Hört! - Das Magazin für Kunst, Architektur und Design
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HANNOVER<br />
Seltsame Aktionen<br />
Menschen im Park oder bei einer Schulung,<br />
eine Verkehrskontrolle oder ein Notfalleinsatz:<br />
Auf den ersten Blick ist an den Gruppenszenen<br />
in diesen Videos nichts besonders<br />
ungewöhnlich. Doch was der 1962 in Groningen<br />
geborene Niederländer Aernout Mik in<br />
aufwendigen Sets <strong>und</strong> mit Laiendarstellern<br />
inszeniert, stellt sich auf den zweiten Blick<br />
als ein rätselhafter Reigen kommunikationsunfähiger<br />
Wesen heraus, die in oft katastrophischem<br />
Umfeld somnambul in nie<br />
wirklich aufeinander bezogenen Tätigkeiten<br />
verstrickt sind. So strahlen die in den Raum<br />
hineinlaufenden Wände mit den Rückprojektionen,<br />
die mit dem Boden abschließen, eine<br />
tragikkomische Unsicherheit aus, eine rätselhafte<br />
Sinn- <strong>und</strong> Ziellosigkeit. In der Ausstellung<br />
„Shifting Shifting“ zeigt der <strong>Kunst</strong>verein<br />
Hannover nun vor allem neue Arbeiten des<br />
Künstlers, der dieses Jahr die Niederlande auf<br />
der Biennale von Venedig vertrat. Eröffnung:<br />
7. Dezember, 20 Uhr. Bis 3. 2. 2008.<br />
Sophienstraße 2, 30159 Hannover. T. 0511.324594<br />
www.kunstverein-hannover.de.<br />
HAMBURG<br />
Meese im Fotorausch<br />
Nach drei rauschhaften, 24stündigen Fotosessions<br />
mit dem Aktionisten, Maler <strong>und</strong><br />
Selbstdarsteller Jonathan Meese hat Peter<br />
Hönnemann 100 großformatige Aufnahmen<br />
herausgesucht. Deren Form ist angemessen<br />
vielgestaltig: Mal klassische Schwarzweißaufnahmen,<br />
mal Modefotografien, mal Dokumentation<br />
fiktiver Figuren <strong>und</strong> Rollenspiele<br />
sowie sanfte Bilder aus dem persönlichen<br />
Umfeld des Künstlers. Die Fotos kommen<br />
ohne Computermanipulationen aus <strong>und</strong><br />
werden im Museum <strong>für</strong> <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> Gewerbe<br />
erstmalig gezeigt, ab 21. 12. bis 27. 1. 2008.<br />
Steintorplatz, T. 428134-2734, www.mkg-hamburg.de<br />
SCHLESWIG<br />
Wilhelm Busch, Zeichner,<br />
Denker <strong>und</strong> Maler<br />
Wir schreiben das Wilhelm-Busch-Jahr anläßlich<br />
der 175. Wiederkehr seines Geburtstages.<br />
Nach Niedersachsen würdigt nun auch<br />
Schleswig-Holstein den genialen Comiczeichner<br />
avant la lettre, aber auch den Maler, der<br />
<strong>für</strong> eiserne Busch-Verfechter ebenso in Sachen<br />
Abstraktion seiner Zeit weit voraus war.<br />
Aber das war Turner angeblich auch, lange<br />
bevor der Niedersachse seine bösen Buben<br />
konterfeite. Wem nun wirklich die Krone des<br />
Abstraktion-Pioniers gebührt, läßt sich ab<br />
4. 12. auf Schloss Gottorf überprüfen. Bis 4.<br />
Mai 2008 zeigt sie die umfangreiche Busch-<br />
Schau „Pessimist mit Schmetterling“.<br />
24837 Schleswig, T. 04621/813222, www.schloss-gottorf.de<br />
HAMBURG<br />
Ein Pionier aus Portugal<br />
Er kannte sie alle, im besonderen das Ehepaar<br />
Sonia <strong>und</strong> Robert Delaunay. Durch sie<br />
<strong>und</strong> andere lernte der Portugiese Amadeo de<br />
Souza-Cardoso (1887-1918) das Paris der Vorkriegszeit<br />
kennen. Und mit ihm die angesagten<br />
Tendenzen von Kubismus bis Futurismus.<br />
Daraus entwickelte de Souza-Cardoso seinen<br />
eigenen poetischen, mit lyrischen <strong>und</strong> „primitiven“<br />
Elementen angereicherten Malstil.<br />
Allein sein früher Tod versagte ihm auch die<br />
Früchte seiner verheißungsvoll begonnenen<br />
Karriere zu ernten. In Portugal kennt <strong>und</strong> ehrt<br />
man ihn. Erstmals in Deutschland versucht<br />
es jetzt das Ernst Barlach Haus mit einer kleinen<br />
Retrospektive vom 2. 12. bis 30. 3. 2008.<br />
Baron-Vogt-Str. 50a, T. 82 6085, www.barlach-haus.de<br />
HANNOVER<br />
Ereignisreiche 60er Jahre<br />
Kommt alles, was mit S anfängt aus Hannover:<br />
Schwitters, Schröder, Scorpions? Nicht<br />
alles, aber vieles, so auch die Straßenkunst,<br />
die in der Haupstadt Niedersachsens angeblich<br />
ihren Anfang in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
nahm. An sie <strong>und</strong> an Zeiten als der <strong>Kunst</strong><br />
noch der Ruf des Unkonventionellen vorausging<br />
erinnert die Ausstellung „Die 1960er Jahre<br />
in Hannover“ im Sprengel Museum. Vom<br />
2. 12. bis 30.3. 2008 gibt sie Einblick in die<br />
damals ungewöhnlich belebte <strong>Kunst</strong>szene<br />
der Leine-Stadt, als der Strand noch unter<br />
dem Pflaster lag <strong>und</strong> Galerien, Museen sowie<br />
aufstrebende Künstler wie Raim<strong>und</strong> Girke<br />
<strong>und</strong> Timm Ulrichs zu Höchstform aufliefen.<br />
Kurt-Schwitters-Platz, 30169 Hannover, T. 0511/168/4 38 75,<br />
www.sprengel-museum.de<br />
HAMBURG<br />
Elliott Erwitt bei Flo Peters<br />
Frisch gekürt <strong>und</strong> sogleich in Hamburg. Im<br />
Oktober nahm Fotograf Elliott Erwitt den Lucie<br />
Award <strong>für</strong> sein Lebenswerk entgegen. Die<br />
Flo Peters Gallery zeigt jetzt eine Auswahl<br />
von ca. 100 seiner Fotografien: Klassiker, die<br />
den Magnum-Fotografen in seiner Paradedis-<br />
Ausstellungen o.T. 11<br />
ziplin, dem Aufspüren von Komik <strong>und</strong> Drama<br />
im Alltag zeigen, aber auch bislang unbekannte<br />
Aufnahmen, unter anderem von John<br />
F. Kennedy, MarilynMonroe <strong>und</strong> Che Guevara<br />
in privaten Augenblicken. „Seen & Unseen“,<br />
Titel der Schau, läuft bis zum 28. 1. 2008<br />
Chilehaus C, Pumpen 8, T. 40 30 37 46 86,<br />
www.flopetersgallery.com<br />
CELLE<br />
Schöner Bärendienst<br />
Seit etwas mehr als 100 Jahren tummeln sich<br />
in der Nähe von Kindern <strong>und</strong> Erwachsenen<br />
Bären, die nach dem begeisterten Bärenjäger<br />
Theodore Roosevelt benannt sind. Verschiedene<br />
Legenden bringen 1902 den US-Präsidenten<br />
mit dem Schmusetier in Beziehung,<br />
das seitdem überall Teddy heißt. Der größte<br />
davon, dreieinhalb Meter hoch sitzend, stehend<br />
etwa 5,40 Meter, ist jetzt zu Gast im<br />
Bomann-Museum. Aber nicht alles Kuschelige<br />
in dieser Weihnachtssausstellung ist 500<br />
Kg schwer: Über 100 Original-Teddys <strong>und</strong><br />
andere Plüschtiere der Firma Steiff sowie die<br />
Original-Skizzenbücher <strong>und</strong> Firmenkataloge<br />
werden gezeigt, auch Künstler- <strong>und</strong> Sammlerbären,<br />
Werbebären <strong>und</strong> Kultbären wie<br />
Mr. Bean, Käpt’n Blaubär, Baloo, Winnie the<br />
Pooh, Paddington Bear <strong>und</strong> ihre Geschichten<br />
werden ausgestellt. Dazu präsentiert<br />
„Teddy <strong>und</strong> seine Fre<strong>und</strong>e“ Bärenbilder des<br />
Sylter Künstlers Asger Jensen sowie Gemälde<br />
aus der Ted-Galerie von Volker Brummig,<br />
ein augenzwinkernder Streifzug durch bärige<br />
<strong>Kunst</strong>geschichte. Bis 30. 8. 2008.<br />
Schloßplatz 7, 29221 Celle, T. 0 51 41/12 372,<br />
www.bomann-museum.de<br />
HAMBURG<br />
Trompe-l’œil mit Spanplatten<br />
Der Berliner Künstler malt minimalistische<br />
Arbeiten auf Spanplatte, die Farbstreifen<br />
scheinen ganz konkret mit Klebeband gemacht.<br />
Doch all das ist eine Illusion. Joachim<br />
Grommek verwendet Spanplatten, gr<strong>und</strong>iert<br />
sie weiß <strong>und</strong> bemalt dann die Fläche so, wie<br />
die Oberfläche der Spanplatte aussah. Und<br />
die Illusion der Klebestreifen entsteht durch<br />
mehrfach präzise aufgetragenen Lackschichten.<br />
Mit der Idee der „authentischen Fälschung“<br />
die Materialität des Bildes zum Gegenstand<br />
der Malerei zu erheben, entsteht<br />
ein höchst reizvoller ästhetischer Diskurs.<br />
Bis zum 13. 1. 2008 in der artfinder Galerie,<br />
Mathias Güntner, Eröffnung 30. 11, 19 Uhr.<br />
Admiralitätstr. 71, T. 41919590, www.artfinder.de