COMPACT SPEZIAL 9 "Zensur in der BRD"
Die Liste der verbotenen Autoren
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<strong>COMPACT</strong>Spezial<br />
_ <strong>Zensur</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Presse<br />
Matthias Matussek<br />
Matthias Matussek (*1954) war<br />
seit 1987 für den Spiegel, seit<br />
2013 für den Axel-Spr<strong>in</strong>ger-Verlag,<br />
sowie als Buchautor tätig.<br />
In se<strong>in</strong>em Veröffentlichungen<br />
vertritt er Werte wie Glauben,<br />
Familie o<strong>der</strong> Patriotismus. Im<br />
November 2015 wurde <strong>der</strong><br />
Egon-Erw<strong>in</strong>-Kisch-Preisträger<br />
wegen e<strong>in</strong>es kritischen<br />
Facebook-E<strong>in</strong>trages zu den<br />
Terroranschlägen von Paris als<br />
Kolumnist <strong>der</strong> Welt entlassen.<br />
Evangelikalen er<strong>in</strong>nert, als Sie vom norwegischen<br />
Massenmör<strong>der</strong> An<strong>der</strong>s Breivik hörten?<br />
Ich habe diese Idiotie mit großer Fassungslosigkeit<br />
zitiert, habe aber durchaus auch klar beschrieben,<br />
wie beflügelnd und positiv und nächstenliebend<br />
das praktizierte Christentum <strong>in</strong> den USA se<strong>in</strong> kann,<br />
ob nun <strong>in</strong> den schwarzen Baptistengeme<strong>in</strong>den o<strong>der</strong><br />
bei Presbyterianern <strong>in</strong> Texas. Der Massenmör<strong>der</strong><br />
von Oslo hat sich zwar als Christ bezeichnet, aber<br />
vor allem als Ritter gegen den Kulturmarxismus,<br />
<strong>der</strong> lässt sich nicht aus <strong>der</strong> eigenen Propaganda,<br />
dieser Zitat-Collage von Len<strong>in</strong> bis b<strong>in</strong> Laden erklären.<br />
Ne<strong>in</strong>, er hat mich überhaupt nicht an die konservativen<br />
Christen <strong>in</strong> den Staaten er<strong>in</strong>nert.<br />
Mit an<strong>der</strong>en Worten: Trotz Breiviks Kreuzritter-Rhetorik,<br />
die auch se<strong>in</strong>e Kostümierung<br />
und damit se<strong>in</strong>e Selbstvermarktung bestimmt,<br />
sehen Sie ihn nicht als – blutig missratenen<br />
– Jünger Christi, son<strong>der</strong>n eher, wie<br />
die «Bild»-Zeitung, als «blonden Teufel»?<br />
Er ist <strong>der</strong> Gegenpol zu Christus, also <strong>in</strong> <strong>der</strong> mittelalterlichen<br />
Ikonografie – und me<strong>in</strong>etwegen <strong>der</strong><br />
von Bild – <strong>der</strong> Teufel, ganz logisch. Der Typ ist<br />
we<strong>der</strong> politisch noch soziologisch noch psychologisch<br />
erklärbar. Ich glaube tatsächlich, dass es das<br />
metaphysisch Böse gibt, das e<strong>in</strong>en aus dem kalten<br />
Nihilismus dieser Tat anweht. Das gilt im Übrigen<br />
auch für die NS-Lagerkommandanten, die Menschen-Vernichtungsspezialisten,<br />
ach, viele Schlächter<br />
durch die Geschichte.<br />
Breivik ist nicht christlich, son<strong>der</strong>n<br />
schlicht böse.<br />
Was würden Sie den Kommentatoren antworten,<br />
die e<strong>in</strong>en christlichen Fundamentalismus<br />
als Breiviks Tath<strong>in</strong>tergrund beschreiben?<br />
Schwachs<strong>in</strong>n, ist we<strong>der</strong> christlich noch fundamentalistisch,<br />
son<strong>der</strong>n schlicht böse.<br />
Matussek – e<strong>in</strong> streitbarer und eloquenter Publizist.<br />
Foto: picture alliance / Ulrich Baumga<br />
Verfügbare Titel:<br />
Im magischen Dickicht des<br />
Regenwaldes. Reise durch den<br />
Amazonas. (Picus, Wien 2005,<br />
132 Seiten, 14.90 Euro)<br />
Wir Deutschen. Warum uns<br />
die an<strong>der</strong>en gern haben können.<br />
(S. Fischer, Frankfurt a.M.<br />
2006, 352 Seiten, 9.95 Euro)<br />
Als wir jung und schön waren.<br />
(S. Fischer, Frankfurt a.M.<br />
2008, 304 Seiten, 4.95 Euro)<br />
Das katholische Abenteuer.<br />
E<strong>in</strong>e Provokation. (Deutsche<br />
Verlagsanstalt, München 2011,<br />
368 Seiten, 9.99 Euro)<br />
Die Apokalypse nach Richard.<br />
(Aufbau Verlag, Berl<strong>in</strong> 2012, 189<br />
Seiten, 16.99 Euro)<br />
Foto: Archiv<br />
50<br />
Das gesamte Interview erschien <strong>in</strong><br />
<strong>COMPACT</strong> 9/2011. Die Fragen stellte<br />
Jürgen Elsässer.