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Alpsommer & Viehscheid 2017

Das Magazin zu Allgäuer Lebensart, Tradition und Freizeit

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PORTRAIT<br />

DER MEISTER DES BOING<br />

ZU GAST BEI ALFRED HÜTTLINGER<br />

Der Ton ist den meisten aus ihrer Kindheit bekannt: Die Sprünge von Grashüpfer Flip<br />

in der Kinderserie »Biene Maja« – klassisch mit einem klangvollen »Boing« untermalt.<br />

Das Instrument dazu, die Maultrommel, kann aber noch viel mehr. Alfred Hüttlinger,<br />

Volksmusiker und Sammler des »Brummeisens«, erzählt von seiner Leidenschaft.<br />

Wenn es um Volksmusik aus dem<br />

Allgäu geht, kommt man an<br />

Alfred Hüttlinger aus Bad Hindelang<br />

nicht vorbei. Seit den 1970er-Jahren<br />

ist er als Musiker und Gestalter neuer Volksmusikstücke<br />

aktiv.<br />

Auf dem Wohnzimmertisch in seinem<br />

Wohnort Bad Hindelang liegen Hüttlingers<br />

knapp 100 Maultommeln aus verschiedenen<br />

Regionen der Welt. Es ist ein Streifzug durch<br />

die verschiedenen Formen und Arten eines<br />

auf den ersten Blick schlichten Instruments.<br />

Hüttlinger selbst ist ein Meister des Instruments<br />

mit dem urigen Klang. »Als zehnjähriger<br />

Bub habe ich zum ersten Mal, völlig<br />

fasziniert, den Klang dieses Urzeitinstruments<br />

gehört. Das war auf einem Markt in<br />

Sonthofen.«<br />

Im bürgerlichen Beruf Steinmetz, steht der<br />

75-Jährige fest auf dem Boden. Er ist nicht<br />

nur leidenschaftlicher Maultrommelspieler,<br />

sondern besitzt verschiedenste Maultrommeln<br />

aus vielen Ländern. Auf Maultrommel-<br />

Weltkongressen tauscht er sich mit Spielern<br />

aus aller Welt aus. »Man täuscht sich, wenn<br />

man die Maultrommel als alpenländisches<br />

Instrument abtut. Auch, wenn das Maultrommelspiel<br />

in Österreich seit 2012 dank<br />

der langen Tradition zum immateriellen<br />

Kulturerbe gehört. Das Instrument an sich<br />

ist uralt und ist neben dem europäischen<br />

Raum weit in Afrika und Asien verbreitet.«<br />

EIN BÜGEL, ZWEI SCHENKEL<br />

Die bekannteste Form der Maultrommel ist<br />

ein Bügel mit zwei Schenkeln, zwischen<br />

denen eine Metallfeder liegt. Den Bügel<br />

nimmt man in die Mundhöhle und versetzt<br />

die Feder mit den Fingern in Schwingung.<br />

Durch Veränderung der Mundhöhle variiert<br />

der Ton ähnlich wie beim Sprechen von Vokalen.<br />

Die Maultrommel ist ein so genanntes<br />

»Bordun-Instrument«, bei dem ein Grundton<br />

während des Spielens einer Melodie gehalten<br />

wird. Maultrommeln bestehen in der<br />

Regel aus Metall oder Bambus.<br />

Hüttlinger ist stolz auf den Besitz einer sehr<br />

kleinen Maultrommel, die man bei Abbrucharbeiten<br />

in Bad Oberdorf in einem<br />

Versteck hinter einem Wandpaneel fand: »Es<br />

war früher nicht unbedingt angebracht, die<br />

Maultrommel öffentlich zu spielen. Es hieß<br />

damals: Die Buben haben die Mädchen viel<br />

zu närrisch gemacht damit, und seit der Zeit<br />

war's verboten.«<br />

DIE MAULTROMMEL IM KONZERT<br />

Seit nunmehr über 40 Jahren musiziert Alfred<br />

Hüttlinger mit der Raffelemusik Hüttlinger-Milz,<br />

in der neben Raimund und<br />

Alexander Milz auch sein Sohn Alfred mitspielt.<br />

Das »Raffele«, die Scherrzither, ist ein<br />

weiteres Instrument, das Alfred Hüttlinger<br />

Die Sammlung von Alfred Hüttlinger<br />

umfasst Maultrommeln aus aller<br />

Herren Länder, wie diese aus Vietnam<br />

Fotos: Alfred Hüttlinger, Thomas Niehörster<br />

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ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2017</strong>

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