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Hört! - Das Magazin für Kunst, Architektur und Design

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FOTO: © ELKE WALFORT, GALEROON<br />

DAS KOCHENDE HERZ<br />

DER HAMBURGER KUNSTSZENE<br />

Brachmanns Galeron ist<br />

Galerie, Restaurant <strong>und</strong><br />

Szenetreff<br />

Brachmanns Galeron | <strong>Kunst</strong> im Kabäuschen<br />

Thorsten Brachmanns Fre<strong>und</strong>eskreis besteht<br />

vor allem aus Künstlern. „Thorsten, du musst<br />

Galerist werden“, sagten immer schon alle.<br />

Doch Brachmann wollte ein Restaurant. Jahrelang<br />

wurde aus beidem nichts. Dann war<br />

ein leer stehendes Lokal in der Hein-Hoyer-<br />

Straße zu haben: ein ehemaliger „Türke“<br />

mit einem kleinen Kabäuschen im Keller, in<br />

dem Männer Wasserpfeife geraucht hatten.<br />

Genau dort eröffnete vor einem Jahr „Brachmanns<br />

Galeron“: Oben ein mit hellen Möbeln<br />

unspektakulär eingerichtetes Restaurant mit<br />

kleiner Bar <strong>und</strong> bodenständiger Küche. Und<br />

das Kabäuschen im Keller ist jetzt Galerie.<br />

Und binnen kurzem hatte Hamburg wieder einen<br />

Ort, an dem sich Künstler treffen. Nicht,<br />

dass diese Szene nicht mehr in den legendären<br />

Golden Pudel Club am St. Pauli Fischmarkt<br />

ginge. „Aber man will ja nicht immer<br />

laute Musik hören <strong>und</strong> auch mal was Gutes<br />

essen“, sagt der Schwabe Brachmann. Jetzt<br />

gibt’s bei ihm sehr, sehr leckere Linsen mit<br />

Spätzle, Gaisburger Marsch, aber auch mal<br />

Birnen, Bohnen <strong>und</strong> Speck. Bei Trollinger <strong>und</strong><br />

Bier treffen sich HfbK-Studenten <strong>und</strong> Absolventen<br />

<strong>und</strong> viele aus dem Umkreis der Gruppe<br />

Akademie Isotrop, aus der so erfolgreiche<br />

Künstler wie André Butzer, Nina Könnemann<br />

<strong>und</strong> ein bisschen auch Jonathan Meese hervorgegangen<br />

sind. Ab <strong>und</strong> zu feiert hier eine<br />

Fleetinsel-Galerie nach ihrer Vernissage. Und<br />

immer donnerstags spielt der <strong>Kunst</strong>historiker,<br />

Kritiker <strong>und</strong> Kurator Roberto Ohrt mit<br />

seiner Clique Karten.<br />

Und weil Brachmann fast immer in der Küche<br />

steht, einkauft oder die Speisekarte austüftelt,<br />

müssen sich andere um die Galerie<br />

kümmern. In den letzten Monaten machte<br />

das vor allem Abel Auer, selbst ein Künstler,<br />

der von der Londoner Galerie Corvi-Mora<br />

vertreten wird <strong>und</strong> kürzlich – zusammen mit<br />

Dorota Jurczak - in einem der weltweit wichtigsten<br />

Häuser <strong>für</strong> aktuelle <strong>Kunst</strong> ausstellte.<br />

Aber den Namen der Institution möge man<br />

doch bitte nicht nennen, meinen einige<br />

aus dem Galeron-Umkreis. Was hier gezeigt<br />

würde, spräche doch <strong>für</strong> sich. Na ja! Aber irgendwie<br />

stimmt’s schon. Also: Bis zum 10.<br />

Dezember sind im Unterstübchen die interessant<br />

unzeitgemäßen Gemälde der in London<br />

lebenden Ellen Gronemeyer zu sehen. Und ab<br />

13. hängt Nele Budelmanns Malerei mit religiösen<br />

Motiven. | KARIN SCHULZE<br />

Brachmanns Galeron, Hein-Hoyer-Str. 60, T. 6730 5123,<br />

Mi-Mo ab 18.30 Uhr, wochenends Reservierung ratsam<br />

T o.T.<br />

Helmut Leppien<br />

Museumsmenschen haben oft die Eigenart<br />

sich selten blicken zu lassen. Sie lieben die<br />

eigenen vier Wände, in denen sie sich sicher<br />

<strong>und</strong> zielstrebig fortbewegen. Dr. Helmut Leppien<br />

fiel da förmlich aus der Rolle. Man traf<br />

ihn auf der Straße, in Galerien oder zu ausserhäusigen<br />

<strong>Kunst</strong>besuchen. Er war ein umtriebiger<br />

Mann, oft mit schwarzem Hut auf<br />

dem imposanten Schädel <strong>und</strong> von sprühender<br />

Gesprächsbereitschaft. Leidenschaftlich<br />

setzte er sich <strong>für</strong> die moderne, aber auch <strong>für</strong><br />

die ältere <strong>Kunst</strong> ein, pflegte ebenso passioniert<br />

die Streitkultur <strong>und</strong> war von einer interessierten<br />

Neugier erfüllt. Sein Studium der<br />

o.T. ium o.T. 19<br />

<strong>Kunst</strong>geschichte hatte Helmut Leppien unter<br />

anderem in Tübingen absolviert. In Köln leitete<br />

er die <strong>Kunst</strong>halle, in Hannover den <strong>Kunst</strong>verein.<br />

An beiden Orten bestach er durch<br />

sein Engagement <strong>für</strong> die junge <strong>Kunst</strong>. Namen<br />

wie Joseph Beuys oder Sigmar Polke sind mit<br />

seinen Ausstellungen eng verb<strong>und</strong>en. In der<br />

Hamburger <strong>Kunst</strong>halle war er seit 1977 bis<br />

zu seiner Pensionierung stellvertretender<br />

Direktor <strong>und</strong> Leiter der Gemäldegalerie. Er<br />

war Mitglied der Arbeitsgruppe <strong>für</strong> bildende<br />

<strong>Kunst</strong> in Hamburg <strong>und</strong> bis zu seinem Schlaganfall,<br />

an dessen Folgen er am 23. Oktober<br />

im Alter von 74 Jahren verstarb, voller Pläne<br />

<strong>und</strong> Vorhaben. | WOLF JAHN<br />

No.T. & ELEND ZITRONE<br />

Schlechter Auftritt<br />

Im Online-Zeitalter gehört der Webauftritt<br />

wie ehedem die Visitenkarte zur conditio sine<br />

qua non. <strong>Das</strong> gilt vor allem <strong>für</strong> jene, die<br />

schon von Berufs wegen nach aussen hin<br />

ständig Präsenz zeigen müssen. Zum Beispiel<br />

<strong>für</strong> Museen <strong>und</strong> andere öffentliche <strong>Kunst</strong>institutionen.<br />

Wer in ihre Seiten klickt, dem<br />

sollten sich Angebot, Vor- <strong>und</strong> Rückschauen,<br />

wenn möglich sogar Archive mühelos öffnen<br />

<strong>und</strong> sie sollten ebenso leicht aufzufinden<br />

sein. Meint man. Doch was sich der größte<br />

Museenverband von Schleswig-Holstein unter<br />

www.schloss-gottorf.de leistet, gehört<br />

gelinde gesagt ins Museum <strong>für</strong> archaische<br />

Web-Präsenz. Die <strong>für</strong> Anfang Dezember angekündigte<br />

Wilhelm Busch-Ausstellung war<br />

dort noch 14 Tage vor Beginn unauffindbar.<br />

So mußte die Website des Sponsors via Google-Suche<br />

aushelfen. Und wer mehr über das<br />

Angebot der Häuser in Erfahrung bringen<br />

muss erst wie unter bahn.de oder anderen<br />

Transportleistern einen Termin eingeben,<br />

um leicht bis mittelschwer umständlich seine<br />

Informationen zu bekommen. Zwar erhält<br />

man sie fast immer, aber auf labyrinthischen<br />

Umwegen <strong>und</strong> mit viel Geduld seitens der<br />

Benutzer. Die Website verwandelt sich solchermassen<br />

in eine Firewall zwecks Abwehr<br />

ungebetener Museumsbesucher. Vielleicht<br />

schläft man in Schleswig ja noch den Dornröschen-Schlaf<br />

vergangener Museumstage<br />

als das Motto „Stell dir vor es ist Museum<br />

<strong>und</strong> keiner geht hin“ beinharte Realität war.<br />

Dabei wäre doch alles so einfach. Bietet<br />

nicht die Kieler Muthesius <strong>Kunst</strong>hochschule<br />

den Studiengang „Kommunikationsdesign“<br />

an? Da könnte man doch mal anklingeln <strong>und</strong><br />

ein neues Semester-Projekt zwecks virtueller<br />

Schloss-Renovierung vorschlagen. | WOLF JAHN

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