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Der dressierte Mann - WikiMANNia

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Die weibliche Libido<br />

Die weibliche Sexualität bereitet den Männern Unbehagen. Denn sexuelle Erregbarkeit und Orgasmus lassen<br />

sich bei der Frau - ganz im Gegensatz zum <strong>Mann</strong> - schwer kontrollieren. Die Männer sind also bei ihren<br />

Untersuchungen hauptsächlich auf jene Informationen angewiesen, die ihnen die Frauen freiwillig zukommen<br />

lassen. Und da eine Frau an wissenschaftlich exakten Ergebnissen in keiner Weise interessiert ist<br />

und immer nur an den nächstliegenden Vorteil denkt, wird sie immer nur gerade das aussagen, was ihr in<br />

dieser oder jener speziellen Situation opportun erscheint. Deshalb führen die vielen Untersuchungen - etwa<br />

über die Frigidität der Frau, über ihre Genußfähigkeit beim Geschlechtsakt, ob sie einen mit dem des <strong>Mann</strong>es<br />

vergleichbaren Orgasmus hat - zu genau entgegen gesetzten Resultaten (es sei unterstellt, daß auch<br />

Masters & Johnson die Durchschnittsfrau nicht auf ihren Prüfstand bekamen). <strong>Der</strong> <strong>Mann</strong> schwankt daher<br />

zwischen der Annahme, die Frau habe überhaupt keinen Sexualtrieb, und alles sei nur Komödie, und der<br />

Furcht, sie sei in Wirklichkeit viel potenter als er (und verschweige ihm das aus Mitleid), ständig hin und<br />

her. Um sich Gewißheit zu verschaffen, arbeitet er immer neue, noch besser ausgeklügelte Fragen und Fragebogen<br />

aus, in der selbstverständlichen Erwartung, die Frauen beantworteten sie im Dienst der höheren<br />

Sache gewissenhaft. Eine trügerische Erwartung!<br />

Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo in der Mitte: Die Frauen sind zwar nicht wild auf Geschlechtsverkehr<br />

(sonst gäbe es sicher mehr männliche Prostitution), andererseits ist ihnen der Geschlechtsakt auch<br />

nicht verhaßt, wie oft behauptet wird.<br />

Die Frau existiert auf einem animalischen Niveau, sie ißt gern, trinkt gern, schläft gern, und auch Sex gefällt<br />

ihr - vorausgesetzt, sie versäumt dadurch nichts Besseres und muß sich dafür nicht übermäßig anstrengen.<br />

Im Gegensatz zum <strong>Mann</strong> würde sie nie größere Strapazen auf sich nehmen, um einen Partner ins<br />

Bett zu bekommen: Wenn sie ihn aber schon in ihrem Bett hat (und wenn sie nicht gerade eine kosmetische<br />

Großaktion beabsichtigt oder im Fernsehen ein Programm läuft, das sie gern sehen würde), ist sie -<br />

vorausgesetzt, dieser <strong>Mann</strong> übernimmt die aktive Rolle - dem Geschlechtsverkehr durchaus nicht abgeneigt.<br />

Denn auch die schöne Bezeichnung »aktiv« für den männlichen Part und »passiv« für den weiblichen<br />

kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß sich die Frau auch im Bett - wie sonst überall im Leben -<br />

vom <strong>Mann</strong> bedienen läßt. Auch wenn er dem <strong>Mann</strong> Lust verschafft, ist der Geschlechtsakt doch letzten<br />

Endes nichts weiter als eine Art Service an der Frau, bei dem der <strong>Mann</strong> der bessere Liebhaber ist, der einer<br />

Frau geschickter rascher und länger Lust verschafft.<br />

Weil die Männer zumindest ahnen, daß eigentlich sie diejenigen sind, die während des Geschlechtsakts<br />

mißbraucht werden, hatten sie schon immer eine gewisse Angst vor der weiblichen Libido. Man findet<br />

diese Angst in vielen Riten vergangener Kulturen, in den philosophischen Werken Schopenhauers, Nietzsches,<br />

in den Romanen Baudelaires, Balzacs, Monther-lants, in den Dramen von Strindberg, Tennessee<br />

Williams, O'Neill. Doch seit der Erfindung der Geburtenkontrolle durch Ovulationshemmer - der sogenannten<br />

Anti-Baby-Pille - hat diese Angst hysterische Formen angenommen. Es werden ganze Bücher darüber<br />

geschrieben, ob und wie sehr der <strong>Mann</strong> die Frau in sexueller Hinsicht fürchten müsse, ganze Zweige<br />

der Publizistik leben davon, den Männern Ratschläge für eine überlegene Rolle im Geschlechtsverkehr zu<br />

verkaufen.<br />

Denn mit der Erfindung der medikamentösen Empfängnisverhütung hat sich der <strong>Mann</strong> (natürlich hat er<br />

diese Erfindung gemacht) des einzigen Triumphs beraubt, den er bei all seiner sexuellen Abhängigkeit von<br />

der Frau noch hatte: Sie war ihm in diesem Punkt in gewisser Weise ausgeliefert. Jetzt ist sie plötzlich<br />

auch hier überlegen: Sie kann Kinder haben, soviel, sowenig und von wem sie will (also möglichst von<br />

einem Reichen), und auch wenn sie keine Fortpflanzungsabsichten hat, kann sie den Geschlechtsakt vollziehen,<br />

sooft es ihr vorteilhaft erscheint.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Mann</strong> kann das nicht. Er hat sich immer den Anschein gegeben, seine sexuelle Potenz sei unendlich<br />

groß, und nur die Zurückhaltung der Frau hindere ihn daran, sie unter Beweis zu stellen. Doch heute muß<br />

er Farbe bekennen, heute kann sich jede Frau in der erstbesten Illustrierten darüber informieren, wie es um<br />

die männliche Potenz bestellt ist. Sie weiß jetzt, wie potent ein <strong>Mann</strong> in einem bestimmten Alter zu sein<br />

hat, ob er nachmittags potenter ist als nachts, ob er vor dem Essen potenter sein sollte als nachher, ob Seeoder<br />

Gebirgsluft seine Potenz steigern, und wie oft hintereinander er in der Lage sein muß, eine Frau zu<br />

befriedigen. Und da die Männer die Statistik nie belügen - der männliche <strong>Mann</strong> lügt überhaupt nicht, Lügen<br />

ist für in ein Eingeständnis der Schwäche -, kann sie sich auf diese Daten hundertprozentig verlassen.<br />

Anhand der Tabellen, welche die Männer für sie ausgearbeitet haben, kann sie die Potenz eines bestimm-<br />

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