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Der amerikanische Kunstprofessor Sam van Aken<br />
verwendet die alt bekannte Methode des Pfropfens<br />
um etwas völlig Neues zu schaffen. Einen<br />
Baum, an dem bis zu vierzig verschiedene Früchte<br />
wachsen.<br />
Für Sam van Aken wächst mit diesen Bäumen viel mehr<br />
als nur ein Kunstwerk, er schafft sich so seine ganz<br />
persönliche Verbindung zu seiner Vergangenheit und<br />
alter Familientradition.<br />
Ein Obstgarten der New York State Agricultural Experiment<br />
Station verlor 2008 die Finanzierungsmittel und<br />
drohte zu schließen. Das Besondere an dieser Plantage:<br />
Hier wuchsen zahlreiche Bäume die bereits antike<br />
Steinfrüchte trugen. Teilweise waren diese 150 bis 200<br />
Jahre alt. Die Früchte waren bei einer Schließung des<br />
Obstgartens vom Aussterben bedroht.<br />
Sam Van Aken nahm sich ein Herz und kaufte die Bäume<br />
kurzerhand. Da er auf einem Bauernhof aufwuchs,<br />
kannte er sich mit Pflanzen aus und hatte als Künstler<br />
bereits eine Idee, was er mit den vielen verschiedenen<br />
Baumsorten kreieren würde.<br />
Neue Inspiration aus alter Kultur<br />
Mit dem Verlust des elterlichen Hofes aufgrund von<br />
Missernten fing er an zu begreifen, wie sehr seine<br />
Wurzeln in der nun verlorengegangenen Farmertradition<br />
seiner Familie verankert sind. Ihm fiel wieder ein,<br />
wie sein Großvater an einem eisigen Frühjahrsmorgen<br />
einmal einen herunter gefallenen Ast zurück an einen<br />
Pfirsichbaum pfropfte. In diesem Moment wusste er,<br />
wie er Kunst und Farm verbinden wollte: „Ich wollte<br />
etwas schaffen, das die Arbeit meiner Vorfahren widerspiegelt.“<br />
Aus insgesamt über 250 Sorten von Steinfrüchten<br />
suchte der Kunstprofessor heraus, zu welchem Zeitpunkt<br />
die jeweiligen Früchte reif werden. Er begann<br />
damit ein paar Ableger zu einer Stammstruktur zusammenzubauen.<br />
Als dieser Baum dann zwei Jahre alt war,<br />
setze er weitere Ableger an die bisher gewachsenen<br />
Astgabelungen.<br />
Die Technik ist hierzulande als Veredelung bekannt.<br />
Dabei wird ein kleiner Teil des Baums inklusive Rinde<br />
abgetrennt. Wichtig ist, dass auf diesem wenige Zentimeter<br />
langen Stück bereits eine Knospe vorhanden ist.<br />
Dieses Stück wird dann an einen ähnlichen Einschnitt<br />
des zu veredelnden Baumes eingefügt. Um den Zweig<br />
stabil anzubringen, wird er meist mit Klebeband fixiert.<br />
Über den Verlauf eines Winters bleibt der Zweig am<br />
Baum und kann heilen. Wenn alles nach Plan verläuft,<br />
verwächst sich der Ableger mit dem bestehenden<br />
Baum und funktioniert zukünftig als gewöhnlicher Ast.<br />
Nach fünf Jahren und verschiedenen Veredelungen<br />
war der erste Baum mit 40 verschiedenen Früchten<br />
fertig. Auf den ersten Blick sieht der Baum auch nicht<br />
anders aus, als andere Bäume. Erst im Frühling stellt<br />
er seine Besonderheit zur Schau. Ein Farbenmeer mit<br />
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www.spanienaktuell.es - Juli 2017