COMPACT SPEZIAL 9 "Zensur in der BRD"
Die Liste der verbotenen Autoren
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<strong>COMPACT</strong>Spezial<br />
_ <strong>Zensur</strong> im TV<br />
Chance zum Frieden<br />
«Auf 18 Seiten e<strong>in</strong>es streng geheimen,<br />
auf e<strong>in</strong> Dutzend Exemplare<br />
begrenzten Memorandums<br />
(…), stellt das [britische] Außenm<strong>in</strong>isterium<br />
die unterschiedlichen<br />
Deutschen und neutralen<br />
Friedens<strong>in</strong>itiativen zusammen.<br />
(…) Derartige Friedens<strong>in</strong>itiativen<br />
g<strong>in</strong>gen unter an<strong>der</strong>em aus<br />
vom schwedischen Industriellen<br />
Birger Dahlerus, dem<br />
vormaligen Reichskanzler Franz<br />
von Papen, dem Vatikan, dem<br />
König von Schweden, dem f<strong>in</strong>nischen<br />
Premierm<strong>in</strong>ister, dem König<br />
von Spanien, von Dr. Ludwig<br />
Weissauer und von Dr. Joseph<br />
Goebbels.»<br />
(Filmauszug Geheimakte Heß –<br />
Der Film zeigt Fotos <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Geheimdokumente).<br />
Das britische Außenm<strong>in</strong>isterium<br />
-- offiziell: Büro für auswärtige und<br />
Commonwealth-Angelegenheiten.<br />
Foto: UK Government, public<br />
doma<strong>in</strong><br />
Auch hier gestehe ich, dass ich e<strong>in</strong>er solchen<br />
Weichenstellung 1941 sehr viel Positives abgew<strong>in</strong>nen<br />
kann. Dass sie wahrsche<strong>in</strong>lich auch am<br />
Chauv<strong>in</strong>ismus <strong>der</strong> britischen Führung, an <strong>der</strong>en<br />
Deutschenhass und dem fanatischen Vernichtungswillen<br />
Churchills gegenüber Deutschland<br />
scheiterte, darf aus politischer wie historischer<br />
Sicht angemerkt und kritisiert werden. Dass diese<br />
höchst kritikwürdige Politik <strong>der</strong> Regierung<br />
Churchill an <strong>der</strong> deutschen Verantwortung, etwa<br />
für die Konzentrationslager und weitere Verbrechen<br />
im Osten, natürlich nicht das Ger<strong>in</strong>gste än<strong>der</strong>t,<br />
steht außer Frage und ist – im Gegensatz zu<br />
den <strong>in</strong> den Medien geäußerten Verdächtigungen<br />
– von mir nie bestritten worden. Insofern wollte<br />
und will <strong>der</strong> Film Geheimakte Heß die Geschichte<br />
nicht umschreiben, son<strong>der</strong>n nur auf den Umstand<br />
h<strong>in</strong>weisen, dass es 1941 vielleicht die Chance zum<br />
Frieden gegeben hat. Angesichts <strong>der</strong> Millionen, die<br />
nach 1941 noch dem Krieg zum Opfer fielen, darf<br />
dieser Punkt durchaus Erwähnung f<strong>in</strong>den – ohne<br />
<strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Form deutsche Schuld und deutsche<br />
Verbrechen zu bagatellisieren.<br />
Mord an <strong>der</strong> Wahrheit<br />
Dass Heß sehr wahrsche<strong>in</strong>lich mit e<strong>in</strong>em konkreten<br />
Friedensvorschlag nach England flog, sollte<br />
(und soll bis heute) nicht bekannt werden. Daher<br />
durfte im Nürnberger Prozess Professor Karl Haushofer,<br />
<strong>der</strong> die Pläne von Heß kannte, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Auftrag den Flug plante und die komplette Korrespondenz<br />
des Hitler-Stellvertreters mit dem Duke<br />
of Hamilton führte, auf ke<strong>in</strong>en Fall zugunsten von<br />
Heß aussagen. Und so erhielten Haushofer und<br />
se<strong>in</strong>e Frau vor se<strong>in</strong>er geplanten Zeugenaussage<br />
Besuch von zwei britischen Geheimdienstagenten.<br />
Die Herren müssen so überzeugend gewesen se<strong>in</strong>,<br />
dass Haushofer sich selbigen Tages zusammen mit<br />
se<strong>in</strong>er Frau im Wald erhängte. Die beiden Spione<br />
konnten ihrem Auftraggeber, dem späteren britischen<br />
Hochkommissar <strong>in</strong> <strong>der</strong> BRD, anschließend<br />
erleichtert nach England melden, dass «das Problem,<br />
diesen Mann und den Nürnberger Prozess<br />
betreffend, beseitigt wurde».<br />
Auch dass Heß 1987 angeblich spontan Selbstmord<br />
verübte, als KPdSU-Generalsekretär Michail<br />
Gorbatschow laut Radio Moskau verkünden ließ,<br />
den greisen Häftl<strong>in</strong>g noch vor Weihnachten nach<br />
Hause zu entlassen, kann nun h<strong>in</strong>terfragt werden.<br />
Ke<strong>in</strong>e <strong>der</strong> seitens <strong>der</strong> Englän<strong>der</strong> am Todestag veröffentlichten<br />
Todesursachen – es waren gleich<br />
mehrere: Selbstmord durch Erschießen, durch Erdrosseln<br />
o<strong>der</strong> schließlich durch Erhängen – können<br />
stimmen. Vieles spricht hier für Mord und nur<br />
wenig für Selbstmord. Auch hier reden Experten<br />
und Augenzeugen – <strong>der</strong> amerikanische Gefängnisdirektor<br />
Eugene Bird <strong>in</strong> Spandau: «Es war Mord.<br />
Das muss e<strong>in</strong>mal gesagt werden.» und Heß’ tunesischer<br />
Krankenpfleger Abdallah Melaouhi – <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />
Film Klartext. Sie alle gehen von Mord aus!<br />
Die eigentliche Heß-Akte ist noch für Jahre<br />
gesperrt. Ich habe <strong>in</strong> den Londoner Archiven Dossiers<br />
mit dem H<strong>in</strong>weis «closed until 2019» und «closed<br />
until 2021» gefunden. Konkret bedeutet das,<br />
dass die Briten die Dokumente erst 2021, also 80<br />
20<br />
Rudolf Heß, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bildmitte<br />
neben Hermann Gör<strong>in</strong>g (l<strong>in</strong>ks), auf<br />
<strong>der</strong> Anklagebank des Nürnberger<br />
Prozesses. Foto: picture alliance /<br />
Everett Colle