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COMPACT SPEZIAL 9 "Zensur in der BRD"

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<strong>COMPACT</strong>Spezial<br />

_ <strong>Zensur</strong> im Radio<br />

Die Moralkeule, <strong>der</strong><br />

Jebsen beim RBB<br />

zum Opfer gefallen<br />

war, wurde nun<br />

von ihm selbst<br />

e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

E<strong>in</strong> Bild aus vergangenen Tagen:<br />

Ken Jebsen und Jürgen Elsässer am<br />

Vorabend <strong>der</strong> <strong>COMPACT</strong>-Konferenz<br />

2012. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

Zunächst stellte sich <strong>der</strong> RBB vor Jebsen: Am<br />

9. November 2011 stellte <strong>der</strong> Sen<strong>der</strong> fest, dass er<br />

die Vorwürfe, er «verbreite antisemitisches Gedankengut<br />

und verleugne den Holocaust (…), für unbegründet<br />

hält», und entschied, ihn weiter als Mo<strong>der</strong>ator<br />

zu beschäftigen. Programmdirektor<strong>in</strong> Claudia<br />

Nothelle öffnete den Kritikern jedoch e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>tertürchen:<br />

Der Mitarbeiter habe «<strong>in</strong> manchen Fällen die<br />

Grenze überschritten und journalistische Standards<br />

nicht e<strong>in</strong>gehalten». Daraufh<strong>in</strong> wurde <strong>in</strong> den Berl<strong>in</strong>er<br />

Medien e<strong>in</strong>e wahre Kampagne gegen Jebsen entfacht.<br />

Nach 14 Tagen und zwei weiteren Sendungen<br />

knickte <strong>der</strong> RBB e<strong>in</strong> und verkündete das Aus<br />

von KenFM. «Man hat mir vorgeworfen, ich hätte<br />

mich nicht an Absprachen gehalten. Dabei wurden<br />

die letzten beiden Sendungen aufgezeichnet o<strong>der</strong><br />

entstanden – wegen Morddrohungen gegen mich<br />

– unter Polizeischutz, so dass die Chefredaktion<br />

hätte je<strong>der</strong>zeit e<strong>in</strong>greifen können. Sie stand daneben.<br />

Passiert ist nichts. Es gab ke<strong>in</strong>en Grund. Der<br />

RBB hatte also die ganze Zeit die volle Kontrolle<br />

und hat alles freigegeben. Ich fragte dann: Welche<br />

Absprachen habe ich gebrochen? Da kam dann<br />

nichts mehr, ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Beleg, außer <strong>der</strong> H<strong>in</strong>weis<br />

auf Beschwerden von außerhalb. Das ist ungefähr<br />

so, als würde man e<strong>in</strong>en des Autodiebstahls bezichtigen<br />

– aber könnte auf ke<strong>in</strong> Auto verweisen, das<br />

verschwunden ist und bei dem Beschuldigten <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Garage steht, son<strong>der</strong>n nur auf üble Nachrede.»<br />

(Jebsen im Interview <strong>in</strong> <strong>COMPACT</strong> 4/2012)<br />

Auf L<strong>in</strong>kskurs<br />

Jebsen ließ sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge nicht unterkriegen<br />

und machte se<strong>in</strong> legendäres Format KenFM e<strong>in</strong>fach<br />

auf eigene Faust im Internet weiter – e<strong>in</strong>en Teil <strong>der</strong><br />

Zigtausend Hörer konnte er mitziehen. Bald ergab<br />

sich, auf me<strong>in</strong>e Initiative, auch e<strong>in</strong> enger Kontakt<br />

zu <strong>COMPACT</strong>: Mal lud er mich zu Interviews <strong>in</strong> se<strong>in</strong><br />

Studio mit e<strong>in</strong>, mal sprach er auf unseren Veranstaltungen<br />

o<strong>der</strong> stellte Artikel zur Verfügung.<br />

Im Frühjahr 2014 fand unser geme<strong>in</strong>sames publizistisches<br />

Wirken erstmals Resonanz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

außerparlamentarischen Bewegung: Angesichts<br />

des neuen Kalten Krieges gegen Russland bildete<br />

sich e<strong>in</strong>e unabhängige Friedensbewegung und<br />

begann, schwerpunktmäßig <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, mit montäglichen<br />

Mahnwachen. Schnell wuchs die Teilnehmerzahl<br />

auf mehrere Tausend. Sowohl Jebsen wie<br />

ich gehörten zu den Rednern. Dann schlug das politische<br />

Establishment zurück, drückte die Kriegsgegner<br />

<strong>in</strong> die rechtsradikale Ecke. Zwischenzeitlicher<br />

Höhepunkt war die persönliche Attacke <strong>der</strong><br />

l<strong>in</strong>ksradikalen Publizist<strong>in</strong> Jutta Ditfurth auf 3sat,<br />

wo sie sowohl Jebsen als auch mich praktisch<br />

als Nazis darstellte. Während ich gegen die Verleumdung<br />

juristisch vorg<strong>in</strong>g und schließlich auch<br />

obsiegte (vergleiche Infobox Seite 55), wählte Jebsen<br />

e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Weg: Er versuchte die Attacke<br />

zu unterlaufen und sich den L<strong>in</strong>ken anzubie<strong>der</strong>n.<br />

Mit se<strong>in</strong>er Unterstützung verhängte die Berl<strong>in</strong>er<br />

Friedensmahnwache e<strong>in</strong> Redeverbot gegen mich<br />

und an<strong>der</strong>e sogenannte Nationalisten. Die Moralkeule,<br />

<strong>der</strong> Jebsen beim RBB zum Opfer gefallen war,<br />

wurde nun von ihm selbst e<strong>in</strong>gesetzt. Obwohl diesem<br />

Ausgrenzungsbeschluss außerhalb <strong>der</strong> Hauptstadt<br />

kaum gefolgt wurde, schwächte <strong>der</strong> Streit die<br />

junge Bewegung, alles lief ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

Mit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Migranten-Invasion im Jahr<br />

2015 verschärfte Jebsen se<strong>in</strong>en L<strong>in</strong>ksdrall: Die<br />

Politik <strong>der</strong> offenen Grenzen wird von ihm bed<strong>in</strong>gungslos<br />

unterstützt, e<strong>in</strong>e Differenz zur Kanzler<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> dieser Frage ist nicht mehr feststellbar. Genützt<br />

hat es dem Radiomann nichts: Das Establishment<br />

rechnet ihn weiter zu den om<strong>in</strong>ösen Rechten und<br />

gibt ihm ke<strong>in</strong>e zweite Chance. Auch Vertreter <strong>der</strong><br />

L<strong>in</strong>kspartei, die zwischenzeitlich mit ihm zusammengearbeitet<br />

hatten, s<strong>in</strong>d auf Distanz gegangen.<br />

36<br />

Bro<strong>der</strong> h<strong>in</strong>gegen gibt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Asylkrise wie<strong>der</strong><br />

den bissigen Kritiker <strong>der</strong> politischen Korrektheit, oft<br />

mit Bravour. In <strong>der</strong> gegenwärtigen Lage ist er systemkritischer<br />

als Jebsen, <strong>der</strong> selbsternannte Revolutionär.<br />

Soll man darüber lachen o<strong>der</strong> we<strong>in</strong>en?

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