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Stadionzeitung_Nr7_Frankfurt

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Der Eine gehörte zu den legendären Deutschen Amateurmeistern von 1982, der Andere feierte 22 Jahre später als Torwarttrainer den<br />

Aufstieg in die Fußball-Bundesliga. Beide hüteten weit über ein Jahrzehnt lang das Mainzer Tor, gehörten jener Generation an, die<br />

1988 und 1990 den Sprung in die Zweite Liga schaffte: Manfred Petz und Stephan Kuhnert. Und einer, der früher mit ihnen die Umkleidekabine<br />

teilte, schreibt vor dem Wiedersehen beim Derby über die Ex-Kollegen und heutigen Torwarttrainer von Mainz 05 und<br />

Eintracht <strong>Frankfurt</strong>: Guido Schäfer griff für den Nullfünfer mal wieder zur Feder.<br />

Text: Guido Schäfer<br />

In Rheinhessen.<br />

Stephan Kuhnert kümmert<br />

sich seit 1998 um die Mainzer<br />

Torhüter.<br />

Wenn Fußballer Spitznamen bekommen<br />

und ein Leben lang unter diesen firmieren, haben<br />

sie es in die Herzen der Fans geschafft. Siehe Katze<br />

Kuhnert und Moppes Petz.<br />

Die Katze schlich 1987 von Wormatia Worms zu<br />

Mainz 05, hatte Locken, Sonne im Herzen, einen<br />

flauschigen Schnurrbart, eine eifersüchtige Gattin<br />

und die weißesten und dünnsten Torwart-Beine, die<br />

ich je gesehen habe. Wenn Kuhni bei einem Abendspiel<br />

seine Stecken frei machte, wurde das Flutlicht<br />

eigentlich überflüssig. 1987 war Manfred, den alle nur Moppes nannten<br />

und nennen, schon zehn Jahre ein Nullfünfer, gehörte zum Inventar und den<br />

hochdekorierten Deutschen Amateurmeistern von 1982. Ein Phänomen, der<br />

In Hessen.<br />

Moppes Petz ist seit<br />

Sommer 2011 für<br />

die Eintracht-Keeper<br />

verantwortlich.<br />

Mann! Kam nie zu spät ins Training, war nie krank oder verletzt,<br />

verließ die Kabine nie ungefönt, war immer flüssig und<br />

hatte immer Hunger und gute Laune.<br />

Vergleich zweier Unikate: Moppes war ein extrem ehrgeiziger<br />

und guter Torhüter. Kuhni war ein extrem ehrgeiziger und sehr<br />

guter Torhüter.<br />

Kuhni erfand das heute von allen Klasseleuten zelebrierte<br />

Verhalten in Eins-gegen-Eins-Duellen. Lange warten, groß<br />

bleiben, Beinchen einklappen, notfalls Stirn und Kinnlade<br />

bieten und so weiter. An dem Hund kamst du auch im Training<br />

ums Verrecken nicht vorbei. Außerdem war Kuhni der<br />

erste lizenzierte Elfmeter-Töter. Bei Elfern entscheidet das<br />

Bauchgefühl – kam dem liebenswerten Nordhessen mit der<br />

verwegenen Frisur entgegen. Wenn die Katze nicht gerade in<br />

irgendwelchen Kellern Stromzähler ablas, sich das Knie verrenkte<br />

oder seine krummen Finger brach, war er als Nummer<br />

1 vom Rhein gesetzt.<br />

Wenn er nicht konnte, kam die Nummer 2<br />

vom Rhein, Moppes, in den Kasten. Moppes<br />

war nicht groß, war eher klein, behauptete<br />

aber nicht ohne Grund, auf der<br />

Linie einer der Besten zu sein. Der Gute<br />

hatte Reaktionen, die man ihm nicht zutraute.<br />

Und er ruhte am liebsten in sich<br />

selbst. Als der liebe Gott das Selbstvertrauen<br />

verteilte, sprang Jung-Manfred<br />

von der dritten in die erste Reihe. Breitbeinig.<br />

Mich verbinden viele Jahre und noch<br />

mehr Geschichten mit den beiden so unterschiedlichen<br />

Typen.<br />

Hier der lange Dürre aus Baunatal. Der<br />

keine vollen Biergläser sehen konnte,<br />

mehr OP-Narben als Rambo I bis IV hat,<br />

im eigenen Fünfmeterraum gerne nonchalant<br />

zum Dribbling ansetzte, quarzte<br />

und sich trotz Ebbe in der Kasse eine<br />

sündteure Harley Davidson ans dünne Bein band.<br />

Da der kompakte und waschechte Meenzer Moppes, der mit einem Tom-<br />

Selleck-Schnurrbart auf die Welt kam, dort nie einen Tropfen Alkohol trank,<br />

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