte die Gegenkampagne e<strong>in</strong>. Alice Schwarzer<br />
sagte mir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Spiegel-Interview offiziell den<br />
Kampf an, ordnete mich «zwischen Ste<strong>in</strong>zeit und<br />
Mutterkreuz» e<strong>in</strong>. In e<strong>in</strong>er heimlichen Kampagne<br />
über ihren Emma-Newsletter schlussfolgerte sie<br />
s<strong>in</strong>ngemäß: «Die ARD muss sich fragen lassen,<br />
ob ihre Tagesschau-Sprecher<strong>in</strong> mit <strong>der</strong>artig sexistischen<br />
Elaboraten nicht gegen die Grundsätze<br />
des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks verstößt<br />
(…).» Um Druck zu machen, for<strong>der</strong>te sie ihre Leser<strong>in</strong>nen<br />
auf, sich bei me<strong>in</strong>em Vorgesetzten zu<br />
beschweren, lieferte dessen E-Mail-Adresse und<br />
Faxnummer gleich mit. E<strong>in</strong> paar Tage später wurde<br />
ich zu me<strong>in</strong>em Chef gerufen, <strong>der</strong> vorwurfsvoll auf<br />
e<strong>in</strong>en großen Stapel Protest-Mails h<strong>in</strong>wies: «Ganz<br />
Deutschland beschwert sich.» Als ich ihm zeigte,<br />
dass fast alle den Schwarzer-Text übernommen<br />
hatten, schüttelte er den Kopf: Für ihn war das<br />
«ganz Deutschland»… Es war e<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />
Lobby-Arbeit gewesen, und <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne<br />
stimmt es: Die Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>nen kippten mich aus <strong>der</strong><br />
Tagesschau.<br />
12<br />
Wie erklären Sie sich, dass Ihr Vorgesetzter<br />
Sie fallen ließ?<br />
Beim Bayrischen Rundfunk, wo ich me<strong>in</strong>e Karriere<br />
begann, wäre mir das vermutlich nicht passiert.<br />
Aber <strong>der</strong> NDR trägt ja nicht von ungefähr den<br />
Be<strong>in</strong>amen «Rotfunk». Es herrschte schon länger<br />
e<strong>in</strong>e gespannte Atmosphäre dort, vor allem im<br />
zwischenmenschlichen Bereich. Nach me<strong>in</strong>em<br />
Buch über das Stillen schauten mich Kolleg<strong>in</strong>nen<br />
verwun<strong>der</strong>t an und fragten: «Was ist los mit Dir?»<br />
Ich geriet unter Generalverdacht.