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PT-Magazin_04_2017

Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

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<strong>PT</strong>-MAGAZIN 4/<strong>2017</strong><br />

sich in einer fast schon unfassbaren<br />

Geschwindigkeit. Weltweit finden täglich<br />

eine Milliarde Aufrufe statt, davon<br />

mehr als die Hälfte über Mobilgeräte.<br />

Konsumenten sind neue<br />

Programmmacher<br />

Die Veränderung der Sehgewohnheiten<br />

hat natürlich sehr viel mit der digitalen<br />

Revolution zu tun. Datenmengen<br />

können viel schneller und in viel größerem<br />

Umfang übertragen werden. Sie<br />

machen das klassische Endgerät, den<br />

Fernseher, nicht mehr zum ausschließlichen<br />

Abspielgerät, sondern nur noch<br />

zu einem unter vielen. Der Laptop, das<br />

Smartphone oder das Tablet ersetzen<br />

den Fernseher immer mehr. Letztlich<br />

entscheiden nicht mehr die Programmdirektoren<br />

bei ARD und ZDF darüber,<br />

wann eine Sendung konsumiert wird,<br />

sondern die Nutzer schlüpfen in diese<br />

Rolle und sehen eine Sendung, wenn sie<br />

dafür Zeit und Muße haben.<br />

Politik reagiert mit Regulierung<br />

Doch die persönlichen und statistischen<br />

Marktuntersuchungen sind eigentlich<br />

nicht notwendig, um den Wandel im<br />

Medienverhalten der Bürger zu beurteilen.<br />

Dafür reicht es, wenn man die Regulierungsversuche<br />

der Politik betrachtet.<br />

So hat jetzt das EU-Parlament eine Mindestquote<br />

von 30 Prozent für europäische<br />

Filmproduktionen für Streamingdienste<br />

verlangt. Man befürchtet einen<br />

Überhang amerikanischer Produktionen<br />

zulasten der europäischen Filmindustrie.<br />

Das erinnert sehr stark an politische Vorstöße<br />

im eigenen Land, Mindestquoten<br />

für deutschsprachige Musik im Radio zu<br />

verlangen.<br />

Dahinter steckt eine Industriepolitik,<br />

die durch Quoten heimische Industrien<br />

schützen will. Quoten sind Ruhekissen,<br />

sie schützen nicht, sondern machen<br />

Industrien träge und faul. Aber nicht<br />

nur das. Dieser Vorschlag ist auch ein<br />

Ausdruck des Nanny-Staates. Wer nicht<br />

europäische Filme als Konsument nachfragt<br />

oder deutsches Liedgut im Radio<br />

hören will, der wird dazu genötigt. Nicht<br />

der Konsument entscheidet darüber,<br />

was gespielt und angeboten wird, sondern<br />

fürsorgliche Politiker, Parlamente<br />

und Regierungen.<br />

Quoten bedrohen Freiheiten<br />

Die Landesmedienanstalt in Nordrhein-<br />

Westfalen will jetzt bestimmte YouTube-<br />

Kanäle regulieren und verlangt von<br />

diesen Kanälen eine eigene Rundfunklizenz.<br />

Die audiovisuellen Medien seien<br />

grundsätzlich gleich zu behandeln. Für<br />

Plattformen im Netz gälten dieselben<br />

Grundsätze wie für andere Medienunternehmen,<br />

wird der Vorstoß begründet.<br />

Das wäre neben einer Europa-Quote für<br />

Streamingdienste der nächste massive<br />

Eingriff in Freiheit des Nutzers. Gelingt<br />

der Politik, YouTube unter das jeweilige<br />

Landesmedienrecht zu stellen, würde<br />

eine Branche, die auch in Deutschland<br />

dynamisch wächst und in der sich viele<br />

Startups bewegen, in ihren Freiheiten<br />

massiv eingeschränkt. Ob sich Deutschland<br />

überhaupt durch diese Regulierung<br />

abkoppeln kann, wenn YouTube-Produktionen<br />

überall auf der Welt hergestellt<br />

werden können, sei zudem dahingestellt.<br />

Mehr staatlichen Irrweg kann es nicht<br />

geben. ó<br />

Über den Autor<br />

Frank Schäffler ist einer der prominentesten<br />

Vertreter der freiheitlichen Bewegung<br />

in Deutschland. Er war von 2005 bis 2013<br />

Mitglied des Deutschen Bundestages. Sein<br />

Buch „Nicht mit unserem Geld – Die Krise<br />

unseres Geldsystems und die Folgen für<br />

uns alle“ ist Bestseller auf der Liste des<br />

Manager <strong>Magazin</strong>s (11/2014). Gemeinsam<br />

mit Clemens Schneider betreibt er im<br />

Internet „Prometheus – Das Freiheitsinstitut“<br />

- eine Denkfabrik, die sich der Verbreitung<br />

freiheitlichen Denkens widmet.<br />

11<br />

Gesellschaft

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