PT-Magazin_04_2017
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
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Mit Mittelstands-Investments<br />
gegen Zinseinbußen<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 4/<strong>2017</strong><br />
Wirtschaft<br />
© K.-U. Hler - stock.adobe.com<br />
62<br />
Gegen die verordnete Zinsarmut in Europa gibt es ein Erfolgsrezept:<br />
Investments in Unternehmen des Deutschen Mittelstands. Davon profitieren<br />
deutsche mittelständische Unternehmen und Anleger gleichermaßen.<br />
Die letzte Sitzung der europäischen<br />
Zentralbank machte klar: Die EZB<br />
hält an ihrer Nullzins-Politik fest.<br />
Die Zinsen in Europa werden frühestens<br />
ab 2019 steigen. Die EZB ist weiter bereit<br />
„das QE-Programm in Umfang und/<br />
oder Dauer auszuweiten, sollten sich<br />
die Inflationsaussichten oder die Finanzierungsbedingungen<br />
verschlechtern“,<br />
ließ Mario Draghi verlauten. Der EZB-<br />
Präsident betonte sogar, dass man im<br />
Zweifel durchaus die Zinsen auch noch<br />
mal senken könnte. Es dürfte also noch<br />
einige Zeit dauern, bis die Notenbank<br />
tatsächlich erste konkrete Maßnahmen<br />
ergreift, um die Zinsen wieder in eine<br />
andere Richtung zu lenken.<br />
Stimmung und Auftragslage im Deutschen<br />
Mittelstand positiv wie nie!<br />
Niedrige Zinsen, prall gefüllte Auftragsbücher<br />
und eine gute Erwartung der<br />
künftigen Unternehmensentwicklung<br />
unterstreichen die positive Stimmungslage<br />
im deutschen Mittelstand. In der<br />
Frühjahrserhebung des Bankenverbandes<br />
BVR und der DZ Bank habe es seit<br />
dem Start dieser Umfrage vor 22 Jahren<br />
nie ein so positives Ergebnis gegeben,<br />
teilten die genossenschaftlichen Institute<br />
mit.<br />
Das Zinstief kurbelt die Nachfrage<br />
auf dem Bau an, die gute Arbeitsmarktsituation<br />
stützt den privaten Konsum,<br />
wovon etwa der Einzelhandel profitiert.<br />
Rund acht von zehn Mittelständlern wollen<br />
in den nächsten sechs Monaten in<br />
ihr Unternehmen investieren, gut ein<br />
Viertel der Unternehmen will weiteres<br />
Personal einstellen. Beste Voraussetzungen<br />
dafür, dass die Europäische Kommission<br />
dem Deutschen Mittelstand erneut<br />
Bestnoten erteilt. Seit der Finanzkrise<br />
konnte der deutsche Mittelstand seine<br />
Position im europäischen und internationalen<br />
Wettbewerb nachhaltig verbessern.<br />
Fachkräftemangel, Digitalisierung<br />
und Finanzierung bleiben<br />
Dauerthema<br />
Trotz dieser erfreulichen Entwicklung<br />
gibt es auch anspruchsvolle Aufgaben,<br />
die Geschäftsführer in Zukunft meistern<br />
müssen. Eine große Herausforderung<br />
ist die Besetzung von offenen Stellen.<br />
Obwohl ein Drittel der Unternehmen<br />
offene Stellen hat, schaffen es 78 Prozent<br />
nicht mehr, ausreichend qualifizierte<br />
Mitarbeiter zu finden. Im Jahr 2015<br />
waren es 67 Prozent. Als Konsequenz<br />
können die Unternehmen Aufträge nicht<br />
annehmen, deren Umsatz das Mittelstandsbarometer<br />
der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
Ernst & Young im Februar<br />
dieses Jahres auf rund 50 Milliarden<br />
Euro bezifferte. Die Frühjahrserhebung<br />
der DZ Bank kommt zu dem Ergebnis,<br />
dass „sowohl die Digitalisierung als<br />
auch der fortschreitende Altersstrukturwandel<br />
in den nächsten Jahren für eine<br />
kontinuierliche Verschärfung dieses Problems<br />
sorgen werden“. Der Fachkräftemangel<br />
wird immer mehr zum Engpass.<br />
Investitionen in neue Maschinen<br />
und die Digitalisierung, in die Aus- und<br />
Weiterbildung von Mitarbeitern, in Forschung<br />
und Entwicklung sowie in den<br />
zielgerichteten Aufbau neuer Märkte<br />
müssen finanziert werden. Der „Finanzmonitor“<br />
der vom digitalen Kreditmarktplatz<br />
creditshelf zusammen mit der TU<br />
Darmstadt Ende Mai veröffentlicht<br />
wurde, zeigt den Ernst der Lage. „Kleine<br />
und mittlere Firmen haben zuletzt eher<br />
wenig von der angeblichen Kreditschwemme<br />
gespürt und erwarten auch<br />
jetzt nicht, bei der Kreditaufnahme von<br />
der immer noch anhaltenden Niedrigzinsphase<br />
zu profitieren“, fasst Prof. Dr.<br />
Dirk Schiereck von der TU Darmstadt<br />
die aktuelle Situation zusammen. „Im<br />
Gegenteil: 64 Prozent der für die Studie<br />
befragten Betriebe halten künftig sogar<br />
noch schwierigere Kreditkonditionen<br />
durch steigende Zinsen für wahrscheinlich,<br />
67 Prozent fürchten dies als Folge<br />
einer verschärften Regulierung und 63<br />
Prozent aufgrund einer restriktiveren