05.07.2017 Aufrufe

Barrieren abbauen! Bedarfsanalyse zur Teilhabe von Frauen mit Migrationshintergrund am Hamburger Arbeitsmarkt

Barrieren abbauen! Ausgangslage für die Erstellung dieser Studie bildeten die Beratungserfahrungen des BQM-Teams sowie die der migrantischen Frauennetzwerke, die immer wieder zu der Annahme geführt haben, dass Frauen mit Migrationshintergrund auf dem Arbeitsmarkt unterrepräsentiert sind und viele Unternehmen sie noch nicht als Fachkräftepotenzial wahrnehmen. Im Zentrum der Studie steht unter anderem die Fragestellungen nach dem Grund dieser Unterrepräsentation von Frauen mit Migrationshintergrund auf dem Hamburger Arbeitsmarkt und welche Empfehlungen die Interviewpartner/-innen zur Veränderung arbeitsmarktpolitischer Rahmenbedingungen haben. Zudem wird aufgezeigt, welche kompensatorischen Maßnahmen notwendig sind, um Frauen mit Migrationshintergrund stärker in Arbeit zu bringen, und welche Gelingensbedingungen für eine professionelle Beratung dieser Zielgruppe zu Arbeit und beruflicher Bildung geschaffen werden müssen.

Barrieren abbauen!
Ausgangslage für die Erstellung dieser Studie bildeten die Beratungserfahrungen des BQM-Teams sowie die der migrantischen Frauennetzwerke, die immer wieder zu der Annahme geführt haben, dass Frauen mit Migrationshintergrund auf dem Arbeitsmarkt unterrepräsentiert sind und viele Unternehmen sie noch nicht als Fachkräftepotenzial wahrnehmen. Im Zentrum der Studie steht unter anderem die Fragestellungen nach dem Grund dieser Unterrepräsentation von Frauen mit Migrationshintergrund auf dem Hamburger Arbeitsmarkt und welche Empfehlungen die Interviewpartner/-innen zur Veränderung arbeitsmarktpolitischer Rahmenbedingungen haben. Zudem wird aufgezeigt, welche kompensatorischen Maßnahmen notwendig sind, um Frauen mit Migrationshintergrund stärker in Arbeit zu bringen, und welche Gelingensbedingungen für eine professionelle Beratung dieser Zielgruppe zu Arbeit und beruflicher Bildung geschaffen werden müssen.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

9.2.2 Ausbau <strong>von</strong> WeiterbildunGSmöglichkeiten<br />

für hoch<br />

Qualifizierte <strong>Frauen</strong><br />

Die Weiterbildungsmaßnahmen für hoch qualifizierte<br />

<strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Migrationshintergrund</strong> sollten laut Mehrheit<br />

der Berater/-innen ausgebaut werden.<br />

coachen und über ein breites Netzwerk branchenspezifischer<br />

Unternehmenskontakte verfügen. Notwendig<br />

sind Projekte, die Bewerberinnen und Unternehmen<br />

passgenau zus<strong>am</strong>menführen und den Rekrutierungsbeziehungsweise<br />

Bewerbungsprozess möglichst bis nach<br />

Beendigung der Probezeit aktiv begleiten.<br />

Viele arbeiten <strong>mit</strong> akademischen Abschlüssen in<br />

Putzjobs. Eine Akademikerin, die Management<br />

studiert hat, hat sich jetzt entschieden, in einem<br />

Drogeriemarkt zu arbeiten, um ihr Deutsch aufzubessern<br />

(XVIII-2).<br />

Für <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Migrationshintergrund</strong>, die akademische<br />

Abschlüsse im geisteswissenschaftlichen Bereich <strong>mit</strong>bringen<br />

und bereits über 40 Jahre alt sind, bedarf es<br />

neuer Qualifizierungs- und Beratungsangebote, die<br />

ihnen den Wiedereinstieg ins Berufsleben erleichtern:<br />

Angebote für ältere <strong>Frauen</strong> fehlen. Im Projekt ‚Sozialpädagogische<br />

Ausbildung für Migrantinnen‘ an der<br />

Berufsfachschule für Sozialpädagogik haben wir nicht<br />

ausreichend Plätze. Die <strong>Frauen</strong>, die Geistes wis senschaf<br />

ten studiert haben, können hier in solchen<br />

Bereichen nicht tätig werden. Eine afghanische Journalistin<br />

und Lehrerin findet hier keine Arbeit (XIX-8).<br />

Zudem wird vorgeschlagen, ein duales Studium für<br />

Erwachsene ab 40 Jahren anzubieten. Ausbildung,<br />

Arbeit und Förderung könnten hier sehr gut verbunden<br />

werden (XXI-8).<br />

9.2.3 Matching-Plattformen<br />

Schließlich fehlt es an Matching-Plattformen und<br />

Jobbörsen, etwa im technischen Bereich: Einige Unternehmen<br />

haben einen großen Bedarf an Ingenieurinnen<br />

und Ingenieuren. Ihre Rekrutierungsstrategien zielen<br />

jedoch nicht auf <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Migrationshintergrund</strong>.<br />

Auf der anderen Seite gibt es gut qualifizierte Mi grantinnen,<br />

die über Berufserfahrungen als Ingenieurinnen<br />

verfügen. Möglicherweise sprechen sie noch nicht<br />

perfekt Deutsch, hatten eine längere F<strong>am</strong>ilienpause<br />

oder fühlen sich noch nicht sicher genug, um sich auf<br />

dem deutschen <strong>Arbeitsmarkt</strong> zu bewerben. Unternehmen<br />

und hoch qualifizierte <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Migrationshintergrund</strong><br />

finden bisher trotz des vorherrschenden<br />

Fachkräftemangels noch nicht ausreichend zus<strong>am</strong>men<br />

(X-14, XVII-17). Hilfreich wären hier Stellen, die die<br />

Bewerbungsunterlagen sorgfältig scannen und auf die<br />

Bedarfe der Unternehmen anpassen, Bewerberinnen<br />

9.2.4 F<strong>am</strong>ilienfreundliche QuALIFIzierungs-<br />

und Arbeitsangebote<br />

Um <strong>Frauen</strong> in ihren Lebenssituationen abzuholen und<br />

für die Beteiligung <strong>am</strong> <strong>Arbeitsmarkt</strong> zu gewinnen,<br />

seien, so berichten nahezu alle interviewten Personen,<br />

Sprachkurse, Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

notwendig, die in Teilzeit angeboten werden,<br />

etwa <strong>von</strong> 9:00 bis 14:00 Uhr, zu einer Zeit also, in<br />

der die Kinder betreut sind (XVIII-13). Gute Ansätze<br />

existieren bereits, zum Beispiel bei dem Projekt<br />

„Service stelle Ausbildung in Teilzeit“.<br />

Hilfreiche Maßnahmen in diesem Zus<strong>am</strong>menhang sind<br />

auch Kinderbetreuungsmöglichkeiten im Betrieb,<br />

flexible Betreuungsangebote etwa in Kitas sowie flexible<br />

Arbeitszeiten. Eine interviewte Person fordert<br />

ein Projekt, das es ermögliche, den Realschulabschluss<br />

vor<strong>mit</strong>tags nachzuholen. Die <strong>Frauen</strong> seien nach<strong>mit</strong>tags<br />

durch Kinder und F<strong>am</strong>ilie gebunden (XVIII-3). Eine<br />

fehlende Organisation <strong>von</strong> Kinderbetreuung stelle eine<br />

wesentliche Hürde dar (XXI-5).<br />

Viele der existierenden Angebote seien noch nicht<br />

ausreichend auf die Lebenssituation der <strong>Frauen</strong><br />

zugeschnitten. So sei etwa eine Kombination aus<br />

Deutschkurs, Kinderbetreuung und beruflicher<br />

Qualifizierung notwendig (XVIII-7, XIX-3).<br />

F<strong>am</strong>ilienfreundlich, aber bisher in der Beratung kaum<br />

thematisiert, so eine interviewte Person, seien frei be -<br />

rufliche Tätigkeiten. <strong>Frauen</strong>, die zu ihr in die Beratung<br />

kommen, könnten etwa Iranisch- oder Koch kurse an<br />

der Volkshochschule geben – auch wenn das nur auf<br />

Minijob-Basis ginge. Der Zuverdienst sei dann viel ­<br />

leicht <strong>mit</strong> 200 bis 300 Euro nicht besonders hoch, aber<br />

die <strong>Frauen</strong> würden ihre Deutschkenntnisse ver bes sern<br />

und Berufserfahrung s<strong>am</strong>meln (XVII-11).<br />

Darüber hinaus weisen die interviewten Personen<br />

darauf hin, dass wenige Angebote für Sinti und Roma<br />

existieren. Die Bedarfe dieser Zielgruppe differieren<br />

zum Teil <strong>von</strong> denen anderer Zielgruppen und müssten<br />

gesondert in den Fokus genommen werden.<br />

32

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!