Miteinander leben und lernen - Waldorf-net
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Die Rotatherapie<br />
Diese neurophysiologische Übungsbehandlung zielt in sehr sanfter Weise auf eine Harmonisierung des<br />
Muskeltonus des Organismus <strong>und</strong> damit auf die Nachreifung der motorischen Fähigkeiten. Diese sind ein<br />
sehr wichtiges F<strong>und</strong>ament für die gesamte weitere Entwicklung des Kindes. Je stabiler die Basis ist, desto<br />
besser können sich die anderen Entwicklungsbereiche wie Wahrnehmung, Sprache <strong>und</strong> Denken entfalten.<br />
„Rota“ leitet sich von dem Begriff Rotation her <strong>und</strong> beschreibt das wesentliche Element der Übungen, in<br />
denen es um die Drehung des eigenen Körpers im Raum <strong>und</strong> um die Verdrehung der Wirbelsäule um ihre<br />
Längsachse geht. Die Übungen werden nach Anleitung durch den Therapeuten von den Eltern (zu Hause)<br />
oder gegebenenfalls von dem Klassenhelfer mit dem Schüler durchgeführt.<br />
3.3 Die Finanzierung<br />
Die genannten Therapien werden fast ausnahmslos nicht von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet, so<br />
dass sie zum größten Teil durch einen solidarischen Therapiebeitrag der Elternhäuser finanziert werden.<br />
Davon werden die Therapeuten <strong>und</strong> die Schulärztin, die von Eltern <strong>und</strong> Lehrern beratend hinzugezogen<br />
werden kann, bezahlt.<br />
Wünschenswert ist, dass mit jedem Schüler alle 2 bis 3 Schuljahre eine Therapieeinheit von 10 bis 12<br />
Wochen durchgeführt werden kann, um in den verschiedenen Entwicklungsphasen jeweils neue Impulse<br />
setzen zu können.<br />
Da die verschiedenen Therapieformen jede für sich sehr vielseitig einsetzbar sind, hängt die Verteilung der<br />
Therapiekontingente vor allem von den zur Verfügung stehenden Therapeuten <strong>und</strong> den finanziellen Mitteln<br />
ab.<br />
3.4 Die Umsetzung<br />
Alle Schüler/innen können von den Eltern oder den Klassenlehrer/innen in Absprache mit den Eltern für eine<br />
Therapie angemeldet werden. Die Anmeldung ist schriftlich an den Schularzt zu richten, der daraufhin,<br />
soweit noch nicht geschehen, den/die Schüler/in untersucht. Anschließend wird durch die Mitglieder des<br />
Therapiekreises gemeinsam entschieden, welche Therapie er/sie erhalten soll.<br />
Die Heileurythmie, Chiropho<strong>net</strong>ik <strong>und</strong> Rota-Therapie sind für eine tiefgreifende <strong>und</strong> anhaltende Wirkung<br />
wesentlich darauf angewiesen, dass die Eltern die angeleiteten Übungen zu Hause fortführen.<br />
4 Unsere Sozialgestalt<br />
4.1 Was heißt Sozialgestalt?<br />
Unsere Schule ist, wie jede <strong>Waldorf</strong>schule in Deutschland, eine Schule in freier Trägerschaft. Die<br />
Pädagogik, aber auch die Verwaltung <strong>und</strong> die wirtschaftliche Verantwortung für den gesamten<br />
Schulkomplex liegt nicht in der Hand öffentlicher Körperschaften (meist Kommune als Schulträger; Land als<br />
Schulaufsicht, Personalkostenträger <strong>und</strong> Gestalter der Unterrichtsvorgaben), sondern in der Verantwortung<br />
einer lokalen Gemeinschaft, die nicht privatwirtschaftliches Gewinninteresse verfolgt, sondern als<br />
gemeinnütziger Verein organisiert ist, genauer gesagt als zwei Vereine. Denn die Bestimmungen zur<br />
Refinanzierung von Schulgebäuden im NRW-Schulgesetz legen nahe, dass es einen Förderverein als<br />
Eigentümer <strong>und</strong> einen Trägerverein als Mieter gibt. Diese Trennung hat also einen äußerlich-juristischen<br />
Gr<strong>und</strong>. Was wir als einheitliche Schulgemeinschaft meinen, drückt sich dann auch im gemeinsamen Tagen<br />
von Mitgliederversammlung <strong>und</strong> Vorstand aus.<br />
Wie aber laufen Entscheidungsfindungsprozesse in diesen eher von außen gegebenen Strukturen?<br />
Die „Erfindung“ der <strong>Waldorf</strong>schule im Jahr 1919 war nicht nur eine pädagogische, sondern auch eine soziale<br />
Innovation, die bis heute wirkt <strong>und</strong> zukunftsträchtig ist. Sie geschah im Zusammenhang mit Steiners Ideen<br />
zur „Dreigliederung des sozialen Organismus“. Mit diesen Ideen wollte Steiner nach der Katastrophe des 1.<br />
Weltkrieges Perspektiven auf eine positivere soziale Zukunft eröffnen. Ein Element seiner Konzeption war<br />
die Forderung nach einem „freien Geistes<strong>leben</strong>“. Dies bedeutet, dass in allen Lebensbereichen, wo die<br />
Kreativität von Menschen gefragt ist, die Strukturen so gestaltet werden müssen, dass diese Kreativität sich<br />
auch aus<strong>leben</strong> kann. Denn Kreativität ist etwas anderes als das egoistische Verfolgen eigener Interessen <strong>und</strong><br />
verwirklicht sich meist als soziale Intelligenz.<br />
Die <strong>Waldorf</strong>schulen sind Orte, an denen versucht wird, diese Kreativität zu <strong>leben</strong>. Oberstes Prinzip in allen<br />
pädagogischen <strong>und</strong> sonstigen Aufgabenfeldern einer Gemeinschaft ist: Wer eine Aufgabe übernimmt <strong>und</strong><br />
von der Gemeinschaft das entsprechende Vertrauen erhält – wofür u.a. seine Kenntnis der wirtschaftlichen<br />
<strong>und</strong> rechtlichen Rahmenbedingungen unerlässlich ist –, hat auch die Entscheidungskompetenz in diesem<br />
Aufgabenbereich. Dies kann sich auf „Ämter“ einzelner Personen beziehen; doch meistens sind es Gremien<br />
bzw. „Kreise“, die die Vorzüge gemeinschaftlichen Arbeitens nutzen. Innerhalb solcher Kreise wird meist<br />
Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 15