Stadionzeitung_Nr1_Stuttgart
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Shinji Okazaki<br />
Herr Fortschritt aus Takarazuka mag den Ball und die Bundesliga,<br />
Mainz 05 und seine neuen Mannschaftskollegen. Und vor allem<br />
eines: Fußball spielen und Tore schießen. Am liebsten täglich. Herr<br />
Tuchel aus Krumbach mag Herrn Fortschritt aus Takarazuka. Weil sein<br />
neuer Schützling aus Fernost den Ball und die Bundesliga gern hat,<br />
Mainz 05 und dessen Mannschaft mag, am liebsten täglich Fußball<br />
spielt und Tore schießt. Und: Weil er den Fortschritt nicht nur in<br />
seinem Namen trägt.<br />
Die japanischen Schriftzeichen seines Vornamens<br />
stehen für das, was der Fußballtrainer von Mainz 05<br />
in dem vom VfB <strong>Stuttgart</strong> an den Rhein gelotsten Angreifer<br />
sieht: Shin für Fortschritt,<br />
Ji für<br />
H e r r .<br />
Und<br />
w e i l<br />
Shinji<br />
Okazaki<br />
nicht<br />
irgendein<br />
Neuzugang,<br />
sondern, so Tuchel,<br />
„für uns ein<br />
absoluter Ausnahmespieler“<br />
ist, lobt ihn sein neuer<br />
sportlicher Vorgesetzter in den<br />
höchsten Tönen. Schon bevor er auch<br />
nur ein einziges Pflichtspiel für seinen<br />
neuen Verein absolviert hat: „Für uns ist<br />
er eine außergewöhnliche Verpflichtung. Shinji ist<br />
absoluter Stammspieler in der japanischen Nationalmannschaft<br />
und hat in den vergangenen beiden Jahren<br />
beim VfB <strong>Stuttgart</strong> sehr auffällige Leistungen gebracht. Es macht<br />
mich stolz, dass wir diese Chance nutzen konnten und jetzt einen solchen<br />
Spieler in unseren Reihen haben. Aus meiner Sicht ist er ein sehr<br />
flexibler Stürmer, der sowohl allein im Zentrum, als Doppelspitze oder<br />
als Außenstürmer eingesetzt werden kann. Er kann intensiv angreifen<br />
und verteidigen und trägt diese Mentalität tief in sich. Damit ist er prädestiniert<br />
für unser schnelles Spiel in die Spitze, aber auch für unser<br />
frühes Arbeiten gegen den Ball.“<br />
Zweifellos ein Fortschritt für die Nullfünfer, dass ihrem Neuen die von<br />
Trainer Tuchel geforderten Tugenden praktisch bereits im Blut liegen.<br />
Doch auch der 27-Jährige soll Fortschritte machen. In puncto Tore<br />
schießen. Denn ausgerechnet bei seiner Lieblingsbeschäftigung<br />
haperte es zuletzt. Zumindest in der Bundesliga.<br />
In der Nationalelf trifft der 1,74 Meter große<br />
Stürmer mit dem starken Kopfballspiel praktisch nach Belieben,<br />
schoss für den Asienmeister zuletzt zwei Treffer beim<br />
Confederations Cup in Brasilien. Beim 1:2 gegen Mexiko. Und<br />
zum zwischenzeitlichen 3:3-Ausgleich bei der 3:4-Niederlage<br />
gegen Italien. Gegen zwei internationale Spitzenteams, gegen die<br />
Okazaki seine Spitzenklasse einmal mehr unter Beweis stellte.<br />
In der Bundesliga lief es für den Japaner nicht ganz so gut. Vielmehr<br />
herrschte eine beinahe schon eine für ihn ungewohnte Torflaute. Okazaki<br />
zweifelte. An sich und seiner Torgefahr. Zumindest in der vergangenen<br />
Spielzeit, als der 66-fache Nationalspieler (32 Tore), der im Januar 2011<br />
von Shimizu S-Pulse nach <strong>Stuttgart</strong> wechselte, in 25 Bundesliga-Partien<br />
im VfB-Trikot einen einzigen Treffer erzielte. „Dennoch ist Shinjis Potenzial<br />
offensichtlich. Er war immer wesentlicher Bestandteil unserer Gegneranalyse,<br />
weil er in die Tiefe geht, extrem torgefährlich ist und als<br />
Vorbereiter glänzt. Ich bin davon überzeugt, dass wir ihn in die Situation<br />
bringen, viele Tore für uns zu machen“, sagt Tuchel. Bewusst positiv<br />
gestimmt. Weil er an den Fortschritt glaubt. Bei und dank Okazaki. Im<br />
Wissen, dass der neue 05er ehrgeizig an sich arbeitet: „Mein Ziel ist es<br />
immer, für meine Mannschaft Tore zu erzielen. Das hat im vergangenen<br />
Jahr in <strong>Stuttgart</strong> nicht sehr gut geklappt. Meine Chancenverwertung<br />
war schwach, weil ich das Vertrauen des Trainers nicht mehr hatte, oft<br />
von der Bank gekommen bin und deshalb auch mein Selbstvertrauen<br />
verloren habe. In der Nationalmannschaft sieht man, wie ich treffen<br />
kann, wenn ich selbstbewusst bin. Und dieses Selbstvertrauen“, sagt<br />
der Japaner, „will ich mir nun auch in Mainz holen.“<br />
Um die letzten Zweifel zu beseitigen. Am liebsten schon heute. In der<br />
Coface Arena, für die Nullfünfer. Gegen den VfB <strong>Stuttgart</strong>. Okazakis<br />
Ex-Club, bei dem er zum Ende der vergangenen Saison immer mehr aufs<br />
Für uns ist er eine außergewöhnliche Verpflichtung.<br />
Es macht mich stolz, dass wir diese Chance nutzen konnten<br />
und jetzt einen solchen Spieler in unseren Reihen haben.”<br />
Thomas Tuchel, 05-Coach<br />
Abstellgleis geriet. Shinji wollte nicht mehr. Und die Schwaben ließen<br />
den japanischen Nationalstürmer ziehen. „Für die zwei Jahre in <strong>Stuttgart</strong>“,<br />
sagt Okazaki, „bin ich sehr dankbar. Aber jetzt will ich meine<br />
Stärke gegen sie zeigen. Und für Mainz den Sieg holen.“<br />
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