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12 o.T. Ausstellungen | Kritik WOLFSBURG Pilze essen Strahlung auf GRÜNE TRÄUME IM STÄDTISCHEN KUNSTVEREIN Cornelia Hesse-Honneger: | „Harlekinwanze“, wissenschaftliche Zeichnung. Durch Strahlung vom Atomunglück im Reaktor Three Mile Island in Pennsylvania deformierter Käfer. Die Hysterie um Unregelmäßigkeiten im Wettergeschehen nimmt immer größere Ausmaße an. Schon schlidderiger Schnee oder nebliger Niesel gilt inzwischen irgendwie als unangemessene Katastrophe – ähnlich dem Nichtraucherklo, einer kaputten Glühbirne oder einem unglücklichen Eisbären. Auf apokalyptische Visionen wird gerne ein Letzter getrunken und unsinnigste Regelungen wollen die Menschheit vor ihrem endgültigen Ende beschützen. Denn das kommt sicher – spätestens in 151,51 Millionen Jahren. Wie schön, dass wenigstens die Künstler ordentliche Vorschläge einreichen, wie die Welt lebenswert bleiben kann. Man muss nur die vereinigte U-Boot-Flotte der USA und Russlands zum Gewinn von Algen einsetzen – das Energieproblem ist gelöst – und profitabel ist es auch noch. Der in Berlin lebende Peter Fend aus Ohio erläutert im Kunstverein im alten Schloss von Wolfsburg in der bis Februar laufenden Ausstellung „Green Dreams“ die Details. Und wenn linke, bzw. grüne Kräfte noch den gerade zum Verkauf stehenden Hannoveraner Gasnetzbetreiber BEB aufkaufen würden, dann steht einer positiven Zukunft nichts im Wege. Auch der jüngst von Lisi Reskin entdeckte Pilz, der Radioaktivität frisst, dürfte für eine schöne Zukunft nicht ohne Bedeutung sein. Die Künstlerin aus New York erläutert in einer allerdings israelischen Fernsehtalkshow als Wissenschaftler getarnt ihre bahnbrechende und durchaus atomindustriefreundliche Entdeckung. „Green Dreams“ ist eine ungemein anregende Ausstellung – gerne ironisch, aber ohne den Ernst der Lage zu leugnen. Den jüngeren Positionen wie Photos zur Pflasterung der Landschaft mit Windkraftrotorenspargeln oder Plastiken zum unverantwortlichen individuellen Ressourcenverbrauch stehen ältere Manifestationen des Engagements gegenüber: Plakate von Joseph Beuys und Andy Warhol für die Partei der Grünen, auch ein Beispiel für die Umweltposter der DDR. Die Hamburgerin Nana Petzet demonstriert mit ihrem SFB-Projekt („Sammeln, Bewahren, Forschen“), wie angesichts der zahlreichen, eher beruhigenden als sinnvollen Müllsysteme individuelles Recycling von Wertstoffen wirklich aussehen könnte und Mierle Laderman Ukeles dankte allen New Yorker Müllmännern in einem mehrjährigen Projekt schon seit 1979 persönlich für ihren Einsatz. Zeichnungen zur Alaskapipeline und Bilder und Objekte zu Ikonen grünen Engagements runden die von Christine Heidemann und Anne Kersten kuratierte Ausstellung ab, die in künstlerischer Weise durchaus zur Überprüfung der eigenen Lebenspraxis auffordert. Bis 10. 2. 2008. | HAJO SCHIFF Schlossstraße 8. 38448 Wolfsburg, T. 05361-674 22, www.kunstverein-wolfsburg.de BREMEN So oder ganz anders SCHLAGLICHTER ZUR PHOTOGRAPHIE IM KÜNSTLERHAUS Hochtechnologie und Schere, Filmzitat und Bildprojektion: Wie unterschiedlich Künstlerinnen und Künstler heute mit der Photographie umgehen, demonstriert die Galerie des Künstlerhauses Bremen. Für die elf ausgewählten Positionen, die allerdings die Vielfalt mehr anreißen als vorführen können, hat die Kuratorin Stefanie Böttcher einen besonders schönen Titel gefunden: „Angelegenheiten, die sich daraus ergeben“. Denn die Photographie transportiert ja immer die Vorstellung des Dokumentarischen, im Kunstzusammenhang ist sie jedoch Anlass für weiterführende Gedanken und Geschichten. Dabei sind die Bildkonzepte oft weniger zu sehen als zu erahnen. Josephine Pryde zeigt, wie blauer Lack über einen weißen Sportwagen geschleudert wird. Hier kann die Vorstellung sich klar ausmalen, was den zwei von einer Hochgeschwindigkeitskamera fixierten Momenten noch folgen wird. Aber bei den so malerisch wirkenden Beziehungsbildern von Kyungwoo Chun muss man wissen, dass der Effekt durch eine geradezu magische Aufladung technischer Prozesse bewirkt wird: Die Belichtungszeit entspricht der Zahl des addierten Alters der zusammen porträtierten jungen Frauen. Immer wieder appellieren die Künstlerinnen und Künstler an das kollektive, medial geprägte Bildgedächtnis. Sie zitieren wie Peter Piller Zeitungsfotos oder wie Martina Sauter Filmszenen, zerschneiden die Bezüge und arrangieren sie neu. Die enigmatischen Bildobjekte der Dörte Hausbeck bestehen aus scharf zugeschnittenen Photos von Brunnenanlagen und übertreffen in ihrer seltsamen Künstlichkeit das Ausgangsbild bei weitem. Meist übersehene Bildlichkeiten werden so aus der Beiläufigkeit zurück in die Wahrnehmung gebracht. Und auch ganz verborgene Dinge kommen wieder ans Licht: Im Lichtbild von Jörn Zehe ziehen stumm die Heuschrecken vorbei, zum insektenhaften Kraschpeln der Projektionsapparatur in einem Endlosphotofilm über die Sammlungskästen des Zoologischen Museums in Hamburg. Bis 6. 1. 08 | HAJO SCHIFF Künstlerhaus Bremen, Am Deich 68. www. künstlerhausbremen.de 13. Dezember, 19 Uhr: Filmvorführung „La Jetée“ (1962) vom Pariser Altmeister des Künstlerfilms Chris Marker und „Nostalgia“ (1971) von Hollis Frampton FOTO: © KUNSTVEREIN WOLFSBURG
FOTO: © KUNSTVEREIN HAMBURG HAMBURG Politik im Bild POSITIONEN ENGAGIERTER MALEREI IM KUNSTVEREIN Malerei ist nicht nur hip und hübsch, es kommt durchaus vor, dass sie auch etwas will. Der Kunstverein in Hamburg hat zehn Malerinnen und Maler gefunden, die ihre Arbeit zumindest teilweise als gesellschaftliches Engagement verstehen. Direkt in die Tradition des Historienbildes stellt Dierk Schmidt seine Kunst. Und bei dem Thema des unsäglichen Theaters um den Abriss des Palasts der Republik und dem Wiederaufbau des Preußen-Schlosses in Berlins Mitte, ist ein Rekurs auf den Hofmaler Adolph Menzel ja auch besonders angebracht. Manchmal reicht es schon, in der Tradition der Plein-Air-Malerei des 19. Jahrhunderts einfach vor Ort zu arbeiten wie Caroline von Grone und so ausgesprochene Un-Orte wie Fußgängerunterführungen sichtbar zu machen. Corinne Wasmuht fügt ihren Stadtbildern eine zweite Ebene hinzu und dissoziiert die Wiedererkennbarkeit durch eine flirrend darüber gemalte, mehr ahn- als sichtbare Anmutung gefährlichen Geschehens. Johannes Wohnseifer: | Spam Painting #46, 2007, Acryl, Lack auf Aluminium Der Begriff der Malerei ist heute nicht mehr allzu eng gefasst, auch das Zitat und selbst die Installation können dazu gehören. Victor Man kombiniert Materialien an der Wand oder zeigt Raumbilder: Drei Mäntel, mit blau-gelbrotem Stoff (der rumänischen Flagge) gefüttert, hängen auf einem gelben Garderobenständer und bieten sich ganz real zur Farbwahrnehmung oder dem Geschichtenausspinnen an. Schön und ein bisschen trivial ist das Wandbild der mexikanischen Aktivistin Minerva Cuevas: Samt vorgehängten Tabletten- Lampen prunkt es mit Drogen im Allgemeinen, Opium im Besonderen und den Pillendrehern von der BASF. In der Zitattradition der Pop-Art malt Johannes Wohnseifer die unendlichen, lästigen Spam-Mail-Angebote zur Penis-Vergrößerung und Eberhard Havekosts Bild „Laub, B07“ referiert auf die Motivwanderungen malerischer Abstraktionen und bringt das Muster einer Camouflage-Jacke ins Bild. Mode auch bei Gunter Reski: Sonnenbrillen und somit die Attitüden des zugleich betonten und verborgenen Blicks sind das wandfüllende Thema bei ihm. Und an dieser comicartig Bild und Schrift mischenden Wandinstallation steht auch ein Satz, der nicht nur für die Kunstkritik gilt: „Die Pickel im Blick machen immer Flecken bei den anderen“. Bis 30. 12. | HAJO SCHIFF Klosterwall 23, T. 322157, www.kunstverein.de KULTUR 12,50 Euro Hamburg 2008 Bis zu 50% sparen mit vielen Ermäßigungsgutscheinen! D 12,50 Euro KULTUR HAMBURG 2008 Neu: viele Extra-Vergünstigungen für Schüler, Studenten, Azubis etc. Genießen Sie die gesamte Kulturvielfalt Hamburgs und sparen gleichzeitig mit jeweils 4 Gutscheinen bis zu 50%! Kabarett/Comedy · Kinder · Kino · Kulturzentren · Literatur Museen · Musik · Theater · Festivals · Freizeit k Erhältlich ab November 2007 k im Buchhandel: ISBN: 978-3-9811807-0-1 in ausgewählten Kulturstätten k Ausstellungen | Kritik o.T. 13 Direktbestellung: Tel. 040. 390 84 81 Fax 040. 390 84 83 www.kulturgutscheine.de DAS IDEALE GESCHENK! Proobjekt ��
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