Erste Wahl Ballgefühl. Christoph Moritz bringt seine fußballerischen Qualitäten hauptsächlich im (defensiven) Mittelfeld ein. 18
Christoph Moritz Christoph Moritz bleibt ganz ruhig. Was soll er auch anderes machen? Der Techniker auf dem Dach seines Domizils in Hechtsheim braucht eben einen kleinen Moment länger, um die Satellitenschüssel in Gang zu bekommen. Kein Problem für den Mittelfeldspieler von Mainz 05. Denn der 23-Jährige hat die Ruhe weg. Und gut Ding will eben Weile haben. Im Privaten wie auch im Beruflichen. Auch auf dem Trainingsgelände der Nullfünfer bleibt der Neuzugang vom FC <strong>Schalke</strong> 04 die Ruhe selbst. Was soll er auch anderes machen? Schließlich lief es in den ersten Bundesliga-Spielen – mit Ausnahme der vergangenen Partie in Hannover – alles andere als schlecht für sein Team. Die Konkurrenz auf Moritz‘ angestammter Position als defensiver Mittelfeldspieler schwächelte keineswegs. Deshalb hat der ehemalige Junioren-Nationalspieler die Ruhe weg. Und lässt sein Streben nach einem Stammplatz eben Weile haben. „Natürlich will ich immer lieber selbst spielen“, sagt Moritz, „auf der Bank zu sitzen, ist natürlich nicht einfach. Ich hatte bisher aber nicht das Gefühl, dass ich zu hundert Prozent besser bin als die Jungs, die gerade auf dem Feld stehen. Und dann bin ich zu sehr Fan unserer Mannschaft, als dass ich sofort Stunk machen würde, wenn ich mal nicht spiele. Es nützt schließlich nichts, zu meckern, wenn man mal nicht spielt. Denn wenn ich spiele, sitzen andere ja schließlich auch auf der Bank. Und ich will auf der Bank ja auch nicht den Eindruck erwecken, dass ich meinen Teamkollegen bei ihren Einsätzen Pech wünsche.“ Ein Teamplayer wie er im Buche steht. Einer, der für die Mannschaft arbeitet, ackert, rackert, weite Wege geht. Dahin, wo es wehtut. Kein Problem für den gebürtigen Gladbecker. Solange er auf dem Platz steht oder zumindest fit ist. Denn wirklich weh getan hat Moritz bisher keines seiner 58 Bundesligaspiele. Vielmehr schmerzte die lange Leidenszeit auf <strong>Schalke</strong>, wo er als damals 19-Jähriger einen steilen Karriere-Start auf den Rasen zauberte, unter Trainer Felix Magath 2009/10 zum Shootingstar avancierte. 40 Erstliga-Partien absolvierte Moritz. Bis zum großen Knick, bis zum 23. November 2010. Bis zu jenem Moment, als sich Moritz eine Schulterverletzung zuzog. Und die Leidenszeit des Mittelfelddynamikers begann. Erst schmerzte die Schulter, dann bereitete die Patellasehne langwierige Probleme. Der Körper streikte, die Karriere stagnierte. Moritz, der sich erst mit 16 Jahren mit dem Wechsel ins Leistungszentrum von Alemannia Aachen für den Schritt in Richtung Profitum entschieden hatte, dachte bereits vier Jahre später über eine Laufbahn als Sportjournalist nach. Um doch auf die Zähne zu beißen und sich durchzukämpfen: „Dieses eine Jahr Verletzungspause“, sagt Moritz, „war wirklich extrem. Jeden Tag in die Reha zu müssen, ständig ohne Ball zu arbeiten und die ganze Zeit im Kraftraum zu sein, war wirklich schlimm. Das ist immer noch das einzige, was mich am Training stört.“ Erholt hat er sich von der langen Leidenszeit in Gelsenkirchen eigentlich nie. Mehr als einige sporadische Einsätze waren für den im 3000-Seelen-Ort Arnoldsweiler bei Düren aufgewachsenen 23-Jährigen nicht mehr drin. Ganze sechs Bundesligaspiele absolvierte der siebenfache Getunnelt. U-21-Nationalspieler noch in In den Auswärtsspielen in der vergangenen Saison. Vier Freiburg (2:1) und Hannover (1:4) davon als Einwechselspieler. stand Christoph Moritz in der Blieb nur, den Verein zu wechseln. Und in die Fußstapfen Mainzer Startelf. seines Kumpels Lewis Holtby zu treten, mit dem Moritz schon als B-Junior bei Alemannia Aachen kickte, ihm später zu den Königsblauen folgte, gegen die er heute wieder auf dem Platz steht. „Mein Wechsel nach Mainz“, sagt der zentrale Mittelfeldspieler, der bereits im Februar einen Vierjahresvertrag unterschrieben hatte, „war daher kein Zufall. Ich habe mich für den Verein entschieden, der sich am meisten um mich bemüht hat. Und Lewis hat mir außerdem nur Gutes über die Nullfünfer erzählt.“ Über das positive Umfeld, das abwechslungsreiche Training. Und über die Chancen, sich weiterzuentwickeln. Die sieht auch Moritz, sagt nach seiner langen Leidenszeit aber, dass „ich eigentlich nur so viel wie mög- Mein Wechsel nach Mainz war kein Zufall. Ich habe mich für den Verein entschieden, der sich am meisten um mich bemüht hat.” Christoph Moritz lich spielen und gesund bleiben will“. Ganz ruhig, ganz bescheiden. Dass Nullfünfer-Trainer Thomas Tuchel ihm zutraut, schnell in eine Führungsrolle zu wachsen, nimmt er eher zurückhaltend zur Kenntnis: „Ich trete hier nicht als Lautsprecher auf. Auf dem Platz“, sagt Moritz, „gebe ich schon die nötigen Kommandos.“ Ruhig und besonnen – aber dennoch bestimmt. 19