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Der dressierte Mann - WikiMANNia

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Willen dazu hat - ausgesprochen schwer, auf die abenteuerliche Welt eines Kindes einzugehen. Sie hat<br />

zwar ein Repertoire läppischer Redensarten zur Unterhaltung sehr kleiner Kinder (»Ei, ei, wer kommt denn<br />

da?«), doch sobald sie älter sind als zwei Jahre und selbst anfangen zu denken, ist es aus. Das sprichwörtliche<br />

Klischee über die gemeinsamen Interessen von Vater und Sohn (der Vater, der nicht von der elektrischen<br />

Modelleisenbahn seines Sohnes lassen kann) gibt es in Bezug auf Mutter und Sohn nicht, ja nicht<br />

einmal in Bezug auf Mutter und Tochter. Wenn sich eine Frau dennoch überwindet und täglich eine halbe<br />

Stunde mit ihrem Kind spielt (»... mehr wäre auch schädlich für seine geistige Entwicklung«), erzählt sie<br />

es überall herum wie eine Großtat (und das mit Recht, denn ein solches Maß an Selbstüberwindung ist für<br />

sie tatsächlich eine Großtat).<br />

Zwei bis drei Kinder erst garantieren materielle Sicherheit, sie lassen die Frau hilflos und erwerbsunfähig<br />

erscheinen, und das Risiko, im Alter ohne Kinder (ohne Enkelkinder) dazusitzen, ohne jemand, der ihr für<br />

die mütterliche Fürsorge seine Reverenz erweisen könnte, wird geringer. Außerdem können die Kinder<br />

miteinander spielen, während sich die Frau ihren »höheren« Vergnügungen, zum Beispiel dem Nähen oder<br />

dem Kuchenbacken, hingibt. Die mütterliche Fürsorge besteht in diesem Fall darin, die Kinder zusammen<br />

in ein Zimmer zu sperren und dieses erst dann wieder zu betreten, wenn sich eines verletzt und laut genug<br />

brüllt.<br />

Hinzu kommt, daß die Erziehung und Dressur von zwei und mehr Kindern viel leichter zu bewerkstelligen<br />

ist als die eines einzigen Kindes. Um den Gehorsam eines einzigen Kindes muß man kompliziert werben,<br />

man muß sich Methoden ausdenken, um es zu übertölpeln (»zu überreden«, »zur Einsicht zu bringen«),<br />

oder man muß es züchtigen (was für die Frau nur lästig sein kann, so daß sie es ihrem <strong>Mann</strong> überläßt).<br />

Mehrere Kinder hingegen erzieht man durch Erpressung. Da sie alle auf die Anerkennung ihrer Mutter<br />

angewiesen sind, genügt es, eines von ihnen ein klein wenig zu bevorzugen, damit die anderen sofort alles<br />

tun, was sie von ihnen verlangt. Jedes Kind lebt in ständiger Furcht, daß ihm die Mutter ihre »Liebe« entziehen<br />

und einem anderen zuwenden könnte, und wenn diese Furcht in der Regel auch keine Zuneigung<br />

zwischen Geschwistern entstehen läßt (als ob die Frauen daran interessiert wären!), so fördert sie doch den<br />

Wettbewerb und somit die Leistung. Und auch später, wenn diese Kinder längst erwachsen sind, werden<br />

sie im Grunde nichts anderes wollen, als sich gegenseitig zu übertrumpfen und vor ihrer Mutter auszustechen.<br />

Die Söhne befriedigen ihren Ehrgeiz im Beruf, die Töchter überbieten sich gegenseitig in der Anhäufung<br />

von Besitztümern. Und von Zeit zu Zeit kehren sie alle immer wieder zu ihrer Mutter zurück (die das<br />

für Sympathiekundgebungen hält und das Interesse der Geschwister aneinander »Familiensinn« nennt), um<br />

auf ihre neuesten Errungenschaften aufmerksam zu machen.<br />

Alle diese Vorteile gelten jedoch nur für eine Zahl von zwei bis drei Kindern. Eine Frau mit mehr als drei<br />

Kindern (in unserer heutigen Zeit meistens aus irgendeinem Versehen heraus oder wegen religiöser Bindungen<br />

des <strong>Mann</strong>es) hat ein paar Jahre lang tatsächlich ziemlich viel zu tun - wenn auch bei freier Arbeitseinteilung,<br />

ohne Verantwortung für den Lebensunterhalt (Verantwortung für Kinder ist den meisten<br />

Frauen ohnehin fremd) und ohne Vorgesetzte. Doch diese erhöhte Aktivität dauert nur so lange, bis das<br />

jüngste Kind das Kindergartenalter erreicht hat, und bietet ihr noch einen kleinen Vorteil: Sie kann sicher<br />

sein, daß sie ihr <strong>Mann</strong>, solange die Kinder nicht erwachsen sind, niemals sitzenläßt. Denn ein <strong>Mann</strong>, der<br />

eine Frau mit vier und mehr Kindern verläßt (und sei es auch nur deshalb, weil er diese Frau einfach nicht<br />

mehr ausstehen kann), gilt in unserer Gesellschaft praktisch als kriminell.<br />

Wie dem auch sei: Wenn die Kinder das Schul- oder Kinderschulalter erreicht haben, ist auch für die kinderreiche<br />

Frau die meiste Arbeit ihres Lebens getan. Sie hat wieder Zeit und oft auch Geld genug, ihr Leben<br />

einigermaßen zu genießen. Sie geht zum Friseur, arrangiert Blumen in Vasen, bestreicht Möbel nach<br />

den Vorschlägen der Frauenzeitschriften bunt und pflegt ihren kostbaren Körper. In den meisten westlichen<br />

Ländern dauert der Schulunterricht fast den ganzen Tag, und in den wenigen, wo es noch keine Ganztagsschulen<br />

gibt, sind die Männer bereits mit dem üblichen Elan dabei, sie zu errichten. Sie haben aufgrund<br />

ihrer Untersuchungen festgestellt, daß Kinder, die nicht den halben Tag lang dem Einfluß ihrer Mütter<br />

ausgesetzt sind, ihre geistigen Fähigkeiten besser entfalten können und somit später leistungsfähiger<br />

sein werden. Die praktische Verwertung dieser Erkenntnis, die sie in keiner Weise als kränkend empfinden<br />

(da sie die »Ehre« des <strong>Mann</strong>es nicht kennen, kann man sie auf diese Art nicht verletzen), liegt also in doppelter<br />

Hinsicht im Interesse der Frauen.<br />

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